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Autoren-Thread : Bretzelburger

Begonnen von Bretzelburger, 26 Januar 2007, 03:22:54

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Hedning

Ich wäre jetzt nicht auf die Idee gekommen, eine Verwandtschaft zwischen Giulio Sacchi und diesen "Schlitzohr"-Rollen von Milian zu sehen. Vielleicht sind alle irgendwie "gerissen", aber das würde auch z. B. auf Milians Rollen in den Sollima-Western passen, oder in "Zwei Companeros" ... Letztlich die typischen Rollen, denen Milian seine Popularität verdankt.

Der Titel "Berserker" ist in der Tat Quatsch, besonders wenn man die Herkunft des Wortes bedenkt und dann ein italienischer Kleingauner so genannt wird :icon_mrgreen:

Fräulein millas Gespür für den Flush

Wo Du grad da bist, Bretzel, mach doch bitte aus Meister Morricone wieder nen Ennio - da ist Dir irgendwie nen Enzo im Kopf rumgespukt.  ;)
"Ist denn die ganze Welt verrückt geworden? Bin ich denn hier der einzige Idiot, dem Regeln noch was bedeuten?"

Zitat von: Dr. Sigi Fraud
Ich habe den Rassismus endgültig besiegt.

Bretzelburger

Danke, habe ich geändert. Die "Verwandtschaft" zwischen Sacchi und Marazzi (deutsch: Das Schlitzohr) ist komplexer als ich es ausgedrückt habe. Milians Rolle in "Der Berserker" gilt als Vorbild für seine Verbrecherrolle "Il gobbo" in "Die Viper", natürlich variiert und in einem anderen Zusammenhang. Obwohl er am Ende von Merli erwischt wird, taucht Milian als "Il gobbo" erneut in "Die Kröte" wieder auf, diesmal mit dem Familiennamen Marazzi, denn Milian spielt hier eine Doppelrolle - "Il gobbo" und "Das Schlitzohr" als Brüderpaar. Und das macht er sehr gut.

pm.diebelshausen

Zitat von: Bretzelburger am  7 Oktober 2012, 17:44:37
Danke, habe ich geändert.

Aber das hast Du vielleicht überlesen:

Zitat von: Hedning am  7 Oktober 2012, 12:41:56
durch Kommissar Grandi (nicht Brandi)

Bretzel und die Namen...   :D
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Bretzelburger

Danke, hatte ich übersehen. Ganz nebenbei - ich finde es super, das ihr mich auf solche Fehler hinweist. Mich nerven nur, gerade angesichts solcher Detailkorrekturen, wie mangelhaft und auch inhaltlich falsch viele IA sind (wie gesagt, auch hier beim "Berserker"), aber es einfach keinen Spaß macht, sie korrigieren zu lassen, weil sich immer jemand auf die Füße getreten fühlt.

MMeXX

Zitat von: Bretzelburger am  7 Oktober 2012, 22:19:53Mich nerven nur, gerade angesichts solcher Detailkorrekturen, wie mangelhaft und auch inhaltlich falsch viele IA sind (wie gesagt, auch hier beim "Berserker"), aber es einfach keinen Spaß macht, sie korrigieren zu lassen, weil sich immer jemand auf die Füße getreten fühlt.
Das Thema wurde ja durchaus schon ein paar Mal angesprochen. ;) Am besten ist es immer, wenn du in solchen Fällen (wenn es eher "kleinere" Sachen sind) im Korrekturforum eine ausgebesserte, austauschbereite Inhaltsangabe postest. Dann klappt es auch mit der Überarbeitung. :icon_razz:

Intergalactic Ape-Man

Zitat von: MMeXX am  8 Oktober 2012, 11:33:16
Zitat von: Bretzelburger am  7 Oktober 2012, 22:19:53Mich nerven nur, gerade angesichts solcher Detailkorrekturen, wie mangelhaft und auch inhaltlich falsch viele IA sind (wie gesagt, auch hier beim "Berserker"), aber es einfach keinen Spaß macht, sie korrigieren zu lassen, weil sich immer jemand auf die Füße getreten fühlt.
Das Thema wurde ja durchaus schon ein paar Mal angesprochen. ;) Am besten ist es immer, wenn du in solchen Fällen (wenn es eher "kleinere" Sachen sind) im Korrekturforum eine ausgebesserte, austauschbereite Inhaltsangabe postest. Dann klappt es auch mit der Überarbeitung. :icon_razz:

Bretzel hat aber schon recht. Ich hab auch nur einmal so eine Diskussion mitgemacht und es dann gelassen. Dafür glaube ich jetzt halt nicht mehr viel, was dort steht und verlasse mich eher auf andere Quellen.

MMeXX

Schade, Hilfe ist ja an sich immer willkommen.

Und ich hatte ja auch nicht geschrieben, dass Udo Unrecht hat. Ich wollte nur nochmal auf die gängige Vorgehensweise aufmerksam machen, mit der es am wenigsten 'auf die Füße treten' geben sollte.

