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A House of Dynamite - Kathryn Bigelow

Begonnen von mali, 3 September 2025, 13:01:51

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mali

Kathryn Bigelow hat schon in mehreren Filmen die Arbeit von US-Soldaten und CIA-Leuten vorgeführt. In »A House of Dynamite« inszeniert sie nun einen Nuklearangriff auf die USA und begeistert das Publikum in Venedig.

Einer der Filme auf die ich mich freue, aber vielleicht mit falschen Erwartungen. Heute las ich, dass der Film wohl sehr, sehr dokumentarisch inszeniert sein soll. Da hätte ich lieber einen intelligenten, bigelowschen Action-Film gesehen.


StS

3 September 2025, 18:47:33 #1 Letzte Bearbeitung: 3 September 2025, 18:49:18 von StS

When a single, unattributed missile is launched at the United States, a race begins to determine who is responsible and how to respond.

From Academy Award winning director Kathryn Bigelow comes A HOUSE OF DYNAMITE. Starring Idris Elba, Rebecca Ferguson, Gabriel Basso, Jared Harris, Tracy Letts, Anthony Ramos, Moses Ingram, Jonah Hauer-King, Greta Lee, Willa Fitzgerald, and Jason Clarke.

In select theaters October 3 in the UK, globally October 10 and on Netflix October 24.


Allein schon wegen Bigelow ein Must-See.
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

StS

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Private Joker

26 Oktober 2025, 14:22:34 #3 Letzte Bearbeitung: 26 Oktober 2025, 17:34:21 von Private Joker
Zitat von: mali am  3 September 2025, 13:01:51Einer der Filme auf die ich mich freue, aber vielleicht mit falschen Erwartungen. Heute las ich, dass der Film wohl sehr, sehr dokumentarisch inszeniert sein soll. Da hätte ich lieber einen intelligenten, bigelowschen Action-Film gesehen.


Ging mir ähnlich - diese neue Machart "Semi-Doku als Spielfilm" (Warfare, September 5, partiell auch Civil War) ist bislang eher ein Versuch in eine Richtung, die noch nicht richtig gezündet hat, das Publikum bleibt überschaubar und die vielleicht erhofften Oscar-Noms blieben auch aus, gegen Musiker-Bios und Außenseiterdramen hatte man bislang keine Chance. Und die ich nicht zwingend so gebraucht hätte - wobei ich gerade "Civil War", der am ehesten "echtes Kino" ist, schon sehr mochte. Und noch eine Vorbemerkung: Obwohl man an dem Film hier im Wortsinn wenig spoilern kann (wer den gesehen hat, weiß warum) würde ich vorsichtig warnen - den Rest von dem Post vielleicht doch eher lesen, wenn man selbst durch ist oder dankend verzichten möchte.

Hier also der Vielleicht-Weltuntergang als Echtzeitdrama mit viel Hektik und noch mehr offenen Fragen. Fangen wir mal mit dem Thema "Echtzeit" an: Das ist schon die bislang extremste Interpretation des Themas, 18 Minuten wirkliche Handlung in 105 Filmminuten. Und selbst mit dem gewählten Kniff, besagte 18 Minuten dreimal zu zeigen, aus verschiedenen Blickwinkeln - irgendwann ahnt auch der Bremer Abitur-mit-4-Besteher: Da stimmt was nicht. Rechnen wir noch großzügig 10 Minuten Vorlauf in jedem "Strang" dazu, ist man immer noch bei nur 84 statt 105 Minuten. Also eher Fail in Sachen Echtzeit, das Phänomen plagte übrigens schon einen der Uropas des "Genres", den Western Klassiker High Noon, wo die gezeigte Uhr mit der Filmzeit eher selten übereinstimmte.

