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Bildformat bei Kubricks Shining

Begonnen von Der Mann mit dem Plan, 9 März 2003, 20:47:06

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Der Mann mit dem Plan

Weiss jemand zufällig, warum Stanley Kubrick bei "Shining" ein so flaches Bildformat gewählt hat? Kubricks gewünschtes Format ist ja 1,37:1. Welchen stilistischen Hintergrund hat das? Was versucht er durch so ein ungewöhnliches Bildformat erzeugen?

Ich kann mir vorstellen, dass gerade im Cinemascope-Format Shining gefährlich wirken könnte. Ich denke da zum Beispiel an all die schmalen langen Korridore. Wenn das breite Scope-Format noch mehr an unausgefülltem Raum gezeigt hätte, dann hätte man dadurch doch sicherlich eine klaustrophobischere Stimmung erzeugen können... oder bin ich auf dem Holzweg?

Man Behind The Sun

das o format von shining ist doch vollbild? das war doch kubricks lieblingsformat wenn ich mich nicht irre, oder?
In heaven everything is fine.


BobaFett

Kubrick mochte das Vollbildformat sehr, er hat gerne in die Höhe komponiert. Hängt vielleicht auch damit zusammen, daß er als Fotograf angefangen hat. Jedenfalls sind die meisten seiner Filme in diesem Format oder zumindest in einem sehr "hohen" Widescreenformat gedreht. Bei "Shining" finde ich, daß die langen, einsamen Korridore gerade im Vollbild beängstigend wirken, durch ihre Höhe. Die Aufnahmen mit der Steadycam, aus dem Winkel von Danny auf seinem Dreirad (?) sind IMO z.B. sehr gelungen. Aber natürlich ist der ganze Film toll gefilmt.

Zardoz

Irgendwo gab's das hier schon einmal... Nun ja, Kubrick meint, dass Shining durch das 1:1,37-Format die Klaustrophobie beim Zuschauer steigern könnte - schmale Gänge und enge Begrenzungen der Räume. Nun ja, ich bin da anderer Meinung. So ist es meiner Ansicht nach ein drastischer Fehler das "open Matte"-Format zu wählen (im Gegensatz zur 1:1.85-Projektion im Kino, die der Film gehabt haben muss). Man beachte bei den Titeln zu Beginn die Rotorblätter des Hubschraubers, die am oberen Bildrand durch die geöffnete Maske deutlich zu sehen sind - und das bei einem Perfektionist wie Kubrick! Na, ich weiss nicht. An einigen Stellen in Interviews betont Kubrick, dass er das Fernsehformat bevorzugt. Warum drehte er dann 2001 in Super-Panavision? Das wissen wohl die Götter - wo er schon mal da oben ist und es ihnen verraten hat!
Bei Shining ist im Fernseh-Vollformat zudem die unharmonische Bildaufteilung "nach oben hin" zu bemängeln. Kein Kameramann würde freiwillig so kadrieren! Auch Herr Kubrick hat mit Sicherheit schon einmal etwas von Harmonielehre gehört und von Wahrnehmungs- Psychologie- und Philosophie.
Nein. Mich stören diese Bildaufteilungen. Mich stört auch diese Aussage von Kubrick. Für mich ein beachtlicher Punkt der Selbstdemontage der Filmikone "Kubrick". Ich gehöre eher zu den Leuten, die Kubrick kritisch sehen und ihn nicht vergöttern.

BobaFett

Zitat von: ZardozMan beachte bei den Titeln zu Beginn die Rotorblätter des Hubschraubers, die am oberen Bildrand durch die geöffnete Maske deutlich zu sehen sind - und das bei einem Perfektionist wie Kubrick!

Mir sind die noch nie aufgefallen, obwohl ich davon gehört habe, ich glaube ich muß mal richtig darauf achten... jedenfalls meinte Kubrick, daß ihm die Rotorblätter so gefallen und er es deshalb so gelassen hat. Naja, ich denke mal, er hat es wohl auch nicht gemerkt. ;)

ZitatNa, ich weiss nicht. An einigen Stellen in Interviews betont Kubrick, dass er das Fernsehformat bevorzugt. Warum drehte er dann 2001 in Super-Panavision? Das wissen wohl die Götter - wo er schon mal da oben ist und es ihnen verraten hat!

