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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



Jack DuBrul. Die USA haben beschlossen, sich von fremden Öllieferungen frei zu machen. Alaskas Ölvorräte und alternative Energiequellen sollen dabei helfen. Doch es gibt mächtige Gegner, die den Plan zunichtemachen wollen. Im Bündnis mit alten KGB-Seilschaften entwickeln einige Ölstaaten den Plan, die Alaska-Pipeline zu sprengen. Nur nit einem haben sie nicht gerechnet: Philip Mercer, Geologe und Ex-Elitesoldat, ist entschlossen, die Katastrophe zu verhindern.

Mercer ist mit den drei Smalls beim Fischen, was natürlich nicht ohne zünftiges Besäufnis stattfinden kann. Trotz ihres immensen Katers fahren die vier Bekannten raus. Doch in einer Bucht entdecken sie ein Boot, das auf Grund gelaufen und schwer angebrannt ist. Mercer steigt über und findet mehrere Leichen und zudem ein Stahlteil, auf dem noch teilweise eine Beschriftuzng zu erkennen ist. Der Angelausflug ist vorbei und der Fund wird der Polizei gemeldet. Mercer fliegt zurück nach Washington und einer der Smalls nach Kalifornien. Die anderen beiden bleiben in Alaska, was ihr Todesurteil ist. Aber nicht nur sie stehen auf der Abschussliste: Auch Mercer soll nach Willen des Auftraggebers und Hintermannes eliminiert werden. Der Mordversuch misslingt, Mercer kann den Angreifer töten. Da man einen ortsansässigen Gangster angeheuert hat, soll keine Spur zu den Verschwörern führen, doch Mercer denkt sich seinen Teil dann, als er erfährt, dass zwei der Smalls in Alaska getötet wurden und auch der in Kalifornien seine Verwandten nicht lange überlebte. Er selbst geht in der Zwischenzeit auf eine Party des Ölmagnaten Max Johnston, um dort feststellen zu müssen, dass dessen Tochter eine Aktivistin im Umweltschutz ist, die ihn verbal schon einmal attackiert hatte. Hindert die zwei natürlich nicht daran, sich näher zu kommen. In Mercers Wohnung werden sie dan von zwei Killern attackiert, die der Geologe ausschalten kann. Nach und nach entwickelt sich ein mörderisches Spiel um die Ressourcen der USA und in das verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Zielen verwickelt sind, die aber zusammenarbeiten. Da werden Anschläge auf einen saudischen Prinzen, der eher dem Westen geneigt ist, in London arrangiert, Tanklastzüge auf vereister Straße in einen Abgrund rangiert, Supertanker von Terroristen gekapert, die mit dessen Versenkung vor Alaskas Küste ebenso eine Umweltkatastrophe auslösen wollen, wie mit der Sprengung einer Pipeline, die quer durchs Land führt. Und mittendrin Mercer, der immer wieder nahe der totalen Vernichtung agiert.

Anfangs könnte man fast glauben, dass Jack DuBrul nach einer Checkliste diverse Attribute aus den Romanen von Clive Cussler abarbeitet, was ihm möglicherweise ja auch Jahre später den Job des Vertragsautors für dessen Juan Cabrillo-Reihe eingebracht hat. Sein Mercer hat ebenso wie dessen Dirk Pitt eine unheimlich anziehende Wirkung aufs weibliche Geschlecht, ist clever, gutaussehend, mutig, reich und immer am Ort des Geschehens. Hinzu kommt ein Tupfer moderner Indiana Jones und fertig ist der Serienheld. Fast. Doch dieser Mercer ist dennoch nicht der makellose Übermensch-Typ, den Cussler sich in Pitt vorgestellt hat. Und er geht gegen seine Feinde auch härter vor als man es aus dem Hause Cussler gewohnt ist. Im Gegensatz zu seinem Debüt sind hier alle Parteien bekannt, jeder weiß, wo er zu stehen hat, auch wenn die Ziele unterschiedlich sind. Und Jack DuBrul lässt es wieder ordentlich krachen. Etliche Actionsequenzen, die auch keine Rücksicht auf liebgewonnene Helfer des Protagonisten nehmen, treiben die Story um den Kampf um die Ressourcen und die Herrschaft im Nahen Osten voran. Humor wird hier kaum geboten und auch die coolen Sprüche kommen den Figuren, die nicht mit sonderlich viel Tiefgang gezeichnet wurden, nicht flott über die Lippen. Aber "Eisiges Inferno" ist wie "Brennende Wellen" und "Havoc" ein weiterer Beweis, dass der Autor besser ist als sein derzeitiger "Arbeitgeber". Aber einen gravierenden Mangel hat das Buch, den man dem Verfasser zuschreiben muss: Seine Erklärung, die er Mercer äußern lässt, wenn es um die Ausbeutung des Blauen Planeten geht, ruft bestenfalls ein Kopfschütteln hervor. Damit konfrontiert, dass man doch die Erde und die Umwelt zerstört, wenn man sie ständig anbohrt, sprengt oder giftige Chemikalien ablagert, kommt die Antwort wie folgt: Die Erde fordert uns ja heraus. Sie schickt uns Wirbelstürme, Vulkanausbrüche, Erdbeben usw. Dafür bestrafen wir sie mit der Ausbeutung ihrer Ressourcen und Zerstörung der Umwelt. Meine Güte. Der zweite Lapsus ist nicht dem Autor anzukreiden: Namensverwechslung (Aus Riggs wird plötzlich Briggs usw.) und etliche Fehler in Rechtschreibung oder vom Druck her, sind beim Lesen oft lästig und störend. Abgesehen davon ist "Eisiges Inferno" temporeiche Actionunterhaltung, von der es hoffentlich noch mehr geben wird. Der Preis für das Buch nmit 5,99 Euro der Druckversion ist ebenfalls sehr akzeptabel und lässt die Fehlerquote etwas verschmerzen. Wer Clive Cussler und die Cabrillo-Serie schätzt, wird hier bestens bedient. Ca. 655 Seiten.

Jerry Garcia



Will Jordan. Der Absturz des Black-Hawk-Helikopters in Afghanistan ist schon schlimm genug. Doch an Bord befand sich ein hochrangiger Geheimnisträger der CIA. Wenn die Informationen in seinem Besitz an die Öffentlichkeit gelangen, würde das die ISAF-Allianz zerschlagen und Afghanistan dem Chaos preisgeben. Ryan Drake wird angeheuert, den Mann aufzuspüren und die Informationen sicherzustellen. Ein Routineeinsatz. Doch unvermittelt taucht die ehemalige CIA-Agentin Maras auf, die mit Drakes Schützling noch eine eigene Rechnung offen hat.

Es beginnt mit dem Abschuss des Black Hawk. Beim Absturz wird die Besatzung getötet, ein weiterer an Bord befindlicher, den Soldaten unbekannter Mann wird entführt. Stunden später wird Ryan Drake aufgefordert, sich aus seinem Einsiedlerdasein zu befreien und wieder zu arbeiten. Als ihn die Nachricht erreicht, sitzt er mit Frost bei Keegan auf der Veranda und schaut dem beim Verwandeln von Burgern in Kohle zu, was Keegan als Grillen bezeichnet. Er wird mit den beiden zusammen in die Zentrale beordert und dort dazu verpflichtet, den Vermissten aus seiner misslichen Lage zu befreien. Nach einem schier Ewigkeiten dauernden Flug erreichen sie bald die Basis in Bagram in Afghanistan, wo ihnen die Forensikspezialistin Samantha "Sam" McKnight zugewiesen wird, mit der sich Keegan auf den Weg zur Absturzstelle macht. Dort angekommen finden sie einige Mitglieder einer privaten Sicherheitsfirma vor, die die Maschine bewacht und verhindern soll, dass Spuren vernichtet werden. McKnight kann gerade noch feststellen, dass der Anschlag wohl mit einer Stinger verübt wurde, als sie aus dem Hinterhalt von einem Scharfschützen unter Beschuss genommen wurden. Hätte Keegan sie nicht aus der Schußbahn gerissen, wäre sie jetzt tot. Doch auch Keegan hat Erfahrung mit gezielten Schüssen auf große Entfernungen. Es gelingt ihm, den Attentäter auszuschalten, aber jetzt wollen die Sicherheitsleute so schnell wie möglich weg und sprengen die Überreste des Black Hawk, damit sich nichts mehr dort befindet, das die Gegner vielleicht gegen sie benutzen könnten. Mittlerweile wird der Taliban Kourash von seinem Mentor aufgefordert, Drake aus dem Weg zu räumen. Drake weiß nicht, dass diese Entführung auch dazu diente, ihn nach Afghanistan zu locken, um ihn zu eliminieren. Und dann erhält er auch noch einen Anruf, mit dem er sicher nicht gerechnet hat: Maras aka Anya. Sie verabreden sich zu einem Treffen, das nicht den gewünschten Ausgang hat. Als Maras nach dem Treffen von zwei Typen verfolgt wird, die sie vermutlich entführen wollen, erledigt sie beide auf ihre Art. Und Drake sucht weiter mit Frost und seinen anderen Kollegen nach Hinweisen, wo der gekidnappte CIA-Mann Mitchell gefangen gehalten werden könnte und von wem überhaupt.

Will Jordan beweist recht schnell, dass er einen feinen Sinn für Humor aufzuweisen hat (George Bush Center for Intelligence bezeichnet er als Widerspruch an sich und auch die Anspielung "Ich bin zu alt für diese Scheiße" ist sehr gelungen und nicht einfach platt wiedergekäut), aber auch anscheindend den Methoden der USA durchaus kritisch gegenüber zu stehen scheint, wenn er die Geheimgefängnisse erwähnt, wo man die Menschenrechte doch so leicht ausser Kraft setzen kann und die "Ersatzsoldaten", die Amerika dann gegen Cash seine Kriege ausführen lässt, womit keiner der Politiker mehr tote Soldaten in den Medien erklären muss. Man kann immer schön behaupten, die Truppen seien abgezogen und es würden keine amerikanischen Soldaten mehr in Särgen nach Hause gebracht. Mit den Gedanken von Drake an Anya - und deren späterem Auftauchen - bringt Will Jordan auch eine emotionale Komponente in die Story ein, die sich auch auf die Ereignisse im Vorgänger "Mission Vendetta" ("Redemption") beziehen, aber er lässt diese Momente nicht die eigentliche Geschichte überdecken, sondern lässt ihnen eher wenig Raum. Sie reichen aber auch aus, um den Beweis anzutreten, dass Drake nicht der eiskalte Krieger ist, den man erwarten könnte, sondern ein normaler Mensch mit Gefühlen, der in einer harten Welt der internationalen Krisen überleben muss. "Der Absturz" ("Sacrifice") ist ein temporeicher, hochspannender Thriller aus der Welt der Geheimdienste, in der längst nicht alles so ist, wie es den Anschein hat. Sehr kurzweiliger Kracher mit höchstem Unterhaltungswert, der die schon im Vorgänger dargebotene Klasse tatsächlich noch einmal zu steigern weiß. Ich würde ja behaupten, das sich jetzt nach diesem Buch zu einem Fan-Boy geworden bin, aber wenn ich mir das Geburtsjahr des Autors (1983) so anschaue, bin ich eher ein Fan-Grand Pa. Und zwar einer, der jetzt schon begierig auf das dritte Buch "Betrayal" in deutscher Ausgabe wartet, dessen interessanter Plot anscheinend auf hier begonnenen Handlungslinien basiert. Für Freunde von gepflegten Actionthrillern den Sphären eines Vince Flynn ist auch dieser zweite Streich von Will Jordan einfach nur Pflichtprogramm. Insofern klare Kaufempfehlung!!! Rund 575 Seiten.

Jerry Garcia

15 Oktober 2014, 19:20:07 #572 Letzte Bearbeitung: 16 Oktober 2014, 13:00:29 von Jerry Garcia


Russell Blake. Codename: Jet. Alter: 28 Jahre. Jet war einst des Mossads tödlichste menschliche Waffe, bis sie ihren Tod vortäuschte, um diese Identität für immer zu begraben. Aber die Geheimnisse der Vergangenheit lassen sich nicht einfach abschütteln. Als ihr neues Leben auf einer ruhigen Insel von einem brutalen Angriff bedroht wird, muss Jet zu ihrer geheimen Existenz zurückkehren, um die zu retten, die sie liebt. Eine wilde Achterbahnfahrt voller schockierender Wendungen beginnt.

In einem Land in Mittelamerika wird ein wird ein Mann von einem Sniper beim Verlassen eines Regierungsgebäudes eliminiert. Dann springt die Handlung nach Trinidad/Tobago, wo Maya in der Hauptstadt ein Internetcafe führt. Sie will den Laden gerade dichtmachen, um ebenfalls an den Feierlichkeiten teilzunehmen, die draußen ihren fröhlichen Klang ertönen lassen, als sie von drei schwerbewaffneten Typen überfallen wird. Schnell merkt sie, dass die Kerle Profis sind. Nicht nur wegen ihres Vorgehens sondern auch hinsichtlich der professionellen Ausrüstung und Bewaffnung. Ihr ist sofort klar, dass die Kerle nicht allein gekommen sind und sie verlässt ihren Laden und versucht im Getümmel des Karnevals zu entkommen. Das gestaltet sich aber nicht so einfach, sind ihr doch schon weitere Verfolger auf den Fersen. Sie kann zwar welche davon ausschalten und sich ihrer Waffen bedienen, muss sich aber weiter ihrer erwehren, da schon bald ein Wagen mit Killern darin auf sie zurast. Mit einem wahren Sperrfeuer setzt sie auch diese Kerle außer Gefecht und entkommt schließlich nur mit einigen Kratzern versehen ihren Häschern. Jetzt muss sie aber unbedingt die Stadt und am besten auch die Insel verlassen. Im Hafen klaut sie sich ein Schnellboot und macht sich auf den Weg Richtung Venezuela und lässt sich dabei auch nicht von einem Boot der Küstenwache aufhalten, das sogar auf sie feuert. Da sie nachts in Venezuela an Land geht, ruht sie sich erst einmal aus und lässt dabei die letzten Jahre Revue passieren - Einsätze sowie auch private Verbindungen, die sie verbotenerweise zu ihrem Mentor eingegangen ist. Am nächsten morgen dann macht sie sich auf den Weg nach Caracas, um von dort aus das Land zu verlassen. Ihr Plan sieht vor, ihr altes Team aufzusuchen, denn nur von dort kann sie verraten worden sein. Sie will mit Rain beginnen, der im Jemen mit einer langwierigen Infiltration beschäftigt ist, kommt aber nur zur rechten Zeit, um zu sehen, wie sein dortiges Domizil wohl mit ihm darin durch eine heftige Explosion zerfetzt wird. Also direkt in die Höhle des Löwen nach Israel. Dort muss sie aber auch feststellen, dass das Haus und sichere Versteck ihres Mentors Ariel/David ebenfalls kompromittiert und überfallen wurde. Die Polizei fand vier Leichen, wurde aber auch von einem Nachbarn informiert, dass ein scheinbar verletzter Mann geflüchtet sei. Sie ahnt, dass dies der gut ausgebildete David gewesen sein muss und wo er mit dieser Verletzung wohl hingehen wird. Sie findet ihn in einem Ferienhaus eines mit ihm befreundeten Arztes, der David versorgt hat. Gemeinsam wollen sie nun den Geschehnissen auf den Grund gehen. Von dem ersten Mord in Belize und den folgenden Taten weiß Jet bis dahin ebensowenig wie von weiteren Überraschungen, die noch folgen werden.

Allein schon das Titelbild erregte schon einmal meine Aufmerksamkeit. Girls with guns zieht eben immer. Und die Umschlaggestaltung mit der Klappenbroschur, die schon einige Kritik erntete, ist ja mal nur genial. Und ja, die Praktibilität ist auch gegeben. Zum Lesen knickt man die Falz hinten im Buch einfach um und nichts stört beim Genuss des Buches. Und das legt von Beginn an so richtig feurig los, der Body Count ist fast schon enorm und lässt eigentlich kaum nach. Ruhepausen gibt es für Protagonisten wie Leser nur wenige und das erste Drittel hetzt den Leser nur so durch die mit praller Action gefüllten Seiten. Und dennoch gelingt es Russell Blake in diesem Actionfeuerwerk noch emotionale Momente unterzubringen, die speziell Jets Charakter vertiefen und beleuchten sowie etwas Menschlichkeit zu etablieren, bevor es wieder auf eine wilde Jagd über Kontinente geht. Und so machen sich Verräter, Verschwörer, russische Oligarchen, wütende Rächer, verschiedene Geheimdienste und gierige Konzerne auf die Jagd nach Mammon oder persönlicher Befriedigung in Form des möglichst qualvollen Todes von Jet an die Vernichtung ebendieser Person, die ihren Plänen im Weg ist. Das führt dazu, dass von den 320 Seiten mehr als zwei Drittel mit einer unglaublichen Rasanz vorangetrieben werden, die nur noch von Matthew Reilly (Schofield) oder Martin Kay (Hannigan) übertroffen wird. Hart und kompromisslos unter Nutzung unterschiedlichster Waffengattungen und Kampftaktiken fightet sich Jet teilweise absolut skrupellos durch die Reihen der Feinde (Headshots sind keine Seltenheit) und dabei immer auf der Hut vor der nächsten Wendung, die ihr den Garaus machen kann. Auch der Leser bleibt in vielen Fällen im Dunkeln, kann sich nicht gleich einen Reim auf die Vorgänge machen - genau wie der Autor es in seinem Vorwort angdeutet hat. Und ebenso wird dann im Laufe der schnellen Geschichte alles zusammengeführt. Exotische oder wahrlich exklusive Locations tun ihr übriges dazu, dass dieser internationale Thriller wie ein Kracher für eine Verfilmung daherkommt. Wie geschaffen für ein höherwertiges B-Movie und am besten noch mit Kristanna Loken in der Titelrolle (Ja, ich weiß, dass die blond ist. Ist dann halt künstlerische Freiheit bei der Adaption.). Als reine Actionunterhaltung konzipiert geht die Rechnung meines Erachtens voll auf. Ein Brett vor dem Herrn, das ich Freunden von zugegebenermaßen nicht sonderlich anspruchsvoller (Wollte ich hier ja auch nicht und war auch wohl nie die Intention von Autor oder Verlag) Lektüre mit Hang zu wilden Shoot-Outs nur ans geneigte Herz legen kann.

Jerry Garcia

19 Oktober 2014, 18:31:44 #573 Letzte Bearbeitung: 21 Oktober 2014, 16:18:04 von Jerry Garcia


Rocky Alexander. Sie nennen es das Qilu-Virus. Es kam aus dem Osten, von irgendwo entlang des Gelben Flusses in China. Es fegte innerhalb weniger Wochen über die ganze Welt und verwandelte normale Menschen in wilde Verrückte. Es gibt nichts, was es stoppen kann. Der ehemalige Boxer Colin Ross ist entschlossen, aus der kleinen Stadt Wenatchee zu fliehen, bevor sie durch das Virus überrannt wird.Dabei muss er überforderte und schiesswütige Polizisten, Horden von Infizierten und den brutalen Wintereinbruch überleben. Im verseuchten Seattle hinterlässt ein Mann namens Rooster einen Pfad sadistischer Gewalt und Mord auf dem Rachefeldzug gegen einen Feind, der noch gefährlicher als das Virus zu sein scheint.

Colin sitzt auf seinem Bett und will sich die Rübe wegblasen, doch bald kommen ihm Bedenken. Was, wenn er nicht richtig trifft? Liegt er dann völlig verblödet und kaum bewegungsfähig rum und wartet auf die Seuche oder wird das Virus besiegt und er muss sein Dasein als Pflegefall fristen, der sich nicht mal den Arsch abwischen kann? Nein, so will er nicht enden. Auch wenn er den Tod seiner Frau noch so sehr betrauert und ohne sie anscheinend nicht leben kann - die Alternative ist schlimmer. Also macht der Boxlehrer sich auf den Weg zu seinem Studio, um die restlichen Vorräte zu holen, die er dort gebunkert hatte. Kaum dort angekommen, schneit auch einer der Schüler, Andre, genannt Dre, herein. Völlig überzogen mit dem frischen Schnee, der draußen die Situation noch verschlimmert. Ross will sich nach Norden aufmachen, wo er einen Unterschlupf kennt und nach einigen mehr oder wenigen Disputen nimmt er Dre mit, fordert von dem aber, dass auch er seinen Teil beitragen muss. Und bald müssen sie sehen, dass die Angelegenheit nicht so einfach ist. Man kann keinem trauen, jeder kann infiziert sein, die Seuche und Mordgier vor dem Ausbruch stehen. Gegenseitige Hilfe gibt es kaum noch und so sind die zwei bald dazu gezwungen, von ihrem Rechtsempfinden Abstand zu nehmen und sich Transportmittel zu klauen. Während sie also im Freien ums Überleben kämpfen hat sich in Seattle ein gerade aus dem Bau entlassener Sträfling bei ehemaligen Kollegen eingenistet. Doch was zu Beginn wie eine fröhliche Feier startet, entpuppt sich durch den Ex-sträfling Rooster bald zu einem Gemetzel. Ohne Skrupel legt er alle seine Freunde um, nachdem er von einem erfahren hat, was er wissen will. Und auf dem Weg zu diesem Ziel hinterlässt er eine Blutspur, weil er jeden umnietet, der ihm begegnet - und zwar nicht nur Infzierte. Diese Wüteriche sind nur nettes Rahmenprogramm. Bald erreicht er eine Kirche und sucht einen Pfarrer namens Gene. Seine Befragung der Kirchenbediensteten oder der Kirchgänger ist für diese schlimmer, als wären sie dem Virus anheim gefallen. Rooter kennt keine Rücksicht, Leben bedeutet ihm nichts. Wer weiß, ob ihn nur die harte Zeit im Knast dazu gemacht. Bald findet er Pfarrer Gene und nachdem der sich erst vehement geweigert hatte, greift Rooster ihn und schleppt ihn gefesselt mit zu seinem unbekannten Ziel.

"Rag Men" ist ein Buch, das von den Gegensätzen der beiden Hauptfiguren und der ständigen Virusbedrohung im Hintergrund lebt. Ein Kampf Gut gegen Böse scheint hier oberflächlich das Geschehen zu beherrschen, aber je weiter man mit der Geschichte vordringt, bekommt das Buch eine unerwartete Tiefe, weil man erkennt, dass nicht jeder Mensch von Natur aus Böse ist. Viele werden durch die Umstände - die Nichts mit dem Virus zu tun haben - erst dazu gemacht. Wir reden hier von Kindesmisshandlung, Gewalt in der Ehe bzw. Beziehung und Alkoholmissbrauch sowie Mord. Ross ist jemand, der sich seinen Glauben ans Leben und das gute im Menschen bewahrt hatte, aber nach einem Schicksalsschlag nicht mehr weiterleben will in diesem Sumpf der Gewalt und des weltweiten sinnlosen Sterbens durch den neuen Virus, den keiner in den Griff bekommt. Natürlich behaupten die Behörden immer noch, alles im Griff zu haben, obwohl sie Infizierte vergasen, ganze Städte abschotten und isolieren (Klingt alles wie heute bei Ebola, wenn einer gebetsmühlenartig runterrattert in Deutshland kann nix passieren, wir sind ja so gut geschützt). Doch statt sich seinem Schicksal zu ergeben, findet Ross wieder einen Sinn im Leben - einen jungen, eher schwächlichen Schwarzen ohne großen Plan. Den will er retten. Rooster ist das genaue Gegenteil. Er ist auf tödliche Rache aus und mordet schon aus reinem Vergnügen. Dennoch haben beide Protagonisten ein Ziel. Und bald treffen sie dort aufeinander. Der Virus und die dadurch ausgelöste Pandemie spielen im Grunde nur den Aufhänger für eine Geschichte, die ihre Emotionen, die aus Vergangenem und einem unschönen Leben ergeben ihre Energie beziehen. Unterbrochen von einzelnen Attacken der tollwütigen Beisser zieht es beide Protagonisten an den gleichen Ort, wo sich das Schicksal mehrerer Personen entscheiden soll. "Rag Men" ist kein obeflächlicher Zombiekracher, auch wenn er es an flotten Szenen nicht mangeln lässt und ordentlich Action bietet. Der Ton ist rau und dennoch menschelt es in allen Ecken, auch wenn es jetzt nicht das tränentriefende Drama aus deutschen Schicksalsromanen ist. Hinter all der reißerisch-gelungenen Action lauert nebern dem Virus auch mehr als nur ein Funke Verständnis - für beide Protagonisten. Und der junge Dre - dem drück man ständig die Daumen, da er allein in dieser neuen, bösen Welt völlig lebensunfähig wäre. Hab ich mich bei "Jet" oder "Mega" noch vor Freunde überschlagen, ist "Rag Men" etwas darunter einzustufen. Action, keine Spur Langeweile und TROTZ dieser gefühlsbeladenen Momente keine Sekunde im Lesefluss gehemmt. Ein gutes Buch in jedem Fall mit einer knappen 8 von 10 also durchaus eine Empfehlung. 320 Seiten.

