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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



Trevor Shane. Maria ist eine junge Frau, aber schon jetzt liegt ihr Leben in Trümmern. Ihre große Liebe Joe wurde erschossen, und ihr nicht einmal einjähriger Sohn Christopher fiel einer grausamen Entführung zum Opfer. Sie ist verzweifelt, denn nicht einmal die Polizei scheint ihr helfen zu wollen: angeblich kam Joe durch einen Unfall ums Leben, und ihr Sohn hat nie existiert. Erst als sie Joes Tagebuch entdeckt, bekommt sie eine Ahnung davon, in welche Falle sie geraten ist. Und Maria wird schnell klar: Wenn sie ihren Sohn wiedersehen will, dann wird sie sich in einen erbitterten Kampf gegen übermächtige Feinde begeben müssen. Aber Maria ist bereit, alles zu tun, um Christopher wieder in ihre Arme schließen zu können, und wenn sie dafür töten muss. 

Unbemerkt von der Öffentichkeit tobt eine gewalttätiger Krieg zwischen zwei Parteien, die man nur als die Einen und die Anderen kennt. Es gibt feste Regeln. Zu denen gehört, dass keine Unschuldigen und Unbeteiligten in die Sache hineingezogen werden und auch nichts über die Aktivitäten der beiden Gruppierungen wissen dürfen. Ehe und Kinder sind verboten, unter 18-jährige sind tabu, Aussteigen selbstverständlich auch. Doch Joe hält sich nicht daran und heiratet die junge Maria, die mit siebzehn Jahren ihren Sohn Christopher zur Welt bringt. Die Strafe folgt prompt: Joe wird getötet, den kleinen Christopher nehmen sie mit. Doch Maria gibt nicht klein bei. Sie meldet den Vorfall den Behörden, doch die unternehmen nada, niente, rien, nichts. Im Gegenteil: Von den Polizisten vor Ort bekommt sie noch den Rat, sich nicht weiter um die Angelegenheit zu kümmern. Die beiden verfeindeten Parteien haben ihre Leute überall. Doch aufgeben will Maria nicht. Sie reist nach St. Martin, wo sie Michael weiß. Der ist auf eigenes Risiko ausgestiegen und wird nun von den Schergen der eigenen Truppe gejagt. Die andere würde ihn eh umlegen. Sie findet ihn und kann sich gemeinsam mit ihm gerade noch zwei Killern erwehren. Er willigt unter Bedingungen ein: Sie soll auf seine Ratschläge und Befehle hören und mit ihren nun achtzehn Jahren trainieren, um ihre Gegner auch ohne Waffen töten zu können. Michael hat den Plan, sich bei der Truppe, von der er desertiert ist, wieder zurückzumelden und alle Tests, die seine Loyalität beweisen sollen, wieder über sich ergehen zu lassen, um Informationen zu sammeln, wo Christopher versteckt sein könnte. So können die beiden Verbündeten eine Spur zu Christopher finden. Man hat ihn bei einem Paar der anderen Seite abgeliefert. Die ultimative Strafe. In den Organisationen der beiden Feindeslager gibt es die Kämpfer und die Verzehnten, die vom Lohn ihrer Arbeit einen Prozentsatz an die Organisation abdrücken müssen und dafür nicht zur Kampftruppe gehören. Bei so einer Familie ist Marias Sohn untergebracht. Bei einem Einbruch ins Logistikzentrum, bei dem es etliche Tote gibt, erfährt Maria die Adresse und holt ihren Sohn zurück. Doch sie muss erkennen, dass er bei ihr nicht sicher ist. Bis dies der Fall ist, lässt sie den Jungen bei einem befreundeten Pärchen.

Wie schon in Buch eins "Paranoia - Der Hinterhalt" lässt Trevor Shane den Leser über die Ziele, Gründe und Motive der beiden Killertruppen im Unklaren. Beide halten sich für die Guten, beide wollen Zivilisten nicht in die Killerorgie miteinbeziehen. Das war es an Info. Hält den Leser zwar bei Laune und weckt Interesse, wie denn nun was zusammenhängt und warum überhaupt, doch nach zwei Büchern (von dreien) könnte wenigstens mit einigen Andeutungen gearbeitet werden. Stilistisch ist Trevor Shane kein großer Literat. Schlicht, simpel und recht schnell treibt er die Story voran, die ihre Figuren mit einer eher oberflächlichen Charakterzeichnung versieht. Einzig Marias Verzweiflung wegen ihrem Sohn scheint durch. Wie die Geschichte von Joe wird auch die von Maria in der Ich-Form erzählt und als Tagebucheinträge für den Sohn begründet. Und um den endgültigen Kampf zwischen Gut und Böse zu verdeutlichen, dem die beiden Parteien, die man bisher kennenlernte, nicht angehrten, da wohl beide nach bisheriger Kenntnis nicht zu den guten gehören, lässt Trevor Shane in eingeschobenen Ausblicken Richtung Zukunft noch die Rebellen und den Untergrund, die beide das sinnlose Töten beenden wollen, in den Kampf eingreifen. Und gerade beim sinnlosen Töten zeigt das Buch auch einige Härten und eine gewisse Kälte auf, die man eigentlich ob der hehren Ziele der Protagonisten nicht erwartet hatte. Doch es zeigt sich, dass die Ausbildung Wirkung zeigt. Wer nicht spurt, wird erledigt. Und manchmal auch derjenige, der schlicht zuviel weiß oder zuviel gesehen hat. Gehört er der Gegenseite an, ist er Freiwild. Auch Maria macht eine Wandlung durch und für ihren Sohn tut sie alles - auch töten. Die "Paranoia"- Reihe (Buch drei wird im nächsten Jahr folgen) ist jetzt nicht gerade das Innovativste Werk auf dem umkämpften Buchmarkt, weiß aber zu unterhalten und wenn man sich ein bisschen auf die Religion beschränkt, könnte dies auch als Gleichnis zu werten sein. Neuer Ansatz, Tempo, kleinere Härten, Action und leicht konsumierbarer Schreibstil mit noch einigen nicht erklärten Elementen machen die Bücher von Trevor Shane interessant und spannend, ohne jetzt als die großen Renner oder Reißer daherzukommen. Recht ordentlich und ganz gut, aber absolut keine Pflichtlektüre. Rund 450 Seiten.

Jerry Garcia



S. Jonathan Davis. John ist ein Killer. Das war er nicht immer. Er war ein Geschäftsmann - vor der Apokalypse. Als sich die Toten plötzlich erheben, ist er in New York gefangen und es beginnt ein grauenvoller 900-Meilen-Wettlauf gegen die Zeit, als John versucht, zu seiner Frau zu gelangen.

Eben noch in einem Meeting, das ihn nur bedingt interessiert, da sich die karrieregeilen Wichtigtuer wie gewohnt in den Vordergrund drängen, wird John plötzlich auf Vorkommnisse unten auf der Straße aufmerksam. Bei einem blutigen Unfall erheben sich die Toten und greifen die Lebenden an. Alle wollen nach Hause zu ihren Familien, aber die meisten laufen ins Verderben. John flüchtet sich mit Kyle, einem Sicherheitsmann, der früher bei der Army war, aufs Dach. Verfolgt werden sie vorerst nicht, aber einer seiner Kollegen namens Chauffer findet sich noch ein. Sie überlegen, wie sie am Besten die Kluft rüber zur Parkgarage überwinden können und bügeln zu dem Zweck einen Sendemast um. Während sie ihn als wackelige Brücke anlegen und Chauffer sich als Erster in Sicherheit bringt, walken die Untoten aufs Dach. Chauffer erweist sich als egoistische Sau und stößt den Mast in die Tiefe. Doch John und Kyle können sich mit einem gewagten Sprung ebenfalls retten. In der Parkgarage stibitzen sie den gelben Hummer von John Chef, der ihn als Neu-Zombie eh nicht mehr braucht. Außerdem war der Fettsack eh ein Arschloch, kann er wenigstens seine Karre abgeben. Sie blasen wie dereinst JasonXtreme durch die sich vermehrenden (nur durch Bisse, ihr Nasen) Zombiehorden und Matschen etliche von denen zu Brei. Sie erreichen eine Fähre, die noch Überlebende mitnimmt, da die Brücken zu Manhattan von der Armee, die sich in Kämpfen gegen die Untoten aufreibt, zerstört wurden. Sie brausen weiter Richtung Atlanta, wo Johns schwangere Frau ausharrt. Unterwegs machen sie in einer Siedlung halt, die nur von Reichen bewohnt wird, die sich abgeschottet haben. Doch nach einer grausamen Entdeckung müssen sie flugs weiter. An einer verlassenen Tanke, die sie unbedingt anfahren müssen um den Spritsäufer von Hummer zu füttern trefen sie Michael, der als Einziger einen Hubschrauberabsturz überlebt hat. Der erzählt ihnen von Avalon und bietet ihnen an, dass er sie mit in dieses abgeschottete und sichere Paradies nimmt, wenn sie ihn verarzten und ihm helfen, dahin zu kommen. Nach weiteren Auseinandersetzungen mit den Zombies erreichen sie Avalon und werden aufgenommen. Doch das vermeintliche Idyll trügt.

S. Jonathan Davis hält sich nicht mit irgendwelchem Vorgeplänkel auf, sondern steigt sofort in die Vollen und lässt seine beiden Protagonisten - den etwas langweiligen Anzugträger John und den kantigen, aber sympathischen Army-Kämpfer Kyle - zusammentreffen und fortan gemeinsam alle Gefahren bestehen. Und von denen gibt es genug. Offensichtlich sind da natürlich die Zombies, die leicht variert gegenüber anderen ihrer Gattung aus dem Genre erscheinen. Früh Gebissene sind noch schnell, während sie mit Fortdauer ihres Zustandes an Tempo und Beweglichkeit einbüßen, Unterwasser-Zombies sind zwar nicht mehr neu, treten in freier Autorenwildbahn aber eher selten auf. Aber S. Jonathan Davis lässt es sich nicht nehmen, die Medien zu kritisieren und auch dem Streben nach Gewinn und Macht in der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. Für diese Punkte nimmt er sich aber nur wenig Zeit und geht erst zum Ende hin wieder auf die menschliche Natur ein, die anscheinend nicht anders kann, als die Chance zu nutzen, sich auf Kosten anderer zu retten oder gar altes Standesdenken wieder einzuführen, dass man denkt, die wären wieder im alten Rom gelandet. Die Geschichte geht schnell voran und wofür ein Robert Kirkman vier Bücher braucht, packt S. Jonathan Davis in rund 280 Seiten. Ein gut zu konsumierender Zombieroman, der genreüblich natürlich gewisse Härten aufweist (wobei sich die Arenakämpfe schon hervortun) und das Blut ordentlich sprudeln lässt, aber niemals einen überzogenen Ekelfaktor nutzt, um mehr Aufmerksamkeit zu erzielen. Rasant, spannend, sogar mancherorts etwas kritisch, ist "900 Meilen" durchaus ein Buch, das man auf dem Zombie-Einkaufszettel vermerken sollte, da es keine Längen oder Ausfälle aufweist. 

Jerry Garcia



Jonathan Green. Zwei Monate vor den Feierlichkeiten zum 160. Kronjubiläum von Königin Victoria wachsen Unsicherheit und Unzufriedenheit in Magna Britannia. Eine revolutionäre Sekte namens Darwinian Dawn verbreitet Angst und Schrecken in Londons Straßen. Mysteriöse Schattenwesen streben nach Einfluss und Macht. Michts ist wie es scheint, während die Uhr des Big Ben das Jahr 2000 ankündigt - und damit das Ende der Welt.

Ulysses Quicksilver ist ein Dandy und Abenteurer. Derzeit wird er vermisst und sein Bruder will ihn nach achtzehn Monaten für tot erklären lassen und das Erbe einstreichen. Doch Ulysses kommt gerade rechtzeitig zurück, um dies zu verhindern. Sein Bruder ist nämlich ein spielsüchtiger Leichtsinnsvogel. Kaum hat sich der Abenteurer wieder eingewöhnt, wird er von Minister Wormwood gebeten, am Fall eines verschwundenen Wissenschaftlers zu arbeiten. Der verschwand nämlich nach einem Überfall auf das Museum, bei dem der Wächter getötet und etliches an wertvollem Kutlurgut zerstört wurde. Schnell findet er gemeinsam mit seinem treuen Bediensteten Nimrod erste Spuren und dann kommt auch noch die hübsche Tochter des Vermissten, um Ulysses inständig um Hilfe zu bitten. Wie kann er da abschlagen? Doch die Ermittlungen zeitigen schlimme Folgen. Ein Anschlag auf den Londoner Zoo kostet nicht nur viele zivile Opfer, es werden auch die Zootiere befreit. Und das sind keine niedlichen, kleinen Löwen. Nö, unter einem Tyrannosaurus Rex geht da gar nichts. Und erst einmal in Freiheit genießen die Viecher die Spaziergang in freier Wildbahn - und soviel Futter unterwegs. doch darum kann sich Ulysses keine Gedanken machen. Er hetzt hinter dem Attentäter her, verliert ihn dann aber in dem Getümmel.

Steampunk meets Douglas Preston und Lincoln Child meets Terrorthriller meets James Bond im Dienste Ihrer Majestät. Die Sache mit dem Terror und den Hintermännern ist für Thrillerdauerkonsumenten schnell gelöst, aber den wirklichen Spaß macht auch die Geschichte um diese Anschläge herum. Und die herrlichen Anspielungen, wenn die Doktoren Galapagos, Mabuse oder Tesla heißen. Eigentlich hat man während der Lektüre fast ständig ein Schmunzeln im Gesicht. Und Tempo und Action kommen auch nicht zu kurz. Die Verfolgungsjagd durch London, die losgelassenen Ur-Viecher, die sich an allem laben, was ihren Weg kreuzt (so müsste mal ein "Jurassic Park" daherkommen) und natürlich auch Ulysses verschnabulieren wollen, ein Kampf über dem Abgrund, die Intrige - all dies sorgt für Kurzweil und der flotte Stil lässt den Leser das Buch nur so verschlingen. Ein paar Klischees werden abgearbeitet (Dampfbetriebene Queen), diverse Maschinenmenschen und Kritik am heutigen Zeitgeist, da alles, was die Darwinian Dawn bekämpfen will, in heutiger Zeit auch im Argen liegt. Ausbeutung, Arbeitsplatzabbau, Entrechtung, Überwachung usw. Doch tiefgreifend wird auf diese Missstände nicht eingegangen, denn ein Schwenk in die ernste Richtung hätte diesem bunten Allerlei voller Abenteuer und wilder Ideen vielleicht den Spaß genommen. Und dies war erst der Anfang. Weitere Bände sind von Jonathan Green schon verfasst worden. Müssen sie nur noch den Weg in den deutschen Handel finden. Schnell, unterhaltend, wild, abgedreht, actionreich, lohnenswert. 370 Seiten

Jerry Garcia



Daniel I. Russell. Mario Fulcinni: jung, erfolgreich, gut aussehend. Im Laufe seiner Karriere hgat er mehr Ausschweifungen genossen, als jeder römische Imperator. Frauen, Parties, Drogen - doch er will mehr. Und genau dies verspricht jene geheimnisvolle Soiree - eine Erfahrung, die sein Leben verändern wird! Zitternd und dem strömenden Regen ausgesetzt erreicht er das "Metus-Haus". Sein Empfang: ein pausbäckiger, älterer Gentleman. Es ist Worth. Marios Gastgeber für den Abend. Und die Tour beginnt. Ein Labyrinth aus heimtückischen Fallen und unheimlichen Geschöpfen erwartet ihn bereits.

Fulcinni, seines Zeichens erfolgreicher Pornodarsteller mit Markenzeichen, fühlt sich von der Gesellschaft im "Metus-Haus" nicht gerade gepackt. Nur ein großer Raum voll langweiliger Spacken, die es mit ihm niemals aufnehmen könnten. Er will gerade wieder gehen, da er für sein gutes Geld, das er als Eintritt in diesen vorgeblich exklusiven Club gezahlt hat, wohl nichts an Gegenwert erhalten wird, als Kerry auftaucht. Hinreißend schön und begierig auf die sie erwartenden Abenteuer. Nach einigem Zögern schließt sich Mario ihr und dem Gastgeber an. Sie gehen durch die Flure des Hauses und erkunden einige Zimmer. In einem Raum erwartet sie eine Überraschung, die sie unbedingt ausprobieren müssen. Durch ein Loch in der Wand soll Mario seinen erigierten Schwanz stecken und warten was passiert. Schnell stellt er fest, dass sich auf der anderen Seite Lippen an seinem Dödel zu schaffen machen, seine Vorstellungskraft gaukelt ihm Bilder vor und als es zum Ende kommt, ist er bereit für weitere Wagnisse. Als Nächste wird Kerry in einem Zimmer mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Es ist eingerichtet wie das Zimmer in ihrem früheren Zuhause als sie noch bei Muttern wohnte, die nach einem Schlaganfall auf Hilfe angewiesen war. Doch sie neigte auch zur Tyrannei. Das muss Kerry noch einmal durchleben. Mario ahnt, dass ihn etwas Ähnliches erwartet - und prompt kommt es so. Er sieht seinen Vater, den er einst bei der Polizei wegen Belästigung angezeigt hatte, da der als Mario noch jünger war (um die 18 herum) immer zu ihm ins Bett stieg. Worth sagt, dass er seinem Vater nun vergeben kann oder ihn foltern soll. Vergeben will Mario aber nicht. Nächster Raum, nächste Prüfung, Kerry. Sie bekommt die Wahl, einen von drei Menschen zu töten und die anderen beiden zu retten. Nach dieser grauenvollen Aufgabe fliehen sie und Mario in die sich anscheinend ständig verändernden Katakomben des Hauses und müssen sich ihren Ängsten und auch diversen Kreaturen stellen.

