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Snowden (Biopic v. Oliver Stone mit J. Gordon-Levitt, Nicolas Cage, Z. Quinto)

Begonnen von Hitfield, 23 Mai 2015, 04:59:16

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Hitfield

Oliver Stones Biopic über Edward Snowden wurde kürzlich u. a. in München gedreht. Das Budget liegt bei 50 Mio. US$. Die Besetzung kann sich sehen lassen:

Regie: Oliver Stone
Kamera: Anthony Dod Mantle ("Antichrist", "Dredd", "Slumdog Millionaire")
Besetzung: Joseph Gordon-Levitt (als Snowden), Zachary Quinto (als Glenn Greenwald), Melissa Leo (als Laura Poitras), Nicolas Cage, Scott Eastwood, Timothy Olyphant, Joely Richardson, Rhys Ifans, Tom Wilkinson

IMDb

Kinostart in Deutschland ist am 6. Januar 2016.


http://www.dailymail.co.uk/tvshowbiz/article-3028336/First-look-Joseph-Gordon-Levitt-Shailene-Woodley-filming-Oliver-Stone-s-Snowden-Washington-D-C.html
(mit einigen Fotos)

http://www.gala.de/stars/news/starfeed/oliver-stone-snowden-dreharbeiten-in-muenchen-begonnen_1220485.html
(Dreharbeiten beginnen in München)

http://www.theguardian.com/film/2015/mar/03/joseph-gordon-levitt-edward-snowden-nsa-oliver-stone
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

StS

Nunja, Oliver Stone dreht einen Film über die Geschichte des Whistleblowers Schrägstrich Landesverräters Snowden. Super. "CitizenFour" war imo ja auch schon nur eher "okay" - daher bin ich mir nicht ganz sicher, ob der Film hier wirklich so der Bringer werden wird, ähnlich wie "the Fifth Estate" im Falle des Unsympathen Assange. Hoffentlich zieht er es nicht wie eine "Helden-Story" auf. Als nüchterner Geheimdienst-Thriller könnte der Film jedoch von Reiz sein.
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

StS

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

StS



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Pures Mainstream-Kino von Oliver Stone.
Was ist bloß aus ihm geworden?
Ist gewiss solide-unterhaltsam, der Film.
Viel mehr darf man da allerdings wohl nicht erwarten...
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")


AntiTrust

Ich war gestern im O-Ton. Vorab muss man sagen, dass ich bisher vor allem etliche SPIEGEL-Online-Meldungen und heise-News im Zusammenhang mit dem echten Snowden gelesen hab. Bisher kenne ich weder Citizenfour, noch andere tiefergehende Werke, die sich mit Snowden, seinen Veröffentlichungen, Folgen und Kritik beschäftigen.

Zu meinem Review:

Sehr solide – dieser Eindruck geht mir immer wieder durch den Kopf, wenn ich an den Film denk. Nicht herausragend, aber sehr solide. Aber der Reihe nach: Joseph Gordon-Levitt spielt Edward Snowden, den bekanntesten Whistleblower der Gegenwart. Einen Mann, der mehrere Jahre lang immer wieder für US-Geheimdienste bzw. Nachrichtendienste tätig war, und sich im Jahr 2013 dazu entschlossen hat, streng geheime Daten seiner Arbeitgeber an Journalisten weiterzugeben. Weil er bestimmte Praktiken im Zusammenhang mit Datensammlungen als rechtswidrig angesehen hat. Der Film erzählt von Snowdens beruflichem Anfang beim Militär – und deckt vor allem einen Zeitraum von etwa 10 Jahren ab, bis zu seiner Flucht 2013. Er endet in der Gegenwart und bei Snowdens derzeitigem Aufenthalt in Moskau.

Da ich zwar ein paar Fotos von Snowden gesehen hab, aber bisher wenig von seiner Mimik und Gestik mitbekommen hab, kann ich die schauspielerische Leistung von Gordon-Levitt nur begrenzt einschätzen. Spontan würde ich sagen: Er hat sich sichtlich angestrengt und vertritt Snowden im Rahmen eines Spielfilms insgesamt glaube ich recht angemessen. Da sich der Film hauptsächlich um Snowden dreht, bleiben die Rollen der anderen Figuren automatisch etwas unscheinbarer. Shailene Woodley als Snowdens Freundin wirkt herzlich und sympathisch. Nicolas Cage gewinnt durch seinen Part als Schauspieler nicht unbedingt, blamiert sich aber auch nicht total. Leid getan hat mir Zachary Quinto. Ich hab automatisch an seine Rolle als Mr. Spock in den Star Trek Reboots gedacht und bin diesen Gedanken im Kino auch kaum mehr losgeworden.

