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Was ist so gut an Pulp Fiction?

Begonnen von milinator1, 31 Dezember 2006, 03:29:57

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Catfather

Ich habe PF schon ca. 10 x gesehen und finde ihn immer noch genial!  Was PF  jetzt mit "Ständer" oder "Man-was-bin-ich-geil-ich-hol-mir-darauf-einen-runter"" zu tun haben soll bleibt mir schleierhaft  :00000109:
"Kill Bill" ist mir wohl schon zu "komplex", den kann ich nämlich rein gar nichts abgewinnen...  :icon_rolleyes:
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Bretzelburger


psychopaul

Tolle Antwort.  :icon_eek:  :icon_lol:
Die "Komplexitätsthese" bei Tarantino, finde ich zieht eben auch nur bedingt, vor allem wenn man bedenkt, was als nächstes von ihm kommt: ein ultra"billiges" und anspruchsloses Filmchen, so wie es aussieht.
Und das "geil".."runterholen" kann man dann ja bei Kill Bill genauso problemlos anführen.

Ich frag mich aber manchmal nur, wie oft man sich denn einen Film anschauen kann? Ok, PF hab ich wohl auch mit am öftesten gesehen, vielleicht 4 mal in 10 Jahren, aber das reicht für mich dann auch vollkommen.
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Three little devils jumped over the wall...

666psheiko

Zitat von: psychopaul am 13 Januar 2007, 17:30:31
Ich frag mich aber manchmal nur, wie oft man sich denn einen Film anschauen kann? Ok, PF hab ich wohl auch mit am öftesten gesehen, vielleicht 4 mal in 10 Jahren, aber das reicht für mich dann auch vollkommen.

Also wenn ich nicht weiß was ich Schauen soll, Kuck ich Pulp Fiction oder Reservoir Dogs. Midestens einmal im Jahr, ohne mich zu Langweilen. Und das schon bestimmt über zehn Jahre hinweg  :eek: :doof:


Bei der Fellatio kann das beim Orgasmus ejakulierte Sperma vom Partner im Mund aufgenommen und evtl. geschluckt werden.

psychopaul

Is ja auch nix dagegen einzuwenden, wenns Spaß macht. Nur bei mir kommt halt andauernd wieder irgendein Film, der mich interessiert und den ich noch gar nicht kenne, also langweilig wird mir da halt nie..  :bawling:  :doof:  ;)
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Catfather

Zitat von: 666psheiko am 13 Januar 2007, 17:51:36
Also wenn ich nicht weiß was ich Schauen soll, Kuck ich Pulp Fiction oder Reservoir Dogs. Midestens einmal im Jahr, ohne mich zu Langweilen. Und das schon bestimmt über zehn Jahre hinweg  :eek: :doof:


Eben, es kommt ja auch auf den Zeitraum drauf an! Und natürlich dem entsprechenden Film. Es gibt Filme, die man tatsächlich höchstens 1 x schauen kann, sei es weil sie so schlecht bzw. durchschnittlich sind oder so konzipiert wurden, dass sie nur einmal ihre Wirkung richtig entfalten können. Letztere können einem beim ersten Schauen regelrecht umhauen (z.B. "Saw 1" oder "Sieben"), aber wenn man das Ende, die Pointe kennt, verlieren sie doch merklich an Spannung und damit ihren Reiz.
Das ist bei PF nicht der Fall und deshalb schaue ich ihn mir gerne jährlich an. Das ist ja u.a. neben der Sammlerleidenschaft auch der entscheidene Grund warum man sich Filme eigentlich überhaupt kauft...   
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Grusler

"Pulp Fiction" ist damals, als ich pubertierte, lustig gewesen. In der Zeit will man ja möglichst cool sein... :icon_cool: Umgehauen hat mich der Streifen allerdings nicht. "Reservoir Dogs" fand ich damals schon besser.

"Kill Bill Vol.1" schätze ich wegen seiner höchst psychedelischen Inszenierung. Bild und Musik harmonieren perfekt, eine wunderbares Erlebnis, immer wieder. Für mich der beste bis jetzt.