Ich glaube das Studio wollte es so... bei dem Film paßt es aber auch wirklich besser, finde ich. Kubrick hat aber ja trotzdem kein 2.35:1-Format gewählt, sondern immerhin 2.20:1.

CU
BobaFett

Der Mann mit dem Plan

Zitat von: ZardozSo ist es meiner Ansicht nach ein drastischer Fehler das "open Matte"-Format zu wählen (im Gegensatz zur 1:1.85-Projektion im Kino, die der Film gehabt haben muss).

Ich glaube im Kino war's 1,66:1... "Full Metal Jacket" wurde fürs Kino auf 1,85:1 gemattet. Aber Kubrick hat, wenn mich jetzt nicht alles täuscht alles bis auf "2001" (2,20:1) und "Barry Lyndon" (was ganz krummes, 1,58:1 oder so) in 1,66:1 gedreht. Die Director's Approved-VÖs sind dann alle open matte auf 1,37:1

Aber dank euch beiden schon mal für die aufschlussreichen Auskünfte!

Zardoz

@BobaFett: Das Bildformat 1:2,20 ist das 70mm-Seitenverhältniss. Sollte es zumindest sein - bin zu faul zum 'raussuchen. 2001 ist in 65mm gedreht worden und wurde in 70mm vorgeführt.

@Plani: ...1:1,66 European Cache, so wird's wohl gewesen sein. Für mich trotzdem nicht nachvollziehbar, was Kubrick uns mit seinem Drang zum "Würfelformat" sagen wollte. Na ja, wie in der Kunst eben: der eine malt auf Leinwand, der zweite auf Pappe, der dritte auf Klopapier, der vierte gar nicht...usw...

Mark

Spartacus ist noch in Widescreen.

Den Open-Matte-Wunsch hatte er einmal tatsächlich wegen dem klaustrophobischen Effekt. Außerdem ist oben im Bild ja viel ungenutztes Bild, was bei normaler Bildnutzung und nach der Maskierung nicht passiert.
Der Effekt dieses Raumes schafft etwas unterschwellig gespenstiges, denn da ist nix, wo was sein sollte (Wirkung für Shining).
Oder in Full Metal Jacket, wo die Soldaten teilweise kleiner wirken.
Kubrick hat dieses Verfahren auch nur bei Filmen genutzt, bei denen dieser Effekt Sinn hat, es ist nicht bei allen Filmen Open Matte gewünscht worden.

FilmÖsi

Zitat von: MarkSpartacus ist noch in Widescreen.

Den Open-Matte-Wunsch hatte er einmal tatsächlich wegen dem klaustrophobischen Effekt. Außerdem ist oben im Bild ja viel ungenutztes Bild, was bei normaler Bildnutzung und nach der Maskierung nicht passiert.
Der Effekt dieses Raumes schafft etwas unterschwellig gespenstiges, denn da ist nix, wo was sein sollte (Wirkung für Shining).
Oder in Full Metal Jacket, wo die Soldaten teilweise kleiner wirken.
Kubrick hat dieses Verfahren auch nur bei Filmen genutzt, bei denen dieser Effekt Sinn hat, es ist nicht bei allen Filmen Open Matte gewünscht worden.
8O
Bis "klaustrophobischen Effekt" kenn ich mich noch aus, dann ähh wirds etwas unverständlich... Komm echt net mit was du meinst ;)
Den letzten Satz versteh ich dann wieder :)
MfG Martin

;) Die Österreicher san hoit doch die chefs ;)

