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Autoren-Thread : Bretzelburger

Begonnen von Bretzelburger, 26 Januar 2007, 03:22:54

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Vince

Zitat von: Bretzelburger am 15 Januar 2008, 13:58:33
Zitat von: Vince am 15 Januar 2008, 13:16:56
solange sich die Argumentation nicht entscheidend ändert.
Darum ging es - so weit ich die Kritik verstanden hatte - nicht, sondern um die bessere Nachvollziehbarkeit meiner Argumente.

Ja, das hast du schon richtig verstanden. Das "solange sich die Argumentation nicht entscheidend ändert" war von mir rein hypothetisch gemeint und auf keinen Fall ein Hinweis darauf, dass du bei "The Mist" deine Argumentation ändern solltest.

vodkamartini

Zitat von: Bretzelburger am 15 Januar 2008, 13:58:33
Wer einen Film verreisst, braucht keine Argumente und muss auch nicht zu tief in den Inhalt eintauchen. Da genügen Begriffe wie "Super-Pappi" und alle nicken, auch wenns noch so falsch ist.

Leider ist das häufig so. Ich will gerade auch bei Verrissen nachvollziehen, warum der Film so niedergemacht wird. Natürlich ist das Schreiben solcher Kritiken leichter, da einem die Negativpunkte oftmals mit dem Holzhammer serviert werden.
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Happy Harry mit dem Harten

Zitat von: vodkamartini am 15 Januar 2008, 14:31:01
Leider ist das häufig so. Ich will gerade auch bei Verrissen nachvollziehen, warum der Film so niedergemacht wird. Natürlich ist das Schreiben solcher Kritiken leichter, da einem die Negativpunkte oftmals mit dem Holzhammer serviert werden.

Ein Verriss sollte schon gut geschrieben sein aber das ein solcher Text generell leichter fällt, das kann ich, zumindest auf mich bezogen, nicht nachvollziehen. Mir fällt eine Lobeshymne wesentlich leichter, es sei denn, der Film gehört zu meinen Lieblingen - dann wird es natürlich schon schwer. Andernfalls halte ich aber einen guten Verriss für sehr schwierig zu verfassen.


Zitat von: Bretzelburger am 15 Januar 2008, 08:58:58
Nachdem ich mehrfach versucht habe, das Thema kritisch zu beleuchten und dabei so viel Interesse erfahren habe, dass selbst der Sack Reis in China über mich gelacht hat,

Hier übertreibst du aber deftig. Als du das Thema angepsrochen hast, bekamst du sehr wohl Feedback. Überhaupt bekommst du weit mehr Feedback als fast alle anderen hier, sieh dir einfach mal die Abrufzahl und Antwortzahl in deinem Thread an. Ich glaube nicht, das deine Fragen und Anmerkungen hier ignoriert werden, im Gegensatz zu anderen Usern. Ein bisschen mehr Aufsehen als der angesprochene Sack Reis ist dir IMMER sicher.

Zitat von: Bretzelburger am 15 Januar 2008, 08:58:58habe ich zumindest bei den Filmen, deren literarische Grundlage ich kenne oder deren Inhalt ich gut recherchieren kann, begonnen, frühzeitig Inhaltsangaben zu schreiben - immerhin eigene Texte und nicht der von anderen zitierte Müll. Meine Haltung hat sich nicht im Prinzip geändert, aber so erfahre ich  - wie man an deiner Reaktion erkennt - mit dieser Massnahme mehr Aufmerksamkeit.

Trotz Kenntnis der litararischen Vorlage kann einem aber mal ein Schnitzer passieren. Und genau diese Kleinigkeiten bemängelst du ja auch. Und falls die Anspielung an mich gerichtet war: All meine Texte sind selbst verfasst...

Bretzelburger

Zitat von: COPFKILLER am 15 Januar 2008, 14:57:52
Ein Verriss sollte schon gut geschrieben sein aber das ein solcher Text generell leichter fällt, das kann ich, zumindest auf mich bezogen, nicht nachvollziehen. Mir fällt eine Lobeshymne wesentlich leichter, es sei denn, der Film gehört zu meinen Lieblingen - dann wird es natürlich schon schwer. Andernfalls halte ich aber einen guten Verriss für sehr schwierig zu verfassen.
Wenn man sich die Mühe macht, seine Wut auf einen Film zu zähmen und seine Argumente auch für Andersdenkende in überzeugende Worte zu packen, dann ist ein Verriss sicherlich nicht leichter, als eine positive Kritik. Allerdings kann man auch richtig schön polemisch draufheuen, und da sei dir versichert - das ist leichter.