Tarantino's öffentlich Auftritte und Aussagen sind in letzter Zeit allerdimgs eher unfreiwillig komisch als irgendwas anderes. Man möchte meinen es schneit reichlich bei ihm....

ROCK 'N' ROLL WIRD NIEMALS STERBEN, IHR SCHEISSER!
 -Rollie LeBay


Ko(s)misches Sein.

Bretzelburger

Gut, ob Tarantino wirklich komplexer wurde seit PF ist diskussionswürdig. Ich mochte immer schon "True Romance" am liebsten und habe es auch in meiner Geili-Super-Typ-Phase am häufigsten zitiert, aber das ist bekanntlich nur teilweise von Quentin.

"Reservoir Dogs" halte ich für besser, aber als reine Spaßunterhaltung sagt mir das nicht zu - ich sehe es verhältnismäßig selten.

"Kill Bill" habe ich bisher nur einmal im Kino gesehen (Teil 1 zweimal) und besitze auch noch nicht die DVD. Wenn ich ihn mir in ein paar Jahren wieder ansehe, werde ich meine Meinung wohl festlegen - bisher gefiel er mir sehr gut (besonders der Spiderman/Superman Vortrag zum Schluß).

Natülich haben die Tarantino-Filme etwas, aber ein bißchen hat sein Renommee zuletzt schon gelitten, seit dem ständig irgendwelche "Tarantino empfiehlt"-Filme auftauchen.

Aber hier im Thread geht es ja darum, ob es sich um einen der besten Filme überhaupt handelt, nicht ob die Filme Spaß machen und das man sie sich öfter ansehen kann.

Mein Resümee : Spaß JA, Mehrfach ansehen JA, einer der besten Filme NEIN

BadGee

Zitat von: Grusler am 13 Januar 2007, 19:37:37

Tarantino's öffentlich Auftritte und Aussagen sind in letzter Zeit allerdimgs eher unfreiwillig komisch als irgendwas anderes. Man möchte meinen es schneit reichlich bei ihm....


Könntest du das näher erläutern?? Welche Quellen kann man generell ersehen für öffentliche Aussagen von Regieseuren ?
Meinungen sind wie Arschlöcher

Catfather

14 Januar 2007, 16:59:57 #39 Letzte Bearbeitung: 14 Januar 2007, 17:01:28 von Catfather
Zitat von: Bretzelburger am 13 Januar 2007, 22:15:47
Mein Resümee : Spaß JA, Mehrfach ansehen JA, einer der besten Filme NEIN

Wobei mehrfach ansehbar und Spaß machen wohl schon mal als zwei wichtige Grundvoraussetzungen für die Kategorie "einer der besten Filme" mit dazu gehören!
Die verschachtelte Handlung ist dazu innovativ (für seine damaliige Zeit), die Musik absolut passend und die Schauspieler sind alle durch die Bank bekannt und überzeugend. PF gehört deshalb zu meiner persönlichen Top-Ten.
Das Argument das er zu gewollt "cool" sei, lass ich nicht gelten, denn gerade die collness trägt ja zum Spaßfaktor und den "mehrfach ansehbar" erheblich mit bei und gehört einfach als Stilmittel zu diesem Film mit dazu!

Aber gib mal ein Beispiel was du für einen der besten Filme hälst und warum!?
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a deer

Zitat von: BadGee am 14 Januar 2007, 14:44:07
Könntest du das näher erläutern?? Welche Quellen kann man generell ersehen für öffentliche Aussagen von Regieseuren ?

Ich vermute mal, damit ist sein leicht hyperaktives Verhalten gemeint, wenn er über Filme redet und ein Querverweis zu weißen Substanzen, die intrananös (lol der Neologismus gefällt mir :icon_mrgreen: ) aufgenommen werden und solches verursachen können.
Ich könnte mir jedoch auch vorstellen, dass er einfach so drauf ist bzw. sich einen kleinen Spass draus macht, ist ja seine Traumrolle, wenn man sich die verschiedenen Charaktere seiner Filme, die öfters von ihm verkörpert werden, in Betracht zieht.
Wenn was anderes gemeint war, immer raus damit  :icon_cool: :icon_smile:....

