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Die letzte Sichtung: Serien & Dokus

Begonnen von StS, 21 Juli 2022, 10:11:06

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Private Joker

19 Februar 2025, 17:25:39 #120 Letzte Bearbeitung: 20 Februar 2025, 10:22:49 von Private Joker
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Zitat von: Moonshade am 18 Februar 2025, 09:48:30Ghosts (CBS/Netflix)

Ich hab als netten Snack jetzt mal wieder so etwas wie eine klassische Sitcom eingeworfen, insofern zumindest als dass "Ghosts" von CBS kommt, also aus dem klassischen Network-TV.
Natürlich - die Kreativität ist da ja seit Jahren auf Sparflamme - basierend auf einer entsprechend britischen Sitcom gleichen Namens.

Ich hätte tatsächlich lieber die britische Variante gesehen (die aktuell nirgendwo zu streamen ist), aber was solls, wenn Netflix die ersten beiden Staffeln mit immerhin 40 Folgen ins Programm hievt.
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TV-Spielfilm behauptet in ihrer aktuellen Ausgabe, dass die Brit-Version bei Amazon streambar ist - konnte ich mal auf Anhieb nicht verifizieren. Überdies gäbe es laut denen von der US-Variante schon 5 Staffeln, womit mich so langsam der Verdacht beschleicht, dass deren Redaktion auch viel zuviel "ungeprüften Chat-GPT-Output" ins Heft hievt.
Was aber wohl stimmt, dass da eine deutsche Version incoming ist - demnächst in der ARD Mediathek. Bin mal gespannt, wer sich das vollumfänglich antut....
Zur US-Version hatte ich bei der Premiere S1 (damals nur WOW) ja ähnliche Gedanken wie Moonshade, als Pausenfüller ganz gut geeignet. Nur sind mir irgendwie die passenden Pausen ausgegangen, so während Staffel 2....

Statt dessen bin ich so ein bisschen auf dem Krimitrip, auch wenn die ganz große Begeisterung da regelmäßig auch ausbleibt.

Deadwind (Netflix) - bislang Staffel 1

Warum tut man sich Serien wie diesen finnischen Semi-Noir-Krimi über kostenpflichtige Streamer an, die man in etwa qualitätsgleich auch über die Mediatheken der öffentlich-gebrechlichen bekommt? Da gibt es für mich aktuell eine klare Antwort: Netflix läuft technisch einfach besser, ich werde da nicht ständig rausgeschmissen, und wenn doch, geht es mit einem Klick an der gleichen Stelle weiter.

Inhaltlich in der Tat eher Standardkost - rund um ein sympathisches, aber gegen den US-Trend nicht unmittelbar paarungswilliges m/f-Cop-Duo entwickelt sich ein (in S1) etwas arg ausladendes Konstrukt um Umweltverbrechen und Eifersuchtsmorde. Der Öko-Thriller-Teil ist der interessantere;  die Krimihandlung leidet vor allem darum, dass unsere zwei netten Ermittler da eher hemdsärmlig vorgehen und nicht unbedingt so wirken, als würden die das hauptberuflich machen. So werden die letzten Stunden des Opfers erst in Folge 7 oder so mal rekonstruiert, darauf hätte man auch durchaus früher kommen können. Und dann stimmt auch noch der angenommene Todeszeitpunkt einfach so nicht - das hat man schon alles plausibler gesehen.

Positiv neben einigen soliden Spannungseffekten rund um die Öko-Handlung fand ich, dass dem Thema "Verlust" bei den Angehörigen von Mordopfern und anderen Todesfällen durchaus Raum eingeräumt wird, die Motive und Gefühle der Figuren sind im Großen und Ganzen plausibel. In Verbindung mit den netten Leads (sagte ich das schon?) genretypische 6/10 - auch die (zu Recht) etwas verkürzten Staffeln 2 und 3 werde ich wohl noch mal sichten.

Nemesis Disney+

Mittels der drei Freimonate via Vodafone doch noch die Chance bekommen, das nach eigentlichem Abo-Ablauf zu Ende zu sehen. So eine Sehpause ist bei komplexeren Stoffen nicht ideal, aber nüchtern betracht ist das eigentlich auch nur ein relativ kleiner Verschwörungskrimi nach dem Motto "wenige Gute gegen viele Böse" plus "alle verdächtig außer Hauptfigur" und dabei nicht sonderlich vielschichtig. Generell wundere ich mich schon ein bisschen über das Ausmaß von Verschwörungen im aktuellen Seriengeschehen - böse Firmen, böse Geheimdienste, zT korrupte Staatsorgane. Wer das so im realen Leben öffentlich als wahr oder möglich hinstellen würde, hätte seinen Ruf als Schwurbler oder Aluhutträger schnell weg...

