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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



Garry Disher. Wyatt ist cool, sehr cool. Dennoch will es ihm nicht gelingen, auf die Gewinnserseite zu wechseln. Nachdem sein letzter Coup völlig in die Hose gegangen ist, muss Wyatt in der Weite des Outbacks untertauchen. Die Polizei ist hinter ihm her, und ein Gangstersyndikat hat ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt.

Wyatt ist von zwei Typen einer Detektei aufgespürt worden, schickt sie aber auf die Bretter und macht sich vom Feld, nachdem er zumindest den Namen ihres Bosses erfahren hat. Nun will er sich endlich mit einem vernünftigen Coup finanziell sanieren, seine Verluste der letzten Monate oder gar Jahre ausgleichen. Dafür versucht er, alte Kumpels zu engagieren, aber der eine - Rossiter - bleibt außen vor und Loman? Der ist tot. Also wendet er sich an Harbutt. Wirklich vertrauenswürdig sieht der nicht mehr aus. Suff, Drogen und zu wenig Bewegung sowie kribbelige Hände. Doch was soll Wyatt tun? Nach dem ersten Kontakt schleppt Harbutt Ray und thea an, von denen Ray gerade zu eine Liste an möglichen Coups im Kopf hat. Aber nichts davon auch nur ansatzweise auf eine wirklich reale Machbarkeit überprüft. Dazu kommt noch, dass diese Thea eigene Ideen hat, die Wyatt aber nicht interessieren. Als es dann noch zu einem Verrat kommt, macht sich Wyatt mal wieder aus dem Staub. Denkt, er könne bei seinem ehemaligen zu Hause sein Geldversteck ausräumen. Geht schief. Also bleibt ihm nur der Weg, den der Detetiv Stolle ihm vorgeschlagen hat: ihm zu dessen Klientin zu folgen. Die hat einen Plan ausgetüftelt, wie man eine Bank um zwei Millionen erleichtert. Erst einmal den Banker schnappen, die Familie als Geiseln nehmen. Nicht ahnend, dass der Banker Schulden hat und sein Gangstergläubiger wiederum seinen Bossen eine Menge schuldet. Was den auf die Idee bringt, auch die Bank zu überfallen. Und auch ein weiterer Mitspieler gedenkt sich die Kohle zu krallen. Da geht mal wieder so einiges schief, doch Wyatt kann sich erneut absetzen. Doch das ist längst nicht alles.

Ein weiterer harter Gangsterthriller, der sich vom Rest auf dem Markt zu unterscheiden weiß und dessen Stoßrichtung heutzutage so gut wie aus den Regalen verschwundenist. Ob es am neuen Political Correctness aka Zensur-Wahn liegt oder einfach niemand mehr ein echtes Interesse an derartigen Stoffen hat, weiß ich nicht. Aber man kann Interesse durch konsequente Verweigerung der Erwähnung oder Besprechungen derartiger Thriller rapide schwinden lassen und das zahlende Volk dann mit immensem Aufwand zu den 08/15-Schreibern locken, die wieder und wieder ihre Satzhülsen abarbeiten und noch mit dem erhobenen Zeigefinger für die richtige Doktrin werben. So kann man die Käuferschicht und möglichen Wähler ja auch manipulieren. Die Vielfalt bleibt dabei fast auf der Strecke. Fast, weil sich einige Verlage wie Festa, Pulpmaster, Voodoo-Press und auch Luzifer diesem Trend verweigern und nicht nach oben buckeln. "Hinterhalt" ist ein schneller, knapp formulierter Reißer, der ohne umständliche Formulierungen, ellenlange Dialoge und ausgewalzte menschliche Dramen auskommt. Dishers Wyatt ist ein Berufsverbrecher, der auch zeigt, dass er eine Seite an sich hat, die dem Leser eigentlich zuwider sein müsste: er kann eiskalt und gnadenlos morden, wie er auch hier zeigt. Dennoch fiebert man mit ihm mit, wenn er zum wiederholten Male Pech hat. Und gerade dieses Dauerpech hat mich nach der ersten Hälfte des Romans auch etwas genervt, weil die Abläufe sich doch zu sehr denen aus den ersten beiden Werken ähnelten, doch der Autor kriegt dann die Kurve und liefert einen dreckigen und verräterischen Plot, der gut konstruiert auch mit Abwechslung punkten kann. Feiner Hardboiled-Stoff über 255 Seiten, mit kleinen Prisen trockenem Humor, flott zu lesen und geradezu süchtig machend auf das nächste Werk um den "australischen Parker", der übrigens froh sein kann, dass die DNA-Entschlüsselung zu der Zeit (1993) noch in den Kinderschuhen steckte, so wie er manchmal lästige Beweise entsorgt. Mit "Willkür" geht es dann weiter. Danach wird aber erst einmal eine Pause zugunsten von Action von Steven Konkoly und seinem "Black flagged: Alpha" aus dem Luzifer-Verlag eingelegt.

Jerry Garcia



Garry Disher. Wyatt hat noch eine Rechnung mit den Mesics offen - wäre da nicht das Kopfgeld, das das Syndiakt für seine Liquidation ausgesetzt hat und Melbourne zu einem unsicheren Pflaster für ihn macht. Wyatt muss den Spieß umdrehen. Über seinen einstigen Mittelsmann Rossiter nimmt er Kontakt zu seinem alten Kumpel Jardine auf, in dessen Schublade jede Menge Pläne nur darauf warten, das operative Geschäft des Syndikats an seinen empfindlichsten Stellen zu treffen.   

In Melbourne platziert sich Wyatt mit seinem Wagen nahe des Anwesens der Mesics und beobachtet ein Kommen und Gehen. Irgendetwas geht da vor sich, das sich ihm noch nicht wirklich erschließt. Dann sieht er einen Typen auf seinen Wagen zulaufen, kippt sich schnell Whisky in Schlund und Klamotten und spielt den Besoffenen - und kommt mit der Nummer durch. Selbstverständlich zieht er sich danach sofort zurück. Zumindest weiß er jetzt, dass die Mesics aufgewühlt und nervös sind, aber nicht, warum das der Fall ist. Bei der Gangsterfamilie hält sich derzeit der Bulle Bax auf, der sich von denen recht gut die Taschen füllen lässt. Und er wird nicht der einzige Cop bleiben, der auf die Art versucht, sein Gehalt aufzubessern. Wyatt indes macht sich auf zu seinem ehemaligen Mittelsmann Rossiter, der mittlerweile schwer heruntergekommen ist und einen Sohn namens Niall sein eigen nennen kann, der absolut zu nix taugt. Eigentliche Chefin der Familie ist seine Gattin Eileen, die alles tut, um speziell ihren Sohn zu schützen. Nach einigen Spitzfindigkeiten und einer Lehre für Niall erhält Wyatt die Informationen, die er braucht und zieht los. Jardine geht dann auch auf seinen Vorschlag ein. Der alte Kumpel ist zwar nicht Feuer und Flamme für die Sache, verspricht sich aber einigen Reibach. Und los geht es nach Sydney, dem Syndikat auf die Füsse treten. Mit einigen Coups stören sie deren Geldfluss, machen sie somit zu unzuverlässigen Kandidaten, was deren Geschäfte noch entschieden mehr stört. Und tatsächlich lassen die sich auf einen Deal ein. Mit dem im Rücken macht sich Wyatt wieder auf nach Melbourne.

Jetzt kommt eigentlich richtig Fahrt in die Story um Wyatt. War Buch 1 noch die Einführung des verbrecherischen Protagonisten und des Syndikats, mit dem er sich anlegt und Buch 2 dann Übergang, in dem sich Wyatt erholt und versucht, zu Geld zu kommen und zu dem dem ersten Buch "Gier" etwas zu ähnlich, entwickelte sich Teil 3 dann zu dem Auslöser, der Wyatt an den Punkt bringt, in "Willkür" in die Offensive zu gehen, um dem Syndikat, das sich als roter Faden der Wyatt-Abenteuer erweist, deutlich zu zeigen, dass sie sich mit dem Falschen angelegt haben. Und dann geht die Story los und  mit ihr die unterschiedlichsten kleinen Dramen der vielen Mitspieler, die sich untereinander zerstreiten, Alimente nicht bezahlen können, sich rächen wollen oder einfach nur zu Geld kommen wollen. Waren es in dern drei Vorgängern noch verhältnismäßig kleinere Raids mit wenigen Beteiligten, die sich in die Quere kamen und so Probleme verursachten, unter denen Wyatt bis jetzt zu leiden hat, wird jetzt mehr aufgetragen. Das Szenario verändert sich, es kommt noch mehr Tempo in die Handlung und sie nimmt Formen an, die man so nicht ganz erwartet hatte. Natürlich ist man stilistisch jetzt auf dem eingschlagenen Weg und kennt den trockenen und lakonischen Jargon, der durchaus auch einen gewissen Humor zu verbreiten weiß und der nicht nur den Alimenteschuldner Sergeant Napper trifft. Die Atmosphäre ist schmutzig, wie man auch bei Familie und Domizil der Rossingtons sehr gut erkennen kann, aber auch die internen Zwistigkeiten der Mesics zeigen auf, was die liebe Familie so wert sein kann, wenn sie gierig wird. Was hier ebenfalls neu ist, ist die Tatsache, dass man erstmals wirklich etwas, nur etwas mehr von Wyatt erfährt. Wie er sich manchmal wünscht, normal mit Menschen einen Trinken zu gehen, Anschlusszu finden oder gar einen familiären Bezug zu haben. Doch die Meinung ändert er nach den Begegnungen mit den Mesics und Rossiters - better off alone ist dann wieder seine Maxime. Natürlich müssen dann auch einige Figuren dran glauben, aber irgendwie erscheint das in seinen - Garry Dishers - Büchern immer noch wie ein völlig normaler Job ohne großes Palaver-Tara über Dutzende Seiten hinweg. Gut aufgebaut, flott, spannend und rasant auf 252 Seiten erzählt, mit einem Ende, das mal abweicht, aber noch nicht aufhört mit der Geschichte von Wyatts Leben. Es gibt noch drei weitere Werke dazu. Seht gute Unterhaltung für die Klientel, die sich nicht durch die derzeitige Meinungsmache und Moralapostel in den Sog des langweiligen Mittelmaßes und des wohl einstudierten Herdentriebs zwängen lässt.

Jerry Garcia



Steven Konkoly. Daniel Petrovich ist Agent des BLACK FLAG-Programms, und vielleicht der gefährlichste Mann, den das Geheimprojekt des Verteidigungsministeriums hervorgebracht hat. Er kennt Geheimnisse, die in den Tiefen des Pentagon verborgen liegen, und von denen kaum jemand etwas weiß. Dann wird Petrivich erpresst  eine letzte Mission, ein letzter Auftrag. Doch aus dem Routine-Einsatz wird ein Wettlauf gegen die Uhr. Von nun an gibt es keine Grenzen mehr - und keine Loyalitäten.

Im April 1999 ist Marko Resja in Serbien, um einen tödlichen Auftrag auszuführen. Er lebt schon seit Jahren undercover in dem Land, beherrscht Sprache und Sitten, hat Kontake und Unterstützung. Nachdem er seine Arbeit äußerst bleihaltig und blutig erledigt hat, geht es endlich wieder in die Heimat, Serbien geht ihm mittlerweile schwer auf den Senkel.
Sechs Jahre später im Mai 2005 hat er sich mit seiner Frau Jessica ein neues Leben aufgebaut, hat einen guten Job und versucht sich in einem Fußball-Team. Dann kommt eines Tages ein Anruf rein, der ihn mit seiner früheren Identität verbindet. Marko Resja wird gesucht. Er gibt natürlich nicht zu, dass man mit ihm den Richtigen erreicht hat, aber sämtliche seiner Warnleuchten blinken wie verrückt und er geht über zum Notfallplan. Er will untertauchen und zudem vermeiden, dass seine Gattin in die Sache hineingezogen wird. Doch er weiß gar nicht wirklich, wer ihm hier eigentlich an den Kragen will. Es gibt da verschiedene Parteien, denen sein Verschwinden recht gut in die Karten spielen würde. Und schon bald hat er Profi-Teams unterschiedlichster Dienste an den Hacken - Dienste der USA. Wer will ihn aus dem Weg räumen und warum? Weiß er zuviel?

Das Buch hat einen wahlich explosiven Start, wenn die Hauptfigur zwei voll besetzte Range Rover irgendwo im serbischen Hinterland mit über hundert Kugeln von großer Durchschlagskraft ausschaltet. Da fliegen die Fetzen. Und das ist dann auch Programm für die weitere Geschichte, die dennoch nicht nur eine reine Aufzählung von Action-Sequenzen ist, sondern einen durchaus verzwickten Hintergrund zu bieten hat und mit  Personal ausgestattet ist, bei dem man absolut nicht weiß, was ihre Motivation ist, wem sie die Treue halten. Nach der Bond-artigen Einleitung ist der Aufbau der Verwicklungen erst recht einprägsam, ruhig und übersichtlich, doch das ändert sich bald. Hinter dem Vorhang der Geheimdienste wird gemauschelt, getrickst, intrigiert, gelogen und betrogen, was das Zeug hält. Es empfiehlt sich, das Buch nicht nur so locker wie eine Urlaubslektüre zu überfliegen, dazu sind die Vorgänge hinter den Kulissen zu komplex, zu sehr mit Politik und kalten Kriegern besetzt, als dass man da einfach zur knalligen Tagesordnung übergehen kann. Wobei das mit der Tagesordnung in dem einen Fall der Polizistin für mich doch schon ein starkes Stück war, weil man diesen Punkt gegen Ende doch recht lapidar abhakt. Ja, getötet wird in dieser Jagd- und Ballerorgie manchmal doch recht leicht und flott, was natürlich der Action ziemlich zugute kommt, aber hier und da etwas fragwürdig ist. Andererseits ist hier dann auch absolut keine wirkliche Trennung zwischen Gut und Böse zu erkennen und als so richtig realitätsnah würde ich es denn auch nicht bezeichnen. Okay, die ultrafiesen Serben sind vielleicht das ultimativ Böse, aber auf denen wird ja mittlerweile fast so gerne rumgehackt wie auf den Deutschen. Da das Buch nicht von einem deutschen Autor stammt und auch keine deutschen Figuren wirklich eine Rolle spielen, bleibt die political correctness hier mal sowas von außen vor, dass ich schon leicht erstaunt war, aber mehr erfreut, da es ja doch von der Norm abweicht. Hoch spannend, mit viel Action, einem nicht leicht zu durchschauenden Szenario, schnell und hin und wieder auch verflucht brutal für einen Thriller - YES - und ein wirklich guter Fund im Autorenpool, den Steffen Janssen da gemacht hat. Und er hat für seinen Luzifer-Verlag ja auch noch andere ausgegraben wie Chris Ryan, Jake Bible, Ian Graham, Russell Blake und und und. Wieder ein Kleinverlag, der den Marktriesen zeigt, was ne Harke ist und mit Steven Konkoly und seinem 465 Seiten starken Buch einen Topthriller abliefert. Mehr, viel mehr davon bitte. Fehlt nur noch, dass er Jonathan Maberry, James P. Sumner und/oder Jeremy Robinson verpflichtet. Und natürlich seinen Cover-Zauberer Michael Schubert behält.

Jerry Garcia



Matthew Reilly. Die Reptilien-Expertin CJ Cameron wird nach China eingeladen. Sie soll den größten Zoo, der jemals gebaut wurde, begutachten. Und sie darf sie mit eigenen Augen sehen: gewaltige, Feuer speiende Drachen. Es gibt diese Fabelwesen wirklich. Die Gastgeber versichern, dass sie vollkommen sicher ist und nichts schiefgehen kann.

Schon im Prolog wird der erste Mensch von einem Drachen bei lebendigem Leib (also beide sind da noch lebendig) verspeist, danach - etwas vier Wochen später - kommt CJ Cameron mit ihrem Bruder Hamish in China an, wo sie sich als weltweit anerkannte Expertin für Herpetologin auf Einladung eine riesige Errungenschaft der Chinesen ansehen soll. Die machen erst einmal ein großes Geheimnis und viel Trara um die Sache. Weitere Gäster treffen ein, darunter auch der US-Botschafter in China und sein "Referent" Johnson. Natürlich dürfen auch einige Pressefritzen amerikansicher Herkunft und Prägung nicht fehlen. Als alle beieinander sind, geht die Fahrt los und sie erreichen ein Tal mit überwältigender Aussicht, die noch überwältigender wird, als zu einem Vortrag über dieses Idyll, das China hier aus dem Boden gestampft hat, Drachen aus dem Himmel über ihnen gerufen werden. DRACHEN!!! Unglaublich. Der Vize-Direktor des Zoos weiht die Gäste mithilfe einer Assistentin in die Geschichte des Fundes der Dracheneier und den Bau des Zoos ein. Um zu zeigen, wie sicher hier alles ist und wie die Tiere gehorchen, gibt es eine Demonstration und für gelungene Darbietungen der Drachen Ratten als Häppchen - für die Drachen natürlich. Alles wunderbar, blauer Himmel, Sonnenschein und DRACHEN. Ein Wunder. Die Reise geht in einer Seilbahngondel weiter und man kann unten auf den befestigten Straßen sogar LKWs sehen, die Material anliefern. Man ist abgelenkt, man hält die Drachen für brave Tiere - und wird dann überrascht. Sie greifen die Gondel an, die netten Drachen. Und ab jetzt geht es für die Menschen im Zoo und den dazugehörigen Gebäuden nur noch ums Überleben. Die Drachen, verschiedene Gattungen, sind lernfähig und beweisen es auch ziemlich schnell. Sie umgehen Sicherheitsmaßnahmen, wissen sich gegen die bewaffneten Wächter durchzusetzen und als die Armee eingreift, haben die Kampfhelis keine Chance. CJ und ihre Mitstreiter müssen sich also etwas einfallen lassen, um die Viecher zu überlisten, die entgegen der Versprechen ihrer Gastgeber DOCH Feuer speihen können.

