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Die fetten Jahre sind vorbei (Verständnisfrage) SPOILER

Begonnen von S.w.a.p, 9 April 2007, 22:34:00

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S.w.a.p

9 April 2007, 22:34:00 Letzte Bearbeitung: 9 April 2007, 22:36:33 von S.w.a.p
Hi, habe mir heute Nacht den Film per Zufall angeschaut und fand ich gar nicht schlecht. Habe aber folgendes nicht richtig interpretiert:

Am Ende gibt das "Opfer" Jule einen handgeschriebenen Zettel. Als später die Polizei deren Wohnung stürmt finden sie widerrum einen Zettel vor auf dem steht "Manche Menschen ändern sich nie".

Was steht auf dem Zettel vom Opfer? Hat der Mann die drei bewusst verpfiffen (bzw. im Zettel darauf hingewiesen) oder nahmen sie das nur an, und er wurde eventuell sowieso verhört? Am Ende sieht man nämlich auf dem Boot den Ausweis und weitere Utensilien vom Opfer. Daher erschließt sich für mich nicht so ganz wie der Regisseur sich das gedacht hat...

Fräulein millas Gespür für den Flush

Hmm, ist schon was her, wo ich den Film gesehen hab. Ging es bei dem Zettel vom "Opfer" nicht darum, das er ihr die Schulden wegen des Unfalls erlässt oder so ähnlich ?!?
"Ist denn die ganze Welt verrückt geworden? Bin ich denn hier der einzige Idiot, dem Regeln noch was bedeuten?"

Zitat von: Dr. Sigi Fraud
Ich habe den Rassismus endgültig besiegt.

S.w.a.p

Ja davon war die Rede, habe aber dann den Zusammenhang wohl in dem Moment nicht mitbekommen. Aber unanhängig davon wird dennoch nicht klar ob der Mann seine Sachen vergessen hat oder ihnen womöglich doch bewußt überlassen hat. Die letzte Szene zeigt ihn ja in seinem Haus durchaus nachdenklich bzw. unentschlossen ?

SutterCain

Ist eine Weile her, seitdem ich den Film gesehen habe. Aber wenn ich mich recht erinnere, besteht der Witz des Endes darin, dass die drei den "Verrat" des geläuterten Ex-68er vorhergesehen haben. Deshalb der Zettel in der Wohnung. Und als Rache stehlen sie sein Schiff, um in Richtung der Sendestation, die sie sabotieren wollen, abzudampfen...

Fräulein millas Gespür für den Flush

Jap, meine auch das es sein Schiff war, was also seine Utensilien dort erklärt (die ihm dann von den Dreien auch nie wiedergegeben wurden).

Das er am Ende nachdenklich ist, sollte wohl zeigen, das er sein jetziges Leben vielleicht doch nochmal in Frage stellt bzw. eher wenigstens mal darüber reflektiert wer er mal war und wer er nun geworden ist. Im Prinzip wäre das ja dann auch der Sieg auf ganzer Linie der Drei.

"Ist denn die ganze Welt verrückt geworden? Bin ich denn hier der einzige Idiot, dem Regeln noch was bedeuten?"

Zitat von: Dr. Sigi Fraud
Ich habe den Rassismus endgültig besiegt.

psychopaul

hmm, auch wenn die von Sutter angesprochene Interpretation die "plausiblere" sein mag, aber ist der Satz "Manche ändern sich nie" nicht doch auch so deutbar, dass der alte Ex-Linke ihnen doch selber geholfen hat?  ;)

wir waren damals nach dem Kinobesuch jedenfalls einig, dass man beides deuten kann, auch wenn zweiteres möglicherweise etwas weiter her geholt ist...
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S.w.a.p

Und wieso sitzt er dann unten im Auto als die Polizei stürmt ? Kann man das als Hilfe deuten?

McMurphy

Zitat von: S.w.a.p am 10 April 2007, 00:25:41
Und wieso sitzt er dann unten im Auto als die Polizei stürmt ? Kann man das als Hilfe deuten?