Zitat von: COPFKILLER am 15 Januar 2008, 14:57:52
Hier übertreibst du aber deftig. Als du das Thema angepsrochen hast, bekamst du sehr wohl Feedback. Überhaupt bekommst du weit mehr Feedback als fast alle anderen hier, sieh dir einfach mal die Abrufzahl und Antwortzahl in deinem Thread an.
Da hast du mich missverstanden, denn ich bezog mich nur auf eine Diskussion zu dem Thema in einem anderen Thread. Und die Nichtreaktion auf meinen Beitrag bewog mich dann, umzudenken. Das du deine Texte selber schreibst ist mir auch klar, aber wenn ich zum Film "P.S.Ich liebe dich", den ich gerade in einer preview sah, hier die abkopierte Inhaltsangabe von "Cinefacts.de" lesen muss, frage ich mich, was das soll ?

Mr. Vincent Vega

Ich halte es für ein Gerücht, dass Verrisse so viel leichter zu schreiben sind und weniger Argumente benötigen würden.

Fastmachine

15 Januar 2008, 23:16:14 #845 Letzte Bearbeitung: 15 Januar 2008, 23:18:43 von Fastmachine
Bei ganz und gar unakzeptablen Zumutungen, die einem auf der Leinwand serviert werden, sollte einem gutwilligen Zuschauer auch das Recht auf Notwehr per Polemik gestattet sein. Die Größe des polemischen Hammers, mit dem man draufschlägt, sollte dem Anlass angemessen sein, hat allerdings nichts mit der Qualität der Polemik zu tun. Die bemisst sich danach, ob man den neuralgischen Punkt des filmischen Elends findet und mit einem gezielten Schlag auch trifft. Beim Schreiben der Polemik zu zielen und zu treffen ist gar nicht so einfach. Ein wohlgezielter Schlag kann genauso erkenntnisfördernd sein, wie eine abgewogene Analyse. Es gibt Einsichten und es gibt schmerzhafte Einsichten.

@Bretzelburger: Deine Nebelkritik ist mir jetzt durch die Überarbeitung klarer geworden. Danke für die Mühe. Nur zum Verständnis mal zugespitzt formuliert: Was die Mehrheit der Rezensenten als handwerkliches Unvermögen des Regisseurs ansieht, einen akzeptablen Genrefilm zu produzieren, siehst du als bewusst eingesetztes Mittel, mit dem der Regisseur liebgewonnene inhaltliche Konventionen in Frage stellt? Das kann ich nicht natürlich nicht beurteilen oder gar entscheiden, bevor ich den Film kenne. Ich akzeptiere erst mal beide Standpunkte.
Ich mag keine Filme; die verblöden nur. (Alfons d. Ä.)

McKenzie

Zitat von: FILMDIENST
Ein fesselnder, handwerklich versierter Horrorfilm nach einer Vorlage von Stephen King. Dem Regisseur gelingt ein vielschichtiger, verstörender Unterhaltungsfilm, der dem Genre neue kreative Impulse verleiht. - Sehenswert.

;)

Der Film polarisiert so extrem, das ich um einen Kinobesuch kaum herumkommen werde. Entweder wird es ein ganz besonders peinliches und schön-scheußliches guilty pleasure oder neues Idioten-Öl fürs Hollywood-Feuer.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

filmimperator

Zitat von: Bretzelburger am 15 Januar 2008, 17:56:54
Da hast du mich missverstanden, denn ich bezog mich nur auf eine Diskussion zu dem Thema in einem anderen Thread.

Gehts um mich?  ;)
Unterschiedliche Meinungen? Chuck Norris interessieren nicht mal die Fakten!

