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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



James Rollins. Professor Conklin hat in den peruanischen anden einen bahnbrechenden Fund gemacht: eine fast fünfhundert Jahre alte Mumie mit der er endlich die Existenz einer unbekannten Kultur zu beweisen hofft, die vor den Inkas die Gegend bevölkerte. Zu Conklins Enttäuschung ergibt die untersuchung der Mumie an der Universität in Baltimore, dass es sich um einen spanischen Priester, vermutlich einen Missionar, handelt. Doch was hat es mit der rätselhaften goldenen Substanz auf sich, mit der der Schädel des Priesters gefüllt war?

Währenddessen führt eine Gruppe junger Archäologen, darunter Conklins Neffe Sam, die Ausgrabungen in Peru fort. Sie stoßen auf eine verborgene Schatzkammer der Inkas, gefüllt mit unermesslichen Reichtümern. Eine sensationelle Entdeckung und eine tödliche Falle. Während der Untersuchungen der Mumie in Baltimore werden diverse Personen im Umfeld des Professors ermordet und er sowie eine Kollegin letztendlich entführt, um in Peru die geheimnisvolle Substanz für eine Gruppe vom wahren Glauben abgefallener Mönche zu suchen. In der Zwischenzeit macht die Gruppe unter Sam die Entdeckung der Höhle, sieht sich Grabräubern ausgesetzt, wird dann beim Einsturz der Tempeanlagen verschüttet, und kämpft sich durch ein Labyrinth von Fallen und unheimlichen Tieren wie Albinospinnen und Bewohnern der Tiefe wieder ans Tageslicht.

Rollins hat eine Mixtur aus Abenteuer, Action und SciFi zu einer guten Story verwoben, in der die Hauptfiguren allen bekannten Klischees entsprechen, die man auch aus Film und Fernsehen kennt. Protagonisten mit Traumata, die sie durch die Liebe überwinden, die Quotenbesetzung der Personen im Umfeld wie den kumpelhaften Schwarzen, den netten Schwulen und die abgrundtief Bösen Schergen des Abtes. Irgendwie scheint Rollins ja gerne seine Figuren in Höhlen hinabsteigen zu lassen (naja, bei seinem Werdegang wohl nur natürlich), denn die Story ist eigentlich nur eine leicht abgewandelte Form seines ersten Buches "Sub Terra". Durchaus spannend, aber mit Hängern zwischendurch. Gelungen, aber nicht überragend. Erinnert auch ein bisschen an "Der Tempel" von Matthew Reilly, aber ohne dessen Rasanz. Trotzdem immer noch empfehlenswert, da es momentan kaum bessere Lektüre auf dem Markt gibt. Da zählt Rollins schon zu meinen Favoriten. ca. 550 Seiten.


Jerry Garcia



Will Elliott. Jamies schwärzester Albtraum beginnt, als er eines Nachts beinahe einen Clown überfährt. Von nun an wird er von einer Horde Clowns verfolgt, eiskalten Killern aus einer anderen Welt. Sie entführen Jamie in den Pilo-Zirkus, ein Höllenreich jenseits unserer Wirklichkeit, und unterziehen ihn wahnwitzigen Prüfungen. Er soll selbst zum Killer werden. Jamie setzt alles daran, sich dem Einfluss der Dunkelheit zu entziehen. Doch sein wahrer Gegner sind nicht die Clowns, sondern eine uralte, bösartige Macht.

Nachdem Jamie den Clown mit seinem Auto nicht ordentlich getroffen hat, begeht er den Fehler, diesem nachzuspionieren und findet weitere dieser skurrilen Gestalten vor, die bei einem Handgemenge einen Beutel mit Kristallen verlieren, den er dann einsteckt. In seiner WG angekommen, versetzt er einen Beutel Milch, in der Annahme, dass es sich bei den Kristallen um Drogen handelt, um einem seiner Mitbewohner, der als Lebensmittelschnorrer bekannt ist, den Trip seines Lebens zu verpassen. Wie es der Teufel so will, schluckt der introvertierte Dussel Jamie aber selbst auch von seiner eigenen Medizin und wird daraufhin von den Clowns traktiert und soll eine Prüfung seines Könnens abgeben, indem er diese durch eine gewagte Aktion zum Lachen bringt. Operation gelungen, Patient wird entführt. So findet er sich im Zirkus Pilo wieder, stationiert in einer Zwischenwelt, und soll nun Dienst in einer Komikertruppe verrichten. Was er noch nicht weiß - die Schminke verändert seine Psyche. So wird aus dem ruhigen Jamie der Clown bösartige JJ, der seine Kollegen und die anderen Artisten oder Kreaturen hänselt, reizt oder quält und sich auch noch selbst als feige Kröte entpuppt. Als er ohne Schminke wieder zu sich selbst findet, versucht er nun mit allen Mitteln, diesen Zirkus hinter sich zu lassen und wird dabei in eine Rebellion der Unterdrückten verwickelt, die zum Ende hin etliche Leben kostet. Außerdem wird das Geheimnis um Zirkus und die Bosse aufgedeckt.

Anhand der Inhaltsangabe zur Taschenbuchversion waren meine Erwartungen recht hoch, vielleicht zu hoch. Bis auf eine überschaubare Anzahl Szenen zündet der Humor nicht und konnte mir bloß hin und wieder ein Schmunzeln entlocken. Auch die Konkurrenzreibereien unter den Schaustellern wirken mit der Zeit eher ermüdend, sodass sich das Ganze nach ca. 150 Seiten schon eher zäh gestaltet und das große Geheimnis um den Zirkus Pilo kann man auch schon recht früh erahnen. So bleibt dann nur noch die Frage, ob es Jamie schafft, sich von seiner zweiten, bösartigen Persönlichkeit zu befreien und der Zwischenwelt zu entkommen. Durchgeknallt und abgehoben ist das Buch an einigen Stellen schon, doch ein paar Actioneinlagen gegen Ende, diverse verrückte Ideen (Dixie-Klo-Aufzug, Clown heiratet einen Farn) retten das Werk meiner Meinung nach nicht vor dem absoluten Mittelmaß, ob es nun den Humor, die Action, Horror, Fantasy oder Persönlichkeitsspaltung betrifft. Sicher eine Geschmacksfrage. Meinen hat er jedenfalls nicht getroffen, daher nur bedingt zu empfehlen. Rund 400 Seiten.


Jerry Garcia



Kyle Mills. In Arizona wird die fünfzehnjährige Jennifer Davis entführt, ihre Eltern werden ermordet aufgefunden. Die Ermittlungen leitet der nach Phoenix versetzte brillante Querkopf und FBI-Agent Mark Beamon.

Bald stellt sich heraus, dass Jennifer die Enkelin von Albert Kneiss ist, dem Anführer einer weltweit operierenden, mächtigen Sekte namens "Church of Evolution". Plötzlich findet sich Beamon in eine Angelegenheit von nationaler Bedeutung verstrickt, da ihn Gläubige der Kirche in einflussreichen Postionen bedrohen und selbst vor Mord nicht zurückschrecken. Beamon muss auf eigene Faust gegen die internationale Organisation antreten, um das Leben des entführten Mädchens zu retten.


Mills hat hier einen Protagonisten kreiert, der durch seine flapsige Art, die große Klappe und insgesamt unkonventionellen Umgangston ständig bei Vorgesetzten sowie weiteren handelnden Personen aneckt. Kollegen und Mitmenschen fühlen sich von ihm dauern brüskiert. Er raucht, säuft und schleppt ständig etliche Kilo zuviel auf den Rippen mit sich herum. Trotz seiner Versprechen - und zugegebnermaßen auch Versuche - sich zu bessern, versagt er in diesem Punkt auf ganzer Linie. Ein guter Kontrast zu den durchtrainierten Helden anderer Thriller ist er mit diesen Mängeln allemal. Daher ist er auch für Freunde des härteren Actionthrillers etwas gewöhnungsbedürftig und sollte der Autor sich irgendwann dazu entschließen, dem Protagonisten die erwähnten positiven Manierismen anzudichten, wird die Sache schnell sehr konventionell und das Besondere an dem Charakter des Mark Beamon entschwindet in der Masse anderer Publikationen.
Der Autor hat aber einen flüssigen Schreibstil aufzubieten, der uns über diverse Fehltritte vor und während der Ermittlungen seines Helden dann schnell zur spannungsreichen Handlung führt, die auch auf eine Portion Action nicht verzichtet. So sind die Romane um den Helden Beamon erfreulich gut zu lesen und man fiebert mit und wartet natürlich auf den nächsten Fauxpas von Beamon, der ihn trotz geleisteter Arbeit wieder ins Abseits stellt. Die Beamon-Reihe ist gefällig, aber von Werken ohne dessen Beteiligung bin ich nicht so überzeugt, also Vorsicht bei einem eventuellen Kauf eines Romans von Kyle Mills.  Rund 420 Seiten.


Jerry Garcia



Vince Flynn. In einer einzigen blutigen Nacht werden in Washington drei der einflussreichsten Politiker der Vereinigten Staaten ermordet. Am folgenden Morgen stellen die Attentäter der amerikanischen Regierung ein schockierendes Ultimatum: Wenn der Präsident und seine Mitarbeiter nicht endlich bereit sind, die kleinliche Parteipolitik zu überwinden und die von der Bevölerung gewünschten Reformen umszusetzen, wird es noch mehr Morde geben. Und sie stellen klar, dass niemand - auch nicht der Präsident - für sie außer Reichweite ist.

Eine Task Force aus Vertretern von FBI und CIA findet heraus, dass es sich bei den Attentätern um ehemalige Angehörige der special Forces handelt, doch keiner weiß genau, wer die Betreffenden sind und wann sie wieder zuschlagen werden. Nur Michael O'Rourke, ein ehemaliger US-Marine und seit kurzem Abgeordneter, ahnt, dass die Gewaltakte mit einem tragischen Ereignis in seiner Vergangenheit zu tun haben. Doch während er versucht, das rätsel zu lösen, erschüttert bereits eine neue Welle der Gewalt das Land.

In den USA erschien dieser Roman als Erstling von Vince Flynn vor denen der Mitch Rapp-Reihe, obwohl einige der tragenden Figuren wie Thomas Stansfield oder Irene Kennedy sowie Scott Coleman in den späteren Werken regelmäßig in Erscheinung treten. Der Hauptakteur aber verschwindet in der Bedeutungslosigkeit.

Flynn hat hier ein brisantes Thema aufgegriffen (mit einer äußerst verlockenden, wenn auch undemokratischen Idee bezüglich des Umgangs mit Politikern aller Staaten, die Ihre eigenen Süppchen zu kochen pflegen), in dem er den politischen US-Standard anprangert. Das Buch selbst wirkt dabei äußerst patriotisch (siehe Autoren wie Tom Clancy oder Patrick Robinson), aber auch fragwürdig in der Einstellung des Protagonisten gegenüber der vorsätzlichen Hinrichtung korrupter Politiker. Das tut dem Lesegenuss aber nicht den geringsten Abbruch, da es ja nur ein Roman ist und hoffentlich nicht in die Realität übertragen wird, da dann der Beruf (falls das noch die richtige Bezeichnung ist) des Politikers vom Aussterben bedroht wäre, außer man findet irgendwo ein seltenes Exemplar, das unbestechlich ist und nicht gemeinsam mit der Wirtschaft in die eigene Tasche arbeitet - auch bei uns eher eine Rarität, die dann vermutlich in einem Kuriositätenkabinett ausgestellt würde. Daher ist die Darstellung der US-Führungsriege inklusive des Präsidenten durchaus realistisch (man bedenke nur die Schmutzwahlkämpfe, die drüben geführt werden). Trotz des Patriotismus ist das Buch frei von "political correctness", was durch aus wohltuend wirkt, da dies Verhalten ja heute anscheinend schon per Gesetz verlangt wird - also nicht die Meinung sagen, sondern nachplappern, was als politisch korrekt gerade Gültigkeit hat. Natürlich könnte man auch das mangelnde Demokratieverständnis der Helden bemängeln, doch a) ist das auf der politischen Ebene gleichfalls verschwunden und b) ist es ja doch nur eine Fiktion, der die Bezüge zur heutigen Demokratie (zumindest nennt man sie noch so) aufgreift und erkennen lässt, dass die Bürger von den korrupten Bonzen nur noch zum Stimmvieh degradiert sind, das man dann ohne Mitsprache zur (auch finanziellen) Schlachtbank geführt wird - aktueller denn je und man braucht nicht zu den Amis schauen, die Unsrigen haben sich zumindest in dieser Hinsicht als äußerst lernbegierig erwiesen.

