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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



Franck Thilliez. Lucie Henebelle von der Kriminalpolizei Lille steht vor einem Rätsel, als sie den panischen Anruf eines Freundes erhält: Der leidenschaftliche Filmsammler hatte einen alten Streifen betrachtet und ist nun erblindet. Als Lucie anfängt zu recherchieren, stellt sie schnell fest, dass der Film eine tödliche Gefahr darstellt. Etwas zur gleichen Zeit entdeckt man am Ufer der Seine fünf Leichen, deren Gehirne entfernt wurden. Der Pariser Kommissar Franck Sharko stößt bald auf eine Spur, die ihn zu Lucie führt - und die beiden erkennen, dass es einen diabolischen Zusammenhang zwischen den Fällen gibt.

Eine Anzeige für die Auflösung einer Sammlung alter Filme lockt den Enthusiasten Ludovic nach Lüttich. Er ersteht zehn Filme und beim Betrachten des einen, der ohne Titel ist, erblindet er, verliert sein Sehvermögen völlig. Er ruft die Kommissarin Henebelle an, deren Telefonnummer er aufgrund einer früheren Beziehung noch in seinem Nummernspeicher hatte, aus der er willkürlich eine Rufnummer drückte, da er ohne Augenlicht schließlich keine lesen konnte. Er wird ins Krankenhaus gebracht, wo man nach einigen Untersuchungen zum Schluss kommt, dass er bald wieder seinem Hobby frönen kann. Selbstverständlich ist er ganz aufgeregt, weil er dem Film die Schuld gibt und Lucie will sich die Sache ansehen - und wenn es nur seiner Beruhigung dient. Leider aber nicht ihrer. Was sie zu sehen bekommt, ist derart verstörend, dass sie den Film an einen guten Bekannten und Filmrestaurator weitergibt. Der kann ihr schon einiges über die Machart des Werkes sagen, besonders darüber, dass in den Film, der eine Laufgeschwindgikeit von 50/per second hat, damit man so viele weitere Bilder wie möglich unter dem offensichtlichen Material verstecken kann, weitaus gruseligeres Material zu finden ist. Diese Bilder sind brutal und pervers. Während sie nun weiter nachforscht, wird Hauptkommissar Franck Sharko in Paris mit dem fund von fünf männlichen Leichen konfrontiert, denen man das Hirn entfernt hat und die durch das Herausstechen der Augen, entfernen der Hände und Zähne möglichst unidentifizierbar gemacht wurden. Ein Hinweis ergibt, dass 1993 in Kairo ähnliche Fälle vorkamen, aber schnell zu den Akten gelegt wurden. Dennoch reist Sharko nach Ägypten. Doch zuvor trifft er sich mit Lucie, die anhand der Telefonliste feststellte, dass ihr Freund Ludovic nach der Ausstrahlung der Leichenfunde in seiner bevorzugten Nachrichtensendung sofort diverse Anrufe tätigte. Sie vermutet einen Zusammenhang und schließt sich mit Sharko kurz.

Franck Thilliez bringt dem Leser (Zumindest jenen wir mir, für die "Öffne die Augen" das erste Buch aus dessen Tastatur ist) zwei Protagonisten näher, die beide ein kompliziertes Privatleben mit einigen tragischen Momenten haben. Nach dem Tod von Frau und Tochter leidet Sharko unter Schizophrenie und hat einige Marotten entwickelt - Stichwort Spielzeugeisenbahnen und Badewannen. Er hat zudem mit den Wechselwirkungen der verschriebenen Medikamente zu kämpfen und kann von jetzt auf gleich deftig ausrasten, obwohl er ansonsten einen recht souveränen und sympathischen Eindruck macht. Henebelle hingegen kämpft gegen sich selbst und ihr Pflichtbewusstsein, da sie deswegen ihre Töchter, die sie seit ihr Mann die Flucht ergriffen hat, allein erziehen muss und irgendwie auch gegen ihre dominante Mutter, die ihr zwar mit den Kindern hilft, sich aber auch nur zu gerne in ihr Leben einmischt und ungewollte Ratschläge erteilt. "Öffne die Augen" entwickelt sich mit fortlaufender Handlung zu einem düsteren und fiesen Thriller, der mit Gedanken- und Gehirnmanipulation "spielt" und dessen dunkle Geheimnisse weit zurückreichen (Und noch nicht einmal die Nazis wurden diesmal als Bösewichter herangezogen, Kompliment) und auch das inzwischen verbotene Mittel der Werbung anprangern, in der zwischen die eigentlichen und offensichtlichen Bilder, weitere eingefügt sind, die man mit dem Auge zwar kaum wahrnimmt, die aber vom Gehirn durchaus erkannt und gespeichert werden. Klar, dass sich die Politik das auch mal zunutze machte, dies aber angeblich nach dem Verbot nicht mehr tut. Immer grauseliger werden die Entdeckungen der beiden Polizisten, immer weiter ziehen sich die Kreise der Beteiligten und immer mehr Mitwisser werden beseitigt. Der Fall erweist sich bald als global, neben Belgien und Frankreich, werden auch Ägypten, Kanada und die USA zu Stationen der Ermittlungen. Viel Action gibt es in dem Buch nicht, doch die Spannung und die immer wieder in eine nicht wirklich erwartete Richtung springenden Ergebnisse aus den Nachforschungen entschädigen dafür durchaus. Grausame Wissenschaft, bösartige Experimente, Staatsdiener mit Geheimnissen, Fremdenlegion und Abhörmaßnahmen sowie Mordversuche an den Protagonisten in einem atmosphärisch dichten Thriller mit einigen Horrorelementen um Vorgänge, die nicht völlig aus der Luft gegriffen sind. Diverse Versuche, wie sie hier beschrieben werden, haben tatsächlich existiert. Wer sich die Bücher von Jean-Christophe Grange oder Bernard Minier gerne zu Gemüte führt und dabei kaum enttäuscht wurde, der ist bei Franck Thilliez auch am richtigen Platz. Der eine oder andere Leser kennt vielleicht auch den Film "Die Kammer der toten Kinder". Weitere Werke von ihm werden sicher den Weg in meinen Bücherstapel (der ungelesenen) finden. 475 Seiten

Jerry Garcia



Peter Liney. Clancey ist in die Jahre gekommen. Früher stand er als Mann fürs Grobe in Diensten der Mafia. Jetzt zählt er zu den Ausgestoßenen: Er lebt auf einer Insel, auf die alle Alten und Gebrechlichen ausgelagert werden. Hier herrscht ein ständiger Kampf ums Überleben, und es gibt keinen Schutz vor den Scheusalen, die die Menschen in nebligen Nächten quälen. Eines Tages entdeckt Clancey eine geheimes Tunnelsystem, in dem ein blindes Mädchen lebt. Sie gibt ihm Hoffnung. Und die Gelegenheit, endlich zurückzuschlagen.

Irgendwann in gar nicht so ferner Zukunft werden alte Menschen und solche, deren finanzielle Mittel eine gewisse Untergrenze nicht einmal erreichen, auf eine Insel ausgelagert. Wurde es ihnen noch als die Chance zur Autonomie verkauft, stellen sie bald fest, dass sie auf einer Müllinsel gelandet sind, von der es kein Zurück mehr gibt. Die Insel wird als Müllhalde für echten Abfall und als Halde für die als  nutzlos abgestempelten Menschen genutzt. Dazu gehört auch Clancy (nicht wie im Klappentext angegeben mit einem "e"), der früher für den Mob als Schläger und hin und wieder als Killer sein tägliches Brot verdiente. Ebenso wie der Rest der vielen Ausgelagerten hat er schon fast aufgegeben und ernährt sich vom Tauschhandel mit aus dem Müll gezogenen Materialien, die von den Bewohnern auf dem Festland entsorgt werden. Eine große Gefahr lauert nachts im Nebel. Sobald der aufzieht, haben die Satelliten keine Chance mehr zur Überwachung und aus dem undurchdringlichen Dunst tauchen Gestalten auf, die die Behausungen der alten überfallen und etliche davon brutal niedermetzeln. Bei einer solchen Attacke wird der flüchtende Clancy verletzt und findet sich nach einer langen Bewusstlosigkeit im Dunkeln wieder, was ihn befürchten lässt, erblindet zu sein. Doch das Schicksal meinte es gut mit ihm. Er wurde von einem blinden Mädchen gerettet, das hinter einem gut getarnten Eingang in den Tunneln unter dem Erdboden und Müll lebt. Er bleibt und nach und nach richten sich die beiden so ein, dass auch Clancy sich zurechtfinden kann. Und dann holt er seine beiden Freunde Jimmy und Delilah in sein neues Reich, das die blinde Lena bereitwillig mit ihm und  nun den anderen Mitbewohnern teilt. Jimmy ist sieben Jahre älter (70) als Clancy, aber ein Sammler und Bastler vor dem Herrn, was für einige Differenzen sorgt. Dennoch bilden die vier Alten eine homogene Gemeinschaft. Doch dann entdeckt Clancy etwas, das die Gelegenheit zur Veränderung gibt. Und er will sie nutzen.

Eine Dystopie, wie sie sich viele der agierenden Jungpolitiker, die ausser einem ewig langen Studium, Kenntnissen im Jointsdrehen und bei Demos Steinewerfen auf die Ordnungskräfte in ihrem nutzlosen Leben noch keinen Finger krumm gemacht haben, wahrhaft wünschen würden. Man gibt an sämtlichen Problemen der Gesellschaft einfach den Alten die Schuld und vergisst dabei, dass ohne deren Leistung die eigenen Vergünstigungen gar nicht existeieren würden. Nun haben sie es aber geschafft, dass erst die Arbeitslosenunterstützung eingestellt wurde, danach die Krankenversicherung (wer sich keinen Arzt leisten kann, hat halt Pech gehabt und erhält nen Inselurlaub), Renten und Pensionen kann man sich bei dem neuen Szenario auch sparen und für die Bildung braucht man auch nix mehr aufwenden, da die Jobs eh ins Ausland verlagert wurden und man demzufolge auch kein Wissen mehr braucht. Dazu eine Sicherheitspolitik, die nach den vielen Überwachungskameras und Drohnen endlich einen wirksamen Kniff gefunden hat: Die Bestrafungssatelliten. Allmächtig überwachen sie die Nation und entscheiden auch über die Strafen für Gesetzesübertretungen. Bei leichten kriegt man nur einen schwachen Laserstrahl ab, der einen nut für einige Tage aus dem Verkehr zieht, bei mittleren Vergehen können daraus Monate oder Jahre werden und bei schweren Verbrechen und natürlich Staatsvergehen wird man gegrillt. So weit weg von einem ähnlichen Szenario sind wir gar nicht mehr, wenn man sich die vielen Einsparungen und höflich verpackten Hetzparolen, die Bildungsmisere, die Wirtschaft oder die Kriminalität so anschaut. Neben der deutlichen Gesellschaftskritik hat Peter Liney entgegen den sonstigen Gepflogenheiten auf dem Unterhaltungsmarkt einmal die ältere Generation in den Mittelpunkt gestellt und liefert keine platte Unterhaltungsware ab. In einem durchaus auch spannenden Roman bietet er zwar keine großen Überraschungen an, kann aber doch die eine oder andere Wendung, die düstere Stimmung und später den Hoffnungsschimmer gut skizzieren. Auch seine Charaktere sind fein ausgearbeitet, bekommen eine Tiefe, die man bei vielen anderen Romanen dieses Genres eher selten findet. Wirklich Action kann man von dem Buch bis auf das packende Finale eher nicht erwarten, aber punktuell gesetzte Sprenkel davon passen sich so gut in die Handlung ein, dass niemals Langeweile oder eine Durststrecke aufkommen will. Keine Neuerfindung des Genres, aber mit der Kritik an  der derzeitigen Entwicklung und einem umgekehrten Szenario des dystopischen Jugendwahns in Buch und Film ein wahrhaft gelungener Beginn einer Trilogie. Erfreulicherweise hat das Buch auch einen vernünftigen Abschluss, sodass man sich nicht grämen muss, wenn der Verlag mal wieder wie viele in dem Geschäft, mitten in einer Reihe aufhört. Lesenswert.380 Seiten.

Jerry Garcia



Manel Loureiro. Mit rasender Geschwindigkeit verbreitet sich ein geheimnisvolles Virus von Russland aus über den Rest Europas: Diejenigen, die daran sterben, kehren als blutrünsitge Monster zurück und hinterlassen eine Spur der Verwüstung. Einer der wenigen Überlebenden ist ein junger Blogger, der Tag für Tag die Ereignisse dokumentiert. Dies sind seine Aufzeichnungen vom ende der Welt.

Ein dreißigjähriger Anwalt wurde von seinem Psychiater dazu angeregt, sein Leben in einem Blog festzuhalten, um nicht endgültig einer Depression zu erliegen, die ihn nach dem Tod seiner Frau erfasst hatte. Er hält fest, dass in einem der ehemaligen Satellitenstaaten der Sowjetunion, in dem die Russen aber noch Soldaten stationiert haben, eine Basis von Terroristen überfallen wurde. Bald mehren sich Meldungen um Tote und Kranke. Viele europäische Staaten und auch die Amerikaner schicken Hilfskräfte an den Ort des Geschehens. Doch die Lage verschlimmert sich weiter. Sämtliche Hilfskräfte, viele davon selbst, erkrankt werden ausgeflogen und in ihr jeweiliges Heimatland gebracht. Russland macht die Grenzen dicht, sperrt bald das Internet, kann aber nicht verhindern, dass Flüchtlinge in die Nachbarstaaten abhauen. Putin verkriecht sich in einem Bunker und bald kommen keine Meldungen mehr aus Russland. Dafür mehren sich jetzt Katastrophenmeldungen aus Europa und den USA. Immer weiter breitet sich etwas aus, das in den Medien noch verharmlost wird und so von den Bevölkerungen nicht bestimmt werden kann. Ist es Ebola, die Vogelgrippe? Eine Nachricht aus Deutschland, in der es heißt, dass die Menschen Richtung Norden fliehen und eine nächtliche Ausgangsperre verhängt wurde, wobei die Kanzlerin Merkel androht, dass jeder sofort erschossen würde, der sich nach 20 Uhr noch im Freien befinde. Nur langsam dringt der Ernst der Lage auch nach Spanien und zu dem Anwalt. Immerhin deckt er sich mit Vorräten ein und hat eine Solaranlage auf dem Dach, sodass er und seine Katze, die ihm sehr wichtig ist, längere Zeit überleben könnten, ohne das Haus verlassen zu müssen. Als die TV-Sender den Betrieb einstellen und die ersten Horden von Untoten durch die Straßen schlurfen, beginnt auch er zu begreifen, wie arg es die Nation doch beutelt. Und irgendwann muss auch er nach draußen. Es gelingt ihm recht clever, die Zombies in seiner Straße so weit abzulenken, dass er zu seinem Wagen sprinten und mit Katze im Korb wegfahren kann. Was er sieht, ist das reinste Grauen: Sicherheitszonen mit vielen tausend Menschen, beschützt von Guardia Civil und Soldaten, wurden einfach überrannt, die Körper zerfleischt. Doch nur jene, die derart hirngeschädigt waren, dass sie nicht wieder aufwachen konnten, sind am Verfaulen, der Rest stolpert durch die Stadt. Er schafft es dennoch in einen Hafen, wo noch ein Boot liegt, eher eine kleine Segeljacht, das keiner zur Flucht geklaut hat. Er kann es flottmachen und segelt los. Nach einem heftigen Sturm kommt er nach Vigo. Die Stadt ist zerstört, verfaulende Stapel von Menschenfleisch verstänkern die Luft. Einige hundert Meter vom Kai entfernt ankert noch ein Frachter mit lebenden Menschen an Bord. Ein Seelenverkäufer mit einem Ukrainer als Kapitän und zwei weiteren seiner Landsleute, sowie billiges Personal aus Pakistan. Schnell muss der Flüchtling feststellen, dass der Kapitän ein Gauner ist und ihn auch bald erpresst, mit einer Truppe in die Stadt zu gehen, um ein geheimnisvolles Paket abzuholen. Es wird eine Himmelfahrtsmission.

Mann mit Katze gegen Zombies. Fertig. Okay, ein paar Worte dann doch noch und einen Anwaltswitz verkneif ich mir dabei auch. Abgesehen von der Katze bietet das Werk keine Neuerungen im Genre. In Blog- und später Tagebuchform wird der Ausbruch einer Zombieseuche geschildert, wie man sie aus etlichen Filmen und Büchern schon kennt, wobei das Wort Zombie im Jahre 2007 für den Anwalt anscheinend immer noch ein Fremdwort ist. Spätestens als er vom Fenster aus sieht, was da rumschlurft, sollte auch er es begriffen haben. Naja, so schlimm ist das jetzt nicht. Es geht temporeich weiter, wird durch das Verhalten des Typen und einige skurrile Situationen - wenn er im Taucheranzug (ohne Flossen!) draußen rumspaziert - mit Humor versetzt, der aber nicht zu einem brüllenden Lachen reizt und eher etwas zum Schmuneln ist. Die Charaktere erfahren keinen sonderlichen Tiefgang, sind aber auch nicht wirklich auf solide Glaubwürdigkeit ausgelegt. Natürlich muss der Kapitän eines Seelenverkäufers ein Schurke sein. Der Dreißigjährige, der noch nie von Zombies gehört hat und nach dem Tod seiner Frau nur noch Halt bei der Katze findet. Alles recht oberflächlich. Dafür aber bleibt der Lesefluss erhalten. Also anspruchslos ist schnell, um es auf einen Nenner zu bringen. Seine - und unsere - Politiker kennt der Autor aber wohl. Merkel ist schnell dabei, Erschießungskommandos anzuordnen, Politker vertuschen die Angelegenheit und belügen das Volk, bis sie selbst in Sicherheit sind, Putin schottet sich ab. Und die Amis spielen nur ein Cameo. Ebenso die Chinesen, die ihre Städte dann mal gleich atomisieren (was ihnen auch nix nutzt). Insgesamt eine lockere Lektüre, die nie den Anspruch hat Anspruch zu haben, flüssig zu konsumieren ist, so gut wie keine Längen aufweist und nicht überhart daherkommt. Wie die meisten Kinofilme der letzten beiden Dekaden eher auf Massenware gestrickt und somit den vermeintlich umsatzreichsten Markt bedient, indem man Splatterorgien vermeidet und nur hin und wieder mal einen Biss schildert oder die verwesenden Körper erwähnt. Zudem kommt die Gedankenwelt des Protagonisten zu seiner Unkenntnis bezüglich der Ungeheuer gut rüber. Atmen sie, verwesen sie, können sie Schmerz empfinden usw.? Eine nette Zombiegeschichte für zwischendurch und auf jeden Fall unterhaltsamer als die Bücher zu "The Walking Dead". Das Buch erfährt demnächst die Veröffentlichung der Fortsetzung und die hoffentlich vom Verlag etwas sorgfältiger betreut wird. In der Übersetzung wird aus einer Sackgasse schnell mal eine Einbahnstraße, in der die Helden gefangen sein sollten, aus einem Slawen dann eine Slave gefolgt vom Slawen und aus der Reiseapotheke letztendlich die Reisapotheke. Und das sind nur Beispiele des Schindluders, das da getrieben wurde. Hier setz ich dann mal die Kritik an den Großverlagen an, die sich über Amazon mokieren (Teils berechtigt, teils aus eigenem Fehlverhalten) von dem ich zwar auch kein Fan bin und dort nichts ordere, aber selbst den Blick fürs eigene Geschäft und ihre Kunden verloren haben. Teuere E-Books, schlechte Übersetzungen, laut diversen Angaben Kürzungen aus Kostengründen, um am Gehalt für die Übersetzer zu sparen, schlechtes Lektorat und Korrektorat usw. Gerade bei Letzterem haben kleinere Verlage zwar nicht das Budget dafür, schneiden meist aber besser ab und machen sich nicht derart lächerlich. Und Verlage wie Luebbe sollten sich ihre Kontaktformulare auf deren Homepages gleich sparen, wenn sie eh nicht antworten wollen.
Abgesehen von den vielen Fehlern betrifft das aber nicht das Buch. Wer nur leichte, seichte Unterhaltung sucht, die nicht langweilig wird, der ist hier schon richtig.
475 Seiten

Jerry Garcia



Steve Berry. Der preisgekrönte Journalist Tom Sagan deckt in seinen Artikeln unbequeme Wahrheiten aus Brennpunktregionen der Welt auf. Doch als seine Reportage aus dem Nahen Osten als Fälschung angeprangert wird, verliert er über Nacht seinen Beruf. Was er nicht beweisen kann: Er wurde gezielt sabotiert. Aber dann wird der amerikanische Nachrichtendienst auf ihn aufmerksamUnd plötzlich ist Sagan in eine verdeckte Ermittlung verstrickt, die alles verändern könnte, was die moderne Welt über die Entdeckung Amerikas zu wissen glaubt.

