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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



Simon Kernick: An einem gewöhnlichen Samstagnachmittag erhält Tom Meron einen Anruf, der sein Leben für immer verändern wird. Sein alter Schulfreund Jack Calley, ein erfolgreicher Rechtsanwalt aus London, fleht panisch um Hilfe. Noch während des Telefonats wird Calley ermordet. Doch es sind vor allem die letzten Worte seines Freundes, die Meron selbst in Todesangst versetzen. Calley nennt seinem Mörder Merons Adresse, dann ist die Leitung so tot wie Calley. Ohne lange zu überlegen, schnappt sich Meron seine beiden Kinder und verlässt fluchtartig das Haus. Kurz darauf sieht er noch, wie ein fremdes Auto in seiner Straße hält. Zwei Männer steigen aus. Meron ist sich sicher, dass sie hinter ihm her sind. Er wird gejagt, doch er hat keine Ahnung, warum. Und es kommt noch schlimmer: Seine Frau verschwindet spurlos, eine Leiche liegt in ihrem Büro, und die Polizei hält ihn für den mutmaßlichen mörder. Meron muss schnell handeln, sonst sind er und seine Familie für immer verloren.

Auf den Buchdeckeln sind etliche Lobeshymnen von diversen Zeitungen oder Autoren wie Lee Child und Peter Robinson abgedruckt ("vor Spannung Fingernägel abbeißen", "großartige Handlung-rasante Action", "absolut packender Roman", "dass Ihnen der Atem stockt", "kann man nicht mehr aus der Hand legen" und "mörderisch-knallhart-phänomenal"), die meine eigentlich schon große Hoffnung auf einen starken neuen Actionthriller noch mehr schürten. Also verfolgte ich die Flucht des Protagonisten vor seinen unbekannten Häschern mit Interesse und stellte fest, dass das Ganze etwas zwiespältig ist. Teilweise wird dann auch das Tempo angezogen und es geht zur Sache, aber oft ist es nur ein normaler Krimi mit einigen Wendungen, bei denen eben jeder verdächtig ist. Im Lauf der Handlung wächst der als normaler Bürger mit einem langweiligen Bürojob und völlig untrainiert geschilderte Meron auf einmal über sich hinaus und plättet den ein oder anderen Gangster. Jaja, erst fett, frech, faul und gefräßig und dann aus dem Nichts zum Bruce Willis mutiert. (Lassen wir den Bruce Willis-Vergleich weg, könnte das meine eigene Beschreibung sein). Die zweite Hauptfigur, die in die Handlung integriert wird, ist der Inspektor Mike Bolt. Belastet mit einem Trauma bezüglich des Unfalltodes seiner Frau, zweifelnd an sich selbst, mit einigen Problemen wegen seiner Einsamkeit, beginnt er die Ermittlungen in einem anderen Fall, die sich zunehmend mit dem von den Merons zu überschneiden.


Nicht so hart, wie es die ganzen Lobpreisungen versprechen, aber beileibe kein Langweiler. Teilweise mit Klischees bestückt, dann wieder von der üblichen Thrillerroutine abweichend. Obwohl in Hälfte eins das Gaspedal nicht ganz durchgetreten ist, nimmt das Werk dann doch an Fahrt auf und die Action wird rasanter, die Legalität der Polizeiarbeit beginnt an amerikanische Methoden zu erinnern und die Aufklärung des Falls ist nicht ganz die erwartete. Einerseits wird zwar mit angedeutetem Happy-End kokettiert, andererseits aber lässt man auch einiges offen - als wäre eine Fortsetzung angedacht. Ich würde das Werk als gut einstufen, das mich neugierig auf weitere Outputs des Autors macht (ein Zweites liegt mir gerade vor), aber ihn nicht mit den von mir favorisierten Autoren wie Huston, Peace, Louis oder gar Reilly auf eine Stufe stellen. Lesenswert ist er schon - ordentliche Sache. ca. 420 Seiten

Jerry Garcia



Ken Bruen. Jack Taylor, ein Bücher liebender Polizist, der säuft, prügelt und schließlich rausfliegt, macht als Privatdetektiv weiter und bezieht sein neues Büro im Grogan's, dem einzigen Pub in Galway, in dem er noch nie Hausverbot hatte. Eigentlich ein ernsthafter Ort für ernsthaftes Trinken. Doch schon bald hat Jack seinen ersten Fall an der Backe.

Nach zehn Jahren Job bei der Polizei gepaart mit regelmäßigem Suff wird Jack von seinem Vorgesetzten zu einem Aufenthalt auf einer Fanta-Ranch verdonnert. Die Therapie zeigt sogar einige Zeit Wirkung, doch nach und nach verfällt Jack wieder in alte Verhaltensmuster. Bei einer langweiligen Verkehrsüberwachung, die er mit einer Thermoskanne Brandy, getarnt mit einem feinen Schuss Kaffee, zu überstehen gedenkt, halten er und sein Kollege Clancy einen zu schnellen Mercedes mit Regierungskennzeichen an. Durch den Alkohol forsch geworden fordert Jack den Chauffeur auf, sich auszuweisen als der Fahrgast - ein hoher Beamter - dem Wagen entsteigt. Und da tut Jack, was jeder aufrechte Bürger gerne mit den Bonzen aus dem Politzirkus tun würde - er haut ihm aufs Maul. Konsequenz: Job weg. Also schlägt er sich ab jetzt mit Alk und Privatermittlungen durch. Dann erhält er den Auftrag, den Selbstmord einer Sechzehnjährigen zu untersuchen, den deren Mutter anzweifelt. Schon nach seinen ersten lästigen Fragen wird er von zwei Ex-Kollegen aufgemischt. Das hält ihn jedoch nicht ab. Er kommt einem Pädophilen auf die Spur, den er bei einer Auseinandersetzung versehentlich tötet. Doch das war nicht alles. Es gibt noch einen Hintermann und zudem kommt Jack nicht von der Flasche los. Eine Sauftour folgt auf die andere. Ein Freund wird getötet und Jack war blau. Jetzt will er erst recht den Fall klären.

"Jack Taylor fliegt raus" hat schon einen gewissen Humor zu bieten, doch der ist eher düster und böse, denn lustig und komisch. Dieser Krimi wird beherrscht von der Figur des Jack, einem Mann am Rande der Selbstzerstörung, der die Hälfte des Buches knülle ist, seinen Glauben an was auch immer verloren hat, statt von der eigentlichen Suche nach dem vermeintlichen Mörder. Es gibt zwar die eine oder andere Leiche, absichtlich oder unabsichtlich getötet, doch der Fall selbst bleibt unter der Geschichte und der Verzweiflung des Protagonisten verborgen und blitzt nur hie und da mal auf. Die Story wechselt sich zwischen gefällig konstruiert und dem Tagebuch eines starken Alkoholikers, der scheinbar unbelehrbar ist, ab. So sind Bruens knappen Dialoge und kurzen Sätze zwar atmosphärisch dicht und bieten zudem viele Anspielungen auf Filme und Musiker sowie Gedichte, die man zumindest in den meisten Fällenauch kennt, doch an die Qualität anderer Werke wie z.B. "London Boulevard" reicht es diesmal nicht heran. Zu sehr liegt der Fokus auf der Charakterstudie des Protagonisten, seiner Vergangenheit, der schwierigen Mutter und seines Mangels an Vertrauen. Darunter leidet denn auch die Spannung, die im Mittelteil fast völlig zum Erliegen kommt, um gegen Ende den Fall schon fast nebenbei zu klären. Mehr persönliches Drama denn Crime. Daher nur bedingt zu empfehlen, wenn man einen reinen Hard-Boiled-Krimi erwartet hat. Rund 300 Seiten.

Jerry Garcia



Ake Edwardson. Erik Winter entdeckt einen Toten am Strand. Kurz darauf erhält er eine Videokassette mit der Ankündigung eines weiteren Mordes. Hilflos muss Erik zusehen, wie das Böse in sein Leben eindringt. Als klar wird, wer der Tote war, kommt Erik dem Mörder gefährlich nahe.

Nach den Geschehnissen aus dem neunten Band um den Protagonisten Erik Winter hat sich dieser zwar von seinen Migräneanfällen erholt, doch sein verstorbener Kollege Lars Bergenhem fehlt ihm wirklich und er versucht auf seine Art, den Verlust zu verarbeiten. Dazu kommt noch, dass er nun an seinem Privatstrand, den er mit seiner Familie besucht, auch noch eine angespülte Leiche vorfindet. Jetzt ist er nicht mehr nur Ermittler, sondern auch Zeuge. Unterdessen wird die junge ostdeutsche Polizistin, die in Schweden arbeitet und lebt, ebenfalls in mysteriöse Mordfälle involviert. Bei zwei verschiedenen Männern unterschiedlichen Alters und mit abweichenden Wohnadressen werden die Partnerinnen des Morgens jeweils tot neben ihnen aufgefunden und die Männer können sich an nichts erinnern, verdammen sich, weil sie nicht bemerkt haben, was da in der Nacht vermeintlich neben ihnen geschah. Dann erhält Winter die DVD, die weitere Morde ankündigt. Das düstere der Gesellschaft hat seine Familie erreicht. Besonders engagiert stürzt sich Winter in die Ermittlungen, setzt Puzzleteile zusammen und muss feststellen, dass die Spuren weiterhin seiner Familie folgen. Auch zu seinen Eltern im sonnigen Spanien.

Wieder einer dieser fast depressiven, nüchternen Romane um Erik Winter und seine Familie, der sich den seelischen Abgründen des Protagonisten, aber auch der Täter widmet, die dunkle und kalte Atmosphäre des schwedischen Winters auch auf das Privatleben seines Helden überträgt. Seine Probleme mit dem Job, der Familie, der Gesundheit, seine Albträume in Balance mit seinen Ermittlungen bringt und dabei im nun schon zehnten Roman um Erik Winter immer noch steigerungsfähig ist. Leider wird dieser mysteriöse Fall nach Aussage des Autors der letzte Roman um Erik Winter sein. Das ist aber noch einmal fesselnd, spannend und in den familiären Momenten liebevoll erzählt und man spürt tatsächlich, welch einzigartiger Künstler hier am Werke ist. Bis zum Schluss bleibt man als Leser im Dunkeln, was nun dahinterstecken mag, wie sich der Fall mit seiner Vergangenheit verquickt und ist nach dem Ende der Geschichte fast schon etwas traurig, dass man hier den wirklich letzten Fall des Erik Winter bewundern durfte. Packend, persönlich, stark. Feinstes schwedisches Kriminalgespinst mit gefühlsbetonter Note. Sicher wird man von Edwardson noch viel Gutes erwarten können. Hoffen wir es. 512 Seiten.

Jerry Garcia



Peter Sasgen: Terroristen planen einen Anschlag auf die Zivilisation. Ihre Waffe: ein Atom-U-Boot. Ihr Gegner: Commander Jake Scott. Für ihn beginnt ein ungleiches Rennen. Mit einem betagten russischen U-Boot jagt er die Gegner durch die Tiefen des Ozeans. Er muss alles auf eine Karte setzen, denn es gibt nur eine Alternative: Sieg oder totale Vernichtung.

Nach längerer Zeit mal wieder eine Terroristen hatz aus meinem Bücherregal.. Nach dem Tod eines Amerikaners, der in Russland vorgeblich zur Überprüfung der Abwrackung der veralteten Atom-U-Boote im Einsatz war, wird ein Captain der Navy zur Rückführung der Leiche ausgeschickt. Und wie es sich gehört, ist dieser dazu noch mit dem Problem einer gescheiterten Ehe belastet, wurde - natürlich unschuldig - wegen eines Vorfalls bei seinem letzten Einsatz gerüffelt und ist bekannt dafür, Befehle recht frei auszulegen. So beginnt er in dem Fall des ihm bekannten Ermordeten zu ermitteln und stößt auf einige Ungereimtheiten, die bis in hohe Regierungskreise seiner Heimat führen. Es entwickelt sich ein Szenario, das an Afghanistan erinnert, als die Amerikaner die Mudschaheddin mit Waffen und Ausbildung gegen die Russen unterstützten und sich somit ihren eigenen Feind geschaffen haben, der sie nun mit den von ihnen erlernten Fähigkeiten bekämpft. Um nun in Ruhe ohne russische Einmischung im Mittleren Osten die amerikansiche Form der Demokratie (Ausplünderung des Landes durch amerikanische Firmen ohne Konsequenzen fürchten zu müssen) einführen zu können, lieferte die US-Regierung Waffen an die tschtschenischen Rebellen, damit diese die Russen beschäftigen und im Gegenzug wird der russichen Regierung versprochen wegzusehen, wenn sie zu härteren Mitteln greift, um den Krieg in Tschtschenien zu beenden. Alles zum Wohle Amerikas. Kennt man ja schon aus der Geschichte. Beide Parteien werden bedient, benutzt und Amerika bekommt seinen Willen und die Bodenschätze oder was auch immer von Wert für sie ist. Doch einer der Rebellen, den die USA unterstützten, kapert mithilfe der Besatzung ein russisches Atom-U-Boot und plant einen finalen Anschlag. Captain Scott tritt an, dies zu verhindern. Klingt nach einem schönen U-Boot-Thriller in der Tradition von "Roter Oktober", kann aber beileibe nicht mithalten.

Wenn Tom Clancy, Robert Ludlum oder Nelson DeMille die 1. Liga der Thrillerautoren sind (waren), dann ist Peter Sasgen meiner Meinung nach leider nur 2. Liga kurz vorm Abstiegsplatz. Stilistisch absolut austauschbar mit einer Menge weiterer Autoren, die sich an solchen Themen versuchen, bietet er clevere amerikansiche (warum immer ein Amerikaner, wieso sollten die Russen nicht einmal auf einen Franzosen zurückgreifen, die sich mit sicherheit genauso gut mit Atom-U-Booten auskennen) Helden, doofe und unfähige Russen sowie böse Terroristen auf. Natürlich darf auch der Blitzeinschlag der Liebe auf den ersten Blick in diesem Sammelsurium nicht fehlen. Und die Geheimdienststoryline erinnert irgendwie an die aus einigen Seagal-Filmen: verworren, überflüssig und am Ende ohne weitere Erwähnung im Sande verlaufen. Hätte in diesem Buch nicht sein müssen. Zudem haben sich einige Anschlussfehler eingeschmuggelt, die aber auch an der Übersetzung liegen könnten, sowie deutliche Mängel bei Satz und Druck. Etwas mehr Sorgfalt wäre nicht schlecht. Da werden ständig Namen handelnder Personen verwechselt, Sätze nur zu Hälfte in die Zeile gepresst usw. Ansonsten ein mittelmäßiger klischeehafter Militärthriller ohne besondere Vorkommnisse, den man sich im Urlaub nebenbei bei Regenwetter geben kann. Mehr aber auch nicht. Da wartet man vielleicht doch lieber auf den neuen Vince Flynn oder Nelson DeMille und wenn es um U-Boot-Action geht, auf Patrick Robinson. 400 Seiten.

Jerry Garcia



Patrick Robinson. Unter der Rubrik Politthriller wird uns hier ein Technothriller serviert. Argentinien in Jahr 2010: Noch immer ist die Schmach der Niederlage im Falkland-Krieg der 1980-er Jahre nicht vergessen, und der Hass auf die Briten sitzt tief. Die Malvinas, wie die Falklandinseln in der Landessprache heißen, gehören nach Meinung der Argentinier zu ihrem Land, die Engländer sind nur verhasste Besetzer. So lässt sich die argentinische Regierung von Russland leicht überzeugen, noch einmal einen Überraschungsangriff auf Großbritannien zu starten. Handstreichartig werden die Inseln vor der Küste erobert, in einer hochgeheimen Mission leistet Russland Schützenhilfe. Ihr Atom-U-Boot viper K 157 fügt den Engländern den größtmöglichen Schaden zu. Russland jedoch hat allein ein wirtschaftliches Interesse: Das Land benötigt dringend Erdöl. die Förderung der neuen Quellen auf den Falklandinseln will man gemeinsam mit Argentinien betreiben. Der US-amerikanische Admiral Morgan verfolgt die Entwicklung mit Sorge. Natürlich werden die USA Großbritannien beistehen müssen, wenigstens inoffiziell und mittels verdeckter Aktionen. Dies ist seine große Stunde: Der Einsatz einer "Phantomarmee" wird geplant.


Ich beginne mit dem, was mit negativ auffällig geworden ist. Die Politiker (nicht dass ich eine allzu positive Einstellung zu der Gattung der "Homo Laberus" hätte) kommen ziemlich schlecht weg. Speziell der englische Premier wird als eine unfähige Schaufensterpuppe im Spiel um Wählerstimmen gezeichnet - feige, entschlusslos, kriecherisch. Der US-Präsident kommt natürlich etwas besser weg, aber bei genauem Hinsehen entpuppt er sich als Marionette von Militär und Wirtschaft (da hat sich wohl von heute bis zum Jahre 2010 in Führungskreisen aller Welt nix geändert). Und Robinson macht sich munter daran, Ausgabenkürzungen bei Militärs zugunsten sozialer Projekte für Arbeitslose, Drogenbekämpfung und Gesundheitswesensowie unterdrückte Schwule und Lesben als fehlerhaft hinsichtlich der Empfänger darzustellen, da diese ja eh nur unverbesserliche Faulenzer oder Drückeberger zweifelhafter Natur seien und somit britische Ausgaben in solche Programme besser in Militärkreisen zur Verteidigung verwendet werden könnten. Der US-Präsident lässt sich in der Hinsicht natürlich nicht angreifen, da die Verteidigungsausgaben hoch sind, die Armeeführung immer im Recht ist und wenn ein Wirtschaftsboss seine Interessen sowie die Gewinne auf den besetzten Inseln in Gefahr sieht, wird gehandelt. Geld und Politik eben, ist ja heute nicht anders, wenn die Bosse mit Politikern kungeln. Ansonsten stört mich eigentlich nur die übliche einseitige Charakterzeichnung der Figuren: die feigen Briten (in Form der Politiker), die ehemalige Weltmacht am Abgrund (Briten unzulänglich bewaffnet und nicht richtig im Kampf ausgebildet), die hinterhältigen Angreifer (Argentinien und Russland) sowie die immer heldenhaften, bestens gedrillten und loyalen Kämpfer für eine gerechte Welt (natürlich nur aus Amisicht zu Aminutzen) aus Amerika.