Punkt zwei: Das Thema. Klar, das ist irgendwo topaktuell. Ob auch realistisch? Wissen Frau Bigelow und ihr Team mehr als wir? Laieneinschätzung: Ich habe da so meine Zweifel. Eine irgendwo gestartete Interkontinentalrakete, und keiner weiß woher, wo uns "eigentlich" jeder zerstörte Panzer in der Ukraine brühwarm und in Bildern nahegebracht wird?? Und die Amis schießen ganze zwei Abwehrraketen auf die ab ("wir haben nur 50, und den Rest brauchen wir noch", na toll, wenn die Welt schon davor am Arsch ist).

Punkt drei: Was wird draus gemacht ? Hier gibt es natürlich (Bigelow ist ja nicht "irgendwer") schon Pluspunkte. Wir sehen viel Hektik, komplexe Befehlsstränge, Fehlkommunikation, Hilflosigkeit. Das ist je nach Laune 30 oder auch 60 Minuten mehr oder weniger packend, vielleicht auch faszinierend. Irgendwann nervt es dann, wenn man die Elemente wiedererkennt, wenn die Kamera heftig wackelt, Basso eher planlos mit dem Handy durch die Gegend rennt und dabei die Welt retten will. Wenn schon Weltuntergang, dann in style, scheint Bigelow zu denken, ich würde da eher sagen "Danke, aber Danke nein". Als vertrauensbildende Maßnahme in Politik und Militär (vermutlich eh sinnlos) geht der Film jedenfalls nicht durch.

Punkt 4 - die Schauspieler. Klar, wenn Bigelow ruft kommen, die, auch für kurze Rollen. Aber, um mal einen herauszugreifen, Elba als POTUS, echt jetzt ? Hatten die keinen Ami für die Rolle ? Ich musste da dauernd an den dauerkalauernden Brit-Premier aus Heads of State denken. Ansonsten gilt: Einen "Hauptrollenoscar" wird von denen wohl keiner bekommen, aus unterschiedlichen Gründen.

Punkt fünf, und spätestens hier wird es spoilerähnlich: Das Ende. Das streng genommen gar keins ist, nichts, buchstäblich gar nichts wird aufgelöst. Das persönliche Schicksal der Figuren (bis auf eine, aber blink and you miss it), was mit Chicago passiert, die Entscheidung des Präsidenten, ob die Welt im Eimer ist oder nicht. Ganz ehrlich: Dafür opfere ich normal keine knapp 2 Stunden Lebenszeit, schlechte Laune gibt es auch in 20 Minuten Nachrichten.

Kurz und nicht so gut: Das "war das Alles?" Gefühl, das in einigen RT-Kritiken geäußert wurde, dominiert auch bei mir. Wie bei allen Hyper-Realismusdramen der letzten Zeit würde ich das nicht in Punkte kleiden wollen, sage aber ganz klar: Das mag formal und handwerklich durchaus solides Niveau haben, aber ich hätte mein (auch gerne politisches) Kino doch eher klassisch, mit Anfang und Ende, mit 100 Minuten oder so zumindest grundlegend linearer Handlung und vielleicht auch zumindest Ansätzen von "Gut" und "Böse" in den Figuren.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

mali

Ich kann das so ziemlich alles unterschreiben, was Du da aufgelistet hast. Ich bin froh, das ich meine Erwartungen vorher noch deutlich heruntergeschraubt hatte.

Dennoch habe ich mich geistig nach der Hälfte so ziemlich ausgeklinkt und das Smartphone in die Hand genommen. Muss ich nicht noch mal sehen.

Und ja:
Den "blink and you miss it" Moment habe ich dann auch tatsächlich verblinkt :-)

