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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



John Perry. Wer kennt das nicht? Auf dem Schreibtisch türmen sich zwischen Notizen, Papierstapeln und leeren Kaffeetassen allerlei Projekte. Das E-Mail-Postfach quillt über, der Anrufbeantworter ist voll mit wahnsinnig wichtigen Nachrichten. Statt uns aber mit dem Arbeitsberg auseinander zu setzen, verbummeln wir lieber die Zeit.

Bevor ich auf den Inhalt eingehe, noch eine kurze Anmerkung zur Preisgestaltung. Die knapp über 120 Seiten wurden mit Rändern versehen, auf denen ein Rainer Calmund noch genug Platz hätte und die Zeilenabstände wecken Erinnerungen an den Grand Canyon. Bei normaler Seitennutzung hätte man es auch auf 50 Seiten darbieten können. Als Preis für die Taschenbuchdruckversion wurden 7,99 Euro ausgerufen, fürs Ebook 6,99 Euro. Recht happig. Hätte ich es nicht gebraucht und sehr günstig bekommen, wäre meine Kritik dazu vielleicht noch harscher.

In zehn Kapiteln plus Anhang wird der Leser mit Hang zum Liegenlassen von John Perry charmant und durchaus humorvoll eingewiesen, wie man dennoch produktiv sein und damit stolz auf die erbrachte Leistung. Er erläutert den Begriff des kreativen Wartens, bis sich das Eine oder Andere von selbst erledigt hat. Ratschläge und Selbsthilfe für den Trödler mit mildem Gemüt. Tipps für Organisation zum Verdrängen vermeintlich wichtiger Aufgaben, um anscheinend unwichtigere bevorzugt zu erledigen. Listenerstellung und Selbstbetrug kommen zur Sprache und kleine, lustige  Anekdoten lockern diesen "Selbsttest zum Blättern" (Stern) noch mehr auf, als der sowieso schon amüsante Stil des Autors. So lernt man wirklich viel über Perfektion und wie man sie für sich selbst definieren kann, ja, wie man sich selbst als Perfektionisten erziehen kann, ohne von der eigenen Linie abzuweichen. Das in der Arbeitswelt so verpönte Trödeln erfüllt laut John Perry durchaus seinen Zweck, werden doch neben den Pausen auch Ideen wach, wie man was vermeiden oder umschichten kann. Man muss lernen, mit seinen Defiziten auszukommen, die für sich zu nutzen und in den Arbeitsprozess einbinden. Oder einfach kleine Tricks anwenden! Zum Beispiel nur zum PC schleichen und surfen, wenn man feststellt, dass man eh jeden Moment wegen einer vollen Blase auf die Toilette muss. Das hält dann davon ab, durch stetiges Surfen wirklich Zeit zu verschwenden. Und man solle sich kein schlechtes Gewissen machen. Schließlich ist die "nicht verarbeitete" Zeit gewonnene Lebenszeit.

Der Schreibstil ist recht einfach und sehr leicht zu lesen. Kurze Kapitel, nette Geschichtchen aus seinem Erfahrungsschatz lassen fast den doch vorhandenen Ernst der Sache vergessen. Das Buch enthält trotz seiner Leichtigkeit einige nachdenkenswerte Ansätze, die ihre Wirkung nicht verfehlen (sollten). Vergnügliche Ernsthaftigkeit, die anregt.

Jerry Garcia



Craig DiLouie, Stephen Knight, Joe McKinney. Mit dem Lachen kommt der Tod. Die rauchenden Trümmer von Boston hinter sich lassend, führt Oberstleutnant Harry Lee das Erste Bataillon des 55. Infanterie-Regiments auf eine gefährliche Mission zu ihrer belagerten Heimatbasis Fort Drum. Auf dem Weg liegen ganze Legionen kranker Killer auf der Lauer und die Soldaten müssen sich grauenvoller Angriffe erwehren. Lee kämpft verbissen darum, das Bataillon zusammenzuhalten und durch diesen Wahnsinn zu lenken.

Harry Lee und seine Truppe haben es aus dem zerstörten Boston heraus geschafft, kämpfen sich aber noch durch die Vorstadtbezirke. Der Weg nach Fort Drum, wo auch viele Familienangehörige etlicher Soldaten aus den Einheiten untergebracht sind, ist noch weit, sehr weit. Man plant von Massachusetts Richtung Upstate New York via der Hauptstadt des Bundesstaates, Albany, nach Fort Drum zu ziehen. Wäre die Route frei von Klowns, könnte man von einem Kinderspiel reden. Doch dem ist nicht so. Ständig muss man sich mit Horden dieser blutgierigen Lacher auseinandersetzen, denen ihr eigenes Leben völlig egal ist und die freudestrahlend Richtung Schmerz und Tod gehen und dabei jeden töten oder infizieren, den sie erwischen können. Nur mit Luftunterstützung, die aber auch nur beschränkt operieren kann, da sie auf gewisse Ressourcen angewiesen ist, kommen sie mancherorts vorwärts. Erschwerend erweist sich, dass die Klowns sich als clever zeigen, Hinterhalte organisieren, Fallen stellen und verwegene Ideen wie die Infektionsbomben (Luftballons  mit Pisse, Eiter, Blut usw. gefüllt) aushecken und durchführen. Je mehr Soldaten fallen, je mehr Strategen, umso cleverer wird die Gegenseite. Mit schwerem Geschütz kann man sich vielerorts die Klowns vom Hals halten, aber deren schiere Masse reicht oft schon aus, Stellungen einfach zu überrennen. Jeder Meter Raum fordert einen hohen Blutzoll. Und manchmal erkennt man den Fein erst, wenn er mit seinem schrillen und grauenhaften Gelächter beginnt - und direkt neben einem steht. Und der Weg ist noch nicht zu Ende.

Schnappatmung ist angesagt. Das Buch ist nicht schnell, er rast. Das Buch setzt direkt am Ende von Teil 1 an und die Autoren fahren sofort schwerstes Geschütz auf. Die grausamen Aktionen der Klowns, die mitnichten Zombies sind, sondern nur von einer geheimnisvollen Krankheit Infizierte und daher auch zu wohlüberlegten Handlungen fähig, deren Angewohnheit und bald Erkennungsmerkmal Ketten aus abgehackten Fingern oder sontigen Körperteilen sind, werden mit höchstem Munitionsverbrauch beantwortet. Weder die Protagonisten noch der Leser erhalten eine Atempause, ständig wogt eine Schlacht hin und her. Hauptfiguren wie Lee, Rawlings oder andere  bekommen zwar zur Charakterzeichnung etwas Raum, aber der nimmt nur wenig Platz ein. Auch die obligatorischen und knurrigen Sergeants, die die Truppe zusammenhalten oder die egoistischen Offiziersfeiglinge, die sich hinter ihren Männern verstecken, werden kurz erwähnt, aber das Konfliktpotenzial, das in dieser Konstellation steckt, wird bestenfalls mal am Rande erwähnt.  Dialoglast kann man dem Buch ebensowenig vorwerfen wie zuviele emotionale Momente, für so etwas bleibt keine Zeit. Claymore-Hackfleisch und kolossaler Feuersturm, Tod und Pestilenz, das sind die Hauptzutaten eines Gemetzels, das schier kein Ende nehmen will. Wer den Beginn von "Der Soldat James Ryan" mit dem blutigen Strand kennt, braucht diese filmische Erfahrung nur mit mindestens Faktor Zehn zu multiplizieren und hat einen kleinen Eindruck, wie es hier zugeht. Nur dass das Schlachtfest nicht aufhört. Blei liegt in der Luft, Blut bedeckt den Boden. Es wird zerstückelt, verstümmelt, gesprengt und verbrannt, was die Waffen oder die Infektion hergeben. Hohe literarische Weihen wird das Werk sich niemals ernten (was wohl auch kaum beabsichtigt war), aber einen Preis für den höchsten Munitionsverbrauch seit Shane Schofield dürfte schon drin sein. Der Bodycount ist eher unübersichtlich in seiner schieren Masse. Einie militärische Horrorschlacht ungeahnten Ausmaßes mit absurd-brutalen Szenen (bei dem Baby ist mir echt nix mehr eingefallen) und extrem hohem Härtefaktor werden furios geschildert. Topunterhaltung in Vollspeed mit krachender Action, aber dafür ohne lähmendes Gewäsch und irgendwelche amourösen Anwandlungen. Knallharte Kost in höchstem Tempo. Wer das mag - KAUFEN!! Und her mit einer Fortsetzung. Rund 220 Seiten.

Jerry Garcia



Ben Berkeley. Als sich die tausend Augen der National Security Agency auf Gary Golay, den Stellvertretenden Stabschef im Weißen Haus, richten, wird sein Leben zum Alptraum: Er soll eine Prostituierte ermordet haben, auf grausamste Art und Weise. Während Gary um seinen Ruf, seine Familie und seine Freiheit kämpft werden die Beweise gegen ihn immer erdrückender. Selbst seine Frau kann sich dem Strudel von Verdächtigungen nicht entziehen. Einzig der kauzige Anwalt Thibault Stein und seine Assistentin Pia Lindt glauben seine Geschichte von einer Verschwörung, die bis ins Oval Office reicht. Und die uns alle betrifft, denn das Haus der tausend Augen blickt nicht nur auf Gary Golay. Sondern auch auf Dich.

In einer feudalen Wohnung wird eine Edel-Prostituierte brutal ermordet. Im Weißen Haus ist Gary Golay damit beschäftigt, dem Präsidenten die nötigen Stimmen zur Einreichung eines neuen Gesetzes zum Schutz der Privatsphäre zu besorgen. Es läuft bisher recht gut, man ist zuversichtlich. Unterdessen machen sich Anwalt Thibnault Stein und seine Assistentin Pat daran, pro bono eine alte Dame zu unterstützen, die von ihrem gierigen Vermieter aus der mietpreisgebundenen Wohnung gedrängt werden soll, damit der daraus Luxusapartments machen kann. Mit dem einen oder anderen Trick gelingt es ihnen, der alten Frau zumindest erst einmal etwas Aufschub zu verschaffen. Und in Fort Meade, dem Hauptquartier der NSA, werden Telefonate abgehört, Mails und SMS abgefangen und gelesen sowie selbstverständlich auch gespeichert. Bald taucht der Name Gary Golay auf. Und für den wird es nun eng. Von der Straße weg verhaftet, weil er des Mordes an der Prostituierten verdächtigt wird und zumindest einigen Indizien vorliegen. Seine Frau Emma, Ex-Pilotin und Karrierefrau, die ihre Kinder einem aus ihren großzügigen Gehältern gut finanzierbaren Kindermädchen überlässt, besorgt ihrem Gatten Anwälte. Thibault und Pat. Die holen Gary vorübergehend aus dem Knast, da keine wirklichen Beweise vorliegen. Doch das ändert sich bald. so nach und nach, fast wie ein gut geöltes Uhrwerk, trudeln immer neue Beweise bei der Staatsanwaltschaft ein. Jetzt müssen sie Gary auf das Verhör durch die Anklage vorbereiten. Und was da alles auftaucht, ist durchaus dazu angetan, ihn schuldig erscheinen zu lassen. Selbst seine Gattin zweifelt. Und dann geht der Rummel erst richtig los. Die Pressegeier belagern das Haus. Die Kinder werden in der Schule durch Klassenkameraden gemobbt. Und als die jüngere der beiden Töchter aus Angst vor der Presse direkt vor der Schule und wegen den Hänseleien der anderen Blagen völlig aufgelöst mittels eines anderen Ausgangs aus der Schule auf eine Straße rennt, wird sie von einem LKW erfasst und letztendlich tödlich verletzt. Pat hingegen bekommt von einer fremden Seite Hinweise, dass an den vorgelegten Beweisen etwas nicht stimmt und Golay wiederum scheint ebenfalls einen unbekannten Beschützer zu haben, der ihm vor einer weiteren Festnahmen durch Tipps und auch mit Tat zur Flucht verhilft. Thibault und auch der Präsident hingegen beschäftigen sich jeder auf seine Weise damit, den Vorwurf aufzuklären.

Zuerst muss ich leider sagen, dass ich hier selbst in die Falle der Reihen mit bestimmten Protagonisten getappt bin. Aus dem Inhalt oder sonstigen Beschreibungen war nicht zu erkennen, dass es sich hier um das dritte Buch um Anwalt Stein plus Assistentin handelt. Hier würde ich mir wünschen, dass die Verlage es kennzeichnen, ob es sich um eine Reihe und den wievielten Roman daraus handelt. Mehr kann ich hier dem Verlag nicht vorwerfen oder als Verbesserungsvorschlag anbieten, da er keineswegs die unschöne Marotte anderer Verlage sein Eigen nennt, einfach bei einer Serie als erstes ein Buch irgendwo aus der Mitte der bisher erschienen Werke zu veröffentlichen. Das nervt beim Lesen ungemein, wenn man ständig auf vorherige Geschehnisse hingewiesen wird, die man gar nicht kennen kann. Da fehlt dann auch etwas der Überblick und man kann sich leicht dazu verleiten lassen, die Figuren in dem Buch, das man gerade liest, als oberflächlich abzutun, da sie ja in den früheren Büchern, die man eben nicht kennt, ausführlich behandelt wurden. Der Autor nimmt sich in seinem Buch durchaus die Zeit, etliche Missstände heutzutage anzuprangern. Begonnen bei der blutgierigen Presse, die ohne Beweise Existenzen vernichtet, Familien zerstört und sich nicht um die Wahrheit schert (auch hierzulande bekannt - man nennt es Boulevard), sondern auf die Pressefreiheit berufen (warum setzt man da nicht einmal an und kontrolliert hier mal die Methoden) und aufmerksamkeitsgeilen Personen des öffentlichen Lebens, die sich durch jede Sendung im TV quasseln, in jedes Mikro ihre unbewiesenen Anschuldigen rotzen, das nicht schnell genug weggenommen wird und den Verdächtigen schon vorab für schuldig erklären, ohne sich auch nur ansatzweise nach erwiesener Unschuld des Verdächtigen zu entschuldigen (kennt man auch von hier und besonders nett, dass man gerade die Hetzredner dann selbst bei Unregelmäßigkeiten ertappt.) Selbstverständlich dürfen die Politiker nicht fehlen, die den Geheimdiensten ja ihre Methoden genehmigen oder zumindest durchgehen lassen. Selbstverständlich sind die Amerikaner wieder voll mittendrin, wenn es darum geht, gegen andere Nationen zu hetzen (aber auch bedenken, es ist nur ein Roman, den sich ein Autor ausgedacht hat), anstatt sich um sich selbst mal zuerst zu kümmern. Und dann geht es um die Ausspähung unserer Daten durch all diese Dienste mit den phantasievollen Bezeichnungen ohne jegliche rechtliche Grundlagen. Von der Freiheit, die das Land, das sich als Weltpolizei sieht, aber nur zum Eigennutz agiert, bleibt da gar nix mehr. Der Bürger trägt zwar mit den gedankenlosen Einträgen in die sogenannten sozialen (welch ein Hohn) Netzwerke mit dazu bei, dass die Wirtschaft (Welche die Spitzeldienste nicht nur gutheißt - Geld kann man mit allen Daten machen - sondern auch unterstützt, um sich das Wohlwollen der Regierung bei neuen Aufträgen zu sichern, die weiteres Geld einbringen. Profit ist alles, was zählt.) sich mit den Diensten verbündet. Nichts ist mehr sicher, alles kann so gedeutet und gedreht werden, wie man es gerade braucht und aus unbescholtenen Menschen werden in dieser unheiligen Verbindung aus Politik, Wirtschaft und Presse ganz schnell Monster gemacht. Dass Ben Berkeley recht nah an der Wahrheit ist, zeigt ja die BND-NSA-Affäre. Verwunderlich, wenn man daran denkt, wie sie dereinst über die Bespitzelung in den Ostregionen gewettert haben. Heute ist das alles doch noch viel schlimmer - im Westen, im Land der Freien, wie sie sich so gerne bezeichnen. Man sollte mal überlegen, gen Osten zu ziehen (nicht zu weit, damit die Klöten sich ob der vorherrschenden Kälte nicht zu erbsengröße minimieren), da man dort vielleicht besser dran ist. Die DDR als Überwachungs- und Unrechtsstaat zu bezeichnen ist unter derlei Umständen ein Witz - ein schlechter. Und das wird den Bürgern alles als Sicherheitsmaßnahmen im Kampf gegen Terroristen verkauft. Da wird dann mal wieder angeblich ein Anschlag verhindert und schon ruft man nach noch rigoroseren Gesetzen und Überwachungsmaßnahmen, während man gleichzeitig über diese bekloppte political correctness eine feine Zensur betreibt. Wortdrechselei, sonst nix. Und welche Erfolge haben diese Dienste denn aufzuweisen, wenn es darauf ankommt? Bin Laden - unterschätzt, bis es krachte. Irak - für den Einmarsch gelogen. IS - schlicht verpennt. Freiheit? Wer ist denn unter der "Obhut" (oder mit dem Kopf im Arsch der) USA noch frei?

Die Geschichte selbst ist jetzt eher ein Politthriller der leichten Sorte. Alles doch ziemlich oberflächlich skizziert. Es ist zwar spannend, aber im Prinzip sind alle Plätze hüben wie drüben gut erkennbar besetzt. Gute Jungs gegen böse Jungs. Ben Berkeley macht es dem Leser leicht, seiner Story zu folgen, unterlässt allzu verzwickte Manöver oder längere Sätze. Auch die Kapitel sind kurz und knapp gehalten, leicht verständlich. Das ergibt eine flotte Lektüre, die unterhalten kann, ohne zuviele Zwischentöne zu enthalten. Diese Familientragödie innerhalb eines nicht sonderlich komplexen, wenn auch thematisch interessanten Romanes, nimmt den größten Raum ein und beschreibt bestimmte Situtionen wie das plötzliche Misstrauen nach -zig Jahren Ehe und andere Konflikte viel zu kurz, driftet schnell in puren Mainstream ab, der seine Leser auf gar keinen Fall anstrengen will. Je weiter es dann dem Ende zu geht, desto nerviger wird es leider. Mein Gott, dieses Happy End war dann doch too much. Alle glücklich, alles gewonnen. Wer reine und pure Unterhaltung will, ist hier sicher nicht fehl am Platz, doch als Politthriller hab ich zu diesem bestimmten Thema aber auch allgemein schon etliche bessere gelesen. Mainstream-Mittelmaß allerorten. Zuviel Zuckerguss am Schluss. 440 Seiten.

Jerry Garcia



Andrew Peterson. Vor zehn Jahren beendete ein fehlgeschlagener Einsatz Nathan McBrides Tätigkeit als Spezialist für Geheimoperationen bei der CIA. Jetzt nutzt er seine einzigartigen Fähigkeiten im Privatsektor — bis der frühere FBI-Direktor Frank Ortega an ihn herantritt, um einen Gefallen einzufordern. Ein verdeckter Ermittler des FBI ist spurlos verschwunden, und mit ihm eine Tonne des Plastiksprengstoffs Semtex. Ortega will beide so schnell wie möglich finden, denn für ihn steht einiges auf dem Spiel — der verschwundene Agent ist nämlich sein Enkel. Und Nathan McBride ist der einzige Mann, dem er diese Aufgabe zutraut.Aber schon bald nehmen die Ereignisse eine Wendung, die selbst Ortega nicht für möglich gehalten hätte. Nur ein paar Tage, nachdem er den Auftrag angenommen hat, gerät McBride zwischen zwei Fronten — einen skrupellosen Gegner, der auf Rache sinnt, und eine Gruppe hochrangiger Amtsträger, die sich durch nichts davon abbringen lassen, ihre eigene Vorstellung von Gerechtigkeit durchzusetzen. In diesem Spiel gibt es keine klaren Regeln und keine Unterstützung — McBride ist ganz auf sich allein gestellt. Quelle: Amazon.