Bretzelburger

Nein, ausnahmsweise hat das mit dir nicht zu tun  :andy:

Bretzelburger

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 15 Januar 2008, 18:49:04
Ich halte es für ein Gerücht, dass Verrisse so viel leichter zu schreiben sind und weniger Argumente benötigen würden.
Ich möchte das einmal differenzieren, angesichts meines gerade geschriebenen Verrisses zu "P.S. Ich liebe Dich

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=133438&rid=276748

Hier ist mir der Verriss keineswegs leicht gefallen, weil mir bewusst war, dass ich nur in die Ecke der Romantik-Verächter geschoben werde, wenn ich eine Polemiklawine auf diesen Film herunterlasse. Deshalb habe ich mich um Argumente und inhaltliche Nachvollziehbarkeit bemüht, obwohl mich der Film verärgert hat. Unter diesen Voraussetzungen ist eine schlechte Kritik natürlich nicht leichter als eine gute oder mittelmässige (bezogen auf die Filmeinschätzung).

Aber was du bei "Der Nebel" gemacht hast, war den Film als Futter für eine bekannte Klientel vorzuwerfen. Die Begrifflichkeiten, die du wählst, werden in der Szene nicht nur sofort verstanden, sondern auch entsprechend goutiert. Du weisst ganz genau, welche Phobien grassieren und wenn man einen Begriff, wie "Super-Pappi" wählt, dann brauchst du gar nicht weiter argumentieren. Ich hätte den "P.S." Film auch für alle "Romantik-Komödien"-Hasser, von denen es nicht wenige gibt, so richtig am Boden zermalmen können und könnte mir einer Reputation sicher sein. Das wäre mir leichter gefallen, und das macht auch Spass (beiden Seiten),war aber nicht meine Zielsetzung.

Es fällt mir bei dir immer besonders auf, wie oft du andere Meinungen hinzuziehst. Glaubwürdigkeit entsteht bei dir durch die Haltung zu bestimmten Filmen. Das ist legitim, aber man merkt das deinen Kritiken sehr stark an. Und die Leichtigkeit, die ich in diesem Zusammenhang meine, bezieht sich darauf, dass du dir nie die Mühe machst, auch einmal anders Denkende zu erreichen. Ich habe eine zwiespältige Haltung zu deinen Reviews, denn zum einen mag ich deinen Stil und meine Phobien sind gar nicht so unähnlich, als das ich sie nicht begreife - ich will mich ihnen aber nicht so hingeben, während bei dir die Polarisierung Programm ist.

Mr. Hankey

20 Januar 2008, 19:43:57 #850 Letzte Bearbeitung: 20 Januar 2008, 19:45:46 von Mr. Hankey
Hab mir gerade mal Deine IA zu "Das Waisenhaus" durchgelesen und finde, dass du es diesesmal ein wenig mit dem "bloß nicht zu viel verraten" ein wenig übertreibst. IMO könntest du z. Bsp. das Verschwinden des Sohnes und die Suche seiner Mutter nach ihm durchaus noch erwähnen, um damit Interesse beim Leser zu wecken! So wie sie jetzt geschrieben ist, ist es IMO nicht sonderlich Interessweckend!

BTW: Ich hoffe natürlich, dass du die 9/10-Review-Trilogie, zum Film in der Ofdb, in Kürze noch voll machst! :D ;)
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Bretzelburger

Ich wollte diesmal nicht abseits stehen und habe die Vorgabe erfüllt - aber nicht ohne Begründung  :icon_cool:

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=134326&rid=277717

Mr. Hankey

Sehr schön. :D Hab mich schon gefragt, wo der alte Mann abgeblieben ist! Er ist doch sonst immer so schnell! ;)

Trotzdem könntest du noch zu meiner Anregung zwecks der IA ein wenig Stellung nehmen! ;)
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Bretzelburger

Auch wenn "I am Legend" nicht mehr ganz aktuell ist, so beschäftigte mich der Film doch seit längerer Zeit und ich versuchte nun doch meine Unzufriedenheit - trotz gefälliger Unterhaltung - in Worte zu fassen. Man kann den Film zurecht positiver bewerten und die vorhandene Unlogik in der Erzählung hat mich auch nicht besonders gestört, aber angesichts der Genrewerke aus den 70er und 80er Jahren wird bei "I am Legend" schon sehr deutlich, wie weit die ursprüngliche Intention hinter die äussere Gestaltung zurückgefallen ist.