Bretzelburger

Ich werde das auch machen - für meinen Blog habe ich einige IA's neu geschrieben zu den besprochenen Filmen. Die werde ich als Alternative ins Korrekturforum kopieren - können von mir aus auch unter dem alten Namen rein genommen werden. Aber nicht, das dann irgendwann jemand behauptet, ich hätte diese Texte geklaut:-)

Fastmachine

Obwohl es schon wieder etwas her ist, dass dein Review zu Die Schlacht um Algier der Review-Klassiker war, möchte ich verspätet doch noch eine Rückmeldung geben, da ich mir erst jetzt die DVD gekauft habe und den Film sehen konnte. Ohne dein Review wäre dieser Film (der ja eigentlich durchaus filmgeschichtlich kein Unbekannter ist) weiterhin an mir vorbeigegangen, ohne dass ich geahnt hätte, was mir die ganze Zeit entgangen ist. Selten hat mich ein Film in jüngerer Zeit so beeindruckt wie dieser, trotz des Genres. Halbdokumentarische Filme gewinnen ihre Bedeutung oft nur aus dem Inhalt, manche aus ihrem moralischen Appell. Das Besondere an DIE SCHLACHT UM ALGIER ist, dass er eine (zumal für seine Zeit und die Entstehungsumstände) ganz einzigartige künstlerische Haltung einnimmt, die zu politischen und menschlichen Einsichten führt, die nichts von ihrer Bedeutung verloren haben. Dein Review zeichnet die Ebenen des Films, seinen Inszenierungsstil, seinen historischen Kontext und seine künstlerische Bedeutung für die Gegenwart wirklich sehr eindrucksvoll und überzeugend nach. Schon nach einmaligem Lesen war mir klar, dass ich den Film unbedingt sehen wollte. Mehr kann man kaum von einem Review verlangen. Sehr gut. 
Ich mag keine Filme; die verblöden nur. (Alfons d. Ä.)

Bretzelburger

Zitat von: McKenzie am 29 August 2012, 10:06:03
Accidenti, Udo ha scritto un pezzettino su Argento! Mi pare che non hai raggiunto qualcosa di nuovo al discorso sopra i suoi film però mi piace anche soltanto il fatto che finalmente, ci sei avvicinato un po'. Bravo, vai avanti! Così farai molta strada!
(Hai capito bene quello che ho scritto, no?  :icon_mrgreen:)

Insomma, ero invidioso da morire quando Argento era a Dresda qualche settimana fa. Mi sarebbe piacuto tantissimo fare una intervista con lui.

PS: Ti sei sbagliato, l'attore si chiama David Hemmings.

Zitat von: Fastmachine am  2 November 2012, 11:54:55
Obwohl es schon wieder etwas her ist, dass dein Review zu Die Schlacht um Algier der Review-Klassiker war, möchte ich verspätet doch noch eine Rückmeldung geben, da ich mir erst jetzt die DVD gekauft habe und den Film sehen konnte. Ohne dein Review wäre dieser Film (der ja eigentlich durchaus filmgeschichtlich kein Unbekannter ist) weiterhin an mir vorbeigegangen, ohne dass ich geahnt hätte, was mir die ganze Zeit entgangen ist. Selten hat mich ein Film in jüngerer Zeit so beeindruckt wie dieser, trotz des Genres. Halbdokumentarische Filme gewinnen ihre Bedeutung oft nur aus dem Inhalt, manche aus ihrem moralischen Appell. Das Besondere an DIE SCHLACHT UM ALGIER ist, dass er eine (zumal für seine Zeit und die Entstehungsumstände) ganz einzigartige künstlerische Haltung einnimmt, die zu politischen und menschlichen Einsichten führt, die nichts von ihrer Bedeutung verloren haben. Dein Review zeichnet die Ebenen des Films, seinen Inszenierungsstil, seinen historischen Kontext und seine künstlerische Bedeutung für die Gegenwart wirklich sehr eindrucksvoll und überzeugend nach. Schon nach einmaligem Lesen war mir klar, dass ich den Film unbedingt sehen wollte. Mehr kann man kaum von einem Review verlangen. Sehr gut. 

Damit ihr nicht denkt, ich hätte eure sehr liebevollen Reaktionen nicht bemerkt, will ich mich doch noch äußern - mich haben sie etwas verlegen gemacht, danke :icon_redface:

Um endlich mein Einsiedlerdasein als Blogger zu verlassen, habe ich heute Links eingetragen - natürlich auch zu "Eskalierende Träume". Ich möchte in diesem Zusammenhang nochmals betonen, dass es nicht zuletzt dein, Christoph, Verdienst war, dass ich über meine prätentiösen Tellerrand hinweg sehen konnte, um noch viel "prätentiösere", aber weniger schulmeisterliche Filme zu entdecken.

Und natürlich wollte ich auch "Sieben Berge" verlinken, zögere aber gerade, da du deinen Blog ja nicht mehr aktiv betreibst. Allerdings bist du aktuelle in unserem "letzte Sichtung" Thread sehr aktiv - ganz kannst du deine Gedankengänge glücklicherweise nicht bei dir behalten.

ratz

Hi Bretzel,

Ich habe bisher ein paar Deiner Reviews zu italienischen Filmen gelesen, die historisch immer sehr fundiert rüberkamen. Deshalb kriegte ich einen kleinen Schreck bei Deinem Text zu "Barbara", der trotz seiner Kürze voller Fehler und Mißverständnisse ist. Hier kurz ein paar Sachen, die mir auffielen:
- Es gab keine FDGB-Jugendlichen (FDGB = Freier Deutscher Gewerkschaftsbund). Du meinst vermutlich FDJ (Freie Deutsche Jugend)
- Klaus Schütz ist nicht Polizeioffizier (diesen Dienstgrad gab es in der VP (Volkspolizei) gar nicht), sondern Führungsoffizier des MfS (Ministerium für Staatssicherheit)
- das junge Mädchen im Interhotel (http://de.wikipedia.org/wiki/Interhotel) ist nicht irgendeines, sondern eine naive Prostituierte, daher auch die Frage nach dem Geschenk, da sie annimmt, Barbara sei ebenfalls eine (http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitution_in_der_Deutschen_Demokratischen_Republik#cite_note-2)
- Es stimmt, daß im Jahr 1980 nichts von einem "materiellen Niedergang" (was auch immer das ist) spürbar war, aber den gab es auch 1989 nicht, und vor allem hat er nicht die Revolution ausgelöst (Hallo?!)