McBride hatte sich gerade mit Mara, einem der Girls von Karen, eine fröhliche Runde gegönnt, als ein Anruf kam. Im Laden von Karen macht sich ein Riesenklotz von Kerl gerade daran, Mädchen und Mobiliar zu zerlegen. McBride sagt sofort seine Hilfe zu und begibt sich zum Etablissement. Nach nur wenigen Schwierigkeiten und fast ebenso wenig Schlägen ist der Typ platt. Und genauso selbstverständlich wie er ihn vermöbelt hat, versorgt McBride jetzt die Wunden von seinem Kontrahenten und erteilt ihm einige gute Ratschläge. Wieder Zuhause erreicht ihn ein Anruf seines Freundes aus alten Army- und CIA-Zeiten, Harvey. Der wurde kontaktiert, weil McBrides Vater, Senator McBride, ihnen einen Aufgtrag vermittelt hat, den er für dessen ehemaligen Kriegskameraden aus Korea erledigen soll. Frank Ortega und dessen Sohn vermissen den Enkel bzw. Sohn, der im Auftrag des FBI eine Milizgruppe namens "Echo der Freiheit" unterwandern sollte. Schon bald kann man deren Lager im Wald entdecken und das FBI mit größerer Truppenstärke antanzen lassen. Kurz bevor die Fibbies den Punkt erreichen, von dem aus sie leichten Zugriff auf die Bridgestones haben, die die Miliz anführen, entdeckt McBride, der mit Harvey in Sniper-Manier Stellung bezogen hat, dass die Gegend mit Claymores gespickt ist. Mit einem Warnschuss kann er die Bundesbeamten dazu bewegen, sich schnell in Deckung zu werfen, bevor die Minen hochgehen. Aber von einem Hochsitz aus ballert ein Heckenschütze auf die Männer, bevor er von McBride ausgeschaltet wird. Somit hat er den jüngsten der Bridgestone-Brüder umgenietet. Die anderen beiden hauen durch einen Tunnel ab. Bei den weiteren Ermittlungen stoßen sie auf Cousins der Milizionäre und befragen sie recht heftig - und werden dennoch geleimt. Zudem sinnen die Bridgestones jetzt auf Rache, fühlen sich im Vorteil, da sie ja immer noch das Semtex haben, wegen dem die ganze Jagd ja erst begonnen hat. Und sie benutzen es ohne Rücksicht auf Verluste. Jetzt ist McBride davon überzeugt, dass er die Kerle endgültig ausschalten muss.

Nathan McBride ist irgendwie ein unausgeglichener Charakter. Er wurde vor etlichen Jahren im Dienste der CIA in Mittelamerika gefangen und wochenlang gefoltert, bevor er freikam. Das und die Tatsache, dass anscheinend sein Vater keinen Finger für ihn rührte, nagt an ihm. Mitunter bricht er in unkontrollierte Wutanfälle aus, ist völlig unberechenbar. Im nächsten Moment ist er ein fürsorglicher und netter Bursche, der sich sogar um seine Gegner sorgt. Hier ist aber auch sein Kumpel Harvey mitverantwortlich, der sozusagen der ruhende Pol ihrer Freundschaft und Geschäftsdpartnerschaft ist. Als Kämpfer ist er knallhart. Nach dem kurzen Blick auf den Hauptcharakter und seinen Einsatz für die Frauen und der Suche nach den Bridgestones im Wald geschieht erst einmal nicht gar so viel, man bekommt sozusagen als Leser etwas "Freiraum", um die Gedanken schweifen zu lassen oder anders gesagt, es wird etwas zäh und langweilig. Ermittlungen, Verhandlungen, Hierarchiegeplänkel. Man ist schon geneigt zur Hälfte des Buches zu akzeptieren, dass man hier nicht so wirklich den Bringer in Händen hält. Doch aufhören ist nicht. Gut so. Denn das Buch steigert nicht nur das Tempo, auch der Härtegrad nimmt zu. McBride lässt sich alle Freiheiten zusichern, die er seines Erachtens im Kampf braucht - und die beinhalten auch Folter. Er lässt durchaus das Trauma seiner eigenen Vergangenheit auf sein Opfer übergehen und bearbeitet die Typen gnadenlos. Rechtsstaat USA? Ähem und so. Selbstverständlich wird jetzt ein typisches Mittel für derartige Stories ins Spiel gebracht. Jener Bösewicht, der anderen mit Spaß an der Freud den größtmöglichen Schmerz zufügt, knickt schon ein, wenn ihm "bloß" einige Fingerglenke abgeschnibbelt werden. Und der Showdown wird dann zu einer starken Sniper-Lektüre. Mann gegen Mann in der Wildnis. Kommt man also gut durch die erste Hälfte, erwartet den Leser eine feine Lektüre, die sogar mit Wendungen aufzwarten hat, ja auch einen kleinen Funken Mitleid für die rücksichtslosen Gegner aufflackern lässt und das obwohl sie ohne Erbarmen töten und Kollateralschäden gerne in Kauf nehmen. Claymore-Fallen, Bombenattentate mit Semtex, Intrigen, Verrat, Folter und ein spannender Kampf zweier Scharfschützen. Hälfte zwei des Buches passt. Actionreiches US-Heldenepos, das aber an Leute wie Ben Coes oder Stephen Hunter nicht ganz heranreicht. Aufgrund des Schwungs, der ab der Hälfte in die Geschichte kommt, dann doch als empfehlenswert für Leute, die "Action für Amerika" zu schätzen wissen. Werde dann das zweite Buch "Todesspiel" angehen. 420 Seiten

Jerry Garcia



Andrew Peterson. Nathan McBride, ehemaliger Scharfschütze beim US Marine Corps, hat als Einziger die brutalen Folterungen durch Montez de Oca, den sadistischen Verhörspezialisten aus Nicaragua, überlebt. Der tauchte schon vor vierzehn Jahren unter, nachdem er zahllose Opfer zu Tode gefoltert hatte. Obwohl McBride immer noch körperlich und seelisch von den Narben, die ihm sein Peiniger zugefügt hat, gezeichnet ist, glaubt er, das Schlimmste hinter sich zu haben.
Als aber das FBI eine verstümmelte Leiche aus einem abgelegenen See im Bundesstaat Utah birgt, erkennt McBride sofort die grausige Wahrheit: Montez de Oca ist wieder da – diesmal auf amerikanischem Boden. McBride will auf keinen Fall zulassen, dass Montez de Oca erneut entkommt. Ein Kampf um Gerechtigkeit beginnt, der McBride an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit bringt. In einem tödlichen Katz-und-Maus-Spiel, das bis in die höchsten Ebenen der US-Regierung hineinreicht, liefern sich McBrides Rachedurst und seine Fähigkeit zur Barmherzigkeit einen unerbittlichen Wettstreit. Quelle: Amazon.

Ein Mann in Tarnanzug will in eine Hazienda in Trinidad/Tobago eindringen. Trotz der Bewachung gelingt ihm das sogar, doch dann wird er durch eine der vielen Vorsichtsmaßnahmen des Hausherrn doch überwältigt und getötet. In den USA hat es sich Nathan McBride wieder gemütlicher gemacht, nachdem die Sache mit den Bridgestones ausgestanden war. SAC Holly Simpson ist jetzt die Frau an seiner Seite, wenn sie nicht gerade im weit entfernten Sacramento ihren Dienst versieht. Doch auf einmal kommt eine Nachricht herein, dass in einem See in Utah eine Leiche gefunden wurde, die auf die gleiche Art gefoltert und verstümmelt wurde, wie sie McBride noch an seinem eigenen Körper erkennen kann. Montez de Oca, sein Peiniger, ist wieder da. In den USA! Was hat das zu bedeuten. Hätte man ihn nicht sowieso zu den Ermittlungen gebeten, wäre er auf eigene Verantwortung gegen den Typ vorgegangen. Noch bevor sie de Oca auch nur ansatzweise nahe kommen können, wird eine Frau entführt und dabei ein Marine getötet, der zwar gerade dienstfrei hatte, aber dennoch helfend eingreifen wollte. Eine erste Gemeinsamkeit fällt auf:  Beide Opfer hatten mit Ungarn zu tun. Der Mann als Handelsattache, die Frau als Übersetzerin der Sprache bei der NSA. Aber Ungarn? Was kann denn gerade an Ungarn so wichtig sein? Wollen die Russen es wieder einkassieren? Immer neue Informationen tauchen auf, die Hinweise auf ein bestimmtes Ziel verdichten sich - und man muss auch immer noch de Oca jagen. Und der räumt rücksichtslos hinter sich auf. Ein Zeuge in Utah wird getötet kurz nachdem McBride und Fontana bei ihm waren. Das Zuhause von McBride wird von bewaffneten Männern angegriffen. Und jetzt hat der die Faxen dicke und macht sich ernsthaft und voller Wut auf die Jagd nach seinem früheren Folterer. 


Gleich zu Beginn wird dem Leser sehr eindruckvoll vorgeführt, was hier ein Menschenleben zählt. Für die Wachhunde wurde extra eine Betäubungspistole mitgeführt, während die dazugehörigen Hundeführer ein Stück Blei in die Rübe bekommen. Frag ich mich halt nur, wer auf einem solche Spezialeinsatz ne Extrawaffe mitschleppt, um Köter nur zu betäuben? Naja, vergessen wirs. "Todesspiel" ist ähnlich aufgebaut wie "Todesschuss", sodass ich mich durch die "ermittlungstechnischen Längen", die sich nach den ersten Actionsprenkeln hin und wieder einstellen, nicht wieder irritieren ließ und mich mit den Motiven und später auftauchenden Intrigen, Verrat, politischen Kalkülen sowie den immer öfter und immer härter werdenen Gewalteruptionen leicht arrangieren konnte. Nathan McBride hat in "Todesspiel" einen noch intensiveren Kampf mit seinem dunklen Ich, seiner Seite des Hasses, der Wut, die hin und wieder aus ihm herausbricht und die durchaus Schaden anrichten kann, da jetzt der Mann im Land ist, der ihm das angetan hat. Und der Leser wird darüber informiert, was damals geschah und auch aus welchen Gründen. In diesem waffenstarrenden Thriller, der gespickt ist mit Techniken und Taktiken des Kampfes - sei es Mann gegen Mann oder in Schusswechseln - wird der Patriot McBride auch mit den Männern im Hintergrund zu tun bekommen. Leute, die derzeit in führenden Positionen sind ebenso wie jene, die es mal waren und einige Dinge ungern ans Tageslicht kommen lassen wollen, da sie der heutigen sowie auch früheren Regierungen schaden könnten, vom Ausmaß des neuen Misstrauens durch Verbündete und anderen Nationen gar nicht erst zu reden. (Was stellen die sich so an, tun ja als hätten sie für den Weltfußballverband gearbeitet. Naja, dort kann man auch nicht nur an Blattern - Pocken - erkranken.). Es ergibt sich eine flotte Hatz mit einigen Leichen, diversen Foltereinlagen und klarer Trennung zwischen Gut und Böse, denn der schwierige Charakter McBride ist doch immer auf der richtigen Seite. Zu den harten Kerlen kommen auch einige taffe Ladies, Verletzungen auf der Seite der Helden USA werden weggesteckt wie nix, während die Fieslinge gleich anfangen zu plärren. So muss das sein in einem Roman aus den USA. (Wäre er aus Deutschland, würden von Anfang bis Ende alle plärren, ohne dass man wüsste warum. Ausnahme Martin Kay natürlich!!!). Kleine Wendungen gepaart mit Spannungselementen hinsichtlich der Auftraggeber, temporeiche Jagd mit zunehmender Action, der auch einiges an Rasanz innewohnt. Romantische Anwandlungen sind zwar vorhanden, fallen aber kaum ins Gewicht und bremsen die Story zu keiner Zeit aus. Nettes Späßle war im ersten Roman der Buch-Cameo-Auftritt von Governator Arnie, während in diesem nun die Autorin Rebecca Cantrell (Die ja zusammen mit James Rollins eine Serie begonnen hat.) einen nemantlicchen Auftritt als CIA-Direktorin haben darf., Und auch hier wird der Reihencharakter schon dadurch hervorgehoben, dass neben den beiden Hauptfiguren immer wieder Mitspieler aus "Todesschuss" auftreten dürfen. Unterhaltsamer Kracher im typischen Amigewand, der nur leicht hinter den Actionikonen wie Coes, Hunter oder Flynn zurückbleibt (Einen Reilly selbstverständlich nie erreicht) und anscheinend sein Hauptaugenmerk auf Inlandsterrorismus legt. Von Andrew Peterson kann gerne mehr kommen, bin positiv überrascht. 365 Seiten.

Jerry Garcia



Taavi Soininvaara. Leo Kara wird von Albträumen geplagt. Die Erinnerung an das tragische Schicksal seiner Familie kehrt zurück und er möchte Gewissheit, ob er Schuld am Tod seiner Mutter trägt. Dabei könnte ihm auch sein neuer Auftrag helfen: Ein Anwalt aus Helsinki vertritt eine Mandatin, Frau Vanhala, die im Besitz des sogenannten Smirnow-Materials ist, das die Tätigkeit prominenter finnischer Politiker für den KGB beweist. Leo Kara soll das Material den Behörden übergeben. Doch wem kann er trauen? Einmal mehr gerät Kara selbst in Gefahr. Denn Mundus Novus hat schon den kirgisischen Hitman Manas, Mörder von Karas Mutter, beauftragt, alle Mitwisser zu liquidieren.

Leo Kara kommt aus Wien zurück, wohin es ihn nach den letzten Ereignissen verschlagen hatte. Er findet vor, dass Kati immer noch Probleme mit ihrem Ex-Mann Ukkola hat, der knapp vor einem Verfahren wegen diverser schwerer Vergehen und der Entlassung aus dem Polizeidienst steht. Ihre Tochter Vilma, die vor drei Jahren verschwand, ist immer noch nicht aufgetaucht und die Suche geht weiter. Und Kara? Der wird von Albträumen geplagt, in denen er sieht, wie seine Mutter, sein Vater und seine Schwester getötet werden, während er entkommen kann. Mittlerweile weiß er, dass sein Erzeuger zwar noch unter den Lebenden weilt, aber nicht, wo er ist. Nur dass er sich in den Fängen einer weltumspanneden Geheimorganisation namens Mundus Novus befindet, die an Standorten überall in der Welt Forschungszentren hat. Und dann tritt ein Anwalt an ihn heran, der mit brisantem Material aufwarten kann, da es die alten Seilschaften aufdeckt, die noch lange vor dem Mauerfall und dem Ende der Sowjetunion gegründet wurden und die auch heute noch existieren und nun für Russland tätig sind. Die Gruppe Finnen nennt sich Das Kabinett und keiner weiß, wer sich hinter diesem Namen alles verbirgt. Leo Kara stößt bei seinen Ermittlungen in ein Wespennest. Auch Katis Suche nach ihrer Tochter findet eine Wendung. Sie erfährt, dass diese bei einem finnischen Paar in Frankfurt ist, das sie im Prinzip gekauft hat. Als Kati vorspricht, um ihre Tochter zurückzubekommen, engagieren die Leute einen Anwalt. In Wien entdeckt seine dortige Freundin, dass ihr Sohn in Schwierigkeiten geraten ist und gegen einen gewissen Betrag aus dem Schlamassel rauskommen könnte. Geld, das sie nicht hat - aber ihr Vater, mit dem sie schon lange keinen Kontakt mehr hatte. Und in Finnland sterben nach und nach Mitwisser aus dem Umfeld des Kabinett und bald gerät auch Leo Kara ins Visier des Killers Manas.

Kleine Anmerkung vorab. Man sollte die beiden Vorgänger "Schwarz" sowie "Weiß" kennen, sonst braucht man gar nicht erst anzufangen mit der Lektüre. Außerdem empfehle ich, dass man das Personenverzeichnis zu Beginn des Buches überblättert, weil hier durchaus gespoilert wird.
Auch "Rot" ist ein Thriller, der an internationalen Schauplätzen spielt, in dem alte Familiengeheimnisse gehütet werden oder sich Dramen höchster Güte abzeichnen. Von Beginn an ist das Tempo wieder sehr hoch, wird die Spannung schier unfassbar und die Geschichte der Finnen und ihrer Abhängigkeit von den Russen ein weiteres Mal zu einem Spionageszenario ausgearbeitet, das sich mit den meisten der sonst so überaus beliebten US-Thriller-Autoren messen kann, wenn sie nicht sogar übertrifft. Hier trifft intelligenter Plot auf formidable Schreibkunst. Cliffhanger und eine komplexe Handlung ermuntern den Leser regelrecht, dieses Buch zu verschlingen. Und mittendrin in dem politisch-verbrecherischen Chaos finden sich Anklagen gegen den sich immer weiter ausdehnenden Sklavenhandel, der ein überaus einträgliches Geschäft ist und der weltweit von Firmen wie von Privatpersonen genutzt wird. Sklaven sind heutzutage billig. Derart billig, dass man sie austauscht wie benutzte Taschentücher. Wie ist so etwas möglich? Die vielen Konzerne, die sich an der Privatisierung von Aufgaben, die eigentlich staatliche Sachen wären, dumm und depp verdienen, sind mittlerweile deraert einflussreich, dass sie sich die Regierungen im Prinzip untertan machen und Gesetze durchdrücken, die für die Wirtschaft gut sind, für die Bürger selbstverständlich nicht. Und wenn dann so etwas Unerwünschtes kommt wie ein Mindestlohn, dann wird versucht den zu umgehen. Klappt das nicht, lässt man halt Arbeitskräfte aus dem Ausland besorgen. Und wenn sie erwischt werden? Pech für die ausgebeuteten Arbeiter und den Hintermännern passiert eh nix. Um all das kreist die Haupthandlung von Leo Kara und Mundus Novus. Bald kommt es zu Mordanschlägen auf Kara ebenso wie auf verschiedene Zeugen oder Angehörige der Gruppen, die man als unsichere Kandidaten ansieht. In den USA und Großbritannien ereignen sich katastrophale Unglücke, Anschläge, die man als Cyberangriff oder Datennetzkrieg wertet. Es geht auch um die Vorherrschaft im All. Wer das beherrscht, beherrscht die Welt, weil er jedes Ziel anvisieren und treffen kann, ohne Truppen einsetzen zu müssen und ohne dass auch nur die geringste Vorwarnung möglich ist. So schreitet die komplexe Handlung mit einigen cleveren Kniffen und Wendungen (Okay, bei einer hatte ich das genauso erwartet) voran und trotz aller Erkenntnisse sind die Ermittlungen noch lange nicht zu Ende. Hohes Tempo, verzwickte Ereignisse, Attentate, Killer und verfeindete Gruppierungen mit Konzernen als Deckung, kleinen und größeren Dramen sowie Actionsprenkel und knackige Kapitel lassen keine Sekunde Langeweile aufkommen. Brisante Themen in einem exzellent erzählten Roman. Taavi Soininvaara beweist wieder einmnal, dass er zu den stärksten europäischen Autoren im Bereich der Spannungsliteratur zählt. 460 Seiten.

