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Ein Profil über Alfred Hitchock

Begonnen von Moleho, 22 März 2004, 17:12:01

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Moleho

Ich bräuchte mal eure Hilfe. Es geht um folgendes:
Ich muss für die Schule eine Arbeit über einen bestimmten Literaten schreiben, in der ich einerseits auf seine Werke eingehen, andererseits dem Leser die Person selber näher bringen soll.
Da ich nicht so der Lesefuchs bin und die Literaten, die mich einermaßen interessiert hätten schon weg waren, darf ich jetzt diese Arbeit über Hitchcock schreiben. Es sollen ca. 12 Seiten werden.

Dazu habe ich ein paar Fragen, da ich sowas noch nie gemacht habe:

- Was MUSS rein? Welche Ereignisse sind besonders hervorzuheben? Hedren und die Vögel bzw. Marnie z.B.?
- Wie strukturiere ich die Arbeit am Besten? Erst Person, dann Werke? Gemischt?
- Würdet ihr 2-3 Filme besonders auseinandernehmen? Welche am besten, um seinen Stil zu definieren? Psycho ist dazu eigentlich nicht sehr passend, oder?

Als Quellen habe ich mir die hier im Forum erwähnten Bücher "Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?" von Francois Truffaut und "Alfred Hitchcock: Die dunkle Seite des Genies" von Donald Spoto gekauft und leider erst teilweise gelesen (gute Bücher, selbst für mich). Seine Filme habe ich auch größtenteils gesehen, außer die vor 1940, was das Eingehen auf seine britische Karriere etwas schwierig macht.

Ich wäre euch für Tipps sehr sehr dankbar!

mr. pink

Ich würd dir mal diese Website empfehlen. Ich weiss zwar nicht, wie weit du mit deinen Recherchen bereits bist, aber alles an Fakten, Filmographie, Biographie und vieles mehr findest du da auf jeden Fall.
I expect that you think that I should be haunted
But it never really bothers me

Der Mann mit dem Plan

Warum nicht chronologisch vorgehen?

Gerade aus dem Truffaut-Buch wirst du ein paar lustige Anekdoten fischen können, die du gut in ein Refarat einbinden kannst. Spoto habe ich auch gelesen, habe ich aber jetzt schon nicht mehr so gegenwärtig.

Dass du die Filme vor 1940 nicht gesehen hast, macht nicht so sehr viel. Bei vielen seiner früheren Filme erkennt man höchstens an seinen Kamera- und Lichtexperimenten den Hitchcock hinter der Kamera. Wirklich interessante Filme aus der dir unbekannten Phase dürften folgende sein: "Der Mieter" (1926), "Erpressung" (1929), und den beiden eindeutig voran, sein frühes Meisterwerk, der geniale "Eine Dame verschwindet" (1938).

Dann kannst du ja bei 1940 den ersten großen Schnitt machen, und bei seinem Wechsel von Großbritannien nach Hollywood (viele Infos darüber gibt es auch wieder bei Truffaut), auf "Rebekka" eingehen.

Natürlich dürfen Charakterisierungen nicht fehlen. Sein Perfektionismus, seine Liebe für blonde Frauen, sein tiefschwarzer Humor. Oder auch die Tatsache, dass er nie durch eine Kamera geschaut hat. Oder seine tollen Storyboard-Eigenschaften.

Am Ende kannst du dir dann ja noch 2 Filme rauspicken, die du in der Chronologie besonders betrachtest. Tipps meinerseits wären "Vertigo", weil dies der persönlichste Film Hitchcocks war, und du hier viele schöne Anspielungen auf sein eigenes Leben finden dürftest (Spoto dürfte in diesem Falle weiterhelfen). Als drittes würde ich "Psycho" nehmen. Aber vermutlich "nur" weil es über "Psycho" so viel zu sagen gibt, dass man allein über diesen Film ein ganzes Refarat schreiben könnte.

Viel Spaß, "Hitchcock" ist wohl eins der tollsten Themen, über die man referieren darf! ;) :respekt:

Stefan M

Zitat von: Der Mann mit dem PlanViel Spaß, "Hitchcock" ist wohl eins der tollsten Themen, über die man referieren darf! ;) :respekt:

Wohl wahr, wohl wahr! Wirklich bedauerlich, daß ich nie diese Gelegenheit während meiner Schulzeit gehabt habe. Das wäre mal ein Referat gewesen, das auch mir Spaß gemacht hätte.