Meine DVDs

Zardoz

Nun mal scharf nachdenken: Der Film Shining von Stanley Kubrick ist doch, wenn ich mich recht erinnere, ein Kinofilm?! 8O  Dann wurde er im Kino im Bildseitenverhältnis 1:1,66 vorgeführt. Der Film wurde, was seine Bildwirkung betrifft, für das Kino gestaltet. Alle Kadrierungen (wie ich den Rahmen um ein Filmbild setze) beruhen also auf der Annahme, dass sie auf der Leinwand ihre Wirkung haben sollen!? 8O  Dann ist doch das, was Herr Kubrick behauptet, eigentlich ein riesiger Q u a t s c h! Denn open Matte wirkt der Film völlig anders. Das Framing erscheint "nicht richtig", es widerspricht unseren seit Generationen tradierten und kultivierten Sehgewohnheiten - und zwar Frame für Frame.
Kubrick ist in meinen Augen ein völlig überschätzter Film-Technokrat. Sicher hat er seinen Platz in der Filmgeschichte zu Recht, doch man sollte solche Aussagen von Kubrick nicht überbewerten. Wie man im "Making Of" von Shining sehr schön nachvollziehen kann, hat Kubrick vor (Dreh-)Ort noch sehr viel ausprobiert. Dies steht meiner Ansicht nach im Widerspruch zu der gern zitierten These des Perfektionisten. Ausprobieren hat auch viel damit zu tun "sich nicht sicher zu sein". Ein Perfektionist ist sich aber sicher was er da tut, er gestaltet seinen Film so, wie er in der Vorproduktionsphase geplant war. Dazu kommen noch die zahllosen Kürzungen seiner Filme durch ihn selbst. Man denke nur an 2001. Die ach so tollen Interpretationsversuche schlauer Kritiker kommen doch gerade bei diesem Film nur daher, dass Kubrick den Film noch vor der Premiere in New York um elementare - und erklärende - 20 Minuten gekürzt hat (+/-, habe die genaue Zeit nicht zur Hand).
Ich erinnere mich an die Ausgabe von Cinema, in der von der Produktion von Shining berichtet wurde. Kubrick sprach in einem Interview davon:"Shining wird mein 100 Millionen Dollar-Film", womit er meinte, dass er endlich einen Blockbuster drehen wollte. Sein Neid auf Spielberg war damals wohl sehr gross, gerade nach den Erfolgen von "Unheimliche Begegnung...", "Der weisse Hai"und Co.
Hat Kubrick in der zweistündigen Dokumentation Life in Pictures nicht auch erwähnt, "dass man ihn noch nicht durchschaut hat"? Was wird er damit wohl gemeint haben, wenn doch jeder behauptet, er sei ein Genie? Für mich zählt Kubrick zu jenen Personen der Zeitgeschichte, die sehr fleissig an ihrem eigenen Image gefeilt haben! Dazu zählen dann auch solche Nonsense-Behauptungen, die anlässlich der Videoveröffentlichung von Shining als open Matte-Version gefallen sind.
Abschliessend: Wenn Kubrick von diesem Format (1:1,37) so sehr überzeugt war, warum hat er dann den Film Shining nicht in diesem Format im Kino vorführen lassen? Wir erinnern uns: Kubrick war einer der m ä c h t i g s t e n Regisseure seiner Zeit - er durfte alles tun und lassen, was ja seine Filme letztendlich beweisen.

Ich warte daher (wahrscheinlich vergebens) auf eine gemattete, anamorphe 16:9-Version des Films, so wie er im Kino vorgeführt wurde, damit ich auch den Vorteil moderner Fernseher voll ausnutzen kann!

Torti

eins versteh ich nicht: wieso ist ein perfektionist sich seiner sache sicher? das stimmt so nicht. ein perfektionist unternimmt so viele versuche bis es in seinen augen perfekt ist.