Jerry Garcia



Dan Smith. Kurz vor seinem dreizehnten Geburtstag muss Oskari allein in die Wildnis, so verlangt es die Tradition. Bewaffnet mit Pfeil und Bogen soll er ein Tier erlegen, um seine Männlichkeit zu beweisen. Oskari hofft auf einen Hirsch, doch dann fällt ihm der amerikanische Präsident direkt vor die Füße. Er ist nur knapp einem Attentat entkommen und sieht trotz seines schicken Anzugs nicht so aus, als hätte er die Lage im Griff. Jetzt kann Oskari zeigen, was in ihm steckt.

Wer sich den Film ohne Vorwissen gönnen will, hört jetzt besser gleich auf zu lesen!!! SPOILER!!
Oskari wird von seinem Vater schon seit seinem fünften Lebensjahr auf den Tag vorbereitet, an dem er seinen dreizehnten Geburtstag begehen darf. Die Tradition des Dorfes verlangt, dass der Junge einen Tag und eine Nacht in der Wildnis verbringt und mit einer Beute zurückkehrt. Sein Vater hatte dereinst einen Bären erlegt, andere Burschen zumindest einen oder zwei Hasen. Doch Oskari zweifelt an sich und alle anderen Bewohner des Dorfes tun das auch. Dennoch fährt er mit dem Quad und seinen Vorräten und Waffen los, um das Ritual zu erfüllen. Tief im Wald kommt er mit dem Quad vom Weg ab und lebt sich auf die Nase, das Quad rutscht einen Abhang hinunter. Als er sich dorthin begibt, hört er das Geräusch eines Hubschraubers. Dieser landet auf einer Lichtung im Wald und es entsteigen mehrere Männer, darunter auch ein Einheimischer, der wohl ein Jagdführer für die Gruppe ist. Oskari bleibt versteckt unter seinem Tarnnetz und beobachtet die Vorgänge. Einer der Männer baut gerade sein Gewehr zusammen und meint zum Führer, er solle schon mal losrennen, um vielleicht entkommen zu können. Schafft dieser nicht. Mit einer Kugel im Kopf fällt er sehr nahe bei Oskari zu Boden. Dieser kann sich unentdeckt zurückziehen und überlegt, was er nun weiter tun soll. Dann hört er zwei Explosionen, kurz darauf sogar eine dritte. Und dann rauscht etwas vom Himmel, stürzt in den Wald und lässt eine Spur zertrümmerter Bäume und aufgrissenem Boden hinter sich. Oskari läuft zu dem gelandeten Ding, das sich als eine Kapsel herausstellt, die mit einem Fenster versehen ist. Darin bewegt sich etwas und malt auf die angelaufene Scheibe einige Zahlen, fuchtelt mit den Händen, die aber nur schemenhaft zu erkennen sind, und will anscheinend, dass Oskari die Kapsel mit dem Zahlencode öffnet. Als der dies kapiert hat, folgt er der Bitte und heraus steigt ein dunkelhäutiger Mann. Der erwartet, dass Oskari ihn sofort erkennt, doch der hat null Ahnung, wen er vor sich hat. Es ist der US-Präsident und die Männer auf der Lichtung im Wald haben seine Air Force One abgeschossen und wollten den Präsidenten töten. Jetzt heißt es, sich schnell zu verziehen, denn die Jagd auf die beiden Gefährten beginnt.

"Big Game" ist eine Coming of Age-Geschichte und Oskari ist der Erzähler. Da die Erlebnisse nur aus seiner Sicht wiedergegeben werden, fehlen die im Filmtrailer gesehenen Sequenzen in der Air Force One völlig. Oskari ist nicht der Junge, der im Dorf große Anerkennung genießt. Eher etwas klein und schwächlich, zweifelt sogar sein Vater an ihm, die anderen verhöhnen ihn und lachen ihn aus. Er kann noch nicht einmal den traditionellen Bogen für die Jagd richtig spannen. Er glaubt nicht, dass er die Prüfung besteht. Dennoch oder gerade deswegen und aufgrund seiner sympathischen Art ist er ein perfekter Protagonist für ein Jugendbuch, das auch eine Botschaft mitliefert, wenn auch zu Beginn gleich mit dem Holzhammer. Der Präsident hingegen kommt anfangs gar nicht gut weg. Er ist für die amüsanten Einlagen zuständig und wirkt dabei eher wie ein Kasper, eine ahnungslose Witzfigur oder jämmerliche Karikatur. Der sogenannte Führer der freien Welt muss sich den Kenntnissen eines Kindes unterordnen, da er sich in der Wildnis absolut nicht zurechtfindet. Erst später zeigt er sich in seinem Element. Die Jagd ist spannend, mit Humor aufgelockert und dennoch mit genug Thrill und Spannung versehen, dass sie nahe an einen Politthriller heranreicht. Ein Freiluftabenteuer für Kids, da ordentlich Tempo vorweisen kann und in seiner leichten und lockeren Sprache einfach zu lesen ist. Nicht wirklich komplex und etwas vorhersehbar, ist hier für gute Unterhaltung gesorgt. Das Buch findet zwar einen vernünftigen Abschluss, enthält aber auch einen Handlungsfaden, der - vermutlich dann ohne Oskari - als Thriller fortgeführt werden kann. 24 Stunden im Leben des Oskari - ein vermeintlicher Verlierer entwickelt sich zum Helden. Actiongeladene Szenen mit Hubschrauberjagden, Schießereien und Terroristen. Alles da und für jugendliche Leser aufbereitet. Vermutlich wird der in Bayern gedrehte Film kein Riesenerfolg an der Kinokasse, aber für vergnügliche Stunden im Heimkino dürfte er schon sorgen. Das Buch hat jedenfalls einen solchen Eindruck hinterlassen. Gute Lektüre für jung und alt. 295 Seiten.

Jerry Garcia



James Dashner. Thomas wird sich auf keinen Fall den Kopf aufschneiden lassen! Auch wenn er durch diese Operation sein Gedächtnis zurückbekommen soll. Denn den Wissenschaftlern von ANGST darf man nicht trauen. Nicht nach all den grausamen Prüfungen, die Thomas und seine Freunde durchstehen mussten. Nicht nach all den Versprechen, die gebrochen worden sind. Thomas muss endlich dafür sorgen, dass ANGST ihn nie wieder kontrollieren und manipulieren kann.

Wer sich den Spaß für die Filme aufheben will, liest hier besser nicht weiter, weil SPOILER!!
Thomas und seine Freunde finden sich im Hauptquartier von ANGST wieder und müssen diverse Test und Untersuchungen über sich ergehen lassen. Doch sie wollen dieses perfide und verlogene Spiel von ANGST nicht mehr mitmachen. Sie wollen in die Freiheit. Den Beteuerungen der Ärzte und Mitarbeiter schechken sie keinen Glauben. Auch zweifeln sie an der Wahrheit über die katastrophalen Zustände auf der Welt. In Thomas' Umfeld ist kaum noch einer, dem er glauben kann. Dann tut er sich mit dem Piloten Jorge, Minho und Brenda zusammen und flieht in einmem Berk. Zuvor müssen sie einige Wachen ausschalten, die sie an ihrer Reise in die Freiheit hindern wollen. Auch Newt ist dabei, der anfangs nicht mitkommen und die Operation über sich ergehen lassen wollte, doch während Teresa und ihr Gefolge den Befehlen gehorchen, schließt er sich den Fliehenden an. In einem ruhigen Moment übergibt er Thomas einen Brief, den der nicht sofort lesen sollte, aber er würde wissen, wann es soweit ist. Sie kommen schließlich bis nach Denver. Eine abgeriegelte und vermeintlich sichere Stadt. Doch die Polizeipräsenz ist hoch, jeder, der auch nur die geringsten Anzeichen einer Erkrankung mit dem Brand zeigt, wird sofort einkassiert und kommt in eine Zone, in der die Menschen eingesperrt werden. Der Brand zerstört ihr Gehirn und sie werden aggressiv und zu kannibalischen Killern. Die Wachen sind Immune, die dafür gut bezahlt werden. Der größte Teil der Menschheit ist der Krankheit bereits zum Opfer gefallen und jene, die immun sind, werden von den anderen gehasst bis aufs Blut. Es gibt ein Mittel, das wie eine Droge wirkt, aber den Zerfall des Gehirns verlangsamt. Kaum in Denver angekommen, gerät Thomas schon in Schwierigkeiten, kann sich aber herauslavieren. Leider wurde in der Zwischenzeit Newt, der erkrankt ist und sich im Berk versteckt, von den Häschern gefunden und in die Zone gesperrt worden. Die Freunde machen sich auf den Weg und wollen ihn rausholen. Mit Bestechung kommen sie an den Wachen vorbei und finden Newt, doch der will nicht mitkommen. Er weigert sich, weil er schon zu krank ist. Nach längeren Diskussionen sehen die Freunde es ein und wollen die Gegend verlassen. Das müssen sie schneller tun als gewünscht, da plötzlich die Horden der Cranks (so werden die Erkrankten bezeichnet) auf sie losstürmen. Sie können gerade so entkommen und spurten zu ihrem Berk, um endgültig Denver hinter sich zu lassen.

Teil Drei setzt an seinen Vorgängern an und die sind somit als Lektüre fast schon unverzichtbar, weil man sonst der Handlung kaum folgen kann. Gewisse Vorkenntnisse sind also erforderlich. Ansonsten bleibt James Dashner seinem Stil treu, schreibt spannend in kurzen Sätzen, die keine Anforderungen an den Leser stellen. Schnell zu konsumierende Art und Herangehensweise. Zu Anfang werden einige Geheimnisse gelüftet, aber längst nicht alle, schließlich soll ja noch etwas Thrill übrig bleiben. Nach den Vorträgen von einem der Profs zieht das Tempo an, die Paranoia von Thomas wird wieder einmal bestätigt, die Leute von ANGST sind verlogenes Pack. Denen eine Operation an seinem Gehirn anzuvertrauen, wäre Schwachsinn. Und mit dieser Entscheidung beginnt eine actionlastige Flucht. Und dann müssen sie feststellen, dass ihre Freunde, die sich für die OP entschieden hatten, auch geflohen sein dürften, da sie ein ausgeräumtes Waffenlager finden. Wieder eine Enttäuschung. Die haben sie einfach zurückgelassen. Momente wie dieser schaffen einige emotionale Szenen, die aber nicht überzogen wirken und große Liebesgeständnisse hat sich der Autor eigentlich auch gespart, sie bestenfalls angedeutet, ohne zu groß darauf einzugehen. Zum Showdown dreht der Roman noch einmal richtig an der Actionschraube. So bleibt eine durchaus mitreißende Trilogie für jugendliche Leser, in der alle offenen Fragen geklärt werden und Langeweile kaum Platz hat.  450 Seiten                     

Jerry Garcia



Don Winslow. Sie waren einmal beste Freunde. Aber das ist viele Jahre und unzählige Tote her. Der Drogenfahnder Art Keller tritt nun an, um Adan Barrera, dem mächtigen Drogenboss, für immer das Handwerk zu legen. Er begibt sich auf eine atemlose Jagd und in einen entfesselten Krieg, in dem alle Grenzen zwischen Gut und Böse schon längst verschwunden sind: ein Krieg mit epischem Ausmaß, ein Krieg gegen die Gesetzlosen.

Adan Barrera hat es geschafft, sich in ein mexikanisches Gefängnis ausliefern zu lassen. Erst noch in Einzelhaft und unter besonderen Schutzmaßnahmen, dauert es nicht lange und er hat zumindest seinen Zellenblock unter Kontrolle. Bald spurt auch das Wachpersonal, denn wer es nicht tut, lebt nicht mehr lange - und darf vorher seiner Familie beim Sterben zuschauen. Mittlerweile schwelgt Barrera in Luxus, schmeißt für sein Gefolge Weihnachtsfeiern, regelt das Geschäft vom Knast aus. Und bald ist es soweit: er flüchtet und fängt wieder an, seine Geschäfte persönlich zu leiten. Sein ehemaliger Compadre Art Keller hatte sich zwischenzeitlich in ein Kloster mit Schweigegelübde zurückgezogen und kümmerte sich dort um die Bienenzucht. Doch eines Tages bekam er Besuch - und verschwand ohne ein Wort des Abschieds. Keller ist wieder auf der Jagd. Barrera und die Kartelle sind sein Ziel. Schließlich hat sein ehemaliger Compadre nach seiner Flucht, zu der er den Tod seiner Tochter Gloria nutzte, ein Kopfgeld von zwei Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt. Und geköpft wird in "Das Kartell" viel. Schnell bricht ein gnadenloser Krieg unter den Bossen aus, da Adan seine ehemaligen Plazas - die Gebiete, die unter seiner Kontrolle stehen und für deren Durchquerung mit Lieferung eines anderen Kartells eine Abgabe gezahlt werden muss - wieder unter seine alleinige Kontrolle zu bringen. Doch der scheinbare Frieden, der unter den vier beherrschenden Kartell-Clans herrschte war schon vorher brüchig. Jetzt zerfällt er endgültig. Kellers Zusammenarbeit mit der Polizei und anderen Regierungsinstitutionen leidet darunter, dass man niemandem trauen kann, da alle durch die Gangster unterwandert sind. Entweder wegen Geld oder Tod. Sehr brutalem Tod. Weder Regierung noch Presse sind davor gefeit. Und die Leute, mit denen er an der Krise arbeitet, haben Familie. Je länger dieser unsägliche Krieg dauert, umso entsetzlicher wird er  - und die Bevölkerung der Städte sitzt oft zwischen den Stühlen. Die Polizei kann sie nicht schützen, wenn sie von der einen Seite aufgefordert werden, für sie zu arbeiten, während die andere gleichzeitig ihr Leben bedroht, wenn sie es tut.

Kurzversion: Das ist der Don Winslow, wie ich ihn wieder lesen wollte und der sich von den simplen Ergüssen wie "Missing New York" entschieden abhebt. Die Fortsetzung von "Tage der Toten" ist wahrlich ein Epos voller Wucht und erzählerischer Kraft, das den gemeinen Leser nur geschockt schlucken lässt und direkt an den Vorgänger anschließt. Was Winslow hier bietet, ist der Wirklichkeit so unheimlich nah, dass  man es kaum glauben mag. Aber wer in den letzten Monaten die Nachrichten verfolgt hat, wird wissen, dass die Entführung der 43 Studenten und ihr Ende in einem Massengrab, das 24-stündige Gefecht der Polizei mit Drogendealern und die Kameraüberwachung einer ganzen Stadt durch die Kartelle im wahren Leben wiedergeben, was der Autor in seinem Werk abliefert. Da ist nichts übertrieben, nichts beschönigt. Es werden gnadenlos die Verstrickungen der amerikanischen Wirtschaft und Politik (Letztere hat er ja eh auf dem Kieker) in die Machenschaften der Kartelle dargelegt, wird deutlich, was ein Freihandelsabkommen mit den Amerikanern auch bedeuten kann. Was auf der anderen Seite vom Teich passiert, kommt nach geraumer Zeit eh nach Europa, da muss man es denen nicht noch erleichtern, ihr menschenunwürdiges System hier noch schneller zu etablieren. Oder glaubt jemand wirklich an Vorteile bei einem Abkommen, das von den USA initiiert wird? Und auch Europa wird in diesem Krieg erwähnt mit einer Organisation namens 'Ndrangheta (nie gehört, muss ich ehrlich sagen), die von Kalabrien aus ihre Geschäfte betreibt und hinsichtlich der Terrorszene (Hier Hamburg). Womit wir bei den amerikanischen Auslegungen für ihre Kriege wären. Nur gegen Narcos, das ist kein Krieg, sondern Kampf gegen Verbrechen, aber wenn man von Narcoterrorismus spricht, sieht die Sache anders aus. Auf einmal fließen die Gelder, werden Waffen geliefert. Auch an Mexiko, wobei die dann meistens bei den Narcos landen. Es gibt massenweise Denkansätze. Wer ist denn Schuld an den Problemen? Die Mexikaner mit ihren Kartellen und der daraus resultierenden Gewalt und Korrpution? Die Amis als Hauptkunden? Wie geht man gegen diese Verbrecher vor? Blutige Einsätze mit Spezialtruppen?  Und was hat die US-Regierung schon alles unternommen, damit sie mithilfe der Kartelle unliebsame Regierungen abschaffen kann, speziell in Mittelamerika? Kartelle finanzierten den  amerikanischen Kampf gegen Linke in Mittelamerika. In diesem ganzen Dilemma verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse sehr schnell. Selbst die Drogenbosse - eigentlich rücksichtlose Saukerle - haben einen gewissen Ehrenkodex und wollen zumeist die Opfer unter der Zivilbevölkerung gering halten. Sie lieben ihre Familien (Okay, auf einer eher etwas perverse Art.) und sind gegen die überbordende Gewalt im Land. Sie arbeiten viel lieber mit den amerikanischen Ölkartellen zusammen, die mehr als nur gutes Geld dafür zahlen - an die Narcos, nicht an die Arbeiter oder jeweilige Regierung -, um in Ruhe die Quellen ausplündern zu können. Sie dulden, dass US-Firmen zu Niedriglöhnen ganz nahe der Grenze ihre Ausbeuterfabriken aufmachen, solange das Kartell beteiligt wird (Was natürlich bei den Löhnen durch die Amis wieder eingspart wird.). Und sie nutzen die vielen mittlerweile schon fast freien und durch das Freihandelsabkommen auch kaum gestörten Grenzübergägne und Routen, um ihre Ware an den Mann zu bringen. Auch Art Keller liebt eine Frau, will nur ihr Bestes. Ebenso die tapferen Polizisten, die aber bald einknicken müssen - oder in allen vorgenannten Fällen wird zu extemen Paraktiken gegriffen. Die Polizisten verstecken sich (Hierzulande verstecken sie sich nicht, das schöne Deutschland hat nur kein Geld mehr, um genug davon zu bezahlen.), weil die Narcos Jagd auf sie und ihre Familien machen und Keller scheißt bald auf Anstand und hetzt die Kartelle in einen knochenharten Krieg. Das ganze Gerede von Sicherheit durch mehr Überwachung ist eh Quatsch, wenn man von den Gangstern überwacht wird. Oder man lese mal Statistiken: auch bei uns wird ja immer wieder nach mehr Überwachung geplärrt. Alles zum Schutz der Bürger. Fragt sich nur, warum dann die Übergriffe auf Polizisten steigen oder die Einbruchszahlen bei extrem niedrigen Aufklärungsquoten. Sicherheit? Von wegen. Da ist ja die TV-Serie "Person of interest" realistischer. Zurück nach Mexiko. Stellt sich die moralische Frage, ob man hier Feuer mit Feuer, Gewalt mit Gegengewalt bekämpfen kann? Versucht die USA schon seit Menschengedenken, konnte aber nur die Rasse der Indianer fast komplett ausrotten, ansonsten gelingt ihnen nichts. Krieg gegen Drogen? Auf der Verliererstraße. Krieg gegen Terror? Auf der Verliererstraße und auch zu blöd (Bin Laden verpennt, Irak mit Lüge überfallen und ISIS wieder verpennt). Wie kann man solchen Exzessen der Brutalität und Unmenschlichkeit begegnen? Don Winslow bietet keine Lösungen an (Kann er vermutlich genausowenig wie andere Leute) und schildert nur schonungslos den Ist-Zustand. Fulminant, außerordentlich hart und blutig-brutal, hin und wieder etwas menschlich, aber in höchstem Maße beunruhigend und realistisch, gut recherchiert (Vieles kann man selbst nachforschen via Net) und ohne Pardon. Eine schwer zu verdauende Lektüre, die kein Happy End anbietet und meines Erachtens zum Pflichtprogramm gehört. Da ist mehr wahres Leben drin als in so mancher Reportage oder irgendwelchen Artikeln und auf alle Fälle mehr als in Politikeraussagen zu derartigen Themen. 830 Seiten.