Vergleiche mit Clancy oder Ludlum (als diese ihre literarischen Ergüsse sonst selbst verfassten oder im Falle Ludlums dies noch tun konnten) braucht Flynn nicht zu scheuen, auch wenn er die Klasse der Beiden nicht ganz erreicht. Zumindest bietet er Spannung pur, Action, eine gute Portion an diversen Mittätern im Hintergrund, die nicht sofort entlarvt werden, was der Sache des Thrillers sehr dienlich ist. Grundsätzlich eine Leseempfehlung. Steigerung bei den Mitch Rapp-Romanen versprochen. Besprechungen dazu folgen in lockerer Reihung. Ca. 550 Seiten.


Jerry Garcia



Vince Flynn. An einem gewöhnlichen Morgen in Washington D.C. wird das Weiße Haus plötzlich zur Zielscheibe des Terrors: Eine Gruppe von islamistischen Terroristen, die von Saddam Hussein unterstützt wird, hat es geschafft, ins Weiße Haus einzudringen und mehr als hundert Geiseln in ihre Gewalt zu bringen. Der Präsident entgeht mit knapper Not dem Anschlag und wird von Männern des Secret Service in den Bunker des White House gebracht. Doch die Terroristen setzen alles daran, ihn aus seinem vermeintlich sicheren Versteck herauszuholen.

Währenddessen sind sich auf amerikanischer Seite die Mächtigen aus Politik, Militär und Geheimdiensten uneinig, wie man gegen die Angreifer vorgehen soll. Manchen, so hat es den Anschein, kommt die dramatische Situation nicht ungelegen, weil sie sich davon persönliche Vorteile erhoffen.Schließlich setzen sich diejenigen durch, die bei aller gebotenen Rücksicht auf die Geiseln auf ein entschlossenes Handeln dringen.
Und so wird als erster Schritt Mitch Rapp, ein Mann für ganz spezielle Einsätze aus den Reihen der CIA, losgeschickt, um die Lage im besetzten Weißen Haus zu sondieren, und den Weg für die Rückeroberung zu bereiten. Rapps Mission wird zum Wettlauf mit der Zeit, doch mithilfe der Kameras, die er an wichtigen Punkten im Inneren des Gebäudes anbringt, können sich die US-Verantwortlichen ein Bild von der Lage machen - und so gehen sie schließlich das große Risiko ein und schicken ihre Sondereinsatzkräfte los, um den Amts- und wohnsitz des Präsidenten der Vereinigten Staaten zu stürmen. Das Leben von zig Geiseln hängt ebenso an einem seidenen Faden wie das des Präsidenten , als der entscheidende Kampf gegen die Terroristen beginnt und das Weiße Haus zum Schlachtfeld wird.
Nach seinem guten Erstling "Das Ultimatum" hier nun der erste Auftritt seines Serienhelden Mitch Rapp. die Rollenverteilung ist klar definiert. Auf der einen Seite die guten Amerikaner, auf der Gegenseite die bösen Araber, die dann ihren Albtraum in Gestalt des Mitch Rapp erleben. Dieser geht die Sache in einer Manier an, die streckenweise an Bruce Willis in "Stirb langsam" erinnert und die Gangster reihenweise eliminiert. Dazu befleißigt er sich absolut rücksichtsloser Methoden - knallhart und ohne Kompromisse. Währenddessen versuchen die Politiker außerhalb des Weißen Hauses sich über ihre Strategien einig zu werden und scheitern dabei eher kläglich.
Die gesamten Abläufe werden vom Autor in einem zügigen Fluß dargelegt, der die Spannung hochhält, obwohl er sich auch so manchen Klischees bedient, welches aber zumeist in der rasanten Handlung untergeht ebenso wie kleine Unstimmigkeiten hinsichtlich der Altersangaben so manches Helferleins, da sich sowieso fast alles um den Kern der Handlung dreht und Nebenschauplätze nur am Rande erwähnt werden. Wie der Vorgänger weist auch diese Buch einen patriotischen Grundton auf, den man auch aus den Werken eines Tom Clancy kennt, wobei dessen Ausarbeitung technischer Details intensiver dargestellt wird als im vorliegenden Werk. Rapp kämpft sich eher mit einfachen Mitteln und rüden Methoden durch die Schar seiner Feinde, findet natürlich seine Liebe und rettet den Präsidenten, der fortan große Stücke auf ihn hält. Unterstützung von Außen erhält er zudem von Mitspielern, die man schon im Vorgängerroman, in dem Rapp noch keine Rolle spielte, kennen gelernt hat.


Kurz und knapp: Einmal begonnen, möchte man das Buch nicht vor dem ende aus der Hand legen. Harter Actionstoff (Rapp sucht gar nicht erst nach Rechtfertigung für sein brutales Handeln, sondern erkennt sich als Killer im Staatsauftrag und unterschiedet sich allein dadurch von den meisten Protagonisten anderer Autoren) in Einzelkämpfermanier. Ganz klarer Lesetipp wie bisher alle veröffentlichten Romane des Vince Flynn. ca. 500 seiten.

Jerry Garcia



Warren Ellis. Privatdetektiv Michael McGill ist einer, der Probleme und Geistesgestörte anzieht, ohne es zu wollen. Und genau so einen kann die US-Regierung gut gebrauchen. Der Stabschef des Präsidenten erteilt ihm den Auftrag, die "Geheime Verfassung" des Landes aufzuspüren. Mit ihr will sie den moralischen Verfall und die Pornographisierung der Bevölkerung aufhalten und die Bürger wieder in eine Zeit zurückversetzen, als Freundlichkeit, Gottesfurcht und Mutterns apfelkuchen alles war, was zählte. Also macht sich McGill auf die Reise durch die Abgründe Amerikas, weil die Regierung glaubt, dass dort am ehesten die "Geheime Verfassung" zu finden sei. An seiner Seite hat er ein polymorph-perverses Tattoo-girl namens Trix. Gemeinsam treffen sie auf Bodybuilder, die sich Salzlösung in die Hoden spritzen, debile texanische Milliardäre und viele weitere seltsame Gestalten, die sie sich in ihren wildesten Fantasien nicht hätten vorstellen können.

Ja, hallo!!! Was war das denn?Einfach genial. Vergesst die Inhaltsangabe, die ist nur das Mäntelchen um eine fiese, dreckige Story über das vermeintliche Mainstream-Amerika von heute (und künftig?), wie es keiner erwartet. Anscheinend hat der Autor amerikansiche Sonderlinge und ihre mehr oder weniger perversen Neigungen im Netz beobachtet und daraus einen bitterbösen Roman gebastelt, in dem er seinen Detektiv anstatt einer traditionellen Ermittleraufgabe durch die Perversitäten einer durchgeknallten, internetsüchtigen Nation hetzt. Übrigens, wer die Vorgänge für allzu offensichtlich einem spinnerten Geist entsprungen hält, der wende sich mal kurz an Google - und erlebe seine Überraschung. Im Roman wird mit Salzlösungen gespielt, werden texanische Milliardäre bloßgestellt (ein Schelm, wer Vergleiche zu den Bushs zieht), die des nächtens nackend durch die Weiden rennen und Rindviecher vögeln, bevor sie jene dann garottieren und alte Serienkiller geraten ins Schwafeln ob der mangelnden Anerkennung ihres Berufszweigs. Was hier an Absurditäten geboten wird, ist mir bisher in einem Roman noch nicht untergekommen. Eine hinterhältige und aberwitzige Botschaft an alle, die sich dem Internet anvertrauen oder jene, die glauben, es wäre noch etwas Besonderes, darin veröffentlicht zu sein, denn alles für die Massen Veröffentlichte ist Mainstream.

Stellt sich nach der Lektüre nur die Frage: Wie schlimm ist dann das, was noch verborgen ist, abseits des Mainstreams? Gruselige Vorstellung. Ja, bei solchen Bürgern ist der deutsche Titel sicher Programm. Schräg, fies, lustig und völlig durchgeknallt von der Führungsspitze bis in die menschlichen Tiefebenen - so schildert der Engländer Warren Ellis das derzeitige Amerika. eine extrem rüde Abrechnung, die mit dem Klappentext nicht mehr viel gemein hat, was dazu geführt haben dürfte, dass etliche Käufer das Buch als ekelhaft und absolut niveaufrei in die Ecke gepfeffert haben dürften. Andere - mich eingeschlossen - haben gelacht und sich amüsiert, weil es völlig bekloppt und abgedreht daher kommt. Siehe Salzlösung und Milliardäre. Selten bei einem Buch so gelacht. Trotzdem nur bedingt zu empfehlen, da sich so mancher Geschmnacksnerv irritiert fühlen dürfte angesichts der Story und der rüden Wortwahl des Autors. Mir jedenfalls hat es gefallen.

Ca. 350 Seiten.

Jerry Garcia



Andreas Eschbach. Als Kinder begegnen sie sich zum ersten Mal. Charlotte, die Tochter des französischen Botschafters, und Hiroshi, der Sohn einer Hausangestellten. Von Anfang an steht der soziale Unterschied spürbar zwischen ihnen. Doch Hiroshi hat eine Idee. Eine Idee, wie er den Unterschied zwischen Arm und Reich aus der Welt schaffen könnte. Um Charlottes Liebe zu gewinnen, tritt er an, seine Idee in die Tat umzusetzen - und die Welt in einem nie gekannten Ausmaß zu verändern. Was als bahnbrechende Erfindung beginnt, führt ihn allerdings bald auf die Spur eines uralten Geheimnisses und des schrecklichsten aller Verbrechen.

Charlotte ist hochintelligent. Sprachen zu erlernen ist für sie ein Kinderspiel. Doch sie verfügt dazu auch noch über eine seltene und geheimnisvolle Gabe - sie kann durch die Berührung von Dingen die Vergangenheit der Besitzer spüren bzw. sehen. Da sie in einem behüteten und reichen Elternhaus großgezogen wird, ist es ihr untersagt, sich mit dem Pöbel zu verbrüdern. Also keine Chance für Hiroshi, der sie von seinem Fenster aus anschmachtet, zumal auch dessen Mutter eine heftige Abneigung gegen die Menschen auf der reichen Seite des Lebens hegt. Entgegen der Wünsche ihrer Familienoberhäupter treffen sich die beiden trotzdem. Sie schließen Freundschaft, doch dann trennen sich ihre Wege. Bis sie sich erstmalig beim Studium in den USA wiedersehen. In Boston flammt ihre alte Freundschaft wieder auf, aber Widerstände trennen das Paar abermals. Hiroshi arbeitet indes - mittlerweile zu Geld gekommen und finanziell mindestens auf den gleichen Level wie Charlotte - daran, seine Idee zu verwirklichen. Er räumt die Hindernisse aus dem Weg, findet viele Unterstützer. Charlotte dagegen hat gar keinen Plan für ihr Leben. Sie lässt sich treiben. Fährt zu ihren Eltern, die mittlerweile einen Botschafterposten in Russland innehaben. Dort erfährt sie von einer geheimnisvollen Insel im russischen Eismeer. Spontan entschließt sie sich, an einer Expedition teilzunehmen und entdeckt etwas, das sie fatal an Hiroshis Erfindung erinnert. Gefahr droht.

