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Tudors Literatur

Begonnen von Mr Creazil, 8 Januar 2009, 23:26:27

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Mr Creazil

Ich gucke gerade die Serie "Die Tudors" und merke doch, dass ich eigentlich reichlich wenig über die Zeit, speziell betreffend Heinrich VIII., weiß. Und da ich nicht auf die historische Genauigkeit der Serie vertraue, fände ich es ganz nützlich, wenn mir jemand hier Fachliteratur zu dem Thema zu empfehlen könnte. Also nicht zu der Serie, sondern zu den historischen Tatsachen.

Schon mal vielen Dank!
"Nihilist und Christ: das reimt sich, das reimt sich nicht bloß ..."

"Die Zensur ist die jüngere von zwei schändlichen Schwestern, die ältere heißt Inquisition. "

"Who fights with a ladder - well, Jackie Chan does!"

https://letterboxd.com/mrcreazil/

Shub

Vielleicht ist ja hier etwas Interessantes für dich dabei.
Zitat von: Algo
mein kraftstoff ist mumusaft

Chowyunfat2

Hat nix mit "Tudors" zu tun (indirekt vielleicht), passt aber trotzdem am besten in diesen Thread.
Das Leben: Ein Versuch - John Aubrey und sein Jahrhundert
Kein Roman, eher ein Porträt eines exzentrischen Altertumsforschers (1626-1697) aus England, der es nicht gebacken gekriegt hat, seine gesammelten Erkenntnisse zu ordnen und damit seiner Nachwelt nur zusammenhanglose Kritzeleien hinterlassen hat.
Der Autor Oliver Lawson Dick holt dies nun mit diesem Buch nach.
Warum ich es so interessant finde:
Erstens: Bin grade ein bisschen auf dem "Alt-England"-Trip,
Zweitens: Erst bringt Aubrey einen (unfreiwillig) dazu, sich erst vor Lachen in die Hosen zu machen,
Auszug (Beschreibung eines effektvollen Allheilmittels, wenn man sich den Kopf angeschlagen hat):

>>...Ein Bursche, der sich in Nordwales auf einem Baum versteckt hatte, fiel kopfüber hinunter und lag da wie tot, weil sein Gehirn sich herumgedreht hatte. Ein anwesender Maurer ließ einen soliden, starken Sarg zimmern und den Mann hineinlegen, so dass seine Füße das untere Ende berührten, der Kopf aber zwei Inch vom oberen Ende entfernt lag. Den Sarg legte er auf eine Tischplatte und gab dann mit einer gewaltigen Axt einen Hieb auf die Fußseite, um mit dieser entgegengesetzten Bewegung das Gehirn zurecht zu rücken. Nachdem der Schlag geführt war, gab der Kerl ein Stöhnen von sich und begann zu sprechen; und alsbald hatte er sich erholt.<<

um dann mit tragischen Anekdoten, die wohl selbst einem Stein Tränen abringen könnten, um die Ecke zu kommen:

>>...eine Freundin, deren heißgeliebte Tochter sehr krank war, träumte davon, wie ihr ein Freund riet, ihr einen Trank aus zerstoßener Eibe einzuflößen, an welchem sie genesen werde. Der Trank tötete ihre Tochter auf der Stelle, was ihr beinahe den Verstand raubte. Ihr Kammermädchen sagte aus Höflichkeit und um ihren Schmerz zu lindern, dass der Trank sie gewiß nicht habe töten können; sie ließe es darauf ankommen, ebenfalls davon zu trinken. Was sie auch tat und gleichfalls daran starb...<<

dann wieder eine zum wegschmeissen:

>>...Mein alter Pfarrer Whitney berichtete mir, dass sie bei einem Besuch in Oxford während der Zeit  Edwards VI. Mathematik-Bücher als Zauberbücher verbrannten, und wäre nicht zufällig ein Griechisch-Professor des Weges gekommen, sie hätten auch die griechische Bibel als Hexenwerk ins Feuer geworfen..."<<

Dass Mathematik-Büffeln in dieser Zeit wie Saufen, Fressen und *hust*, zu den "Genüssen" gezählt wurde, ist unvorstellbar aber wahr:

>>John Evelyn schrieb etwa nach dem Tod seines 5-Jährigen Sohnes: 'Seine Wißbegierde war so unersättlich, dass er, als er einmal einen Dialog zwischen Terenz und Plautus zu hören bekommen hatte, sich nach diesen Autoren erkundigte, und als man ihm sagte, diese Bücher seien noch zu schwierig für ihn, begann er vor Kummer bitterlich zu weinen und konnte kaum getröstet werden.'<<

Das Buch ist wirklich voll mit solchen unglaublichen (laut Aubrey wahren) Geschichten, und der Vorbesitzer meines (für 2 euro auf dem Grabbeltisch erstandenen) Exemplars schrieb mit einem Bleistift folgenden Satz auf die letzte Seite:

"Wahrhaftig. Dieses Leben war ein Versuch wert."

Dem kann ich mich nur anschließen.

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