Ansonsten mal wieder ziemlich durchschnittliche Durchschnittskost; dass in den Kreis der Verschwörungsverdächtigen sogar der (Ex-)Ehemann der Hauptfigur aufgenommen wird, ist mal partiell neu. Auf der Habenseite stehend dann noch ein paar spannende Szenen um den schön fiesen Killer, vieles andere (der Auftritt der "Deutschen" etwa, schon wieder - in Darkwind waren die auch schon in eher unrühmlicher Rolle dabei) wie etliche der Figuren (die kernige CopIn als Sidekick) geraten eher klischeehaft. Insgesamt noch etwas mittelmäßiger als die finnische Variante - 5/10.

Prime Finder (Apple TV+)

Verschwörungen die Dritte, und jetzt wird es komplett bekloppt. Es geht um irgendwas mit Primzahlen, was genau wird nie gezeigt oder ansatzweise erklärt. Aber es muss echt total wichtig sein, denn an allen Ecken und Enden fallen Leute tot um, weil da irgendwelche Finstertypen voll total Angst haben vor dem jungen Genie. Sorry für den leichten Schwenk in Jungsprech, aber da die Serie sich alle  Mühe gibt, jung, cool und hipp rüberzukommen, mit NSA(?)-Agent*innen, die alle irgendwo aussehen wie direkt vom College gecastet, erschien mir das irgendwie passend. Und weil man in der Generation offenbar ungern rechnet, wird der ganze Zahlenkram halt einfach mal behauptet und in kryptischen Formeln an die Wand oder in geheime Papers gepinnt; ich finde das Thema ja gar nicht mal uninteressant, aber so einen Hauch von Plausibilität wäre schon schön gewesen.

Ehrlicherweise vergehen die bislang zu sehenden vier oder fünf Folgen durchaus zügig und schmerzfrei, irgendwas ist immer los auf dem Schirm. Und die Art, da eine homosexuelle Hauptfigur zu präsentieren, ist bei aller Kritik an der auch hier allgegenwärtigen Wokeness mal schön unaufgeregt. Trotzdem eher im Niemandsland zwischen  "doof" und "unterhaltsam" und damit eigentlich unter Apples Niveau. Es sei denn, die große Erleuchtung kommt noch - vorläufig eher so um 4-5 / 10
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Moonshade

Ja, mit "Dead Wind" haben wir auch angefangen, dazu kann ich aber nach einer Folge noch nichts sagen, dafür haben wir in zwei Tagen den kurzfristigen Hit

Die Are-Morde

verfrühstückt. Warum das so gute Noten bekommen hat und alle so begeistert sind, kann ich nun gar nicht verstehen, das ist sogar in Sachen "gritty scandinavian crime" ein ganz softes Ding, über das das ZDF nur müde lächeln würde.
Warum? Weil man das irgendwie alles schon kennt und nichts davon wirklich bemerkenswert ist. Junge Polizistin, getrennt, daheim wird gegen sie ermittelt (wir sind wohl in Schweden), fährt ins Wochenendhaus der Schwester nach Are. Naja, und da gibt plötzlich im eisigen Nix einer kleinstadt plötzlich jede Menge Morde. Und die weil da oben natürlich nicht so oft Morde ermitteln, darf sie gleich mitmischen. Dazu kommt ein tiefenentspannter Kollege und weitere nette Teamkollegen.
Das alles wird gebündelt in 5 Folgen, wobei die ersten drei und die letzten zwei jeweils einen Fall (oder eine Adaption) darstellen und die Folgen so 35-44 min lang sind.
Ja, äh, das war es dann auch schon. Die Fälle entwickeln sich organisch, die Verdächtigen sind überschaubar, es wird brav einer nach dem anderen anermittelt und ausgeschlossen und wie in Skandiland öfters mal, gibts gar motzige Männer, die Frauen ausnutzen, missbrauchen oder umbringen, da tut es gut, dass die Protagonistin aus dem Bereich "häusliche Gewalt" kommt.