Sagan hat sich mit allen zerstritten, die ihm nahestanden. Und zwar während seiner Erfolgszeit als Pressevertreter- Frau und Tochter vernachlässigt und den jüdischen Glauben des Vaters nicht nur abgelehnt, sondern auch abgelegt. Er war in der Familie nicht mehr erwünscht. Dennoch wurde ihm nach dem Tod des Vaters dessen Wohnsizt in Florida laut Testament überlassen. Dort hockt er nun und flennt, greift sich ne Knarre und will sich die Laterne wegpusten. Pech - steht doch da ein Kerl an seinem Fenster und hält ihm ein Bild seiner gefesselten Tochter hin. Ein letztes Aufbäumen der Vatergefühle lässt ihn neugierig werden. Der Typ will, dass Sagan das Grab seines Vaters öffnen lässt, weil da etwas drin sei, das er benötigt. Im Falle der Weigerung würde seine Tochter sterben. Dieser Zacharias Simon scheut keine Mittel, um sein Ziel zu erreichen. Er will den Tempelschatz der Juden finden, den Kolumbus dereinst auf Jamaika vergraben haben soll. Und ja, laut Zacharias war Kolumbus eigentlich ein Jude, der Relgion und Namen ändern musste, um von der spansichen Krone seine Reisen finanziert zu bekommen. In die Jagd nach dem Schatz nischen sich nun verschiedene Parteien ein, die allesamt ein eigennütziges Interesse vorzuweisen haben. auch der Maggellan Billet und Stephanie Nelle ist mit von der Partie, aber diesmal ohne Cotton Malone. Und schon bald gibt es die ersten Opfer zu beklagen.

Wieder einmal eine Mischung aus Fakt und Fiktion mit Erinnerungen an Dan Brown und/oder Indiana Jones und der Ausgangslage, dass Christoph Kolumbus Jude gewesen sein, auf Jamaika eine größere jüdische Kolonie hinterlassen habe, die sich später mit den entflohenen Sklaven vermischt hätte. Steve Berry arbeitet die Geschichte der Juden recht einseitig auf, macht sie zu ehrenhaften Helden im Kampf um ihre Vergangenheit, lässt aber deren eigene Gräueltaten gerne außer acht. Positiv ist, dass die bösen Nazis nur in Rückblenden der Geschichte vorkommen und sie diesmal nicht an fiesen Verschwörungen beteiligt sind. Hingegen haben Amerikaner und Jamaikaner andere Vorstellungen von Ehrhaftigkeit. Unter den Parteien kommt es bald zu Verrat und Mord, was das Buch auch aufpeppt. Ehrlich gesagt, war mir der winselnde Journalist derart egal, dass mich sein Schicksal kaum anrühren mochte. Gleiches gilt für die doofe Tochter. Oberflächlich unsympathisch. Beginnt die ganze Angelegenheit noch recht interessant und flüssig, wird es mit Fortdauer immer zäher. Die vielen Rückblenden und Gedanken an frühere Zeiten bremsen Lesefluss und Aufmerksamkeit gewichtig ab, auch wenn Teile davon zur Erläuterung der Handlung dienen sollen. Die wechselnen Schauplätze Florida, Wien, Prag, Jamaika sollen vielleicht Schwung erzeugen, müssen aber leider vor der weitschweifigen Erzählweise kapitulieren. Und das Ende ist dann wieder derart heile heile Gänsje, dass man es kaum glauben mag. Journalist wird für seinen damals als verlogen angesehen Artikel rehabilitiert, Töchterchen schwingt sich freudestrahlend in Papas Arme und selbst aus dem Grab heraus bekommt er noch den Segen seines Papas, der ihn ja immer so liiiieb hatte. Würg. Mittelmaß, muss man nicht unbedingt gelesen haben. Manchmal zäh wie ein Burger in den bekannten Billigfresstempeln. Da war Steve Berry schon um Längen besser. Rund 530 Seiten.

Jerry Garcia



Adrian McKinty. Ein Torso in einem Koffer, ein tätowierter Hautfetzen und eine teuflisch schöne Witwe - Detective Sergeant Duffy ist zurück miteinem Fall, der ihn tief in die Wirren des Nordirlandkonflikts zieht. Er stößt auf skrupellose Geldgeschäfte und familiäre Abgründe. Und bald schon wird er selbst Opfer seiner Ermittlungen.

Duffy wird zu einem Fall auf einem verlassenen Fabrikgelände gerufen. Dort hat man einen Torso gefunden, dem man Beine, Arme und Kopf abgehackt hat. Identifizierung erschwerend. Dazu war der arme Teufel schon einige Zeit tot und hat wohl nur in einer Tiefkühltruhe rumgelegen, bevor man den Körper entsorgt hat. Anhand eines Tattoos, von dem ein kleiner Teil fehlt, kann man ihn bald als einen Amerikaner erkennen, der im WK2 gedient hat. Todesursache war aber eine Vergiftung und nicht das Abschlagen des Kopfes. Begünstigt werden die Ermittlungen durch den Umstand, dass es ein äußerst seltenes Gift gewesen ist. In dem Koffer, in das man die Überreste gestopft hatte, findet einer der Detectives ein Adressschild. Als Duffy dem nachgeht, muss er erfahren, dass der Besitzer des Gepäckstücks schon seit einem Jahr tot ist. Angeblich ein Anschlag der IRA und intensive Ermittlungen gab es auch nicht, obwohl Duffy die ganze Story wenig stimmig erscheint. Also hakt er nach, stößt einen dortigen Kollegen derart vor den Kopf, dass der sich doch bald Gedanken macht, ob er damals etwas lasch gearbeitet hat. Und er will der Sache nun auf den Grund gehen. Das kostet ihn das Leben. Jetzt verbeißt sich Duffy richtig in den Fall. Was hatte der zerlegte Ami mit dem toten Iren zu tun? Dennoch kommen die Nachforschungen ins Stocken, der Fall wird von den Vorgesetzten in die "unerledigt" Akten gelegt und Duffy soll sich um Alltagskrempel sowie Papierkram kümmern.. Tut er zunächst auch und widmet sich Suff und Privatleben, da seine Freundi, die Ärztin, ihn Richtung Schottland verlassen hat und er ihr nachtrauert. Dann muss er sich noch um einen Fall von Rassismus in seiner Straße kümmern, der sich nach einer kleinen brenzligen Situation bald von selbst erledigt. Dann bekommt er einen anonymen Hinweis, versucht vergeblich den Tippgeber zu finden, nimmt daher Urlaub, reist in die Staaten, um mehr über den erstückelten herauszufinden, was ihm nur bedingt gelingt. Die US-Behörden werfen ihn glatt aus dem Land. Zurück in Irland puzzelt er weiter an dem Fall rum, bekommt Ärger mit seinen Chefs und macht auf eigene Faust weiter, was ihn später einiges kosten wird.

Ehrlich gesagt ist der Fall selbst kriminalistischer Kleinkram, dessen Lösung der Leser ziemlich schnell erkennt, sobald alle für die Handlung wesentlichen Figuren eingeführt sind. Nur Duffy quält sich einen ab und ermittelt irgendwie dumm um die Verdächtigen herum. Dass er sich so dämlich anstellen sollte und nicht gleich auf die Zusammenhänge stößt, ist wenig wahrscheinlich und bestärkt den Leser in dem Eindruck, dass der Fall nur als Aufhänger dient, um die Situation in Irland 1982 zu beschreiben. Natürlich kann ein Roman aus dieser Zeit nicht ohne Thin Lizzy-Anspielung auskommen, beschäftigt sich aber dann hauptsächlich mit der düsteren Atmosphäre in Irland. Es wird fast schon zur Gewohnheit zu lesen, wie sich der Protagonist immer gründlich unter seinem Wagen umsieht, bevor er einsteigt. McKinty hat diese Momente der tagtäglichen Furcht vor Attentaten perfekt eingefangen. Natürlich wird auch wieder auf Duffys Religionszugehörigkeit eingegangen, mit der er irgendwie auf der falschen Seite zu stehen scheint, wenn er als Bulle in der Stadt unterwegs ist. Und dort kommt es immer wieder zu kleineren Scharmützeln zwischen den Parteien. Und diese ganzen Befindlichkeiten, wer nun gerade mit wem paktiert oder wer gegen wen kämpft, machen deutlich, wie zerrissen das Land wirklich war. Es scheint eher Jeder gegen Jeden zu gehen, keiner gibt dem anderen auch nur ein Fitzelchen Information. Selbst Armee und Polizei sind sich nicht grün. Wo soll da ein Frieden herkommen? Diesmal nicht der großte Wurf im Hard-Boiled-Bereich durch Adrian McKinty. Atmosphäre passt, der irische Alltag 1982, die Hoffnungslosigkeit und der Gewalt sind stimmig. Die wirtschaftliche Situation vor diesem Hintergrund und die Auswirkungen auf die Bevölkerung wirken beklemmend realistisch. Nur der Fall an sich fällt da als Schwachpunkt mit nur magerem Spannungsanteil aus dem Rahmen. Ein kleiner Ausflug Richtung Action gegen Ende reißt da auch nichts mehr raus. Verglichen mit seinen bisherigen Werken also eher Mittelmaß. Mal abwarten, was Duffy Teil 3 dann so zu bieten haben wird. Rund 385 Seiten.

Jerry Garcia



Martyn Waites. Jamal, ein Strichjunge aus London, hat eine Mini-Disc mit brisanten Informationen gestohlen. Und das ist schlecht für ihn - denn nun ist der Hammer hinter ihm her, ein brutaler Killer mit ienem saphirblauen Schneidezahn, der seine Opfer auf dem Gnadenthron, einem Folterstuhl, zu Tode quält. Seine Trefferquote: 100%. Unerwartete Hilfe bekommt Jamal von dem ehemaligen Starjournalisten Joe Donovan, der verzweifelt nach seinem spurlos verschwundenen Sohn sucht. zusammen dringen die beiden in ein Netz des Schreckens vor, von dem sie sich keine Vorstellungen gemacht hatten.

Der titelgebende Gnadenthron kommt schon im Prolog kurz zum Einsatz, bevor die eigentliche Handlung beginnt. Jamal, von seiner Mutter einfach in einem Pflegeheim abgelegt und dann abgehauen, schlägt sich mit Stricherjobs durch, beklaut seine Kunden und greift auch sonst alles ab, was sich zu Geld machen und für Drogen umsetzen lässt. Dabei fällt dem Vierzehnjährigen eine Mini-Disc in die Finger, auf der er nicht nur Beweise für diverse Verbrechen zu hören bekommt, sondern auf der auch die Namen von Presseleuten genannt werden. Einer davon ist Joe Donovan. Jamal ruft bei der Zeitung an, für die Donovan laut diverser Artikel gearbeitet hat. Doch der ist nicht mehr dort. Er sitzt zu Hause und ist kurz vor dem Selbstmord, da sein Kind verschwunden ist, seine Frau ihn daraufhin verlassen hat und er keinen Sinn mehr im Weitermachen sieht. Doch seine frühere Herausgeberin Maria treibt ihn auf und bringt ihn dazu, mit ihr zusammenzuarbeiten. Nach und nach müssen sie erfahren, dass ein weiterer Journalist entführt wurde bzw. verschwunden ist und somit das Schicksal eines Wissenschaftlers teilt. Grund dafür ist Jamal, der sich in die Enge getrieben sah und in ein Haus mit anderen Jugendlichen geflüchtet ist, die von einem Father Jack "betreut" werden. Doch der regiert mit Gewalt, zwingt die Kids für ihn anschaffen zu gehen und schlimmere Dinge zu tun, wenn sie einer Vergewaltigung oder Züchtigung durch ihn entgehen wollen. Jack erfährt von der Disc und will sie zu Geld machen, zwingt gleichzeitig Jamal dazu, mit den gehörten Informationen rüberzukommen, was die Gangster dann dazu verleitet, die beiden Personen zu entführen. doch den Namen von Donovan hat Jamal für sich behalten - und der ist mit Maria auf der Suche nach ihm. Zufällig wird das Haus auch noch von den beiden Privatermittlern Peta und Amer beobachtet, die Father Jack wegen seiner Verbrechen überführen wollen. Zu allem Überfluss ist aber auch der Hammer auf der Jagd  nach dem Jungen und bald werden sich die Wege aller Beteiligten kreuzen und ungeheuerliche Misstände und Verbrechen ans Tageslicht bringen.

Klappentext mal wieder nach Gutdünken verfasst. Die Hilfe von Donovan für den Jungen ist nicht unerwartet, da der Bursche ja direkt nach ihm fragt. Und was die Erfolgsquote von 100% angeht, so ist die schon bald Makulatur. Eine weitere Fehlinfo. Dass ich mir nach dem Buch von Steve Berry scchon wieder einen versoffenen Journalisten kurz vor dem Selbstmord aus meinem SuB gegriffen habe, ist dagegen meine eigene Schuld. Aber Martyn Waites sorgt mit einigen Klischees dafür, dass dies nicht das einzige wohlbekannte Charaktermerkmal einer Figur bleibt. Die Killer-/Death Metal-Verbindung ist dermaßen platt, dass ich noch nicht einmal mehr drüber lachen konnte und die superschnuckelige, höchst intelligente Blondine mit Kampferfahrung, deren Talent wegen Vorurteilen nicht akzeptiert wird, ist ja  nun auch keine Weltneuheit. Die Story ist verzwickt durch die vielen Beteiligten mit den unterschiedlichsten Motiven und dadurch, dass es einige Zeit dauert, die "überflüssigen" Charaktere von den relevanten zu trennen. Und als man es dann geschafft hat, bleiben doch nur die üblichen Verdächtigen übrig. Keine Überraschungen in einem düsteren, manchmal auch sozialkritischen Setting, das trotz dieses Gnadenthrons nun keine wirklichen Härten aufzuweisen hat, da wird einiges dem Leser und dessen Phantasie überlassen. Man verfolgt zwar interessiert den Weg des Jungen, aber die anderen Figuren, auch oder gerade der Journalist, können einen nicht gerade zum Mitfiebern und Sympathie empfinden einladen. Fast alle erweisen sich als Egoisten, manche als einfach nur bösartige Deppen mit Vorurteilen en masse. Egal, wie  man es dreht und wendet, wer sich als Täter und wer als Opfer herauskristallisiert, "Der Gnadenthron" ist nicht mehr als ein gewöhnlicher und konventioneller Thriller, wie man ihn als Genrefan schon oft und dabei auch einige Male besser gelesen hat. Von hardboiled oder hartgesotten wie auf dem Klappentext erwähnt, ist er ne Ecke entfernt. In dieser Richtung gibt es etliche bessere Autoren. Keine völlige Pleite, aber auch keine Pflichtanschaffung, für nebenbei aber gut genug. Ca. 470 Seiten

Jerry Garcia



Richard Stark. Eine halbe Million Dollar haben fromme Gläubige einem scheinheiligen Priester gespendet. Das Geld zu erbeuten fällt Parkers Gang nicht schwer. Doch einer der Kumpel will die ganze Beute für sich haben. So ist er Parker und seinen Freunden ebenso auf den Fersen wie der skrupellose Sicherheitschef des Predigers. Beim atemlosen Showdown zeigt sich, wem Parker noch trauen kann.

Ein Insider, der mit "seinem" Prediger unzufrieden ist, weil der sich als egoistischer und gieriger Gauner erweist, will diesen mithilfe von Liss ausrauben. Tom, so der Name des Insiders, ist ehrenamtlich als Bewährungshelfer in Memphis tätig, wenn er gerade nicht mit dem Prediger auf Tour ist. So hat er Liss kennengelernt und über zwei Jahre betreut. Nach und nach haben sich die beiden Kerle ihre Pläne anvertraut und gleich dieses Ding ausgeheckt. Liss wendet sich an Parker und Ed mit seiner Brenda. Man verabredet ein Treffen, bei dem sich Parker selbstverständlich unter falschem Namen präsentiert. Die Eckdaten sind schnell ausgetauscht und man wird zu einem Zeitpunkt zuschlagen, den der junge Tom nicht kennt. So kann er Ahnungslosigkeit vortäuschen, wenn es zur Sache geht. Gesagt, getan. Eines Tages werden die Tageseinnahmen von rund 400.000 Dollar geraubt, der Junge bleibt mit einer Beule am Kopf zurück, die ebenfalls als Alibi dienen soll und jeglichen Verdacht von ihm ablenkt. Und dann beginnt es langsam in die Binsen zu gehen. Liss versucht, sich mit dem Geld abzusetzen, was ihm aber nicht gelingt. Wenigstens kann er fliehen und sich überlegen, wie er später an die Penunse kommt. Unterdessen verstecken sich Parker und Kollegen direkt unter der Nase der Bullen, sehen dann aber auch noch einen anderen Wagen mit drei verdächtigen Figuren in der Nähe rumkurven. Was sie bis dahin nicht wissen, ist, dass Tom bei seiner Freundin geplaudert und die wiederum ihren Bruder eingeweiht hat. Der und seine zwei Loser-Freunde hegen natürlich den wagemutigen Gedanken, sich des Geldes zu bemächtigen. Doch auch der Bruder muss damit leben, dass er nicht alles mitbekommt. Denn seine Freunde wollten seine Schwester noch nach einigen Detail fragen und als die Antworten nicht ihren Vorstellungen entsprachen, haben sie sie etwas härter angefasst. Was diese nicht überlebte. Und als Trottel erwiesen sich die drei dann auch noch. Während alle Welt nach den drei Räubern sucht, fahren die Kerle frech in der Gegend rum und suchen nach ihren Opfern. Blöd nur, dass die Polizei sie nun für die Täter hält und einsackt. Und Parker ist sich mit seinen Kollegen darüber einig, dass das Problem Liss gelöst werden muss, damit sie ihn nicht ewig an der Hacke haben. Bei der Gelegenheit gerät er an einen wirklich fiesen Bullen, die drei Blödmänner und an den Sicherheitschef des Predigers.

In "Verbrechen ist Vertrauenssache" gibt es eigentlich keinen, der nicht irgendwie Dreck am Stecken hat. Es herrschen eher sämtliche Schattierungen von Grau oder Schwarz vor, weiße Westen sucht der Leser vergebens. Parker ist nach wie vor der Mann, der sein Geld mit Gesetzesbrüchen verdient, aber auch einen seltsamen Ehrenkodex hat. Leuten, denen er vertrauen kann, hält er (fast) bedingungslos die Treue, er ist absolut gegen unsinnige Gewalt, geht aber im Gegenzug rücksichtlos gegen jeden vor, der ihn bescheißen will oder ihm im Weg steht. Sicher wird Parker vom Leser bald als Sympathieträger empfunden, man drückt ihm fast die Daumen, dass er gut aus der Sache rauskommt. Der Stil von Stark ist wie gewohnt knapp, auf den Punkt gebracht und ohne überflüssige Schnörkel. Nebenhandlungen, die vom Hauptthema ablenken könnten oder nur als Füllsel dienen fehlen dementsprechend auch. Dafür glänzt Richard Stark mit einigen wunderbaren Bonmots und gibt dem Leser auch den einen oder anderen Schmunzler mit auf den Weg, wenn z. B. Parker vom Prediger angeheuert wird, dessen Geld zurückzuholen und auch flugs den Vorschuss einkassiert, während er sich denkt, dass es in seiner langen Laufbahn das erste Mal ist, dass er dafür bezahlt wird, das Geld zurückzuholen, das er geklaut hat. Dass Parker sich aus jeder Bredouille befreien kann und alles ein für ihn mehr oder weniger gutes Ende nimmt, ergibt sich auch aus der Veröffentlichungspolitik des Verlages. Man hat mit dem letzten von Richard Stark vor seinem Tod geschriebenen Buch begonnen und sich dann langsam zurückgearbeitet bis zum Jahr 1997, in dem der Autor Parker nach zwanzigjähriger Abstinenz wieder auf den geneigten Kunden/Fan losgelassen hat. Da ist es freilich klar, dass man davon ausgehen muss, dass der Mann ohne soziale Kompetenz unbeschadet aus dem Ärger rauskommt. Es ist dann eher das WIE. Parker ist das Gegenstück zu den vielen bedröppelten politisch korrekten Kommissaren mit Hang zur Drama Queen aus deutschen oder skandinavischen Landen. Wortkarg, sparsam, gewalttätig bis brutal sind die Geschichten um Parker alle und so ist es kaum überraschend, dass es auch hier weniger zimperlich zugeht. Die Story ist gut durchdacht, der Plan wird ausgefeilt dargelegt, sein vermeintliches Scheitern ebenso wie Parkers Reaktion darauf. Eine packende Geschichte, die man möglichst in einem Rutsch lesen will und man kann sich nach dem letzten Film um Parker den Darsteller Jason Statham weiterhin gut als den Mr. Cool vorstellen. Leider werden vom Verlag keine der älteren Bücher aufgelegt und neues Material ist aufgrund des Todes von Richard Stark im Jahr 2008 ebenfalls nicht mehr zu erwarten. Schade, aber wenigstens haben wir ja seine bisherigen Werke noch zum Trost. 255 Seiten.

Jerry Garcia



William Forstchen. Was wäre, wenn jemand vorhätte, die USA anzugreifen? Wäre es da nicht strategisch klug, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten zunächst den Schutz durch die überlegene Technologie zu rauben? Was wäre, wenn wenn es eine Waffe gäbe, die alles Elektronische ausschalten könnte? Diese Waffe könnte bereits in den Händen des Feindes sein. John Matherson, Geschichtslehrer und Ex-Colonel, lebt mit seiner Familie in einer friedlichen Kleinstadt in den Bergen North Carolinas. Doch die Idylle findet ein jähes Ende, als ein EMP die kompletten Vereinigten Staaten lahmlevgt. Alle elektronischen Geräte - Autos, Computer, Radios, Flugzeuge - funktionieren von einer Sekunde auf die andere nicht mehr. Die Gesellschaft bricht erschreckend schnell zusammen und John muss sich eine entscheidende Frage stellen: Wie weit würdest du gehen, um deine Familie und deine Heimat zu schützen?