Jerry Garcia



William R. Forstchen. Die schlimmsten Befürchtungen der amerikanischen Bevölkerung werden wahr. Islamistische Terrormilizen wüten direkt vor der Haustür und treffen die Menschen an ihrem verwundbarsten Punkt: Den eigenen Kindern. Angriffe auf Schulen überall im Land, brutale Schändungen und Massenerschießungen, tödliche Schüsse auf den Highways. Die US-Regierung kämpft darum, die Situation unter Kontrolle zu bringen, muss jedoch erkennen, dass sich religiöser Fanatismus und menschenverachtender Wahnsinn mit Logik und Vernunft nicht aufhalten lassen. 

Bob, Lehrer an einer Schule, macht sich am frühen Morgen aufbruchbereit, um zur Arbeit zu fahren und seine Tochter mitzunehmen, die in einer Klasse an seiner Schule unterrichtet wird. Seit Jahren schon nimmt er eine Waffe mit, um gewappnet zu sein, falls ein Amokläufer losballern sollte. Seine Frau Kathy bleibt mit der kleineren Tochter zu Hause und müht sich mit den normalen Dingen einer Hausfrau und Mutter ab. Doch dann hört sie draußen Sirenen, sieht Autos vorbeirasen und schaltet den TV an, um zu sehen, ob etwas in den Nachrichten über ein Unglück oder so kommt. Es wird schlimmer als sie befürchtet hat. In den letzten Monaten sind nach und nach Kämpfer der ISIS über die durchlässige Grenze zu Mexiko ins Land eingesickert und blieben von den Behörden völlig unbemerkt und somit auch unbehelligt. Sie benahmen sich wie Migranten, die schon länger im Land sind, vermieden jegliche Auffälligkeiten und warteten auf ihr Startsignal, das über einen Twitter-Account kam. Und sie schlagen los. An den Schulen. Kathy ruft Bob an, schickt ihm SMS, weil er nicht an den Apparat geht. Er soll den Fernseher im Lehrerpausenraum einschalten. Als er nach einer kleinlichen Auseinandersetzung mit einer älteren Lehrerin schin fast aufgeben will, sieht er drei maskierte und bewaffnete Männer über den Zugang Richtung Schule hetzen. Sie töten den Wachmann und dringen ins Gebäude ein, beginnen sofort auf Lehrpersonal und Schüler zu schießen, töten und verletzen viele davon. Bob rennt in die Klasse seiner Tochter, hebt diese durch ein eingeschlagenes Fenster und sagt ihr, sie solle fliehen. Dann kommt einer der Killer in den Saal und Bob verletzt ihn schwer. Der Mann kann aber nach draußen auf den Gang entkommen. Bob schafft erst die restlichen Kinder und die junge Lehrerin durchs Fenster ins Freie, bevor er den Typen verfolgt. Unterdessen machen andere Terroristen auf den Highways Jagd auf die panischen Eltern, die zu den Schulen rasen, um ihre Kinder zu holen. Auch sie töten etliche Amerikaner, fegen mit ihren Wagen und massenweise Munition die Asphaltspuren entlang und schießen auf alles, was sich bewegt, gehen wie ihre Mitkämpfer in den Schulen mit äußerster Brutalität vor.

Ich muss gestehen, dass ich aufgrund der ersten Hälfte des Buches ein Problem damit habe, es so einfach in die Sparte Actionkracher im Stile von Ben Coes oder Vince Flynn einzuordnen. Einfach zu bedrückend ist dieses (noch) fiktive Szenario, das der Autor hier entwirft. Wie soll man "Tag des Zorns" einordnen? Hetze? Warnung? Befürchtung? Voraussicht? Keine Ahnung, wohl von Allem etwas. Leider auch durchaus im Beriech des Möglichen. Die US-Grenzen sind löchrig wie der berühmte Schweizer Käse (Was sich ja auch an den Zahlen der illegalen Einwanderer aus den südlichen Regionen ablesen lässt.), die "Operation Fast in Furious" ist ebenfalls ein Fakt (Der schon von Don Winslow in "Das Kartell" Erwähnung fand), als die Amerikaner zur Bekämpfung der Kartelle eine umfangreiche Lieferung modernsten Kriegsgeräts an ihre südlichen Nachbarn liefern wollten und diese spurlos verschwand. Wäre so eine Attacke in Europa denkbar? Selbstverständlich, hier sind die Grenzen nicht löchrig, sondern offen wie ein Scheunentor. Jeder darf rein, kontrolliert wird nicht und die Gutmenschen in den Reihen von Politik und Organisationen sorgen dafür, dass der Zustrom nicht aufhört. Helfen wenn nötig - JA - abr auch kontrollieren. Forstchen beschreibt ein unvorbereitetes Land, das sich immer noch im Glauben an seine eigene Stärke wähnt und dass man durch Kontrollen, zunehmende Überwachung und Präsenz alles im Griff habe und sich ein Angriff auf "Gods own country" nicht wiederholen kann. Was sie gerne vergessen: Sie haben sich im Laufe der Dekaden durch ihr selbstsüchtiges Verhalten, ihre Gier und Korruption, ihre heuchlerische Verbreitung der Demokratie amerikanischer Art mit Waffengewalt und vorgetäuschten Motiven, dem Drang jedem die US-Lebensweise aufzuzwingen, überall Feinde geschaffen. Wäre es ihnen nicht gelungen, dass die Weltwirtschaft im Prinzip an der Titte der USA hängt, würden ihnen auch ihre westlichen Verbündeten (sklavisch Ergebenen trifft es auch) schon lange nicht mehr folgen. Über das Grauen, das sich ob der brutalen Ereignisse auch beim Leser einstellt, vergisst der Autor ebenso wie die fiktive Regierung des Buches recht schnell, dass in Vietnam und in den Indianerkriegen auch kein Halt vor Frauen und Kindern gemacht wurde. Die mittlerweile angelaufene Welle der Political Correctness kann diese Fakten auch nicht ungeschehen machen (Mal abgesehen davon, dass die nun auch reichlich übertrieben wird und den Gegnern in die Hände spielt.). Amerika hat das menschenverachtende System des Kapitalismus um jeden Preis doch erfunden und will es in die Welt transportieren, Andersgläubigen aufzwingen, und den Regierungen der USA war und ist dabei jedes Mittel recht. Menschenwürde, Bürgerrechte? Längst ad acta gelegt. Und diese Lebensart, nur auf schnellen Konsum und Kommerz, ständige Gewinnmaximierung ist in Europa auch auf dem Vormarsch. Brot und Spiele fürs Volk, damit es von den Schurkereien der gewählten Führer abgelenkt ist. Das soll die Methoden des ISIS nicht gut heißen, aber wundern darf man sich auch nicht. Nur davon ist im Buch keine Rede. Nachdem sich beim Leser das Grauen über dieses exzessive Vorgehen der Angreifer gelegt hat, merkt er schnell, dass nun doch die amerikanischen Helden zum Zug kommen. Der tapfere Leherer Bob, der es allein mit den Angreifern aufnimmt. Die Menschen auf den Highways, die sich zusammentun, um die Killer zu stoppen, die sich für andere aufopfern. Und das lapidare Abhaken von Fällen von Lynchjustiz im Land. Das Zusammenwirken von Medien und Regierung, das Täuschen der Bevölkerung durch angepasste Berichterstattung (Zensur gibt es ja angeblich nicht) wird heruntergespielt, während es beim Feind, der sich nur der gleichen Mittel bedient, verteufelt wird. Und der Schluss? Das öffentliche Leben zum Stillstand gebracht. All die Überwachung via Kameras, Satelliten, Drohnen, im Internet haben niemanden geschützt. Tun sie auch heute in der Realität nicht wirklich, da die Kriminalitätsraten steigen, die Aufklärung aber sinkt. Doch das interessiert ja keinen, solange man es nicht mit Terrorgefahr zu tun hat. Und die Definiton dafür ist schwammig, wird ausgelegt, wie man es gerade braucht. "Tag des Zorns" ist schnell, heftig, brutal und hart. Schonungslos wird ein Angriff temporeich und rasant geschildert, der sich den Taten der ISIS in der realen Welt bedient, dazu geeignet ist, Ängste zu schüren, härteres Vorgehen gegen Fremde zu fordern. Es ist in Teilen ein recht einseitiges Buch, aber auch eine beklemmende Schreckensvision, die noch lange nachwirkt, wenn man mit der gut zu lesenden Story schon lange durch ist. 215 Seiten.

Jerry Garcia



Adrian McKinty. Belfast in den frühen Achtzigern. 38 IRA-Terroristen brechen aus einem Hochsicherheitstrakt aus - höchste Alarmbereitschaft für die Polizei. Mittendrin Insepctor Sergeant Sean Duffy, der den Kopf der Terrorzelle aufspüren soll. Zwar hat er eine Informantin, doch im Gegenzug für den Tipp muss er ein vertracktes Rätsel lösen: In einem Mordfall ohne Mörder soll Duffy ihr den Täter liefern.

Duffy ist wegen einer Sache suspendiert, die ausnahmsweise mal nicht auf seinem Mist gewachsen ist. Sie waren zu dritt unterwegs und Duffy hatte sich selbst nicht so ganz nüchten, mit dem betrunkensten Kollegen auf den Rücksitz des Wagens begeben und überwachte seine Lebensfunktionen, als es ein Rumpeln am Wagen gab. Jimmy, auch leicht bedüdelt und dennoch der Fahrer, meinte, es wäre alles okay. Sie schafften den Kollegen heim und gut wars. Nach einer der vielen gefährlichen Patrouillen in der Gegend wird Duffy zum Chef gerufen und der eröffnet ihm dann, dass er diesmal nicht aus der Sache rauskommt. Sie hatten während ihrer Alkoholtour einen Mann angefahren und Jimmy behauptet, dass Duffy am Steuer war - gefickt eingeschädelt, endlich können sie den aneckenden Duffy loswerden. Für den der Todesstoss. Ab jetzt nur noch zu Hause. Und die Zeit verbringt er mit Musik, saufen und kiffen oder anderen Betäubungsmitteln (Eigentlich ist er meist so hackedicht, dass Zombies, würden sie in dem Buch vorkommen, an einer Überdosis eingehen würden, hätten sie ihn gebissen oder gar mehrere Happen gekostet.). Dennoch dringt irgendwann zu ihm durch, dass man doch wieder mit ihm rechnet. Sein ehemaliger Schulkamerad Dermot McCann ist aus dem Knast abgehauen, war dazu auch in Libyen inhaftiert, bis die gemerkt haben, dass er doch eher zu ihresgleichen gehört und in Europa viel mehr Schaden anrichten kann. Und Duffy soll ihn finden. MI6 hatte keinen Erfolg, man vermnutet McCann in Deutschland. MI5 hatte ebensowenig zu bieten, will aber alle Möglichkeiten ausschöpfen. So muss Duffy wieder halbwegs nüchtern werden und als Bullen-Katholik bei seinen Leuten ermitteln. Klar, war der Schachzug des MI5 jemanden zu betrauen, der in der Gegend bekannt und nicht völlig unbeliebt ist, einigermaßen clever, aber Duffy arbeitet ziemlich schnell auf eigene Faust, sobald er seine Kontaktperson zum Dienst, Kate, sich selbst überlassen hat. Er klappert zuerst sämtliche Verwandten des ehemaigen Kumpels ab, wird mal erkannt, oft auch nicht und erhält erwartungsgemäß keine Informationen. Bis dann die Schwiegermutter von McCann einen Vorschlag macht: Er klärt den Tod einer ihrer Töchter auf und sie erzählt ihm den Aufenthaltsort von McCann. Also macht er sich an die Arbeit. Verzwickte Sache: Die Frau lag tot in einem Raum, der rundum perfekt abgeschlossen war. Man fand sie am Boden mit einer zerbrochenen Glühbirne in der Hand. Anscheindend wollte sie im diffusen Licht der Straßenlaterne eine kaputte Birne auswechelsn und ist dazu auf den Tisch gestiegen, gestrauchelt und hat sich beim Sturz das Genick gebrochen. Sofort hieß es Unfall, nur der Gerichtsmediziner äußerte Zweifel, aber die wurden verworfen. Duffy beginnt dennoch zu ermitteln, befragt die Personen, die die Tote zuletzt gesehen hatten, arbeitet sich durch die Unterlagen und wird dabei immer gerne vom MI5 dran erinnert, dass er jetzt gefälligst McCann zu suchen habe. Und im Irland während der Achtziger geht es auch nicht ohne Anschläge ab. Die IRA startet eine Offensive, die viele Menschen in Polizeirevieren das Leben kostet, aber Duffy kommt relativ ungeschoren davon und kann weiter an seinen indirekt zusammenhängenden Fällen ermitteln.

Wie schon in den vorigen Stories um Sean Duffy und das Irland in den 80-er Jahren, wirkt es irgendwie seltsam, in einem Land zu existieren, wo man tagtäglich der Gefahr ausgfesetzt ist, vor jedem Einsteigen in den Wagen dessen Unterboden überprüfen muss, ob da nicht eine Bombe angebracht ist. Ein Land, in dem Grenzen mitten durch Straßen (langswärts) gehen, sogar Gehöfte getrennt sind, Häuser mitten auf den neuen Grenzen stehen und die Menschen in ständiger Todesangst leben, sich aber ihren religiösen Vorurteilen und dem Hass immer wieder gerne hingeben. Junge Bengel ohne perspektive randalieren nur zu gerne und tarnen es mit dem Mäntelchen des Glaubens, der Kampfes gegen die britischen Besatzer. Und nach jenem unsäglichen Bloody Sunday 1972, als britische Soldaten auf unbewaffnete Demonstranten schossen und 14 davon töteten, ist keiner zu einem Frieden bereit. Die düstere Atmosphäre, die sich seit "Der katholische Bulle" ständig durch die bedrückenden Erlebnisse des Protaginisten zieht, wird auch hier wieder deutlich. Graue Wolken über einem zerrütteten Land, Misstrauen allerorten, und Geheimnisse, die man besser nicht lüften sollte. Dazu eine verschachtelte Story, die zum einen Teil das spannende und seit Edgar Allen Poe gerne genutzte "abgeschlossener Raum Mysterium" für einen relativ normalen, aber nichtsdestotrotz nahezu perfekten Krimirahmen benutzt und dazu einen Politthriller kreiert, wie er nur in Irland stattfinden konnte. Wer sich schon etwas mit den Zuständen im damaligen Irland befasst hat und zudem noch die ersten beiden Bücher um Sean Duffy ("Der katholische Bulle" und ""Die Sirenen von Belfast") gelesen hat, ist einem Neuleser gegenüber klar im Vorteil. Spannendes Highlight in der Krimilandschaft, die vor derartig guten Autoren ja nicht gerade wimmelt. Und ohne ein paar kleine Anspielungen auf "Dia de los Muertos" ("Tag der Toten" und erinnert selbstverständlich an Mexiko und seine Kartelle - zuvor erst gelesen in "Das Kartell" von Don Winslow oder "Tag des Zorns" von Willaim R. Forstchen in Verbindung mit der "Operation Fast and Furious"), die Princess of Wales und ihr Privatleben und auch Bezug zu den britischen Rückzügen aus den ehemaligen Kolonien ihres Weltreiches wie Indien, was in der Anmerkung von McCann zum dämlichen Ben Kingsley (spielte Gandhi kurz zuvor in dem gleichnamigen Film von Sir Richard Attenborough, der damals aber noch kein Sir war, ebensowenig wie Kingsley selbst) mündet. Ja, "Die verlorenen Schwestern" hat auch Humor zu bieten. Eher trocken und keine platten Brüller, nicht brachial. Insgesamt eine äußerst lesenwerte Lektüre, die perfekte Unterhaltung im Spannungsbereich bietet, klar, deutlich, hart und manchmal brutal. In Religionskriegen wird selten Rücksicht genommen. Und ein weiteres Abenteuer mit Sean Duffy ist zumindest für den englischsprachigen Markt schon fertiggestellt. Braucht es also nur noch zu uns zu gelangen und übersetzt zu werden. Rund 375 Seiten.

Jerry Garcia



Shane McKenzie. Der fette Gary ist ein Loser, den sogar die Nerds mobben. Eines Tages, während er frisch vermöbelt und mal wieder wichsend im Wald hockt, begegnet er einem seltsamen Mädchen. Sie nennt ihn Meister und verspricht ihm das, was er sich am meisten wünscht: Sex und brutale Rache. Für Gary klingt das wie der perfekte Deal. Doch der Haken? Sie ist eine Kreatur aus einer fremden Welt, die sich von Sex und Gewalt ernährt - und der Fressling wird niemals satt.

Gary arbeitet in einem Comicladen und ist ein etwa 30-jähriger Mann, der viel seiner Arbeitszeit auf dem Klo des Shops verbringt und sich an den Tussen in den Heftchen aufgeilt und dabei kräftig die Flappe rubbelt. Gary ist fett, von Hygiene hat er noch nie gehört und selbst die Außenseiterkids, die kurz vor ihrem Schulabschluss stehen, machen es sich zum Hobby einen Kerl zu verarschen, der noch weniger Wert ist als sie selbst. Zu Hause hat er es auch nicht leicht, wird er doch vom Freund seiner Mutter bestenfalls nur verachtet. Immer wenn er solche Auseinandersetzungen leid ist, verzeiht er sich in den Wald und schaltet über einem Comic sein Liebesleben auf Handbetrieb. Nebenbei gibt er sich Rachephantasien hin. Und eines schönen Tages krabbelt neben ihm ein fettes Mädchen aus der Erde und verschlingt in der Luft hängende Wolken. Sie nennt ihn ihren Meister und er soll so viel Sex bekommen, wie er will. Es ist eine Sache auf Gegenseitigkeit. Er kann endlich mal rammeln, während sie sich von den Ausdünstungen, die in die Luft geraten ernährt. Alles läuft wunderbar, bis er feststellt, dass der Appetit der Blage unersättlich ist, nicht nur er bekommt seinen Stengel weggesteckt, bald gibt es in der Stadt wilden Rudelfick. Seine Quälgeister staunen, sein einziger Kumpel Clay will auch. Als Gary eines Tages Dresche vom Freund seiner Mutter, Chester, bezieht und sich blutend in den Wald verdrückt, kraucht eine weitere Blage aus dem Untergrund. Es ist der Bruder des Mädchens und er ernährt sich von Gewalt - auf dieselbe Weise wie seine Schwester mit dme Sex. Und es dauert wiederum nicht lange, bis Gary nicht nur seine gewalttätigen Träume umsetzen kann, sondern sich die ganze Stadt wie wild aufeinander stürzt und in einem unbändigen Hass fickt und tötet - nicht unbedingt in der Reihenfolge. Das wird sogar Gary zuviel. Doch was soll er tun.

