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Robin Hood (Ridley Scott)

Begonnen von Newendyke, 21 April 2009, 09:43:24

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Crumby Crumb & the Cunty Bunch

18 Mai 2010, 00:52:05 #60 Letzte Bearbeitung: 18 Mai 2010, 00:54:00 von LeCrumb
Zitat von: Fastmachine am 18 Mai 2010, 00:23:56
Ach so: Kann mir eigentlich jemand plausibel erklären, warum hier die Franzosen als durchweg Superschurken herhalten müssen? Ist Ridley Scott bei seinem letzten Frankreichurlaub eine Laus über die Leber gelaufen? Oder wollte einfach mal wieder kein Franzose Englisch verstehen?


Regel 2: Es ist falsch Franzose zu sein. :oberlehrer:
'Are you talkin' to me? You talkin' to me?' - Raging Bull, Pacino. Love that movie!

Mr. Vincent Vega

@Fastmachine:

Im Großen und Ganzen wunderbar zusammengefasst! :respekt:

vodkamartini

Zitat von: Fastmachine am 18 Mai 2010, 00:23:56Robin Hood als enttäuschter und desillusionierter Kreuzritter in einem Heer, das sich nur noch aus materiellen Gründen durch Frankreich plündert, schien wider Erwarten eine brauchbare Neukonzeption der Legende.
Hat aber herzlich wenig mit den Motivkreisen um Robin Hood zu tun, was du später dann kritisierst.

Zitat von: Fastmachine am 18 Mai 2010, 00:23:56Die Anleihen bei ,,Gladiator" sind zwar mehr als offensichtlich, aber trotzdem gelingt Scott mit den Szenen der Burgerstürmung ein dramatischer Einstieg. Leider waren das auch schon die besten Kampfszenen, mit denen das hektisch geschnittene und in mehrfacher Hinsicht haarsträubend inhaltlich und dramaturgisch fehlkonzipierte Finale nicht mithalten kann.
Stimmt.

Zitat von: Fastmachine am 18 Mai 2010, 00:23:56Irgendwo in der Mitte des Films verliert Scott den roten Faden, die einzelnen Erzählstränge laufen völlig unbefriedigend auseinander und finden nie mehr recht zusammen.
Habe ich nicht so empfunden. Das passt und läuft am Ende alles zusammen, wenn auch in Teilen sehr unglaubwürdig (Robin als Wortführer und Anführer, Marians Auftritt auf dem Schlachtfeld mit Kinderschar etc.).

Zitat von: Fastmachine am 18 Mai 2010, 00:23:56Im Grunde verfehlt Ridley Scott das Thema. Er liefert eine Art Mittelalterepos, das herzlich wenig mit den Motivkreisen um Robin Hood zu tun hat, einer Legende, die schlicht und einfach erzählerisch keine Vorgeschichte braucht und schon gar nicht diese.
Sondern welche? Ob die Legende eine Vorgeschichte braucht oder nicht, ist reine Ansichtssache. Was ist das Thema, das Scott hier angeblich verfehlt hat? Robin Hood im Kino Teil 100? Er wollte keinen typischen Hood-Film drehen und er hat keinen typischen Hood-Film gedreht. Ich sehe da absolut keine "Themaverfehlung". Diese Herangehensweise war im Vorfeld klar, wer das unsinnig findet, sollte sich den Film nicht ansehen.

Zitat von: Fastmachine am 18 Mai 2010, 00:23:56Würde man die Namen ,,Robin", ,,Marion" und ,,Loxley" ändern, die letztlich unwichtigen Auftritte der typischen Robin Hood Figuren (Bruder Tuck, Sheriff von Nottingham) streichen, kein Mensch käme auf die Idee, dieser Film hätte irgendetwas mit Robin Hood zu tun.
Das war ja gerade die Absicht. Oder hast du im Ernst den gefühlt 1000sten Stockkampf Robin vs. Little John erwartet bzw. erhofft?

Zitat von: Fastmachine am 18 Mai 2010, 00:23:56Die Einbindung Robin Hoods in die allgemeine englische Geschichte (oder der eher bizarren Version, die uns hier Scott aus unbekannten Gründen aufschwatzen will) ist mitnichten eine besondere Leistung des Films, das hat schon "Ivanhoe" vor einem halben Jahrhundert geleistet. Natürlich war das ein romantischer Ritterfilm, der aber um Längen poetischer, stimmiger und in seiner Weise als historisches Gleichnis tragfähiger war, als dieses pseudoauthentische Brimborium. "Authentizität" hat nämlich nix damit zu tun, dass es matscht und blutet oder die Jahreszahlen und Ritterrüstungen korrekt sind, sondern - ach was solls.
Ich schätze Ivanhoe auch sehr und finde ihn ebenfalls besser als Robin Hood 2010. "Authentischer" wie Robin Hood ist er allerdings bestimmt nicht. Man denke beispielsweise nur an die ewig gleiche und völlig falsche Romantisierung von Richard Löwenherz, der jedesmal als guter Onkel am Ende der Filme erscheint. Authentizität hat übrigens sehr wohl etwas mit korrekten Jahreszahlen und Ritterrüstungen zu tun, aber was solls. Natürlich gehört da noch wesentlich mehr dazu. Man muss den Zeitgeist der dargetellten Zeit treffen (was übrigens enorm schwierig ist) und ein Gespür für geschichtliche Zusammenhänge und Strukturen besitzen/vermitteln. Ereignisse vorzuverlegen (Magna Carta) odergar zu erfinden (französische Invasion 1199) ist definitiv nicht historisch korrekt. Scott hat aber auch keinen korrekten Historienfilm angestrebt, sondern Robin Hood lediglich einen authentischeren Antrich verpasst. Das ist natürlich, will man besonders kritisch sein, etwas halbherzig.