Es ist ein ganz normaler Tag. Doch plötzlich bleiben alle Autos stehen, auf dem Highway, der etwas entfernt rund um die Kleinstadt Black Mountain in North Carolina führt, ersterben jegliche Geräusche. Alle sind ganz verdattert, haben aber keine Zweifel, dass sich alles wieder regeln wird. John hat das Glück, dass seine Schwiegermutter eine uralte Schüssel fährt, die noch ohne Elektronik auskommt. So ist er wenigstens mobil und fährt mit ihr in die Stadt. Inzwischen sind die ersten Fremden vom Highway rübergekommen, um Hilfe zu finden. Schon werden einige misstrauisch, weil jemand ein funktionierendes Auto hat, während ihre liegenbleiben. Einige Rabatzbrüder wollen Streit mit John beginnen, was ihnen nicht gelingt. Er fährt weiter in die Stadt, die ebenfalls unter dem Stromausfall leidet. Der frühere Colonel ohne Kampferfahrung denkt sich bald seinen Teil. Das war ein EMP, ausgelöst durch eine Atombombe, die ÜBER der Atmosphäre gezündet wurde. Keine Fallout, aber auch keine Elektrizität - alles platt. Und so dauert es nur noch drei Tage, bis erste Maßnahmen ergriffen werden müssen, die nicht sonderlich populär sind. Rationierung der Lebensmittel, da keine Lieferungen mehr erfolgen werden, Abkommen mit dem Nachbarort, gemeinsam die Grenzen zu verteidigen, um nutzlose Fresser fernzuhalten und rigoroses Durchgreifen bei Diebstahl. Hätte früher bei Mundraub nur ordentlich Schellen gegeben, ist das Stehlen von Lebensmitteln oder für die Gemeinschaft wichtigen Gütern ein Grund für die Exekution. Doch auch andere Dinge fehlen - Medikamente für die Kranken, die darauf angewiesen sind. So sterben die nach und nach weg. Auch die jüngste Tochter von John benötigt dringend Insulin, da sie zuckerkrank mit Typ 1 ist. Noch haben sie Vorrat, aber wie sieht es in eingien Monaten aus? Und nach Wochen des Ausharrens machen auch noch marodierende Banden die Gegend unsicher, die die Chance nutzen, dass Recht und Gesetz außer Gefecht gesetzt sind. Die Bürger werden bewaffnet, die Rationierung von Lebensmitteln verschärft und nur die neue Bürgerwehr und körperlich hart arbeitende Menschen bekommen bessere Stücke auf den Tisch, der Rest muss sich mit kleinsten Portionen am Leben halten. Und niemand weiß, ob die Armee jemals Hilfe bringt, das Land jemals wieder so wird wie vor dem Anschlag, von dem eh keiner weiß, wer in verübt hat.

Ich habe schon die beiden bei uns veröffentlichten Romane (Es gibt drei, aber Randomhouse lässt den dritten mal wieder untern Tisch fallen, obwohl nach zwei Büchern nix erklärt oder vielleicht aufgeklärt ist. TYPISCH!) von John Birmingham gelesen, die sich mit einem ähnlichen Thema befassen und in denen der Autor aber mehr auf Action setzt, denn auf irgendwelche Auswirkungen durch die Katastrophe. Ebenfalls durch hab ich die beiden Werke von G. Michael Hopf (Hier wird ein drittes erscheinen, wie mir der Luzifer-Verlag bestätigte), die sich auch um einen EMP drehen. Auch hier geht es recht schnell gewalttätig zur Sache. Hochpatriotisch sind sie natürlich ebenso. Ich mag fetzige Action in Buch- wie in Filmform, aber etwas intensivere Beschäftigung mit dem Alltag oder Börsenreaktionen, Auswirkungen auf die Wirtschaft hätte ich in beiden Fällen auch gerne gelesen. Außerdem wird alles nur aus US-Sicht geschildert. Europa oder Asien werdenvkaum erwähnt, auch bei Forstchen nur selten und wenn, dann als Schutthafen, weil die Amis nach dem Vorkommnis nur wild um sich geballert haben und mit Atomraketen jeden ihrer vermeintlichen Feinde auslöschten, weil man so den Richtigen trifft. Dass es da massenhaft Unschuldige hingerafft hat, wird nicht thematisiert. William Forstchen baut daneben seine Handlung nach und nach auf, schildert die schleichenden Folgen der Krise, wenn auch nur auf kleinem Raum. Die immer verzweifelter werdenden Maßnahmen, die Menschen, denen Hunger und Durst zusetzen. Immer mehr kommen die sich vor, wie in einem Dritte-Welt-Land für das sie früher gespendet haben. Forstchen beschreibt Kapitel für Kapitel, wie sich die Wohlstandsgesellschaft langsam auflöst, dass die Westler heutzutage so verweichlicht sind, dass sie ohne die nötigen Hilfsmittel kaum noch existieren können. Die Zivilisation hat sie lebensunfähig gemacht. Auch Kritik an der Regierung lässt er nicht außen vor. Wie ehedem bei 9/11 haben sie nicht auf die vielen Mahner gehört, dass so etwas vorkommen könnte, keine Maßnahmen ergriffen, obwohl der Gedanke an einen EMP durchaus real ist. Und auch William Forstchen packt die Patriotismuskeule aus. Halbwegs erträglich, aber auch geschönt. Wenn er berichtet, dass die Schutzanzüge Uniformen seien und dass von denen immer der Tod ausging, wie er am Beispiel von den Begleitern für die Todeslager dereinst in Deutschland aufführt. Was er selbstverständlich vergisst zu erwähnen, ist, dass die Amerikaner mit uniformiertem Massenmord noch viel früher ihre Erfahrungen gemacht haben. Frag nach bei den Indianern. "Aber wir sind ja Amerikaner, bei uns gibt es sowas nicht". Abgesehen davon ist das Buch höchst emotional, trotz nur kleinerer Kampfeinlagen um den Schutz der Stadt und Verteidigung der Reserven schnell aufzunehmen und recht virtuos konstruiert. Dass es in dieser Art zugehen kann und das Geschehen daher nah an der Realität ist, kann durchaus sein. Aus diesem Grund wirkt es vielleicht noch packender, wozu auch die von Kapitel zu Kapitel steigende Dramatik ihren Teil beiträgt. Ein fesselndes Buch, bei dem man den Patriotismus (der aber nicht so aufdringlich präsentiert wird, wie in einigen anderen Büchern aus US-Land) links liegenlassen und sich dem Überlebenskampf der kleinen Stadt überlassen kann. Der ist packend und spannend, bietet starke Charaktere und es fehlt ihm nur ein bisschen mehr Action, die nur im letzten Fünftel des Buches für einige Seiten voll erblüht. Was die eingangs erwähnten Autorn im Überfluss hatten, ist dafür hier etwas zu wenig. Aber für sowas hab ich ja dann Eric L. Harry. 500 Seiten.

Jerry Garcia



Edward Lee, Jack Ketchum, Nate Southard, Brian Keene, Bryan Smith, Jesus F. Gonzalez, Wrath James White, Ryan Harding und Shane McKenzie. Was ist nur los mit Arrianne? Seit sie mit ihrem Mann Chuck in ihrem Traumhaus lebt, befallen sie die perversesten Begierden. Ihre Träume werden von abartiger Pornografie beherrscht. Und auf dem Bildschirm ihres Computers erscheinen ohne ihr Zutun die schlimmsten Fotos dazu. Chuck vermutet, dass Arrianne ganz einfach den Verstand verliert, aber er hilft ihr  nicht - denn ihren neuen wilden sexuellen Appetit genießt er. Doch Arrianne kommt nach und nach hinter den dreckigen Wahnsinn des Hauses in der Stirrup Iron road. Sie sieht eine Verbindung zwische3n ihren psychotischen Anfällen und der gewalttätigen Vergangenheit des Hauses - und erkennt endlich die tödliche Gefahr, in der sie und Chuck sich befinden.

Nicci hat so ihre Probleme. Ihr Job bringt ihr nur den Mindestlohn, der noch nicht einmal dazu reicht, die Miete zu löhnen. Also verdient sie sich mit dem einen oder anderen Blowjob einige Dollars dazu. Doch sie hat auch mit dem Verlobten ihrer Freundin Jenny, bei der sie wohnt und der sie einen Mietanteil abtreten muss, gepennt. Als die das mitbekommt, setzt sie Nicci vor die Tür. Danach verliert sie ihren Job und muss bei ihrem Bruder Sam unterkommen und sich ihr Geld nun als hauptberufliche Bläserin verdienen. Doch sie träumt auch von perversem Zeug. Dass ihr Bruder sich über sie hergemacht habe, sie von oben bis unten vollgekotzt hat und ihm dabei einer abging. Sie stellt ihn zur Rede, doch der weiß von nichts. In einer weiteren Nacht steht sie auf, weil sie etwas gehört hat und findet ihren Bruder Sam total zerstückelt vor. Die Polizei glaubt ihr nicht, aber sie besteht jeden Lügendetektortest. Als sie aber anfängt von einem Monster zu schwafeln , ist deren Geduld am Ende. Niccis neuer und mietfreier Wohnsitz wird die Klapse. Zehn Jahre später ziehen Arrianne und ihr Gatte Chuck in das Haus ein und finden es herrlich. Doch bald werden die sexuellen Begierden von Arrianne, die sie scheinbar immer unterdrückt hat, erweckt und sie lebt sie mit einem erfreuten Chuck aus, der daraufhin prompt seiner Geliebten den Fickvertrag aufkündigt, was die so gar nicht akzeptieren will. Doch er muss auch mitansehen, wie sich seine Frau immer mehr verändert und kann sich keinen reim darauf machen.

"65 Stirrup Iron Road" ist eine Gemeinschaftsarbeit der oben genannten Autoren, um ihren schwerkranken Kollegen Tom Piccirilli zu unterstützen, bei dem sich die Behanldungsrechnungen türmen. Das Buchwar nach kürzester Zeit ausverkauft - und zwar nur durch Vorbestellungen. Es bietet neben der Story noch ein Lesebändchen, rote Schrift und Autogramme aller Autoren sowie von Tom Piccirilli und Timo Würz, dem Cover-Illustrator. Auf einer Verkaufsplattform wird das Buch schon für günstige 199 Euro als Gebrauchtware und 249 Euro als Neuware angeboten. Dennoch würde ich mein Exemplar nicht verscherbeln. Nach einem Vorwort von Tom Piccirilli verfasst auch gleich Edward Lee einen Prolog der es in sich hat. Schon da packte mich ein Wechsel zwischen grinsen, schmunzeln und Kopfschütteln und das war erst der Anfang. So wie sich die - okay, recht dünne -  Geschichte langsam steigert, werden auch die von den Autoren draufgepackten Schmuddelanteile und Perversionen immer derber - ich sag nur Streifenhörnchen. Hin und wieder kommt einem das Ganze vor wie eine Clipsamnmlung an Ekelszenen, zusammengehalten durch eine Story, die nur Mittel zum Zweck scheint. Jeder der Burschen lässt es richtig krachen, hin und wieder gibt es auch eine blutigere Szenen, doch die "Würge"-Pornographie überwiegt. Zum Ende hin drehen sie den Spaßfaktor noch einmal so richtig auf, wenn sich die Verrückten selbst ins Buch hineinschreiben und sich gegenseitig über sich selbst lustig machen. Auch den Beruf und die Arbeit als Schriftsteller wird gekonnt auf die Schippe genommen und so manche unglaubwürdige oder auch irgendwie unfertige Szene erscheint mir genau so beabsichtigt wie sie ist. Ein Ende wie man es noch nicht gelesen hat, rundet die Sache ab. Flugs zu lesender Sammelband mit gut aufgelegten Autoren, die es feste krachen lassen. Wer aber einen schwachen Magen hat oder mit dem Genre allgemein nichts anfangen kann, sollte die Finger davon lassen und sich als "Flieger" doch lieber Büchern von Sofie Cramer widmen und die Sachen vom Festa-Verlag nicht so ernst zu nehmen. Für jeden Hardcore-Fan ist "65 Stirrup Iron Road" die volle Dröhnung. Ich würde das Buch den geneigten Lesern ja empfehlen, aber es ist schon ausverkauft und die Empfehlung wäre somit hinfällig. 255 Seiten.

Jerry Garcia



Shane Gregory. Im verschlafenen Städtchen Clayfield in Kentucky bricht die Hölle auf Erden los. Eine weltweite Epidemie verwandelt die Menschen innerhalb von Stunden in blutrünstige Zombies. Eine kleine Gruppe von Überlebenden findet sich im totalen Chaos wieder und streift ohne Strom und Nahrung durch die ausgestorbenen Straßen. Hinter jeder Hausecke lauern tödliche Gefahren, gefährliche Überraschungen und potenzielle Verräter. Allmählich machen sich Hoffnungslosigkeit und Resignation breit. Hat die Welt, wie wir sie kennen, für immer ausgedient?

Der Erzähler vernimmt via Internet, dass irgendwo im fernen Europa eine Seuche ausgebrochen sein soll, die das Gehirn schädigt (Amerikaner in der alten Welt?) und die Menschen aggressiv macht. Weit weg, uninteressant. Pech, denn es dauert nicht lange, dann ist sein Heimatkaff auch betroffen. Als Museumsdirektor einer einer kaum genutzten Bildungseinrichtung sitzt er einfach seine Zeit ab, bis er von der Hauptstraße vor der Tür einen Knall hört, der auf einen Unfall schließen lässt. Da er eh nix zu tun hat, tappt er neugierig nach draußen. Und muss sehen, dass es nicht nur mehrere Crahs gegeben hat, sondern dass auch die Menschen teilweise in wilder Flucht davonrennen während andere staksig die Straße entlangschlurfen und böse Verletzungen haben. Er kann Jen, eine eher eingebildete Vorstandstusse ins Museum retten und überlegt mit ihr, was da los sein könnte und wie man weiter vorgeht. Versuche, Freunde oder Verwandte zu kontaktieren, schlagen fehl. Also müssen die beiden ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Das heißt: Raus aus dem Museum und sich Waffen besorgen, Nahrungsmittel und alles, was für ein längeres Überleben in der Gegenwart der Katastrophe notwendig ist. Sie streifen durch die Stadt, finden hin und wieder andere Überlebende, müssen ständig auf der Hut sein vor den umherstreifenden Beißern und bald auch vor Plünderern. Je länger ihr Überlebenskampf andauert, umso mehr müssen sie feststellen, dass bei einigen Menschen nicht nur der Egoismus immer mehr ans Tageslicht rückt, sondern auch manche auch nicht mehr vor Gewalt gegenüber noch Lebenden zurückschrecken, um sich zu nehmen, was sie brauchen. Im Verlaufe ihrer Flucht vor den Infizierten begegnen sie den verschiedensten Einwohnern ihrer kleinen Stadt, die sich entweder um Angehörige sorgen, ihre Stadt zurückerobern oder einfach nur weiterleben wollen. Nicht allen gelingt ihr jeweiliges Vorhaben.

Der erzählende Protagonist bleibt den gesamten Roman über namenlos und wird als Museumsdirektor vorgestellt. Doch statt eines alternden Mannes (obwohl viele spätere Ereignisse und Umstände darauf hindeuten), findet man einen Menschen vor, der zwar in der Blüte seines Lebens steht, aber sich nach einer Scheidung in sein Schneckenhaus zurückgezogen hat und bis auf seine wenigen Museumsbesucher kaum soziale Bindungen hat. Insgesamt sind die Charaktere eher oberflächlich skizziert und auch die Story selbst hat wenige Besonderhetien zu bieten, die sie von der Masse der ähnlich gelagerten Werke abheben. Vielleicht, dass der eine oder andere Untote auch nach einem Kopfschuss wieder aufsteht. Ansonsten business as usual. Was kein Fehler sein muss. Ich habe mich mit dem (unsterblichen) Genre arrangiert und greife immer wieder zu derartiger Lektüre. "Die Zombies von Clayfield" bietet keine ausufernden Metzeleien, ist jetzt aber auch nicht von der zensurfreudigen Märchentante beeinflusst. Kopf ab, Arme oder Beine zerfleddert - all das findet schon seinen Weg in die Geschichte. Der Rest ist Überlebenskampf wie gewohnt. Suche nach einem ruhigen Plätzchen zum Aussitzen der Bedrohung, Kampf gegen Plünderer oder auch Unstimmigkeiten untereinander gehören zum Szenario. Die Idee mit dem Alkohol als Heilmittel (Nicht neu, da von Jon Land schon vor rund 25 Jahren in einem Thriller genutzt), war richtig nett und hätte mit zwei Stolpererarmeen möglichweise für stimmigen Humor gesorgt. Leider wurde das Thema irgendwann unter den Tisch fallen lassen, dabei hätten sie doch mal auf die Idee kommen können, einen Sprituosenladen zu plündern. andererseits wurde das Kaff ja als "trocken" beschrieben, was aber auch irgendwie nicht so realistisch und eher unglaubwürdig klang. Und auch wenn die Übersetzung nach einer Auseinandersetzung mit Gewehren von Geschützfeuer statt Gewehrfeuer spricht, die Protagonisten hin und wieder recht unverständliche bzw. dämliche Handlungen ihr Eigen nennen können, ist "Die Zombies von Clayfield" ein unterhaltsamer und flotter Roman, der sich vor anderen dieses Genres nicht zu verstecken braucht. Gut erzählt, überlässt manches der Phantasie des Lesers, hat zumeist ein genügendes Tempo und insgesamt überzeugen, wenn man nicht auf Dauergemetzel aus gewesen ist. Rund 400 Seiten.

Jerry Garcia



Edward Lee. Ann White steht eine abartige Woche bevor. Nur wenn sie die täglichen Bewährungsproben besteht, wird sie Mitglied der legendären Studentenverbindung Alpha-House. Aber dazu muss sie die bizarrsten Sexualpraktiken über sich ergehen lassen und die Späße des perversen Hausdieners überleben. Erst danach offenbart man ihr das okkulte Geheimnis, das sich ihinter der Fassade des Colleges verbirgt - und für Ann geht der Schrecken erst los.

Drei Kandidatinnen für die Studentenverbindung stehen ihrer neuen Betreuerin gegenüber. Alle drei wurden von ihren reichen Eltern mit enormen monetären Aufwand an diese Uni gebrcht und sie wollen Ergebnisse sehen, da das Trio nicht gerade durch bildungsorientierte Leistungen mit entsprechend guten Noten auffiel. Dass sie auch noch potthäßlich im Sinne von Gesichtsbaracke und entweder dürr wie ne Bohnenstange und dem "Kein Arsch, kein Tittchen, genau wie Schneewittchen"-Bild entsprechen (Mercy) oder fett und wabbelig sind wie ein weicher Pudding, passt ins Drama (Ann + Hannah). Ann, die kein Blatt vor den Mund nimmt, schon einiges ausprobiert hat und wenigstens über einige wenige schulische Grundkenntnisse verfügt, entpuppt sich bald als Sprecherin der drei Anwärterinnen. Die Betreuerin, Miss Kezzy, hat einige interessante Überraschungen in petto, die sie den Mädels als Prüfungen vor den Latz knallen will. Und die haben es in sich. Ob Hillbillie-Kneipe oder Obdachlosenheim, die eigenen Eltern oder ne Horde Biker - sie alle werden zu den Prüfungen der Mädels geladen. Und die müssen sich gewaltig abrackern, um hier zu bestehen und nicht in den Sack zu hauen und von den Eltern enterbt zu werden oder was ihnen sonst noch bei Versagen blühen würde. Und ja, sie müssen sich auch derberen Situationen stellen, wenn sie dann vielleicht die Höllenwoche überstanden haben. Schaffen sie es, gehören sie zur Elite.

"Monstersperma" ist ein reines Spaßbuch mit einer Protagonisten Ann, die ein Schlappmaul sondergleichen hat. Die Geschichte ist im wahrsten Sinne des Wortes spritzig - und das nicht nur auf den Humor bezogen. Um im Sprachgebrauch zu bleiben: Durch das Buch flutscht man wie geschmiert nur so durch. Also wie von Edward Lee in seinen "Extrem"-Schweinigeleien gewohnt locker leicht zu lesen und nicht durch irgendwelche lästigen Inhalte wie eine verworrene Story in ihrer Leichtigkeit gehemmt, literarische Ansprüche wurden von vornherein aus dem Buch verbannt und der Pornoanteil dafür etwas angehoben. Sinn und Zweck der knappen Erzählung ist es, den Leser mit möglichst vielen ekligen Details über die verschiedensten Sexualpraktiken mit "ungewöhnlichen" Partnern zu überschütten und nebenbei Ann für einige sehr humorvolle Momente sorgen zu lassen. Hier sei mal Clinton erwähnt, die Sache mit den Eltern oder auch nur Omaha Beach. Wenn man das Buch entsprechend angeht -  sollte man ja, denn Edward Lee und seine Art zu erzählen, dürften sich mittlerweile erhöhtem Bekanntheitsgrad erfreuen -, wird man die gesamte Zeit über "dufte" unterhalten und bekommt den reinen politisch ausserordentlich unkorrekten Unterhaltungswert. Ehrlich gesagt, ist das der bisher amüsanteste Roman von Edward Lee - jedenfalls nach meinem Empfinden. Gewalt oder Splatter ist hier fast völlig außen vor, Sex und Körperflüssigkeiten haben Hochkonjunktur und debile Grinserei beim Leser steht schon nach wenigen Seiten fest. Wie gewohnt, konstatiere ich, dass dieses Buch aus der Extrem-Reihe vom Festa-Verlag nix für empfindlische Seelchen ist und wer sich leicht ekelt, sollte auch die Griffel davon lassen, denn sie könnten schmierig werden. Eine Buchbesprechung in der Vorschule würde ich auch nicht direkt empfehlen. "Monstersperma" ist das erwartet versaute Stück Humorliteratur geworden, an das man bei einem solchen Titel und der Reihe, in der es erscheint, ohnehin sofort denkt. Kann ich an die derartigem zugeneigte Leserschaft nur als Tipp weiterreichen. rund 200 Seiten.