Früher - man kann sich das heute gar nicht mehr vorstellen - haben solche Filme auch Reaktionen provoziert. Gerade von konservativer Seite wurde gerne gegen die unrealistischen und "linken" Szenarien gewettert. Ein Film wie "I am Legend" lockt Niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Zu den Gefahren gibt es inzwischen einen allgemeinen fatalistischen Konsens und der sonstige Film ist in seiner gesellschaftskritischen Sichtweise Steinzeit gegenüber den 30 Jahre alten Filmen.

Fast erinnert mich das an die Diskussionen zum Kabelfernsehen. Von Kohls CDU wurden diese Programme gefördert, weil man die öffentlich-rechtlichen Kanäle einer Linkstendenz verdächtigte. Jede Art von Gesellschaftskritik galt damals automatisch als links, aber so wie das Fernsehen ,statt ein "rechtes" Gegengewicht zu erhalten, immer unpolitischer wurde, so kann man heute eben auch Filme über ein heikles Thema drehen, ohne in den Verdacht zu geraten, aufrührerische Gedanken zu verbreiten.

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=138627&rid=278558

Mr. Hankey

Rene erzählte erst etwas von 6-7 Punkten Deinerseits. Und du warst am Donnerstag doch auch noch (so wie ich) bei 5 Punkten und jetzt doch nur 3? :icon_eek: Also deine Wandlungsfähigkeit von "nach dem Kino" und "nach dem Review" in allen Ehren, aber irgendwie kommt das jetzt in letzter Zeit doch ziemlich häufig vor. Was geht denn da alles in Dir vor, dass nahezu jeder Film beim Review schreiben anders empfunden wird, als nach dem direkten sehen? Ist das beim Essen auch so? ;)

Na ja immer noch nicht so eine desaströse Umentscheidung wie bei "The Mist"! :icon_mrgreen: ;) ;)
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Bretzelburger

Du hast völlig recht mit deiner Anmerkung, hinsichtlich "I am Legend". Der Unterschied liegt im Kinoerlebnis und in der erst später erfolgenden Reflektion. "I am Legend" ist unterhaltend, keine Frage, und ich erwähne in meiner Review, dass ich durchaus verstehen kann, wenn man dem Film 5-7 Punkte gibt. Doch ich messe den Film an seiner eigentlichen Intention und da fällt bei genauer Betrachtung stark auf, wie oberflächlich und unkritisch der Film letztlich ist.

Bei "The Mist" irrst du dich übrigens. Dort war ich nach dem Kino äusserst unschlüssig und keineswegs auf eine Bewertung festgelegt. Noch mitten in der Nacht habe ich dir damals positive Aspekte, die mir aufgefallen waren, erläutert. Die Bewertung kam dann von ganz alleine, während des Schreibens.

Mr. Vincent Vega

Das Review finde ich gut, nicht zuletzt wegen seiner berechtigten Feststellung, dass heutige Sci-Fi-Filme sich überhaupt nichts mehr trauen und fast überhaupt nichts mehr bedeuten, inklusive Werteverschiebung. Das nämlich ging bei mir beim Film auch ständig durch den Kopf (wenngleich du ähnliche Schlüsse seinerzeit bei CHILDREN OF MEN gezogen hattest, wo ich widersprach). Warum aber sparst du den religiösen Aspekt aus? Das fand ich ja besonders dumm an diesem Film, dass er erst ein langes Schreckensszenario kreiert, das keine Hoffnung und keine Rettung mehr zuzulassen scheint, um dann eine göttliche Intervention herbeizuführen (fiel dir die Schmetterlingssymbolik auf?).

vodkamartini

29 Januar 2008, 14:38:44 #857 Letzte Bearbeitung: 29 Januar 2008, 14:42:28 von vodkamartini
Zitat von: Bretzelburger am 29 Januar 2008, 13:39:48
"I am Legend" ist unterhaltend, keine Frage, und ich erwähne in meiner Review, dass ich durchaus verstehen kann, wenn man dem Film 5-7 Punkte gibt. Doch ich messe den Film an seiner eigentlichen Intention und da fällt bei genauer Betrachtung stark auf, wie oberflächlich und unkritisch der Film letztlich ist.