Nachdem ich den Papst für fleischliche Kost ja schon öfter gewürdigt, nun ein weiterer Verlag, der etwas mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Der Luzifer-Verlag hat sich aus einem ursprünglichen Hobby mittlerweile zu einem ernstzunehmenden Projekt auf dem Literatursektor entwickelt, der nicht die Masse bedient, die ja eigentlich der immensen Werbung und dann aufgrund der sogenannten Bestenlisten wiederum sich selbst folgt. Hier gilt im Massenverkauf auch: Der Kunde weiß nicht, was er will, er will, was er kennt. Also wird er mit Werbung und Informationen zu den preislich teuersten, aber inhaltlich oder vom Anspruch her einem intelligenzlimboähnlichen Literatursegment der Großverlage am Gängelband geführt, wie ein oller doofer Esel zur Schlachtbank. Und selbstverständlich werden auch viele der Werke, die bei Luzifer erscheinen, von den eben erwähnten Großverlagen ignoriert. So gehört der Luzifer-Verlag zu der Gruppe Anbieter, die den geneigten Kunden von denen es viele gibt, mit Kost versorgen, die er sonst vergeblich sucht. Wer wagt es schon, einen reinen Spaßroman wie "Mega" von Jake Bible zu veröffentlichen - und das nicht ohne eine gewisse Erfolgsgeschichte. Von der Sorte gibt es wie z. B. "Jet" noch mehr. Auch dieser "Rag Men" schlägt etliche Massenware um Längen (Hier meine ich die läppischen Taschenbücher zu "The walking dead", die sind sowas von fad.) Und dann kann auch dieser Verlag es sich leisten, ein Abonnement anzubieten, das seinesgleichen sucht: Das Abo ist keine Grundlage für eine Pflichtabnahme. Der Kunde, der sich für das Abo angemeldet hat, bekommt einige Wochen vor Auslieferung eine Mail zugesandt, anhand der er sich in Ruhe überlegen kan, ob er das Buch denn will. Falls nicht, setzt er eben mal kurz aus, ohne dass er das Abo erst kündigen und später wieder aufleben lassen muss. Also völlig ohne Umstände. Und wer sich für das Abo entscheidet, bekommt die Bücher zu einem Vorzugspreis (derzeit 9,95 Euro).
Als ich hab es gemacht, sonst würd ich nicht so hier vor mich hinblubbern. Aber nicht nur Steffen Jannssen widmet sein Herzblut den Wünschen der Kunden und dem Ziel, richtig feine actionreiche Spaßbücher auf den Markt zu bringen, denn auch mit seinem Cover-Illustrator Michael Schubert hat er jemanden an der Hand (Oder vielleicht auch "in der Hand?", hehe), der Titelbilder zustande bringt, wegen denen allein ich schon bei diversen Werken zugegriffen hätte. Und er muss ja auch passende Bilder zu Romanen von Jake Bible, Tim Curran, Greg F. Gifune oder anderen so aussehen lassen, dass der Kunde aufmerksam wird. Gelingt, der Herr. Und um mal einen Spruch zu nehmen und zu zitieren, den mit Herr Janssen auf ne blöde Frage meinerseits unt die Nase rieb: Zitat - Meine Bücher sind gehobene Fachliteratur für den Fass was wäre, wenn...Zitat Ende. Die hatte ich mir ob der gestellten Frage echt verdient. Insgesamt ist auch der Luzifer-Verlag einer, dem ich Treue schwöre und den ich auch völlig bedenkenlos an die illustre Band um Scarcrows Area und den treuen Lesern als Einkaufshort für gute Endzeitliteratur und Action mit Viecherhorror empfehlen kann.

Dieses Review wurde musikalisch unterstützt von Social distortion und "Hard times an nursery rhymes".

Jerry Garcia



Nick Cutter. Ein Mann strandet an einer einsamen Insel vor der kanadischen Küste. Er ist ausgemergelt, dünn, wirkt mehr tot als lebendig. Und er hat Hunger - einen unstillbaren, schmerzhaften Hunger. Auf der Insel findet er eine Scout-Truppe vor. Die Scouts merken schnell: Der Fremde ist krank, todkrank. Egal, wie viel er isst, sein Körper fällt mehr und mehr in sich zusammen. Und dann sehen sie, dass sich etwas unter seiner Bauchdeke bewegt. Während die Scouts überlegen, was zu tun ist, bemerkt ihr Leiter, dass ihn plötzlich ein nie gekannter Hunger quält.

Ein Mann bestellt in einem Diner die Karte rauf und runter, verschlingt alles und verschwindet immer noch hungrig. Dabei klaut er den Wagen der Bedienung und fährt Richtung Meer, wo er am Ufer ein Boot entwendet und rausfährt zu der einsamen vorgelagerten Insel. Dort ist eine fünfköpfige Scout-Gruppe mit ihrem Leiter gerade dabei, ihr Camp aufzuschlagen, als sie den Mann mit seinem Boot am Strand entdecken. Da sie ohne moderne Kommunikationsmittel (Bis auf ein Funkgerät)   unterwegs sind und erst in wenigen Tagen wieder abgeholt werden sollen, müssen sie sich eigenständig um den Mann kümmern, der ihr einziges Funkgerät zerstört hat, als sie ihn in die Hütte holten. Und dann beginnt das große Fressen. Tim, der Leiter, ist im Berufsleben Arzt und will sich den Mann genauer ansehen, um ihm zu helfen. Doch was er vorfindet, lässt ihn erblassen. Der Fremde erholt s ich nicht mehr und stirbt, aber dafür wird nun Tim von einem unbändigen Heißhunger geplagt. Ab diesem Zeitpunkt sind die Jungen im Alter von 14 Jahren auf sich allein gestellt. Die unterschiedlichen Charaktere und Freunde müssen sich nun zusammenraufen, um der Bedrohung Herr zu werden. Und während sie auf der abgelegenen Insel um ihr Leben kämpfen, wird die Umgebung von Polizei und Armee abgeriegelt. Nichts und niemand darf zu der Insel vordringen, selbst Seevögel, die von der Insel Richtung Festland fliegen, werden von Scharfschützen vom Himmel geholt. Die Jungs sperren ihren Leiter sicherheitshalber in einen Schrank, doch zu spät: Einer von ihnen ist schon befallen. Sie können zwar auch ihn überwältigen und wegschließen, aber jetzt beginnt es untereinander zu kriseln, weil man sich nicht über die weitere vorgehensweise einig wird und Hilfe vom Festland nicht zu erwarten ist.

"Das Camp" wird vom Verlag als Thriller dargeboten, ist aber lupenreiner Horror mit einer Coming-of-age Story. Das Ende der Kindheit ist nah. Und wie sieht es mit dem Leben aus? Nach der ersten Begegnung mit dem Grauen nimmt der Autor sich Zeit, die Jungs vorzustellen und den Figuren Leben einzuhauchen. Dass dabei einige Klischees zum Vorschein kommen, macht das Buch
keinesfalls schlechter. Cutter zeigt, dass sich die Freunde, die sich schon so lange miteinander rumtreiben, nicht wirklich kennen. Erst die Bedrohung zeigt, wer wirklich wie gepolt ist und wer zu seinen Freunden steht. Und so entwickelt sich bald nicht nur der Kampf gegen das Monster aus dem Leib des Fremden, sondern auch das Monster in ihrer Mitte. Der Autor gibt freimütig zu, sich die erklärenden Einschübe zur Story bei Stephen King abgeguckt zu haben, die dem Leser die Zusammenhänge erklären, die den Jungs auf der Insel fehlen. Was dem Buch abgeht, ist ein ordentlicher Spannungsbogen. Zu viele Handlungen sind vorhersehbar, manches schon oftmals gelesen oder gesehen. Überrascht war ich denn auch über einige blutrünstige und eklige Härten in der Geschichte, aber wirklich grausam und betroffen machend war die Szene mit der Schildkröte. Insgesamt ein recht guter Beitrag zum Erwachsenwwerden und sicher kein Jugendbuch, wie sie derzeit wie Sand am Meer in immer schnellerem Rhythmus erscheinen. Ein stellenweise brutaler Beitrag zur Jugendthematik im Horrorgewand mit einem Hintergrund, der die Menschheit nicht sonderlich gut aussehen lässt. Stilistisch gelungene Story, die auch die Beziehungen der Protagonisten untereinander kritisch beäugt und die Bedrohung als Auslöser für diverse Veränderungen nutzt. Das Ende entlässt den Leser dann in die Bereiche seiner Fantasie, in der er sich ausmalen kann, was womöglich von der Insel aufs Festland geflüchtet ist und was der einzige Überlebende nach dem Verlust seiner Freunde nun anfangen will. Wer es nicht ganz so derbe wie bei den auf extremen Horror spezialisierten Verlagen mag, aber auch nicht auf blutige Details verzichten will, die möglichst mit einer brauchbaren Handlung und etwas Tiefgang serviert werden, der kann hier ruhig zugreifen. "Herr der Fliegen" als Horrorkost könnte man "Das Camp" umschreiben. 465 Seiten.

Jerry Garcia



Don Winslow. Die ganze Stadt ist Aufruhr: Die siebenjährige Hailey ist spurlos verschwunden. Vom Täter keine Spur. Einzig Frank Decker glaubt, dass das Mädchen noch lebt, irgendwo versteckt. Er ist der typische Cop, wortkarg und unbestechlich. Doch was niemand ahnt: Er hat ein weiches Herz. Für seine Ex-Frau und die Opfer der Verbrecher. So macht er sich mit unerbittlicher Konsequenz auf die Suche nach Hailey. Er kündigt schließlich sogar seinen Job, packt das Auto voll und folgt einem vagen Hinweis, der ihn nach New York führt. Denn hat er sich einmal in einen Fall verbissen, lässt er nicht locker, bis er ihn - egal wie - gelöst hat. Er ist ein besessener Kämpfer gegen das Unrecht, ein Getriebener, der Gerechtigkeit sucht.

Frank Decker wird zu einem Fall eines verschwundenen Kindes gerufen. Hailey, FÜNF Jahre alt, ist einfach weg, obwohl ihre Mutter sie nur kurz aus den Augen gelassen hatte. Schnell beginnt der routinierte Ablauf in einem solchen Fall. Zeugen befragen, Nachbarschaft abklappern, die Datenbanken nach Kinderschändern in der Umgebung überprüfen bzw. ob derzeit welche auf freiem Fuß sind, die eigentlich noch sitzen müssten, Familienhintergrund checken. Bringt alles nichts. Schlimm daran ist, dass dadurch auch die alleinerziehende Mutter, trockene Alkoholikerin, in Verdacht gerät. Der Vater des Kindes hatte sich beim ersten Anzeichen von Schwangerschaft blitzartig verzogen und ist auch noch vor drei Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen. Doch nichts deutet nach Franks Ansicht auf die Mutter hin. Die Zeit drängt, da man in solchen Fällen die Kinder nach vierundzwanzig Stunden schon für tot hält. Da wird plötzlich ein zweites Kind, Brittany Morgan, als vermisst gemeldet. Vielleicht der gleiche Täter, ein Serienkinderschänder? Da die Eltern vermögend sind, wird die Suche intensiviert und bald findet man das Kind - tot. Jetzt hat man auch keine Hoffnung mehr für Hailey. Sie greifen sich aber einen bekannten Straftäter, der nach Aussage eines Jungen am Tag des Verschwindens von Brittany durch die Straßen gefahren sei. Sie können ihn sogar mit Brittany in Verbindung bringen und dafür einsacken, aber Hailey hilft das nicht. Decker macht der Fall ebenso zu schaffen, wie seine Eheprobleme. Er und seine (Noch!) Frau leben nur noch nebeneinander her, haben sich außer bei unsinnigen Streitereien kaum noch etwas zu sagen. Laura ist Wirtschaftsjuristin mit Ambitionen Richtung Bürgermeisteramt und will einen Gatten, der vorzeigbar ist und im Polizeidienst Karriere macht, befördert wird. Decker will aber nicht nur als Mann der Bürgermeisterin gesehen werden und auf eine Beförderung ist er auch nicht scharf. Als die Situation sich nicht klärt und er den unbedingten Willen hat, die kleine Hailey zu retten, kündigt er seinen Job bei der Polizei in Lincoln, Nebraska, und macht sich allein auf den Weg durchs Land, um sie zu finden. Er geht Hinweisen nach, die er übers Internet in Foren für solche Fälle erhältund muss die meisten schon bald als Fehlschlag anerkennen. Bis eines Tages ein Hinweis aus New York kommt, der ihn in die Gesellschaft der Models und der Reichen in den Hamptons bringt.

Klappentext mal wieder nur oberflächlich dahingeschludert (Kindesalter, Familienstand Decker) und zudem mit Seitenschinderei und Blindenschrift aufgeblähtes Buch mir nicht einmal 400 Seiten, um einen Preis von 14,99 € zu rechtfertigen. Nach "Vergeltung" ein weiteres Buch von Don Winslow, dem Verlagshopper, das sich um einen Allerweltsfall handelt. Sorry, aber nach Büchern wie "Frankie Machine" oder "Tage der Toten" bin ich wohl zu verwöhnt. Sicher, das Ganze liest sich flugs in einem Zug durch, obwohl er von seinem stakkatoartigen Stil etwas abgewichen ist, ist aber auch recht konventionell und bietet wenig Überraschungen. Das Thema ist zwar düster, aber viel Tiefgang ist nicht zu erwarten, die Charakterzeichnung ist - abgesehen von Decker - ähnlich oberflächlich wie der Klappentext, bietet einige Klischees und den gewohnten - kleinen - Seitenhieb Richtung Politiker. Viel mehr als seichte und leicht zu konsumierende Mainstreamunterhaltung wird hier leider nicht geboten, aber wer es in diesem Stil mag, wird dann auch ordentlich bedient. Die Kapitelenden sind clever gesetzt, animieren zum Weiterlesen, einige (falsche) Fährten werden gelegt, was die Spannung hebt und die knappen, aber nicht so temporeich wie früher dargebotenen Sätze sind ebenfalls für einen Page Turner gut. Netter, unangestrengter Krimi für nebenbei mit einem Landei-Polizist in der Großstadt. Irgendwie frage ich mich, ob es nicht wirklich ein Zeichen ist, dass die beiden Bücher "Vergeltung" und "Missing. New York" in den USA weder erschienen sind, noch irgendwo gelistet werden. Nichtsdestotrotz freue ich mich auf die angekündigte Fortsetzung zu "Tage der Toten", in der Don Winslow dann hoffentlich wieder seine Klasse beweist, die er erwiesenermaßen hat. Das hier ist leider weniger alte Klasse, sondern viel näher an der Massenware als von mir erhofft. Kann man sich kaufen, aber eine Pflichtempfehlung für den Nachttisch ist es nicht. Schade.

Ich zitiere hier mal eine Rezi zum Buch bei Amazon:

Zitat Anfang: Rezension bezieht sich auf: Missing. New York: Roman (Broschiert)
Habe das Buch noch nicht gelesen, aber die Inhaltsangabe klingt sehr spannend.
Don Winslow schreibt einfach Klasse, testet den Schriftsteller einfach mal. Zitat Ende.

So formuliert könnten meine Rezis doch sicher auch künftig aussehen, oder? Nicht so viel Text. Ist ja eklig ein Buch erst zu lesen, bevor man es beurteilt.

Jerry Garcia



Oliver Harris. Bei einer Verfolgungsjagd durch die Londoner City entdeckt Detective Nick Belsey einen Bunker und ein mysteriöses Tunnellabyrinth unter den Straßen der Stadt. Der Verdächtige verschwindet darin spurlos, aber der ungewöhnnliche Ort bringt Belsey auf eine Idee: Am Abmed verabredet er sich dort mit einer jungen Frau zu einem ganz besonderen Rendezvous. Als er seine Begleiterin in der Dunkelheit des Tunnels verliert, ist ihm bald klar, dass sie entführt worden ist. Weil niemand erfahren darf, dass er in den Fall verwickelt ist, ermittelt Belsey fieberhaft und muss seinen Kollegen immer einen Schritt voraus sein. Er liefert sich ein Katrz- und Mausspiel mit dem Entführer, gerät immer tiefer in die Londoner Unterwelt hinein und stößt dabei auf eine eiskalte Rachegeschichte, die bis in die Zeiten des Kalten Krieges zurückreicht.

Belsey wurde nach seinen letzten Eskapaden suspendiert und dann für den Innendienst eingeteilt. Schreibtischarbeit, Papier sortieren. Die wahre Pracht für jemanden, der draußen seine Geschäfte zu erledigen hat. Dennoch hat er einen Dienstwagen, den er manchmal für Ausflüge in die Freiheit nutzt. Und derzeit sitzt er gerade gemütlich darin herum und tarnt seine Wodkaration mit einem Eiscafe und versucht die Stunde bis Feierabend zu vertrödeln. Funktioniert prächtig - bis ein BMW ihn beinahe rammt. Da nimmt Belsey die Verfolgung auf und muss sich eingestehen, dass der Fahrer vor ihm einiges drauf hat. Umso verwunderlicher, als der plötzlich am Kreisverkehr scharf bremst, aus dem Auto hetzt und wegsprintet. Belsey hinterher und bald glaubt er den Typen gestellt zu haben, da der in eine Sackgasse rennt. Tja, falsch gedacht. Der Kerl ist verschwunden und Belsey streunt um das Gelände wie ein lästiger Köter auf Futtersuche. Tatsächöich findet er einen Zugang und auch spuren des Geflohenen. Doch allzu tief kann er in der Finsternis nicht in das Gebäude und die dunklen Gänge eindringen. Aber seine Fundsachen stellen ihn schon fast vollauf zufrieden. Verschreibungspflichtige Medikamente aus den 80-ern, mittlerweile aus dem Verkehr gezogen, aber dereinst bei den Kunden überaus beliebt. Eine wahre Schatzkammer. Und ihm kommt die Idee, hier einen fröhlichen Abend mit der Studentin Jemma zu verbringen, die er bei einer Razzia kennengelernt hatte. Doch beim Erkunden der vielen Tunnelabzweigungen verwschindet das Mädchen plötzlich und trotz intensiver Bemühungen kann er sie nicht finden. Dafür löst er aber den Fall mit den Einbrüchen in eine Bücherei, der ihm von seiner neuen Chefin - und alten Bekannten - aufs auge gedrückt wurde. Nachdem er sich verlaufen hatte, war ihm die Suche nach einem Ausgang vorrangig erschienen und tatsächlich findet er eine alte Tür, die zu dne Kellergeschossen der Bücherei führt und von der Kellerseite aus von einem Schrank verdeckt  wird. So ist der Einbrecher also reingekommen. Vermutlich handelt es sich um denselben Typen, der Jemma entführt hat. Jetzt geht die Suche erst richtig los. Über dieses alte Tunnelsystem, das ganz den Eindruck macht, als wäre es nicht nur ein Schutzbunker, sondern für eine längere, sichere Verweildauer im Falle eines Atomkrieges gedacht, wissen niocht mehr viele Personen Bescheid und etliche davon reden nicht bzw. berufen sich auf Geheimhaltung und Nationale Sicherheit. Man geht davon aus, dass dieser Fremde in den Tunneln noch ein alter Spion aus Sowjetzeiten ist.

Die von mir zum Abschluss von "London Killing" gestellte Frage, ob Belsey lernfähig genug ist, seine kleinen Nebengeschäfte einzustellen und sich zu einem vorbildlichen Polizisten mit entsprechendem Lebenswandel zu entwickeln, wird schnell beantwortet. Mit einem klaren Nein. Vom Außendienst suspendiert lässt er es erst recht locker angehen, gönnt sich seine diversen Schlückchen und hat eine mehr als mangelhafte Dienstauffassung. Kurz Belsey bleibt der Mann für Fettnäpfchen mit Hang zu krummen Geschäften. Der Titel der deutschen Ausgabe "London Underground" passt fast genausogut wie der Originaltitel "Deep Shelter" und ist nicht einfach nur wild zusammengeschustert, bloß um einen englischen Titel durch einen anderen ersetzen zu können. Die Story ist jederzeit spannend und mit einem flotten Tempo versehen, was sich auch bei dem Rätsel um die verborgenen Tunnelsysteme unter London zeigt, wo der Leser von einer Frage zur nächsten geschickt wird und wenn ein Rätsel gelöst scheint, taucht auch schon das nächste auf. Und gerade dabei tauchen dann hin und wieder kleinere Logiklöcher auf, wird es zeitweise etwas unglaubwürdig, doch das hat mich aufgrund der sehr gelungenen Verpackung aus pointiert gesetzten Actionsequenzen und der recht cleveren Art der Ermittlung plus Vertuschung eigenen Fehlverhaltens durch Belsey nicht sonderlich gestört. Der Lesefluss wird durch diesen Thriller ständig hochgehalten und auch nicht durch allzu viele Klischees belastet, die der Story hätten schaden können. Man folgt gespannt dem sympahtischen Mistkerl Belsey, wie er sich durch die Labyrinthe der eigenen Fehlerhaftigkeit und Unmoral sowie der Tunnel unter London und den perfiden Plänen des "Ferryman", wie der Kerl sich nennt, nimmt Teil an seiner Sorge um sich und sogar die entführte Jemma. Nirgends ein Fünkchen Langeweile, dafür aber Hochspannung im gespenstischen Nebel von Londons Untergrund. Wem "London Killing" schon gefallen hat, der wird vermutlich über "London underground" begeistert sein.  Rund 445 Seiten.

Jerry Garcia



James Dashner. Thomas und die anderen Auserwählten haben endlich aus dem grausamen Labyrinth herausgefunden. Aber jetzt warten sengende Hitze, verbranntes Land und ein tödlicher Virus auf sie. Zwei Wochen haben sie, um die Brandwüste zu durchqueren, sonst sind sie verloren. Dabei wird ihnen alles abverlangt, sogar ihre Menschlichkeit. Doch dazu ist Thomas nicht bereit.

Thomas und seine Freunde sind nach der Rettung aus dem Labyrinth verpflegt und untergebracht worden. Thomas unterhält sich in der Nacht noch telepathisch mit Teresa, die von ihnen abgesondert wurde, als der Kontakt abrupt abbricht. Dafür tauchen vor den Fenstern finstere Gestalten auf, die Cranks genannt werden und die anscheinend vollkommen irre sind. Die Gruppe will den Schlafsaal verlassen, doch sie sind eingeschlossen. Sie können aber den Zugang aufbrechen und finden ihre Retter allesamt erhängt vor. Nun starten sie eine Suche nach Teresa, die sie zu einem unverschlossenen Raum führt, an dessen Tür das Schild "Teresa - Verräterin" angebracht ist. Sie verschaffen sich Zutritt, finden dort zu ihrem Erstaunen aber einen Jungen vor, der sich Aris nennt. Thomas misstraut ihm sofort. Dennoch hört er sich dessen Geschichte an. Aris hat das Gleiche durchgemacht wie sie, nur dass er als einziger Junge bei einer Gruppe Mädchen gelandet sein will. Ebenso soll er die Möglichkeit gehabt haben, sich mit einer von ihnen telepathisch zu verständigen. Von Teresa aber weiß er nichts. Nach weiteren unerklärlichen Vorfällen beschließen die Jungen, den Komplex zu verlassen. Dazu müssen sie durch einen Tunnel, wo sie von unheimlichen Dingern angegriffen werden und einige Mitglieder des Teams verlieren und einen Verletzten mit sich nehmen müssen. Als sie endlich eine Luke nach draußen finden, stellen sie entsetzt fest, dass sie in einer Wüste mit höllischen Temperaturen sind. Und ihnen wird auf die gewohnte Art mitgeteilt, dass ihre Aufgabe darin besteht, diese Wüste inm zehn Tagen zu durchqueren, wo sie einen sicheren Hafen erreichen würden, in dem man sie alle von dem Virus "Der Brand" heilen würde. So beginnt eine Odyssee durch glutheißes verbranntes Land, das von Gewittern der heftigsten Art heimgesucht wird und die sie in eine Geisterstadt führt, die nicht so unbewohnt ist, wie es den äußeren Anschein hat. sie werden von einer Gruppe festgenommen, die isch die Cranks nennt. Ihr Anführer teilt ihnen mit, dass seine Leute noch nicht so erkrankt sind, dass sie den Verstand verlieren, dies aber im Laufe der Zeit unweigerlich passieren wird. Um alle zu retten, bietet Tom dem Anführer Jorge und dem Mädchen Brenda an, sie mit in den sicheren Hafen und zur Heilung zu nehmen.