barryconvex

Zitat von: Catfather am 14 Januar 2007, 16:59:57
Wobei mehrfach ansehbar und Spaß machen wohl schon mal als zwei wichtige Grundvoraussetzungen für die Kategorie "einer der besten Filme" mit dazu gehören!
[...]
Aber gib mal ein Beispiel was du für einen der besten Filme hälst und warum!?
(Klingt arrogant, läßt sich aber nicht ändern.)
Es versteht sich von selbst, daß es hunderte von Filmen gibt, die besser sind als Pulp Fiction. Ich glaube, es ist nicht allzu elitär zu schreiben, daß "sehr gut" bei einem Film bedeutet "mehr als reine Unterhaltung". Ansonsten operiere ich irgendwann mit Bestenlisten, wo Katzeklo vor Mozarts Requiem rangiert, weil man das erste besser mitsingen kann und es außerdem lustiger ist.

Ob man PF trotzdem lieber sieht als Frances, Leolo, Schlachthaus 5 und hunderte weitere Kandidaten, ist eine ganz andere Frage. Man sollte nur nicht unbedingt "unterhaltsamster, problemlosester Partyfilm" als Meßlatter für "bester Film" anlegen.

An dem Schauspiel der Akteure gibt es nichts auszusetzen, weil niemand mit seinem Part überfordert ist. Ich tippe aber mal darauf, daß etwa Christopher Walken so etwas in seinen Kaffeepausen hinbekommt.

Catfather

Zitat von: barryconvex am 14 Januar 2007, 18:23:11
(Klingt arrogant, läßt sich aber nicht ändern.)
Es versteht sich von selbst, daß es hunderte von Filmen gibt, die besser sind als Pulp Fiction.

Sei dir ungenommen deine Meinung, nur ich sehe das völlig anders.

Zitat von: barryconvex am 14 Januar 2007, 18:23:11
Ich glaube, es ist nicht allzu elitär zu schreiben, daß "sehr gut" bei einem Film bedeutet "mehr als reine Unterhaltung".

Es gibt viele Faktoren die abgewägt werden müssen, das ist durchaus richtig. Ich bemerkte ja schon an anderer Stelle was ich alles gut an Pf finde, dazu gehörte auch die Handlung mit den innovativen Zeitsprüngen!

Zitat von: barryconvex am 14 Januar 2007, 18:23:11
Ob man PF trotzdem lieber sieht als Frances, Leolo, Schlachthaus 5 und hunderte weitere Kandidaten, ist eine ganz andere Frage. Man sollte nur nicht unbedingt "unterhaltsamster, problemlosester Partyfilm" als Meßlatter für "bester Film" anlegen.

Ich schrieb nur, das es mit dazu zählt und die Bezeichnung "Partyfilm" habe ich gar nicht erwähnt, dazu zähle ich PF nämlich ohnehin nicht. Ein "Partyfilm" ist mich z.B. "Braindead. So anspruchslos wie du es jetzt darstellst ist PF m.E. gar nicht, er ist nur eben kein stinklangweiliger Problemfilm oder elitäres Drama a la Lars von Trier. Es Ist jedoch alles subjektiv und entzieht sich damit vielleicht wirklich einer ernsthaften Diskussion. 

Zitat von: barryconvex am 14 Januar 2007, 18:23:11
An dem Schauspiel der Akteure gibt es nichts auszusetzen, weil niemand mit seinem Part überfordert ist. Ich tippe aber mal darauf, daß etwa Christopher Walken so etwas in seinen Kaffeepausen hinbekommt.

Weil es eben ein guter Schauspieler ist! Tom Cruise, da wirst du mir vielleicht sogar Recht geben, würde das nicht annährend so hinbekommen. Tarantino bewies jedenfalls ein gutes Händchen bei der Besetzung.
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barryconvex

Zitat von: Catfather am 14 Januar 2007, 19:34:13
Tom Cruise, da wirst du mir vielleicht sogar Recht geben, würde das nicht annährend so hinbekommen. Tarantino bewies jedenfalls ein gutes Händchen bei der Besetzung.
Ich stimme vollkommen zu, es ist auch nicht meine Absicht, Pulp Fiction schlechtzureden. Er ist in sich stimmig, schlüssig, unterhaltsam, und man hat nicht den Eindruck, daß irgendetwas oder ein anderer Regisseur den Film besser gemacht hätte. Ich würde trotzdem nichts von meinem Kommentar zurücknehmen.