Jerry Garcia



Patrick Robinson, Marcus Luttrell. SEAL Team 10: eine Elitetruppe. Die Mission: einen al-Qaida-Führer zur Strecke bringen. Der Feind: Dutzende zu allem entschlossene Taliban-Kämpfer. Vier SEALs gegen eine ganze Armee. Und dann bricht die Hölle los. Die Army schickt Helikopter zur Verstärkung. Neunzehn Männer kommen um, ein einziger kommt zurück. Dies ist sein Bericht.

Marcus Luttrell ist auf einer Ranch in Texas aufgewachsen. Schon früh wird er zusammen mit seinem Zwillingsbruder vom Vater zur Selbstständigkeit erzogen. Ausserdem trainiert er mit dem Familienoberhaupt das Schießen, Jagen, Fischen, Schwimmen und Tauchen. Als er älter wird, beschließt er, später zu den SEALS zu gehen. Um fit dort anzukommen, lässt er sich von einem ehemaligen SEAL in der Nähe der Heimatstadt ausbilden. Deshalb kommt er auch einigermaßen leicht durchs Boot Camp, auch wenn er die Kälte im Norden der USA nicht gewöhnt war. Von dort aus geht es zur richtigen Ausbildung für die SEALs, die in mehreren Phasen inklusive Höllenwoche stattfindet. Es ist ein mörderisches Auswahlverfahren, das am Ende von rund 180 Leuten nur 30 bestehen. Nach dem Drill geht es für Luttrell Richtung Irak, ein bisschen Sadam ärgern. So wird er dann von Einsatz zu Einsatz verlegt, bis er dann mit seinen Kameraden Mikey, Axe und Danny nach Afghanistan geschickt wird, um einen Taliban-Führer auszuschalten, der sich etliche Morde an Amerikanern und Soldaten schuldig gemacht hat. Sie werden abgesetzt und müssen sich zu Fuß durch das karge Land schlagen. Immer auf der Hut vor dem Feind, der sich in dieser Gegend bestens auskennt und sich ihr über Generationen hinweg angepasst hat. Trotz aller Vorsicht stoßen sie auf Ziegenhirten, die ihre Herde bewachen. Nach einer ausführlichen Beratuung beschließen sie, die Leute laufen zu lassen. Möglichweise ein Fehler, denn bald werden sie von einer riesigen Übermacht Taliban umzingelt. Sobald die das Feuer eröffnen, bricht die Hölle los. Sie veschanzen sich und versuchen, den ständigen Attacken ihrer Feinde standzuhalten, die dabei sind, sie zu umzingeln. Das geht nicht ohne Verletzungen ab und als Danny, mittlerweile mehrfach schwer getroffen, kaum noch weiter kann, bleibt er zurück, um die anderen bei ihrem Rückzug zu decken. Immer mehr geraten die verbleibenen drei in die Bredouille und bald sind alle mehr oder minder schwer verwundet. Mikey begibt sich schwer verwundet aus der Deckung mitten ins Feindfeuer, um per Handy Hilfe anzufordern. Er kommt zu den Kameraden durch, überlebt diese Tat aber nicht. Auch Axe und Luttrell werden verwundet und stürzen in eine Schlucht. Die Taliban suchen nach ihnen, finden sie aber nicht. Doch sie wurden getrennt. Auch der verletzte Luttrell kann Axe nicht finden. Dafür aber wird er gefunden. Von eingen Paschtunen, deren Dorf in der Nähe ist. Bei denen ist es ehernes Gesetz, dass sie einen Mann, dem sie Zuflucht gewährt haben, bis auf den eigenen Tod verteidigen und nicht ausliefern werden. Nur dadurch kann Luttrell überleben und von einem Rettungshubschrauber abgeholt werden. Zu Hause angekommen, nachdem er zuvor einige Wochen im Hospital in Deutschland auskuriert wurde, empfangen ihn dort erst seine Familie, Freunde und SEAL-Kameraden, bevor er zur Ordensverleihung zum Präsidenten gerufen wird.

Da dieses Buch in vielen Rezensionen einige Kontroversen verursacht hat - ebenso wie bei manchen Büchern aus dem Festa-Verlag - und hier ordentlich gegenseitig Feuer gegeben wurde, ob der politischen Gesinnung, zitiere ich hier einmal Dale Brown aus einem seiner McLanahan-Bücher:"Flier under fire". Wer sich in seinen Rezensionen mit neutralen Zweizeilern, die nichts aus dem Inhalt des Buches aufzeigen, erlaubt, etwas stark zu kritisieren, muss sich nicht wundern, wenn er Gegenfeuer bekommt. Gleiches gilt für plakative Meinungsäußerungen, die verunglimpfend daherkommen wie es hier stellenweise der Fall war. Vor allen Dingen sollte man sich aber nicht mit einer Reaktion darauf zurückhalten, bloß weil es gerade nicht in die politisch korrekte Landschaft passt oder man glaubt, der Hetze beschuldigt zu werden. Noch herrscht Meinungsfreiheit und daher äußere ich die auch in solchen Fällen.
Luttrell/Robinson sprechen oft die Rules of Engagement, die Politiker und die Presse an. Ein zweischneidiges Schwert. Presseleute, die sich um ihres Jobs willen in Gefahr begeben, müssen auch damit rechnen, in der Gefahr umzukommen. Das spätere allgemeine Gewinsel um deren Schicksal ist überzogen. Aber diese Menschen machen wenigstens ihren Job so, dass sie wissen, worüber sie schreiben. Irgendwo weitab von der Front oder jeglichem Geschehen sitzen Politiker, Fernsehfritzen und Schreiberlinge oder "Pazigesinnte", die keine Ahnung von der ganzen Sache und einem Kampfeinsatz haben und spekulieren, schreiben oder behaupten Unwahrheiten um der Quoten willen oder stellen Regularien auf, deren Realitätsnähe sie nicht kennen. Andererseits sollte auch gewährleistet sein, dass sich die kämpfenden Truppen nicht auf das Niveau des Gegeners herablassen oder gar noch schlimmer agieren. Schwierig zu entscheiden, wenn man nicht vor Ort ist. Ach ja, im allgemeinen sollte man der sogenannten Pressefreiheit gewisse Riegel vorscvhieben, weil die vielen schwarzen Schafe der Zunft sie dazu nutzen, Lügen zu verbreiten, Personen zu bedrängen und auch vor dem einen oder anderen Rechtsbruch nicht zurückschrecken. Wehrt sich ein Betroffener, wird wieder nach der Pressefreiheit geplärrt. Hier gehören Beschränkungen für diesen "Berufs"-stand her.
Patrick Robinson war ein Grund, warum ich dieses Buch längere Zeit gemieden hatte. In den letzten Jahren hat er nicht mehr nur patriotisch überzogen geschrieben, er hat in gewisser Weise Mord als legitimes Mittel zum Schutz der Wirtschaft beschrieben, Gegner verunglimpft, herabgewürdigt und beschimpft. So krass, wie ich es bisher noch nicht gelesen habe. Also alles nur in seinen Romanen, seine persönliche Einstellung kenne ich natürlich nicht. Hier hat er sich dann doch zurückgenommen, obwohl er hier die Story eines Helden erzählen durfte.
Marcus Luttrell diktiert seinem Co-Autor seine Geschichte sehr subjektiv. Der Lone-Star-State Texas ist natürlich das einzig wahre Land der USA, die dortigen Männer sind echte Kerle, die Präsidenten, die von dort kamen sowieso. Kritische Untertöne hört man nur in Richtung Presse oder Politik (nicht gänzlich unberechtigt, aber doch sehr einseitig) und die Rules of Engagement werden in der Form als obsolet hingestellt, als dass die Truppe wohl nie in Gefahr geraten wäre, hätte man die Ziegenhirten einfach umgelegt. Die kämpfenden Parteien sind sauber getrennt, die Beschreibungen der Taliban mit ihren glaubensbegründeten Bärten und ihrem Hass auf die USA ebenso wie die heldenhaften, gut ausgebildeten Patrioten, die die westliche Welt verteidigen. "Lone survivor" hat  meines Erachtens aber auch einige Züge eines simplen Romans, da hier wirklich mit jeder Emotion hausieren gegangen wird, diverse Klischees eingearbeitet sind und besonders die Geschenisse in der Heimat unrealistisch strahlend geschildert werden, dass es sich doch sehr übertrieben anfühlt. Glorifizierend, mit ner Menge Pathos und in einer oft gesehenen oder gelesenen Erzählkurve (Ausbildung, Einsatz, Heimkehr) wird die Geschichte des Marcus Luttrell zum Besten gegeben. Ein Buch, das amerikaner sicher besser einordnen oder verstehen können als Europäer. Hat sich wie ein brauchbarer Roman gelesen, nicht mehr, nicht weniger. Den Film muss ich mir demnächst noch ansehen.450 Seiten

Jerry Garcia



Olen Steinhauer. Alles beginnt mit dem Wort Scrumbler: Ein längst verworfener Plan der CIA, der vorsah, mithilfe libyscher Exilanten das Gaddafi-Regime zu stürzen. Jetzt verschwinden diese Männer einer nach dem anderen, ein Analyst aus dem CIA-Hauptquartier in Langley ist wie vom Erdboden verschluckt, und ein amerikanischer Diplomat, Emmet Kohl, wird wie aus dem Nichts erschossen. Die Fäden dieses verworrenen Netztes von Ereignissen laufen in Kairo zusammen. Hier ringen, am Vorabend des Arabischen Frühlings, die Geheimdienste aus aller Herren Länder um Kontrolle. Und Sophie Kohl versucht hier, den Mord an ihrem Mann aufzuklären.Doch Information ist in dieser paranoiden Welt der Täuschungen und Tarnungen das teuerste Gut, das es gibt.

In einem französischen Restaurant in Budapest sitzt Sophie Kohl ihrem Mann Emmet gegenüber und beichtet ihm eine Affäre, die sie während deren Zeit an der Botschaft in Kairo gehabt hatte. Sonderlich überrascht scheint ihr Gatte nicht. Doch bevor sie sich weiter über das unangenehme Thema auslassen können, steht plötzlich ein grobschlächtiger Mann am Tisch und direkt vor Emmet. Er zückt eine Pistole, erschießt Emmet und geht einfach. Obwohl die Polizei ein Bild von ihm hat und ihn als albanischen Killer identifizieren kann, schafft es der Mörder auf dem Weg nach München, sein vermeintliches Ziel anhand der ermittelten Reisedaten, spurlos zu entwischen. In Amerika, im CIA-Hauptquartier, merkt Jibril Aziz auf, als er über Wochen verteilt in Nachrichten liest, dass einige Männer, die er kannte und die an einem Projekt namens Scrumbler mitgearbeitet hatten, in Europa entführt wurden und vermutlich tot sind. Das Projekt hatte mit Libyen zu tun und Aziz kann seinen Chef überreden, ihn nach Ägypten und von dort aus unter Geleitschutz des Kontraktors John nach Libyen reisen zu lassen. Sie kommen auch gut voran und nach und nach erzählt Aziz John seine Geschichte, bittet ihn außerdem, ein Buch mit Namen im Falle einer Gefangennahme von Aziz oder dessen Tod zu vernichten. Als hätte er etwas geahnt, werden sie später von fünf Männern überfallen, denen sich zwar John erwehren kann, aber Aziz kommt ums Leben. John fährt zurück nach Kairo, vernichtet aber das Buch nicht. Und dann kommt auch Sophie nach Kairo. Sie will den Mord an ihrem Mann aufklären. Und in der dortigen Botschaft trifft sie wieder auf Stan, mit dem sie damals dieses Verhältnis hatte.

"Die Kairo-Affäre" wartet nicht mit überbordender Action auf, sondern bietet einen dieser clever und gut konstruierten Spionagethriller, in denen man nie weiß, woran man ist. Die Story ist sorgfältig aufgebaut und derart komplex, dass man sich schon auf die Lektüre konzentrieren sollte und Ablenkungen möglichst vermeidet. Viele Personen, deren Geschichte in Zeitsprüngen und wechselnden Perspektiven skizziert wird, gut ausgearbeitete Charaktere, die nicht zu durchschauen sind wie z. B. Stan von der Botschaft, der ich immer noch unter dem großen Namen seines Vaters als Agent duckt, immer glaubt, er wäre nicht gleichwertig oder John, der kontraktor, den man anfangs für einen knallharten Burschen hält, der dann aber ebenfalls Gefühle und Selbstzweifel erkennen lässt, der Stationsleiter, der alle verdächtigt, aber auch selbst ins Fadenkreuz gerät. Es ist schwierig den kompletten Überblick zu behalten, wenn in Kairo noch Agenten aus dem ehemaligen Jugoslawien auftauchen, die eine Verbindung zu Sophie und Emmet hatten, die bis Anfang der 90-er noch vor dem Ausbruch des dortigen Krieges zurückreicht, wie durch Rückblenden erläutert wird, und die jetzt in Kairo vor Mord und Erpressung nicht zurückschrecken. Auch die Rolle der CIA ist mehr als nur undurchsichtig und Olen Steinhauer bringt nicht nur Whistleblowing ins Spiel, er lässt auch einen Blick auf das amerikanische Wunschdenken zu, dass sie dort glauben, jede Nation und jeder Mensch würde gern dem eigenen, kleinen Amerika streben und Amerika würde liebend gerne jedes Land der Welt in eine US-business-kompatible Drohne verwandeln, um weitere Gewinne zu generieren. Nichts was die USA tut, macht sie aus reiner Freundlichkeit. Ob sie nun die Europäer in einen Krieg gegen Putin drängen wollen, weil sie selbst nicht nur kriegsmüde sondern auch pleite sind und es sie nicht stört, wenn Europa zum Kampfgebiet wird oder ob sie es als Koalition verkaufen, dass sich möglichst viele am Kampf gegen die plötzlich von massenhaft amerikanischen Experten als so stark gepriesene IS beteiligen. Wo waren die Experten denn, bevor die IS so mächtig wurde? Hat die keiner bemerkt? Wie damals im September unterschätzt, ignoriert? All dies eingebunden in die Vorfälle, die aus unterschiedlichen Perspektiven vieler Beteiligter geschildert werden, sodass man in der Handlung hin und her springt, mehrmals an einen bestimmten Punkt aus der jeweiligen Sicht des gewählten Protagonisten gelangt. Lügen und Täuschen, Verrat und verlogene Freundschaften bilden das Gerüst um "Die Kairo-Affäre", einem Spionageroman allererster Güte, der aber auch höchste Konzentration abverlangt und nicht einfach zu lesen ist. Höchst willkommene Abwechslung im Thrillerbereich, die sich wohltuend von der Masse abhebt und spannend mit einigen nicht erwarteten Kniffs gewürzt ist und in dem jeder nur nach kaltem Kalkül handelt. Wirklich jeder. Wer also einen komplexen Thriller mit Hauptaugenmerk auf den Charakteren sowie einer unberechenbaren Welt der Geheimdienste lesen möchte, der ist hier richtig. Sehr guter Roman von Olen Steinhauer, der schon mit John Le Carre verglichen wird. 495 Seiten.

Jerry Garcia



John Aysa. Als der Komet, genannt Fratze, im Ozean einschlägt, verwüstet er die Welt. Eine Expedition in das hinter Stürmen verborgene Zentrum des Einschlagsgebietes gerät für die Teilnehmer zum Desaster. Sie erleiden Schiffbruch und stranden auf einer Insel, die es hier nicht geben dürfte. Was sie dort vorfinden, birgt Lust und Grauen in ungekannten Dimensionen und hat das Potential, die schwer angeschlagene Menschheit in eine Hölle auf Erden zu verbannen.

Charles und Alexandra sind Kontraktleute, die für Geld alles tun - auch töten. Sie begegnen sich bei einem Job, auf den beide von ihren jeweiligen Arbeitgebern angesetzt waren. Der Gejagte stirbt bei der Gelegenheit und sie beschließen, dass ihre Auftraggeber durchaus jeder sein Schärflein abdrücken könne. Erledigt wurde der Job ja und das Wie sollte eh keinen interessieren. Beide finden sich bald auf einer Multimillionen-Dollar-Jacht wieder, die von den DDD - Das Dreckige Dutzend -geführt wird und die jene nach Vorgaben von Sicherheit in extremsten Fällen sowie höchste Reisegeschwindigkeit und Reichweite bauen ließen. DDD steht für zwölf Personen, die sich die Macht in Wirtschaft und Politik hinter den Kulissen teilen und für die sämtliche Menschen und Nationen nur Marionetten sind, die nach ihren Vorgaben springen, um die zwölf Puppenspieler nur noch reicher zu machen und sie weiter über dem Gesetz stehen zu lassen. Sie befinden sich auf einer Reise zu der Stelle, an der ein Komet eingeschlagen ist, der das Leben auf Erden verändert hat. Lange wurde die Menschheit über dne Ursprung des Killers aus dem All belogen, die Spekulationen schossen ins Kraut, Sektenbildung und Anarchie beherrschten das Dasein. Was DDD natürlich nicht im geringsten gekratzt hat, waren sie doch nur darauf aus, aus dem Kometen ihren Profit zu ziehen, denn wie man feststellen musste, war der Komet gesteuert. Man hat Besuch aus dem All bekommen. Äußerst unliebsamen, wie man bald zu spüren bekam. Nicht nur, dass ihr ach so sicheres Schiffchen in einem Sturm vor der unbekannten Insel schwerstens gebeutelt wird und sie zusammen mit etlichen Besatzungsmitgliedern sowie Charles und Alexandra zu Schiffbrüchigen werden, nein, sie müssen sich auch noch gegen Oktopoden erwehren und haben die wildesten Träume, die die Pornoindustrie wohl liebend gerne filmisch auswerten würde. Und damit nicht genug. Bald begegnen sie dem Gott der Tentakel und der offenbart ihnen seine Pläne.

"Gott der Tentakel" ist ein Spektakel. Platt und plakativ, aber besonders in der zweiten Hälfte des Buches zutreffend. Das Werk ist schließlich aus der Tastatur von John Aysa und wer von ihm "Prinzessin" gelesen hat (Hab ich und das zweite Buch über SHE liegt auch vor), sollte wissen, was ihn hier zwischen den beiden Buchdeckeln erwartet. Es trieft hier nur so von Körperflüssigkeiten jeglicher Art, Standhaftigkeit und Ausdauer sind zwingend erforderlich - auch für den Leser. Falls jemand das Buch - oder die Bücher - von John Aysa als "Grauenhaft" oder "Ekelerregend" titulieren sollte, wird der Autor das vermutlich nicht als negative Kritik auffassen, sondern eher als Bestätigung seiner Absicht, eine brutale Geschichte, die in den heftigsten Sex-Szenen seit Edward Lee eingebettet ist zu erzählen, die den Leser bis ins Mark erschüttert. Und hin und wieder lässt er sogar etwas Humor aufblitzen, wenn man an Formulierungen wie "Debakeltag" denkt. Realismus sollte sich also niemand auf die Fahne schreiben, wenn er das Buch aus dem Regal des Händlers seines Vertrauens nimmt und erwirbt. Richtig gut war übrigens Part 2. Da wird so richtig schöner Inselhorror mit blutrünstigen Viechern und Monstern geboten, durch Berge von Eingeweiden und Körperteilen gewatet und in den Innereien der armen Opfer (Wirkliche Sympathieträger suchte ich hier übrigens vergebens) gematscht, was das Zeug hält, nur unterbrochen durch die eine oder andere Tentakelvergewaltigung der heftigsten Art. Dargeboten wird das Ganze in unterschiedlichen Abschnitten, die auch einige Zeitsprünge und Zukunftsaussichten sowie genitalverhärtende Visionen enthalten. Man bekommt aber im Großen und Ganzen schon nach gewisser Eingewöhnungsphase mit, wie der Hase bzw. das Sperma hier läuft. Von den Charakteren sollte man jetzt nicht zuviel erwarten, die sind eigentlich nur dauergeil und lassen sich nur ungern von einer Story ablenken. Nicht ganz so derbe Kost wie "Prinzessin", aber immer noch mit einem hohen Schweinkram-Level auf dem Schmuddel-Thron vor Edward Lee. Verwutzte Schweinigeleien mit einer gelungenen Horrorstory auf der Insel. Wer Edward Lee mag und anderen Lesestoff von John Aysa schon zu schätzen weiß, auch wenn der weniger Spaß und Humor zu bieten hat als Lee, darf hier gerne zugreifen. Für Leute, die sich schon über Richard Laymon mokieren ein Tipp: Lasst es bleiben, ist nichts für euch. Rund 180 Seiten.

Mr. Blonde

Zitat von: Jerry Garcia am  6 August 2014, 12:38:08




Ich verstehe nicht, wie man mit sowas durchkommen kann...


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Jerry Garcia

15 September 2014, 18:56:02 #555 Letzte Bearbeitung: 16 September 2014, 22:21:45 von Jerry Garcia
Genau so, wie Asylum mit seinen Rips durchkommt. Vermute ich mal. Und denk mal an die ganzen Poster von Horrorfilmen, für die jeweils eine Rückansicht einer Tusse genutzt wird.

Dass aber bei der Basteiausgabe der Hinweis auf Urheberrechtlich geschütztes Material draufsteht, ist schon frech.



Sehr viel einfallsreicher ist das aber auch nicht, oder?