"In der Brandwüste" schließt direkt an den Vorgänger "Im Labyrinth" an und sorgt mit neuen Rätseln für weitere Spannung bei den Protagonisten und die pure Neugier Beim Leser. Auch wenn man den größeren Sinn des Ganzen als Konsument schon in einem kleinen Rahmen erkennen kann, bleibt noch genug an unheimlichen Vorkommnissen, um die Story flüssig am Laufen zu halten und keineswegs durch zähe Formulierungen über Vorgänge, die sofort ersichtlich sind, gelangweilt zu werden. James Dashner hält das Tempo hoch und für ein gelöstes Problem tauchen zwei neue wieder auf. So bleibt alles in Schwung und die Wendungen, die wirklich keine Raritäten in dieser Geschichte sind, geben dem Ganzen seinen eigenen Reiz. Denn nach einigen Geschehnissen, die durchaus gewisse Härten enthalten und für ein Jugendbuch doch schon recht drastisch sind, geht es hier nicht nur ums Überleben der Lichter und ihrer neuen Gefährten, sondern auch um Vertrauen. Gerade für Thomas wird es schwierig, den Überblick zu behalten. Die Handlungen vieler seiner Freunde oder vermeintlichen Kumpels machen keinen Sinn, wirken wie Verrat. Da läuft man in einen Hinterhalt, da wird Thomas entführt und dann soll er das alles für einen groß angelegten Plan der Leiter der Forschungsgruppe ANGST halten? Selbst seiner Teresa ist er sich nicht mehr sicher. Doch zugunsten des Tempos hat der Autor die Charakterzeichnung der meisten Beteiligten auf ein Minimum beschränkt. Gerade so, als wären sie für den Fortgang der Geschehnisse bestenfalls als Opfer von Bedeutung. Die gesamte Atmosphäre weist weiterhin einen düsteren Grundton auf, Dashner geizt nicht mit Action, lässt aber auch emotionalen Momenten ihren Raum. Gerade bei diesen ist es noch auffällig, dass man hier ein Young Adult-Buch vor sich hat, während einige Teile dieses Abenteuers den Eindruck erwecken, es sei eine Erwachsenenlektüre, wären da nicht die Kids. Leichter Stil, lesefreundlich formuliert und ausgearbeitet, dennoch in den vielen Rätseln einigermaßen komplex. Auf viele Antworten tauchen neue Fragen auf und natürlich muss der dritte Teil mit einem Cliffhanger vorbereitet werden. Ordentliche Lektüre, wenn man als Erwachsener, der sich schon durch etliche Genres und Gräuel bzw. Action durchgearbeitet hat, die Messlatte nicht zu hoch legt. Für die Zielgruppe aber ist "In der Brandwüste" ein Muss. Rund 480 Seiten.

Jerry Garcia



Simon Kernick. Die 18-jährige Jess Graoinger befindet sich zusammen mit ihrer zehnjährigen Schwester Casey sowie ihrer Tante Jean und ihrem Onkel Team auf einer Kanutour durch die schottischen Highlands.Die Gruppe hört plötzlich einen Schuss und trifft wenig später auf eine verwundete Frau am Ufer, die um Hilfe fleht. Dies ist erst der Auftakt zu einem Albtraum: Drei Männer tauchen am Ufer auf und schießen wahllos auf die Boote. Jean und Tim werden tödlich getroffen, während es den anderen gelingt, flussabwärts zu paddeln und ausser Schussweite zu gelangen. Doch die Killer sind ihnen auf den Fersen - die Jagd hat begonnen und niemand ist der, der er zu sein scheint.

Amanda Rowan kommt an einem schönen Abend von der Arbeit gut gelaunt nach Hause. Ihr gefällt die Ruhe, die das Domizil abseits der Stadt und umgeben von Wald mit nur einer älteren Nachbarin in der näheren Umgebung ausstrahlt. Sie betritt das Haus und hört ein Geräusch. Ihr Mann sollte eigentlich auf einem Geschäftstermin sein und sie kann sich nicht vorstellen, warum er zurückgekehrt sein sollte. Plötzlich wird sie von einem maskierten Mann mit dem Messer attackert. Trotz der Schnittwunde am Arm schwingt sie herum und rennt blitzschnell aus dem Haus Richtung Straße, wo Autofahrer sie dann mit zur Polizei nehmen.Die entsendet ihre Leute und findet im Haus dann den Ehemann mit seiner Geliebten tot vor. Mike Bolt glaubt, dass hier wieder der Disciple, ein Serienmörder, der schon länger die Gegend unsicher macht, am Werk war. Da man befürchtet, dass der Killer die Zeugin beseitigen will, schafft man sie in ein sicheres Haus in Schottland. Drei Wochen geht es gut, dann versuchen schräge Typen ihrer habhaft zu werden. Sie flüchtet in den Wald, kommt ans Ufer des Flusses, wo gerade die vier Urlauber Tim, Jean, Jess und Casey eine Pause eingelegt haben. Sie bringt die Leute dazu, die Boote vom Strand ins Wasser zu schieben und abzulegen. Doch nicht schnell genug. Schüsse fallen und Jean wird tödlich getroffen. Da sie in den Booten wie Zielscheiben auf dem Jahrmarkt wirken, gehen alles ins Wasser und ducken sich auf der Leeseite der Schützen hinter die Boote und strampeln dabei zum anderen Ufer. Dort angelandet, wird Tim getötet, weil er den toten Körper seiner Frau aus einem der Kanus holen will. Die Frau und die beiden Mädchen flüchten in den Wald. In der Zwischenzeit war Scope mit dem Jeep zum Landepunkt der Reisegruppe gefahren, um die Leute und die Kanus abzuholen und zum Verleih zurückzubringen. Als zum vereinbarten Zeitpunikt plus etwas Verspätungsspielraum für Leute mit serbisch-südosteuropäischen Pünktlichkeitsgewohnheiten immer noch niemand auftaucht, fährt er zurück zum Bootsverleih und findet dort seinen Chef tot vor. Ihm ist klar, dass den Touristen etwas geschehen sein muss und so macht er sich auf den Weg, um die zu retten, die vielleicht noch am Leben sind.

Simon Kernick liefert ja in schöner Regelmäßigkeit seine Romane ab. Immer temporeich, immer mit Wendungen versehen. Aber wer auch immer zu seinen Bücher greift, ist kaum noch groß zu überraschen. Von Anfang an ist sich der Leser im Klaren, dass hier etwas völlig anderes vorgehen muss, als die offensichtliche Handlung Leser und handelnder Polizei vorspielen will. Abgesehen davon drückt der Autor aber wirklich ordentlich auf die Tube, wechselt Schauplätze und auch manchmal den Zeitrahmen der Handlung. Teils um den Leser über gewisse Vorgänge zu informieren, teils um einfach nur Schnelligkeit zu generieren. Cliffhanger, abgehackte Übergänge zur nächsten Szene und eine gute Portion manchmal auch harte Action sorgen dafür, dass man das eine oder andere Logikloch gerne übersieht. Leider hat er auch überflüssiges Füllmaterial wie den ollen Kinderschänder in seiner Waldhütte untergebracht, der nur kurz auftaucht und nichts zur eigentlichen Handlung beizutragen hat, bevor er wieder verchwindet. Daneben wird ein wenig über Gier und Rassismus parliert, aber alles recht oberflächlich. "Treibjagd" ist nur für den schnellen Konsum zwischendurch angelegt und soll die Gedanken des Lesers nicht beschäftigen sondern sie eher vom Alltag ablenken. Im Gegensatz zum abrupten Ende der kurzen Kanufahrt nimmt das Buch zügig Fahrt auf, bleibt bei hoher Geschwindigkeit in der Spur, muss aber Abstriche in der Note hinnehmen. Diese wilde Waldhatz hätte ein schöner Backwood-Thriller werden können, hat aber so viele Klischees zu bieten, dass "Wrong turn" sich fast schämt und die ganzen Zufälle, wer plötzlich alles in dem einsamen Gelände rumspringt, sind doch etwas dicke aufgetragen. Neben seinem Liebling Bolt taucht auch noch eine Figur aus "Das Ultimatum" wieder auf, was sich aber nicht verpflichtend auf die Kenntnis der vorherigen Bücher des Autors auswirkt. Fesselnd, schnörkellos, in einem sehr schlichten Stil kredenzt und mäßig komplex ringt das Buch ordentliche Unterhaltung, die jeden Anspruch vermissen lässt. Ein bisserl schnelle Allerweltsaction und nicht mehr. aber auch nicht weniger. Hab schon etliche langweiligere Werke in Händen gehalten, die ebenfalls niemals literarische Weihen ernten werden. Kann man kaufen, muss man aber nicht. Rund 460 Seiten.

Jerry Garcia



Marvin H. Albert. Auch ein Lösegeld in Millionenhöhe wird Ben Zaara nicht daran hindern, seine Geiseln zu töten. Es gibt nur einen, der sie retten kann: Jarrell. Der ehemalige britische Armeeoffizier und Söldner, gerade aus einem Marseiller Gefängnis entlassen, weiß ganz genau, dass Simon Bishops Millionen das Leben seiner Frau und Tochter nicht retten können. Ben Zaata würde sie töten, nur um zu zeigen, wie ernst er es meint. Die Frauen sind in ein geheimes Versteck tief in den Bergen verschleppt worden. Um ihr Leben zu retten, müsste schon ein Spezialkommando zum Einsatz kommen - Jarrell hat aber nur einen bunt zusammengewürfelten Haufen von sechs Männern und einer halsstarrigen Frau zur Verfügung. Dies wird also seine letzte Armee, seine letzte Operation sein. Für ihn steht alles auf dem Spiel.

Jarrell sitzt in einem Kerkerloch des Gefängnisses von Marseille und in den siebziger Jahren wird in Frankreich noch die Todesstrafe vollstreckt. So kann er durch die Mauern hören, wie draußen gerade ein Delinquent unter der Guillotine seinen Kopf verliert. Er ist geradezu erleichtert, als er kurz darauf sein Verlies verlassen kann. sofort macht er sich auf den Weg zu seinem Freund Marcel Venturi, der seine Freilassung bewirkt hat. Ungefähr zur selben Zeit werden in Marokko die Frau und Tochter eines reichen Amerikaners namens Bishop entführt und die Regierung aufgefordert bis zu einem ultimativen Zeitpunkt hundert gefangene Gesinnungsgenossen aus den tiefen Löchern der marokkanischen Gefängnissen freizulassen; ansonsten würden beide Geiseln sterben. Da niemand glaubt, dass die Regierung auf die Erpressung eingeht und man Bel (nicht Ben, wie im Klappentext geschrieben wurde) Zaara auch nicht mit Geld zu einer Einigung überreden könnte, da er sonst sein Gesicht verlieren würde und seine Pläne zur Vereinigung aller Stämme torpediert würden, sucht man Männer, die sich den Job zutrauen, beide Frauen aus den Fängen ihrer Häscher zu befreien. Venturi wurde von einem Mann namens Rosen angesprochen, dem er einst in zwei Kriegen das Leben rettete. Dieser wiederum holt Jarrell ins Boot. Nachdem Bedingungen und Bezahlung abgesprochen sind, besteht Jarrell auf dem alleinigen Kommando und auch er sucht die weiteren Teilnehmer an der Aktion aus. Sie kommen aus verschiedenen Teilen der Welt, haben alle Kampferfahrung und verdingen sich mittlerweile als Söldner. Sie besorgen sich über sichere Kanäle die nötige Bewaffnung und ziehen los gen Marokko. Bald haben sie die Lage des Verstecks in den Bergen in Erfahrung gebracht und beginnen ihren Weg in die kahlen und heißen Berge des nordafrikanischen Landes. Unterwegs werden sie von Straßensperren der Regierungssoldaten aufgehalten und auch angegriffen. Als der Kampf fast verloren scheint, tauchen plötzlich Berber auf und erledigen die Soldaten, nehmen Jarrell und seine Leute mit. In einem Dorf beginnen die Verhandlungen, wer zum Anführer vorgelassen wird und sein Angebot unterbreitet. Nur ein Mann darf einen Führer begleiten, die anderen müssen im Dorf zurückbleiben. Durch einen Trick gelingt es ihnen dennoch, sich an die Fersen der beiden Männer zu heften und ihre Befreiungsaktion zu starten, die nicht alle lebend überstehen werden.

Marvin H. Albert geht in seinem Roman "Einsatzkommando Nr. 7" aka "Strike force 7" kurz auf die Gegebenheiten des Marokko mitte der siebziger Jahre ein. Ein zerrissenes Land, in dem sich die Despoten an der Regierung die Klinke in die Hand geben, Attentate an der Tagesordnung sind und jeder auch nur ansatzweise Verdächtige sofort in den Kerkern landet oder gleich hingerichtet wird. Die Bergvölker werden unterdrückt und sie wollen sich dem nicht länger beugen. In diese brisante Konstellation werden die sieben Männer und die einzige Frau des Unternehmens geschickt, deren Charaktere während der Rekrutierungsphase näher beleuchtet werden. Eigentlich hat jeder von ihnen einen oder gar mehrere Makel in seiner Vita aufzuweisen, was den Autor dazu veranlasst, den deutschen Protagonisten Gerd in seinem Leben Buße für vergangene Sünden zu üben und daraufhin einen anderen kommentieren lässt, dass dieser wahnsinnige Schwachsinn den Deutschen ja sehr liegen würde - und das war in den 70-ern (Und heutzutage wird immer noch Buße getan für ehedem begangene Schandtaten, wobei wir wohl die Einzigen sind, die sich Derartiges auferlegen, während andere munter weitermachen und die Deutschen zahlen lassen). Außer diesen Einwürfen politischer und emotionaler Natur erscheint das Buch wie nach einer Checkliste für Werke aus dieser Zeit zusammengefügt: Bedrohung, Anwerbung, Vorbereitung, erste Schwierigkeiten und der Showdown. Eine simple Formel, die dann aber so ca. Mitte des Buches sehr actionreich umgesetzt wurde. Ab diesem Zeitpunkt ist Hochspannung und Dauerfeuer angesagt. Ein typischer Söldneractioner, wie es ihn heute leider kaum noch gibt und der sehr unterhaltsam und rasant die Lesestunden verrinnen lässt. Stilistisch und storytechnisch vielleicht nicht gerade außergewöhnlich, aber Marvin H. Albert hat da einigen der heutigen Autorengattung dennoch viel voraus und verglichen mit Leuten wie z. B. Simon Kernick ist seine Schreibe einfach ausgefeilter. Nicht dass ich Kernick nicht schätzen würde, doch Albert hat da die Nase eindeutig vorne. Wer sich also kurze und knackige Action auf rund 255 Seiten zu Gemüte führen will, ohne dabei auf einschläfernde Phasen zu stoßen, ist hier trotz der vielen bekannten und gängigen Elemente, die auch ein Brian McAllister hervorragend beherschte, richtig. So etwas würde ich gerne mal wieder öfter in Kinofilmen sehen. Harte, dreckige Action, dargeboten von knüppelharten Sauhunden ohne Moral.

Jerry Garcia



L.Roy Aiken. Derek Grace ist gut in dem, was er tut. Irrsinnig gut. Und das, obwohl in die Jahre ohne Job etwas außer From gebracht haben. Doch als die Toten nicht tot bleiben, sondern sich über die Lebenden hermachen, ergeben sich für Derek plötzlich ganz neue Perspektiven. Eine Karriere, wie geschaffen für einen Mann, der genug vom tatsächlichen AMERICAN WAY OF LIFE gesehen hat. Einen Mann, der sich dringend abreagieren muss. Derek Samuel Grace, eben noch ein unbedeutender Niemand, entsteigt den blutverschmierten Trümmern der Welt, um sich einen Namen zu machen: Derek Grace ist der DEAD SILENCER!

Derek macht sich von Colorado Springs aus auf den Weg nach Kansas City zu einem Vorstellungsgespräch. Seine Frau Claire kann ihn nicht zum Flughafen fahren, da sie durch eine Grippe verrotzt das Bett hütet. Sogar sein Taxifahrer trägt seine Bazillen munter spazieren. In Kansas City bei seinem vermeintlichen neuen Arbeitgeber angekommen, muss Derek erfahren, dass auch der Chef erkrankt zu Hause geblieben ist. Die Vorzimmerdame Giselle stattet den unglücklichen Bewerber aber mit Gutscheinen für Hotel und sonstige Annehmlichkeiten aus, damit er tags drauf noch einmal erscheinen möge. Doch dieser mistige Virus breitet sich immer weiter aus, viele Menschen fliehen, das Hotel ist so gut wie leer. Es bleiben nur die Angestellte Alice, Tanner, ein Mann, der mit Waffen umgehen kann und von einem Polizisten mehr oder weniger als Aufpasser für diesen Bereich eingesetzt wurde, und eben Derek. Von draußen hören sie immer wieder Geknatter, wie von etlichen Schusssalven. Und einer der Gäste, die sich in ihren Zimmern eher unbemerkt verbarrikadiert hatten, überrascht Alice und beißt sie in den Arm. Tanner und Derek machen die Figur nieder und nachdem auch Alice endgültig dran glauben musste, schnappen sie sich einen stabilen Wagen und fahren gen Flughafen, um sich eine Cessna unter den Nagel zu reißen und abzuhauen. Der Weg dorthin ist mit Toten geplastert - leider mit lebenden, die ihnen ans Fleisch wollen. Sie fräsen sich mit ihrem Wagen eine Fahrspur und wären auf dem Leichenmatsch fast nicht mehr weitergekommen, weil die Räder durchgedreht haben. Am Airport angekommen, gesteht Tanner, dass er eigentlich nur einen Flugsimulator bedient hat und noch nie eine richtige Maschine geflogen habe. Scheiß drauf, sie müssen weg. Dann kommt ihnen noch eine Frau mit ihrem etwas zwölfjährigen Behinderten Jungen in die Quere, die unbedingt mit an Bord will. Sie überlisten sie mit einem fiesen Trick und lassen die beiden zurück. Bald müssen sie irgendwo landen, da ihnen der Sprit ausgeht, doch das endet mit einem Crash. Tage später erwacht Derek in einem gemütlichen Bett - Tanner ist tot -, wo er von einigen Personen versorgt wurde. Kurz darauf wird ihm die Situation erläutert: Die reichen Bürger des Städtchens Natalia sind dabei, dieses unter ihre Kontrolle zu bringen und die restlichen Bewohner den ehemaligen Bewohnern zum Fraß vorzuwerfen, was auch dem Zweck dient, dass ihre Ressourcen länger anhalten. Und Derek soll dabei helfen. Tut er auch erst, wobei er immer wieder erwähnt, dass er nur nach Hause will. Bald aber gerät die Situation ausser Kontrolle. Man bekämpft sich gegenseitig, will eine ethnische Säuberung veranstalten und muss dazu feststellen, dass man a) nicht mit der Kampfbereitschaft des Dead Silencers sowie b) der Armee gerechnet hat. Schnell entwickelt sich ein extrem blutiges Massaker. Und Derek will immer noch nur nach Hause.

Anfangs bleibt der Gedanke aufgrund des Grippeansatzes an Wayne Simmons nicht aus, aber das hält nicht lange an. Das Geschehen entwickelt sich schnell, die Story hat von Beginn an richtig Zug. Und es dauert auch nicht lange, bis man feststellt, dass hier nicht alles so ernst gemeint ist, wie man es möglicherweise vermutet hat. Da mutiert ein vier Jahre arbeitsloser, untrainierter Niemand zur Kampfmaschine, verwandelt sich in einen gnadenlosen Killer, der vor nichts Repekt hat, sondert als Ich-Erzähler einige trocken-sarkastische Kommentare plus dummer Sprüche ab und die Handlung bekommt einige bös-absurde Ideen eingepflanzt. Die Nummer mit dem behinderten Jungen war schon nahe an Menschenverachtung, die Tanner mit einer bestialischen Logik erklärt und die Ansagen zur ethnischen Bereinigung der Bevölkerung könnten ebenfalls manche Leser in den falschen Hals bekommen, da der Faktor Mensch hier wirklich herzlich wenig zählt. L.Roy Aiken treibt aber manches derart auf die Spitze, dass man es einfach unmöglich als ernst gemeint interpretieren kann. Je länger das Buch und somit die Handlung dauert, umso deftiger wird das Geschnetzelte serviert. Es vergehen nur wenige Abschnitte, ohne dass die Action im Vordergrund steht. Zudem ist es stilitisch so abgefasst, dass man es als eingängig deklarieren kann. Nachdem sich bald die verschiedenen Gruppen bilden, muss man sich schon etwas konzentrieren, um den Überblick zu behalten, wer gerade mit wem kungelt, obwohl es im Endeffekt gleichgültig ist: Der Dead Silencer gegen alle mit seinem Running Gag, dass er doch nur nach Hause will (Erinnerte ich irgendwie an den Actionfilm "El Gringo", wo Scott Adkins ja nur ein Glas Wasser haben möchte). Der Showdown zieht sich über etliche Seiten und gipfelt in einem blutrünstigen Massaker, bei dem Lebende Tote wie Lebende in Einzelteile zerlegt, verbrannt, vergast oder zermatscht werden. Kugeln und Granaten tun ihr Werk, mit Baggern werden Schneisen in die Reihen der Grippe-Zombies gefahren und später wird auch noch eine mögliche Erklärung für die Pandemie geliefert. Nicht wirklich überraschend, aber zuvor kaum angedeutet. Temporeiche und pure Unterhaltungsware, die sicher nicht dazu gedacht ist, den Intellekt mehr als nötig zu beschäftigen, aber Freunde von actionreichem Horrorstoff zur Ablenkung vom Tagwerk sehr zufriedenstellen sollte. Ich werde sicher verfolgen, ob der Dead Silencer in den Folgebänden noch andere Bundesstaten im Blut versinken lässt. Und da ja jetzt die Grippezeit wieder beginnt, vielleicht besser nicht zu einem Arzt namens Derek gehen. Könnte sein, dass dessen Heilung dann die Finale sein wird. Die Lektüre hatte Schmackes und hat Spaß gemacht - und mehr hatte ich hier nicht erwartet. Rund 310 Seiten.

Jerry Garcia



Shane Kuhn.Niemand kennt seinen Namen. Niemand wird sich an ihn erinnern. Er ist Praktikant - und der perfekt getarnte Killer.