Die Hauptfigur ist ein richtiger Loser, aber das Mitleid mit ihm hält sich in Grenzen, was eigentlich für alle auftauchenden Charaktere gilt. Seien es die anderen Nerds oder die Erwachsenen. Beim Lesen der Story hatte ich auch immer das Gefühl, dass das Umfeld eher in einen dieser Wohnwagen-Parks mit hohem Alkohol- und Drogenkonsum gepasst hätte. Alles irgendwie schmuddelig und versifft, voll im Griff der Bildungs- und Arbeitsplatzmisere. Clay konnte anfangs ein paar wenige Sympathiepunkte sammeln, passt sich aber später dem allgemeinen Tenor an. Schon zu Beginn wird es gleich unappetitlich und später kommen einige blutrünstige Gewaltorgien hinzu, aber dennoch konnte das Buch kein wirkliches Interesse wecken, keine wahrliche Spannung generieren. Sicher ist der Stil dazu geeignet, schnell und zügig durch die Geschichte zu rasen, aber es wirkt irgendwie wie Fast Food: Satt wird man nicht. Die Charaktere gehen einem irgendwie am Arsch vorbei, das meiste Geschehen wirkt irgendwie wie kurz mal beleuchtet, hier mal ein Bild, dort mal eine Szene, bis auf wenige Ausnahmen meist so, als hätte man aus der Ferne einen Blick auf das Chaos geworfen und wieder weggeblendet. Einige vermeintlich gute Ideen wurden schnell abgewürgt und nur kurz beleuchtet, andere waren nicht sehr packend. Sicher war das Büchlein nicht so gedacht, aber eine anfängliche Studie über das Innenleben eines oder mehrerer Loser in einer von der Welt vergessenen Kleinstadt in der Mitte der USA, die in einer Orgie aus Sex und Gewalt (Eine kräftige Portion Tim Curran und Edward Lee, dazu eine Art Kleinkaff-"Battle Royal") münden, wäre bei mir viellecht besser angekommen. Das hier war irgendwie nicht Fisch, nicht Fleisch.Für die Extrem-Reihe hat es bei mir nur zum Urteil Mittelmaß gereicht, aber hey, es ist wie immer nur eine Einzelmeinung eines Hobby-Rezensenten. Was hab ich für ne Ahnung von Literatur? Rund 190 Seiten.

Jerry Garcia



Bryan Smith. Ein Tornado der Gewalt! Roxie, die berüchtigte Serienmörderin Missy Wallace, ist wieder da. Sie will nur eines: blutige Rache. Sie inszeniert ihren Amoklauf als Spiel, in dem jeder Spieler ein unkontrollierbarer psychopathischer Killer ist. Doch Roxie spielt nie fair, und sie kann auch nicht verlieren.

Rob kommt nach vier Jahren aus dem Knast. Keine Perspektive, keinen Plan, was er nun mit sich anfangen soll. Also schlüpft er bei Jane unter, die im während seiner Zeit im Bau ständig geschrieben hat. Womit er garantiert nicht rechnete, war, dass Jane schwer gestört ist. Sie zwingt ihm ihren Willen auf, misshandelt ihn, hält sich den Mann wie einen Sklaven. Irgendwann hat er genug und haut ab, verfolgt von Jane. Und es gibt weiteren Zulauf auf der Straße. Da ist Chuck Kirby, der die Ereignisse von Myrtel Beach nicht verwunden hat und sich dem Suff ergibt, bis er eines Tages zu Emily torkelt und dort in ein Martyrium erleiden muss, mit dem niemand auch nur gerechnet hat. Irgendwann amputiert ihm Emily beide Füße und lässt ihn im Keller langsam vor sich hin vegetieren. Er erhält gerade so das Nötigste, das er zum Überleben braucht. Und dann ist da noch Julie, die sich die Zeit mit dem Anschauen von Snuff-Videos vertreibt, bis der Anruf von Roxie kommt. Sie führt alle wieder zusammen, damit sie an einem Spiel teilnehmen, das ein verrückter texanischer Milliardär veranstaltet. Sie sollen drei Teams bilden, die jeweils einen Beobachter an ihrer Seite haben und für eine perverse Internetgemeinde, die nach den Mordaufgaben abstimmen wird, wer den endgültigen Preis gewonnen hat. Ein Leben in Saus und Braus bis an ihr Daseinsende. Die Sache startet mit einigen blutigen Gemetzeln, doch als Roxie feststellt, dass sie und ihr Team abgeschlagen den letzten Platz belegen, sinnt sie auf Rache. Verlieren ist nicht ihr Ding.

"Blutgeil" ist die Fortsetzung von "Todesgeil" und führt die Überlebenden Protagonisten aus dem ersten Buch wieder zusammen. Nach etlichen unappetitlichen Szenarien, die dazu dienen, das Streben der Figuren in der Zeit nach Myrtel Beach zu skizzieren und auf den eigentlichen Part des Buches vorzubereiten, wird das Tempo angezogen, die Brutalität und Menschenverachtung auf eine höhere Stufe gehoben. Was nach einem Spur Gesellschaftskritik aussieht, ist dann letztendlich ein ultraderbes Konstrukt, das kaum eine Perversität auslässt. Nicht ganz so explizit wie Edward Lee, aber auch ohne dessen Eigenschaft, die Storys nicht mit völligem Ernst zu tränken. Rücksichtslose Folterszenen wechseln mit erbarmungslosen Morden in einem Burger-Laden im Stile eines Amoklaufes oder dem Zerstückeln eines hilfsbereiten Sozialarbeiters. Der Ekelfaktor ist mancherorts schon recht ausgiebig vorhanden. Figuren zum Mitfiebern bietet auch Bryan Smith nicht an, dazu sind alle zu durchgeknallt und abartig veranlagt und so manch kurzer Anflug von Gewissensbissen wird schnell unterdrückt, die immer vorhandene Freude am Töten behält bei allen die Oberhand. Und das ist dann auch das, was den Leser nach gut einem Drittel des Buches erwartet. Blutrünstigste Szenen, niederträchtigste Folter, Charaktere, die absolut reif für die Klapse oder den Staatsgrill sind völlig ungeeignet für den Massenmarkt. Als Beispiel nehme man die Szene mit dem Beinstumpf. Kompromisslose, schnelle und manchmal überharte Lektüre über eine Gruppe Psychos und deren Mordlust, einen durchgeknallten Milliardär und außerordentlich viel Blutvergießen in allen möglichen Formen mit hin und wieder durchdringendem Ekelfakor. Nachdem mir die Extrem-Geschichte von Shane McKenzie nicht so sehr zusagte, gefiel mir "Blutgeil" doch recht gut und kann für Freunde von "Todesgeil" oder des Genres und vielleicht des Film "Natural born killers"durchaus empfohlen werden.
Oder wie es im Film "Die Warriors" hieß: "Kommt raus und spielt".
377 Seiten.

Jerry Garcia



Ernest Tidyman. In seinem ersten Fall begibt sich Shaft auf die suche nach der verschwundenen Tochter eines Gangsterbosses. Ist sie untergetaucht oder haben Entführer die Hände im Spiel? Ein Machtkampf in der Unterwelt entbrennt. Zwischen Dorgenhandel, Rassenkonflikt und Revierkämpfen der Mafia gerät Shaft immer tiefer in einen gefährlichen Strudel.

Als Shaft am frühen Morgen aus dem Bett einer Schnepfe sich zu Fuss Richtung eigenes Büro aufmacht, spürt er ein gewisses Kribbeln im Genick. Wird er verfolgt? Er geht weiter zu einem Cafe und wartet dort. Bald er fährt er über einen Informanten, dass Typen nach ihm gefragt haben.  Keiner weiß, was das Figuren sind, aber so wie die auftraten wohl keine Bullen. Das Spielchen geht also weiter und als Shaft zu dem Gebäude kommt, in dem er sein Büro hat, bemerkt er schnell die beiden Dilettanten, die ihm auflauern. Ratzfatz hat er beide Kerle überwältigt und schleift sie an den Haaren in sein Büro. Während einer noch groggy ist, klimpert der andere schon mit den Augendeckeln. Also wird der zuerst befragt. Antworten gibt es keine. Da muss man als Detektiv dann schon mal zu besonderen Maßnahmen greifen und wirft den Bewusstlosen halt mal aus dem Fenster im zwanzigsten Stockwerk. Funktioniert - die Antworten kommen zügig. Später wird Shaft Lieutenant Anderozzi doch noch überrascht - es waren auch Bullen, die nach ihm gesucht haben. Aber nur, weil die herausbekamen, dass jemand nach Shaft sucht und nun wissen wollen, was los ist. Erfahren sie von ihm natürlich nicht. Dafür schafft es der Boss der beiden Trottel aus seinem Büro endlich über seinen breiten Schatten zu springen und selbst ins Büro des Detektivs zu kommen. Shaft soll dessen Tochter suchen, die, nachdem sie erfahren hat, dass ihr Daddy ein Gangster ist, mal so richtig auf Tour ging, um es ihm zu zeigen, dass sie ebenso daneben sein kann wie er. Und das trieb sie vier Jahre lang. Dann ist sie einfach verschwunden. Shaft fragt sich durch die Kette an Verdächtigen, findet den militanten Aktivisten Ben Buford und seine Truppe und fragt sich, ob der mit der Sache zu tun hat. Doch lange dauert die Unterhaltung nicht, denn sie werden angegriffen und einige von Bufords Männern überleben die Sache nicht. Shaft kann den Typen aber retten und schleift ihn zu seinem Auftraggeber. Gangsterboss und Aktivist kommen nicht gerade gut miteinander aus, sehen aber die Notwendigkeit, in diesem Fall zusammenzustehen. Kurze Zeit später meldet sich einer der Entführer und will sich mit Shaft treffen, um die Bedingungen für die Rückgabe der Kleinen auszuhandeln. Leider funktioniert das so überhaupt nicht und die ganze Angelegenheit stellt sich als verzwickter dar als erwartet.

"Shaft" aus dem Jahre 1970 atmet noch die Atmosphäre der damaligen Zeit. Das Lebensgefühl mit all seinen Vorteilen und Nachteilen. Der Times Square ist noch versifft, aber nicht dem großen Geld des Kommerz preisgegeben. Political Correctness mit ihren hohlen Worthülsen noch weit entfernt, man sagt noch, was man denkt. Vietnam, Rassenunruhen und Misstrauen beherrschen noch das Denken der Menschen. Und in diesem heimeligen Ambiente ermittelt der schwarze Detektiv John Shaft, der es durch seinen Einsatz in Vietnam und seine eigene unrühmliche Vergangenheit als Pflegekind und Kleinganove dann doch zu einem respektablen Kerl geschafft hat. Shaft ist ein Frauenverwerter und knallharter Hund. Babes können ihm nicht widerstehen und Typen, die ihm quer kommen, macht er platt. Er steht im Rassenkonflikt auf keiner Seite - Shaft jagt nur die Bösen, egal ob schwarz oder weiß. In der Wahl seiner Mittel ist er nicht zimperlich, wie der Flug durchs Fenster oder der Headshot für einen Mafiso beweisen. Ernest Tidyman hat als weißer Schriftsteller die (kurzlebige) Blaxpoitation-Welle ausgelöst, die mit dem Film "Shaft" 1971 begann und 1975 nach rund 200 schon wieder (bis auf wenige spätere Ausnahmen) zu Ende war. Melvin van Peebles wollte diesen Ruhm zwar durch eigene Theorien für sich beanspruchen, wurde aber widerlegt. Zudem hat er mit seiner Kritik gewartet, bis der Schriftsteller im Jahr 1986 verstorben war. Nicht die nette Art. Ein Remake des Films mit Samuel L. Jackson aus dem Jahre 2000 scheiterte meines Erachtens auch daran, dass sich die Zeiten (nicht unbedingt immer zum Besseren) gewandelt haben und der Darsteller auch nie an die Klasse eines Richard Roundtree, der hier einen Kurzauftritt hatte, herankam.  Die vorliegende Ausgabe ist eine ungekürzte Neuübersetzung (wie auch die folgendenweiteren sechs Romane) und nicht glattgebügelt durch eine Zensur (heute auch Political Correctness genannt), die glaubt, am Besten zu wissen, was für das Volk und den Konsumenten gut ist (haben schon andere gemacht und sich damit den Weg zur Diktatur geebnet), sodass auch die "Feinheiten" von Tidymans Stil so richtig zum Tragen kommen. Perlen wie "Sein Körper wurde von Kugeln nur so perforiert, dass es aussah wie ein Unfall im Papierwerk" sind da kein Einzelfall. Sein "Shaft" ist eine Art schwarzer James Bond, der noch völlig frei von solch hehren Idealen wie Feminismus oder sonstigen "Errungenschaften" der heutigen Gesellschaft ist. Frauen fürs Bett, Kugeln für die Typen, coole Machosprüche und harte Auseinandersetzungen prägen das Bild des Detektivs in den Romanen von Ernest Tidyman. Sein Protagonist ist nicht ohne Fehler, pflegt seine Vorurteile, steht aber auch zu ihnen. Ein kompromissloser, kalter Hundesohn, mit einer großen Portion (un-)gesunder Härte und durchs Leben geprägte Aggressivität. Trotz einer relativ kleinen Durststrecke, die sich mittig einschleicht, ein flotter, gut zu lesender Thriller aus einer anderen Zeit, der ordentlich Drive hat und perfekt unterhält.Knallharte Testosteronlektüre mit trockenem Humor. Hardboiled Black. Rund 215 Seiten.

Jerry Garcia



Ernest Tidyman. In seinem zweiten Fall soll Shaft eine Reihe von Auftragsmorden aufklären, mit der die New Yorker Diamantenbranche aufgemischt wird. Als die sieben Rabbiner ihm den Auftrag erteilen, ahnt Shaft noch nicht, dass er gefährliche Mitspieler hat - einen gerissenen Diamantenhändler, den israelischen Geheimdienst und eine mysteriöse, schöne Fremde.

Shaft steht starr wie eine Salzsäule vor seinem umdekorierten Büro, das aussieht wie die Horrorphantasie eines Schwulenpärchens. Zu verdanken hat er das einer Bettbekanntschaft, die er bei einer Veranstaltung abgeschleppt hat - oder auch sie ihn. Die Blonde mit dem schlechten Geschmack. Ansonsten war es aber eine feines Abenteuer. In seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch sitzend, sinniert er, wie er dieses Grauen entsorgen kann, als sein Büro plötzlich von sieben Rabbinern ohne Schneewittchen okkupiert wird. Sie wollen, dass er die seltsamen Vorgänge im Diamantenhandel untersucht, die seit einiger Zeit für noch mehr Falten in den Rabbinergesichtern sorgen. Zuerst will Shaft nicht, auch weil die Kappenträger nicht so richtig mit der Sprache raus wollen, aber ein Salär von rund 570.000 Dollar bringt ihn sozusagen zur Vernunft. In Israel macht sich Professor namens Avrim Herzel gegen den Willen seiner Tochter und auch gewisser Kreise im Land auf den Weg in die USA. Dabei wird er dann von Ben Fischer und seinen vier Hitmen verfolgt, aber auch von seiner Tochter Cara. Beide Parteien verlieren ihn aus den Augen. Als er sich mit dem Diamantenhändler Morris Blackburn trifft, hat sein Stündlein geschlagen - die Informationen von Herzel sind für Blackburn zu wertvoll, um sie mit jemandem zu teilen. Und Shaft? Hat sich gerade erst als Putzhilfe bei Blackburn einstellen lassen und wird von dessen schwulem Geschäftsführer David Alexander ständig angemacht. Absolut keine Option für Shaft. Dafür findet er heraus, dass eine andere Putzkraft schon seit Jahren an einem Plan feilt, den Schuppen auszurauben und dass die Tochter von Herzel gerade erschöpft im Ladenbereich zusammengebrochen ist. Man befiehlt ihm, sie in ein Taxi zu setzen. Tut er aber nicht und geht mit ihr etwas essen. Auf dem Weg bemerkt er, dass sie verfolgt werden und erledigt sie mit einigen Schlägen. Von Cara erfährt er dann, dass es um eine wichtige Formel ihres Vaters geht und ihre Verfolger vom israelischen Geheimdienst sind. Während sich die Spuren bald alle zu einer einzigen verdichten, wird es für den Ermittler langsam brenzlig.

"Shaft und die sieben Rabbiner" war eigentlich als Vorlage für einen vierten Film um "Shaft" vorgesehen (Der dritte, "Shaft in Afrika", beruhte nicht auf einem Buch von Tidyman), wurde dann aber von MGM gecancelt. Ganz schnell werden in dem Buch deutliche Vorurteile gegen Juden und ihre Krämerseelen sowie Schwule zelebriert, kein Sinn für Gleichbehandlung in den Büchern von Ernest Tidyman aus den frühen 70-er Jahren. Leider wird auch für längere Zeit mit Actionsequenzen gegeizt. Da lebt das Buch von coolen Zeilen wie "Nicht nur sauber, sondern rein, macht das liebe Negerlein". Der Protagonist hat in seinem vorübergehenden Job als Putzhilfe erstmals wirklich erleben müssen, wie der Rassismus tatsächlich funktioniert. Da ist er gegen solche Gedanken nicht gefeit. Und Shaft macht seinem Ruf alle Ehre. Er ist unbequem, eckt an, ist bockig bis schwierig und auch sein weißer Gegenpart, Lieutenent Anderozzi, kann ihn nur schwer einschätzen und kontrollieren. Muss man sich während der ersten 50-60 Seiten noch an die vielen Figuren und Parteien gewöhnen, macht die Story danach von Seite zu Seite mehr Spaß, klopft Shaft auf Finger (Und andere Stellen des Körpers), lässt er sich auch die Mamsel in distress nicht entgehen und gerät alsbald in ein Feuerwerk, mit er nicht gerechnet hatte. Das Tempo zieht an, das Buch wird kraftvoll, spannend und etwas komplexer als der Vorgänger. Die Romane um "Shaft" sind zwar keine Kandidaten für den Literaturnobelpreis, aber als sehr unterhaltsame Feierabendlektüre genau die richtige Wahl. 210 Seiten.

Jerry Garcia



Ernest Tidyman. In seinem dritten Fall macht sich Shaft auf die Suche nach den Mördern seines Freundes Cal Asby. Dabei erfährt er, dass sein sauberer Freund in Wirklichkeit ein wichtiger Mann im illegalen Lotteriegeschäft war. Hat er Gelder der Mafia unterschlagen? Und wo ist das Geld jetzt? Es kommt zum großen Showdown auf dem Friedhof.