Ich finde es übrigens bezeichnend, daß Dir kein einziger Satz zur Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren herausgerutscht ist. Ich mache es ja immer so, daß ich zu einem Film, zu dem mir nichts einfällt, ich auch nichts schreibe  :icon_mrgreen:

cu, r.

Bretzelburger

Zuerst einmal vielen dank, dass du dich so intensiv mit einer meiner Reviews beschäftigt hast. Und ja, du hast recht - FDGB-Jugendliche müsste natürlich FDJ heißen und der "Polizeioffizier" war der Versuch, mich um eine genaue Bezeichnung herumzudrücken. Die Fachausdrücke der DDR sind mir als Westdeutschen nicht wirklich vertraut - da hätte ich weiter recherchieren müssen. Für die inhaltliche Aussage sind diese Fehler aus meiner Sicht aber nicht relevant.

Denn hinsichtlich der anderen Punkte möchte ich dir widersprechen. Das junge Mädchen in dem Hotel sprach nicht nur von einem Geschenk, sondern auch vom Heiraten, eher ungewöhnlich für eine Prostituierte. Zudem schien der Freund von Barbaras Freund in sie verliebt zu sein. Vielleicht hast du auch recht und sie war eine Prostituierte, aber der Film benennt das nicht, lässt es offen. Genauso gut konnte sie sich den Westdeutschen im Hotel aufgerissen haben, nicht ungewöhnlich damals. Entscheidend für mich ist deren Naivität beim Anblick dieses Katalogs, der im starken Gegensatz zu Barbaras Empfinden steht.

Ich bin zwar Westdeutscher, lebe aber seit 1991 im Osten Deutschlands und bin mit einer ehemaligen DDR-Bürgerin verheiratet. Ende der 80er Jahre - und das haben mir hier fast alle Bekannte bestätigt, auch die ostdeutschen Journalisten, mit denen ich den Film sah - war der Niedergang in der DDR mit Händen greifbar, wusste Jeder, dass die 5-Jahrespläne und die blumigen Worte nur Fake waren. Allein der Zustand der Häuser war signifikant dafür, dass das System mit den billigen Mieten nicht mehr lange funktionieren konnte. Was letztlich genau die Wende (von mir aus auch Revolution) auslöste, kann ich nicht sagen, denn meine Aussage, warum der Film 1980 spielt, bezieht sich nur auf den Unterschied in der Zufriedenheit der Bevölkerung der DDR. Und die lag 1980 deutlich höher als 1989, wie mir allgemein bestätigt wurde. Petzold ließ seinen Film bewusst in dieser Phase äußerlicher Ruhe spielen, um die typischen Klischees über die DDR zu vermeiden. Nur so ist meine Aussage zu verstehen und das halte ich nach wie vor für richtig.

Die Beziehung der beiden Hauptdarsteller - man könnte fragen, welche Beziehung? - habe ich bewusst nicht näher betrachtet, nicht weil mir dazu nichts eingefallen wäre. Beide Figuren werden von mir in meiner Review genau beschrieben und charakterisiert. Die Entwicklung ihres "Verhältnisses", die Veränderungen in Barbaras Verhalten gehören zu den spannendsten Momenten des Films, die ich nicht zuvor verraten wollte. Ältere Filme zu besprechen, hat den Vorteil, dass man sich dabei analytisch umfassender auslassen kann, im Wissen, dass die Meisten den Film schon gesehen haben, die die Review lesen, oder sowieso detailliert interessiert sind. Bei neuen Filmen muss man sich als Kritiker auch immer etwas zusammen reißen.

Gruß Udo

ratz


Komm schon Bretzel, weder hast Du die Abkürzungen hingekriegt, noch den Unterschied zwischen Polizei und Geheimdienst (Stasi) mitbekommen, noch vom "Geschenke-Sex" (siehe Link oben) in den Interhotels was gewußt. Das werfe ich Dir auch nicht vor, wohl aber ein schlampiges Review und fehlende Recherche zu einem sensiblen Thema (auch dann übrigens, wenn Du mit Margot Honecker höchstselbst verheiratet wärst und vier Millionen Ossis Deine Kompetenz schriftlich bestätigten würden).

Zum Thema "materieller Niedergang" muß ich auch noch mal umformulieren: Der war 1980 mindestens ebenso evident wie 1989 (daher die Anspielungen auf Tauschgeschäfte im Film), mag auch das subjektive Empfinden der Leute unterschiedlich gewesen sein. Diesen "materiellen Niedergang" aber als (einzigen oder Haupt-)Grund für die Wiedervereinigung hinzustellen, wie in Deinem Text, ist ein Hohn für die Bürgerrechtler, die sich den Arsch aufgerissen haben (übrigens gerade nicht dafür, von einem fetten Konservativen aus der Pfalz die D-Mark geschenkt zu bekommen).

Daß Du Dein Unerwähntlassen der delikaten Beziehung zwischen den Hauptfiguren (die recht eigentlich im Zentrum des Films steht) mit der Schweigepflicht des Kritikers entschuldigst, lasse ich einfach mal unkommentiert (und sei es, um nicht laut loszuprusten...).

Aber hey, vielleicht mußt Du in Deiner Eigenschaft als Kritiker ja auch über Filme schreiben, für die gar keine Zeit war oder die nur zwischen Tür und Angel abgefertigt werden konnten oder die eben nicht Deine Herzensangelegenheit sind. Auch das ist völlig nachvollziehbar, aber im Hinblick auf einen Berlinale-Gewinner eben etwas unglücklich.

