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Wieso sehen deutsche Filme so kalt aus ?

Begonnen von ephemunch, 2 November 2012, 23:22:24

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ephemunch

Hallo,
wieso sehen deutsche Filme im Gegensatz zu spanischen, US-amerikanischen Filme eigentlich immer so kalt und blass aus ?
Und auch die Sprache ist irgendwie merkwürdig. Ich habe schon öfters deutsche Produktionen gesehen, wo die Darsteller viel zu schnell + leise sprechen. Zum Beispiel der Film Hell, der trotz der absichtlichen Überbelichtung kalt war.

Das fiel mir jetzt nach dem miserablen Rommel Film wieder auf, der angeblich einen Budget von 6 Millionen Euro hatte.

Dracula

Das liegt an den neuen Quecksilber-Energiesparlampen.
In anderen Ländern haben die noch Hellogenlampen.
Wenn Steven Seagal ins Wasser springt wird er nicht nass, aber das Wasser wird Steven Seagal...

Into each generation, a slayer is born.   

THIS IS WHO WE ARE

ephemunch

3 November 2012, 02:06:21 #2 Letzte Bearbeitung: 3 November 2012, 02:08:15 von ephemunch
Ach so, dann weiß ich jetzt Bescheid.
''Hellogenlampen'' - interessant, interessant.

.sixer.

 :LOL:

Ich denke, dass in europäischen Filmen weniger Farbfilter benutzt werden als bei den ganzen amerikanischen Großproduktionen.
"How do you know I'm mad?" said Alice
"you must be," said the cat, "or you wouldn't have come here."

Wir ham kein Strom,
wir ham kein Geld,
wir sind der geilste Club der Welt.

Dracula

Zitat von: ephemunch am  3 November 2012, 02:06:21
''Hellogenlampen'' - interessant, interessant.

Na klar, weil die so höllisch hell sind.  :icon_twisted:
Wenn Steven Seagal ins Wasser springt wird er nicht nass, aber das Wasser wird Steven Seagal...

Into each generation, a slayer is born.   

THIS IS WHO WE ARE

RoboLuster

Zitat von: ephemunch am  2 November 2012, 23:22:24
Und auch die Sprache ist irgendwie merkwürdig. Ich habe schon öfters deutsche Produktionen gesehen, wo die Darsteller viel zu schnell + leise sprechen.

Bei deutschen Filmen ist die deutsche Tonspur das, was wir bei ausländischen Filmen als Originalton zu schätzen wissen. Glaub mir, es gibt zB auch viele Amerikaner, die von ihrem Originalton auch nur die Hälfte verstehen, weil es so viel Slang und Dialekte gibt, oder es einfach genuschelt wird.


https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

JanH

Also... @ephemunch ... ich bin kein Fachmann, aber was du da ansprichst, ist mir auch schon aufgefallen... man kann einen deutschen Film sofort von einem aus z.B. Übersee unterscheiden.
Ich sehe da auch immer sofort... vielleicht liegt es daran, dass wir Deutschen Filme anders drehen... wir haben andere Schnitte, andere Längen in Szenen, andere Einstellungen und Kamerafahrten... irgendwie haben wir eine andere Farbe^^

Ich weiß, was du meinst... es muss ja an den Kameras liegen und oft auch an dem Talent mit dieser umzugehen und alles was damit noch zu tun hat.
:icon_mrgreen: ... denke dir einfach mal diese zwei schwarzen Balken oben und unten und schon wirkt das Bild anders...

aber jetzt mal im ernst, ich bin auch neugierig, was die vernünftige Lösung dieses Phänomens angeht.

Mr. Blonde

3 November 2012, 16:30:16 #7 Letzte Bearbeitung: 3 November 2012, 16:39:32 von Mr. Blonde
Zitat von: JanH am  3 November 2012, 16:16:20
Ich weiß, was du meinst... es muss ja an den Kameras liegen und oft auch an dem Talent mit dieser umzugehen und alles was damit noch zu tun hat.
:icon_mrgreen: ... denke dir einfach mal diese zwei schwarzen Balken oben und unten und schon wirkt das Bild anders...


So, jetzt aber höchstoffiziell:  :viney:

Es gibt viele dt. Produktionen, die in Cinemascope daherkommen, also mit "schwarzen Balken" auf 16:9 und 4:3 Geräten. Das ist also kein typisch amerikanisches Phänomen.