Bist du sicher, dass da eine andere Intention als (primär) Unterhaltung dahintersteckt? Ich mir jedenfalls nicht. Ich habe den Film auch erst am Wochenende gesehen und finde 3 Punkte sehr heftig (ist natürlich Ansichtssache).
Er ist nicht schlechter als Der Omega Mann (6-7 Punkte) und wie dieser eher ein Beleg für den vorherrschenden Zeitgeist als ein glaubwürdiges SF-Szenario (da würde ich dir zustimmen).
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Mr. Hankey

ZitatBei "The Mist" irrst du dich übrigens.
War auch mit Absicht von mir ein wenig überzogen formuliert! ;) Aber ob 5 Punkte kurz nach dem Kinobesuch oder letztendlich 8 Punkte ist halt dann doch ein Unterschied! ;)

ZitatNoch mitten in der Nacht habe ich dir damals positive Aspekte, die mir aufgefallen waren, erläutert.
Ich glaube, dass war mir aufgefallen! ;)
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Bretzelburger

Zitat von: vodkamartini am 29 Januar 2008, 14:38:44
Bist du sicher, dass da eine andere Intention als (primär) Unterhaltung dahintersteckt? Ich mir jedenfalls nicht. Ich habe den Film auch erst am Wochenende gesehen und finde 3 Punkte sehr heftig (ist natürlich Ansichtssache).
Er ist nicht schlechter als Der Omega Mann (6-7 Punkte) und wie dieser eher ein Beleg für den vorherrschenden Zeitgeist als ein glaubwürdiges SF-Szenario (da würde ich dir zustimmen).
Natürlich soll der Film (primär) der Unterhaltung dienen - und in dem Zusammenhang wird gerne auch von seriöser Seite aus (Filmdienst, Süddeutsche) die Ernsthaftigkeit gelobt, die diesen Block-Buster wohltuend von sonstigen Blockbustern unterscheidet. Für mich liegt aber genau darin das Armutszeugnis, dass schon eine leicht kritische Haltung ohne weiteren Tiefgang als ernsthaft angesehen wird. Und das der Film genauso den Zeitgeist widerspiegelt wie in den 70ern "Der Omega-Man" mag sein, aber der damalige Zeitgeist vertrug eben auch allgemein gesellschaftskritische Haltungen.

Ich bin auch kein grosser Fan vom "Omega-Mann", weshalb ich den thematisch vergleichbaren "Quiet Earth" hinzugezogen habe, dem es nicht nur wesentlich überzeugender gelingt, Einsamkeit und Tragik zu verdeutlichen, sondern der parallel mit seiner Mann/Frau/Mann - Konstellation eine differenzierte Sichtweise auf menschliche Verhaltensmuster bietet. Gerade in den Details versagt "I am Legend" - die Mann-Frau-Geschichte ist emotional leer (im gegesatz zum literarischen Original), Kritik an den Ursachen, Selbstzweifel oder gar Depressionen finden trotz der furchtbaren Ereignisse nicht statt. "I am Legend" kommt über ein normales Katastophen-Szenario gar nicht hinaus, obwohl die gesamte Menschheit vernichtet wurde - die Menschen verschwinden einfach, nur der Verlust von Frau und Kind soll so etwas wie Trauer erzeugen. Das ist schlicht reaktionär und wenn die Lösung dann noch als Gottesgeschenk verabreicht wird, dann merkt man deutlich, wie sehr hier alles als Schicksalsschlag verkauft wird - und absolut keine Kritik an bestehenden Verhältnissen geübt wird. Selbst im "Omega-Mann" lag die Ursache im Krieg zwischen den USA und der UDSSR und hatte einen klaren Kontext zum kalten Krieg.

Man kann das alles als Zeitgeist abtun und fatalistisch die Schultern zucken - es war schliesslich gut Unterhaltung - aber um so mehr ich darüber nachdenke, um so mehr ärgere ich mich über den Film.

vodkamartini

29 Januar 2008, 19:16:05 #860 Letzte Bearbeitung: 29 Januar 2008, 19:19:06 von vodkamartini
Zitat von: Bretzelburger am 29 Januar 2008, 18:47:19
Für mich liegt aber genau darin das Armutszeugnis, dass schon eine leicht kritische Haltung ohne weiteren Tiefgang als ernsthaft angesehen wird. Und das der Film genauso den Zeitgeist widerspiegelt wie in den 70ern "Der Omega-Man" mag sein, aber der damalige Zeitgeist vertrug eben auch allgemein gesellschaftskritische Haltungen.
Sicherlich ist der kritische Ansatz bei I am legend sehr oberflächlich und wie du richtig herausgearbeitet hast, an manchen Stellen gar pseudotiefgründig. Der Omega-Mann ist trotz 70er Jahre auch nicht sonderlich gesellschaftskritisch und bietet ein ganz ähnliches (noch ärgerlicheres) Ende wie I am legend. Der religiöse Aspekt kommt da sogar noch stärker zum Tragen, da erst das Opfer des "Erlösers" Heston das Weiterleben der Menschen ermöglicht. Die Inszenierung von Hestons Ende ist von solch symbolischen Kitsch aufgeladen, dass es einem fast übel wird.