Nach dem Beginn in Tokio, der Zeit des ersten Kennenlernens, entwickelt sich die Geschichte leider erst einmal in die Richtung von lästigen Teenie-Soaps us-amerikanischer Prägung. Harvard, reiche, verwöhnte Zöglinge und mittendrin Hiroshi, der aber mittlerweile auch zu etwas Geld gekommen ist und sich zumindest teilweise dem Lebensstil anpasst. Er hat es geschafft, eine Erfindung gewinnbringend an den Mann zu bringen und sogar einen Sponsor für sein Projekt gefunden. Dazu wird uns eine komplizierte und irgendwie nervige Liebesgeschichte kredenzt, die aber bald ein abruptes Ende findet. Gut so, denn bis dahin konnte zumindest dieser viel zu lange Teil keine sonderlich große Begeisterung am Buch entfachen. Weniger wäre hier sicher mehr gewesen. Aber jetzt kommt es endlich zu den erhofften Spannungsschüben Eschbachscher Prägung. Wenn man das Buch bis dahin nur wegen des Eschbach-Bonus noch nicht in die Ecke gefeuert hat, wird man jetzt zufriedengestellt. Eschbach verlässt endlich den Pfad der Klischees, lässt die Charaktere sioch wandeln, obwohl man sagen muss, dass keiner der beiden Protagonisten viel Sympathie bei mir erwecken konnte. Der eine ist stur und besessen wegen seiner Idee, die andere verlässt sich auf die Kohle der Eltern und tut gar nichts außer sich von jedem, der nicht schnell genug abhaut kneckern zu lassen. Charlotte ist völlig ziellos, während Hiroshi sich schon fast zum Fanatiker entwickelt, der nichts auf Menschen gibt. Aber dafür entschädigt, dass Andreas Eschbach jetzt originelle Ideen und Tempo ins Spiel bringt. Es ist zwar ein Buch mit einigen Längen geworden, mit einem tränenrührenden Ende und etwas unbefriedigenden Schluss, kann aber nach der überflüssigen Studiumseinlage, durch die man sich wirklich durchbeißen muss, aber dann kommen Spannung und Acion ins Spiel. Thematisiert wird alles von Liebe über SciFi bis hin zu Religion, Ökologie, Politik, Technik, Fantasy und Thriller. Da wird dann geklotzt und nicht gekleckert. Aufgrund des zähen Beginns und des trivialen Endes nur eine bedingte Empfehlung, da trotz guter Ansätze und Ideen etweas unausgegoren. Der Klappentext deutet mehr an, als man letztendlich geboten bekommt. Ganz gut, aber "Ausgebrannt" bleibt Eschbachs bester.  ca. 690 Seiten.

Jerry Garcia



Stephen Leather. Jack Nighingale erbt von seinem Vater, den er nie kennengelernt hat, unverhofft ein Vermögen. doch der Nachlass beinhaltet auch eine Warnung. Sein Vater hat Jacks Seele an den Teufel verkauft und der will in 3 Wochen, was ihm versprochen wurde - an Jacks 33. Geburtstag. Jack glaubt zwar nicht an Gott und schon gar nicht an den Teufel, doch als immer mehr seiner Freunde eines schrecklichen Todes sterben, kommen ihm Zweifel. Gibt es die Hölle wirklich? Und wenn ja, kann er seine Seele vor der ewigen Verdammnnis bewahren?

Die Tortur von Jack beginnt eigentlich schon mit dem Tod eines Mädchens, das sich umbringt, weil es von seinem Vater missbraucht wurde. Er als Polizeiunterhändler konnte sie nicht davon abbringen. Danach stürzt der Schuldige aus einem Fenster, während Jack im Raum ist. Der Verdacht liegt nahe, dass der Typ gestoßen wurde, aber man kann nichts beweisen. Jack verlässt die Polizei, wird Privatdetektiv. Dort erreicht ihn die Nachricht von der Erbschaft.Ein Herrenhaus samt einer Bibliothek von erheblichem Wert, hinterlassen von einem Mann, den er gar nicht kannte, denn seine Eltern sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen als er 19 war. Das fördert natürlich seine Skepsis. Also geht er mit den erhaltenen Informationen auf die Suche und muss mit weiteren Überraschungen vorlieb nehmen. Der Tote hatte Unmengen von Geld, das er aber kurz vor seinem Tod scheinbar sinnlos verprasst hat, in einem Bankschließfach liegt eine DVD, die Jack darüber aufklärt, dass der Ersteller seine - Jacks - Seele an den Teufel verkauft habe. Eine Schwester hat er dann auch noch und plötzlich tauchen Interessenten für die Bücher in der Bibliothek auf. Dafür sterben aber Freunde und Bekannte aus seinem Umfeld mysteriöse Tode und Jack beginnt seine Ermittlungen zu intensivieren, unterstützt von seiner treuen Sekretärin, die für den Job eindeutig überqualifiziert ist. Aber was sie herausfinden,hat keiner erwartet.

Also seinen Platz im Product-Placement-Himmel hat sich Stephen Leather schon mal gesichert. Wie in anderen Medien schon lange üblich, wirft er hier mit bekannten Markennamen nur so um sich. (Mal abwarten, wann auf Büchern der Aufdruck "Dies könnte Product-Placement enthalten"erscheint, wie es so mancher private TV-Sender angeblich auf Gesetzesgrundlage schon länger im Videotext tut. Aber nur bei US-Serien und nicht dem eigenproduzierten Scheißdreck, der noch werbeverseuchter ist, und auch nicht bei Spielfilmen egal welcher Herkunft. Und Spielfilme ohne offensichtliche Werbung sind heute doch rar gesät. Verstehe wer will.) Die Story beginnt eingentlich wie ein simpler Krimi ohne besondere Vorkommnisse. Der Protagonist ist vom Schicksal gebeutelt und hadert mit den Geschehnissen in der Vergangenheit, doch mit der Zeit wandelt sich das Ganze zu einem Mystery-Thriller. Familiengeheimnisse, spiritistische Sitzungen, Okkultismus prägen das Geschehen. Der Spannungsanteil bei den vermeintlichen Unfällen oder Selbstmorden ist überschaubar und so plätschert die Story eigentlich eher entspannt denn mitreißend vor sich hin und strotzt sicher nicht vor Rasanz. Kein aufregender Page-Turner, der den Leser die Zeit vergessen lässt. Nur ein Krimi mit zahmen und zumeist unblutigen Mysteryanteilen. Und narrativ ist Stephen Leather ein Allerwelst-Stilist, nicht wirklich positiv auffällig, keine besonderen Merkmale, problemlos konsumierbar - unangestrengt eben. Zu bieder das Ganze, zu sehr Mainstream. Würde ich nicht unbedingt empfehlen und ein weiterer Roman von Herrn Leather kommt mir eher nicht ins Haus. Wer wirklich flotte Unterhaltung aus dem Genre lesen will, der sollte lieber zu den Handyman-Jack-Romanen von F. Paul Wilson greifen. ca. 450 Seiten.

Jerry Garcia



Brian Keene: Weltweit verschwinden schlagartig Menschen. Aus ihren Autos. aus Einkaufszentren. Aus ihren Betten. Spurlos. Steve, Charlie und Frank sind auf dem Heimweg, als es geschieht. Sie bleiben zurück und wünschen sich bald, selbst verschwunden zu sein. Denn in einem Chaos ungeahnten Ausmaßes erleben sie mit, wie die Zivilisation um sie herum zerbricht. Verängstigt und voller Angst brechen sie auf zu einem Marsch durch eine neue Welt - auf der Suche nach Antworten, nach Gott, nach ihren Lieben. Auf der Suche nach einem Zuhause. Der Verfasser hält sich auch diesmal nicht mit langem Vorgeplänkel auf und steigt direkt in die Story ein, in der durch eine vermeintliche Explosion auf dem Highway in der abendlichen Stoßverkehrszeit eine Massenkarambolage etliche Menschen nicht nur verletzt, sondern auch vor Rätsel stellt. Nicht nur, dass plötzlich die Handys nicht mehr funktionieren, es sind auch Menschen spurlos verschwunden, die kurz zuvor noch neben ihren Mitreisenden gesessen haben.

Während sich die Überlebenden langsam zusammenraufen, um die Verletzten zu versorgen, die Toten zu bergen oder die Vermissten zu suchen, werden die Protagonisten nach und nach vorgestellt inklusive einer religiösen Komponente und political correctness (beides etwas nervig und unnötig), wobei die Religionsschiene durchaus an die Machwerke (und anders kann man die nicht beschreiben) von Tim LaHaye und Richard Jenkins erinnern und mit "Finale-die letzten Tage der Erde" betitelt waren (habe Band 1 gelesen sowie den TV-Film mit Lou Gossett jr. gesichtet - beides absoluter Schwachsinn aus dem amerikanischen Bible Belt mit seinen Tele-Predigern und Apokalypse-Mahnern). Glücklicherweise fokussiert sich Brian Keene nicht vollständig auf die Relischiene der Entrückung, bei der Jesus die Gläubigen zu sich ins Heim holt (und nur solche) und alle anderen zurücklässt, auf dass sie sieben trübe Jahre verleben. Aber es bleiben auch 144.000 Heilige des Trübsals zurück, die die Erde retten könnten usw. usw. Erst einmal lässt er seine Hauptfiguren zum nach Hauseweg antreten. So wie sie in Etappen vorankommen, so erfahren sie auch in Etappen die die Neuigkeiten, dass das Phänomen weltweit aufgetreten ist, dass Millionen Menschen vermisst werden, die Finanzmärkte zusammengebrochen sind, Atomkraftwerke sich ihren Tschernobyl-Memory-Day nehmen, Plünderungen die Städte verwüsten und in verschiedenen Ländern neue und alte Kriege offen ausgetragen werden. Ja, und zu allem Übel gehört doch tatsächlich ihr heißgeliebter Number-One-Man Mr. President of the United States zu den Vermissten und Gottes eigenes Land beginnt in Anarchie zu versinken, während immer neue Erklärungsversuche für das Geschehene die Runde machen und Optionen wie Terroristen, Außerirdische oder außerirdische Terroristen mit einschließen. Auch wenn nur selten zu vernehmen, hat der Autor hin und wieder einzelne Sprenkel von trockenem und bösartigem Humor in die Handlung integriert.

KEIN Horrorroman, in dem das Blut nur so sprudelt und kein absoluter Actionreißer, aber eine kurzweilige Odyssee, die zumindest in Teilen etwas an "Todesmarsch" von Stephen King/Richard Bachmann erinnert und es halbwegs dem Leser überlässt, was er aus der religiösen Komponente macht oder ob er sich lieber für andere Erklärungen erwärmen kann, was der Auslöser der Katastrophe war. Oder wie sich eine vermeintlich zivilisierte Gesellschaft kurzerhand in einen rasenden, mordenden Mob verwandeln kann. Ansonsten eine recht simple Story, die man schon öfter gelesen hat, mit halbwegs normalen Menschen in den Hauptrollen. Nur der Religionsansatz stört mich - zwar nicht ganz so aufdringlich und penetrant wie bei LaHaye/Jenkins, aber trotzdem hätte man diesen Handlungsstrang aussparen und die Ursache noch mehr im Dunkeln lassen können. Liest sich aber gut und flüssig und kann trotz der Kritikpunkte durchaus empfohlen werden, aber als den ultimativen Pflichtkauf würde ich es dennoch nicht bezeichnen. ca. 160 Seiten.

