OFDb

Autoren-Thread: filmimperator

Begonnen von filmimperator, 5 März 2007, 13:11:29

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

filmimperator

16 Dezember 2007, 17:28:22 #150 Letzte Bearbeitung: 16 Dezember 2007, 17:30:24 von filmimperator
Zitat von: floair am 16 Dezember 2007, 16:40:12
Es ist noch viel mehr übernommen worden, zum Beispiel der Kontakt über das Laptop, die Kontaktperson Diana, welche 47 das Leben rettet, die zwei silbernen Ballermänner, welche 47 immer benutzt, sein schwarzer Anzug mit roter Krawatte, eigentlich so ziemlich alles stammt vom Spiel.

Solche Details finden sich in allen Computerspiel-Verfilmungen wieder. Auch bei Uwe Boll (die kurzen Spiel-Schnipsel in "House of the Dead" zum Bsp.) und machen nicht die Klasse oder den Grad der werkgetreuen Adaption aus. Ein viel spannenderer Diskurs wäre doch der, ob überhaupt eine Übertragung dieser beiden Medien - also von Computer-/Videospiel auf Film und umgekehrt - möglich ist. Ich besuche da zur Zeit ein Seminar, welches spannenden Fragen von Ludologie (Simulation contra einer Narration)  :doof: und Narratologie (Plot und Story in Computerspielen) nachgeht.

Zitat von: floair am 16 Dezember 2007, 16:40:12
Selbst ist der Mann, verlasse dich nie auf die Meinungen Anderer. Wenn dein Kumpel die Spiele hat, probiere es selbst und dann bin ich mal auf deine Meinung gespannt. Natürlich ist das Ganze auch immer eine Geschmackssache, ich glaube ich bin im Moment so ziemlich der Einzige, welcher Olyphant passend fand.

Ja mal schauen, wie es zeitlich über Weihnachten ausschaut. Dann vielleicht noch einmal. Aber bis dahin nehme ich den Film selbst am Maßstab anderer Filme gemessen an. Und da war er auch nicht besonders gut.

Zitat von: floair am 16 Dezember 2007, 16:40:12
Mit den Boll Filmen hast du natürlich recht.

Wobei diese dann wieder unter dem Aspekt "Trash-Movie" durchaus kurzweilig sind  :icon_lol:.
Unterschiedliche Meinungen? Chuck Norris interessieren nicht mal die Fakten!

Sarge

ZitatNein, mal im Ernst, aber wenn ich mich auf die Arumentation eines Kumpels stütze, der alle Teile gezockt hat, dann ist er da schon fast Experte und ich finde das durchaus seriös - auch wenn Selbstzocken sicherlich sinnvoller wäre. Aber dafür fehlt mir einfach die Zeit und auch die Lust, weil ich nicht so ein großer Computerspiele-Freund bin. Er sagte, dass die Story als solche frei erfunden wäre, auch wenn natürlich das Grundprinzip übernommen wurde. Klar, die Sache mit den Waffen, dem Laptop und dem Anzug auch - aber das sind verschwindende Details.

... verschwindende Details, die den Unterschied zwischen guten und schlechten Kritiken ausmachen können.

Für mich ist das BILD-Niveau, oberflächlicher Boulevardjournalismus; Behauptungen und Thesen in den Raum werfen ohne Kenntnis des Gegenstands der Behauptung. Das Problem deiner Kritik ist nicht, dass sie die Vorlage nicht kennt, sondern dass sie vorgibt, sie zu kennen. Ich finde dieses Vorgehen nicht seriös.

filmimperator

Zitat von: Sarge am 16 Dezember 2007, 17:32:38
... verschwindende Details, die den Unterschied zwischen guten und schlechten Kritiken ausmachen können.

Für mich ist das BILD-Niveau, oberflächlicher Boulevardjournalismus; Behauptungen und Thesen in den Raum werfen ohne Kenntnis des Gegenstands der Behauptung. Das Problem deiner Kritik ist nicht, dass sie die Vorlage nicht kennt, sondern dass sie vorgibt, sie zu kennen. Ich finde dieses Vorgehen nicht seriös.

Vorsichtig und mal langsam! Das lasse ich so nicht stehen! Du könntest ja genau so gut sagen, dass alle Kritiken von den Leuten die nicht jeden "Hitman"-Teil gezockt haben nicht seriös seien, weil sie sich nur unzureichenden Überblick verschafft haben. Aber ich finde es schon etwas hart, mich und meine Kritiken als "BILD-Niveau" zu bezeichnen. Deswegen mache ich jetzt etwas, was ich auch auf Anraten von Bretzelburger schon einmal getan habe - ich ändere die doch etwas unseriösen Passagen (ja, ich bin kritikfähig) ab. Ich hoffe, das Ergebnis ist jetzt ok? (http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=137656&rid=272459 - dritter Absatz oben)...
Unterschiedliche Meinungen? Chuck Norris interessieren nicht mal die Fakten!

Chili Palmer

16 Dezember 2007, 17:45:35 #153 Letzte Bearbeitung: 16 Dezember 2007, 18:21:00 von Chili Palmer
Zitat von: filmimperator am 16 Dezember 2007, 17:11:23
Naja ich wollte nur auf Folgendes hinaus: Wenn dich jemand nach Monaten über Details eines eher mittelprächtigen Films fragen würde - wüsstest du bescheid? Ich nicht. Darum geht es.  ;) 

Details könnte ich selbstverständlich auch nicht mehr abrufen, aber darum ging es doch auch gar nicht, oder?
Mir ging es um deine Aussage, dass du nach einer gewissen Zeit nicht mehr Stellung zu "verspäteten" Reviews beziehen kannst.
Das solte doch immer noch möglich sein.

Zitat von: filmimperator am 16 Dezember 2007, 17:28:22
Ein viel spannenderer Diskurs wäre doch der, ob überhaupt eine Übertragung dieser beiden Medien - also von Computer-/Videospiel auf Film und umgekehrt - möglich ist.

Wühl' dich hier mal durch die entsprechenden Threads - dürfte dich interessieren.

Ich stehe ja immer noch auf dem Standpunkt, dass ein Film mit der Vorlage machen kann, was er will, solange er das Gefühl des Spielerlebnisses adäquat überträgt.

Zitat von: filmimperator am 16 Dezember 2007, 17:28:22
Ich besuche da zur Zeit ein Seminar, welches spannenden Fragen von Ludologie (Simulation contra einer Narration)  :doof: und Narratologie (Plot und Story in Computerspielen) nachgeht.

Wenn ihr dort zu spannenden Antworten gelangt, würde es mich freuen, wenn du sie hier posten tätest.
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

filmimperator

Zitat von: Chili Palmer am 16 Dezember 2007, 17:45:35
Mir ging es um deine Aussage, dass du nach einer gewissen Zeit nicht mehr Stellung zu "verspäteten" Reviews beziehen kannst.
Das solte doch immer noch möglich sein.

Wenn es nachträglich darum geht, zu rekapitulieren, ob ich ein Film gut oder schlecht fand und warum, dann gebe ich dir Recht: Das bekommt man noch zusammen und könnte dann eine Diskussion anfangen. Aber wenn es um spezifische Szenen geht, die man kritisiert, würde ich dann irgendwann so langsam meine Probleme bekommen.  ;)

Zitat von: Chili Palmer am 16 Dezember 2007, 17:45:35
Wühl' dich hier mal durch die entsprechenden Threads - dürfte dich interessieren.

Wo genau?

Zitat von: Chili Palmer am 16 Dezember 2007, 17:45:35
Ich stehe ja immer noch auf dem Standpunkt, dass ein Film mit der Vorlage machen kann, was er will, solange er das Gefühl des Spielerlebnisses adäquat überträgt.

Und wann tut er das? Durch die Übernahme vieler Details? Die Crux dürfte ja an der mangelnden Interaktionsfähigkeit des Medieums Film liegen.


Zitat von: Chili Palmer am 16 Dezember 2007, 17:45:35
Wenn ihr dort zu spannenden Antworten gelangt, würde es mich freuen, wenn du sie hier posten tätest.

Die Antwort ist - zumindest wenn ich letzte Sitzung rekapituliere - dass es keine gibt  ;). Die Ludologen kommen an ihre Grenten bei Adventure-Games, Narratologen können bspw. "Tetris" nicht erklären.
Unterschiedliche Meinungen? Chuck Norris interessieren nicht mal die Fakten!

Chili Palmer

Zitat von: filmimperator am 16 Dezember 2007, 18:09:18
Wo genau?

Hier, hier und in Ansätzen hier.

Zitat von: filmimperator am 16 Dezember 2007, 18:09:18
Und wann tut er das? Durch die Übernahme vieler Details? Die Crux dürfte ja an der mangelnden Interaktionsfähigkeit des Medieums Film liegen.

Schlimmes Beispiel: Man erwartet dieses und bekommt dann so etwas.

Ich denke, du weißt, was ich meine. Das hätte man ganz anders aufziehen müssen. Und können.
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

filmimperator

Zitat von: Chili Palmer am 16 Dezember 2007, 18:26:17
Ich denke, du weißt, was ich meine. Das hätte man ganz anders aufziehen müssen. Und können.

Danke für die Links/Infos. Allerdings kann ich mir jetzt über "Alone in the Dark" nicht wirklich ein Urteil erlauben, weil ich das Spiel nicht gespielt und den Film nicht gesehen habe. Allerdings hab ich nur Schlimmes gehört. Legendär dazu als seriöse Filmkritik (!): http://www.schnitt.de/202,1089,1
Unterschiedliche Meinungen? Chuck Norris interessieren nicht mal die Fakten!