Der Erzähler John ist schon lange im Beruf und nun auch bereit, sein Wissen mit den Neuanfängern zu teilen. Er gibt ihnen die besten Tipps, wie sich ein Auftragskiller in die Nähe seines Opfers begibt, ohne dabei aufzufallen. Besonders in den Etagen der Firmenführungsriege werden die Ziele mit dem Trick des Praktikanten umgarnt. Ein Praktikant ist ein Niemand, der für lau arbeitet, dem man so viel wie möglich aufdrücken kann und den man zusammenscheißt, wenn man gerade dazu in der Stimmung ist. So erzählt John von seinem derzeitigen Engagement, bei dem er noch dazu das Problem, hat, dass er aus drei Bossen das richtige Ziel herausfiltern muss. Praktikanten werden aus genannten Gründen gerne angestellt und auch John macht sich nützlich und wie geplant, kommt er dadurch immer näher an sein Zielobjekt heran, aber auch an die gesamten Firmengeheimnisse. Was ihn etwas irritiert ist Alice, ebenfalls auf dem Weg nach oben und könnte ihm in die Quere kommen. Doch es läuft anders, sie bandelt mit ihm an. Daneben macht sich John wieder an seine Aufgabe. Doch die wird immer schwieriger. Nicht die von John identifizierte Person ist das Ziel, sondern ein Kompagnon der Anwaltskanzlei. Nun muss er die Hilfe von Alice in Anspruch nehmen, um an Lockse, so der Name des neuen Opfers, heranzukommen. Was anfangs nach einem gut durchdachten Plan aussah, wird mittlerweile durch die Beziehung zu Alice und deren Neugier erschwert. Und Johns Chef, der allzeit misstrauische Bob, lässt seinen Zögling dann auch die Dame überprüfen und in deren Apartment einbrechen, um deren Laptop und PC auszuspionieren. Doch die Dame ist äußerst wehrhaft und kann den Einbrecher, der selbstverständlich maskiert ist, vertreiben. John bekommt dabei ordentlich auf die Nuss, redet sich bei der nächsten Begegnung aber raus. Als wäre das alles noch nicht genug, geht er mithilfe von Alice und deren Kontakten auch noch auf die Suche nach seinem Vater, der ihn dereinst im Stoich gelassen hatte, als seine Mutter erchossen wurde.

Cover und Klappentext suggerierten einen amüsanten, schwarzhumorigen Thriller, der zudem Spannung und Action in höchstem Maße versprach. Zu meinem Leidwesen ist dieser Leitfaden für angehende Profikiller bestenfalls hie und da etwas amüsant, aber gerade zu Beginn schon sehr verschwafelt. Auch die flapsige Sprache kann die Geschichte in der ersten Hälfte kaum retten. Mit der Zeit ermüdet es einfach, diesem Monolog zu folgen und hätte der Autor nicht sein cineastisches Wissen mit in die Texte einfließen lassen, wäre ich zu dem Zeitpunkt womöglich entspannt weggeschlummert. So blieben mir wenigstens die - teilweise mit der Brechstange gebotenen - Filmverweise, um mich weiter mit dem Buch zu befassen und siehe da: Es wurde Licht! Plötzlich wird aus dem Leitfaden zwar ein Bruch in der Erzählstruktur, aber durch neue Mitspieler und völlig unerwartete Wendungen ein Thriller, der seinen Namen auch verdient. Jetzt ist Shane Kuhn genau auf dem Terrain angelangt, über das er sich eigentlich lustig machen wollte - dem des Profikillers. Obwohl natürlich noch eingie absurde Situationen und eher mäßige Späßchen ihren Weg in die Handlung finden, werden jetzt unterschiedliche Storybögen auf einmal zusammengeführt, die lange nicht erahnen lassen, wer hier nur der richtig Böse unter den vielen Bösen ist. Und im letzten Drittel wird auch die Action auf ein hohes Level geführt, wobei sich der Held alsbald als genauso unkaputtbar erweist, wie all die bekannten Roman- und Kinohelden, die hier des öfteren Erwähnung fanden. Und genau der Part konnte für mich das Buch noch gerade so ins brauchbare Mittelmaß lenken, da der verbabbelte erste Teil doch schon sehr enttäuschend für mich gewesen ist. Und von dem, was ich anfangs erwartet hatte (erhofft hatte), blieb am Ende gar nichts übrig. Ein weiteres Buch von Herrn Kuhn werd ich mir wohl sparen, trotz der gelungenen zweiten Hälfte. 320 Seiten in einem übrigens unverkäuflichen Leseexemplar für Buchhändler, das ich gebraucht natürlich doch gekauft habe. Hat wieder einer in die eigene Tasche gewirtschaftet.

Jerry Garcia



Howard Linskey. Eigentlich könnte David Blake es sich gutgehen lassen. Er ist jetzt Newcastles Don Corleone, der oberste Pate, der Mann, der alles kontrolliert, was sich per organisierter Kriminalität zu kontrollieren lohnt. Dumm nur, dass er vorher den Vater seiner Freundin Sarah umbringen musste, um seine Haut zu retten.

Schottland, Glasgow. Seit Tagen macht ein Heckenschütze die Stadt unsicher, erschießt auf größere Entfernung völlig wahllos unbeteiligte Passanten. Mittlerweile hat die Polizei den vierten Toten auf einer Bank im Park gefunden. Selbst der große Chef kommt zum Tatort - und wird Opfer Nummer fünf. In Newcastle versucht der Pleite gegangene Pornofilmer Peter Dean, ihm hat das Internet das finanzielle Rückgrat gebrochen, mit einer neuen Geschäftsidee bei David Blake vorzusprechen. In Anspielung auf youPorn will er diesem das Geld für die Seite SitonmyFacebook aus den Rippen leiern, doch der Boss und seine Entourage lachen sich krank, bevor sie Dean einfach sitzen lassen. Blake hat sich mittlerweile aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und nach Thailand abgesetzt, von wo aus er seinen Laden am Laufen hält. Er kommt nur zu kurzen Kontrollbesuchen hin und wieder nach England, wo er dann gelegentlich solche Typen wie Dean empfängt. Als er dann einige Wochen später wieder in Thailand ist, gut beschützt von seinen Gurkhas, sich um Sarah kümmert, der die dortige Langeweile aufs Gemüt schlägt, erhält er einen Anruf von seinen Vertrauten. Langsam wird das Fußvolk, seiner Verteiler und Kontrahenten aufmüpfig. Einer seiner Leute wurde beim Verlassen einer Hotelbar umgelegt. Eine große Ladung Stoff wurde von den Bullen abgefangen und nun muss eine neue Route mit neuem Lieferanten organisiert werden. Auch aus Schottland kommt Ungemach auf Blake zu, da Edinburgh sozusagen verwaist ist ohne einen Paten und die Truppe aus Glasgow liebend gerne Edinburgh und Newcastle übernehmen würde. Einer seiner Leute, die ihre eigene Belegschaft zum Verteilen der Drogen in sozialen Brennpunkten haben, zweigt Kohle ab, um zu sehen, wie weit er beim Boss gehen kann und in Polizeikreisen sind nicht alle bestechlich. Dazu kommt ein profilierungssüchtiger Politiker und eine kleine Affäre, die sich Blake während seiner Abwesenheit aus Thailand nun in seinem Heimatland gönnt. Unter den voraussetzungen dauert es nicht lange, bis er und seine Organisation von allen Seiten unter Beschuss genommen werden. Mordanschläge auf seine Leute, sogar auf ihn selbst. Und es ist nicht zu ersehen, welcher der vielen Feinde seine Finger im Spiel hat.

Kurz auf die Inhaltsangabe auf dem Buchrücken eingegangen. Nichts davon ist falsch, aber sie ist derart nichtssagend, dass sie wie anhand des Endes von "Crime Machine", dem Vorgänger, zusammengeschustert wirkt und den festen Eindruck hinterlässt, dass der Verfasser den Inhalt dieses Werkes sicher nicht kannte. Nachdem im ersten Buch um David Blake dessen Weg an die Spitze geschildert wurde, muss der nun erkennen, dass es ga rnicht so einfach ist, an der Spitze zu bleiben. plötzlich muss er sich um alles kümmern, Angst um seine Sicherheit haben und an allen Fronten mit Feinden rechnen. Er kann niemandem mehr trauen. Sein Verbrecherleben hat sich eindeutig zum Anstrengenderen gewendet. Mit einigem unterschwelligen Humor (Ich verweise hier gerne auf den von ihm geschilderten Lebenswandel überbezahlter Hohlbirnen, die man Fußballprofis nennt und die sich selbst nicht mal die Schuhe zubinden könnten, aber zu seinen besten Kunden gehören) lässt Howard Linskey die Hunde los und verstrickt seine Hauptfigur in Schwierigkeiten en masse. David Blake ist ein Gangster der üblen Sorte, auch wenn er keine Schulkinder anfixen will. Dennoch erwischt man sich als Leser dabei, ihn als Protagonisten des Buches, als den Helden in Newcastle zu sehen, man hofft tatsächlich, dass er alles geregelt bekommt. Bis zu dem Zeitpunkt, wo er dann zeigt, wozu er fähig ist, wie brutal er auf Angriffe reagieren kann. Und wie er Polizei und Politik um den Finger wickelt, auf seine Lohnliste setzt. Bei der Gelegenheit wird nicht wenig Kritik an den sozialen Umständen in der Stadt und den Ich-bezogenen Politikern allgemein geübt. Für Geld und eigene Vorteile machen die alles - auch bei der Kriminalität wegsehen. "Gangland" ist ein tiefschwarzer, lakonisch erzählter und hervorragender Thriller, der ganz sicher in die obere Kategorie des Brit-Noir zu zählen ist. Hier ist spannung auf jeder Seite garantiert. nicht nur Blake rätselt, wer ihm nun an den Kragen will, auch der Leser wird im Dunkeln gelassen. Und die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Mit "The dead" (Originaltitel) steht die Fortsetzung schon in den Startlöchern und der Schluss von "Gangland" deutet an, dass David Blake sich hier noch auf einiges gefasst machen muss. Privat wie geschäftlich. 410 Seiten.

Jerry Garcia



David Baldacci. Amerika hat Feinde - skrupellose Menschen, die weder Polizei, FBI noch das Militär aufhalten können. In diesen Fällen wendet sich die Regierung an Will Robie, einen Auftragskiller, der sein Ziel stets trifft. Doch der hat gerade den ersten - und vielleicht letzten - Fehler seiner Karriere begangen. Denn Will hat die Zielperson, die er eigentlich eliminieren sollte, laufen lassen, weil ihm irgendwas an diesem Auftrag seltsam erschien. Nun wird der Killer selbst zum Ziel. Auf der Flucht vor seinen eigenen Leuten kommt Will einer unglaublichen Verschwörung auf die Spur.

Will Robie ist ein Profi und gut in seinem Arbeitsbereich. Erst erledigt er einen Feind plus Bewacher in Schottland, dann nietet er einen Ziel in Marokko um. Immer hieß es, es sei zur Sicherheit des Landes notwendig. Sein nächster Auftrag ist eine Person in Washington. Er erhält die benötigten Daten, observiert sie und steigt dann des nachts in die Wohnung ein, um mit schallgedämpfter Pistole den Job zu erledigen. Doch er kann es nicht. Es ist eine Frau, die im Regierungsbereich als Anwältin tätig ist und sie hat ihren kleinen Jungen neben sich im Bett liegen. Er zögert, die Frau wacht auf und drückt ihren verängstigten Sohn an sich. Und plötzlich wird sie zurückgeschleudert. Ein Geschoss - von einem Sniper abgefeuert - hat ihren un den Schädel des Jungen durchschlagen. Robie geht in Deckung und sieht dabei noch ein kleines Tragebett mit einem weiteren Kind darin. Bei seiner Flucht nimmt er es mit und stellt es vor der nächsten Tür ab, klopft und verschwindet. Doch noch ist er nicht sicher. Der Kontakt zu seinem Gewährsmann ist abgebrochen und er muss sich eingestehen, dass er hier wohl in eine Falle gelaufen ist. Demzufolge werden die Feinde auch sämtliche Fluchtrouten abdecken, wie es ihnen mit ihrem wenigen Personal möglich ist. Schließlich hat keiner damit gerechnet, dass Robie nach all den erfolgreichen Jahren als skrupelloser Killer plötzlich sein Gewissen entdeckt. Und so findet er einen Weg aus dem Gebäude. Unterdessen kommt in der Nähe die junge Julie ins verwahrloste Haus ihrer Eltern geschlichen. Sie wurde immer wieder bei Pflegeeltern untergebracht, da ihre richtigen Erziehungsberechtigten die Finger nicht von den Drogen lassen konnten. Doch Julie weiß, dass ihre Eltern mittlerweile clean sind und sich ein ordentliches Leben aufbauen wollen, was aber nicht so schnell gelingt und daher auch die miese Behausung. Trotzdem ist Julie von ihrer Pflegefamilie abgehauen. Nicht nur um bei ihren Elten zu sein, sondern auch weil die Pflegefamilie schlimmer war, als es ihre eltern zu den übelsten Zeiten je sein konnten. Als sie sich in ihr Haus schleicht, hört sie Stimmen. Es muss jemand anders bei ihren Eltern sein. Ein kurzer Wortwechsel, Schüsse und dann sucht ein Mann nach ihr. Sie kann auf dem Weg abhauen, auf dem sie sich eingeschlichen hat und entkommt. Da sie es mit ihren vierzehn Jahren schon gewohnt ist, sich auf der Straße durchzusetzen und auch aus unerwünschten Situationen abzusetzen, findet sie Schleichwege, um dann an den Busbahnhof zu gelangen. Dort steigt sie in den Bus nach New York ein. In dem auf den hinteren Bänken völlig allein auch Robie sitzt. Der beobachtet, wie sich die Kleine auf eine freie Sitzreihe weiter vor ihm platziert. Ebenso entgeht ihm nicht, dass knapp vor der Abfahrt noch ein Mann den Bus besteigt und sich direkt hinter das Mädchen setzt. Irgendetwas stimmt nicht mit dem Typ. Das bestätigt sich schon bald, aber als der Typ von hinten nach dem Hals des Kindes greifen will, sprüht sie ihm eine volle Ladung Reizgas in die Fresse und Robie schaltet die Mistkerl mit dem Knauf seiner Waffe erst einmal aus. Er und Julie verlassen den Bus. Sie sind noch nicht weit gekommen, da werden sie von einer gewaltigen Druckwelle erfasst und durch die Luft geschleudert, wobei Robie seine Waffe verliert. Der Bus wurde in die Luft gesprengt - und mit ihm alle Passagiere. Nun hat Robie anscheinend nicht nur seine eigenen Häscher am Hacken, sondern auch noch die Probleme des Mädchens. Doch volle Deckung ist jetzt das vorrangige Ziel. Welche Jagd sich nun aus dieser Situation entwickelt und welches perfide Spiel da im Hintergrund läuft, ahnt der Regierungskiller in keinster Weise.

Also haben wir hier wieder die (literarische) Art der amerikanischen Gesetzgebung. Kriegst du ihn so nicht dran, legst du ihn halt um (will man einen Krieg anzetteln, um ans Öl zu kommen, unterstellt man unbewiesene Behauptungen über Massenvernichtungswaffen und greift eben eine ganze Nation an - nicht nur in der Literaturwelt). Der Protagonist Robie scheint bis nun, kurz vor seinem vierzigsten Geburtstag, ein Musterbeispiel an Rücksichtslosigkeit und Effizient gewesen zu sein, doch um ihn zu einem Sympathieträger zu machen, muss er von seinem Erfinder nun so etwas wie ein Gewissen entdecken, menschliche Züge annehmen, den Samariter geben. So mutiert ein mieser Killer zum hilfsbereiten SchuPo mit Herz für Kinder. Damit konnte er den Leser auch von dem Dilemma befreien, sich mit einem Killer, der - zwar die vermeintlich Bösen nach Regierungsauslegung -  lebendige Menschen, mit Wünschen, Zielen, Hoffnungen und Träumen einfach so aus dem Hinterhalt ermordet, zu identifizieren. Heikel bleibt dieses Thema eh nicht lange, zu schnell wird Robie zu so etwas wie einem kämpferischen Gutmenschen mit Beschützerinstinkt. Jetzt aber zu den positiven Aspekten. "Der Killer" (Original: "The innocent") ist der beste Baldacci seit langen Jahren. Da ist von Beginn an Tempo drin und jeder, der nicht zur Fraktion der Vielleser gehört und zudem erst vor kurzer Zeit vielleicht noch den Film um Saddam Husseins Sohn gesehen hat, wird sich nicht durch einen bestimmten kleinen Nebensatz auf die Lösung gestoßen sehen. So bleibt es immer verzwickt, Vertrauen kann die Titelfigur niemandem und die knappe Sprache, der flotte Stil von David Baldacci hetzt den Leser in Verbindung mit etlichen Actionsequenzen, Verrat und Betrug nur so schier atemlos durch die Story, die mit einigen Wendungen aufzuwarten hat (vorausgesetzt, man hat sich nicht mit diesem erwähnten Nebensatz befasst). Die Spannung um den ganzen Hintergrund, was diese Hatz durch die Hauptstadt, die Jagd auf Robie, eigentlich soll, bleibt bis zum Ende erhalten. Und dann ist da ja noch das Mädchen. Was es mit ihr auf sich hat, wird ebenfalls lange hinter dem Vorhang der Geheimnisse versteckt. Lasse ich jetzt einmal beiseite, dass der Killer plötzlich zum strahlenden Helden in glänzender Rüstung mit Heiligenschein wird, ist das Buch der gelungene Beginn einer neuen Reihe. Zwei weitere Bücher sind in den USA schon erschienen, die leider den Verdacht nähren, dass er bald wieder ein neues Ermittler-/Kämpferpärchen in den Mittelpunkt seiner Bücher stellt, hat er doch schon King & Maxwell sowie Shaw & James. Und bei seinem Output seit 1996 mit mehr als 35 Büchern vermute ich weiterhin völlig unbewiesen, dass er einen (ungenannten) Gastautor beschäftigt. Egal, der Robie hat mir gefallen, demnächst kommt der neue John Puller raus und im Juli 2015 ist mit "Verfolgt" schon ein weiterer Robie angekündigt. Übrigens gibt es in "Der Killer" als Bonus noch einen Will Robie/Oliver Stone-Crossover-Quickie mit rund 85 Seiten, bei dem der deutsche Titel "Der Komplize" leider schon ordentlich spoilert. Nettes Geschichtchen mit Stone und seinem Team sowie Robie, den Stone sofort als jüngere Ausgabe als seinesgleichen erkennt. Wer sich also an dem Gutmenschwandel, der zweifelhaften Methode amerikanische Probleme zu lösen und dem einen oder anderen eingeflossenen Klischee nicht stört, wird hier bestens bedient. Das Buch hat alles, was ein temporeicher Mainstream-Thriller braucht. Inklusive Bonus-Geschichte 590 Seiten.

Jerry Garcia



Wrath James White. In 50 Jahren werden doppelt so viele Menschen auf der Erde leben wie heute. Für den Umweltaktivisten Todd Hammerstein ist das eine unerträgliche Vorstellung. Schon als kleiner Junge hat er gelernt, dass durch Kastration die ungebremste Fortpflanzung von Katzen und Hunden gestoppt werden kann. Warum sollte das nicht auch beim Menschen funktionieren? Als Sachbearbeiter im Sozialamt erlebt er täglich, wie Familien Nachwuchs in die Welt setzen und dann finanzielle Unterstützung vom Staat benötigen. Irgendwann hat er genug und beschließt, der Menschheit einen Dienst zu erweisen. Mit Werkzeuge aus dem Baumarkt und Anleitungen aus dem Internet setzt er seine perverse Mission in die Tat um!

Todd musste schon als Kind den Tod von Vater und Mutter verkraften, wurde aber dennoch zu einem nützlichen Mitglied der Gesellschaft. Er hat einen Job beim Sozialamt, hatte bis vor sechs Monaten eine Freundin und er verfolgt interssiert die Kampagnen des Öko-Aktivisten Heimlich Anatolli, in dessen Gruppe er auch Mitglied ist, und hat auch Anatollis Artikel "Population Zero" verschlungen. Lange kann es nicht mehr dauern und die Überbevölkerung der Welt vernichtet ebendiese. Jeden Tag sieht er im Job, welche Ausmaße das Dilemma annimmt. Und irgendwann beginnt er dann, seine "Kunden" entsprechend zu beraten. Da wird Schwangeren empfohlen, das Kind abtreiben zu lassen, da sie es ja ohnehin nicht ernähren könnten und ihren Wohlfahrtsscheck würden Vater und Mutter eh in Drogen umsetzen. Und dann reicht es Todd bald. Als ein junger Mann zu ihm kommt, um sich seine Stütze abzuholen und Todd erfährt, dass er schon etliche Kiddies hat, will er ihn zu einer Vasektomie überreden. Funktioniert nicht. Neuer Anlauf: Er gibt ihm die Adresse, wo der Mann einen Job ergattern könne. Was der Mann nicht weiß - es ist Todds Adresse. Und der hat sich mit einigen Einkäufen im Baumarkt vorbereitet. Nicht perfekt, wie sich heraus stellt. Nicht gut durchdacht. Nachdem er seinen ersten "Patienten" mit dem Taser niedergebrutzelt hat, ihn auf die Plastikplanen in seiner Wohnung gebettet hat und dann mit der Operation anfängt, wird es blutiger als erwartet. Und was hat er denn geglaubt, was der Typ tun würde, wenn er wieder frei ist? Also erledigt er ihn endgültig. Wie die Leiche beseitigen? Er selbst hat ja aus reinem Umweltbewusstsein kein Auto, aber seine Ex, die jetzt mit einer Frau zusammenlebt. Er ruft sie an und es kan sich den Wagen tatsächlich leihen. Wieder erfährt er etwas Neues. Sie ist schwanger. Noch so eine Blage, die die Welt zugrunde richten wird. Und dazu noch seine eigene.

Vorab: Der Schriftzug Festa in Verbindung mit EXTREM und Wrath James White steht für schonungslose Lesekost und es sollte mittlerweile doch den meisten Leuten ein Begriff sein, dass man da starke Nerven braucht, um die Lektüre zu goutieren. Das ist hier nicht anders, ABER W. J. White hat sich ein äußerst aktuelles Thema ausgesucht, das ja seit Jahren immer wieder nicht unberechtigt durch die Gazetten geistert: Die Überbevölkerung der Welt. Wirkliche Lösungen hat keiner und wenn es nach der Kirche geht, ist das ja eh egal. Gerade die gewinnorientierten Pharmariesen beteiligen sich aber auf ihre zynische und unmenschliche Art an einer Art Hilfe für die Welt. Als Ebola noch auf kleine Standorte begrenzt war, nur in Dörfern oder auch mal nem ganzen Land in Afrika wütete, hat man sich die Forschung für ein Gegenmittel gespart. Ist ja weit weg und die Medikamente könnte eh keiner bezahlen, also lassen wir sie halt sterben. Erst jetzt, wo sich die Seuche ausbreitet und zudem was damit zu verdienen ist, regen sich die Forscher in Diensten ihrer kommerziellen Arbeitgeber. Eine Diskussion, was die Pharmaindustrie noch so in Petto hat, lass ich jetzt mal außen vor, da es zu weit führen würde. Todd ist eine Figur, die einem leid tun kann, wenn man seine Kindheit so verfolgt (Er hat mich ansatzweise etwas an den Jungen aus "Schänderblut" erinnert, dessen Leben ja auch in der frühen Jugend verkorkst wurde. Ein Wunder, dass Todd erst so spät radikal durchdreht.), das hat sich aber zumindest für mich schnell gelegt, als seine extrem militante Öko-Einstellung immer mehr zutage trat. Dennoch kann man seine Gedankengänge zumindest teilweise nachvollziehen, wenn man seine Klientel im Sozialamt so anschaut (Wie es aus sicherer Quelle so heißt, sieht es bei den Arbeitsämtern - ja, ich nenne sie immer noch so - ähnlich aus.). Aber auch da schießt der autofreie Super-Veganer übers Ziel hinaus. Die Sympathiewerte sinken, die Dämlichkeitswerte steigen. Was hat die lächerliche Figur denn gedacht, welche Folgen sein Handeln haben könnte? Lässt sich einer unfreiwillig kastrieren und hält dann schön den Mund? So wahr die Problematik ist, Typen wie Todd und sein Mentor hätten selbst besser das Licht der Welt nicht erblickt. Öko-Terror, Lebensmittel vergiften, Wasser verunreinigen, Menschen die eigenen Werte aufzwingen tut der Sache nicht gut und ist zudem strafbar. Das hilft der Sache nicht. "Population Zero" ist zügig zu lesen, hat einige Splattereinlagen drin, die so manchem die Bröckchenlache ins Gesicht treiben könnten und hat ein ernsthaftes Thema, das Grundlage für so manche Diskussion liefern würde, wenn die Leser es nur so angingen. Doch es gibt wieder einmal viel zu viele, die Autoren wie White oder auch Lee nur auf den Ekelfaktor reduzieren und einfach nicht begreifen wollen, dass diese Leute durchaus wissen, was sie da tun und auch Ahnung von ihrem Beruf haben. Sie bedienen ein Genre, das hierzulande zuvor eher geächtet war und achten dennoch auch darauf, dass ihre Bücher Humor und Sinn beinhalten. Und erst der Festa-Verlag hat diese Werke nach Deutschland gebracht, vorher wurde ja von den marktbeherrschenden Institutionen alles munter zensiert bzw. dem sensiblen Volk erst gar nicht angeboten. Schließlich wissen ja immer alle besser, was gut für die Leute ist als die Leute selbst.
Kurz: "Population Zero" ist Festa Extrem mit Sinn und daher einen Blick wert. Rund 160 Seiten.