"Komm in die Dunkelheit" wirkte auf mich anfangs enttäuschend, da sich ja mal so gar nchts ereignete, das mit der Inhaltsangabe hinsichtlich heimtückischen Fallen und unheimlichen Geschöpfen zu tun hatte. Die Hauptfigur erwies sich als großspuriger Kotzbrocken und seine Art im Umgang mit Worth oder anderen Personen verstärkte den Eindruck noch. Erst nach und nach entwickelte sich ein Psychospielchen um Ängste und schlechtem Gewissen. Unentschuldbare Vergehen aus der Vergangenheit kamen ans Tageslicht. Und so nach und nach steigerte sich auch das Tempo. Kamen wirklich fiese Prüfungen auf die beiden zu. Da sind tatsächlich Anleihen aus "SAW" zu erkennen (hätten gerne ein paar mehr sein können). Und auf der Flucht durch die Gänge des Hauses erlebt "Super"-Mario die eine oder andere Überraschung. doch eine Läuterung bewirken sie bei ihm nicht. Russell spielt mit den Ängsten und dem Gewissen seiner Figuren, lässt sie ihre Taten von früher durchleben und gibt ihnen sogar die Chance auf eine Art Wiedergutmachung. Das Alles wird eingewoben in eine nach gewisser Anlaufzeit recht spannend und manchmal auch brutal-eklige (Ich sag nur Baby, obwohl der Autor hier das meiste der Phantasie des Lesers überlässt) Story, die immer schneller wird, neue und andersartige Bedrohungen aufzuweisen hat. "Komm in die Dunkelheit" ist schaurig-düster, flott, manchmal hart (ohne an die "Kracher" aus dem Festa-Verlag heranzureichen) und in einem lockeren und leicht konsumierbaren Stil verfasst. Wem die Werke der Großverlage zu lasch sind, wer sich aber auch nicht an die Schlachtfeste des vorher genannten Verlages rantraut, ist hier sicher richtig. Hat mir etwas besser gefallen als der Vorgänger und die Fehlerquote war fast gen Null reduziert. Rund 200 Seiten.

Jerry Garcia



Dale Brown. Die USA haben eine Raketenbasis im Erdorbit installiert, die jedes Ziel auf dem Planeten treffen kann. Als der Präsident sie gegen Terroristen in Indien einsetzen will, verfehlen die Raketen ihr Ziel und töten Tauisende pakistanische Zivilisten. Daraufhin sucht Pakistan in China einen neuen Verbündeten. Die Welt gerät anden Rand eines umfassenden Krieges, der nicht nur zu Land und zu Wasser, sondern auch im Weltraum ausgetragen wird. Und nur der erfahrene Veteran Patrick McLanahan kann die Katastrophe jetzt noch abwenden.

Die USA haben ein neues "Spielzeug" im Weltraum und als sie die Gelegenheit dazu erhalten, wird es auch prompt ausprobiert. Aber alle Vorhersagen über die Treffsicherheit der "Thors Hammer" genannten Waffe waren ebensowenig treffsicher wie die Waffe selbst. Statt der Lagerstätte von Atomraketen, die von Terroristen besetzt wurde, haut der Hammer in ein ziviles Dorf  und tötet die Bewohner. Pakistan tobt zu Recht, Amerika spielt den Unfall herunter. Nicht gut für das amerikanische Ansehen in der Welt. Währenddessen rüstet China massiv auf und beginnt Amerika zu provozieren. Geschickt lenken sie amerikansiches Feuer auf ihre Schiffe in der ostafrikansichen Region um Somalia und dem Jemen, um dann aggressiv gegen den Angreifer vorzugehen. Sehr vorteilhaft dabei ist auch, dass die umliegenden Staaten wie Pakistan und Indien nunmehr den Chinesen Häfen und Stützpunkte zur Verfügung stellen, damit die die US-Vorherrschaft auf dem Meer und eben in der Region brechen können. Einen weiteren Nutzen ziehen sie daraus, dass sich auch Russland auf die chinesische Seite stellt und mit denen gemeinsam einen Plan ausarbeitet, wie man die Amerikaner in die Schranken weisen kann. Der momentane US-Präsident Gardner ist ein unschlüssiger Mann, dem aber mehr an Frieden denn an Krieg gelegen ist und der immer wieder nachgibt, während seine Gegner weiter aufrüsten. Er bremst die Militärs im eigenen Lande aus und sieht dabei zu, wie die Chinesen auch die Raketenbasis im Weltraum bedrohen - den besten Schutz, den Amerika gegen Invasoren aufzuweisen hat. Also tun sich vaterlandstreue Ex-Militärs und Ex-Präsidenten zusammen, um als Privatmänner mit Vermögen und Rüstungsfirmen im Rücken die Aufgaben zu übernehmen, die der lasche Präsident nciht ausführen kann oder will. Die Feinde müssen in die Schranken gewiesen, der eigene Präsident muss abgewählt werden.

Vorweg: Dale Brown, selbst Ex-Militär, ist einer der schreibenden Verfechter des "America First" und Unterstützer von einer Regierung der harten Hand mithilfe der Streitkräfte. Er ist aber auch so etwas wie ein Visionär, da viele seiner futuristischen Waffensysteme, die er sich seit 1986 für die McLanahan-Reihe hat einfallen lassen mittlerweile Wirklichkeit sind oder zumindest in der Erprobung oder Planung. Für ihn zählt scheints nur die amerilkanische Weltherrschaft und er sieht sein Land als führende Nation. So liest man denn auch diverse hanebüchene Rechtfertigungen für amerikanische Aufrüstung, die man anderen Nationen nicht zugestehen will. Fast lächerlich ist der Part um die Tragödie in Pakistan, als Tausende Zivilisten sterben und man im Oval Office gegenüber dem Präsidenten lapidar anmerkt, dass die Terroristen doch abgehauen seien. Nichts über die Opfer. DAS ist Amerika. Während frühere Stories sich durch viel Action und Kampfeinsätze auszeichneten, nimmt seit einiger Zeit eher das politische Strippenziehen und Geplänkel den größten Raum ein. Und bei denen geht es grundsätzlich darum, dass ein schwacher Präsident (so sehen ihn seine Gegner), der sich eher dem unbewaffneten Dialog verschreibt, ein intriganter machtbesessener Feigling ist, der von den treibenden - also guten - Kräften der Militärs und starken Kandidaten für die nächste Präsidentschaft abgelöst werden soll/muss. Intrigen zettelt nur der Feigling an, bei den Hardlinern sind es dann notwendige Maßnahmen. Dale Brown misst immer mit zweierlei Maß, rechtfertigt jede Bewaffnung und jede Auseinandersetzung zugunsten der USA. Da muss man dann durch, will man die wenigen, aber gut platzierten Actionszenen, die er zweifellos drauf hat, genießen. Wie wir alten Säcke immer sagen: Früher war alles besser. Das gilt leider auch für Dale Brown. Aber er ist längst nicht so schlimm wie Patrick Robinson. In der Reihe werden hoffentlich noch drei weitere Bücher erscheinen, die in den USA schon veröffentlicht wurden, dann schreibt er vielleicht mal über andere Helden. Man wird sehen. Rund 510 Seiten.

Jerry Garcia



Jussi Adler-Olsen. Und dann kam die Angst - wie ein schleichendes Gift. Sie horchte auf die verzerrte Stimme, die aus einem Lautsprecher irgendwo im Dunkeln kam. "Herzlichen Glückwunsch zu deinem Gebirtstag, Merete. Du bist jetzt hier seit 126 Tagen, und das ist unser Geburtstagsgeschenk: Das Licht wird von nun an ein Jahr eingeschaltet bleiben. Es sei denn, du weißt die Antwort. Warum halten wir dich fest?" Es ist der erste Fall für Carl Morck, Spezialermittler des neu eingerichteten Sonderdezernats Q in Kopenhagenund seinen syrischen Assistenten Hafez El-Assad: ein atemloser Wettlauf um das Leben einer Frau, die längst als tot gilt.

2002: Merete Lynggaard war eine erfolgreiche Politikerin als sie nach einem Zwist mit ihrem behinderten (Folgen eines Autounfalls) Bruder auf einer Fähre plötzlich spurlos verschwindet, den Bruder findet man Tage später hilflos in der Gegend umherirrend. Von der Fähre herunter hat er es also geschafft, aber er weiß nicht, was überhaupt geschehen ist.

2007. Carl Morck war schon seit jeher ein streitbarer Zeitgenosse. Doch seit er und zwei seiner Kollegen von Gangstern angeschossen bzw. erschossen wurden, ist er schier unerträglich geworden. Und was macht man mit solchen Querdenkern: man schiebt sie ab. Da kommt es gerade zur rechten  Zeit, dass man ein Sonderdezernat für alte Fälle gründen kann und das auch überauzs großzügig vom Staat finanziert bekommt. Schon ist Morck Leiter eines Dezernats im Keller des Präsidiums, ein Chef ohne Personal und Arbeitsmittel. Man kann ihm ja alles nachsagen, aber blöd ist er nicht. Schnell bekommt er über frühere Beziehungen heraus, dass die Sondereinheit mit acht Millionen bezuschusst wird - von denen er bisher nichts zu sehen bekommen hat. Schwupps stellt er Forderungen und bekommt sie auch erfüllt. Einen Assistenten namens Assad, Kopierer, zweites Büro usw. Und Akten, die er lesen muss. Nicht so gut. Doch als jemand über die Fortschritte informiert werden will, muss er ran - und nimmt den Fall Merete Lynggaard. Nach und nach lesen sie sich in den Fall ein, beginnen Fragen zu stellen, finden erste Spuren und Hinbweise, dass die Ermittlungsarbeit damals nicht gerade überaus sorgfältig gewesen ist. Morck überträgt Assad immer mehr Aufgaben, während er den gelähmten Kollegen Hardy im Krankenhaus besucht, ihn aufmunter und sogar ermuntert, mit seinen geistigen Fähigkeiten zum derzeitigen Fall beizutragen. Selbst den Kollegen im Präsidium kann er helfende Tipps geben, um den Fall zu klären, der ihn damals so durchrüttelte. Im Laufe der Zeit kommen Morck und Assad nicht nur immer besser miteinander aus, sondern auch dem Täter näher.

"Erbarmen" erscheint anfangs wie einer dieser dauer-düsteren Skandithriller im Stile eines Mankell, doch so schlimm ist es nicht wirklich, auch wenn die Hauptfigur schwer an ihrem Trauma zu knabbern hat. Doch es hat auch seinen Reiz, wenn man ihm folgt, wie er sich seiner Lethargie ergibt, Kollegen anraunzt, Arbeit bestenfalls vortäuscht und nur seine Ruhe will. Bis er feststellt, dass er mit dem Wissen um die Zuschüsse seinen Vorgesetzten und Kollegen auf der Nase herumtanzen kann. Er tut es mit Genuss. Und als er den Syrer zugeteilt bekommt, stellt er fest, dass der Mann mehr als nur clever ist, dass er sich mit ihm tatsächlich zusammenraufen und sich selbst zusammenreißen kann. Neben den üblichen Themen wie Medienkritik, Traumata, Psychoproblemen oder Rassismus mischt sein dynamisches Duo die Welt der Polizei in coolster Manier auf. Der Thriller ist trotz der Themen, die eigentlich allesamt bekannt und oft genutzt sind, eine für skandinavische Thriller ungewohnt gut gelaunte und fast schon fröhliche Geschichte. Der Syrer Assad ist dabei die treibende Kraft, wenn es um fröhlichen Humor geht, für zickige Sticheleien ist dann der arrogante Einzelgänger Morck zuständig, der der Welt gerne zeigt, dass sie ihn mal kann und er weiter stur seinen gewählten Weg geht, ohne sich verbiegen zu lassen oder anzubiedern. Der Fall ist spannend, kommt sehr locker formuliert daher und hat dennoch grausame Momente, die ohne übermäßige Gewalt oder Blutvergießen auskommen, obwohl des Martyrium der Merete Lynggaard schrecklich, aber mehr der Fantasie der Leser überlassen ist. Das Buch ist mit allem gespickt, das einen guten Thriller und Page Turner ausmacht: Humor, Spannung, Düsterheit, feinen Figuren, so manchem Geheimnis und von einem hervorragenden Autor wunderbar geschrieben. Lesetipp und nun auch Filmtipp. Lief ja schon in den deutschen Kinos. Wer ihn also wie ich verpasst hat, sollte sich die Heimkinoausgabe besorgen. Knapp 420 Seiten.

Jerry Garcia



Mark Morris. Ein tropisches Inselparadies, wo du den Alltag einfach hinter dir lassen kannst. Willkommen im Royal Palms-Ressort-Hotel, das seinen internationalen Gästen jeglichen nur erdenklichen Komfort bietet. Willkommen an einem Ort, an dem sich der Himmel auf Erden in deinen schlimmsten Alptraum verwandeln wird. Ohne Vorwrnung bricht eine furchtbare Seuche auf Banoi aus. Gäste, Hotelangestellte und Inselbewohner verwandeln sich über Nacht in blutrünstige Untote. Für die wenigen Überlebenden, die aus bislang unbekannten Gründen imun gegen die Seuche zu sein scheinen, beginnt nun ein erbarmungsloser Kampf um Überleben.

Nicht lange dauert es nach der Ankunft der Gäste, dass der ewig besoffene Logan, Ex-Footballstar mit unrühmlicher Vergangenheit, in der Damentoilette, die er zum Reihern ausgewählt hatte, eine am Boden liegende Frau sieht, über die sich eine andere beugt. Noch das Grinsen ob seiner eher versauten Gedanken im Gesicht, stellt er fest, dass die knieende Tusse Blut und Fleisch ums Maul hat und sich schon wieder an der armen zweiten Person zu laben gedenkt. Er hat zügig ab und verschwindet auf sein Zimmer, da ihm den Mist ja eh keiner glauben würde. Nur Hotelangestellte Xian, die bei ihrer Hilfsaktion, mit der sie und Logan die Tobende in den Toiletten einsperrten, von der in die Hand gebissen wurde. Nach einigen Stunden wacht die mit Logan und Sam (einem ehemaligen Rapper, der hier einen Neuanfang sucht) auf die Insel geflogene Purna auf, weil sie Schreie hört. Logan wird gerade von einem Pagen attackiert und der genießt derzeit ein Stück aus der Schulter des ehemaligen Footballers. Und dann wird es geheimnisvoll. Ein Unbekannter ruft sie an und erzählt ihnen von dem neuen Virus, gegen das es kein Mittel zu geben scheint und dass über sechzig Prozent der Insel schon befallen sei. Nur einige Immune würden noch leben. Purna, Xian, Sam und Logan sind immunisiert und nun sollen sie sich durchschlagen, damit sie nach Anweisungen des Fremden die Insel überqueren können, um von dort per Heli ausgeflogen zu werden.Ein Höllentrip beginnt, die gesamte Stadt ist voller lebenden Toten, durch die sie sich einen Weg zur anderen Seite der insel suchen müssen. Sie finden Kampfgefährten, hilfsbedürftige Menschen und sogar eine Nonne in einer Kirche. Sie besorgen sich moderne Waffen und gehen ihres Weges.

Mark Morris musste sich bei seinem Roman ja an die Vorlage halten, konnte aber auch die Chance nutzen, seine Protagonisten etwas ausführlicher zu skizzieren. Dennoch kommen die Charaktere nicht über die gewohnten 08/15-Typen heraus, die viele solcher und auch sozusagen ambitioniertere Werke bevölkern. Ein bisserl Konfliktpotenzial, kleine Dramen aus der Vergangenheit (Logan könnte auch die Figur des Burt Reynolds in "Die Kampfmaschine" sein, was seine Verfehlungen angeht und der Rapper kann gleich als geläuterter Ice-T vermutet werden). Jeder bekommt ein Häppchen Drama und Purna wird die starke Kampfbraut und Anführerin. Gerne genutzt auch die ethnische Zusammensetzung der Gruppe (Ein Weißer, Ein Schwarzer, Eine Chinesin und eine Mischbraut mit weißem und Aboriginie-Anteil). Natürlich fehlen auch wie immer die nahezu ausgerotteten (immer noch ein echtes Beispiel in der amerikanischen "Ruhmeshalle", während sie sich anderen gegenüber als die großen Moralaposten und Gerechtigkeitsfanatiker aufspielen) Indianer. Also über diverrse Klischees hinaus kommt Morris mit seinen Figuren nicht. Wollte er vielleicht auch nicht, denn Gamer brauchen keine langen Umschreibungen oder gar Schachtelsätze, sie wollen schnelle Action. Die bekommen sie auch. Wie in einem Spiel müssen sich die Helden von einer Bredouille (Level) zur nächsten durchfighten. Da muss man mal durch einen Tunnel mit Krokoanteil. Gangster von ihren Waffen befreien und ganze Zombiehorden mit allen möglichen Mitteln plätten. Das geht zügig und manchmal auch matschig voran, Kannibalen kommen auch noch zu Ehren (und lernen bald kennen, wie das ist, wenn man lebendig gefressen wird), wobei diese dann noch als die Verursacher der Seuche hingstellt werden und als Experimente für ein Gegenmittel herhalten sollten. Naja, dazu kommt es nicht, wie zuvor erwähnt. Der Schluss ist schlicht dämlich. nicht nur wegen der Überfigur die dann doch nur kurz auftaucht und wegen des offenen Endes. Wie bei TV-Serien mit durchgehender Handlung, die dann mittendrin abgesetzt werden und man auf eine Lösung vergeblich wartet. Schnell konsumierbarer, recht brutaler Zombiegameroman, der in der Machart aber nur aus Versatzstücken besteht, die man schon bis zum Verdruss anderswo so gelesen hat. Ansonsten für die Zugfahrt, den Strand, die Zelle oder irgendwelche Pausen gute, unangestrengte Lektüre, die niemanden zwingt, sein hirn zu strapazieren.  350 Seiten

Jerry Garcia





Andrew Klavan. "Homelanders - Tödliche Wahrheit". Endlich sieht Charlie West Licht am Ende des Tunnels - er hat Waterman gefunden. Den geheimnisvollen Waterman, der angeblich weiß, was geschehen ist in diesem Jahr, das er vergessen hat. Der weiß, was er mit der geheimnisvollen Organisation The Homelanders zu tun hat. Und der weiß, wer Alex ermordet hat. Waterman verspricht Charlie, dass er seine Erinnerungen zurückbekommen wird. Und er sagt ihm auch, dass die Methoden nicht ganz ungefährlich sind. Doch Charlie hat keine andere Wahl. Und er stimmt zu. Willigt in das Experiment ein. Gibt die Kontrolle auf. Das könnte ihn das Leben kosten.