Gleich vorweg - ich bin hier schon ordentlich voreingenommen. Einmal, weil ich ein Fan von den Büchern des Matthew Reilly bin und es mich tierisch freut, dass seine lange Zeit verschmähten Bücher endlich wieder ins Deutsche übersetzt verlegt werden. Und zum Zweiten, weil es hier der FESTA-Verlag ist, der vor einigen Jahren von der vorherrschenden Konkurrenz der Großverlage eher als Nischenverlag und keine große "Gefahr" eingeschätzt wurde. Doch Inge und Frank Festa haben es geschafft, ihr Program kontinuierlich auszubauen, verschiedene Genres zu bedienen (wobei sie auch bewiesen haben, dass Action eben doch sein Publikum findet) und auch ein immenses Potenzial an Fans und Lesern hinter sich zu bringen. Und auf einmal konnten sie einen australischen Autoren-Star wie Matthew Reilly für ihren Verlag verpflichten (neben anderen Krachern des Action-Genres, das sie neben Horror, Thriller und Extrem-Horror im vielfältigen Programm haben). Ein Beweis, wie weit man es mit guten Ideen, Leidenschaft für gute Bücher und einem publikumsnahen Verhalten bringen kann. Und da sie mit vielen Publikationen meine Lieblingsgenres bedienen ein DANKE an die Verleger (Andere - die Marktbeherrscher - haben diese ja fallen lassen und nun sind die kleineren Verlage eingesprungen, wie man auch an "Black flagged Alpha" beim Luzifer-Verlag sehen konnte).

Komme ich jetzt einmal zur Einleitung des Buches. Da wird ein Kapitel aus einem amerikanischen Werk ("China gegen den Rest der Welt" von Adam Fischer) erwähnt, das den Drang Chinas zur Weltmacht beschreibt und zugleich einen Mangel erwähnt - keine Kultur. China habe grade mal die Große Mauer und sonst nichts zu bieten, während die USA mit Disneyland und Coca-Cola protzen kann. Groß zu Amerika und Kultur will ich jetzt nicht eingehen, aber das in dem Kapitel genannte Zeugs ist nur Kommerz und nichts weiter, die Kultur, die Amerika mal hatte, wurde mit den Indianern vernichtet, weil sie dem "Fortschritt" im Weg war. Und was China angeht: über die Seidenstraße kamen massenweise von chinesischen Errungenschaften und Kultur gen Westen und wenn die Chinesen nicht wären, würden sich die USA noch heute mit Wandmalerei beschäftigen, heute nennen die ihre Sprachverstümmelung übrigens Twitter und entwickeln sich wieder zurück, während China, neben Japan der größte Gläubiger der USA, sich in die US-Kultur einkauft.

Und nun endlich zum Buch. Action mit Drachen, da werden sich die allwissenden Literaten sicher wieder die Mäuler zerreißen, bevor sie sich hinsetzen und begeistert "Game of Thrones" wegen des dortigen Realismus schauen. Wenn man in den letzten rund zwanzig Jahren mal etwas von Matthew Reilly gehört oder gelesen hat, sollte einem bewusst sein, was den Leser erwartet. Knapp skizzierte Charaktere in einem gewaltigen Strudel wahnwitziger Action. Dass hier die ersten rund 120 Seiten einen Bezug zu "Jurassic Park" haben, hat der Autor ja selbst eingeräumt, ist dies doch sein Alltime-Favorit. Aber nachdem man das Drumherum und die wesentlichen Personen kennengelernt hat, schreibt er ein Buch, wie es sein Lieblungsbuch hätte sein sollen. Da heißt es Feuer frei (wörtlich zu nehmen) und voll auf die Fresse, keine Pausen, Cliffhanger ohne Ende und mutige Helden gegen fiese Mächte und blindwütige Drachen (wer sich etwas Anspruch im Buch wünscht, kann die Drachen dann eben als Freiheitskämpfer sehen). Ich gebe es zu, dass man manches halt schon kennt, dass die Figur der CJ mit ihrem vernarbten Gesicht ein bisschen an Shane Schofield erinnert und sie hier nun echt als eierlegende Wollmilchsau und Alleskönnerin rüberkommt, die kämpfen kann wie kein Anderer, während ihr Bruder Hamish der Sidekick für Jokes und einfach nur ein frohgemuter Hallodri ist, der aber in feindlichem Terrain zu überleben weiß. Ansonsten sind die Chinesen böse (bis auf ein paar Alibi-Nette) und die Rundaugen gut. Klare Rollenverteilung. Auch bei den Drachen mit den bösen Rotbäuchen und den Gelben um Lucky. Der Part um Lucky ist meines Erachtens zwar etwas zu sehr an den Haaren beigezogen, aber da zumindest ich viel zu lange auf einen neuen Reilly warten musste, überseh ich das einfach mal zugunsten der rasanten, fetzigen und auch recht blutigen Achterbahnfahrt durch den großen chinesischen Zoo. Atemlose Highspeed-Unterhaltung, die mich nur so durch die Seiten gehetzt hat und Drachenfeuer (Dragonfire) und (and) Drachenkämpfe (Dragonfights) zu DRAGONRAGE mixte und Hoffnung auf mehr aus dem Hause Reilly macht. Mit "Das Turnier" ist ja ein weiteres Buch aus seiner Feder schon angekündigt und ich hoffe, dass dann auch das neue Werk um Jack West jr. zu deutschen Ehren kommt. Also wer den Stil und die Krawallaction in der Temposchreibe von Matthew Reilly bisher mochte, kann hier bedenkenlos zugreifen, er wird dann bestens bedient. Und bei Festa gibt es soviele Exemplare davon, dass der Verlag sie sogar verkauft. Also zugegriffen, die 465 Seiten haben es in sich.

Jerry Garcia



Gerd Schilddorfer. Ein alter, weiser Künstler im Hindukusch, grausam ermordet. Eine schöne Archäologin, niedergestochen in Alexandria. Ein Berliner Nachtwächter mit durchgeschnittener Kehle. Der Abenteurer und Pilot John Finch kehrt nach Ägypten zurck und gerät in ein mörderisches Komplott. Die Spuren führen nach Nordafrika, zu einem sagenumwobenen Grab in der Sahara, seit Jahrhunderten bewacht von Skorpionen, dessen Geheimnis so kostbar ist, dass Menschenleben wenig zählen.

Nachdem im Prolog ein Mann 1965 in Mauretanien in einem großen Grab bei der Suche nach etwas Besonderem sein Leben lassen muss, wechselt die Szenerie nach Berlin. Dort wird ein Radler auf dem Weg nach Hause von einem Auto überfahren und zur Sicherheit schneidet man ihm noch die Kehle durch. Mit dem Schlüssel, den man ihm abnimmt, und einem Trick verschaffen sich drei Figuren Zugang zu einer Fabrikationsanlage, um dort etwas aus einem speziellen Versteck zu entwenden. Und dann kommt John Finch auf die glorreiche Idee, seine Tränke in Brasilien zu verlassen und sich auf den Weg nach Ägypten zu machen. Das erweist sich als Fehler, weil er dann sofort in eine Sache hineingezogen wird, die sich als äußerst gefährlich erweist. In Pakistan, im Grenzgebiet zu Afghanistan, wird ein alter Mann aus einer kleinen Volksgruppe, die nur in diesem rauen Bergland Anerkennung findet, brutal ermordet. Auf den Fall wird ein Polizist namens Salam angesetzt. Es ist wie ein Stich ins Wespennest. Plötzlich spielen Geheimdienste und Politiker mit, er verliert seine Familie und muss raus aus dem Land. Das ist dann der Job von Finch. In Berlin wiederum wird der Polizist Kommissar Thomas Calis mit dem Mord betraut. Seine Spuren führen in dann durch Deutschland zu Typen, mit denen er nicht wirklich rechnete.

"Heiß" hat bei mir ein gewichtiges Problem gehabt, für das weder der Autor noch die Handlung viel Können - es kam direkt nach einem Matthew Reilly in Bestform auf die Leseliste. Nach dieser Highspeed-Lektüre konnte jedes Folgebuch also nur verlieren.

Der Protagonist John Finch durfte ja schon in "Falsch" ein Abenteuer erleben und somit war mir auch einigermaßen bekannt, wie das Buch aufgebaut sein würde. Ein Mix aus Geschehnissen in der Vergangenheit, der sich über Jahrhunderte zieht, trifft dann auf Aktivitäten in der Gegenwart - und mittendrin John Finch. Viele Zeitlinien, viele Orte, noch mehr Personen, die in alles verstrickt sind und den Leser erst einmal schön durch diese Menge an Aktionen geschleift und selbstverfreilich auch noch im Dunkeln gelassen, wie der ganze Kladderadatsch zusammengehört. Fein, Spannung ist somit schon mal ordentlich aufgebaut und man fragt sich dann schon, was Ereignisse in Paragonien um 1314 nun mit einem Mord in Berlin zu tun haben könnten. Nachdem Finch für den Job angeheuert wurde, den er zu erledigen hat, bleibt er einige Zeit außen vor und Kommissar Calis wird zu einer zentralen Figur mit seinen Ermittlungen und für mich auch gleichzeitig zu DEM Sympathieträger der ganzen Geschichte - naja, nach dem Papagei vielleicht. Calis sorgt hier durchaus für einigen Humor, Anspielungen wie "Wowi" bleiben nicht aus und seine unerwünschte Medienpräsenz ist auch eine Grundlage für den einen oder anderen Witz. Finchs Papagei dagegen gibt dann die übliche Litanei an Flüchen von sich. Lockert auf, hält den Leser in der Geschichte, wenn es mal zu unübersichtlich zu werden drohte mit den vielen Handlungssträngen. Keine Frage, Spannung und Action, Humor und auch Information paaren sich in diesem Abenteuer mit den ausgefeilten Charakteren, Blicken in die Geschichte und Dunkelmännern im Hintergrund in jeder Epoche. Sobald man sich dann in diese Story eingelesen hat und wenigstens die ersten Zusammenhänge zumindest erahnt, wird die Sache fesselnder und mitreissender. Der Schluss aber wirkt dann irgendwie abgehackt, als wolle man sich noch etwas aufsparen für das folgende Abenteuer - und zumindest zwei werden es wohl noch werden. Für einen Abenteuerroman mit vielen Puzzleteilen aus deutscher Feder ist auch "Heiß" recht gut gelungen und mit Sicherheit interessanter und schwungvoller gestaltet, mit einem sympathischeren Protagonisten ausgestattet als das Zeugs von Dan Brown, das ja überall trotz vieler Fehler und immer schwächer werdenen Werken so bejubelt wird. 

Jerry Garcia



Garry Disher. Wyatt erbeutet bei einem Einbruch in das Haus einer Politikerin 50.000 Cash und ein goldenes, mit Diamanten besetztes Schmuckstück. Bei dem Versuch, das gute Stück an einen Hehler zu verticken, stellt sich jedoch heraus, dass es seit einem Bankraub der berüchtigten Magnetbohrerbande auf der Fahndungsliste steht. Jetzt ist nicht mehr nur die Polizei hiner ihm her, sondern auch andere zwielichtige Typen.

Trotz einiger Erfolge in der letzten Zeit, zerfließt Wyatt das Geld regelrecht zwischen den Fingern und er hat sich auch noch selbst dazu verpflichtet, sich um einen verletzten Kumpan zu kümmern, der nicht mehr für sich selbst sorgen kann. So lässt er sich auf einen neuen Auftrag ein und soll 50.000$ aus dem Safe einer Politikerin klauen. Kein Problem - und da es Schmiergeld ist, dürfte es auch keinen außer der korrupten Trulla stören. Doch Wyatt greift sich noch eine Brosche, diamantenbesetzt und von einigem Wert. Und mit viel Ärger im Gepäck, wie er alsbald feststellen muss. Plötzlich sind alle möglichen schrägen Typen hinter ihm her und er gerät immer mehr in die Bredouille. Letztendlich bleibt ihm dann nichts mehr übrig als den Weg zu gehen, der am Gefährlichsten ist - den Hintermann zu suchen. Dabei erlebt er einige Überraschungen und muss bald wieder um sein Leben kämpfen.

In "Port Vila Blues" gibt es tatsächlich einmal wieder kleine Informationshäppchen über den Menschen Wyatt. Nicht viel, aber immerhin. Wichtiger ist die durchaus komplexe Geschichte, die hier mit etlichen Figuren aufwartet und nicht bei allen frühzeitig ihre Motivation für den Leser bereithält. Auch Wyatt muss sich da mühsam hindurchackern. So gerät er an die Hehlerin Liz, in die er sich tatsächlich verliebt - soweit das für einen Mann wie ihn, der cool, akribisch, professionell und distanziert seiner Arbeit nachgeht, überhaupt möglich ist. Wieder geht es in Dishers Welt absolut unmoralisch zu, sind die Cops nicht besser als die Verbrecher, die sie jagen sollen. Hier will jeder einen größeren Anteil am Kuchen oder die Sore einfach ganz für sich. Käufliche Richter? Aber immer doch. Mördersiche Cops? Klar. Menschen am unteren Ende der Nahrungskette als Kleingangster, während in der anderen Richtung geprasst und geprotzt wird, weil man die richtigen Leute kennt, irgendwie über dem Gesetz steht und abzocken kann, wen man will. Politiker? Auch in Australien nur im Dienste der eigenen Sache. Doch manche Cops erinnern etwas an die TV-Serie "The Shield" wenn sie gerade von einem Raubzug zurückkommen und auf dem Weg noch eine Frau retten, die übelste Dresche von ihrem brutalen Gatten erhält, sich wieder ins Auto setzen, Jimmy Barnes hören und weiterfahren. Was die Frau mit ihrem jetzt recht wehrlosen und wertlosen Gatten anstellt, interessiert die beiden Polizisten nicht wirklich. Aber auch Wyatt sieht sich neuen Problemen ausgesetzt. Der Weg zur bargeldlosen Zahlung raubt ihm, der ja nur Cash erbeuten will, bald den Lebensunterhalt. So fehlt ihm nur noch der eine, riesige Coup, mit dem er ausgesorgt haben und sich einen Ruhesitz auf einem Inselparadies gönnen könnte. Doch bis dahin muss er weiter Coups planen, vorsichtig und umsichtig agieren, niemandem mehr trauen und sich nicht von Gefühlen leiten lassen. Wieder ein Wyatt, der spannend und mit mehr Abwechslung auf den 265 Seiten daherkommt als die ersten beiden Bücher. Ansonsten ist alles typisch und somit alles in Ordnung. Möge der nächste Band kommen.

Jerry Garcia



Garry Disher. Nach kurzer Liaison mit der Polizistin Liz Redding will Wyatt schnellstens untertauchen. Doch er trifft seinen Neffen Raymond wieder, der ihm den Raub einer Kunstsammlung schmackhaft machen kann. Doch Wyatt ahnt nicht, dass sein Neffe auch andere Deals am Laufen hat. In der Meerenge vor Tasmanien will er mit zwielichtigen Abenteurern eine versunkene Barke voll spanischer Goldmünzen bergen und nebenbei auch noch einen Klienten seines Anwalts aus der Untersuchungshaft befreien. Ist Wyatt bei der Einschätzung der unbekannten Faktoren diesmal ein fataler Fehler unterlaufen?

Kleinstädte im Hinterland zittern vor dem Buschbanditen. Ein Räuber, der schnell und clever vorgeht, beim geringsten Anzeichen von Schwierigkeiten auch mal einen Coup abbricht, bevor es Ärger geben kann. Zudem kan nman sich nie sicher sein, was oder wen er überfällt. Zu seinen bevorzugten Zielen zählen zwar Banken, aber auch kleine Läden, Restaurants oder Geldtransportehaben sich schon seiner Aufmerksamkeit erfreuen können. Mit dem Geld zieht er in Casinos an die Spieltische und mimt den reichen Burschen aus gutem Hause. So fällt er auch Vallance und der Braut Allie auf. Die wollen ihn unbedingt als Finanzier und Teilhaber für eine Bergung eines Goldschatzes von einem gesunkenen Schiff der spanischen Armada. Da er aber sein Geld aus dem letzten Coup schon verspielt hat, muss er den Fluchtwagenfahrer bei einem Gefängnisausbruch markieren und sich für einen weiteren Bruch einen Partner suchen, der etwas von Kunst versteht. Da kommt ihm Wyatt gerade recht. Der ist wieder zurück von seiner Bootstour und benötigt dringend Kohle. Also holt er ihn an Bord, als sie sich zufällig treffen. Und Wyatt sieht die Chance, seinem etwas hitzköpfigen und trotz allen Misstrauens auch naiven und leichtsinnigen Neffen etwas von seinem Erfahrungsschatz weiterzugeben. Was ihn mehr stört, sind dessen beiden Kumpane und der Typ Steer, der aus dem Gefängnis geholt wurde, denn der hat mit Wyatt noch etwas zu klären.

Auf der Buchrückseite heißt es, dies wäre das Finale der Wyatt-Saga. Ich petz mal schon und verrate, dass mit "Dirty Old Town" ein weiteres Werk im Jahr 2010 nachgelegt wurde und dass hierzulande Ende dieses Jahres oder zumindest dann anfang 2018 mit "Hitze" dann schon Buch Nummer 8 erscheinen soll. Aber jetzt erst einmal zu "Niederschlag". Es ist nicht wirklich neu, dass man dem Personal der Romane mit Skepsis gegenübersteht, da sie eigentlich alle irgendwie Dreck am Stecken haben und Gauner ohne Ehre und Moral sind. Ehrlichkeit hat hier sehr enge Grenzen gesetzt bekommen. Und unter sich betrügen sich die Verbrecher selbstverständlich ebenfalls. Deshalb arbeitet Wyatt gerne allein oder wenn es schon sein muss, nur mit zuverlässigen Leuten, die er kennt. Doch alte Kumpane und Hehler sterben ihm langsam weg, die Zeiten, wo so ein Bruch leicht erledigt wurde, sind vorbei. Zuviele Neuerungen zur Strafverfolgung setzen ihm zu, er wird alt und lässt den Leser hier bei ein oder zwei Rekapitulationen seines Lebens weitere Einblicke in seine Vergangenheit erhaschen. Dazu gehört dann auch sein Neffe Raymond. Er weiß zwar von ihm, aber sie hatten nie wirklich viel miteinander zu tun. Dessen Dad war auch ein Gangster, aber auch ein Säufer, der seine Familie regelmäßig verdroschen hat, bis er irgendwann die Treppe runterstürzte und isch seinen betrunkenen Kopf endgültig aufgeschlagen hatte. Doch von einem lukrativen Coup lässt sich ein Wyatt nicht abhalten, zudem er die Kohle benötigt. Aus verschiedenen Perspektiven wird hier ein spannender Hardboild-Thriller konzipiert, der nicht an düsterer Atmosphäre um die knappen Dialoge herum spart. Auf diesem Weg führt Garry Disher seine Figuren zu einem Finale, das einige nicht lebend überstehen werden. Rund 260 Seiten aus dem Sumpf des Verbrechens, der so gar nichts mit der überall propagierten Romantik und Schönheit im Bereich der Gentleman-Gauner zu tun hat und mehr mit Überlebenskampf und dunklen Ecken bei immerwährender Gefahr durch Polizei und eigene Freunde und Kumpane auftrumpft, während er den politische Korrektheit-Zwang der neuen Generation völlig außen vorlässt. Gut so.