Jerry Garcia

27 November 2011, 22:54:21 #133 Letzte Bearbeitung: 27 November 2011, 22:55:55 von Jerry Garcia


Josh Bazell. Nachdem ihm die Flucht vor den Mobstern aus Manhattan gelang, arbeitet Pietro unter falschem Namen als Schiffsarzt auf einem Luxus-Liner. Doch dann erhält er das verlockende Angebot, für einen mysteriösen Milliardär herauszufinden, ob dieser einem Schwindel aufgesessen ist. Zusammen mit der Paläontologin Violet begibt sich Pietro auf eine äußerst seltsame Expedition. Doch die harmlos scheinenden Wälder und Seen von Minnesota verwandeln sich bald in ein Inferno aus Wahnsinn und Gewalt.

Vor Jahresfrist wurden an einem See im Norden der USA zwei Menschen getötet. Nun erhält der Milliardär Rec-Bill eine Einladung zu einer Expedition an den Ort des Geschehens. Ihm wurde Bildmaterial zugesandt, das auf eine geheimnisvolle Entdeckung hoffen lässt und er soll vor Ort entscheiden, ob er dieUntersuchungen finanzieren will. Er traut dem Frieden nicht und lässt Pietro alias Lionel zusammen mit seiner Angestellten Violet nach Minnesota reisen, um die Angelegenheit zu prüfen. Pietro, froh von dem Schiff runterzukommen, sagt sofort zu, als Unterstützung der Paläontologin teilzunehmen. Dort angekommen treffen sie die verschiedensten Figuren mit unterschiedlichsten Motiven, um sich der Expedition anzuschließen. Zu allem Überfluss treiben sich auch noch einige Dealer in der Umgebung der kleinen Ortschaften, die kurz vor dem Vergessen stehen, herum. Man wartet auch noch auf eine geheimgehaltene Teilnehmerin, die aus Regierungskreisen stammen soll, und das Ganze so aufwertet, dass ein großes allgemeines Interesse auf die Sache gezogen wird. Die Story, die der Initiator den Teilnehmern auftischt, scheint schier unglaublich und die Skepsis ist natürlich groß. Reibereien mit den Einwohnern der Orte um das Naturschutzgebiet bleiben nicht aus und dann stellt sich der Ehrengast auch noch als Sarah Palin heraus, eine Politikerin mit einem weit vorauseilenden Ruf - und das ist nicht gerade der beste. Ab jetzt läuft für Pietro der Auftrag endgültig aus dem Ruder. Und zuguter letzt muss er sich auch noch entschließen, endlich etwas gegen seine alten Feinde zu unternehmen.

Bazell wollte sich in seinem neuen Roman "Einmal durch die Hölle und zurück" wohl als Stalinorgel der Regierungskritik etablieren, denn er feuert wirklichaus allen Rohren auf ehemalige Präsidenten wie Carter, Reagan oder Bush und deren Administration. Und die ehemalige Gouverneurin von Alaska namens Sarah Palin kriegt erst recht ordentlich auf die Mütze. Korruption und Vorteilnahme werden ebenso angeprangert wie das Gesundheitswesen, das eh nur von zahlungsunwilligen Versicherern beherrscht wird oder die Bildungsmisere und der Lug und Trug spendabler Konzerne, die mit viel Geld die Politiker auf ihre Linie einschwören. Irrige Gesetze, die die Menschen den Firmen regelrecht ausliefern. Der Anhang hat es wirklich in sich, in dem er die ganzen Erklärungen zu seinen Andeutungen aus dem Buch liefert. Die eigentliche Story selbst ist leider eine ziemliche Enttäuschung. Zwar hat Bazell wieder humorvoll und amüsant seine Geschichte gewürzt, aber wer sich auf eine stimmige Fortsetzung von "Schneller als der Tod" gefreut hat, wird bald eines Schlechteren belehrt. Hier bietet er nur einen Mix aus Krimi, Politfarce und etwas Mystery, das an Loch Ness verlagert nach Amerika erinnert. So wirklich passieren tut eigentlich nix. Action ist Mangelware und der Wahnsinn aus Blut und Gewalt, bleibt völlig außen vor. Am Ende andeutungsweise etwas Kampf, aber sonst nichts. Wirklich origniell ist es nicht und die vielen Fußnoten mögen zwar putzig sein, hemmen aber den Lesefluss, da sie manchmal auch recht üppig ausgefallen sind. Wer sich also für das Buch interessiert und es sich trotzdem anschaffen will, sollte zumindest auf die Taschenbuchausgabe warten, denn das Geld für die Hardcoverausgabe ist es meiner Meinung nach nicht wert. Es hatte irgendwie den Anschein, als wäre ihm seine Kritik wichtiger als die Story und das Buch nur der Aufhänger für den Anhang.Gar nicht überzeugend. ca. 350 Seiten ohne Anhang.

Jerry Garcia



Auf dem Heimweg von einem billigen Imbiss zurück in sein New Yorker Hotel stolpert der britische Agent David Trevellyan über den leblosen Körper eines Obdachlosen. Nahezu zeitgleich fährt die Polizei vor und nimmt Trevellyan fest: Mordverdacht! Abgekartete Sache, denkt sich David und nimmt die Verhaftung zunächst gelassen hin. Schließlich genießt er Geheimdienst-Immunität. Doch das FBI schert sich einen Teufel darum. Trevellyan flieht und holt zum Gegenschlag aus: Vergeltung für den begangenen Verrat!

David Trevellyan findet in einer Gasse den Leichnam eines vermeintlich Obdachlosen und kaum beugt er sich über die Leiche, ist auch schon die Polizei da. Eigentlich unfassbar für jemanden, der rund 14 Jahre Berufserfahrung im Dienste der Royal Navy Ihrer Majestät auf dem Buckel hat, dass er in eine solche Falle tappt. Doch damit nicht genug. Kaum hat die Polizei mit dem Verhör begonnen, taucht das FBI auf und holt sich den Gefangenen, da sie einen Serientäter suchen, der Eisenbahntramps - neu und respektvoll sowie politisch korrekt "Freerider" - kaltmacht und dabei einen ihrer Kollegen erwischt hat. Und da die Leiche in der Gasse trotz einiger Entfernung zur nächsten Bahnlinie perfekt ins Profil des Täters passt, wurde Trevellyan mal soeben eingesackt. Doch auch das FBI ist nicht Endstation, wird er doch beim Transport von einer dritten Gruppe rausgeholt und ins Quartier gebracht. Mittlerweile hat ihn seine Regierung fallen gelassen und er ist auf sich gestellt - not amused, wie man so schön sagt, er sinnt auf Revanche, die aber noch warten muss. Und seine neuen "Dienstherren" erwarten von ihm, dass er einen Mord unterstüzten soll und dazu wird ihm drastisch die Strafe für Versagen sozusagen als Motivationshilfe vorgeführt. Echt harte Sitten. Dennoch entschließt er sich, den Plan zu vereiteln und wird fortan in die Ermnittlungen der Bundesbehörden eingebunden, die ihn aber auch nur widerwillig dulden, da sie einen Verräter in den eigenen Reihen vermuten und das gegegnüber ihren britischen "Cousins" nicht gerade gerne publizieren wollen. Im Laufe der Recherchen verdichten sich die Zeichen, dass nicht nur die Eisenbahnmorde eine Rolle spielen und so langsam wird Trevellyan auch sauer, stoßen ihm doch die Amis sowie die Täter gewaltig auf. Jetzt ist er in der richtigen Stimmung, sich die feindliche Gruppe vorzuknöpfen.

Mixt man Lee Child mit Robert Ludlum erhält man Andrew Grant. Was Wunder, ist jener doch auch der Bruder des Jack-Reacher-Autors Lee Child, womit allerdings in der Aufmachung nicht groß kokettiert wird. Auch er lässt seinen Protagonisten aus der Ich-Perspektive erzählen, gibt der Story Zeit, sich zu entwickeln, ohne zu langweilen und bringt somit rund 480 Seiten Spannung und Action zusammen, die nur hin und wieder durch kleinere Hänger leicht gehemmt wird. Kühl, zynisch, knochentrocken und mit einigen Härten agiert Trevellyan, wobei der Autor auch darauf verzichtet, sich in endlosen Beschreibungen und Dialogen zu ergehen, was dem Tempo durchaus zugute kommt. So wird ein Agent alter Schule wie aus einem Ludlum-Roman auf die Gangster losgelassen und auch die Story ist so wendungsreich, dass man an den Meister denken muss. Nichts ist, wie es scheint. Der Fall ist verzwickt und der colle, clevere Ermittler kommt ebenfalls zum Vorschein, was dann wieder um an die Figur des Jack Reacher erinnert. So erhält man einen wirklich bis auf wenige kleine und ruhige Sequenzen einen beinharten Thriller in alter Tradition, von dessen Sorte gerne mehr kommen dürfen. Ein weiteres Abenteuer von David Trevellyan ist schon fertiggestellt, ob es auch in Deutschland erscheint, ist aber noch ungewiss.

Jerry Garcia

Diesmal nur eine Vorschau, was in den nächsten Monaten so droht. Änderungen oder weitere bis jetzt noch nicht bekannte Zugänge durchaus im Bereich des Möglichen. Planung bis Oktober 2012.

Cussler/DuBrul Killerwelle

Clancy Gegen alle Feinde

Marc Elsberg Blackout

Jeffrey Deaver Carte blanche (ein Bondroman)

Trevor Shane Paranoia

Jeff Abbott Todeslauf

Patrick Lee Ghost country

Tom Wood Zero Option

Bryan Smith Todesgeil

Richard Laymon Der Gast

Bryan Smith Seelenfresser

John Sandford Bittere Sühne

Bryan Smith Verkommen

Nate Southard Red Sky

C. M. Taylor Premiership Psycho + Euro Psycho

James Corey Leviathan erwacht

Mario Giordano Apocalypsis

Ulrich Hefner Mutiert

Max Barry Maschinenmann

Markus Stromiedel Die Kuppel

Robert Low Raubzug + Runenschwert

Duane Swierczynski Der Wärter

Alex Bledsoe Das Schwert des Königs

Edward Lee Haus der bösen Lust

Mira Grant Feed - Viruszone

Jack Coughlin Dead shot

Sean Black Rattennest

Jon Stock Manhatten Killer + Verrat in eigener Sache

J. L. Bourne Tagebuch der Apocalypse 3 (wurde in Juli verschoben)

Simon Kernick Erlöst mich

John Lescroart Der Angeklagte

Adam Nevill Apartment 16

Levitski Tekhotma-Zeit der Dunkelheit

Brett McBean Das Motel

Eric van Lustbader Die Ungläubigen

Robert Kirkman The walking dead

Ian Mcdonald Cyberabad

Z. A. Recht Jahre der Toten

Tim Curran Verseucht

J. C. Grange Der Ursprung des Bösen

Brett McBean Die Sünder

Steve Berry Das verbotene Reich

Tom Emerson Tödliches Gold

John Sandford Blutige Saat

Nick Stone Voodoo + Todesritual

Steve Alten Goliath

Patrick Robinson Lauschangriff

Edward Lee Bighead

Richard Laymon Das Loch

Edward Lee Flesh Gothic + Creekers

Robert J. Bennett Mr. Shivers + Silenius

Boyd Morrison Die Arche + Das Midas-Komplott + Todesflut

Jerry Garcia



Don Winslow. Wenn Dein Feind Dich in die Enge treibt, Dir den Boden unter den Füßen wegzieht, wenn er Dir nimmt, was Du am meisten liebst. Dann ist die Zeit für Verhandlungen vorbei. Dann kommt die Zeit des Zorns.