Kann man hier nachlesen:

http://1686.homepagemodules.de/t59885f2290126-Deutsche-Filme-in-CinemaScope.html

Und das dt. Kameramänner weniger Talent haben, als die Leute aus "Übersee" meinst du doch nicht ernst, oder? Schonmal von Michael Ballhaus gehört?

Aber das Threadthema ist interessant. Für mich haben französische Filme auch einen unverwechselbaren Look. Das wird viel mit verwendeten Filtergläsern, Kameras usw. zusammenhängen. Dt. Filme neigen auch mehr dazu, wie Soaps auszusehen, also quasi alles scharf, ohne Tiefenschärfe.

Edit zum Ton:

Robo hat das schon angemerkt. Das ist wahrscheinlich der Unterschied zwischen dt. Synchros und normalen deutschsprachigen Filmen. Dt. Synchros werden ja im Tonstudio aufgenommen und haben daher eine gleichbleibende Tonlautstärke und Qualität, während Filme, die in D gedreht werden und nicht weiter synchronisiert werden, eben z. B. per Tonangel mitgeschnitten werden. Da hat man dann nicht nur die Schauspieler drauf, sondern alles, was eben zur Umgebung gehört.

RoboLuster

Ich habe erst heute Nacht sogar noch einen sehr guten deutschen Film gesehen, der mich über die Maßen begeistert hat, und zu dem ich die Tage noch einen Thread aufmachen werde. Das muss besprochen werden. Dann kann man ja noch etwas aus diesem Thread mit einbringen. ;)
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

barryconvex

4 November 2012, 06:53:17 #9 Letzte Bearbeitung: 4 November 2012, 06:56:04 von barryconvex
Schmeiß doch bitte schon mal den Titel in die Runde.

Ich bin nicht prinzipiell "gegen" deutsche Filme, aber es stimmt, daß sie relativ blass (billig) aussehen im Vergleich etwa mit US-Produktionen und auch so klingen.
Das eine ist sicherlich das Fehlen von Filtern und Farbkorrektur, daß das Licht in Außenszenen in Los Angeles viel wärmer und intensiver ist kommt dazu.
Teilweise wird das auch Absicht sein, weil das, was man unter "Berliner Schule" subsummiert, objektiv häufig eben sehr blass und schluffig ist.
Deswegen sieht es bei deutschen Produktionen älteren Datums (Abwärts, Der Fan) schon wieder ganz anders aus.

Die Amis haben außerdem ganz offensichtlich einen anderen Stellenwert für Stimmen, die meisten "richtigen" Darsteller dort geben auch gute Theaterdarsteller und Sänger  ab, weil sie über das genügende Stimmvolumen und Timing verfügen. Einen Schweiger würde dort niemand für große Rollen in Erwägung ziehen.

JanH

Nein, ich habe nicht gesagt, dass die Deutsche kein Talent in Sachen Kamerahandhabung etc haben.... ich habe nur vll die Annahme als Laie und Unwissender gewagt, dass sie vielleicht anderes drehen...

Ja Ballhaus kenne ich... und stimmt schon, die schwarzen Balken oben und unten haben wir auch (sollte lustig sein),
aber es ist dennoch so, dass man Filme erkennen kann, aus welchem Land sie stammen.


Reiben

Der Hauptgrund für die scheinbaren Unterschiede dürfte das sogenannte Priming sein, dessen Effekt man immer gerne unterschätzt und bei dem man auch immer glaubt, dass man ihm nicht unterliege.

Auch dürften die Unterschiede weniger durch filmtechnische Dinge zustande kommen, sondern durch kulturelle Elemente wie Gullideckel, Kleidung, Straßenbild, etc. Dadurch wird man direkt geprimed.

Ich habe grade testweise mal in Bang Boom Bang und Neues vom Wixxer reingeschaltet und aus rein technischer Sicht sehen diese Filme genauso aus wie amerikanische Kinoproduktionen.