Jerry Garcia



Nick Cutter. Eine tödliche Seuche erfasst die Menschheit. Deine Lunge vergisst zu atmen, dein hewrz vergisst zu schlagen. Dann kommt der Tod. Noch gibt es hoffnung: Wissenschaftler entdecken einen Meeresorganismus., der die Rettung sein könnte. Doch die Mission gerät außer Kontrolle. Der Arzt Luke Nelson muss sich in die Schwärze des Meeres begeben, zur Tauchstation des Forschungsteams. Dorthin, wo etwas Böses lauert. In die Tiefe.

Die Welt wird zugrunde gerichtet,von einer Krankheit, die man den "fleckigen Tod" nennt. Auf dem Weg zu seinem neuen Arbeitsumfeld sieht Luke einige Erkrankte und ein merkwürdiges Verhalten von Gottesanbeterinnen, die sich gegenseitig den Garuas machen. Am Ziel angekommen, heißt es ab in die Tiefe, wo sein Bruder schon in der Station Trieste die Forschungsarbeiten aufgenommen hat. Begleitet wird er von Alice, die das Tauchboot Challenger 5 steuert. Dort unten geht vermeintlich Merkwürdiges vor und Luke soll seinem Bruder Clayton Unterstützung gewähren,um den Organismus Ambrosia zu untersuchen, da er möglicherweise die Menschen vor dem endgültigen Untergang durch den fleckigen Tod retten kann. Kaum angekommen, reißen die alten Narben des früheren Bruderzwists wieder auf, alte Animositäten brechen sich Bahn und zudem entpuppt sich Clayton als Mensch, der in der Tiefe am besten aufgehoben sein dürfte.

Wie oft wird von Rezensenten "Tiefe" bei den Storys der ausgewählten Autoren und deren Büchern verlangt? Nicht zuzählen, hab ja selbst auch schon einige Male ähnliche Äußrungen getätigt. Tiefe bekommt man hier genug. Wer aber auf einen spannenden Thrill mit ordentlich Grusel und auch Blut und Gekröse erwartet hat (besonders, weil man die Stephen King-Äußerung von wegen "blutig und böse" mal wie gewohnt bei diversen Verlagen wiederverwertet hat), wird enttäuscht. Von der Krankheit und dem Untergang der Zivilisation erfährt man fast nichts. Nur zu Beginn einige kleine Häppchen, um dann die Tauchfahrt zu rechtfertigen. Also von einem Endzeithtriller weit entfernt. Dann die Hauptfigur. Der arme, arme Luke. Was ihn wohl zum Sympathieträger machen sollte, degradiert ihn eher zu einem wandelnden Klischee, einem Hampelmann, der ewig kuscht, winselt und vor Neid auf den Bruder scheinbar vergeht, weil dem Bruder nach seinem Empfinden alles in den Schoß gelegt wurde, obwohl der doch ein unmenschlicher Soziopath ist. Dann hat er auch noch seinen Sohn verloren und die Frau ist weg. Oweh, oweh, Mitleid mit dem Burschen muss der Leser jetzt aber haben. Was für ein Kontrast zu Wyatt aus den Romanen von Garry Disher. Clayton ist dann auch wirklich der Gegenentwurf zu Luke. Ein Genie, aber ein schlimmer Finger ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer Menschen. Jemand, der sich erhaben über alle stellt, die ihm nicht gewachsen sind. Alle weiteren Personalien sind nur Staffage. Denn jetzt wird es wirklich tiefgründig, tiefsinnig und vor allem tieflangweilig. Albträume, Visionen, Tiefenkoller, Lagerkoller, Platzangst, Spinnenphobie - und nach diesem Buch hab ich eine (Autoren-)Spinnerphobie. Von den 500 Seiten gehen vielleicht die Hälfte für die eigentliche Story drauf, der Rest dreht sich um die Vergangenheit der Burschen, um die böse Mama, die besonders Luke gestriezt hat. Beklemmend, blutig und böse. Ja, das passt - auf den Film "Leviathan" und in der Tiefe des Weltraums auf  "Alien", aber zu dem Buch passt nur böse - weil es eben böse langweilig ist. Vielleicht wollte der Autor auch nur mit einem Selbsttest auf die Gefahren des LSD-Gebrauchs hinweisen, denn an einen solchen Trip erinnert das Buch wirklich. Was der Beginn zusammen mit dem Klappentext verspricht, wird absolut nicht gehalten, dem Erzähler geht schon bald das Vermögen aus, den Leser durch spannende Unterhaltung in die Lektüre zu vertiefen. Er ermüdet ihn nur durch Rückblenden und viel Geschwafel, lässt den Hauptgrund - die Krankheit - bald außen vor und versucht sich an der Psyche. Hätte er das besser mal gelassen. Er ist Autor und kein Psychoklempner. Kurze, aufrüttelnde Schnipsel, die dann einen Eindruck erwecken als würde bald mal aufs Tempo gedrückt, werden schnell wieder eingelullt. Es gab da früher im TV einmal etwas im Nachtprogramm, das mehr Spannung vermittelte - das Testbild!!! Nach nunmehr drei Büchern von Nick Cutter kann ich eigentlich nur "Das Camp" empfehlen, da mir der Religionskampf in "Die Erlöser" zu aufgesetzt wirkte. Ich wrde jetzt mal eine Warnung für all jene Leser aussprechen, die hier auf einen Endzeit-Thriller mit Spannung, Action und interessanten Figuren hoffen. Lasst es bleiben, die 520 Seiten könnten verärgern.

Jerry Garcia



Garry Disher. Wyatt muss die Ansprüche zurückschrauben und sich mit Klein-Klein begnügen. Ein Juwelenjob erscheint da ganz nach seinem Geschmack ― nichts Extravagantes, nichts Undurchschaubares, bis auf die Tatsache, dass es Eddie Oberins Job ist und nicht nur Oberin darauf besteht, bei dem Überfall mitzumischen, sondern auch seine Exfrau Lydia Stark, von der das Insiderwissen stammt. Wyatt arbeitet lieber allein, gibt aber grünes Licht, denn sein Plan ist wie immer akribisch vorbereitet. Doch keiner ahnt, dass die ins Visier genommenen Juweliere von ihrem französischen Cousin Alain Le Page mit in Europa gestohlenen Uhren und Schmuck versorgt werden, die sie in Australien mit ihrer legalen Ware tarnen.

Wyatt ist in Melbourne nach 13 langen Jahren wieder auf den Plan getreten, um sich frisches Geld zu besorgen. Er hat sich dazu einen Hafenmeister ausgesucht, der auf dem Weg ist, 75.000$ Bestechungsgeld einzusacken. Der Austausch gelingt, aber der Hafenmeister hat nicht lange etwas davon, Wyatt kassiert ab. Und muss schnell feststellen, dass derjenige, der den Empfänger des Geldes abgezogen hat, somit auch ihn um sein wohlverdientes Diebesgut brachte. Die Päckchen sind nur mit dem ersten Blatt und dem letzten mit richtigem Geld bestückt - dazwischen liegt nur Papier. Also muss ein neuer Coup her. Den hat Eddie Oberin an der Hand. Er und seine Ex-Gattin wollen ein Paar Franzosen abziehen, die mit Juwelen - und auch Diebesgut aus Europa - handeln. Dazu kommen noch Wertpapiere in mehrfacher Millionenhöhe ins Spiel und eine Pole-Dancerin mit so allerlei Talenten. Und Wyatt findet einen würdigen Gegner in dem Franzosen Le Page, der ihm schwer zu schaffen macht. Bald spielt jeder sein eigenes Spiel. Die Polizei, die Juweliere, die Stangen-Trulla, der Franzose und auch Eddie - und Wyatt kann sehen, wo er bleibt.

Dieser neue Roman um den Dieb und Gelegenheitsmörder - wenn ihn halt jemand bescheißt oder bedroht - Wyatt ist eine komplexere Angelegenheit als erwartet und mit 320 Seiten auch umfangreicher. Viele Figuren, die eingeführt werden müssen, einige verbrecherische Pläne, die erläutert gehören und das Zusammenführen der Kontrahenten, das nicht alle heil überstehen. Wyatt schert sich eigentlich nicht um andere Leute, misstraut ihnen lieber, statt ihnen zu vertrauen und auch bei Lydia Stark, der Ex von Eddie, hat er so seine Zweifel. Bei Khandi dann eher weniger. Eine selten dämliche Nebenfigur muss an Wyatts Stelle dran glauben, was den natürlich wenig schert. Er ist und bleibt ein verkommenes Subjekt, das sich auch selbst die Hände schmutzig macht, wenn nötig. Und wann das nötig ist, entscheidet er, nur er. Trocken und fies ist der siebte Teil der Wyatt-Reihe um den alternden Verbrecher, der sich mit den Neuerungen in der Welt herumschlagen muss. Es gibt einen Showdown mit einem kleinen Denkfehler, der schon ins Gewicht fallen würde, würde man sich drum scheren. Tu ich aber nicht. Bleibt also eine unterhaltsame Bösartigkeit mit dem akribischen Planer seiner Verbrechen im fernen Australien. Und dann erwarten wir mit "Hitze" ja auch noch den achten Roman um den geschätzten Antagonisten.

Jerry Garcia

Nur eine Vorschau!!!!



Als Cover-Illustrator hat man wieder den einzigartigen Michael Schubert von der Leine gelassen.

Inhaltsangabe zum Buch von Duncan Falconer:

Während eines Undercover-Einsatzes zur Überwachung der Real IRA wird einer der im Einsatz befindlichen Agenten des Special Boat Service entführt. Alles deutet auf einen Maulwurf beim MI5 hin, der die Männer ans Messer geliefert hat.
Wenig später wird jedoch auch bei dem Versuch, in Paris die Identität des Verräters zu lüften, ein weiterer Navy Seal entführt.
Der Britische Geheimdienst aktiviert daher den einzigen Mann, der die Agenten retten kann, bevor es zu spät ist: Stratton. Ein Mann, der für seine tödliche Präzision bekannt ist.
Der Einsatz wird zu einem Wettlauf gegen die Uhr, denn die Entführungen sind nur Teil eines ausgeklügelten Plans, der nicht weniger als den größten Terroranschlag der IRA auf englischem Boden zum Ziel hat.

Weitere Infos:

Genre: Thriller
geplanter ET: 15.12.2017
Seiten: ca. 650
Preis: 14,95 €

Auch so ein Autor, auf den ich regelrecht gelauert hab, dass er endlich mal in deutscher Übersetzung erscheint. Danke an den Luzifer-Verlag, der sich auch dem actionreichen Thriller-Genre widmet und einige - teilweise unbekannte - Perlen daraus veröffentlicht - und mit dem Abo vom Verlag kann man eigentlich auch nix falsch machen. Ich vermute stark, unser Leser Sean Archer weiß das auch zu schätzen.

Quellen: Luzifer-Verlag und Michael Schubert.

Jerry Garcia



Tom Abrahams. Fünf  Jahre nach einer verheerenden Seuche lebt Armeeveteran Marcus Battle zurückgezogen und isoliert, allein mit seinen Waffen und den Gräbern seiner Familie. Abgeschottet von dem Chaos außerhalb seiner Ranch im Herzen von Texas führt Marcus ein spartanisches Leben. Wer ungefragt sein Land betritt, wird erschossen. Doch dann sucht eine von marodierenden Horden gejagte Frau bei ihm Zuflucht, und Marcus muss eine Entscheidung fällen: Soll er sie den Mördern überlassen? Oder soll er ihr helfen und dafür sein sicheres Refugium gefährden?

Marcus sitzt im Dunkeln auf seinem Hochsitz, der eigentlich ein Baumhaus für seinen - nun verstorbenen - Sohn war und beobachtet die Umgebung via Nachtsichtgerät. als dann auch noch Geräusche an sein Ohr dringen, reagiert er vorsichtig, aber gewaltbereit. Dann sieht er eine Frau erschöpft auf seinem Gelände herumstolpern. Ihr sitzen einige Typen im Nacken. Oder ist sie der Lockvogel, um ihn in eine Falle zu treiben? Er entscheidet sich dafür, der Frau zu helfen. Drei Kerle legt er um, aber später erfährt er von der Geretteten, dass noch ein vierter beteiligt war. Der ist zurück ins Quartier des Kartells getigert und erstattet Meldung. Nicht nur die Erschöpfung macht ihm zu schaffen, auch die Angst vor den Bossen und Unterbossen in dieser Nebenstelle des Kartells, denn schließlich ist er als einziger Überlebender einer Vier-Mann-Jagdgruppe zurückgekommen. Doch man glaubt ihm seine Story und macht sich bereit, diesen Typen da draußen, von dem niemand etwas mitgekriegt hat, seitdem man das Land nach dem Abzug der Armee übernommen hat. Man beschließt zu handeln. Und Pico, der weiß, wo das Anwesen ist, soll sie führen. Auch auf der Farm tut sich einiges. Battle erfährt, dass die Frau ihren Sohn sucht, der womöglich noch in den Händen der Verbrecher ist und will ihn befreien. Nicht Battles Angelegenheit. Er will die Farm weder verlassen, noch weiter auf sie aufmerksam machen.

"Die Farm" ist - wie man an der Unterzeile "Die Traveler-Reihe" erkennen kann -  eine sich über mehrere Bände erstreckende Geschichte um den Überlebenskampf nach dem Ausbruch einer üblen Seuche, die den Großteil der Menschen dahinrafft. Der amerikanische Autor lässt seine Handlung selbstverständlich in der Heimat spielen und die Weite des Landes gibt ihm auch die Möglichkeit, eine einsam gelegene Farm mit einem Einsiedler, der sich schnell als Prepper herausstellt, über Jahre unentdeckt zu lassen. Battles Schicksal wird in zwei Zeitebenen erzählt. Da ist einmal das Jahr 2032, das kurz vor dem Ausbruch der Seuche spielt. Der Ex-Soldat ist der typische Schwarzseher, der sich auf die Apokalypse vorbereitet und auch aus diesem Grund keine näheren Bekanntschaften mit den Leuten im Ort haben will, da dies später - wie sich auch zeigen wird - zu Problemen führen kann. Seine Frau hingegen ist gerne mit dem kleinen Sohn in der Stadt - und deswegen wird er bald zum Einzelgänger. Als dann das große Sterben beginnt, hilft er niemandem, ist misstrauisch und kapselt sich total ab. Und im Jahr 2037, fünf Jahre nach der Katastrophe, tut er dann alles, was man sich so über diese Prepper genannte Bevölkerungsgruppe so erzählt. Zwischendurch wird auch über die Seuche, eine Art der Lungenpest, parliert und dabei das Problem der Resistenz gegen geläufige Medikamente angerissen, das ja auch in der Realität schon Besorgnis erregt. Dabei bleibt es dann aber auch und der Autor setzt auf leichtere Kost mit etlichen Anspielungen auf populäre Filme und Musik sowie recht schlichten Charakteren. Es ist eine Geschichte um einen tapferen Mann, der das Geschick in die eigenen Händen nimmt und sich nicht unterkriegen lässt, ähnlich wie Gordon bei G. Michael Hopfs "The End"-Reihe. Action, Tempo, Waffenkunde, endlich mal keine Zombies, fiese Typen, starke Frauen und ein Held. Simple Mixtur, unterhaltsam dargeboten, flott zu lesen und die dann noch mit einem fiesen Cliffhanger ein vorübergehendes Ende findet. Einfach ja, aber so rasant dargeboten, dass es auch wieder egal ist. Mir hat es jedenfalls gefallen, was da über rund 300 Seiten geboten wurde. Was ich mir wünschen würde, wären vielleicht einmal andere Gegner. Auf Zombies hat er ja verzichtet, da sind dann aber immer wieder die Despoten oder Kartelle, die sich nach dem Zivilisationszusammenbruch als radikale Herrscher aufführen. Warum nicht einmal durchgeknallte Cover-Illustratoren, die wie böswillig-verrückte Clowns das Land nach Opfern durchstreifen, die sie mit fiesen Spielen in den Tod treiben können und sich dabei fast kaputt lachen? (Die Antwort des angesprochenen Illustrators ließ nicht lange auf sich warten).

Jerry Garcia



John L. Campbell. Die Zeit der Hoffnung ist vorbei: Seit sich das Omega-Virus mit rasender Geschwindigkeit auf der Erde verbreitet hat, kriechen die Toten aus ihren Gräbern und machen Jagd auf die Lebenden. Pater Xavier Church sieht es als seine Pflicht an, die wenigen Menschen, die die Plage bisher überlebt haben, an einen sicheren Ort zu bringen - falls er in einer Welt, die inzwischen den Toten gehört, noch einen findet.

Die verschiedenen Gruppen, die man im ersten Teil verfolgen konnte, kommen zusammen und flüchten sich auf einen Flugzeugträger, der nahe des Hafens aufgelaufen ist. Jetzt beginnt die Zeit des Aufräumens. Sie müssen das riesige Kampfschiff von den vielen Toten befreien, die es beherbergt. Und ein solches Schiff hat seine dunklen Ecken, Lagerräume, die nicht nur voll mit notwendigen Lebensmitteln sind, sondern auch mit umherschlurfenden Toten, die bei der Ankunft von Frischfleisch so richtig in Wallung kommen. Jetzt heißt es Zusammenstehen für die Gruppierungen, die es bis hierher geschafft haben und ein blutiges Gemetzel nimmt seinen Lauf.