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There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Fastmachine

18 Mai 2010, 16:31:19 #63 Letzte Bearbeitung: 18 Mai 2010, 17:35:03 von Fastmachine
Tja, dann hoffe ich, dass ich hiermit die Diskussion wieder versachliche.  :icon_lol:

@Crumb: Wie konnte ich das vergessen!   :wallbash:  Danke für die Erinnerung, alle Fragen beantwortet. Bin jetzt ein metaphysisch glücklicherer Mensch.  :icon_mrgreen:

@vodkamartini: Meine Einschätzung konnte nur einige Stichpunkte in den Raum werfen, die meine Meinung anscheinend doch verkürzend rübergebracht haben. Deine Einwände kann ich glaube ich teilweise entkräften, da sie mein Anliegen missverstehen. Zu anderen Punkten haben wir aber in der Tat wohl unterschiedliche Auffassungen. Hier kann ich nur versuchen, argumentativ deutlicher zu werden.
Ist leider eine ziemliche Abhandlung geworden, die recht weit ausholt. Nur als Warnung, falls jemand auf solche Ausführungen keine Lust hat. Ich habe mich gefragt, ob es wirklich ergiebig ist, das Thema soweit auszuführen, wollte mich dann aber nicht drücken.

Grundlegend herrscht hier ja – soweit ich sehe – Übereinstimmung im Thread, dass Robin Hood eine Legende (und keine historische Tatsache) ist, die in unzähligen Varianten über Jahrhunderte entstanden ist und vielfach verfilmt wurde. Jedes Jahrhundert, jeder Autor hatte unterschiedliche Interessen an diesem literarischen Stoff, meist spiegelte sich die eigene Gegenwart in den einzelnen Motiven des Stoffs.

Die mit weitem Abstand wirkungsvollste und folgenreichste Bearbeitung des Stoffs stammt unbestritten von Sir Walter Scott. Es ist vielleicht heute nicht mehr allgemein bekannt, wie ungeheuer populär und europaweit einflussreich Sir Walter Scotts historische Romane gewesen sind. Um mal einen Vergleich zu wagen: Ungefähr so, wie Tolkiens ,,Herr der Ringe" das Fantasygenre beeinflusst hat.
Scotts Roman ,,Ivanhoe" erschien 1820 und hat das Bild von Robin Hood lange maßgeblich geprägt und selbst noch heute, ja auch in Ridley Scotts Film, hinterlässt er überdeutliche Spuren. Auch wenn der Film sich an diesem Bild abarbeitet und Elemente aus anderen Strängen der Überlieferung der Robin Hood Legende einbaut: Die ganze Einbindung in die Richard Löwenherz/Prinz John Geschichte hat eben nichts mit den ursprünglichen Legenden zu tun, geschweige denn mit irgend einer Art von historischer Wirklichkeit, sondern ist eine literarische Geschichtsfiktion des 19. Jhs.

Die Authentizität literarischer Fiktionen kann meiner Meinung nach eben nicht mit historischer Authentizität gleichgesetzt und nur unter bestimmten Umständen durch sie beglaubigt werden. Übrigens galten damals auch Sir Walter Scotts Romane als sehr authentisch, da sie das Zeitkolorit stimmiger einfingen, als die das Mittelalter verklärenden Romanzen des 18. Jh. In den vergangen 190 Jahren haben sich die Darstellungskonventionen und Sehgewohnheiten weiter verschoben – aber ob sie deswegen dem Mittelalter, das uns an und für sich sehr fremd ist, von dem wir uns noch mal zweihundert Jahre weiter entfernt haben, wirklich näher sind?

Die Tatsache, dass Ridley Scotts Mittelalter dreckiger aussieht als dasjenige im ,,Ivanhoe"-Film von 1952, mag ihm zwar aus heutiger Sicht einen äußerlichen Anschein von historischer Stimmigkeit geben, ändert aber nicht an der grundsätzlichen Ferne des Films zur historischen Wirklichkeit, die mindestens genauso groß ist wie die des ,,Ivanhoe"-Films.
Nun bin ich zwar kein Historiker wie du, aber doch sehr historisch interessiert, auch am Mittelalter. Gerade deswegen versuche ich hier aber Geschichte und Literatur (bzw. Film) stärker auseinander zu halten – auch und gerade wenn mir als Interessiertem manches als historisch ,,falsch" oder ,,richtig" auffällt.

Jedem historisch Interessierten, heute eigentlich jedem, der Wikipedia (mir sind die Grenzen und die Fragwürdigkeit dieser Infoquelle bekannt) bedienen kann, fällt sofort auf, dass der Ablauf der englischen Geschichte unter King John von Ridley Scott in seinen Daten, historischen Zusammenhängen, gesellschaftlichen Motivationen als reines Spielmaterial gebraucht wurde. Da stimmt ,,historisch" wenig bis nichts.
Und soll ich was sagen: das ist der geringste Einwand gegen den Film.

Dass seine zweite Ehefrau Isabel zum Zeitpunkt der Heirat bzw. der Thronbesteigung Johns gerade elf Jahre alt war, so dass er die Ehe zunächst gar nicht vollzogen wurde und sie also kein ,,gefährliches französisches Flittchen" war, wie sich Scott nicht entblödet uns zu suggerieren – geschenkt. Dass sie eben keine Bedrohung für England war, sondern im Gegenteil von John aus rein taktischen Gründen geheiratet wurde, um seinen Besitzungen in Frankreich zu sichern – sei's drum. Dass nicht Philipp in England landete, sondern mehrfach Richard und John in Frankreich, dass es dabei nicht um die ,,Invasion" eines Landes durch ein anderes ging – ach je, ach je – wen juckt's?
All das gehört zur ,,dichterischen Freiheit".

Wesentlich stärker hängt Ridley Scott eben doch (wider Willen?) von seinem Namensvetter Sir Walter Scott ab. Allein die zentrale Annahme, dass Robin Hood ein englischer Patriot gewesen sei, verdankt sich ausschließlich dem ,,Ivanhoe"-Roman. Wie auch der angebliche Gegensatz oder Konflikt zwischen ,,Angelsachsen" und ,,Normannen" in dieser Form dem Geschichtsbild des 19. Jhs. entstammt.