Bretzelburger

In einem Punkt brauche ich weder 4 Millionen Ossis zu fragen, noch Margot Honecker, denn darauf weiß nur ich selbst eine Antwort - vielleicht ist die Review misslungen (mir gefällt sie nach wie vor), aber mir lag etwas daran, sie zu schreiben, so wie ich Petzolds Filme sehr mag. Seltsamerweise gehst du mit keinem Wort auf meine inhaltlichen Aussagen ein, sondern erwähnst nur Äußerlichkeiten.

Weder habe ich behauptet, dass der "materielle Niedergang" zur "Wende" führte, noch habe ich mich in meiner Review überhaupt mit diesem Thema beschäftigt, noch hast du aus deiner Sicht begründet, warum der Film 1980 spielt - und nicht beispielsweise 1970 oder 1988. Einzig damit verbinde ich diese Aussage, deren Inhalt ich nach wie vor für richtig halte. 1980 - und das kann ich auch als Westdeutscher empfinden - wurde die Teilung Deutschlands als gegeben empfunden, galt sie quasi als unveränderliche Tatsache, waren aber noch keine inneren Strömungen zu erkennen - zumindest für die "normale" Bevölkerung - die später zu der "Wende" führten (das wiederum haben mir viele Ossis bestätigt, sonst wäre mir dieser Gedanke gar nicht gekommen). Sicherlich hätte "Barbara" auch 2 Jahre früher oder später spielen können, aber Petzold wählte dieses Jahr als Schnittpunkt zwischen Gewöhnung und Akzeptanz eines Zustands - nichts anderes wollte oder konnte ich damit aussagen.

Auch die Sache mit dem "Tauschgeschäft" habe ich oben in meiner Antwort schon erwähnt. Inhaltlich geht es um die Reaktion von Barbara auf die "Begeisterung" des Mädchens, nicht ob sie den Typen als Nutte aufgerissen hatte oder nicht. Wie gesagt - auch deine Kritik an meiner Review bleibt immer nur an Äußerlichkeiten hängen, nie gehst du auf meine Erklärungen ein, außer meine Bemerkung, nicht alles erwähnen zu können in einer Filmkritik. Für mich ist die sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen den Protagonisten nicht wesentlich für die Aussage des Films, entscheidender ist ihr jeweiliger Typus. Es wäre viel zu einfach, den Film dahingehend zu verstehen, dass Barbara deshalb in der DDR bleibt, weil der Arzt der bessere (im Sinn von sie glücklich machend) Mann für sie wäre, ganz abgesehen davon, dass der Film in dieser Hinsicht glücklicherweise nicht konkret wird. Nicht die Beziehung zwischen ihnen ist wichtig, sondern an ihnen die Komplexität in der Reaktion auf den Staat "DDR" deutlich werden zu lassen, ohne diesen zu verharmlosen, aber auch ohne diese zu dämonisieren.

Ich wäre dir übrigens dankbar, deine Kritik sachlicher auszudrücken, weniger persönliche Dinge zu unterstellen. Kritik an sachlichen Fehlern (wie FDGB), okay, Dinge unterschiedlich zu interpretieren (deine Interpretation kenne ich übrigens noch nicht) auch in Ordnung - wahrscheinlich hast du eigene Lebenserfahrungen zu dem Thema, die mich interessieren - aber mir zu unterstellen, ich hätte die Kritik nur hingehauen, ist nicht in Ordnung. Das wäre so, als unterstelle ich jedem, der anderer Meinung wäre als ich, er wäre blöd (wahlweise auch inkompetent, oberflächlich, unerfahren, zu jung oder was auch immer) und das tue ich nicht.

ratz

Zitat von: Bretzelburger am  2 Januar 2013, 10:51:22

Weder habe ich behauptet, dass der "materielle Niedergang" zur "Wende" führte


Äh Moment, ich les noch mal nach:

ZitatIn der DDR war noch nichts vom materiellen Niedergang spürbar, der knapp zehn Jahre später zur Wiedervereinigung führte

- Doch.  :icon_mrgreen:

Ich glaube, ich stell den Grund für mein kleines Wadenbeißen hier noch mal klar, denn ich will eigentlich keine ausführliche inhaltliche Diskussion führen (da sie auf ungleichen Voraussetzungen gründen würde):
Die faktischen Schnitzer beeinträchtigen die Glaubwürdigkeit des ohnehin recht dürren Reviews massiv. Gerade diese "Äußerlichkeiten" dürften jemanden, der Deine sonstige Qualitätsarbeit nicht kennt, zum verächtlichen Schmunzeln und schnell wieder wegklicken bewegen. Der, soweit ich sehe, erste ziemlich gute ernsthafte Film über die DDR hat einfach etwas Besseres verdient. So wie sie jetzt ist, wirkt die Kritik eben tatsächlich wie ein schnell hingeschluderte Pflichtübung, auch wenn andere zu höflich sein sollten, das mitzuteilen.

Warum ich Dir überhaupt so ungeniert vor den Koffer kacke? Erstens, weil Du es, wie gesagt, besser kannst oder können solltest, zweitens, weil konstruktive Kritik, auch wenn sie nicht im geblümten Geschenkpapier daherkommt, an sich nichts Schlechtes ist. Drittens spart es unglaublich viel Zeit und Worte... Nun sagen mir meine Erfahrungen aus diesem Forum, daß Du Dir eher was abschneiden würdest, als einen Fehler einzugestehen (der über Typos oder Abkürzungen hinausgeht), daher spar ich mir einfach die Mühe und überlasse Dir, was Du aus dem, was hier steht, machst.

Immerhin sind wir uns einig, daß es ein guter Film ist!

cu, r.