Ben und Chon sind Dealer von gehobenem Niveau. Ihre exklusive Kundschaft sind die reichen Nichtstuer mit zu viel Geld und Freihzeit in und um San Diego. Sie versorgen sie mit erstklassigem Dope und horten somit Millionen auf ihren Konten. Während Ben sein Gewissen mit wohltätigen Spenden und Einrichtungen in der ganzen Welt zu beruhigen sucht, lässt Chon es ruhig angehen und kümmert sich lieber um das Geschäft. Beide haben aber Spaß an ihrem feudalen Lebensstil, keine Probleme und beide lieben dieselbe Frau. Auch kein Drama, denn die liebt ebenfalls beide. Ophelia - genannt O - ist in dem Unternehmen für die Finanzen zuständig, lässt sich aber hauptsächlich treiben und weiß nichts mit sich anzufangen, außer viel Sex mit ihren beiden Lovern. Eine echte Dealer-Idylle unter der Sonne Kaliforniens. Das ändert sich als das Baja-Kartell die Fühler von Mexiko über die Grenze zu den USA ausstreckt und das einträgliche Geschäft des Trios feindlich übernehmen will. So einfach lassen die sich aber nicht aus dem Geschäft drängen, was dazu führt, dass die Mexikaner O entführen und damit drohen, sie zu köpfen, wenn ihnen das Dope und die Herstellungsstätten nicht übergeben werden und die Drei ab jetzt fürs Kartell arbeiten. Chon, der Mann fürs Grobe und mit Erfahrung bei den SEALS und in Afghanistan, legt sich einen Plan zurecht, um dem Kartell die Suppe zu versalzen. Und dabei sind ihm alle Mittel recht. Nachdem die ersten Opfer zu beklagen sind, eskaliert die Sache und auch Unschuldige werden hineingezogen.

Winslow in gewohntem Stil, nicht ganz so brillant wie bei "Tage der Toten", an den das Buch in mancher Sequenz erinnert und auch wirkt, als wäre es nur ein Teil des großen Ganzen aus seinem Meisterwerk, aber immer noch weit über dem Durchschnitt. Zynisch, sarkastisch, cool, hart und temporeich mit einer ironischen Note (als Beispiele seinen die Weinverkoster oder der Schwarzarbeiter im Weißen Haus genannt). Entgegen der Erwartungen, dauert es seine Zeit, bis richtig Fahrt in die Sache kommt, wenn man die halbpornographischen Sexspielchen mal außen vor lässt). Erst werden die Protagonisten vorgestellt, ihre Lebensumstände seziert und für mich zumindest kommt keine wirkliche Sympathie für die drei Dealer auf. Es läuft eher auf die Verbrecher aus Vergnügen (und natürlich Geldgier) und die richtig fiesen Mexikaner mit ihren brutalen Methoden hinaus. Klar, dass man dann doch mit dem kleineren Übel mitfiebert. Es entwickelt sich eine Geschichte um Betrug, Verrat, Hinterlist, Kartellkriegen und familiären Abgründen, die gewalttätig und stellenweise brutal daherkommt. Kompromisse kennen dann bald auch beide Seiten nicht mehr. Die kurzen und wirklich knappen Kapitel (Kapitel 1 hat nur zwei Worte für den Leser übrig) und sein für die Masse ungewohnter Stil kommen dem Buch natürlich zugute. Und auch seine sachliche Erzählweise, die sich dann aber plötzlich zu rein ironischen Anmerkungen wandelt, ist etwas Besonderes auf dem Markt. Und Kalifornien zeigt er mal wieder von seiner weniger sonnigen Seite - und das bis zum bittersüßen Ende. Stellenweise wirklich harte Kost, wie sich vermeintlich friedfertige Menschen in Bestien verwandeln können, die nur noch von den noch übleren Individuen übertroffen werden, die sie dazu getrieben haben, aber dafür ist es ja ein Winslow. Der Film "Savages" (Originaltitel) ist übrigens schon in der Mache und weist mit John Travolta (DEA-Mann mit Wampe), Uma Thurman (Mutter von O), Benicio del Toro (Kartellkiller), Blake Lively (O), Taylor Kitsch aus John Carter (Chon) und Aaron Johnson aus Kick Ass (Ben) unter der Regie von Oliver Stone (JFK) einen beeindruckenden Cast auf. 338 Seiten plus eine Leseprobe zu Tage der Toten.

Jerry Garcia



G.M. Ford's Erstling hinsichtlich des Enthüllungsjournalisten Frank Corso dreht sich um den in den Medien als Trashman bezeichneten Serienvergewaltiger und Mörder, der seine Opfer auf Müllbergen zurücklies. Dank einer Zeugenaussage wurde er vor Jahren gefasst, doch just jene Zeugin meldet sich nun, um ihre Aussage als Lüge zu widerrufen. Frank Corso soll den Fall neu aufrollen.

Klingt irgendwie nach "Ein wahres Verbrechen", was sich aber beileibe nicht bewahrheitet. Der recht eigenwillige Ermittler Corso (in Bezug seiner Beschreibung scheint er ein Bild wie Steven Seagal ohne Wampe aber mit mehr Regung abzugeben) macht sich mit der Fotojournalisten Meg Dougherty an einen Wettlauf gegen die Zeit, um die Hinrichtung des Trashman noch zu verhindern. Während im Laufe der Story immer mehr Verdächtige wie aus dem Nichts auftauchen, die Staatsanwaltschaft eine Korrektur des Urteils mit allen Mitteln verhindern möchte und etliche Fallstricke auslegt, um ihr Ziel zu erreichen, arbeiten sich die beiden Hauptcharaktere, die nicht dem üblichen Muster von Romanfiguren entsprechen und beide mit Problemen aus der Vergangenheit zu hadern haben, was im Laufe der Geschichte immer mehr zu Tage tritt, durch alle Widrigkeiten zu einigen überzeugenden sowie auch unerwarteten Wendungen bis zur Klärung des Falles durch, der aber nicht in dem üblichen Happy-End mündet. Ironische Dialoge sowie ein kurzweiliger, spannender Schreibstil sorgen dafür, dass man das Buch nicht so schnell wieder aus der Hand legt. Klare Leseempfehlung.  ca. 350 Seiten.

Jerry Garcia



G.M.Ford. Buch Nummer zwei um den Journalisten Frank Corso. Für Anhänger der Todesstrafe gibt es kein besseres Argument als Nicholas Balaluga. Aber obwohl der russische Mafioso des 63-fachen Mordes angeklagt ist, hat er es bereits zweimal geschafft, der Justiz von der Klinge zu springen, da Zeugen entweder ihre Aussage zurücknahmen oder einfach spurlos verschwanden bzw. tot aufgefunden wurden. Beim zweiten Prozess verhinderte ein gekaufter Geschworener den Schuldspruch. Bei Prozess Nummer drei darf Frank Corso aufgrund seiner vielfältigen Beziehungen exklusiv aus dem Gerichtssaal berichten. Während sich die Verhandlung durch ständige Einsprüche der Verteidigung immer mehr in die Länge zieht, wird Meg Dougherty in den Sog der Ereignisse gezogen. Sie recherchiert in einem anderen Fall, bei dem in einem nach schweren Regenfällen abgerutschten Brückenfundament ein Pick-up gefunden wird, and dessen Steuer noch der Fahrer saß - von neun Kugeln durchsiebt. Bei ihren Nachforschungen gerät sie ins Visier zweier Killer - und Frank Corso muss alles riskieren, um sie zu retten.

Nachdem Meg verletzt im Krankenhaus landet, will Corso herausfinden, wer hinter allem steckt. Im Gegensatz zu seinem Erstling schreibt Ford diesmal nicht nur aus der Perspektive seines Protagonisten, sondern auch aus jener der beiden Killer, die bei ihrem ersten Auftrag die Überraschung erleben müssen, dass ihr Ziel bereits getötet wurde. Sie verheimlichen das Missgeschick und versuchen nun ihrerseits den "Konkurrenten" zu beseitigen. Natürlich werden sich ihre Wege dannm mit denen des Enthüllungsjournalisten kreuzen. Doch bis es soweit ist, springt der Autor locker zwischen den verschiedenen Erzählsträngen hin und her und versteht es dabei, immer das Interesse des Lesers aufrecht zu erhalten, sodass man das Buch am liebsten in einem Rutsch durchlesen würde. Dazu trägt auch sein flüssiger Schreibstil ohne nennenswerte Längen oder Durchhänger bei.

Und wie es sich für einen ordentlichen Thriller gehört, ist nicht immer alles so, wie es den Eindruck erweckt - für kleinere Plottwists ist gesorgt. Aber irgendwie erweckt das Buch - und speziell die Beschreibung des Frank Corso als finanziell unabhängig, verschroben bis schroff im Umgang mit seinen Mitmenschen, ausgestattet mit einem bis zur Überheblichkeit reichenden Selbstbewusstsein, Beziehungen in allerhöchste Kreise trotz seiner Art als Provokateur jeglicher Vertreter der Obrigkeit - einen Eindruck, als wäre es schon drehbuchgerecht für Hollywood vorgefertigt. Ich hätte nichts dagegen, denn ein Grisham mit seinen Reiseführern mit Lokalkolorit und einem kleinen Tupfer Thrillerelement wäre froh, wenn er wieder einmal ein solches Buch zustande bringen könnte, in dem die Frage gestellt wird, ob man das Gesetz beugen oder brechen darf, wenn es dazu dient, einen Gangster endlich dingfest zu machen. Das sich aber bei Grisham in dieser Richtung schon seit Ewigkeiten keine Besserung erkennen lässt, genieße ich diesen Roman von G. M. Ford. Ca. 380 Seiten.

Jerry Garcia



G.M.Ford. An Regeln hat sich der hartgesottene Journalist Frank Corso noch nie gehalten. So lässt ihn auch der in Texas auf seinen Namen ausgestellte Haftbefehl kalt. Er flüchtet nur in einen anderen Bundesstaat. Gemeinsam mit Meg Dougherty, seiner wohl einzigen Person, die er als Freund bezeichnen kann, sucht er das Weite. Mitten im endlosen Niemandsland von Wisconsin setzt ein Schneesturm ein, der die Straßen mit Schnee und Eis überzieht und als sie mit ihrem Wagen von der spiegelglatten Straße abkommen, ist ihre Flucht jäh beendet.


Zu ihrem Glück entdecken sie in der Nähe des Unfallortes ein verlassenes Farmhaus, in dem sie Schutz vor der Kälte finden. Um ein wärmendes Feuer zu entfachen, löst Corso einige Holzbretter aus dem Scheunenboden und findet zu seiner Überraschung mehrere stark verweste Leichen vor. Die ortsansässige Polizei, in Mordfällen unerfahren, bittet ihn um Mithilfe, die dieser auch gewährt. So dauert es nicht allzu lange, bis er die erste Spur auftut. Ein Familienmitglied lebt noch!!! Nun ist er also aus Tarnungründen ab, der Seagal-Zopf, aber sonst ist Corso der Alte geblieben. Steckt seine Nase in Dinge, die ihn eigentlich nichts angehen, obwohl er von zwei texanischen Polizisten verfolgt wird. Sein neuer Fall führt ihn auf der Suche nach dem Täter durch mehrere Bundesstaaten, für Ablenkung sorgen auch noch die Intrigen innerhalb des Polizeiapparates der Gemeinde, da demnächst Wahlen anstehen und jeder nur gut auszusehen wünscht.