Der ganze Staatsbegriff, der dem Film zugrunde liegt ist völlig neuzeitlich und hat mit ,,Authentizität" gegenüber dem späten 12. Jahrhundert absolut nichts am Hut. ,,England" gegen ,,Frankreich" als nationaler Gegensatz, zu dessen Austragung ,,das Volk" mobilisiert wird, das dann jenseits aller gesellschaftlichen Konflikte zusammen steht und ,,gemeinsam" gegen den äußeren Feind handelt – so etwas gab es historisch schlicht und einfach zu jener Zeit nicht. Punkt. Beim ,,Ivanhoe"-Roman spielen sicher die Erfahrungen der napoleonischen Kriege eine Rolle, bei Ridley Scott die Erfahrungen des 20. Jhs. – siehe die D-Day Anspielungen.
Dass Ridley Scott auch noch abgelebte nationale Klischees und Ressentiments meint mobilisieren zu müssen, scheint mir für eine ,,Neukonzeption" des frühen 21. Jahrhunderts auch eher ein armseliger Kunstgriff-Krückstock, um sein Publikum bei der Stange zu halten.  Hier fällt es zudem noch herzlich unwitzig und stumpf aus (verglichen auch mit dem oben herbeizitierten Al Bundy).

Einige Punkte hast du ja selbst aufgeführt, z.B. die Magna Carta, die nichts, rein gar nichts mit Demokratie oder Grundrechten des Volkes im heutigen Sinne zu tun hat, sondern einzig und allein die Rechte des Adels gegenüber dem König fixiert.
Ridley Scott behandelt das Thema, als ginge es um die amerikanische Verfassung. Völlig unhistorisch, aber auch das: dichterisch legitim.
Man könnte noch lange so weiter machen, nur verlagert man sich damit wirklich auf ein Neben- und Abstellgleis der Debatte. Ich bleibe dabei: Ridley Scotts ,,Robin Hood" ist nicht für fünf Pfennige authentischer als ,,Ivanhoe" – wenn auch sicher in anderer Form.

So, ich glaube jetzt war ich ausführlich genug zu diesem Thema und kann zum Film selbst kommen. Warum Ridley Scott die Legende von Robin Hood konzeptionell verfehlt und damit den Film halbwegs zum Scheitern verurteilt. Darum geht es doch im Wesentlichen: Wie und warum man einen literarisch-historischen Stoff seiner Gegenwart entsprechend künstlerisch deutet. Scott versteht seinen historischen Stoff künstlerisch nicht und hat dementsprechend auch seiner Gegenwart herzlich wenig zu sagen.
Dazu aber nicht mehr in diesem Posting, sondern später. Ich bitte um Verständnis. Ich hoffe aber, meine Position sachlich mit Argumenten dargelegt zu haben.

Alle, die bis hierhin interessiert gelesen haben: Danke für die Geduld. :icon_smile:
Alle, die sich unfreiwillig bis hierhin durchquälen ,,mussten": ich entschuldige mich für die Strapazen. Holt euch ein Bier aus dem Kühlschrank :algo:
Ich mag keine Filme; die verblöden nur. (Alfons d. Ä.)

ratz


Glanzvolle (und viel zu aufwendige ;)) Parade, Chapeau!

Reiben

18 Mai 2010, 17:22:26 #65 Letzte Bearbeitung: 18 Mai 2010, 17:25:45 von Reiben
Unabhängig vom bisher gesagten mal mein Eindruck vom Film:

Die Geschichte des desillusionierten Kreuzfahrers, der nach Hause kehrt und schon fast in Forrest-Gump-Manier zu Haus und Hof kommt, ist erstaunlich eigenständig und nur wenig von Hollywoodklischees und -standards beeinflusst. Grade der Anfang ist aber doch zu lückenhaft, was der unvermeidliche DC aber (hoffentlich) aushebeln wird. Dauerhaftes Schlachtengetümmel wurde zugunsten einer Vielzahl von interessanten Charakteren vermieden. Leider kommen auch die meistens zu kurz, was der DC ausbügeln muss.
Doch dann kommt das große ABER: Mangelnde Authenzität ist mir eigentlich völlig wumpe, aber wie hier moderne Begrifflichkeiten und Weltanschauungen in die Runde geworfen werden ist einfach lächerlich. Zumal der Film das überhaupt nicht braucht, da die gesamte Situation eigentlich auch so ausreichend Motivation für die Charaktere bietet, ohne dass man noch einen ideologischen Überbau konstruiert. Auch das wäre noch zu verkraften, wenn die Inszenierung stellenweise nicht so furchtbar modern und platt wäre: Das vollkommen lächerliche "Augen-schließen-bei-grade-Verstorbenen" ist nur der Anfang. Die schlichtweg sinnbefreiten Sidekicks sind mal wieder Zielgruppenorientierung in Reinform und das Finale mit kämpfenden Kindern angeführt von einer Frau ist einfach so vollkommen unnötig und zum Haare raufen, dass es die eigentlich ganz nette Story komplett überschattet. Hinzu kommen die absolut unspektakulären und ideenlosen Kämpfe, die nicht nur dank des Wackelschnitts einfach vollkommen langweilig sind. Was diese James-Ryan-Anleihe soll verstehe ich auch nicht. Da wurde von Kamereinstellung bis hin zur Szenenfolge einfach alles übernommen. Warum?

Der DC muss nicht nur spannendere Kämpfe, mehr Hintergrund zu den Figuren und die Beseitigung von den zahlreichen Schnitt- und Logiklücken bieten, sondern er muss den Film auch von vielen Unzulänglichkeiten befreien, damit aus der 5/10 wenigstens eine 6/10 (im besten Fall 7) wird. Denn Potential zu einem guten Fillm ist in jedem Fall vorhanden - neben dem ganzen Müll.
.mirrorS arE morE fuN thaN televisioN

vodkamartini

18 Mai 2010, 17:42:24 #66 Letzte Bearbeitung: 18 Mai 2010, 17:48:49 von vodkamartini
@Fastmachine

Ich sehe, du kennst dich sehr gut mit dem Mittelalter und der Hood-Legende aus.