Stört wirklich alles weder beim Stricken noch beim Bügeln, sogar die privaten Probleme sind mit der lauwarmen Nadel gestrickt und wirklich alles löst sich beizeiten in Luft auf. Wenn die Nacheinanderanordnung auch dazu führt, dass man bei mehreren Fällen/Verdächtigen den einen fast vergisst, bis der andere quasi erledigt ist.

Total nice, aber Lisbeth Salander gefällt so ein hausfrauenkompatibler Krimi natürlich nicht. nette 5/10.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

Moonshade

Deadwind (Netflix)

So, jetzt: Staffel 1 nach ewiger Zeit beendet. 12 Folgen für eine Krimistaffel sind deutlich zu lang und das haben dann wohl auch die lieben Finnen eingesehen ,die Staffel 2+3 dann auf 8 Folgen reduziert haben.
Fing gut, wenn auch ruhig, an, verzettelt sich dann aber offenbar in dem Projekt, 12 Folgen irgendwas Hochkomplexes abzuliefern. Dass an dem Umweltprojekt, was hier im Fokus steht, Dreck dranhängt, wenn die deutsche Teilhaberschaft von einer Firma namens "Weltkraft" kommt, war eigentlich schon klar und ich hab mir schon nach 8 Folgen ganz gut zusammensetzen können, was dann in den letzten 4 Folgen noch zäh alles aufgedröselt wurde.
Auch was anfangs eine starke Frauenrolle war, wird in der Staffel mit zunehmender Laufzeit zur Belastung, die Beratungsresistenz der Hauptfigur, die nebenbei auch noch in Trauer sein soll und mit ihrem zwei Kindern nicht zurecht kommt, nervt irgendwann nur noch, vor allem wenn sie sich im letzten Staffeldrittel mehrfach deppert in Lebensgefahr bringt und einmal nur von Filmgott Drehbuchzufall vor dem Tode gerettet wird. Ab Folge 10 wollte ich eigentlich nur noch wissen, wer denn nun der eigentliche Mörder vom Beginn war und sogar fördern sie noch ein schier unglaubliche Backstory in 45 Minuten zu Tage, die viel mehr psychologische Tiefe verdient gehabt hätte.

Alles in allem kompetent gemacht, aber leider überlang geplottet. Ich hoffe, die anderen Staffeln sind straffer. 5/10
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

StS

Bei ,,Pulse" (2025) handelt es sich um eine stereotype, aber unterhaltsame ,,Netflix"-Krankenhaus-Serie von Showrunner Carlton Cuse (TV's ,,Lost", ,,Bate's Motel", ,,Jack Ryan" etc.), welche sich in einer Notaufnahme in Miami entfaltet. Nicht vordergründig um Authentizität bemüht – stattdessen auf ,,klassisches Drama-Entertainment" (á la Shows wie ,,ER", ,,Chicago Hope" und ,,Grey's Anatomy") setzend – weisen einige Elemente (Plotstränge, Charaktere, Beziehungen und Dialoge) durchaus klischeehafte sowie in Richtung Soap-Opera tendierende Eigenheiten auf...

Dass Willa Fitzgerald (,,Stange Darling") als Haupt-Protagonistin gecastet wurde, ist 'ne feine Sache – schließlich verdient sie Besseres als bloß Serien-Nebenparts und maue B-Movies (á la ,,Alarum"). Sie agiert gewohnt gut und wird von einem netten Ensemble brauchbarer Darsteller umgeben – darunter Colin Woodell, Jessie T. Usher, Jessica Rothe, Jack Bannon und Nestor Carbonell – welche Figuren spielen, von denen die Mehrzahl ansprechend sympathisch ist (und selbst wenn nicht: zumindest nicht uninteressant), so dass man sie durchaus gern durch diese kurzweiligen 10 Folgen begleitet...

,,Amüsant" ist übrigens ein Aspekt der Werbe-Strategie: Im Trailer wird die Romanze der beiden Leads hervorgehoben – welche in der Serie an sich aber schon vorüber ist und nur in Form regelmäßiger Flashbacks aufgezeigt wird, während die gegenwärtige Handlung an just dem Tag einsetzt, als er gerade suspendiert wurde, nachdem sie ihn in der HR-Abteilung u.a. wegen der damit verbundenen Machtverhältnisse und Auswirkungen angezeigt hatte (was unweigerlich für Drama/Spannungen im Team sorgt). Zudem zieht ein Hurricane genau dann über Florida hinweg und stürzt ein Schulbus von einer Brücke...