Man Behind The Sun

Zitat von: Tortieins versteh ich nicht: wieso ist ein perfektionist sich seiner sache sicher? das stimmt so nicht. ein perfektionist unternimmt so viele versuche bis es in seinen augen perfekt ist.

denk ich auch, das argument war nich unbedingt passend von zardoz! ich hab mir das making of angesehen und hatte auch das gefühl, das kubrick nicht ausprobiert hat, sondern sich in vielen dingen einfach noch nicht wirklich sicher war, weswegen er auch eine szene mehrmals hat nachdrehen lassen. in meinen augen ist er schon eine klasse für sich, und letztendlich zählt ja auch der endgültige film. das format spielt in dem falle für mich eine untergeordnete rolle, so lange es DAS format ist, in dem der film auch gedreht wurde. wurden balken über das bild geklatscht, wäre mir das auch egal, so lange der regisseur das so gewollt hatte (siehe romero und sein DOTD DC)
In heaven everything is fine.


BobaFett

Zitat von: Zardoz@BobaFett: Das Bildformat 1:2,20 ist das 70mm-Seitenverhältniss. Sollte es zumindest sein - bin zu faul zum 'raussuchen. 2001 ist in 65mm gedreht worden und wurde in 70mm vorgeführt.

Achso, dann ist es also das Format das Negativs? Er hätte den Film aber ja trotzdem in 2.35:1 drehen können, dann halt nicht in Super Panavision 70. Wie auch immer, auf jeden Fall meine ich aber, daß das Studio wollte, daß der Film in Widescreen gedreht wird.

Ansonsten denke ich auch, daß man es so sehen kann, daß ein Perfektionist solange Veränderungen vornimmt und rumprobiert, bis er zufrieden ist. Zugegebenermaßen hatte er dann vielleicht auch noch nicht alles vorher im Kopf oder er hatte es, hat dann aber wieder neue Ideen gehabt, die er noch besser fand. Ich finde aber nicht, daß das gegen ihn spricht - mit dem Bild des Perfektionisten ist doch eigentlich auch nur gemeint, daß er halt erst aufgehört hat zu drehen, wenn er zufrieden war und u.a. wohl auch manche Szenen recht oft hat wiederholen lassen. Zum Format: In den USA können die meisten Kinos anscheinend keine Filme in Vollbild zeigen, die meisten sind glaube ich nicht mal für 1.66:1 ausgelegt, so daß Kubricks Filme deshalb im Kino gemattet wurden. Auf Video war es dann aber möglich die Filme so zu veröffentlichen, wie er es wollte.

Torti

kam aber auch in der doku vor glaub ich. mein mich daran errinern zu können. übrigens das die das format nciht liegt könnte auch nur ein zusätzlicher unwohler effekt sein den kubrick natürlich bedacht hat ;)

mightymaze

Torti hat folgendes geschrieben:
Zitateins versteh ich nicht: wieso ist ein perfektionist sich seiner sache sicher? das stimmt so nicht. ein perfektionist unternimmt so viele versuche bis es in seinen augen perfekt ist.
Seh ich ganz genauso!

Zardoz hat geschrieben:
ZitatDas Framing erscheint "nicht richtig", es widerspricht unseren seit Generationen tradierten und kultivierten Sehgewohnheiten - und zwar Frame für Frame.
Ich kenn mich zwar mit den ganzen technischen Details nicht besonders gut aus, aber was soll daran schlecht sein eben nicht unsere "kultivierten" und "seit Generationen tradierten" Sehgewohnheiten zu befriedigen?  :roll:

Zum Schluß noch ne Frage:

Zardoz hat geschrieben:
ZitatDie ach so tollen Interpretationsversuche schlauer Kritiker kommen doch gerade bei diesem Film nur daher, dass Kubrick den Film noch vor der Premiere in New York um elementare - und erklärende - 20 Minuten gekürzt hat (+/-, habe die genaue Zeit nicht zur Hand).
Davon hatte ich bis jetzt noch nichts gewußt! Daher wollte ich nachfragen, ob bekannt ist um was es in besagten 20 Minuten geht? Gibt es eventuell eine Veröffentlichung dieses Materials oder irgendeine URL wo man näheres erfahren könnte?