Andrew Klavan. "The Homelanders - Im Visier des Todes". Charlie West sitzt im Abingdon State Prison. Verurteilt wegen Mordes an Alex, seinem besten Freund. Umgeben von Verbrechern und Fanatikern, die seinen Tod wollen, weil er die Homnelanders hochgehen ließ. Gequält von weiteren schnmerzhaften Erinnerungsattacken. Alleingelassen, weil die offiziellen Stellen nichts von Watermans Mission wissen wollen. Dann endlich erinnert sich Charlie daran, warum ihn die Homelanders enttarnt haben: Er hat ein Gespräch belauscht, in dem der größte Coup der Organisation geplant wurde. Ein Projekt, das das "GROSSE STERBEN" genannt wurde. Charlie muss das verhindern! Doch keiner hört ihm zu. Dann fasst er einen Plan. Setzt alles auf eine Karte. Riskiert sein Leben., Denn das Leben von Millionen Menschen steht auf dem Spiel.

Charlie hat Waterman tatsächlich gefunden. Doch er weiß noch immer nicht, wer der überhaupt ist und auf welcher Seite er steht. Als er von einigen groben Typen gepackt und zu einem geheimen Stützpunkt gebracht wird, befürchtet Charlie das Schlimmste. Doch dieser Waterman gehört tatsächlich zu den sogenannten Guten. Er hat dafür gesorgt, dass Charlie das tut, was er tut, hat ihn auch mit einer Chemikalie versorgt, mit der er im Notfall sein Gedächtnis für einen gewissen Zeitraum löschen konnte, damit er nicht als Agent auffliegt. Und jetzt überreicht er ihm einen experimentellen Stoff, der Charlie sein Gedächtnis wieder zurückbringen soll. Die Erinnerung erfolgt in Schüben, nicht alles am Stück, und ist mit schmerzhaften Krämpfen verbunden. Und plötzlich wird das Lager überfallen und Charlie muss flüchten. Wieder stolpert er durch die Wälder, immer wieder gepeinigt von den frischen Erinnerungen, die ihn durchdringen. Auf seiner Flucht findet er ein verlassenes Haus, die Bewohner sind anscheinend nicht da, sodass er sich selbst Einlass gewährt. Endlich Ruhe. Leider aber auch schweres Fieber. Er legt sich hin, und dann sind die Eigentümer zurück. Eine Frau und ihr kleiner Sohn. Und bald auch die Polizei. Charlies Flucht ist zu Ende.

Man hat Charlie ins Abingdon State Prison gebracht. Er muss sich nun zwischen den übelsten Gangstern der gesamten Umgebung behaupten. Es dauert auch nicht lange und er wird von militanten Muslims attackiert, aber von einer Gruppe muskelbepackter und tätoweorter Nazis gerettet. Nicht unbedingt aus Eigennutz. Sie brauchen ihn. Der Wachhund des Gefängnisdirektors hat es auf ihn abgesehen und schleppt ihn gerne zur Bestrafung in den sogenannten Anbau. Von dort wollen die Nazis abhauen, weil Kumpels von außen einen Tunnel dorthin graben. Wenn der Chef der Wärter ihn das nächste Mal dorthin verschleppt, soll er ihn ausschalten. Die Flucht gelingt, aber die hinterhältigen Typen wollen Charlie als lästigen Ballast loswerden und töten. Doch da die Polizei auch schon auf dem Weg ist, verstreuen sich die Kerle in alle Richtungen und Charlie bleibt vorerst unbehelligt. Charlie weiß nun wieder, dass er den Chef, genannt Prince, schnappen muss, um einen mörderischen Anschlag auf seine Heimat zu verhindern. Und überraschenderweise bekommt er Hilfe durch seinen Sensei Mike und den Bullen Rose, der ihn die gesamte Zeit über gehetzt hat wie ein wildes Tier.

Gerade die ersten Bücher hatten bis auf Ausnahmen eine nette, spannende Thrillergeschichte für Jugendliche zu erzählen, die sich meist flott und schnell gelesen hat und kaum Längen aufwies. doch mit Fortdauer der beiden Folgebücher wurde immer störender, was sich schon im ersten Buch sehr negativ angedeutet hat. Hatte ich mir da noch eingeredet, diese überpatriotischen Texte, die schon so dick aufgetragen fast lächerlich waren, sollten vielleicht dazu dienen, das System im Laufe der Zeit zu kritisieren, sah ich mich schnell getäuscht. Mal abgesehen davon, dass mich die bücher 3 + 4 wirklch sehr bald an "Prison Break" erinnerten, weil auch da ab Staffel drei alles schlimmer statt besser wurde, ging diese klare und sehr scharfe Trennung zwischen Gut und Böse extrem penetrant weiter. Aussehen und Charakterzüge der Personen wiesen sie sofort den Seiten zu. Gut aussehend, tapfer, clever, hübsch, nett, treu und ohne jegliche Hinterlist die braven Bürger und die Hässlichen, die Trickser, die Unbequemen, die mit dem primitiven Wortschatz und Auftreten, die Feigen, die Schläger, die sich einpissen, wenn sie selbst dran sind, das sind natürlich die Bösen. Auf Charlies Seite ist bald alles so zuckersüß, der Patriotismus wird derart hofiert und hochgehalten, dass man brechen mag. Die spannende Geschichte von Charlie West wird übertüncht von Schüler-/Jugend-Gehirnwäsche (die sind ja das Zielpublikum) in vier Akten. Das ist reines Propaganda-Material inklusive zu vieler Rückblenden bei dem Erinnerungsserum, mehr nicht. Schade drum, hätte nämlich was werden können. Dass Klavan mehr kann, hat er ja beretis bewiesen. 260 + 285 Seiten.

Jerry Garcia



Michael Connelly. Bei heftigen Rassenunruhen in Los Angeles wird 1992 eine junge dänische Journalistin brutal ermordet. Doch die Polizei hat alle Hände voll zu tun mit Plünderungen und gewalttätigen Auseinandersetzungen überall in der Stadt, so dass Detective Harry Bosch kaum Zeit bleibt. Der Mord wird nicht aufgeklärt. Zwanzig Jahre später jedoch hat Harry plötzlich eine heiße Spur und setzt alles daran, den Fall endlich zu lösen.

Harry Bosch ist bei den Cold Cases eingesetzt. alte, ungelöste Fälle werden hier wieder aufgerollt. Er findet im Fall der toten Journalistin aus Dänemark eine erste Spur. Die Mordwaffe wurde auch später bei anderen Fällen benutzt. Also folgt er der Waffe. Verdächtig ist ein Gangmitglied, das derzeit im Bau einsitzt und vielleicht bald auf Bewährung rauskommen könnte. Das macht sich Bosch zunutze, um Informationen aus ihm rauszuquetschen. Was er erfährt, scheint ihn aber in eine Sackgasse zu führen. Die Waffe hat der  - vor zwanzig Jahren noch Kleingangster - Verbrecher im Garten hinter dem Haus gefunden. Er hat sie dann an einen seiner Anführer weitergegeben, um sich einen guten Namen, einen besseren Status in der Gang zu sichern. Boschs Nachforschungen ergeben aber, dass der Typ wiederum seit Jahren tot ist. Und zu diesem Zeitpunkt fährt ihm sein neuer Lieutenant in die Parade. Er will ihm einen anderen Fall zuweisen, der vermeintlich schneller zu lösen sei.Cheffe geht es nur um die Statistiken, mit denen er dann vor dem Polizeichef sein Engagement beweisen will. Und der Polizeichef will vor allem in der Presse gut dastehen und lässt Harry bei seiner Beschwerde glatt auflaufen. Im Gegenteil: Bosch wird sogar Gegenstand von internen Ermittlungen. Und zu Hause braut sich auch was zusammen. Er selbst hat ein schlechtes Gewissen, weil er seine Tochter so oft allein lässt, die wiederum will sich von ihm in ihren Wunsch auch zur Polizei zu gehen, nicht reinreden lassen und seine Freundin Hannah fängt an, die Sache mit der gemeinsamen Wohnung zu forcieren, wovor er aber irgendwie noch zurückschreckt. Er arbeitet trotz gegenteiliger Anweisungen weiter an dem Fall und als man ihn weniger freundlich auf andere Straftaten ansetzen will, nimmt er Urlaub und geht der Sache im Alleingang nach. Nicht ohne Sorge wegen der Internen auf seinen Hacken. Was er in Händen hält, sind Indizien, dass sich bei einer Reportage der Dänin im ersten Golfkrieg etwas Schlimmes ereignet haben muss und von dort auch die Waffe eingeschmuggelt wurde, mit der die Frau getötet wurde. Je näher er der Antwort kommt, umso gefährlicher wird die Angelegenheit.

Bosch - Aus Erfahrung gut (Okay, ist natürlich geklaut, der Spruch). Der Leser der Reihe um den Detective weiß aus Erfahrung, dass er mit jedem neuen Bosch ein gutes Buch in Händen hält und Bosch ist aufgrund seiner jahrzehntelangen Tätigkeit für die Polizei mit seiner Erfahrung gut. Und Michael Connelly lässt seinen Ermittler mit eisernen Prinzipen und eigenem Willen, der manchmal auch etwas mit Sturheit zu tun hat, akribisch und äußerst genau die einzelnen Schritte der Ermittlung, der Einsicht der Akten und Befragung von Zeugen durchgehen. Jede kleine Spur, jeder Hinweis wird aufgeführt, der Weg dahin erläutert. Irgendwie scheint Bosch aber auch etwas Altersmilde auszustrahlen, wenn er mit seiner Tochter zusammen ist oder wenn er auf seine Art mit den Leuten - speziell den Kollegen - zu sprechen hingewiesen und dies als forsch und unhöflich verstanden wird. Er versucht tatsächlich, dies bei seinem Partner zu ändern, was den total überrascht. Er ist es gewohnt, nur mit dem Nachnamen angesprochen zu werden und es ist ihm auch recht egal mittlerweile. Weniger mild zeigt sich Bosch gegenüber Vorgesetzten, die nur auf Kosten der Ermittler glänzen wollen, Statistiker statt Polizisten sind, und natürlich gegenüber seinen Gegnern im Finale. Und die Vorgänge aus "Der Widersacher" sind auch noch nicht richtig ausgestanden, wie er bald feststellen muss. Irgendwie bewegt es sich überall auf dünnem Eis. Er wärte aber nicht Harry Bosch, wenn er nicht seinen eigenen Regeln folgen würde. Aufgrund der ausführlichen Schilderung der Ermittlungen dauert es seine Zeit, bis sich etwas Tempo und Spannung in dem Buch einstellen und man erwartet nicht unbedingt, dass es bald schneller vorangeht und er dann am Ende die Täter sind. Und zum Finale hin wechselt die Indiziensuche, die langwierige Befragung von Zeugen dann doch in einen bleihaltigen Showdown mit selbstgerechter Note - aber ein Dirty Harry ist er deswegen noch lange nicht. Doch das Buch mit der persönlichen Note, die Connelly seinem Protagonisten mal mehr, mal weniger in den letzten zwanzig Jahren mit auf den Weg gegeben hat, birgt für Bosch auch noch eine negative Überraschung, mit der er wahrlich nicht gerechnet hat und die der Autor sicher im nächsten Buch weiterverfolgen wird. Aber wenn der Verlag die Reihung einhält, wird erst enmal Mickey Haller einen Auftritt haben, bevor Bosch in seinem neunzehnten Fall ermitteln darf. Apropos Haller - Michael Connelly bietet zum Jubiläum wieder viele alte Bekannte von Bosch auf. Manchmal aktiv, manchmal nur erwähnt. Gerade in diesen Fällen sowie der Entwicklung seiner privaten Situation wäre die Kenntnis der vorherigen Werke von Vorteil, was die einzelnen Fälle angeht aber nicht. Und wie es sich gehört, wird auch wieder ein Schauspieler, der in der Verfilmung eines der Bücher von Connelly eine Rolle hatte, kurz eingebaut. Nach Clint Eastwood ("Blood Work") und Matthew McConaughey ("Der Mandant") nun Ryan Phillippe (ebenfalls "Der Mandant"). Insgesamt gewohnt gute, wenig hektische Thrillerkost, die aber leider etwas in Routine ausartet und besonders in der ersten Hälfte die Spannung vermissen lässt.  Rund 440 Seiten

Jerry Garcia



Roderick Thorp. 24. Dezember, 18 Uhr, sechs Stunden vor dem Weihnachtsfest. Joe Leland, ein ehemaliger Polizist, freut sich auf die Tage, die er mit Steffi, seiner Tochter, und seinen zwei Enkelkindern verbringen wird - und mit einer netten Stewardess, die er im Flugzeug kennengelernt hat. Doch seine Tochter überrascht ihn mit einer Party in ihrem Büro, und kurz nach seiner Ankunft bricht über Leland die Hölle herein: Terroristen überfallen die Gesellschaft. Sie nehmen alle, einschließlich Steffie und ihre zwei Kinder, als Geiseln. Von diesem Moment an kämpft Leland: allein, in einem nächtlich verlassenen Wolkenkratzer, bewaffnet mit einer antiquarischen Polizeipistole, gegen zwölf brutale Gangster, die mit Maschinenwaffen ausgerüstet sind und die Spaß am Töten haben.

Joe Lelands Fahrt zum Flughafen von St. Louis gestaltet sich schon nervig. Schnee, Stau und dann ein Irrer, der sein Taxi rammt. Kurz dem Deppen die Pistole unter die Nase gehalten und den Taxi-Fahrer zur Weiterfahrt ermuntert. Im Flugzeug kommt der Weltkrieg 2 - Veteran, Ex-Polizist, Ex-Privatdetektiv und jetzt Sicherheitsberater etwas zur Ruhe, kann sich entspannen. so sehr, dass er einem Flirt mit einer der Stewardessen nicht abgeneigt ist. Telefonnummern und Adressen werden ausgetauscht und dann checkt Leland aus. Er wird schon von einem Chauffeur erwartet, der ihn zum Bürotower bringt, in dem seine Tochter zusammen mit ihren Chefs eine Party zum Gelingen eines 150-Millionen-Dollar Deals mit Chile organisiert hat, an der neben ihren beiden Kindern nun auch Joe teilnehmen soll. Sie stellt ihm kurz ihre Bosse vor (Die übrigens nicht unbedingt die Wertschätzung von Joe erhaschen können, aber er hält die Klappe) und zeigt ihm dann, wo er sich frischmachen kann. Er geht ins Bad, Schuhe aus, Sacko aus, Krawatte gelockert und will gerade in einem Nebenraum bei der Stewardess Kathi anrufen, als die Leitung gekappt wird. Danach hört er, wie eine Gruppe Bewaffneter die Party stürmt. Während die Terroristen noch mit ihren Geiseln beschäftigt sind, macht er sich barfuss davon. Später sieht er aus einem Versteck heraus, wie einer der Gangster eine Geisel (einen von Steffies Chefs) erschießt. Jetzt weiß er, dass er den Kampf aufnehmen muss. Und er geht sofort daran, die Söldner einen nach dem anderen zu attackieren und auszuschalten, bis er nur noch drei auf seiner Liste hat. Vor dem Gebäude sieht sich die Polizei nicht im Stande einzugreifen, macht aber durch ihren Leiter Joe Vorwürfe, dass er sich in ihre Belange einmischt. Doch einer der Beamten, Al Powell, steht Joe zumindest über Walkie-Talkie zur Seite.

"Stirb langsam" oder im Original "Nothing lasts forever" aus dem Jahr 1979 diente als Vorlage für den Actioner mit Bruce Willis. Und bis auf einige Charaktere und das Ende wurde das Buch schon recht werksgetreu verfilmt. Zu Beginn bekommt die Person des Joe Leland Charaktertiefe, sinniert über seine Fehler im Leben, die versaute Ehe, den früheren Suff, die Detektei, die wegen eines Kumpels den Bach runterging und wegen der Verurteilung eines Unschuldigen während seiner Zeit bei der Polizei. Der Rest der handelnden Personen inklusive der deutschen Terroristen bekommt weniger Aufmerksamkeit, da alles aus der Sicht von Joe geschildert wird. Als der sich nach dem ersten Mord entschließt einzugreifen, beginnt ein formidables Actionfeuerwerk, eine Rasanz, die zum weiterlesen nicht nur animiert, sondern fast schon zwingt. Zwar haut die Hauptfigur keine kauzigen One-Liner raus, aber dafür geht sie mit aller und mehr als nur gebotenen Härte gegen die Feinde vor. Unbewaffnete Gangster umnieten? Klar. Aus Frust mal ein Magazin in die Leiche des ersten Opfers der Terroristen ballern, weil er den Typ eh nicht leiden konnte? Aber sicher doch. Leland legt in Sachen Eiseskälte aber einige Schippen drauf im Vergleich zu Willis - Leland hat wieder Spaß: Am Töten. Und so spielt er mit den Söldnern Katz- und Maus. Lockt sie in Fallen, muss selbst einiges einstecken (Füße, Rippen, Beinschuss). In punkto Gewalt toppt das Buch den Film sogar etwas, auch wenn viele Szenen fast schon eins-zu-eins übernommen wurden. Und das Ende ist dann wieder abweichend, nicht mehr so eitel Sonnenschein wie im Film. Und eine der letzten Szenen hat es in sich, wirkt auf mich schon krass. Nicht wegen der Brutalität, eher wegen der Beiläufigkeit mit der es geschieht und wie man danach darüber hinweg sieht. Feinster Actionstoff, unbedingt lesenswert. bis auf einen Mangel - einen großen Mangel: So etwas wie Korrektorat schien man sich damals bei der Neuauflage zum Film nicht leisten zu können oder zu wollen. Da fehlen Worte, wird aus Joe schon mal Jie, Kommas da, wo keine hingehören, zum Ausgleich dann wieder dort welche weggelassen, wo sie sein müssten, hier mal ein Buchstabe weggelassen, da mal ein falscher eingesetzt und dann dies:"Leland sah einen von ihnen ähnlich. Nicht Karl, nicht....."!! Sehr schöner Satz und so verständlich. Hätte man durchaus bemerken können. Rund 200 Seiten.

Jerry Garcia



Walter Wager. Flughafen New York: Sie haben sämtliche elektronischen Systeme lahmgelegt, um sieben Gefangene freizupressen. Lieutenant Malone kennt den Drahtzieher des unternehmens: Willy Straub, internationaler Gangster ohne Skrupel. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit - denn die Maschine, die vollbesetzt über dem Airport kreist, hat nur noch Sprit für 58 Minuten.