Happy Harry mit dem Harten

17 Dezember 2007, 14:00:55 #157 Letzte Bearbeitung: 17 Dezember 2007, 14:03:17 von COPFKILLER
Zitat von: filmimperator am 16 Dezember 2007, 15:03:46
Naja ganz so habe ich das glaube ich nicht gesagt. Fakt ist jedenfalls, dass ein Review zu einem häufig kritisierten Film in der ofdb nach - sagen wir - 8 Wochen nach Kinostart recht sinnfrei ist, weil - zumindest geht mir das so, wenn ich ebenjenen Film in der 1. oder 2. Woche im Kino sehe - der Film mir dann nicht mehr wirklich präsent ist. Nehmen wir "Superbad": Wenn du heute ein Review zu diesem Film hochstellen würdest, wüsste ich nicht, inwieweit ich dir da zustimmen oder widersprechen kann, weil mir der Film eben nicht mehr präsent ist. Allerdings muss ich dir Recht geben: Im Nachhinein hätte ich "Superbad" unter Umständen besser bewertet - gemessen an dem Mist, dem es in diesem Genre sonst noch gibt. Aber der Hype in den USA - auch die hohe Bewertung in der IMDB mit 8,0 - ist meiner Meinung nach etwas übertrieben. Ein passabler Film in einem Genre mit vielen zweifelhaften Beiträgen - so könnte man "Superbad" charakterisieren. BTW: "Party Animals" habe ich vor Ewigkeiten (schon 3 oder 4 Jahre her) mal gesehen, "Harold & Kumar" noch nicht.

HAROLD & KUMAR kann man sich mal ansehen, ist zwar lustiger als PARTY ANIMALS aber genauso substanzlos. Und daher spielt SUPERBAD schon in einer anderen Liga, wenn auch Klassikern wie ANIMAL HOUSE, VOLLTREFFER oder EIS AM STIEL natürlich nichts zugefügt werden kann. Dennoch wesentlich besser als die meisten anderen modernen Vertreter des Subgenres. Das dir der Film aber nach so kurzer Zeit nicht mehr präsent ist, finde ich schon etwas seltsam - beispielweise habe ich TIEFLAND schon vor mehr als einem Jahr gesehen aber trotzdem kann ich mich doch genug erinnern um über den Film zumindest bis zu einem gewissen Grad zu diskutieren...

Zitat von: filmimperator am 16 Dezember 2007, 15:03:46
Also ich bin politisch liberal, weswegen ich weiß, wie diese Aussage gemeint ist, nämlich auf die filmhandwerklichen Fertigkeiten von Frau Riefenstahl bezogen. Ganz so unreflektiert darf man diesen Satz aber nicht stehen lassen, schließlich hat sie mit ihren Propaganda-Werken wie "Triumph des Willens" wesentlich zum Funktionieren des Dritten Reichs beigetragen und muss somit - auch weil sie nie selbst ihre Vergangenheit und ihr Verhältnis zu Hitler aufgearbeitet und geklärt hat - kritisch gesehen werden.

Um ehrlich zu sein habe ich diese Aussage absichtlich so unreflektiert stehen lassen um zu sehen ob jemand darauf reagiert. Hier komme ich nämlich zu einem zentralen Streitpunkt, der auch in meinem Freundeskreis immer wieder zur Sprache kommt und zu dem ich eine feste Meinung habe: Niemals verurteile ich den Privatmenschen hinter dem Künstler. Selbst wenn die Vorwürfe (egal welche) wahr sind, so sind wir doch alle fehlerhaft und schließlich sollte man sich nicht anmaßen über jemanden zu urteilen den man nicht kennt. Meine Lieblingsregisseure/Autoren/Schauspieler (etc.) müssen doch keine guten Menschen sein oder? Deswegen ist es mir egal, wie sehr Riefenstahl zum Dritten Reich beigetragen hat - Dämonisierung oder Glorifizierung von Individuen beantwortet keine historischen Fragen sondern verzerrt diese eher, siehe SCHINDLERS LISTE oder etliche andere Big Budget Movies, die sich der Lebensgeschichte einer historischen Person annehmen. Sowas kann schnell schiefgehen...

Zitat von: filmimperator am 16 Dezember 2007, 15:03:46
Ich finde das ganz und gar nicht Haarspalterei. Bretzelburger fand bei dieser Kritik ja auch einige Schwachpunkte. Nur fiel es mir schwer, die einzelnen Episoden des Film noch einmal auseinander zu nehmen und einzeln zu analysieren, weil dies eben den Rahmen gesprengt hätte. Einige Längen - in einzelnen Episoden - gab es, ja, aber "Tiefland" fand ich wesentlich schwerfälliger und schleppender. Vielleicht hätte ich diesen Punkt noch weiter herausarbeiten können. Danke für die Kritik.

Natürlich ist Riefenstahls schleppender Stil schwerfälliger als Pasolinis Frivolitäten-Kabinett. Eine einzelne Besprechung der Episoden wäre aber sicherlich sinnvoll gewesen, ein Grnd warum ich mich oft vor der Besprechung von Episodenfilmen drücke. Seit langem will ich schon eine angemessene Kritik schreiben zu ALLE KINDER DIESER WELT aber da MUSS man unweigerlich auf die einzelnen Episoden eingehen. Letztlich ist das bei Pasolinis Film aber nicht zwingend notwenig und dein Weg ist völlig in Ordnung.


filmimperator

17 Dezember 2007, 20:33:19 #158 Letzte Bearbeitung: 17 Dezember 2007, 20:41:12 von filmimperator
Zitat von: COPFKILLER am 17 Dezember 2007, 14:00:55
Das dir der Film aber nach so kurzer Zeit nicht mehr präsent ist, finde ich schon etwas seltsam - beispielweise habe ich TIEFLAND schon vor mehr als einem Jahr gesehen aber trotzdem kann ich mich doch genug erinnern um über den Film zumindest bis zu einem gewissen Grad zu diskutieren...

Erwähnte ich schon irgendwo: Bis zu einem bestimmten Grad ist das auch für mich kein Problem, nur darüber hinaus wirds eben schwierig. Wenn ich bspw. die Wiederholung des Wolf-Motivs in "Tiefland" am Anfang und Ende anspreche, kannst du dich jetzt sicherlich nicht mehr daran erinnern. Das meine ich: Eine allgemeine Einschätzung des Films könnte ich immer abgeben und auch dessen Stärken und Schwächen - aber eben darüber hinaus nur wenig, wenn es nicht gerade sehr einprägsam war. Und das war "Superbad" als Film auch nicht wirklich - auch wenn mir einige echt witzige Szenen wie die Regelblutung an der Hose noch im Gedächtnis geblieben sind  ;).


Zitat von: COPFKILLER am 17 Dezember 2007, 14:00:55
Niemals verurteile ich den Privatmenschen hinter dem Künstler. Selbst wenn die Vorwürfe (egal welche) wahr sind, so sind wir doch alle fehlerhaft und schließlich sollte man sich nicht anmaßen über jemanden zu urteilen den man nicht kennt.

Soweit erst einmal grundsätzlich Zustimmung, aber...


Zitat von: COPFKILLER am 17 Dezember 2007, 14:00:55
Deswegen ist es mir egal, wie sehr Riefenstahl zum Dritten Reich beigetragen hat - Dämonisierung oder Glorifizierung von Individuen beantwortet keine historischen Fragen sondern verzerrt diese eher, siehe SCHINDLERS LISTE oder etliche andere Big Budget Movies, die sich der Lebensgeschichte einer historischen Person annehmen. Sowas kann schnell schiefgehen...

...du begibst dich hier auf sehr dünnes Eis. Fakt ist nun einmal, dass Leni Riefenstahl mit Hitler gut dran war und als KÜNSTLERIN und PROPAGANDAFILMERIN (was "Triumph des Willens" zweifelsohne ist) im Dritten Reich gefördert wurde. Für sie war es damals sicherlich die künstlerische Herausforderung und die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung, die sie daran reizte, zumindest ideologisch fragwürdige Werke zu inszenieren. Sie hätte sich aber genau so gut dieser Ideologie - auch wenn es u.U. negative Konsequenzen gehabt hätte - verweigern können. So muss sie sich zumindest mit Recht den Vorwurf des Opportunismus gefallen lassen. Und ihre Werke im 3. Reich galten der Propaganda, weswegen sie zumindest dem System (damals) wohlgesonnen war (aus welchen Gründen auch immer), was sie mit einem Großteil der deutschen Bevölkerung damals gemein hatte. Das kann man objektiv sagen. Abgesehen davon, dass es wsl. nicht ihre Absicht war, in einer gewissen Weise zum Massenmord beizutragen, hätte man sich doch gewünscht, dass sie sich zumindest in ihren späten Lebensjahren von ihren damaligen Werken distanziert oder dazu Stellung bezieht - das passierte aber nie. Gut, ein Künstler sollte sein Kunstwerk nicht erklären müssen, aber unter diesen Umständen wäre zumindest eine Stellungnahme - zumindest sehe ich das so - angebracht gewesen.
"Schindlers Liste" ist eine ganz andere Geschichte. Das ist eine zum Teil historisch verbürgte, zum Teil verkitschte Romanverfilmung und keine Doku über Oskar Schindlers Leben.


Zitat von: COPFKILLER am 17 Dezember 2007, 14:00:55
Eine einzelne Besprechung der Episoden wäre aber sicherlich sinnvoll gewesen, ein Grnd warum ich mich oft vor der Besprechung von Episodenfilmen drücke. Letztlich ist das bei Pasolinis Film aber nicht zwingend notwenig und dein Weg ist völlig in Ordnung.

Naja ich finde, dass es auch möglich sein sollte, bei solchen inhaltlichen eher wenig gehaltvollen und kaum verknüpften Episoden auf den Film als solches einzugehen. Aber ich glaube, ich sollte mich in Zukunft u.U. auf das Rezensieren "normaler", stringent erzählter Filme beschränken  :icon_cool:.
Unterschiedliche Meinungen? Chuck Norris interessieren nicht mal die Fakten!

McKenzie

Zitat von: filmimperator am 17 Dezember 2007, 20:33:19
Aber ich glaube, ich sollte mich in Zukunft u.U. auf das Rezensieren "normaler", stringent erzählter Filme beschränken  :icon_cool:.