Jerry Garcia

15 September 2014, 18:57:06 #556 Letzte Bearbeitung: 15 September 2014, 18:58:57 von Jerry Garcia


Ryan C. Thomas. Als Roger Huntington für den Sommer vom College nach Hause kommt und seinen besten Freund Tooth trifft, weiß er, dass sie jede Menge Spaß haben werden. Bier, Comics, Filme, vielleicht sogar Mädchen. An einem prächtigen Sommermmorgen brechen sie zum Bobcan Mountain auf, um auf Bierdosen zu schießen. Nur zwei Freunde, die zusammen Zeit verbringen und übeer ihre Zukunft reden. Zwei Freunde, die urplötzlich in einen Albtraum gestürzt werden. In den Klauen eines sadistischen Killers und seines hungrigen Hundes müssen sie die Frage beantworten: Werden Helden geboren oder erschaffen? Und wichtiger noch: Wie überlebt man, wenn alle Wege in den Tod führen?

Roger kommt vom College nach Hause, um den Sommer bei seiner Familie zu verbringen. Und mit seinem Kumpel Tooth, der die Highschool nur mit Mühe geschafft hat und nun in seinem Geburtsort einer niederen Arbeit nachgeht. Er schüttet Bier in Mengen ab, kifft und lässt Gott einen guten Mann sein. Seine Tage sind öde und er freut sich auf die Zeit mit seinem besten Freund Roger. Sie hängen zusammen ab, ziehen sich John Carpenter-Filme rein, ärgern Rogers ein wenig jüngere Schwester futtern Popcorn, schwelgen in Erinnerungen und ziehen eines Tages zu einem bekannten Platz, der früher ein Jugendtreff war, jetzt aber eher verlassen ist, da man dort die Leiche eines Jungen fand. Der Ort ist von der Straße aus schwer einzusehen und so machen sie sich daran, Schießübungen mit der 44er Magnum zu veranstalten. Leise ist die nicht und so ziehen sie  nach einigen Schüssen und Frotzeleien wieder von dannen, bevor sie noch erwischt werden. Während sie so über ihre Zukunft parlieren, die Tooth unbedingt in Kalifornien verbringen will und darauf hin spart, zieht Tooth plötzlich eine andere Waffe aus einem Versteck. Eine 9 mm, die erheblich leichter ist als die Magnum. Und sie machen sich auf den Weg zum Bobcat Mountain, um dort in den Wäldern in Ruhe weitere Schießübungen zu veranstalten. Zuerst aber müssen sie die "Zeilscheiben" präparieren. Heißt, die Bierdosen leeren. Dann geht es auch schon los. Und wird nur unterbrochen, weil sie Schreie hören. Tooth will das auf sich beruhen lassen, doch Roger muss nachsehen, ob da wirklich jemand in Gefahr ist. Also folgen sie den Geräuschen und kommen zu einer alten Hütte. Ihnen entgegen rennt eine Frau, die an den Armen gefesselt ist und schreit um Hilfe. Hinter ihr her ist ein dürrer Typ mit Beil und zwei Hunden. Ein Schuss fällt und einer der Köter ist Krähenfutter. Doch der Kerl haut der Frau das Beil in den Kopf und überwältigt dann Tooth trotz dessen Waffe. Roger wird von dem zweiten Hund gestellt und ebenfalls niedergeschlagen. Als die beiden Freunde erwachen, finden sie sich in einem Keller vor, mit Ketten gefesselt. Auch die Frau ist hier unten und sie lebt noch, obwohl das Beil noch in ihrem Kopf steckt. Später erscheint auch der Typ mit seinem verbliebenen Hund und jetzt lernen die Jungs, was sie hier erwartet. Der Typ ist ein durchgeknallter Sadist, der es liebt, Menschen zu foltern - und nicht nur das.

Ryan C. Thomas ist eine Erstbegegnung für mich. Ich hatte weder von ihm gehört und demzufolge auch nichts von ihm gelesen. Es scheint aber, dass er wieder so eine Entdeckung wird, wie sie vom Vorgängerverlag von mkrug schon mehrfach den Weg zu uns gefunden haben und hier groß rauskamen. Man erinnere sich an Brian Keene, Jeff Strand, Scott Sigler oder Gord Rollo. Die beiden Charaktere Roger und Tooth werden lebendig und fröhlich geschildert. Gerade der Anfang des Buches, mit ihren Geschichten, ihren Plänen und ihren Streichen zog mich schon in seinen Bann. Trotz aller Unterschiede im bisherigen Lebensweg, bleiben sie Freunde und teilen weiterhin ihre Interessen, die auch aus Filmsichtungen bestehen. R. C. Thomas erwähnt denn auch viele bekannte Werke und lässt Roger anmerken, dass er in Sachen Film "elitär" sei - so etwas gibt es in Blogs oder Foren hierzulande natürlich nicht und daher erwähne ich auch keine Namen, Foren oder Blogs, gelle Shane. Und im Anschluss kann man den Gefühlen und den Wünschen der Burschen folgen, kann lesen, was hier stimmt, wer sich wie verhält und wo einzustufen ist, wer hier angibt, wer wirklich clever ist und seinen Weg in der Gesellschaft machen wird. All das wird vom Autor in einer lockeren Sprache verpackt, die es zudem erleichtert, das Teil in einem Stück zu lesen. Nach rund einem Drittel kippt das Werk in einen Torture-Porn, der die "Saw"-Reihe und ihre Nachfolger wie Kindergeschichten aussehen lässt. Im Härtegrad lässt er die Kollegen White, Lee und Konsorten hinter sich, spart aber den Sex aus, was aber kein Manko ist. Ryan C. Thomas lässt seine Charaktere in diesem Szenario verzweifeln, ihren Verstand schier wegkippen, sich einen schnellen Tod wünschen und er zeigt, was echter Mut und Durchhaltevermögen in einer ausweglosen Situation ist - und was echte Freundschaft bedeutet. Die beiden abschließenden Drittel des Buches sind abartig, blutig, höllisch krank und derart unmenschlich, dass es einen graust. Völlig kompromisslos lässt er den hinterwäldlerischen Folterknecht und seinen Köter auf die Jungen los. Grauenhafte Story, perfekt niedergeschrieben und in der Hinsicht eine der Entdeckungen des Jahres. An den Verlag: bitte mehr von Ryan C. Thomas. Auch den zweiten Roman um Roger. Und wer eine andere - äußerst zufriedene - Rezi hierzu lesen will, schaue bitte mal bei Horror and more nach. Rund 190 Seiten.

Jerry Garcia

16 September 2014, 22:20:15 #557 Letzte Bearbeitung: 17 September 2014, 11:25:21 von Jerry Garcia


Matt Dinniman. Grinder. So nannte die Bevölkerung von Arizona das Monster. Aus dem Nichts tauchte es vor sechs Monaten auf und überrollt seither alles, was sich ihm in den Weg stellt: Menschen, Tiere, Autos, Gebäude. Es wächst und wächst, zerfleischt alles wie ein lebenidger Fleischwolf. Das Militär ist ratlos und plant die totale Vernichtung durch eine Atombombe. Adam gehört zu den wenigen Augenzeugen der Katastrophe. Er weiß, was die Regierung der Öffentlichkeit verschweigt. Damit du dich vor dem Grinder schützen kannst, erzählt er dir die wahre Geschichte. Also bring dich in Sicherheit - falls es dafür nicht längst zu spät ist.

Adam ist ein ruhiger Zeitgenosse, leitet eine Hähnchenbraterei in der Stadt und hat eine Freundin namens Nif, die ihren eigentlichen Geburtsnamen Jennifer hasst wie die Pest. Nif ist eine in der Wolle gefärbte Punkerin und damit wohl auch gleichzeitig zur Außenseiterin gestempelt. Doch das rührt weder sie noch Adam. Als sie zu einem Roller-Derby gehen, geschieht das Unmögliche. Cece, eine Freundin der beiden, wird im Stadion von einem unbestimmbaren Etwas oder einer fremden Substanz angesprungen und bald völlig bedeckt. Jeder der mit ihr in Berührung kommt, erstarrt sofort. So bildet sich eine Schlange an Menschen, die an Cece hängen und auch die am äußersten Rand entwickeln nun diese Auswirkung, sodass der Menschenhaufen immer größer wird. Viele, auch Nif, stürzen herbei, um zu helfen, doch alle die dem Gebilde aus Körpern, die zusammenhängen, zu nahe kommt - und es reicht schon ein ganz leichter Touch, wird sofort ein Teil davon. Adam sieht, wie es auch Nif trifft. Durch die Menschenmasse kann er nicht zu ihr vordringen. Und plötzlich bewegt sich das Ding. Es hangelt sich aus dem Stadion, bildet Tentakel um sich fortzubewgen und auch um weitere Unglückliche einzufangen. Mit jedem Meter auf der belebten Straße werden mehr Leute integriert und die Masse immer größer. Jegliche Versuche es zu stoppen, scheitern kläglich. Die Abwehrmaßnahmen des Dings sind vielfältig. Schießt man darauf, bildet es einfach eine Lücke, durch die das Geschoss fliegt, ohne etwas zu berühren, selbst einem Bulldozer kann es ausweichen und sich dabei noch den armen Fahrer krallen. Mittlerweile sind auch die Behörden auf die Vorfälle aufmerksam geworden, wissen aber nicht, wie sie reagieren sollen. Attacken mit Schusswaffen oder gar aus Flugzeugen abgeworfenen Bomben ignoriert das Etwas einfach und lässt diese schlicht von der Menschentraube um sich herum abfangen, sodass es bald mit einer Menge verstümmelter oder angekokelter Personen umgeben ist. Noch dazu bildet es Abkömmlinge, die sich von dem etwas wegbewegen und unter den Überlebenden nach weiteren absorbierbarem Blut suchen. Und mittendrin ist Adam auf der Suche nach Nif. Er weiß, dass sie da drin ist und will sie retten.

Über den FESTA-Verlag mit seinem außerordentlich guten Programm, das extremsten Horror, nicht ganz so extreme Geschichten und Crime und Thriller zu bieten hat, habe ich ja schon mehrfach lobend gechrieben. Daran hat sich auch bis jetzt nichts geändert. Was mir aber neu war, ist, dass die großen Publikums- und Massenwarenverlage, die kleinere Mitbewerber zumeist als ungefährlich für ihre Pfründe ignorieren, scheinbar - wie ich aufgrund der positiven Reaktionen auf die Veröffentlichungen des kleineren Verlages und der stetgi wachsenden Fangemeinde jetzt mutmaße - mitbekommen haben, dass hier ein ernst zu nehmender herangewachsen ist. Treue Kundenbasis, Fans und ein Programm, das Lücken schließt, die man im üblichen Einheitsbrei der Großverlage absichtlich hat aufkommen lassen. Wer Bücher kürzt, umfangreiche Bücher einfach nicht verlegen will, weil zu teuer, Genres vernachlässigt oder gewisse Autoren gar nicht erst verlegt, weil zu hart für die Leser (Seit wann entscheiden Verlage, was man erwachsenen Lesern zumuten kann? Riecht stark nach Verlagszensur), braucht sich nicht wundern, wenn dann ein Verlag wie Festa kommt und sich einen festen Kundenstamm aufbaut, der sich lieber an Festa-Büchern gütlich tut, statt sein Geld in Massenware zu investieren. Das gefällt der Vorstandsetagen der kundenfernen und servicearmen (Nachfragen nach Büchern über die Kontaktformulare auf deren Homepages werden von einigen gar nicht erst beantwortet. Ich als Kunde empfinde das als mangelnde Wertschätzung.) Firmen branchenüblich dann wohl gar nicht. Was werden sie dan dazu sagen, dass Festa nun auch noch den "Ableger" DELTUS.DE ins Leben gerufen hat, wo sich der geneigte Leser mit SciFi/Fantasy (William Forstchen zum Beispiel) oder Endzeit wie Matt Dinniman eindecken kann. Damit wurde die Produktpalette von Festa nur erweitert und ich hab mich schon dabei ertappt, dass ich einige (nicht alle) geplante Käufe bei den Großen zugunsten von Festa oder DELTUS.DE wieder gekippt habe. (Keine Angst, ihr Marktbeherrscher, bei euch kauf ich auch noch ab und zu.)
Zum Buch: Kein langes Palaver, die Story steigt sofort ein und hat ein durchaus hohes Tempo aufzubieten. Nicht übermäßig brutal, aber ideenreich und hin und wieder auch emotional. Über Rückblenden erfährt man einiges über den Protagonisten, der eher ein Zeitgenosse scheint, der es allen recht machen will, der im Gegensatz zu vielen seiner Klassenkameraden im Heimatort hängengeblieben ist und keine große Karriere hinbekommen hat und der von sich aus recht subjektiv berichtet. Mir schien es, als würde der Erzähler Adam sich da so manche Pleite schön reden. Matt Dinniman hat auch einige kleinere Endzeitszenarien wie Plünderungen und Racheübergriffe eingebaut, setzt aber sein Hauptaugenmerk auf Adam und den Grinder. Regierung (Die wie gewohnt die Bevölkerung belügt), Militär (Das versagt) und andere Personen spielen nur Nebenrollen in einem sehr flotten Roman. Ich bin das Buch "Der gefäßige Grinder" ohne Erwartungen angegangen - nicht schlecht, nicht gut. Dafür hat es mich dann positiv überrascht. Man kann es in einem Rutsch "fressen" (Danke Carmen Weinand von Horror and more) und wird nicht ausgebremst, da die kurzen Charakterisierungen, über Adams Gedanken und Schilderungen an den Leser gebracht, nicht so umfangreich sind, um hemmend zu wirken. Es ist also viel los im Grinder-Land. Ein Buch, das sich durch den flotten Stil des Autors leicht und zügig lesen lässt, genug Rasanz aufweist, um ständig an der Story dranzubleiben und den Spannungsfaktor nicht aus den Augen verliert. Verloren hat bei mir nur das bzw., die Auflösung etwas, aber das ist jetzt ausschließlich meiner Abneigung gegen das mittlerweile schon fast inflationär durch alle Genres und Verlage oder Autoren benutzte Thema. Aber als "Urteil" kann ich durchaus GUT "fällen". Wirklich falsch machen kann man mit einem Erwerb meines Erachtens nichts.  330 Seiten. 

Jerry Garcia



Matthew Mather. Mike Mitchell ist ein ganz gewöhnlicher New Yorker, der mit ganz gewöhnlichen Alltagsproblemen zu kämpfen hat: Stress im Job und Konflikte in der Familie. Doch das verliert auf einen Schlag an Bedeutung, als nach einem gewaltigen Schneesturm plötzlich das Internet ausfällt. Bald werden Lebensmittel knapp, die Infrastruktur bricht zusammen und in der Stadt herrscht Chaos. In Mike keimt der Verdacht auf, dass es sich weniger um die Folgen einer Naturkatastrophe als um einen gezielten Angriff auf das World Wide Web handelt - einen Cyberkrieg.

Mike und seine Frau Lauren besitzen eine Millionen-Dollar-Eigentumswohnung in Manhattan, haben einen kleinen Sohn, Luke, und Mike ein geregeltes und gutes Einkommen. Und da der Herbst richtig golden ist, laden sie zu einer Grillparty auf ihrem Balkon. Freunde und Bekannte kommen, zu Mikes Leidwesen auch die Schwiegereltern, die vor Geld und zugehörigem elitären Getue nur so strotzen. Sie wollen auch, dass ihre Tochter endlich wieder arbeitet und richtig Geld verdient. So tun sie sich mit einem der Nachbarn, Richard, zusammen, der ihr gewisse Möglichkeiten aufzeigen kann. Doch zuvor wollen die Eltern in Hawaii urlauben und verlassen dann auch die Party. Nach und nach gehen auch die anderen Gäste. In der Nacht erwacht Mike und stellt fest, dass es in der Wohnung schweinekalt ist. Da auch die Lichter nicht angehen, geht zumindest ihm ein solches auf. Stromausfall. Dazu noch ein Schneesturm, der New York unter sich zu begraben gedenkt. Mit der fortschreitenden Zeit fällt ihm und seinen Nachbarn auf, dass nichts mehr geht - auch das Internet nicht. Und da in unserer modernen Zeit alles, oder zumindest fast alles, darüber gesteuert wird, kann sich diese Situation auch zu einer Katastrophe ausweiten. Trotz Stromausfall sind die meisten Radiosender noch in Betrieb, da sie für einen solchen Fall eine Spritreserve für die generatoren angelegt haben, und erste und erste Meldungen über eine Cyberattacke auf die USA machen die Runde. Dazu kommen noch Meldungen über den Ausbruch der Vogelgrippe und natürlich der Schneesturm, der die Kälte mit sich bringt. Noch kann man witzeln, dass der Schneesturm ein Angriff Kanadas auf die USA sei, doch mit dem Humor ist es bald vorbei. Einer ihrer Nachbarn und Freunde, Chuck, hat in weiser Voraussicht oder auch schlicht aus Paranoia Sprit und Lebensmittel in seinem Kellerraum gebunkert. Und für Wasservorräte hat er etliche Kanister bereitgestellt, die sie jetzt füllen. Je länger die Situation anhält, desto mehr schließen sich die Menschen in dem Wohnbunker zusammen, während andere frühzeitig das Weite suchen oder zu eingerichteten Notzentralen gehen. Doch nach einigen Tagen ist immer noch nichts von Hilfstruppen zu sehen, doch dafür werden in den Medien, also den Radios wildeste Gerüchte verbreitet, die dann von Privatpersonen mit ihren eigenen Sendern noch verstärkt werden. Obwohl man sich auf dem Stockwerk der Mitchells als Gemeinschaft zusammengerauft hat, brechen diverse Konflikte auf. Ein chinesisches Paar kann sich seines Lebens nicht mehr sicher sein, da sich alle auf China als Angreifer eingeschossen haben. Und der eine oder andere private Streit trägt auch nicht zur "Wohlfühloase" bei.

Nun nach dem gelungenen "One second after" von William Forstchen vom Verlag DELTUS.DE, der den Ausfall der Technik nach einem EMP ebenso behandelt wie der actionreiche Dreiteiler "The End" (Teil drei wird demnächst erscheinen) von G. Michael Hopf aus dem Luzifer-Verlag nun also eine Geschichte über eine Cyberattacke, die ebenfalls sämtliche Geräte und Maschinen stillstehen lässt. Im Gegensatz zu den beiden genannten Romanen beschränkt sich "Cyberstorm" auf den ersten zwei Dritteln -  rund 350 Seiten - auf die Geschehnisse im Wohnhaus der Mitchells, nur hin und wieder durchbrochen von Nahrungsbeschaffung außerhalb des Gebäudes oder Hilfeleistungen im nahe gelegenen Krankenhaus. Und daran hapert es auch meines Erachtens. Trotz kleinerer Konflikte und Eifersüchteleien geht alles sehr gesittet seinen Lauf, selbst Plünderungen scheinen britisch-vornehm organisiert und geordnet. Auch ein Überfall, bei dem einige Gangster sich der gehorteten Vorräte der Gruppe im Stockwerk bemächtigen, verläuft halbwegs zivilisiert. Und alle glänzen vor Hilfsbereichtschaft, selbst die vorher als miese Drecksäcke herausgestrichenen Charaktere scheinen in der Not zusammenzuhalten. Und während der ganzen Zeit erfahren Leser wie auch die Protagonisten nur aus den Medien, was sich ereignet haben soll. Die Meldungen der Sender werden immer spekulativer, Schuldzuweisungen werden als Tatsachen dargestellt und immer wieder China oder die Iraner als Angreifer genannt. och wirklich wissen tut niemand etwas. So nach etwa 200 Seiten mit immer demselben Schema hab ich schon fast vermutet, das Ganze wäre ein Experiment auf Kammerspielbasis, wozu auch die eine oder andere Länge in der Schilderung der Katastrophe beigetragen haben dürfte. Als die Hauptpersonen dann nach den erwähnten 350 Seiten endlich ihr eiskaltes Domizil verlassen, um auf dem Land ihr Glück zu suchen, wo der Strom angeblich wieder funktioniert und der Bunkerkönig Chuck nicht nur ein abgelegenes Häuschen besitzt, sondern dies auch - wie unerwartet, hehe - mit massenweise Vorräten ausgestattet hat, kommt etwas Zug in die Sache, ein kleiner Actionsprenkel gesellt sich dazu und das war es dann auch. Was bleibt, ist ein Buch, das die Verwundbarkeit einer Technik, die nur auf dem Internet basiert, deutlich macht und - wenn auch recht gelinde - darstellt, was dies für das Überleben bedeuten kann. Und auch das mediale Ballyhoo, das aus jeder Mücke einen Elefanten macht und jedes Gerücht als Sensationsmeldung und die einzige Wahrheit verbreitet, wird - auch hier recht sanft - kritisiert. Die Menschen werden mit den ("Falsch"-) Meldungen derart bombardiert, dass sie am Ende nur noch sehen, was sie sehen wollen. Und damit kommen wir zum Buchende: HEILE WELT hoch drei. Alles wunderbar. Gerade die letzten Kapitel befördern für mich das Buch in die Niederungen des "Muss  man sicher nicht lesen". Es geschieht eh schon nicht viel zwischen den beiden Buchdeckeln und die zwischenmenschlichen Beziehungen wurden ausführlicher behandelt anstatt an der Spannungsschraube zu drehen und so plätschert "Cyberstorm" lange Zeit vor sich hin. Wer also etwas Brauchbares zu dem Thema Ausfall der Technik und des Internets lesen will, der sollte zu den eingangs genannten Werken greifen. Dort wird zwar weniger gemenschelt und America First regiert, aber es ist unterhaltsamer und auch glaubwürdiger. Besonders wenn man sie mit dem Ende von Matthew Mathers Roman vergleicht. Zudem soll "Cyberstorm" ein Prequel zu dessen "Atopia"-Reihe sein. Dort wollen sie sichere Städte draußen auf dem Meer bauen, die völlig autark sind und nicht attackiert werden können. Dann macht mal schön, aber wohl eher ohne mich. Nette Idee, mäßig in der Ausführung und nicht wirklich erwähnenswert in der Masse der Veröffentlichungen und somit kann man sich "Cyberstorm" eher sparen. Rund 450 Seiten

Jerry Garcia



Nate Kenyon.  Eigentlich will Sue mit ihren Schulfreunden nur eine wilde Party im Bunker ihres paranoiden Großvaters feiern. Doch dann erhellen Pilze einer Atomexplosion die Nacht. Ist es wirklich nur Zufall, dass sie sich zum Zeitpunkt der Katastrophe ausgerechnet in einem Bunker aufhalten? Und was lauert in der Dunkelheit der alten Felsen auf sie? Schrittweise kommen die Freunde der Wahrheit näher: Die wahre Katastrophe hat schon viel früher begonnen.