Während Shaft aus einem Karibik-Urlauvb zurückkehjrt und sich erst wieder an die New Yorker Kälte gewöhnen muss und nicht so richtig in gute Stimmung kommt, versucht sein Kumpel aus Vietnam, Cal, ihn telefonisch zu erreichen. Vergeblich, denn der Detektiv sitzt noch bibbernd im Taxi. Deshalb macht sich Cal auf und versteckt 500.000 Dollar in einem Sarg seines Bestattungsunternehmens. Danach klingelt er wieder bei Shaft Sturm und kan den endlich erreichen. Sofort teilt er ihm mit, dass er Shaft einen Scheck über 5.000 Dollar geschickt habe und der nun für ihn arbeite. Also lässt sich Shaft eher miesepetrig von einem Taxi zu der bleibe von Cal kutschieren, steigt aus und wird nach wenigen Metern von der Druckwelle einer Explosion wie ein Blatt durch den Wind geschleudert. Als er wieder zu sich kommt, sieht er das hässliche Gesicht von Lt. Anderozzi vor sich, dem der Fall zugeteilt wurde und der liebend gerne Informationen hätte, die Shaft ausnahmsweise man wirklich nicht bieten kann. Nach der Beerdigung bringt Shaft die Witwe mit etwas schlechtem Gewissen ob seiner Gedanken, wie er ihr am besten Trost spenden könnte, nach Hause. Bei ihnen ist auch Kelly, ein Geschäftspartner von Cal. Sie finden das Haus offen und durchwühlt vor, die beiden Jungganoven, die eingestiegen sind, befinden sich noch im Haus und Shaft kann einen von ihnen stellen. Bei der daraus reusltierenden Keilerei kommt ihm dieser Kelly in die Quere und der Scheißkerl von Einbrecher kann abhauen. Andernorts hat der im Rollstuhl sitzende Sharrett sich für einen verwegenen Plan die beiden Gangster Knocks Persons (siehe das erste Buch zu "Shaft") und Gus Mascalo ins Haus geholt, um die Vorgehensweise zu besprechen. Mascalo wettert gegen Persons, wird aber von Sharrett in die Schranken gewiesen. Soll er selbst doch erst einmal Geld beschaffen, um sich einzukaufen. Persons habe damit jedenfalls keine Probleme. Die drei wollen die Reviere in der Stadt unter sich neu aufteilen. Mascalo braucht unbedingt Geld und da kommen ihm die 500.000 Dollar, die Cal aus dem Lotteriegeschäft abgeschöpft hat, gerade recht. Nur finden muss er sie erst noch. Also schickt er zwei seiner Handlanger zur Witwe, die gerade von Shaft befragt wird. Danach stehen zwei Mann mehr auf der Abschussliste von Shaft. Aber er weiß noch immer nicht wirklich, was hier überhaupt vor sich geht.

"Shaft auf dem Kongress der Totengräber" war die Vorlage für den zweiten Film um den potenten schwarzen Detektiv aus New York und dem man mit dem deutschen Titel "Liebesgrüße aus Pistolen" die zweifelhafte Ehre erwies, ihn zumindest hier als schwarzen Bond etablieren zu wollen. "Shaft" ist mittlerweile Kult, nie wieder erreicht, obwohl oft versucht. Im vorliegenden Buch ist das New York zu Zeiten des Helden nicht nur in den berüchtigten Gegenden ein Hort des Verbrechens, sondern auch in den weitaus mehr geschätzten Stadtteilen wie Brooklyn. Die Titelfigur kommt hier ziemlich überhöht gezeichnet daher, schwarz, tough, unschlagbar und mit Erfolg bei Frauen jeder Hautfarbe. Seine Künste werden als legendär eingestuft. Für den Humor sind dann solche Stilblüten wie "Urlaub ist was für Spießer, dachte er. Es gab, außer Rumsitzen, nur drei weitere Aktivitäten, die ihn dermaßen schlapp machten: Rauchen, Saufen und Bumsen. Die Arbeit kam ihm bei so was nie dazwischen." zuständig. Neben dem einen oder anderen Witzchen, geht es sehr flott zur Sache, wobei Shaft lange hinter der Musik herläuft, bis er endlich spannt, was abgeht. Hartgesottener Detektiv arbeitet sich durch eine von Tempo, Action und Humor geprägte Geschichte, die sich jetzt vom Plot her nicht gerade mit Originalität bekleckert hat, dafür aber einen Protagonisten bietet, der das eigentliche Zentrum des Romans bildet. Alles, wirklich alles ist nur auf den Mann ausgelegt, der zwischen den Rassen, den Vorurteilen, den Verbrechern und der Polizeiimmer irgendwo in der Grauzone aktiv wird und auch ohne Gnade zu richten weiß. Shaft ist keiner dieser Mainstream-Typen, wie sie in den meisten derzeitigen Thrillern, ob nun TV oder Kino und Buch, vorkommen, sondern ein unangepasster, Schwanz-gesteuerter, harter Hund mit Hang zur Gewalt und Abneigung zur Emanzipation. Handlung und Buch sind recht kurz und mit ihrer Rasanz verleiten sie einfach zum Weiterlesen. Kann auch nach dem dritten Buch die Reihe nur empfehlen. 180 Seiten plus 10 Seiten Nachwort.

Jerry Garcia



Ernest Tidyman. In seinem vierten Fall bekommt Shaft den Auftrag, den einflussreichen schwarzen Senator Stovall zu beschützen, während sein Freund Ben Burford in Verdacht gerät, der Drahtzieher beim brutalen Überfall auf ein Hotel zu sein, bei dem 500.000 Dollar gestohlen worden sind. Wer hat den Raub durchgezogen? Und wo ist die Kohle jetzt?

Shaft erledigt erst einen kleinen Auftrag für seine Putzhilfe, die seine Wohnung viel zu ordentlich herrichtet, dass er sie kaum wiedererkennt (Die Wohnung, nicht die Putze), blockt dann aber ein Hilferesuchen von Anderozzi ob. Dass er sich für diesen unfreundschaftlichen Anfall einige derbe Sprüche anhören muss, war ihm sofort klar. Zum Ausgleich für derart Ungemach hechelt er hinter der Journalistentusse Winifred her, die ein Interview von ihm wollte. Er hätte gerne noch intensiv weitergehechelt, aber Anderozzi gibt keine Ruhe und vermiest Shaft eine Rohrverlegung. Der mittlerweile zum Captain gewordene Cop mit direktem Draht zum Polizeipräsidenten will sich bei Shaft einen Rat oder auch mehr zu Ben buford, dem schwarzen Aktivisten (siehe auch Buch 1) holen, der angeblich einen Bruch plant, der über eine halbe Million Piepen bringen soll. Nur kann keiner den Kerl finden. Shaft gibt nach. Auch weil das intensiv-intime Interview aufgrund des Abgangs der schnuckeligen Winifred Shafts Triebhaftigkeit merklich abgekühlt hat. Zum Dank dafür, dass Shaft sich nach Buford umsehen will, erhält er den Tipp, dass der schwarze Senator Stovall noch einen Bodyguard sucht. Bevor er den Job antritt, muss er das für Anderozzi erledigen. Die Bullerei hatte eine zugegeben unsichere, weil drogensüchtige Zeugin in Gewahrsam, die gegen Kaution rausgeholt wurde. Die findet Shaft tot vor. Jetzt will er selbst auch Gerechtigkeit und sucht erst ihren Zuhälter auf, der sich dann völlig überraschend selbst tötet. Seltsam, seltsam findet Anderozzi, aber auch ein guter Dienst am Bürger. Da regen ihn die zwei toten Dealer, die früher die Zeugin mit Stoff versorgten schon gar nicht für erwähnenswert. Vermutlich auch kreativer Selbstmord. Dann erscheint Shaft bei dem Senator und ist beeindruckt. Für einen Politiker er in recht netter Kerl, womöglich sogar ein seltenes Exemplar der ehrlichen Politikers. Die muss man ja weltweit mit dem Teleskop suchen. Eines Abends schickt der Mann Shaft nach Hause und prompt schnappt eine vorbereitete Falle zu. Stovall wird von einer riesigen Cowboyschwuchtel bedrängt und verprügelt. Shaft fühlt sich irgendwie auch schuldig an dem Vorfall, weil er nicht da war. Cowboy-Tunte gesucht und gefunden und irgendwie kommt es wieder zu einer sehr kreativen Selbtstötung in der Gegenwart des Detektivs. Anscheinend hat der Cowboy sich derart schuldig gefühlt, dass er seine Knarre erst dazu benutzte, umn sich die Genitalien zu entfernen und dann ein Kissen schnappte, es sich vor die Brust hielt und dann mit der Knarre zwei Kugeln durchs Kissen in die Schwuchtelbrust zu jagen. Was keiner weiß - der Gay-Kongress, der gerade im Hotel des Senators stattfindet, wird als Tarnung für den Bruch genutzt, wegen dem man liebend gerne Ben Buford in die Griffel bekommen möchte.

Teil 4 der Detektiv-Potenz-Saga um John Shaft zeichnet sich durch eine Menge Humor aus. Da werden einige Register gezogen und viele der Sprüche zünden auch. (Kommt Shaft zurück in seine ehemals chaotische und jetzt gereinigte Wohnung und fragt sich: "Wo ist denn der Schiefe Turm von Pizza?"). Ganz nebenbei sind auch die Gewaltausbrüche durchaus menschenverachtend. Da wird ein Verfolger nicht nur KO geschlagen, da wird dann schon mal das Genick gebrochen, unschuldige müssen dran glauben und auch die Cops sind keine Kinder von Traurigkeit. All das in schier unglaublicher Kälte und Beiläufigkeit. Knallharte Erzählkunst, nicht unbedingt massenkompatibel. Auch deswegen, weil in diesen Büchern aus den 70-ern die Political Correctness noch nicht greift und noch niemand auf die Idee kam, die Übersetzungen anzupassen an diesen neuen, vom richtigen Weg abewichenen Zeitgeist (Wärs doch bloß ein Geist geblieben). Hier wimmelt es noch von Polacken, Kanaken, Bimbos, Niggern, Behinderten, Nutten usw. Dadurch wird aber auch die für Zartbesaitete wenig erquickliche Umgebung in der sich Shaft und seine Kollegen, Gegner und die Polizei bewegen müssen, besser beschrieben als es jede Schönfärberei via Wortgedrechsel könnte. Selbstjustiz ist noch ein amerikanisches Kulturgut und noch nicht von Politwaschlappen verwässert. Tidyman schreibt eigentlich oft recht unaufgeregt, nutzt auch den schon erwähnten Humor, um dann urplötzlich Gewalt und Aggressionen ausbrechen zu lassen. Und ja, wer heutzutage von den gleichförmigen TV-Serien, den kunst- und gefühlorientierten Polizeikommissaren und den Ermittlern, die den Dialog lieben in Buch und Film, die Schnauze voll hat, ist bei den Romanen um "Shaft" genau richtig. 190 Seiten.

Jerry Garcia



Ernest Tidyman. In seinem fünften Fall wird Shaft von dem schwarzen Senator Stovall (siehe Band 4) um Hilfe gebeten, der als vielversprechender Kandidat für die Vizepräsidentschaft gilt und befürchtet, dass radikale Weiße seine Kinder entführen. Shaft ha wenig Lust, in London den Babysitter für zwei verwöhnte Kinder zu spielen. Kaum dort angekommen, geschieht ein Überfall.

Shaft wird vom Senator angeheuert, den er schon in "Shaft und das Mordkomplott" zu beschützen hatte. Da Senator Stovall in Washington mit seiner Partei am Wahlprogramm arbeitet und er befürchtet, dass jemand seine Söhne entführen könnte, um zu verhindern, dass ein Schwarzer Vizepräsident wird, will er diese nach London schicken - bewacht von Shaft. Der zeigt sich wenig begeistert, sagt aber dennoch zu. Noch am selben Tag wird Shaft von einem Typ beschattet. Er braucht nicht lange, um den Kerl zu bemerken, greift ihn sich und donnert ihm ordentlich eine vor den Latz. Pech für den Typ, dass er ne Steintreppe runterrasselt, was seinem Genick nun so gar nicht bekommt. Scheiße, mit einer unsanften Befragung ist es Essig. Von Vic Anderozzi gibt es eine kurze Ansprache zum Thema "Ich darf nicht jeden umlegen, bloß weil ich Shaft heiße, schwarz und wütend bin." und dann geht es ab nach London. Die beiden Blagen sind leicht aufmüpfig, aber händelbar. Dafür muss sich Shaft schon an einem der ersten Abende mit britischen Gangstern rumschlagen, was einer der Schufte nicht überlebt. Um die Kids auch wirklich dauern im Auge behalten zu können, lässt er sich bei der ungesicherten Schule als Kampfsportlehrer anheuern. Als er einem der Jungs aus viel zu behütetem Hause einige neue Wörter beibringt, taucht bald dessen Mutter auf, irgendeine Hochwohlgeborene, um sich bei der Schulleitung zu beschweren. Nach der Besprechung hat sie Shaft im Schlepptau, damit er tut, was sonst noch so gut kann. Leider werden während dieser intimen Besprechung die Söhne des Senators entführt. Jetzt ist Eile geboten. Zwar heißt es erst, dass Lösegeld gefordert wird, aber das ist nur ein Vorwand. Wahr ist, dass das amerikanische Redneck-Land tatschlich einen schwarzen Vizepräsidenten verhindern will. Die Spuren führen zu einigen Kleinganoven, die nach intensivem Gespräch Hinweise zu Großganoven geben.

Shaft in London. Culture clash. Keine Knarren - Scheißland. Fahren alle auf der falschen Straßenseite - Idiotenland. Parks, die man Tag und Nacht gefahrlos betreten kann - Pussyland. Niedrige Verbrechensrate - verweichlichte Gangster. Irgendwie haben mich solche Szenarien an "Brannigan" mit John Wayne erinnert, der hat London auch aufgemischt. Wenigstens die Weiber trotzen mit kürzesten Röcken dem miesen Wetter. Vielleicht kann man diese Scheißinsel ja doch ertragen. Shaft bringt es fertig innerhalb kürzester Zeit anzuecken, verblüfft Polizei, Hotelmanager und Schulleitung mit seinem trocken-frechen Vokabular, das bei denen eh Unverständnis auslöst. Shaft legt wieder seine handfeste Art an den Tag, wird ein weiteres Mal mit einer schnodderigen Sprache bedacht und alles kurz und knapp skizziert. Kein überflüssiges Wortgedrechsel. Die Wortwechsel sind erste Sahne, wenn Shaft Anderozzi erklärt, dass er für einen Kunden nach England muss und dieser dann fragt: " Und wen schicken die uns? Sherlock Holmes?". Hardboiled erster Klasse, ohne Seitenschinderei und daher auch nur rund 215 Seiten lang. Ein weiterer Page-Turner durch den man innerhalb weniger Stunden durchrast und nach mehr verlangt. Action, Coolness, Sprüche, harte Typen, tote Gangster und Frauen, die noch nicht von Steuersünderinnen verdorben wurden. Glücklicherweise hab ich noch zwei weitere Romane der Reihe vorliegen. Nachteil: es sind eben nur noch zwei. Ist ja jetzt nicht so, dass die Stories sonderlich komplex sind oder gar verzwickt mit ständigen Wendungen und Überraschungen, aber dafür flott und äußerst unterhaltsam. Actionspaß halt.

Jerry Garcia



Ernest Tidyman. In seinem sechsten Fall macht Shaft Urlaub auf Jamaika, als er in eine Schlägerei verwickelt wird. Auf der Polizeiwache wird ihm ein Auftrag angeboten. Man befürchtet ein Attentat auf den Premierminister und Shaft soll die Attentäter frühzeitig finden, aber er hat wenig Lust auf den Job. Shaft ist mittendrin zwischen Giftspinnen und geheimnisvollen schönen Frauen.

Shaft liegt am Strand und döst vor sich hin. Nur Ruhe und Sonne. Dann hört er die Schreie einer Frau. Selbstverständlich weckt das sofort seine Sinne. Er sieht, wie eine Frau sich gegen zwei Anzugtypen wehrt, betrachtet sich ihre Figur eingehend - und döst weiter. Was geht es ihn an? Nichts, bis die Frau an ihm vorbeirennt und einer der Typen, die sie verfolgen den Picknickkorb mit Snacks und Bier umstößt. Da wird Shaft sauer und haut die Kerle aus den Anzügen. Gar keine gute Idee. Die stellen sich als Cops heraus und Shaft wird verhaftet. Um wieder aus der Zwangslage zu kommen, beugt er sich dem Wunsch der Polizeichefs, als Babysitter für den Premierminister einzuspringen, der anscheinend ermordet werden soll. Was Shaft nicht ahnt, ist, dass er in einem Vipernnest gelandet ist. Verschiedene politische Gruppen wollen Jamaika verändern, verhindern, dass es zu einem zweiten Kuba VOR Fidel wird oder dass es von den Amis abhängig ist. Bald glaubt Shaft, dass hier sein Revoluzzer-Freund-Feind Ben Burford blendend herpassen würde. Bald führt ihn sein Weg nach Kingston - und viel zu nahe an Pfeilgiftattacken, Molotowcocktails und fiese Killer. Selbst dort wird er von den Ordnungshütern verhaftet, haut aber ab und nimmt den Fall recht schnell persönlich. So springt man mit Shaft einfach nicht um.

Shaft ist ein unangepasster "Nigger", der sich in der Welt der Weißen, wie in der der Schwarzen als Detektiv behauptet. Er ist cool, hart und wütend. Ausgestattet mit einem lakonischen Humor und hohem Selbstwertgefühl geht er seine Fälle professionell an - bis mal wieder eine Frau dazwischenfunkt. Es grenzt schon an ein Wunder, dass er seinen Hosenstall für die gefährlichen Aufträge hin und wieder mal zubekommt. Tidyman lässt ihn in einer kurzen und knackigen Geschichte mit einer humorvollen Sprache ("Shaft ballerte einen Warnschuss in die Luft. Hörte keine Sau - Scheiß-Schalldämpfer.") Urlaubsabenteuer auf einer Insel voller Intrigen Mordbuben erleben. Ehrlich gesagt, überwiegen hier die Spaßmomente ("Shaft ging in die Kirche nur, wenn die Polente hinter ihm her war. Vorne rein und hinten raus.") über die doch recht dünne und dennoch leicht verworrene Story mit einer ziemlich billigen Auflösung. Hoher Trashfaktor trifft auf Witzeleien und eingestreute Gewaltausbrüche. Mir persönlich war das oftmals zuviel der Witzanteils, zu gewollt komisch, sodass Shaft manchmal wirkt wie einer, den es in jedem Kaff gibt - den Dorftrottel. Kann man jetzt als wunderbar selbstironisch loben oder eben doch nur als den schwächsten der bisher sechs Romane um den knallharten (Davon fehlt hier viel, wenn er sich als "fett" bezeichnen lassen muss und als Beifahrer einer Frau am Steuer angstschlotternd - okay, verrständlich wäre das, aber doch nicht Shaft - dasitzt - das ist nicht der Detektiv, das ist ne Karikatur.) Ermittler aus Harlem.Manches in dem Buch war mir dann doch zu absurd.185 Seiten.

Jerry Garcia



Ernest Tidyman. In seinem siebten Fall gerät Shaft in den schlimmsten Albtraum seines Lebens: Vor der Tür steht sein alter Freund Captain Anderozzi, mit dem Top-Geldwäscher der Mafia und einem Pappkarton voller Namen, so explosiv wie Dynamit. Als dann Anderozzi auch noch von einer Autobombe zerfetzt wird, muss er rennen. Doch so einer wie Shaft rennt nicht. So einer dreht sich um und kämpft.