21.12., Weihnachten steht vor der Tür, der Schneefall ist heftig und man erwartet nicht unbedingt Tätigkeiten im Freien. Dennoch bringen Männer an diversen Stellen Sprengbomben an. Zwei Polizisten in einem Streifenwagen, die dem vermeintlich liegengebliebenen Autofahrer helfen wollen, werden brutal niedergemäht. Indes ist Captain Frank Malone, Leiter der Antiterror-Einheit der Polizei von New York am Flughafen, um seine kleine Tochter abzuholen, die aus Miami von seiner Ex kommt, um das Fest bei ihm zu verbringen. Vor Ort sieht er, dass wohl eine Polizeiaktion gegen Drogenschmuggler im Gange ist, denn er erkennt die getarnten Beamten sofort. Und die Flughafenpolizei rechnet mit einer unangekündigten Übung zur Sicherheit des Standortes. Deren Chef nimmt Malone mit in die Kabine, wie der Raum mit den Fluglotsen und dem techischen Equipment genannt wird. Mal abgesehen davon, dass er dort eine frühere Geliebte trifft und die Sache leicht peinlich wird, ist er auch anwesend, als der Anruf von einem Mann kommt, der sich Nummer Eins nennt. Er warnt vor den Konsequenzen, wenn nicht sieben Gefangene linke Terroristen freigelassen wwerden. Und er gibt auch sofort eine Kostprobe seines rücksichtslosen Plans. Malone weiß, dass er handeln muss. Nicht nur wegen der vielen Menschen in den ganzen Flugzeugen, die drei blockierten Großflughäfen im Raum New York (Newark, La Guardia und JFK) anfliegen wollen, sondern auch, weil in einem davon seine Tochter sitzt. Fieberhaft versuchen die Männer, dem Täter auf die Spur zu kommen.

Hollywood hat sich der Story schnell angenommen (Das war zu Zeiten, als nicht jeder seelenlose Quatsch schnell als Drehbuch runtergeschludert wurde, sondern man noch richtige Geschichten als Grundlage für die Filme nahm) und ein Drehbuch verfassen lassen, das man für den Film "Stirb langsam 2" verwendete. Im Gegensatz zu dem Roman von Richard Thorp wurden hier aber wirklich nur einige wesentliche Elemente für den Film genutzt und dann eine komplexere und actionreichere Story drum herum platziert. Selten, aber wahr: der Film ist gelungener als das Buch.Kennt man zuvor den Film, hat "58 Minuten Angst" nicht mehr wirklich viel zu bieten. Es ist schon bezeichnend, wenn die Filmfiguren mehr Tiefgang und Charakter haben als jene in der Vorlage. Dazu kommt, dass dieser Fall eigentlich nur für einen normalen Thriller mit knappen Worten reicht, der nichts von der Spannung und der Hektik einer derartigen Situation erkennen lässt. Da hat der Autor irgendwie sein erdachtes Szenario nach einer Checkliste abgearbeitet und das Ganze nicht weiter mit viel Aktion oder Emotion ummantelt. Karger Thriller, der gegen Ende zwar deutlich an Tempo gewinnt, aber bei Weitem weder in der Atmosphäre noch der Action auch nur annähernd an den Film herankommt. Ein paar bekannte Klischees eingebaut, nen bösen Terroristen mit Helferlein und nem scheinbar unfehlbaren Plan, der viel zu schnell aufgedeckt wird und ein Protagonist, der die möglicherweise erwartete coole Härte nur in einem Dialog zum Ausklang des Happy Ends aufkommen lässt, machen den Roman ohne Filmkenntnis zu einem One-Timer. Brauchbar, halbwegs ordentlich, aber mehr nicht. Mit Filmkenntnis ist er eine Enttäuschung, die hohe Erwartungshaltung erhält im Gegensatz zu dem Buch von Richard Thorp einen schweren Dämpfer. Ach ja, der Umschlagtext bezeichnet Malone als Lieutenant, im Buch aber ist er Captain. Knapp 180 Seiten.

Jerry Garcia



Edward Lee. Möchtest du manchmal jemand anders sein? Nun, jemand anderes ist dabei, du zu werden. Er wird in dein Herz und deinen Verstand eindringen, wird dich in Verzückung versetzen -  und dich auf ein Schlachtfest mitnehmen. So wie Gott seinen Boten hat, so hat auch der Teufel seinen. Und dieser Bote ist hier, jetzt, in deiner Stadt.

Der Paketsortierer Dodd bekommt ein merkwürdiges Paket in die Finger. Absender fehlt, Poststempel verschmiert, Adresse nur schlampig hingekritzelt. Irgendetwas drängt ihn dazu, die Sendung zu öffnen. Etwas später ist Dodd als Postbote in der Stadt unterwegs. Den eigentlichen Austräger hat er erdrosselt und jetzt macht er sich daran, in seinem Bezirk sämtliche Personen zu schlachten, die ihm vor die blutigen Klauen geraten. Nur der vierzehnjährige Jimmy überlebt. Zwanzig Jahre später ist in Danelleton, Florida, wieder Ruhe eingekehrt. Das ehemalige Postamt ist dichtgemacht worden, die Bluttaten gehören einer fernen Vergangenheit an. Doch Danelleton ist im Laufe der Jahre gewachsen und das neue Hauptpostamt kann den größeren Aufwand nicht mehr bewältigen und es wird eine Filiale in der Stadt eröffnet. Es ist ausgerechnet das Postamt, von dem aus Dodd damals seine blutige Spur legte. Jane, Witwe mit zwei Kindern (11 + 8), ist als Leiterin vorgesehen, als Stellvertreter der vierzigjährige, Seagal-Bauchträger Carlton. Und eben jener ist es, der zuerst eine unheimliche Präsenz spürt. Doch die Mitarbeiterin Marlene ist es, die plötzlich völlig unerwartet aus heiterem Himmel Kunden und Kollegen im Hauptpostamt, wo sie vor ihrer Versetzung in die Filiale arbeitete, niedermetzelt - zuvor hat sie zu Hause Mann und Kind zerstückelt. Dies ist der Beginn der mörderischsten Tage, die sich seit langer Zeit in Danelleton abgespielt haben. Jane und der Sheriff, für den sie mit der Zeit Sympathien zu entwickeln beginnt, mittendrin. Zuvor freundliche und friedfertige Menschen begehen scheinbar grundlos grauenhafteste Gemetzel und Bluttaten, immer wieder taucht ein geheimnisvolles Zeichen an den Tatorten auf. Und zudem erscheint ein Typ auf der Bildfläche, der mehr zu wissen behauptet. Es ist ein Professor Dhevic, der hauptsächlich durch seine Fernsehauftritte zum Thema des Übersinnlichen, der Geister und Dämonen bekannt wurde und den die meisten Leute inklusive des Sheriffs für einen Scharlatan halten.

Nicht lange ist es her, da hab ich mich gegenüber einem Leser zu der Aussage hinreißen lassen, dass ich dem Herrn Lee die Gefolgschaft aufkündigen werde, wenn er nicht bald wieder mit einem Buch daherkommen würde, das neben seinen Schlachtorgien auch eine Geschichte enthält. Als hätte der Verlag bzw. der Chef Frank Festa meine Worte auf unheimliche Art und Weise empfangen, kommt prompt ein Werk mit dem Titel "Der Höllenbote", in dem Edward Lee genau das bietet, was mir bei seinen Extrem-Ausflügen fehlte - eine Geschichte. Die Grundidee mit dem Postboten erinnerte etwas an Bentley Little ("Böse", nette Idee, schwach zu Ende geführt) und in den - zurückgenommenen - erotischen Eskapaden an Richard Laymon und seine Fantasien (Er hat aber bei seinem Stammverlag Heyne - Random House höchst selten wirklich deftigen Horror zelebriert bzw. zelebrieren dürfen.). Die genannten Mängel (subjektiv von mir empfundenen) der erwähnten Autoren ausgemerzt, eigenen Stil eingebracht, diverse Härten und blutig-brutale Szenen in die Handlung integriert, die aber im Vergleich zu "Bighead" oder "Das Schwein" - letzteres aus der Extrem-Reihe vom Festa-Verlag, die aufgrund ihrer Härte, Brutalität und der ausufernden und sehr expliziten Erotiksequenzen auch nur direkt vom deutschen Rechteinhaber bezogen werden kann -, denn doch halbwegs harmlos erscheinen. Aber nur im Vergleich mit diesen Büchern aus seiner Feder. Ansonsten traut sich vielleicht nur noch der -mkrug-Verlag mit John Aysa in derartige Sphären vorzustoßen. Doie Charaktere sind zwar durchaus mit einigen Klischees beladen, die Story mit wenig überraschenden Wendungen versehen, aber auch flott, zügig, einigermaßen spannend (Jane, Professor) dargeboten, ohne nur als aneinadergefügte Ekelszenen zu wirken. Hin und wieder blitzt der Humor auf, der auch seine Metzeleien in den Extrem-Büchern, die man wirklich nicht allzu ernst nehmen sollte, eher als Satire etikettieren, zu entschärfen weiß. Gradliniger Horrorschmöker mit religiösen, aber nicht zu stark aufgetragenen oder gar auf fundamentale Propaganda zurückgreifenden Tendenzen, wie es einige Entrückungsautoren gerne tun (Man frage Nicolas Cage, der demnächst in einer Verfilmung eines solchen Pamphlets auftreten wird.). Edward Lee wird nach diesem Buch also weiter mein "Höllenbote" bleiben, solange der "Horrorpapst" Frank Festa ihn veröffentlicht. Rund 380 Seiten.

Jerry Garcia



Ein strahlend weißer Racheengel geht um in der Stadt, der überall dort auftaucht, wo Unschuldige in Gefahr sind, und diejenigen, die ihnen Gewalt antun, brutal bestraft: Ist das wirklich nur die Schutzbehauptung eines alten Mannes, der Selbstjustiz geübt hat? Ein Journalist deckt auf: Es gibt diese Gestalt tatsächlich  - er kann es beweisen. Und damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf.

Ein alter Mann sieht in der U-Bahn-Station zwei junge Vollidioten, die mutwillig eine der Sitzbänke zertrümmern. Nach kurzem Zögern spricht er sie darauf an. Fehler!!! Die von den Politikern vielgepredigte Zivilcourage bringt ihn in Lebensgefahr. Die beiden Vollidioten schlagen den Mann zusammen und als er am Boden liegt, treten sie weiter auf ihn ein. Brutal, rücksichtslos. Eine Frau, die auch in die Station wollte, versteckt sich aus Angst schnell hinter einer Ecke. Doch dann taucht eine Lichtgestalt (NEIN, nicht Franz Beckenbauer, der gilt nur für Fußball) auf und erledigt die beiden Schläger mit jeweils einem Schuss in den Hinterkopf. Die Frau ruft die Polizei - aber anonym - und geht dann ihres Weges. Der Staatsanwalt, derzeit voll auf den momentan populären Kuschelkurs bei jugendlichen Straftätern oder gleich Gewohntheitskriminellen eingestellt, versucht, die Sache so zu drehen, dass der alte Mann in reiner Selbstjustiz mit den Deppen abgerechnet hat. Sämtliche vorhandenen Zweifel lässt er wirkungslos an sich abprallen. Und die sensationsgeile Presse wird sofort munter. Natürlich wird dem Opfer die Schuld an dem Vorfall in die Schuhe geschoben von wegen, er habe die Blagen provoziert und die armen Kerle hätten im Leben ja nie eine richtige Chance gehabt. Dass beide eigentlich aus behüteten Verhältnissen kamen, lässt man gerne unter den Tisch fallen. Nur Ingo Praise - freier Reporter für ein Schundblatt mit dazugehörigem TV-Sender - will eine Sendung über die wahren Opfer machen. Nach einigem Zögern stimmt sein Chef zu. Die Quoten rauschen durch die Decke. Man ist sich aber auch für keinen Trick zu schade, um Interviewpartner reinzulegen, zu präsentieren, der Lächerlichkeit preis zu geben oder einfach durch Auslassungen die "Wahrheit" in ihrem Sinne zu manipulieren. Und die Tötung der beiden Angreifer war kein Einzelfall. Die Polizei tappt im Dunkeln, wird zudem noch aktiv von ihren Vorgesetzten behindert, die auch lieber diverse Mängel vertuschen wollen.

Andreas Eschbach greift in gewohnt souveräner Manier wieder eines der großen Themen unserer heutigen Gesellschaft auf: Warum werden denn aus den Opfern alsbald die wahren Täter gemacht, warum werden Typen, die Menschen für ihr gesamtes Leben zeichnen oder gar töten, mit geringeren Strafen bedacht als ein Steuergauner? Schwer zu verstehen, schwer zu erklären und ganz schwer, sich endgültig festzulegen. Macht Andreas Eschbach auch nicht. Sich Gedanken zu dem Thema zu machen, überlässt er gerne dem Leser. Er jubelt niemand seine Meinung unter, zählt im Zusammenhang mit seiner Geschichte nur Fakten auf, die jeder schon in den vielen Berichten über die U-Bahn-Schläger dieser Nation gelesen hat. Der Staat ist pleite, kann die Sicherheit seiner Bürger schon lange nciht mehr gewährleisten, weil aus Kostengründen auch bei den Sicherheitsorganen Sparmaßnahmen die Handlungsfähigkeit lahmlegen. Unterbringung der Straftäter in irgendwelchen Gefängnissen ist ebenfalls viel zu teuer. Also wird alles verharmlost, die Täter mit nem Klaps auf die Dreckgriffel wieder auf die Menschheit losgelassen. Und da man ja rechtlich gesehen einem frechen Balg keine mehr mit auf den Weg geben darf, so als Erziehungsmaßnahme aus elterlicher Sicht, fehlt es den Rotzlöffeln eh meist an Respekt. Beispiel Schule. Die Leherer sollen die Erziehungsaufgaben von Eltern übernehmen, die entweder überfordert sind oder sich schlicht vor der Verantwortung drücken und sie auf die Schule abwälzen. Aber wenn der Lehrer einem ihrer Bälger die Meinung sagt, stehen sie plötzlich mit der Androhung von Rechtsmitteln vor der Tür. Und die Medien: die drücken lieber auf die Tränendrüse bei den Tätern ob deren Verhältnissen oder der schweren Kindheit, weil sich einer beim Popeln leicht in der Nase gekratzt hat und seitdem derart traumatisiert ist, dass er um sich schlägt. Aus sowas lässt sich leicht ne ganze Doku-Reihe machen. Die Opfer sind da weniger interessant, weil die Leute befürchten, dass man selbst zu so einem Opfer werden kann und solche Sachen nicht sehen wollen. Verkauft sich nicht, also uninteressant. Gerade die Massenmedien wie Billig-Boulevard mit an- oder auch abhängigem TV-Sender schüren diese Stimmungsmache. Und am Ende werden Helfer noch selbst Opfer. Opfer einer Justiz, die Notwehr so schwammig formuliert, dass man jederzeit auch überzogene Gewaltanwendung attestieren kann und der Helfer immer mit einer Anzeige wegen Körperverletzung rechnen muss. Die große Frage: Was ist unter solchen Umständen mit der Zivil-Courage? Würde man da noch helfen? Was tun mit solchen Schlägern? Gesetze verschärfen? Damit kann sich der Leser das ganze Buch über beschäftigen. Die Thrillerhandlung wird da fast zur Nebensache und leider löst sich genau da, wo es spannend werden und sich eine echte Diskussion zum Thema entwickeln könnte, die Sache im Roman in Luft auf. Der Schluss ist leider auch das Schwächste am gesamten Buch. Zeitmangel und auch - später aufm Blog - Platzmangel erforderten hier eine Kurzrezi, wo eigentlich mehr hingehört hätte. Rund 540 Seiten.

Jerry Garcia



Stephen King. Eine mörderische Sekte hat es auf Kinder abgesehen, die das Shining haben. Stephen King kehrt zu einem seiner berühmtesten Romane zurück: Der kleine Danny, der im Hotel Overlook so unter seinem besessenen Vater hat leiden müssen, ist nun erwachsen. Aber die Vergangenheit lässt ihn nicht los. Auch das Mädchen Abra hat das Shining. Kann er sie retten?

Nach den Ereignissen im Hotel Overlook kann sich der kleine Danny nur schwer in den Alltag einordnen. Seine Mutter hat für die Verletzungen, die sie erlitten hat, eine Abfindung kassiert und dabei auf viel Geld verzichtet, weil sie endlich mit dem Kapitel abschließen wollte. Und Danny kommt mit zunehmendem Alter und seinen wiederkehrenden Albträumen schnell auf den Geschmack von Alkohol und Drogen. Die schaffen wenigstens für kurze Zeit Ruhe. Doch im Vollsuff lassen sich auch so manche Schandtaten vollbringen, die man später gerne ungeschehen machen würde. Geht aber nicht, also wieder mit legalen und illegalen Drogen betäubt. Der ewige Kreislauf halt. Während er versucht, sich von seinen Verfehlungen loszusagen und an treffen der Anonymen Alkoholiker teilnimmt sowie mit seiner Fähigkeit in einem Hospiz den Sterbenden letzten Trost spendet, ist eine Sekte in den USA unterwegs, die Menschen, die das Shining haben, ihre Fähigkeit und das Lebenselixier aussagen wollen, das sie als Steam bezeichnen, um ihr eigenes Leben zu verlängern, ähnlich wie Vampire mit dem Blut ihrer Opfer. Unterdessen wird Danny so etwas wie sesshaft in der kleinen Stadt Frazier. Sein Shining ist ihm im Hospiz endlich einmal von Nutzen und er findet sogar Freunde. Doch der Frieden währt nicht lange. Die Sekte der "Wahre Knoten" entdeckt das Mädchen Abra, das eine mächtige Dosis Steam sein eigen nennt und machen sich auf den Weg, es ihr zu entreißen. Doch das Mädchen ist eine starke Gegnerin - und sie hat auch Danny und seine Freunde auf ihrer Seite.