Die Stärken des Films entfalten sich erst nach und nach. Snowdens Einführung mit dem Zauberwürfel wirkt zunächst so, als ob man ein verkanntes Genie vor sich hätte. (Völlig unabhängig davon, ob der reale Snowden bei seiner ersten Begegnung mit den Journalisten vielleicht tatsächlich einen in der Hand hatte). Und auch seine Anfangszeit beim Militär wirkt unfreiwillig etwas komisch, wenn er mit großen Brillengläsern Übungen absolviert, beleidigend angeschrien wird – oder sich brutal das Bein bricht. (Was im Film letztendlich den Ausschlag gibt, dass er sich für eine Karriere als Computerexperte entscheidet.) Fairer Weise muss man sagen, dass das Problem mit der unfreiwilligen Komik auch andere Filme haben, die das Soldatenleben im US-Militär darstellen wollen.

Danach wird es aber deutlich besser. Snowden wird nicht als jemand gezeichnet, der insgeheim schon immer Aktivist für Datenschutz war. Mehr als jemand, der über einen Zeitraum von mehreren Jahren punktuell immer wieder mal Praktiken seiner Arbeitgeber kritisch hinterfragt. Teils direkt bei seinen Vorgesetzten und Kollegen, teils still für sich selbst. Bzw. er hinterfragt auch seine persönliche Rolle und erkennt, dass die technischen Möglichkeiten die er hat, ihn stellenweise auch selbst deutlich in seinen Handlungen und seinem Denken beeinflussen. Ebenso wird Snowden als jemand gezeigt, der arbeitsbedingt oft unter sehr großem Stress leidet. Am Ende entscheidet er sich, dass er die Praktiken der NSA nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren kann, flüchtet aus den USA und wendet sich an die Öffentlichkeit. Im Film wird seiner Freundin ein großer Anteil an dieser Entwicklung zugeschrieben. Weil sie ihm darin durchaus deutlich ihre Meinung sagt, ihn gleichzeitig aber als Mensch immer annimmt, liebt und zu ihm hält.

Wird Snowden wegen seiner Veröffentlichungen als positiv dargestellt? Eindeutig ja, aber es wird nicht zu dick aufgetragen. Zumindest nicht übermäßig. Ja, es wird in den letzten 20 Minuten öfters (klassische) Musik gespielt, die man mit Heldentum und Pathos verbindet. Und Snowden wird bei einer Liveübertragung auch begeistert beklatscht, nachdem er eine kurze Rede gehalten hat. (In diesem Rahmen wird dann auch zum ersten Mal der echte Snowden gezeigt.) Aber das ist aus meiner Sicht alles noch in einem Rahmen, der einem nicht auf die Nerven geht. Nicht zuletzt deswegen, weil in den letzten 20 Minuten auch ein paar original Ausschnitte von Politikern gezeigt werden, die sich kritisch gegenüber Snowden geäußert haben. Obama bezeichnet ihn z.B. einmal recht schlicht als ,,Hacker", während Hillary Clinton anmerkt, dass er wichtige Daten gestohlen hat.

Fazit: Als unterhaltsamer Spielfilm mit engen Bezügen zur Realität, funktioniert ,,Snowden" ganz gut. Gibt es noch bessere Spionagethriller? Ja, zweifellos. Insgesamt hätte man dafür z.B. noch wesentlich tiefer in bestimmte Fragestellungen und Problematiken einsteigen müssen, um die sich der Film dreht. (Freiheitsgedanke vs. Sicherheit, Arbeit der Geheimdienste vs. Terrorismus, Weltpolitik als kompliziertes Machtspiel, das von wirtschaftlichen Interessen beeinflusst wird - usw.) Dennoch ist der Film auch nicht oberflächlich und lädt auf jeden Fall dazu ein, sich seine eigenen Gedanken zu machen.

7/10

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