Nein, lass dir doch nichts einreden!  :icon_mrgreen: Meine ersten Besprechungen "schwer rezensierbarer", politischer oder sonstwie auf bestimmten Hintergründen und Strukturen aufbauender Filme waren auch Katastrophen, all das entwickelt sich ja mit der Zeit - nur mit der Praxis natürlich.  ;)

*McKenzie, der nur kurz vorbeischaut und im Augenblick keine Zeit für irgendwelche Monster-Postings hat.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Happy Harry mit dem Harten

Zitat von: filmimperator am 17 Dezember 2007, 20:33:19
Erwähnte ich schon irgendwo: Bis zu einem bestimmten Grad ist das auch für mich kein Problem, nur darüber hinaus wirds eben schwierig. Wenn ich bspw. die Wiederholung des Wolf-Motivs in "Tiefland" am Anfang und Ende anspreche, kannst du dich jetzt sicherlich nicht mehr daran erinnern. Das meine ich: Eine allgemeine Einschätzung des Films könnte ich immer abgeben und auch dessen Stärken und Schwächen - aber eben darüber hinaus nur wenig, wenn es nicht gerade sehr einprägsam war. Und das war "Superbad" als Film auch nicht wirklich - auch wenn mir einige echt witzige Szenen wie die Regelblutung an der Hose noch im Gedächtnis geblieben sind  ;).

Genau das meinte ich mit einem gewissen Maß, natürlich entfallen auch mir viele Eindrücke. Im Fall von SUPERBAD auch verständlich, zumindest wenn man bedenkt das du den Film nicht wirklich gut fandest. Gerade Komödien, besonders solche die einem nicht gefallen, haben oft nur eine kurze Lebenszeit im Langzeitgedächtnis des Zuschauers.

Zitat von: filmimperator am 17 Dezember 2007, 20:33:19
...du begibst dich hier auf sehr dünnes Eis. Fakt ist nun einmal, dass Leni Riefenstahl mit Hitler gut dran war und als KÜNSTLERIN und PROPAGANDAFILMERIN (was "Triumph des Willens" zweifelsohne ist) im Dritten Reich gefördert wurde. Für sie war es damals sicherlich die künstlerische Herausforderung und die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung, die sie daran reizte, zumindest ideologisch fragwürdige Werke zu inszenieren. Sie hätte sich aber genau so gut dieser Ideologie - auch wenn es u.U. negative Konsequenzen gehabt hätte - verweigern können. So muss sie sich zumindest mit Recht den Vorwurf des Opportunismus gefallen lassen. Und ihre Werke im 3. Reich galten der Propaganda, weswegen sie zumindest dem System (damals) wohlgesonnen war (aus welchen Gründen auch immer), was sie mit einem Großteil der deutschen Bevölkerung damals gemein hatte. Das kann man objektiv sagen. Abgesehen davon, dass es wsl. nicht ihre Absicht war, in einer gewissen Weise zum Massenmord beizutragen, hätte man sich doch gewünscht, dass sie sich zumindest in ihren späten Lebensjahren von ihren damaligen Werken distanziert oder dazu Stellung bezieht - das passierte aber nie. Gut, ein Künstler sollte sein Kunstwerk nicht erklären müssen, aber unter diesen Umständen wäre zumindest eine Stellungnahme - zumindest sehe ich das so - angebracht gewesen.
"Schindlers Liste" ist eine ganz andere Geschichte. Das ist eine zum Teil historisch verbürgte, zum Teil verkitschte Romanverfilmung und keine Doku über Oskar Schindlers Leben.

Für mich braucht Leni Riefenstahl keinen Kommentar zu ihrem Leben abgeben oder zu ihrem Wirken im Nazireich. Nur weil sie mit Hitler gut stand macht sie für mich nicht Bestie. Nebenbei gesagt halte ich auch die Dämonisierung Hitlers für falsch, auch wenn er wie die meisten Diktatoren ein schwer gestörter Mann war. Bitte nicht falsch verstehen, bin der letzte der mit seinen Ideen sympathisiert. Doch gerade weil immer ein Mensch hinter der 'Bestie', dem 'absolut Bösen' steht, bleibt jede Verurteilung historischer bzw. in der Öffentlichkeit stehender Personen oberflächlich.

Wie man mit den deutschen Stars der Nazi-Zeit umging halte ich sowieso für ein Unding.Veit Harlan darf weiter Filme machen während die Riefenstahl (die eindeutig das größere künstlerische Potential hatte) abgestraft wird und nie wieder einen Fuß auf die Erde bringen konnte was Film angeht. Das Rühmann Hitlers Lieblingsdarsteller war, ist auch nicht wichtig für dessen weitere Karriere gewesen.

Aber nochmal in aller Deutlichkeit: Selbst wenn die schlimmsten Vorwürfe im Privatleben stimmen hat das für mich keine Auswirkungen auf das Endprodukt. Zum Beispiel THE BIRTH OF A NATION von D.W. Griffith (um mal weg zu kommen vom heißen Nationalsozialismus-Thema) verherrlichte den Klu-Klux-Klan auf mehr als bedenkliche Weise und zeigte die Afroamerikaner als Bedrohung. Eine neue Klan-Revolution, etliche Gewaltakte gegen Schwarze waren die Folge, für die der Film nachweislich ein wichtiger Indikator war. Dennoch bekommt er von mir 10/10 weil er filmhistorisch wohl ebenso wichtig ist wie PANZERKREUZER POTEMKIN oder CITIZEN KANE - soll ich ein dramaturgisch und technisch perfektes Werk schlechter bewerten, nur weil es meinem Weltbild nicht entspricht?

Gleiches gilt für John Wayne. Er war aktiv im Wahlkampf für Nixon und eine offen rechtsfaschistische Partei, war verbohrt und so konservativ wie nur möglich. Einige seiner Filme sind pure Propaganda (DIE GRÜNEN TEUFEL) doch soll ich deswegen all die Meisterwerke mit Wayne schlechter beurteilen? Oder seine Einzigartigkeit im Genre? Also, der Mensch hinter dem Künstler ist mir egal - auch wenn das Privatleben natürlich die Kunst bedingt, sollte es uns nicht zustehen Erklärungen zu verlangen. Selbst nicht in einem so extremen Fall wie Leni Riefenstahl. Übrigens, hätte sie DER EWIGE JUDE gedreht, würde die Sache vielleicht anders aussehen denn dieser Film nochmal was anderes. Doch die Riefenstahlfilme sind keine "Hetzfilme" sondern transportieren ihre Propaganda sehr geschickt auf rein ästhetischem Weg.

Genauso macht es übrigens Spielberg, lullt den Zuschauer mit audiovisuellen Spielereien ein, versucht seinen Historienfilmen aber eine emotionale Komponente zu verleihen und scheitert beinahe immer an dieser Ambition es einfach jedem recht machen zu wollen. Dabei muss es natürlich unterhaltsam bleiben, ein Kino der ganz großen Gefühle - der Schrecken des Holocaust zusammengefasst in pathetischen Dialogen, unterlegt mit der klebrigen Musik von John Williamsund eindeutiger Verkitschung der historischen Figur? Nein danke!

Zitat von: filmimperator am 17 Dezember 2007, 20:33:19
Naja ich finde, dass es auch möglich sein sollte, bei solchen inhaltlichen eher wenig gehaltvollen und kaum verknüpften Episoden auf den Film als solches einzugehen. Aber ich glaube, ich sollte mich in Zukunft u.U. auf das Rezensieren "normaler", stringent erzählter Filme beschränken  :icon_cool:.

So war das nicht gemeint, immer nur her mit Besprechungen zu Klassikern und andersartigen Filmen. Und bitte eine Besprechung zu "1 NIGHT IN PARIS" - ist immerhin der einzige Film den du mit der Tiefstbewertung abgestraft hast.

filmimperator

19 Dezember 2007, 17:04:52 #161 Letzte Bearbeitung: 19 Dezember 2007, 17:11:56 von filmimperator
Zitat von: COPFKILLER am 18 Dezember 2007, 00:01:22
Wie man mit den deutschen Stars der Nazi-Zeit umging halte ich sowieso für ein Unding.Veit Harlan darf weiter Filme machen während die Riefenstahl (die eindeutig das größere künstlerische Potential hatte) abgestraft wird und nie wieder einen Fuß auf die Erde bringen konnte was Film angeht. Das Rühmann Hitlers Lieblingsdarsteller war, ist auch nicht wichtig für dessen weitere Karriere gewesen.

Eine berühmte Anekdote besagt ja, dass Hitler nach Ansicht der Feuerzangenbowle gefragt habe "Ist das zum Lachen?"  :icon_smile:. Aber ja, ich gebe dir Recht: gleiches Recht für alle. Ich glaube aber den Grund darin zu sehen, dass Leni Riefenstahl - ja, sie hatte zweifelsohne auch als Dokumentarfilmerin sehr hohes Potenzial; die Filme von Harlan kenne ich nicht - eben explizit ideologische Propagandafilme ÜBER die NSDAP (wenn auch keine "Hetzfilme") drehte, Harlan "nur" regimefreundliche Filme. Diese Unterscheidung ist jetzt vllt. etwas dürftig, aber ich denke, du kannst dir denken, worauf ich hinaus will: Frau Riefenstahl stand Hitler und der Partei einfach näher als es Rühmann oder Harlan taten, die einfach nur im Dritten Reich ihre Brötchen mit belanglosen Filmen (ausgenommen vllt. Harlans "Jud Süß") verdienten. Zumindest Rühmanns Filme waren in erster Linie Unterhaltungs- und Durchhaltefilme (Komödien), die die Masse im Krieg eher "bei der Stange" halten als denn "ideologisch abrichten" wollten.


Zitat von: COPFKILLER am 18 Dezember 2007, 00:01:22
Aber nochmal in aller Deutlichkeit: Selbst wenn die schlimmsten Vorwürfe im Privatleben stimmen hat das für mich keine Auswirkungen auf das Endprodukt. Zum Beispiel THE BIRTH OF A NATION von D.W. Griffith (um mal weg zu kommen vom heißen Nationalsozialismus-Thema) verherrlichte den Klu-Klux-Klan auf mehr als bedenkliche Weise und zeigte die Afroamerikaner als Bedrohung. Eine neue Klan-Revolution, etliche Gewaltakte gegen Schwarze waren die Folge, für die der Film nachweislich ein wichtiger Indikator war. Dennoch bekommt er von mir 10/10 weil er filmhistorisch wohl ebenso wichtig ist wie PANZERKREUZER POTEMKIN oder CITIZEN KANE - soll ich ein dramaturgisch und technisch perfektes Werk schlechter bewerten, nur weil es meinem Weltbild nicht entspricht?