Sollte jemand die obigen Kritikpunkte so verstehen, dass mir das Buch nicht gefiel, liegt er falsch. Dass Tom Clancy uns jetzt schon seit Jahren nicht mehr mit eigenen Büchern versorgt, hat eine Lücke gerissen, die Robinson zumindest größtenteils ausfüllen kann. Nicht ganz die Klasse von TC, aber nahe dran. Ebenfalls positiv ist die Vorstellung der Hauptfiguren seines Romans vor Beginn der Geschichte, ohne allerdings etwas vom folgenden Geschehen vorwegzunehmen. Die Schilderung der Separationsversuche des größten Erdöllagers Sibirien von den Russen und deren Gegenmaßnahmen zeigt schon seine Qualität, die er mit dem Spinnen der militärischen Intrigen gegen Großbritannien fortsetzt. Vorbereitung und Umsetzung des Angriffs sind gut in Szene gesetzt, wobei die Schilderung der Kampfhandlung nicht den größten Raum einnimmt, aber zu gefallen weiß. Der Zeitraum bis zum Eintritt der USA mit der erwähnten "Phantom Force" (eine Eliteeinheit) wird etwas zu ausführlich geschildert, um die wirtschaftlichen Auswirkungen und die Reaktion der Wirtschaftsbosse sowie die Kleinarbeit der amerikanischen Geheimdienste und ihre fast hellseherischen Fähigkeiten in der Voraussage der nächsten Geschehnisse entsprechend zu würdigen. Militäreinsatz über alles, aber nur dem eigenen Vorteil oder des schnöden Mammons willen, über die Briten (gemeint sind die Zivilisten) auf den Inseln wird kaum ein Wort verloren. Wenn jemand Tom Clancy als republikanischen Rechtsverteidiger bezeichnet hat, dann dürfte dies auch auf Patrick Robinson zutreffen. Sein Admiral Morgan, für mich nur schwerlich als Sympathiefigur zu akzeptieren, ist ein Kriegstreiber erster Güte, aber es ist alles ein Roman und um der Handlung willen ist ein solches Verhalten dann auch akzeptabel. Der zweite Teil des Buches beschreibt den Angriff der USA auf die Argentinier (selbstverständlich ohne Kriegserklärung im Geheimen),um sie von den Inseln zu vertreiben und nachdrücklich daran zu erinnern, dass sie keine weiteren Aktionen wagen sollten. Zudem wurde bei der britischen Kapitulation nach den ersten Kampfhandlungen eine SAS-Einsatzgruppe auf den Inseln zurückgelassen, die natürlich von den befreundeten Amerikanern (um diese Menschen macht sich Amerika dann Sorgen, sind ja Militärkumpels) gerettet werden müssen, bevor die eigentlichen Angriffe auf Argentinien vollständig ins Rollen kommen. Die erstklassige amerikansiche Planung durch Admiral Morgan und seinen Stab sorgt natürlcih dafür, dass der Einsatz nicht nur ohne Verluste vonstatten geht, die Engländer samt und sonders gerettet werden und argentinische Truppen auf eigenen Stützpunkten aussehen wie Dilettanten, sondern Argentinien sich auf Bedingungen einlässt, um die Angriffe zu beenden, die Amerika und dessen wirtschaftlichen Interessen zu Gute kommen. Besagtes russisches Atom-U-Boot aus dem Klappentext, das den Argentiniern zu Hilfe kommt, zerstört bei den ersten Angriffen auf die marode englische Flotte, die zur Rückeroberung der Falklands vor den Inseln in Stellung ging, einen (den einzig ob der Etatkürzungen noch verbliebenen) Flugzeugträger der Engländer und ward dann nur noch auf Rückreiseetappen erwähnt, bis es dann kurz vor erreichen der Heimat in der Enge bei GIUK (Grönland, Island und United Kingdom) doch noch torpediert wird. Schließlich kann Amerika ja keinen Gegner verschonen. Auch diese Aktion geschieht, ohne dass je einer erfahren wird, dass das U-Boot von den amerikanischen Streitkräften vernichtet wurde. Ein flüssig geschriebenes Buch, das eine Steigerung im Vergleich zum letzten Werk des Autors darstellt und zugleich auch eines seiner besten ist. Wer Politthriller im Stile von Clancy schätzt, kann ohne Bedenken zugreifen, auch wenn dessen Klasse nicht vollständig erreicht wird. Review anhand der gebundenen Ausgabe erstellt. 480 Seiten.

Jerry Garcia



Duane Swierczynski. Charlie Hardie gerät in die Fänge einer mächtigen Geheimorganisation, die ihn kurzerhand in ein fast völlig von der Außenwelt abgeschnittenes Hochsicherheitsgefängnis werfen lässt. Dieser bizarre, gottverlassene Ort wird ausschließlich von gefährlichen Psychopathen bevölkert, niemand weiß von seiner Existenz. Hardie erhält die Höchststrafe: Er ist der Wärter.

Nach den Ereignissen aus "Der Bewacher", in welchen Hardie vergebens versuchte, die Schauspielerin Lane Madden zu beschützen, die von unbekannten Angreifern bedroht wurde, ist er im Kampf gegen die Unfallleute und ein Psychopärchen verletzt worden und wird in einem Krankenwagen abtransportiert. Was er nicht weiß, ist, dass seine Fingerabdrücke auf der Leiche von Madden platziert wurden und sein Weg nicht ins Krankenhaus führt. Die Organisation, die Madden töten ließ, weil sie Zeugin eines vermeintlichen Unfalls mit Fahrerflucht war, bei dem der Sohn von Jonathan Hunter sein Leben lassen musste, schafft Charlie mit unbekanntem Ziel weg. Während Hunter und seine Familie spurlos verschwunden sind, macht sich Hardies Freund Deke Clark vom FBI daran, seinen Kumpel zu suchen. Doch kurze Zeit später muss er aufgrund von massiven Drohungen gegen ihn und seine Familie von dem Vorhaben ablassen. Hardie ist auf sich gestellt. Diese unbekannte Macht hat überall ihre Spitzel, unterwandert sämtliche Polizei- und Strafverfolgungsbehörden und ist von keinem zu fassen oder gar zu erkennen. Und Charlie? Der staunt nicht schlecht, als er ineinem unterirdischen Hochsicherheitsknast direkt als Chef der Wärter eingesetzt wird. Aufgrund seiner Verletzungen - der linke Arm und das rechte Bein sind fast völlig gefühllos -  kein leichtes Unterfangen. Die Umstände hier unter der Erde sind mehr als nur ungewöhnlich: 4 Wärter, 5 Gefangene und dazu Charlie. Versorgung nur über Schächte, keine Möglichkeit zu entkommen. Und die Erkenntnis, dass hier nicht nur die Eingekerkerten Psychos sind, lässt nicht lange auf sich warten. Nach einigen Auseinandersetzungen macht sich Hardie auf die Suche nach einem Fluchtweg, den er schließlich auch findet. Er entkommt zwar, muss aber auch einige Überraschngen verdauen, die dieses "Secret America", diese staatsumspannende Organisation im Dunkeln, bereitgehalten hat. Und sein ungläubiges Staunen erst, als er endlich die Oberfläche erreicht. Ginge es ihm nicht so beschissen, könnte er drüber lachen. Naja, fast jedenfalls. Er macht sich auf, die Hintermänner, deren Namen er unten erfahren hat, ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Sein Urteil hat er schon gefällt. Klappt auch, aber nur teilweise. Er wird wieder geschnappt und in den Dienst von "The Industry" (oder auch "Secret America" bzw. "Die Unfallleute") gepresst und auf eine Mission gejagt. Diese Ereignisse werden dann in Teil 3 der Trilogie um Charlie Hardie auf den Leser zukommen.

"Der Wärter" ist nach "Der Bewacher" auch keiner dieser konventionellen Thriller, wie man sie zuhauf in den Regalen der Buchhandlungen vorfindet. Swierczynski hat sich mit seinen "Unfallleuten" und dem unterirdischen Gefängnis erfrischend originelle Ideen zu Eigen gemacht, die seine Romane von der Masse abheben. Schnell geschrieben, mit lakonischem Unterton, bösem Humor ("Hoffentlich ist es kein Arbeitslager. Da muss ich ja arbeiten.") und einigen wirklich fiesen Psychospielchen wie bei einem dieser Tests bei denen die Probanden Wächter und Insassen darstellen sollen, um festzustellen, wie weit der Mensch in Extremsituationen geht. Alles umfasst von einer dieser Paranioa erzeugenden Verschwörungstheorien einer geheimen Macht hinter der Regierung, die niemand kennt und die mit Gewalt, Mord und Geld die Geschicke des Landes zu ihren Gunsten lenkt, ohne dass es die -allgemeinheit überhaupt bemerkt. So wurde aus "Der Wärter" ein spannungsgeladener, nicht vorhersehbarer Reißer, den man möglichst in einem Rutsch durchlesen möchte, da die Story schnörkellos vorangeht und wenig Luft zum Atemholen lässt ob der nicht nachlassenden Dynamik. Kurze Rückblenden erläutern das Leben von Charlie, sein Scheitern am Beruf, die zerbrochene Ehe und dass er seit Jahren ein unstetiges Leben als Housesitter gelebt hat, das ihn etwas verweichlichen ließ. So ist er schlussendlich keiner dieser alles könnenden Überhelden, aber auch kein wehrloses Opfer, das seine Rolle einfach annimmt. Der Autor spielt mit der Erwartungshaltung der Leser ohne eine wirklich tiefgründige Story zu bieten. Dafür hat sie ein rasantes Tempo aufzuweisen, ist reizvoll und effektiv geschrieben und daher lesenswert sowie interessant. Das Ende ist ein fetter Cliffhanger, der den Weg zum dritten Teil weist und dessen Titel "Der Retter" hoffentlich nicht schon ein Spoiler an sich ist. Doch Swierczynski konnte schon immer überraschen, also abwarten. 380 Seiten.

Jerry Garcia



Bryan Smith. Jakes Bruder hat eine neue Freundin: Myra. Sie ist wunderschön, aber auch seltsam. Als Jake herausfindet, dass ein Mann nach dem anderen in Myras Bett landet, ist er kaum überrascht, denn er hält sie für abgrundtief verdorben. Das spürt er einfach. Doch dass Myra die Männer sexuell regelrecht versklavt, verschlägt ihm den Atem. Als ihm jemand erzählt, Myra sei jahrhundertealt und reiße jungen Männern bei lebendigem Leib die Seelen aus der Brust, lacht Jake keineswegs: Diese Kreatur ist wirklich unmenschlich geil .... geil auf ihn.

Schon zu Beginn nimmt sich Myra Trey, Jakes Bruder, vor und raubt ihm bei einer teuflischen Zeremonie die Seele. Sie schart eine Gefolgschaft um sich, die ihr, auch als Lamia, die Dunkle Mutter, bekannt, beri der Seelenernte in der Stadt Rockville beistehen soll. Just zu dieser Zeit kommt Jake in die Stadt, die er vor vielen Jahren auf der Flucht vor seinen primitiven und schlagwütigen, versoffenen Eltern flugs verlassen hat, um eigentlich nie wiederzukehren. Doch gerade seine Mutter, die ihn früher drangsaliert hat, ruft ihn zurück, um ihrem jüngsten Sohn Trey zu helfen - und Jake kommt ausschließlich seines Bruders wegen, der Rest der Familie ist ihm egal. Auch Jake stellt bei Trey eine mentale Veränderung fest und versucht, der Ursache auch den Grund zu gehen. Dabei muss er errfahren, dass es nicht nur Trey getroffen hat. Nach und nach werden die Bewohner von Rockville zu fiesen, brutalen Bestien - getrieben von schrecklichen Dämonen. Auch die Schulfreunde von Trey, Kelsey und Will sowie die junge Jordan, stehen dem sexistischen und abartigen Treiben eher hilflos gegenüber, wenn sich Bekannte oder gar Eltern in sadistische Kreaturen ohne Menschlichkeit verwandeln. Alles steuert auf die Vollversammlung der Seelenernte in der Highschool von Rockville hin, mit der sich Lamia weitere hundert Jahre Lebenskraft und Energie verschaffen will, um ihr Unwesen treiben zu können. Hier wird sich das Schicksal von Myra/Lamia und der Protagonisten sowie eines Großteils der Schüler und Bürger der Stadt in einem rotsuppenden, irren Showdown um die Seelen einer Kleinstadt im tiefgläubigen Bible-Belt der USA entscheiden.

Mr. Smith langt direkt zu Anfang in die Vollen und lässt keine Zweifel offen, was er mit dem Leser auf den nächsten Seiten vorhat. Ohne Umschweife und überflüssiges Blabla kommt er zur Sache, wobei ich es vielleicht etwas angenehmer gefunden hätte, Myras Identität noch nicht so früh zu offenbaren und sie noch etwas länger unerkannt ihre Mitschüler auf die Palme zu treiben. Dafür werden aber auch einige Klischees wie das der Gothic-Braut in ihren schwarzen Klamotten, der Musik und ihren abartigen Ideen sowie dem Rektor mit Nazi-Fetischismus geboten und dem Bruder als Horrorautor, der seinem Verwandten tough zu Hilfe eilt. Eine Girlie Clique im Cheerleader-Modus darf auch nicht fehlen. Damit ist dann aber genug. Smith zeigt dann aber auch, dass hinter der heilen Fassade der ach so gläubigen Kleinstädter, die Sittsamkeit gegen Verderbnis ausgetauscht wird, dass dunkle Geheimnisse verborgen werden und abnormales Verhalten keine Seltenheit ist. Eben, dass auch perverse Vorstellungen ausgelebt werden, nur hinter den Kulissen halt. So gibt der Autor auch deftige Sexszenen gepaart mit blutigem Horror zum Besten, wie man sie auf dem Mainstreammarkt eher weniger findet.Splattereinlagen mit Blut, Eingeweiden und Gedärm setzen dem magen des Lesers ebenso zu wie der Kannibalismus, der sich zeigt, wenn der Myra-Dämon die hässliche Fratze hinter dem gutbürgerlichen Anschein zum Vorschein kommen lässt. Es wird geköpft und gehäutet, gebraten und gefressen, vergewaltigt und verstümmelt, lässt aber ausführliche Charakterzeichnung von Figuren eher auf der Strecke bleiben, was aber bezüglich der Unterhaltung nicht weiter ins Gewicht fällt. Zum letzten Viertel hin wird das Buch noch einmal richtig schnell und es wird nicht an Actionsprenkeln gespart, wobei Smith durchaus auch die Grenzen des Erträglichen auszuloten sucht. Insgesamt wird daraus dann ein fetziger Horrorroman vom blutigen Feinsten. nicht wirklich etwas für Belletristik-Weichspüler und man sollte sich auch von der Erwartung höchster literarischer Weihen verabschieden, denn Bryan Smith zelebriert ausschließlich den Spaß am blutrünstigen Horror-Genre - das aber exzellent. Rund 350 Seiten.

Jerry Garcia



Vince Flynn.Ein blutiger Anschlag auf die Wagenkolonne des demokratischen Präsidentschaftskandidaten erschüttert Amerika kurz vor der Wahl. Der Kandidat überlebt, doch seine Frau sowie achtzehn weitere Personen finden den Tod. Alles deutet darauf hin, dass der Anschlag von moslemischen Fundamentalisten ausgeführt wurde, doch CIA-Direktorin Irene Kennedy und FBI-Special-Agent Skip McMahon werden unerwartet mit brisantem Bildmaterial konfrontiert, das den Verdacht nahelegt, dass auch einflussreiche Kreise in den USA in die Tat verwickelt sein könnten. Mitch Rapp, der Anti-Terror-Spezialist der CIA, findet den Attentäter, der seine auftraggeber jedoch nicht kennt. Erst die geheimen Informationen seiner Chefin führen ihn auf die Spur der wahren Urheber, die es zu fassen gilt, bevor die neue Regierung vereidigt wird. Rapp folgt den Drahtziehern auf die andere Seite des Atlantiks nach Mitteleuropa, um sie unschädlich zu machen und die amerikanische Demokratie vor schwerem Schaden zu bewahren.

Hier wird den Politikern, die wahrlich keine Heiligen sind, wenn es um leere Versprechungen oder die Mittel zum Erreichen ihrer Ziele geht, denn doch ein ganz ordentliches Ding untergejubelt. Nicht dass ich jetzt auf die Idee käme, die Politbonzen jeglicher Couleur und die Pilotfische, die sie umschwärmen zu verteidigen, doch dieses rücksichtslose Ränkespiel wird sich in natura wohl doch (noch) keiner trauen - nicht einmal ein Amerikaner. Das sind denn doch eher Dritte-Welt-Methoden. Natürlich wird nach dem verheerenden Anschlag Mitch Rapp auf die Fährte der vermeintlichen Täter gesetzt, um sie seiner Arbeitsplatzbeschreibung entsprechend zu eliminieren. Doch im Laufe der Ermittlungen wendet sich das Blatt immer mehr. Neue Verdächtige tauchen auf, anonym erhaltenes Beweismaterial zeigt eine neue Richtung an. Und Rapp kann abgesehen von seinen engsten Freunden niemandem mehr vertrauen. Kann ein Präsidentschaftswahlkampf in den USA tatsächlch so eskalieren? Sind die Kandidaten zu allem fähig? Wer ist der wirklich Drahtzieher hinter dem katastrophalen Anschlag und wer war eingeweiht oder ist gar ein Mittäter? Rapp arbeitet sich in seiner unnachahmlichen Art mit Härte, Intelligenz und Geschick an Täter und Hintermänner heran und führt sie fast alle ihrer entsprechenden Strafe zu.