Newendyke

30 Oktober 2025, 11:13:20 #5 Letzte Bearbeitung: 30 Oktober 2025, 14:30:50 von Newendyke
Ich wollte diesem Thriller gerne eine höhere Wertung geben, aber irgendwie hatte das alles einen sehr schalen Geschmack. Angefangen von der recht laxen Haltung aller Beteiligten der 3 Szenarios; gut, anfänglich auch noch verständlich, da solche Raketenabschüsse im Pazifik öfter vorkommen, die zuständige Behörde ihre Erfahrungen hat und nicht gleich in Panik verfällt, das leuchtete mir ein und damit war ich auch noch vollkommen OK. Doch wurde es erst in den jeweils letzten 3 bis 4 Minuten der 3 Blickwinkel spannend und wirklich ernst (und versucht tragisch, was die Einzelschicksale angeht). Das war mir dann zu wenig... und da hatte ich nicht mal ein großes Problem damit, dass der Film den klassischen 3-Akter über Bord wirft und mich als Zuschauer mehr im Dunkeln lässt als aufzuklären.
Zur Mitte hin hatte ich meine eigenen Theorien, wie der Film endet, aber gut, hat nun mal ein offenes Ende
Spoiler: zeige
 (wobei ich immer noch der Meinung bin, dass das alles ein Hacker-Angriff gewesen ist - siehe fehlende Daten zum Ursprung des Abschusses - und es nie eine Rakete gegeben hat und es Ziel gewesen ist, durch einen verfrühten US-Konter die Welt ins Chaos zu stürzen).
Was hatten eigentlich die Tarnkappenbomber am Schluss noch für eine Rolle? Der letzte Versuch die Bombe aufzuhalten?

Abschließend kam mir nur eine Erkenntnis. Dass das Gezeigte wohl gar nicht so weit hergeholt ist, es wohl ähnlich hinter den Kulissen ablaufen könnte und der Bürger erst informiert wird, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist (Vermeidung von Massenpanik oder vorschnellen Reaktionen, zu viele Meinungsmacher, eine entscheidungsunfreudige Führung etc.). Ehrlich gesagt auch nicht bedenklich, wenn man sich vor Augen führt, dass von einem zum anderen Moment die Weltordnung komplett aus den Fugen geraten würde... und wer mag dann schon gern seinen Finger auf den roten Knopf legen im vollen Bewusstsein der möglichen oder unausweichlichen Konsequenzen.

6/10


Und... wie verdammt noch mal funktioniert hier die "Spoiler"-Funktion?


"Ich will jetzt nichts mehr hören, von wegen keinen Job, kein Auto, keine Freundin, keine Zukunft und keinen Schwanz." (der Meister - Gran Torino)

StS

30 Oktober 2025, 14:10:45 #6 Letzte Bearbeitung: 30 Oktober 2025, 14:12:16 von StS
Zitat von: Newendyke am 30 Oktober 2025, 11:13:20Und... wie verdammt noch mal funktioniert hier die "Spoiler"-Funktion?

Hmmm... das Icon zum Anclicken sehe ich auch gerade nicht. Sonst einfach manuell eingeben:

spoiler und dann am Ende der Passage /spoiler ... mit [ und ] jeweils vor/nach den Spoiler-Begriffen
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Newendyke

Zitat von: StS am 30 Oktober 2025, 14:10:45
Zitat von: Newendyke am 30 Oktober 2025, 11:13:20Und... wie verdammt noch mal funktioniert hier die "Spoiler"-Funktion?

Hmmm... das Icon zum Anclicken sehe ich auch gerade nicht. Sonst einfach manuell eingeben:

spoiler und dann am Ende der Passage /spoiler ... mit [ und ] jeweils vor/nach den Spoiler-Begriffen

Danke dir!

Das Icon fehlt bei mir schon seit fast einem Jahr, seitdem versuche ich spoiler zu vermeiden oder halt zu umschreiben


"Ich will jetzt nichts mehr hören, von wegen keinen Job, kein Auto, keine Freundin, keine Zukunft und keinen Schwanz." (der Meister - Gran Torino)

mali

Zitat von: Newendyke am 30 Oktober 2025, 14:26:33Das Icon fehlt bei mir schon seit fast einem Jahr, seitdem versuche ich spoiler zu vermeiden oder halt zu umschreiben

Spoiler: zeige

Eine der vielen Funktionen, die hier so nach und nach "kaputt" gegangen sind ... Ganz sicher nur eine Einstellungssache irgendwo im Adminbereich.

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