So weit auseinander sind wir übrigens nicht. Ich stimme dir in folgendem zu:

1. Sowohl bei Ivanhoe wie auch bei Robin Hood 2010 hapert es ordentlich mit der historischen Authentizität (die falsche Einordnung und Auslegung der Magna Carta habe ich ebenso bereits erwähnt, wie die erfundene Landung der Franzosen 1199). Zumindest wurden diesmal Tod und Charakter von Richard Löwenherz nicht so falsch dargestellt wie in den bisherigen Hood-Filmen und eben auch in Ivanhoe.

2. Natürlich ist Robin Hood eine Legende, die verschiedene Ausformungen erfahren hat.

3. Wenn Scott politisch wird, dann wird es neuzeitlich. Das war schon in Gladiator so (als er Marc Aurel shon fast zum Demokraten machte) und ist auch in Robin Hood wieder so. Habe ich in meiner Bespechung zum Film übrigens erwähnt. Bände in diesem Zusammenhng spricht Robin Hoods Rede vor König John und den Baronen.

4. König John wird Film-traditionell als intriganter Bad Guy dargestellt. Historisch ist das nicht haltbar.

5. Scott verpasst dem Film einen historischen Anstrich, was man keinesfalls mit historischer Authentizität verwechseln darf. Gladiator ist in dieser Hinsicht noch erheblich weiter gegangen (sprich unhistorischer).

Ich kenne einige Mittelalterhistoriker, die Look und Ton des Mittelalters in Königreich der Himmel für wesentlich gelungener halten, als es beispielsweise die Abenteuerklassiker Ivanhoe, Die Ritter der Tafelrunde oder Liebe, Tod und Teufel taten. Robin Hood behandelt eine sehr ähnliche Phase des Mittelalters und ist auch in der Darstellung sehr ähnlich. Und dabei geht es nicht nur um Dreck.  

Was die Legende betrifft, bewegt sich der Film am Ende wieder in vertrauten Bahnen (Sherwood Forest; Geächteter; Little John, Will Scarlett  als harter Kern von Hoods Bande). Inwieweit Scott seinen historischen Stoff versteht oder nicht, ist interpretativ und eine eigene Diskussion wert, würde hier aber zu sehr ausufern. Wobei mir bei dem Einwand nicht klar ist, ob du das Mittelalter an sich oder den Motivkomplex der Hood-Legende meinst (die ja unhistorisch ist).

Die D-Day Anspielungen halte ich übrigens für sehr unpassend, zumal Scott hier die Konstellation umdreht.

Deine Argumentation ist jedenfalls bedeutend klarer geworden, wenn ich dir auch nach wie vor nicht in allen Punkten folgen kann.
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There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Deer Hunter

Mir hat der Film als reines Unterhaltungswerk sehr gut gefallen. Ich erwarte bei Scott keine historische Authentizität, ich erwarte einen unterhaltsamen Kinoabend mit Action, Spaß und Spannung. Und das habe ich gestern geliefert bekommen. Ein paar Sachen haben auch mich gestört, vor allem die hektisch geschnittenen Kampfszenen, von denen ich immer noch der Meinung bin, dass sie nicht nötig sind und nur zum Verlust des Überblicks beitragen. Aber es gab durchaus Filme, in denen dieser Stil noch mehr im Vordergrund stand und den Film unerträglich gemacht haben.
Bei Scotts Film empfand ich dies noch im Rahmen des Erträglichen. Cate Blanchett mit der Kinderarmee fand ich auch sehr albern, die Franzosen sind natürlich nicht alles Halunken, aber in einem Hollywood- Streifen braucht man nunmal die Bad Guys, die man zu hassen lernt, damit der Held diese auf möglichst lakonischste und für den Zuschauer befriedigenste Weise meuchelt.

Der Film ist eine Interpretation einer unhistorischen Legende und daher konnte Scott von mir aus so sehr die Tatsachen verdrehen, wie er nur wollte. Es ist Legende und daher sind diese Freiheiten legitim. Es wird eine Variante einer Geschichte erzählt mit den einfachsten Komponenten eines Films: Gut gegen Böse, Liebe und Ehre.

Ich verstehe nicht, warum so viel kritisiert wird. Wenn ich etwas historisches erfahren will, gehe ich in die Bibliothek und setze mich mit der Materie auseinander.
"Das nächste Lied heißt eigentlich 'Ich bin so wie ich bin' aber weil Bela "auch" ein bisschen mitsingt, heißt es 'FICKEN'!"

zartcore
Ah, tweed. Fabric of the eunuch.

Urfaust

Die meisten Teilnehmer dieser Diskussion verwechseln Akkuratesse mit Authentizität. Im Zusammenhang mit Historienfilmen bedeutet ersteres, dass sich der Regisseur bei der Darstellung eines historischen Ereignisses weitestgehend präzise und genau an die durch den Forschungsstand abgesicherten Fakten hält. Authentizität ist m.E. jedoch eine Empfindung seitens des Zuschauers, der/die glaubt es mit einem akkuraten Film zu tun zu haben. In den meisten Fällen beruht dieses Gefühl von Authentizität (oder Plausibilität) jedoch darauf, dass handwerklich versierte Filmemacher geschickt die Konventionen eines bestimmten Genres zitieren und reproduzieren - und damit die Erwartungen des Zielpublikums an Historienfilme erfüllen.

Steff

Merkt man die Schnitte?
Hat schon jemand etwas von Directors Cut usw. gehört?

Es muss ja net übermäßig brutal sein, aber bei Filmen in diesem Zeitalter ging es halt rau zu und so sollten sie auch umgesetzt werden.

Die FSK12 Kinofassungen zu King Arthur und Königreich der Himmel hätte man sich auch sparen können, da waren die Langfassungen deutlich besser.

Dann spare ich mir den Kinobesuch.


Am Anfang war ein Traum....

Jason

Zitat von: Steff am 19 Mai 2010, 23:20:56Hat schon jemand etwas von Directors Cut usw. gehört?
ZitatSo, you're going to be putting out an extended edition?

Scott: Yes. It's exactly the same film, except interspersed with areas and little scenelets and scenes.