Ein neuer actionreicher Auftrag für Mitch Rapp, bei dem auch die Charakterisierung der verschiedenen Hauptfiguren nicht zu kurz kommt und bis auf wenige Ausnahmen auch nicht das übliche Gut-/Böse-Schema klar ersichtlich ist, sodass auch der Leser anfangs nicht direkt mit der Nase auf die wahren Schuldigen gestoßen wird. ein bißchen dick aufgetragen hinsichtlich der neuen "Qualität" des Wahlkampfes und vor allen Dingen des Motivs zu einer solchen Tat, versorgt Flynn den geneigten Konsumenten wieder mit den erwarteten Ingredenzien in seinem neuesten Werk. Wie vielerorts publiziert, gehört Flynn mittlerweile tatsächlich zu den etablierten Größen im Bereich des Politthrillers, obwohl ich gerade diesen Roman nicht unbedingt als einen seiner besten bezeichnen würde, ist er immer noch um Längen besser als viele, die schon auf eine Stufe mit Ludlum oder Clancy gehoben werden. Warum der Verlag das Buch nach drei Monaten von "Der Verrat" in "Der große Verrat" umtitelte (Marketing?), bleibt wohl sein Geheimnis. Mich zumindest hat es dazu veranlasst zu überprüfen, ob ich nicht vielleicht doch ein Buch verpasst habe. glücklicherweise war dem nicht so, aber die Zeit hätte ich mir sparen können. 430 Seiten.

Jerry Garcia



Donald Ray Pollock. Zwei Lebensfluchten kollidieren, eine auf dem Weg in die Verdammnis, die andere aus ihr heraus. Der junge Arvin wächst in den fünfziger Jahren im heruntergekommenen Niemandsland des Mittleren Westens auf. Hier hat sich der amerikanische Traum in einen fiebrigen Albtraum verwandelt, der bevölkert wird von psychopathischen Verbrechern, korrupten Sheriffs und religiösen Fanatikern. Arvin ringt um einen Ausweg aus dieser Welt. Doch als seine Freundin vom Ortsprediger missbraucht wird und sich daraufhin erhängt, nimmt auch er das Gesetz in die eigene Hand. Zur gleichen Zeit, nur wenige Meilen entfernt, brechen die beiden Serienkiller Carl und Sandy zur Jagd auf. Sie locken arglose Tramper in ihren Wagen, um sie dort auf brutale Art und Weise umzubringen. Irgendwo in der tiefe des Hinterlandes, in jenem Grenzgebiet zwischen Zivilisation und archaischer Grausamkeit, kreuzen sie schließlich Arvins Weg.

Die Story beginnt mit der Rückkehr von Willard, der im WKII im Pazifik-Einsatz war und Schreckliches erlebt hat, in seinen 600-Seelen-Heimatort Knockemstiff. Seine tiefgläubige Mutter hat schon Pläne für seine Zukunft gemacht, die passende Braut ausgesucht. Doch Willard heiratet stattdessen Charlotte und zieht mit ihr nach Meade, Ohio und sie bekommen einen Sohn - Arvin. Die verschmähte Herlen indes heiratet einen Wanderprediger namens Roy, der mit seinem gelähmten Bruder Theodore unterwegs ist. Theodore erträgt es nicht, ab jetzt die zweite Geige zuspielen und und intrigiert gegen Helen so sehr, dass Roy im Fieberwahn seine Frau tötet. Die beiden Prediger verschwinden flugs aus der Gegend. In der Zwischenzeit wächst Arvin normal auf, bis die Mutter erkrankt. Dann zwingt ihn sein Vater täglich an einer extra errichteten Stätte stundenlang für die Gesundung der Mutter zum Herrn zu beten, während Willard dort immer neue Blutopfer bringt. Erst sind es nur Tiere, doch dann muss auch der Besitzer des Hauses dran glauben, das sie gemietet haben. Als die Mutter trotzdem stirbt, schneidet sich Willard an der Gebetsstätte die Kehle durch und wird von Arvin gefunden, der gerade erst 10 Jahre alt ist. Im Jahre 1965 sind in der Gegend zwei Serienkiller unterwegs, Carl und Sandy, die ihre Opfer auf den Landstraßen suchen, die Tramper mitnehmen, um sie beim Sex mit Sandy zu fotografieren und dann bestialisch zu töten. Und irgendwann kommen auch sie nach Meade und es stellt sich heraus, dass Sandy die Schester des korrupten Sheriffs ist, der aber vom Treiben seiner Schwester und ihres Gatten nicht den geringsten Schimmer hat. Und mit der Zeit führen die Wege des Herren oder Das Handwerk des Teufels die handelnden Personen zusammen und es endet für viele unerfreulich.

In der von Rassismus und religiösem Fanatismus geprägten Zeit der 50-er und 60-er Jahre im Hillbilly-Land der USA, wo Eichhörnchenbraten noch ne Delikatesse ist (weil man sich nichts anderes leisten kann) ist die Hoffnungslosigkeit eher die Normlität. Dort zu existieren ist kein Leben, es ist ein Dahinvegetieren. Keine Zukunft, keine Freude oder Glück. Die Bürger in deser Hölle werden mitleidlos in ihr Schicksal getrieben, die Lehren der Vergangenheit und der Jugend bleiben an ihnen haften, sie werden wie die Generationen zuvor. Das Umfeld prägt die Menschen in dieser authentischen, kaputten Welt. Pollock braucht in seinem Buch keine effekthascherischen Szenen, um die degenerierte Szenerie im Hinterland der USA zu beschreiben und den Leser zu faszinieren und er benötigt keinen unschlagbaren Protagonisten, der alle Widrigkeiten besiegt und als großer Held aus der Geschichte hervorgeht. Einfache Menschen in einer unmenschlichen Umgebung, von denen man zu keiner so wirklich Sympathien entwickeln kann (abgesehen vielleicht von Charlotte und Arvin mit Abstrichen) genügen Pollock, um das Amerika außerhalb der Großstädte und somit außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung zu skizzieren und auf das unausweichliche Finale zuzusteuerm, das bei jedem seine Wunden hinterlässt. Der Stil des Autors ist präzise und voller Energie, ohne aber ein rasantes Tempo eines Actionthrillers aufzubauen und daher eher ein ruhiger, abgeklärter Roman über Frömmler und Psychopathen in einer Welt, wo Erziehung noch mit der Faust stattfand. Keine seiner Figuren ist ohne Makel, jeder mit Defiziten ausgestattet und im Gegensatz zu dem Amerika, das Stephen King zuletzt portätierte, ist hier das Leben im Hinterland kein Zuckerschlecken. "Das Handwerk des Teufels" ist ein tiefdüsteres Buch, das wie bei James Ellroy einen Blick auf die gerne verschwiegenen und verschleierten dunklen Seiten der USA wirft.  300 Seiten.

Jerry Garcia



Brett McBean. Ein Ehepaar.....zwei Ganoven....ein junger Mann....ein perverser Serienmörder.....Sie sind Fremde. Sie haben sich nie zuvor gesehen. Doch in einer Nacht des Grauens werden ihre Schicksale ewig miteinander verflochten. Und jetzt wollen sie alle nur noch eines: die Nacht im Lodgepole Pine Motel irgendwie überleben.

Halloweenabend. Schlechtes Wetter, ein einsames im Wald gelegenes Motel. Nach und nach treffen in dem selten frequentierten Gasthaus diverse Fremde ein, die von der Besitzerin Madge ihre Hütten zugewiesen bekommen. Eddy und Al, zwei Tunichtgute, die angesoffen eine Karre geklaut haben, in deren Kofferraum ne Leiche liegt, welche sie nun entsorgen wollen, bevor sie Ärger kriegen. Das Ehepaar Morrie und Judy, die aus Versehen einen jungen Mann vor ihrem Haus erschossen haben, der nur für eine Halloween-Party verkleidet war. Daraufhin haben sie die Flucht ergriffen und sind in der Lodgepole Pine gelandet. Und dann ist da noch Wayne, der mit seinem Sohn Simon eine weitere Hütte bezieht. Was keiner der anderen Gäste weiß, ist, dass Wayne den Jungen nur zu seinem perversen Vergnügen mit sich schleppt und er mitnichten dessen Sohn ist. Diese illustre Gesellschaft hat sich als an Halloween 1980 in dem Motel versammelt, als sich ein Sturm daran macht, die idyllische Gegend im Regen zu ertränken. Es bleibt nicht aus, dass sich die Figuren im Laufe der Zeit bei ihren diversen Aktivitäten über den Weg laufen, Verdächtigungen werden ausgesprochen, Telefondrähte zerschnitten. Bald heißt es jeder gegen jeden - und nicht alle überstehen die Nacht. Und irgendwo in der Stadt spannt des nächtens ein Unbekannter ein Haus aus, über den man lange nicht erfährt. Was hat es mit dem auf sich? 

Eigentlich ist ja jedes Wort zuviel, da der Name Brett McBean mittlerweile für sich selbst spricht und seine deutsche Verlagsheimat FESTA ebenfalls einen sehr guten Ruf bezüglich der Genre-Kost genießt. Gemeinsam also ein perfektes Duo Infernale. Blut darf in "Das Motel" also in nicht geringen Mengen fließen und auch andere Körpersäfte werden munter ausgetauscht. Und alles zusammen ist nicht zu einem platten Gemetzel mit sinnfreien Erotikeinlagen geworden, sondern es wurde zu einem durchaus harten Thriller, der mit brutalen und auch freizügigen Szenen nicht geizt, aber auch eine nicht sofort durchschaubare Handlung und zwielichtige Schar an Protagonisten bietet. Hier ist nicht jeder, was er zu Anfang zu sein scheint. In verschiedenen Rückblenden wird der Weg der einzelnen Gäste zum Motel geschildert und somit die Motivation und Wesenszüge der unterschiedlichen Charaktere. Der Erstling von Brett McBean aus dem Jahre 2003 - überarbeitet 2011 - ist ein erbarmungsloser, spannender Psychotrip, der auch auf einen gewissen bösen Humor nicht verzichtet und somit den Leser kurzweilig und im lockeren Stil nachweislich gut unterhält. Nett war auch der kleine Kniff mit den Werdegängen der Figuren in ihrer näheren Vergangenheit, auch wenn McBean die eine oder andere Szene durchaus hätte weglassen können, die wenig zum Geschehen beiträgt, was man aber insgesamt durchaus verschmerzen kann, da es der guten Qualität des Buches wirklich keinen Abbruch tut. Es ist unbedingt gelungen, den Leser bzw. mich so bei der Stange zu halten, dass ich wirklich auf die nächsten Schritte der Motelgäste neugierig wurde und einfach weiterlesen musste. Bleibt also zu hoffen, dass wir in zukunft noch mehr von Brett McBean zu lesen bekommen und er nicht zu einem der selbstzensurfreudigen Mainstreamverlage abwandert. 380 Seiten.

Jerry Garcia



Vince Flynn. Der CIA gelingt es, zwei gefährliche Terrorzellen im fernen Osten auszuschalten. Doch es gibt Hinweise auf eine dritte Zelle. Sie wird angeführt von einem ehrgeizigen Terroristen, der mit allen Mitteln die Führung von Al-Kaida übernehmenwill. Sein Ziel: Ein Bombenanttentat, das alles Vergleichbare in den Schatten stellt. Spezialagent Mitch Rapp wird beauftragt, das Unvorstellbare abzuwenden.

In Bagram werden auf dem dortigen Luftwaffenstützpunkt zwei hochrangige Terrorgruppenmitglieder inhaftiert, die nach einem Besuch diverser Politbonzen entsprechend der Menschenrechtscharta zu behandeln sind, auf die sie sich berufen. Bei so viel Fürsorge denken die natürlich gar nicht erst dran, irgendwelche Vorhaben oder Geheimnisse auszuplaudern. Da kommen Mitch Rapp und sein Protege Mike Nah ins Spiel. Vorbei die gemütlichen Tage in den Zellen. Wo Rapp ist, herrscht sein Gesetz. Und nach gesamtamerikanischem Selbstverständnis wird dann auch ziemlich schnell der ganz rechte Kurs angeschlagen, wenn er den Zeilen dient. Ab jetzt finden wieder "ordentliche" Verhöre statt. Schmerzen frei Haus. Während für die Gefangenen also neue Zeiten anbrechen, machen sich in den heiligen Hallen der Macht in Washington die ersten Zauderer auf, die Vorgehensweise derGeheimdienste - insbesondere der CIA - in Frage zu stellen und die unwürdigen Methoden zu stoppen. Klar, dass diese Figuren bei der Charakterzeichnung durch Vince Flynn erhebliche Abstriche in Kauf nehmen müssen, während die eigentlichen Täter und Verteidiger des Landes grundsätzlich über jeden Zweifel erhaben sind. Und hier beginnt auch der zweite Handlungsstrang in "Der Gegenschlag": die politischen Diskussionen um die Richtigkeit des Vorgehens, die Abnklagen gegen Rapp, Nash und die CIA sowie die privaten Probleme des Agenten Nash, der neben seinem Beruf auch noch Frau und Kinder hat und vom Streß und der Geheimniskrämerei geplagt, psychische Probleme bis hin zur Erektionsstörung (der arme Kerl, nun muss man ihn auch noch bemitleiden) erdulden muss. So haben wir dann auf der Regierungsseite einen wahren Intrigantenstadl, der sich in die Belange der Geheimdienste einmischt, ja es tatsächlich wagt, seiner Aufgabe nachzukommen, die Aktivitäten der Geheimdienste zu kontrollieren, damit die Bürgerrechte gewahrt bleiben. Ist das denn zu fassen, behindern ihre Mörder im Dienste der Nation einfach bei ihrer Arbeit. Und schon passiert das Malheur: Rapp wird von seinem Verhör abgezogen, da man sich höheren Ortes über seine Methoden (das bisserl Folter und Schlafentzug) echauffiert hat und soll nun in einer Anhörung Stellung nehmen, während die Terroristen ein eine Kuschelzelle mit allen Annehmlichkeiten verlegt werden. Da verbieten sie doch glatt ihrem Killer das Töten. Das grenzt schon an Majestätsbeleidigung. Als würde man Politikern das Lügen untersagen. Derart abgelenkt durch die Privatsituation des Mike Nash und der Anklage gegen Rapp, bemerkt niemand, dass sich eine Terrorgruppe aus einem Ausbildungslager in Südamerika auf den Weg nach Washington macht und dort angekommen auch gleich mal einige Bomben explodieren lässt, die etliche Menschenleben fordern. Und hoppala - sdchon schwenken die Kritiker um und setzen Nash und Rapp auf die Terroristen an und gegen ihnen die schriftliche Erlaubnis alles aufzuwenden, um die Typen zu stellen. Rapp erhält seinen Freibrief. Foltert sie. Tötet sie. Macht mit ihnen, was ihr wollt. Hauptsache, es nutzt uns. AMERICA FIRST. Was scheren uns die Rechte, Gesetze und Regeln anderer Menschen oder Nationen? Jagt sie und legt sie um. Und da nicht jeder Attentäter gefasst werden kann, machen sich Rapp und Nash an die Arbeit, die aber erst im Folgebuch vollendet werden wird.

Keine großen Änderungen bei Vince Flynn. Er ist sich und seinem Stil treu geblieben. Die Handlungsstruktur ist mit den Themen Terrorismus und Verschwörung weiterhin ähnlich den Vorgängern. Einzige Neuerung ist die tragende Rolle des Proteges Mike Nash, den Rapp jetzt an seiner Seite hat. Der dient auch dazu, eine menschlichere Komponente in die Bücher einzuführen, da er Familie hat und sich um Probleme kümmern muss, die mit Kindern und Eheleben zu tun haben, während Rapp weiter den harten Kerl ohne Kompromisse geben darf. Der Spannungsaufbau ist zwar okay, aber gemessen an den bisherigen Schriften des Vince Flynn und der dadurch recht hohen Erwartungshaltung seitens meiner Person aufgrund der bisher positiven Erfahrungen mit seinen Romanen, muss ich leider sagen, dass "Der Gegenschlag" nicht unbedingt die Hitliste der Rapp-Storys anführen wird. Nach der Action und den Verhören direkt zum Einstieg leidet das Tempo erheblich unter dem Wechsel zwischen den Konferenzen zur Eindämmung der Gewalt im Einsatz und den privaten Auseinandersetzungen, die Nash mit seiner Gattin zu führen hat. Etwas überzogen auch die positive Darstellung der amerikanischen Charaktere. Nicht mal die Kinder haben eine normale Schulhofprügelei, da müssen sie gleich zu Verteidigern der Mutter hochstilisiert (oder wie einst Bruno L. sagte "hochsterilisiert") werden. Und der Schwenk vom Kritiker zum Befürworter geht auch derart schnell und drastisch vonstatten, dass es eine wahre Pracht ist. Aber das mit dem positiven und kritiklosen Amerikabild war ja schon durch die Vorgänger bekannt und hat sich halt nicht geändert. Da Vince Flynn als Berater für die TV-Serie "24" bis zu ihrer Einstellung nach Staffel 8 tätig war, hat er vielleicht jetzt wieder mehr Zeit, seinen Protagonisten Mitch Rapp auf actionreichere Jagd nach den Feinden von Gottes eigenem Land gehen zu lassen und die Politintrigen nur als Randerscheinung in die Geschichte aufzunehmen. Ich gebe zu, das ist Gemecker auf hohem Niveau, da Flynn wirklich zu den besseren Autoren im Bereich Techno- und Actionthriller zählt, was ihm auch eine Verfilmung seines Buches "Consent to kill - Der Feind" eingebracht hat, die angeblich für 2012 geplant ist. Wird das ein Erfolg, könnte vielleicht eine Reihe daraus entstehen, die sich womöglich besser macht, als die vorgesehenen "24"-Spielfilme, die meines Erachtens irgendwie nicht richtig funktionieren, wie der TV-Film "24-Redemption" gezeigt hat. Warten wir es ab. 510 Seiten.