Shaft sitzt gerade in seiner Wohnung und ist irgendwie nur auf seine Ruhe bedacht, als Captain Vic Anderozzi mit einem kleinen Kerl, der eine Kiste voller Unterlagen vor der Tür steht. Der lässt sich und den Kleinen gleich mal selbst rein und flegelt sich in einen Sessel. Dann teilt er Shaft mit, dass dieser auf die Unterlagen aufpassen soll, da diese voller Beweise gegen den Mob in New York seien. ZDF - Zahlen, Daten, Fakten - alles da. Doch er will den Kleinen, der sich als DER Geldwäscher der Mafia entpuppt, was auch erklärt, wie er an die vielen Belege kommt, getrennt von den Papieren in Sicherheit bringen. Shaft bleibt nichts anderes übrig als einzuwilligen. Aber erst, nachdem er so etwas wie einen halbherzigen "Fluchtversuch" über die Dächer gestartet hatte, der damit endet, dass er zwei bewaffneten Typen, die die Rückseite des Hauses bewachen, mit einer doppelläufigen Schrotflinte für immer die Nutzung der berühmten grauen Zellen erspart. Zurück in seiner Wohnung setzt ihn Anderozzi in Kenntnis, dass dieser jetzt zu seinem Wagen geht und den Zeugen in Sicherheit bringt. Kaum sind beide im Wagen und der Zündschlüssel umgedreht, explodiert die Karre. Shaft versteckt das Objekt der Begierde und macht sich davon. Ihm ist klar, dass er jetzt auf der Abschussliste des ob ganz oben steht. Aber er will auch seinen Freund rächen und entscheidet, dass Angriff die beste Verteidigung ist. Er versteckt sich in einem Hotel der unteren Preisklasse, nachdem er sich bei einem entfernt bekannten namens Ferdinand mit frischer Kleidung eingedeckt hat, und feilt an einem Plan, als ihm der Portier Willie unversehens zuhilfe kommt. Das Kerlchen hat doch tatsächlich die größte Waffensammlung, die Shaft je in privater Hand sehen durfte. Dazu ein Detektivdiplom, das er via Briefkunde erhielt und einen gewissen Gerechtigkeitssinn. Gemeinsam beginnen sie, die Itaker so nach und nach zu plätten. Hier ne Bazooka, da ne Handgranate, ein bisserl Feuer aus ner M16, ja sogar C4, Dynamit und Nitroglyzerin kommen zum Einsatz - und als größtes aller Späßchen werden die Clans gegeneinander ausgespielt. Wirklich vertraut haben die sich eh nie - und schon hat New York den schönsten aller Gangsterkriege seit ewigen Zeiten. Shaft und Willie mittendrin.

Dieser letzte Roman um den rohen Privatdetektiv mit dem weichen Herzen und Hang zu sämtlichen Frauen ist im Gegensatz zu den sechs Vorgängern noch nicht in Deutschland erschienen und daher selbstverständlich eine Erstausgabe auf dem Markt. Nach dem Tod seines Freundes ist Shaft erst einmal richtig betroffen, sinniert darüber nach, welche Freunde er überhaupt hat und auf wen er sich wirklich verlassen kann. Traurig, dass es nur sehr wenige davon gibt - und die will er nicht in Gefahr bringen und hält sich von ihnen fern. Bezeichnend, dass ihm dann ein völlig Fremder zur Hand geht - und irgendwie erwartungsgemäß der Sex in den Hintergrund tritt. Nicht völlig, es ist ja Shaft, aber eben doch eher dosiert eingesetzt ("Es kam ihm vor, als würde er die Staatsverschuldung ficken, nur war sie besser gebaut" sind seine Gedanken während einer Nummer mit der Ex des toten kleinen Ganoven, die nur auf Geld aus ist.). Dafür gibt es aber recht flott ordentlich KaWumm. Hier ein bisschen Folter, dort mal einige fette Explosionen und an nächster Stelle mal kurz ein Haus voller Mafiosi niedergebrannt und den Bestattungsunternehmern von New York City fette Beute verschafft. Eine knallharte und gnadenlose Rachemission, bei der kein Auge trocken bleibt, das Tempo ungemein hoch ist und die stakkatoartige, minimalistische Sprache mit gut gesetztem, staubtrockenem Humor, der nicht übertrieben wirkt, unterhaltsam und unaufhaltsam dem gewalttätigen Finale entgegengeht. Hohe Weihen der Fabulierkunst findet man hier nicht, Tiefgang dann doch eher bei nem Ozeandampfer und ausgefeilte Charakter (Ausnahme der Titelheld) lassen sich gar nicht erst sehen. Dafür aber ist dieser "Shaft" wieder ein Page Turner vor dem Herren, der den meines Erachtens nicht so richtig gelungenen oder nicht wirklich in die Reihe passenden sechsten Teil vergessen macht. Volle Punktzahl. Leider gibt es keine weiteren Bücher, was unter anderem auch daran liegt, dass Herr Tidyman 1984 verstorben ist. Aber er hat sich mit den Romanen um den Detektiv sein eigenes Hardboiled-Denkmal gesetzt. 225 Seiten.

Jerry Garcia



Gregory McDonald. Fletch kommt in eine ihm unbekannte Stadt, bezieht ein Hotelzimmer, findet eine tote Frau vor und ruft die Polizei. Die hält ihn für den Mörder, doch ein Geständnis für einen Mord legt er nicht ab. Nun muss er selbst auf die Suche nach dem Killer gehen.

Fletch hatte sein Hotel-Zimmer nur verlassen, um etwas zu essen in einem etwas weiter gelegenen Restaurant. Als er zurückkommt liegt eine tote Frau auf dem Wohnzimmerboden. Er bleibt ruhig und ruft sofort bei der Polizei an, wobei er aber nicht den Notruf wählt, da hier kein Notfall mehr vorliegt. Die Polizei kommt im Person von Flynn und Grover. Während Flynn die Fragen stellt, ist sein Begleiter mehr damit beschäftigt, diese sowie die Antworten zu notieren. Schon die Frage, wem das Zimmer eigentlich gehört, wirkt etwas ungewöhnlich auf die beiden Ordnungshüter. Das Arrangement, das Fletch hier ausbreitet, beinhaltet, dass er aus Italien hierher kam und das Zimmer von Bart Connors nutzen darf, während jeder in Italien weilt. Außerdem ist Fletch im Auftrag seiner Verlobten Angela unterwegs, die vermutet, dass ihre Stiefmutter Sylvia die Bilder aus dem Nachlass ihres verstorbenen Vaters vor der Testamentsvollstreckung hat stehlen lassen, um allein an die kostbaren Schätze zu kommen, da im Testament ansonsten eh nicht mehr viel übrig sein würde - die Familie ist pleite. Und genau das hat den Vater auch das Leben gekostet. Er wurde entführt und es wurden vier Millionen Lösegeld verlangt. Geld, das die Familie nicht hat. Seitdem ist der Vater verschwunden. Während Fletch also einer Spur der Bilder folgt, die zu einem Zwischenhändler führt, der mit einem Magnaten aus Texas verhandelt, muss sich Fletch auch noch darum kümmern, seine Unschuld zu beweisen. Von einer Nachbarin, die zwar nicht wirklich als glaubwürdige Zeugin ob ihres verstärkten Alkoholkonsums gelten kann, erfährt er, dass Connors nicht zu dem Zeitpunkt abreiste, den er angab, sondern erst Tage später und von der alkoholkonservierten Dame mit eben dieser Leiche gesehen wurde, die man dann im Apartment fand. Um sein Unglpück vollkommen zu machen, tauchen dann auch noch nacheinander erst Sylvia und dann Angela auf. Doch er konzentriert sich auf die Bildersuche, bastelt eine feine Falle, die den eigentlichen Dieb aus der Reserve locken soll und kann auch noch am unfreiwilligen Tod der Dame aus seinem Zimmer arbeiten.

Fletch ist eine andere Art Held als z. B. Shaft. Er ist gebildet, hat durch eine Erbschaft ein gewisses Vermögen zur Verfügung und liefert sich seine Wortgefechte auf eher charmante Art und subtiler als man es aus den meisten anderen Romanen kennt (Naja, von denen, die ich gelesen habe halt.). Gregory McDonald hat ihn mit Wortwitz ausgestattet, lässt ihn auch gerne in Situationen geraten, die grotesk anmuten und auch tatsächlich nicht in jedes gut durchgeplante Leben zu passen scheinen. Die Hauptfigur ist ein gerissener Charakter, schlagfertig und mit einer unnachahmlichen Intuition ausgestattet, die es ihm immer wieder möglich macht, selbst die unwahrscheinlichsten Situationen zu meistern, die ausgefeiltesten Pläne zu durchschauen und zumichte zu machen. Und unter dieser zivilierten Schale, die der Leser zuerst präsentiert bekommt, verbirgt sich ein echter Taktiker, ein Planer, der vorausschauend seine Pläne zur Not auch skrupellos umsetzt, was aber beileibe jetzt nicht Mord und Totschlag beinhaltet. Er benutzt halt die Menschen, die er zur Umsetzung seiner Gedankengänge benötigt, ohne sich Gedanken um die Auswirkungen zu machen, die das Ganze dann auf die Leute haben könnte. Er macht halt alles so, wie es ihm gerade in den Kram passt. Tiefenpsychologie darf man hier auch nicht erwarten, außer dass Fletch sich solchen Versuchen immer wieder geschickt entzieht und mit seine gut platzierten alternativen Wahrheiten ausweicht auf ruhigere Fahrwasser. Sicher werden Themen wie Reichtum und wie er die Wohlhabenden verdirbt, angesprochen und behandelt, doch nie mit erhobenem Zeigefinger, sondern nur sanft in die Handlung eingewoben. Auch Fletch ist in dieser Hinsicht kein Kind von Traurigkeit und Gesetzestreue kommt ihm nur in den Sinn, wenn sie ihm nutzt. Zudem hat der Autor hier einige Andeutungen gemacht, die zum Ende hin nicht aufgelöst werden. Da wären Punkte aus Fletchs Biographie ebenso zu nennen, wie die Berufe der beiden Polizisten. Freche Lektüre um einen etwas anderen Helden in einem Fall, der sich völlig anders auflöst als erwartet. 220 Seiten.

Jerry Garcia



Charles Willeford. Frederick J. Frenger jun., gerade aus dem Knast entlassen, fliegt in Miami ein. Dort befördert er einen Hare Krishna ins Jenseits und lernt dessen Schwester Susan kennen, mit der er eine platonische Ehe der besonderen Art führt. Hoke Moseley vom Miami Police Department ist diese Beziehung und vor allem Freddy selbst nicht ganz geheuer. Es kommt zu einem Showdown zwischen dem unbekümmerten Psychopathen und dem hartnäckigen Cop. »Miami Blues« ist der erste Band einer in Miami angesiedelten vierteiligen Serie mit Detective Sergeant Hoke Moseley, einem Cop »mit schlecht sitzendem Gebiß, billigen Freizeitanzu¨gen, abgenudelter Kreditkarte und allzu freidenkerischen Auffassungen seines Berufs«. Der Roman wurde1990 mit Alec Baldwin verfilmt. Quelle: Amazon.

Junior kommt gerade aus Kalifornien. Dort hat er seine Zeit im Knast abgesessen und einen guten Ratschlag erhalten: Er soll aus dem Staat verschwinden und seine Dummheiten woanders machen, denn dort warte es ja seine erste Straftat und die "Three Strikes"-Regel würde von vorn beginnen oder er geht in einen Staat, wo sie gar nicht angewendet wird. Gute Idee findet Junior, aber Reisegeld braucht er doch auch. Also flugs drei Typen ausgeraubt, schön nacheinander, ein bisschen lädiert, damit sie ihm nicht sofort die Bullen auf den Hals hetzen können und mit einigen hundert Dollar und deren Papieren den Abflug gemacht. Im seinem Sitz der ersten Klasse übt er fleissig die Unterschriften für die Kreditkarten seiner, um in Miami dann deren Geld zu verprassen. In der Halle des Flughafens strolchen die bekannten Hare Krishnas rum und belästigen die Reisenden oder deren Angehörigen. Als einer dieser Clownsköppe Junior nicht nur zu nahe kommt, sondern ihn auch noch antatscht, bricht der ihm kurz und knapp den zu frech benutzten Finger. Fängt das Burschi an zu plärren und wirft sich wimmern auf den Boden. Hätte es damals schon Facebook gegeben, wären die Freundschaftsanfragen für Junior durch die Decke gegangen. So aber kann er sich nur des Beifalls der Umstehenden sicher sein, die absolut kein Interesse haben, dem Krishna in irgendeiner Form Hilfe zu leisten. Junior geht ungerührt weiter und verlässt das Flughafengelände, womit ihm auch entgeht, dass der Krishna endgültig den Löffel abgibt. Der Sergeant Hoke Moseley wird zu dem Fall gerufen, kann aber erst nach der gerichtsmedizinischen Untersuchung der Leiche wirklich mit der Bearbeitung beginnen. Derzeit mach sich Junior an Susan heran, ohne wirklich zu ahnen, dass die die Schwester des Toten vom Flughafen ist. Und über Susan kommt dann auch der Kontakt zwischen Täter und Polizist zustande, als Hoke bei ihr auftaucht, um ihr vom Tod des Bruders zu berichten. Natürlich ahnt Hoke nicht, dass er dem Täter gegenüber sitzt und auch später, als er vor seinem Hotelzimmer überfallen wird und ihm Dienstmarke und Waffe geraubt werden, denkt er nicht an Junior. Da ihm der Kiefer gebrochen wurde, das alte Gebiss zerschmettert, hat er im Krankenhaus lange genug Zeit, über alles nachzudenken und findet, dass Susan durchaus ihren Bruder selbst auf dem Gewissen haben könnte. Als Junior dies merkt, muss er wohl verschwinden, aber dafür muss auch ein letzter großer Coup her - und der Schnüffler Hoke aus dem Weg.

Das Buch spielt in einer Zeit, als die Amerikaner die Flüchtlinge aus Kuba anerkannt haben und ihre Anwesenheit somit legalisierten. Der Bart Fidel war damals noch nicht dement, sondern ein cleverer Bartträger mit einem Plan. Wazu die ganzen Spinner und Kriminellen in den Hospitalen und Gefängnissen durchfüttern, schicken wie sie doch in die USA. So kam dann auch "Scarface" in die Staaten. In dieser Zeit also ist der Soziopath Frederick Frenger jr. in Florida aufgetaucht. Und sofort lernen er und die Leser, was legales und staatlich sanktioniertes Betteln einbringt. Sobald man als Religionsgemeinschaft anerkannt ist, hat man fast freie Bahn. Hierzulande nennen sie es Kollekte und was da nach dem Gottesdienst so ins Körbchen wandert, ist unvorstellbar. Fuffies sind da selten einsam, sondern so gut wie immer in einer größeren Gemeinschaft zu finden. Wenn Filmesammeln als eine (meine) Religion anerkannt würde, wäre ich nur zu dem Zweck unterwegs, haha. Tja, die andere Sache ist die, dass die übelsten Figuren aus dem Knast freigelassen werden, weil weder Personal noch genug Platz vorhanden ist. Ist ja hier auch kaum anders, nur dass die meisten Drecksäcke gar nicht erst reinkommen, da hier ja anscheinend Täterschutz statt Opferschutz herrscht und die Medien dazu noch mit ihren Lügen (daher von manchen auch schon als Lügenpresse bezeichnet), Spekulationen, dem Belästigen der Angehörigen und dem Missachten der Privatsphäre zum Zwecke der Auflagensteigerung jeglichen Anstand sausen lassen und den Begriff Pressefreiheit nur zu ihren Gunsten sehr weit ausdehnen. So manch einer würde unter Pressefreiheit mittlerweile gerne verstehen, dass es die Freiheit ist, zumindest manche Presseorgane aus ihrem verlogenen Geldbeschaffungsmetier zu entfernen. Tja, so eine miese - oberflächlich gesehen - Figur ist nun in Miami aufgetaucht. Eigentlich kommt er daher wie ein simpler Gangster ohne Gewissen und ohne jegliches Mitgefühl für seine Opfer. Seine Gefühlskälte macht ihn sofort unsympathisch. Und doch - hin und wieder blitzen Wünsche und Gedanken bei ihm auf, die ihn wirken lassen, wie einen normalen Menschen mit Träumen, wie sie auch sonst jeder für sich hat. Aber das sind nur kurze und kleine Lichtblicke, wenn er sich dann wieder in den naiven, aber rücksichtslosen Sozio verwandelt. Der Fall selbst ist aber nebst den dazugehörigen weiteren Taten eigentlich nur eine deprimierende Milieubeschreibung des Amerika Mitte der 80-er Jahre. Alles ist düster, keiner hat irgendetwas wirklch Optimistisches beizutragen, Erfolge vorzuweisen, scheinen irgendwie am Leben gescheitert in dieser tristen Atmosphäre. Willeford hat zwar etwas lakoischen Humor pointiert gesetzt, aber ansonsten einen echten Gegenentwurf zu TV-Serien über Miami wie "Miami Vice" oder "CSI: Miami" geschrieben. Nix strahlender Sonnenschein, Glitzerwelt und zufriedene Menschen, die Kriminalfälle in einem Tempo lösen, dass sogar Werbepausen dazwischenpassen. So kommt es dann zu einem wenig spektatkulären Showdown zwischen einem Gangster, der bestenfalls als keines Gaunerlicht zu skizzieren ist und einem Bullen, der im Job und Privatleben auch nicht mehr viel zu erwarten hat und recht weit unten angekommen ist. In einem Folgeroman zu "Miami Blues" soll Willeford übrigens Hoke seine beiden Töchter umbringen lassen. Wollte damals  - und bis heute - keiner lesen und das Buch fand nirgends einen Verlag. Dafür aber die anderen drei Bücher "Neue Hoffnung für die Toten", "Seitenhieb" und "Wie wir heute sterben". Alle im Alexander-Verlag erschienen. Gelesen wurde die Ausgabe der Süddeutschen Zeitung Krimibibliothek mit 202 Seiten.

Jerry Garcia



Marvin H. Albert. Kaum ist der Mafiaboss Don Paolo Regalbuto tot, da entbrennt ein erbitterter Kampf um seine Nachfolge. Drei Familien melden ihre Ansprüche auf die Vorherrschaft in der Stadt an. In Las Vegas bestimmen die Vertreter aller wichtigen Mafiafamilien Amerikas, dass Frank, der Sohn des verstorbenen Don Paolo, noch zu jung und zu unerfahren sei, um das Erbe des Vaters anzutreten - ein anderer wird zum neuen Don ernannt. Es gärt im Untergrund. Als DiMorra, ein anderer Anwärter, die schöne Schlagersängerin Ruby Dunne zu seiner Geliebten macht, bricht ein blutiger Krieg aus.