Zitat von: Bretzelburger am 29 Januar 2008, 18:47:19
Gerade in den Details versagt "I am Legend" - die Mann-Frau-Geschichte ist emotional leer (im gegesatz zum literarischen Original), Kritik an den Ursachen, Selbstzweifel oder gar Depressionen finden trotz der furchtbaren Ereignisse nicht statt. "I am Legend" kommt über ein normales Katastophen-Szenario gar nicht hinaus, obwohl die gesamte Menschheit vernichtet wurde - die Menschen verschwinden einfach, nur der Verlust von Frau und Kind soll so etwas wie Trauer erzeugen.
I am Legend haftet das klassische Problem "ernster" Blockbuster an. Der Film war so teuer, dass er möglichst massenkompatibel sein musste, denn für die Studios ist ein Film zuallererst ein wirtschaftliches Produkt und bestimmt keine Herzensangelegenheit. Auswirkungen und Begleitumstände einer solchen Katastrophe werden bestenfalls angerissen und einer gängigen Spannungsdramaturgie untergeordnet.

Zitat von: Bretzelburger am 29 Januar 2008, 18:47:19
Das ist schlicht reaktionär und wenn die Lösung dann noch als Gottesgeschenk verabreicht wird, dann merkt man deutlich, wie sehr hier alles als Schicksalsschlag verkauft wird - und absolut keine Kritik an bestehenden Verhältnissen geübt wird. Selbst im "Omega-Mann" lag die Ursache im Krieg zwischen den USA und der UDSSR und hatte einen klaren Kontext zum kalten Krieg.
Ganz so negativ würde ich es nicht sehen. Dem Argument der völligen Kritiklosigkeit kann ich jedenfalls nicht folgen. Es kommt schon rüber, dass medizinische Forschungen zu der Katastrophe geführt haben. Die menschliche Wunsch eine der schlimmsten Krankheiten zu heilen, hat die Menschheit fast ausgerottet. Das ist schon von einer sehr bitteren Ironie, hat durchaus einen gesellschaftskritischen Ansatz und wird aus meiner Sicht nicht dem übermächtigen Schicksal angelastet (als das der Krieg gern in mnachen "Antikriegsfilmen" verkauft wird).
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McClane

Zitat von: Bretzelburger am 29 Januar 2008, 18:47:19
Selbst im "Omega-Mann" lag die Ursache im Krieg zwischen den USA und der UDSSR und hatte einen klaren Kontext zum kalten Krieg.

Irre ich mich oder was es da nicht ein Krieg zwischen Russland und China? Also die bösen Kommis unter sich?
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

Mr. Vincent Vega

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 29 Januar 2008, 14:00:55
Warum aber sparst du den religiösen Aspekt aus? Das fand ich ja besonders dumm an diesem Film, dass er erst ein langes Schreckensszenario kreiert, das keine Hoffnung und keine Rettung mehr zuzulassen scheint, um dann eine göttliche Intervention herbeizuführen (fiel dir die Schmetterlingssymbolik auf?).

Bretzelburger

Zitat von: McClane am 30 Januar 2008, 12:33:40
Irre ich mich oder was es da nicht ein Krieg zwischen Russland und China? Also die bösen Kommis unter sich?
Stimmt - da gingen mir die Pferde durch. Der Kontext war zwar der "Kalte Krieg", aber natürlich aus "guter" amerikanischer Sicht. Wie gesagt - für mich ist "Omega-Mann" keineswegs das Vorbild für "I am legend". ich bevorzuge die inhaltliche Reife von "Quiet Earth".