Der Autor lässt sich Zeit, bis er wirklich in die Geschichte um die rüstige Rentner-Gang auf der Suche nach dem Steam eingeht oder das Mädchen in die Handlung einbringt. Zuerst muss der Bogen von der Vergangenheit des Overlook Hotels zur Gegenwart geschlagen werden. Dies geschieht anhand des ausführlich skizzierten Lebenslaufs von Danny. Seinem Abrutschen, seiner Seelenqual und seiner Sucht. Und wohl auch mit eigenen Erfahrungen untermauerte Erkenntnisse bei der Bewältigung des Alkoholismus und des täglichen Kampfes gegen einen Rückfall. Für Danny gelingt dies erst, als er im Hospiz einen Sinn in seinem Leben und seiner Fähigkeit entdeckt - und mit dem Vertrauen, das seine neuen Freunde in ihn haben. Für Stephen King waren es wohl die Familie und das Schreiben. Und da auch Mr. King dem Alterungsprozess unterworfen ist, kann man Dannys Arbeit im Hospiz vielleicht auch als Kings eigene Gedanken mit seiner Sterblichkeit in einklang bringen, wenn er das einsame Sterbenin einem Krankenbett oder die mroschen alten Knochen schildert, die bei der geringsten Belastung brechen und die Hilflosigkeit, die dadurch entsteht. Egal, ob man Hilfe hat oder nicht. Man ist nur noch auf andere angewiesen, keine Chance mehr die frühere Agilität auszuleben, immer ans Bett gefesselt, bis es zu Ende geht und man hoffentlich jemanden wie Danny hat, der es einem leichter macht. Bis dahin wohl ein sehr persönliches Buch. Mit Auftauchen von Abra und den mörderischen Camping-Wagen-Rentnern kommt die Story in Fahrt, lässt aber viele der alten Muster von King erkennen. So musste ich bei Momo hin und wieder einen Gedanken an "The Stand" verschwenden und immer wieder werden die typisch amerikanischen Werte von Freundschaft und Familie beschworen (Die es in Wahrheit in dieser Form wohl dort auch nur so oft gibt, wie einen Sechser plus Zusatzzahl im Lotto). Die eigentlich einfache und eher mäßig spannende Story wird durch einige Abschweifungen in die Länge gezogen, was sich an manchen Stellen negativ bemerkbar macht, doch gegen Ende hin reißt er das Ruder wieder rum, bietet die eine oder andere kleinere Überraschung, lässt aber auch Kräfte agieren, die auch mal an "Scanners" erinnern. Irgendwie ein rundum mittelmäßiges Buch mit guten sowie weniger guten Momenten, ohne nervenzerfetzende Spannung, sondern einigermaßen leicht einzuschätzen, wie es wohl ausgehen könnte, was sich bis auf die Art des Endkampfes auch bewahrheitete. Ich hab längst nicht alles von ihm gelesen, aber von dem bleibt für mich "The Stand" unübertroffen und ja, auch an "Die Arena" reicht "Doctor Sleep" nicht heran. Dennoch werde ich mir '"Mr. Mercedes" in meinen Einkaufskorb packen. Denn es gibt etliche schlechtere Autoren und Bücher auf dem Markt. Es ist halt manchmal echt eine Krux, wenn man das eine oder andere beinahe perfekte Werk (sei es Buch, Film, Musik oder sonstige Kunst) hingelegt hat und man immer nur an seinen Bestleistungen gemessen wird. Das kann nie gutgehen und es wird immer Kritik geben. Andererseits kann ich aber auch diejenigen nicht verstehen, die King schon fast unterstellen, ein Dilettant auf der Suche nach literarischen Weihen zu sein. Stephen King kann schreiben, kann Spannung und Horror erzeugen, Charaktere zum Leben erwecken. Nur schöpft er seine Fähigkeiten nicht immer voll aus, doch abschreiben sollten man ihn noch lange nicht. Und einem Dan Brown zum Beispiel gelingt es schon lange nicht mehr, auch nur annähernd frühere Qualität zu erreichen. Da herrscht aber überraschenderweise Ruhe von den Kritikern. Rund 700 Seiten.


Jerry Garcia



Stephen Hunter. Im Dschungel von Vietnam war Bob Lee Swagger einer der besten -Scharfschützen der Marine, eine wahre Killermaschine. Heute lebt er zurückgezogen in den Bergen von Arkansas und will nichts mehr wissen von Krieg und politischen Intrigen. Doch er weiß zu viel ... über das Töten! Bob lässt sich von einer Spezialtruppe der Regierung zu einem letzten Einsatz für sein  Vaterland überreden - und tappt in eine ausgeklüglete Falle. Plötzlich findet er sich auf der falschen Seite der Zielscheibe wieder und wird als Mörder des Präsidenten von einer ganzen Nation gejagt. Um seine Unschuld zu beweisen, sucht er die wahren Mörder. Zu dumm, dass ausser einem abtrünnigen FBI-Agenten und der Witwe seines im Krieg gefallenen Freundes niemand an seine Unschuld glaubt.

Nachdem er in Vietnam mit 87 "Abschüssen" glänzen konnte, dann aber von einem vietnamesischen Heckenschützen dienstuntauglich geschossen wurde - sein Freund und Späher Donny starb bei dem Einsatz -, kehrte Bob Lee Swagger in die Heimat zurück. Eine Integration in die Gesellschaft gelang ihm nicht. Mit seiner Pension sowie einem stattlichen Batzen Geld aus einem gewonnenen Prozess gegen ein Magazin, das ihn verleumdete, hat er sich in die Berge von Arkansas in eine Hütte zurückgezogen, wo er nur mit dem Hund Mike lebt. Er hat dem Töten zwar abgeschworen, ist seiner Liebe zu Waffen aber treu geblieben. Dafür haben es die Menschen mnit ihm schwer. Er vermeidet jeglichen Kontakt soweit es ihm möglich ist. Doch eines Tages suchen ihn die Leute einer Firma auf, die angeblich für die Sicherheit des Präsidenten auf einer Wahlkampf-Tour sorgen. Sie wollen ihn, den Spezialisten, als Berater. Er soll ihnen anhand diverser maßstabsgetreuer Modelle zeigen, wo ein möglicher Heckenschütze einen Anschlag ausführen würde. Alles wird mit hohem Aufwand organisiert. Am Tag des wahrscheinlichen Attentats postiert man Swagger als Beobachter in einiger Entfernung an einem Standort, von dem aus er das Podest, auf dem der Präsident seine Rede halten soll gut einsehen kann. Plötzlich fallen Schüsse. Noch während Swagger rätselt, woher die gekommen sein mögen, wird er von einem Polizisten attackiert und verletzt. Dennoch kann er entkommen. Und er zieht sich zurück, um seine Wunden zu versorgen. Er geht zu der einzigen Person, der er noch traut: Der Witwe seines Spähers Donny. Dort kommt er wieder auf die Beine. In der Zwischenzeit macht sich der FBI-Agent Nick keine Freunde, als er versucht, diverse Ungereimtheiten in der Geschichte zu klären. Er bekommt ständig Knüppel zwischen die Beine geworfen, wird sogar suspendiert und schlägt sich dann auf die Seite von Swagger. Als der wieder genesen seinen Kampf gegen seine Feinde aufnimmt, hat er in Nick einen Unterstützer gefunden. Swagger zeigt den Bastarden, was 87 Abschüsse in Vietnam für eine Bedeutung haben.

Wer den zweifellos guten Film "Shooter" mit Mark Wahlberg gesehen hat, dem sei gesagt, dass dieser echt nur ein Swagger light gewesen ist. Bob Lee - niemand darf ihn Robert nennen - ist ein schweigsamer Redneck. Einer, den man sofort als die typische Sorte Südstaatler einordnet, die im Hinterland gegen die Regierung zicken, Waffennarren sind und liebend gerne alles killen, was ihnen vor die Flinte kommt. Aber Swagger ist nicht ganz der schmutzige und rassistische Hinterwäldler, auch wenn er gerne Schleimklumpen hervorrotzt und Waffen lieber als Menschen mag. Wortkarg, unnahbar, stur und unfreundlich ist er. Ein schwieriger Charakter. Völlig ungeeignet als der strahlende Held eines Actionfilms oder eines Buches. Eigentlich sind so ziemlich alle handelnden Personen in dem Roman (Ausnahmen vielleicht Nick und Sally sowie Julie) irgendwie unmoralische Figuren, die Regierungsposten mit korrupten und egoistischen Lutschern besetzt, die nur das eigene Wohl und einen schnellen Aufstieg im Sinn haben. Da scheint so ein Redneck, den keiner vermisst das richtige Opfer. Und ab da bekommt das Buch eine gewaltige Portion Härte, die dem Film sicher eine JK eingebracht hätte. Swagger macht sich nämlich seinen eigenen "Hamburger Hill". Er findet wieder Spaß am Töten, will gar nicht aufhören. Räumt die Angreifer in Massen aus dem Weg und hat richtig Freude dran. Er liebt seine Waffen, die ihm bei entsprechender Pflege treuer sind als irgendwelche Menschen es je waren. Stephen Hunter macht aus dem Buch einen richtigen Führer durch alle Waffengattungen, über Windrichtungen, Schwerkraft, Luftwiderstand und technische Daten. Ein echter Waffenporno, der dann auch gut mit Megan Fox verglichen werden kann. Er beinhaltet Fakt und Fiktion - Fakt sind die Daten zu den Waffen, Fiktion ist die Geschichte des Bob Lee Swagger (Bei MF sind vielleicht grade noch die Füße Fakt, der Rest ist wohl schon Botox-/Silikon-Fiktion.). Ein harter, actionreicher und sehr realistischer Thriller mit mehr Unsympathen als ihn zwanzig anderen Thrillern zusammen und einem Protagonisten gegen den die Filmfigur schon fast ein Heiliger war. Und auch wenn fast alle seinen handelnden Figuren ein Profil bekommen, man sich tatsächlich an amerikanische Auswüchse in Süd- und Mittelamerika erinnert fühlt, ist "Shooter" vor allem eine "Don't talk - shoot and kill"-Geschichte, die den Leser unterhalten soll. Und vermutlich amerikansiche Leser eher anspricht als die hiesigen bisher, denn wie sonst ließe sich erklären, dass es erst des Festa-Verlages bedurfte, diese Romane um Bob Lee Swagger ungekürzt zu veröffentlichen. Rund 640 Seiten.

Und damit auch den Übergang zum Verlag hinbekommen. Es ist noch gar nicht allzu lange her, da galt der Festa-Verlag eher als Geheimtipp für Konsumenten mehr oder weniger gepflegten (dazu gleich mehr) Horrors. Nach und nach konnte sich der Verlag um Horror- und mittlerweile auch Crime-Papst Frank Festa mehr Marktanteile sichern, sich einen exzellenten Ruf und eine stetig steigende Fangemeinde aufbauen. Dazu beigetragen haben sich er auch die Idee der Reihe Festa Extrem, in der man knüppelharte, ultrabrutale und nicht gerade gepflegte Horrorkost nur über den Verlag an den geneigten Kunden bringt, da sich solche Lektüre ob der beschriebenen Perversitäten und mehr als nur deftigen Sexeinlagen kein Händler auch nur bereit erklärt, das Material in seinem Produktportfolio anzubieten. Zu sehr fürchtet man in den etablierten Läden oder Intenetanbietern in die Schmuddelecke gestellt zu werden oder Perverse zu bedienen. Das ist die deutsche Selbstzensur in Reinkultur. Und feige ist es auch. Aber Frank Festa war der Vorreiter, mittlerweile gibt es andere Kleinverlage, die sich auch trauen, solche Werke zu veröffentlichen. Ein Alleinstellungsmerkmal hat der Verlag aber in sachen Zufriedenheitsgarantie. Niemand sonst bietet an, ein Buch bei Nichtgefallen wieder zurückzunehmen und den Kaufpreis zu ersetzen (Ob das jetzt per Gutschrift oder Rücküberweisung geschieht, weiß ich nicht, da ich a) noch nie in die Verlegenheit kam, wegen Nichtgefallen ein Buch zurückzusenden und b) wohl noch zu sehr Alte Garde bin, als dass ich bei einem selbstverschuldeten Fehleinkauf mein Geld zurückverlangen würde.). Ein weiterer Schritt war die Aufnahme einer Crime-Ecke im Verlag. So kommen Freunde des harten Thrillers (Michael Slade, Ben Coes, Dan Simmons, Stephen Hunter und und und) oder phantastischen Werken wie den Handyman Jack-Romanen von F. Paul Wilson zu ihrem Recht. Und die Begeisterung steigert sich mit jedem Namen, den Herr Festa nennt, den er unter Vertrag genommen hat. Da sind von Großverlagen verheizte Autoren wie Brian Keene, die sich dann lieber dem Festa-Verlag angeschlossen haben oder solche Exoten wie Edward Lee und Wrath James White, die die Grenzen des Erträglichen ausloten. Aber auch die Ankündigung, Robert R. McCammon ins Programm zu nehmen, hat bei einigen Skeptikern ein Leuchten ins Auge gezaubert (gelle, TC). Bei mir war es zusätzlich noch, dass der  neue Scott Sigler sowie Romane von Jeremy Robinson wohl zu seinem letzten glorreichen Schachzug kommen: Der Gründung des SciFi - und Endzeitablegers Deltus. Da wird man mit Kaiju- und Zombieliteratur verwöhnt, bekommt man William R. Forstchen mit einer erschreckenden Zukunftsvision geboten. Und alles aus hochwertigem Papier, Einband und Druck sowie einem - im Gegensatz zu den Großverlagen - hervorragenden (Das würde ich nach eigenen Erfahrungen sogar beeiden, gelle Frank) Lektorat/Korrektorat. Und zum Schluss noch die letzte Besonderheit: Während die überall so geschätzten Publikumsverlage ihre Ebooks zu einem ähnlich hohen Preis anbieten, wie die gedruckten Werke, da die Kosten angeblich ähnlich hoch sind, schaffen es der Festa-Verlag und viele weitere Kleinverlage, ihre Ebooks auch zu kleinem Preis anzubieten, eben weil die Druck- und Lagerkosten geringer sind. Ein Grund mehr, Kleinverlage, die Genres anbieten, an denen man Interesse hat, auch nachhaltig durch Käufe und wenig bis keine Rücksendungen zu unterstützen. Genug geschleimt.

Jerry Garcia



Monica O'Rourke. Nachdem sie in Manhatten entführt wurde, wird Zoey in einen Bunker verschleppt und Opfer der abartigen Fantasie eines kranken Mannes. Doch sie ist nicht die einzige Gefangene, in Käfigen vegetieren dutzende Frauen vor sich hin. Täglich werden sie gequält.

Zoey wird in Manhattan in einem Buchladen von Mel angesprochen, die ihr Hilfe anbietet. Zoey weiß nicht, was sie davon halten soll, hat sie doch weder die Fremde noch sonst jemanden um Hilfe gebeten. Die Frau stellt eine Menge persönlicher Fragen und verabschiedet sich dann schnell. Verwirrt verlässt Zoey den Buchladen - und wird von der Straße weg gekidnappt. Die Männer stellten sich zwar als Polizisten vor, entpuppen sich aber als widerwärtige Gangster. Sie bringen die betäubte Zoey in einen unterirdischen Bunker, wo sie von einer Ärztin untersucht wird. Dann vergewaltigen die beiden Typen sie. Ab diesem Zeitpunkt ist sie einem nicht enden wollenden Martyrium ausgesetzt. Sie bekommt Regeln unterbreitet, die sie nicht brechen darf, sonst setzt es brutalste Bestrafung. Sie muss alles mit sich machen lassen, was die perversen Kerle wollen und darf sich dabei nicht mucksen, nicht ohne Erlaubnis sprechen. Bald stellt sie fest, dass sie nicht allein in dem Kerker festgehalten wird. Etliche andere Frauen leiden in den Zellen um sie herum ebenso wie sie selbst. Da die meisten von ihnen schon länger vor Ort sind, kann sie einige Informationen erhaschen und erfährt auch den vorgeschobenen und schier wahnsinnigen Grund für ihre Anwesenheit. All die Frauen bekommen für ihr Durchhalten bei den brutalen Spielen der Wärter doch tatsächlich als Belohnung eine Traumfigur, nehmen etliche Kilo ab. Sie befindet sich in einem Extrementmoppelungskomplex. Die Misshandlungen werden immer schlimmer. Doch als Zoey glaubt, dass es nicht mehr ärger kommen kann, erscheinen die Besucher auf der Bildfläche. Sie zahlen für das Privileg, die Frauen misshandeln zu dürfen und tun sich nun wirklich keine Scheu an. Das bringt das Fass zum Überlaufen. Die Lage eskaliert.

Nun also die erste Frau, die ein Werk zur Extrem-Reihe beisteuert und eines ist sicher: Sie gibt dem Begriff des Danish Dynamite echt eine völlig neue Bedeutung. Ich muss aber auch sagen, dass ich auf den ersten beiden Dritteln Edward Lee etwas vermisst habe. Große Stories bietet er ja in seinen Extremwerken ja auch nicht, aber Frau O'Rourke liefert hier einfach nur Perversitäten nach Zahlen, wie ein Videospiel, das sich von Level zu Level steigert. Der Humor oder die doch schon schrägen, wenn auch blutig-sexistisch-brutalen, aber irgendwie unterhaltsam präsentierten Ideen eines Edward Lee scheinen ihr in diesem Bereich völlig abzugehen (Das ist jetzt nicht zweideutig gemeint, Leute). Irgendwann wirkte das Geschehen auf mich nur noch wie eine Statistik - und die lesen sich für mich zumindest irgendwann doch recht langweilig. Die Charakterzeichnung ist jetzt auch eher oberflächlich, verschwindet fast unter dem Grauen, das die Frauen erleben. Dass die Typen - und die wenigen Frauen auf Wärterseite - kranke Schweine sind, egal wie sie ihre Taten rechtfertigen, ist eh offensichtlich. Im letzten Drittel aber kriegt sie dann doch die Kurve. Die Frauen wehren sich und die Besucher haben Waffen, die sich die Gefangenen aneignen. Jetzt kommt tatsächlich so etwas wie Action, Spannung und Dramatik auf. Das rettet das Buch auch vor der Mittelmäßigkeit und kann ihm noch ein "gut" einbringen. Ich lass jetzt mal den Bryan Smith "Rock n' Roll Zombies aus der Besserungsanstalt" weg, da der für mich eher in die "normale" Horrorreihe gehört hätte, dann ist "Quäl das Fleisch" trotz aller Härte und Brutalität der unterschiedlichsten Perversionen bisher der am Wenigsten unterhaltsame Teil der Extrem-Ausgaben. Klar, war es jetzt schwer gegen die geballte Macht von Edward Lee, Brett McBean oder Wrath James White anzutreten und so als meiner Kennntis nach auch die erste Autorin, die sich derart hartem Horrorstoff verschrieben hat, direkt in die Phalanx der Etablierten einzubrechen, doch die irgendwie zu trocken (Wieder keine Zweideutigkeit, Leute) geratenen beiden ersten Drittel können sie nicht auf die Überholspur bringen. Schade, denn die letzten rund 55 der knapp 160 Seiten kamen dann bei mir recht gut an. So von Beginn an und meine Meinung wäre besser ausgefallen. Ein Rohrkrepierer (Auch keine Zweideutigkeit) ist das Buch aber nun auch nicht.