Sechs Jugendliche machen sich auf, um im Bunker von Sues Opa eine Party steigen zu lassen. Sie sind noch nicht lange unten, kiffen und saufen sie schon, spielen Karten. Sue erweist sich als Touri-Führerin und zeigt ihren Kumpels die Ausstattung des Schutzkellers. Mit dem Wasser und den Nahrungsmitteln könnten sie Wochen und Monate überleben. Auch sonst ist für alles gesorgt: Medikamente, Klamotten, sogar ein TV-Gerät und ein Radio. Als erste Sticheleien ihren Höhepunkt erreichen erschüttern zwei Beben den Bunker. Dan und Pete schauen nach und sehen nur mehrere Rauchpilze in der Umgebung hochgehen. Atomschlag. Sie verkriechen sich in ihrem Versteck und rätseln, was geschehen sein könnte. Zudem bestimmen sie den kräftigen Sportler Dan zu ihrem Anführer. Doch wenn man sich auf so engem Raum auf der Pelle hockt, ergeben sich automatisch Reibereien und nach und nach sinkt die Stimmung. Und dann hören sie plötzlich Geräusche hinter der Wand. Man beschließt den Vorratsschrank zur Seite zu schieben, um sich zu überzeugen dass da nichts ist. Von wegen: man entdeckt eine Tür. von dort kamen die Laute. Jemand scheint in den Bunker zu wollen. Nach einer folgenden Beratschlagung öffnet man die Tür und findet in einem Gang dahinter den Großvater von Sue - tot. Doch nicht das ist es, was sie erschreckt. Er bewegt sich noch, obwohl er schon am Verwesen ist. Als sie sich dem Toten nähern, springen Kreaturen auf sie zu und sie müssen sich ihrer erwehren. Zwei von ihnen schaffen es in den Bunker, während die anderen ausgesperrt werden. Nach einem heftigen Kampf gelingt es ihnen zur Bunkertür zu kommen und der zweite Mann im Raum, Jay, öffnet ihnen. Dan geht auf Jimmy los, der die Tür zugeworfen hatte. Aber bevor die Auseinandersetzung zu extrem wird, entdecken sie eine Verletzung an Jimmys Bein. Ab jetzt wird alles anders - schlimmer!!!

Kammerspiel und "character-driven" ist ja nicht wirklich so mein Ding. Daher bin ich auch mit etwas Skepsis an das Buch herangegangen. Anfangs verläuft auch alles wie erwartet. Die Gruppendynamik beginnt zu greifen, jeder hat seine Rolle. Dan ist der kräftige Anführer, das Alpha-Männchen, der Erzähler Pete der Klassenkasper, während die anderen eher Mitläufer darstellen. Im Laufe der Geschichte erfährt man viel über das Leben der Personen im Bunker, natürlich besonders über den Protagonisten Pete, der wirklich ein schweres Schicksal hinter sich hat. Seine Jugend war hart. Dennoch konnte ich ihn nicht als Sympathiefigur ausmachen. Wie viele verstecken sich hinter ihrer  harten Jugend, wenn man sie mit unterschiedlichen Problemen in Verbindung bringen kann? Petes größte Hilfe ist Tessa. Ohne sie kann er nicht exitieren, nur sie hält ihn am Leben und halbwegs bei Verstand. Sie hält ihn von noch größeren Dummheiten ab und erweist sich als seine "bessere Hälfte". "Sparrow Rock" wird von der Charakterzeichnung der Fiiguren hochgehalten, aufgewertet gegenüber den gewohnten Endzeitromanen und birgt mit seinem düsteren Setting auf engstem Raum auch noch erstaunlich viel Unterhaltung. Die gegenwärtige Erzählung sowie die in Rückblenden beleuchtete Vergangenheit der verängstigten Eingesperrten fügen sich zum Ende hin zu einem Drama zusammen, bei dem eine Person eine wichtige Rolle spielt. Mit ihr ist dem Autor ein perfekter Kniff gelungen, bei dem ich mir dachte, das hätte mir auch früher auffallen können. Denn wenn man bestimmte Passagen genau liest, kann man es erahnen, erfährt die Bestätigung dessen, was der Autor mit der Person gemacht hat und welchen Zweck sie erfüllte. Mit seinem eifnachen Schreibstil konnte der Autor mich sofort für die Story begeistern und auch mit der geschickt platzierten etwas blutigeren und gewalttätigeren Szenen bei der Stange halten, was in Bezug auf meine zu Anfang geäußerten Bedenken an sich schon ein Lob ist. Aber sein Spannungsaufbau innerhalb der Gruppenstruktur während dieser sich immer mehr steigernden Katastrophe ist sehr gut gesetzt, das Timing stimmt. Einziger Kritikpunkt ist für mich, dass die Erklärung für die Katastrophe wieder einmal mit einem Thema umschrieben wurde, das ich ums Erbrechen nicht mehr lesen kann. Wenn den Autoren nix Gescheites einfällt, ist es entweder Religion oder das hier gebrauchte. Davon abgesehen ist "Sparrow Rock" empfehlenswerte Kost, die flugs zu konsumieren ist, kleinere Härten und somit auch etwas Blut und Gekröse aufweist und trotz ausführlicher Figurenzeichnung eben nicht mit Geschwafel langweilt. Einer Verfilmung würde ich hier positiv gegenüberstehen. Klarer Lesetipp.   Rund 390 Seiten.

Jerry Garcia



Patrick Lee. Dem Veteranen Sam Dryden läuft beim Joggen ein Mädchen über den Weg. Rachel ist auf der Flucht.Doch warum jagen bewaffnete Soldaten eine Zwölfjährige? Schnell wird Sam klar: Rachel ist kein normales Kind. Sie kann Gedanken lesen. Seit ihrer Geburt wurde sie gefangen gehalten; das weiß sie noch, alle anderen Erinnerungen sind ausgelöscht. Sam beschließt, ihr zu helfen. Die Zahl der Verfolger steigt. Allmählich kehrt Rachels Gedächtnis zurück. Und Sam muss sich irgendwann eingestehen, dass das scheinbar so hilflose Mädchen über viel gefährlichere Gaben verfügt als die des Gedankenlesens.

Sam wohnt erst seit einigen Monaten in El Sedero, wirkliche Bekannte hat er dort nicht. Nachts schläft er unruhig und nutzt die Zeit zum Joggen am Strand oder der Strandpromenade. während einer dieser Runden läuft ihm ein junges Mädchen direkt in die Arme und fleht ihn um Hilfe an. Sie muss sich verstecken, weil sie verfolgt wird. Sam hört auch schon schnelle Schritte, die aus der Richtung kommen, aus der auch das Mädchen kam. Schwere Schritte, Stiefelgeräusche. Er entscheidet sich dafür, ihr zu helfen und springt mit ihr in den Sand unter der Promenade. Einfach wegzulaufen hätte wenig Sinn, man könnte im Licht der Taschenlampen, die die Verfolger tragen, ihre Spuren erkennen. Sich einfach unter den Bohlen zu verstecken, würde auch wenig bringen, da die Kerle dort zuerst nachsehen würden. Also zieht sich Sam erst an den Händen, dann an den Beinen hoch zu einem Balken und klammert sich mit den Füßen sowie Armen daran fest, das Mädchen ruht auf seiner Brust. Hebt auch nur einer der Suchenden Lampe und Blick, sind sie geliefert. Macht keiner. Glück gehabt. Bis dahin. Doch hinter der Angelegenheit steckt eine größere Organisation, als Sam vermutete. Die sind mit neuartigen Satelliten ausgerüstet, die den gesamten Erdball überwachen können, fast perfekte Bilder erstellen und per Wärmekameras an jedem Ort Personen aufspüren. Also müssen sie weiter fliehen. Da Sam seine Brieftasche verloren hat, geht er davon aus, dass diese gefunden wurde und bei ihm Zuhause bestimmt schon ein Empfangskomitee lauert. Also klaut er ein unauffälliges Auto von einem Parkplatz, das er bald zu wechseln gedenkt. Doch er muss auch feststellen, dass es nicht bei diesen Verfolgern bleibt. Plötzlich werden sie von einem Unbekannten attackiert, tauchen weitere Menschen auf, die ihn und das Mädchen auslöschen wollen. Während diese Jagd erst unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, wird dann später auch die Bevölkerung aufgefordert, die Flüchtenden an die Polizei zu verraten, falls sie gesehen werdne sollten. Man hat den Medien ein Bild von Sam als gefährlichen Psychopath zukommen lassen, die nun ihre Leser/Zuschauer zur tätigen Mithilfe auffordern. Und andernorts werden Personen mit Versprechungen und einem formidablen Leben nach Wunsch der Macher geformt. Auch sie stellen eine Gefahr für Sam und Rachel dar.

Patrick Lee hatte es ja für mich schon mit seinem Erstling "Die Pforte" ("The Breach") bewiesen, dass da ein erstklassiger Action- und Spannungsautor kommt, der süchtig nach seinen Büchern machen kann. Mit "Dystopia" ("Ghost Country") und "Im Labyrinth der Zeit" (Deep Sky") einen Fan aus mir gemacht und seine Klasse unter Beweis gestellt. Ein Erwerb seines neuen Buches "Mindreader" ("Runner") war somit eine reine Selbstverständlichkeit. Und ich wurde auch nicht enttäuscht. Kein langes Vorgeplänkel, keine ausufernde Einführung in die Geschichte sondern sofortiger Einstieg in die Action. Und ab da wird der Spannungsbogen kontinuierlich hochgehalten, kommen kaum Pausen auf und werden die wesentlichen Charaktere nach und nach skizziert, bis man sich ein gutes Bild von ihnen machen kann. "Mindreader" ist reinstes Kopfkino, man hat die Bilder der atemlosen Verfolgung irgendwie ständig vor Augen, wird mit der einen oder anderen Wendung belohnt, die sich auch in diversen Spionagethrillern gut gemacht hätte. Man kommt durchaus an eine Stelle, wo man sich unsicher ist, ob es außer Sam wirklich alle nur gut meinen. Shootouts, gefährliche Experimente, der Wert der Freundschaft und Zuneigung, der Sam mehr bedarf als man zu Beginn meinen möchte sowie der eine oder andere Moment, in dem Mystery eine Rolle spielt, wenn Rachel ihre Fähigkeit einsetzt und man - wenn auch nur ganz langsam - auf den Weg zu ihren weiteren Fähigkeiten geführt wird. Mit ungeminderter Rasanz verfasster Page-Turner, der Emotion mit Action verbindet, niemals durch überflüssigen Schnickschnack ausgebremst wird und der gradlinig aus sein feines Ende zusteuert. Schade, dass es bis zum Nachfolger von "Mindreader" ("Runner") noch einige Zeit dauern wird, da "Signal" erst im Juli 2015 in den USA veröffentlicht wird und ob es übersetzt nach Deutschland kommt, steht noch nicht fest. Der im Autorenporträt erwähnte Bieterkrieg in Hollywood hat wohl tatsächlich stattgefunden und lässt auf eine filmische (hoffentlich gelungene) Umsetzung hoffen. Das Buch kann ich nur empfehlen und als Kauftipp bewerten. Ich jedenfalls empfinde es als eine fantastische Lektüre ohne Schwächen. Einen möglichen Film werde ich mir mit Sicherheit dann auch ansehen. 430 Seiten.


Untitled Justin Lin/Patrick Lee Project - IMDb

Justin Lin teams up with Warner Bros. for Patrick Lee's Thriller Novel | CAPE – The Coalition of Asian Pacifics in Entertainment

Justin Lin, Michael De Luca Team At Warner Bros On Patrick Lee Thriller Novel | Deadline

Jerry Garcia



Michaelbrent Collings. Das U-Bahn-Netz in New York umfasst 1055 Kilometer, 468 Haltestellen und 31.000 Drehkreuze. Jedes Jahr werden 1,64 Milliarden fahrgäste befördert. Sechs von ihnen werden diesen Trip niemals vergessen, denn dieser Zug ist anders als alle anderen.

Sechs Personen, Jim, Olik, Karen, Freddy, Adolfa und Xavier, besteigen die kommende U-Bahn. Jim war sich über die Skepsis, die ihn beim anblick mancher der Figuren, die da mit ihm warteten überkamen, im Klaren und wäre liebend gerne in einen anderen Waggon eingestiegen. Doch da die anderen Türen klemmten, musste er mit den Menschen in den letzten einsteigen. Nicht lange nach Fahrtbeginn fiel die Beleuchtung aus und als diese nicht wie gewohnt nach ein paar Sekunden wieder funktionierte, wurden die ersten schon nervös. Jim fingerte an seiner Brieftasche herum, in der er das Bild seiner beiden Mädels, wie er sie nannte, mit sich herumtrug. Eine Unterhaltung mit der Latina Adolfa gerät nach kurzer Zeit ins Stocken und Versuche, mit dem Laptop oder dem Handy Hilfe zu rufen scheitern. Anfangs kann man noch die Fahrgäste im nächsten Wagen sehen, doch dann wird es auch dort dunkel. Jim glaubte, er habe Tote gesehen, doch als man nachschauen will, ist die Tür zum nächsten Waggon verschlossen. Olik zieht eine Knarre aus dem Holster und ballert auf die Trennscheiben. Und es passiert - Nichts!!! Nicht einmal einen Kratzer haben die Dinger abbekommen. Und dann fängt auch noch Freddy, der Perverse, an, lauthals zu brüllen. Keiner ahnt, was hier los ist und wie es weitergehen soll. Freddy zu helfen, erweist sich als schier unmöglich und was dann passiert, überschreitet die Grenzen des Verstandes.

"Darkbound" fängt an, indem man Jims Gedankengängen zu den vermeintlichen Mitreisenden folgt, die man durchaus als Vorurteile beschreiben kann, wenn er die anderen fünf am Bahnsteig nach ihrem Aussehen und ihrer Kleidung beurteilt. Am auffälligsten ist Freddy, der dem Klischee der Kinderschänders vollkommen entspricht. Auch bei allen weiteren Personen treffen seine Mutmaßungen hin und wieder zu, aber er erlebt auch Überraschungen. Doch die sind für alle vorgesehen. Mit der Dunkelheit steigt die Spannung langsam aber stetig an, wird man auch mit den Charakteren bekannt gemacht. Manche erscheinen sympathisch, andere wiederum schätzt man weniger. Sehr gelungen ist der Einstieg in das Grauen, das an so manchen Geisterfilm erinnert (Und für das Genre durchaus eine Abwechslung vom ständigen Haunted House oder bösen Puppen darstellen würde), bevor es recht blutdurstig die Passagiere überfällt. Und damit nimmt das Schicksal brutal seinen Lauf - und zwar sehr rasant. Ahnt der Leser zwar schon bald - auch anhand des deutschen Beititels -, wo der Hase hinhoppelt, falls er nicht gerade verstümmelt wurde, halten die Ideen des Autors und sein - zugegeben recht schlichter, aber gut lesbarer Schreibstil - das Buch am Köcheln. Ob nun ein Zweikampf, Schußwaffeneinsatz oder das Entfernen von Körperteilen sowie einige andere Schmankerl - es ist immer was los im Waggon. Es entwickelt sich ein Grusler mit etlichen blutigen Elementen, der aber nicht unappetitlich derb daherkommt. Eine feine Schauermär, die anfangs ganz kurz eine milde Erinnerung an "Midnight Meat Train" mit Vinnie Jones geweckt hat, bevor sie eigenständig ihren unterhaltsamen Weg macht und für kurzweilige Lesestunden zu sorgen weiß. Dafür, dass meine Erwartungshaltung nicht sonderlich ausgeprägt war, ein fantastischer und bärenstarker Trip durchs Seelenleben von Fahrgästen, die sich ihr Schicksal in düsterer Atmosphäre wohlverdient haben. Nach "Sparrow Rock" wurde ich alter Zweifler nun schon zum zweiten Mal eines Besseren belehrt, obwohl ich doch als Stammleser wissen sollte, dass man von Festa oder dem Imprint Deltus.de eigentlich gute Lektüre fast schon voraussetzen kann, auch wenn es hin und wieder Rezensenten gibt, die anderer Meinung sind. Na und. Es kann ja nicht alles der Überhammer sein und wer sich generell gegen diese Verlage wendet und schon aus Prinzip meckert, soll halt woanders kaufen. Walt Disney hat schließlich schöne Bilderbücher ohne allzu schwierigen Text. Ich jedenfalls bin es mal wieder zufrieden mit FESTA.   285 Seiten.

Jerry Garcia



William Todd Rose. Zugedröhnt mit Drogen wirft Bosley Coughlin einen Blick auf das Ende der Welt. Städte liegen in Trümmern, die wenigen Überlebenden werden von den wandelnden Leichen erbarmungslos durch die Häuserschluchten gehetzt. Die 14-jährige Ocean hingegen kennt nichts anderes als Tod und Verwüstung. Sie schläft in Autowracks und kämpft sich auf der Suche nach Nahrung und Geborgenheit durch, bis sie eine Zuflucht unter den Straßen der Stadt findet. Die Schicksale der beiden kreuzen sich, als Bosley Clarice Hudson kennenlernt. Sie ist nicht die harmlose Verkäuferoin, für die er sie zunächst hält, und der Schlüssel zur Rettung von Ocean ... falls Bosley es schafft, mal für ein paar Stunden nüchtern zu bleiben.

Bosley erzählt in eigenen Worten von Drogentrips und einer Welt, die kurz vor dem Ende steht. Er kann durch die Zeit reisen, wie er seinen Zuhörern bzw. Lesern mitteilt und hat gesehen, wie die Erde den Bach runtergeht. Dass seine ständige Kifferei seine Glaubwürdigkeit wenig unterstützt, versteht sich von selbst. Schildert er doch, wie er der Verkäuferin Clarice folgte, weil er erkannt hatte, dass sie erste Merkmale, ein Zombie zu werden aufwies. Es war ihm daher klar, dass er sie observieren musste, um herauszubekommen, ob sie auch die anderen Anzeichen für eine Zombiefizierung demnächst an den Tag legt. Sollte dies tatsächlich der Fall,sein, ist es seine Pflicht, die Hudson zu töten, bevor sie die ganze Welt infiziert und somit auch für das Schicksal von Ocean verantwortlich sein würde. Besagte Ocean lebt in einer Zukunft, in der es schon längst keine normale Welt mehr gibt. Die wenigen Überlebenden Menschen vegetieren im Untergrund dahin. Nachdem das Virus schon die meisten von ihnen dahingerafft hatte, begannen die Kämpfe um die Nahrung. Auf diese Art dezimierten sich die Idioten auch noch selbst. Seit kurzem ist Ocean auf sich selbst gestellt, da sie von ihrer Mutter nicht mehr versorgt wird. Nach einem Streit muss sie sich alleine durchschlagen und stößt auf Gauge und Corduroy. Die bringen sie zu einem höhlenartigen Unterschlupf, wo sie von Levi und Pebbles sowie dem schreienden Baby empfangen wird. Man päppelt sie auf, behandelt sie gut und alles scheint in Ordnung. Bis Ocean eines Tages eine Tür öffnet und einen Raum betritt, von dem sie sich fernhalten sollte. Ab jetzt wird alles anders.

Ist das Zombiethema ausgelutscht? Es scheint so, obwohl ich immer wieder zu einer derartigen Lektüre greife und feststellen kann, dass es viel besseren Lesestoff gibt als diese unsäglichen "The walking dead"-Romane, wobei mir die Comics unbekannt sind und ich die TV-Serie in der zweiten Staffel eher suboptimal fand. William Todd Rose variiert die Ausgangslage etwas, bietet einen anderen Ansatz und macht sein Buch somit auch interessant. Großartige Gemetzel oder schlachtenartige Auseinandersetzung wie im Kriegszustand a la Craig DiLouie lässt er außen vor. Er konzentriert sich zum Einen auf Bosley und dessen schnoddriges und manchmal auch wirres Kiffergebabbel und das Leben von Ocean im zweiten Handlungsstrang und vor welcher Herausforderung sie steht. Dies und auch die Erklärung wie Bosley und Ocean denn nun zusammenhängen sowie kleine Kniffs zum jeweiligen Ende der unterschiedlichen Erzählstränge werden flott formuliert und lassen keine Langeweile aufkommen. ABER: Der Zombieanteil ist dann doch nur Genre-Massenware, die sich kaum von anderen Werken dieser Art abhebt. Die Story um den Zombieerkenner Bosley in seinem berauschten Hirn ist dafür aber frisch und unkonventionell und reißt das Buch aus dem Mittelmaß heruas. Wer also mal den etwas anderen Zombieroman genießen will und nicht unbedingt auf wildes Geballer und dauerndes Schlachten und Waten in Eingeweiden aus ist, kann sich dieser Veröffentlichung aus von DELTUS.DE gerne annehmen. Ich hab sogar erfahren dürfen, was meine Frau immer meint, wenn sie mich als FAULER Sack bezeichnet, wenn ich meinen Anteil an der Hausarbeit mal wieder zugunsten eines Films oder Buches hab liegen lassen. War jetzt nicht ganz so der helle Lichtblick wie die letzten Bücher, aber als brauchbar und okay geht es immer noch durch. Man muss sich halt auf diese andere Sichtweise einlassen. 280 Seiten.