Waum nicht? Ich habe das damals auch so gedeutet, daß er die Polizei auf eine falsche Fährte geführt bzw. den drei genug Vorsprung verschafft hat. Der Zettel bezieht sich in dem Fall auf ihn - irgendwo in ihm ist noch ein Stück Revoluzzer übrig geblieben. Das führt natürlich nicht soweit, daß er selbst aktiv wird. Das würde die Glaubwürdigkeit dann schon zu sehr strapazieren. Aber er macht dem "Nachwuchs" durch seine Hilfe die Bahn frei.
- "I see your front tyre's going a bit flat on you there, Burt."
- "Oh yeah, well the good news is, it's only flat on the bottom."
(aus "The World's Fastest Indian")

S.w.a.p

Jedenfalls frägt er sie weder nach den Papieren, noch ist es offensichtlich, dass er diese vergessen hat bzw. die drei sie ihm genommen haben. Er meint ja am Ende nur "macht euch keine Sorgen wegen den Bullen"...

Für mich ist die realistischste Variante diese:

die drei ahnen, dass er sie doch verpfeiffen würde, und platzieren deshalb auch den Zettel, wo ja verdeutlich werden soll dass manche (in dem Fall er) sich doch nicht ändern. Seine Utensilien haben sie ihm heimlich geklaut um mit dem Geld/Kreditkarte sich ins Ausland abzusetzen. Die Szene als er unten im Auto sitzt wirkt auch eher so als schämt er sich selbst sie verraten zu haben.

Würde mich halt interessieren wie es der Regisseur gewollt hat, vielleicht soll sich der Zuschauer aber auch selbst Gedanken machen.

McMurphy

Zitat von: S.w.a.p am 10 April 2007, 01:24:49Für mich ist die realistischste Variante diese:

die drei ahnen, dass er sie doch verpfeiffen würde, und platzieren deshalb auch den Zettel, wo ja verdeutlich werden soll dass manche (in dem Fall er) sich doch nicht ändern.

Mein Problem mit dieser Variante ist, daß er sich in dem Fall dennoch geändert hat. Er war ja nicht immer bürgerlich, sondern hat sich zumindest äußerlich erst dazu entwickelt. Aber vielleicht ist das auch eine zu strikte Auslegung des Wörtchens "nie" ;) Sollte er sie doch verraten und die drei das geahnt haben, müßte der Zettel eher sinngemäß lauten: "Es gibt keinen Weg zurück."

Zitat von: S.w.a.p am 10 April 2007, 01:24:49Seine Utensilien haben sie ihm heimlich geklaut um mit dem Geld/Kreditkarte sich ins Ausland abzusetzen. Die Szene als er unten im Auto sitzt wirkt auch eher so als schämt er sich selbst sie verraten zu haben.

Denkbar ist auch, daß er mit Wehmut an die Zeiten zurückdenkt, in denen er noch selbst jung war und aktiv für seine Überzeugungen eintreten konnte, was in seinem jetzigen Leben kaum mehr möglich ist.
- "I see your front tyre's going a bit flat on you there, Burt."
- "Oh yeah, well the good news is, it's only flat on the bottom."
(aus "The World's Fastest Indian")

elSalvadore

Zitat von: S.w.a.p am 10 April 2007, 01:24:49
Für mich ist die realistischste Variante diese:

die drei ahnen, dass er sie doch verpfeiffen würde, und platzieren deshalb auch den Zettel, wo ja verdeutlich werden soll dass manche (in dem Fall er) sich doch nicht ändern. Seine Utensilien haben sie ihm heimlich geklaut um mit dem Geld/Kreditkarte sich ins Ausland abzusetzen. Die Szene als er unten im Auto sitzt wirkt auch eher so als schämt er sich selbst sie verraten zu haben.

Ist zwar bei mir auch schon eine Zeitlang her, dass ich den Film gesehen habe, aber am ehesten unterschreibe ich diese These. Ich kann mir aber auch durchaus vorstellen, dass es vom Regisseur beabsichtigt war das Ende auf diese undurchsichtige Art und Weise zu gestalten.