Ich wäre der Letzte, der den Filmen von Leni Riefenstahl, D.W. Griffiths oder anderen - sagen wir mal - ideologisch streitbaren Persönlichkeiten ihre filmhistorische Relevanz abspricht. Diese Werke waren und sind filmhistorisch betrachtet von großer Wichtigkeit. Allerdings sollte man eben ihre Entstehungsgeschichte und Inhalte auch reflektieren: Eisenstein wollte das Kino und die Gesellschaft revolutionieren, Pasolini polarisieren und Riefenstahl - zumindest zum Zeitpunkt der Entstehung von "Triumph des Willens" eine Partei und Weltansicht glorifizieren. Das war die Intention dahinter (meiner bescheidenen Interpretation nach). Kunst oder Klassiker sind trotzdem oder deshalb heute alle dieser Filme. Dramaturgische und technische Perfektion (wie du schriebst) und Innovation sind also dem Kunstwerk-Status nachgelagert - das Handwerk als solches muss erst einmal stimmen. Allerdings gehe ich jetzt einmal von einer Bildbetrachtung aus: Man sieht sieht sich ein Bild an und bewundert das Motiv, die klare Linienführung, seine Brillanz usw.. Aber dann versucht man es eben auch zu INTERPRETIEREN oder historisch/intentional einzuordnen. Dann kommt man in die Diskussion um Streitbarkeit oder nicht. Und da gebe ich dir Recht: das Privatleben und die Lebensumstände eines Künstlers bestimmen seine Kunst - wenn auch nicht in jedem Falle und es noch diskutabel wäre, in welchem Maße.


Zitat von: COPFKILLER am 18 Dezember 2007, 00:01:22
Genauso macht es übrigens Spielberg, lullt den Zuschauer mit audiovisuellen Spielereien ein, versucht seinen Historienfilmen aber eine emotionale Komponente zu verleihen und scheitert beinahe immer an dieser Ambition es einfach jedem recht machen zu wollen. Dabei muss es natürlich unterhaltsam bleiben, ein Kino der ganz großen Gefühle - der Schrecken des Holocaust zusammengefasst in pathetischen Dialogen, unterlegt mit der klebrigen Musik von John Williams und eindeutiger Verkitschung der historischen Figur? Nein danke!

Ja, darin liegt eben die Leistung aber eben auch das Manko Spielbergs. Bei "Schindlers Liste" fielen mir aber diese Tränendrüsen- und Unterhaltungskomponenten nicht auf. Ich fand sie aufgrund der sehr emotionalen und auch - buchstäblich - todernsten Thematik durchaus passend und fand den Film - auch dank John Williams´ bewegenden Score - zutiefst mitreißend und inszenatorisch brillant. Zudem war es eine Romanverfilmung und somit auch eine subjektive Interpretation objektiver Fakten. Was später mit "A.I." oder "Krieg der Welten" passiert ist, gut, darüber müssen wir nicht reden. Da hat er mit seiner süßlichen Familie-ist-so-toll-Happy-End-Gülle voll ins Klo gegriffen  :icon_mrgreen:, da es eben unpassend und unrealistisch war.

Zitat von: COPFKILLER am 18 Dezember 2007, 00:01:22
So war das nicht gemeint, immer nur her mit Besprechungen zu Klassikern und andersartigen Filmen.

Besprechungen zu andersartigen Filmen? Schon passiert - siehe nächsten Post  :icon_cool:.


Zitat von: COPFKILLER am 18 Dezember 2007, 00:01:22
Und bitte eine Besprechung zu "1 NIGHT IN PARIS" - ist immerhin der einzige Film den du mit der Tiefstbewertung abgestraft hast.

...und das auch eher nur aus Verlegenheit, da ich meist die Leistung eines Künstlers respektiere. Aber bei "One Night in Paris" gab es weder eine Leistung, noch einen Künstler. Mal schauen, ob ich deinen Wunsch bis Weihnachten oder Neujahr noch einlösen kann  ;).
Unterschiedliche Meinungen? Chuck Norris interessieren nicht mal die Fakten!

filmimperator

Am Montag kam ein besonderer Film in der Sneak, weswegen ich "1 Mord für 2" auch eine besondere Kritik (ich glaube gar meine längste überhaupt) widme: http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=132193&rid=272939
Unterschiedliche Meinungen? Chuck Norris interessieren nicht mal die Fakten!

Happy Harry mit dem Harten

Zitat von: filmimperator am 19 Dezember 2007, 17:04:52
Eine berühmte Anekdote besagt ja, dass Hitler nach Ansicht der Feuerzangenbowle gefragt habe "Ist das zum Lachen?"  :icon_smile:. Aber ja, ich gebe dir Recht: gleiches Recht für alle. Ich glaube aber den Grund darin zu sehen, dass Leni Riefenstahl - ja, sie hatte zweifelsohne auch als Dokumentarfilmerin sehr hohes Potenzial; die Filme von Harlan kenne ich nicht - eben explizit ideologische Propagandafilme ÜBER die NSDAP (wenn auch keine "Hetzfilme") drehte, Harlan "nur" regimefreundliche Filme. Diese Unterscheidung ist jetzt vllt. etwas dürftig, aber ich denke, du kannst dir denken, worauf ich hinaus will: Frau Riefenstahl stand Hitler und der Partei einfach näher als es Rühmann oder Harlan taten, die einfach nur im Dritten Reich ihre Brötchen mit belanglosen Filmen (ausgenommen vllt. Harlans "Jud Süß") verdienten. Zumindest Rühmanns Filme waren in erster Linie Unterhaltungs- und Durchhaltefilme (Komödien), die die Masse im Krieg eher "bei der Stange" halten als denn "ideologisch abrichten" wollten.

Du schreibst, das gerade die harmlosen, scheinbar unpolitischen Werke mit Rühmann oder von Harlan belanglos sind. Aber auch diese Durchhaltefilme sind pure Propaganda und ebenso Teil des Nazi-Systems wie die offenen Werke von Riefenstahl. Anders als beispielsweise aber DER EWIGE JUDE handelt es sich bei Riefenstahls Filmen nicht um rassistische Hetzkampagnen sondern halt um ästhetisch höchst aufwendigeNSDAP-Werbefilme. Imo ist TRIUMPH DES WILLENS "ehrlicher" als jene Filme, die vorgeben, völlig unpolitisch zu sein, bsp. QUAX DER BRUCHPILOT oder um ein heutiges Beispiel zu nennen: TRANSFORMERS. Diese versteckte Propaganda halte ich für weitaus gefährlicher und verlogener.

Zitat von: filmimperator am 19 Dezember 2007, 17:04:52
Ich wäre der Letzte, der den Filmen von Leni Riefenstahl, D.W. Griffiths oder anderen - sagen wir mal - ideologisch streitbaren Persönlichkeiten ihre filmhistorische Relevanz abspricht. Diese Werke waren und sind filmhistorisch betrachtet von großer Wichtigkeit. Allerdings sollte man eben ihre Entstehungsgeschichte und Inhalte auch reflektieren: Eisenstein wollte das Kino und die Gesellschaft revolutionieren, Pasolini polarisieren und Riefenstahl - zumindest zum Zeitpunkt der Entstehung von "Triumph des Willens" eine Partei und Weltansicht glorifizieren. Das war die Intention dahinter (meiner bescheidenen Interpretation nach). Kunst oder Klassiker sind trotzdem oder deshalb heute alle dieser Filme. Dramaturgische und technische Perfektion (wie du schriebst) und Innovation sind also dem Kunstwerk-Status nachgelagert - das Handwerk als solches muss erst einmal stimmen. Allerdings gehe ich jetzt einmal von einer Bildbetrachtung aus: Man sieht sieht sich ein Bild an und bewundert das Motiv, die klare Linienführung, seine Brillanz usw.. Aber dann versucht man es eben auch zu INTERPRETIEREN oder historisch/intentional einzuordnen. Dann kommt man in die Diskussion um Streitbarkeit oder nicht. Und da gebe ich dir Recht: das Privatleben und die Lebensumstände eines Künstlers bestimmen seine Kunst - wenn auch nicht in jedem Falle und es noch diskutabel wäre, in welchem Maße.

Alle Reviews, die ich zu streitbaren Filmen geschrieben habe, sei es zu BIRTH OF A NATION, DER FUEHRER'S FACE oder SIEG DES GLAUBENS - jedesmal habe ich mich bemüht einen Abriss zur filmhistorischen Einordnung zu liefern und versuche die streitbaren Aspekte zumindest heraus zu stellen. Ob mir das gelungen ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Rassistische Inhalte lasse ich eigentlich nie unkommentiert dennoch sollten ideologische Differenzen nicht über die Qualität eines Filmes entscheiden. Leni Riefenstahl als Privatperson interessiert mich aber nicht so sehr wie die Bedeutung ihrer Werke. Und selbst wenn mich ein Künstler auch als Privatperson fasziniert versuche ich eine Glorifizierung zu vermeiden. McKenzie hat es an anderer Stelle auch schon (ungefähr so) gesagt: Wo käme man denn hin, wenn man nur Filme schauen würde, von Leuten, die man auch als Person sympathisch findet?

Zitat von: filmimperator am 19 Dezember 2007, 17:04:52
Ja, darin liegt eben die Leistung aber eben auch das Manko Spielbergs. Bei "Schindlers Liste" fielen mir aber diese Tränendrüsen- und Unterhaltungskomponenten nicht auf. Ich fand sie aufgrund der sehr emotionalen und auch - buchstäblich - todernsten Thematik durchaus passend und fand den Film - auch dank John Williams´ bewegenden Score - zutiefst mitreißend und inszenatorisch brillant. Zudem war es eine Romanverfilmung und somit auch eine subjektive Interpretation objektiver Fakten. Was später mit "A.I." oder "Krieg der Welten" passiert ist, gut, darüber müssen wir nicht reden. Da hat er mit seiner süßlichen Familie-ist-so-toll-Happy-End-Gülle voll ins Klo gegriffen  :icon_mrgreen:, da es eben unpassend und unrealistisch war.