barryconvex

Zitat von: Catfather am 14 Januar 2007, 19:34:13
Ich schrieb nur, das es mit dazu zählt und die Bezeichnung "Partyfilm" habe ich gar nicht erwähnt, dazu zähle ich PF nämlich ohnehin nicht.
Ich meine "Partyfilm" durchaus nicht als Abwertung. Nur glaube ich, es gibt nichts, was beispielsweise an "Henry - Portrait of a Serial Killer" schlechter ist als an Pulp Fiction. Und die Gründe, warum viele sich Pulp Fiction trotzdem lieber und öfter ansehen, liegen auf der Hand und damit hoffentlich auch, warum Unterhaltung kein Maßstab für besser oder schlechter ist.

Bretzelburger

PF ist ein sehr guter Film - da gibt hier gar keine Kontoverse, aber er ist von Tarantino himself bewußt oberflächlich angelegt.

Tarantino hat selbst einmal erwähnt, daß er deshalb so lange gebraucht hat, bis er nach PF einen neuen Film drehen wollte, weil er etwas anderes machen wollte. Er hat ausführlich erzählt, daß ihm die Ideen dazu in seinen unendlichen Stunden im kleinen Vorstadtkino eingefallen sind und das PF eine Verarbeitung der Eindrücke von Comics, Fernsehen, Martial Art und vieles mehr ist. PF war schon vor "True Romance" und "Reservoir Dogs" konzipiert, spiegelt also seine ersten Vorstellungen vom Kino wieder.

Keine Sekunde wollte er Tiefgang und auch seine Zeitsprünge sind nicht innovativ neu, sondern nur gut umgesetzt. Sein Verdienst liegt darin, einmal in einem Film sämtliche beliebten B-Picture Themen und coolen Sprüche zu einer Einheit zu vermischen.

1993 gab es neben der "Goldenen Palme" auch Stimmen, die PF jegliche Eigenständigkeit absprachen, sondern darin nur ein Sammelsurium von Zitaten sahen. Das ist auch richtig, aber so wie er sie zusammengesetzt und umgesetzt hat, ist es innovativ.

Aber - und auch das hat Tarantino mehrfach bestätigt - die Ebene der Emotionen läßt er völlig raus. Das kann man an dem Film auch genau analysieren.

So läßt er Travolta auf dem Klo geradezu nebenbei sterben ,um ihn dank Zeitsprung später wieder auf die Leinwand zu holen. Durch diesen Trick vermeidet er jedes emotionale Gefühl. Die Vergewaltigungs Szenen im Keller spielt er nicht zu Ende aus. Das hat er in "Reservoir Dogs" deutlich konsequenter gemacht. Auch das Bruce Willis und seine Freundin entkommen können, zeigt, daß es ihm hier nicht um echte Härte ging...

Mir geht es übrigens genauso - Lieblingsfilme als Kunstwerk sind z.B. "Ossessione" von Visconti, "La Notte" von Antonioni oder "Tötet die Bestie" von Chabrol. Aber ich sehe sie mir selten an, weil sie mich auch emotional stark mitnehmen (allerdings auch tief befriedigen). Die Filme, die ich am häufigsten sehe und die ich mir jederzeit ansehen kann, sind zwar gut gemacht, aber immer eher unterhaltend und nicht fordernd - doch ich bilde mir nicht ein, daß sie zu den besten Filmen überhaupt zählen.

Das ist wie bei einem "Royal TS" - manchmal äußerst lecker und genau richtig, aber deshalb noch lange keine "haute cuisine".

barryconvex

14 Januar 2007, 22:36:14 #46 Letzte Bearbeitung: 14 Januar 2007, 22:58:06 von barryconvex
Zitat von: Bretzelburger am 14 Januar 2007, 22:18:57
Aber - und auch das hat Tarantino mehrfach bestätigt - die Ebene der Emotionen läßt er völlig raus. Das kann man an dem Film auch genau analysieren.