Jerry Garcia



Daniel Suarez. 1969 eroberte der Mensch den Mond. Und was ist die größte Errungenschaft unseres Jahrhunderts? Facebook? Was wurde aus den Visionen der Vergangenheit? Warum gibt es keine großen Erfindungen mehr? - Als dem Physiker John Grady die Aufhebung der Schwerkraft gelingt, hofft er auf den Nobelpreis. Doch statt Gratulanten kommen Terroristen. Grady stirbt. Das melden zumindest die Medien. Tatsächlich erwacht der Wissenschaftler in Gefangenschaft: Das hochgeheime Bureau of Technology Control entführt seit Jahrhunderten die brillantesten Wissenschaftler. Zum Schutz der Menschheit, angeblich, denn für Kernfusion und andere Erfindungen sei der Homo sapiens noch nicht weit genug. Für die Gefangenen gibt es nur eine Wahl: entweder Kooperation - oder eine türlose Zelle im Fels, tief unter der Erde. Doch die neuen Herren haben die Rechnung ohne Grady gemacht.

Jon (manchmal auch John) Grady feiert gerade ausgelassen mit Kollegen seinen Erfolg, als Professor Alcot hinzustößt, um diesen Durchbruch zu dokumentieren. Doch einer der Wissenschaftler spielt falsch und ruft die Behörde BC an, die sofort ein Einsatzkommando schickt. Dabei werden sämtliche Wissenschaflter durch verheerende Explosionen vermeintlich getötet. FBI-Agentin Denise Davis und ihr Partner Thomas Flavell werden auf den Fall angesetzt und während Flavell das Szenario für authentisch hält, hat Davis ihre Zweifel. Einiges passt nicht zusammen. Indes wird Grady von Cotton, einem als Technikfeind bekannten Öko-Terroristen, zu Hedrick geführt, dem Leiter des BTC. Allein die Zusammenarbeit der beiden völlig unterschiedlichen Typen lässt den Physiker staunen, doch als er die Forderungen und zugehörigen Erläuterungen von Hedrick vernimmt, ist er total entsetzt. Errungenschaften wie die seine werden in einer zentralen Stelle gesammelt und die Wissenschaftler entführt und zur Mitarbeit gezwungen, denn die Behörde selbst ist nur dazu da, die Neuerungen zu verwalten bzw. zu nutzen. Ahnung von der Materie hat niemand. Wer sich weigert, landet in einer Zelle tief im Fels und wird zwangsernährt, die Ausscheidungen werden abgesaugt und Tageslicht sehen sie nicht wieder. Auch Grady wird dieser Tortur unterzogen. Doch was die Häscher nicht bedacht haben: Ihre Gefangenen sind Wissenschaftler, sie haben schon eine Möglichkeit der Kommunikation entwickelt und bald weiß Grady, wer mit ihm das Schicksal teilt und welche Erfindungen der Welt vorenthalten werden. Und dann kann Grady trotz der Bewachung durch Morrison und seine Klonarmee (nach eigenem Vorbild natürlich) mithilfe von Alexa fliehen. Dies und das zusammentreffen mit den FBI-Agenten löst eine ganze Reihe von gewaltigen Anstrengungen durchs BTC aus, ihn wieder einzufangen. Dass dabei seine eigene Erfindung für massive Zerstörungen und Massenmord genutzt wird, geht Grady schwer an die Nieren. Jetzt will er erst recht Hedrick und Cotton stellen. Doch sämtliche Behörden sind schon längst mit Spionen der BTC durchsetzt. Wem kann er überhaupt noch trauen?

Hier trifft mal wieder zu, was auch in der Arbeitswelt, dem Showbusiness, Sport oder der Literatur gilt: Wer eine oder mehrere starke oder gar überragende Leistungen vollbracht hat, wird immer an denen gemessen. Schwächen werden sofort mehr (Arbeitswelt) oder weniger harsch kritisiert. So ist es jetzt auch bei "Control". Es ist das bisher schwächste Buch von Daniel Suarez und zugegeben meckern auf hohem Niveau. Er hat seinen Helden, für die Emotion kriegt er einen Love Interest und die müssen sich mit richtig fiesen Schurken, geheimen Organisationen, Verrätern und Killern auseinandersetzen. Ohne seine technischen Visionen wäre "Control" nur einer dieser üblichen Polit-Thriller. Aber gerade dieser wissenschaftliche Ansatz und die nicht unbedingt von der Hand zu weisenden Hintergründe sowie die realistische Möglichkeit, dass unsere gewählten Führer der Nationen ein derartiges Szenario auch im wirklichen Leben durchziehen würden, heben das Buch wieder aus der Masse hervor. Manchmal schwelgt der Autor etwas zu sehr in seinem Fachgebiet, um dann abrupt wieder Richtung simplen Thriller mit mehr oder weniger überraschenden Wendungen zu wechseln. Detailliert, bis auf wenige Ausnahmen flott, düster und temporeich und mit satter Action angereichert ist "Control" immer noch ein gutes Buch und vielen anderen Autoren um Längen voraus, aber verglichen mit "Daemon" oder "Darknet" eben doch "nur" noch gut. 490 Seiten.

Jerry Garcia



Ben Coes. Der wackelige Frieden zwischen Pakistan und Indien gerät durch ein diplomatisches Missverständnis ins Wanken. Religiöse Fanatiker aus dem Regierungsumfeld verlieren die Nerven und drohen, eine Atombombe zu zünden. Der frühere US-Elitesoldat Dewey Andreas muss im Auftrag des Präsidenten die Welt retten. Seine Aufgabe: Den pakistanischen Präsidenten aus dem Amt zu heben, um eine weltweite Nuklearkatastrophe zu verhindern. Doch er hat nur wenige Tage Zeit für einen Staatsstreich.

Dewey Andreas ist nach Australien gegangen, um die wenigen Menschen in seinem privaten Umfeld vor Schaden zu bewahren, der ihnen durch die Rachegelüste der Fortunas entstehen könnte, deren Familienmitglied vor Monaten getötet hatte. Mittlerweile arbeitet er auf einer Station, wie in Australien die Farmen und Ranches genannt werden. In einer Nacht, die durch ein übles Unwetter und fast sintflutartige Regenfälle gezeichnet ist, macht er sich auf die Suche nach einem vermissten Mädchen. Es gelingt ihm, sie nach Hause zu bringen. Später geht er mit einem Kollegen in die nahe gelegene Stadt, um sich einige Drinks zu gönnen, als ihm ein Mann auffällt, der ihn beobachtet. Sein Verdacht, dass dieser sowie weitere Typen im Auftrag der Fortunas hier sind, um ihn zu töten. Er kann sich seiner Angreifer entledigen, wobei aber sein Kumpel auf der Strecke bleibt. Und einer der verhinderten Killer überlebt. Währenddessen schaukelt sich in einem anderen Teil der Welt eine eigentlich leicht zu lösende Situation hoch. Die Grenzregion um Indien und Pakistan inklusive Kaschmir, das sich damals bei der Teilung Indien angeschlossen hat, ist immer umkämpft, kleinere Zwischenfälle fast an der Tagesordnung. Als zwei Pakistanis auf Patrouille in ein kleines Dorf kommen und dort ein Mädchen vergewaltigen, werden sie von den Dorfbewohnern getötet. Doch diesmal ist Schluss mit der Diplomatie von pakistanischer Seite. Schnell werden die Truppen mobilisert, Kanonendonner hallt durch die Berge und die Kämpfe um die Region werden immer heftiger. Dann lässt der pakistanische Präsident, ein muslimischer Hardliner, eine Atombombe auf eine indische Stadt abwerfen. Jetzt sehen sich die Amerikaner gezwungen, in diesem Konflikt Stellung zu beziehen, da auch China Truppenkontingente an die Grenzen von Indien und Pakistan verlegt. Amerika ist Indiens Partner, könnte sich aber einen Krieg gegen die Chinesen, die darauf lauern im Kriegsfalle Indien für sich einzunehmen, einfach nicht leisten. Sie sind schon an anderen Brandherden gebunden und ein Atomkrieg zweier Großmächte würde die Welt verändern. So setzt man sich mit den Indern an einen Tisch und erhält 48 Stunden Zeit, um den eigenen, amerikanischen Vorschlag, den pakistanischen Präsidenten per Umsturz auszuschalten, ihm eine Kugel durch den Kopf zu jagen. Jessica Tanzer schlägt für den Job Andreas vor. Er wird eingeflogen, mit zwei Leuten ähnlichen Kalibers in Pakistan abgesetzt und auf den Weg nach Islamabad gebracht. Unterwegs haben die drei ein kleines SWcharmützel mit Taliban, das sie aber unversehrt überstehen - im Gegensatz zu den Taliban. Dann geht es weiter Richtung Hauptstadt.

Ben Coes wird schon mit Tom Clancy, Frederick Forsyth oder John Le Carre verglichen (Letzteren lassen wir da besser außer Acht, da er absolut nicht passt.). Ich füge noch Vince Flynn und Dale Brown, wobei es bei Brown ja eher um seine Fliegertruppe geht, die seit Mitte der Achtziger (alternd) in vielen ähnlichen Auseinadersetzungen zum Einsatz kommt, die sich aber im Aufbau ähneln, hinzu. Was das Aufflackern des Konfliktes angeht, ist der Autor nahe bei Clancy und Brown. Er nimmt sich die Zeit, die Eskalation langsam aufzubauen, beschreibt die Reaktionen der verschiedenen Länder und deren Staatenlenkern und die Versuche, den Krieg auf diplomatische Weise zu verhindern. Das geht natürlich auf Kosten der Action im ersten Drittel des Buches. Sicher, es werden Kampfsituationen geschildert und im zweiten Handlungsstrang zu dieser Zeit auch Deweys Selbstverteidigung gegen seine Jäger skizziert, aber noch herrscht die Ruhe vor dem Sturm. Mit dem Auftritt von Andreas als Problemlöser nimmt die Story richtig Fahrt auf, reiht sich eine actiongeladene Szene an die andere. Und auf diesem Gebiet ist Ben Coes richtig gut, baut auch einige Haken ein, ändert die Richtung und lässt es krachen. Unzweifelhaft ist dies wieder ein typisch amerikanischer Roman mit seinem unkaputtbaren Helden Dewey Andreas, aber er lässt auch erkennen, dass man um die US-Politik seit etlichen Jahrzehnten weiß: Ob nun in Afrika oder Mittel- und Südamerika, die USA haben schon immer gerne mit Mord einen Regimewechsel herbeigeführt. Während des Kalten Krieges waren sie Spezialisten auf diesem Gebiet.Was die Figuren angeht, bleibt alles doch etwas oberflächlich und dass die Pakistani alle bestechlich und oder korrupt sind, kommt schon etwas sehr einer unqualifizierten Unterstellung nahe. Undifferenziert lässt Ben Coes es bei einem für dieses Genre in den USA typischen Schwarz-Weiß-Bild in der Weltsicht. Aber auch da hab ich schon viel Schlimmeres gelesen. Lässt man diese Kritikpunkte aber mal einfach weg und konzentriert sich nur auf einen unterhaltenden Actionthriller, der einen Vince Flynn oder Tom Clancy zu seinen besseren Zeiten ersetzt, dann kann man mit Ben Coes und "Der Staatsstreich" nichts falsch machen. Immer höheres Tempo, ein geradezu fulminantes Finale mit doppeltem Showdown und etlichen Härtegraden im bei den vielen Schusswechseln und Auseinandersetzungen bieten rasanten Lesestoff zu einem brisanten Thema mit den beiden Atommächten im Streit. Viel US-Patriotismus und ein Held, der sich in die Phalanx solcher harten Kerle von Autoren wie Vince Flynn oder Brad Thor und vielen anderen locker einreiht. Ein richtiger Actionkracher, in dem es ohne viel Trara zur Sache geht. Wer also reinen Actionstoff will und sich nicht am America First stört, der wird hier seine helle Freude haben und bekommt für sein Geld einen starken Thriller, den man so schnell nicht aus der Hand legen will. Ben Coes hat bis dato sechs Romane um seinen Protagonisten veröffentlicht und da zum Ende hin auch gewisse Handlungsstränge offen bleiben, kann ich nur hoffen, dass die auch alle schön zu uns zur Übersetzung gespült werden. Guter Griff vom Festa-Verlag, besonders, weil das Genre bei den Großverlagen mittlerweile seht stiefmütterlich behandelt wird.  600 Seiten.

Jerry Garcia

2 Dezember 2014, 15:31:31 #587 Letzte Bearbeitung: 2 Dezember 2014, 15:33:23 von Jerry Garcia


Dwayne A. Smith. Die mächtigsten afroamerikansichen Geschäftsleute New Yorks haben sich zu einem Geheimbund zusammengeschlossen. Als er einen wichtigen Prozess gewinnt, erhält der junge schwarze Anwalt Martin Grey unerwartet Zutritt zu diesem elitären Zirkel. Übers Wochenende wird Martin auf den entlegenen, riesigen Landsitz des Clans eingeladen, ein Hochsoicherheitsgelände, auf dem die Sklaverei fortbesteht. Unter umgekehrten vorzeichen: Schwarz unterdrückt Weiß. Dr. Kasim, der charismatische Anführer des Geheimbundes, versichert Martin, er könne sich vom Erbe der Sklaverei nur befreien, wenn er seine schwarzen Ahnen räche. Martin ist schockiert, aber er begreift schnell, dass er den Clan in diesem Glauben lassen muss, wenn er sich selber und die weißen Gefangenen retten will.

Es ist der Tag der Schlussplädoyers in einem Aufsehen erregenden Prozess um Bürgerrechte und die Strafzahlung einer Firma, die sich des Rassismus schuldig gemacht hat. Der Arbeitgeber wird von einem Mann verteidigt, dessen Ruf schon durch ganz Amerika hallt und der von den Medien geliebt wird. Auf Seiten des Klägers befindet sich nur ein junger Mann, der bisher an noch keinem größeren Fall gearbeitet hat und mit seinem jüdischstämmigen Partner Glen Grossmann nur eine kleine Kanzlei führt. Dennoch kann er mit einem kurzen und knappen Plädoyer die Geschworenen überzeugen und er gewinnt den Fall. Jetzt ist er im Fokus der Berichterstattung, der neue Star am Anwaltshimmel, der dem alten Hund eine empfindliche Niederlage eingebracht hat. womit Martin Grey nicht gerechnet hat, ist, dass sein Gegner icht nur zu seiner Siegesfeier erscheint, sondern ihn auch mit seiner Frau zu einem Dinner in den nächsten Tagen einlädt. Aber Glen und dessen Gattin bleiben außen vor. Martin nimmt an und sie fahren zu dem Essen. Doch was sie dort sehen, lässt sie staunen, noch bevor sie die Schwelle des Hauses übertreten haben. Eine riesige Villa, mit diversen Zimmern wie in einem dieser alten Gentleman-Clubs und ebenso wie dort werden die Frauen auch bald von ihren Gatten getrennt und zu einem typischen Mädelstag in ein anderes Zimmer verfrachtet. während sie über Shopping und Rezepte tratschen, machen sich die Männer bekannt. Neben dem Staranwalt Damon Darrell sind vier weiter Männer aus den Regionen der finanziellen und politischen Macht anwesend, die Martin bald nach allen Regeln der Kunst ausfragen, selbst aber nur Andeutungen machen. Aber er gewinnt den Eindruck, dass sie mit ihm zufrieden sind, ihn in ihre Gruppe holen wollen. Und so kommt es, dass sie eines Tages auf ihn zukommen und zu einem kleinen Outdoor-Trip ohne Frauen einladen. Er stimmt zu, wenn auch etwas ängstlich, der er als Stadtmensch eine Naturphobie hat. Was ihn aber hier erwartet, ist mehr als er sich in seinen schlimmsten Träumen hätte vorstellen können. Sie fahren tief in die ihm unbekannten Wälder - auf dem Flug hierhin hatten sie ihn mit einem Betäubungsmittel im Whisky schachmatt gesetzt - und kommen zu einer immensen Anlage, die von bewaffneten Wächtern, alle schwarz, umgeben ist. noch denkt er sich nichts dabei, aber als sämtliche Dienstboten weiß sind und auch die Arbeiter auf den Feldern diese Hautfarbe haben, während ihre Aufseher alle dunkelschwarz sind (wie Martin später erfährt, werden auf dem Gelände keine "Promenadenmischungen" geduldet), wird ihm klar, dass er hier einen Sklavenbetrieb vor sich hat. Schwarz versklavt Weiß. Und ihrem charismatischen Anführer gehört das Gelände. Er und Martins neue Freunde rekrutieren immer mal wieder junge, erfolgreiche Männer ihrer Hautfarbe, um eine Organisation aufzubauen, die sich für die Sklaverei von vor über zweihundert Jahren bis ins mittlere 20. Jahrhundert rächt. Martin weiß, dass er mitspielen muss, solange er auf dem Gelände ist, sonst ist er tot. Aber mit diesem Wahnsinn will er nichts zu tun haben.

Der Klappentext hatte mich neugierig gemacht, ja gar fasziniert. Eine an sich großartige Idee, die ich zumindest so noch nicht in Buchform vorliegen hatte, mich aber ganz kurz an "Django Unchained" erinnerte, als der Titelheld die dunklere Pigmentierung hatte. Was würde Dwayne A. Smith daraus machen? Provozieren? Anklagen? Den Spiegel vorhalten? Nun, zu Beginn werden schnell Gedanken an einen John Grisham-Roman wach, wenn sich ein kleiner Anwalt mit der geballten finanziellen und autoritären Macht von bekannten Persönlichkeiten konfrontiert sieht und auf bestem Wege ist, sich daruch korrumpieren zu lassen. Der lockere und leicht lesbare Stil von Smith trägt sein Übriges zu dem Eindruck bei. Schnell sind die Rollen verteilt, nur dass hier nicht nur Gut und Böse sondern auch Schwarz und Weiß strikt getrennt werden. Gerade die Beschreibungen der Hintergründe lassen erkennen, dass der Rassismus zumindest latent vorhanden ist, wenn sich ein schwarzes Paar über eine (etwas bessere) Wohngegend freut, in der neben ihnen wenigstens nicht lauter Weiße wohnen. Genauso schnell tritt der umgekehrte Rassismus hervor. Die Schwarzen wollen mit den Weißen nichts zu tun haben und die einzige hellhäutige Figur, die eine etwas größere Rolle spielt - Glen Grossmann -, bekommt einen jüdischen Hintergrund verpasst, damit man auch ihn gefühlsmäßig zu den Unterdrückten und Verfolgten zählt. Martin entwickelt sich dann nach und nach zum Gegenpart seines Gastgebers auf der Sklavenanlage. Martin ist der mit dem Heiligenschein, während sein neuer Mentor sich als nicht Anderes entpuppt, als einen Mann mit ähnlich kruden Herrschafts- und Rassenphantasien wie dereinst Hitler. Er ist ein großer Redner, kann mit Argumenten überzeugen, obwohl diese alles andere als schlüssig sind. Und einige der Texte sind dann auch wirklich etwas weltfremd. Ab diesem Zeitpunkt lässt das Buch immer mehr nach. Die Gruppe um Dr. Kasim wird mit etlichen Klischees skizziert, die Handlung stockt, wird um die Mitte herum gar etwas zäh, bis es dann auf die Flucht und den Kampf um die Freiheit der Gefangenen geht. Hier kommt wieder Spannung auf, einige Actionsequenzen und eine wilde Verfolgungsjagd schließen sich an und das Ende deutet vielleicht sogar eine Fortsetzung an, da gewisse Gefahren fast vor der Haustür stehen und noch nicht gebannt wurden. Dennoch würde ich es so stehen lassen. Wäre mal ein neuer Abschluss, etwas anders, als immer alles schön fertig präsentiert und beantwortet zu bekommen. Ich weiß nicht, was der Autor seinen Lesern mitgeben wollte. Mehr Verständnis für die Situation der Schwarzen in Amerika? Nun, das hat er verbasselt. Bei mir und auch im Buch, wenn er - womöglich bewusst - zeigt, dass man seinem Volk mit derartigen Aktionen einen Bärendienst erweist und eine Reaktion nicht lange auf sich warten lässt. Ich kann in der Story jetzt nur sehen, dass Rassisten-Arschlöcher eben Rassisten-Arschlöcher bleiben - unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder Religion. Und solange es die gibt, wird nirgends auf der Welt Ruhe einkehren. Und das Buch ist dann tatsächlich einfach nur der beste Grisham seit Jahren - nur mit schwarzen Protagonisten und nicht von ihm geschrieben. Der erwartete Anspruch und eine ernsthaftere Auseinandersetzung mit dem Thema wurde eher oberflächlich behandelt, dafür aber der Unterhaltungswert (Abgesehen vom Mittelteil) eindeutig favorisiert. Ordentlicher Schwung gegen Ende, mit etwas Action aufgepeppt und die offenen Handlungsstränge (die hoffentlich NICHT in einer Fortsetzung münden) zum Schluss ergeben einen lesenswerten Thriller, der aber kein Muss-Einkauf ist. Vielleicht war auch meine Erwartungshaltung zu hoch. Rund 475 Seiten.

Jerry Garcia



G. Michael Hopf. Monate, nachdem ein Super-EMP-Angriff die Vereinigten Staaten verwüstete, ist das Land nicht mehr wiederzuerkennen. Alle großen Städte sind in der Hand von marodierenden Banden, während die Regierung machtlos gegen die Gesetzlosigkeit im Land ist. Wer glaubte, auf das Ende vorbereitet zu sein, muss nun feststellen, dass er niemals vorbereitet war. Während einige nach Rache dürsten - für die Verluste, die sie erleiden mussten -, sind andere entschlossen, die Nation wieder aufzubauen. Gordon, Samantha, Sebastian, Barone, Connor und Pablo - sie alle befinden sich auf verschiedenen Wegen heraus aus dem Chaos.

Pablo hat sich mit seinem starken Bündnis mit der gekauften Armee aus Venezuela tatsächlich auf den Weg gemacht, den Südwesten der USA mit Gewalt unter seine Fuchtel zu bringen. Dass seine Flotille durch die Angriffe der Amerikaner um Colonel Barone völlig aufgerieben wurde, kann seinen Vormarsch nicht stoppen. San Diego ist schnell einkassiert, Los Angeles lässt er links liegen, da es eh schon von hispanischen Banden beherrscht wird und nun nimmt er Sacramento ein. Und er beginnt mit harter Hand - keine Gefangenen. Doch als er, der sich Imperator nennen lässt, in einer Kathedrale ein Bild von Kolumbus kniend vor Königin Isabella sieht und sich kurz darauf eine Frau namens Isabella um Gnade flehend vor ihm auf die Knie wirft, erkennt er das als Symbol, ein gütiger Herrscher zu sein und er gibt den Befehl, jeden der sich ergibt zu verschonen. Indes ist Gordon in Begleitung von Brittany und dem Jungen Tyler immer noch auf der Suche nach dem Killer seines Sohnes. doch erst muss er sich gegen zwei verlotterte Figuren wehren, die ihn und die anderen zwei überfallen wollen. Er erledigt sie auf seine gewohnte Art eiskalt passend zum Schneegestöber, wird aber überrascht, als sich Wagen nähern. Glücklicherweise sind es Marines und er kennt sogar den Gunny Smitty. Dazu erfährt er noch, wo sich der Mörder seines Sohnes aufhält und mithilfe einer jungen Frau namens Lexi sowie dem von Gunny überlassenen Trio Marines und einem Humvee mit schwerem MG macht er sich auf den Weg zu dessen Lager. Sein Plan ist einfach, Rahab umlegen und dann Richtung Zufluchtsstätte McCall in Idaho, um sich mit seiner Familie zu treffen. Diese Idee hat auch Sebastian, der die Mormonin Annaliese geheiratet hat und mit deren Anführer Samuel eh nicht zurecht kam. Also macht er sich mit seiner Frau und den beiden Teenagern Brandon und Luke auf die Socken, wobei der großspurige Brandon mehr Probleme macht, als die üble Situation. In Eagle's Nest, Idaho, hat sich Samantha mit Nelson und Haley sowie den anderen aus ihrer Gruppe niedergelassen und kämpft mit ihren Depressionen. Als eines Tages völlig unerwartet ein verwahrloster Fremder in ihr Heim stolpert, tötet sie ihn. Kurze Zeit später taucht dessen Bruder mit einigen Leuten auf und sucht seinen Verwandten. Natürlich sagt ihm keiner die Wahrheit, da man sich ziemlich sicher ist, dass daraus ein blutiges Gefecht entstehen würde. Und die Regierung der verbliebenen "Vereinigten Staaten" um Präsident Conner arrangiert sich mit Colonel Barone und sichert ihm die Gründung seiner "Pazifischen Staaten" zu, wenn er a) den entführten Vizepräsidenten wieder freilässt und b) Conner beim Kampf gegen die "Panamerikansiche Armee" um Pablo unterstützt. In dieses Kuddelmuddel kommt dann auch Gordon, den Barone sofort engagiert, um den Vize plus Begleitung zu Conner zu bringen, da das Ziel ja eh in seiner Richtung liegen würde. Selbstverständlich kommt auch diese Situation nicht ohne Schlamassel aus.