Servus
hias

Zardoz

Also: O.K., was die Kritik am Perfektionisten Kubrick betrifft, habe ich mich etwas weit aus dem Fenster hinausgelehnt und ich gebe Euch in Euren Ausführungen recht :!:  Ich habe eben nur einen berechtigten Zorn auf die Kritikerschar, die sich an Kubricks Machart der Filme ergötzt und nicht einsehen mag, dass es vielleicht auch für andere Filmemacher keine Kunst gewesen wäre, einen "unsterblichen" Film herzustellen, wenn man diese Idealbedingungen beim Filmemachen gehabt hätte, wie sie nun mal Kubrick durch Warner hatte (siehe Doku)!
Darüber hinaus wird viel zu viel in Kubricks Werk hineininterpretiert, was überhaupt nicht zu sehen ist. Was man Kubrick durchaus zugute halten kann, ist die Kontinuität in seinem Schaffen, dass er sich selbst und seinem Werk treu geblieben ist. Dennoch sind seine Filme kalt, emotionslos und fast durchgängig von neuen, technischen Spielereien bestimmt. Es ist kein Wunder, dass Kubrick den Film A.I. an Steven Spielberg abgetreten hat. Emotionen sind nicht Kubricks Spielwiese gewesen. Eigentlich Schade, denn sind es nicht die Emotionen, die in uns entstehen sollen, wenn Licht von der Leinwand reflektiert wird? Vielleicht irre ich mich ja!

@BobaFett: Kubrick war einer der bestvorbereiteten Regisseure weltweit. Alleine für die Vorbereitungen der Regieanweisungen hatte er 6-12 Monate verwandt! (Quelle: Michel Ciment: Kubrick). Die häufigen Takes kamen daher zustande, dass bestimmte Darsteller, wie etwa Nicholson oder S. Duvall, erst ab einer bestimmten (hohen) Anzahl von Wiederholungen zur Blüte reiften. So meinte es zumindest Kubrick (siehe Doku).

ZitatIch kenn mich zwar mit den ganzen technischen Details nicht besonders gut aus, aber was soll daran schlecht sein eben nicht unsere "kultivierten" und "seit Generationen tradierten" Sehgewohnheiten zu befriedigen?

Da ist eigentlich nichts schlecht dran. Siehe Lars von Trier, der in seinen Dogma-Filmen den Achssprung kultiviert hat, Godard, der uns Filme bewusst asynchron serviert oder Bresson, der uns in seiner Version der Artussage (LANCELOT DU LAC) minutenlanges Lanzenstechen während feierlicher Ritterspiele zeigt, indem er unsere Blicke nur auf die Beine der Reitenden lenkt!
Diese Regisseure verstanden ihr Handwerk und wichen dramaturgisch geschickt vom gelernten, vom Mainstream ab, um uns die Welt anders erleben zu lassen, uns auf bestimmte Details zu lenken, die ihnen wichtig waren.
Wenn jedoch Kubrick einerseits den Film Shining im Kino im Format 1:1,66 vorführen lässt und bei der Video/TV-Auswertung das Vollbilformat als das einzig wahre Vorführformat preist, dann erscheint mir das zu Recht Suspekt!
Übrigens: Amerikanische Kinos können - wie die europäischen Kinos - jedes Format vorführen! Das Format ist nur eine Frage des Projektionskaschs und der richtigen Projektionslinse - mehr nicht.

ZitatDavon hatte ich bis jetzt noch nichts gewußt! Daher wollte ich nachfragen, ob bekannt ist um was es in besagten 20 Minuten geht? Gibt es eventuell eine Veröffentlichung dieses Materials oder irgendeine URL wo man näheres erfahren könnte?

Keine Ahnung, ob es URLs gibt, hier vor mir liegt das Buch über die Entstehung des Films 2001:

Jerome Agel: The Making of Kubrick's 2001, verlegt bei Signet.

Das Drehbuch zum Film gibt es unter den einschlägigen URLs im Netz.

U.a. wurden Szenen entfernt, in denen Bowman die Ausserirdischen sehen kann. Bilder davon sind im Buch abgebildet.