Jerry Garcia



Marc Elsberg. An einem kalten Februartag brechen in Europa alle Stromnetze zusammen. Der totale Blackout. Der italienische Informatiker Piero Manzano vermutet einen Hackerangriff und versucht, die Behörden zu warnen - erfolglos. Als Europol-Kommissar Ballard ihm endlich zuhört, tauchen in Manzanos Computer dubiose E-Mails auf, die den Verdacht auf iohn selbst lenken. Er ist ins Visier eines Gegners geraten, der ebenso raffiniert wie gnadenlos ist. Unterdessen liegt ganz Europa im Dunkeln, und der Kampf ums Überleben beginnt.

Beginnend in Mailand, bemerkt von Piero Manazano, fällt nach und nach europaweit der Strom aus. Die Feuerwehren haben Großeinsätze, um Menschen aus U-Bahnen oder Fahrstühlen zu befreien und erste Brände unter Kontrolle zu bekommen. Das öffentliche Leben kommt immer mehr zum Stillstand. Je länger der Blackout andauert, umso dringlicher werden die Sitzungen in den Krisenzentren der verschiedenen Regierungen. Aber auch Firmenchefs rufen ihre Vorstände zusammen, um zu beratschlagen wie sie aus der Krise unverhofftes Kapital schlagen können. Als Manzano eine Manipulation an seinem Stromzähler der neuesten Generation entdeckt, versucht er den Fund zu melden, wird aber überall abgeblockt, bis er es schafft, einen EU-Mitarbeiter zu kontaktieren. Der bittet ihn aufgrund seiner Vergangenheit als Hacker zur Mithilfe in einer EU-Task-Force in Den Haag. Tag für Tag treffen auf extra für die Behörden freigehaltenen und betriebsbereiten Leitungen neue Hiobsbotschaften ein. Die Börsen setzen den Handel aus, Politiker bereichern sich, das Volk beginnt langsam unruhig zu werden, in den dafür anfälligen und einschlägig bekannten Ländern kommt das Militär wieder an die Macht, schwere Störfälle in Kraftwerken sind nicht mehr hinter einem Lügengespinst der Betreiber, Behörden und Regierungen zu verbergen. Ganze Landstriche werden kontaminiert, Lebensmittel und Wasser verknappen immer mehr. Und dann entdeckt Europol eine verräterische E-Mail, die Manzano angeblich abgeschickt hat. Der, mittlerweile in Ratingen, Deutschland, wird sofort verhaftet, kann sich aber dennoch in einem unbeobachteten Moment absetzen. Noch hektischer wird die Situation als es auch die USA trifft, die wohl geglaubt hatten, dass Gottes eigenes Land verschont bleibe und man von dem darniederliegenden Europa profitieren könne. Schnell nennt man die üblichen Verdächtigen, die den Angriff ausgeführt haben sollen - natürlich Amerikas Achse des Bösen Nordkorea, Iran und dazu die Russen und die Chinesen, die die westlichen Nationen schon seit Jahren über das Internet bespitzeln. Doch mit etwas Zeit und Glück kommen sie den unbekannten Verursachern dieser Katastrophe in den Industrienationen immer näher, während die marodierende Bevölkerung beginnt, Aufstände anzuzetteln, Regierungsgebäude abzufackeln. Manzano wird wieder hinzugezogen - nachdem er sich gestellt hatte - und kann bei der Verfolgung der digitalen Spuren der Täter, die auf verschiedenen Kontinenten Gruppierungen installiert haben, helfen. Doch durchgegangene Reaktoren, verseuchte Gebiete und Millionen Tote lassen sich nicht mehr rückgängig machen. Die westliche Welt ist schwer getroffen.

Natürlich ist "Blackout" nur ein Roman und vordergründig gibt es einen Helden, der zum Schluss auch noch seinen Love-Interest abbekommt. Aber es ist auch die abrechnung mit den bestehenden Systemen der privaten Stromanbieter, Netzbetreiber und großen Konzerne, die alle ihre gierigen Finger aufhalten, um zu kassieren (das Wort verdienen wäre hier zu freundlich gewählt), aber jegliche Sicherheitsmaßnahmen ignorieren. Dazu kommen die Lobbyisten und wirtschaftshörige Politiker, die schon ihre Zeit nach der Politkarriere vorbereiten, um einen lukrativen Posten zu ergattern sowie Konzernbosse die sich als Krisengewinnler riesige Profite erhoffen. Sehr realitätsnah. Genau wie die sogenannte Energiewende. Hat sich da einer Gedanken über die Kosten gemacht? Eher nicht, der Fußvolk zahlt es ja. Die Risiken? Scheinen ebenfalls nicht bedacht worden zu sein. Aber die Gewinne für die Wirtschaft, die wurden errechnet und dann als Wohltat für die Bürger verkauft, genauso wie die Bürger selbst - nämlich für dumm. Ebenso die Vertuschungspolitik, wenn es wirklich zu einer solchen oder ähnlichen Katastrophe kommt. Die Wahrheit wird dem Volk verschwiegen, den Wählern vorenthalten, mit meist fadenscheinigen Argumenten. Und die ach so innovativen technischen Neuerungen. Nicht nur, dass sie weitere Jobs kosten werden, sie sind auch manipulierbar, können als Datensammler genutzt werden und vermeintliche Vorteile sind eher Mangelware. Dafür hat der Kunde das Recht, dafür  bares Geld zu bezahlen, dass ihm weitere Rechte genommen werden. Die Gefahren der neuen Technik wird heruntergespielt oder ganz verschwiegen. Thematisiert wird aber auch, dass die Menschen ab einer gewissen Zeit dann doch nur noch an sich selbst denken und sich jeder selbst der Nächste ist, das Recht des Stärkeren tritt wieder voller Wucht in Kraft. Vorbei ist es mit Freundschaft und Loyalität oder Hilfsbereitschaft. Und man kann erkennen, wie abhängig die Menschheit besonders in den westlichen Industrienationen mittlerweile von Elektrizität ist (und wie sehr sie schon Gefangene der Stromkonzerne sind). Nicht nur, dass die Flimmerkiste oder das Internet mit den massenhaft angesammelten "Freunden" in sozialen (hehe, ich frag mich immer, was an denen sozial sein soll) Netzwerken den Geist aufgegeben haben, nein, da funktionieren die selbstverständlichsten Dinge nicht mehr. Wasser fließt nicht mehr, die Toilettenspüluing geht dann ebenfalls nicht, kochen ade, nix mehr Mikrowellenfutter, tanken ist nicht mehr möglich und so fort. Gar nicht gut für die verwöhnten Leutchen. Nicht alle Errungenschaften, die man uns als Nutzen für die Allgemeinheit unterjubeln will, sind wirklich ein dauerhafter Segen oder zumindest anfällig für Probleme, die dann die kleinen Leute ausbaden dürfen. Und die skrupellosen Konzerne, deren Bosse die Macht an sich reißen, während die Volksvertreter dabei zuschauen. Sieht man doch andauernd und schützen tun sie sich gegenseitig. Somit bietet uns der Österreicher Marc Elsberg gut recherchierte und ambitioniert-realistische Dramatik pur mit einem guten Schuss Kritik in seinem Roman mit kurzen Kapiteln und schnellen Szenenwechseln sowie vielen handelnden Personen. "Blackout" ist packend, schockierend, aufrüttelnd, rasant und durchaus beängstigend. Auf eine Erfüllung dieser Vision kann ich gerne verzichten. Da sollte man besser vorbereitet sein und sich bevorraten. Ich geh dann mal einkaufen. 800 Seiten.
Und nachfolgend einige Infos zum Smart Meter, der laut EU-Vorgabe bis 2020 überall eingebaut werden soll (und den Kunden natürlich wieder extra kostet)

http://de.wikipedia.org/wiki/Intelligenter_Z%C3%A4hler

Jerry Garcia



Joe R. Lansdale. Hap kehrt von der Saisonarbeit auf einer Bohrinsel nach Texas zurück. Eigentlich will er sein Leben ändern und nicht mehr vagabundieren. Daraus wird aber erst mal nichts, denn der Bikler Horse Dick wird ermordet aufgefunden. Hauptverdächtiger in dem Mordfall ist Haps schwarzer Freund Leonard: Horse Dick hatte ihm zuvor den Liebhaber ausgespannt. Um Leonard aus der Klemme zu helfen, muss Hap zu Mitteln greifen, die er gar nicht gerne einsetzt.

Hap und sein schwuler, schwarzer Kumpel Leonard werden bei Schießübungen im Wald hinter ihrem Haus von einem durchgeknallten Eichhörnchen attackiert (der texanischen Version des Tier-Horrors), wobei sich Hap einen Biss einfängt. Der Doc vermutet Tollwut und weist Hap ins Krankenhaus ein, wo er diverse Spritzen erhalten soll. Als er einige Zeit nichts von seinem Kumpel Leonard hört, was wirklich ungewöhnlich ist, da dieser sicher keine Gelegenheit verstreichen lassen würde, ihm einige despektierliche Bemerkungen an den Kopf zu werfen, macht er sich Gedanken und wird prompt bestätigt, als er erfährt, dass Leonard in Schwierigkeiten ist. Also entlässt er sich selbst, nicht ohne vorher mit der Krankenschwester Brett angebandelt zu haben, die seine unerlaubte Entfernung vom Krankenlager denn auch deckt. Er muss erfahren, dass Leonard des Mordes am neuen Lover seines Freundes Raul beschuldigt wird. So macht er sich daran, die Unschuld von Leonard zu beweisen. Leichter gesagt als getan. Da sich die Biker-Gang, der der Ermordete angehörte, aber gehörig verplappert, kann Leonard freikommen und sich nun gemeinsam mit Hap auf die Suche nach dem Schuldigen und dem immer noch verschwundenen Raul machen. Nachund nach kristallisieren sich aber Vorgänge heraus, mit denen keiner der beiden Freunde gerechnet hat und andere Verdächtige geraten in den Fokus.

Schon die Eskapade mit dem marodierenden Eichhörnchen bringt die Lachmuskeln in Schwung und auch im weiteren Verlauf der Story muss der Leser auf humorige Einlagen, die einfach zum Lachen reizen, nicht verzichten. Und da der Autor nun einmal Joe R. Lansdale heißt, sich all dies im Hinterland von Ost-Texas abspielt, ist es mit der von den Bundes-Fuzzis in irgendwelchen White Houses verordneten ppolitical correctness nicht weit her. Ein schnodderiger Tonfall beherrscht die Szenerie. Natürlich geht es nicht dauerhaft spaßig zu. Schwulen-Vergewaltigungs-Videos, schmutzige Wohnwagenparks und deren nichtsnutzige Bewohner, Gewalt in der Ehe, verbrecherische Biker-Gangs und korrupte Lokalgrößen sowie Polizeichefs, die von den Gangstern Bestechungsgelder annehmen, um unangenehme Fälle in der Versenkung verschwinden zu lassen und heuchlerische Moralvorstellung prägen das Bild. Und im Kontrast zu den freundlichen Kabbeleien der Freunde steht dann der blutige Gewaltausbruch, bei dem der eine oder andere Schädel in Stücke geballert wird. Der Showdown selbst wird zu einer äußerst stürmischen Angelegenheit. Immer wieder unterhaltsam gewürzt mit lockeren Sprüchen erweist sich dieses Werk von Joe .R. Lansdale als knallig, lustig, cool, hart und mit einem sozialkritischen Blick auf das heutige Amerika ausserhalb der Großstädte durchsetzt. Nicht so tiefernst wie "Das Handwerk des Teufels" von Donald Ray Pollock ist "Schlechtes Chili" dennoch ein gutes Buch. Klare Leseempfhelung. 318 Seiten.

Jerry Garcia



Vince Flynn. Um das iranische Atomwaffenprogramm zu zerschlagen, führen israelische Agenten einen Anschlag auf unterirdische Nuklearanlagen durch. Der Zorn der iranischen Regierung ist grenzenlos. Aus sorge vor Vergeltungsschlägen reist CIA-Chefin Irene Kennedy in die Region. Doch bei einem Treffen mit dem iranischen Geheimdienstchef fällt sie in die Hände von Terroristen. Anti-Terror-Agent Mitch Rapp bleibt nicht viel Zeit, um seine Vorgesetzte zu retten und eine politische Katastrophe ungeahnten Ausmaßes abzuwenden.

Bei "Die Bedrohung" hat der Verlag es geschafft auf der Innenseite unter der Rubrik "Das Buch" tatsächlich eine Zusammenfassung des Vorgängers als Inhaltsangabe unterzubringen, was mich beinahe vom Kauf abgehalten hätte, da ich das ja schon kannte (und über die Neubetitelung hab ich mich ja schon geäußert). Erst nach dem Lesen der ersten Seiten war ich überzeugt, ein neues Werk von Flynn in Händen zu halten.

Zu Beginn kappt Rapp noch gnadenlos die letzten Verbindungen zu dem Attentat auf den Präsidentschaftskandidaten, doch direkt darauf muss er wieder in einen neuen Einsatz. Denn nun ist es an den Amerikanern, die Folgen eines Alleinganges der Israelis bezüglich des iranischen Atomprogramms auszubaden und die Wogen der Empörung nach Möglichkeit wieder zu glätten. Dass dies nicht ohne Probleme vonstatten geht, war zu erwarten. So macht sich Mitch Rapp nach der Gefangennahme von Irene Kennedy als Ein-Mann-Armee auf den Weg, um sie zu befreien. In der Wahl seiner Mittel ist er wie bekannt nicht sonderlich subtil und somit auch ein erhöhter Actionanteil in die Handlung eingebaut, wobei die Selbstjustizthematik eine nicht unwesentliche Rolle spielt.
Ganz zu Beginn wird Rapp kurzzeitig mit menschlichen Emotionen in Verbindung gebracht, was aber kurze Zeit später durch einen kaltblütig ausgeführten Mord/Hinrichtung wieder ad absurdum geführt wird. Flynn vertritt ganz klar die Linie der Hardliner, wenn er den Präsidenten Tötungsaufträge aussprechen lässt und dabei gemahnt, doch bitte recht kreativ zu Werke zu gehen und die Anwendung sinnloser Gewalt ausdrücklich erlaubt. Was die iransiche Führungsriege angeht, kann man sich durchaus an reale Personen erinnert fühlen, wenn die Hasstiraden gen Israel propagiert werden. Ansonsten gibt sich der Autor alle Mühe, die Beweggründe und Handlungen der amerikansichen Seite so darzustellen, dass sie in jedem Falle und auch in der Wahl der Mittel gerechtfertigt sind. Wo kämen wir denn hin, wenn jeder die gleichen Rechte für sich beanspruchen würde, wie die Amerikaner es tun. Abgesehen von dieser etwas fragwürdigen Sichtweise haben wir es ja nur mit einem Roman zu tun - und der gefällt. Eine Steigerung zum Vorgänger und wieder in der oberen Klasse unterwegs. Mehr davon. 430 Seiten.

Jerry Garcia



Richard Laymon. Als Brit in einem Kino den Film "Schreck, der Vampir" sieht, wundert sie sich. Die junge Frau, der man die Kehle durchschneidet, ist das nicht ihre Freundin Tina?Aber die ist doch keine Schauspielerin. Brit ahnt noch nicht, dass auch sie bald die Hauptrolle in einem Film spielen würde - "Schreck, der Inquisitor".

An einem Wochenende fährt Tina mit ihrem Freund zu einem einsamen Haus, zu dem sie von einem Bekannten den Schlüssel bekommen hat. Die beiden Liebenden wollen sich ohne störende Begleiter amüsieren. Dass das Gebäude etwas heruntergekommen und gruselig aussieht, nervt sie nicht weiter. Als sie dann aber seltsame Geräusche hören, versuchen sie doch zügigst abzuhauen. In der Stadt geht derzeit Dal mit Elizabeth fremd, während seine eigentliche Freundin ihn im Kino glaubt. Die Alleingelassene macht sich auf den Weg zu einem Seven-eleven, um sich was zum Picheln zu gönnen als sie von ein paar geilen Spacken angemacht wird. Die Typen bekommen aber statt Spaß schnell einige gebrochene Knochen, da Connie in Selbstverteidigung geübt ist. Währenddessen gehen Brit und ihr derzeitiger Freund Pete, der sich verdächtigt brav verhält, ins Kino, wo Brit dann auf der Leinwand ihre Freundin Tina zu erkennen glaubt. Kaum zu Hause, entschließt sie sich, der Sache nachzugehen. Keine gute Idee. Und da sie dann ihren Pete alleine zurückllässt, tröstet der sich schnell mit der ebenfalls unzufriedenen Connie. Verhältnisse wie bei Laymon. Brit wurde unterdessen von Tinas Mitbewohnerin Freya mit einem kleinen Trunk betäubt und an ihre Geschäftsfreunde ausgeliefert, um nun ihrerseits eine unfreiwillige und blutige Rolle im nächsten Film zu übernehmen. Und sie ist nicht das letzte Opfer der Realfilmer. während einige Camperinnen und eine Prostituierte ebenfalls eine ungeplante Filmkarriere starten (und sofort wieder beenden müssen), setzt Connie ihren untreuen Dal vor die Tür und greift sich Pete, der nun wirklich nicht gerade vor Sorge um Brit vergeht. Dal plant mit Elizabeth erst deren gelähmten und reichen Ehemann zu beseitigen und dann Connie, die mit ihren Liebesromanen auch gut verdient - und alle geraten ins Visier der Filmcrew. Nicht jeder wird die Begegnung überleben.