Auch das dritte Buch von G. Michael Hopf um Gordon und den Kampf der Amerikaner um ein menschenwürdiges Leben nach dem Anschlag verlässt sich ganz auf die Stärke der Figuren, wenn es darum geht, Familie oder Ehre und Vaterland zu verteidigen. Wem also schon die ersten beiden Bände gefallen haben, der wird hier ebenfalls wenig auszusetzen finden. Ich für meine Person konnte mich mittlerweile sogar teilweise mit dem sturen Charakter des manchmal überhart reagierenden Gordon anfreunden. Insgesamt war auch zu erkennen, dass so manche Figur noch längst nicht in allen Feinheiten in den vorherigen Abenteuern geschildert wurde. Es gibt Veränderungen in Wesen und Verhalten bei verschiedenen Personen. Was sich aber quer durch alle Kapitel und Zusammentreffen zieht, ist der Eindruck, dass man in einer solchen Situation niemandem trauen darf und wie im Western lieber erst schießt und dann fragt. Sehr von Vorteil für den Leser ist es, dass der Autor seinen Protagonisten keine Pause gönnt, es lauern ständig Gefahren, Verrat ist nie weit, Egoismus ständig der Begleiter, Gnadenlosigkeit schon fast Pflicht. Einzig der Marsch des Pablo durch den amerikanischen Südwesten kam mir etwas zu kurz, dafür aber wird an seiner Figur aufgezeigt, wie ein Mann mit seinen nicht ganz einem klaren Verstand entsprungenen Machtphantasien durchaus zu einem leichten Wandel in seiner Art fähig ist, der aber auf Enttäuschungen dann umso härter reagiert. Und Härte ist ebenfalls ein Aspekt, der sich erneut von Anfang bis Ende zieht. Es sind keine Metzeleien im Blutorgienformat, sondern einfach das ungerührte Auslöschen unschuldiger Menschenleben oder von kapitulierenden Gegnern. Ein Tiefpunkt menschlicher Existenz ist der Typ, der sich mit einer Handvoll Kindern als Geiseln einfach in die Luft sprengt. Doch auch das Erschießen unbewaffneter Demonstranten, das Aufbauen diktatorischen Willkürherrschaft und Ermorden Andersdenkender gehört zu den Punkten, die mit der Situation erklärt werden und dass es Zeiten gibt, in denen man nicht redet und verhandelt, weil das Gegenüber vermutlich auch nicht wirklich an eine friedliche Lösung glaubt und man ihm einfach zuvorkommen muss."The End 3 - Zuflucht" ist also ebenfalls wieder actionreiche und schnelle Unterhaltungskost, die sich voll und ganz auf den Überlebenskampf sowie die Neuaufteilung der USA sowie eigentlich auch der fast vollends zerstörten Welt konzentriert. Irgendwelche Längen oder Phasen ohne Gewaltpotential finden sich auch hier wieder nicht. Zügig und flott und natürlich mit viel Patriotismus erzählt, vorwärts gepeitscht durch den vielfachen Gebrauch von Cliffhangern, hetzt der Leser durch die Zeiten dieses Endzeitromans und hofft, dass der vierte Band schnellstmöglich vom Luzifer-Verlag kredenzt wird. Wer also Actionkost schätzt, die sich wenig um ausufernde Dialoge und allzu ausführliche Charakterzeichnung und bemüht anspruchsvolle Szenarien schert, kann hier seine möglichen Bedenken gerne beiseite schieben. Knapp 350 Seiten.

Jerry Garcia



Larry Correia. Owen Pitt ist Buchprüfer. Eines Abends erfüllt er sich einen lang gehegten Traum und wirft seinen Boss aus dem Fenster. Allerdings aus gutem Grund - denn dieser hatte sich vor seinen Augen in einen Werwolf verwandelt und ihn angegriffen. Als Owen im Krankenhaus erwacht, ist ein Mann bei ihm, der ziemlich beeindruckt von Owens Überleben ist. Er offenbart ihm, dass Monster wirklich existieren und seine Organisation, die Monster Hunter International, sie unter strenger Geheimhaltung im Zaum hält. Und dann macht er Owen ein interessantes Angebot.

Es war einer dieser typischen Abende: zuviel Arbeit, um pünktlich Dienstschluss zu machen und der Chef auch noch im Haus. Der extrem unsympathische Chef. Einer der Sorte ahnungslos mit Karriere auf Kosten anderer, ohne selbst wirklich einen Finger krumm zu machen. Und dann muss Owen in dessen Büro und bereitet sich schon auf das Schlimmste vor - ohne zu ahnen, dass es noch schlimmer kommen würde. Da beginnt bei dem Fiesling doch tatsächlich eine Verwandlung in einen Werwolf und er hetzt Owen quer durchs Büro. Nachdem er ihm diverse Wunden zugefügt hat, schafft es Owen mit letzter Kraft den Scheißwerwolf durchs Fenster zu donnern, wo der mitsamt den Überresten des Fensters dann unten auf der Straße landet. Naja, nicht ganz auf der Straße. Er dellt eher das Dach eines Autos bis zum Grund ein. Tags drauf - wie er meint - wacht er im Krankenhaus auf und sieht sich zwei Anzugtypen gegenüber, die anhand ihrer Kleidung und ihres Auftretens nur Regierungsfritzen sein können. Bestimmt steht unten der allseits bekannte schwarze SUV. Und klar, sie sind Bundesbeamte. Und sie halten ihre Knarren bereit. Sie warten, ob sich Owen aufgrund seiner Verletzungen in einen Werwolf verwandelt. Tut er nicht und sie ziehen ab. Aber da kommt noch jemand zu ihm und bietet ihm an, der Monster Hunter International beizutreten. Was soll er also tun? Von Natur aus schon nicht gerade ein Adonis, machen ihn die Wunden und Narben jetzt eher selbst zu einem Monster in einer von vorgeblicher Schönheit besessenen Welt. Und dass er bei seiner Firma den Job wegen herausragender Leistungen wiederkriegt, ist nicht zu erwarten. Also sagt er flugs zu. Ein Grund ist auch die attraktive Julie, die er sofort als seine künftige Braut auserwählt - ohne ihr Wissen natürlich. Und als er mit vielen anderen Frischlingen zur Ausbildung antritt, muss er zu seinem Leidwesen feststellen, dass Julie tatsächlich einen Freund hat - den nahezu in allem perfekten Grant. Gutaussehend, klug, wortgewandt, beliebt, heldenhaft und perfekt modellierte Muskeln an seinem schlanken kräftigen Körper. Und schon wird er von dem schön getriezt. Aber Owen lässt isch nicht abschrecken, übersteht die Ausbildung und kommt zu einem ersten Kampfeinsatz auf einem Frachter, der es denn auch in sich hat, wobei sich Grant sofort als der Arsch vom Dienst erweist. Mittlerweile ist er nicht mehr überrascht, welche Wesen sich ihm in den Weg stellen. Wieso auch - nach einer Begegnung mit einem Werwolf? Zudem hat er den Vorteil, dass er ein Waffennarr ist und sich mit Ballerwerkzeug jeglicher Art bestens auskennt. Und dann ist da noch das Geheimnis um die MHI. Seit 1995 war von denen nichts mehr an ihrer CIA-ähnlichen Heldenwand. Da muss etwas geschehen sein, über das aber niemand reden will. Dazu kommen noch die sieben Meister-Vampire und ihr Herrscher, die die Welt im Auftrag einer völlig anderen Kreatur unbarmherzig und blutig unterjochen wollen. Doch bis sie schließlich und letztendlich gegen die antreten können, müssen sie noch viele weitere Monster und Sagengestalten kennenlernen wobei so manche Illusion zerstört wird.

Larry Correia hat sich da eine Action-Fantasy-Mischung zusammengeschustert, die es wirklich in sich hat, die aber in keinem Fall ernst gemeint ist. Trotz aller Action ist man eigentlich dauernd am Schmunzeln. Sein waffengeiler und leicht unterbelichteter Protagonist erzählt eine hanebüchene Story aus seiner eigenen Perspektive und ist dabei natürlich alles andere als objektiv. Zudem wäre es angebracht, den Verstand und den Wunsch nach Logik während des Lesen auszuschalten. Es ist ein wilde Geschichte mit derart fetzigen Actionanteilen, dass man sich mehr und mehr wünscht, auch wenn man an und ab feststellen darf, dass die eine oder andere Figur (Sam entspricht in seiner Beschreibung durchaus der Comic-Figur Yosemite-Sam, Milo einer Mischung aus Pirat und Barbarossa, Grant einem jungen Tom Cruise oder anderer Posterboys im Filmgeschäft wie diesen "Twilight"-Spacken, nur nicht ganz so schwul.) oder Szene aus einem Film ("Heavy Metal" aus dem 80-ern würde da gut passen. Owen erinnerte mich sehr an Dan und eine Szene ziemlich an die Schlussgeschichte des Films). zusätzlich räumt er mit gängigen Teenievorstellungen von Elfen (Nix Orlando Bloom oder Anna Paquin) und Feen auf. Die sind garantiert nicht aus "True Blood" abgekupfert. Neben einer ordentlichen Portion Ironie und einer gewaltigen Prise Sarkasmus lässt der Autor es gewaltig krachen, da sein Hauptaugenmerk auch auf dem Actionsegment liegt. Es fliegen die Fetzen, wird mir Granaten um sich geworfen, geballert, was die Munitionskisten hergeben und ganze Heerscharen von Monstern zerlegt. Hin und wieder wird es auch reichlich blutig, ohne jedoch in den Gewaltskizzen zu sehr zu übertreiben, auch wenn ansonsten der Hang zur Übertreibung absolut und deutlich sichbar ist. Klischeebeladener B-Stoff, der absolut keinen Sinn dafür aber umso mehr Spaß macht. Nachteile hat die Sache natürlich auch. Ungefähr ab Beginn des zweiten Drittels wird es zeitweise etwas ermüdend, dehnt sich und kann nicht mitreißen, was sich aber dann Richtung gewaltigen Showdown wieder ändert. Der Humor ist zumeist echt zum Grinsen, zündet aber auch nicht immer. Der eine oder andere Spruch ("Hey Myles, wie hängt er?") war schon im letzten Jahrtausend zu meiner Schulzeit derart platt, plump und abgenutzt, dass er aus dem Sprachgebrauch verbannt wurde. Solide, bleihaltig, rasant und humorvoll bis auf wenige Ausnahmen. Wer sich nun wirklich simple und reine Baller-Fantasy-Literatur einpfeifen will ohne seinen Intellekt zur Mitarbeit zu zwingen, der macht hier nichts falsch. Ich hatte aber ständig den Eindruck, dass unser Owen hier kurz vor dem Auftritt seines Werwolf-Chefs über seinem Papierkram sanft entschlummert ist und uns nun seinen "Diamantenschneider-Wunschtraum" nacherzählt. So sinnlos die Mischpoke war, so sehr hat sie mir bis auf die erwähnten kritischen Anmerkungen gefallen. Zu empfehlen aber nur für "Spaßleser mit Hang zu Balleraction auf B-Movie-Niveau" oder "Expendables"-Fans, denen der letzte Film zu luschig war. 650 Seiten. Übrigens gibt es dazu auch noch Fortsetzungen. Mal sehen, ob die hier erscheinen.

Jerry Garcia



Bracken MacLeod. Lyn arbeitet in den Bergen als Kellnerin in einem kleinen Restaurant. Ihr Leben langweilt sie, doch sie sieht keine Möglichkeit, das zu ändern. Bis zu dem Tag, als eine ausgebildete Scharfschützin das Feuer auf den Laden eröffnet und seine Gäste tötet. Erbarmungslos belagert sie das Gebäude - und Lyn muss sich entscheiden: Wird sie sich dem Tod ergeben oder nimmt sie den Kampf gegen ihn auf?

Lyn hat gerade wieder so einen Tag, an dem gewisse Kunden sich aufspielen und dafür aber mit Trinkgeld geizen. Ihr Chef ist ein Sklaventreiber, ihr Kollege Luis eine faule Sau. Sie versucht dennoch zu allen freundlich zu sein, nicht nur wegen des Trinkgeldes. Kurze Zeit später kommt dann auch noch Joanie Myer in das Restaurant, obwohl sie Hausverbot hat. Lyn schenkt ihr wider die Anweisungen ihres Bosses einen Kaffee ein, was selbstverständlich zu Ärger führt. Joanie verschwindet wieder in ihr Haus, das dem Restaurant direkt gegenüber liegt. Und als die ersten Gäste gehen wollen, um ihre Reise fortzusetzen, fallen Schüsse. Mann und Frau gehen tödlich getroffen zu Boden. Die anderen Kunden sowie die Mitarbeiter begreifen langsam, dass sie in der Falle sitzen und auf der Abschussliste stehen. Bullen rufen geht nicht, da das Festnetztelefon im Schussbereich des hinterhältigen Killers liegt und hier oben die Handys kein Netz haben. Während Joanie - mittlerweile ist es den Leuten gedämmert, dass es nur sie sein kann, die da um sich ballert - von ihrem Haus aus weiter den Laden mit Kugeln beharkt, versuchen die Gäste sich in Sicherheit zu bringen. Hinterausgang ist schwierig, da dort ein recht steiler Abhang fast ans Gebäude anschließt. Zudem ist zu vermuten, dass die Ex-Soldatin diesen Fluchtweg bedacht hat. Irgendwann kommt dann doch der Hilfssheriff Bryce, muss aber ebenso wie die Leidensgenossen in Deckung gehen, um nicht erschossen zu werden. Ein vom Geschäftsführer ausgetüftelter Plan, der er selbst ausführen will, geht in die Hose und er kommt knapp mit dem Leben davon. Auch eine Aktion von Bryce misslingt, wobei er im Schuppen neben dem Haus, der einen Propangastank vor der Witterung schützt, den geflüchteten Koch Leonard entdeckt. Leonard ist der Kleindealer der Gegend und hat seinen Stoff hier gebunkert. Als Bryce feststellt, dass am Tank eine Sprengladung befestigt ist, lässt sich Leonard überreden, ins Haus zurückzukehren. Jetzt ist klar: Sie müssen da raus. Joanie wird keine Gnade walten lassen.

Bracken MacLeod stellt seine Figuren nach und nach vor, skizziert am intensivsten die Kellnerin Lyn und die vom Krieg traumatisierte Joanie, die eigentlich hier in dem Bergen nur ihre Ruhe suchte und mit einer Abfindung durch die Sicherheitsfirma, deren Söldner sie im Kriegsgebiet vergewaltigten un liegen ließen, ein Haus in Waldnähe mit einer freien Aussicht auf die Natur. Doch auch ein anderer Bieter wollte das Gebäude und das Gelände. Da er es nicht bekam, hagt er gerade gegenüber ein Restaurant im Schnellverfahren hingestellt, um Joanie zum Verkauf zu nötigen. So schaukelt sich die Situation langsam aber sicher hoch. Auch weil der Geschäftsführer Beau ein schleimiger Kriecher ist, der vor seinem Boss gut dasgtehen will, indem er die Ex-Soldatin vertreibt. Lyn dagegen braucht diesen Job, um zu überleben, Geld zu verdienen. sie ist die freundlichste Person des gesamten Buches, aber auch sie wird mit der Zeit zum Äußersten getrieben. Nach und nach lernt man die handelnden Personen kennen, darf erfahren, dass in dieser konservativen Ecke des Landes Schwarze und Schwule oder Lesben eher unerwünscht sind und noch eine Denke wie weit vor den 60-ern vorherrscht. Joanie erinnert sehr schnell an andere bekannte Veteranen wie man sie aus "Rambo" oder "Shooter" kennt, die aus ihrem Wunsch nach Ruhe und Frieden, um über ihr Truma hinwegzukommen, derart gestriezt und gereizt werden, dass irgendwann der Kessel überkocht - und sie werden wieder zu den Killermaschinen zu denen sie ihr Land erzogen hat. Jeder ist der Feind, es wird emotionslos getötet - und Joanie war eine der Besten in ihrem Fach. Kalt und überlegt hat sie ihre Ziele ausgeschaltet, wie man in diversen Rückblenden erkennen kann. Und sie hat die Situation fest im Griff, rund ums Haus des Feindes Fallen aufgestellt, Sprengsätze angebracht und wartet darauf, dass sich neue Ziele bieten. Innerhalb der Wände des Restaurants herrscht Uneinigkeit, wobei sich Beau besonders hervortut, doch ist er ebenso wie die restlichen Gäste eher eine Nebenfigur, die nur oberflächlich charakterisiert wird. Aller Augen ruhen auf Lyn. Sie entwickelt sich fast zu so etwas wie einer Anführerin. "Mountain Home" ist ein Roman um Gier, Betrug und eine traumatisierte Soldatin, die zu sehr in die Enge getrieben wird. Und wie John Rambo im Buch gewährt sie keine Gnade, erwartet aber auch keine. Spannend, hintergründig, mit stellenweise famosen Actionszenen und persönlichen großen und kleinen Dramen angereichert, ist das Buch ein wirklich gelungenes Debüt, dem gerne weitere Bücher folgen dürfen. Nur was es mit dem hin und wieder auftauchenden Indianermythos Kreewatan auf sich hatte, wollte sich mir nicht so recht erschließen. 220 Seiten.

Jerry Garcia



Tim Curran. Vietnam 1970. Eine grüne Hölle, wo der Tod hinter jedem Baum, in jedem Schatten und in jedem Nebel lauert, Sprengfallen und Munition, Landminen und Raketen. Mike McKinney ging dorthin, um über den Krieg zu schreiben, über den Terror und die Frustration, über Soldaten und Menschen und eine Landschaft, die durch den Krieg für immer verändert wurde. Doch dann begegnet ihm noch etwas Anderes: ein urzeitlicher Horror, entsprungen dem dunkelsten vietnamesischen Aberglauben. Eine groteske Abscheulichkeit, die durch den Dschungel und über die Hochebenen schleicht, auf der Suche nach menschlichen Köpfen. Nun ist es auf der Jagd nach ihm. Und nichts kann es stoppen.

Mike "Mac" McKinnes ist aus eigenem Antrieb im Kriegsgebiet Vietnam. Im Gegensatz zu vielen seiner blut- und sensationsgeilen Kollegen, die erst aus ihren sicheren Löchern kriechen, um die Gefallenen zu fotografieren, wenn es wieder sicher ist für ihre miesen, kleinen Leben, unternimmt er mit den Truppen Vorstöße in feindliches Gebiet, kämpft mit der Waffe in der Hand an ihrer Seite und hat somit ihren Respekt gewonnen. Nachdem das Platoon, das er begleitet hat, ein Dorf niederbrannte und einige überlebende Vietnamesen verhört, ruft ihm eine alte Frau etwas in ihrer Sprache zu. Der Lieutenant der Gruppe versteht Vietnamesisch und übersetzt das Gesagte als "Kopfjäger - er wird dich holen". So erfährt er erstmalig etwas über diese Legende. Nun ist er fast schon besessen davon, noch mehr herauszufinden, muss aber immer nur mit Geschichten von Soldaten und Einheimsichen vorlieb nehmen, findet aber keine Beweise. Zudem muss er auch noch seinen Job machen. Und der ist haarig. In einem brutalen Verteidigungsgemetzel um einen sinnlosen Hügel irgendwo im Nirgendwo wollen Tausende Vietcong die Amerikaner von diesem strategisch angeblich wichtigen Platz verteiben. Bald stapeln sich die Leichen, die Verluste sind auf beiden Seiten hoch, aber erst die Unterstützung durch die ferne Artillerie und als die Cobras angeflogen kommen und ihre Raketen in das Gewimmel der Feinde ballern, gibt der Gegner auf und lässt massenweise verstümmelte Leichen zurück. Und auch hier vernimmt Mac bald, dass eine über zwei Meter große Gestalt sich Leichen von diesem Friedhof geholt haben soll und sie tief in den Dschungel schleppte. Auch in Saigon gibt Mac keine Ruhe. Erst kann er einen vietnamesischen Offizier befragen und später noch einen Jungen, der ihm alles besorgen kann, was er so zum Leben braucht - ein kleiner Schmuggler mit Ambitionen, nach Amerika zu kommen. Und bald wird dieser Junge vom Kopfjäger verfolgt und getötet. Jetzt ist es an Mac, sich der Gefahr zu stellen. Er fliegt mit einem Spezialkommando, das hinter den Linien für Unruhe sorgen soll, eine abgelegene Dschungellandschaft und muss erleben, dass sie alle von dieser Bestie abgeschlachtet werden - und dass diese jetzt nur hinter ihm her ist.

Das Buch weckt einige Erinnerungen an die vielen Vietnamfilme seit "Apocalypse now", die Hitze, die Dunkelheit, die Angst, die Fallen und die Brutalität der Amerikaner, die ihnen natürlich gleichermaßen vergolten wird. Während Mike sich seine Menschlichkeit wenigstens noch in einem gewissen Maße bewahrt hat, sind viele der Soldaten eh nur hier, weil sie sonst in der Heimat im Bau gelandet wären. Typen, die hier ihre Lust am Töten so richtig zelebrieren können und wer noch nicht verroht angekommen ist, hat große Chancen, zumindest derart verändert zurückzukehren. Curran erzählt von den Verstümmelungen, den hinterhältigen Überfällen auf Dörfer voller Bauern, die mit dem Krieg nichts zutun haben wollen, aber auch brutalen Gefechten um unwichtiges Gebiet in einem dreckigen Krieg, wobei die Verteidigung der Stellung auf dem Hügel mich wieder mal auf den Film "Firebase" brachte oder "Hamburger Hill" ohne das "friendly fire" - und auf das Buch "Dämon" von Matthew Delaney, wo Vietnam und eine monströse Figur zu Anfang auch eine große Rolle spielen. Müsste ich mal wieder sichten. Und dies toppt derAutor dann noch mit seinem Horrorspuk. Lange Zeit ist der "Kopfjäger" nur eine Legende, Aberglaube und tritt nicht in Erscheinung. Mit dieser Erzählweise hat Tim Curran schon bei seinem "Der Leichenkönig" gearbeitet, nur dass er hier bis zum Auftauchen des Monsters die Zeit mit viel Action aus dem Kriegsgebiet überbrückt, sodass Tempo und Rasanz eigentlich ebenso ständig gewährleistet sind wie die Spannung, was dieser "Kopfjäger" denn nun ist: Mythos oder real? Gute Lektüre, die in ihrer Kürze vorzüglich unterhält, keine Längen oder Hemmnisse für den Lesefluss aufweist und mich das Buch ohne Einschränklung empfehlen lässt. Ist als Doppelband zusammen mit "Leviathan" erschienen. Zu dem dann demnächst einige Worte. Noch etwas zum Cover. Selbst wenn ich den Autor noch nicht gekannt hätte, wäre ich durch die Coverbilder und die Umschlaggestaltung auf das Buch aufmerksam geworden. Hier also ein lobendes Wort Richtung Michael Schubert, der wohl nicht zum ersten Mal den vom Verlag gewünschten Effekt hervorgebracht hat. Rund 100 Seiten.