Crowe: Just little grace notes, in terms of the characters and how they're connected to the form and so forth.

http://www.chud.com/articles/articles/23692/1/INTERVIEW-RIDLEY-SCOTT-amp-RUSSELL-CROWE-ROBIN-HOOD/Page1.html
"Wie das Grundgesetz schon sagt:
Die Würde des Menschen ist unbegründet.
Oder so ähnlich."


- Oliver Kalkofe -

psYchO dAd

21 Mai 2010, 10:40:21 #71 Letzte Bearbeitung: 21 Mai 2010, 11:46:20 von psYchO dAd
Eigentlich total belangloser übelst konsturierter Film jedoch mit vielen unfreiwillig (?) komischen Szenen angereichert. Teilweise kam mir der Film vor wie aus allen "Schwertfilmen" der letzten 20 Jahren zusammengeklaut. Meine Lieblingszenen: Robin Hood taucht mit einem Schrei aus dem Wasser auf, nachdem ihn 2 Schiffe zerquetscht haben und das Auftauchen des schwarzen Ritters mit den Miniaturkämpfern. Die Kampfszenen im Dorf könnten unübersichtlicher nicht sein, die Wackelkamera hat ihr übriges. Insgesamt ein komplett wirres Werk ohne wirklichen roten Faden, mir kommt es echt vor als ob Scott da im Drogenrausch irgendwelche Szenen 150 Minuten lang aneinandergereiht hat. Die komischen Waldkinder! - WTF? Trotz vieler Zeitlupenszenen gab es nur eine Explosion, dafür aber eine total sinnfreie Überflugszene.

Mein Fazit:
* Scheiß Franzosen (oder um es mit den Worten Al Bundys zu sagen "Es ist falsch Franzose zu sein" - bin mir fast sicher, dass der Satz hier schon gefallen ist, ist ja eine Steilvorlage) EDIT: Von Crumb verwertet.  :respekt:
* Frauen sollten nicht in den Krieg ziehen
* Der korrekte Titel wäre "Robin Begins" gewesen - Wann kommt nun der Film zum Prequel?

3 von 10, oder whatever. Ich guck demnächst wieder mal Alien und Blade Runner an. Kingdom of Heaven, ja selbst Gladiator sticht den Film aus wie nix.

Nachtrag: Um auch was positives zu sagen: Anfangs hat es mich gefreut, dass alles schön dreckig war: Die Kamotten, die Zähne, die Welt. So, das war's auch schon.

brachialromanti

Positiv hervorheben möchte ich noch den schönen folkigen Score. In allen anderen Punkten muß ich meinen Vorpostern zustimmen, da lieber ein weiteres Mal Kingdom of Heaven oder Gladiator, als dieses enttäuschende "Robin Begins"  :icon_neutral:
Zitat von: Mr. Vincent Vega
Natürlich liebe ich GTA - immerhin kann ich dort Frauen erschiessen!!

Deer Hunter

Zitat von: Urfaust am 19 Mai 2010, 22:00:07
Die meisten Teilnehmer dieser Diskussion verwechseln Akkuratesse mit Authentizität. Im Zusammenhang mit Historienfilmen bedeutet ersteres, dass sich der Regisseur bei der Darstellung eines historischen Ereignisses weitestgehend präzise und genau an die durch den Forschungsstand abgesicherten Fakten hält. Authentizität ist m.E. jedoch eine Empfindung seitens des Zuschauers, der/die glaubt es mit einem akkuraten Film zu tun zu haben. In den meisten Fällen beruht dieses Gefühl von Authentizität (oder Plausibilität) jedoch darauf, dass handwerklich versierte Filmemacher geschickt die Konventionen eines bestimmten Genres zitieren und reproduzieren - und damit die Erwartungen des Zielpublikums an Historienfilme erfüllen.

Finde ich sehr interessant, da mir Akkuratesse noch nie im Zusammenhang mit Historienfilmen unter gekommen ist. Gibt es darüber lesenswerte Literatur, bzw. woher stammt deine Definition?
"Das nächste Lied heißt eigentlich 'Ich bin so wie ich bin' aber weil Bela "auch" ein bisschen mitsingt, heißt es 'FICKEN'!"

zartcore
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Glod

Zitat von: psYchO dAd am 21 Mai 2010, 10:40:21
3 von 10, oder whatever.

Wow. Was gibst du dann Filmen, die tatsächlich schlecht sind? Geht deine Skala dann in den Minusbereich?

Ich fand den Film klasse. Historische Genauigkeit? Kann ich nicht beurteilen, ist aber sicher nicht gegeben. Hat mich auch nicht im Mindesten gestört. Mir ist bei solchen Filmen vor allem wichtig, dass das Flair stimmt. Und das war definitiv der Fall. Sollen sich doch andere über falsch sitzende Gürtelschnallen aufregen. Ich habe ein England im Jahre 1199 gesehen, von dem ich durchaus glaube, dass es im Großen und Ganzen so ausgesehen haben könnte. Was den Rest angeht, so ist das halt ein Unterhaltungsfilm und keine trockene Dokumentation. Es geht um die Legende von Robin Hood und man kann ja getrost davon ausgehen, dass diese sich schon im Original nicht zwingend an die Realität hält. Da wurde ja im Laufe der Zeit immer mehr dazu gedichtet, bis aus einem fiesen Räuber und Mörder plötzlich ein Strahlemann geworden war.
Damit ein Robin Hood geboren werden kann, muss man eben eine dazu passende Geschichte erfinden. Und das macht der Film meiner Meinung nach mehr als anständig und durchweg nachvollziehbar. Natürlich müssen dafür Feindbilder aufgebaut werden, die sich nicht zwingend an überlieferte Tatsachen halten. Aber deswegen ist das eine auch ein Fakt und das andere eine Legende. Robin Hood wird NIEMALS als Tatsachenbericht verfilmt werden können. Denn dann wäre die Figur als solches sehr wahrscheinlich vorn und hinten nicht haltbar. Also packt doch bitte den Brockhaus wieder ein und konzentriert euch auf den Film als solches.  :icon_mrgreen:

Ich persönlich konnte für zweieinhalb Stunden gut in die gezeigte Welt eintauchen. Ob's den Streifen jetzt dringend gebraucht hätte, sei mal dahingestellt. Er kann jedenfalls Braveheart, Königreich der Himmel und Gladiator nix neues hinzufügen. Gut gemacht war er allemal. Sicher gibt es da den einen oder anderen Aspekt, den man noch mal hätte überdenken sollen, aber welcher Film ist schon perfekt? Ich persönlich fand die Nummer mit dem ach so noblen Vater ein wenig Banane. Aber das ist eben Hollywood. Über zu hektische Kampfszenen kann ich mich nicht wirklich beschweren. Mir hat er unterm wesentlich Strich besser gefallen als Iron Man 2. Und deswegen gebe ich auch 8/10.
"Er wird mir eine Kugel verpassen und dann Selbstmord begehen." -Nina Meyers-

"Wir passen schon auf, dass er keinen Selbstmord begeht." -Jack Bauer-

psYchO dAd

25 Mai 2010, 17:37:09 #75 Letzte Bearbeitung: 25 Mai 2010, 17:41:44 von psYchO dAd
Zitat von: Glod am 25 Mai 2010, 16:29:18
Wow. Was gibst du dann Filmen, die tatsächlich schlecht sind? Geht deine Skala dann in den Minusbereich?
Hast du den Rest des Postings auch gelesen? Ich konnte dem Film kaum was gutes abgewinnen, also war er für mich tatsächlich schlecht. :soeinfachistdas:
Richtig schlechte und noch ärgerliche Filme wie Transformers bekommen natürlich auch 1-2 Punkte.

Den Rest klären wir dann in meinem Autorenthread...

Urfaust

Zitat von: Deer Hunter am 25 Mai 2010, 15:07:55
Zitat von: Urfaust am 19 Mai 2010, 22:00:07
Die meisten Teilnehmer dieser Diskussion verwechseln Akkuratesse mit Authentizität. Im Zusammenhang mit Historienfilmen bedeutet ersteres, dass sich der Regisseur bei der Darstellung eines historischen Ereignisses weitestgehend präzise und genau an die durch den Forschungsstand abgesicherten Fakten hält. Authentizität ist m.E. jedoch eine Empfindung seitens des Zuschauers, der/die glaubt es mit einem akkuraten Film zu tun zu haben. In den meisten Fällen beruht dieses Gefühl von Authentizität (oder Plausibilität) jedoch darauf, dass handwerklich versierte Filmemacher geschickt die Konventionen eines bestimmten Genres zitieren und reproduzieren - und damit die Erwartungen des Zielpublikums an Historienfilme erfüllen.

Finde ich sehr interessant, da mir Akkuratesse noch nie im Zusammenhang mit Historienfilmen unter gekommen ist. Gibt es darüber lesenswerte Literatur, bzw. woher stammt deine Definition?

Zu dem Thema wurde in letzter Zeit eine Menge Literatur veröffentlicht, sehr zu empfehlen ist bspw. dieses Werk  :respekt:

Glod

Zitat von: psYchO dAd am 25 Mai 2010, 17:37:09
Hast du den Rest des Postings auch gelesen? Ich konnte dem Film kaum was gutes abgewinnen, also war er für mich tatsächlich schlecht. :soeinfachistdas:

Ich habe den Rest gelesen. Mir ging es nur darum, dass 3/10 in keinerlei Verhältnis zur Realität stehen, denn der Film ist nicht schlecht. Nicht mal auf subjektiver Ebene kann er so schlecht sein, es sei denn bei dir ist 0/10 Durchschnitt und du gibst dann dem durchschnittlichen Schnaas-Heuler -7/10
"Er wird mir eine Kugel verpassen und dann Selbstmord begehen." -Nina Meyers-

"Wir passen schon auf, dass er keinen Selbstmord begeht." -Jack Bauer-

psYchO dAd

26 Mai 2010, 15:37:12 #78 Letzte Bearbeitung: 26 Mai 2010, 15:52:38 von psYchO dAd
Zitat von: Glod am 26 Mai 2010, 14:37:19
[...] in keinerlei Verhältnis zur Realität stehen, denn der Film ist nicht schlecht.

Gut dass Bewertungen nicht subjektiv sind und du die Realität bestimmst/kontrollierst. Thema ist erledig, Danke!

Chili Palmer


Ganz und gar nicht schön, was man uns da zumutet.

Aber wer es dramatischer und blutiger braucht, für den gibt es "Braveheart",
fantasievoller und unterhaltsamer sind die jeweiligen Director's Cuts von "Troja" und "King Arthur",
wer unbedingt Scotts Stil benötigt, wird bei "Gladiator" und "Königreich der Himmel" besser bedient,
und trashiger und verfälschend-spaßiger ist "Die letzte Legion" allemal.

Gibt also wirklich keinen Grund, sich "Robin Hood" anzuschauen.
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Riddick

Also ich war von "Robin Hood" ebenfalls etwas enttäuscht. Habe zwar meine Ansprüche schon niedrig gehalten, zufrieden war ich dennoch nicht. Irgendwie "plätschert" der Film nur so vor sich hin ohne dabei richtig interessant zu werden. OK, hier und da gab es ein paar gute Schlachtszenen, aber wirklich vom Hocker gehauen haben diese auch nicht. Auch die Spannung hielt sich in Grenzen. Ich denke, 30 Minuten weniger Spielzeit hätten dem Film nicht geschadet. Russel Crowe war zwar ganz gut, aber auch unterfordert.

Der Vergleich ist zwar nicht ganz angebracht, trotzdem würde ich mal sagen, dass "Robin Hood-König der Diebe" der beste Robin Hood-Film bleibt. Ist einfach unterhaltsamer als der Neue und hat einen größeren Wiedersehens-Wert.

Fazit: Kann man sich mal angucken, für Ridley Scott aber auf jeden Fall enttäuschend.