6,5/10
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Glod

Ted Lasso Staffel 1 (Apple+)

Ich staune ja beinahe, dass es zu dieser Serie noch keinen eigenen Thread gibt. Meine Frau hat ein aktuelles Angebot von Apple+ (über Prime) genutzt und da das so ziemlich die einzige Serie war, von der ich bei Apple+ bereits etwas gehört hatte (ohne zu wissen, worum es ging, ich kannte nur die enthusiastischen Überschriften in US-Medien), haben wir mal damit angefangen.

Und ich muss sagen, dass die Lobpreisungen voll und ganz gerechtfertigt sind. Ted Lasso ist zumindest in Staffel 1 absolut perfekte Unterhaltung mit einem sehr hohen Wellness-Faktor. Im Grunde geht es darum, dass ein amerikanischer Football-Trainer(!) einer Highschool-Mannschaft(!!) angeheuert wird, um Trainer eines Fußball-Teams(!!!) in der englischen Premier-League(!!!!) zu werden.
Was dann erzählt wird, ist nicht wirklich neu. Natürlich eckt er an. Natürlich wird er abgelehnt. Natürlich gibt es die üblichen Problemcharaktere unter den Spielern, Beziehungskrempel blabla.
Aber WIE es erzählt wird, ist einfach nur eine Schau. Jason Sudeikis spielt hier wohl die Rolle seines Lebens. Brendan Hunt als Coach Beard stiehlt jede Szene, indem er einfach nur da ist. Und auch die anderen Figuren fügen sich nahtlos ins Ensemble ein. Da gibt es keine Ausfälle nach unten. Irgendwie mag man sie alle. Und weil wir es mit einer Feel-Good-Serie zu tun haben, sind die "Bösen" auch allerhöchstens charmante Arschlöcher.
Und das Ganze wird mit herrlichen Dialogen, tollem Wortwitz (wir schauen es in der Originalversion) und einer riesigen Schippe britischen Humors serviert (was witzig ist, da es eine US-Serie ist). Alleine die Dart-Szene kann schon als legendär bezeichnet werden.

Alles in allem eine volle Empfehlung. Wenn jemand mal Bock auf Comedy hat, die nicht edgy, provokant, pubertär oder sonstwas sein will, sondern die einen in eine kuschelige Decke hüllt und dann zum unbeschwerten Lachen, einlädt, dann ist das hier definitiv der oberste Eintrag auf der Liste.  :respect:
"Er wird mir eine Kugel verpassen und dann Selbstmord begehen." -Nina Meyers-

"Wir passen schon auf, dass er keinen Selbstmord begeht." -Jack Bauer-

Moonshade

The Residence (Netflix)

Jeder mag Daniel Craigs Poirot-Parodie Benoit Blanc?
Gut, ich nicht so ganz so dolle, was wohl eher an den Skripten liegt, aber wer generell moderne Detective Fiction a la Agatha Christie mag und die Chose nicht ganz so ernst nehmen will, der kriegt die Volldröhnung in dem 8-Teiler "The Residence", in der auf einem Staatsbankett im Weißen Haus plötzlich eine Leiche gefunden wird. Getroffen hat es den "Chief Usher", den Chef der Hausangestellten und unten turnen 200 Leute, Kylie Minogue (in person), Hugh Jackman (nicht in person), die Abordnung von Australien und so ziemlich jeder Sicherheitsdienst, den man sich denken kann herum.
Natürlich will jeder gern den Fall zu den Akten legen, ist die First Family (erster schwuler Präsident mit Mann, dazu Jason Lee als total bekloppter Präsidentenbruder), aber der Verantwortliche Polizeichef zieht eine externe Beraterin hinzu, die legendäre Cordelia Cupp, eine manische Vogelbeobachterin, die, einmal gerufen, das komplette Weisse Haus für die ganze Nacht als Geisel nimmt und nicht nur zwei Dutzend total neurotische Tatbeteiligte und Zeugen aufscheucht, sondern den superkomplizierten Fall auch Stück für Stück auseinander nimmt...