Jerry Garcia



Michael Laimo.NYPD-Veteran Frank Ballaro ist Ermittler aus Leidenschaft. Durch Zufall stößt er an seinem freien Tag auf einen grässlich verstümmelten jungen Mann, der ein mysteriöses Objekt umklammert - und trotz seiner schweren Verletzungen selig lächelt! Nach nur einem Wort - Atmosphäre - stirbt der Mann. Die bizarren Umstände schüren Franks Neugier, und er geht der Sache nach, obwohl sie sich seiner Zuständigkeit entzieht. Bei den Ermittlungen dekt er ein Grauen nach dem anderen auf - bis er sich mit dem Fall seines Lebens konfrontiert sieht, bei dem unzählige Leben auf dem Spiel stehen .... auch das seiner Tochter.

Ballaro, Detective kurz vor der Rente, aber immer noch engagiert, will nach einem harten Tag, der einen seiner Verdächtigen in einem Mordfall endlich in den Knast gebracht hat, endlich den wohlverdienten Feierabend antreten. Es ist Nacht, es schifft in Strömen und als er aus dem Auto steigt, glaubt er zuerst, er wäre in eine Pfütze gelatscht. Wie falsch er doch liegt. Schnell merkt er, dass die zähe Substanz Blut ist. Er will dem Blutfluss im Rinnstein zu dessen Quelle folgen, als ihn Schreie aufschrecken. Aus einer kleinen Gasse kommt ein nackter junger Mann gerannt und läuft direkt in ein vorüberfahrendes Taxi. Der Junge ist im Genitalbereich schrecklich verstümmelt  und murmelt als sein letztes Wort nur noch Atmosphäre. Die herbeigeeilten Kollegen und die Sanis kümmern sich um den Fall, da er sich nicht in Ballaros Revier ereignet hat. Natürlich tigert er dennoch mit ihnen in die Gasse, aus der der Mann gelaufen kam. Dort finden sie einen ähnlich zugerichteten Typen vor, der vor einem Loch in einem Zaun liegt. und trotz der ganzen Cops um den Verletzten herum taucht plötzlich hinter dem ein Glatzkopf auf, der sich den armen Kerl schnappt und mit ihm abhaut. Er springt in ein Loch zu einer Senkgrube. Unvorstellbar. Keine Leiter, aber sechs Meter tief. Ballaro will nicht aufgeben und nicht nur als Zeuge auftreten, er will an dem Fall mitarbeiten. Da Hector, der Captain des anderen Reviers, sein Freund ist, wird Frank inoffiziell mit in den Fall einbezogen. Was er nach und nach entdeckt, lässt sich ihm die Nackenhaare sträuben und er findet immer mehr Entführungsfälle, die durch fast gleich aussehende Glatzen begangen wurden. Seine Tochter Jaimie sieht an ihrem College und später in ihrer Stammkneipe auch solche zweilichtigen Figuren. Als dann auch noch der eingebuchtete Mörder aus seinem vorherigen Fall auf Kaution freikommt, ist das Maß für Ballaro voll. Doch er weiß nicht, welcher Schrecken ihn und auch seine Tochter noch erwartet.

Das Buch fängt recht gut und geheimnisvoll an, verspricht einigen Thrill. Es geht auch zügig voran und die Charaktere werden nach und nach beleuchtet, wobei sich Frank Barallo natürlich als sorgender Vater und kämpfer gegen das Böse auch emotional hervorhebt. Alle anderen Figuren sind eigentlich nur die Staffage für ein Horroszenario, das zwar hin uind wieder - speziell gegen Ende - etwas vogelwild und schräg rüberkommt, aber keinesfalls Langeweile verbreitet. Mögen manche Ideen auch an den Haaren herbeigezogen wirken, machte die Lektüre dennoch Spaß. Es ist zwar eine durchaus blutrünstige Story, die aber in der Hinsicht weit von den extremen Werken von Ryan C. Thomas "Der Sommer, als ich starb" oder gar den Herzattackenkrachern mit Hang zum Unappetitlichen von John Aysa entfernt ist, was dem Lesegenuss aber keinen Abbruch tut. Wenn man sich nicht über diverse Logiklücken oder vermeintlichen Unwahrscheinlichkeiten mokiert, wird man als Leser auch zufrieden sein. Was denn letztendlich hinter alldem steckt, lässt Michael Laimo lange offen, bringt die eine oder andere Wendung in die Handlung, die man schon als "verrückt-verspielt" bezeichnen kann, um dem Grauen auch seinen halbwegs nachvollziehbaren Weg zu öffnen, was denn doch mal zu einem Schmunzeln oder Kopfschütteln der ungläubigen Art anregt. Nichtsdestotrotz fand ich "Atmosphäre" eine lesenswerte und flott geschriebene Horrormär, die auch nicht auf jedes Klischee zurückgreift. So kann man lernen, dass nicht der Hardrock das ultimativ Böse ist, sondern Technogedudel, dass das Ozonloch andere als die propagierten Ursachen hat, dass Impotenz Leben rettet und Penner kämpferische Helden sein können. Falls man von Michael Laimo weitere Bücher veröffentlicht bin ich jedenfalls wieder dabei. Lieber manchmal unlogisch und etwas durchgeknallt, als ständig denselben Thrillereinheitsbrei um Kommissare, die mehr Lebensweisheiten von sich geben, statt zu arbeiten - und damit den Leser ins Koma schicken im Auftrag ihrer Autoren. Rund 235 Seiten. Aber bei dem Format und dem kleineren Druck ohne große Seitenränder und Zeilenabstände käme das bei den üblichen Standards auf geschätzt 400 Seiten.

Jerry Garcia



Douglas Wynne. Sänger Billy Moon ist der Star der Gothic-Rock-Szene. Doch er zahlt einen hohen Preis für den Erfolg .... Sein Entdecker scheint einen Pakt mit dem Teufel geschlossen zu haben. Während der Aufnahmen für seine neue CD freundet sich Billy mit einer seltsamen Kreatur an, die in den einsamen Wäldern New Yorks haust. Kann der Dämon ihm helfen, sich aus der Abhängigkeit seines Mentors zu befreien? Doch welchen Preis muss Billy für diese Hilfe zahlen? Es ist ein ganz anderer, als Billy erwartet hat.

Billy ist gerade auf Japan-Tournee und bringt während seines letzten Konzerts im Lande die japanischen Fans, die weitaus disziplinierter sind als die amerikansichen und dennoch immer für gute Stimmung sorgen, ins Schwäremn, obwohl er selbst mit seinen Gedanken woanders ist. Zudem ist er auch noch ziemlich geschafft von alldem. Und da war ja auch noch das dämliche Fax seiner Managerin - die sich nicht traute, ihm die Nachricht persönlich zu überbringen -, dass er wieder mit Trevor Rail ins Studio für eine neue CD muss. Und damit nicht genug. Tags drauf erhält er die Nachricht, dass sein Vater gestorben sei. Statt zu einem Auftritt bei dem ehemaligen Musik- und jetzt schrottigen TV-Sender MTV zu fliegen, zieht es ihn nach Hause zu Mutter und Bruder, um der Beerdigung beizuwohnen. Schon kurze Zeit später überwirft er sich mit dem Bruder, da ihre Ansichten einfach zu unterschiedlich sind. Er fährt zu seinem Freund und ehemaligen Bandkollegen Johnny und unterhält sich mit ihm über Gott und die Welt - und den Teufel. Billy glaubt tatsächlich, dass er die Schuld am Tod seines Vaters trägt, dass es geschah, weil er seine Seele an den Teufel in Gestalt von Trevor Rail verkauft habe. Dieser Rail hatte ihn vor zig Jahren vor dem Selbstmord bewahrt, ihn einen Vertrag unterzeichnen lassen und Billy zu dem heutigen Ruhm geführt. Johnny versucht ihn zu beruhigen, was aber nicht wirklich gelingt. Also geht es nach Echo Lake, wo tief in den Wäldern des Bundesstaates New York ein Studiokomplex steht. Kurz vor ihm trifft dort auch Jake als Tontechniker ein. Jake gerät fast aus der Fassung, als er die Räumlichkeiten aufschließt und an einem Piano im oberen Stock jemanden spielen hört, obwohl keiner da ist. Billy sagen sie davon vorerst nichts. Und Trevor Rail, der sich so jovial gegenüber den Leuten gibt, erweist sich bald als durchgeknallter Tyrann. Die Stimmung sinkt, Billy kommt kreativ nicht auf touren und kann sich auch mit Rail nicht auf die Ausrichtung der Musik und Texte einigen. Als dann noch ein Unfall geschieht, bei dem ein Mitarbeiter unter ungewöhnlichen Umständen stirbt, wird es erst recht mysteriös. Und Billy muss bald um sein Leben fürchten.

"Der Teufel von Echo Lake" hat eine kleine Prise Mephisto in sich und einen größeren Teil um den auch im Buch erwähnten Robert Johnson. Dieser hatte an einer Kreuzung den Teufel getroffen und ihm seine Seele dafür verkauft, dass dieser seine Gitarre stimme. Diese Geschichte wurde als "Crossroads" vom großen Walter Hill mit Ex-"Karate-Kid" Ralph Macchio (dem echten Kid, nicht diese lästige Smith-Blage) verfilmt. Das Buch beherrschen eigentlich drei Charaktere: Billy, Jake und Trevor. Während Billy die klischeehaften - und nicht völlig falschen, da ein Klischee ja nur deshalb ein Klischee ist, weil es so oft vorkommt - Eigenschaften des typischen Rockstars mit Dope, Groupies überhöhter Selbsteinschätzung und ähnlichen Attributen zugeschrieben, während Trevor von Beginn an der Arsch im Getriebe ist. Und Jake ist der normale Junge mit Frau und simplen Problemen, wie sie jeder Mensch hat. Er steht irgendwie zwischen den beiden und muss seine Arbeit tun. Und hier frischt Douglas Wynne den leichten Grusel, den es bisher nur gab, mit mehr oder weniger richtigen Anekdoten über diverse Stars aus und gibt sein Wissen um die Arbeit im Musikbusiness zum Besten. Könnte langweilig sein oder als Füllsel angesehen werden, aber dem ist nicht so. Es passt recht gut ins Szenarion, wird mit etwas - wirklich nur etwas - Sex aufgepeppt, durch Jakes Eheprobleme auch auf die dramatische Schiene geführt, ohne dass diese überwiegt und mit dem ersten Unfall kommt auch Tempo ins Geschehen. Die Story ist jetzt aber weit davon entfernt Blut, Gekröse und Körperflüssigkeiten. Sie erzählt einfühlsam die Geschichte ihrer Protagonisten, deutet vieles nur an und bleibt dennoch federleicht und flüssig, wenn auch nicht mir hohem literarsichen Anspruch - aber wenn ich den suche, muss ich eh anderweitig unterwegs sein. Subtiler Roman um überbordende Phantasie einer geplagten Seele oder vielleicht doch etwas Übersinnlichem? Auch wenn ich die gesamte Lesezeit über das Gefühl hatte, alles schon zu kennen, hat mir die Story gut gefallen. Vielleicht auch gerade deswegen. Wer weiß? Was ich weiß, ist, dass "Der Teufel von Echo Lake" zu den ruhigeren Vertretern aus dem Festa-Verlag zählt und mich dennoch fesseln konnte. Dolph Lundgren würde dazu vermutlich sagen: "Dying is easy - Rock'n'Roll is hard". Rund 385 Seiten.

Jerry Garcia



Edward Lee. Um die Unschuldigen zu schützen, formte man den Golem aus dem Flusslehm und erweckte ihn zum Leben. Das geschah vor Jahrhunderten. Aber jetzt wurden die uralten, mystischen Riten pervertiert und neue Golems geschaffen - dämonische Kreaturen, die vergewaltigen und morden. Nur ein junges Paar kann sie aufhalten. Doch die beiden ahnen nicht, welches diabolsiche Geheimnis ihr eigenes Dasein bestimmt.

Diese aus Lehm der Moldau geformten Beschützer der unschuldigen Juden kommen im Jahre 1880 in Loewensport zur dortigen Gemeinde. Geliefert wurden sie per Schiff - noch als Lehm in Fässern verstaut -, auf dem auch Poelzig und seine Frau Nanya anreisen. Sie lassen sich die Fässer mit dem Lehm zeigen und der Kapitän verstößt gegen seine Prinzipien und tut es. Daraufhin nehmen in dem Ort grausige Geschehnisse ihren Lauf, die mit Rassismus und Häresie Hand in Hand gehen. Im heutigen Somerset County kommen Seth und seine Lebensgefährtin Judy in Loewensport an. Sie haben dort ein abgelegen in den Feldern stehendes Haus erworben, das Seth von dem Geld als Spieleentwickler in Mengen verdient. Judy Freude über die Einrichtung und die idyllische Lage wird nur von der Warnung getrübt, dass es in der Gegend wegen Schlangen etwas gefährlich sein kann. nichts sonst stört ihr Glück. Bei Grabungsarbeiten stoßen die Arbeiter auf ein Schiff, das mehrere Fässer enthält, die Seth in seinen Keller bringen lässt. Bald sind aber vier davon verschwunden und niemand kann sich erklären, wie das passieren konnte. Doch damit nicht genug. Loewensport ist ein jüdisch geprägter Ort, der aber auch unter dem Drogenhandel von zwei rivalisierenden Gruppen zu leiden hat. Und Drogen sind für die beiden Neuankömmlinge durchaus ein Problem: Seth war Alkoholiker und Judy von Crack abhängig. Doch zuerst beginnt das Morden dahingehende, dass die eine Gruppe der Dealer beginnt, ihre Gegenspieler für immer aus dem Weg zu räumen, dabei aber feststellen müssen, dass sie den Hintermann der ihnen bekannten Gangster zu ihrem Leidwesen immer noch nicht kennen. Der aber ist nicht auf den Kopf gefallen und sorgt dafür, dass zwei der Handlanger von Gruppe eins auch für ihn Drecksarbeit erledigen - und so kommen auch Seth und Judy ins Spiel. In ihrem Keller liegt noch etwas, das von den Typen dringend benötigt wird, um die Sache endgültig zu ihren Gunsten zu beenden.

"Golem" von Edward Lee. Wirklich von Edward Lee?, fragte ich mich und hab mal nachgeschaut, ob Herr Festa sich nicht den Scherz erlaubt hat über dem großen Autorennamen kleingedruckt zu verstecken "Frank Festa schreibt als...". Okay, Schluss mit Blödsinn. Dieser "Golem" war wirklich so zahm und zurückgenommen, dass er beinahe in eine Hedwig Courths-Mahler-Reihe gepasst hätte (Okay, auch wieder eine Übertreibung, fast schon Beleidigung für die ich mich entschuldige. Bei Herrn Lee, nicht der Hedwich C-M). Sex, Gewalt und Blutvergießen waren für einen Roman von Edward Lee schon sehr moderat vertreten. Dafür wurde aber das Drogenproblem zum wiederholten Male aufgegriffen und eineStadt im Griff von Gangstern, was man ja auch in den unterschiedlichsten Thrillern lesen kann. Bin ich jetzt fertig mit motzen? Ja. Die Storylines von 1880 und der Gegenwart werden in dem Ort Loewensport zusammengeführt, wobei gerade zu Beginn der Handlung um 1880 rum und später in der Gegenwart die beiden hauptbeteiligten Frauen sehr ähnliche Züge aufweisen. Im Laufe der Zeit wird der Leser recht belesen über die Mythologie und den jüdischen Glauben imformiert, verschiedene Richtungen und auch Abweichler nahe gebracht. Parallelen zum Christentum fallen da ebenfalls auf. Seine Mischung aus Thriller, etwas Fantasy und Mythologie mit sanftem Horror, der mehr gruselt denn schockt hat Edward Lee bewiesen, dass man ihn nicht auf seine Werke aus der Extrem-Reihe reduzieren darf und er durchaus auch in der Lage ist, spannende Lektüre zu bieten, ohne Grenzen zu überschreiten. Wer natürlich genau das mit den Grenzen erwartet hat, dürfte etwas enttäuscht sein. Ein Roman, der gespickt ist mit vielen Mistkerlen, aber auch treuen Seelen und gerade die trifft das düstere Geschehen und lässt sie leiden. Locker formulierte Story, die so manch beklemmende Szene anbietet, echte Sympathieträger als Protagonisten agieren lässt und sich auch nicht scheut, dem üblichen Happy-End Ring-, Mittel- und Zeigefinger zu heben - "Read between the lines" halt. Gut ausgearbeiteter Roman und der zweite etwas ruhigere Vertreter aus dem Hause Festa, der aber ebenfalls zu gefallen wusste.  Rund 380 Seiten.

Jerry Garcia



John Aysa. SHE ist immer noch auf der Reise Richtung Westen, strebt ihrem unbekannten Ziel entgegen. Wieder begegnet sie seltsamen Menschen, gefährlichen Lebewesen und merkwürdigen Gemeinschaften - je weiter sie reist, umso bizarrer und gefährlicher werden diese Begegnungen. Die Welt verändert sich immer schneller - und nicht zum Besserern. Im Kielwasser ihrer Wanderung formieren sich die Fronten. Alte und neue Gegner machen sich auf die Reise, um gegen SHE und vor allem gegeneinander anzutreten, vereint m Bemühen, alle anderen zu vernichten. Zu allem Unglück ist SHE nicht in Höchstform und braucht gefährlich lang, um sich einen Überblick über Durcheinander an Gegnern zu verschaffen. Denn sie wird überaus wirkungsvoll abgelenkt und in ein Gefühlschaos gestürzt - von einer Frau namens Stella.

SHE und das Meer. Sie hat es erreicht. Leider nur einen exzessiv stinkenden Vorboten davon - ein Meer aus Scheiße. Sie  muss es durchwaten und dabei aus den Untiefen der Koake auftauchende Gegner derart aufschlitzen, dass sie nur noch bröckchenweise zuück in ihre braune Heimat purzeln. Derweil ist auch ihr alter Gegner Clawfinger wieder zu sich gekommen, schwer überrascht, dass er jetzt zur Gruppe der Baumumarmer zählt. Ja, Clawfinger wird zu einem Grünen. Natürlich hat diese Wunderheilungnicht sein böses Naturell verändert und er macht sich prompt auf die Suche nach SHE, um sie endlich zu töten. Dass er sich da hinten anstellen muss und auch den Gottchirurg mit seinem Herrscherkomplex gegen sich hat, stört ihn weniger. Mit neuen Kräften ausgetattet, kann er alle besiegen - glaubt er. Und der Gottchirurg hat in seinem Wahn glatt übersehen, dass es da draußen noch andere Feinde gibt, die sein Imperium übernehmen wollen. Kannibalen, die seine Horde als willkommene Nahrungsquelle ansehen, durchgeknallte Biker, die einfach nur rumfahren und alle umlegen, derer sie habhaft werden können und vor allen Dingen die Gefahr aus den eigenen Reihen in Form von Mitstreitern wie Shaft oder Laymon. Und dazu noch die Gefahren durch Wesen dieser neuen Welt. Eine riesige Schar Hundertfüßler, fleischfressend selbstverständlich, greift sein Fort an und wird nur unter immensen Verlusten vernichtend zurückgeschlagen. SHE derweil entdeckt eine Kommune von Hippies, weil deren laut gespielte Musik "In-a-gadda-da-vida-" von Iron Butterfly ("Don't fear the reaper" von Blue Öyster Cult wär mir lieber gewesen und hätte auch besser zu SHE gepasst.) sie angelockt hat und der friedlich und vermutlich bekifft in einem Sessel hockende Freak ungefährlich aussah. Das geht auch eine lange Zeit gut und sie lernt Stella kennen und lieben, bis dieses Idyll durch den Hippiechef unterbrochen wird. Von wegen Friede und Liebe. SHE macht dem Treiben ein Ende und verschwindet mit Stella Richtung Meer, wo sie das sagenhafte Schiff erreichen wollen. Was sie auf dem Weg dahin nich erwartet, hätte sich keine von ihnen zu erträumen gewagt.