Travelling Matt

Zitat von: McMurphy am 10 April 2007, 01:43:01
Mein Problem mit dieser Variante ist, daß er sich in dem Fall dennoch geändert hat. Er war ja nicht immer bürgerlich, sondern hat sich zumindest äußerlich erst dazu entwickelt. Aber vielleicht ist das auch eine zu strikte Auslegung des Wörtchens "nie" ;) Sollte er sie doch verraten und die drei das geahnt haben, müßte der Zettel eher sinngemäß lauten: "Es gibt keinen Weg zurück."

Ich hab die Vorgeschichte des Typen nicht mehr genau im Kopf, aber ich hab das "Manche Leute ändern sich nie" so verstanden, dass es diesem Typen noch nie Ernst mit revolutionären oder sonst welchen Idealen war, und er immer nur mit dem Strom geschwommen ist. Als die 68er angesagt waren, hat er eben da mit gemacht. Als diese Phase vorbei war, hat er wie viele andere auch Erfolg im bürgerlichen Karriereleben gesucht. Als er in der Hand der Protagonisten war, hat er sich denen angepasst. Und kaum zurück im bürgerlichen Alltag hat er diese bei der Polizei angezeigt, "wie es sich gehört".

elSalvadore

Das glaub ich weniger. Wenn er wirklich so überzeugt ist von seiner genwärtigen Lebensweise, warum hat er dann bei der einen Szene auf der Almhütte mit den "jüngeren" einen durchgezogen? Ich hatte damals bei der angesprochenen Szene schon das Gefühl, dass er eher aus sentimentalen Gründen heraus ("Wegen der guten alten Zeit") mitgeraucht hat. Später allerdings - wieder zurückgekehrt in sein "normales" Leben hat ihn die Realität wieder eingeholt und er hat sie verpfiffen.

Travelling Matt

10 April 2007, 18:33:08 #13 Letzte Bearbeitung: 10 April 2007, 18:34:57 von Travelling Matt
Zitat von: elSalvadore am 10 April 2007, 17:17:38
Das glaub ich weniger. Wenn er wirklich so überzeugt ist von seiner genwärtigen Lebensweise, warum hat er dann bei der einen Szene auf der Almhütte mit den "jüngeren" einen durchgezogen?

Weil in dem Moment eben die Protagonisten Oberwasser hatten, entsprechend hat er sich denen angepasst. Aber eben ohne "wirkliche Überzeugung"*, sondern weil diese Lockerheit und Revolutionär-spielen für eine kurze Zeit in der Welt, mit der sich auseinandersetzen musste, (wieder) angesagt war.

*genauso, wie er auch das bürgerliche Leben nicht aus einer besonderen Überzeugung heraus lebt, sondern weil man das "halt so macht" in der Welt.

S.w.a.p

Mir fällt grade noch ein, dass er eigentlich 2 mal Gelegenheit hatte, den dreien zu entkommen. Er hat es aber nicht getan.

Fäb

11 April 2007, 18:22:11 #15 Letzte Bearbeitung: 11 April 2007, 18:25:24 von Fäb
Zitat von: S.w.a.p am 11 April 2007, 02:08:43
Mir fällt grade noch ein, dass er eigentlich 2 mal Gelegenheit hatte, den dreien zu entkommen. Er hat es aber nicht getan.

Lag evtl. daran, dass er sich in dem Moment vielleicht tatsächlich in einer melancholischen "achja, die Jugend, so war ich ja auch mal" -Stimmung befand. Und auch noch unter diesem Einfluss stehend übergibt er dann dem Mädel am Ende den Zettel, durch den sie angebliche keine weiteren probleme bekommt. In wieweit er da schon für sich entschieden hat, sie doch zu verpfeifen, weiß man nicht, aber wieder zu Hause in seinem gewohnten Umfeld wird er prompt wieder von seiner jetzigen der gesellschaft angepassten Einstellung übermannt und er entscheidet sich, die drei für die Entführung ins Kittchen wandern zu lassen. Bin jedenfalls ziemlich sicher, dass der Zettel "Manche ändern sich nie" nur in dieser einen Richtung von den Machern gedacht war. Gebe aber zu dass die zweite Variante gar nicht sooo abwegig ist, hatte ich bislang noch gar nicht in Betracht gezogen.