Ich beginne mal mit den Mängeln, damit die nicht als Letztes haften bleiben, wenn man das liest, denn die Story selbst ist fetzig und gut. Schon beim Cover fängt es an, denn das Schiff, das da abgebildet ist, ist eher ein Seelenverkäufer, der vielleicht zu "Apokalypse Z" gepasst hätte, aber hier für einen Flugzeugträger doch etwas mickrig ausgefallen und dem Kriegsschiff auch recht unähnlich ist. Wäre eigentlich nur eine Kleinigkeit, würde man hier nicht noch geboten bekommen, wie wenig es Verlage eigentlich schert, ob man den Kunden vernünftige Ware für deren gutes Geld abliefert. Da werden schon mal ganze Worte weggelassen, immer wieder fehlen Buchstaben, wird man durch fehlende Absätze, wenn es direkt mit einem Szenenwechsel und anderen Figuren weitergeht, aus dem Lesefluss gerissen, weil man den Eindruck hat, etwas überlesen zu haben. Manches davon kann natürlich auch am Satz liegen, der vermutlich unsauber ausgeführt wurde vom KompetenzCenter😈. Zumindest macht es den Eindruck. Schade, aber auf entsprechende Hinweise aus der Leserschaft, den zahlenden Kunden, reagieren solche Verlage ja nicht.
Ein kurzer Rückblick zu Rosa direkt zu Beginn des Ausbruchs leitet die weiteren Geschehnisse ein, die nahezu direkt an die Ereignisse im ersten Band anschließen und man all die liebgewonnenen Sympathieträger und auch die Arschgeigen bald vereint sieht. Ab jetzt gilt es nur, die Protagonisten zu verfolgen, wie sie das Schiff von dieser miesen Untoten-Pest befreien, die sich als schlimmer erwiesen hat als in anderen Werken geschildert. Die Monster können sich schneller bewegen, wenn es sie zum Fressen treibt, sie können einige simple Herausforderungen lösen wie z. B. Türen entriegeln. Immer wieder sehen sich Mitglieder der Überlebenden in nahezu ausweglosen Situationen eingekesselt, wo sie nur mit Glück und Cleverness wieder rauskommen. Und hier beileibe nicht alle. Einige der positiven Charaktere werden verschwinden, andere bekommen sogar etwas Hoffnung für die Menschheit durch eine Wendung, die der Autor einbaut. Selbstverständlich gibt es auch die richtig üblen Gesellen, die zumindest in einem Fall doch sehr überzogen dargestellt werden, um sie von den Anderen abzugrenzen. Worauf man sich verlassen kann, ist eine Art Dauerfeuer auf rund 3/4 der Lektüre, das sich dann auch bis zum Ende hin hält - und dann ist der stählere Krieger noch lange nicht frei von Zombies. Und was ist eigentlich mit der Kampfgruppe, die so einen Flugzeugträger immer umschwirrt wie Pilotfische den Hai? Was wird noch aus den Erdbeben, die immer mal wieder kleine Stöße versetzen? Wieso spüren die Toten das Nahen dieser Beben immer kurz zuvor? Fragen über Fragen, die dieses sehr actionreiche und rasante Buch noch stellt. Ein guter Zombie-Reißer, der zu unterhalten weiß, wenn der Leser nicht grad mal wieder über Fehler stolpern muss. Ordentlich mit einigen Abweichungen vom bekannten Szenario und für den Mainstream durchaus eine Empfehlung wert.

Jerry Garcia



James Swallow. Marc Dane ist Agent beim Britischen Geheimdienst. Er ist der Typ am Computer, der Technikexperte jenseits der Action. Als er nach einem brutalen Anschlag auf sein Team als einziger Überlebender zurückbleibt, kämpft er plötzlich an vorderster Front. Nicht nur muss er sein Land vor einer düsteren Bedrohung retten, er muss auch seine eigene Unschuld beweisen. Völlig auf sich allein gestellt, bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Hilfe der toughen Agentin Lucy Keyes anzunehmen. Keyes weiß, was es bedeutet, niemandem vertrauen zu können. Und sie verfügt über all jene Fähigkeiten, ohne die Dane den bevorstehenden Kampf nicht überleben kann.

Barcelona wird von einem verheerenden Terroranschlag aufs Tieftste erschüttert - und niemand kennt die wahren Täter bis sich die Gruppe Al Saif (Das Schwert) dazu bekennt. Andernorts sitzt Marc Dane mit Kollegen in einem Überwachungs-Van, von dem aus sie das Zugriffsteam unterstützen sollen, das an Bord der Palomino gehen soll, um dort nach Waffen für einen weiteren Anschlag in Europa zu suchen und die Terroristen an Bord unschädlich zu machen. Geliefert werden Waffen für den Terror von einer schattenhaften Organisation mit dem Namen Das Kombinat, dessen Ziel keiner kennt. Sekunden bevor es passiert, erkennen die Männer im Van die Falle, die ihnen gestellt wurde. Doch es ist zu spät. Eine Bombe geht hoch und tötet die Männer des Eingreifteams. Marc hetzt aus dem Überwachungs-Van, um nach den Kollegen zu sehen. Das rettet ihm das Leben, denn auch sein Arbeitsplatz wird mitsamt der Besatzung vernichtet. Marc flüchtet und will dann in den Schoß der Familie zurückkehren, doch dort hält man ihn für einen Verräter und die Interne ermittelt auf recht grobe Weise gegen ihn. Als sie ihn dann in ein separates Verhörzentrum überstellen wollen, kann er ausbüxen. Seine Freundin Sam, die zum getöteten OpTeam gehörte, hatte für alle Fälle ein Versteck eingerichtet, in dem sich Waffen, unterschiedliche Pässe und Kleidung zum Wechseln befanden. Dort zieht es ihn hin. Er kann sich neu ausrüsten und findet einen Stick, der wohl brisantes Material enthält und vielleicht auch der Grund für all die Toten ist. Möglicherweise kann er damit seine Unschuld beweisen und einen Verräter enttarnen. Doch zuerst muss er Distanz zwischen sich und seine Verfolger bringen. Doch auch eine weitere Organisation ist ins Spiel involviert, während im Ausland junge Burschen, vermeintliche Waisen, von Lehrern an einer abgelegenen Schule instruiert werden, man ihnen eine ausgereifte Gesundheitsfürsorge angedeihen lässt und sie sich auf alles vorbereiten sollen, das ihre Zukunft für sie bringt.

Die Freude am Neuen versprüht der Roman zwar nicht, aber dafür ist dies auch der einzige Makel. Wie der Autor im Nachwort ja andeutet, kann man etwas Ian Fleming (viele Schauplätze), Tom Clancy (Terrororganisation, Vorbereitung, Planung) und eine ganze Menge Robert Ludlum entdecken. Und das Beste ist, das Niveau eines Robert Ludlum hält das Buch die ganze Zeit über, ist all jenen "Pseudo-Ludlums" der letzten Jahre überlegen, wobei ich einschränkend sagen muss, dass einige der Autoren, die von den Ludlum-Erben verpflichtet wurden, mit ihren eigenen Romanen besser abschneiden, auch wenn sie nicht ganz das Niveau des Meisters erreichen. Genannt seien als Beispiel mal Mark Greaney und Gayle Lynds. Von Beginn an wird der Spannungslevel hochgeschraubt, fiebert der Leser mit und ist gierig darauf zu erfahren, was hinter alldem steckt. Sicherlich sind einige Aktionen dem Vielleser schon bekannt, Vermutungen machen sich schnell breit - und werden über den Haufen geworfen. Okay, nicht alle. Dennoch kann man nicht alles vorausahnen, was der Protagonist, der eingangs eher als Bürohocker geschildert wird, erleben muss. Neben den Geheimdiensten sind unterschiedliche Organisationen involviert, deren Ziele nicht immer klar sind und auch etliche Figuren sind nicht so leicht zuzuordnen, wie in etlichen Thrillern, die auf den Markt geworfen werden. Viele Wendungen und auch ein große Mass an Actionsequenzen zu den undurchschaubaren Charakteren sowie ein fein gezeichneter Protagonist, der all seine Fähigkeiten einsetzt, um zu überleben. Lucy Keyes ist meines Erachtens zumindest in diesem Roman eher ein markantes Beiwerk, eine Kämpferin, die dem Protagonisten zwar zur Seite steht, aber dennoch nicht zu einer der Hauptfiguren wird. War zumindest mein Eindruck. Viele Szenenwechsel, Cliffhanger am Kapitelende, perfide Pläne, Schusswechsel und Explosionen, Verfolgungsjagden und Hochspannung ergeben zusammen einen Spitzenthriller, der so nahe an Robert Ludlum ist wie zuletzt höchstens Brad Thor. Ein echtes Highlight des Genres von einem neuen Stern am Thrillerhimmel, der es sich auch nicht nehmen ließ, das Ende seines Erstlings mit einem in Teilen offenen Ende zu versehen. So hat denn nun auch mal ein (blinder?) Großverlag ein korn gefunden. Ich kann nur hoffen, dass der Verlag jetzt nicht wie so oft - auch andere haben diese Marotte - einknickt und die Serie weiterführt, statt sie abzubrechen. Thrillerunterhaltung vom Besten auf 635 Seiten. Unbedingt lesen. Übrigens war auch hier das "KompetenzCenter" beteiligt. Aber so gut wie fehlerfrei. Es geht also doch.

Jerry Garcia



Mark Greaney. Vor vier Jahren wurde Court Gentry, der Gray Man, von seinen Kontaktleuten bei der CIA verraten - seitdem schlägt er sich als privater Auftragskiller durch. Doch die jüngste Mission stellt ihn vor eine schwierige Aufgabe: Sein Kunde, ein russischer Waffenhändler, fordert den Kopf des sudanesischen Präsidenten Abbud, der für die Völkermorde in Darfur verantwortlich ist. Seine früheren Chefs setzen Gentry dagegen unter Druck, den Politiker an den Internationalen Gerichtshof auszuliefern. Gentrys Gewissenskonflikt muss warten, als ein Gegner aus der Vergangenheit auftaucht und sein Leben bedroht.

Nachdem sich Court Gentry mit Sir Donald Fitzroy überworfen hatte, ist er nun auf dem freien Markt tätig. Dass er sich dabei noch nicht von den zuletzt erlittenen Verletzungen erholt hat, hindert ihn nicht daran. So bekommt er ein Angebot des Russen "Sid" Sidorenko und hat ihm seine Bedingungen diktiert. Die Jobs müssen moralisch "vertretbar" sein. Das bringt ihm eine Reise nach Dublin ein, wo er einen Mann aus dem Verkehr ziehen soll, der in Kneipen als Drummer einer Band aktiv ist. Dort angekommen inspiziert er die Umgebung und legt sich dann einen Plan zurecht, den er ausführen will. Und macht prompt einen Fehler. Das Zielobjekt entdeckt ihn nicht nur, sondern hetzt ihm gleich zwei Schläger auf den Hals. Er räumt sie aus dem Weg und findet den Mann dann bei dem zu Hause. Nach kurzem Kampf fällt die Entscheidung - bis der Mann etwas mitteilt, womit Gentry nicht gerechnet hat. Zurück aus Dublin erhält er den Auftrag, den Präsidenten von Sudan erledigen, der den Völkermord dort aktiv unterstützt. Scheint moralisch vertretbar zu sein, auch wenn es im zweiten Punkt darum geht, den Russen ein riesiges Ölfeld bei Darfur zu sichern, das der Präsident den Chinesen verkauft hat. Zudem wird er von den Amis mal kurz überwältiugt und aufgefordert, den Präsidenten nach Europa vor den Internationalen Gerichtshof zu bringen. Nun sitzt er zwischen zwei Stühlen. Schon der Plan, Gentry ins Land zu bringen, wird bald auf eine harte Probe gestellt. Denn seine Transportmaschine und er fallen einer Anwältin der Europäer auf, die dann auch noch all seine Vorbereitungen sabotiert. Aus der einfachen Reise zu seinem Ziel wird eine Abenteuerfahrt mit Hilfstruppen aus aller Welt durch das karge Land des Sudan. Überfälle und Explosionen können ihn aber nicht daran hindern, sich um seinen Job zu kümmern.

Das zweite Buch um Court Gentry geht nicht so direkt in die Vollen wie der Vorgänger und lässt den Leser er einmal dessen verzwickte Situation kennenlernen, wodurch "The Gray Man - Unter Beschuss" zuerst einen starken Thrilleranteil aufweist, der sich danach zu einem Wüstenabenteuer in einem Land, das unter Kriegszuständen und Völkermord leidet, entwickelt. Und schon hier zeigt Mark Greaney erste Anzeichen von Kritik an den handelnden Nationen und Figuren. Da sind die vielen Hilfsorganisationen, die im Prinzip gar nichts ausrichten können, um das Morden und die Not im Land zu beenden, da sind auch die Weltmächte, denen das Elend absolut nichts bedeutet und die stattdessen hinter den Bodenschätzen her sind. Und dann ist da die europäische Anwältin, die Gentry in Wortgefechte um Moral verstrickt und dabei teilweise richtig liegt, aber auch erkennen muss, dass manches nicht mit einem lächeln und einem Gang vor ein Gericht zu lösen ist und sie der Gesamtsituation doch eher naiv gegenüber steht. Klingt jetzt als wäre das Buch bis dahin dialoglastig - ist es aber nicht. Da stehen der sudanesische Geheimdienst NISS und arabische Stammesgruppen im Weg, die ihm und den Gefährten der Reise nach dem Leben trachten. Und da zeigt Gentry, welch harter Hund er ist und dass er wenig davon hält, Feinde lebendig zurückzulassen. Diese Einfachheit und Kälte, mit der er tötet, stößt die Anwältin natürlich ab. Sie droht damit, ihn auch vors Gericht zu bringen. Als er dann endlich Sawakin erreicht und sich mit den anderen Amerikanern trifft, ist es Zeit für die Action, die dann auch fulminant rüberkommt. Aber das Szenario ist nicht nur in Action unterteilt, es hat auch viel von Büchern, Filmen und realen Ereignissen, die man speziell aus den 60-er und 70-er Jahren her kennt (als Film sei "Die Wildgänse kommen" genannt) als Afrika noch gut dazu war, dort die Stellvertreterkriege zwischen den USA und Russland zu führen und man die dortigen Länder skrupellos ausbeutete und sich immer dem jeweiligen Despoten andiente, der seine Landsleute ermorden ließ, um an der Macht zu bleiben. Menschenrechte und Moral gab es damals nicht - auch nicht vom Westen. Dazu sind die afrikanischen Nationen auch immer wieder gebeutelt durch innere Konflikte, Rebellengruppen, Korruption und Massenmord. Und wenn der eine Politiker seine Schuldigkeit getan hatte, einigte man sich eben mit dem anderen. Und die eigene Söldnertruppe oder der eigene Killer wurden dann halt auch mal schnell verkauft und zum Abschuss durch sein ehemaliges Ziel freigegeben. Wirtschaftsinteressen und Machtspiele kennen keine Rücksicht. Das ist heute nicht anders - nur dass die erstarkten Chinesen jetzt auch mitmischen. Das geht in dem Bleihagel des letzten Drittels des Buches beinahe unter und die Leute um Gentry haben denn auch kaum Zeit, sich um die Versäumnisse der Regierungen und Geheimdienste zu kümmern, sie kämpfen um ihr Leben. Und hier zeigt sich, dass Gentry trotz gewisser sympathischer Züge als Protagonist dennoch auch eiskalt und ohne Gnade jeden tötet, der ihm und seinem Ziel im Weg ist. Dieser Wandel vom Sympathieträger mit etwas Gewissen zum brutalen und seelenlosen Killer vollzieht sich mehrfach innerhalb von wenigen Momenten. Neben dem genannten Anspruch, der zwar oberflächlich ist, aber immerhin vorhanden, entwickelt sich das Buch von einem Nailbiter zu einem wahren white-knuckle-ride voller sich ständig steigerndem Tempo, Gewalt und Spannung hin zu einem Ende, das schon begierig auf den nächsten Titel macht, auch wenn das vorliegende Buch leicht schwächer ist als "The Gray Man- Unter Killern". Kaufempfehlung wird aber ausgesprochen. 530 Seiten.

Jerry Garcia



Spoilerwarnung!!!!! Wer Buch eins noch nicht gelesen hat und es aber tun will, lese hier bitte nicht weiter. Augen zu und weg.


Ezekiel Boone. +++ Fleischfressende Spinnen haben Los Angeles, Oslo, Delhi und Rio de Janeiro befallen. +++ Millionen von Menschen sind weltweit gestorben. +++ Da gibt die Wissenschaftlerin Melanie Guyer Entwarnung. Die Spinnen sterben, die Plage scheint überstanden. +++ In Japan wird ein Kokon gefunden, der Spinneneier gigantischen Ausmaßes enthält. +++ In Los Angeles verlassenen Überlebende die Quarantänezone mit Waffengewalt. Weltweit müssen die Regierungen einsehen: Der Ausnahmezustand kann nicht aufgehoben werden. +++ Jetzt muss die Präsidentin der USA mit einer schrecklichen Nachricht an die Presse: Jeder ist auf sich alleine gestellt. +++

Win, reicher Zögling noch reicherer Eltern und dennoch einigermaßen auf dem Teppich geblieben, war seit Wochen alleine auf Tour in den Bergen. Dann hat er die Schnauze voll und hätte gerne wieder etwas Zivilisation um sich. So fährt er in eine Kleinstadt und wundert sich, dass die aussieht, als wäre sie das zerstörte Ergebnis einer kriegerischen Auseinandersetzung. Häuser zerstört, Autos kreuz und quer über den Straßen und keine Menschenseele zu sehen. Doch in einer Grillbar scheint der Teufel zum Tanz gerufen zu haben, so ist da die Hölle los. Bis er sie betritt, denn dann herrscht Totenstille. Seltsam. Dann beginnen die Bewohner Fragen zu stellen und eine lautet:"Hast du Spinnen gesehen?". Als Win mit "ine" antwortet, ist ruckzuck die Rübe von ner fetten Ladung Schrot zerstäubt. In Los Angeles wird das Staples Center, das voll ist mit Kokons, in die Atmosphäre gesprengt, während auf dem Universitätsgelände Abertausende Menschen kaserniert sind. Darunter einer dieser Prediger-Laberer, die den Leuten das Geld aus den Taschen ziehen wollen und sein Berater Macer. Sie sind keine brutalen Despoten - zumindest nicht nach außen hin. Sie "erlegen" ihre Beute mit Gelaber und effektvollen Auftritten. In Maryland forscht Melanie weiterhin nach einem Mittel gegen die Viecher. Die Präsidentin wechselt zwischen Zoff mit dem Militär und Quickies mit Manny, dem Berater. In Desperation, Kalifornien, wird den Überlebenden im Bunker bald alles zu öde, doch was tun? Selbst ebenfalls auf niederem Niveau nach Mitteln suchen, das mistige Viehzeug auszulöschen. Auch im Rest der Welt überlegt man sich neue Strategien gegen die Spinnen. Berlin lässt die Außenbezirke den Spinnen in die Netze fallen, sichert stattdessen nur das Leben vermeintlich wichtiger und nützlicher Bürger. China hat sich selbst bis zur Hälfte in eine atomare Hölle bombardiert, aus anderen Bereichen der Welt hört man gar nichts mehr. Und plötzlich, wie auf Signal, hören die Angriffe gut organisiert überall gleichzeitig auf.Was soll die Scheiße jetzt?