Spielberg ist ein Fall für sich. Tatsache ist aber, seit er sich ein einziges mal in seiner Karriere kommerziell auf den Bauch legte ("1941"), geht er stets auf Nummer Sicher. Selbst so unvergessliche Szenen wie die Zerstörung des Ghettos in SCHINDLERS LISTE oder die Anfangssequenz zu SOLDAT JAMES RYAN werden stets in publikumsfreundlichen Plattitüden aufgeweicht. Polanskis PIANIST halte ich für ein weitaus tiefgründigeres Portrait der NS-Zeit, Romanverfilmung hin oder her. Spielberg weiß sehr gut, dass seine Filme als Geschichtsunterricht benutzt (hab den Film dreimal im Unterricht gesehen und auf einem Seminar in Auschwitz!!!) und verstanden werden. Er prägt mit seinen Geschichtsdramen das Weltbild unzähliger Menschen und hat daher eine weitaus größere Verantwortung als beinahe alle anderen Filmemacher.

Zitat von: filmimperator am 19 Dezember 2007, 17:04:52
Besprechungen zu andersartigen Filmen? Schon passiert - siehe nächsten Post  :icon_cool:.

Werd mich später mal dazu äußern. Aber schön, dass du mal was ausführlicher warst.

Zitat von: filmimperator am 19 Dezember 2007, 17:04:52
Aber bei "One Night in Paris" gab es weder eine Leistung, noch einen Künstler. Mal schauen, ob ich deinen Wunsch bis Weihnachten oder Neujahr noch einlösen kann  ;).

Kann gut verstehen warum du hier die Tiefstnote gezückt hast, alles andere wäre lächerlich. Obwohl ich ja noch 1,5 gegeben hab, hehe...

Eine Besprechung wäre trotzdem schön, kannst dir auch eine von mir wünschen, such dir einfach einen Film aus meinen Bewertungen aus. Das ich zu einem solchen "Tauschhandel" gerne bereit bin hatte ich schonmal an anderer Stelle erwähnt...

Chili Palmer

Zitat von: filmimperator am 19 Dezember 2007, 17:04:52
Was später mit "A.I." oder "Krieg der Welten" passiert ist, gut, darüber müssen wir nicht reden. Da hat er mit seiner süßlichen Familie-ist-so-toll-Happy-End-Gülle voll ins Klo gegriffen  :icon_mrgreen:, da es eben unpassend und unrealistisch war.

Manchmal frage ich mich, ob wir alle wirklich die selben Filme sehen.  :icon_confused:

Aber was wundere ich mich, da ihr sogar "One Night..." mit einer Bewertung verseht, MUSS da einfach irgendein Unterschied bestehen.  ;)

Zitat von: COPFKILLER am 19 Dezember 2007, 18:02:33
Polanskis PIANIST halte ich für ein weitaus tiefgründigeres Portrait der NS-Zeit, Romanverfilmung hin oder her.

Polanski ist Zeitzeuge, das wäre ja auch seltsam, wenn sein Film nicht anders ausfiele.
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Happy Harry mit dem Harten

Zitat von: Chili Palmer am 19 Dezember 2007, 19:40:12
Polanski ist Zeitzeuge, das wäre ja auch seltsam, wenn sein Film nicht anders ausfiele.

Polanski ist einfach der bessere Regisseur, so würde ich das sehen. Ich habe schon oft erwähnt das ich Spielbergs Filme vor allem inszenatorisch respektiere, seine Geschichtsdramen sind für mich aber extrem zwiespältig. Und das liegt sicher nicht daran, das ich auch mal Pornos schaue, die sind zumindest ehrlicher als so mancher Spielberg-Schinken. Und warum nicht ONE NIGHT IN PARIS mit einer Bewertung (und in meinem Fall auch Review) versehen wenn man ihn sich schon angetan hat?

Chili Palmer

Zitat von: COPFKILLER am 20 Dezember 2007, 19:02:42
Und das liegt sicher nicht daran, das ich auch mal Pornos schaue, die sind zumindest ehrlicher als so mancher Spielberg-Schinken

Ich wollte jetzt meine beiden Bemerkungen keinesfalls in Relation zueinander setzen, falls das so rüberkam.

Davon abgesehen ist Ehrlichkeit das Letzte, was ich im Kino brauche, das mag der Knackpunkt sein.  :icon_mrgreen:

Zitat von: COPFKILLER am 20 Dezember 2007, 19:02:42
Und warum nicht ONE NIGHT IN PARIS mit einer Bewertung (und in meinem Fall auch Review) versehen wenn man ihn sich schon angetan hat?

Ein in die Arena der geifernden Öffentlichkeit geworfenes Heimvideo nach künstlerischen Aspekten zu durchleuchten, ist doch völlig fruchtlos. Wie kann denn da etwas anderes als 1/10 herauskommen? Wozu da ein Review verfassen?  :00000109:
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

filmimperator

21 Dezember 2007, 13:58:37 #167 Letzte Bearbeitung: 21 Dezember 2007, 15:06:37 von filmimperator
Zitat von: COPFKILLER am 19 Dezember 2007, 18:02:33
Du schreibst, das gerade die harmlosen, scheinbar unpolitischen Werke mit Rühmann oder von Harlan belanglos sind. Aber auch diese Durchhaltefilme sind pure Propaganda und ebenso Teil des Nazi-Systems wie die offenen Werke von Riefenstahl.

Hier sprichst du einen meiner Meinung nach wichtigen Unterscheidung an: Offene und verborgen propagandistische Filme. Das Problem an der ganzen Sache ist jedoch, dass man Leni Riefenstahls NSDAP-Filmen einen offensichtlichen Propaganda-Gehalt attestieren kann, während sich die Durchhalte-Filme in dieser Hinsicht im Bereich des Spekulativen oder Inerpretativen bewegen. Man denkt sich bspw. bei DIE FEUERZANGENBOWLE: "Mhhh... der Film ist eine Komödie und am Ende der Nazidiktatur entstanden... er muss ein Durchhaltefilm sein, da er ansonsten keine politische Relevanz hätte.". Würde man diese These radikalisieren, so müsste man jedem Werk - eben auch "Transformers" - eine politische Aussage bzw. eine politische Wirkung unterstellen oder zumindest davon ausgehen, dass eine solche intendiert ist. Oder würdest du das von der Staatsform abhängig machen und sagen, dass nur Filme aus totalitären Staaten eine politische Wirkung haben? Ich finde das problematisch und - um wieder aufs eigentliche Thema zurückzukommen - letztendlich nachvollziehbar, warum Lebi Riefenstahl nach dem Dritten Reich eine große künstlerische Karriere versagt bleibt im Gegensatz von Rühmann zum Beispiel.

Und mal eine Notiz am Rande: Warum wird jedes Jahr um die Nikolauszeit an deutschen Universitäten "Die Feuerzangenbowle" gezeigt, wenn es sich darum um einen versteckt propagandistischen Film handelt?     


Zitat von: COPFKILLER am 19 Dezember 2007, 18:02:33
Anders als beispielsweise aber DER EWIGE JUDE handelt es sich bei Riefenstahls Filmen nicht um rassistische Hetzkampagnen sondern halt um ästhetisch höchst aufwendige NSDAP-Werbefilme. Imo ist TRIUMPH DES WILLENS "ehrlicher" als jene Filme, die vorgeben, völlig unpolitisch zu sein, bsp. QUAX DER BRUCHPILOT oder um ein heutiges Beispiel zu nennen: TRANSFORMERS. Diese versteckte Propaganda halte ich für weitaus gefährlicher und verlogener.

Gefährlicher und verlogener schon, allerdings nur IM jeweiligen System. Heute kann ich mir bspw. "Die Feuerzangenbowle" unter dem Credo einer Komödie aufs archaische Bildungssystem anschauen ohne Politisierung. Ebenso "Transformers", weil ich in Deutschland lebe und mir die amerikanischen Gesellschaftszustände weitgehend egal sind. Zu Sympathien zu Privatpersonen ist - denke ich - alles gesagt: Man muss eine Unterscheidung treffen können zwischen dem Künstler und dem Menschen als solchem.


Zitat von: COPFKILLER am 19 Dezember 2007, 18:02:33
Selbst so unvergessliche Szenen wie die Zerstörung des Ghettos in SCHINDLERS LISTE oder die Anfangssequenz zu SOLDAT JAMES RYAN werden stets in publikumsfreundlichen Plattitüden aufgeweicht.

"Publikumsfreundliche Plattitüden"?  :icon_cool:  Bitte etwas näher ausführen...


Zitat von: COPFKILLER am 19 Dezember 2007, 18:02:33
Polanskis PIANIST halte ich für ein weitaus tiefgründigeres Portrait der NS-Zeit, Romanverfilmung hin oder her. Spielberg weiß sehr gut, dass seine Filme als Geschichtsunterricht benutzt (hab den Film dreimal im Unterricht gesehen und auf einem Seminar in Auschwitz!!!) und verstanden werden. Er prägt mit seinen Geschichtsdramen das Weltbild unzähliger Menschen und hat daher eine weitaus größere Verantwortung als beinahe alle anderen Filmemacher.

Zum Thema Tiefgründigkeit und Realismus gebe ich dir bei Polanskis "Pianist" Recht. Spielberg erzählt die Biografie Oskar Schindlers nach - basierend auf einer Biographie und sehr bewegend. Polanski liefert sachliche Fakten ohne Pathos, was seinen Film so verstörend macht. Ich denke aber, dass der "Pianist" auch aufgr. Polanskis eigener Erfahrungen im KZ und der Autobiografie von Pianist Zpilmann (ich glaube, die diente als Vorlage) "näher dran" ist.


Zitat von: COPFKILLER am 19 Dezember 2007, 18:02:33
Eine Besprechung wäre trotzdem schön, kannst dir auch eine von mir wünschen, such dir einfach einen Film aus meinen Bewertungen aus. Das ich zu einem solchen "Tauschhandel" gerne bereit bin hatte ich schonmal an anderer Stelle erwähnt...