S.w.a.p

Habe hier etwas interessantes dazu gefunden:

"...trotzdem wird am darauffolgenden Morgen die Wohnung von Peter und Jan von der Polizei gestürmt, wird jedoch leer vorgefunden. Hardenberg sitzt mit Anzug und Krawatte, ganz der Alte, in einem Polizeiwagen und ist Zeuge der Wohnungsstürmung. Jule, Peter und Jan sind in einem fernen ausländischen Hotel. In einer Version des Films ist hiermit Schluss und es folgt der Abspann mit dem Titelsong ,,Hallelujah" (Jeff Buckley); in einer anderen Version folgt jedoch noch eine Szene, in der man die Drei mit vornehmen Anzügen und einer Yacht zu einer Insel aufbrechen sieht. Die Jacht gehört mutmaßlich Justus Hardenberg, da sich ein älterer Bootsführerschein mit seinem Bild und dem Wohnort '2400 Lübeck' im Boot befindet.

Diese Insel wurde schon zweimal vorher im Film auf einem Foto gezeigt und Jan plante schon länger, die dort stationierten wichtigen Fernsehsatellitensteuerungsanlagen lahmzulegen. Diese zweite Version des Films hat im Abspann ein anderes Lied..."


Klaus Jr.

hm, und welche ist jetzt welche? Habe den Film nur einmal gesehen und leider ist die Film DVD meiner CE verschütt gegangen...(nie mehr Filme ausleihen). Konnte mich allerdings bisher auch an kein Ende auf dem Boot erinnern. Ich kannte bisher nur das "kurze" Ende. Bin mir grade aber auch nicht mehr ganz sicher und kann ja leider nicht nachschauen.


"Pisse vom Opa trinken geht gar nicht, damit ist der Film für mich durch. Schade um die Titten"

McMurphy

Als ich den damals im Kino gesehen habe, lief die Version mit der Yacht. In der IMDb findet sich folgendes:

ZitatAll foreign (non-German) theatrical versions omit a scene in the ending. The reason for this is that the scene had not been finished at the time the movie was shown at the Cannes film festival. But the distribution rights had already been sold to 44 countries and the director didn't want to force local distributors to take the new ending.
- "I see your front tyre's going a bit flat on you there, Burt."
- "Oh yeah, well the good news is, it's only flat on the bottom."
(aus "The World's Fastest Indian")

Roli

Hab mir den Film auf Netflix angeguckt und tatsächlich ist das Ende quasi so gestrickt das sich die Zuschauer selber überlegen sollen was jetzt Sache ist. Das normale Ende ist ohne die Sache mit dem Boot.

Mit der Botschaft ,,manche Menschen ändern sich nie" kann beides gemeint sein. Das hagenberg die 3 verpfiffen hat glaub ich nicht. Er sagt ja zu Peter das er dieses Leben so eigentlich nicht wollte aber wieder zu Jan schon sagte, man merkt das gar nicht. Damit hat hagenberg recht. Es ist wie wenn du nen Fernseher kaufen willst und dieser Max 200€ kosten darf weil nicht so viel Geld da ist, dann verdient man mehr und will mal einen etwas besseren Fernseher. Das selbe wie mit dem Auto. Obwohl das nicht ganz stimmt, kenne einen erfolgreichen Anwalt in meiner Gegend und der fährt nen fast 20 Jahre alten Volvo.

Kurz gesagt hagenberg hat die 3 nicht verraten sondern ihnen die Möglichkeit geboten Jans Vorhaben umzusetzen. Er hat die Polizei gerufen weil er damit den 3 einbleuchen will das es falsch war was sie getan haben, davor hat er ihnen aber eben zur Flucht verholfen.

Mr. Blonde

Gut, dass wir nach 13 Jahren endlich Gewissheit haben.


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