Bretzelburger

Es ist keineswegs so, dass ich mir eher etwas abschneiden würde, als einen Fehler (von harmlosen abgesehen) zuzugeben oder eine Interpretation zu überarbeiten, und hätte ich den Text zu "Barbara" tatsächlich nur so hingehauen, wie du mir unterstelltest, dann wäre das ein Leichtes für mich. Ich habe diesen auch nochmal hinterfragt und mit (ostdeutschen) Freunden besprochen, die keinen Frevel darin sahen und selbst den von dir erneut zitierten Satz "In der DDR war noch nichts vom materiellen Niedergang spürbar, der knapp zehn Jahre später zur Wiedervereinigung führte" nicht fragwürdig fanden.

Sicherlich ist dieser etwas vereinfachend, nimmt nur einen Aspekt auf, den viele meiner Bekannten aber für mit entscheidend halten, hinsichtlich des Verhaltens der großen Menge, nicht der Initiatoren der Bewegung. Ich habe dir aber in meinen Postings schon mehrfach erklärt, was ich damit bezweckte - nicht die Begründung einer Revolution, sondern den Zeitpunkt äußerlicher Ruhe. Sollte ich den Text nochmal überarbeiten, würde ich diesen Punkt etwas ausführlicher erklären, um Vereinfachungen zu vermeiden, nicht aber in seiner Aussage ändern.

Entscheidender für ein Überdenken einer Interpretation im generellen Sinn, ist aber nicht die Kritik daran, sondern das Ausführen einer Alternative, die den Beginn eines Umdenkens fördern kann. Du schreibst, du wolltest konkret sein, da das Zeit spart, aber du bist nicht konkret geworden, hinsichtlich deiner eigenen Meinung, sondern griffst stattdessen zu Beleidigungen (Stichwort "losprusten"). Ich nehme an, dass ich dich mit meiner Kritik irgendwie getroffen habe, indem ich den aus deiner Sicht wichtigsten Film über die "DDR" nicht angemessen besprochen habe, obwohl ich deine Meinung teile. Ich hätte eher verstanden, wenn dir meine Meinung zu "Wir wollten aufs Meer" missfiele, einem Film, den viele Kollegen zu plakativ und einseitig fanden, was mir daran gerade gefiel. Für mich, ohne dir versprechen zu können, daraufhin meine Meinung zu ändern (wer würde das versprechen?), wäre es interessant, was dir besonders an "Barbara" gefiel und was meiner Ansicht widerspricht oder von ihr nur unzureichend erfasst wird. An deiner kurzen Anmerkung in "Die letzte Sichtung" konnte ich das nicht feststellen.

ratz

Bretzel, mit Dir zu diskutieren ist ungefähr so, wie auf einer alten Schuhsohle herumzukauen: Es schmeckt nicht, es macht nicht satt, und besser sieht das Ding danach auch nicht aus.

Soll heißen: Du redest unbeeindruckt am Kern meiner Beiträge vorbei, schreckst auch vor grob irregulären Taktiken nicht zurück (Nachweis zwei Postings weiter oben), berufst Dich für Deine unterernährten Thesen auf ominöse Zeugen und schreist schließlich beim ersten eingestreuten rhetorischen Gewürz "persönliche Beleidigung".

Ich bitte um Vergebung, wenn ich daher meine Zeit und Kraft nutzbringenderen Tätigkeiten/Diskussionen widme. Alle Antworten auf Deinen letzten Beitrag sind im bisher von mir Geschriebenen enthalten.

cu, r.

Bretzelburger

Ich habe mich bisher mit persönlichen Bemerkungen zurück gehalten und versuche das auch beizubehalten, muss aber zugeben, dass ich an dir verrückt werde. Ich nehme es also noch mal auf mich - ich erkenne in deinen oberen Postings keine eigene Interpretation deinerseits, lese darin nur Kritik an meiner. Du sagst nicht, warum du glaubst, dass der Film 1980 spielt, warum und wie die Beziehung zwischen den Protagonisten eingefügt wurde, warum für dich der Film so gut ist. Vielleicht steht es zwischen deinen Zeilen, aber ich erkenne es nicht. Das wäre für mich eine Hilfe.

Ich schreie nicht "Beleidigung", sondern rede von "Arm abschneiden", "losprusten" und jetzt "ominösen Zeugen" - was soll denn das sein für dich? - Konstruktive Kritik? Ich scheine dich dagegen irgendwie beleidigt zu haben, anders kann ich mir deinen abfälligen Stil nicht erklären. Vielleicht äußert sich einmal ein Außenstehender dazu und erklärt mir das - ich komme damit nicht weiter...

pm.diebelshausen

4 Januar 2013, 17:57:27 #1699 Letzte Bearbeitung: 4 Januar 2013, 18:09:15 von pm.diebelshausen
Mach ich gern: habe die Diskussion hier von Beginn an mitgelesen ohne den Film zu kennen und während ich die historischen Zusammenhänge nur rudimentär kenne. Ratzens Aspekte in seinem ersten Posting fand ich interessant und sie klingen für mich nachvollziehbar. Bretzels Review habe ich nicht gelesen. Aber zur Diskussion hier muss ich ratz beipflichten: Du schlängelst Dich irgendwie immer rum und raus, Bretzel. Vor allem ist das doch an dem einen Zitat wunderbar griffig und unübersehbar geworden. Du behauptest, Du hättest nicht behauptet, dass der materielle Niedergang der DDr zur Wende geführt habe, dabei steht das wortwortlich so und nicht anders und nicht irgendwie relativierbar auch nicht mit "habe ich anders gemeint" in Deinem Text, aus dem es ratz auch noch zitiert. Dass da dann kein "Entschuldigung, muss ich Dir recht geben, das habe ich geschrieben", wunderte mich sehr - Du schlängelst Dich mit anderen Dingen einfach weg. Und selbst wenn das kein sonderlich wichtiger oder zentraler Punkt als These wäre, wirkt das dann auf einen Außenstehenden wie mich tatsächlich auch wie Schludrigkeit: was denn, Du kennst Deinen eigenen Text nicht? Hier nochmal, weil's so schön war:

Zitat von: ratz am  2 Januar 2013, 22:54:34
Zitat von: Bretzelburger am  2 Januar 2013, 10:51:22

Weder habe ich behauptet, dass der "materielle Niedergang" zur "Wende" führte


Äh Moment, ich les noch mal nach:

ZitatIn der DDR war noch nichts vom materiellen Niedergang spürbar, der knapp zehn Jahre später zur Wiedervereinigung führte

- Doch.  :icon_mrgreen:

Was sagst Du denn nun dazu?