Ich will jetzt erst einmal nichts versprechen. In ein paar Tagen weiß ich mehr, ob ich das schaffe  :icon_smile:.
Unterschiedliche Meinungen? Chuck Norris interessieren nicht mal die Fakten!

filmimperator

21 Dezember 2007, 15:16:44 #168 Letzte Bearbeitung: 21 Dezember 2007, 15:20:01 von filmimperator
Zitat von: Chili Palmer am 20 Dezember 2007, 21:00:56
Ein in die Arena der geifernden Öffentlichkeit geworfenes Heimvideo nach künstlerischen Aspekten zu durchleuchten, ist doch völlig fruchtlos. Wie kann denn da etwas anderes als 1/10 herauskommen? Wozu da ein Review verfassen?  :00000109:

Warum sollte man andere zweifelhafte "Filme" - über diesen "Status" lässt sich ja streiten - wie "Deutschland Privat", der auch nur aus Homevideos besteht oder "Daniel der Zauberer", der auch nichts weiter ist als ein PR-Vehikel zur Vermarktung von schlechter Musik mit Reviews versehen? Ich möchte COPFKILLER hier verteidigen: Jeder auf DVD gebrannte oder auf Video gespielte Beitrag, der sich als "Film" ausgibt, sollte den gleichen subjektiven Bewertungskriterien unterliegen dürfen. Allerdings wird dies zum Beispiel bei Pornos schwierig, wenn diese nur in der Aufeinanderfolge bestimmter Sex-Szenen ohne narrative Verbundenheit bestehen.

Und dass wir beide (COPFKILLER und ich) gelegentlich Pornos schauen (auch wenn ich es bisher nur für notwendig erachtet habe, Reviews zu Erotikfilmen zu schreiben) schränkt unsere Kompetenz, Spielberg in manchen seiner Werke als zuckersüßen Märchenpapa für die ganze Familie zu entlarven  :icon_evil: ("Krieg der Welten", "Hook", "E.T."), in keinster Weise ein.

Allerdings würde ich nicht sagen, dass Polanski der bessere Regisseur von beiden ist, da die Stile von Analytiker Polanski und Blockbusterfilmer Spielberg zu weit auseinander gehen. Jeder ist auf seine Art in seinem Handwerk sehr gut, Spielberg vielleicht sogar in seinen Mitteln, Stories zu erzählen, etwas moderner (in Sachen Einsatz von visuellen Stilmitteln und Musik z.B.). 
Unterschiedliche Meinungen? Chuck Norris interessieren nicht mal die Fakten!

Chili Palmer

Zitat von: filmimperator am 21 Dezember 2007, 15:16:44
Und dass wir beide (COPFKILLER und ich) gelegentlich Pornos schauen (auch wenn ich es bisher nur für notwendig erachtet habe, Reviews zu Erotikfilmen zu schreiben) schränkt unsere Kompetenz, Spielberg in manchen seiner Werke als zuckersüßen Märchenpapa für die ganze Familie zu entlarven  :icon_evil: ("Krieg der Welten", "Hook", "E.T."), in keinster Weise ein.

Meine Bemerkung war, das wollte ich schon in meinem Post an COPFKILLER zum Ausdruck bringen, kein "weil-ihr-Pornos-besprecht-habt-ihr-schonmal-keine-Ahnung"-Pamphlet, sondern nur ein Beispiel für die mich immer wieder in Erstaunen versetzende Aufnahme von Filmen durch die Zuschauer. Das mit "One Night..." war dann das schnellste Beispiel, das zur Hand war, um zu zeigen, dass wir schon grundverschiedene Ansichten, die Rezeption betreffend, haben, keine Verurteilung.

Eins noch:
Spielberg muss ja wohl nicht erst als zuckersüßer Märchenpapa entlarvt werden, das ist er einfach.
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

filmimperator

21 Dezember 2007, 15:54:54 #170 Letzte Bearbeitung: 21 Dezember 2007, 16:00:50 von filmimperator
Zitat von: Chili Palmer am 21 Dezember 2007, 15:28:03
Meine Bemerkung war, das wollte ich schon in meinem Post an COPFKILLER zum Ausdruck bringen, kein "weil-ihr-Pornos-besprecht-habt-ihr-schonmal-keine-Ahnung"-Pamphlet, sondern nur ein Beispiel für die mich immer wieder in Erstaunen versetzende Aufnahme von Filmen durch die Zuschauer. Das mit "One Night..." war dann das schnellste Beispiel, das zur Hand war, um zu zeigen, dass wir schon grundverschiedene Ansichten, die Rezeption betreffend, haben, keine Verurteilung.

Natürlich haben unterschiedliche Menschen auch unterschiedliche Vorstellungen von Filmen und ich finde das sogar toll, wenn man das sachlich vertreten kann. Überleg doch mal: Es wäre ziemlich scheiße, wenn du in einen großen Elektronikmarkt mit DVD-Abteilung (um mal jede Schleichwerbung zu vermeiden  ;)) gehst und willst dir "Schindler´s Liste" kaufen. Alle DVDs sind ausverkauft und du schaust in die Röhre. Ist auch nicht toll... :icon_eek: Oh, das erinnert mich doch an etwas, was in 3 Tagen ist... verdammt  :bawling:... ich muss dann mal einkaufen gehen...

BTW kam dieser "Pamphlet" nicht ursprünglich von dir (bei dir hörte es sich nur ähnlich an  ;)), sondern ich glaube von movieguide oder Bretzelburger, die die sachliche Kompetenz eines Porno-Reviewers bei Kritiken zu Klassikern der Filmgeschichte anzweifelten. 


Zitat von: Chili Palmer am 21 Dezember 2007, 15:28:03
Eins noch:
Spielberg muss ja wohl nicht erst als zuckersüßer Märchenpapa entlarvt werden, das ist er einfach.

So ist es. Danke!  :respekt:
Unterschiedliche Meinungen? Chuck Norris interessieren nicht mal die Fakten!

Happy Harry mit dem Harten

21 Dezember 2007, 16:42:14 #171 Letzte Bearbeitung: 21 Dezember 2007, 16:44:04 von COPFKILLER
Zitat von: filmimperator am 21 Dezember 2007, 13:58:37
Hier sprichst du einen meiner Meinung nach wichtigen Unterscheidung an: Offene und verborgen propagandistische Filme. Das Problem an der ganzen Sache ist jedoch, dass man Leni Riefenstahls NSDAP-Filmen einen offensichtlichen Propaganda-Gehalt attestieren kann, während sich die Durchhalte-Filme in dieser Hinsicht im Bereich des Spekulativen oder Inerpretativen bewegen. Man denkt sich bspw. bei DIE FEUERZANGENBOWLE: "Mhhh... der Film ist eine Komödie und am Ende der Nazidiktatur entstanden... er muss ein Durchhaltefilm sein, da er ansonsten keine politische Relevanz hätte.". Würde man diese These radikalisieren, so müsste man jedem Werk - eben auch "Transformers" - eine politische Aussage bzw. eine politische Wirkung unterstellen oder zumindest davon ausgehen, dass eine solche intendiert ist. Oder würdest du das von der Staatsform abhängig machen und sagen, dass nur Filme aus totalitären Staaten eine politische Wirkung haben? Ich finde das problematisch und - um wieder aufs eigentliche Thema zurückzukommen - letztendlich nachvollziehbar, warum Lebi Riefenstahl nach dem Dritten Reich eine große künstlerische Karriere versagt bleibt im Gegensatz von Rühmann zum Beispiel.

Veit Harlan hat beispielsweise aggressivere Filme gedreht als Leni Riefenstahl und konnte trotzdem weiter drehen. Emil Jannings dagegen hat nur eine nenneswerte Rolle in einem Propgandafilm übernommen (OHM KRÜGER), seine Karriere war aber genauso wie jene von Riefenstahl beendet. Für mich liegt hier keine faire Behandlung der verschiedenen Künstler vor. Und nur weil man Filme wie TRANSFORMERS als reinen Unterhaltungsfilm sehen KANN bleibt er dennoch übelste Militärpropaganda...

Zitat von: filmimperator am 21 Dezember 2007, 13:58:37
Man muss eine Unterscheidung treffen können zwischen dem Künstler und dem Menschen als solchem.

Genau. Und daher sollte man Riefenstahl Nähe zu Hitler nicht auf die Goldwaage legen. Immerhin wurde sie engagiert und hat nicht wie beispielsweise Hans Steinhoff (HITLERJUNGE QUEX war keine Auftragsarbeit) aus Anbiederung ihre Propagandastreifen gedreht.

Zitat von: filmimperator am 21 Dezember 2007, 13:58:37
"Publikumsfreundliche Plattitüden"?  :icon_cool:  Bitte etwas näher ausführen...

Ganz einfach: In SAVING PRIVATE RYAN zeigt er uns zunächst die Schrecken des Krieges in nie gekannter Drastik nur um das Ganze dann in ein Heldenepos umzukehren und somit eine unterhaltende Dramaturgie über seinen eigenen Realitätsanspruch stellt. Mit wirklichen Antikriegsfilmen (wie z.B. JOHNNY GOT HIS GUN oder  THE DEER HUNTER) hat das nichts mehr zu tun, besonders nicht der schwer patriotische Subtext. Ein guter Unterhaltungsfilm, aber nicht viel mehr. Gleiches gilt für SCHINDLERS LISTE, indem uns Spielberg die Schrecken des Nazi-Terrors nur zumutet indem er uns gleichzeitig einen unrealistisch überzeichneten Gutmenschen als Helden zur Vefügung stellt. Schlimm dieses Tränen drückende Ende...

Zitat von: filmimperator am 21 Dezember 2007, 13:58:37
Und mal eine Notiz am Rande: Warum wird jedes Jahr um die Nikolauszeit an deutschen Universitäten "Die Feuerzangenbowle" gezeigt, wenn es sich darum um einen versteckt propagandistischen Film handelt?     

Nur am Rande: Den Film hatte ich nicht erwähnt, mein Beispiel war mit QUAX treffender denke ich...