Gegen alle Widrigkeiten verfolgen der Protagonist und seine Begleiterin die Spuren, geschildert durch den mittlerweile bekannten spannungsgeladenen, frischen Stil des Autors. Die Dialoge sind kurz und frech, mit diversen One-Linern durch Corso aufgepeppt. Der finale Dreh überrascht den Leser dann doch wieder. Ford ist halt einer der Topautoren der US-Thriller-Literatur. Der Roman ist pure Unterhaltung - und das auf einem hohen Niveau. Weitere Abenteuer aus der Reihe werden folgen. ca. 360 Seiten.

Jerry Garcia



G.M.Ford. Eigentlich sollte es Megs großer Tag werden. Die Fotografin hat eine Vernissage in Seattle, die über ihre berufliche Zukunft entscheiden könnte. Doch kaum hat der Abend begonnen, evakuiert die Polizei das Gebäude sowie die gesamte Umgebung. Als Frank Corso, für den die Anwesenheit natürlich Ehrensache war, nach dem Rechten sieht und den Grund für die Maßnahmen erfahren möchte, entdeckt er, dass ein Katastrophenszenario vor der Öffentlichkeit verheimlicht werden soll: Hunderte Menschen, die offensichtlich einem aggressiven Virus zum Opfer gefallen sind, wurden tot im Tunnel einer Busstation gefunden. Ein Terroranschlag? Und wie schnell wird die tödliche Gefahr um sich greifen? Währenddessen versucht man die Bevölkerung von Seattle ruhig zu halten, die Politiker setzen bei der Bewältigung der Krise auf Spezialeinheiten und den Patriot Act. Es scheint ein glücklicher Zufall, dass gerade ein Symposium zum Thema chemische und biologische Waffen in der Stadt tagt. Aber auch die internationale Schar von Experten steht der sich anbahnenden Katastrophe hilflos gegenüber. Frank Corso, der den Schauplatz an der Busstation (natürlich ohne Genehmigung der Behörden) untersucht, gerät selbst ins Visier der Ermittler.


Ein Szenario wie gemalt für Frank Corso und seine eigenwilligen und ungefragten Einmischungen in Ermittlungen der Staats- und Bundesapparate. Verschiedene Erzählstränge aus der Sicht der Attentäter, der Behörden und natürlich Frank Corso, sowie ein Abenteuer für Meg, das sie erst später mit der Katastrophe verbindet, machen die Hatz nach den vermeintlichen Tätern inklusive einiger Actionzutaten erst richtig spannend. Diesmal werden aber auch einige bekannte Klischees verbraten, wie der einsame Wolf, der gegen den gesamten Staatsapparat kämpft und am Ende Sieger bleibt, den rücksichtslosen, egoistischen Karrieristen von der TV-Sendestation, der am Ende aber doch seinen Skrupeln erliegt und als geläuterter aufrechter Ami die richtige Seite unterstützt.


Zudem wird hier durchaus glaubwürdig die Politik der Vereinigten Staaten und US-Konzerne hinsichtlich ihrer Auslegung der Globalisierung ins Auge gefasst sowie tatsächliche und mögliche Folgen aufgezeigt. Und: die Terroristen sind diesmal nicht aus Sandland!!! Auch wenn er hier nur einen weiteren Beitrag zur aktuellen Schwemme der Terrorromane abgeliefert hat, ist der Roman trotz einiger Zufälle (auch in den Nebensträngen) bezüglich der Aufklärung des Falles sehr lesenswert. Keine Längen oder Durchhänger, die bei den Beschreibungen zu den politischen Ränkespielen während der Krisensituation hätten entstehen können. Flüssig und wenig kompliziert dargestellt unterhält der Roman während seiner 350 Seiten mit Kurzweil. Gute Sache.

KrawallBruder

Darf ich mal fragen wielange du für so ein Buch brauchst?
Nach deinem Blog gibt es ja fast alle 2-4 Tage eine neue Rezension o_O

Jerry Garcia



G. M. Ford. Das Mesa-Azul-Gefängnis ist ein hochmodernes Wunder, uneinnehmbar und absolut sicher. Hier sind die gefährlichsten Verbrecher des Landes inhaftiert. Einer von ihnen ist Timothy Driver, ein ehemaliger Navy-kommandant, der wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt wurde.
Eines Tages geschieht, womit niemand gerechnet hat: Es gelingt Driver, einen Aufstand anzuzetteln und 163 Sicherheitsbeamte als Geiseln zu nehmen. Er droht damit, alle 6 Stunden eine Geisel zu erschießen, falls man seiner Forderung nicht nachkommt: Frank Corso soll in das Gefängnis gebracht werden, damit Timothy Driver ihm seine wahre Geschichte erzählen kann.
Corso, der nicht für den Tod Unschuldiger verantwortlich sein will, willigt ein und begibt sich in die Hand des unberechenbaren Mörders. Doch Driver hat andere Vorstellungen als nur die Aufmerksamkeit des Journalisten zu erhalten. Er hat sich mit dem mehrfachen Mörder Cutter Kehoe verbündet und sich einen teuflischen Plan ausgedacht. Corso bleibt nicht viel Zeit, um das Leben der Geiseln sowie sein eigenes zu retten.


Mit diesem Output ist Ford wieder ein spannendes Thrillererlebnis gelungen. Hart, blutig und brutal und somit für zartbesaitete Gemüter eher ungeeignet, da die ausufernd brutalen und blutigen Kämpfe durchaus detailliert beschrieben werden, was man von den Charakteren nicht unbedingt behaupten kann. Corso ist ja mittlerweile hinlänglich bekannt, doch auf die weiteren Hauptfiguren wird nur am Rande eingegangen.


Natürlich sind der Ausbruch, die Flucht und vor allen Dingen die Beweggründe des Täters der Hauptteil des Buches, aber Ford prangert auch die Privatisierung des Strafvollzuges speziell sowie die gleiche Praktik bei den eigentlichen Staatsaufgaben im Allgemeinen an und welche Gefahren und Auswüchse dadurch entstehen können. Auch in Deutschland an Beispielen wie Post, Wasserwerken oder Telekom (ein Roman über Letztere wäre natürlich kein Thriller sondern eine Abhandlung von Pleiten, Pech und Pannen oder wie schikaniere ich meine Mitarbeiter) deutlich zu erkennen. Auf Kosten der Allgemeinheit wird nur an Gewinnmaximierung um jeden Preis gedacht, vom Staat noch unterstützt, der eigentlich zum Wohle des Volkes handeln sollte. Dies dann auf die amerikanischen Hochsicherheitsgefängnisse übertragen, ergibt die Zustände, die Ford hier eindrucksvoll schildert, dazu verpackt in ca. 380 Seiten voller Thrill und Action. Rund 360 Seiten.

Jerry Garcia



G.M.Ford. Der Albtraum beginnt in Pennsylvania mit dem Tod eines Mannes, den eine Bombe in Stücke reißt. Ein Jahr später zieht sich bereits eine blutige Spur bis zur Westküste, und die Kette der tödlichen Banküberfälle reißt nicht ab. Ein Verrückter scheint hinter den Taten zu stecken, ein Mann, der seine Opfer mit Bomben um den Hals in Banken schickt und Geld rauben lässt. Doch wo das FBI nur einen skrupellosen Verbrecher am Werk sieht, der beliebig tötet, vermutet der Journalist und Schriftsteller Frank Corso ein motiv und eine Botschaft. Gemeinsam mit seiner Kollegin, der Reporterin Chris Andriatta, sucht er nach dem Schlüssel der Taten. Doch je näher sie dem Täter kommen, desto schockierender die Wahrheit, die allmählich sichtbar wird.

Der sechste und letzte Roman in der Serie um den Schriftsteller Frank Corso, der, ausgestattet mit einem neuen Verleger und einem hochdotierten Vertrag, in seiner üblichen Manier provozierend und arrogant den Bewohner des ersten Tatorts die Nerven raubt. Ein kleines Städtchen, in dem alle zusammen halten und wo Verschwiegenheit erstes Gebot ist, lässt ihn informationslos daran denken, die Sache hinzuwerfen, doch eine Klausel in seinem neuen Vertrag zwingt ihn zum Weitermachen. Also stochert er herum und wird alsbald derart belohnt, dass man versucht, ihn zubeseitigen. Aus dem Krankenhaus entlassen, wird er vom FBI zur Westküste geschleppt und dort mit weiteren Fällen konfrontiert. Teils in Videos der örtlichen Behörden, teils live sieht er die nächsten Banküberfälle und bombengesteuerten Hinrichtungen unfreiwilliger Bankräuber.

Sein bekanntes Problem mit Autoritäten oder Behörden lässt ihn ständig bei FBI oder ATF anecken, die er mit seinen Sprüchen nur noch weiter provoziert, um ihnen ihre Unfähigkeit unter die Nase zu reiben. Im Laufe seiner Ermittlungen muss er feststellen, dass nicht jeder, der anscheinend auf seiner Seite ist, auch wirklich in seinem Sinne handelt. Er kann niemand vertrauen und stößt ständig auf Widerstände, während die anderen Ermittlungsbehörden sich gegenseitig den Ruhm streitig machen wollen, endlich den Durchbruch zu erzielen. In seinem üblichen lockeren und runden Stil sorgt Ford dafür, dass auch das letzte Buch um Corso nichts an Qualität einbüßt und man es bis zu einem unkonventionellen Ende zügig lesen kann.
Nachdem in den ersten ca. 100 Seiten eher Corso und seine Sticheleien gegen die Bevölkerung der Stadt in Pennsylvania im Mittelpunkt stehen, wendet sich ab dem ersten Attentat auf ihn die Story mehr dem aktionsgeladenen Inhalt zu. Garniert mit kleineren Überraschungen und Wendungen steigert sich das Ganze zu dem erwähnten Ende, das nicht in den üblichen Bahnen eines Thrillers oder Krimis mündet. Für Leser der anderen Abenteuer eine willkommene Fortsetzung und auch ein Abschied vom Protagonisten, da laut Verlag keine weiteren Aufgaben für Corso mehr folgen werden. Ansonsten gute Thrillerkost mit Actioneinlagen verfeinert. Rund 350 Seiten.

Jerry Garcia



Chris Ryan. Sein Gewissen wurde ihm zum Verhängnis. Er weigerte sich, einen Jungen zu töten. Danach ging es mit John Porters Karriere in der Eliteeinheit SAS steil bergab. Heute ist das Kind von damals ein Terrorist, der die britische Regierung erpresst. Porter ist der Einzige, mit dem er verhandeln will. Für Porter die Chance seines Lebens - doch bald sieht es aus, als sei die Bewährungsprobe sein sicherer Tod. Beirut 1989, Geiselbefreiung durch eine SAS-Elitetruppe. Es geht ordentlich zur Sache und die Hisbollahkämpfer sind zum Abschuss freigegeben, Verwundetenabzeichen werden auf deren Seite wohl eher nicht mehr verliehen. Der Brite Porter verliert beim Einsatz zwei Finger, kann aber noch einen Zwölfjährigen, der mit einem Sprengstoffgürtel ausgestattet ist, außer Gefecht setzen, tötet ihn aber nicht. Während die Kollegen den Rückzug decken, wird er mit der Geisel ausgeflogen. Die Rückkehr der Truppe fällt anders aus als erwartet - 3 von 4 sind tot, da der Junge, den Porter nur niederschlug, sich eine Waffe griff und sie erledigte. Mit diesem Makel behaftet, vertraut ihm keiner in der Truppe mehr, er wird zu Administrationsarbeiten eingesetzt und quittiert nach einigen Jahren desillusioniert den Dienst.