Schon witzig, dass es Leute im GF gibt, die soooo lange Beiträge (wie diesen hier) lesen 8O

mightymaze

Hallo!
Zardoz hat geschrieben:
ZitatDarüber hinaus wird viel zu viel in Kubricks Werk hineininterpretiert, was überhaupt nicht zu sehen ist. Was man Kubrick durchaus zugute halten kann, ist die Kontinuität in seinem Schaffen, dass er sich selbst und seinem Werk treu geblieben ist. Dennoch sind seine Filme kalt, emotionslos und fast durchgängig von neuen, technischen Spielereien bestimmt. Es ist kein Wunder, dass Kubrick den Film A.I. an Steven Spielberg abgetreten hat. Emotionen sind nicht Kubricks Spielwiese gewesen.
Ich hab bei Kubrick-Filmen eigentlich immer das Gefühl, dass sie nur oberflächlich kalt und emotionslos sind und Kubrick im "tieferen Sinne" der Filme doch viel über das menschliche Wesen und seinen Überlegungen dazu preisgibt. (Aber vielleicht interpretiere ich da ebenfalls zuviel hinein, wie du es ja bereits bemängelt hast.) Bestimmte seiner Filme sind aber ganz offentsichtlich bewußt unterkült inszeniert (bestes Beispiel "2001", in welchem er eben zeigt was passiert, wenn die Technik/das Werkzeug eben nicht mehr vom Menschen dominiert wird, sondern umgekehrt!). Zu A.I. noch kurz: Ich bin mir sicher, dass A.I. ein weitaus interessanterer und intelligenterer Film geworden wäre, wenn er von Kubrick und eben nicht von Spielberg inszeniert worden wäre. Denn zwischen vermeintlicher Emutionslosigkeit und teatralischem Schmalz (bei Spielberg) liegen noch viele Zwischenstufen!

ZitatDa ist eigentlich nichts schlecht dran. Siehe Lars von Trier, der in seinen Dogma-Filmen den Achssprung kultiviert hat, Godard, der uns Filme bewusst asynchron serviert oder Bresson, der uns in seiner Version der Artussage (LANCELOT DU LAC) minutenlanges Lanzenstechen während feierlicher Ritterspiele zeigt, indem er unsere Blicke nur auf die Beine der Reitenden lenkt!
Diese Regisseure verstanden ihr Handwerk und wichen dramaturgisch geschickt vom gelernten, vom Mainstream ab, um uns die Welt anders erleben zu lassen, uns auf bestimmte Details zu lenken, die ihnen wichtig waren.
Wenn jedoch Kubrick einerseits den Film Shining im Kino im Format 1:1,66 vorführen lässt und bei der Video/TV-Auswertung das Vollbilformat als das einzig wahre Vorführformat preist, dann erscheint mir das zu Recht Suspekt!
Nach kurzem Überlegen muss ich dir in diesem Punkt absolut Recht geben!

ZitatSchon witzig, dass es Leute im GF gibt, die soooo lange Beiträge (wie diesen hier) lesen
Wenn er so gut wie dieser ist: immer wieder gerne! (Schleim  :oops: )

Servus
hias

PS: Vielleicht doch noch mal kurz zur Interpretation von Kubrick-Filmen: Ich bin schon der Meinung, dass seine Filme stark zum Interpretieren einladen und zwar nicht nur, weil er vieles, was zur Erklärung nötig wäre, unausgesprochen lässt, sondern weil seine Filme wirklich intelligent sind (Ähnlich wie bei David Lynch, obwohl ich mir selbstverständlich im Klaren darüber bin, dass diese beiden Filmschaffenden eigentlich nicht miteinander vergleichbar sind). Dass dabei der ein oder andere Kritiker/Interpret etwas über das Ziel hinausschießt ist natürlich auch klar.
Vielen Dank fürs Lesen!  :D

Lucker

Zitat von: ZardozSchon witzig, dass es Leute im GF gibt, die soooo lange Beiträge (wie diesen hier) lesen 8O

Hi Zardoz
Ja Mann, ein paar von uns sind schon verdammt perverse Schweine!
Und die freuen sich halt auch ab & an informative & interessante Beiträge zu lesen und im Schädel zu speichern...  :wink:
Thanx für deinen.
Greetings Lucker
Ich schuf Gott!