Im Original von 1982 war das Buch sicher schon fast ein Tabubruch mit seinem Thema um die Snuff-Filme. Doch mittlerweile haben die Horrorliteratur, die Filmwirtschaft und gar die Realität die Grenzen schon derart ausgelotet, dass man mit "Licht aus!" kaum noch einen Hund hinter dem Ofen hervorlocken oder jemanden in Angst und Schrecken versetzen kann. Nicht dass das Buch jetzt die einschläfernd wirkenden Längen der Outputs von Mitbewerbern unter den Verlagen aufweist, ganz so dramatisch schlimm ist es nicht, doch heutzutage hätte man aus dem Thema viel mehr herauskitzeln können (Wenn das ein Tim Curran oder Bryan Smith und Brett McBean verfasst hätten, wäre es sicher ein unschlagbarer Kracher geworden und nicht irgendwie altbacken.) . Die Figurenzeichnung ist selbstverständlich gewohnt seicht und die erotischen Einlagen dafür umso ausgeprägter, aber wer zu einem Laymon greift, dürfte darob kaum überrascht sein. Der Autor nutzt auch die Gelegenheit auf einige Filme wie "Halloween", "The hills have eyes" oder "Der weiße Hai" anzuspielen und bringt den geneigten Leser fast zum Lachen, als er sich erlaubt, über sinnentleerte Handlung in Filmen zu parlieren. Schließlich ist es ja gerade er, der den Intellekt seiner Leser ja nun gar nicht vor irgendwelche unüberwindbaren Hürden stellt. Er war schon ein richtiger Spaßvogel. Sein Stil ermöglicht es, durch das Buch zu rasen wie ein heisses Messer durch die Butter. Nix hemmt den Fluss, überlegen braucht keiner. Diverse Morde, die Intrige von Elizabeth und das Finale sorgen für ein akzeptables Tempo und einen gewissen Unterhaltungswert, der auf jeden Fall über dem der gekürzten und langweiligen Ausgaben anderer Verlage liegt (Die kommenden "Das Loch" und "Die Familie" von Heyne werd ich mir ersparen.). So lautet auch mein Urteil - wenn schon noch einen Laymon anrühren, dann nur noch aus dem FESTA-VERLAG. 270 Seiten.

Jerry Garcia



Matthew Stokoe. Auf der Suche nach Geld, Sex und Macht zieht es Jack nach Los Angeles. Doch der Traum von Ruhm und Reichtum bleibt unerfüllt. Stattdessen fristet Jack ein elendes Dasein und schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch. In der Hoffnung auf ein kleines, bescheidenes familiäres Glück nimmt er schließlich die Prostituierte Karen bei sich auf. Doch Karen verlässt ihn. Wenige Tage später wird ihre Leiche in einem Abwasserkanal gefunden, entstellt und ausgeweidet. Jacks Leben gerät vollends aus den Fugen. Bis er sich entschließt, sich dem Grauen, das über ihn hereingebrochen ist, zu stellen. Er erfüllt sich seinen Traum von einem Leben im Scheinwerferlicht - und begibt sich auf eine Reise in die Finsternis.

Jack ist in der Nacht unterwegs. In den dunklen Straßen von Los Angeles sucht er nach seiner Frau Karen. Er findet sie auch - tot, ausgeweidet und von Bullen und Gaffern umlagert. Kommentarlos zieht er sich zurück. Er und die abgehalfterte 22-jährige Nutte hatten ein Jahr zuvor geheiratet, doch Liebe war dabei nicht im Spiel. Es war eher eine Zweckgemeinschaft zweier  einsamer gescheiterter Existenzen. Sie ging weiter ihrem Job nach. Eines Tages taucht sie auf und schenkt Jack einen Wagen, den sie aus dem Lohn für eine verkaufte Niere erstanden hat. Danach verschwindet sie wieder und erscheint Tage später erst als Leiche wieder auf der Bildfläche. Jack stürzt ab, säuft, kokst und verlässt die Wohnung kaum noch. Doch er bekommt Besuch: Ryan ein Cop, der angeblich im Fall von Karen ermittelt und dann Rex, ein Stricher, der die Reichen bedient. Ebendieser Rex führt Jack dann auch in die Gemeinde der Liebesdiener ein, verschafft ihm sogar ein Engagement in reichem Hause. Und dann beschließt Jack, Karens Tod aufzuklären und taucht dabei tief in den Sumpf des Geschäftes mit der käuflichen Liebe in den Hinterhöfen der Metropole ab. Gibt sein altes Apartment auf, verscherbelt die mitgemieteten Möbel, zieht in den schmutzigen Teil von Hollywood und sucht nach einem Arzt, der Karen die Niere entnommen hat. Dabei lernt er Bella kennen, findet ihre Adresse raus und stellt fest, dass sie den Lebensstil führt, den er sich für seine Wenigkeit vorgestellt hat. Er nistet sich bei ihr ein, bis sie ihm ein eigenes Haus mit allen Annehmlichkeiten und einen Wagen bezahlt. Doch es bleibt nicht lange so, denn Ryan hängt sich an seine Hacken und wie sich herausstellt, ist Bellas Vater Arzt.

"High Life" spielt zu einer Zeit als Tom Cruise sich noch hinter Nicole Kidman vor Gerüchten verschanzt, Macauley Culkin noch auf seinen achtzehnten Geburtstag wartet und über Mel Gibsons Millionensalär für "Ransom" spekuliert wird. In diesem Ambiente zeigt die radikale Gesellschaftssatire nicht Hollywoods Scheinwelt mit Johnny Depp oder Arnold Schwarzenegger, sondern das dunkle und düstere Gesicht der Metropole mit den vielen Gescheiterten, den Pennern, Junkies und Nutten in den dämmrigen Gassen und Hinterhöfen. Schon damals hat Stokoe Hollywood als das entlarvt, was es für viele auch ist: Eine Täuschung, die nur für den Tourismus und einige wenige erfolgreiche Menschen wirklich existiert und in der alles Nichtamerikanische ohne Chance und Wert ist. Und auch Jack denkt so. Nur das Leben im Scheinwerferlicht ist für ihn von Bedeutung, er will geliebt werden ob seiner Präsenz auf Bildschirm oder Leinwand, er will das Geld und die großen Anwesen. Mit aller Macht. Dafür würde er wirklich alles tun. Alle anderen zählen für ihn nicht. Daher ist Jack auch nur ein armseliger Wicht, ein unmoralischer, widerwärtiger und emotionsloser Bastard. Stokoe beschreibt Jacks Hollywood mit üblen Szenen reinen Ekels, zu denen Menschen doch fähig sein können. Abartig, pervers, unfassbar. Echte Morde mit Bohrmaschinen vor Zuschauern, die dafür tausende Dollar gezahlt haben und gegen die das zuletzt besprochene Buch von Richard Laymon "Licht aus!" mit seinem Thema Snuff-Filme schon fast wieder Kindergeburtstag ist. Stellenweise brutaler, gefühlloser als Vieles was ich schon gelesen habe. Ein derber Blick auf die Gesellschaft ausserhalb der Traumfabrik. "High Life" ist Extremliteratur, die schon mit "American Psycho" oder "Fight club" verglichen wird (auch wenn das vielleicht etwas zu hoch gegriffen scheint) und gnadenlos den Finger auf die Wunde legt, wie weit manche gehen, um berühmt zu werden und abzusahnen. Sieht man ja heutzutage auch in unseren Breitengraden immer wieder im privaten Spacken-TV.  Gutes Aussehen, schöne Titten und als maximale Anforderung vielleicht noch sprechen können reicht da völlig. Intelligenz ist fehl am Platze oder gar abträglich, es ist fürs Fernsehen. Insgesamt harter Stoff mit derbem Sex und blutig-brutalen Szenen und nicht ganz zu unrecht von der Kritik gelobt wird.  450 Seiten.

Jerry Garcia



Bryan Smith. Als Rob seinen Wagen volltankt, taucht dierses sexy Gothicgirl auf und hält ihm eine Knarre an den Kopf. Sie braucht einen Chauffeur, denn sie verfolgt vier Jugendliche, die über sie gelacht haben. Offenbar will sie sie abknallen. Rob kann es nicht fassen. Doch noch weniger versteht er sich selbst: Er will bei ihr bleiben, er will Sex mit ihr, er will ihr beim Morden helfen. Denn es tut gut, endlich seine Wut und Lust zu befriedigen.

Zwei psychopathische Killer, namentlich Clyde und Zeb, sind aus der Klapse ausgebrochen und morden sich brutal ihren Weg nach Myrtle Beach. Da muss ein junges Pärchen zuerst die Segel streichen und wird niedergemetzelt, selbst tot noch vergewaltigt und dann als Abendmahl verzehrt. Danach ist eine dreiköpfige Familie dran, deren Oberhaupt selbst gerade einen Plan entworfen hat, wie er sich seiner beiden lästigen Anhängsel entledigen kann. Scheiße gelaufen. Und während sich sdie beiden Killer mit den Leichen beschäftigen, kommt auch noch die siebzehnjährige Julie hinzu. Doch statt zum Opfer zu werden, macht sie den debilen Clyde extrem blutig platt und schließt sich dann Zeb an. Ungefähr eine Woche nach dem Ausbruch der Triebtäter wird Rob an einer Tanke von Roxie, wie sie sich nennt, recht ungewöhnlich gebeten, sie als Anhalterin mitzunehmen. Da er ohnehin keine Wahl hat, macht er sich mit ihr an die Verfolgung des Vans mit den sechs Collegespacken, die Roxie verhöhnt haben. Als sich unterwegs ein Wagen mit vier bekifften Punks zwischen sie und den verfolgten Van setzt, zwingt Roxie diese zum Anhalten und erledigt sie einfach so. Weiter geht die Reise - nach Myrtle Beach. Nachdem ein Kunde an einer anderen Tankstelle völlig unfreiwillig vom Leben zum Tod wechselt, wird Rob in einem Motel eine Belohnung zuteil, die er schon lange erwartet hat - Roxie schläft mit ihm. Sie folgen weiter der Route der Van-Bersatzung, die sich indes als nicht so freundschaftlich untereinander erweisen, wie man glauben mochte. Die Typen saufen und streiten und die Mädels zicken gegeneinander, ohne zu ahnen, dass hinter ihnen eine wahre Teufelin mit unbändiger Mordlust her ist und zudem noch ein Psycho mit jungem Fan auf dem Weg zu ihrem Ziel ist. sie treffen zwar dort ein, werden aber sicher nicht alle Myrtle Beach wieder lebend verlassen.

Bryan Smith kommt ohne lange Einleitunhg direkt auf den Punkt. Entführung, Mord, Vergewaltigung, Ausweidungen und Kannibalismus prägen schon das Bild der ersten 60 Seiten und abgesehen von wenigen Ausnahmen geht das auch so weiter. Er zimmert dem Leser mit voller Wucht brutale Szenen ins Hirn, die sich so schnell nicht wieder daraus löschen lassen dürften. Dazu die typischen College-Dumpfbacken, wie man sie aus unzähligen Horrorfilmen zu kennen glaubt. Doch so einfach ist es mit der Clique denn doch nicht. Es ist ein undurchschaubarer Haufen, der sich nicht unbedingt wirklich an die Regeln der Freundschaft hält und von denen einige diverse dunkle Obessionen offenbaren, während sie sich eigentlich vergnügen wollen in ihren ach so kostbaren Urlaub. Und auch Rob ist nicht so eindimensional wie man glauben mag. Kriegt er anfangs noch das Muffensausen vor der zwar toughen und geilen Roxie, wird er immer mehr in ihren Bann geschlagen, wandelt sich vom normalen Typen in einen zumindest begeisterten Mitläufer und die junge Julie setzt dann allem die Krone auf. Eine brachiale Jagd durch die Abgründe der menschlichen Seele nimmt ihren Lauf. Mitleidlos, roh und gemeingefährlich. Und der Autor hat seine Charaktere fast gänzlich ohne Sympathiewerte ausgestattet. Vielleicht ist Rob anfangs noch nicht verdorben, doch das änderet sich mit der Zeit. Höchstens der zu Beginn extrem großkotzige Chuck kann gegen Ende etwas positiv punkten. Der Rest ist fast ausnahmslos krank und pervers. Der Spannung zuträglich ist auch, dass nichts und niemand im Buch wirklich vorhersehbar oder ausrechenbar ist. Und: Man kann das Buch wirklich in einem Rutsch durchlesen, so flüssig ist sein Stil. Starke Lektüre und routiniert-harter Horror, brutal, mit hohem Blutzoll und ohne jedwede Länge. Für jeden Freund des gepflegten Psycho-Horrors ein Muss. Frank Festa sei Dank werden noch weitere Bücher von Bryan Smith in Deutschland zur Veröffentlichung kommen und landen sofort auf meiner Einkaufsliste. Rund 350 Seiten.

RoboLuster

Äh, welcome back, Jerry. ;)
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

Jerry Garcia



Martin Kay. Ein ganzes Leben kann an einem einzigen Tag völlig umgekrempelt werden, ein Weltbild aus den Fugen geraten. Diese Erfahrung muss auch Eileen Hannigan machen. Ihre Karriere als Agentin von Homeland Security endet abrupt, als ihr Partner getötet wird und Eileen sich auf der Liste amerikanischer Staatsfeinde an erster Stelle sieht. Sämtliche Bundesbehörden der Vereinigten Staaten eröffnen die Jagd auf sie. Ihr einziger Verbündedter scheint ein mysteriöser General zu sein, der behauptet, Eileen wäre vor Jahren Teilnehmerin an einem streng geheimen militärischen Experiment gewesen. Die Sache hat einen Haken: Eileen kann sich nicht erinnern.

Bei der Verfolgung eines Verdächtigen kommt ihr Partner ums Leben als plötzlich ein Helfer ihres flüchtenden Kriminellen auftaucht. Und plötzlich ist Eileen im Zentrum des Interesses: noch während sie den Killer jagt, wird sie von einem Unbekannten angerufen, der sie warnt, dass nun sie die Gejagte sei und er ihr helfen wolle. Seine Hinweise stellen sich als richtig heraus. Schließlich bringt man sie in die Basis des Unbekannten - des Generals. Er will, dass sie Informationen zum Projekt "Misty Hazard" zusammenträgt, welche auch ihr aus ihrer Zwangslage helfen würden. Außerdem eröffnet er ihr, dass sie an einem streng geheimen Experiment beteiligt war und man danach diesen Teil ihres Gedächtnisses gelöscht habe. Währenddessen vertreibt sich in Unna, Deutschland, Markus mit seinem Freund Andy die Zeit in einer Disco, als ihm ein liegengebliebenes Pillendöschen in die Hände fällt. Natürlich öffnet er es und findet darin eine micro-SD Karte. Er selbst kann sie nicht auslesen, also wendet er sich an einen Studentenkumpel, bekannt als Kiffer und Hacker. Dieser wird seinem Ruf gerecht und sie finden eine Liste mit Namen. Und dann taucht plötzlich ein Heli, auf der mit die Wohnung mit einer AGM (Air-to-ground-missile) dem Erdboden gleich macht. Doch Markus ist rechtzeitig aus dem Rum gerannt und flüchtet nun, wird von der Polizei aufgegriffen und erfährt, dass man auch seinen Freund Andy getötet hat. Die Verhörspezialistin vom MAD erklärt sich bereit, ihm zu helfen, doch viel bringt das nicht, denn nun sind sie beide auf der Flucht vor den Behörden. Einige Zeit und Anschlagsversuche später kreuzen sich die Wege von Markus und Eileen und mit vereinten Kräften können sie einiges in Erfahrung bringen, doch ihre Gegner sind mächtig und sie können niemandem trauen.

Meine bisherige Action-Entdeckung des Jahres - und das aus deutschen Landen. Bei einheimischen Autoren bin ich zumeist sehr skeptisch und wurde auch recht oft in meiner negativen Beurteilung bestätigt, doch Uwe Schomburg, Christoph Scholder (wo bleibt ein neues Buch?), Dirk van den Boom (mit seiner Alternate Reality-Reihe "Kaiserkrieger") und nun auch Martin Kay beweisen, dass es beachtenswerte Ausnahmen gibt. "Kalte Spuren" steigt sofort und ohne Umschweife ein und lässt es ordentlich krachen. Pausen gibt es selten, eine richtige Hatz durch die Seiten, prallgefüllt mit krachender Action. Ja, fast kommt Martin Kay gar in die Nähe von Matthew Reilly, nur sein Stil ist nicht ganz so rasant. Ein einzigartiges Spektakel mit Hubschrauberattacken, einer Menge Explosionen, Seegefechten, ziemlich hohem Body Count mit einigen unbeteiligten Passanten, das Kay hier bietet. Dazu Verschwörungs- und Paranoia-Szenarien wie man sie sonst nur von jenseits des Großen Teiches kennt. Ganz klar Daumen hoch für "Kalte Spuren". Ein fetziger, turbulenter Page-Turner aus dem Atlantis-Verlag, der hier ein gutes Preis-Leistungsverhältnis für die 400 Seiten ohne große Ränder oder übergroße Schrift und Riesenzeilenabstand auf hochwertigem Papier bietet. eigentlich ein Rundum-Sorglos-Paket für Fans von Action- und Verschwörungsthrillern. Sehr, sehr unterhaltsames Action-Kopfkino dessen Fortsetzung bereits in den Startlöchern steht. Feine Sache. 406 Seiten.