Der Soap-Effekt in Fernsehfilmen ist natürlich immer ein Faktor, aber den gibt es auch in amerikanischen Fernsehfilmen, die uns häufig gar nicht erreichen. Man schaue sich mal The Man from Earth an. Der besitzt einen entsprechenden TV-Look, der sich nicht als deutsch oder amerikanisch identifizieren lässt, sondern eben einfach "TV-Look" ist.
.mirrorS arE morE fuN thaN televisioN

Klaus Jr.

Die Frage ist interessant, allerdings würde ich nicht sagen, dass alles US-Filme automatisch den besseren "Look" haben und deutsche Filme alle grau, kalt und häßlich sind.

Da spielen viele Faktoren eine Rolle. Vor allem würde ich sagen, dass das auch von der Themenwahl abhängt. Filme mit historischen Themen (2. WK, DDR) haben bei uns traditionell eine kältere, entsättigte Farbpalette. (Untergang, Das Leben der anderen, Sophie Scholl...) und die stehen nun mal auch stark im Fokus. Wenn man sucht, findet man doch auch Filme aus Deutschland, die sehr warm und "farbig" daherkommen (Salami Aleikum fällt mir da spontan ein oder die Filme von Fatih Akin).

Klar liegt das auch an Production Values - neulich z.B. bei "Rommel": Eine Großproduktion der ARD, aber trotzdem hat man das Budget an allen Ecken und Enden gesehen. CGI sah billig aus und genau so wird auch die Color Correction gemacht worden sein. Standard und günstig. Beleuchtung und Ausstattung spielen da eine genau so große Rolle. Am Ende hatte der Film etwas von den Spielszenen einer Dokumentation und das trotz großer Produktionsfirma und Top-Schauspielern. Das was bei uns ein Highlight des Jahres ist, lockt in den USA doch keine Maus hinter dem Sofa vor.

Diese visuellen Unterschiede rühren in erster Linie an den Arbeitsmethoden des deutschen Mainstreams in Kino und TV. Man leuchtet nun mal "so und so" aus und basta...fertig ist der öffentlich-rechtliche Look. Alles schön hell, bloß nicht zu viele Schatten oder - bäh, wie amateurhaft - Farbfilter. Das habe ich zum Teil schon selbst erlebt. Es herrscht da in der Industrie so ein Komplex - man kriegt die US Standards nicht hin (Kohle, Talent, wasweißich) und macht aus Trotz alles anders und "will ja nicht wie eine US Produktion aussehen"....
Viele "kleine" Filme, schaffen es einen komplett eigentständigen Look hinzukriegen und könnten überall gemacht worden sein. Sowas wird dann halt meistens Nachts im kleinen Fernsehspiel versendet...


"Pisse vom Opa trinken geht gar nicht, damit ist der Film für mich durch. Schade um die Titten"

Mr. Blonde

Das mit dem Ausleuchten kann ich aus Erfahrung bestätigen. Da, wo ich mal gearbeitet hab, wurde eine ganze Wissenschaft daraus gemacht, dass auch blos alle Strahler so positioniert sind, dass kein Schatten zu erkennen ist. Da mussten allerlei Folien vor die Strahler gebracht werden, damit die Schatten auch "weicher " wurden usw. Die haben doch nen Schatten.  :doof:

Dr. Schnabel

Zitat von: Klaus Jr. am  6 November 2012, 13:59:53
Diese visuellen Unterschiede rühren in erster Linie an den Arbeitsmethoden des deutschen Mainstreams in Kino und TV. Man leuchtet nun mal "so und so" aus und basta...fertig ist der öffentlich-rechtliche Look. Alles schön hell, bloß nicht zu viele Schatten oder - bäh, wie amateurhaft - Farbfilter. Das habe ich zum Teil schon selbst erlebt. Es herrscht da in der Industrie so ein Komplex - man kriegt die US Standards nicht hin (Kohle, Talent, wasweißich) und macht aus Trotz alles anders und "will ja nicht wie eine US Produktion aussehen"....
Viele "kleine" Filme, schaffen es einen komplett eigentständigen Look hinzukriegen und könnten überall gemacht worden sein. Sowas wird dann halt meistens Nachts im kleinen Fernsehspiel versendet...

Das hier trifft die Sache vortrefflich.  :exclaim:

Dieses "ja nicht an den US-Produktionen orientieren" bringt die Malaise des deutschen Fernsehfilms auf den Punkt.  
... alias: Der Zerquetscher

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