Ist zwar von Shondaland - was farbige Beteiligung garantiert - ist aber eine absurde Humorbombe erster Kajüte, wenn man derlei Spielereien ganz gern mag, bei dem sich jeder selbst verdächtig macht und die Ermittlerin immer wieder den Zeugen und Anwesenden den Boden unter den Füßen wegzieht und damit die komplette erste Politik- und Sicherheitsriege düpiert (die zumeist ziemliche Idioten oder einigermaßen kaputt sind). Mit steten Rückblenden und einem in allen Winkeln erkundetem Weißen Haus ein großer Spaß, der in einer Parallelhandlung auch noch als eine Art Senatsanhörung nachbetrachtet wird, was es noch absurder macht. Uzo Aduma macht als No-Nonsens-Neu-Poirot stoisch keine Gefangenen, während Randall Park als ihr überforderter Watson vom FBI neben ihr herstolpert.

Komplexer, verwinkelt und umständlicher geht es auch bei Craig nicht zu, wenn die Leiche offenbar mehrfach den Platz gewechselt hat und ihr immer weitere Todesarten beigefügt wurden, während um sie herum alle am ausrasten sind. Hat mir eine Menge Whodunit-Spaß gemacht, allein die letzte Folge, die mit knapp 90 Minuten eine hable Std. länger ist, braucht für die Aufklärung des Gewusels ein paar Hakenschläge zuviel. Eindeutige 8/10
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

Private Joker

17 April 2025, 14:17:43 #126 Letzte Bearbeitung: 18 April 2025, 11:56:52 von Private Joker
Gundam: Requiem for Vengeance (Netflix)

Pausenfüller gesucht, Pausenfüller gefunden. Früher in diesem Thread hatte ich ja kritisch zu den (vielen) Militär/Ballerepisoden von Amazonsens gleichfalls videospielbasierter "Secret-Level"-Anthologie angemerkt, dass die zwar technisch ansehnlich sind, aber letztlich mangels Anfang und Ende kaum fesseln können. Insofern komme ich jetzt etwas in Erklärungsnot, warum mir das hier eigentlich ganz gut gefallen hat - zwar gibt es immerhin so was wie einen sinnvollen Schluss, die Ausgangssituation ist aber klar aus der Abteilung "ptfG" (play the f..ing Game). Wer wissen will, warum da die Erde im Eimer ist, Weltraumfraktionen gegen Erdstreitkräfte fighten, warum die einen "gut" und die anderen "böse" sind - Bandai oder whoever verkauft Dir gerne ihr passendes Videospiel,.

Danke, aber danke nein. Trotzdem: Irgendwie fühlte ich mich gerade in den Auftaktepisoden ein bisschen an "meine" Computerspielvergangenheit (vor allem "Command & Conquer") erinnert, mit viel futuristischem Kriegsgerät, das sich krachend nach dem Stein/Schere/Papier-Prinzip wechselseitig zerlegt. Technisch ist so eine CGI-Anime dafür ein prima Background - detaillgetreue "2-Kanonen-Panzer", ordentlich Wumms auf dem Schirm, dazu gut animierte menschliche Figuren, hohes Tempo. Passt soweit.

Überraschenderweise schafft es die Serie in den knappen 6x30 Minuten und in den natürlich vorhandenen Limits einer Animationsserie sogar so was wie eine Bindung zu den Figuren herzustellen. Die toughe Captain, die mal Violinistin war (tolle Szene, in der das visualisiert wird), ihre Crew, ein paar Militär-Hohlköpfe, ein paar unerwartete Opfer. Haut mich tot, aber ich konnte da mehr Sympathie für die "Personen" entwickeln als für manche überdreht-supertoughe "echt" menschliche Agents der Streamerhausmarken (Lioness oder Citadel).

Wenn es da vor allem in den Folgen 4/5 vorrang um brachiale Mech-Kloppereien -zT. im Ritterstil, mit Energieschwertern -  geht, meldet sich auch mal das Stimmchen im Kopf, das mir so was sagen will wie "bist Du dafür nicht ein bisschen alt?". Trotzdem - ich hatte Spaß oder neudeutsch fun, dafür von mir mal 7/10. - wird aber sicher nicht jedem in dem Umfang gefallen.