Jerry Garcia

Zitat von: RoboLuster am 17 August 2012, 14:37:30
Äh, welcome back, Jerry. ;)

Danke. Bin wieder auf der Versenkung aufgetaucht und wurde dankenswerterweise auch wieder unter dem ollen JG aufgenommen. Hatte mich ordentlich mit meinem Zeitmanagement verzettelt und besonders privat eine aufs Dach bekommen. Jetzt hab ich nur noch die (für mich) interessantesten Sachen ausgewählt und das sind neben dem Forum natürlich scarecrows area sowie Filme und Bücher ordern und eben meine Mailabfrage. Ansonsten Konzentration auf netzfreies Privates. (Kurzversion)

Jerry Garcia



Peter Telep (nach einer Idee von Tom Clancy). Seit Jahren tobt der Konflikt im Mittleren Osten. Nun verlagert sich der Kriegsschauplatz. Die Taliban nutzen die Machenschaften eines mexikanischen Drogenkartells: Sie tragen den Kampf ins Heimatland des Erzfeindes - in die Vereinigten Staaten von Amerika.

Nach gleich zwei gründlich misslungenen Missionen in Pakistan bedingt sich der Ex-Seal Max Moore zwei Tage aus, um die Sache zu klären, bevor er die Leitung einer Task Force aus Mitgliedern der verschiedenen legalen und illegalen Ermittlungsdiensten der USA übernimmt. Während er in Pakistan mit Hilfe eines Informanten die Namen zweier ins Terrornetzwerk eingebundenen Taliban in Erfahrung bringt und nebenbei seine eigene Geschichte erzählt, wie er zu den Seals kam und zur CIA wechselte, machen sich an der südlichen US-Grenze zwei Kartelle mopsig und wollen den Drogenkrieg in die USA tragen und sich dabei auch gegenseitig ausschalten. Damit die Grenzpatrouillen und Drogenbehörden der Amerikaner es dabei nicht zu langweilig haben, entschließen sich Talibanführer über Kolumbien und Mexiko unter mithilfe der Drogenkartelle Waffen und Kämpfer in das Land des Feindes zu schmuggeln, um dort verheerende Anschläge zu verüben. Bevor sie dies aber in die Tat umsetzen, lassenb sie in Pakistan alle Verräter ihrer Sache hinrichten - auch Moores Informanten. So kehrt Moore unverrichteter Dinge zurück und leitet seine Task Force richtung Süden. Sie wollen die Kommandostruktur der Kartelle unterwandern, korrupte Polizisten und Regierungsmitglieder enttarnen und die Bosse hinter dem Schmuggel eliminieren. Doch das fordert Opfer. Nach und nach wird die Task Force dezimiert. Und während sich die Kartelle, die Polizei und die Amis gegenseitig ausradieren, sind die Taliban auf die US-Seite gewechselt und beginnen mit ihren Attentaten.

Ist der Ruf erst zementiert, faket sichs völlig ungeniert. So auch beim neuen Produkt aus dem Hause Clancy, das zwar auf dem Cover dick und fett NUR seinen Namen trägt, bei dem der geneigte Leser aber einige Seiten später erfahren muss, dass sich der ehemalige Großmeister des Techno-Politthrillers ein weiteres Mal nur mit der Ideengebung befasst hat und einen Lohnschreiber die eigentliche Arbeit machen ließ (mittlerweile hat diese unsägliche Marotte ja allgemeinen Einzug gehalten, dass sich renommierte Autoren wie Cussler, Patterson usw. zwar auf dem Cover verewigen lassen, aber das Buch stattdessen von einem Zögling verfasst wurde. Mit Ludlum macht man das ja auch, aber der kann ja nichts dafür.). Irgendwie vermutet man Etikettenschwindel, wenn nun ein Clancy-Fan einen Roman des Meisters erwartete und dann nur ein Abziehbild davon bekommt. Und mehr ist "Gegen alle Feinde" denn auch nicht. Eine ideenlose, übergroße Blaupause des ersten Romans um Jack Ryan jr - "Im Auge des Tigers". Viel zu lang für die dürftige Story ist Peter Telep auch stilistisch weit von seinem Boss entfernt und schafft es nicht im geringsten Spannung aufzubauen. Das plätschert so dahin, gewürzt mit dem einen oder anderen Scharmützel, einigen toten Drogenbossen und Polizisten sowie zivilen Opfern. Auf die Hälfte zusammengestutzt wäre es vielleicht noch ganz erträglich oder brauchbar, wenn man sich vor Augen hält, dass es kein Buch von Tom Clancy ist. Gemessen an seinen früheren Leistungen aber ist es nur schwach und den vollen Preis von 24,95 Euro (ja, hohe Preise sind garantiert, mit der Qualität und der Ehrlichkeit hapert es etwas) nicht wert. Auch mein Kauf war Gebrauchtware unter der Hälfte des eigentlichen Preises. Es fehlen jedwede Überraschungs- oder Aha-Effekte, selbst die vermeintlichen Cliffhanger können das Buch nicht vor dem unteren Mittelmaß bewahren und um gleich vorzuwarnen: In den USA stehen mittlerweile ein weiteres Buch um Max Moore sowie ein neues um Jack Ryan jr. bereit, um ihren Weg nach Europa zu finden - natürlich wieder nur von Co-Autoren verfasst. Herr Clancy lässt sich seinen guten Namen bezahlen, ohne dafür noch groß etwas zu tun oder sich gar kreativ zu verausgaben wie die keineswegs neue Idee für dieses Buch zeigt - weit weg von seinem ehemals hohen Niveau. 848 Seiten.

Jerry Garcia



Sean Black. Eigentlich sollte der Auftrag des Bodyguards Ryan Lock reine Routine werden. Er muss einen Mann namens Frank "Reaper" Hays eine Woche lang beschützen. Aber Reaper ist Häftling in einem Hochsicherheitsgefängnis und gehört zudem der gefürchtesten Gefängnisgang Amerikas an, gegen die er in einer Woche aussagen soll. Um ihn bis dahin zu beschützen, lässt sich Lock in das Gefängnis einschleusen. Doch der hochintelligente Reaper spielt ein tödliches Spiel. Und Lock erkennt schnell, dass nicht nur Reaper diese Woche überleben muss - sondern auch er selbst.

Lock wird von der Staatsanwältin Jalicia Jones angeheuert, den Führer der Aryan Brotherhood zu beschützen, der gegen seine Kumpane aussagen will, die einen Undercover-Mann und dessen Familie hingerichtet haben. Nicht dass dem was an dem FBI-Mann gelegen wäre, aber sein Ehrenkodex verbietet die Tötung von unbeteiligten Frauen und Kindern - behauptet Reaper zumindest. Also lässt sich Lock mit seinem Kumpel Ty als Back-Up ins Gefängnis einschleusen, um Hays vor seiner Gang und auch anderen Kontrahenten zu schützen. Lange geht das nicht gut und schon bald wird eine Revolte angezettelt, in deren Verlauf Ty verletzt wird, aber Lock und der Reaper es schaffen, die Zeit bis zur Überführung ins Gerichtsgebäude und zur Aussage zu überleben. Doch dort erwartet sie eine gewaltige Überraschung. Eine extrem rücksichtslose, aber umso besser ausgerüstete Drei-Mann-Truppe überfällt das Flugzeug, mit dem sie transportiert werden schon bei der Landung und tötet jeden Mann außer Lock und Hays. Im Gerichtsgebäude wähnt man sich in Sicherheit. Fehleinschätzung. Mit Hubschrauber, MGs und RPGs (rocket-propelled-granates) attackiert die Truppe das Bundesgebäude und tötet jeden in Reichweite und schafft es, den Gefangenen mitsamt seinem Käfig zu entführen. Jetzt ist es an Lock, den brutalen Verbrecher zu jagen.

War ich damals von dem ersten Buch um Ryan Lock - "Code 3" - noch nicht so wirklich rundum überzeugt, kann "Rattennest" in punkto Action diesmal volle Zähler einfahren. Sonderlich komplex ist die Story zwar nicht, bietet aber mehr als die Inhaltsangabe zuerst vermuten lässt. Nach den Einleitungen und den Vorkommnissen im Hochsicherheitsknast geht es fast pausenlos voller Rasanz zur Sache, wobei es sich Sean Black aber anscheinend verkniffen hat (keine Ahnung, ob da vielleicht in deutscher Version gekürzt wurde), die Gewalt allzu explizit darzustellen. Schnell, rasant, actionreich und hinsichtlich der Beweggründe des Reaper durchaus auch spannend wird hier vorzügliche Unterhaltung geboten, die zwar nicht besonders anspruchsvoll ist, aber dafür mit viel Pulverdampf und Body Count entschädigt. So würde ich mir mal wieder nen Film wünschen. Ich vermute mal stark, dass sich der Verlag wie schon bei anderen Action-Büchern wieder viel Zeit lassen wird, um weitere (bis dato gibt es vier) Bücher von Black zu veröffentlichen - oder es gar ganz einstellt wie bei Flynn, Thor, Maberry usw. 450 Seiten.

Jerry Garcia



Whitley Strieber. Auf einem abgelegenen Schrottplatz in Brooklyn werden zwei Polizisten auf bestialische Weise ermordet. Ihre Kollegen Becky Neff und George Wilson untersuchen den Fall und erkennen, dass sie es mit unbekannten, unheimlichen Kreaturen zu tun haben.

Auf einem Schrottplatz mit anschließender Müllhalde werden zwei Cops (abgeleitet von der ehemals kupfernen Polizeimarke, der Copperplate) von Unbekannten getötet und verstümmelt, was die gesamte Polizeigemeinde in Aufruhr versetzt. Detective Becky Neff und ihr Partner George Wilson werden auf den Fall angesetzt. Schnell stehen sie vor einem Rätsel. Einige der am Tatort gefundenen Spuren passen zu keinem bekannten existierende Lebewesen. Karrieregeile vorgesetzte und Korruptionsvorwürfe tun ihr Übriges, um die Ermittlungen zu erschweren und vom eigentlichen Problem abzulenken. Der Fall wird von oben als gelöst betrachtet, als man sich drauf einigt, dass wilde Hunde die beiden Cops getötet hätten. Meinungen der beiden Ermittrler sind unerwünscht. Sie werden von der Sache abgezogen und an unwichtigere Fälle gesetzt - ruhiggestellt sozusagen. Doch es lässt ihnen keine Ruhe, sie bleiben dran. Zudem geht das Töten weiter. Obdachlise verschwinden, ein Blinder auf dem nächtlichen Nachhauseweg wird attackiert. Und je näher die beiden der Aufklärung kommen, umso mehr bekommen sie es auch nmit der Angst zu tun. Die Viecher sind nämlich überdurchschnittlich intelligent und verstehen es fabelhaft, fast perfekte fallen zu stellen, in denen sie ihre Verfolger vernichten wollen. Doch eben nur fast - Neff und Wilson entkommen jedes Mal. Und finden heraus, dass ihre Jäger in Horden in den Städten hausen, sich der Zivilisation angepasst haben und sich nur die Kranken und Schwachen oder solche, die nicht vermisst werden zur Beute nehmen, um nicht weiter aufzufallen. Doch Neff und Wilson sind jetzt in ihren Fokus geraten, da sie Bescheid wissen und jeder Zeuge muss getötet werden. Also wird die Jagd nach den Menschen intensiviert.

Viele werden sicher noch den genialen Film "Wolfen" mit Albert Finney und Gregory Hines in wohlwollender Erinnerung haben, der sich äußerst positiv von den altbekannten Werwolf-Filmen (ja, die Werbung versprach eigentlich einen solchen) abgehoben hat. Meines Erachtens ein sehr guter Film, der sich - wie jetzt erst vom Schreiberling festgestellt - doch erheblich von dem Buch unterscheidet. Um es vorwegzunehmen: Hier hat man einen der seltenen Fälle, in denen die Veränderungen von Buch zu Film nicht zu Qualitätsverlust führten, sondern man hat zwei klasse Werke vor sich, die beide mit unterschiedlicher Story blendend unterhalten und wenn man den Remakewahn jetzt mal auf "Wolfen" ausdehnen würde, sollte man sich bei einer Verfilmung mal näher ans Buch halten, der Film würde sicher auch gelingen, falls man sich vom gewohnten und lästigen CGI-Einsatz etwas entfernt, 3D, Wackelkamera und Schnittgewitter weglässt. Das Buch spielt in einer Zeit als ein Computer im Wohnzimmer noch etwas Außergewöhnliches war, man keine Handys zur Verfügung hatte und DNS-Spuren auch nicht genutzt werden konnten. Strieber hat zwei Hauptcharaktere kreiert, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten und ein galliger, grimmiger Humor beherrscht die Szenerie und lockert so manche Szene auf. Doch auch ernste Themen wie Korruption, Vertuschung und unerwiderte Liebe stehen auf dem Programm. Das Besondere aber sind die Kreaturen, denen Strieber Gefühle und sogar eine gewisse soziale Komponente und Verantwortungsgefühl ins Klassenbuch geschrieben hat. Seine Erklärungen zu Werwölfen oder gar Vampiren weichen weit vom landläufigen Klischeedenken ab und machen das Buch wirklich zu einer besonderen Lektüre, die zudem spannend unterhält und extrem flüssig zu lesen ist. Schnörkellos und originell sowie clever und über jeden Tadel erhaben. Leider hat Strieber mit späteren Büchern nicht mal annähernd an "Wolfen" herankommen können. Zusätzlich bekommt man von Festa aber noch die weltweite Erstveröffentlichung eines Drehbuchentwurfs für eine 25 Jahre später geplante TV-Serie geboten. Es sind mehr Notizen in knapper Fassung und kein eigenständiger Roman und leider so klischeebeladen, dass man sie von anderen TV-Serien kaum unterscheiden könnte. Eigentlich nur gut, dass die Serie dann auch nie über die Idee hinauskam. Hätte "Wolfen" sicher nur geschadet. 350 Seiten.

Jerry Garcia

20 August 2012, 21:45:35 #233 Letzte Bearbeitung: 21 August 2012, 21:35:02 von Jerry Garcia


Edward Lee. Nachdem Justin Collier das Hotel betreten hat, bemerkt er, wie ungeheuer scharf er heute ist. Er kann an nichts anderes mehr denken als an Sex. Aber er irrst sich - nicht er ist so geil, es ist das Haus. Und als es nacht wird, hallt durch die leeren Räume ein gieriges Flüstern, und Mädchen, die schon vor langer, langer Zeit gestorben sind, kichern unheilvoll.

Justin Collier ist ein bekannter TV-Mann, den die Recherche für seine Show um besondere Biere in dem Sender Food Network in die kleine Stadt Gast in Tennessee führt. Dort möchte er im Eigenversuch eines der Biere, das sein Interesse als Trinkgourmet geweckt hat, ausgiebig testen, um es dann nicht unbedingt in seine Sendung aufzunehmen, sondern auch in sein neuestes Buch integrieren. Ja, er verdient mit seinem Interesse an Bier zweigleisig und das sogar noch recht gut, was seine gierige Frau zu Hause auch dazu treibt, die Scheidung einzureichen - fällt ja genug für sie ab. Der Empfang in Gast und der Pension Branch Landing Inn ist herzlich, auch wenn die Inhaberin sowie Tochter und Sohn auf den ersten Blick nicht gerade das Schönheitsempfinden des Autors Collier reizen. Trotzdem verwundert es ihn, dass er beim Anblick der sechzigjährigen Mutter und sogar der stummen und bestenfalls erträglich aussehenden Tochter um die 30 sofort wuschig wird, was ihm seit über einem halben Jahr weder mit der nervigen Gattin noch sonst einer heißen Braut passiert ist. Er schiebt es der Aufregung zu. Doch schon in der ersten Nacht plagen ohn heftige Albträume um Sex und auch die Vergangenheit des Branch Landing Inn, das einst kurz vor dem amerikanischen Bürgerkrieg - hier der Angriff des Nordens genannt, eine durchaus sehr eigenen und patriotische eingefärbte Sichtweise - der Herrensitz eines brutalen Patriarchen und Eisenbahnbauers mit sexuell extrem aktiver Gattin war, der seine Wut an den Sklaven ausgelassen hat - und dies in brutalster Weise. In den Tagen darauf geht Justin mit Jiff, dem Sohn der Pensionsleiterin einige Male auf Tour und pichelt ordentlich, lern aber Leute kennen, die ihm mehr über den Ort, die Pension, die einst Herrenhaus war und die grausame Vergangenheit kennen - und auch Dominique, auf die er sofort im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar anspriongt, die sich aber als tiefreligiös erweist und nur Gefummel duldet, bleiben ihm nur Träume und Fantasien. Oder das Angebot von Jiff, der sich als schwuler Stricher herausstellt, aber glücklicherweise nicht aufdringlich ist, sondern ihn sogar mit einem für örtliche Verhältnisse Historiker zusammenbringt. Der klärt Collier noch weiter auf, wie es hier vorm Bürgerkrieg zuging und was für ein übler Kerl Gast war und dass seine Frau an all dem Unglück nicht unschuldig ist. So langsam dämmert es Justin, dass es an der Zeit wäre, das Branch Landing zu verlassen, aber so einfach ist das nicht.

