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Andrzej Zulawski und seine Werke

Begonnen von eltopo, 7 September 2007, 21:11:18

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eltopo

Jetzt ist es amtlich. "The Silver Globe" kommt!


eltopo

"Szamanka" ist fast fertig! Die schlechte Nachricht vorab: es wird leider keinen Audiokommentar vom Meister zu diesem Film geben. Dafür muss Daniel Bird in doppelter Hinsicht die wichtigen Hintergrundsinformationen zu dem Film liefern.



Ansonsten hört sich alles andere sehr interessant an:


SE:

- Originalton (polnisch) mit englischen Untertiteln
- Audiokommentar von Daniel Bird
- "Szamanka - A Film Without Masks": Interview mit Andrzej Zulawski [22 Min]
- Interview mit der Drehbuchautorin Manuela Gretkowska [10 Min]
- Bericht über die Filmrestaurierung mit dem Vor/Nachher-Vergleich
- Bildergalerie
- Booklet (24 Seiten mit Texten von Daniel Bird)


LE: (Limitierung auf 2000 streng durchnummerierte Kopien) alle Extras der SE-Auflage und sonst:

- Soundtrack-CD (complete remastered, Laufzeit 65 Min)
- Sechs französische Original Lobby Cards [5x7] color reproductions
- Certificate of authenticity (Individually numbered)
- Specially Designed Silver Velvet Packaging
- Booklet (48 Seiten) mit zusätzlichen Texten:
       ° Text von Tim Lucas (Video Watchdog)
       ° "Andrzej, from Amour to Zulawski": Interview mit Andrzej Zulawski vom April 1997
       ° "Cinema Superactivity": Interview mit Andrzej Zulawski, durchgeführt von Daniel Bird
          und Stephen Thrower im Frühling 1998



eltopo

Heute ist Zulawskis 70-ter Geburtstag! Alles Gute!    :respekt:







MMeXX

Possession ist grob für Oktober/November als Blu-ray Disc von Bildstörung geplant. Laut Aussage im Labelforum wartet man derzeit auf das Master...


ratz

29 Oktober 2013, 23:12:03 #35 Letzte Bearbeitung: 29 Oktober 2013, 23:17:34 von ratz
Zitat von: Discostu am 27 Oktober 2013, 00:03:22
Possession (1981)

In Ansätzen hatte ich ein ähnliches Problem wie damals mit Antichrist: die ganze Symbolik, Verfremdungseffekte und Overacting waren für mich ein bisschen "too much", weshalb mich der Film nicht hundertprozentig begeistern konnte. Dennoch in seiner visuellen Kraft, mit der tollen Hauptdarstellerin, der trostlosen Berliner Kulisse und seiner Vieldeutigkeit wirklich etwas ganz Besonderes. Einen Horrorfilm sollte man allerdings nicht erwarten, außer man würde Eraserhead auch als einen bezeichnen. 7/10

Ich mach mal hier weiter und will ein paar Worte mehr schreiben, weil ich es hier mit einem, wie es mancherorts heißt, Klassiker zu tun habe  :icon_mrgreen: (Spoiler voraus!)

Mein erster Zulawski, und ebenfalls eine zwiespältige Erfahrung, wie sie Discostu beschrieben hat: Großartig ist natürlich das menschenleere Berlin (West) mit seinen kontrastreichen Schauplätzen, immer die Mauer prominent im Bild (freilich ohne erzählerischen oder metaphorischen Mehrwert), somit ein seltsamer Un-Ort mit unangenehmem Flair, auch in den merkwürdig ausgestatteten Innenräumen, die sich nie wie Studio anfühlen (und es vermutlich auch nicht sind). Dann die agile Kameraarbeit mit unerwarteten Perspektiven, das intensive Sounddesign mit minimalem Musikeinsatz. Schließlich Adjani und Neill, die in teils sehr langen Takes Vollgas geben.
Andererseits muß der geneigte Zuschauer nach einer knappen Stunde eine fragwürdige Wendung vom Ehedrama zum quasi-religiösen Symbolquark hinnehmen, der von teils hochnotpeinlichem esoterischem Blahfasel angefüllt ist. Hätte man dieses krude Zeug weggelassen, wäre dem Film eine akzeptable Länge und damit ein Halten der Spannung beschert gewesen. So aber wurde die zweite Hälfte doch ziemlich anstengend, weil zumindest ich mich von den eh schon unverständlich agierenden Charakteren noch weiter entfernte und zunehmend das Interesse verlor. Aus dieser Na-was-kommt-jetzt-noch-Haltung heraus wirken dann verschiedene Momente natürlich unfreiwillig komisch, z.B. Adjanis Solonummer im U-Bahn-Tunnel, der Moment vor dem Kruzifix und diverse kleine Ermordungs-Wendungen, die sich am Ende häufen.