6/10
"Schnell rennt das kriminelle Element,wenn es Dieter Krause kennt." - Tom Gerhardt (Hausmeister Krause)

Wolfhard-Eitelwolf

Mit niedrigen Erwartungen reingegangen und trotzdem nicht zufrieden. Nach sehr holprigem, kaum etwas zur Geschichte beitragendem Beginn (Hauptsache es wird gekämpft) leider kaum Besserung. Charaktere langweilig, gekonnter Spannungsbogen sieht ebenfalls anders aus und wirklich vom Hocker gerissen haben auch die wenigen Schlachtszenen nicht mal annährend. Selbst die sonst geschätzte Scott-Optik nervte diesmal mit ihren penetrant finsterenSzenen. Offenbar ist im mittelalterlichen England stehs Nacht, auch um 12 Uhr mittags  :doof: Auf Blu Ray und auf kontraststarken TVs mag das ja demnächst nicht so schlimm aussehen, aber bei den weit verbreiteten 0815 Kinoprojektoren sieht diese Parade dunkler Szenen schlicht scheisse aus.

Private Joker

Anlässlich der DVD/BD-Premiere erlaube ich mir mal, den Thread hochzukramen.

Habe jetzt den "Directors Cut" besichtigt; bin aber fast sicher, dass es irgendwann noch mal einen "Ultimate Cut" oder so was geben wird, dann vermutlich auch mit mehr (digitaler) Gewalt - die Schere in Ridleys Kopf ist immer noch deutlich erkennbar. Da ich die Kinofassung nicht kenne und auch wenig Lust habe, mir den gleich noch mal anzusehen, fehlt mir der Vergleich; aber sonderlich "rund" schien mir der trotz immerhin 16 Minuten mehr immer noch nicht, kein Vergleich zu KoH im D.C, der ja dramatisch besser war. Nach gutem Beginn zerfasert der Film gerade im Mittelteil eigentlich völlig (die politische Geschichte, Robins Identität / Herkunft, die Magna Charta, die überflüssige Kinderbande). In Tateinheit mit dem reichlichen Filmklau (neben den hier schon erwähnten Zitaten etwa aus James Ryan erinnert mich auch die Filmmusik bzw. deren Einsatz mächtig an "Der letzte Mohikaner") war das für mich schon eine leichte Enttäuschung (5-6/10).

Tja, und dann natürlich das Ende. Nach Kassenlage (300 Mio weltweit eingespielt bei 200 Mio Budget) wird das wohl keine Fortsetzung geben; bleibt also eine viel zu lang geratene Vorgeschichte ohne Abschluss. Rückblickend wäre es da wohl besser gewesen, für (annähernd) das gleiche Geld gleich zwei Teile zu maximal 120 Minuten zu drehen und die nacheinander ins Kino zu bringen, einmal einen gestrafften "Robin Begins" und dann die eigentliche Legende. So müssen wir jetzt wohl damit leben, dass der schmierige John seine Strafe in der Version nie bekommen wird.....
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Hitfield

Da mir der Trailer nicht sonderlich gefallen hat und die Resonanz durchwachsen war, habe ich mir den Film im Kino gespart und dafür jetzt den Director's Cut gesichtet (der eigentlich gar keiner ist, denn der Begriff hatte ursprünglich mal eine ganz andere Bedeutung, aber egal).

Die historische Authentizität zu rügen halte ich für wenig zielführend. Das ist nicht der Job eines Spielfilm-Regisseurs oder -Drehbuchautors bzw. muß es nicht zwangsläufig sein (und Scott hat sich schon bei "Gladiator" Freiheiten erlaubt). Es geht darum, einen eigenen Zugang zu einer Geschichte zu finden, ihr neue Facetten abzugewinnen und sie interessant zu machen. Daher hat mich der Film wider Erwarten sehr positiv überrascht. Die Kameraarbeit inkl. einiger Landschaftsaufnahmen fand ich klasse. Zudem hielten sich die "Wackelkamera" und der Hollywood-typische Bombast sehr in Grenzen. Merkt man auch daran, wie viele Rezensenten sich über die wenigen Schlachten und den zu kurzen Showdown beschwert haben.

Natürlich gibt es auch einige Kritikpunkte wie die Austern-schlürfenden, intriganten Franzosen, die eindimensionale Charakterisierung einiger historischer Figuren (auch den o.g. Gründen geschuldet), die 'D-Day'-Boote, einige inhaltliche Sprünge (ich habe mich beispielsweise gefragt, wie William Hurt es geschafft hat, plötzlich Mark Strongs Armee zu überholen) oder Russell Crowes klischeehafter Zeitlupenhüpfer aus dem Wasser im Showdown.

Dafür punktet das Werk wieder an anderer Stelle, zum Beispiel durch die sparsam dosierten, humorvollen Zwischentöne, die Charakterisierung Marians (weder ängstliches Heimchen noch 'Red Sonja' - eine wunderbare Neuinterpretation von Blanchett) oder die Kinder, die im Wald leben und ziemlich an James M. Barries 'verlorene Jungs' erinnern. Die Besetzung ist durchweg gelungen, nur Mark Strong kann ich als Bösewicht langsam nicht mehr sehen (muß nach "Sherlock Holmes", "Kick-Ass" u.a. jetzt schon die vierte oder fünfte Großproduktion in ca. zwei Jahren gewesen sein).

Last but not least finde ich es recht erschreckend, daß ein digital dezent aufgepeppter (Pfeile, Wetter usw.) Kostümfilm heutzutage mit angeblich 200 Millionen Dollar zu Buche schlägt.

Fazit: Nichts hätte mich mehr gelangweilt als ein weiterer "Robin Hood"-Film, in dem der Titelheld durch die Wälder von Sherwood Forest streift. Daher locker 7 / 10.
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

Anderssen

Ich muss mich ebenfalls wundern, wie die 200 Mill. $ zusammen gekommen sind. Kosten Schlamm und Dreck neuerdings 5.000 $ pro Tonne, oder hat Frankreich die Produktion schon im Vorfeld wegen übler Nachrede auf Schmerzensgeld verklagt?