Jerry Garcia



Tim Curran. Seagull Island - eine geheimnisvolle Insel. Man munkelt, sie sei das Tor zu einer anderen Welt - einer Welt urzeitlicher Monster. Die Einheimischen reden nicht darüber. Verleugnen es. Aber plötzlich ändert sich alles. Auch Johnny Horowitz, ein unbeliebter Paparazzi, hat von dem Mythos gehört und ist ganz besessen von dem Gedanken, als Erster einen Blick auf die andere Seite zu werfen. Während Hurricane Amelia über der Insel tobt, wird das Tor in die prähistorische Welt weit aufgestoßen und Johnny plant dorthin zu gelangen, mit der Kamera in der Hand - koste es, was es wolle.

Johnny Horowitz ist ein Paparazzo (Einzahl), der sich seinen Lebensunterhalt nach diversen Eskapaden in einem regulären und zumindest halbwegs anständigen Job nun mit peinlichen Promifotos für Schundblätter verdienen muss. Er ist freiberuflich unterwegs, hat aber sichere Abnehmer für seinen Mist. Doch irgendwann hatten die von ihm bloßgestellten Stars die Schnauze voll und er wurde immer öfter verklagt und auch dazu verdonnert, Abstand zu halten. Es wurde gar soviel, dass ihm einer seiner Abnehmer riet, mal für einige Wochen unterzutauchen, bis Gras über die Sache gewachsen sei. Tut er sogar, aber trotz des miesen Jobs spielt er weiterhin den dicken Max und hat horrende Rehnungen zu begleichen. Da muss ne Story her. die scheint er auf dem Urlaubsparadies von Carolina, der Seagull Island, zu finden. Sommer, Touristen, Einnahmen für die Inselbewohner und ansässigen Geschäftsleute - und ein wunderschöner Strand ist abgesperrt, ein Zaun verhindert, dass sich die Meute trotz des Warnschildes von wegen Lebensgefahr Zutritt verschaffen. Johnny hat mit dem Bruch irgendwelcher Regeln natürlich kein Problem. Zaun überwunden und den Strand inspiziert. Da findet er Knochen. Knochen, die sich als menschlich herausstellen. Er schwingt sich auf seinen Drahtesel und radelt zum örtlichen Polizeirevier. Doch auch wenn der Ordnungshüter ihn begleitet, scheint der die Sache entweder nicht ernst zu nehmen oder er verheimlicht etwas. Will die Sache unter den Teppich kehren. Das macht Horowitz natürlich nur noch neugieriger. Als er sich dann wieder einmal unerlaubterweise am Strand einfindet, geschieht etwas Seltsames mit ihm. Er fühlt sich schwummerig (liegt ausnahmsweise mal nicht an der Sauferei), kippt weg und als er wieder die Augen öffnet, hat sich etwas verändert. Himmel und Meer haben andere Farben, er sieht Tiere, die es heutzutage eigentlich nicht mehr geben darf. Und dann ist der Spuk vorbei. Doch Johnny will jetzt wissen, was hier vor sich geht, nervt jeden, der nicht schnell genug abhauen kann, mit seinen Fragen und bewegt sich wieder zum Strand - diesmal aber mit Fotoapparat. Es gelingt ihm sogar ein sensationelles Foto von einem urzeitlichen Tier. Er ist sich sicher, dass das sein großer Knüller wird. Doch bevor das geschieht, müssen er und die wenigen auf der Insel zurückgebliebenen Menschen erst einmal den Hurricane Amelia abwettern. Was danach geschieht, ist das pure Grauen.

Tim Curran kommt sofort zur Sache und spärt sich jegliches Vorgeplänkel oder überflüssiges Rumtexten. Strand, Reporter, Geheimnis - alles sofort verfügbar und Interesse am Fortgang der Handlung weckend. Dazu kommt die Charakterisierung des Paparazzo Horowitz, dem er alle schlechten Eigenschaften dieser Aasgeier-Spezies ins Profil schreibt. Dass dieses Pack überhaupt existieren und sich auf die Pressefreiheit berufen darf, ist eh ein Hohn. Horowitz kennt keine Regeln und wenn er welche zu sehen bekommt, ignoriert er sie. Er hat keinen Respekt vor seinen Mitmenschen. Aber seine Verleger sind ja nicht besser. In der Folge betreibt Curran etwas Namedropping und lässt sich über Skandalnudeln wie Sheen, Lohan oder Van Damme und Paris Hilton aus, um den sozialen Abstieg des Fototypen und die Leichtsinnigkeit der Stars zu skizzieren. Ganz nebenbei kann man sich auch über seine Worte zu den "Matsch-Meals" der Burgerketten eigene Gedanken machen. Und so ganz nebenbei baut der Autor eine Spannung auf, die sich mit anderen Storys jederzeit messen kann. Urzeitgetier, Zeittor, Action und später auch Tempo kennzeichnen diese Novelle von Tim Curran. Dazu etwas Humor und ein gradliniger Stil, stimmungsvoll eingefangene Atmosphäre und fertig ist ein guter Output von Tim Curran. Dennoch bleibt er leicht hinter der anderen Story - "Kopfjäger" - zurück, da mir dort der vermehrte Actionanteil einfach besser ins Bild passte. Im Doppelpack aber eine perfekte Wahl, sollte sich kein Fan von Tim Curran entgehen lassen.
Rund 120 Seiten.

Jerry Garcia



Stephen Hunter. Vietnam-Veteran Bob Lee Swagger ist mittlerweile 50 und sehnt sich nach einem ruhigen Leben mit seiner Frau und der gemeinsamen kleinen Tochter. Doch dann taucht ein junger Journalist auf und wühlt in der Vergangenheit. Wie kam Bobs Vater Earl als Staatspolizist vor 40 Jahren bei einer Schießerei wirklich ums Leben? Widersprüche zwischen der offiziellen Schilderung der Ereignisse und dem Tagebuch seines Vaters lassen Bob keine Ruhe. Er reist zurück in seine Heimat Arkansas, um die Vorfälle von damals zu rekonstruieren. Und die Operation Black Light nimmt ihren Lauf.

Arkansas 1955. Der Landespolizist Earl Swagger, 45, ist auf dem Weg, um Jimmy Pye einzusammeln, der gerade aus dem Knast entlassen wurde. Er hat ihm einen Job im Sägewerk besorgt und will ihn und dessen etwas zurückgebliebenen Cousin Bub dorthin kutschieren. Doch dann kommt eine andere Sache dazwischen: Ein junges schwarzes Mädchen wird seit Tagen vermisst. Die Sorge der Familie ist so groß, dass man sich sogar an einen weißen Gesetzeshüter wendet, was in dieser Zeit eher ungewöhnlich war. Also kümmert sich Swagger um diesen Fall, anstatt Jimmy abzuholen. Doch dieser wäre eh nicht erschienen. Mit dem Floh im Ohr, dass sein gutes Aussehen ihm in Hollywood zum Durchbruch verhelfen würde, will er sich mit einem Überfall das Startkapital besorgen und dann gen Kalifornien düsen. Der Überfall gelingt, doch aus Arkansas bzw. dem Polk County kommen sie nicht mehr raus. Bei der Festnahme durch Earl Swagger sterben alle drei Beteiligten: der Polizist und die beiden Gauner. Bob Lee Swagger ist zu dem Zeitpunkt neun Jahre alt. Über 40 Jahre später taucht ein Journalist namens Russell Pewtie in Swaggers neuer Heimat Oklahoma auf und will ihn treffen, da er ein Buch schreiben möchte. Er sieht  einige Parallelen zwischen dem Fall von Earl Swagger und einer Aktion bei der Bud Pewtie, Russells Dad, beteiligt war. Dieser hatte als Polizist Lamar Pye und seine Komplizen nach einem brutalen Gefängnisausbruch zur Strecke gebracht, sich danach aber von seiner Familie distanziert. Russell will dies nun in einem Buch aufarbeiten, das sich darum dreht, dass sie Söhne von Verbrechern automatisch ebenfalls brutale Gangster werden, während Polizistensprösslinge sich eher gesetzestreu verhalten. Zu sagen, dass Bob Lee ihm die Tür geweisen hätte, ist noch eine freundliche Formulierung. Aber der Junge gibt nicht auf. Und tatsächlich: Bob wird neugierig, vielleicht auch etwas sentimental, und sieht die Sachen seines Vaters durch. Dabei entdeckt er eine Ungereimtheit - und erklärt sich bereit, mit dem Burschen gemeinsam zu recherchieren. Nachdem sie auf einige Hürden gestoßen sind, finden sie aber erste Spuren, die darauf hindeuten, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Und bringen dadurch Leute auf den Plan, die liebend gerne die Vorgänge von damals im Dunkeln lassen würden. So muss auch der alte Anwalt Sam, der zudem von Alzheimer geplagt wird, ebenso um sein Leben fürchten, wie die beiden Söhne, die auf den Spuren ihrer Väter wandeln.

In den Danksagungen am Ende des Buches erwähnt Stephen Hunter, dass "Nachtsicht" Teil einer Trilogie ist, zu der neben "Shooter" auch "Dirty white boys" gehört, das zum damaligen Zeitpunkt noch nicht übersetzt war (Geschah 2000 und wurde zu "Die Gejagten"). "Nachtsicht" ist eigentlich das mittlere Buch davon, man muss aber "Die Gejagten" nicht zwingend gelesen haben, um ihm folgen zu können, da die wesentlichen Merkmale und Figuren aus "Die Gejagten", die wichtig für "Nachtsicht" sind, erklärt werden. "Die Gejagten", das zwar kein Bob Lee-Roman ist, aber dennoch zum "Swagger-Universum" gehört,  liegt mir zwar von Goldmann vor, aber es ist eh wieder leicht gekürzt und ich warte, dass es bei Festa erscheint. Stephen Hunter lässt in seinem vorliegenden Buch eine Zeit aufleben, in der die Rassentrennung noch alltäglich war, der Rassismus salonfähig und diverse irrige Vorurteile bezüglich von Schwarzen noch tief in den Köpfen der Weißen verankert waren. Auch Earl Swagger ist nicht frei davon, doch das hindert ihn nicht, seinen Job korrekt auszuüben - für jeden, der seine Hilfe braucht. Im Jahr 1955 scheint Polk County nur aus riesigen Haufen Hinterwäldlern und Rassisten zu bestehen, in dem Ausnahmen sofort ins Auge fallen. Dass Swagger den Mord an dem Mädchen aufklären will, ist für viele ein Unding, fast schon Verrat an der weißen Rasse. 40 Jahre später kommt ein Bob Lee Swagger in diese Heimat zurück, der sich nach den Ereignissen in "Shooter" mit seiner Frau nach Oklahoma zurückgezogen hatte und nun mit ihr und der gemeinsamen Tochter abseits des Trubels lebt. Dennoch lässt er sich vom Journalisten Pewtie mit seiner eher absurden Theorie über Väter und Söhne aus seiner Trutzburg locken und fährt mit dem nach Arkansas zurück, zieht sogar in seinen alten Trailer. Erinnerungen werden wach, Unruhe überkommt den sonst so coolen Swagger. Während das Buch sehr lange mit den Ermittlungen beschäftigt ist und anhand des alten Anwaltes Sam nicht nur die Einstellung von Weiß zu Schwarz noch einmal Revie passieren lässt, sondern auch das Drama einer Alzheimererkrankung in Worte kleidet, die betroffen machen können, lässt ich Hunter viel Zeit, bis es zu einer ersten Gewalteruption kommt, die dann knapp aber heftig wird. Swagger macht nun einmal keine Gefangenen. Und mit dem Wissen, dass es tatsächlich ein Geheimnis gibt, das vertuscht werden soll, schleicht sich die Paranoia immer tiefer in die Köpfe der Protagonisten. Das ist auch der Zeitpunkt, wo uns der Autor zeigt, dass Swagger nicht nur der eiskalte Killer ist, sondern dass er immer noch unter den Geschehnissen aus dem Krieg leidet, dass er mittlerweile sogar das Gefühl der Angst verspürt, was ihn fast aus der Bahn wirft. Dennoch lässt er sich nicht vom Ziel abbringen und holt seinen Waffenkoffer, was Stephen Hunter zum Startsignal nimmt, den Leser wieder zu Exkursen in Waffenkunde einzuladen, auch erklärt, was der Originaltitel "Black Light" für eine Bewandtnis hat und nach einem spannenden Kampf in der wilden Natur von Polk County nicht nur Licht in das Dunkel der damaligen Geschehnisse bringt, sondern auch mit der einen oder anderen Überraschung aufzuwarten hat, die man sich so nicht ganz vorstellte. "Nachtsicht" ist nicht ganz so actionreich wie "Shooter", dafür aber ein ordentlich aufgebauter Thriller. Es dauert einige Hundert Seiten, bis es wirklich derartig kracht, wie man es aus dem bei Festa erschienenen Vorgänger kennt. Hin und wieder lässt Hunter sogar etwas Humor aufblitzen, Swagger-Humor, manchmal schwer zu erkennen. Gutes Buch, mit einer sehr bildhaft beschriebenen Vergangenheit in den südlichen Regionen der USA, aber ruhiger als "Shooter". Dennoch immer noch entschieden besser als das, was sonst so von anderen Verlagen als Thriller oder Action auf den Markt geworfen wird. Rund 600 Seiten.

Jerry Garcia



David Baldacci - Herausgeber. Mit dieser Anthologie präsentiert thrillerexperte David Baldacci eine Sensation: Jeweils zwei große Spannungsautoren schreiben zusammen eine Story, in der ihre Ermittlerfiguren aufeinandertreffen. So führt ein Mordgeständnis Ian Rankins schottischen Inspector Rebus in den englischen Süden.zu Peter James' Roy Grace, und Michael Connellys Detective Harry Bosch verfolgt die Spur eines Entführers von Los Angeles nach Boston, in das Revier von Dennis Lehanes Privatdetektiv Patrick Kenzie.

Desweiteren macht sich Jack Reacher zusammen mit Nick Heller in einer Kneipe beliebt, wo jeder der Jungs für sich eigentlich in Ruhe ein Beaseballspiel sichten wollte, sie dann aber einem Buchprüfer gegen einen Gangster helfen. John Sandford lässt seinen Lucas Davenport nach New York zu Lincoln Rhyme reisen, um dort mit ihm und Amelia Sachs einen Serienkiller zu stellen. Agent Pendergast hingegen muss sich in einer Anstalt für psychisch Labile dem Vorwurf ausgesetzt sehen, dass er seine vielen Abenteuer und seinen FBI-Status nur geträumt habe und der Tod seines Bruders und seiner Gattin reine Einbildung sei. Cotton Malone und Gray Pierce von der SIGMA-Force kämpfen gemeinsam gegeen einen fiesen Terroristen, während Sean Reilly und Glen Garber in eine wilde Hetzjagd verwickelt werden, bei der sich Garbers Tochter als äußerst clever und wehrhaft erweist. Wyatt Hunt und Joe Trona werden bei einem Angelausflug in Mexiko in einen Kampf gegen Drogenhändler verwickelt, die hinter einem Goldschatz her sind.

Die Idee, diverse Serienfiguren in einer Crossover-Kurzgeschichte gemeinsam agieren zu lassen ist zwar keine Sensation und noch nicht einmal völlig neu, aber man bekommt kurze und schnelle Unterhaltung ohne jegliche Längen geboten. Von Vorteil ist es aber, wenn man die Hauptfiguren schon kennt, die in den vielen Romanen, in denen sie schon ihre Auftritte hatten, über die Jahre hinweg ausführlich mit Eigenheiten, Macken und Marotten skizziert wurden. Jene Stories, in denen mir bekannte Ermittler wie Hunt, Bosch, Reacher, Pierce, Malone, Pendergast, Rhyme und Davenport auftraten, konnten mich mehr fesseln als jene, in denen ich die Protagonisten noch nie zuvor gelesen hatte. Letztere gingen zumeist einfach so an mir vorbei. Mal gelesen und wieder vergessen. Abgehakt. Rose, Gardner, Martini, Fairstein oder Graham werden sich nicht in meinem Bücherschrank landen. Um Werbung für sich und ihre Figuren zu machen, hat das einfach nicht gereicht. Bei Lee Child, Douglas Preston und Lincoln Child, Michael Connelly, John Sandford, Steve Berry und James Rollins sind weitere Käufe so gut wie sicher. Wer nicht zuviel erwartet, kann sich einige vergnügliche Lesestunden machen, ohne sich zu langweilen. In der Kürze liegt die Würze. Knapp 430 Seiten plus Autoreninfos.

Jerry Garcia



Stephen A. North. Nick Talaski ist ein frustrierter, knallharter Cop. Dass in seinem Provinzkaff auf einmal Tote auferstehen und mordend durch die Gegend ziehen, macht seinen Job nicht unbedingt einfacher. Auch von der überforderten Regierung hat er keine Hilfe zu erwarten - und dummerweise halten sich die Zombies nicht an die Spielregeln, wie man sie aus Filmen und Büchern kennt.

Nach einem feurigen Prolog wechselt die Perspektive zum Beginn einer höllischen Nacht. Da muss der Polizist Talaski mit seinem Partner Keller, der eher eine Art freiwilliger ist, denn noch ein richtiger Cop, da er schon vor Jahren in den Ruhestand ging, zu einem Fall häuslicher Gewalt ausrücken. Zu dem Tatort kommen weitere Bullen wie Dodd und Williams sowie einige gewalttätige Protestler und Weißenhasser wie Janicea und auch die beiden Typen Bronte und Trask, die sich aber bis dato unerfindlichen Gründen hinter dem Haus verstecken. Im Haus geht anscheinend der Punk ab. Geschrei, Gebelle durch die Hunde und die Polizisten entscheiden reinzugehen. Doch dann kommt der Herr des Hauses durch die Tür gestürzt, rempelt Dodd beiseite, der dann wie gelähmt stehenbleibt und einfach nichts tun kann. Da nimmt ihm Keller die Puste ab und legt den Angreifer um. Zusammen mit Talaski geht er in die Wohnung und findet dort die Frau am Boden kniend. Als sie näher herantreten, können sie erkennen, dass die Schnepfe gerade einen ihrer Köter schmatzend vertilgt. Da gibt es nur Feuer frei. Was sie nicht wissen, ist, dass im Haus noch der Sohn der beiden mittlerweile Toten ist - Daric. Der hat selbstverständlich Angst und haut aus dem rückwärtigen Fenster ab, wo er dann Bronte und Trask in den Weg läuft. Immer mehr Meldungen über Aufstände und Gewalttaten gehen ein, immer wieder werden sie zu Tatorten gerufen, doch die Stadt geht langsam vor die Hunde und jeder sucht seinen eigenen Weg aus dieser Hölle heraus. Talaski und Keller hingegen werden zu Chauffeuren für den Polizeichef, den Bürgermeister und deren reiche Getreuen degradiert und sollen die Typen zu einem Grundstück in der feudalen Gegend von St.Petersburg kutschieren, wo einer eine Yacht vor Anker hat, mit der sie flüchten könnten. Doch ein Konkurrent hat mit einer Meute von Anhängern die Zufahrt verbarrikadiert. Damit haben die Flüchtenden Honoratioren aber gerechnet und einige Soldaten plus einem Humvee mit M-60-Maschinengewehr in ihrem Konvoi. Und der Schütze macht kurzen Prozess mit dem Hindernis. Unterdessen müssen sich auch die Tänzerin Trish, der Feuerwehrmann Mills, der Taxifahrer Graham und auch der feige Bulle Dodd ihren Weg durch das von lebenden Toten überzogene Stadtgebiet suchen. Weitere Überlebende sind im Polizeirevier eingeschlossen, andere versuchen aus dem Chaos ihren Profit zu ziehen.

Zack, zack, zack. Fast schon stakkatoartig hämmert der Autor Stephen A. North dem Leser die kurzen, mit den jeweiligen Namen der handelnden Figuren überschriebenen Kapitel um die Ohren. Es ist schon fadt unvermeidlich, dass bei den manchmal nur eine Seite langen Kapiteln sich Cliffhanger an Cliffhanger reiht und dass man als Leser aus purer Neugier und Spannung einfach weiterlesen muss.
Zack ,zack, zack. In einer fast unheimlichen Verwandlung lernen die Städter, wie man sich seiner Haut erwehrt, wie man ohne Reue tötet. Sei es nun ein atemloser Stinker oder ein noch nicht verwandelter Gegner. Und Gegner ist bald jeder, der einem im Weg steht.
Das Tempo bleibt permanent hoch, es geht unheimlich konsequent zur Sache, ohne aber die Gewalt und die Brutalität bis ins letzte Fitzelchen zu präsentieren. Manche Szenarien sind recht bildhaft skizziert, wie z. B. der Ablauf im Leichenschauhaus, als die in ihren Fächern eingesperrten Toten plötzlich von innen gegen die Türen treten und niemand weiß., was da überhaupt abgeht. Da konnte ich mich einem Schmunzeln nicht erwehren. Die Charaktere bieten einen Querschnitt durch die geamte Welt der Spannungs-, Horror- oder Katastrophenliteratur. Da sind die Schwächlinge, die auf einmal über sich selbst hinauswachsen, die Feiglinge, die sich hinter anderen verstecken oder auch die miesen Ratten, die ihre überlegene Position dazu nutzen, das sinkende Schiff zu verlassen, während der Rest untergeht und jene, die versuchen aus der Situation ihren Vorteil zu ziehen, zu plündern und zu morden. Mit all diesen unterschiedlichen Menschen müssen sich die Protagonisten des Buches nach und nach auseinandersetzen. Besonders hervor sticht hier Talaski, der als typische Bulle mit langjähriger Erfahrung erscheint und den Eindruck macht, er käme direkt aus dem Buch/Film "Die Chorknaben". Schon so abgestumpft vom Dienst auf den Straßen und was er da zu sehen bekommt, dass er Dampf ablassen muss. Zumeist mit dämlichen Scherzen auf Kosten der Kollegen. Doch im Kampf ist er ein verlässlicher Partner. Und zu kämpfen gibt es genug. Ständig ist Action angesagt, ebenso wie es kein großes Vorgeplänkel gab, fehlen jetzt auch Wortgedrechsel oder ausführlich geschilderte Beziehungskisten. Stephen A. North konzentriert sich ausschließlich auf den Überlebenskampf der wenigen Überlebenden. Und für die tun sich auch noch diverse Rätsel auf: Was hat es it den schwarzen Kampfhubschraubern auf sich, die rücksichtslos in die Menge ballern? Von der Armee sind sie nicht. Und der Leser wartet aus unterschieldichen Gründen gebannt auf den zweiten Teil dieser "Dead Tide"-Trilogie aus dem Festa-Imprint DELTUS.DE, da die meisten Handlungsfäden offen gelassen wurden und längst nicht alle Protagonisten sich an einer Sammelstelle treffen und nur einige schon gemeinsam unterwegs sind. Und kurz vor dem Ende von Teil 1 kommt auch der Präsident zu Wort, fragt seinen Lieutenant, ob er auch die Codes dabei habe. Will er das Problem mit Atomwaffen lösen? Was wird aus den Bürgern? "Die Horde" ist ein rasanter Kracher im Zombiemilieu, der zwar auf überhartes Gematsche verzichtet, aber ansonsten ein mehr als würdiger Vertreter seiner Zunft ist, der solche schlafmittelgetränkten Sterbehilfen wie die "Walking Dead"-Romane von Kirkman und seinem Vertragsautor weit hinter sich lässt. "Die Horde" ist Horrorstoff mit Zombie-Massaker, der die Aufmerksamkeit der Leser, die reine Unterhaltung auf dem schier unsterblichen Gebiet der Unsterblichen wollen, verdient hat und für mich kein Fehleinkauf war, auch weil es schier atemlos vorangeht und es keine Pausen oder Längen gibt.  Rund 380 Seiten

Jerry Garcia



Jason Starr. Mickey Prada ist ein netter Junge. Weil er sich um seinen kranken Vater kümmert, hat er sein Studium um ein Jahr verschoben. In der Zwischenzeit arbeitet er in Brooklyn in einem Fischgeschäft. Gerade hat er ein hübsches Mädchen kennengelernt. Aber Mickey hat ein Problem. Ein Kunde im Laden, Angelo Santoro bittet Mickey hin und wieder, Sportwetten für ihn abzuschließen. Angelo verliert jedes Mal, und bald wird sein Pech auch zu dem von Mickey. Jetzt ist der Buchmacher hinter Mickey her, und anstatt seine Schulden zu begleichen, hält Angelo ihm seine Knarre vor die Nase. Als Mickeys bester Freund Chris einen todsicheren Plan hat, um ein bisschen Kohle zu machen, steigt Mickey mit ein. Doch todsichere Pläne können tödlich enden.