Ratz finde ich bisher auch nicht beleidigend, höchstens enttäuscht, dass seine Kritik nicht genutzt sondern lediglich abgeblockt wird. Er hat doch gleich klar gemacht: im Vergleich zu anderen Deiner Texte wirkt diese Review auf ihn überraschend unzuverlässig, schlecht recherchiert, argumentativ schwach und wackelig. Das ist überwiegend ein Lob an Dich, keine Diffamierung, denn es bedeutet, dass Du sonst zuverlässig, gut recherchiert und argumentativ stark schreibst. Wenn einer Deiner Leser dann einen Text mal hinterfragt, dann könntest Du auch mehr ins Nachdenken kommen, ob da was dran ist. Wenn Dir das wurscht ist - vielleicht ist Dir ratz ja wuscht, ich gebe was um seine Meinung, da er mir nicht dämlich erscheint - dann hat ratz ja doch recht: Kritik nicht angenommen, bei Meinung geblieben.

Mir scheint übrigens auch unterm Strich, dass Du meist Deine Meinung beibehältst. Das liegt entweder daran, dass Du von vornherein die richtige (für dich) hast und keines neuen Inputs oder einer Veränderung und Modifizierung Deiner Meinung bedarfst, oder dass Du stur bist. Als wir uns trafen, hatte ich übrigens nicht den Eindruck, dass eins von beiden zutrifft: im Gespräch schienst Du wesentlich relativierender als im getippten Wort. Vielleicht ja auch nur eine Internetkommunikationssache, das Ganze, aber ich kann schon nachvollziehen, dass bei ratz (ebenfalls) dieses Bild vom störrischen Bretzel entstanden ist.

So, das war meine Sicht von außen.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Stefan M

@ Bretzelburger: Mein Eindruck deckt sich mit dem von pm.diebelshausen. Über ratz' Emotionalität war ich auch etwas überrascht (wahrscheinlich, weil ihm das Thema sehr am Herzen liegt), aber das war ich auch, als du einfach über den aus deiner Kritik zitierten Satz, der deine vorherige Behauptung widerlegte, völlig hinweggegangen bist und stattdessen die "ominöse[n] Zeugen" hinzuziehst, mit denen du jenen Satz rechtfertigst. Die drei von dir beanstandeten Stellen sehe ich nicht als Beleidigung.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Mr. Blonde

4 Januar 2013, 19:08:16 #1701 Letzte Bearbeitung: 4 Januar 2013, 19:10:55 von Mr. Blonde
Beleidigungen habe ich auch keine gesehen. Ist natürlich alles eine Frage, der Sensibilität. Ich würde es nur sinnvoller finden, auf bestimmte Aspekte einzugehen, statt sich an bestimmten Worten hochzuziehen. Ratz hat es gut gemeint, aber wohl rasch gemerkt, dass er im konventionellen Sinne bei Dir auf Granit beißt, vielleicht dann daher der für Dich beleidigende Ton. Denke, irgendwann sind auch bestimmte Mittel der Argumentation erschöpft und man will dem gegenüber aber trotzdem doch mal den Kopf waschen, eben weil er Deine Arbeit sonst so schätzt. Dementsprechend ist eigentlich nahezu alles, was er bereits geäußert hat, doch nur Meckern auf hohem Niveau und superkonstruktiv. Egal ob er nun "losprusten" schreibt oder nicht, was für mich, der nahezu täglich als Arschloch, Wichser usw. bei Amazon bezeichnet wird, dann wirklich nichts von einer Beleidigung hat.  :icon_mrgreen:


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Bretzelburger

Danke, ich denke auch, dass die Sache im persönlichen Gespräch längst geklärt wäre. Das mit den Beleidigungen nehme ich zurück. Aber nochmal zu dem von dir erneut zitierten Punkt - ich habe doch zugegeben, dass ich ihn nicht mehr so vereinfachend formulieren würde und auch nicht so gemeint hatte:

ZitatSicherlich ist dieser etwas vereinfachend, nimmt nur einen Aspekt auf, den viele meiner Bekannten aber für mit entscheidend halten, hinsichtlich des Verhaltens der großen Menge, nicht der Initiatoren der Bewegung. Ich habe dir aber in meinen Postings schon mehrfach erklärt, was ich damit bezweckte - nicht die Begründung einer Revolution, sondern den Zeitpunkt äußerlicher Ruhe. Sollte ich den Text nochmal überarbeiten, würde ich diesen Punkt etwas ausführlicher erklären, um Vereinfachungen zu vermeiden, nicht aber in seiner Aussage ändern.

Ich halte aber den Vorwurf, einer mangelnden oder schludrigen Recherche für nicht richtig, denn während ich bei den italienischen Filmen auf das geschriebene Wort angewiesen bin, nur wenig aus meinen eigenen Erfahrungen in den 70ern hinzufügen kann, habe ich um mich herum genügend Zeitzeugen. Diese haben meine These, dass 1980 noch eine Zeit relativer Ruhe (und nur das wollte ich damit aussagen, wie ich schon erwähnte) war, bestätigten. Ratz ist anderer Meinung als diese, das habe ich verstanden, aber wer sagt mir, wer damit recht hat? - Deshalb hätte mich seine Interpretation in gesamter Hinsicht zu dem Film interessiert oder übersehe ich die auch?