Das Buch wirkt auf mich wie ein Übergang zu etwas Größerem, das die Leser noch zu erwarten hat. Hoffe ich jedenfalls, da ich auch schon einige Trilogien gelesen hab ("Die 5. Welle"), bei denen die Handlungen nach dem ersten Teil entweder abstrus waren oder frei verkäufliche Schlafmittel. Wir werden sehen. Von einigen Szenarien abgesehen (Win zu Beginn, Los Angeles mit den Stadien) passiert nicht wirklich viel verglichen mit dem Erstling. Es werden sehr kurz - nicht einmal eine Seite in Anspruch nehmend - Kapitel aus anderern Kontinenten oder Ländern eingestreut, ein paar neue Figuren dürfen vorbeischauen und sich dann den Spinnen "ergeben", aber die großen Kämpfe mit den Spinnen gibt es nicht. Dafür werden die Protagonisten,die sich im ersten Buch herauskristallisiert haben, mit mehr Aufmerksamkeit bedacht wie z. B. die Debatten der Präsidentin mit ihren Militärberatern, die loslegen wollen wie die Chinesen. Sie aber will keine Bürger aufgeben. Nicht so. Ja, das Buch ist dialoglastig, ABER immer wieder eingestreute kleine Blicke rüber zur Vielbeiner-Armee bringen dann doch Spannung in den Laden. Vieles von dem, was dort geschieht, ist für die Menschen mehr als nur mysteriös und nach den bisherigen Erlebnissen macht sich wieder Todesangst breit. Und daher bastelt sich Ezekiel Boone zum Ende hin steigernd eine neue Form der Bedrohung der bisher Überlebenden, deren Aussehen noch keiner Erahnen kann. Daher ist "Die Zeit läuft ab" schon etwas subtilerer Horror mit einem geringeren Ekelanteil (nicht dass er ganz verschwindet) und einigen Einblicken ins Gemüt der bedrohten Menschen, die sich selbstverständlich auch gegen Gangster und Plünderer wehren müssen. Dazu etwas Emotion um Tier (nein, nicht die Spinnen) und Kind in einem eher als Grusel angelegten Sequel, in dem die Stadt Los Angeles aber einmal beschrieben wird, als wäre sie das Kaff aus "Mörderspinnen" mit William Shatner zum Ende hin. Den größten Teil der Spannung macht der Cliffhanger am Schluss aus, der auf eine finale Auseinandersetzung mit richtig Krawall und einer riesigen Folge-Invasion der Angreifer mit den vielen Beinen schließen lässt, die mit einer neuen Taktik daherzukommen scheinen. Das Buch war brauchbar, aber wirklich nicht mehr als der Aufbau für den ultimativen Schlag gegen die Feinde war. 420 Seiten.                         

Jerry Garcia



Jean-Pierre Manchette und Jean-Patrick Bastide. Luce, exzentrische Malerin und Anarchistin, hat einen illustren Kreis in ihrem halbverfallenen Weiler im Süden Frankreichs um sich versammelt. Dazu gesellen sich auch drei Gangster, die in der Nähe einen gepanzerten Geldtransporter überfallen haben und den Weiler für das ideale Versteck für sich und ihre Beute halten. Als dann eher zufällig zwei Dorf-Gendarmen vorbeikommen, kommt es unter der glühend heißen Sonne zu einem irrwitzigen Show-down.

Abgelegen hausen die Malerin und ihr Max in einer eher als Reste-Ruine zu bezeichnenden Hüttenansammlung im trockenen Süden Frankreichs. Dieses sogenannte Dorf hat sich die Malerin nach und nach gekauft und haust dort jetzt mit dem autor Max und ihrem derzeitigen Stechling Brisorgueil, einem Anwalt. Auf dessen Einladung sind drei weitere Männer in diesem schattigen Weiler zugegen. Eines Morgens machen die sich auf, um in der Stadt einzukaufen. Daraus wird dan aber ein brutaler Raubüberfall auf einen Geldtransport. Auf dem Weg zurück zu ihren Gastgebern nehmen sie zwei Frauen und ein Kleinkind mit. Alles scheint wie geplant zu laufen, bis dann zwei Gendarmen auf ihren Motorrädern auftauchen. Und von einem Moment auf den anderen ist die Hölle los. Die eine der Frauen ist die Geliebte von Max und das Kind hat sie bei der Flucht vor ihrem Gatten einfach mitgenommen. Sie wird wegen Entführung gesucht und einer der Gendarmen hat sie erkannt. Aus dem einfachen Fall wird für die Polizisten nun ein Überlebenskampf.

Hardboiled Made in France. Dem Umfang von 190 Seiten merkt man an, dass die Autoren keinen Bedarf hatten, ihr Buch mit irgendwelchen unwesentlichen Mätzchen oder Gefühlsduseleien unnötig aufzupumpen. Der erste Schuss fällt auch schon auf der ersten Seite der Story, ist aber wirklich nicht tödlich. Dann wechselt es schnell zum Überfall und danach wird der Leser mit knappen und kurzen Sätzen in die Welt der Figuren eingeladen. Deren Leben ist genauso karg wie die Umgebung, in die sie sich zurückgezogen haben. Max, Teilzeit-Geliebter der schwer gealterten Künstlerin Luce, die von früheren Zeiten träumt, als sie mit ihrer Kunst, Drogen und wilden Spielen noch auf jeder Party die Größte war, lebt nur noch den Suff der damaligen Abenteuer nach und ist meist zu nix zu gebrauchen. Der Anwalt ist das, was man sich unter einem Schmierlappen vorstellt, aber was anderes wird die Künstlerin nicht mehr abkriegen. Also lässt sie sich immer wieder auf lebensgefährliche Spielchen ein. Die drei Gangster Gros, Jeannot und Rhino sind ein solches. Genau richtig für eine abgetakelte Fregatte im Mid-Winter des Lebens. Und daraus entwickelt sich zusammen mit den hinzugekommen Frauen und Kind sowie den Gendarmen ein grausames Stück hemmungsloser Gewalt, in der jeder gegen jeden kämpft und man einen strahlenden Helden oder eine positive Identifikationsfigur vergeblich sucht. Dafür findet man etliche Pseudo-Intellektuelle, die sich später dann als absolute Nullen erweisen, also etwas, das man in der heutigen Zeit im Überfluss geboten bekommt und die Gier der kapitalistischen Elite mit ihrer Korruption um Polizei und Politik. Letztere werden hier nicht zum Grundthema sondern nur kurz gestreift, ziehen sich aber durchs gesamte Werk von Jean-Patrick Manchette wie man auch in "Position: Anschlag liegend" (verfilmt mit Sean Penn) lesen kann. "Lasst die Kadaver bräunen!" ist ein "Polar", ein Roman, in dem die Figuren, denen eh schon freundliche und einnehmende Züge fehlen in die Falle tappen und nach zunehmender Härte und kompromisslosem Druck ein nicht wirklich freundliches Ende nehmen. Und dieser "Polar" zieht sich durch alle Werke des Jean-Patrick Manchette. Das Buch bzw. dessen Filmversion wird übrigens bald unter dem Titel "Let the corpses tan" in die Kinos kommen.                   

Jerry Garcia



Chris Bradford. Als Connor Reeves den Auftrag erhält, den Sohn eines millionenschweren Oligarchen vor einem möglichen Anschlag der russischen Mafia zu schützen, ahnt er nicht mal ansatzweise, auf was er sich da einlässt. Denn neben der Mafia ist noch eine Geheimorganisation hinter der Familie des Oppositionspolitikers her, alle staatlichen Stellen sind korrupt und jeder scheint sein eigenes skrupelloses Spiel um die Macht im Land zu spielen. Connor wird langsam klar, dass er sich in Russland auf dem weltweit gefährlichsten Terrain für Personenschützer befindet. Dort können Jugendliche nämlich nicht nur Bodyguards werden, sondern ebensoleicht Auftragskiller.

Connor und Jason sind seit dem ersten Aufeinandertreffen Rivalen. Als sie sich nun im Armdrücken erneut beweisen wollen, funkt ihnen der Boss dazwischen.Es gibt einen neuen Auftrag - und der führt sie gemeinsam nach Russland. Dort sollen sie den Sohn eines Politikers und Oligarchen beschützen, der durch die Ambitionen seines Vaters ein potentielles Ziel geworden ist. Der will mit der Initiative "Unser Russland" die Korruption und die Mafia im Land bekämpfen und für mehr Gerechtigkeit sorgen. Natürlich ist er damit etlichen Konkurrenten ein Dorn im Auge. Und schon in der Schule des Jungen bekommen sie zu spüren, dass der nicht zu den Beliebtesten der Klasse zählt. Einige Rowdys drangsalieren ihn, bis dann seine Buddyguards eingreifen. Zudem schlägt sich noch eine Schülerin auf ihre Seite. Sie ist ebenfalls neu in der Klasse und freundet ich mit den Jungs an. Besonders Jason ist wahrlich von ihr angetan. Doch sie hat nur Augen für den mürrischen Feliks. Als sie ihn und seine Bewacher zu einer Part in einem Club einlädt, sind alle begeistert, doch an der Tür steht einer der Schulrowdys und lässt Feliks nicht rein. Das hat Folgen. Und bald stellen die beiden Personenschützer fest, dass in Russland andere Regeln herrschen und ein Menschenleben nichts wert ist und man auch nicht jeder Person vertrauen kann. Die Situation eskaliert und sie finden sich in einem wahren Kugelhagel wieder.

Für ein Buch, das ab 12 Jahre empfohlen wird, beginnt das Ganze denn auch mit dem typischen Gehabe unter Jugendlichen, bevor es in einen reinrassigen Thriller mündet, der natürlich entsprechend der Altersgruppe/Zielgruppe etwas entschärft wurde. Großes Geld, Politik, ein  überheblicher Schützling, Mafia, Korruption, Bomben, Schießereien und typisch russisches Wetter plus Verrat und Mädels sowie interne Zankereien und Misstrauen. Also richtig vollgepackt, die Lektüre. Chris Bradford hat die Story so aufgebaut, dass sie sich von Kapitel zu Kapitel steigert, nicht zu komplex, dafür aber rasant und gut verständlich ist. Viele Cliffhanger tragen natürlich auch zu einem flotten Lesefluss bei. Das Finale hat es dann so richtig in sich. Nicht nur, dass sich alles aufklärt, wer hier wem schaden will und wen aus dem Weg zu räumen gedenkt, das alles geschieht mit einigen fantastischen Actionsequenzen, die sich nicht vor Thrillern normaler Spielart im Massensektor zu verstecken brauchen. Selbstverständlich kann es mit den heutigen Krachern für die ältere Leserschaft, die sich mit Ben Coes, Mark Greaney oder Chris Ryan Extreme befassen, nicht mithalten, aber nur als reiner Jugendthriller bewertet, ist das Buch die perfekte 10.Also höchst unterhaltsam und mit einem Cliffhanger am Ende ausgestattet, der eine Fortsetzung garantiert.

Jerry Garcia



Christopher Golden. Das kleine Städtchen Coventry in New England hat schon tausende Schneestürme erlebt ... aber noch keinen wie diesen. Menschen gingen in das Unwetter und kamen nie mehr zurück. Jetzt, zwölf Jahre später, zieht ein weiterer Sturm auf und die Bewohner von Coventry erinnern sich an diejenigen, die sie im Schnee verloren haben. Ein Fotograf trauert um seinen kleinen Bruder - auch heute Nacht wird wieder ein kleiner Junge vermisst. Der Tod der Frau eines Gelegenheitsdiebes hat tiefe Narben in seinem Leben hinterlassen. Und auf der anderen Seite des Landes erhält eine Frau einen Anruf ... von einem Mann, der seit zwölf Jahren tot ist.
Der Sturm wird sich alsnoch schrecklicher als der Letzte erweisen und die Erkenntnis bringen, dass der Albtraum gerade erst anfängt.

Der Schneesturm, der über die Gegend fegt, macht vor nichts halt und lässt die Menschen in ihren Häusern verharren. Doch nicht alle bleiben im Schutz ihrer Heime und verlassen sie - oder sie öffnen nur die Fenster. Das reicht schon, um hinaus in den Sturm gezogen zu werden - und auf ewig zu verschwinden. So mancher behauptet hernach, wenn der Sturm vorübergezogen ist, man Bilanz macht und mehr verschwundene Gemeindemitglieder zählt als je vermutet, dass in dem Sturm "Eismenschen" die Leute ins Verderben gezogen hätten. Nach und nach verblasst die Erinnerung daran. Nur die Menschen, die einen der Ihren verloren haben, leiden noch unter der Last der Ungewissheit. Aus einem Gelegenheitsdieb wird in den folgenden zwölf Jahren ein Fulltime-Gangster, ein junger Mann leidet noch unter dem Verlust seines Bruders, doch das Leben geht seinen Gang. Bis sich eben diese zwölf vergangenen Jahre später ein erneuter Sturm über das Land hermacht. Bei einem Unfall sterben zwei Erwachsene in dem kalten Inferno, aber deren schulpflichtiger junger Sohn bleibt verschwunden. Er ist nicht in dem Bach ertrunken, in den der Wagen geschleudert war, er konnte auch nicht abgetrieben worden sein. Wäre er weggelaufen, hätte man bei dieser Eiseskälte seine steifgefrorene Leiche schon irgendwo gefunden. Und dies bleibt nicht das einzige tödliche Rätsel, das der neuerliche Supersturm in die Gemeinde trägt. Der Tod will wieder seine Ernte halten.

Von Christopher Golden hatte ich bisher nur "Krieg der Maschinen" gelesen. Der passte zwar durchaus in mein Anspruchsdenken was die Action angeht, war dann aber viel zu sehr auf der America First-Schiene, wenn fast schon mit Jubelarien beschrieben wird, dass Amerika die Pflicht hat, die Demokratie überall in der Welt zu verbreiten und wer die nicht will, bekommt sie eben mit Gewalt von der einzigen Nation mit Recht auf den Job als Weltpolizei. Kurz: gute Amis im Kampf gegen das Böse in der Welt - also gegen den Rest der Welt.
Nun also ein Mystery-Thriller, den Stephen King über den Klee gelobt hat. Dass solche Texte von Kollegen zumeist eh nur Gefälligkeiten sind, ist bekannt. Und wenn ein Autor derart viele Bücher lesen würde, wie er sie anpreist, dann käme er nicht mehr zum Schreiben. Bis auf wenige Ausnahmen ist das Ende vom Lied dann meist eine üble Enttäuschung. Ganz so schlimm ist es mit "Snowblind" nicht gekommen, aber was der liebe Stephen da so schreibt von wegen "...das Buch ist ein Killer...", da muss er wohl eher die gute Stimmung gemeint haben, die wird nämlich bald gekillt. Können die Ereignisse der ersten Kapitel noch eine gewisse Spannung generieren und neugierig machen, was dann in zwölf Jahren - dem Hauptteil des Buches - passiert, lässt dann gerade der zu wünschen übrig. Die Figuren haben sich in den zwölf Jahren kaum entwickelt, das Drama in deren Leben berührt somit auch kaum den Leser. Die Eis"heiligen" haben dann zwar Klauen und Zähne, aber bestenfalls die Eignung in einem Film von Asylum schmunzeln hervorzurufen, die sich ja auch an schon zuvor genutzte Bausteine besserer Werke halten und diese für sich ausschöpfen. So wird man dann auch "Snowblind" - vielleicht - in Erinnerung behalten. Laue Kost ohne besondere Merkmale und einem Schluss, der für Stephen King das Nonplusultra gewesen sein soll und mir bestenfalls ein fades Lächeln entlockte, denn das war nix. Wendungen, Überraschungen? Fehlanzeige. Das Geld für diese 455 Seiten spart man sich lieber. Nehmt lieber von Ronald Malfi "Snow- Die Kälte".

Jerry Garcia



Alex Shaw. In Großbritannien wird Aiden Snow, Geheimagent des MI6, Zeuge eines skrupellosen Mordes. Paddy Fox, ein ausgebrannter Ex-SAS-Soldat, vereitelt in letzter Sekunde die Entführung eines Mitglieds der saudischen Königsfamilie. Russland stellt der Ukraine Forderungen, die das Land nicht ablehnen kann. In Saudi-Arabien bereitet sich eine Splittergruppe der Al-Qaida auf eine Mission vor. Hängen diese Ereignisse in irgendeiner Weise miteinander zusammen? Und was verbirgt sich hinter "Cold Black"? Aidan Snow muss die Teile des Puzzles zusammensetzen, bevor es zu spät ist.

Snow ist bei einem plastischen Chirurgen, der seine zuletzt erlittenen Verletzungen behandelt und ihm weitere Anweisungen zwecks Ruhepausen und Erholung gibt. Nachdem Snow gegangen ist, bekommt der Arzt unliebsamen Besuch. Snow sieht nur noch, wie ein Mann auf die Straße rennt und dort mit einem Verband ums Gesicht in einen Wagen springt. Er läuft zurück zur Praxis und sieht die Praxishelferin und den Arzt tot in den räumen liegen. Er versucht nun, den Wagen zu verfolgen, um die Nummer zu erblicken, mit der man die Gangster ausfindig machen könnte. Zu seinem Pech wird aber er von der Polizei einkassiert. Sein Chef holt ihn zwar raus, setzt ihn aber auch gleich auf einen Fall an. Paddy Fox ist so wirklich fürs Zivilleben nicht geschaffen. Und dann wird er noch von so einem Jungschnösel aus seinem Job gefeuert. Als er dann nach Hause kommt, sieht er, wie der Wagen des Bubis vor seiner Haustür steht. Bei einem Anruf behauptet seine Gattin, sie sei nicht daheim. So langsam kocht seine Stimmung über. Da kommen einige Wagen die Straße entlanggerast und bauen einen Unfall. Einer der Kerle ist bewaffnet, hat die Knarre aber in den Fußraum fallen lassen. Der Fahrer war tot, der Beifahrer wird es gleich sein und der Typ, der hinten ein Mädchen gefangen hält, muss nur noch weit genug von dem Kind entfernt werden, damit Fox ihm das gleiche Schicksal angedeihen kann. Gedacht, getan. Dann kommt aus seinem Haus der Schnösel gerannt. Nächster Geistesblitz. In die Schusslinie gelaufen. So ein Pech für den Schnösel. Die eintreffende Polizei will Paddy festnehmen, aber der Vater des Kindes schreitet ein. Der Saudi bietet Paddy sogar einen Job an, der den dankend annimmt. Zwischen Russland, Weißrussland und der Ukraine bahnt sich ein Coup an, der nicht nur einen der drei Beteiligten schädigen soll, sondern auch weitere Nationen in die Bredouille stürzen soll. Ein perfider Plan soll umgesetzt werden, bei dem Rücksichtnahme absolut zu vernachlässigen ist. Und Aiden Snow ist mittendrin.