Ansonsten würde ich neben "Psycho" noch meinen persönlichen Lieblings-Hitchcock "Der unsichtbare Dritte" zur besonderen Betrachtung wählen, weil darin nahezu alle seine Lieblingsthemen Erwähnung finden: Ein unschuldiger Bürger, der versehentlich für einen Spion bzw. später für einen Mörder gehalten wird, muß fliehen und allerlei Abenteuer überstehen, um zu überleben (siehe auch "Die 39 Stufen" und "Saboteure"), die geheimnisvolle und gefährliche Blondine, charismatische Schurken usw.
Lies dir in "Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?" auch einmal die Stelle durch, in der Hitch darüber spricht, wie er auf die legendäre Maisfeldsequenz gekommen ist. Als ich das gelesen hatte, unterstrich das nur meine Meinung, was für ein genialer Regisseur er gewesen ist...

Gruß,
Stefan M
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Moleho

Danke erstmal für die Hilfe! Ich bin auch sehr froh, dass mein Lehrer überhaupt akzeptiert hat, dass ich meine Arbeit über einen Regisseur schreibe anstatt über einen Literaten. Und da hat sich Hitchcock tatsächlich sehr angeboten, da nicht nur seine Filme überaus wichtig und gut sind, sondern er selber auch ein durchaus interessanter Charakter ist.

Dass Hitchcock nie selber durch eine Kamera schaute wusste ich nicht, danke! Das habe ich wahrscheinlich aus Versehen überlesen, oder es stand garnicht im Buch. :)

Ich werde demnächst mal anfangen müssen. Es werden bestimmt noch ein paar Fragen aufkommen, wo ihr mir hoffentlich behilflich sein könnt.
Außerdem habe ich hier noch Topas und Familiengrab ungesehen auf DVD, die ich mir davor noch anschauen möchte.

DragonBay

Zitat von: MolehoDass Hitchcock nie selber durch eine Kamera schaute wusste ich nicht, danke! Das habe ich wahrscheinlich aus Versehen überlesen, oder es stand garnicht im Buch. :)

Das nie aber bitte nicht wörtlich nehmen. In meinem Kurs gebe es auf jeden Fall einige Klugscheißer, die dann nachhaken würden. Natürlich hat er in seiner Studienzeit bzw. zu Beginn seiner Karriere auch schon mal durch die Kamera geschaut...also du weißt schon wie ich das meine  :wink:

Moleho

Ja, ich weiß :)

Ich hab noch mal einige Fragen bzgl. seines Einflusses:

- Brian de Palma's Dressed to Kill (Psycho) bzw. Obsession (Vertigo) sind eine Hommage an Hitch, oder?! Welcher Regisseur bzw. welche Filme sind das noch?
- Welche nicht von Hitchcock stammenden, aber bekannte Filme kann man im Zusammenhang
-> mit dem MacGuffin nennen, außer vielleicht der Koffer in Pulp Fiction?
-> mit Understatement nennen?
-> mit dem Vertigo-Effekt nennen? Jaws?
-> mit einem Cameo-Auftritt nennen?

Welche dieser folgende Begriffe kann man im Zusammenhang mit Hitchcocks Person stehenlassen bzw. streichen und welche wären noch gut mit in die kleiner Liste aufzunehmen?

Perfektionismus
Sexuelle Fixierung auf Blondinen
Schwarzer Humor
Ausnutzung seiner Macht als Regisseur
Schlechte Manieren gegenüber ihm abhängigen Leuten
Kreativität
Innovation / Unkonventionalität – Pionier und Erneurer
Neigung zur Skurrilität
Esslust und Alkoholismus
Abhängigkeit von seiner Frau
Faszination an der Psychologie / Psychoanalyse

Moonshade

De Palmas "Body Double/Der Tod kommt zweimal" ist ebenfalls eine Referenz an "Vertigo", sogar noch deutlicher als Obsession.

Der vor zwei Jahren gelaufene "Mord nach Plan" mit Sandra Bullock wäre eine Variante von "Cocktail für eine Leiche".