Schieß´ los! Interessiert mich wirklich ernsthaft sehr, weil es kennzeichnend für das Kino der letzten 10 Jahre geworden ist. (Ich meine nicht nur weitere Handlungsbeispiele sondern "den Rest" der Inszenierung.)

Grusler

Zitat von: BadGee am 14 Januar 2007, 14:44:07
Könntest du das näher erläutern?? Welche Quellen kann man generell ersehen für öffentliche Aussagen von Regieseuren ?

Genau kann ich das leider nicht erläutern. Ist so ne Gefühlssache von mir. Der Auftritt bei den Scream-Awards z.B. war schon reichlich peinlich und arrogant. Und die "Werbekampange" für "Hostel" fand ich auch sehr aufgesetzt...tja, so kommt es mir halt vor. Das mit dem Schnee war nicht allzu ernst gemeint, aber wer weiss. :icon_mrgreen:



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Ko(s)misches Sein.

Vince

14 Januar 2007, 23:11:39 #48 Letzte Bearbeitung: 14 Januar 2007, 23:15:17 von Vince
Ich finde es prinzipiell falsch, "Pulp Fiction" als reinen Partyfilm zu betrachten. Bretzelburger hat das alles sehr schön erklärt: Tarantino hat bewusst intentional gehandelt, als er "Pulp Fiction" zu einer profanen Collage zusammengesetzt hat. Diese Collage ähnelt dem unaufmerksamen Lesen eines Schmuddelheftchens, da man wild hin- und herspringt, weil Inhalt und Dramaturgie ohnehin totaler Müll sind (eben "Pulp") und man nur an dem Unterhaltungswert der autarken Situationen interessiert ist. Rein inhaltlich ist sein Film demnach zwar etwas, das man als Partyfilm definieren würde, ABER: Diesmal ist der Regisseur jemand, der von einer Metaebene aus operiert und sich eben nicht per se als Partyfilmer versteht, sondern als Beobachter eines solchen. "Pulp Fiction" ist demzufolge kein "Partyfilm" an sich, sondern eine Hommage an dessen Mechanismen. Aus diesem Grund wirkt z.B. der Soundtrack bei Tarantino auch immer so retrospektiv und eben nicht authentisch (im Sinne von zeitgenössisch).

Aus genau diesem Grund, aus dieser Distanziertheit heraus, wegen dieser Beobachterperspektive haben Tarantinos Filme dieses eigene Flair, wegen dem ich wenigstens "Pulp Fiction" und "Jackie Brown", annähernd auch "Kill Bill" die Auszeichnung "Meisterwerk" zusprechen würde. Und genau daran sind auch sämtliche Tarantino-Klone (Guy Ritchie inklusive) gescheitert: Sie konnten zu ihrem eigenen Metier nie diese nüchterne Distanziertheit erreichen, die ihr Vorbild innehatte, sondern sind letztendlich jene "Partyfilmer" geworden, die nur den Spaß des Publikums an kultigen Situationen im Sinn hatten. Im besten Fall bieten sie gute Unterhaltung, zum Teil verdammt gute (hier sind wir wieder bei Ritchie), aber von Tarantino bleiben sie meilenweit entfernt.

Edit: "Pulp Fiction" habe ich übrigens gestern zum letzten Mal gesehen - das war vielleicht jetzt in etwa der achtzehnte Durchlauf - und ganz ehrlich, prinzipiell könnte ich ihn heute wieder ansehen, ohne mich zu langweilen. Und bis zum nächsten Mal wird es nur deswegen wieder einige Zeit dauern, weil auch noch anderer Stoff geguckt werden will. Heute Abend ist endlich mal "Casablanca" dran (meine Premiere)...

Bretzelburger

Viel Spaß mit "Casablanca" - ich seh mir den nur im Kino an (bisher ca. 5 mal)- ansonsten gut erklärt mit PF, abr wie stark fehlt die persönlich die emotionale Ebene bei Tarantino (die es bei Richie und Co. erst recht nciht gibt)?

Vince

Zitat von: Bretzelburger am 14 Januar 2007, 23:51:54
ansonsten gut erklärt mit PF, abr wie stark fehlt die persönlich die emotionale Ebene bei Tarantino ?