"Prinzessin 2 - Die Kacke ist am Dampfen".
John Aysa wurde geläutert. Er wendet sich mit seinem neuen Buch der Eloquenz eines Buches von Stephanie Meyer zu, beschreibt in strahlend hellen Farben das Aufblühen einer neuen und jugendlichen Liebe ohne jegliche Gewalt und verbannt den Sex in die Wunschträume einer Nonne.      Körperflüssigkeitenaustausch ist ein völliges Tabu. Liebe, Glück, Sonnenschein und Engelchen im  Chor sind das wichtigste element in seinem neuen Werk - würde ich schreiben, wenn ich euch verarschen wollte. Will ich aber nicht, also zur Sache.
Ich will mal mit einigen versöhnlichen Worten anfangen, bevor ich  ihn in der Luft zerreiße: John Aysa ist Filmfan, wie man auch bei der Lektüre seines neuen Buches schnell merken sollte. Und nicht nur einer, der sich auf den massenkompatiblen Blockbustermist stürzt - nein, auch Anspielungen auf geliebte C-Grütze wie "Sharknado" oder "Piranhaconda" lassen sich in "Armee der Finsternis" ertasten. Jetzt aber zu den Boshaftigkeiten. John Aysa hatte anscheinend wieder Freigang und es stellt sich die Frage, ob der Autor auch Scheiße im Hirn hat? Muss wohl, denn irgendwoher muss der Kacksee ja kommen, durch den er seine Protagonistin waten lässt. Kleiner Doppelkotz nicht ausgeschlossen. Ich würde ja vorschlagen, diese Lektüre ins Bildungsprogramm aufzunehmen, um diese Bildungsmiserenplagen a la "Fack ju Göhte" aufzurütteln. Ich schätze, das derartige Nullbildungsgesockse würde allein schon vor Schreck lernen, wenn es als Diskussionsgrundlage "Will John Aysa in Wahrheit SHE sein?" vorgesetzt bekäme. Natürlich müsste der Gruppe der Analphabeten das Ganze vorgelesen werden, aber dennoch in die weichen Birnen. Sicher würde es deren kleinen Geist perforieren, wenn ihnen fleischfressende Hundertfüssler, Bikergangs im "Mad Max"-Stil, die dann auch noch "Kaufhaus-Zombie"-mäßig in die Meute von Kannibalen fahren (ES gibt noch einige weitere Anspielunen auf gute Filme, die von gewisser Sachkenntnis zeugen.)  und dort in mundgerechte Häppchen zerlegt werden, mit Körperflüssigkeiten jeglicher Art ebenso konfrontiert werden wie mit Amputationen sämtlicher lebenswichtiger Organe (Keine Angst, liebe Schüler, nicht vorhandene Gehirne werden nicht erst gesucht, erbsengroße ebenfalls verschont. Ihr seid also sicher.). "Prinzessin 2 - Armee der Finsternis" bietet Action satt, eine Wortwahl, die man bei Bestellung einer Bratwurst beim Metzger seiner Wahl als "grob" bezeichnen würde und natürlich die gewohnte Prise Schmuddelsex und Sauereien, die man erwartet hat, wenn man schon einmal in John Aysa Zeit und Geld investiert hat. Er haut dem Leser seine Prosa derart deftig um die rot gewordenen Ohren oder Schniedel, dass es nur so hämmert. Da Hirn muss einige neue Begriffe verarbeiten und wird sogar mit einer Passage im Dialekt traktiert, die meines Erachtens nicht unbedingt hätte sein müssen. Es sei denn, sie diente dazu, uns unwissenden Leser das reale Österreich mit seinen heutigen Lebensbedingungen vorzustellen. (Nicht vergessen: beim Verlag nachfragen, der seinen Sitz in Graz hat. Kommt nur Gegrunze, hat man John Aysa als Sprecher der austrianischen Mehrheit auserkoren und ihn zwecks Ausbildung nach Deutschland geschickt, was wiederum auch seinen Hang zu solchen Büchern erklären würde. Bildungsmisere halt.) Dennoch hat es der Autor nicht nur geschafft, mich mit seinen Kenntnissen zu Filmen abseits der meinungslosen Massen zu überraschen, nein, mein weiteres großäugiges Staunen aus einem dummen Gesicht gilt der Tatsache, dass er mit der Beziehung zwischen Stella und SHE doch tatsächlich so etwas wie Emotion und "verhältnismäßige" Romantik eingebracht hat. Ich knabbere immer noch dran, weil dies doch für Leser des schlichteren Gemüts eindeutig eine Überforderung war. Erzbrutal, pornöser Sex okay. Aber Romantik dazu - in einem Roman von John Aysa? Uff, schwer zu verstehen und den Hirnwindungen beizubringen. Und dazu ist es dem Autor gelungen Selbtsüberschätzung in Humor umzuwandeln, wenn er sich selbst mit Heinlein in einem Satz nennt und so ganz nebenbei auch noch sein eigenes "Gott der Tentakel" anpreist. Cleveres, lustiges Burschi, der Mann, hehe. Hat auch noch einige andere aparte Witzchen eingebaut. Jedenfalls ist das Buch gerade in den sexuellen Ausschweifungen "leicht" zurückgenommen, lässt es dann aber doch gerade in Punkto Gewalt volle Kanne krachen. Blutfontänten strömen gen Himmel, abgehauene gliedmaßen gen Boden und Fleischstücke in Richtung Mägen von Kannibalen. Geschnetzteltes en masse, Blutvergießen, das für mehr als einen Kacksee gereicht hätte und Leichenberge, dass man ne Aussicht hat, wie vom Groß-Glockner. SHE zähmt alle ihre Gegner - sie tötet sie einfach. Und dann wird zusammen mit Stella auf Teil drei gewartet, der die beiden Frauen dann auf einem Boot in einen wunderschönen und friedlichen Sonnenuntergang zu einer einsamen Insel für frisch Verliebte bringt. Oder doch nicht? Fragt John Aysa. Der verkauft euch sein drittes Buch um SHE sicher gerne. Und ich nehm es iihm auch gerne wieder ab.
Gewarnt seien all jene, die mit derartiger Lektüre nix anzufangen wissen und schon bei Fix und Foxi kurz vorm Herzkasper stehen. Finger weg, Aysa ist die böse verbotene Frucht!!! Also nicht naschen, sonst landet ihr ein einem schlechten Film wie "Noah". 265 Seiten (ohne Platzverschwendung, also bei den etablierten Verlagen wären das dann rund 400 Seiten).

Jerry Garcia



Robison Wells. Du dachtest, du hättest es geschafft. Doch der Albtraum ist noch lange nicht vorbei. Nur zwei Schüler konnten dem Internat entkommen. Doch jenseits der Mauern fängt das Grauen erst an. Sie sind gefangene eines wahnsinnigen Experiments.

Nach der flucht aus dem Elite-Internat haben von den rund 50 Schülern nur zwei überlebt: Benson und Becky. Was sie nicht ahnten: Die vermeintliche Freiheit entpuppt sich als noch größere Gefahr als die Schule selbst. Plötzlich sieht Benson Jane vor sich, die er eigentlich als verstorben wähnte. Sie ist lebendig und fristet ihr Dasein in einem Fort, das man für Schüler der Maxfield Academy eingerichtet hatte, die durch Duplikate ersetzt wurden. Aber frei ist von denen keiner. Alle wurden sie mit einem Chip im Kopf versehen, der sie irgendwie mit ihren Duplikaten in der Schule verbindet. Ein Kampf mit unklaren Fronten beginnt, da Becky und Benson nicht sicher sein können, wem sie hier überhaupt noch vertrauen sollen. Erst hat es den Anschein als wären hier die Regeln lockerer, wären keine Banden entstanden, doch das erweist ich bald als Irrtum. Auch hier sind unterschiedliche Gruppen am Werk, die auf unterchiedliche Ziele hinarbeiten. Und man kann sich sicher sein, dass es auch Spione für die Schule und den Iceman gibt. Jetzt muss man gegen Vorurteile kämpfen, gegen den Iceman, die neuen Doubles in der Schule und Konkurrenten im eigenen Lager. Eine neuerliche Flucht zu organisieren, ist gar nicht so einfach unter den schwierigen Umständen. Glücklicherweise werden die jungen Leute hier im Fort aber auch versorgt, bekommen Lebensmittellieferungen und alles weitere Lebensnotwendige geliefert.

Hatte der erste Teil wirklich sein Versprechen um einen Paranoia-Thriller mit großen Geheimnissen um eine Gruppe Jugendliche gehalten, ist der zweite Band eher nur ein Abklatsch. Die Parallelen zu den vorhergehenden Geschehnissen sind frappierend und deuten - für ich - darauf hin, dass man da mal schnell noch vom Erfolg des ersten Teils profitieren wollte und eine recht unmotivierte Fortsetzng aus dem Ärmel geschüttelt hat. Klischees en masse, oberflächliche Figuren, die mal abgesehen vom Protagonisten wenig Tiefe erfahren. Flüssiger Schreibstil lässt die Lektüre flott voranschreiten und ist dementsprechend leicht zu konsumieren. Den Vogel schießt aber der Schluss ab: Es bleiben nicht nur Fragen zum Internat und den Leuten hinter den Vorgängen offen, man muss nun auch noch die Regierung ins Spiel bringen, die Präsidententöchter und dann - hört das Buch auf. Becky und Benson sinds glücklich und zufrieden und der Leser starrts entsetzt auf ein derartiges Ende. Einen dritten Teil gibt es nämlich nicht. Was mit dem fast schon hervorragenden (im Vergleich zu diesem) Jugendbuch "Du kannst keinem trauen" wirklich gut in Szene gesetzt wurde inklusive der einen oder anderen Wendung und einer Gruppendynamik, die hier nie wieder erreicht wurde, verdaddelt der Autor mit seinem zweiten Output. Den kann man sich wirklich schenken. 390 Seiten Zeitverschwendung.

Jerry Garcia



Douglas Preston/Lincoln Child. Special Agent Pendergast reist in das eingeschneite Wintersportgebiet Roaring Fork in Colorado, um seinen Schützling Corrie Swanson zu retten. Corrie, Studentin der Forensik, hat dort die exhumierten Leichen von elf Arbeitern einer Silbermine untersucht, die vor über hundert Jahren ums Leben kamen. Angeblich sind die Männer damals alle einem bösartigen Grizzly zum Opfer gefallen, doch Spuren eines Bärenangriffs. kann Corrie nicht feststellen. Mit ihren Nachforschungen ist sie aber offenbar einem Killer in die Quere gekommen, der nicht nur ihr Leben, sondern die Existenz des ganzen Ortes bedroht. Pendergast ist Corries letzte Hoffnung.

Nach den Ereignissen um seine Frau und dem unerfreulichen Abschluss dieser Ereignisse sitzt Pendergast emotions- und antriebslos zu Hause und starrt in die Gegend. Null Interesse an der Welt und was dort vorgeht. währenddessen plagt sich Corrie Swanson mit ihrem Professor herum, der keines ihrer Themen für gut genug hält, um für ihre Semesterarbeit unterstützt zu werden. Dann netdeckt sie eine kleine Notiz in einer Nachricht, in der von einem Kannibalenbären in Colorado die Rede ist. Dieser soll vor rund 150 Jahren elf Minenarbeiter nicht nur angefallen, sondern auch gefressen haben. Sie hat Pendergast einen Brief geschrieben, den der aber ignoriert - wie derzeit alles um ihn herum. Also zieht sie allein los. Roaring Fork ist eine dieser Urlaubs- und Skifahrersiedlungen in Colorado, die nur Milliardären und dem dienenden Fußvolk vorgehalten scheinen. Corrie merkt schnell, dass ein längerer Aufenthalt hier sie ihre Ersparnisse kosten wird. Und bald muss sie auch erfahren, dass ihre Ermittlungen hier ganz und gar unerwünscht sind. Der Sheriff ist eher ein Mann, der seinen Posten ruhig und ohne Störungen versieht, während einige der Reichen sich herausgefordert sehen. Klar, wollen sie doch ein weiteres Gebiet erschließen, um noch mehr Geldsäcke anzulocken. Dazu mussten ja auch die Gräber eines Friedhofs geleert und die reste der armen Teufel in einer Gemeindehalle abgestellt werden. Doch sie gibt nicht auf, lernt Tim kennen und mag ihn zwar, lässt sich aber nicht auf mehr ein. Und dann - als es wirklich eng wird für sie - taucht Pendergast auf. Er hat eine Angehörige, eine Nachfahrin, eines der damals getöteten Bergarbeiter gefunden, die Corrie ausdrücklich die Arbeit am Leichnam ihres Verwandten erlaubt. Stacy, so der Name der Frau, war Captain bei der Armee und ist jetzt aus dem Dienst ausgeschieden. Sie beteiligt sich an der Suche. Doch es wird immer gefährlicher. Während einer Fahrt aus der Stadt hinaus, wird auf Corrie geschossen. Die Kugel geht durch die Windschutzscheibe, richtet aber sonst keinen Schaden an. Und zudem geht dann noch ein Feuerteufel an sein böses Handwerk. Dabei hinterlässt er einige Leichen. Pendergast übernimmt auch hier die Ermittlungen, fährt aber zurück nach New York, wo er weitere wichtige Nachforschungen anstellt.

Puh, wie sag ich es den Fans? Für den Fehler, dass hier schon ziemlich am Anfang mal wieder Namen vertauscht werden, können die Autoren nichts. Aber dass sie aus einer interessanten Konstellation dann einen Thriller fabrizieren, den ein Jack Reacher (Ja, kommt jemand in einen Ort und klärt ein Verbrechen, bevor er wieder verschwindet, so ist auch dieses Buch) in kürzester Zeit beendet hätte, der doch viele Elemente enthält, die mich wenig begeistern konnten. Sicher, Preston/Child lassen immer mal wieder etwas Mystery in ihren Romanen zum Zuge kommen, doch die Pendergast-Trance war dann wohl doch eher dem Umstand geschuldet, dem Buch einen schnellen und vor allem minimal erklärbaren Schluss zu geben. Unschön. "Attack" ist zwar picke-packe voll mit Bösen, mit Karikaturen und einigen platten Klischeefratzen (Immer wieder dasselbe Spiel: gut ist hübsch, mutig und clever. Böse ist der unscheinbare, häßliche oder gierige Mensch.), hat aber sonst nicht wirklich viel zu bieten. War ich doch schon froh, endlich mal ein Buch ohne Familie und besonders Constance in Händen zu halten, mal wieder einen ordentlichen Fall für den speziellen Spezialagenten, dann wird es durch eine recht simple und billige Story torpediert. Die Lösung(en) sind für die meisten eifrigen Krimileser schnell zu erkennen, die Holmes-Story, mit der sie wohl für diejenigen, die es noch nicht gemerkt haben, ihren Helden als den modernen Holmes etablieren wollen (?), macht es auch nicht besser. Anfangs spannend, teilweise sogar mit Action und Tempo versehen, ist dieser Thriller leider doch nur Allerweltsware mit einem Zuckerende und einem schier in allem überlegenen Pendergast (Diese Schilderung als Überfigur ist auch Schuld daran, dass ich seinen Lieutenant D'Agosta eher schätze als den Fibbie aus Langeweile und mit zuviel Geld). Also gibt es hier und da Kitsch, eine Story, die man leicht umgearbeitet auch für einen Jack Reacher und eine Backwood-Story nutzen könnte und einigen Leerlauf, der abgesehen vom Anfang einiges an Spannung und Thrill vermissen lässt. Ich freu mich auf den nächsten Gideon Crew, nicht auf Pendergast. Und ein neuer Stand Alone sollte vielleicht auch mal wieder kommen. Tja, wenn Lincoln Child mal wieder ein Solowerk schreibt, bin ich auch bei. Der Aufbau ist da zwar immer derselbe, sie sind auch recht vorhersehbar, aber wenigstens einigermaßen spannend und nicht zu sehr auf Supermann in Trance abgezielt. "Attack" geht so, kann man lesen, muss man aber nicht. Vielleicht war auch meine Erwartungshaltung schlicht zu hoch. 440 Seiten.

Jerry Garcia

5 Oktober 2014, 19:38:47 #569 Letzte Bearbeitung: 11 Oktober 2014, 20:37:10 von Jerry Garcia


Max Barry. Zwei Männer haben Wil Parke entführt. Sie sagen, sie brauchen seine Hilfe. Sie sagen, es tobt ein geheimer Krieg, den nur Wil zum Guten wenden kann. Sie sagen, er hat die Pläne des Feindes schon einmal durchkreuzt. Aber Wil kann sich an nichts erinnern.

Wil ist nur ein einfacher Arbeiter, der nur seinen Job erledigen und seine Ruhe will. Alltagsdasein halt. Doch dann wird er eines Tages am Flughafen in einer Toilette von zwei Typen attackiert, die ihm auch noch eine Nadels ins Auge stechen. Gespräche sind in der Sitaution sinnlos, Fluchtversuche leider fruchtlos. So schleifen und ziehen die Männer den ziemlich betäubten Wil Richtung Flughafenausgang und wollen ihn  in einen wartenden Wagen stecken. Trotz all seiner Probleme mit dem Augenlicht und dem Gleichgewicht kann sich Wil den Typen entreißen und wegrennen, wenn man sein Gestolpere denn so bezeichnen kann. Er schafft es auch, den Wagen seiner Freundin zu erreichen, die auf ihn wartet. Doch sie fährt nicht los, obwohl er sie anfleht. Also schafft es einer der Männer, ihn wieder aus dem Auto zu ziehen und in einen Truck zu verfrachten. Plötzlich tauchen auch noch Verfolger auf, von denen eine als Raine bezeichnet wird. Schüsse fallen, es gibt Tote und zu allem Unglück rast auch ncih die Freundin von Wil mit vollem Tempo in den Truck. Nach diesem Fiasko sind nur noch Wil und einer der Typen, er nennt sich Eliot, übriggeblieben. Die Hatz geht weiter.
Die Obdachlose Emily verdient sich ihren Lebensunterhalt mit kleinen Gaunereien und illegalen Kartentricks. Eines Tages wird sie von einem Finsterling namens Lee angesprochen, der sie für ein Projekt rekrutieren will. Nicht auf Emilys Tagesplan. Also haut sie ab. Ein Entkommen auf Zeit. Man schnappt sie und sie kommt in ein Internat. Dort wird sie Tests unterzogen und dann in einen straffen Unterrichtsrhythmus eingeteilt. Vieles von dem, was man ihr dort beibringt erscheint ihr im ersten Anschein unsinnig, gibt es doch Regeln, die sie noch nie gehört hat und die sie gerne umgehen würde. Lehrer wie Schüler scheinen alle unter Nicknames zu agieren, keiner ist echt, gibt etwas von sich preis. Und wohin das alles führen soll, erfährt Emily erst recht nicht.

"Lexicon" ist einerseits ein typischer Barry, aber auf der anderen Seite ist das Buch irgendwie unübersichtlich, entfernt vom Mainstream war Barry ja schon immer gerne, ebenso wie er Kapitalismus, Marktwirtschaft oder Globalisierung kritisiert, aber hier wird es echt verzwickt. Fängt der Roman noch verhältnismäßig thrillertypisch an, wird der Leser bald eines Besseren belehrt. Um was es wirklich geht, bleibt lange verborgen. Das Geheimnis um die abgesperrte Stadt wird nicht in wenigen Sätzen erklärt, die auf verschiedenen Zeitebenen verlaufende Geschichte tut ein Übriges dazu, dass man der Sache besser konzentriert folgt, um nicht den Faden zu verlieren. "Lexicon" von Max Barry dreht sich um die Macht der Worte. In allen Bereichen. Mit Umfragen werden Daten gesammelt, wie man den Kunden oder Wähler besser erreicht, soziale Netzwerke genutzt, um Bewerber auszusieben (Beispiel: Ein Bewerber beim Einstellungsgespräch. Sein möglicher künftiger Chef hält ihm seine Facebook-Einträge vor und stellt ihn nicht ein, weil er unzuverlässig sei. Aber doof ist der Bewerber nicht. Also löscht er alle seine Einträge wo immer er sie auch gemacht hat und geht zu einem anderen Interview. Meint der Mann aus der Personalabteilung: "Sie sind in keinen sozialen Netzwerken vertreten?". Als der Bewerber das vermeint, wird er aber auchn ciht eingestellt, denn wer nichts von sich presigibt, hat sicher was zu verbergen und ist suspekt.). Man lernt vieles über die Medienwelt (auch Dinge, die schon bekannt sind), über deren Gebrauch des Wortes, wie Politiker ihre Worte in die Waagschale werfen, damit ein Ergebnis zu ihren Gunsten ausgeht, wie man Lügen hinter Worthülsen versteckt und dass genau zu solchen Zwecken Managerseminare stattfinden, die dort lernen, wie man Mitarbeiter und Menschen anhand von Worten katalogisieren kann, sie in Kategorien einteilt und aufgrund der Ergebnisse hin und her schiebt und manipuliert. Und ja, wie man mit Worten auch Gutes tun kann. Man geht nach Asien in arme Länder und unterrichtet die Kinder. Selbstverständlich nicht in ihrer Heimatsprache, sondern in der die einem am ehesten selbst von Nutzen ist. Deshalb spricht heute ein Großteil der Welt Englisch. Zuviele Sprachmissionare. Bei Max Barry gibt es nun auch noch Organisationen, die eine mächtige Form der Sprache beherrschen und die sich wegen ihr und einem ganz bestimmten Wort bis aufs Blut bekämpfen. Sie nennen es Blankwort. Was ein Blankwort ist, wird erst gegen Ende verraten. Es kann aber vieles ausrichten bzw. anrichten. Und ganz nebenbei erfährt der Leser, wie sich die Bedeutung eines Wortes im Laufe der Zeit (Ob nun von jemand so beabsichtigt oder nicht) verändern kann). Dies alles ist eingebettet in eine rasante, clevere und innovative Geschichte, die neben dem Sprachgefühl, der Art andere Menschen zu durchschauen auch mit einer ordentlichen Portion Action angereichert ist. Es passiert viel, man muss aber auch mitdenken und ich glaube, einer weitere Lektüre dieses Werkes würde immer neue Facetten zutage fördern, über die sich eine Diskussion (mit Worten) lohnen würde. Max Barry in Bestform, hochintelligent und extrem unterhaltsam. Und weit weg von Massenware und irgendwelchen Biografien diverser EX-Promis aka Schluckspechtbeichte. 460 Seiten

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