BobaFett

Zitat von: ZardozDarüber hinaus wird viel zu viel in Kubricks Werk hineininterpretiert, was überhaupt nicht zu sehen ist.

Naja, aber das ist doch gerade auch das Faszinierende an manchen seiner Filme. Dadurch kann man etwas darüber nachdenken, finde ich besser als dem Zuschauer alles auf dem Silbertablett zu servieren. Daß man dann auch zuviel in etwas hineininterpretieren kann oder vielleicht selbst etwas ganz anderes in einem Film sieht als der Regisseur im Kopf hatte, kann natürlich passieren, aber das ist wohl generell so bei Kunst.

ZitatWas man Kubrick durchaus zugute halten kann, ist die Kontinuität in seinem Schaffen, dass er sich selbst und seinem Werk treu geblieben ist. Dennoch sind seine Filme kalt, emotionslos und fast durchgängig von neuen, technischen Spielereien bestimmt.

Das stimmt, sein Stil ist durchgängig kühl, trotzdem sind seine Filme alle komplett verschieden und unterschiedlicher Genres. Das ist doch auch schon bemerkenswert, zumindest im Gegensatz zu Regisseuren, die den gleichen Film immer wieder drehen. ;)
Was die technischen Spielereien angeht, so standen sie nie im Mittelpunkt, wie vielleicht bei Lucas bei den neuen Star Wars-Filmen, sondern erfüllten immer einen Zweck, wie die SteadyCam-Aufnahmen in "The Shining" oder die Aufnahmen bei Kerzenlicht um Bildkompositionen zu schaffen, die wie Gemälde wirken, in "Barry Lyndon".

ZitatEs ist kein Wunder, dass Kubrick den Film A.I. an Steven Spielberg abgetreten hat. Emotionen sind nicht Kubricks Spielwiese gewesen. Eigentlich Schade, denn sind es nicht die Emotionen, die in uns entstehen sollen, wenn Licht von der Leinwand reflektiert wird? Vielleicht irre ich mich ja!

Also Emotionen entstehen teilweise schon, denke ich, so ist "The Shining" IMO einer der furchteinflößendsten Horrorfilme, die es gibt und auch "Paths of Glory" ist in seiner Wirkung sehr effektiv. Trotzdem ist Kubricks Stil eher kühl das stimmt, aber neben Emotionen kann Kino ja auch zum Nachdenken anregen. Ich könnte mir auch vorstellen, daß Kubrick z.B. das Ende von "2001" extra so mysteriös gestaltet hat um die Leute zum nachdenken über den Film anzuregen und zu zeigen, daß hier größere Mächte, die den Menschen übersteigen, im Spiel sind.
Was "A.I." angeht, sollte die Geschichte in Märchenform erzählt werden und dafür ist natürlich Märchenonkel Spielberg der beste Regisseur. Sogesehen finde ich auch "A.I." gar nicht mal so schlecht, wie er von manchen Kritikern manchmal gemacht wird, obwohl mich eine Version von Kubrick selber schon interessiert hätte. Wäre dann aber sicherlich auch ein ganz anderer Film geworden.

Zitat
@BobaFett: Kubrick war einer der bestvorbereiteten Regisseure weltweit. Alleine für die Vorbereitungen der Regieanweisungen hatte er 6-12 Monate verwandt! (Quelle: Michel Ciment: Kubrick). Die häufigen Takes kamen daher zustande, dass bestimmte Darsteller, wie etwa Nicholson oder S. Duvall, erst ab einer bestimmten (hohen) Anzahl von Wiederholungen zur Blüte reiften. So meinte es zumindest Kubrick (siehe Doku).

Ok, das wußte ich nicht, THX für die Info.

ZitatÜbrigens: Amerikanische Kinos können - wie die europäischen Kinos - jedes Format vorführen! Das Format ist nur eine Frage des Projektionskaschs und der richtigen Projektionslinse - mehr nicht.