Mickey macht seinen Job, kümmert sich um seinen Dad und hält sich aus allem raus. Bis dieser Angelo im Fischgeschäft auftaucht und ihn mit diffusen Drohungen dazu bringt, für ihn zu wetten. Nachdem er einige Male verloren hat, Angelo sich weigert zu zahlen und meint, wenn Mickey nicht spurt, würde er La Famiglia beleidigen, was er sicher nicht auf sich nehmen wolle. Also wettet Mickey weiter - und verliert weiter. In seiner Verzweiflung geht er an seine Ersparnisse, die eigentlich für seine Zukunft gedacht waren. Doch damit ist es nicht getan, das Geld reicht nur für die Hälfte seiner Schulden. Als Glücksfall erweist sich jedoch Rhonda. Er verliebt sich sofort in das Mädchen und auch sie scheint seine Gefühle zu erwidern. Doch da ist das leidige Problem mit dem Geld. Rhonda ist aus sogenanntem Guten Hause, während er ein armer Schlucker ist, der zudem seine College-Geld gerade für einen Gauner verballert hat. Da kommt ihm sein bester Kumpel Chris mit einer Idee. Er und zwei weitere Compadres aus der Bowlingmannschaft  - Filippo und Ralph - wollen Filippos Onkel die Bude in einer feudalen Gegend ausräumen. Angeblich leicht verdientes Geld. Nach kurzem Zögern willigt Mickey ein. Und muss dann miterleben, wie sein Freund Chris erschossen wird. Zusammen mit Ralph und Filippo lässt er die Leiche verschwinden, tilgt die Spuren vom Bruch. Doch damit nicht genug: Rhonda schießt ihn ab und während er sie fast schon stalkt und seinen demenzkranken Vater allein lässt, spaziert dieser auf den Highway und wird überfahren. Um an Geld zu kommen, bedient er sich an den Einnahmen seines Chefs im Fischgeschäft - eine Aktion, die sein Kollege Charlie schon seit Monaten durchzieht. Aber erwischt wird Mickey. Jetzt hat er die Bullen am Hals und gerät auchins Fadenkreuz der Ermittlungen um den Tod von Chris, den  man mittlerweile im Hudson treibend gefunden hatte.

"Dumm gelaufen" könnte auch als "Strunzblöd in Brooklyn" betitelt sein. Alles was Mickey mit der Zeit verzapft, ist dermaßen dämlich, dass man schon bald das Mitfiebern mit dem armen und gebeutelten Kerl einstellt. Sämtliche Entscheidungen sind grundfalsch und seine Leichtgläubigkeit verwundert dann doch den geneigten Leser. Man kann sich zwar recht gut die Zeit des damaligen New York vor Augen führen (besonders wenn man schon etliche Filme aus dieser Zeit gesichtet hat), aber deswegen kommt leider auch keine Spannung auf. Der Stil von Starr lässt seine Geschichte zwar recht flott an einem vorbeiziehen, aber eben auch nur das. Kurzweilig, aber nur eine bessere Strandlektüre, in welcher der Autor seinen Protagonisten mächtig leiden lässt, aber auch blöd aussehen lässt. Daran ändern dann auch die Wendungen nichts mehr, die Jason Starr zum Ende hin anbietet. Nettes Geplänkel mit teilweise unglaubwürdigem Szenario, das den Leser nicht wirklich vom Hocker reißt. Ich hab von Starr vorerst genug. Rund 280 Seiten.

Jerry Garcia



Richard Phillips. 1948 wird am Himmel New Mexicos ein außerirdisches Raumschiff gesichtet. Niemand ahnt, dass das Militär das Schiff bergen kann. Im Rahmen des Rho-Projekts wird die fremdartige Technik über Jahrzehte erforscht. Nun glauben wir, sie zu beherrschen. Doch es gibt ein zweites Schiff, und dies birgt eine weitaus gefährlichere Fracht.

Gelandet und eingesackt. Wie es den Amerikanern nun mal in ihren eigenen Selbstverständnis immer wieder passiert, betrachten sie das Schiff als ihr Eigentum und lassen es in Forschungsräumen tief unter der Wüste verschwinden, um die möglichen Erkenntnisse für ihre ureigenen Zwecke zu nutzen. Besonders das Militär tut sich da hervor. Doch nun sechzig Jahre und etliche Präsidenten später will man tatsächlich einige Ergebnisse nicht nur der Öffentlichkeit vorstellen, sondern sogar mit der Welt teilen. Natürlich geht ein Aufschrei durch die Nation und dann durch die Welt. Nichts war es mit dem "lieb Kind machen" mit dem Rest der Welt. Die USA wird für ihre Geheimhaltung und die nun folgenden Pläne kritisiert. Und das ist noch längst nicht alles. Hatte man sich eingebildet, nun alle Geheimnisse dem Schiff entrissen zu haben und sich vor allen anderen einen Vorsprung verschafft zu haben, geht der Trouble erst richtig los. Und zu allem Überfluss finden drei Schüler, die kurz vor dem Abschlussjahr an der Highschool stehen, in einem abgelegenen Canyon ein weiteres gestandetes Schiff. Trotz der effektiven Tarnung des Raumfahrzeugs finden sie Zugang zu der Höhle, die es beim damaligen Absturz in den Fels gegraben hatte und beginnen, es zu erkunden. Auf was sie da stoßen, ist sensationell, aber sie geben die Information nicht an die Behörden weiter, weil sie (wohl richtig) vermuten, dass das Schiff dann ebenfalls in den Katakomben der Regierung verschwinden würde. Da experimentieren sie lieber selbst damit rum. Was sich dabei auftut, ist fast schon beängstigend. Bei jedem der drei Schüler verstärken sich individuelle Fähigkeiten, von denen keiner etwas geahnt hat. sie müssen schon bald sehr aufpassen, dass sie mit ihren neuen Kenntissen nicht auffallen. Aufgrund gewisser Vorfälle um das Zentrum in New Mexico hat die Regierung drei knallharte Agenten geschickt, die der Angelegenheit auf den Grund gehen soll. Dabei kommen sie auch den Kids recht nahe. Bis einer der Agenten von einem Mann getötet hat, der schier unsterblich war. Der Direktor vom Forschungszentrum hatte dem ein Serum injiziert, das sämtliche Wunden, Brüche oder Krankheiten heilen konnte. Und in der Regierung selbst bilden unterschiedliche Interessengruppen, die mit allen Mitteln für ihre Ziele kämpfen, was die Kids bald zwischen die Fronten bringen könnte.

Gekauft aufgrund der für mich interessanten Inhaltsangabe, in der nicht erwähnt wird, dass es sich hier um ein Jugendbuch handelt. Oder doch nicht? Meines Erachtens ist der Versuch, den Spagat zwischen hartem Fantasy-Thriller und Jugendbuch leider gescheitert. Etliche Sequenzen von "RHO-Agenda 1" sind für ein Jugendbuch einfach zu hart. Ich meine, einen Bösewicht mit seinen Darmschlingen kaltzumachen, gehört da eher nicht rein, dafür haben wir Verlage wie Festa, DELTUS.DE, Luzifer, Voodoo Press oder -MKRUG, die solche Kills perfekt zelebrieren können. Der gesamte Storyaufbau krankt an diesem misslungenen Mix. Verschwörung trifft Schulprobleme schön und gut, aber Serienkiller und metzelnde religiöse Fanatiker müssten dann ebensowenig ausführlich skizziert werden, wie die komplexen technischen Komponenten, die nach und nach ans Tageslicht kommen. Was zwar erwähnt wird, aber dennoch zu kurz kommt, sind die Auswirkungen der Veröffentlichungen auf die restliche Welt. Zwar wird der arabische Raum kurz genannt, Europa scheint es nicht zu geben und auch Asien sowie Russland (okay, das Buch stammt aus 2006) bleiben außen vor. Die Welt dreht sich mal wieder nur um die USA (für die Nordamerika ja gleichbedeutend mit USA ist, das für diese mächtige Supermacht Kanada ja nur ein geduldetes Anhängsel ist) und ihre Probleme. Und so wechselt das Ganze zwischen typischen Pennälerszenen und deren Problemen nmit Lehrern, Mitschülern und Eltern, Schulstress und Hormone, auf Thriller und Aliens. Wird da auf dem Klappentext noch geprotzt mit "Das gefeierte Sci Fi-Spektakel aus den USA" und "Richard Phillips 'actiongeladener..." muss man attestieren, dass dies doch mehr als nur ein wenig übertrieben wirkt. Hin und wieder ist Action eingestreut, stellenweise zu hart, um vielleicht an 14- oder 15-Jährige verkauft zu werden, aber im Wesentlichen wird hier auf die Fundsachen, technische Sperenzchen und ein gewisses Spannungselement gesetzt. Stilistisch herrscht eine ähnliche Diskrepanz wie bei der vermeintlichen Zielgruppenbestimmung. Einerseits ausführliche und detaillierte Darstellungen gewisser Errungenschaften und wissenschaftlicher Vorgänge wechseln zu andererseits einfachster Fabulierkunst, die manche Figuren überflüssig oder gar langweilig erscheinen lässt. Dennoch kann man dem Buch eine gewisse Spannung nicht absprechen und irgendwie bin ich schon neugierig, wie es weitergehen soll. Ist ja als Trilogie angelegt. Ob ich es empfehlen würde? Eher nö. Als Jugendbuch stellenweise zu hart. Als Thriller zu wenig Action und zuviel Kids. Der versuchte und misslungene Mix hat dem Buch nur geschadet. Sich für eines von beiden zu entscheiden, wäre meines Erachtens besser gewesen. Rund 430 Seiten.

Jerry Garcia



Adam Millard. Als Häftling eines der schlimmsten Gefängnisse, das man sich vorstellen kann, denkt Shane Bridge, dass er bereits alles gesehen hat. Umgeben von Mördern, Vergewaltigern, Gangstern und Pädophilen hat Shane drei Jahre lang überlebt. Mit der Aussicht auf seine baldige Entlassung, steckt er große Hoffnung in seine Zukunft zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter, die ihn zu Hause bereits sehnsüchtig erwarten. Doch als ein Häftling ankommt, der einen tödlichen Virus mit sich trägt, erkennt Shane schon bald, dass er seine Pläne zu überdenken hat und er von nun an um sein Überleben kämpfen muss. Kaum hat sich der Virus ausgebreitet, verwandeln sich sowohl die Wachen, als auch die Insassen zu fleischfressenden Monstern. Nur wenige haben überlebt, und zusammen überlegen sie, wie sie hier herauskommen, wie sie am Leben bleiben können.

Shane sitzt mit seinem Zellengenossen Billy, einem riesigen Halbindianer mit irischem Blut in den Adern in seiner Zelle und albert mit em Mann herum, der ihm im Laufe der Zeit ein Kumpel geworden ist. Nicht viele hatten das Glück, einen derartig friedfertigen Mitbewohner zu bekommen. Währenddessen wird ein neuer Häftling durch die Aufnahme geschleust und quer durch die Kantine in den Zellenblock eskortiert. Plötzlich fängt der Typ an zu kotzen - irgendein schleimiges, schwarzes Zeug. Prompt gehen die Insassen, deren Essen er vollgereihert hat, auf ihn los und die Wachen können nur mit Mühe wieder für Ordnung sorgen und den Kerl vor einem Tod durch Erschlagen retten. Doch der Schleim ist infiziert und verwandelt die Kerle in fleischgierige Bestien. Nach und nach werden Insassen wie Wärter und gar der Direktor angesteckt und torkeln leicht unkoordiniert wie hungrige Wölfe durch das Areal. Nur einzelne Personen konnten bisher der Seuche oder dem Tod durch gefressen werden entgehen. Auf der Suche nach einem Schutz oder gar einem Ausgang kämpfen sich die Überlebenden durch die von den brutalen Infizierten beherrschten Gänge, die von einem quälenden Hunger in den Eingeweiden getrieben werden. Bald finden sich die Personen zu einem Grüppchen zusammen, das gemeinsam entfliehen will. Gut, das zwei Wachen dabei sind, denn man benötigt auch deren Fingerabdrücke um an den Sicherheitsschleusen vorbei nach draußen zu kommen. Den ebenfalls gebrauchten Zahlencode für die eine oder andere Tür zwischen sich und der Freiheit finden sie auf dem PC des Direktors, während der sich auf Fleischsuche im Gebäude rumtreibt. Zu Shane und Billy stoßen dabei die Wachen Michaelson und Jenson, die Ärztin Marla sowie die beiden Knackis Jared und Terry. Zusammen kämpfen sie sich durch eine Übermacht an Infizierten zu einem der Ausgänge, den nicht alle von ihnen erreichen werden.

Adam Millard nimmt sich die Freiheit, das Gefängnisleben nicht über Gebühr zu beschreiben und legt fast sofort mit der Bedrohung los. Auf unnütze Ausschmückungen verzichtet er großzügig. Bis auf Shane werden die meisten Charaktere auch nur angerissen und oberflächlich dargestellt (Wer die Serie "Prison Break" gesehen hat, kennt inklusive Ärztin - glücklicherweise nicht so heulsuselig - die Besatzung dieses Knasts), dabei auch das eine oder andere Klischee bedienend. Wer sich jetzt auf Tiefgang und/oder eine hintergründige Story eingestellt hatte, wird womöglich enttäuscht sein. Doch wer braucht in einer Infizierten-/Knast-Story schon tiefgründige Ausführungen? Seine fleischfressenden Toten sind übrigens gegenüber den Zombies seit Romero mit einigen Veränderungen versehen worden. Nicht nur, dass sie schwarz suppen, in ihrem Oberstübchen tummeln sich auch noch einige Gedanken. Nicht unbedingt auf Professoren-Niveau, aber für deren Studenten würde es noch reichen. Zudem wird immer wieder das nagende Hungergefühl hervorgehoben, das mich fatal an "Das Camp" von Nick Cutter erinnerte. "The dead: Todeszellen" ist zwar gut gefüllt mit Actionsequenzen und dem einen oder anderen Massaker, bei dem sich die Gedärme aus dem Körper winden oder grad gefressene Fleischbrocken auf direktem Wege und ohne in die Nähe des Verdauungstraktes zu kommen, wieder nach draußen poltert, aber es gibt sicher entschieden härtere und derbere Kost auf dem Markt. Beklemmende, düstere Knastatmosphäre, grobe Sprache und ständig lauernde Gefahren hinter dunklen Ecken, die bestenfalls durch flackernde Lämpchen erhellt werden. Ein Szenario wie in einem Horrorfilm und ebenso spannend. Da es der Beginn einer Trilogie ist, endet das Buch selbstverständlich mit einem Cliffhanger, der begierig auf die Fortsetzung macht. Da ich von temporeichen und rasanten Zombiestories - obwohl mittlerweile inflationär auf den Markt geworfen - nicht genug bekommen kann, bin ich wieder dabei. Auch schon deshalb, weil Adam Millard auf große Tragödien mit Tränendrüseneffekt verzichtet. Wer so etwas lesen will, greife zu den entsprechenden Autoren. Rund 190 Seiten.

Jerry Garcia



James Rollins. Ein Erdbeben in Israel fordert Hunderte von Menschenleben - und ermöglicht den Zugang zu einem bislang unbekannten unterirdischen Tempel, der den mumifizierten Körper eines gekreuzigten Mädchens enthält. Im Sarkophag der Toten macht Archäologin Erin Granger eine brisante Entdeckung: ein Buch, geschrieben von Jesus eigener Hand, das ungeahnte Gefahren birgt und alles infrage stellt, was die Menschheit zu wissen glaubte. Erins Feinde schrecken vor nichts zurück, und eine gnadenlose Jagd nach dem Manuskript beginnt.

Israel, Masada. Touristen besichtigen die Heilige Stätte, werden von ihrer Führerin über die Geschichte informiert. Der junge Tommy und seine Eltern stoßen etwas verspätet zu der Gruppe, da der anstrengende Aufstieg doch etwas viel für den Vierzehnjährigen ist. Zu ihrem Leidwesen wurden sie dadurch nicht lange genug ausgebremst. Das Erdbeben, das üble Zerstörungen hervorruft, erwischt auch sie. Größtes Problem dabei ist das austretende Gas, das sämtliche Besucher tötet - bis auf Tommy. Viel weiter an einer Ausgrabungsstätte diskutiert Dr. Erin Granger ungehalten mit ihren studentischen Hilfskräften die weitere Vorgehensweise, als ein Pferd angaloppiert kommt, den deutschen Heinrich mit einem schweren Huftritt am Kopf erwischt und damit zum Tode verurteilt. Aufgeschreckt wurde der Gaul durch einen Hubschrauber der israelischen Armee, der Dr. Granger abholen soll, um mit ihr zu der Historienstätte Masada zu fliegen. Mit an Bord ein Leutnant der israelischen Armee und ein Priester. In Masada werden sie von israelischen und amerikanischen Soldaten erwartet. Letztere werden angeführt von Jordan Stone. Sie sollen die Stätte erkunden, da durch das Beben eine Kaverne freigelegt wurde, aus der das Gas ausgetreten ist, das die Touristen getötet hat und bisher unentdeckte Räume mit einem Sarg und weiteren Beigaben enthält. Kaum sind sie unten ertönt Kampflärm von oben - und kurze Zeit später werden auch die Abgeseilten in der Kaverne von Unbekannten angegriffen. Nur knapp können der Priester, die Archäologin und der US-Soldat entkommen. Dann haben sie endlich die Muse, sich über ihre Entdeckung zu unterhalten. Ein Sarg, in dem ein Mädchen lag, das aber mittlerweile von Bolzen an die Wand genagelt wurde. Was hat es damit auf sich? Warum wurde das Kind dort begraben? Wer hat es wieder aus dem Sarg geholt? Ein Fundstück, das sich als alter Orden des Nazi-Regimes herausstellt und von einer Gruppe namens "Das Ahnenerbe" verliehen wurde. Nach kurzen Beratungen führt sie die Spur nach Deutschland, nach Ettal. Von dort geht es dann nach St. Petersburg in Russland. Ihnen auf den Fersen weiterhin ihre rücksichtslosen und unheimlichen Gegner aus Israel. Und während das Trio nach der Wahrheit sucht, wird der einzige Überlebende des Erdbebens, der junge Tommy, aus dem Krankenhaus entführt, um einem anderen Jungen namens Aljoscha als Freund und Spielgefährte zu dienen.

Schon auf Seite zwei bei der dortigen Inhaltsangabe testet der Verlag die Aufmerksamkeitsspanne des Lesers, ist der Text dort doch tatsächlich einem anderen Buch von James Rollins entnommen. Da wurde einmal mehr eine gewisse Sorgfalt vermissen lassen. Gehört aber in der heutigen Zeit der Gewinnmaximierung auf Kosten von Serviceleistungen und Qualitätsmanagment bei den marktbeherrschenden Firmen egal welcher Branche wohl zum üblichen Geschäftsgebahren. Man verkauft dem Kunden die Ware und ihn gleichzeitig noch für blöd. Cover und Inhaltsangabe auf der Rückseite (Die passt and tatsächlich zum vorliegenden Werk) lassen einen schnarchigen Puzzle-Kirchenthriller in der Tradition des sich mittlerweile ständig inklusive etlicher Fehler wiederholenden Dan Brown vermuten, der seit seinen Achtungserfolgen nur noch über viele Seiten wenig Spannung zu bieten hat. Glücklicherweise hat man sich da dann doch getäuscht. Über Tempo kann man sich nicht beschweren. ABER schon die Figur der Professorin Dr. Erin Granger hat ziemlich schnell einen hohen Nervfaktor zu bieten gehabt. Gibt sich mit ihren 32 Jahren äußerst elitär und ihren Helfern gegenüber besserwisserisch, hat in der kurzen Zeit schon alles erlebt und war schon überall im Einsatz, ist die sprichwörtliche eierlegende Wollmilchsau plus supersüß und supersexy, weiß alles, kann alles. Und schon ab Seite 60 beginnt der Spaß mit dem ganzen Geschmachte (Einfluss der Co-Autorin?), der ab Seite 80 dann schon so gefestigt ist, dass man die Pärchenbildung in diesem Buch erkennt. Lady Dr. ist beim Anblick ihres neuen Heroen nämlich nur noch am Sabbern. Ihm geht es selbstverständlich nicht besser (Und über all dem werden die Opfer wie der deutsche Helfer oder die Freunde und Kollegen des Jordan Stone ruckzuck vergessen, kaum noch erwähnt. So wichtig können sie den Protagonisten also nicht gewesen sein und die beiden Heldennasen dann auch nicht so mitfühlend wie gerne dargestellt.). Zu diesem Klischee kriegt man dann noch fiese Nazis, das Dritte Reich, das Vierte Reich, Atlantis, Rasputin, Lazarus und auch Judas serviert (Okay, nachdem Lazarzus aufgetaucht ist, hab ich die Lektüre erst einmal unterbrochen und mich mit dem Kurzfilm "Fist of Jesus", der thematisch passt, wieder aufgemuntert.). Damit nicht genug, denn altbekannte Monster aus diversen Sagen und Überlieferungen dürfen sich auch noch unter die Handelnden mischen und für mächtig Unruhe sorgen. "Das Evangelium des Blutes" ist Rollins "verwässert". Zwar ist das Tempo hoch, Action gibt es auch nicht gerade wenig, aber sobald die Story dann endgültig in Richtung Romantik trifft Fantasy beim Versuch einen Roman anhand von Schablonen zu kreiieren, abdriftet, ist von Lesespaß nicht mehr viel übrig. Die Hatz durch Europa mit Kirchenvertretern im Schlepptau und einem heldenhaften Ami-Gespann, das als Einziges in der Lage ist, die Welt vor dem totalen Untergang zu retten, gewinnt eigentlich nur durch das Tempo und den sehr simplen Schreibstil einige Pluspunkte. Sicher, bei James Rollins muss man schon mit Fantasy-Elementen rechnen, aber das hier Gebotene ist meilenweit von starken Titeln wie "Operation Amazonas" usw. entfernt. Noch ein bisschen mehr Geschnulze und wir hätten hier die nächste Jugendbuch-Trilogie, die Hollywood dann kommerziell in einem seelenlosen Vierteiler in 3D und  mit unbekannten und eher weniger talentierten Hauptdarstellern erfolgreich auswerten kann. Kurz: Massenware, die man nicht unbedingt ins Herz schließen muss. Das Buch ist pure Strandlektüre, bei der man nicht einmal die Wahl hat, den Verstand auszuschalten, man wird schon dazu gezwungen. Nach Beendigung der Lektüre kann man das Buch dann tief im Sand vergraben, als Beweis für nachfolgende Generationen, dass früher eben nicht immer alles besser war. Das Buch ist wieder ein Beispiel, dass sich Autoren, die ihren guten Namen für solche Co-Werke hergeben, den bisher erworbenen Ruf schwer verderben können, wenn die Qualität nicht einmal in die Nähe der bekannten und beliebten früheren Outputs kommt. Ach ja, der Schluss ist natürlich mit dem entsprechenden Cliffhanger beim offenen Ende versehen, der den geneigten Leser dann auch zum nächsten Werk des Duos greifen lassen soll. Ist jetzt also nicht die gewohnte Klasse eines James Rollins. Ganz klar bestenfalls Kreisliga. Und das will was heißen, wenn ich dieses Buch schon über zumindest die letzten beiden Verbrechen von Dan Brown stelle. Rund 665 Seiten.

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