Wie schon in "Cold East" setzt Alex Shaw hier eher auf  die politischen Verwicklungen und die Ausarbeitung dunkler Pläne, die die Welt ins Finanz-Chaos stürzen soll, damit sich einige wenige nicht nur bereichern, sondern auch wieder an die Spitze der Nahrungskette katapultieren können. Der reine Actionkracher ist es also nicht, was aber nicht heißt, dass keine vorkommt. Sie ist halt nicht im Vordergrund. Es ist ein gelungener Mix aus Intrigen, Verrat, Politik auf höchster Ebene und spannenden Vorkommnissen rund um die beiden Figuren Snow und Fox, die getrennt voneinander agieren. Während Snow hier mehr der ruhigere Typ ist, der ermittelt, aber auch als harter Hund agieren kann, wenn es nötig ist, kommt Paddy Fox als Aufräumkommando rüber, der die grobe Version eines Helden abgibt. Die Story ist verzwickt und der Plan, der hier ausgearbeitet wurde, wäre eigentlich recht simpel und locker nachvollziehbar, würden nicht einige Kandidaten ihr eigenes Spiel spielen. Also ist hier etwas aufmerksameres Lesen durchaus angebracht, denn es wird nicht nur eine bleihaltige Verfolgungsjagd von A nach B geboten, sondern etliche undurchsichtigen Machenschaften, die sich erst mit der Zeit klären. Und so sind die 445 Seiten ein politisches Spionagebuch, in dem es dann auch temporeich mit Action zur Sache geht. Ein recht gelungener Mix, der mehr Gehalt hat als ein reiner Actionkracher. Kann man ja schließlich zur Abwechslung auch mal lesen. Ein weiteres Buch ist in Vorbereitung.

Jerry Garcia



Joe Craig. Nach außen hin mag er aussehen wie ein ganz normaler 12-jähriger Junge, aber der Schein trügt. Nur wenige Menschen wissen um sein Geheimnis: Jimmy ist ein Superagent der britischen Regierung. Allerdings einer, der sich gegen das System gestellt hat, dem er ursprünglich dienen soll. Und deshalb wird er nun gnadenlos vom Geheimdienst gejagt. Auch wenn er nach und nach seine Kräfte immer besser im Griff hat, stellt ihn und seine Freunde die Flucht vor eine tödliche Herausforderung. Denn wie soll er überleben, wenn die schärfste Waffe seiner Feinde ein Junge genau wie er ist.

An dem Projekt für NJ7 war auch ein französischer Staatsbürger beteiligt, der die Briten aber verlassen will. Bei dem Versuch ihn zu stoppen, wird er aber tödlich verletzt. So muss der Engländer Hollingsdale nun ohne dessen wichtige Unterstützung auskommen. Dennoch hat er eine Waffe für die Jagd auf Jimmy Coates in der Hinterhand: Mitchell. Zwei Jahre älter als Jimmy und extrem motiviert, weil man ihn mit dem Leben seines Bruders manipuliert. Unterdessen ist es Jimmy gelungen, nach Frankreich zu fliehen. Im Gegensatz zu Großbritannien ist dort wirklich noch so etwas wie eine Demokratie zu spüren. Dann wird Mitchell nach Frankreich geschickt, um Jimmy zu liquidieren. Geschickt umgarnt er Georgie und Eva und kann sich so über die Pläne von Jimmy und seinem Kumpel Felix informieren und dadurch die Pläne für ein Attentat vorantreiben. Durch seine neu erworbenen Fähigkeiten, die sich mit jedem Tag, den er näher an seinen 18. Gebutstag kommt, weiter entwickeln, kann Jimmy dem entgehen. Doch bei einem zweiten gelingt ihm der Mord scheinbar. Er flieht nach England und Eva will ihn begleiten. Dort bleibt sie bei ihm und schließt sich NJ7 an. In Frankreich wird Jimmy wegen seiner Verletzungen behandelt, die trotz seiner genetischen Veränderungen nicht schnell genug heilen. Danach begibt er sich auf eine Mission nach England, um Viggo und Saffron zu beschützen, die dort in die französische Botschaft einbrechen wollen. Dass Eva sie verraten hat, ahnt er allerdings nicht.

Großbritannien ist zu einer Neo-Demokratie geworden, was dann doch nur ein anderes Wort für Diktatur ist. Sein Vater ist auf deren Seite gewechselt und zählt zu seinen erbittertsten Jägern. Dies und die Veränderungen seines Körpers, die manchmal aufkeimende Mordlust, machen dem jungen Protagonisten zu schaffen. In einfachen und klar strukturierten Sätzen wird den jugendlichen Lesern der Wert des Lebens, der Unterschied zwischen Recht und Unrecht näher gebracht, aber das alles verpackt in eine temporeiche und mit Action garnierte Handlung. Das lässt sich für ältere Semester selbstverständlich schnell lesen und ist nicht mit den Thrillern aus dem Bereich des Hauses Festa zu vergleichen. Weniger komplex, weniger brutal, aber dafür menschlicher und auch der Held ist als Sympathieträger schneller zu akzeptieren, die Fronten sind zumeist schnell geklärt. Schnelle Szenenwechsel, fesselnd, stellenweise gefühlvoll und immer auf dem rechten Pfad der Tugend, die von den Politikern und den meisten Erwachsenen verraten wird. Etwas SciFi, ein bisschen Superheld und eine Menge für Zwölfjährige fulminanter Actionszenen in rund 320 Seiten.

Jerry Garcia



Joe Craig. Der 12-jähriger Superagent versucht alles, um den Fängen des britischen NJ7 zu entfliehen, aber selbst aus der Ferne scheinen die skrupellosen Spione Macht über ihn zu haben. Mittlerweile haen sich jimmy und seine Freunde zwar in die USA gerettet, aber auch in New York sind sie nicht sicher. Zudem hat Jimmy anfallartige seltsame Visionen, deren Bedeutung er entschlüsseln muss, bevor ihm seine Widersacher auf die Spur kommen.

Großbritannien ist ganz dicht dran, Frankreich den Krieg zu erklären. Ein guter Grund für den neuen Premierminister, den USA einen Besuch abzustatten, um sich deren Unterstützung zu sichern. Doch nachdem sich die Briten abgeschottet haben und keine ausländischen Waren mehr kaufen (dürfen), ist der US-Präsident wenig geneigt, hier einzugreifen und sich zu beteiligen. Er kann den Briten Waffen verkaufen, mehr Hilfe ist nicht drin. Und Jimmy und seine hetzen von Versteck zu Versteck, bekommen aber Unterstützung aus der Bevölkerung in New Yorks Chinatown, wo sie über einem Restaurant logieren. Aber die Briten haben auch ihre Spione nach Amerika geschickt und Mitchell soll Jimmy nun endgültig erledigen. Der wiederum klagt über Kopfschmerzen und Visionen, die er nur Stück für Stück entschlüsseln und zu einem Ganzen zusammensetzen kann. Bald kommt er einem perfiden Plan auf die Spur, in den die Franzosen, die auch um die Hilfe der Amis hinsichtlich der möglichen kriegerischen Auseinandersetzung buhlen, die Briten, Jimmy selbst, Mitchell und eine neue Mitspielerin verwickelt sind.

Die 310 Seiten des dritten Abenteuers um Jimmy Coates, der sich dem Dienst seiner Regierung verweigert, die seine Heimat in eine Art europäisches Nord-Korea verwandelt hat, wechseln im Laufe der Geschichte den Kontinent. Die Handlung wird flott und leicht zu verfolgen in einem der Zielgruppe angepassten Schreibstil präsentiert, verwendet keine überlangen Sätze und nutzt knappe Erklärungen für manche Situation und Technikneuerung. Komplott., Menschenjagd, Wissenschaft, Verrat, Familie, Freundschaft und Ehre stehen in diesem Teil zur Debatte, sodass mancherorts die Emotionen freien Lauf bekommen. Interessant sind aber die Wendungen, die Joe Craig seinem Schützling und den Lesern da noch alles zumutet, während er gerade bei der Figur des Felix die kindlichen Aspekte deutlich hervorhebt. Macht die ganze Superagentengeschichte etwas realistischer, wenn man das so sagen kann. Und die Amerikaner? Werden als die Krämerseelen dargestellt, die wohl auch sind: Kommerz, Kommerz, wofür brauchen wir ein Herz. Eigentlich kann sich hier keine Seite rühmen, ohne Makel zu sein. Selbst Jimmy bekommt seine Probleme nicht immer in den Griff, wenn die Konditionierung, die man ihm noch im Mutterleib angedeihen ließ und die bis zum 18. Geburtstag abgeschlossen sein soll, sich wieder mit einem neuen Schub bemerkbar macht. Diese Situationen ängstigen den Jungen. Also ist in "J. C. - Agent in höchster Gefahr" die ganze Palette abgedeckt, die sich jugendliche Leser wohl so vorstellen.
Und ich verabschiede mich jetzt von den Jugendbüchern und gehe wieder zu etwas derberer, wenn auch nicht gescheiterer Kost über.

Jerry Garcia



Bracken MacLeod. Als sich die Crew des Versorgungsschiffes Arctic Promise plötzlich im Zentrum eines Orkans findet, ahnen die Männer nicht, dass dies erst der Beginn ihrer Irrfahrt ist. Vom rücksichtslosen Kapitän immer weiter in die eisige See getrieben, läuft das Schiff auf einer gigantischen Eisscholle auf. In Kälte und Dunkelheit eingeschlossen, bricht eine seltsame Krankheit unter den Männern aus. Doch sie sind nicht alleine. In der Ferne sind die Umrisse eines zweiten Schiffes zu sehen. In ihrer Verzweiflung machen sich die Überlebenden auf, um nach Rettung zu suchen. Sie ahnen nicht, dass in dem Schiff bereits etwas haust ... etwas Böses.

Die Arctic Promise ist als Versorgungschiff für eine Bohrinsel unterwegs. Die Stimmung an Bord ist vergiftet, da der Kapitän nicht nur ein Raubein der alten Sorte ist, sondern auch seinen Schwiegersohn Noah mit Inbrunst hasst. Als es in einem Eisorkan gefährlich wird, lässt er den Mann die gefährlichsten Arbeiten ohne Absicherung verrichten. Und kaum einer der insgesamt 16 Männer an Bord stellt sich auf die Seite von Noah. Bald ist das Vorankommen nur noch Glückssache und ebenfalls viel Fortune war im Spiel, dass die Ladung nicht verrutscht ist und Crewmitglieder zerquetscht hat. Dann geht ein Ruck durchs Schiff. Sie sind aufgelaufen. Dicker Nebel ermöglicht keine Sicht, die Instrumente fallen allesamt aus, die Mannschaft leidet plötzlich unter einer mysteriösen Krankheit - alle bis auf Noah. Der wagt sich nach draußen und seilt sich vom Schiff ab. Sie sind von Eis umschlossen. Nachdem er es umständlich wieder an Bord geschafft hat, eilt er zum Kapitän, um den zu informieren. Natürlich glaubt der ihm nicht. Als sie sich alle davon überzeugt haben und Noah einem hinterhältigen Versuch des Schwiegervaters entkommt, sein Leben früher zu beenden als Noah lieb wäre, entdecken sie von Bord aus eine dunkle Erhebung in der Ferne. Ein weiteres Schiff - das könnte die Rettung bedeuten. Also macht man sich auf den beschwerlichen Weg durch Kälte, Dunkelheit, gefährlichen Eisspalten und dem Wissen um eine Bedrohung, die sie nicht einmal mit Namen benennen könnten. Doch was sie dort erwartet, übertrifft ihre schlimmsten Albträume.

Bracken MacLeod kennt man ja schon durch den Festa-Titel "Mountain Home", mit dem er bewiesen hat, dass mit ihm als Autor zu rechnen ist. Was jetzt nun mit dem genannten Copyright "by Tom Doherty Associations based on a concept by Bracken MacLeod und Alexandre Paul Ilic" ist und wieviel nun der Autor wirklich selbst an dem Buch um die eisige Gefahr geschrieben hat, konnte ich nicht eruieren. Jedenfalls ist der erste Teil des Buches direkt von einer düsteren und dunklen Atmosphäre bestimmt und kommt auch gleich zur Sache - von Null auf Sturm. Und während dieser Zeit köchelt der Hass unter den Männern immer vor sich hin, man wartet auf irgendeine fiese Aktion, die dann auch kommt. Erklärungen, woher diese Antipathie stammt, erhält man erst später in einzelnen Rückblenden. So gibt es hier einige Charakterentwicklungen und Vorstellungen der Mannschaft - bis sie aufs Eis gehen. Danach wird es unangenehm und ich zumindest hab nicht damit gerechnet, womit Crew und Leser dann konfrontiert werden. Hatte ich während der Eiswanderung noch den einen oder anderen Gedanken an "Terror" von Dan Simmons im Hinterkopf (lag vielleicht auch daran, dass der Verlag das Buch hier auch noch einmal beworben hat), geht "Im finsteren Eis" dann in eine andere Richtung. Eine gute Idee, leider mit keinem wirklich guten Stil präsentiert und etwas holprig dargeboten, lässt aber die Mystery-Elemente doch ganz gut aussehen. Eine nicht ganz so bekannte Variante übernatürlichen Horrors mit ein paar Klischees, vielen Opfern (aber nicht blutrünstig dahingschlachtet) persönlichen Dramen und einer gelungenen zweiten Hälfte (ich lass es mal außer Acht, dass das Buch in drei Teile gesplittet ist), die es dem Leser überlässt, sich Gedanken darüber zu machen, was denn nun wirklich der Auslöser für das Geschehen gewesen ist. Ansonsten ist das Ende des 410 Seiten starken Buches aber nicht offen. Kein unvergessliches Leseerlebnis, aber auch kein Ärgernis. Wer sich für einige Stunden gut und etwas gruselig unterhalten lassen will, mit den Ängsten und Depressionen, der Feindschaft der Protagonisten zurechtkommt, ist hier ganz gut aufgehoben. Bleibt für mich auch noch die Frage, ob das eingangs erwähnte Copyright-Geeiere eine neue Variante des "Warum selbst schreiben, ich verkauf einfach meinen Namen" ist.

Jerry Garcia



Vince Flynn. Bei einer Serie terroristischer Anschläge in Washington kommen 185 Menschen ums Leben, darunter zahlreiche Regierungsmitarbeiter und CIA-Angestellte. Extreme Gewalt erfordert extreme Gegenmaßnahmen - und so zieht Anti-Terror-Kämpfer Mitch Rapp erneut in den Krieg gegen den Terror. Doch als er glaubt, die Verantwortlichen in die Falle gelockt zu haben, fallen plötzlich Schüsse in unmittelbarer Nähe des Weißen Hauses.

Nach dem Grauen der vielen Attentate sind drei Mitglieder der Terroristenteams gemeinsam auf der Flucht vor den Behörden und Ermittlern wie Mitch Rapp. Unterwegs geraten sie immer mehr in Zank und es tun sich Gräben auf zwischen Karim und Hakim, während Ahmed sich aus deren Streit heraushält. Sie suchen sich ein sicheres Haus auf dem Land, doch das Idyll wird zerstört, als zwei Jäger auftauchen, die Hakim zwar beschwichtigen konnte und die unverrichteter Dinge abgezogen wären, bevor Karim auf die Idee kam, sie abzuknallen. Jetzt müssen sie wieder weiterziehen und nach einem vorübergehenden Unterschlupf suchen, bis sie ihren Plan weiter fortführen können. Rapp muss indes mit Stan und anderen Kollegen nicht nur die Angriffe auf ihr Tun durch wohlmeinende, aber auch machtgierige Linksaktivisten abwehren und sich in politische Ränkespiele verwickeln lassen, er muss auch noch die Verräter ausfindig machen, die die Morde erst ermöglicht haben. Eines ist klar, die Täter mussten gewusst haben, wann sie wo am Effektivsten zuschlagen können. Doch dieses Geplänkel hält die Behörden auch von ihrer eigentlichen Tätigkeit ab - die Nation zu schützen. So kommen die drei Killer ihrem nächsten Ziel immer näher, während sich Washington und die Ermittler in Diskussionen verzetteln und den Hintermännern und Finanziers nachspüren.