Und noch ein paar schon mal angesprochene, mittlerweile zu Ende gebrachte Serien:

Prime Finder (Apple) bleibt bis zum lahmen Ende federleichter Unfug der Sorte "muss man nicht haben". Motto durchgehend: Wozu Story/Background/Sinn und Verstand, wenn ich junge, hippe, coole Typen habe und durch die halbe Welt jagen kann?. Da wird im Kern alles behauptet, die Agentenskills der Agenten, die genialen Mathefähigkeiten der Hauptfigur, die zentrale Verschwörung, das übergeordnete "Gimmick" mit den Primzahlen. Würde da irgendwer an einer Stelle behaupten, mit Pythagoras, Leipnitz oder der binomischen Formel könnte man ganz fix die Welt beherrschen, müssten wir es ihm auch glauben.

Tue ich aber nicht. Mangels echter Action/Spannung/Aufregung (die Szene in einem allerdings grotesk fake aussehenden Ärmelkanaltunnel war LEIDLICH spannend) ein seltener Fehlschlag für Apple - maximal 4/10.

Deadwind (Staffel 2/3) schafft es auch bei verkürzter Laufzeit nicht, da EINMAL einen stringenten Fall ohne drölfzig Volten, Seitenhandlungen und irren Querverbindungen zu präsentieren. Besonders over the top: Die dritte Staffel, die gleich noch den Fall um Karrpis toten Ehemann mit lösen will und dabei völlig absurde Konstrukte anbietet. Dass einer der vielen und eigentlich interessanteren Handlungsstränge (der um ihre Stieftochter) dabei komplett im Nichts endet, muss man wohl in Kauf nehmen.

Dabei gibt es - immer noch - reichlich Dinge, die mir eigentlich gefallen: Die Optik/Stimmung, einige spannende Einzelszenen (die zentrale "Killer-Kiste aus S3 ist nicht verkehrt), die immer etwas melancholischen, alles andere als "strahlenden" Hauptfiguren mit vielen privaten Problemen. Vielleicht "ist" Krimi ja heutzutage "so" und ich habe da nur eine Entwicklung verpasst - insgesamt nur noch sehr knapp die  6/10, die ich für Staffel 1 vergeben hatte, mit deutlicher Tendenz Richtung 5.

Und From (Paramount+) - das ist dann mal so ein Fall, wo sich mein anfängliches Missfallen ins sagen wir mal "Grenzpositive" entwickelt hat. Ja, das ist - sogar noch mehr als nach drei oder vier Episoden geahnt - ein glatter und völlig unverhohlener Lost-Klon; wäre ich ABC, würde ich über eine Plagiatsklage ernsthaft nachdenken.

Allein: SO viele direkte Lost-Nachzieher hat es jetzt auch nicht gegeben, und überdies haben die sich das Vorbild auch mal gut angesehen und an ein paar richtigen Stellschrauben gedreht. So gibt es die bei Lost in der Masse dann doch überzogenen Rück-, Vor- und Seitswärtsblenden fast gar nicht, zwei, drei kurze Flashbacks, so passt das. Und während das Angebot an seltsamen Räumen, mysteriösen Zahlen und dem ganzen Zinnober fast das Lost-Niveau erreicht, hat man in Sachen "echter Horror" dann doch mal eine ganze Schüppe draufgelegt. Optisch und in Sachen Blutgehalt - weil für einen offenbar zensurschwächeren Sender produziert, aber auch atmosphärisch: Die dauergrinsenden "Typen", die da nachts umherwandern, verbreiten einfach mehr Schrecken als Geräusche, Rauch- und Metallmonster im Vorbild.

Was bleibt und leicht nervt ist eine Dramaturgie, die (zu) oft aus "Figur A besucht Figur B, Figur C spricht mit D, dann A mit E und B mit D" besteht. Und die Dialoge sind auch nicht immer umhauend, zu oft geht es um "kommen wir nach Hause?", die Frage was da eigentlich abgeht, wird eher selten gestellt.

So oder so - das hat sich entwickelt, ist genau der Dranbleiber, den man im Zeitalter des Streaming von einem (extrem) seriellen Format erwartet und sehen will. Wie gut das Ganze dann final dasteht, hängt natürlich auch davon ab, ob es am Ende irgendeine sinnvolle Erklärung für das Gesamtkonstrukt UND für die Einzelszenen gibt. Aber in dem Punkt war Lost auch kein unerreichbares Übervorbild - also dann noch mal (vorläufige und knappe) 7/10 von mir.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

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