Jerry Garcia



David Eddings. Eine Gruppe von Freunden bricht zu einem Jagdausflug ins Hochland auf - Dan Alders, ein Ex-GI, der vor Kurzem aus Deutschland zurückgekehrt ist, sein älterer Bruder Jack, ein Verlierer, der von Job zu Job und von Ehe zu Ehe durchs Leben taumelt, McKlearey, ein ehemaliger Sergeant der Marines mit einem tödlichen Geheimnis, Cal, ein Schlitzohr, der Partys, Schnaps und Frauen finanziert, und schließlich der Pantoffelheld Stan. Ihre Vorlieben für Alkohol, Streit, Lügen und Frauen hat sie in ihrer Heimatstadt zusammengeschweißt. Aber nun, bei einem Jagdausflug hoch in den Bergen, geht alles in die Brüche. Es scheint, als ob die Gewehre eher auf Männer als auf Hirsche gerichtet würden. Man ahnt, dass es in der Wildnis zu einer Katastrophe kommt. niemand weiß, wer überleben wird. Aber der letzte Rest ihres Stolzes hält sie davon ab, aufzugeben und heimzukehren. Dan Alders hätte die Möglichkeit, sie zu retten.

Dan Alders hatte sich nach der Schule ein Jahr treiben lassen und sich dann zur Armee gemeldet. Doch statt nach Vietnam in den Einsatz verschifft zu werden, kommt er nach Europa und lernt hauptsächlich deutsches Bier zu schätzen. Ohne je in einem Kampfeinsatz gewesen zu sein, kehrt er zurück in seine Heimat. Ohne wirklich großes Interesse besucht er seinen Bruder Jack. Wider Erwarten verstehen sich die Beiden und Dan bleibt. So nach und nach lernt er einige Kumpels von Jack kennen. Da ist Calvin Sloane, der in mehreren Geschäften Geld stecken hat, einen Gebrauchtwagenhandel besitzt und schlicht der reiche Mann mit bezaubernder Gattin ist. Er hat sogar etwas mit Jack gemeinsam: beide betrügen liebend gerne ihre Ehefrauen. Dann stößt auch noch Lou hinzu. Der ist ein ehemaliger Marine-Sergeant, irgendwie ständig besoffen und dauerhaft reizbar. Auch er ist in Sachen Alkohol und Frauen kein Kostverächter, aber er will ständig den großen Mann markieren, was speziell Dan nur widerwillig erduldet. Ein Freund von Cal namens Mike ist ein ruhiger Vertreter der Zunft und ist mehr daran interessiert, seiner kranken Ehefrau beizustehen, statt sich den alternden Rabauken anzuschließen. Nach einigen Treffen beschließt Dan, einen alten Schulkollegen zu besuchen. Stan erweist sich als eindeutig unter der Fuchtel seiner Frau Monica stehend. Ihr Befehlston lässt Dan Schlimmes befürchten. Doch Stan will unbedingt an der geplanten Jagd teilnehmen, auch gegen den Widerstand seiner Frau. Die lässt sich ohne Wissen von Stan sogar mit Lou ein, um den zu bewegen, Stan die Jagd auszureden. Pech. Nachdem Lou seinen Spaß gehabt hat, tut er gar nichts. Kurz bevor es losgeht, muss Mike absagen, weil es seiner Frau schlechter geht und so brechen die Fünf auf, um mit Clint und Miller, ihren Führern, in den Bergen zu jagen. Es dauert nicht lange und der Konkurrenzkampf lässt alte Feindseligkeiten aufbrechen. Als Dan dann auch noch einen weißen Hirsch entdeckt, entbrennt schon fast ein offener Streit. Und der eine oder andere Schuß schlägt näher bei einem der Jäger ein, als es der Fall sein sollte.

Auch ob der Zeit in der der Roman spielt (Anfang der 70-er) ist "High Hunt" ganz in der Tradition des Männerfilms "Beim Sterben ist jeder der Erste". Die Hillbillies fehlen zwar und statt einen Fluß zu bereisen wird gejagt, doch ansonsten passt alles wie die Faust aufs Auge. Was zu Beginn noch aussieht, wie eine beginnende Freundschaft unter Männern, wenn auf rund 150 Seiten die unterschiedlichen Figuren vorgestellt werden, wird noch vor Aufbruch zu Rivalitäten. Schon da lässt sich erahnen, dass hinter den Fassaden etwas Anderes lauert und in einem kleinen Ort wie Tacoma bleiben solche Dinge auch nie lange verborgen. Suff, Ehebruch, Gewalt - die ganze Palette zeigt sich nach und nach immer mehr.  Dan, der Ex-Soldat, ist der Erzähler der Geschichte und scheint der Vernünftigste unter den Kumpels zu sein. Doch auch er kann nicht verhindern, dass Geheimnisse ans Tageslicht drängen, dass dramatische Reaktionen auf traumatisierende Erkenntnisse gewalttätige Reaktionen auslösen. Wer anhand des Verlages oder der Inhaltsangabe nun auf einen fantastischen Actionroman in der Wildnis des Bundesstaates Washington gehofft hatte, wird sich enttäuscht sehen. Wie auch im vorgenannten Film entwickeln sich die Menschen weiter. Und nicht immer zum Besseren. Eine Geschichte um Freundschaft, Familie, Zukunftsängste und Ressentiments. Und der Albino-Hirsch lässt wohl jeden sofort an "Moby Dick" denken, wenn einige der Jagdteilnehmer wie verrückt auf diese Trophäe sind. Und oft genug sind die Burschen nahe dran, ein Duell wie in alter Westernmanier auszufechten. Immer geht es darum, wer der Bessere ist, wer die Befehle gibt. Neben der Spannung, ob und wann etwas passiert und natürlich, wer den Berg lebend verlässt, ist "High Hunt" eine Charakterstudie über das Leben, Familie und Liebe, eine Erkundung der manschlichen Psyche. Ja sogar des Erwachsenwerdens, der Pflichterfüllung, des gesitteten Zusammenlebens und echter Liebe. So mancher der Protagonisten muss seinen Platz in der Gesellschaft noch finden - falls er es überhaupt schafft. Aber jeder, der zurückkommt, hat einen Reifeprozess durchgemacht. Keiner ist mehr der, als den ihn die anderen zuvor in ihrem Selbstverständnis definiert haben. Ob es ihrer Freundschaft dient, bleibt abzuwarten. 365 Seiten

Jerry Garcia



Myke Cole. Lieutenant Oscar Britton erwartet der Einsatz seines Lebens: Er wird ausgesandt, um zwei ausser Kontrolle geratene Teenager gefangen zu nehmen, die gefährliche magische Kräfte ohne staatliche Genehmigung benutzen. Doch als sichauch bei Britton übernatürliche Fähigkeiten manifestieren, gerät er plötzlich selbst ins Fadenkreuz. Ihm bleibt keine Wahl: Er muss den "Shadow Ops" beitreten - und in der Schlacht gegen übernatürliche Gegner sein Leben riskieren.

Bei dem Einsatz lernt Britton gleich einmal die rücksichtlose Vorgehensweise einer Organisation kennen, die absolut unter dem Radar der Öffentlichkeit operiert. Kann man die "Selfer", wie man Menschen nennt, die übernatürliche Fähigkeiten an sich entdecken und dies nicht den Behörden melden, nicht gefangen nehmen und zur Zusammenarbeit bewegen, löscht man sie aus. Durch die Aufregung und die in ihm auflkeimende Wut löst er selbst die in ihm schlummernden, gefährlichen Talente aus. Sogenennte Unterdrücker können diese Kräfte bei anderen Menschen spüren und wie ihr Name schon sagt auch bändigen. Ihm selbst ist sofort klar, dass er nun auf deren Liste steht. Dazu kommt, dass er seinen fanatisch-religiösen Vater, mit dem er sich grundsätzlich nicht versteht, in einem Wutanfall durch ein von Britton selbst geöffnetes "Tor" in eine andere Dimension versetzt. Als Portant hat er für die SOC - Supernatural Operations Corps - immensen Nutzen. Nachdem sie ihn dann endlich auf seiner Flucht stellen können, kommt er in ein Lager, in dem die neuen Rekruten mit ihren Kräften ausgebildet werden sollen. Es gibt aber auch jene, die dort eher gebrochen werden sollen, um sich in den Dienst der Organisation zu stellen. Sie werden drangsaliert und wenn sie aufgeben, müssen sie an einem Fahnenmast eine amerikanische Flagge hissen, um ihre Zugehörigkeit zu untermauern. Eigentlich ähnlich wie die Seals, die ihre Glocke läuten, wenn sie während der Ausbildung aufgeben. Ob Glocke oder Flagge - beide sind das Zeichen der Kapitulation. Der Warrant Officer Sergeant Fitzsimmons - Fitsy - ist einer dieser Schleifer, wie sie jede Armee kennt. Er nimmt Britton unter seine Fittiche. Und bald muss Britton einsehen, dass es da draußen noch eine Parallelewelt gibt, eine Welt voller Magie, unheimlicher Geschöpfe und fremdartiger Bewohner wie z. B. den Goblins. Die sind unter sich als Volk zerstritten und so mancher hilft den Menschen und arbeitet für sie. Marty ist einer von ihnen und er freundet sich mit Britton an, während die restlichen Besatzer die Goblins verachten. Als wäre das nicht genug, machen sich auf irdischer Seite die Apachen mal wieder madig, indem sie wilde Berggeister beschwören und auf die Weißen loslassen, die ihnen dereinst mit übelsten Methoden ihr Land raubten und sie in Reservate steckten. Die Regierung vermutet, dass hinter diesen Berggeistern auch Kräfte aus den sogenannten Urwelten in der Parallelwelt stecken, um die Menschen zu verunsichern. In der realen Welt werden die "Selfer" weiterhin verfolgt und versuchen sich mit Gegenaktionen zu wehren. Auch im Ausbildungslager befinden sich solche Kräfte, was sich bald in einer Katastrophe deutlich zeigen wird. Doch bis dahin sind etliche Kämpfe zu bestehen.

Als Kommetar eines Autoren steht auf dem Frontcover "Black Hawk Down meets X-Men - absolut adrenalingeladen!". Das ist durchaus passend, erinnert auch ein klein bisschen an die "Ex-Helden" und ist vollgepackt mit Actionsequenzen. Apachehubschrauber gegen Goblins, Elementare gegen Menschen, zombieähnliche Schlurfleichen gegen Hexen und und und. Military Fantasy im reinen Actiongewand. Ruhige Phasen gibt es selten. Während der Ausbildungsphase werden die Charaktere näher vorgestellt, die Gruppen in Freund oder Feind unterteilt und man beschäftigt sich mit den Missverhältnissen zur Regierung und ihrem Verhalten, das mit Rechtsstaatlichkeit nur noch wenig zu tun hat. Britton ist lange am Zweifeln, was überhaupt richtig oder falsch ist. Er braucht lange, um seinen Platz zu erkennen. Und trotz allen Geballers kann Myke Cole noch einige Aspekte einbringen, die es zu überdenken gilt. Sei es der Umgang mit anderen Rassen oder mit Personen, die einfach nicht der Norm entsprechen. Wie weit dürfen Regierungen gehen, um gegenüber ihrern Bürgern ihren Willen durchzusetzen? So dient das Buch durchaus auch dem hehren Gedanken, diverse Fehler der ach so freien Nation mit ihren ständigen Sprüchen von wegen der Welt die Demokratie bringen usw. Wie das funktioniert, kann man ja die Indianer fragen oder andere Länder, in denen man sich in interne Angelegenheiten eingemischt hat, ohne dazu berechtigt zu sein. Man muss sich schon mit einigen Klischees abfinden, die der Autor hier so bietet und auch mit dem Gedanken, dass während des Mittelteils mit Ausbildung und Selbstfindung des Protagonisten der Action mal kurz die Luft ausgeht, aber zum Ende hin rauscht es wieder ordentlich im Gebälk und ein Fortsetzungsband (liegt schon vor und wird morgen oder übermorgen hier vorgestellt) vorbereitet. Für Fans leicht geschriebener Lektüre, die aber auch aufmerksam genug sind, um den ganzen wechselnden Handlungsorten zu folgen, sowie Action und Fantsay mit Militär-Touch schon mal einen Blick wert. Aber ich muss auch sagen, dass mich das Buch irgendwie nicht so richtig gepackt hat, wie z. B. ein (ja, schon wieder) Matthew Reilly. Shane Schofield ist doch der Beste!!!. Rund 535 Seiten plus Glossar.

Jerry Garcia



Myke Cole. Als Colonel Bookbinder plötzlich magische Kräfte entwickelt, verändert sich sein Leben radikal: Er soll mit den "Shadow Ops" in einer fremden Welt gegen übernatürliche Wesen kämpfen. Aber dann wird Bookbinder von seiner Einheit getrennt und versucht allein, den Feind zu besiegen. doch dies kann ihm nur mithilfe eines Mannes gelingen, dessen magische Fähigkeiten die Nation schon einmal fast zu Fall gebracht haben: Oscar Britton, Staatsfeind Nummer 1.

Bookbinder liegt schlafend in seinem Bett, als er plötzlich spürt, dass er irgendwie kurz vor dem Ertrinken ist. Er hält es für einen Albtraum, kann aber nicht mehr einschlafen, nachdem er nun schon einmal wach ist. Doch dies merkwürdige Gespür hört nicht auf. Er geht zum Arzt, der ihn dann sicherheitshalber zur SOC schickt, die ihn auf magische Kräfte testen soll. Es dauert, bis man herausfindet, was er da plötzlich beherrscht, doch dann wird er in die Spezialkräfteeinheit eingebunden und in die Ursprungswelt versetzt, wo er eine VOB (Vorgeschobene Operations Basis) unterstützen soll. Wohl gelitten wird er dort nicht. Er ist ein Colonel ohne Kampferfahrung, Respekt bringt man ihm nicht entgegen und er selbst fühlt sich von seinem extrem aggressiven Vorgesetzten eingeschüchtert. Doch bei einem Angriff auf die Basis erweist er sich als Kämpfer, wovon er selbst am meisten überrascht ist. Da auch noch sein Vorgesetzter Offizier, der vor dem er solchen Bammel hatte, fällt, geht dessen Befehlsgewalt nun an Bookbinder über. Jetzt hat er die Verantwortung über die Basis und die stationierte Division. Doch plötzlich wird das Tor, das die Bewegung zwischen der Ursprungswelt und der realen Welt ermöglicht plötzlich geschlossen wird und kein Portant mehr da ist, der es wieder öffnen kann, ist die Einheit von jeglichem Nachschub abgeschnitten. Man wäre den Angriffen der feindlichen Goblins und sogar den indianischen Berggöttern fast schutzlos ausgeliefert. Bookbinder organisiert eine provisorische Lebensmittel- und Wasserversorung und macht sich dann mit vier Mann Begleitschutz sowie zwei Verbündeten aus dem südasiatischen Raum (Indien in diesem Falle) auf den Weg zu einer weit entfernten Basis, um Hilfe zu holen. Dort gibt es einen Portanten, der sie zurück in ihre Welt transportieren beziehungsweise ein Tor öffnen könnte, durch das sie dann Unterstützung und einen eigenen Portanten in die VOB schaffen würden. Doch die Inder und deren Verbündete Wesen halten sie hin. Während in der Urpsrungswelt festsitzen, tappt Oscar Britton in eine Falle. Statt sich dem Untergrund in New York anzuschließen, der den Präsidenten und diverse Senatoren absetzen will, wird er vom SOC festgesetzt und auch zum Tode veruteilt. Als sich die Leute um Bookbinder, die bei der gefährlichen Reise dezimiert wurden, endlich in die Heimat begeben können, verweigert der Präsident die Unterstützung für den verlorenen Außenposten. Somit ist Britton als Portant die letzte Chance, um seinen Leuten zu Hilfe zu kommen.

Das zweite Buch um die Shadow Ops setzt zwar bei Bookbinder ein, doch als der auf die VOB geschickt wird, verbindet Myke Cole dessen Einsatz geschickt mit Vorkommnissen zum Ende von Teil 1. Man liest noch von Figuren, die die letzte Schlacht nicht überlebten. Bookbinder ist mitten in diese hineingeplatzt. Dann wird alles so gefügt, dass es zum Vorgänger passt und die Sichtweise jetzt
vorrangig auf Bookbinder fokussiert ist. Der erweist sich in der Charakterisierung als unsicherer Schreibtischhengst ohne jegliche Kampferfahrung, der sich von allen unterbuttern lässt. Selbstbewusstsein ist in dieser Situation keines vorhanden. Doch nach und nach lebt er sich ein und verändert sich und als es drauf ankommt, als es um Leben und Tod geht, ist er dann da. Gewandelt, bereit Verantwortung zu übernehmen und zumindest nach außen hin keine Zweifel aufkommen zu lassen. Innerlich fragt er sich immer noch, ob das, was er da tut, wirklich richtig ist, ob er tatsächlich Führungsqualitäten hat, doch seine Männer glauben an ihn. Die Figur des Britton taucht in diesem zweiten Buch nur kurz im Mittelteil und zu Finale auf, der Autor konzentriert sich hauptsächlich auf das Schicksal des Colonel Bookbinder. Wiederum ähnlich zur vorherigen Story ist die rassige Action zu Beginn und auf den Schluss verteilt, während die beschwerliche Reise zwar durch den einen oder anderen Spannungsmoment gewürzt wird, aber insgesamt eher zurückhaltend verläuft. Was mir hier noch mehr auffiel als im ersten Band, ist, dass man die Geschichte aufgebaut hat, wie einen der alten Western. Frischling erweist sich als echter Mann und Kämpfer, Fort bzw. VOB abgeschnitten und von Feinden umzingelt, Held schart einige Tapfere um sich und rettet soviele seiner Männer, wie ihm möglich ist. Es gibt Verräter, Streitereien untereinander. Alles nicht neu. Nur die fremden Welten, die unterschiedlichen Kreaturen und magischen Fähigkeiten oder neuartige Waffen machen den Unterschied aus. Ebenfalls übernommen hat der Autor die Kritik am System und er als Ex-Militär sollte es vielleicht auch wissen, ob es wirklich so zugeht. Jedenfalls wird mehrfach angemahnt, dass die Regierung es zwar erstrebenswert findet, Kenntnisse oder Fähigkeiten als Waffen und/oder zur Landesverteidigung zu nutzen, diese aber, wenn man sie zur Unterstützung der hungernden oder armen Bevölkerung in der großen, weiten Welt zur Verfügung stellen will unter die Gefährdung der nationalen Sicherheit fallen und somit zur Nutzung verboten werden. Politiker sind nur auf Wahlerfolge und Machterhalt aus, intrigieren zu ihrem eigenen Nutzen. Alles auch keine Weltneuheit und wohl in jeder Regierung dieser Welt zu finden. Die Sprache ist schlicht, das Tempo mal sehr hoch, dann wieder etwas dezenter, bevor es wieder anzieht. Insgesamt leicht lesbare Military Fantasy, die recht anspruchslos, aber actionreich unterhält. Man sollte aber auf jeden Fall auch das erste Buch vorher gelesen haben, denn sonst ist die Verwirrung was die Handlung und Personen angeht doch recht groß. Die kritischen Anmerkungen sind aber eher in den dem jeweiligen Kapitel vorgestellten Einwürfen zu finden, denn in der Handlung selbst würden sie zweifellos untergehen. Knapp 500 Seiten plus Glossar.