Der Vertigo-Effekt ist so oft gebraucht worden, aber die Szene im Jaws wird am meisten zitiert.
Understatement haben viele britische Filme, die Vokabel ist zu beliebig, um auf Hitchcock gut angewendet werden zu können.
Gastauftritte: Scorsese macht das hin und wieder in seinen Filmen, ein Dauer-Cameo macht stets M.Night Shyalaman.

Perfektionismus
Auf keinen Fall. Hitchcock war genau und hatte den Film vor der reinen Aufnahme im Kopf. Wenn ihn aber etwas langweilte oder nicht interessierte, konnte er schludern, wie z.B. die technischen Mängel von Torn Curtain.

Sexuelle Fixierung auf Blondinen
Na, aber hallo. Hat er selbst zugegeben.

Schwarzer Humor
Ist fast zu sanft. Hitchcock war ein Sadist, seine Scherze oft jenseits jeder Geschmacklosigkeit. In den Filmen ist allerdings alles gezügelt, da paßt der Begriff.

Ausnutzung seiner Macht als Regisseur
- in Verbindung mit seinen sexuellen Vorlieben bei Darstellerinnen.
Natürlich sehr empfindlich und leicht diktatorisch, wenn auch auf leise Art und Weise, rachenehmend.

Schlechte Manieren gegenüber ihm abhängigen Leuten
Des öfteren. Prämien nicht bezahlt, Dank schuldig geblieben. Kam öfters vor.

Kreativität
Wenn ihn etwas interessierte, sehr kreativ. Aber wechselnd: eben auch sehr genußfreudig/faul.

Innovation / Unkonventionalität – Pionier und Erneurer
Nicht aus Ehrgeiz, aber sehr einfallsreich, wenn es darum ging, aus etwas Banalem etwas Besonderes zu machen.

Neigung zur Skurrilität
In welchem Zusammenhang?

Esslust und Alkoholismus
Beides im Übermaß!

Abhängigkeit von seiner Frau
Ebenfalls absolut. Einerseits sie sexuell vernachlässigend, andererseits panisch ohne sie.

Faszination an der Psychologie / Psychoanalyse
Kaum, sonst wäre er in "Spellbound" nicht so hollywoodesk damit umgesprungen. Psychoanalyse interessierte Selznick, nicht Hitchcock.
Auch in "Marnie" ist die Psychologie bestenfalls krückenhaft konstruiert.
Jemand, der sich selbst egozentrisch behandelte, kann daran nicht groß interessiert gewesen sein.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

psychopaul

Jetz hab ichs auch schon in einem anderen Thread gelesen.
Was is denn ein "McGuffin"?? 8O  :)

danke,GmD
Filmblog
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Three little devils jumped over the wall...

golgothicon

ein fast bedeutungsloser gegenstand, der lediglich dazu dient, die handlung voran zu treiben. in "pulp fiction" eben der koffer, von dem keiner weiß, was drin ist, der aber dennoch imens wichtig ist. noch stärker ist das thema bei "ronin".

Moonshade

Oder eben der Falke in Bogarts "Die Spur des Falken".

Bestes Beispiel bei Hitch war das Uran in den Weinflaschen in "Berüchtigt" oder das gestohlene Geld in Psycho.
Beides setzt die Handlung in Gang, ist aber in Wirklichkeit nicht wichtig.

Der definitive McGuffin kommt in "Der unsichtbare Dritte" vor, wo der McGuffin, der Agent, für den Cary Grant gehalten wird, tatsächlich gar nicht existiert.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

Moleho

Ich wollt euch nochmal danke sagen. Ich hab tatsächlich eine 1 für meine Arbeit bekommen, obwohl ich noch nicht zufrieden war (Zeitdruck). Ich hab nur Vertigo vorgestellt (aus Platzgründen), da man dort doch am meisten Bezug auf ihn selbst nehmen kann.

Btw, heute kommt Rebecca im TV - Super RTL um 2215 Uhr. Klasse Film.

SutterCain

Gerade erst entdeckt und doch schon zwei Jahre im Gange: Der Blog If Charlie Parker Was a Gunslinger, There'd Be a Whole Lot of Dead Copycats veröffentlicht nach und nach die Tonbänder der legendären Truffaut/Hitchcock-Interviews. Bislang sind 19 Folgen erschienen:

Hier als mp3 zu finden!

DragonBay

Alter Schwede, Geilomat! Tausend Dank, SutterCain!!  :respekt:

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