Anhand der Warnungen auf dem Klappentext und der bisher von Festa gelesenen Büchern war meine Erwartungshaltung an Edward Lee. In diesem Fall bin ich wohl mit meinen Vorstellungen übers Ziel hinausgeschossen, wie der Protagonist im Buch. Da war nicht viel, das mich ernsthaft in Begeisterung versetzen konnte. Der Handlungsstrang in der Zeit kurz vor dem amerikanischen Bürgerkrieg (Hier im amerikanischen Süd-Hinterland gerne noch als "Der Angriff des Nordens" bezeichnet) zeigt einen brutalen Plantagenbesitzer, der von Ehrgeiz zerfressen einen Eisenbahnlinie errichten will. Natürlich mit Sklavenarbeit. Und hier setzen zwar gewisse Brutalitäten ein und auch diverse sexuelle Übergriffe der Herrin, die alle so enden, wie man es schon aus TV-Serien a la "Roots" kennt. Möglicherweise hier und da noch eine etwas härtere Spitze drauf gesetzt, aber im Grunde alles schon mal gelesen oder gesehen, wenn man sich zuvor mal selbst oberflächlich mit der Thematik befasst hat. Selbst "Fackeln im Sturm" konnte da schon Hinweise liefern. Nix Neues also. Und der Part in der Gegenwart plätschert eher vor sich hin. Es wird viel erzählt, die Geschichten der jeweiligen Personen aufgearbeitet, Collier versucht, seinen Sexualdrang zu kontrollieren. Doch das Endprodukt ist weder sonderlich hart noch irgendwie überraschend und bleibt leider eher fade und blass und der Schluss ist ja fast so knuffig wie bei ner RomCom. Nö, das war es nicht, was ich mir von Lee erwartet hatte und ich werde mir erst einmal überlegen, ob ich micht mit weiterer Lektüre von ihm eindecke. Autoren wie Bryan Smith, Brett McBean oder Tim Curran sind ihm und Längen voraus. Das hier war jedenfalls nur Mittelmaß, schade. Man könnte natürlich noch eine gewisse soziale Komponente hineinlesen bezüglich des Rassissmus, der religiösen Hörigkeit und Hingabe bis zur Selbstaufgabe, den Fremdenhass, doch das ist es eigentlich nicht, was ich von einem Horroroman möchte - und hey, die Akzeptanz der gleichgeschlechtlichen Orientierung wäre in einem solchen Ambiente sicher auch nicht so weit gegangen.   400 Seiten.

Jerry Garcia

20 August 2012, 21:46:44 #234 Letzte Bearbeitung: 21 August 2012, 21:35:31 von Jerry Garcia


Z. A. Recht. Unsere Welt in naher Zukunft (kurz: Das Buch wurde 2006 verfasst, also ist die nahe Zukunft in dem Fall Ende 2006, Anfang 2007). Als das sogenannte Morgenstern-Virus ausbricht, sind Mediziner und Journalisten zunächst geschockt über die heftigen Auswirkungen: Die Opfer fallen in ein Fieberdelirium mit heftigen Gewaltausbrüchen - nur um als lebende Tote zurückzukehren. Als schließlich eine großangelegte Militäroperation fehlschlägt, breitet sich das Virus in einer Pandemiewelle über den Globus aus. Ab sofort gilt nur noch ein Gesetz: Leben oder gefressen werden  -  töten oder getötet werden. In dieser brutalen neuen Welt versucht ein kleine Einheit von überlebenden US-Soldaten unt der Führung von General Sherman, sich aus dem Nahen Osten nach Hause durchzuschlagen, während in den Staaten ein Colonel dem finsteren Ursprung des Virus auf die Spur kommt.

Afrika wird nach einem ersten Ausbruch in Mombasa völlig von Untoten überrannt. Armeeeinheiten verschiedener Nationen wie USA, Großbritannien oder Deutschland versuchen, den Kontinent völlig abzuriegeln, um eine Ausbreitung zu verhindern, während man in den Nachrichtensendern auf allen Erdteilen auf Geheiß der jeweiligen Regierungen der Bevölkerung mal wieder Kappes erzählt und das wahre Ausmaß der Katastrophe zu vertuschen sucht - mit allen Mitteln, wie einige Personen später noch erfahren müssen. Entführung, Folter oder Mord gehören da zum neuen Regierungsprogramm. Jaja, so sind sie unsere gewählten Volksverräter, wenn sie mal an der Macht sind. US-General Francis Sherman ist mittendrin in der afrikanischen Kampfzone, um mit seinen Truppen ein Überschreiten des Virus Richtung Mittlerer Osten zu verhindern. Der Suez-Kanal wird abgeriegelt und schwimmen können oder wollen die Infizierten anscheinend nicht. In Amerika versucht man verzweifelt am USAMRIID (Forschungseinrichtung der Armee für infektiöse Krankheiten - was hier so sehr nach Segen für die Menschheit klingt, dient aber auch der Erfindung neuer biologischer Waffen oder der Erhaltung schon vorhandener Waffen oder ausgemerzt geglaubter tödlicher Krankheiten wie der Pest) ein Gegenmittel zu finden. Die Probleme dabei führen Colonel Anna Dimilio nach Washington, wo sie prompt in den dortigen Intrigenstadl gerät. In der Zwischenzeit fällt die Befestigung zum Mittleren Osten, der Suezkanal ist so voller infizierter Leichen, dass die Nichtschwimmer einfach drübermarschieren und die Verteidigungsbastion überrennen können. Die wenigen Überlebenden der Truppen ziehen sich zurück, nehmen unterwegs einige Zivilisten auf und versuchen ans Rote Meer zu kommen, um auf den Zerstörer Ramage das Land zu verlassen und überlassen es Israel und ihren alten Feinden ihr Land nun gemeinsam (!) gegen den toten Feind zu verteidigen. Eingeschifft ist man schnell (ich meine hier an Bord gegangen, sonst nichts), dabei leidet aber die Sorgfalt bei der Überprüfung, ob Infizierte unter den Leuten sind. Prompt gibt es an Bord einen Ausbruch, den man nur mit Mühe eindämmen kann, um endlich Richtung Heimat zu tuckern, aus der es aber auch keine wirklich guten Nachrichten gibt. Sie schaffen es an die Westküste und dort trennen sich ihre Wege. Die reguläre Schiffsbesatzung will an Bord ihrer schwimmenden Zuflucht das Problem aussitzen, während Sherman mit seinen Leuten und einigen Zivilisten versuchen möchte, den wenig besiedelten Mittelwesten zu erreichen und außerdem in Omaha Colonel Demilio zu treffen, um dort ein Gegenmittel zu finden. Doch der Weg ist lang und schwierig und schon bald geraten sie in der 900-Seelen-Gemeinde Hyattsburg in einen Hinterhalt der Zombies. Sind diese aus Sprintern und Watschlern bestehenden Gruppen etwas schlauer geworden? Wieder kann man sich unter schweren Verlusten freikämpfen, sogar ein Waffendepot plündern, aber man hat noch viele Meilen vor sich. Auf einer Hügelkuppe außerhalb von Washington D.C. beobachten Demilio, Mason und Julia Ortiz wie die Hauptstadt von mit Brandbomben eingeäschert wird (die "Elite" hat sich sicherlich schon verpisst), bevor sie sich von Osten nun auf den Weg nach Westen machen, um dort mit Sherman zusammenzutreffen.

Zombies, Zombies und kein Ende. Z. A. Recht nimmt sich einen Virus, Morgenstern genannt, um die Welt in ein blutiges Chaos zu verwandeln und den Überlebenskampf diverser kleinerer Gruppen zu schildern. Wenn man davon absieht, dass hier viel Armykampfgetümmel vorkommt, ist es also keine große Neuerung auf dem heftig umkämpften Markt der Zombielektüre. Dafür garantieren die Soldaten aber kräftige Action, wenn es darum geht, Stellungen zu halten, Brücken zu sprengen oder die wilden Horden mit Kampfhubschraubern niederzumähen. Die Charaktere aber sind so klischeehaft wie auch aus anderen Büchern gewohnt (also auch hier nichts Neues). Da sind dann der knurrige, verlässliche Sergeant, der toughe General, ne tapfere und vor allem hübsche Krankenschwester, der sprücheklopfende Private First Class und ne geläuterte Pressetante. Für umfangreiche Hintergründe der Figuren nimmt sich der Autor wenig Zeit, hetzt sie eher von einer Gefahrensituation in die nächste. Dass es dabei ständig irgendwo scheppert, versteht sich von selbst, aber der geneigte Horrorfan sollte keine übergroßen Härten oder irgendwelche Ausweidungen und sonstige Schlachtplatten erwarten. Recht setzt mehr auf die Actionelemente, aber irgendwie krankt das Buch meiner Meinung nach dennoch daran, dass sein Stil etwas flotter sein könnte. Oft wirkt "Die Jahre der Toten" wie der Kampf um ein besetztes Land. Statt "Die Rote Flut" ist es eben die Tote Flut. Langweilig wird es also nicht. Im Endeffekt eine lockere Urlaubs- / Freizeitlektüre mit hohem Patriotismus- und Heldenmutanteil. Solide Daueraction, ohne großen Anspruch oder Innovation, die man in Filmsprache umgemünzt dem gehobenen B-Sektor zuordnen würde. Gute Unterhaltung also, bei der das Ende irgendwie n die Kolonialisierung Amerikas erinnert als Auf nach Westen noch der Schlachtruf war. Die Story, die in die geliche Kerbe schlägt wie die "Tagebuch der Apokalypse-Reihe" von J. L. Bourne soll mit "Aufstieg der Toten" fortgesetzt werden, doch wie verlässlich solche Vorankündigungen sind, hat der Verlag ja bereits bei Jonathan Maberrys "Patient Null" zur Genüge vorgeführt. Also abwarten und hoffen. 445 Seiten.

Jerry Garcia

20 August 2012, 21:48:16 #235 Letzte Bearbeitung: 21 August 2012, 21:35:57 von Jerry Garcia


Robert Kirkman, Jay Bonansinga. Die Apokalypse ist hereingebrochen: Eine weltweite Plage lässt die Toten wiederauferstehen und Jagd auf Menschenfleisch machen. Die meisten Überlebenden fliehen in Angst und Schrecken und nur wenige wagen es, sich der Flut der Untoten Bestien entgegenzustellen. Zu ihnen gehört Philip Blake mit seiner kleinen Schar, zu der seine Tochter Penny, sein Bruder Brian sowie seine Freunde Bobby und Nick zählen. Auf ihrem Weg nach Atlanta müssen sie sich den Herausforderungen des tagtäglichen Kampfes ums Überleben stellen. Mit diesem Höllentrip beginnt die Story des Mannes, den sie später nur noch den Gouvernor nennen werden - eines unmenschlichen Despoten, der mit harter Hand über eine kleine Siedlung von Überlebenden regiert.

Philip, der vor vier Jahren bei einem Unfall seine Frau verlor und dies immer noch nicht verwunden hat, säubert mit seinen Begleitern, von denen sich speziell sein Bruder Brian eher als Kindermädchen  für Philips Tochter Penny denn als Kämpfer eignet, ein Haus in einer jener ehemals bewachten Wohnsiedlungen der Reichen, um es für eine Pause auf dem Weg nach Atlanta, wo es ein Flüchtlingslager geben soll, zu nutzen. Doch die Ruhe währt nicht lange. Bald versammeln sich die hungrigen Untoten vor den errichteten Barrikaden. Zudem haben sie bei der Räumungsaktion einen kleinen Zombiebengel übersehen, der prompt Bobby erwischt. Nachdem sie den lebenden Toten zerhackt und Bobby mit der Nagelpistole erlöst haben, packen sie ihr weniges Zeug zusammen und machen sch in einem SUV auf die letzten 30 Kilometer nach Atlanta. Doch schon nach einem Drittel der Strecke ist die Straße blockiert. Die Karre bleibt bei einem Ausweichversuch stecken und sie müssen wieder zu Fuß ihr Glück versuchen. Sie finden einen neuen liegengelassenen Wagen, fahren bis sie zwei Platten haben, müssen sich vor einer großen Horde Zombies in eine Autowerkstatt flüchten und requirieren dort einen schweren Chevy SUV, mit dem sie durch die Zombiemassen Richtung Innenstadt pflügen, bis auch dieser schlapp macht. Sie schaffen es gerade noch in ein Haus, in dem sich noch drei Überlebende aufhalten. Man richtet sich ein, harrt aus und ernährt sich aus den Geschäften in der näheren Umgebung. Doch Unstimmigkeiten in der Gruppe machen ein Weiterziehen unvermeidlich. Die Vier fliehen aus Atlanta und finden in einer ländlichen Gegend in einem leerstehenden alten Herrenhaus Unterschlupf. Doch von dort werden sie von einer marodierenden Bande vertrieben. Also wieder weiterziehen. Bis zu einer Siedlung, in der es anscheinend zwei Fraktionen gibt und wo sich Brian entscheiden muss, ob er sich dem Kampf stellt.

"The walking dead" steigt ähnlich wie die TV-Serie sofort ins Geschehen ein - und damit sind die Ähnlichkeiten auch schon vorbei, wenn man von Verwesern absieht. Kurz werden die Figuren vorgestellt, dann beginnt die Flucht vor den Untoten, in eine vermeintlich sichere Gegend. Neu ist da gar nichts, sonderlich hart ist es bis auf die Matschfahrt in Atlanta auch nicht und wenn ich schon Z.A.Recht mit seinen "Die Jahre der Toten" unterstellt habe, nichts wirklich Neues dem Genre hinzuzufügen, dann gilt das auch für dieses Buch (Ich würde sogar Recht dem hier vorziehen). Der Mittelteil in Atlanta und dem Unterschlupf erinnert gar sehr an Romeros Kaufhaussequenz. Einige Actioneinlagen, Bissattacken, eingeschlagene Köpfe, sich durchaus verändernde, entwickelnde Charaktere und ein sehr simpler, schlichter, teilweise gar altbackener (vielleicht auch der Übersetzung geschuldet) Stil lassen die Story leicht lesbar an einem vorbeiziehen. Nicht Bemerkenswertes, nichts wirklich Erinnerungswürdiges. Sieht eher danach aus, als würde man hier nur die Franchisekuh weiter melken. Der Co-Autor wurde auf dem Cover mal wieder vom Verlag unterschlagen und wird erst auf Seite zwei abgedruckt und was der Mensch, der die Zusammenfassung verzapft hat, sich dabei -  falls überhaupt - gedacht hat, bleibt auch offen. Der Governor hat nämlich bestenfalls einen Cameo-Auftritt, die Siedlung wird erst kurz vor Schluss der Geschichte erreicht. Für Fans womöglich geeignet, für einen Happen zwischendurch ebenfalls, aber mit Sicherheit kein großer Wurf, der es zur Pflichtlektüre machen würde. Naja. Trotzdem sollen weitere Bücher folgen. 440 Seiten.

Jerry Garcia



Tim Curran. Atomarer Regen... Mutationen... tödliche Pandemien... Städte voller Leichen.... Die Menschheit steht vor ihrem Ende. Rick Nash ist einer der letzten Überlebenden. Aber dafür muss er einen unglaublichen Preis zahlen: ein Bündnis mit dem gefräßigen Bösen, das im radioaktiven Feuer Gestalt angenommen hat. Damit zu leben, bedeutet für Rick den lebendigen Tod. Es zu bekämpfen, die Hölle auf Erden.

Die Bomben sind gefallen, herabgeregnet. Und wer das und den folgenden nuklearen Winter (dem Gegenmittel zur globalen Erwärmung) überlebt hat, muss sich nun mit der Strahlenkrankheit, Seuchen, Banden, Militätr, Staat und sonstigen Mördern herumschlagen. So auch Rick Nash, der in seiner Heimatstadt am Bett seiner an Cholera dahinsiechenden Frau ausharrt. Als diese stirbt, hätte er die Stadt eigentlich verlassen sollen, in der sich Armee und Milizen bekämpfen und außer Leichen alles knapp wird. Doch er bleibt und versorgt sich aus den umliegenden Häusern und Geschäften mit dem Nötigsten. Was er nicht erwartet hat, waren schrecklich mutierte Kinder, die äußerlich anscheinend normal wirken, aber höchst radioaktiv und mit enormen Beißern ausgerüstet sind. Und damit nicht genug: in den Leichenbergen stellt er Bewegungen fest und muss mitansehen, wie sich riesige Würmer an den Toten gütlich tun und als er diese Viecher auch noch beim Vermehrungsakt beobachten muss, gehen ihm die Nerven durch. Dabei hat er noch gar nicht das volle Grauen dieser neuen Zeitrechnung erfassen können. Trotzdem ist er schon bereit, Selbstmord zu begehen, um dieser Zukunft zu entrinnen. Doch eine Stimme in seinem Schädel, das Schattengebilde, wie er es nennt, hält ihn davon ab und führt ihn Richtung Westen der USA. Auf dem Weg dorthin findet er Freunde, Wegbegleiter und massenweise Mutationen aus der Mensch- und Tierwelt. Jeder Tag ist ein neuer Kampf ums Überleben, dich sein Schattengebilde scheint ihn und auch manche seiner Begleiter zu schützen und vor der einen oder anderen drohenden Gefahr zu warnen. Zudem verlangt das Schattengebilde Opfer, die ihm darzubringen sind, wenn es weiter die Sicherheit der kleinen Gruppe garantieren soll. Rick kann sich keinen Reim auf die Motivation seines geheimnisvollen Beschützers machen, begibt sich aber wie gewünscht auf den Weg, der ihn durch Roten Regen, Leichenwürmer, Kriegsbeil-Clans oder Trogs führt. Immer wieder neue Monster kreuzen ihren Weg. Oft der Verzweiflung nahe, setzen sie ihren Marsch durch das zerstörte Land fort, um am Ende welches Schicksal auch immer entgegenzunehmen.