Zitat von: filmimperator am 21 Dezember 2007, 13:58:37
Zum Thema Tiefgründigkeit und Realismus gebe ich dir bei Polanskis "Pianist" Recht. Spielberg erzählt die Biografie Oskar Schindlers nach - basierend auf einer Biographie und sehr bewegend. Polanski liefert sachliche Fakten ohne Pathos, was seinen Film so verstörend macht. Ich denke aber, dass der "Pianist" auch aufgr. Polanskis eigener Erfahrungen im KZ und der Autobiografie von Pianist Zpilmann (ich glaube, die diente als Vorlage) "näher dran" ist.

Tiefgründig und realistisch - sollte nicht ein Film über den KZ-Schrecken nicht diese Attribute eher erfüllen als 'unterhaltsam' und 'bildgewaltig'? Polanski hat eigene Erfahrungen aber Spielberg hat ja nach eigener Aussage so ziemlich jeden KZ-Überlebenden befragt und wird nun mal viel mehr gehört als Polanski - und das ist eine Schande. Für mich ist Spielberg ein handwerklich sehr versierter Regisseur der sehr viel von Vermarktung und Technik versteht - Polanski ist viel mehr als das aber das würde hier wohl den Rahmen sprengen.

Zitat von: filmimperator am 21 Dezember 2007, 13:58:37
Ich will jetzt erst einmal nichts versprechen. In ein paar Tagen weiß ich mehr, ob ich das schaffe  :icon_smile:.

Das schaffst du bestimmt, kannst dir ja gerne Zeit lassen.


Zitat von: Chili Palmer am 20 Dezember 2007, 21:00:56
Davon abgesehen ist Ehrlichkeit das Letzte, was ich im Kino brauche, das mag der Knackpunkt sein.  :icon_mrgreen:

Auch nicht wenn es um Themen wie den Holocaust geht?

Zitat von: Chili Palmer am 20 Dezember 2007, 21:00:56
Ein in die Arena der geifernden Öffentlichkeit geworfenes Heimvideo nach künstlerischen Aspekten zu durchleuchten, ist doch völlig fruchtlos. Wie kann denn da etwas anderes als 1/10 herauskommen? Wozu da ein Review verfassen?  :00000109:

Naja, nach künstlerischen Aspekten suche ich ja nicht gerade in meiner Kritik falls du sie gelesen hast. Im Gegensatz zu meinen Kritiken zu Porno-Klassikern aus den 70ern und 80ern wird der Text aber relativ  oft angeklickt. Bin halt geil auf Abrufzahlen, hehe...

Zitat von: Chili Palmer am 21 Dezember 2007, 15:28:03
Eins noch:
Spielberg muss ja wohl nicht erst als zuckersüßer Märchenpapa entlarvt werden, das ist er einfach.

Auch von mir danke für die Aussprache dieser einfachen Wahrheit. Und solange der gute Onkel beim erzählen von Sci-Fi-Märchen und vergleichbaren Genres bliebe, würdeich ja auch nicht meckern. Im Historienbreich verhebt sich der Mann aber regelmäßig, schade...

Zitat von: filmimperator am 21 Dezember 2007, 15:54:54
BTW kam dieser "Pamphlet" nicht ursprünglich von dir (bei dir hörte es sich nur ähnlich an  ;)), sondern ich glaube von movieguide oder Bretzelburger, die die sachliche Kompetenz eines Porno-Reviewers bei Kritiken zu Klassikern der Filmgeschichte anzweifelten. 

Für movieguide kann ich hier nicht sprechen aber Bretzelburger gehört sicher nicht dazu. Er erkennt die Richtung sowohl als eigenständiges Genre an als auch die mögliche Ernsthaftigkeit einer Besprechung. Das hat er mir an anderer Stelle schon deutlich geschrieben...

Chili Palmer

Zitat von: Chili Palmer am 20 Dezember 2007, 21:00:56
Davon abgesehen ist Ehrlichkeit das Letzte, was ich im Kino brauche, das mag der Knackpunkt sein.  :icon_mrgreen:
Zitat von: COPFKILLER am 21 Dezember 2007, 16:42:14
Auch nicht wenn es um Themen wie den Holocaust geht?

Mir ging es jetzt nicht ums konkrete Beispiel "Schindlers Liste" (dass du allein diese Frage zu stellen als nötig erachtet hast, bringt mich schon ins Grübeln) sondern um den Spielfilm an sich.
Ich bin da einfach skeptisch: Filme, die sich Ehrlichkeit auf die Fahnen schreiben, krampfhaft nüchtern alle Aspekte einer Thematik ausleuchten wollen, laufen schnell Gefahr, das Gegenteil zu erreichen. Selbst Dokumentationen sind immer von der Sichtweise ihrer Macher geprägt (da erzähle ich dir nichts Neues), weswegen ich einfach den Begriff "Ehrlichkeit" im Zusammenhang mit Kino nicht allzu inflationär gebrauchen möchte.
Kino ist immer aus zweiter Hand, ist Inszenierung, Täuschung, Lüge. Realität ist woanders. Realität ist etwas anderes.

Zitat von: COPFKILLER am 21 Dezember 2007, 16:42:14
Naja, nach künstlerischen Aspekten suche ich ja nicht gerade in meiner Kritik falls du sie gelesen hast.

Nope. Nicht freigeschaltet.

"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Happy Harry mit dem Harten

Zitat von: Chili Palmer am 21 Dezember 2007, 19:55:14
Ich bin da einfach skeptisch: Filme, die sich Ehrlichkeit auf die Fahnen schreiben, krampfhaft nüchtern alle Aspekte einer Thematik ausleuchten wollen, laufen schnell Gefahr, das Gegenteil zu erreichen. Selbst Dokumentationen sind immer von der Sichtweise ihrer Macher geprägt (da erzähle ich dir nichts Neues), weswegen ich einfach den Begriff "Ehrlichkeit" im Zusammenhang mit Kino nicht allzu inflationär gebrauchen möchte.

Und wenn sich einer Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit auf die Fahnen schreibt dann doch der gute Spielberg. Alles wahr was du hier sagst, genau das ist mein Problem mit Spielberg. Polanski hat gezeigt das es auch anders geht und trotzdem kann er auch hervorragende Unterhaltungsfilme drehen. Damit ist er Spielberg einfach weit voraus - wenn nicht technisch dann aber doch sicher als ernst zu nehmender, ambitionierter Filmemacher.

Zitat von: Chili Palmer am 21 Dezember 2007, 19:55:14
Nope. Nicht freigeschaltet.

Hab sie dir mal geschickt nur damit du keinen falschen Eindruck von mir bekommst. Analysiert wird da nichts...

filmimperator

22 Dezember 2007, 19:49:56 #174 Letzte Bearbeitung: 22 Dezember 2007, 19:53:07 von filmimperator
Zitat von: COPFKILLER am 21 Dezember 2007, 16:42:14
Veit Harlan hat beispielsweise aggressivere Filme gedreht als Leni Riefenstahl und konnte trotzdem weiter drehen. Emil Jannings dagegen hat nur eine nenneswerte Rolle in einem Propgandafilm übernommen (OHM KRÜGER), seine Karriere war aber genauso wie jene von Riefenstahl beendet. Für mich liegt hier keine faire Behandlung der verschiedenen Künstler vor. Und nur weil man Filme wie TRANSFORMERS als reinen Unterhaltungsfilm sehen KANN bleibt er dennoch übelste Militärpropaganda...

Das "sehen kann" ist hier der Punkt. Riefenstahls Werke wurden gemeinhin als propagandistisch angesehen und auch Jannings´ und Harlans nicht. Frag mich bitte nicht, wer da wie eine Unterscheidung getroffen hat. Ich kann das nicht nachvollziehen und - das muss ich zugeben - zu Harlans sowie Jannings Werk (mit Ausnahme von "Der blaue Engel") keine Kenntnis.

Der Umkehrschluss besteht aber darin, dass die wenigsten Filme unabhängig finanziert werden. Da stecken meistens geldgeile Produzenten, eine Waffenlobby, Scientology (im Fall von "Battlefield Earth"), Demokraten, Republikaner oder eben das Militär als Geldgeber dahinter. Insofern kann man ziemlich viele Filme als übelste Propaganda oder sagen wir mal abgeschwächt "Interessensvertretung bestimmter Eliten"  ;) ansehen. So bspw. auch die Dokus von Michael Moore, der in seinen Methoden zunehmend unsachlich wird (man schaue sich nur "Sicko" an), nur um seinen Erzfeind Bush eins reinzuwürgen.


Zitat von: COPFKILLER am 21 Dezember 2007, 16:42:14
Ganz einfach: In SAVING PRIVATE RYAN zeigt er uns zunächst die Schrecken des Krieges in nie gekannter Drastik nur um das Ganze dann in ein Heldenepos umzukehren und somit eine unterhaltende Dramaturgie über seinen eigenen Realitätsanspruch stellt. Mit wirklichen Antikriegsfilmen (wie z.B. JOHNNY GOT HIS GUN oder  THE DEER HUNTER) hat das nichts mehr zu tun, besonders nicht der schwer patriotische Subtext. Ein guter Unterhaltungsfilm, aber nicht viel mehr. Gleiches gilt für SCHINDLERS LISTE, indem uns Spielberg die Schrecken des Nazi-Terrors nur zumutet indem er uns gleichzeitig einen unrealistisch überzeichneten Gutmenschen als Helden zur Vefügung stellt. Schlimm dieses Tränen drückende Ende...

Ok, soweit Zustimmung. Aber mich stört es bei nicht auf Teufel komm raus emotionalen Stoffen nicht, sondern ich sehe das gerade in "Schindlers Liste" als passend an. Bei "Der Soldat James Ryan" kann man sicherlich drüber streiten.



Zitat von: COPFKILLER am 21 Dezember 2007, 16:42:14
Nur am Rande: Den Film hatte ich nicht erwähnt, mein Beispiel war mit QUAX treffender denke ich...

Sorry. Nur wollte ich darauf aufmerksam machen, dass man nicht alle Filme, die im Dritten Reich entstanden sind entweder als "Durchhaltefilme" oder "Propaganda" pauschalisieren sollte. Darum ging es mir.