Genau und eben dieser Kasch soll in den meisten Kinos für 1.66:1-Filme nicht vorhanden sein. Genauso soll es meist keine Linse für Vollbildfilme geben, was ich schon aus verschiedenen Quellen gehört habe - u.a. hat auch schon mal Jan Harlan das als Begründung für die gematteten Kinoversionen angeführt, meine ich.

Opagraui

shining besitzt im vollbildformat perfekte bildkadrierung, was die zahlreichen symmetrien und doppelungsmotive beweisen. das wird auch der grund für die formatwahl gewesen sein. ein quadrat (vollbild ist quadratischer als breitbild) ist symmetrischer als ein rechteck mit verschieden langen seiten und ermöglicht so mehr varianten

girlygirl220

5 Januar 2009, 13:47:13 #20 Letzte Bearbeitung: 5 Januar 2009, 14:16:48 von girlygirl220
Hallo,
Ich wollte mich informieren, ob ich das jetzt richtig verstanden habe, dass das Original-Bildformat bei Shining Vollbild ist z.B. VÖ. Stanley Kubrick Collection

http://www.ofdb.de/view.php?page=fassung&fid=2240&vid=24571

also hierbei sieht man am meisten (oben und unten sieht man etwas mehr, und seitlich gleich viel wie bei den Widescreen Editions), und dass die Formate mit 1,78:1 wie z.B. bei

der 2-Disc Special Edition

http://www.ofdb.de/view.php?page=fassung&fid=2240&vid=227279
gematted ist, also oben und unten etwas weniger zu sehen als bei der Vollbildversion?? ODER ist auf der DVD mit 1,78:1 etwas mehr zu sehen als bei der Vollbildfassung??


Danke und Mfg.

MMeXX

http://www.dvdbeaver.com/film/dvdcompare/shining.htm

Bisschen runterscrollen, Bilder angucken, selbst urteilen. ;)

Ich finde 1,33:1 kommt bei den Bildern besser, auf Grund der Symmetrien etc. (siehe auch den Beitrag über deinem).

girlygirl220

5 Januar 2009, 20:05:48 #22 Letzte Bearbeitung: 5 Januar 2009, 20:48:20 von girlygirl220
Also wenn die Deutsche-2-Disc-Special-Edition das selbe Bildformat hat wie die US-Special-Edition (die auf dem Link von dvdbeaver zusehen ist), dann sieht man wohl auf der Vollbildversion oben und unten mehr und auf der 1,78:1 Version rechts uns links mehr.... da braucht man ja fast zwei von ;->  :doof:

golgothicon

16 Januar 2009, 00:18:08 #23 Letzte Bearbeitung: 16 Januar 2009, 00:29:57 von golgothicon
Erstaunlich, dass das hier immernoch für Verwirrung sorgt, wo doch das "Stanley Kubrick Archives" Buch für klärung sorgt:


[Quelle: The Stanley Kubrick Archives, Seite 452. Roten Kasten habe ich selbst hinzugefügt.]

Zusätzlich sei angemerkt, dass ich immer wieder gehört habe, dass sich Kubrick für das Academy II Format für TV- und Videoveröffentlichungen ausgesprochen hat, weil er wusste, dass seine Filme an sonsten vom Breitwandformat auf 4:3 per Pan and Scan angepasst werden.

pm.diebelshausen

Habe hier gerade gelesen, "Ausprobieren hat auch viel damit zu tun "sich nicht sicher zu sein"." - Ohne Kubrick zu vergöttern: Es kommt doch wohl noch darauf an, auf welchem Niveau man ausprobiert oder sich nicht sicher ist. Da, wo Kubrick einiges erstmal ausprobiert, hat 1) er sich bereits gegen einige andere Möglichkeiten entschieden, die er gar nicht erst probieren will, und 2) beinahe jeder andere Regisseur mit dem üblichen Standard begnügt. Bei wem besteht jetzt mehr Unsicherheit: bei dem, der unübliche Wege ausprobiert, oder bei dem, der sich auf das tradiert Sichere verlässt?

Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

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