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Der freie Wille

Begonnen von ISAAC86, 29 August 2006, 03:33:31

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ISAAC86



Theo, ein Vergewaltiger, kommt nach 9 Jahren aus dem Maßregelvollzug. Seine Angst vor Frauen und die damit verbundene unerfüllte Sehnsucht machen sein Leben in der Normalität zu einem Martyrium. Nettie schafft es mit 27 Jahren endlich, sich von ihrem Vater zu lösen, der sie ihr ganzes Leben lang psychisch missbraucht hat. Theo und Nettie begegnen sich. Als sie anfangen, sich zu lieben, beginnt ihre gemeinsame Reise an die Grenzen des freien Willens.

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Ein Stück deutsches Kino, das sicherlich bis Dato das umstrittenste ist und auch lange bleiben wird.

Es ist schwierig über einen solchen Film zu sprechen, gar ihn zu bewerten. Man könnte ihn als Beitrag der Kunst oder Kultur sehen, aber auch als abartig und pervers. Dies richtet sich größtenteils nach der Zielgruppe, die diesen Film schaut. Für mich war es eine Art Herrausforderung mich dieser Thematik zu stellen. (Bin sogar extra 75km gefahren um diesen Film zu sehen)

Ich habe selten so einen intensiven und emotionalen Film gesehn wie "Der freie Wille". Was der, auch umstrittene Film "Irreversible" anschneidet wird hier 160min. lang bis ins kleinste Detail bearbeitet. Nein, mehr sogar! Hier ist es der Weg des Täters der beschrieben wird und nicht der des Opfers. Es hat auch nichts mit Rache zu tun. Im Grunde ist es gar kein unterhaltsamer Film wie "Irreversible"... Es ist eine verfilmte Dokumentation eines Sexualstraftäters.

Ein Film voller Ekel, Perversionen, Angst, Liebe, Emotionen, Gänsehaut, Tränen und grenzenlosen Wahnsinns. Dies spiegelt der Film und auch der Zuschauer in den 160 min. Laufzeit. Der eine mehr der andere weniger. Kalt lässt dieser Film mit Sicherheit keiner, denn er ist ein sehr wichtiger, radikaler Beitrag zum Thema, dass sonst noch niemand angerührt hat! Respekt der Regie und vorallem den Darstellern und Darstellerinnen die wahrlich ihre härteste Filmrolle gespielt haben.

Was am Ende übrig bleibt: Ein mulmiges Gefühl im Magen und ein Kopf voller Informationen und Gefühlen die man erst Stunden später  verarbeiten kann. Was man daraus macht und wie man dazu steht bleibt jedem selber überlassen....

Ein Film den man (und auch gerade Frau) nie mehr vergessen wird!

Der für mich Beste Beitarg im Deutschen Film! (wenn nicht sogar in der internationalen Filmbronge)


Ich bin gespannt auf weitere Meinungen zum Film...


Catfather

Ich sah letzte Woche eine Dokumentation über diesen Film mit vielen längeren Ausschnitten. Sieht wirklich sehr vielversprechend und interessant aus!
Wobei die Lauflänge mit 163 min vielleicht etwas zu lang geraten ist!?  Auf jeden Fall werde ich mir den Film auf DVD anschauen. Die Vergewaltigungsszene anfangs ist übrigens genauso intensiv wie die bei  "Irreversible", das dürfte einigen wieder zu heftig sein...   
Für alle, die sich noch eigene Gedanken machen:
http://www.NachDenkSeiten.de/
die kritische Homepage!

Moonshade

Wir hatten ihn vor einigen Wochen als einzige in der Sneak.
Ich kann nicht sagen, er hätte mir gefallen, aber es ist ein interessanter Film mit viel Diskussionspotential, aber nicht der gängige Vergewaltigerstreifen.

Kann mich nicht zu einer Wertung durchringen, scheint mir nicht angemessen.
Review ist online: http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=95321&rid=196132
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

Dionysos

So, ich hab mir den Film gestern mit einem Kumpel und etwa 10 weiteren Leuten im Kino ansehen dürfen -  selten erlebt, dass es beim Abspann so still im Publikum war.

In diesem Fall war es aber echt gerechtfertigt, weil einen die knapp 170 Minuten wahrlich erschlagen und einen erstmal ziemlich ratlos zurücklassen. Einerseits ist man als Filmfan froh, dass sich ein Regisseur heutzutage noch traut, einen Film so konsequent düster und komplett gegen den Strich durchzuziehen und den Zuschauer damit mehr seelisch zu quälen als zu unterhalten. Andererseits möchte man ihn dafür auch beinahe hassen, denn das Gezeigte befindet sich wirklich jenseits aller emotionalen Schmerzgrenzen.

Die tief traurige Handlung soll allerdings auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film handwerklich exzellent aufgemacht ist, auch wenn die gesamte Szenerie allein durch seinen trostlos wirkenden Hauptschauplatz (die Stadt Mühlheim an der Ruhr) und stellenweise mit Blaufiltern von Anfang bis Ende auf einen düsteren Look getrimmt ist. Die Kameraarbeit ist alles in allem genial und stellt vor allem die Gesichtszüge der durch die Bank großartigen Schauspieler (vor allem natürlich Jürgen Vogel) in den Vordergrund, denn auf Dialoge wird ein vergleichsweise geringer Wert gelegt, was der Intensität des Gezeigten nochmal zu Gute kommt.

Das sind jetzt mal meine ersten Gedanken, etwa 16 Stunden danach. Da kommen in den nächsten Tagen sicher noch einige dazu, denn so hundertprozent bin ich mir noch nicht sicher, was ich über den Streifen denken soll. Zu einer angemessenen Punktebewertung hab auch ich mich daher auch noch nicht durchgerungen.
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