Ich bin geneigt, den Film als interessantes Zeugnis eines überspannten, dekadenten 70er/80er-Jahre-Kapitalismus zu sehen, ähnlich wie z.B. American Psycho, plus das Insel-Gefühl in West-Berlin in jenen Jahren. Zwar fehlt mir genrebedingt der große Überblick, aber in meinen Augen hat z.B. Cronenberg die intelligenteren (und vor allem etwas mit Humor angereicherten) Zeitzeugnisse solcher Couleur hinterlassen (klar versucht auch Zulawski das Medium autoreferentiell zu kommentieren, und zwar in genau in einer Szene, und dann auch noch enttäuschend ineffektiv (schauspielerisch allerdings klasse: Adjani quält Ballettmädchen  :D)). Würde auch erklären, warum Z. heutzutage nicht mehr so "in der Luft liegt" wie evtl. in den 80ern (hat er das damals? keine Ahnung, muß mal ein oder zwei Reiews lesen  ;)).

cu, r.

Discostu

Zitat von: ratz am 29 Oktober 2013, 23:12:03
Andererseits muß der geneigte Zuschauer nach einer knappen Stunde eine fragwürdige Wendung vom Ehedrama zum quasi-religiösen Symbolquark hinnehmen, der von teils hochnotpeinlichem esoterischem Blahfasel angefüllt ist. Hätte man dieses krude Zeug weggelassen, wäre dem Film eine akzeptable Länge und damit ein Halten der Spannung beschert gewesen. So aber wurde die zweite Hälfte doch ziemlich anstengend, weil zumindest ich mich von den eh schon unverständlich agierenden Charakteren noch weiter entfernte und zunehmend das Interesse verlor. Aus dieser Na-was-kommt-jetzt-noch-Haltung heraus wirken dann verschiedene Momente natürlich unfreiwillig komisch, z.B. Adjanis Solonummer im U-Bahn-Tunnel, der Moment vor dem Kruzifix und diverse kleine Ermordungs-Wendungen, die sich am Ende häufen.

Das ging mir eigentlich genau umgekehrt. Das Ehedrama fand ich insgesamt ziemlich unglaubwürdig durch die beiden Figuren, die sich ja in einer ständigen Hysterie befinden und nicht wirklich nachvollziehbar agieren. Da war ich dann eher froh darüber, als die ganze Geschichte vollkommen in den Wahnsinn abglitt, weil ich dann wenigstens keinen Realismus mehr erwartet habe. So konnte ich dann sozusagen in den Lynch-Modus wechseln und den Film eher auf einer atmosphärischen Ebene ansehen. Dennoch hat sich das für mich teilweise etwas zu "gewollt" angefühlt. Peinlich fand ich das "Blahfasel", ich nehme an du meinst vor allem die in die Kamera gesprochenen Monologe, allerdings nicht, dafür hätte ich es ja verstehen müssen. ;)

ratz

30 Oktober 2013, 23:46:05 #37 Letzte Bearbeitung: 30 Oktober 2013, 23:48:20 von ratz
Ja, als Kopfmensch kommt man mit diesem Film nicht weit... Wie ich überhaupt mit all jenen Überschreitungs-Fantasien Probleme habe, die mittelbar oder unmittelbar (anti-)katholisch motiviert oder geprägt sind, also mit den Filmen von Bunuel, Pasolini, Almodovar, Jodorowsky etc. Interessanterweise fand ich den von Dir angesprochenen Antichrist (guter Bezugspunkt!) sehr viel zugänglicher, (rational) durchdachter und in der Motivwahl weniger "abgegriffen" (keine Doppelgänger, Geburts- oder Mutationstropen). Könnte doch, wie bei Bergman, mit einem im weitesten Sinne protestantisch geprägten Zugriff zu tun haben. Nur mal so ins Unreine gedacht  ;)

eltopo


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