London 2006, vom SAS-Spezialisten zum Penner. Nach dem Ausscheiden aus dem Armeedienst vegetiert Porter nur noch völlig haltlos dahin, bettelt um Geld für Wodka, futtert aus Mülltonnen, schläft unter der Brücke. Doch als eine britische Reporterin in Beirut entführt wird, kommt seine Chance. Der Entführer ist der Junge von damals und er will - wenn überhaupt - nur mit ihm verhandeln. Also wird Porter vom MI6 gebrieft, 2 Tage trainiert und aufgepäppelt und kann dann ohne jegliche Nachwirkungen von 10 Jahren Suff - also kein Zittern oder Schwitzen oder gar Verlust von Fähigkeiten - auf die Menschheit bzw. Hisbollah losgelassen werden. In der - im wahrsten Sinne des Wortes - Höhle des Löwen erwarten ihn zähe Verhandlungen, die ziemlich festgefahren sind, als plötzlich ein Angriff auf die Basis der Entführer gestartet wird.

Kurz und knackig, ohne große Umschweife skizziert Ryan die Geschichte seines Protagonisten und wer sich für derartige Actionkost schon länger interessiert, wird auch ohne große Überraschungen bezüglich des einen oder anderen Kniffs zum Ende des Romans kommen. Gewiß kein Highlight, aber Ryan hat auch schon schwächere Storys zum Besten gegeben, aber man kann schon konstatieren, dass er qualitativ zu Andy McNab aufgeschlossen hat und daher im Vergleich zum zuletzt Gelesenen doch wieder eine erfreuliche Lektüre ohne allzu markante Längen. Da ist es mir schon wie bei den Filmen lieber, einen soliden B-Actioner in Händen zu halten, statt eines Blockbusters, der große Erwartungen schürt und dann fast nichts einhält. Daher kann ich "Gegenschlag" mit GUT bewerten, was sich wohl auch die BBC gedacht hat, da sie momentan eine sechsteilige Serie um John Porter mit Richard Armitage (Spooks) produziert. Mittlerweile ja geschehen und auch gesehen und durch den Erfolg mit einer zweiten Staffel belohnt. Buch mit rund 400 Seiten.

Jerry Garcia



Chris Ryan. Der Al-Kaida-Terrorist Faisal droht Großbritannien mit einem Anschlag verheerenden Ausmaßes. Will Jackson von der elitetruppe SAs wird beauftragt, Faisal zur Strecke zu bringen - für Jackson Gelegenheit zur Rache an dem Mann, der seine Familie ausgelöscht hat. Doch auf der Jagd nach Faisal wird ihm klar, wer dessen wahre Hintermänner sind. Dieses Wissen bringt Jackson in tödliche Gefahr.

Im Prolog wird kurz das britisch-amerikanische Verhör-Outsourcing thematisiert, bevor Ryan dem vom Schicksal gebeutelten EX-SAS-Mann Will Jackson seinen Auftritt gönnt, der die Army zwei Jahre zuvor wegen des Todes von Frau und Tochter bei einem Terroranschlag verlassen hat. Jetzt wird er eher zwangsweise rekrutiert, bekommt aber die Möglichkeit zur Rache, was seiner Motivation entschiedend auf die Sprünge hilft. Klingt einfach, doch er muss feststellen, dass die Briten, Amis, Talibangruppen und der Terrorist mitmischen in einem Spiel, das nicht zu berechnen ist und er so zwischen allen Stühlen zu sitzen kommt. Ein Auftritt als Zimperliese fällt daher schon mal flach, besonders da er und 3 ausgesuchte Kameraden in die winterlich-unwirtliche Bergwelt im Süden Afghanistans mit ihren Splittergruppen, die sich gegenseitig bekämpfen, geschickt werden, um einen möglichen informanten zu befreien, den die Taliban dort gefangen halten. Eindringen, Verrat, Gefangennahme, Flucht nicht ohne Verluste, aber mit der Zielperson, sind die folgenden Zutaten, die aktionsreich vermittelt werden. Zurück in der westlichen Welt (von manchen auch als Zivilisation bezeichnet), gilt es, den Terroristen ausfindig zu machen und zu eliminieren, sowie den Maulwurf ausfindig zu machen, der die ganze Aktion aus dem Hintergrund zu torpedieren versucht. Dabei stößt Jackson auf eine ganz miese Nummer.

Nach dem Vorgeplänkel geht das Ende des ersten Drittels ordentlich zur Sache und meine vorherige Einschätzung des Autors bei "Gegenschlag" wird - für mich zumindest - bestätigt. Chris Ryan ist sicher noch gut für einige Actionreißer des gehobenen Mittelmaßes. Hoffentlich hat Weltbild noch weitere Werke von ihm exklusiv unter Vertrag. Hier stimmt Preis-/Leistungsverhältnis in jedem Fall. Leider ist die Actionkost bei den Verlagen zugunsten von Massenware a la Grisham oder Dan Brown und deren Nachahmern mittlerweile ein ziemlich vernachlässigtes Genre. Bleibt nur zu hoffen, dass man sporadisch und mit viel Glück Reißer wie McDermott oder Reilly entdecken kann und von denen nicht nur ein Buch veröffentlicht wird, sondern ihre Gesamtpalette, so sie denn eine haben (Brad Thor, Andy McNab usw.). Knapp 400 Seiten.

Jerry Garcia

18 Dezember 2011, 22:17:43 #146 Letzte Bearbeitung: 20 Dezember 2011, 13:09:54 von Jerry Garcia



Wayne Simmons. Eine hartnäckige Grippe geht um - eine Epidemie sogar, wie manch einer behauptet. Auf Plakaten sagen sie, du sollst dir beim Niesen die Hand vor das Gesicht halten. Tachentücher nur einmal benutzen. Zu dumm, dass sich diese Grippe nicht von solchen Maßnahmen aufhalten lässt. Hast Du sie dir erst eingefangen, klopfen schwer bewaffnete Polizisten an die Tür und sperren dich zu Hause ein, wo du alleine sterben musst. Und das wirst du innerhalb weniger Tage. Und wenn es dann mit dir zu Ende gegangen ist, dauert es keine zwei Stunden und du schlägst die Augen wieder auf.

Nach dem einleitenden Kapitel, in dem Polizisten die ersten Kranken isolieren, geht es ganz schnell. Irland wurde von der Epidemie überrolt. Jeder wird misstrauisch angeschaut, der nur leicht hüstelt. Die verschnupften Toten beherrschen die Straßen. Nur kleine Gruppen Überlebender haben sich an verschiedenen Orten verschanzt und versuchen, der Ansteckung oder dem gefressen werden zu entgehen, denn die Grippe killt ihren Wirt nicht nur, sie macht ihn auch gefräßig. Vor einer Militärbasis stapeln sich die Leichenberge, da man die Infizierten abschoss, um die Seuche einzudämmen. Doch auch das misslang und so sind in den Katakomben nur wenige Soldaten und Wissenschaftler plus wenige Offiziere übriggeblieben, die versuchen, durch Forschung dem Phänomen auf die Spur zu kommen. doch die zu Beginn eher lethargischen Keucher, die die Menschen um sich herum kaum beachteten, verwandeln sich langsam aber sicher in halbwegs intelligente Monster, die ihre Opfer einkesseln und dem Grauen eine neue Dimension verleihen. Während sich die Eingeschlossenen tapfer zur Wehr setzen, wird Irland vollständig abgeriegelt. Sie sind sich selbst überlassen. Nach und nach führen die Wege der verschiedenen Grüppchen zusammen und auch die Armee sucht die Überlebenden. Blutige Kämpfe und Hetzjagden prägen fortan das Geschehen und nicht alle kommen ungeschoren davon.

Der richtige Roman zur richtigen Jahreszeit. Sollte euch bei den Weihnachtseinkäufen eine Triefnase über dne Weg laufen, schlagt lieber einen Bogen drum. Wer weiß, was da auf euch zukommt. Und wenn es euch selbst erwischt, geht der Polizei aus dem Weg, denn die hilft garantiert nicht. Hoffentlich nimmt das unsere Regierung nicht als Anleitung für ihre neue Gesundheitsreform, mit der sie Arztbesuche künftig unbezahlbar für den Großteil der Bevölkerung machen will, indem sie einfach das Eintrittsgeld beim Arzt extrem erhöht, sodass die Kluft zwischen arm und reich nicht nur größer wird, sondern auch auf finanzieller Ebene die überflüssigen Kostentreiber, die den Reichen ihre Exklusivversorgung streitig machen, elegant aussortiert werden. Sicher wird es dann bald soweit sein, dass die Besserverdiener für jedes Fachgebiet ihren eigenen Arzt haben (denn die darf man ja nicht opfern, die Ärzte), da der Rest durch eine Art aktive Sterbehilfe (oder kann man das auch anders bezeichnen) vom Staat aus dem System genommen wurde. Wäre aber Pech für die so schlaue Regierung, wenn die Unterversorgten plötzlich wieder aufstehen und sich nehmen, was sie wollen. Stellt euch mal den Schreck der Führungsspitze vor, wenn die Untoten plötzlich Rente verlangen würden. Herrje, die armen Staatskassen. Der Roman selbst ist jetzt keine Revolution des Genres. Simmons erfindet es nicht neu. Einige wenige Charktere, die allesamt eine nicht sonderlich reine oder unbescholtene Vergangenheit haben, teilweise recht undurchsichtig sind, aber mehr hermachen als jeder Wichtel in einem Laymon-Werk, die Simmons stilistisch bei Weitem übertrifft, kämpfen in fast aussichtloser Situation um ihr Überleben. Das kommt daher wie ein Steak, bevor es gebraten wird - nämlich roh und blutig. Mit einem alles andere als gemächlichen Tempo skizziert der Autor die Katastrophe und würzt das Ganze auch noch mit Zutaten der irischen Revolutionsgeschichte, dem Terror der IRA, aber auch dem Fehlverhalten der Armee, der Politik der Briten aber auch der Sinn Fein. Da kann man sogar von Tiefgang sprechen, wenn er Folter oder gezielte Tötungen beider Seiten anspricht und als Fazit zieht: Irland ist endlich vereint - im Tode. Action sowie eine Portion Geschnetzeltes runden den ca. 275 Seiten langen Roman ab. Irgendwie besonders menschenverachtend und grausam oder erschreckend und fruchteinflößend sind die Szenen, wenn Kranke in ihre Wohnung zurückgedrängt werden - und zwar mit Waffengewalt durch die Ordnungshüter - und Familien mit Kindern künftig hinter zugeschweißten Türen und Fenstern sterben und wiederauferstehen dürfen. Eine schreckliche Vorstellung. Zuletzt widmet er sein Werk noch der Vogelgrippe, der Schweinepest und dem Rinderwahn. Seine Grippe könnte durchaus der nächste Schritt sein. Und wie positiv man das Ende bewerten will, bleibt jedem selbst überlassen. Aus meiner Sicht garantiert kein Happy-End. Ein blutiger und unterhaltsamer Horroroman, der zwar nicht mit vielen Neuerungen aufwarten kann, aber das Zombiegenre würdig vertritt und keine Langeweile aufkommen lässt.

Jerry Garcia



Richard Laymon. Neala und ihre Freundin Sherri nutzen die Ferien, um durch die Berge Kaliforniens zu wandern. Sie ahnen nicht, dass man in dem Städtchen Barlow schon auf sie lauert. Die Bewohner verschleppen die Frauen in den Wald und fesseln sie an Bäume - dann laufen sie weg. Die Gefangenen können nur warten. Auf die Dunkelheit, den Wahnsinn, die Schmerzen, die hungrigen Krulls.