Nach jahrelangem Darben und auch noch mitten aus einer Fortsetzunghandlung gerissen worden zu sein, hat der Festa-Verlag seine Action-Reihe nun auch mit Vince Flynn aufgepeppt, der ja bei den Großkopferten und Trendverlegern einfach aus dem Sortiment verbannt wurde (zusammen nmit etlichen anderen Actionwerken). Ich weiß, das mit dem Lob für den verlag geht einigen Leutchen wohl auf die nerven, ABER solange ich mit dem Stoff versorgt werde, den ich mag und sehr schätze, tu ich das weiterhin. Und es haben ja andere wie der Luzifer-Verlag nachgezogen, was ich natürlich ebenfalls nur gutheißen kann. Gerade was Chris Ryan angeht. Zurück zum aktuell gelesenen Buch. Es ist alles andere als vollgepackt mit Action. Doch was soll man erwarten, nachdem die Anschläge geschehen sind? Schaut in die Nachrichten. Jedesmal wenn in der realen Welt so ein Attentat vonstatten ging, gehen die Vorwürfe los, wer hier wo nicht aufgepasst hat, wer wo zu sanft mit Verdächtigen umgesprungen ist und wer den Gerichten vorschreibt, dringend Tatverdächtige völlig von der Leine zu lassen. Und so ist es dann auch hier. Politiker und Maulhelden, die nur aus sicherer Distanz erleben, was in der Welt vor sich geht, erheben ihre Stimmen und werden von denen gekontert, die ein völliges Ende der Privatsphöre und Menschenrechte bevorzugen würden. Nebenbei kommt noch die Erörterung zutage, welche Methoden man anwenden darf oder soll, um Informationen zu beschaffen. Üblich, aber eine zähe Sache. Die Action konzentriert währenddessen auf wenig spektakuläre Szenen, die sich fast wie Morde in einem TV-Krimi lesen. Schnell war also klar, dass es auf einen Showdown kurz vor Schluss hinausläuft, der dann aufräumt - oder aufräumen soll. Denn auch hier hat Vince Flynn schon mehr geboten. Und zu den Protagonisten und Attentätern fällt mir nur ein, dass sich Rapp in der einen Diskussion mit Irene Kennedy aufführt wie ein kleiner trotziger Bub, aber ansonsten der gleiche Rapp wie in den Vorgängerbüchern ist - also mit extrem kurzer Zündschnur. Die Terroristen waren eigentlich ein echtes Ärgernis. Einzig der als geistig nicht ganz auf der Höhe geschilderte Ahmed war für diese Aufgabe geeignet. Hakim war doch nur ein Alibi-Terrorist, der mehr die Ansichten der Amerikaner vertrat als die eigene. Er wurde zu der figur in dem Buch, die zeigen soll, dass selbst die schlimmsten Terroristen ihr eigenes Tun für verfehlt halten. Dafür war Karim dann der blutrünstige Killer ohne Maß, der noch dazu ein haßverblendeter Wüterich ist, der noch dazu als ziemlich dämlich in seinem Handeln dargestellt wird. Es war kaum zu glauben, dass der Blödkopp Anführer einer solchen Operation sein sollte. Ergebnis: der "gute" Muslim ist clever, der böse ein Depp. Nette Botschaft. Nach Flynn-Maßstäben ist das Buch nur gehobenes Mittelmaß, verglichen mit den restlichen Marktüberschwemmern mit ihren verheulten Augen und sanften Kommissaren mit massig Problemen und Besuchen auf der Psychiatercouch immer noch ein Wunderwerk. Also sind die 520 Seiten und die Lebenszeit nicht verschwendet. Bald gibt es auch wieder etwas aus der Ecke der Massenware. Frauchen hat den neuen Grisham endlich durchgelesen und als weitere Lektüre den euen Roman von Dan Brown. Und wenn ich sie schon bezahlen muss, lese ich sie dann auch.                       

Jerry Garcia



Jean-Patrick Manchette. Georges Gerfaut, leitender Angestellter in Paris, macht mit seiner Familie Urlaub am Atlantik. Beim Baden im Meer versuchen plötzlich zwei unbekannte Männer, ihn umzubringen. Er weiß nicht warum. Sein ganzes Leben ändert sich, als Gerfaut erkennt, dass zwei Killer auf ihn angesetzt sind.

Gerfaut fährt mit seinem Wagen nachts Richtung zu Hause, als ihn ein anderer Wagen plötzlich überholt und beinahe in den Graben abdrängt. Nicht viel weiter findet er den Raser um einen Baum gewickelt. Der Fahrer ist schwer verletzt. Er bringt ihn in eine Krankenhaus. Danach zieht er von dannen ohne seine Adresse oder andere Kontaktdaten zu hinterlassen. Einige Tage später fährt er mit der Familie in Urlaub und wird mitten im ganzen Trubel im seichten Wasser direkt vor dem Strand beinahe von zwei Kerlen ersäuft. Und keiner der Umstehenden merkt etwas. Die Familie zurücklassend verdrückt sich Gerfaut erst nach Paris und von dort dann in die Berge. Er wird verletzt, schleppt sich aber immer weiter in die unwirtliche Landschaft. Einige illegale Holzfäller aus Portugal finden ihn und bringen ihn zu einem Feldscher, der auch Kranke unter den Arbeitern behandelt, da diese keinen regulären Arzt aufsuchen können. Gerfaut wird wieder aufgepäppelt, leidet unter Amnesie und wird leider auch wieder aufgefunden. Die Killer wollen ihr Werk zu Ende bringen. Erneut muss der Büromensch in der Wildnis allein um sein Leben kämpfen.

Das Buch wurde mit Alain Delon verfilmt -"Killer stellen sich nicht vor". Und der passt dann auch besser in die Rolle als der Protagonist des Buches. Denn der Gerfaut ist eher ein Bürohocker par excellence, der zuviel trinkt, sein linkes Gedankengut fast völlig verdrängt hat und nun selbst zu der Klientel zählt, die er früher verachtet hat. Im Großen und Ganzen aber hat Manchette auf politische Inhalte größtenteils verzichtet oder eben nur angedeutet. Er konzentriert sich ganz auf seinen irritierten Bürohengst, der nicht weiß, wie ihm geschieht. Das tut er mit knappen Sätzen, einem gewissen Humor und hin und wieder auch Charme, bevor er dann scheinbar aus dem Nichts die brutale Gewalt über Gerfaut und den Leser hereinbrechen lässt. Und hier hapert es auch ein bisschen. Büromensch mit Hang zum Alkohol und leichtem Bauchansatz kann aus dem Stand zwei Profikiller auf Trab halten, die zwar ab und an recht dämlich daherreden, aber keine Neulinge im Job sind. Herrn Delon nimmt man das im Film natürlich ab, aber der Buch-Gerfaut???? Allein und gewalttätig - so werden die Probleme in diesem Buch gelöst. Gnadenlos eliminiert der Held seine Gegner, sind die Sätze knapp und die Beschreibungen minimalistisch. Neben der Jagd erfährt der Leser erst nach und nach, warum Gerfaut überhaupt gehetzt wird. Klar, man kann sich seinen Teil zu dem Unfall denken, aber wieso ist der Tote so wichtig? Warum muss ein vermeintlicher Mitwisser aus dem Weg geräumt werden? Das bringt eine gewisse Spannung in die Handlung. Schnörkellos und hart, kleine Längen in der Geschichte umschiffend und mit 160 Seiten auch kurz genug, damit diese nicht auffallen. Hardboiled aus Frankreich und so einigen Versuchen heutiger Autoren immer noch überlegen. 

Jerry Garcia



Edward Lee & Elizabeth Steffen. Im Juli 1991 fasste die amerikanische Polizei einen der teuflischsten Serienmörder der Geschichte - den Kannibalen Jeffrey Dahmer. Drei Jahre später wurde er im Gefängnis von einem anderen Insassen erschlagen ...
Doch kurz nach dem Begräbnis beginnt eine weitere kannibalistische Mordserie. Fingerabdrücke, DNA und modus operandi - alle Spuren führen zu Dahmer.
Die Ermittlerin Helen Closs ist sich sicher, dass es sich um einen perversen Nachahmer handelt ... bis in der Nacht ihr Handy klingelt und Jeffrey Dahmer selbst mit ihr redet.

1991 wird Dahmer geschasst, weil die Polizei von Nachbarn gerufen wird, die den Gestank nicht mehr aushalten, der aus dessen Wohnung dringt. Was die Beamten dort vorfinden, schlägt ihnen gewaltig auf den Magen. Und der perverse Sack leugnet nicht einmal seine Taten. 1994 sitzt Dahmer im Knast. Gehasst von allen Insassen des Baus. Warum der Arsch dennoch in den allgemeinen Vollzug will und nicht in eine separate Abteilung, bleibt allen ein Rätsel. Sie werden es auch nicht mehr lösen, da ein Mithäftling seine Chance nutzt und Dahmer regelrecht auslöscht. Danach wird die Leiche verbrannt. Nicht lange danach beginnt eine neue Mordserie, die alle Merkmale einer Dahmer-Tat aufweist. Die Ermittlerin Helen Closs will es nicht glauben. Dahmer kann nicht wieder aufgetaucht sein. Neben den Nachforschungen muss sie sich auch mit ihrem Privatleben befassen. Ihre Liaison mit Tom steht auf wackligen Füßen. Die Arbeitszeiten, die Anrufe in der Nacht, wenn wieder ein Einsatz ansteht, weil kürzlich eine Leiche gefunden wurde - das macht sich nicht gut für eine Beziehung. Dann kommen noch Kompetenzstreitigkeiten der Dezernate hinzu - und jetzt soll Dahmer wieder aktiv sein? Holy crap, was für ein Scheißfall.

Edward Lee, König der Ekelgeschichten auf Abwegen? Mitnichten - er hat schon mehrfach bewiesen, dass er auch im Thrillermetier zu bestehen weiß. Dennoch vermute ich, dass bis auf die eine Nummer im Hause Closs der einfluss der Co-Autorin hier recht groß war. Schließlich ist Elizabeth Steffen ja Spezialistin für Serienkiller. Also auf zu einem echten Spannungsroman, der mit der Frage spielt, ob der irre Mörder tatsächlich noch lebt. Das führt zu diversen Hinweisen, Wendungen, Morden und verwischten Spuren. Neben ihrer Arbeit wird eine anscheinend tief verunsicherte und misstrauische Polizistin von den Vorgesetzten eher müde belächelt, als sie mit ihrer Theorie auftaucht, muss sich gegen eine in ihrer Vorstellung unfaire Rivalin behaupten und mit ihrem Liebhaber auf die Reihe kommen, den sie sogar beschattet. Klingt schwer nach dem Einfluss von Frau Steffen, diese Fokussierung auf das Innenleben (Okay, Herr Lee hätte das Innenleben auch schildern können, aber da wäre es mit den Eingeweiden ans Tageslicht befördert worden) und den Gemütszustand der Polizistin. Und ebenfalls nicht unerwähnt bleibt die Art der Medien, Tatsachen so anzupassen, dass sie bessere Schlagzeilen generieren und die Auflagen erhöhen sowie die Gier der Menschen nach morbiden Memorabilien (da streiten sich zwei Familienmitglieder um die Asche des toten Dahmer) und mediale Aufmerksamkeit, was einen extrem niveaulosen Ton in die Medien bringt. Und das war Mitte der Neunziger im letzten Jahrhundert. Heute ist das alles nur noch schlimmer geworden. Siehe TV-Programm, Political Correctness-Wahn, Denunzianten allerorten, Schwachmaten, die Rettungsgassen versperren, um Handy-Videos zu drehen, Figuren, die andere Menschen als "illegal" bezeichnen und nicht einmal das Wort richtig schreiben können und und und. Da waren die Autoren ihrer Zeit schon etwas voraus und haben wohl kaum damit gerechnet, dass es noch viel schlimmer werden würde. Als Thriller funktioniert das Buch auf jeden Fall recht gut. Der Leser bekommt immer mal wieder ein Häppchen vorgeworfen, um einen neuen Verdächtigen zu etablieren, nur um dann wieder eine Wendung zu kreieren, die in eine andere Richtung führt. Die Charaktere sind okay, die Schreibstil ist flüssig und ohne allzu fordernd zu wirken verfasst. Ganz unerwarteter Thrill, wenn man sich auf die sonstigen Outputs von Edward Lee konzentriert hat, aber beileibe nicht schlecht. Knapp 350 Seiten Psycho-Thrill ohne sonderlich großen Horroranteil, der zu unterhalten weiß.       

Jerry Garcia

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Mel Valley. Noch nie ist Inspektor Calahan - der harte Harry - zimperlich gewesen. Law and order - Gesetz und Ordnung: Wer nicht danach lebt, ist sein Feind. Und wer sein Feind ist, muss seinen Revolver fürchten. Docheines Tages trifft der Meisterschütze Harry in seiner Stadt
San Francisco ein paar nette junge Männer, die noch besser schießen als er. Und nicht nur das.

Der Mobster Ricca wurde gerade von seinem Anwalt zum x-ten Mal aus einer Anklage herausgepaukt und spuckt große Töne. Diese verfolgt der Motorrad-Cop Charlie McCoy, ausgebrannt, von Frau und Kindern getrennt lebend, im TV und schaltet den Kasten angewidert aus. Der Dienst ruft. Unterdessen ist Ricca mit seinen Leuten - Anwalt, Bodyguards und Fahrer - unterwegs in sein Refugium, als sie von einem Streifenpolizisten angehalten werden. Erst sind die Personen folgsam, doch dann tauchen gerade von Anwalt- und Bodyguardseite erste defätistische Sprüche auf, die der Cop an sich abprallen lässt, als würden sie ihn nicht berühren. Doch dann zieht er einen Revolver und nietet alle Insassen des Wagens um. Bis Inspektor Calahan zu weiteren Fällen wie diesem hinzugezogen wird, muss er sich noch mit einem simplen Diebstahl befassen, seinen neuen Partner dann ungläubig staunend zu einer versuchten Flugzeugentführung schleppen, mit der sie eigentlich gar nichts zu tun haben. Calahan beendet die Sache auf seine Art und gießt noch etwas Öl ins Feuer seines Zwists mit seinem Boss Lieutenant Briggs. Eines Abends geht er zur gewohnten Zeit, in der er dort seine Ruhe hat, zum Schießstand der Polizei und trifft dort vier junge Kerle. Eigentlich betrachtet er sie als Störfaktoren, aber dann lässt er sie doch bleiben. Ziemlich überrascht stellt er fest, dass die Burschen eine Menge drauf haben und hält sie für einen Gewinn als Ordnungshüter. Etwas, das sein eigener Boss für ihn nicht empfindet. Der würde ihn am Liebsten loswerden. Die Gelegenheit ergibt sich bald.

Das Buch ist eines von der Sorte, die einfach den Film nacherzählen. In diesem Fall hat es "Calahan aka Magnum Force" getroffen. Das Ganze wird durch einige kleinere Details ergänzt wie etwas Harrys Essgewohnheiten oder seine ungewöhnliche Art von Humor. Die Charaktere werden etwas vertieft, aber ansonsten wird wenig verändert und somit nichts Neues geboten. Vorteil: Wenn man den Film kennt, hat man sehr zügig wieder die Bilder des Geschehens vor Augen wie z. B. die Aktion mit der Flugzeugentführung und Calahan-Eastwood als Pilot, der gar nicht fliegen kann oder wie er seinen neuen Partner auf die Schippe nimmt, was dessen Überlebenschancen an der Seite des Inspektors angeht. Der Rest ist simple Routine eines (vermutlich) Frischlings im Autorenjob, der kein Risiko eingeht, etwas Eigenständiges einzubringen. Vermutlich der Grund, warum man ihn ausgewählt hat. Da konnten seine Auftraggeber immer schön den Daumen draufhalten. Nachteil: Dadurch, dass man den Film kennt, gibt es wenig bis gar keine Spannung, man liest einfach wie die Szenarien anhand einer Checkliste abgearbeitet wurden, was man heutzutage bei den aufgeblähten Fortsetzungen von Dan Brown um seinen Langdon auch irgendwie immer zu tun scheint. Vorteil: Im Gegensatz zu den Werken von Dan Brown ist "Die tödlichen Saubermänner" schön kurz mit seinen 125 Seiten und schläfert nicht ein. Ach ja, das Autorenpseudonym wurde auch nicht gerade kreativ gewählt. Aus dem im Roman erwähnten Millis Valley wurde dann der Name Mel Valley. Sauber. Für als jene Leser, die den Film nicht kennen sollten (gibt es hier wirklich jemanden, auf den das zutrifft?), ist das Büchlein aber ein kurzweiliges Lesevergnügen mit ordentlich Action, einigen coolen Sprüchen der Hauptfigur und ohne Leerlauf. Flott und ebenso schnell weggelesen. Wer weder Buch noch Film kennt, kriegt jetzt natürlich eine Empfehlung für das Medium seiner Wahl.

Jerry Garcia



Jason Matthews. Der aufstrebende CIA-Agent Nathaniel Nash trifft in Moskau einen hochrangigen Informanten der Gegenseite. Als plötzlich Schergen des russischen Geheimdienstes auftauchen, gelingt es Nash, seiner Quelle unerkannt zur Flucht zu verhelfen. Doch mit der Aktion gefährdet er die gesamte Operation und wird selbst zur Zielscheibe. Denn um den Verräter in den eigenen Reihen zur Strecke zu bringen, setzt der russische Geheimdienst die junge Agentin Dominika Egorowa auf Nash an. Dominika ist ein "Sparrow", ausgebildet zur verführerischen und tödlichen Falle. Ein gefährliches Doppelspiel beginnt.

Nash und sein Informant, MARBLE genannt, sind sich sicher, dass ihr Treffen ohne Beobachter stattfindet. Weit gefehlt. Nun muss Nash dafür sorgen, dass sein Verräter am eigenen Land unerkannt entkommen kann. Das gelingt ihm sogar, aber da der russische Dienst natürlich die US-Botschaft im Auge hat, ist ihnen klar, dass der junge Amerikaner eine Nacht lang in Moskau unterwegs war - und somit der Spionage verdächtig ist. Das sehen auch dessen Bosse so und ziehen ihn ab, um ihn auf einen ruhigeren Platz zu setzen. Helsinki - anscheinend der Schrottplatz für verbrannte Agenten, denn auch zwei seiner dortigen Vorgesetzten wurden wegen vermeintlichen Verfehlungen mit "Finnland belohnt". Auf russischer Seite wird eine junge Agentin - Dominika- ausgebildet, um später für ihre Nation zu spionieren und zu töten. Sie durchläuft eine harte und demütigende Schulung, in der sie alles aufbieten muss, was sie zu einbringen kann. Sex ist im Agentenspiel auch eine Währung. Dann schickt man sie nach Helsinki -  und ihr Ziel ist Nash. Sie soll über ihn an den Verräter kommen. Und was Nash nicht ahnt, ist die Tatsache, dass auch in Amerika ein Schurke sitzt, der Informationen an die Russen liefert. Und so nimmt ein gefährliches Ränkespiel seinen Lauf.