Und ist man gleich stur oder übertrieben von sich überzeugt, wenn man erst einmal bei seiner Meinung bleibt? - Ich habe erst heute umfassend meine Kritik zu "Il grande silenzio" (Leichen pflastern seinen Weg) in meinem Blog überarbeitet, weil ich vor drei Jahren Dinge schrieb, die sich mit meinem heutigen Wissensstand nicht mehr vereinbaren lassen. Ich stelle meine Texte ständig in Frage.

Mr. Blonde

4 Januar 2013, 19:14:39 #1703 Letzte Bearbeitung: 4 Januar 2013, 19:17:02 von Mr. Blonde
Zitat von: Bretzelburger am  4 Januar 2013, 19:09:08
Diese haben meine These, dass 1980 noch eine Zeit relativer Ruhe (und nur das wollte ich damit aussagen, wie ich schon erwähnte) war, bestätigten. Ratz ist anderer Meinung als diese, das habe ich verstanden, aber wer sagt mir, wer damit recht hat?

Darum finde ich es eigentlich paradox, dass Du Dich so an diese "Zeitzeugen" klammerst. Mein Vater hat diese Zeit auch durchgemacht, doch für mich ist er kein Zeitzeuge, der irgendwie repräsentativ wäre, weil er z. B. nicht besonders gebildet oder informiert ist. Will sagen, Zeitzeugen gibt es sicherlich in unterschiedlichster Qualität und für mich sind das dennoch auch nur Meinungen und keine Fakten, nichts, auf dem man eine Kritik aufbauen sollte, da sie eben alle unterschiedlich empfinden. Klar, gibt es bestimmte Dinge, die alle gleich sehen können, aber für mich wäre sowas als Fundament und Rechercheteil zu wenig.


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Bretzelburger

Abgesehen davon, dass ich die Aussage in ihrer Vereinfachung schon relativiert habe, bezieht sie sich nicht auf eine oder wenige Zeugenaussagen. Ich lebe ja schon mehr als 20 Jahre auf dem Gebiet der ehemaligen DDR (vorher schon 10 Jahre im Westteil von Berlin) und habe mit vielen Menschen gesprochen. Ehrlich, wenn mir ein italienischer Zeitzeuge widersprechen würde, wäre ich für die Information regelrecht dankbar, aber bei "Barbara" hat mich diese Reaktion ernsthaft überrascht.

pm.diebelshausen

Zitat von: Bretzelburger am  4 Januar 2013, 19:09:08Ich habe erst heute umfassend meine Kritik zu "Il grande silenzio" (Leichen pflastern seinen Weg) in meinem Blog überarbeitet, weil ich vor drei Jahren Dinge schrieb, die sich mit meinem heutigen Wissensstand nicht mehr vereinbaren lassen. Ich stelle meine Texte ständig in Frage.

Es geht nicht darum, seine Texte in Frage zu stellen, sondern darum, was passiert, wenn andere sie in Frage stellen. Ob man gleich "stur" ist oder nicht: keine Ahnung, ist eh immer problematisch, aus Verhalten auf Eigenschaften zu schließen. Aber alle Menschen funktionieren grundsätzlich so, dass sie genau das tun und sich ein Bild machen. Das kann man dann nur reflektieren und wiederum in Frage stellen. Aber vielleicht ist ja doch manchmal wichtig, wenn einem andere sagen, wie was rüberkommt und wie sie einen sehen.

Aber kannst Du denn nachvollziehen, dass es ziemlich, nein: sehr schludrig rüberkommt, wenn Du behauptest, in der Review nicht diesen Satz geschrieben zu haben, der dort aber genau so steht, und danach zwar auf den Inhalt des Satzes, aber überhaupt nicht auf diesen faux-pas eingehst? Für einen Leser stellt sich doch z.B. die Frage, was Du womöglich noch alles nicht über Deinen Text weißt und was da noch geschludert sein kann (auch wenn das ein falscher Eindruck sein mag).
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

vodkamartini

Zitat von: Mr. Blonde am  4 Januar 2013, 19:14:39
Will sagen, Zeitzeugen gibt es sicherlich in unterschiedlichster Qualität und für mich sind das dennoch auch nur Meinungen und keine Fakten, nichts, auf dem man eine Kritik aufbauen sollte, da sie eben alle unterschiedlich empfinden. Klar, gibt es bestimmte Dinge, die alle gleich sehen können, aber für mich wäre sowas als Fundament und Rechercheteil zu wenig.

Ohne mich an der eigentlichen Diskussion beteiligen zu wollen, kann ich dieser These aus Historikersicht nur voll zustimmen. Zeitzeugen sind nicht erst seit Guido Knopp ganz groß in Mode aber m.E. alles andere als eine verlässliche Quelle über geschichtliche Fakten. Das Erinnerungsvermögen ist trügerisch, dazu spielen Emotionen, Bildung, Sozialisation etc. eine ganz wichtige Rolle. Meistens - v.a. bei Knopp - wird zu vorher festgelegten Thesen im schier unerschöpflichen Archiv irgendeine Zeitzeugenaussage gesucht die eben jene Thesen untermauert und dem Zuschauer damit suggeriert es handle sich um historische Wahrheit.
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There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

PierrotLeFou

Keine Kritik an deinem Review, aber ein Stückchen in deiner "Django Unchained" Besprechung ist mir ins Auge gesprungen:

Zitat...Western entworfen hat, der weder eine hochstilisierte noch parodistisch angelegte Situation entwickelte, sondern einer Realität nachempfunden ist, deren Rassismus und Menschen verachtende Gewalt von einer moralisch integeren Bürgerschicht ausgeübt wird, die das Recht auf ihrer Seite hat.