Ansonsten kann ich mich eher den kritischen Stimmen anschließen. Ziemlich belanglose Handlung, unbeeindruckende Kampfszenen, und die Hauptfiguren wirken etwas zu alt für ein "Prequel". Magna Carta: Naja, die Engländer sind auf die demokratischen Elemente recht stolz; sollen sie doch.
Insgesamt ist mir der Film etwas zu düster und etwas zu lahm; anscheinend eine Art Pseudorealismus für eine halb-erfundene Figur. Die Invasions-Szene am Schluss kann man unter "überflüssig" verbuchen.

Dr.Doom(Horror)

2 Oktober 2010, 14:48:09 #85 Letzte Bearbeitung: 2 Oktober 2010, 14:53:26 von Dr.Doom(Horror)
Robin Hood stinkt, dass hab ich hier mitgenommen.  :rofl: Die Darsteller sind schon fast zu dreckig, dass man sich vor ihnen leicht ekelt. Russell Crowe ist alles, aber kein Robin Hood. Es war für mich allgemein schwierig überhaupt hier rein zu finden. Die Besetzung ist jedenfalls durchweg langweilig. Die Schauplätze sind ok, im Vergleich zu Black Death, den ich zuvor gesehen habe, fällt aber schon deutlich auf, dass es hier nicht so atmosphärisch zugeht. Auch die Robin Hood Vorgänger hatten mehr Atmosphäre zu bieten. Ich mag es auch mehr, wenn ich über den Ablauf Lachen könnte, dies war hier gewollt (aber nicht so richtig offenbart), wie der Bienen züchtende Bruder Tuck. Bis auf ein paar wenige Schmunzler hat mich der Film noch anhand der ordentlichen Kampfszenen unterhalten, wenn gleich im letzten Drittel mir das auch schon wieder zuviel war und ich es nur so hingenommen habe, statt mitzufiebern.

Ganz schlecht ist der Film nicht, aber insgesamt auch nicht mehr als bedeutungsloses Mittelmaß.

5/10

EvilErnie

Ich fand das prequel zu nem Robin Hood Movie nicht sonderlich prickelnd! mehr sag ich net dazu!
,,Der Director's Cut erweist sich nicht nur als die filmisch bessere Version, sondern auch als die einzig logische." (Blade Runner)

Behandel´ne Königin wie `ne Hure und `ne Hure wie `ne Königin, dann kann nichts schiefgehen! (Alien 3 SE)

Ich hab ne Sprengkapsel im Kopf! Du musst mich töten sonst sterb ich! (Ethan Hunt)

Jared Kimberlain

Ich will ja mal die Lanze für Ridley brechen, ich fand den Film durchaus ansprechend und die Variante der Robin Hood Erzählung durchaus auf seine Art und Weise einzigartig.
Die Schauspieler sind eigentlich durch die Bank wirklich gut, gerade Mark Strong weiß durchaus zu begeistern.
Ist ja durchaus schon einige Male in meiner Sammlung, diesen Film mag ich allerdings ohne Zweifel mit am Liebsten.
So, und jetzt zerfleischt mich.  :icon_mrgreen:

Gruß,
J.K.
"Ich bin was ich bin."

brachialromanti

Fand Kevin Durand auch ganz lustig in seiner Rolle, die Kampfszenen von ihm jedoch weit hinter den eigentlichen Möglichkeiten zurückgeblieben.  :icon_confused:
Zitat von: Mr. Vincent Vega
Natürlich liebe ich GTA - immerhin kann ich dort Frauen erschiessen!!

endoskelett

Zitat von: psYchO dAd am 21 Mai 2010, 10:40:21
Eigentlich total belangloser übelst konsturierter Film jedoch mit vielen unfreiwillig (?) komischen Szenen angereichert. Teilweise kam mir der Film vor wie aus allen "Schwertfilmen" der letzten 20 Jahren zusammengeklaut. Meine Lieblingszenen: Robin Hood taucht mit einem Schrei aus dem Wasser auf, nachdem ihn 2 Schiffe zerquetscht haben und das Auftauchen des schwarzen Ritters mit den Miniaturkämpfern. Die Kampfszenen im Dorf könnten unübersichtlicher nicht sein, die Wackelkamera hat ihr übriges. Insgesamt ein komplett wirres Werk ohne wirklichen roten Faden, mir kommt es echt vor als ob Scott da im Drogenrausch irgendwelche Szenen 150 Minuten lang aneinandergereiht hat. Die komischen Waldkinder! - WTF? Trotz vieler Zeitlupenszenen gab es nur eine Explosion, dafür aber eine total sinnfreie Überflugszene.

Mein Fazit:
* Scheiß Franzosen (oder um es mit den Worten Al Bundys zu sagen "Es ist falsch Franzose zu sein" - bin mir fast sicher, dass der Satz hier schon gefallen ist, ist ja eine Steilvorlage) EDIT: Von Crumb verwertet.  :respekt:
* Frauen sollten nicht in den Krieg ziehen
* Der korrekte Titel wäre "Robin Begins" gewesen - Wann kommt nun der Film zum Prequel?

3 von 10, oder whatever. Ich guck demnächst wieder mal Alien und Blade Runner an. Kingdom of Heaven, ja selbst Gladiator sticht den Film aus wie nix.

Nachtrag: Um auch was positives zu sagen: Anfangs hat es mich gefreut, dass alles schön dreckig war: Die Kamotten, die Zähne, die Welt. So, das war's auch schon.
Deinem Beitrag könnte ich problemlos zustimmen (anderen hier aber ebenso), meine mäßigen Erwartungen wurden sogar ein Stück noch unterboten. Der Film hätte gar nicht Robin Hood heißen müssen; ein beliebiger Mittelalterfilm ohne Kraft, dafür mit Langeweile und Peinlichkeiten (Kinderarmee, Blanchett, ja selbst Crowe passt nicht in die Rolle) angereichert. Enttäuschend 3/10
R: Do you like our owl?
D: It's artificial?
R: Of course it is.
D: Must be expensive.
R: Very.
R: I'm Rachael.
D: Deckard.

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