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 30 Januar 2008, 12:44:05
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 29 Januar 2008, 14:00:55
Warum aber sparst du den religiösen Aspekt aus? Das fand ich ja besonders dumm an diesem Film, dass er erst ein langes Schreckensszenario kreiert, das keine Hoffnung und keine Rettung mehr zuzulassen scheint, um dann eine göttliche Intervention herbeizuführen (fiel dir die Schmetterlingssymbolik auf?).
Danke für den netten Hinweis. Mir ist die Symbolik und auch die "göttliche" Lösung aufgefallen - ich habe das nur kurz in meiner Review erwähnt - aber sie war für mich keineswegs überraschend. Schon bei der Verabschiedung von Frau und Kind wurde diese Sichtweise überdeutlich, um dann Will Smith als (verständlicherweise) Zweifelnden zu betrachten ("Gott, warum hast du mich verlassen ?"), der schliesslich von der Frau bekehrt wird und sich opfert.

Das zieht sich über den gesamten Film hinweg und verbindet sich mit der gesamten Story, die ja keinerlei menschliche Sünde zeigt - dafür sind die Monster zuständig. Im Grunde eine Umkehr zur literarischen Vorlage, die zum Schluss verdeutlicht, wer das eigentliche Monster ist - oder besser, das Jeder zu einem Monster werden kann. Will Smith wird hier zum Helden hochstilisiert, der zum Schluss deshalb eine "Legende" wird. Völlig anders ist das im Original zu verstehen, wo dieser Begriff nur für die Vergangenheit angewendet wird und letztlich ironsch gemeint ist. Wenn ich noch weiter über den Film nachdenke, reduziert sich die Punktzahl noch mehr...


Mr. Vincent Vega

Völlig richtig. Wo die Vorlage nihilistisch, beklemmend, geradezu erschütternd wahr erscheint, krempelt I AM LEGEND einfach alles um und verpackt es in gut goutierbare Kinohäppchen. Ohne Nachgeschmack und Hauptsache entertaining.

Suizid aus der Erkenntnis, das eigentliche Monster zu sein, und die Gründung eines neuen Staates, wo am Eingang die amerikanische Flagge hängt und im Hintergrund schon die Kirchenglocken ertönen, sind zwei Enden, die unterschiedlicher gar nicht sein könnten. Besonders im Niveau.

Bretzelburger

Wir hatten heute in der Sneak "Michael Clayton", aber ich äussere mich jetzt erst einmal zur letzten Sneak "talk to me" - ein sehenswerter Film, der sein Niveau - leider - nicht vollständig durchhält

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=118897&rid=279071

Bretzelburger

Selten habe ich einen Film so lange mit Begeisterung gesehen, dessen Ende mich so enttäuscht hat. Vielleicht gibt es ja noch einen "Director's Cut", der die letzten 10 Minuten verändert, aber wahrscheinlich wird die Masse der Zuschauer dieses Ende goutieren - man braucht sich dann keine weiteren Gedanken machen - "heile, heile Gänschen...". Von mir gibts deshalb leider nur eine mittelmässige Bewertung

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=114536&rid=279148


Mr. Hankey

Und wieder hast du es getan. Von ca. 8 Punkten (ohne das Ende vielleicht sogar 9 Punkte ;)) nach dem Kino, auf 5 Punkte bei der Besprechung, dass sind ja wirklich Sprünge jenseits von gut und böse. Ich glaube, auf die Monologe nach den Veranstaltungen können wir wohl in Zukunft verzichten. Drehst ja später sowieso noch einmal alles auf den Kopf! Tstststs... ;) ;)
Ofdb-Filmsammlung
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Bretzelburger

Gut ein Jahr nach meiner Review zu "Der verrückte Professor" konnte ich endlich wieder einen der frühen Jerry Lewis Filme sehen, in denen er gemeinsam mit Dean Martin seine Karriere begründete. Dem Film "The Stooge" (deutsch "Der Prügelknabe")kommt dabei eine besondere Funktion zu, da er - wenn auch nicht biografisch - die Geschichte des Comedy-Duos nachspielt und sie dort zeigt, wo sie berühmt wurden - auf der Bühne.

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=17551&rid=279274

filmimperator

Also deine 5 von 10 für "Michael Clayton" kann auch nicht nicht so völlig nachvollziehen. Ich fand den Film auf Niveau von "The Insider" und somit großartig und es freut mich, dass er für 6 Oscars nominiert ist.

Mal ne Frage: Bei euch ist die Sneak freitags?  :icon_eek:
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