Den Rassismus mal beiseite gelassen: die Menschen verachtende Gewalt würde ich in diesem Film durchaus auch Tarantino vorwerfen, der in diesem Fall das Recht auf seiner Seite hat.
Zu Beginn mochte ich den Film recht gerne (von einigen Schwafel-Szenen wie der peinlichen Kapuzen-Szene, die auch McClane schon erwähnt hat, mal abgesehen), obwohl ich wahrlich kein Tarantino-Fan bin. (Im Grunde scheint er mir bloß ein oberflächlicher Godard-Plagiator zu sein, der sich inzwischen endgültig in spaßiger Exploitation-Hommage eingenistet hat...) Aber die Schießerei in DiCapiros Anwesen war dann in meinen Augen vollkommen daneben: Die Gewalt des Films war bis dahin überwiegend unangenehm anzusehen, was natürlich sinnvoll ist... Tarantino geht da recht geschickt vor, wenn er die Behandlung der Sklaven als hart und grausam schildert, gleichzeitig aber - um das Bild des hilflosen Negers in der Opferrolle etwas aufzuweichen - in Anlehnung an den Blacksploitationfilm auf einen farbigen Django setzt. In dieser Szene jedoch ist die Gewalt mit einer bizarren Komik verquickt worden: es werden Menschen, die Django als Schutzschild nutzt, mehrfach von Streif- und Durchschüssen zerfetzt, sie schreien und heulen vor Schmerzen, und Tarantino inszeniert das mit einem schwarzen Humor, der in der unglücklichen Häufung der Treffer steckt und durch die extrem betonten Blutfontänen noch unterstützt wird. Und moralisch gerechtfertigt wird das dadurch, dass diese Unmenschen es verdient haben... diese Szene wird die meisten Kinogänger kaum verstören, sondern sie wird Lacher erzielen und ist - behaupte ich mal - bewusst auf solche Lacher und eine Genugtuung hin konstruiert worden (auch der dazu ablaufende Song wird das unterstützen, der macht die Szene dann letztlich zu dem, was mir wirklich mal voll und ganz menschenverachtend zu sein scheint...).
Man mochte Tarantino bei IB ja schon nicht vorwerfen, dass die Gewalt gegen Nazis mit viel Spaß an der Freude und Sadismus ausgeübt wird... (man stellt sich schließlich nicht hin, um zu rufen: "Die armen Nazis, das sind doch auch nur Menschen!") Jetzt sind es Sklaventreiber, die man zum Teil grausam leiden lassen kann, ohne das so unangenehm zu schildern, wie die von ihnen ausgehende Gewalt.

Das ist mir beim Schauen sehr unangenehm aufgestoßen, dass Tarantino da schon zum zweiten Mal Unsympathen in Szene setzt, die kein Mensch gerne verteidigen würde (man will sich ja nicht verdächtig machen), um ihnen dann in einer auf Spaß und Freude und Genugtuung ausgerichteten, coolen Inszenierung grausame Schmerzen zukommen zu lassen... (Kinderschänder könnte er sich demnächst auch noch auswählen, da geht dann ja auch immer der selbstgerechete Sadismus mit den meisten Leuten durch.)
Er befriedigt im Grunde diesselben Bedürfnisse wie jeder Selbstjustizfilm und schützt sich dadurch, dass es sich einerseits nicht um eindeutige Selbstjustiz-Akte handelt (in diesem Fall kann ja Django beispielsweise nichts dafür, dass seine Gegner in sein menschliches Schutzschild schießen, es ist keine reine Selbstjustiz der Filmfiguren, sondern eine des Regisseurs), und dass es sich andererseits um ein vollkommen (und natürlich: zu recht) gefestigtes Feindbild handelt.
Insofern fällt es mir schwer, den Film wegen anderer (zum Teil sehr gelungener) Aussagen rundum zu schätzen: aufgrund dieser Szene sehe ich da vor allem traditionelle Exploitation, die mit einem unverholenen Sadismus verknüpft worden ist... Ich halte das letztlich für nicht weniger "gefährlich" als den gemeinen Selbstjustiz-Thriller: letzterer ist nicht gefährlicher im Sinne einer oberflächlichen Nachahmungsthese (die sich auf Tarantino in vollem Ausmaß gar nicht anwenden ließe), sondern sie sind gleichermaßen "gefährlich", insofern sie die Überzeugung populär machen, dass diese und jene Übeltäter ein bestimmtes Ausmaß an Leid zu erfahren haben...

Davon abgesehen ist Django Unchained aber ein größtenteils unterhaltsames, souverän inszeniertes Filmchen. Aber eben: in erster Linie gewaltgeile Exploitation, die Gewalt über anerkannte Feindbilder abfeiert...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

SutterCain

Ich finde es erfreulich, dass dir PASSION gut gefallen hat, Udo. Ich kann mich deiner Einschätzung, Passion sei "nicht vollständig gelungen", trete aber "deutlich aus dem Einerlei heutiger Sehgewohnheiten heraus", voll und ganz anschließen. Bedauerlicherweise wird der Film m. E. bei Presse und Publikum gnadenlos untergehen. Ich glaube aber, mittlerweile ist De Palma das schon völlig egal...

Mr. Hankey

Abgesehen von dem Fakt, dass nicht "Mama" der aktuellste Film ist, welcher in "Scary Movie 5" persifliert wird, sondern das Remake von "Evil Dead", eine nette Kritik zu "Scary Movie 5", der ich mal absolut zustimme.

Passend zum Film, ist es fast schon gruselig, wie sehr sich unsere Kritiken (meine) ähneln. Und um Gerüchten vorzubeugen: Nein, hier hat niemand von niemanden abgekupfert. ;)
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