Nachdem man die beiden Mädels in einem Restaurant festgesetzt und dann in den Wald gebracht sowie an die Bäume gefesselt hat, sieht einer der Männer in Keala die einzig Wahre, seinen Glücksstern und kehrt um, um sie zu befreien. In der Zwischenzeit hatte man im Motel des Ortes auch eine Reisegruppe aus vier Personen (Vater, Mutter, 18-jährige Tochter plus deren Freund) überwältigt und an die Bäume neben den Girls gefesselt. Johnny befreit alle und die Flucht durch die dunklen Wälder beginnt. Und sie wird blutig, sehr blutig. Sie werden mehrfach von den Krulls angegriffen, voneinander getrennt und müssen sich in kleinen Grüppchen durchschlagen und nicht alle finden wirklich wieder den Weg nach draußen. Die Kreaturen wollen ihr Fleisch und es wäre kein Laymon, wenn sie nicht auch die Mädels wollten. Besonders der Vater aus der Familie zeigt sich als besonders wehrhaft und brutal, er räumt unter den Krulls ordentlich auf. Doch wird er das alles verkraften? Zudem taucht eine weitere und riesige Bestie auf, die sich mit den Krulls anlegt. Bedeutet sie eine Gefahr für die Ausgesetzten? Einigen gelingt die Flucht in die Zivilisation, andere bleiben zurück.

Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich dazu noch einmal komme - einen Laymon als durchaus lesbar und sogar recht kurzweilig zu beschreiben, waren doch die letzten Outputs eher eine ernste Konkurrenz für die Schlafmittelindustrie. Einer der großen Vorteile ist die Kürze des Buches - nur grad mal halb so umfangreich wie die bisherigen Stories und somit bei ca. 250 Seiten, was den Laber- und Schnarchfaktor enorm einschränkt. Sicher schreibt der Autor schon zu Beginn seiner Karriere (dies ist erst sein zweites veröffentlichtes Werk und stammt aus dem Jahr 1981) plump und schlicht und wer die bisherigen Bücher kennt, weiß, dass er durchaus hart und unappetitlich, sexistisch und bisweilen die Grenzen des guten Geschmacks auslotend vorgehen kann. Sein minimalistischer Stil liest sich ja eh schon recht schnell, aber die hier vorhandene (ja, wirklich, die gibt es in dem Buch) Action treibt das Tempo tatsächlich voran. Natürlich ist seine Charkterisierung der Figuren mal wieder blass und - vorsichtig formuliert - recht sparsam, dafür wird aber ordentlich gesplattert bis der Arzt kommt (oder eben nicht). Haut abziehen, Schädel zermatschen, Amputationen, Schusswechsel, Kannibalismus und natürlich eine sehr heftige Portion Erotik - alles drin. Und bei dem Familienvater und Lehrer (!!!) Lander hatte ich durchaus die Vermutung, dass Laymon sich selbst zu gerne in der Rolle gesehen hätte. Ein besserer Laymon als die letzten 10 Bücher, wohl tatsächlich uncut und unzensiert, wenn man die letzten Werke als Vergleich heranzieht und das Vorwort seiner Tochter beachtet, die eine Geschichte der Buchzensur mitzuteilen hat, die ebenso übel ist, wie des gleiche Problem bei Filmen, nur im Buchbereich nicht so viel Aufmerksamkeit erhält. Brett Mcbean feiert dagegen den Verfasser in seinem Nachwort regelrecht ab, was mir denn doch etwas zu dick aufgetragen vorkommt. Wünscht er sich doch Verfilmungen der Romane und bringt Vergleiche mit Last house on the left und Evil dead ins Spiel. Naja, lassen wir das eben so stehen. Aber sicher ist - dies ist der beste - und härteste - Laymon seit Monaten.

Jerry Garcia

22 Dezember 2011, 13:38:41 #148 Letzte Bearbeitung: 22 Dezember 2011, 16:06:46 von Jerry Garcia


Brian Keene. Für die Angestellten von Big Bills Home Electronics ist es nur ein ganz normaler Arbeitstag kurz vor dem Feierabend - bis ein bewaffneter Mann in den Laden stürmt und die Normalität mit brutaler Gewalt zu einem Ende kommt. Die, die den Angriff des unerbittlichen Mannes überleben, werden von ihm hinten im Laden in einen Käfig gesteckt. Für sie beginnt eine Nacht des Bangens, der Furcht und des Entsetzens. Denn sie sind eingesperrt. Und niemand weiß, was genau der Verrückte vorhat.

Der völlig in schwarz gekleidete Fremde stürmt kurz vor Ladenschluss das Geschäft und bläst ganz trocken mit einer Schrotflinte dem armen Alan, der gerade abschließen will, die Rübe weg. Als der Chef von Big Bills mit dem Kerl eine Diskussion anfängt, ereilt ihn das gleiche Schicksal. Kommentiert wird das Ganze mit einem rätselhaften: "Ich brauche nur sechs." Dann werden die Überlebenden in einen Käfig im Lager gesperrt. Während die gesamte Einrichtung an das Buy more aus der TV-Serie "Chuck" erinnert, versuchen die Gefangenen sich einen Fluchtweg zu überlegen und Streitigkeiten untereinander im Keim zu ersticken. Da kommt ihr Geiselnehmer und nimmt einen aus ihrer Mitte mit in den Laden, wo er sämtliche Geräte so einstellen soll, dass es nur noch statisches Rauschen gibt. Und als dann einer der Kollegen einen extrem störenden Harndrang verspürt, holt ihn der Typ aus dem käfig ab, um ihm einen Gang zur Toilette zu erlauben. Doch mit der Zeit machen sich die Verbliebenen Sorgen. Wieso kommen die beiden nicht zurück? Schüsse waren jedenfalls nicht zu hören. Was ist da draußen bloß los?

Brian Keene hat sich mit dieser Novelle wieder von seinem Richard-Laymon-Gedächtnistrip entfernt und auch der veröffentlichende Verlag Atlantis prahlt nicht mit markigen Worten und knalligen Aufklebern, dass hier der legitime Nachfolger des verstorbenen Gottes der Fastalphabeten und Zeitverschwenders des Genres am Werke ist. Brian Keene sei es gedankt, dass er über die Fähigkeit verfügt, seine Geschichten interessant, spannend und auch stilistisch ausgefeilter erzählen zu können und nicht auf Nachahmung angewiesen ist. Nach dem blutigen Gewaltausbruch konzentriert sich Keene auf die Gefangenen, ihre Ängste, ihr Rätseln ob des Motivs des Killers und ihre Charaktere, so das bei rund 80 Seiten möglich ist. Da sind die alten Mitarbeiter, die ihr Leben fast hinter sich haben, der Starke, der Feigling und alle bemerken plötzlich anhand des nahenden Todes völlig alltägliche Dinge, die sie bis dato nie zu würdigen wussten und jetzt womöglich nie wieder erleben werden. Sie denken an die Familie, vergebene Chancen und die guten alten Zeiten. Sie weinen und bibbern, werden wütend und beschimpfen sich gegenseitig, hoffen immer darauf, dass der andere den Mut hat, den Gangster irgendwann anzugreifen, damit sie es selbst nicht tun müssen. Währenddessen lässt Keene die Protagonisten ebenso wie den Leser bis zum Schluss im Dunkeln tappen, was die Motivation des Eindringlings angeht und hält so die Spannung hoch. Düstere Geschichte, die mal nicht dem Zombiereich entstammt und auch (noch?) keine Endzeitstimmung aufkommen lässt. Eher ein Terrorroman mit gewalttätigen Sequenzen.

Ach ja, und noch Frohe Weihnachten!!!

Jerry Garcia

29 Dezember 2011, 19:43:04 #149 Letzte Bearbeitung: 30 Dezember 2011, 15:52:18 von Jerry Garcia


James Sallis. Ein schäbiges Hotel. Mehrere Leichen im Zimmer und eine Tasche voller Geldscheine. Dabei ist Driver kein Verbrecher. Jedenfalls nicht im engeren Sinne. Er ist nur der beste Stuntfahrer, den man in Hollywood kriegen kann. Gelegentlich verdient er sich als Fluchtfahrer bei Raubüberfällen etwas dazu. Aber dann läuft einer dieser Überfälle schief. Eigentlich sollte Driver tot sein und jetzt dreht er den Spieß um.

Der namenlose Driver erledigt seinen Job als Stuntman in Hollywood gerne. Ständig wechselnde Schauplätze, die Kohle stimmt auch und um etwas mehr Abwechslung in den Alltag zu bringen, macht er hin uind wieder den Fluchtfahrer bei einem Bruch. Bis eben einer schiefgeht. Jetzt hat er drei Leichen an der Backe, ne Tasche mit ner Menge Kohle und dazu vermutlich die Mafia am Hacken, da der Überfall leider schmutziges Geld einbrachte. Um sich von den Verfolgern zu befreien, schlägt ein einen Deal vor, der akzeptiert wird. Nur leider hält sich die Gegenseite nicht an die Absprachen. Driver gibt das Geld zwar zurück, doch die Häscher schlagen trotzdem zu und es gibt weitere Leichen. Jetzt kommt auch der ansonsten eher ruhige Driver in Rage und nimmt sich die Betrüger vor.

Das Buch "Driver" (OT "Drive") aus dem Jahr 2005 wurde schon mit diversen Filmen verglichen. Da wäre "Roadhouse" (Häh, wieso? Bloß weil im Buch erwähnt wird, der Driver habe den im Kino gesehen, weil er mal einige Stunts da hatte?) oder auch der Film "Driver" von Walter Hill, zu dem selbsternannte Filmexperten schon zu berichten wussten, dass nicht Hill der Regisseur sei, sondern ein Mensch namens Manny Gilden. Wer ist dieser Gilden? Ich kenne den Namen nur aus dem Buch, also als Romanfigur, die im Roman als ebendiese Romanfigur später das Leben des Driver verfilmen würde. "Driver" ist ein Buch wie ein Road-Movie mit einem absolut coolen, irgendwie fast emotionslos agierenden Protagonisten, der nur an sich selbst denkt. Er hält bewusst Distanz zu anderen Menschen, geht keine wirklichen Freundschaften ein. James Sallis schildert seinen Werdegang mit vielen Zeitsprüngen, die einen Blick auf die Vergangenheit und Jugend des Stuntman zulassen, aber immer eingestreut in die aktuelle Handlung, was aber mit einem Minimum an Aufmerksamkeit bei der Lektüre nicht für Verwirrung sorgen sollte. Das Buch ist eine Hardboiled-Perle wie man sie von Donald E. Westlake aka Richard Stark oder auch Ken Bruen kennt und kommt ohne große Worte oder seitenlange Dialoge aus. Ein nur rund 160 Seiten starker Noir-Roman, der subtil und vielschichtig, ohne überflüssiges oder schmückendes Beiwerk auskommt und keinen Non-Stop-Action-Thriller bietet, sondern eine Abrechnung mit dem nach außen tranportierten, glimmernden und strahlenden American Way of Life, den es so auf den Hinterhöfen, in den kargen Motels und den Vororten nicht gibt. Dort findet Amerika wirklich statt, nicht in Hollywood oder dem, was die Politiker und Werbestrategen den Leuten gerne vormachen wollen. Ach ja, ein Film unter dem Titel "Drive" wird am 26.01.2012 mit Ryan Gosling als Driver sowie Albert Brooks und Ron Pearlman in die deutschen Kinos kommen. Regie hat übrigen Nicolas Winding Refn und nicht M. Gilden!!

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