Tim Curran und seine Apokalypse um Tod und Verderben für die gesamte Menschheit wieder voll im Einsatz und er kommt direkt auf den Punkt. Von Beginn an beschreibt er die Ausmaße des Grauens nach einem solchen Big Bang (der natürlich  nicht von den Amis ausging, sondern von den Bösewichtern im Nahen Osten), die Hoffnungslosigkeit, die Zerstörung recht plastisch. Um die Seuchen, Krankheiten, Widerwärtigkeiten der Menschen unter Ihresgleichen darzustellen, nimmt er kein Blatt vor den Mund und lässt sie durch ein Fleisch-/Blutmatschgemenge waten, hetzt ihnen verschiedenartigste Mutationen auf den Hals, dass es wirkt wie in einem B-Movie - wobei die Legende Roger Corman auch mehrfach erwähnt wird - mit ebensolchen Fehlern, wenn Rick in einer Szene erwähnt, dass ihm nur noch drei Kugeln zur Verfügung stehen und er dann ohne nachzuladen doch viermal ballert. Für Tierhorrorfreunde wäre die manchmal etwas episodenhaft wirkende Hatz von Ost nach West unter dem Einfluss des Schattengebildes eine wahre Freude, hat sich Curran doch mannigfaltige Mutationen wie die WespenMückenSchnake, Riesenratten oder eben die Leichenwürmer einfallen lassen, die neben dem Zerfall der Zivilsation und den sich immer mehr zu den eigentlichen Bestien verwandelnden Überlebenden des Bombardements für wie schon in seinem Buch "Zerfleischt" sehr actionlastige Unterhaltung sorgen. Die eine oder andere Wiederholung (ständig will Rick "...nie vergessen") fällt nicht zu sehr negativ ins Gewicht und wer seine Freude an "Zerfleischt" hatte, wird hier wieder voll bedient und das Ende ist zwar typisch Curran, birgt aber noch eine unerwartete Erklärung. Das war denn auch wieder etwas, das ich vom Festa-Verlag erwarte (erhoffe): eine starke, düstere und kurzweilige Horrormär ohne erwähnenswerte Länge, die manchmal sogar mit etwas Humor (Texas-Slim und sein Kumpel Carl mit ihren Kabbeleien) garniert wurde. 400 Seiten.

Jerry Garcia



Richard Stark. Ein dot.com-Millionär soll um ein paar wertvolle Gemälde erleichtert werden. Der Einbruch in seine verlassene Jagdhütte ist ein Kinderspiel - zumindest auf den ersten Blick.

Parker ist soeben mal dabei, einen widerrechtlihcen, bewaffneten eindringling in seiner Garage zu töten, als seine Berufskollegen anrufen, um ihm einen äußerst lutkrativen und simplen Job anzubieten und eine Jagdhütte (was eben ein mehrfacher Millionär halt so seine Jagdhütte zu nennen gedenkt) auszuräumen, in der neben goldenen Kloschüsseln auch Gemälde von höchstem Wert nur darauf warten, eingesackt zu werden. Also schafft er sich die Leiche vom Hals und trifft sich tags darauf mit Elkins, Wiss und Lloyd. Letzterer ist der Einzige, den er nicht kennt und erweist sich als hibbeliger, nervöser Computer-Fachmann mit krimineller Vorgeschichte, der aber für den Bruch nahe der kanadischen Grenze unbedingt wegen der Sicherheitssyteme vonnöten ist. Neben der neuen Aufgabe will Parker aber auch wissen, wer ihm den Killer auf den Hals gehetzt hat, dessen Name Viktor Charpow auterte, und dessen Identität er vorübergehend sogar als Tarnung nutzte, und er forscht etwas nach, stellt dabei fest, dass der Tote ein aus Moskau stammender, freischaffender Killer war, der von einer Privatperson angeheuert worden sein muss. Da dessen Auftraggeber vermutlich nicht sofort mit einer Vollzugsmeldung rechnet, legt Parker die Nachforschungen vorübergehend auf Eis und kümmert sich um den Job. Der bringt auch seine Probleme mit sich, denn trotz aller Planung ist man nicht gegen die Mätzchen eines Computerfreaks geschützt, der Dateien mit den Namen aller Beteiligten angelegt hat und die wurden von einem Hacker geknackt. Es stand zwar nichts über ihren Coup in den Dossiers, aber es tut sich nun eine Verbindung zu dem Anschlag auf Parker auf und woher der Mann seine Adresse wissen konnte.  Jetzt muss sich Parker doch forciert um diese lästige Angelegenheit kümmern. Gesagt, getan. Und dann auch noch den Risikofaktor Larry im Auge behalten. Was so schön mit dem Anruf begann, wächst sich langsam zur Katastrophe aus, als der Millinär auch noch ins Fadenkreuz der Bundesbehörden gerät und Bullen verschiedener Behörden auftauchen.

Cool und überlegt wie gewohnt lässt Stark/Westlake seinen Helden Parker schon direkt mit dem originellen und trockenen Beginn handeln. Wenn beim Killen das Telefon klingelt, muss man sich eben sputen. Und so geht es dann weiter. Kein Wort zuviel, keine Handscchlag mehr als unbedingt nötig. Parker bleibt immer ruhig, besonnen, effektiv und während eines Jobs berechnend und emotionslos. Schwierigkeiten, auch solche in Form menschlicher Hindernisse, werden umstandslos beseitigt. Wortkarg, sarkastisch und mit hin und wieder aufblitzendem, knochentrockenem Humor liefert Richard Stark auch hier wieder einen Hardboiled-Krimi allererster Güte ab, der auch kleinere Unabwägbarkeiten mit beigefügter Leiche für den Leser bereithält. Wer sich schon für die bisher erschienen Romane um den Gangster ohne Vornamen, der am liebsten dort zuschlägt, wo das Geld massiert gehortet wird - also in Banken -, statt in Wohnzimmern reicher Wichtigtuer, begeistern konnte, wird auch hier wieder mit einer spannenden, rund 285 Seiten kurzen Lektüre bestens unterhalten. 285 Seiten.

Jerry Garcia

30 August 2012, 20:26:55 #238 Letzte Bearbeitung: 30 August 2012, 20:36:51 von Jerry Garcia


Edward Lee. Nachdem sein Großvater gestorben ist, sitzt Bighead ganz allein in der Hütte irgendwo im tiefen Wald Virginias. Als das letzte Fleisch verzehrt ist, treibt ihn der Hunger hinaus in "die Welt da draußen", von der er bisher nur von seinem Opa gehört hat.

Nach dem Tod seines Großvaters macht sich Bighead auf, um aus den tiefen Wäldern von Virginia Richtung besiedeltes Gebiet zu gelangen, um sich dort seine Dosis Hirnfutter (Im wahrsten Sinne des Wortes und sein Lieblingsmahl) und so viele Pussys wie möglich zu krallen. Charity und Jerrica, die eine sexuell frustriert, die andere ständig notgeil, hingegen kommen aus der Stadt in die ländliche Gegend. Jerrica um einen Bericht für die Washington Post über das Leben in der Welt außerhalb der Citys zu schreiben und Charity um ihre Tante zu besuchen, die ein Gasthaus führt, in das auch der Prediger Tom Alexander eincheckt. Er soll in der Gegend eine alte Abtei restaurieren und wiedereröffnen. In den Wäldern sind zudem Balls und Dicky unterwegs, die als Moonshiner das Produkt ihres Auftraggebers auf Nebenstrecken in rasantem Tempo an den Bullen vorbei (Frag nach bei Robert Mitchum oder Burt Reynolds) zu dessen Kunden liefern sollen. Ihre freudigste Nebenbeschäftigung haben die beiden Spacken aber in Mord und Vergewaltigung gefunden, wobei ihnen egal ist, ob die Opfer noch leben oder schon hinüber sind. Und sie ficken jedes Loch - wirklich jedes!! In einer Kneipe vor Ort reffen die beiden Shineys dann auf Alexander (Der Priester hat so seine kleinen Laster) und Jerrica, wie gewohnt schon ganz nass im Schritt,. Als sie dann Jerrica übelst anmachen, erhalten sie vom Prediger einer fette Abreibung. Gedemütigt folgen sie dann den beiden, um herauszufinden, wo sie wohnen und planen ihre bittere Rache. Und wie die Polizei feststellt führt die Leichenspur von Bighead in fast gerader Linie ebenfalls Richtung Gasthaus. Alexander plagen Albträume in denen er Steven Tyler sieht, der den Aerosmith-Song "Dream On" schmettert und er - Alexander, nicht Tyler (Der hätte vielleicht seine Freude dran) - von Nonnen vergewaltigt wird. Und die Abtei, die der Priester zu restaurieren hat, wird dann für alle Beteiligten zum Schicksal, wenn ihre Wege dort zusammentreffen. Nicht jeder kommt aus dem Treffen unbeschadet wieder raus und einige Wahrheiten ungewöhnliche kommen ans Licht.

Edward Lees Sprache, die er zumindest den Hinterwäldlern in den Mund legt, ist recht gewöhnungsbedürftig. Das Wort "Psücherpat" konnte ich erst nach dem wiederholten Lesen des Satzes wirklich zuordnen - und von diesen Konstrukten gibt es einige. Ansonsten stellt er auf den ersten Seiten die Hauptcharktere schon vor und begibt sich dann sofort in sein Gemetzel mit ausufernd sexueller Komponente. In der idyllischen Landschaft mit hoher Arbeitslosigkeit geben sich die übelsten Psychos die Klinke in die Hand. Was folgt ist pervers, brutal, krank, grausam, primitiv, (extrem?) abartig und ultrahart. Extrem-Horror, in dem Kannibalismus und Nekrophilie nur die Eckpfeiler einer überbordenden Gewaltorgie sind, die es wirklich in sich hat. Da fehlen einem manchmal wirklich die passenden Worte, um diesen Schrecken auch nur ansatzweise beschreiben zu können ob dessen außerordentlicher Widerwärtigkeit. Gerade glaubt man, schlimmer geht es nicht mehr, da setzt Edward Lee noch einen drauf. Verstümmelungen, Scheiße fressen, Pisse saufen und Ausweidungen gehören genauso fest zum Programm wie die blutrünstigen Vergewaltigungen von Mann oder Frau, lebend oder tot. Das Ganze mixt sich zu einer unappetitlichen und grenzüberschreitenden Masse, wie man sie bisher kaum zu lesen bekommen hat. War ich nach "Haus der bösen Lust" noch skeptisch, was Edward Lee angeht, ist "Bighead" so ekelerregend, dass er schon einen immensen Unterschied zum  Vorgänger darstellt. Vielleicht sollte der Verlag noch eine weitere Warnung aussprechen: "Für eventuelle Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Angstzustände nach der Lektüre übernimmt der Verlag keine Haftung". Ganz nebenbei wird auch noch etwas Sozialkritik an Kirche, Staat, Gesellschaft und Ausbeuterkonzernen eingeflochten, die aber in der Blut- und Sexorgie fast untergeht. "Bighead" ist echt derbe Kost und der vielgepriesene Richard Laymon wirkt daneben wie ein Kinderbuchautor. Das Buch ist wie das Training der Seals. Man muss jede Steigerung der Torturen durchstehen oder aufgeben. Die Herausforderungen in Form von ausufernder Gewalt und provozierend-eklig-brutalem Sex erhöhen sich von Kapitel zu Kapitel. Zum Ende setzt der Autor noch einen drauf, aber irgendwie passt das nicht mehr so recht zum vorherigen Geschehen. Andererseits ist es schön durchgeknallt. Für die Freunde schonungsloser Horror- oder Psychokracher in exzessivster Form hat Frank Festa hier wieder einen absoluten, aber auch grenzwertigen Leckerbissen aufgetan. Wer es bretthart und düster mag - einfach zugreifen. Und falls man irgendwann mal den Löffel abgibt und man das Buch in der Erbmasse vorfindet, wird man sicher nicht nur für einen kleinen Perversen gehalten. 350 extreme und abgefahrene Seiten.

Jerry Garcia



Justin Cronin. Das Mädchen Amy ist gerade einmal sechs Jahre alt, als es von zwei FBI-Agenten entführt und auf ein geheimes medizinisches Versuchsgelände verschleppt wird. Man hat lange nach Amy gesucht: der optimalen Versuchsperson für ein mysteriöses Experiment, das nichts Geringeres zum Ziel hatr, als Menschen unsterblich zu machen. Doch dann geht irgendetwas schief - völlig schief. Von einem Tag auf den anderen rast die Welt dem Untergang entgegen. Und nur eine kann die Menschheit vielleicht noch retten: Amy Harper Bellafonte.

Amys Mutter Jeanette war selbst erst 19 als sie von einem Durchreisenden geschwängert wurde. Obwohl sie sich alle Mühe gab, das Kind großzuziehen, konnte sie es nicht mit dem Job vereinbaren und als auch der Typ Marke verantwortungsloser Vater wieder auftaucht, bessert sich nichts. Die traurige Gestalt hängt nur rum und lässt sich aushalten, bis ihr der Geduldsfaden reißt und sie ihn rausschmeißt. Leider ändert das nichts an ihrer Misere und so entschließt sie sich schweren Herzens Amy bei den Nonnen zu lassen und selbst zu verschwinden. In der Zwischenzeit werden nach einer verlustreich beendeten Expedition in den Urwald in einem geheimen Forschungslabor in Colorado Experimente an ehemaligen Insassen (insgesamt 12) vom jeweiligen Todestrakt unterschiedlicher Gefängnisse durchgeführt, die das Leben der Menschen verlängern sollen. Natürlich nicht unbedingt zum Nutzen der Menschheit. Nein, die Armee braucht unzerstörbare Soldaten. Zugeführt werden die Gefangenen dem Professor in der abgeschiedenen Bergwelt von zwei FBI-Leuten - Doyle und Wolgast. Und als die Späher der Regierung durch einen Zwischenfall im Zoo auf Amy aufmerksam werden, schickt man die beiden Agenten los. Man bringt Amy ins Labor und entledigt sich neben bei aller Zeugen der Aktion. Womit keiner gerechnet hat, ist, dass sich die Versuchspersonen verwandeln und verselbstständigen. sie engtwickeln sich zu übermenschlichen, vampirähnlichen Wesen, mal als Virals, mal als Smokes bezeichnet, die aus ihren Zellen entkommen und das gesamte Areal niedermachen. Wolgast kann nur Amy retten und versteckt sich mit ihr in den Bergen, während die Welt um sie herum von der neuen Rasse der Virals nahezu vernichtet wird. Als Wolgast stirbt, verliert sich vorerst auch Amys Spur. Zeitsprung in das Jahr 92 nach der Katastrophe. Wenige Menschen haben in sogenannten Kolonien überlebt und schützen sich des nachts mit Flutlichtstrahlern vor dem lichtscheuen Gesindel der Virals. Doch ewig währt die Stromversorgung in dem zerstörten Land nicht, man muss sich arrangieren und zusammenstehen. Eines Tages steht Amy vor den Toren und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Eine Gruppe folgt ihren Visionen und kämpft sich durch bis nach Colorado, wo das Unheil begann, um dort den ersten des dreckigen (Viral-)Dutzends zu erledigen.

Unser treuer Leser SNEAK hatte mich ja schon einmal beim Erscheinen des Werkes darauf aufmerksam gemacht, aber ich bin irgendwie nicht richtig damit warm geworden und habe bis vor Kurzem gezögert, mir die Lektüre zu gönnen. Gut, dass ich mich umentschieden habe, denn trotz einer Länge von 1020 eng und klein bedruckter Seiten (also keine Seitenschinderei zum Aufblähen des Buches und des Preises) kann "Der Übergang" zumeist gut unterhalten. Das erste Drittel lässt einen nach der Vorstellung der Figuren, die bei einem solchen Mammutwerk etwas ausführlicher ausfällt, aus reinem Interesse an der Story dran bleiben, was auch dem flüssigen Schreibstil zu verdanken ist. Spannung ist ebenso vorhanden, wie gewisse Actioneinsprenkelungen. Leider lässt das Tempo mit dem zweiten Drittel und der Einführung der Kolonie und ihrer Bewohner dann für einige Zeit nach, wenn die üblichen Sperenzchen einer solchen Gruppe überhand nehmen. Die Beziehungskisten, Eifersüchteleien, Hierarchieprobleme und Egoismen hätte man meines Erachtens etwas kürzen können. Erst mit dem Verlassen der Kolonie durch die kleine Gruppe um Amy und Peter kommt wieder mehr Fahrt in die Geschichte. Auffällig aber auch, dass man viele Szenarien schon aus diversen Büchern (The Stand, Stephen King) oder Filmen kennt, ob nun Endzeit, Postapokalypse, Vampire oder Fantasy/Horror und dass der Autor es nicht auf vordergründige Schlachtszenen angelegt hat, um sein Werk aufzupeppen (Wenn ich blutrünstige Lektüre suche, weiß ich, dass ich da nur zu Festa gehen muss). Es ist auch kein hastig hingeworfenes Stück Billigprosa oder so enttäuschend wie die Trilogie (okay, ich hab erst zwei gelesen) von Guillermo del Toro und Chuck Hogan. Trotz mancher Schwächen (mal ausschweifend, mal kurz und abgehackt, Cronin sollte sich auf eine Variante festlegen), dem zu langen Mittelteil und den "verschwundenen" 92 Jahren ist dem Autor ein spannendes, fesselndes Werk gelungen, das Neugierde auf die Fortsetzung (Januar 2013, "Die Zwölf", 850 Seiten, gebunden) geweckt hat. Eine Verfilmung ist bereits in Planung. Da ich gänzlich ohne Erwartungen an das Buch heranging, konnte es mich wirklich positiv überraschen, auch wenn es nichts grundlegend Neues zu bieten hatte.  1020 Seiten   

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