Jerry Garcia



Edward Lee. Die Malerin Veronica Polk sehnt sich nach Liebe und Inspiration für ihre Gemälde. Als sie von einem attraktiven Gönner zu einem Workshop auf dessen Landsitz eingeladen wird, scheint für sie ein Traum in Erfüllung zu gehen. Doch in der Abgeschiedenheit lauert etwas Böses, das nach ihrem Fleisch hungert. Ihre erotischen Wünsche fordern den höchsten Preis, den ein Lebender zahlen kann.

Jack ist Cop. Mit Leib und Seele. Letztere leidet unter dem Elend, das er tagtäglich zu sehen bekommt. Nicht wirklich verwunderlich, dass er gerne einige mehr über den Durst trinkt als nötig. Seine Geliebte Veronica ist Künstlerin, Malerin. Sie hat einen Galeristen, Stewart, der ihre Werke vermarktet. Doch sie fühlt sich nicht ausgefüllt und Bestätigung durch Jack erhält sie auch nicht, da der zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist. Er hat einen äußerst brutalen Mordfall auf dem Tisch, den seine Bosse schnell gelöst sehen wollen, bevor die Öffentlichkeit davon erfährt. Bei den Vorgesetzten ist Jack auch nicht gerade gut gelitten. Seine Sauferei und sein eher verlottertes denn nur legeres Äußeres tragen ihren Teil zu seinem schlechten Ruf bei. Veronica wird mit Ginny, ihrer Freundin, und Amy, einer mehr oder weniger guten, aber sehr von sich selbst eingenommenen Regisseurin, von einem extrem gutaussehenden Gönner auf dessen Landgut eingeladen, um sich dort in der Abgeschiedenheit Inspiration und frischen Lebensmut zu holen. Bevor sie loszieht, trennt sie sich von Jack. Der ist am Boden zerstört, forciert seinen Alkoholkonsum. Während Veronica und ihre Begleiterinnen in den Räumen des Landsitzes nicht nur ihren jeweiligen Berufen und frischen Ideen, sondern auch diversen sexuellen Ausschweifungen frönen, wird der Mordfall nicht nur immer mysteriöser ob der vorhandenen Spuren, es werden auch weitere Frauenleichen gefunden. Alle haben außer den Verstümmelungen einiges gemeinsam. Sie sind promiskuitiv und im Beruf kreativ tätig. Inwieweit das den Ermittlern von Nutzen ist, muss sich noch erweisen. Jacks Theorien stoßen milde gesagt auf Widerspruch und bald hat er die Interne an den Hacken. Die nutzen auch alsbald seine Verfehlungen und suspendieren ihn vom Dienst. Jetzt kann er aber nach eigenem Gutdünken und ohne erschwerende gesetzliche Regeln seinen Vermutungen nachgehen. Was ihn erwartet, übersteigt seine schlimmsten Befürchtungen.

Dass "Incubus" ein älteres Frühwerk von Edward Lee ist, merkt man schnell anhand des Inhaltes. Da wird in öffentlichen Restaurants und Kneipen gequalmt, dass die Bedienungen und Kellner Nebelhörner brauchen, damit ihnen niemand auf dem Weg zu den Kunden in die Spur läuft, da existiert Jugoslawien noch als Ganzes und ist nicht in mehrere Nationen zersplittert und mit der vielgerühmten "political correctness" ist auch nicht viel, wenn er seine forensische Spezialistin im "Dirty talk" über die beim Opfer gefundenen Spuren und Körperflüssigkeiten parlieren lässt. Und so oberflächlich es auch erscheinen mag: Edward Lee gibt in Nebensätzen durchaus auch kritischen Anmerkungen ihren Platz. Sei es nun das Rechtssystem, das die schlimmsten Täter noch begünstigt (Ein Problem, das sich durch alle Generationen zieht und sich noch verschlimmert), die Suchtkrankheit Alkohol, die durchaus nicht nur platt mit dem taffen, versoffenen, aber dennoch coolen Cop abgehakt wird, auch wenn manches recht vereinfacht dargestellt ist oder nur kleinen Weisheiten, dass man nicht groß über diverse Missgeschicke rumjammern soll, während es Menschen andernorts nun wirklich dreckig geht. Zwar fast nur Randnotizen, aber deshalb nicht weniger beachtenswert. Wenden wir uns den Charakteren zu. Für die gewinnt er sicherlich keinen Preis für Originalität und Tiefgang, aber das kann man vielen anderen Autoren ebenfalls ins Gästebuch diktieren. Die meisten der Figuren sind klischeebehaftet und ohne besondere Merkmale. Tuntiger Galerist, dauergeile Weiber. Na und. Das war und ist eben Edward Lee. Die Brutalität und die Metzeleien sind noch nicht so ausgeprägt, wie man sie später und speziell in seinen extremen Büchern findet, die Sexszenen sind aber stellenweise schon deftig. Und zum Ende hin würzt er das Werk auch noch mit etwas Action. Der Epilog beinhaltet zwar eine kleine Wendung, aber die hat man zumindest heutzutage doch schon zu oft gelesen, als dass sie den Leser nun von Hocker hauen würde. Positiv anzumerken bleibt auch, dass er sich schon früh im Buch anscheinend über seine Kritiker zu amüsieren scheint, wenn er den fast literarischen Ausgeburten von Ginny Rezensionen zuschreibt, die er für seine Werke selbst oft genug hat erdulden müssen. Zeugt von Humor. Als Fazit bleibt, dass es vielleicht nicht der beste Roman aus Lees Feder ist und ja auch schon in seiner Frühphase entstanden war, man das Buch jetzt aber auch nicht in Grund und Boden verdammen sollte. Das sollte man - nur meiner subjektiven Meinung nach - eher mit Konsumenten tun, die ein Werk beurteilen, ohne es in seiner Gänze zu kennen. Hör ich in der Mitte des Buches auf zu lesen, kann ich mir auch kein abschließendes Urteil erlauben. Sag ich jetzt mal so einfach in meinem nicht mehr ganz so jugendlichen Übermut. Rund 445 Seiten.

Jerry Garcia

19 Juni 2014, 23:11:31 #500 Letzte Bearbeitung: 20 Juni 2014, 02:04:27 von Jerry Garcia


Zum Abschluss meines infantilen Gekritzels hier im Forums halt noch nen Bronson:

Brian Garfield. Paul R. Kersey, Angestellter eines Steuerberatungsbüros in New York. Unbekannte Einbrecher haben seine Frau und sein Kind brutal zusammengeschlagen. Seine Frau stirbt, das Leben seiner Tochter ist nur noch ein Dahinvegetieren ohne Erinnerung und Gefühl. Die Polizei kommt nicht weiter. Kersey wird zum Richter auf eigene Faust. Hilft gegen Gangsterterror nur noch Do-it-yourself-Justiz?

Nachdem der Überfall auf die beiden Frauen geschehen ist, wird Paul von seinem Schwiegersohn Jack, der als Verteidiger von Jugendlichen Straftätern sein Geld verdient, angerufen und ins Hospital bestellt. Dort muss er nach langer Wartezeit erfahren, dass seine Frau die Attacke nicht überlebt  hat und seine Tochter zunehmend katatonisch wirkt. Jack erzählt ihm, dass die drei Verbrecher wohl gesehen hatten, wie die beiden Fauen einkaufen gewesen sind und sich ihre Ware nach Hause liefern lassen wollten. Mit einem simplen Trick haben sich die Mörder Zugang zur Wohnung verschafft und als kein Geld mehr zu holen war, die Opfer brutal misshandelt. Ob der hohen Verbrechensrate in New York und dem Mangel an Zeugen an Zeugen tappt die Polizei im Dunkeln und die Chancen auf Gerechtigkeit sind gering. Kersey kommt mit der Situation nicht wirklich zurecht. Er macht sich Gedanken, wie so etwas passieren kann und oihne Strafe bleibt. Doch er überlegt auch, was er tun kann und antwortet scih erst einmal selbst - eine Waffe zur Verteidigung seines Lebens besorgen. Das Gespräch mit seinem Schwiegersohn zeigt ihm auf, dass es für einen unbescholtenen Bürger weitaus schwerer ist sich zu bewaffnen, als für einen Verbrecher. Immer mehr fällt ihm der Niedergang der einst stabilen Wohngegenden in New York auf. Die stetig steigende Gefahr von Übergriffen. Da kommt es ihm und seinen eigenen Sorgen gerade zuguten, dass er einen Auftrag für seinen Arbeitgeber in Tucson, Arizona, erhält. Während er seine Arbeit erledigt, nutzt er die Chance, sich hier aufgrund der leichteren Möglichkeiten, Waffen zu erwerben, sich einen eigenen Revolver zu kaufen, den er mit nach NY nimmt (damals war das recht leicht, im Gegensatz zu heute). Jetzt sieht er sich gewappnet, endlich die Gangster, die die Stadt beherrschen und von der Polizei nicht aufgehalten werden können, mit seinen eigenen Mittlen in die Schranken zu weisen.

Ein Thema, das heute noch so aktuell ist wie damals und auch die Verfilmung hat nicht nur vier Sequels nach sich gezogen, sondern ganze Generationen von Filmemachern zu derartigen Rachestreifen animiert. hin und wieder gibt es auch mal ein neues Buch zur Thematik wie zuletzt "Todesengel" von Andreas Eschbach. Auch wenn der Eschbach seine Qualitäten hatte, wird er von "Ein Mann sieht rot" in den Schatten gestellt. Entgegen des ganzen Ballyhoos, das um Buch und Film gemacht wurde, beschäftigt sich der Autor, der auch die Vorlage für Filmen wie "Der letzte der harten Männer" mit Charlton Heston und James Coburn ablieferte, lange mit dem Charakter und dem inneren Kampf seines Protagonisten. Realitätsnah beschreibt er die langsam ansteigende Angst vor Übergriffen oder Einbrüchen, der Panik, vor die Tür gehen zu müssen, dem ständigen Verdacht, dass unangepasst gekleidete Jugendliche Rowdies oder Schlimmeres sein könnten (mehrfach kommen später solche Personen  nur mit Glück an Kersey vorbei, weil der gezögert hatte, die Waffe zu ziehen). Er schildert die Ohnmacht der Polizei gegen das Verbrechen in der Stadt vorzugehen, weil es derart überhand nimmt, dass sie ihm einfach nicht Herr werden können (Heutzutage im Rahmen der ständigen Budgetkürzungen und des Personalmangels aufgrund zu hoher Kosten ja noch viel schlimmer). Es kostet ihn Überwindung, sich zu beherrschen, er diskutiert lange mit sich selbst, ob und wie weit er gehen will. Doch seine Beobachtungen in der Stadt, sein Schwiegersohn, der einfach aufgeben und wegziehen will, um das Terrain den Gangstern zu überlassen, machen ihm die Entscheidung dann doch leicht. Er muss es tun - für seine Tote Frau und für seine Tochter, die vielleicht ein Leben lang krank bleibt, ohne ihre Umgebung jemals wieder wahrzunehmen, während die Täter sich ihres überflüssigen Daseins weiter erfreuen. Hat er anfangs noch Angst vor Konsequenzen, legt sich dies bald und er beginnt den Typen Fallen zu stellen und sie hinzurichten. Bald wird sein Vorgehen in den Medien diskutiert. Er erhält Zustimmung wie Ablehnung. Eine endgültige Lösung des Dilemmas wird im Buch nicht angeboten, ebenso wie es sie im richtigen Leben nicht gibt. Was tun, wenn einen die Gesetzteshüter nicht schützen können, wenn der Staat, der dafür zuständig ist, keine Mittel dazu hat, weil sie für Diätenerhöhungen oder anderen Blödsinn rausgeworfen werden, wenn man lieber Konzerne mit finanziellen Mitteln fördert, statt den Bürgern zu dienen - und wenn die Strafen für Serientäter oder Gewaltverbrecher und Mörder geringer ausfallen, als für einen Steuersünder (wobei die staatlichen Steuersünder/-verschwender ja straffrei bleiben). Wenn schon in kleinen Käffern Bürgerwehren aufgebaut werden, weil die Polizei Stunden braucht, um überhaupt einmal vor Ort zu kommen? Packt sie, packt sie - packt sie und zerhackt sie?  In solchen Fällen werden dann die eigentlichen Opfer zu Täten gestempelt und mit höheren Strafen bedacht als ihre Peiniger. Kann nicht sein. Und dass die Polizei ihre Sicherheitsaufgaben darin sehen, Beratungsstellen einzurichten, um den Bürgern Tipps zu geben, wie man sich zu Hause verbarrikadiert? Lächerlich. Wie die Figuren im Buch, kann auch der Leser im Laufe der Zeit, die das Buch lange nutzt, um die Qual des Protagonisten vorzustellen und in der es auch keine Action oder großartige Spannungselemente gibt, ein gewisses Verständnis für den Mann aufbringen, der sich von seinem Land, der Polizei, den Menschen enttäuscht sieht und sich selbst zur Wehr setzt. Und dabei feststellt, dass er in sämtlichen Bevölkerungsschichten zumindest Sympathisanten hat. "Ein Mann sieht rot" ist kein geistig flachen Werk, das auf andauerndes Actiongeballer mit unheimlicher Rasanz zielt, sondern ein Werk, das vielleicht etwas vordergründig und plakativ dargestellt einen Finger in die Wunde der damaligen und noch viel mehr heutigen Gesellschaft legt. Wie auch so mancher Mann schon feststellen musste: kürzer als erwartet mit rund 235 Seiten.

Die kleine Bücheroase von CarliSun wird ja nun etwas abwechslungsreicher hier im Forum über Bücher berichten. Kann ich nur empfehlen.

CarliSun

Schöne Sache!  :respekt:
Mensch, bleib doch am Ball!  :icon_razz:
XOXO CarliSun
Narrator: "Remember this... even the most impossible parts of this story really happened."

John Keating: "No matter what anybody tells you, words and ideas can change the world."

Snake Plissken

20 Juni 2014, 23:12:17 #502 Letzte Bearbeitung: 20 Juni 2014, 23:26:25 von Snake Plissken
Du willst doch nicht wirklich mit den Rezensionen aufhören??

EDIT: Ich hab eben deine Postings in Carlis Thread gelesen. Nuja, wenn du keine Zeit hast, verstehe ich das zwar, aber finde es schade.
Auch wenn wir absolut nicht denselben Geschmack haben, ich verfolge deinen Thread ziemlich regelmäßig ;)
Da wird mir was fehlen.

Snake

CarliSun

Zitat von: Snake Plissken am 20 Juni 2014, 23:12:17
Du willst doch nicht wirklich mit den Rezensionen aufhören??

EDIT: Ich hab eben deine Postings in Carlis Thread gelesen. Nuja, wenn du keine Zeit hast, verstehe ich das zwar, aber finde es schade.
Auch wenn wir absolut nicht denselben Geschmack haben, ich verfolge deinen Thread ziemlich regelmäßig ;)
Da wird mir was fehlen.

Ich sehe das ähnlich. Auch wenn ich erst seit kurzem schreibe, bin ich doch schon seit 2012 Mitglied im Forum und habe öfter deinen Thread gelesen! Ich habe, wie man lesen kann, auch einen etwas anderen Geschmack ... doch nicht immer. Meine Adler Olsen und Richard Laymon-Phasen, um nur zwei kleine Beispiele zu nennen, habe ich ebenfalls durch und meine Meinung dann mit deiner verglichen.  :icon_redface:

Von daher fänd ich es klasse, wenn du am Ball bleiben würdest und wir das Literaturforum rocken! :dodo: Unterstützung kann es auf jeden Fall brauchen. Ist doch leider noch sehr ruhig hier.  :icon_sad: ... Da könnte echt mehr drin sein!

XOXO CarliSun
Narrator: "Remember this... even the most impossible parts of this story really happened."

John Keating: "No matter what anybody tells you, words and ideas can change the world."

Jerry Garcia

Allgemein:

ich werde meinen Account NICHT löschen lassen, sodass ich später irgendwann vom Blog, zu dem ich ja "zwangsverpflichtet oder geshanghaid" wurde, noch was rüberkopieren kann.

@CarliSun + Snake. Danke für die netten Worte. Und Snake, wir haben uns ja dennoch schnell geeinigt, dass wir uns nicht einig sind und so den "umgekehrten Lesetipp" kreiert. Was ich scheiße fand, war dann für dich garantiert goutierbar.

So, jetzt schnell noch ne nette Serie gepostet im entsprechenden Bereich und dann schönes Wochenende.   

Snake Plissken

Zitat von: Jerry Garcia am 21 Juni 2014, 12:33:27

@CarliSun + Snake. Danke für die netten Worte. Und Snake, wir haben uns ja dennoch schnell geeinigt, dass wir uns nicht einig sind und so den "umgekehrten Lesetipp" kreiert. Was ich scheiße fand, war dann für dich garantiert goutierbar.


Wie das so ist mit der Logik: sie ist nicht logisch :icon_lol:
So einfach kann man es nicht darstellen. Und unabhängig ob gefallen oder nicht gefallen, habe ich deine Besprechungen immer verfolgt, ob du es glaubst oder nicht.

Snake

Jerry Garcia

Warum sollte ich das nicht glauben? Anhand der Aufrufe bestand schon ein gewisses Interesse, da wirst du sich bei gewesen sein..