Zitat von: COPFKILLER am 21 Dezember 2007, 16:42:14
Tiefgründig und realistisch - sollte nicht ein Film über den KZ-Schrecken nicht diese Attribute eher erfüllen als 'unterhaltsam' und 'bildgewaltig'? Polanski hat eigene Erfahrungen aber Spielberg hat ja nach eigener Aussage so ziemlich jeden KZ-Überlebenden befragt und wird nun mal viel mehr gehört als Polanski - und das ist eine Schande. Für mich ist Spielberg ein handwerklich sehr versierter Regisseur der sehr viel von Vermarktung und Technik versteht - Polanski ist viel mehr als das aber das würde hier wohl den Rahmen sprengen.

Ich finde nicht, dass sich tiefgründig, realistisch sowie bildgewaltig und unterhaltsam gegenseitig widersprechen müssen. Spielberg biedert sich vllt. etwas zu sehr an, aber auch Polanskis Film ist bildgewaltig (erschütternd als Adrien Brody den Tränen nahe durchs verwüstete Warschauer Ghetto läuft), wenn vllt. mit anderen Mitteln. Historisch sind beide Filme verbürgt, nur bedient sich Spielberg eben anderer, emotionalerer Mittel, die Schindler-Biografie zu erzählen. Dass Spielberg in Hollywood - nicht zuletzt dank Polanskis permanentem Absenz; ihm würde in den USA ein Prozesse wegen Vergewaltigung drohen - und allgemein mehr Einfluss als Polanski besitzt, ist aber wahrlich eine Schande, wenn auch kaum verwunderlich, schaut man mal aufs Box Office von Spielbergs Filmen und sein Konto im Vergleich zu Polanskis.


Zitat von: COPFKILLER am 21 Dezember 2007, 16:42:14
Das schaffst du bestimmt, kannst dir ja gerne Zeit lassen.

Bestimmt  :icon_cool:. Die Frage ist nur, wann...
Unterschiedliche Meinungen? Chuck Norris interessieren nicht mal die Fakten!

filmimperator

Zwar fand ich ich "Elizabeth - Das goldene Königreich" nicht so schlecht wie mein Vor-Reviewer, aber dennoch eher mäßig. Auch ist meine Kritik diesmal wieder etwas länger ausgefallen, da ich meine Gedanken zur visuellen und auditiven Selbstverliebtheit noch etwas detailierter ausbreiten musste. Das Ergebnis stlle ich unter http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=129184&rid=273370 zur Diskussion.
Unterschiedliche Meinungen? Chuck Norris interessieren nicht mal die Fakten!

filmimperator

@ COPFKILLER: So sprachlos?  :icon_mrgreen:

@ alle: Mal wieder kurz und knapp etwas von mir zu "Gosford Park": http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=16379&rid=273589
Unterschiedliche Meinungen? Chuck Norris interessieren nicht mal die Fakten!

filmimperator

Unterschiedliche Meinungen? Chuck Norris interessieren nicht mal die Fakten!

bluebottle

30 Dezember 2007, 16:01:59 #178 Letzte Bearbeitung: 30 Dezember 2007, 16:03:53 von bluebottle
Da Gosford Park einer meiner Top Ten-Filme ist, hier mal mein Senf zu deiner Kritik:

Ich glaube, du verkennst, worum es Altman und Fellowes (dem Drehbuchautor) ging:

Gosford Park ist keine "klassische Detektivgeschichte". Das erkennt man unter anderem daran, dass der Detektiv im Gegensatz zu seinen Vorbildern (Hercule Poirot, Miss Marple, Charlie Chan) völlig inkompetent ist und nicht einmal die Gegelegenheit erhält, sich ordentlich vorzustellen. Stephen Frys Charakter ist allenfalls eine Parodie, die am Ende nicht einmal den Fall löst. Niemand beachtet ihn und innerhalb der Story spielt er keine Rolle.

Der Mord an Michael Gambons Charakter ist höchstens ein Aufhänger, um die ganze Verlogenheit der britischen Upper Class bloßzulegen. Nicht zuletzt deswegen stellt sich am Ende heraus, dass der Mann schon tot war.
Mit dem Klassenkonflikt greift Altman hier DAS englische Thema überhaupt auf. Die Inszenierung des ganzen legt er ähnlich an, wie seinerzeit Jean Renoir in "La Régle du jeu". Dort geschieht der Mord nur am Ende. Alles, was ernst sein sollte, wird in beiden Filmen auch mit einem satirischen Unterton erzählt.

Warum das Drehbuch nominiert wurde? Weil es in wenigen Szenenschnipseln die komplizierten Beziehungen zwischen den zwanzig Charakteren (und hier widerspreche ich dir: sie werden alle ausreichend charakterisiert) offenlegt und so den Niedergang der adligen Oberschicht und dessen Gründe untersucht. Altman inszeniert das alles wie ein Ballett, dessen Tänzer ständig zwischen den zwei Welten der Diener und ihrer Herrschaften hin und her wandeln.

Man kann den Film nicht anhand der Kriterien einer Detektivgeschichte bewerten, wenn er gar keine ist.

Nun gut, mein Enthusiasmus für den Film hat mich bei seiner Verteidigung etwas übermannt. Sorry.
Aber du hast es ja herausgefordert  ;) . 

filmimperator

30 Dezember 2007, 19:24:23 #179 Letzte Bearbeitung: 30 Dezember 2007, 19:31:34 von filmimperator
Zitat von: bluebottle am 30 Dezember 2007, 16:01:59
Da Gosford Park einer meiner Top Ten-Filme ist, hier mal mein Senf zu deiner Kritik

Deinen Senf wollte ich auch mit meiner Rezension intendieren, da ich um den hohen Stellenwert des Films bei dir wusste  :icon_smile:.


Zitat von: bluebottle am 30 Dezember 2007, 16:01:59
Ich glaube, du verkennst, worum es Altman und Fellowes (dem Drehbuchautor) ging:
Gosford Park ist keine "klassische Detektivgeschichte". Das erkennt man unter anderem daran, dass der Detektiv im Gegensatz zu seinen Vorbildern (Hercule Poirot, Miss Marple, Charlie Chan) völlig inkompetent ist und nicht einmal die Gegelegenheit erhält, sich ordentlich vorzustellen. Stephen Frys Charakter ist allenfalls eine Parodie, die am Ende nicht einmal den Fall löst. Niemand beachtet ihn und innerhalb der Story spielt er keine Rolle.

Da du schon irgendwo Recht hast (jetzt, wo ich noch einmal darüber nachdenke  :icon_rolleyes:), habe ich das in meiner Kritk (Ende 3. Abschnitt und Einleitung) mittlerweile etwas abgeändert. Ich bin ja kritikfähig und bereit für jegliche Verbesserungsvorschläge, toll wie ich bin  :icon_cool:. Allerdings habe ich darauf geachtet, nicht zu sehr zu spoilern und schon die Auflösung vorweg zu nehmen. Ich hoffe, ich habe mit meiner doch eher niedrigen Bewertung nicht den Finger zu tief bei dir in die Wunde gelegt  :icon_eek:...


Zitat von: bluebottle am 30 Dezember 2007, 16:01:59
Mit dem Klassenkonflikt greift Altman hier DAS englische Thema überhaupt auf. Die Inszenierung des ganzen legt er ähnlich an, wie seinerzeit Jean Renoir in "La Régle du jeu". Dort geschieht der Mord nur am Ende. Alles, was ernst sein sollte, wird in beiden Filmen auch mit einem satirischen Unterton erzählt.

Ich habe "La règle du jeu" nur ausschnitthaft in der Vorlesung damals beim Sierek gesehen (die Szene bei der Festlichkeit, die so toll sein soll wegen der Raumkonstruktion), würde ich aber gern mal im Ganzen schauen. Den hast du aber nicht auf DVD, oder?  ;) Übrigens wird dich dann auch meine Rezension zu "Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern" interessieren (die ich dir ans Herz legen möchte), da ich dort explizit auf Renoir verweise. Mich würde mal deine Meinung bzgl. der filmhistorischen Korrektheit dieser Rezension (die letzte, auf die ich hinwies vor deinem Post) interessieren, da du dich da wsl. etwas besser auskennst als ich. Ich hab jdf. noch www.35millimeter.de hinzugezogen (sehr empfehlenswert die Seite  :respekt:)...



Zitat von: bluebottle am 30 Dezember 2007, 16:01:59
Warum das Drehbuch nominiert wurde? Weil es in wenigen Szenenschnipseln die komplizierten Beziehungen zwischen den zwanzig Charakteren (und hier widerspreche ich dir: sie werden alle ausreichend charakterisiert) offenlegt und so den Niedergang der adligen Oberschicht und dessen Gründe untersucht.

Also ich konnte nicht wirklich folgen dabei (mag aber auch daran liegen, dass ich den Film des Nachts angefangen habe zu schauen und dann den übernächsten Morgen weiter - denkbar ungünstig  :icon_confused:) und konnte auch nicht wirklich ein Zentrum, als eine zentrale Person bei den ganzen Verflechtungen ausmachen. Deswegen fand ich es eben eher kompliziert, dem Ganzen zu folgen. Da lass ich mich aber (noch) nicht von dir überzeugen. Vllt. aber, wenn wir den Film demnächst nochmal schauen sollten...


Zitat von: bluebottle am 30 Dezember 2007, 16:01:59
Altman inszeniert das alles wie ein Ballett, dessen Tänzer ständig zwischen den zwei Welten der Diener und ihrer Herrschaften hin und her wandeln.

Sehr schön und sehr bildlich beschrieben  :respekt:. Kommt da eigentlich noch ne Kritik von dir zu dem Film in deinem Blog oder der ofdb?


Zitat von: bluebottle am 30 Dezember 2007, 16:01:59
Nun gut, mein Enthusiasmus für den Film hat mich bei seiner Verteidigung etwas übermannt. Sorry.
Aber du hast es ja herausgefordert  ;) . 

Allerdings  ;). Schon ok.

Man, sind das viele Smileys... Naja egal...  :hacki:  :scar:  :andy:  :king:  :00000109:  :icon_redface:  :icon_twisted:  :icon_eek:  -  :icon_mrgreen:
Unterschiedliche Meinungen? Chuck Norris interessieren nicht mal die Fakten!

TinyPortal 2.0.0 © 2005-2020