Eigentlich überhaupt nicht, weil es eben Filme wie "Casablanca" gibt, die von Emotionen leben. Das ergänzt sich gegenseitig und insofern erfüllt "Pulp Fiction" genauso gut seinen Zweck wie emotionsgeladenes Meisterdrama. Deswegen würde ich das natürlich nie als Defizit ankreiden. Seinem Zweck nach ist "Pulp Fiction" für mich mehr oder weniger perfekt - deswegen habe ich ihm auch die Höchstnote gegeben.

milinator1

Noch eine Frage nebenbei...
Was soll denn das Viereck, welches Mia in einer Szene in die Luft zeichnet? :00000109:
"Let's be realistic: Try the impossible!" - Ché Guevara

Watcher

Ist glaub ein Wortwitz im Englischen... "Square" (also "Viereck") heißt auch Langweiler/Spießer. Soweit ich mich erinnere fahren Vince und Mia an der Stelle in das Tanzlokal, auf das Vince aber keinen rechten Bock hat?!?!?! Bitte um Korrektur, wenns nicht stimmt!

Bretzelburger

Zitat von: Vince am 14 Januar 2007, 23:57:47
Eigentlich überhaupt nicht, weil es eben Filme wie "Casablanca" gibt, die von Emotionen leben. Das ergänzt sich gegenseitig und insofern erfüllt "Pulp Fiction" genauso gut seinen Zweck wie emotionsgeladenes Meisterdrama. Deswegen würde ich das natürlich nie als Defizit ankreiden. Seinem Zweck nach ist "Pulp Fiction" für mich mehr oder weniger perfekt - deswegen habe ich ihm auch die Höchstnote gegeben.

Auch wenn du es vielleicht nicht für möglich hältst, aber "Casablanca" ist so etwas wie das "Pulp Fiction" der 70er Jahre. Während der Film lange nur im Fernsehen verwurstet wurde, wurde er spätestens nach Woody Allens "Play it again Sam" zum allgemeinen Kultfilm.

Jeder kannte den Song "As time goes bye" , Zitate wie "Ich schau dir..." oder "Dies ist der Beginn..." wurden dem allgemeinen Volkswissen hinzugefügt. In den 80ern gab es kaum ein sommerliches Freiluftkino, daß "Casablanca" nicht im Programm hatte, noch in den 90ern lief "Casablanca" jedes Wochenende in irgendeinem Programmkino, z.B. auch hier in Dresden in dem Kino mit Namen "Casablanca" (Wer hätte das gedacht?)

Erst in den letzten Jahren hat der Kult etwas nachgelassen, aber selbst die die den Film nie gesehen haben, wissen viel darüber - das ist wahrer und nicht organisierter Kult.

Ich selbst habe den Film mehrfach gesehen und war immer begeistert, aber wenn man hier einen Thread mit dem Thema "Was ist so gut an Casablanca" begänne, würden sich alle wahrscheinlich fragend ansehen und irgendetwas von alten Zeiten erzählen...

"Casablanca" galt in den 40er und 50er Jahren gar nicht als filmisches Meisterwerk, sondern eher als leichte Unterhaltung unter dem Deckmäntelchen der damaligen ernsthaften politischen Lage. Der Verzicht durch den Helden auf die geliebte Frau zugunsten eines Widerstandkämpfers galt als damals als Kitsch, aber der lockere Umgangston und Bogeys echte "Coolness" traf damals wie heute den Geschmack zumindest des älteren Publikums (außerdem gibt es wahre Liebe bekanntlich nur unter Männern).

Als emotionales Meisterwerk würde ich "Casablanca" nicht bezeichnen - diese Form der Emotionalität war damals einfach normaler. Ein Film wie "Unsere besten Jahre" ist dagegen um Klassen emotionaler, ohne kitschig zu sein.

"Casablanca" ist wie "Pulp Fiction" ein Fantasieprodukt, daß genau deshalb die Massen begeistern kann und es ist völlig legitim PF 10 Punkte zu geben.

Doch für die Bezeichnung "Bester Film" fehlt beiden Werken die Tiefgründigkeit, die Auseinandersetzung mit menschlichen Emotionen, eine innovative Bildsprache und auch eine Thematik, die nicht dem Massengeschmack nachläuft.

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