Warum amerikanische "Versager" gerade ins Russland nahe Helsinki versetzt werden, wollte sich mir nicht so wirklich erschließen, da für solche doch eher Tuvalu angebracht gewesen wäre. Egal, Jason Matthews entwickelt einen Agentenroman alter Schule, der nicht vor Action strotzt, sondern auf 665 Seiten aus dem Kalten Krieg bekannte Szenarien der Spionage entwickelt. Man erinnere sich an James Bond und seine "Honigfallen" oder an Thriller in den 70-er und 80-er Jahren, die sich dieses Themas schon angenommen hatten. Nach den ersten aufregenden Takten zieht sich das Buch auf die Charakterschiene zurück und schildert besonders den Aufstieg der Dominika im Geheimdienst der Rodina. Nach anfänglich offen gezeigter Abscheu wird sie gehorsam und folgt ihren Ausbildern auch dann, wenn es um heiße Szenen oder Mord an einer Zielperson geht. Sie erkennt aber auch die Machenschaften hinter den Kulissen und die Lügen, die den Leuten aufgetischt werden. Was das Zusammentreffen mit Nash angeht, lässt der Autor den Leser schön im Dunkeln, was die Motivation der Agenten angeht. Was ist Lüge, welche Emotion ist echt oder gespielt? Was ist Täuschung und wo beginnt die Intrige, falls es denn je eine gab? Menschenleben haben keinen wert im Dienst für den Staat. Undurchsichtig bis zum Schluss nutzt der Autor diverse in der Öffentlichkeit verbreitete Aktivitäten Putins und skizziert ihn im Gegensatz zu den beiden Sympathieträgern als rücksichtslosen Machtmenschen, der über Leichen geht, um seine Ziele zu erreichen. Er will aus Russland wieder den starken Staat machen, der es als Teil der UdSSR war. Aus amerikanischer Sicht selbstverständlich ein Affront, also werden die Russen und ihre Verbündeten wie dereinst als das Böse unter der Sonne geschildert. Vergessen werden aber die Provokationen von US-Seite, die sich immer weiter anstrengte, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion den ehemaligen Feind immer mehr zu demütigen und einen ehemaligen Staat der Union in die NATO zu überführen und sich den russischen Grenzen auf diese Weise immer mehr zu nähern. Also eine Ohrfeige nach der anderen - und irgendwann ist eben Sense. Putin als starker Mann Russlands schlägt zurück. Kann man irgendwie sogar verstehen - solange man kein Ami ist. Leider werden die Russen hier aber als ein Haufen alter und rückständiger Kacker hingestellt, die keinerlei Chance gegen die modernen und weltoffenen Amerikaner haben. Passt dann irgendwie, dass die Russen ewig brauchen, um den Maulwurf zu enttarnen, während die Amis kurz nach der ersten Erwähnung schon wissen, wer sie leimt. Also auch eine recht einseitige Schilderung. Passt dann aber wieder irgendwie ins Bild des altmodischen Spy Thrillers. Mit seinen ber 660 Seiten mittig vielleicht etwas langatmig, stellenweise etwas zu sehr auf die sexuelle Ausbildung der Protagonistin in der Spatzenschule konzentriert und erst im letzten Viertel mit etwas mehr Schwung und Elan auf den Punkt kommend, ist "Operation Red Sparrow" dennoch ein guter Spionagethriller, der Erinnerungen an Autoren wie Craig Thomas - "Firefox" und "Firefox down" - wach werden lässt. Und damit Hobbyköche oder die Gattin auch was davon haben, sind im Buch rund 40 Rezepte unterschiedlichster Gerichte abgedruckt. Wem - abgesehen vom Kochen - derartige Thrillerliteratur ohne überbordende Actioneinlagen zusagt, der kann hier eigentlich bedenkenlos zugreifen. Und zudem ein kleines Scherzchen auf Kosten von Pat Benatar erfahren.

Jerry Garcia



Ronald Malfi. Es ist ein gefährliches Unterfangen – denn es könnte sein Ende bedeuten. Doch für Tim Overleigh, der nach dem Tod seiner Frau langsam dem Alkoholismus verfällt, ist die Flucht in Extremsportarten das Einzige, das ihn vor der Abwärtsspirale aus Selbstvorwürfen und Schmerz rettet. Deshalb schließt er sich einer Gruppe von Bergsteigern an, die von dem ebenso reichen wie exzentrischen Abenteurer Trumbauer für einen selbstmörderischen Trip durch die Bergwelt Nepals zusammengestellt wurde. Jeder Teilnehmer scheint aus einem ganz besonderen Grund ausgewählt worden zu sein. Je weiter sich Overleigh in die unerforschten Regionen des Himalaya vorwagt, um so mehr vermischen sich reale Strapazen mit den Schatten seiner Vergangenheit, und auch Trumbauer scheint einen ganz eigenen Plan zu verfolgen. Aus dem Kampf mit dem Berg und der Kälte wird ein Kampf gegen die eigenen Dämonen.

Tim Overleight ist nach dem Unfalltod seiner Gattin Hannah als ehedem berühmter Bildhauer zu nichts mehr zu gebrauchen. So langsam säuft er sich zu Tode. Nicht nur das. Bei einem Trip in die Berge stürzt er ab und landet in einer zehn Meter tiefen Höhle, spürt das kaputte Bein und das kalte Wasser und möchte am liebsten da liegenbleiben. Doch dann rappelt er sich auf und steigt unter gewaltigen Mühen und Anstrengungen wieder aus der Falle hinaus. Oben angekommen stolpert er immer weiter bis er an einen Highway kommt, wo ihn ein unbekannter Samariter aufsammelt und ins Krankenhaus bringt. Mit Gips und Rollstuhl lässt er sich zu Hause dann aber wieder gehen und seine Freundin/Bekannte Marta liest ihm die Leviten. Immerhin kann sie ihn dazu bewegen, das Haus mal in seinem Rollstuhl zu verlassen. Er zottelt zwar nur Richtung nächste Bar, wird dort aber plötzlich aus einer dunklen Ecke heraus angesprochen. Es ist Andrew Trumbauer, der ihn zu einer Expedition in den Himalaya bewegen will. Wie selbstverständlich lehnt Tim ab. Doch irgendwann kommt ein Sinneswandel und er etnschließt sich zur Teilnahme. Monate später trifft er fünf weitere Abenteurer und natürlich Andrew und gemeinsam beginnen sie den Aufstieg zum Basislager. Schon auf diesem Weg wird den Männern klar, dass sie auf einem gefährlichen Trip sind. Der erste Todesfall lässt nicht lange auf sich warten. Es ist zwar nur ein Herzinfarkt, doch die richtigen Strapazen beginnen erst - und sie lernen Andrew von einer unerwarteten Seite kennen. Er würde alles tun, um den Godesh-Pass auf der Suche nach der Schlucht der Seelen zu überqueren.

Cover: Michael Schubert. Enuff said. Der Roman von Ronald Malfi ist beim Luzifer-Verlag erschienen, der in letzter Zeit ein recht feines Händchen für Bücher unterschiedlicher Genres bewies, die zumeist bei den Großverlagen mit ihrem "Trendometer" keinen Unterschlupf finden. Es sind zwar auch einige Werke dabei, die etwas näher am Mainstream sind als die Veröffentlichungen anderer Verlage, aber insgesamt ist er eine feine Alternative zu dem gehypten Kommerzkrempel, vor dem man sich kaum erretten kann. Und der Autor selbst hat sich ja auch schon einen Ruf erarbeitet, eben keiner dieser "Schreiben-nach-Zahlen"-Hilfsarbeiter zu sein, wie sie sich z. b. bei James Patterson verdingen. Keine 08/15-Plots, die man schon nach zehn Seiten erkennt, keine Seifenopern-Figuren, sondern echte Menschen mit echten Problemen (Naja, soweit man das bei einer erfundenen Story eben behaupten kann). Also war schon beim Kauf klar, dass hier nicht nur die reine Unterhaltung ansteht, bei der die einzige Tiefe eine Schlucht in den Bergen ist. Und so ist es denn nicht nur ein verwegener Haufen, der Berge erklimmen will, sondern eine Truppe, die scheinbar keine Gemeinsamkeiten hat und in dem einen oder anderen Fall auch nicht wirklich gut für so einen Aufstieg vorbereitet ist. Es sind Menschen mit Wehwehchen und einer Vergangenheit. Neben den anderen Charakteren ragt natürlich Tim heraus, dessen Kummer um den Tod seiner Gattin ihn immer noch zerfrisst und durch dessen Gedanken und Albträume wird dem Leser das ganze traurige Dilemma nähergebracht. Vielleicht kann der Trip ihn ja zumindest wieder soweit aufrichten, dass er seine Karriere fortsetzen kann. Eine weitere wichtige Person ist Andrew. Nachdem er sie alle zusammengebracht hat, ist er plötzlich distanziert, unnahbar. Sie scheinen ihm absolut nichts zu bedeuten. Oder kapselte er sich nur ab, um immer am Plan für sein Ziel zu arbeiten: Das Erreichen der Schlucht der Seelen. Das macht aus ihm einen undurchsichtigen Typen, der beinahe so kalt scheint, wie es die Witterung in diesem wilden Gebirge ist. Kann Tim, der Erzähler der Geschichte, trotz Ecken und Kanten noch Sympathien auf sich vereinen und sind die anderen Teilnehmer keine üblen Gesellen, weiß man nie, was man von Andrew wirklich halten soll. Aber eben das sowie einige Wendungen und Geheimnisse machen Das Buch zu einem spannenden Abenteruer-Roman mit leichtem Mystery-Touch und einigem Thrill. Wer schon einige Bücher von Ronald Malfi genossen hat und sie positiv in Erinnerung behielt, darf hier gerne ein weiteres erwerben, denn es wird ihm sicher auch wieder munden. Auch Freunde des Abenteuers, das nicht mit überbordender Action garniert ist, sondern auf Charaktere und Spannung setzt, sollten mal mehr als nur einen Blick riskieren.

Jerry Garcia



John Grisham. In einer spektakulären Aktion werden die handgeschriebenen Manuskripte von F. Scott Fitzgerald gestohlen. Eine Beute deren Wert gar nicht zu beziffern ist. Das FBI nimmt schon nach kurzer Zeit den ersten Verdächtigen fest. Ein Täter aber bleibt wie vom Erdboden verschluckt, und mit ihm die Manuskripte. Doch endlich gibt es eine heiße Spur. Sie führt nach Florida in die Buchhandlung von Bruce Cable, der seine Hände allerdings in Unschuld wäscht. Und so heuert das Ermittlungsteam eine Jungeautorin an, die sich in das Leben des Buchhändlers einschleichen soll.

Fünf Mann, ein Coup - und ein guter Plan. Lange und akribisch vorbereitet, die Uni ausspioniert, die Bibliothek geradezu vermessen. Dann zu viert verkleidet aus unterschiedlicher Richtung den Laden betreten und erst einmal Ablenkungsmanöver inszeniert, während der fünfte Gauner in Buffalo in einem Zimmer hockt und über sein Equipment die Alarmanlagen sowie die Reaktionszeit der Feuerwehr und Polizei beobachtet. Der Raubzug gelingt und die Gangster hauen unerkannt ab und verziehen sich in eine Hütte im Wald, die schon lange zuvor angemietet worden war. Nach einiger Wartezeit begeben sich die die ersten Beiden auf den Heimweg, sicher, dass keiner sie je erwischen könnte. Falsch gedacht: einer hat einen Fehler gemacht, wird geschnappt und über dessen privaten Wege und Kontakte von früher findet man auch den zweiten Mann. Aber mit Beweisen wird es schwer, man findet nichts wirklich belastendes und reden tun die kerle nicht. Indes macht Nummer drei in der Hütte den unzuverlässigen Nummer vier kalt und verzieht sich. Bruce Cable war von Haus aus reich und verwöhnt und er erwartet aus dem Erbteil eine größere Summe. Doch die ist kleiner als gedacht und kann seinen Lebensstil nicht wirklich finanzieren. Sein Plan ist nun eine Buchhandlung und für die kauft er sich einen Porsche, reist ein halbes Jahr durch die Staaten, macht Erfahrungen und knüpft Verbindungen. Danach kehrt er heim, kauft einen Laden und führt ihn von Erfolg zu Erfolg. Und diesen cleveren Geschäftsmann hat nun das FBI im Visier. Da sie mit konventionellen Mitteln nicht an ihn herankommen, scheint die sache schwierig. Doch Elaine, die für eine obskure Firma tätig ist, die nicht unbedingt dem FBI oder der Versicherung zuarbeitet, sondern vor allen Dingen dem eigenen Profit, bietet einer jungen Autorin, die nach ihrem ersten Bucherfolg das Schattendasein eines Mauerblümchens mit ihren weiteren Werken erleben muss, nun 100.000$, wenn sie Cable ausspioniert. Mercer Mann sagt zu und begibt sich in eine Welt, die ihr gefällt, ihr aber auch einige Sorgen macht.

Der Raub ist gut ausgetüftelt und hätte der Auftakt zu einem guten Heist-Thriller werden können. Geschildert wird das ganze vom Autor fast wie ein Zeitungsbericht, wie eine Beobachtung. Für die Figuren bekommt man da kaum ein Gefühl. Auch als Cable ausführlich und später Mercer ebenso umfangreich vorgestellt werden, ist das Ganze noch distanziert von den Charakteren. Als würde ein Personalchef einen Lebenslauf vorlesen oder so. Erst das Zusammentreffen der beiden Hauptfiguren Cable und Mercer entwickelt dann auch Bezug zu ihnen, wobei Cable wie der aalglatte Typ mit Geld und gutem Aussehen gesegnet erscheint, während Mercer die richtig Goldige mit Heiligenschein und Liebreiz in einer völlig verfahrenen Situation rüberkommt. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Stoff zwar recht trocken, aber unterhaltsam mit spannenden Augenblicken wenigstens etwas gewürzt. Danach wird aber verständlich, warum meine Werte Gattin so lange brauchte, um das Buch zu lesen. Kleine Seitenhiebe in Richtung Pressefuzzis mit ihren aufbauschenden Berichterstattungen, die sich immer mehr von Wahrheiut zu Gerücht entfernen, um nur so viel Quote oder soviele Klicks wie möglich zu generieren oder Autoren, deren Bücher von Kritikern geliebt, aber von Publikum liegengelassen werden. Er selbst bedient ja auch den Massenmarkt mit seinen Werken, die schon lange nicht mehr mitreißen oder wirklich literarisch wertig sind. Er hat sich zwar vom Gerichtsthriller abgewendet, eigentlich vom Thriller allgemein, denn "Das Original" ist vielleicht eine Liebeserklärung an Bücher oder Autoren und die vielen Händler da draußen, aber leider kann das nicht wirklich unterhalten. Verfilmt würde es wie eine RTL II-Eigenproduktion wirken. Da hilft auch die Kritik am Riesen Amazon - mit der ich durchaus übereinstimme - nicht viel. Der Schluss ist so banal wie das oberflächliche Milieugeschwafel ab dem Zeitpunkt, zu dem sich die Handlung auf Florida konzentriert. Das war mal wieder ein Beispiel, wie man auch mit Mist gut Geld machen kann und warum sich die Großverlage auf das Zeug eingeschworen haben. Irgendwann ist auch der neue Dan Brown aus dieser Sparte noch fällig, aber erst einmal brauche ich eine simple Story, die etwas Action und Horror enthält - ein Buch aus der Alien-Saga. Dann geht es schnurstracks wieder zu Werken aus dem Festa-Verlag und dem Luzifer-Verlag. Wenn ich da mal über ein Buch meckere, ist es dennoch solchen Outputs wie "Das Original" weit überlegen. 365 Seiten.

Jerry Garcia



Tim Lebbon. Nach siebenunddreißig Jahren im Kälteschlaf dockt Ellen Ripley mit ihrem Rettungsshuttle am Minenraumschiff Marion an - und hofft, den Schrecken der Vergangenheit nun endlich entkommen zu sein. Doch auf der Marion ist die Hölle los, denn dort treiben Kreaturen ihr Unwesen, die Ripley nur allzu gut kennt. Gemeinsam mit Schiffsoffizier Chris Hooper muss sie erneut den Kampf gegen die Aliens antreten. Aliens, die inzwischen noch schneller, stärker und gefräßiger geworden sind.

Das Minenraumschiff Marion hat einen ersten Kontakt mit den Aliens durch ihre Schwesterschiffe bzw. Shuttles und ist noch nicht sicher, was da vor sich geht. Auf ihrer Krankenstation ist Ripley, die nach 37 Jahren endlich wieder aus ihrem Kälteschlaf erwacht ist und sichinsicherheit wähnt. Bis sie feststellen muss, dass es zu früh für das Erwachen war und dass sie auf einem Schiff festsitzt, das von den Aliens belagert wird. Es dauert auch nicht lange, bis die Bestien sich auch auf die Marion wagen. Nun muss die Crew zusammen mit Ripley ums Überleben kämpfen. Mit dabei immer Ash, der sich von der Nostromo ins Shuttle-Computersystem geladen hat.

Nicht viel Neues im Universum der Aliens. Zwar soll das Buch direkt an den Film von Ridley Scott anschließen, aber das will nicht so ganz passen. Denn in "Aliens" wird sie ja ebenfalls nach ihrer Flucht von der Nostromo gefunden. Schaut man darüber hinweg, gibt es wenig frische Ideen. Einzig eine Charakterentwicklung bei Ripley ist zu vermerken, der Rest spielt sich im Prinzip wie der Erstling ab. Ein paar Aliens mehr, neue Figuren, alte Bekannte - und Tempo. Auf dieses drückt Tim Lebbon bald, kann aber nur wenig Spannung generieren, weil das Ende ja im Prinzip bekannt ist. Ripley wird überleben, um später ein weiteres Mal gefunden zu werden. Und es gibt ja auch noch weitere Romane zu dem Thema. Die Action ist flott, aber auch altbekannt. Die Nebenfiguren sind eigentlich nur als Opfer für die Aliens gedacht und einzig Hoop wird näher beleuchtet. Ein paar Füllsel bringen einfach nur Seiten und sind nicht relevant für die Handlung. Das Ganze ist schon recht oberflächlich, aber wenn man keinen großen Anspruch an das Werk hat und eben gerade diese simple Konstruktion des alten Themas schätzt, das man auch schon ja schon aus Action- oder Westernfilmen kennt, die da lautet "zuschlagen und wieder verstecken" bis zur nächsten Attacke, um den Feind zu dezimieren, dann wird man hier auf rund 380 Seiten gut unterhalten, ohne sich übermäßig Gedanken machen zu müssen. Kleinere Ungereimtheiten, die sich anfangs einstellen, werden gegen Ende mit einem leider nur zu bekannten Kniff gelöst. Mal schauen, wie es dann bei James A. Moore weitergeht. Soll ja nun 300 Jahre später spielen.

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