Jerry Garcia

Die Pause war kurz, aber ich hab kurzerhand drei andere Foren gekippt und kann euch somit weiter auf den Keks gehen mit meiner einseitigen Kost.



David Baldacci. Mace Perry war mit Herz und Seele Polizistin in Washington, D.C., bis sie durch einen missglückten Undercovereinsatz alles verlor: ihre Marke, ihre Karriere, ihre Freiheit. Jetzt ist die junge Frau zurück - und getrieben von dem Ziel, wieder in den dienst aufgenommen zu werden. Um das zu erreichen, bleibt Mace nur eine Möglichkeit: Sie muss einen bedeutenden Fall lösen und dadurch beweisen, dass sie es verdient, die Polizeiuniform zu tragen. Als eine prominente Anwältin ermordet wird, wittert sie ihre Chance. Doch was zunächst wie ein normaler Mordfall aussieht, nimmt bald eine unerwartete Wendung und führt Mace in die Kreise des US-Geheimdienstes und in tödliche Gefahr.

Mace Perry wurde verurteilt, weil sie angeblich zusammen mit einer Gang Raubüberfälle in Zusammenhang mit Drogen begangen haben soll. Sie war undercover in einer der übelsten Gegenden der Hauptstadt und wurde reingelegt. Man hat ihr eine Falle gestellt, sie unter Drogen gesetzt und mit einer (leeren) Waffe in der Hand zu den Raugzügen mitgenommen. Sämtliche Unschuldsbeteuerungen und auch die Tatsache, dass ihre Schwester Beth die Polizeichefin der Stadt ist, konnten sie nicht vorm Knast bewahren. Nach zwei Jahren ist sie auf Bewährung raus und brennt darauf, ihre Unschuld zu beweisen und wieder in den Polizeidienst zurückzukehren. Der Mord an einer Anwältin scheint ihre große Chance zu sein. Obwohl sie ihrer Schwester versprochen hat, dass sie sich raushält, macht sie gerade das Gegenteil. Ohne Dienstmarke hat sie natürlich keine Befugnisse und könnte ihrer Schwester dadurch nur Schwierigkeiten bereiten. Wie es der Teufel (oder hier der Autor) so will, ist die damalige Staatsanwältin, der sehr daran gelegen war, Mace zu verknacken, jetzt auf dem besten Wege, Bundesstaatsanwältin zu werden, wenn zurzeit auch nur auf Probe. Die nutzt jede Gelegenheit, sich zu profilieren und Mace noch einmal auszuschalten, wäre eine feine Sache. Und die gibt ihr dazu auch genug Material in die Hand, da Mace sich zusammen mit dem Anwaltskollegen der Toten, Roy, in die Polizeiarbeit einmischt. Prompt wird sie aufgegriffen und sitzt kurzfristig wieder hinter Gittern. Nur ihre Schwester kann ihren Job als oberste Chefin der Polizei nutzen, um sie wieder frei zu bekommen. Indes wurde ein Obdachloser ehemaliger Soldat als Killer verdächtigt, die reguläre Polizei sowie das FBI, das in den Fall involviert war, als ein zweiter Mord, diesmal an einem Bundesanwalt, geschah, werden von oberster Stelle abgezogen und Männer in Anzügen und diffusen Berufsbezeichnungen übernehmen ab nun. Beth, Mace und Roy sitzen also jetzt zwischen allen stühlen. Natürlich gibt Mace keine Ruhe, muss sich aber auch um einen Job kümmern, den ihr ihre Schwester besorgt hat. Gut bezahlte Arbeit als Assistentin eines Milliardärs, der sich für soziale Programme engagiert. Das führt sie in ihr altes Revier, eines der übelsten der Stadt, wo sie sich prompt mit einem der lokalen Gangführer anlegt. Der eigentliche Fall entwickelt sich immer verzwickter, ein Mordanschlag wird auf Mace verübt und sie kommt nur knapp davon. Die Hintermänner beginnen aufzuräumen.

"Auf Bewährung" schreibt ab jetzt auch David Baldacci bei mir. Waren "Zero Day" und "Der Auftrag" noch recht gut, sind die restlichen Werke der letzten Jahre lasch und wirken wie runtergeschludert. Schreiben nach Schablone, mehr ist das oftmals nicht mehr. Mace Perry (mit dem lauwarmen Witzchen zu Perry Mason) wirkt wie ein Abziehbild von Michelle Maxwell aus Baldaccis "King & Maxwell"-Reihe und eigentlich sind so ziemlich alle Figuren äußerst klischeehaft dargestellt und simpel ausgearbeitet. Und wie Perry agiert, könnte sie sich eigentlich von Beginn an ihre Rehabilitation bei den Cops in die Haare schmieren. Abgesehen von den hochnotpeinlichen Befragungen von Verdächtigen agiert sie ähnlich weit von Recht und Gesetz entfernt wie ein Jack Bauer. Eine Alleskönnerin, die wie besessen auf ihr Ziel zusteuert ohne Rücksicht auf Verluste zu nehmen. Ebenso darf das gewohnte Bild von "Wenn zwei sich kabbeln, vögeln sie am Ende" ebensowenig fehlen, wie eine überflüssige Albtraumsequenz und niedliche Kinderchen. "Auf Bewährung" ist einige Seiten zu lang, dafür recht keimfrei, da die Morde blutleer, die Dialoge schimpfwortfrei sind und so etwas Sex gar nicht erst aufkommt, noch nicht mal irgendein wildes Gefummel. Frei für alle Altersklassen und verständlich auch für von der Bildungsmisere geschädigte Leser. Ein Buch also für alle Fälle. Wäre ja auch okay, wenn es nur so etwas wie Spannung aufrecht erhalten könnte, nicht so vorhersehbar wäre und wenigstens einige Höhepunkte (welcher Art auch immer) aufzuweisen hätte. Stattdessen plätschert es lau und gemütlich vor sich hin, man muss ichzwar nicht durch die locker zu lesende und simpel formulierte Story quälen, aber ein rechtes Interesse aufkommen mag da auch nicht, wie es früher der Fall war. David Baldacci ist mittlerweile absolut im Mainstream angelangt und solange er damit Erfolg hat, wird sich das wohl kaum ändern. Und das Finale ist dann wieder so zuckersüß, dass echte Kariesgefahr besteht. Die Bösen vergießen bittere Tränen (die meisten jedenfalls) während die Schwestern mnit der hoch am Firmament stehenden Sonne um die Wette strahlen und die Englein im Himmel vor Freude jubilieren. "Auf Bewährung" ist blass, fad, semi-spannend, leidlich unterhaltsam und reine Massenware, die man so zwischendurch mal angeht, sich dabei auch fragt, ob er nicht mittlerweile auch einen Co-Autor angeheuert hat und den nur namentlich nicht erwähnt, und immer wieder mal ein paar Seiten liest, wenn man im Büro grad der Arbeit aus dem Weg geht. während ich damit also eher weniger anfangen konnte, ist das Buch aber für Leser, die einfach nur abschalten und sich beim Konsumieren weder anstrengen noch erschrecken oder schockieren lassen wollen, vermutlich genau das Richtige. Die Sache mit den unterschiedlichen Geschmäckern eben.   Rund 570 Seiten.

Jerry Garcia



Craig DiLouie. Ein mysteriöses Virus verwandelt die Bevölkerung der USA in eine Nation von hungrigen Monstern, In der Stunde der Not finden sich fünf Überlebende der Katastrophe zusammen, um sich auf den Weg in das letzte sichere Refugium der Menschen zu machen. Doch zwischen ihnen und der Erlösung steht eine Armee von Toten.

Als die neue Krankheit ausbricht, ahnt man noch nicht, was auf die Menschheit zukommen wird. Die Infizierten fangen erst zu zappeln an und dann mit der Brüllerei, danach kippen sie einfach um. Das Phänomen breitet sich rasend schnell aus, überall auf der Welt. In Pittsburgh sammelt man die Kranken entweder in Behandlungszentren und Krankenhäusern oder, als es immer mehr werden, in den eigenen vier Wänden. Allen ist eines gemein: irgendwann sterben sie. Und dann stehen sie wieder auf und greifen alles an, was sich bewegt. Sie werden von Lärm und Licht sowie Bewegung angelockt, fressen Mensch und Tier. Nach und nach findet sich ein kleines Häuflein Überlebender Zivilisten zusammen, die auf einen Sergeant mit einem Bradley-Panzer und einem noch lebenden Rest der Besatzung treffen. Man entschließt sich, gemeinsam aus der Scheiße zu flüchten und in einem Notlager, das die Regierung eingerichtet hat, Zuflucht zu suchen. Doch bis sie dies erreichen könnne, ist ein weiter Weg zurückzuleben. Mitten durch die Horden von blutgierigen Toten. Dennoch gelingt es ihnen, auf ihrer Etappe ein Pittsburgher Hospital zu erreichen. Sie beginnen es von ihren Feinden zu säubern, begegnen dort aber auch dem wahren Horror. Die Krankheit hat wohl auch Mutationen hervorgebracht, wie einen riesigen Wurm, der die Menschen sofort angreift. Gegen normale Kugeln ist er anscheinend gut genug bewehrt, aber der Bradley macht dann mit dem Vieh kurzen Prozess. Dann noch die Totenendgülitg eliminiert und zumindest ein Stockwerk freigemacht. Man findet Medikamente, Lebensmittel und sogar Diesel für den Panzer. Zu Beginn der Nacht ahnt noch  keiner, wie nötig sie diese Dinge brauchen werden, denn bald müssen sie sehen, dass Pittsburgh brennt - aber so richtig lodernd, alles verzehrend. Sie müssen weiter, denn auch das Krankenhaus wird den Flammen zum Opfer fallen. Weiter geht es durch den Totenstaat. Unter Verlusten erreichen sie das Lager FEMA - und stellen schnell fest, dass dort keine wirkliche Ordnung herrscht. Diebstahl und Selbstjustiz gehören zur Tagesordnung. Nachdem sie durch Arbeitseinteilung getrennt waren, finden sich alle ziemlich ernüchtert wieder zusammen und wollen lieber wieder auf sich gestellt sein. Doch zuvor sollen sie noch bei der Verteidigung des Lagers helfen. Durch den Brand in der Stadt haben sich Infizierte und Monster verschiedenster Art Richtung ihrer neuen Heimat auf den Weg gemacht. Nur die Sprenung der Brücken kann die fressgierigen Nichtschwimmer aufhalten. Ein riskanter Plan wird ausgearbeitet und es kommt zu einem infernalischen Gefecht.

Ich hatte von Craig DiLouie ja schon "Zähne und Klauen" gelesen, der auch sehr militärisch, ach fast nur militärisch daherkam, aber etwas trocken wirkte. Ob es jetzt am Buch oder der Übersetzung lag, kann ich nicht beurteilen. Sicher ist: es war action-packed. Und das kann ich auch hier konstatieren. Kauft die Rechte zurVerfilmung, gebt dem Buch einen ordentlichen Regisseur wie Roel Reine zum Beispiel und es wird ein B-Action-Horror-Kracher vom Feinsten. Von Beginn an ist Zug in der Geschichte und mit den Protagonisten kann man diesmal durchaus auch mitfiebern. In Rückblenden, die sehr leicht zu identifizieren sind, da die eigentliche Story in der Gegenwart geschrieben ist und die Rückblenden passend in der Vergangenheit, werden die einzelnen Charaktere vorgestellt. Ob es nun der taffe Sarge ist, der in Afghanistan  miterleben musste, dass der Ausbruch der Seuche die Kampfhandlungen nur verschärfte, da jeder die Situation für einen Angriff des Gegners mit Biowaffen hielt (Hier wie auch hin und wieder an anderen Stellen wird sogar etwas Regierungs- und Sozialkritik eingeflochten, auch wenn sie im allgemeinen Aufruhr eher untergeht), der eher als pienziger Pantoffelheld rüberkommende Ethan, der seine Familie verlor oder der "Bengel" Todd, der als Nerd und schwächlicher Typ der Klassendepp war - sie alle müssen sich durchsetzen, kämpfen lernen und machen Veränderungen in Verhalten, Charakter und Einstellung durch und werden irgendwie zu einer Familie. Im Gegensatz zu vielen anderen Zombie-/oder Infiziertenromanen setzt Craig DiLouie hier noch einen drauf und lässt Monster im Stile von Stephen Kings "Der Nebel" oder aus John Carpenters "Das Ding aus einer anderen Welt" auf die armen Schweine los. Der Megawurm ließ mich an Brian Keene denken (nicht an seine Person, sondern seinen Roman "Die Wurmgötter"). Ist das Buch ein Militärroman in Horroroutfit voll mit dick aufgetragenem Patriotismus, Heldenmut und Opferbereitschaft? Aber sicher. Beinhaltet er eine Kampfamazone, die zeitweise an Killer-Milla erinnert? Yep. Aber neben kleinen Andeutungen bezüglich Gott und die Welt, Religion, Rassismus und Fanatismus aber gibt es gerade im letzten Drittel die volle Breitseite, bei der sich aber der Ekelfaktor durchaus in Grenzen hält. Der Fight um die Brücken entwickelt sich zu einer rasenden Actionachterbahnfahrt mit Kämpfen gegen die Infizierten, die verschiedenartigen Monster und bald auch eigene Leute, die befallen wurden. Der Munitionsverbrauch ist hoch, die Leichenberge höher und das Ende leutert mit den Worten "Jetzt beginnt der Gegenangriff" den zweiten Teil ein, der bald hierzulande erscheinen soll. Ist zwar weder differenziert noch anspruchsvoll, setzt aber dafür auf fette, rasante Action, die in einem furiosen Finale mündet. Buch zwei, (überraschenderweise) "Dead 2" genannt, steht fest auf meinem Einkaufsplan für sinnfreie Actionlesestunden. Rund 440 Seiten.

Jerry Garcia




Michael Laimo. Für den achtzehnjährigen Johnny Petrie stellt das heruntergekommene Farmhaus in Maine einen Ausweg dar. Laut einem Brief hat ihm ein unbekannter Mann ein Anwesen vererbt. Johnny wird bewusst, dass er endlich der Hölle auf Erden, seiner fanatisch religiösen Mutter und seinem stets betrunkenen Vater entkommen kann. Er weiß nicht, dass die Hölle, in die er sich begibt, noch viel, viel schlimmer wird.

Johnny wohnt in Manhattan bei seinen Eltern. Besonders die Mutter lässt den Jungen nicht aus den Augen. Obwohl er ganz kurz vor seinem achtzehnten Geburtstag steht, muss er sich noch ihrem Willen und ihren Vorschriften beugen. Keine Bücher oder Comics, kein TV oder gar Internet - alles Teufelswerk. Freunde oder gar Freundinnen gibt es in seinem Leben nicht. Sein Vater scheint auch lieber nach einem kleinen Umweg nach Hause dann den Fluchtweg in die Kneipe zu suchen. Johnny bekommt ihn im Prinzip nicht zu sehen. Eines Tages flattert ein Brief ins Haus. Johnny ist ausnahmsweise allein und er findet unter all dem Posteingang ein Schreiben, das an ihn adressiert ist. Unter normalen Umständen wäre es in den Händen seiner Mama gelandet und ihm vorenthalten worden. Tja, dumm gelaufen, Mama. Johnny öffnet den Brief und liest überrascht, dass ihm ein unbekannter Mann ein Haus vermacht hat. Der Anwalt hat eine Rufnummer hinterlassen bwz. beigefügt unter der der Junge sich melden soll. Geschrieben, getan. Johnny erfährt, dass er ins ländliche Wellfield kommen und sein rund zwei Millionen Dollar schweres Erbe antreten soll. Er beschließt, das Erbe anzutreten, redet aber zuvor mit seinen Eltern. Die Mutter liest den Namen des Erblassers und klappt zusammen, was sie ins Krankenhaus bringt. Als sein Vater von einer Sauftour nach Hause kommt und sich mit dem Brief befasst, wird er richtiggehend schwermütig und zieht sich ins Schlafzimmer zurück, wo ihn Johnny später erhängt auffindet. Dennoch fährt Johnny nach Wellfield. Sämtliche Reisekosten werden vom Anwalt gezahlt. Dort angekommen warten schon die örtlichen Geier auf ihn, die ihm das Land zwecks Bebauung abkaufen wollen. Doch sie sind nicht das größte Ärgernis, den er sich ausgesetzt sieht. Es kommt schlimmer, viel schlimmer.

Der Start verläuft aufgrund der vielen Rückblenden oder Zwischeneinwürfen recht schwerfällig, aber nach und nach baut sich die Geschichte auf, macht den Leser neugierig, wer wie in die ganze Chose verwickelt ist, denn die Vorstellung der Charaktere lässt längst nicht auf Anhieb erkennen, inwiefern sie in die Angelegenheit eingebunden sind. Manche Vermutungen bewahrheiten sich später, andere erweisen sich als falsch. Auf jeden Fall zeigt sich "Dead Souls" als eine rustikale Hinterwaldspukstory im American Gothic-Stil mit anhängendem Familiendrama, die zwar auf Spukelemente setzt, aber darüber nicht den Einsatz von blutigen Kills verzichtet. Religiöser Wahn, Fanatismus, Okkultismus, böse Geister - all das beherrscht die Handlung, zu der nebenbei auch noch die menschliche Raffgier kommt. Leider mangelt es dem Buch zu lange an richtigem Zug, bis die Handlung in die Spur kommt, denn ab der zweiten Hälfte bekommt man einen echten Grusler mit einigen blutigen Einlagen zu lesen. Es ist alles da, was zu einem Spukhaus gehört: Visionen des Schreckens, vorlaute Krähen, gekreuzigte Tote, die wiederauferstehen und die Seelen soeben Verstorbener übernehmen und einige hilfsbereite Dörfler, die nicht alle ihren Einsatz überstehen. Ist jetzt nicht gerade dazu geeignet, vor lauter Freude Luftsprünge zu machen, aber ein ordentlicher Grusler im oberen mittleren Bereich ist es schon. Wer es nicht ganz so drastisch und blutig mag, der kann sich hier schon mal ranwagen. Am 11.7. soll übrigens über Justbridge Entertainment in Deutschland die Verfilmung mit einer FSK 16 auf Scheibe erscheinen - mit zum Buch mehr oder weniger leicht abgeänderter Story und noch wesentlich blutleerer. War jetzt übrigens mein erstes Buch von Michael Laimo und gefiel mir besser als einige von Bentley Little, der ja auch oft in eine ähnliche Richtung geht. 380 Seiten.

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