Frank Regalbuto ist zusammen mit seinen Leuten Vincent und Tony Fargo beim Abwickeln eines Drogengeschäfts, als sie aus dem Hinterhalt beschossen werden. Sie können die Angreifer umnieten und sich mit ihrer Beute vom Feld machen. Im Hauptquartier angekommen, wird Frank mit der niederschmetternden Nachricht konfrontiert, dass sein Vater Don Paolo verstorben ist. Selbstverständlich ist sein Bezirk in Las Vegas jetzt ein Objekt der Begierde unter den anderen Bossen der Stadt, wobei einer, Jimmy Bruno, derzeit einen ausgedehnten Urlauvb auf Staatskosten macht, der erst in rund sechs Monaten enden soll. In dieser Zeit wird er von seinem Buchhalter Louis Orlando vertreten. Nach recht hitzigen Debatten einigt man sich darauf, dass DiMorra Frank Regalbuto unter seine Fittiche nimmt und dem unerfahrenen Mann die Kniffe des Geschäfts beibringt und das Gebiet sowie die Geschäftszweige vorerst unter den beiden anderen Bossen aufgeteilt werden. Dass der Junge nicht ganz so sehr Einfaltspinsel ist, macht er den gierigen Bossen klar, als er beginnt, seinerseits Forderungen zu stellen. Während die Capos aus Vegas nicht ganz damit einverstanden sind, werden sie von den anderen Vertretern aus allen Teilen der USA überstimmt. Doch so einfach gibt sich hier keiner geschlagen. Orlando, der Buchhalter und Vertreter von Jimmy Bruno, plant - auch auf Drängen seiner gierigen Frau hin - sich nach und nach erst den Abschnitt und die Sparten von Regalbuto unter den Nagel zu reißen und danach langsam auch die gesamte Stadt zu übernehmen. Während er seine Intrigen spinnt, kommt Frank mit einer jungen Sängerin namens Ruby nach Hause und stellt sie dann auch DiMorra vor. Dass die Kleine ihre eigenen Pläne hat und er wohl auch deshalb bei ihr bisher nicht zum Zuge kam, muss er bald feststellen. Die will schnell Karriere machen und wirft sich dem alten DiMorra an den Hals, damit er ihr ein Album produziert. Als Frank das mitbekommt, ist Ärger vorprogrammiert und Orlando nutzt diese Gelegenheit ebenfalls für seine Zwecke. Daraufhin bricht der Gangsterkrieg von Las Vegas endgültig aus und fordert etliche Opfer.

Kurz, knackig, hart und humorlos skizziert Marvin H. Albert den Ausbruch der Gewalt um die Macht in Las Vegas. So wird man als Leser schnell in die Welt der Mafia in Las Vegas eingeführt, die seit "Der Pate" in Buch und Film zu neuen Weihen gekommen ist. Abrupte Szenenwechsel zwischen den handelnden Parteien und etliche Schießereien in den klassischen, fast schon klischeebeladenen Örtlichkeiten (Restaurant, Autowerkstatt) sorgen für hohes Tempo und einen nicht gerade kleinen Leichenstapel am Schauplatz der Verbrechen. Und es wird mit gnadenloser Härte nach den Vorgaben des Autors agiert. Weggeballerte Köpfe oder ein netter Schwefelsäuredrink sind schon recht derber Stoff für ein Buch aus den frühen 70-er Jahren. Verwirrend könnte das etwas sprunghafte Verhalten einiger Figuren sein, die sich mehr oder weniger motiviert im Wechseln der Seiten und ihrer bisherigen Entscheidungen fast schon gegenseitig zu übertreffen suchen. Da muss man schon hin und wieder aufpassen, wer sich gerade mit wem zusammen getan hat. Dass die Affäre einer karrieregeilen Tussi hier die Schuld oder der Grund am Krieg darstellen soll, ist nur eine oberflächliche Betrachtung. Dieser Handlungsstrang ist oder wirkt zumindest bald nur nebensächlich. Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf, wird ein Gangster nach dem Anderen aus dem Weg geräumt, die Situation immer unübersichtlicher. Gerade da hapert es dann auch etwas in der Geschichte. Hin und wieder etwas verworren, wird hier das Tempo ausgebremst, obwohl in der zweiten Hälfte des Buches die Actionsequenzen direkt aufeinander folgen. Erst als der kaum in Ersdcheinung getretene Jimmy Bruno aus dem Knast kommt, gewinnt die Story etwas Struktur und Klarheit. Aber da ist schon eine Menge Blut vergossen und das Buch kurz vor dem Ende. Positive Figuren sind hier völlige Fehlanzeige. Das Buch gibt hier in minimalen Nebensträngen ein bisschen "French Connection" zum Besten und wirkt wie ein kleiner, zu kurz geratener Bruder von "Der Pate". Und dennoch: Wer sich mit den Mafiastories anfreunden kann, macht hier nicht wirklich alles falsch mit einem Erwerb der Lektüre. Actionreich und unterhaltsam ist sie schon - und man kommt nicht in die Verlegenheit, die Mängel des Films zu sehen, der von Richard Fleischer mit Anthony Quinn, Robert Foster und Al Lettieri (ich mag den Kerl einfach) in B-Movie-Qualität mit starker Besetzung auf die Leinwand gebracht wurde.
186 Seiten.

Jerry Garcia



Peter Benchley. Ein Taucher-Pärchen macht in den Riffs vor den Bermudainseln einen atemberaubenden Fund: Alte Golmünzen und Morphium-Ampullen. Doch ihr Entdeckung bleibt nicht unbeobachtet. Gemeinsam mit einem Schatzexperten entbrennt ein Kampf gegen eine Rauschgift-Bande.

Gail und David Sanders sind zum Urlaub auf den Bermudas. Schwimmen, tauchen und faulenzen sind ihre Ziele. Doch eines Tages entdeckt David beim Tauchen eine Phiole mit einer klaren Flüssigkeit darin. Er nimmt sie mit hoch und fragt herum, woher sie sein könnte und was sie beinhaltet. Lange dauert es nicht und sie bekommen Besuch von einem Schwarzen, der sich als Sammler seltener Gläser ausgibt und unbedingt die Phiole samt Inhalt will, da man  eim Öffnen ja das wertvolle Glas zerstören oder zumindest beschädigen würde. Jetzt erst recht neugierig geworden, fragen die beiden Urlauber weiter herum und werden an Treece verwiesen, der auf der via kleiner Zugbrücke mit der Hauptinsel verbundenen kleineren Insel St. David's sein Leben als Leuchtturmwärter fristet. Er entlarvt diesen schwarzen Bieter für das Glas sofort als Lügner und erzählt die Geschichte der Phiole. Im Zweiten Weltkrieg wurden Waffen und medizinische Artikel oft mit Segelschiffen transportiert, weil die die U-Boote nicht anlockten und auch nicht auf magnetische Minen auflaufen konnten. Eines dieser Schiffe kam vom Kurs ab und sank hier vor der Küste. Der Inhalt der Phiolen ist reines Morphium, ideal für Drogendealer, um es zu Heroin weiterzuverarbeiten und einen Millionenreibach zu machen. Treece und die beiden Sanders planen nun, wie sie dem Gangsterboss Cloche die heiße Ware vorenthalten können, entdecken bei weiteren Tauchgängen aber noch verschiedene Münzen, die womöglich von einem dieser legendären spanischen Schatzschiffe stammt, da ebenfalls hier gesunken sein muss und nun direkt unter dem Wrack des anderen Transporters liegt. Nun wird es ein Wettlauf mit der Zeit, vor den Gaunern die beiden Ladungen zu bergen und die Polizei einzuschalten sowie den Schatzfund bei der Regierung anzumelden. Doch die Verbrecher sind auch mitten in ihren Vorbereitungen und ein Zusammentreffen beider Parteien scheint unvermeidlich.

Nach einem Prolog von Ereignissen um 1943 herum darf der Leser sich direkt mit den beiden Protagonisten bekannt machen, wobei die Erinnerung an Jaqueline Bisset als Wet-T-Shirt-Queen schnell wieder lebendig wird. Auch sonst hat sich die Verfilmung nahe an der Vorlage bewegt. Was die Figuren angeht, ist David Sanders nicht gerade der Liebling der angepassten Masse. Er ist ein Abenteuerer, der gerne in den Tag hinein lebt, wenig wirklich ernst nimmt, es an Respekt vor Mensch und Gesetz mangeln lässt, durchaus bereit ist, Gesetze auch zu brechen, wenn es ihm nutzt und einer, der unnötig Risiken eingeht, mit denen er sich selbst und anderen beweisen kann, was für ein toller Hecht er doch ist. Erst im Laufe der Geschichte tritt langsam eine Veränderung in seinem Verhalten und Denken ein, womit auch der knurrige und bodenständige Insulaner Treece zu tun hat. Desweiteren kann Peter Benchley seine Erfahrungen des Tauchens und der Unterwasserwelt durchaus dem geneigten Leser vermitteln (Man achte hierbei auf die Beschreibung, wie sich Blut in seiner Farbe veränder je tiefer es in der See ist) und auch die Location Bermuda mit ihren politischen Vorgängen, ihrer Geschichte und der Menschen dort ist eingängig geschildert, ohne dabei ins Uferlose abzuschweifen und aus dem Thriller eine zähe Angelegenheit zu machen. Der Autor hat eh schon mancherorts viel zu ausführliche Schachtelsätze eingebaut, die sich im ansonsten flotten Stil dann schon etwas hemmend auswirken, weil es dann so gar nicht in den Lesefluss von zuvor passen will. Die latente Bedrohung durch die Gangster, die immer im Hintergrund lauert, will sich im Spannungsbogen für die Leser, die den Film kennen, dann nicht mehr so recht erschließen. Es wurde dann auch alles im Film genutzt: Percy, die Muräne ist ebenso dabei wie der Aufzug, das Goldschiff, die Drogen usw. Selbst eine kleine Hai-Exkursion darf nicht fehlen. Abgesehen von den erwähnten kleinen Ausflügen in die Geschichte der Insel werden Land und Leute hier auf die Gangster und die wenigen Touristen reduziert, man kommt sich fast vor wie bei der Serie "Lost" - kaum Leute oder Bewohner da. Mittig ist das Buch mit den ganzen Recherchen und Informationen von Treece etwas zäh, zieht später wieder an und mündet dann in einem viel zu kurzen Finale. Da hätte man mehr draus machen können. Film hatte mir damals im Kino und später jeweils auf VHS und dann DVD immer wieder gefallen, das Buch hatte aber gerade deswegen unter dem Spannungsmangel erheblich zu leiden. Meine Meinung dazu wäre ohne die Kenntnis der Filme sicher besser ausgefallen. Naja, vermute ich zumindest. 255 Seiten.

Jerry Garcia



George V. Higgins. Eddie Coyle arbeitet für Jimmy Scalisi; er versorgt ihn mit Waffen für seine diversen Unternehmungen. Jackie Brown ist Eddies Bezugsquelle. Dann gibt es noch Foley: Er ist Poliziast und versucht, bei den Aktivitäten der großen Bosse und kleinen Gangster den Überblick zu behalten. Aus Eddie will er Informationen herausholen, aber auch Eddie will etwas, denn eine Hand wäscht die andere. Und schließlich ist da Dillon: Er ist hauptberuflich Barkeeper, hat immer einen guten Draht zu Foley, und er tut so, als sei er auch einer von Eddies Freunden.

Eddie Coyle ist ein Kleinkrimineller, der beim Transport von Schnaps in einem anderen Bundesstaat erwischt wurde. Bis zur Verkündung des Urteils ist er auf freiem Fuß, doch ihm drohen einige Jahre Bau. Das will er vermeiden, indem er den Bullen Foley mit Informationen versorgt, sodass der beim entsprechenden Staatsanwalt ein gutes Wort für ihn einlegt, um das Strafmaß zumindest in einen erträglichen Rahmen zu drücken. Was sich so einfach anhört, läuft für Eddie aber nicht so simpel ab. Seine Tipps kommen angeblich immer so spät, dass die Kerle, die er verpfiffen hat, schon ihren Coup durchgezogen haben und abgehauen sind. Derzeit ist Eddie damit beschäftigt, Waffen für Jimmy Scalisi zu besorgen und wendet sich an seinen zuverlässigsten Lieferanten. Da werden dann Pläne für Smith & Wesson, Magnums und gar M-16 gemacht, Preise ausgehandelt, Termine festgelegt. Und dann werden Banken überfallen. Durchaus ausgeklügelt und zumeist ohne Tote. Als das passiert, wird die Polizei endgültig hellhörig und Foley bedrängt seinen Freund Eddie, ihm die Verbrecher zu liefern. All die Verhandlungen finden in einer Bar statt, in der der Ex-Knackie Dillon als Barkeeper arbeitet - auch er ein Freund von Eddie. Und Eddie will alles tun, um dem Knast zu entgehen.

Eine Gangstergeschichte um einen kleinen Gauner, der schon eine Strafe für einen begangenen Fehler hinter sich hat (Bei einer Hand wurden ihm die Finger gebrochen, weshalb er nun den Spitznamen FINGERS trägt.). Das soll ihm trotz einer drohenden Verurteilungen nicht ein weiteres Mal passieren. Von der Polizei mit Versprechungen gelockt, will er sich aus der Situation clever herauslavieren. Daher tritt er mit allen Beteiligten Parteien in einen Dialog, der sich nur auf die nötigsten Sätze und Informationen beschränkt. Zynischer Humor (Allein schon der Titel, der auch im Original so lautet) und unterkühlte Charaktere, die zwar reden, aber immer Hintergedanken dabei haben. Wer verrät hier wen? Wem kann man trauen? Die Polizei ist jetzt auch nicht gerade dafür bekannt, ein gegebenes Versprechen wirklich zu halten. Und Eddie? Der will nur in Freiheit bleiben und weiter an seiner Karriere als Kleingauner arbeiten, ohne groß behelligt zu werden oder gar aufsteigen zu wollen in der Hierarchie. Er kommt so gerade durch und das reicht ihm. Die Story spielt im dunklen Milieu der Verbrecher, die sich in Spelunken rumtreiben, beobachtet von der Polizei, die versucht über diese kleinen Fische an die Haie ranzukommen. Alles wirkt schmutzig wie in Hinterhöfen, lässt nur hin und wieder den Flair der frühen 70-er erkennen (Das Buch wurde 1971 geschrieben) und wirkt oft deprimierend auf den Leser, da alle bzw. der Großteil der auftretenden Gestalten zur Sorte der Verlierer zählt. Sympathisch ist eigentlich auch keiner, war wohl so auch nicht beabsichtigt. Schnörkelloser Blick in die Gangsterwelt, der durch die kurzen Dialoge, die dennoch die eigentliche Handlung entwickeln, seine Faszination bezieht. Die Taten der Ganoven werden nur in kurzen Abschnitten gestreift, die Typen selbst sind sicher keine harten Kerls mit weichem Kern. Letzter fehlt denen nämlich. Selbstverständlich muss bei dem Namen Jackie Brown jetzt vermutlich jeder seinen Tarantino-Senf dazugeben, aber mittlerweile wird der doch eher nur noch überschätzt. Peter Yates jedenfalls hat mit Robert Mitchum als Eddie und Peter Boyle als Schmierlappen-Barkeeper einen gelungenen Film daraus gemacht. Buch und Film sind lohnende Objekte für eine nähere Betrachtung. Rund 160 Seiten.

Jerry Garcia



Tim Miller. Eddie Mason ist ein freundlicher, kleiner Mann. Und mit viel Liebe lehrt er seinen Kindern Brandi und Jeffrey die abscheuliche Kunst des Tötens. "Familienmassaker" ist eine Reise voller Folter, Kannibalismus und Irrsinn. Tim Miller treibt den Leser in eine Welt voller Tabus.

Die Kellnerin Carla, die in einem schmuddeligen Stripschuppen entgegen den Wünschen des notgeilen Eigentümers "nur" als Kellnerin arbeitet, lässt sich am Abend ihren Lohn auszahlen und verlässt den Laden, um nach Hause zu fahren. Doch auf dem Parkplatz steht plötzlich ein kleiner Bub hinter ihr, der eine Maske wie aus dem Film "V wie Vendetta" trägt. Sie spricht ihn an, erhält aber keine Antwoert, sondern wird nur angestarrt. Langsam bekommt sie es mit der Angst und kurz darauf wird sie angegriffen und per Baseballschläger betäubt. Sie findet sich in einer Art Lagerschuppen wieder. Gefesselt, wehrlos. Dann betreten ein Erwachsener und zwei Kinder - maskiert als Guy Fawkes - den Raum und ihr Martyrium beginnt. Unterdessen hat ihr Chef am Morgen festgestellt, dass ihr Wagen immer noch da steht und die Polizei angerufen. Die Polizistin Julie findet Hinweise auf die gewaltsame Entführung am Tatort und bekommt als Partner Ben zugewiesen, den sie absolut nicht ausstehen kann und dem es ein echter Spaß ist, sie immer wieder anzumachen. Carla hingegen wurde filetiert und in Stücke geschnitten, teilweise von den drei Entführern verzehrt, der Rest für die Familienkühltruhe mit nach Hause genommen. Frisches Fleisch von der Jagd, wie er seine zänkischen Xanthippe von Ehefrau mitteilt. Die hackt wie üblich auf ihm herum, was seit seiner Arbeitslosigkeit vor rund einem Jahr immer schlimmer geworden ist. Eddie Mason stellt sich vor, wie es in ihrem Magen rumoren würde, wenn sie wüsste, was für Fleisch sie da isst. Im TV sieht er dann, wer den Fall vom Stripschuppen bearbeitet und hat eine Idee. Er mogelt sich als IT-Spezialist, der er vor seiner Entlassung auch war, bevor sein Job nach Indien ausgelagert wurde, und präpariert den Computer der Polizistin, lernt dabei auch deren Freundin Sarah kennen. Die ist für ihn das ideale Objekt, um Julie in eine Falle zu locken. Sarah entführt, Julie angerufen und instruiert, was sie zu tun hat und schon hat er beide Frauen in der Gewalt. doch Julie hält sich nicht an ihre Anweisungen und nimmt Ben  mit, der ihr Rückendeckung geben soll. Doch ihr Plan misslingt. Jetzt haben Eddie und seine Blagen drei Fleischlieferanten in ihrer Gewalt - und die ahnen nicht einmal, was da auf sie zukommt.

Tim Miller scheint den Bewohnern seines Lone Star States ja einige Schandtaten zuzutrauen. Nach "Willkommen in Hell, Texas" spielt auch "Familienmassaker" in der Heimat des Alamo und von Tim Miller. Viel Tiefgang oder Charakterzeichnung hat die Story nicht, aber etwas Politsche Korrektheit, die den Figuren aber nichts nutzt und eine Geschichte um Gewalt in der Ehe, die hier von der Frau ausgeht, lassen den Schluss zu, dass der Autor seinen Eddie so skizziert hat, dass er die langen Jahre der Unterdrückung durch seine Angetraute in Gewaltphantasien verarbeitet hat, die letztendlich zum Ausbruch kommen. Aber stark fühlt sich der kleine, eher schwächliche Mann mit Hang zur beginnenden Glatze nur, wenn er eine Maske trägt, nicht mehr als der wicht zu erkennen ist, den seine Frau in ihm sieht und ihm immer wieder vorwirft. Um so etwas wie ein "geregeltes" Familienleben zu haben, nimmt er seine Kinder mit auf die Pirsch und Menschenjagd. Und die Kinder, die natürlich in jungen Jahren durch die Erziehung durch ein Elternteil, das sich ständig um sie kümmert, leicht beeinflussbar sind, gehen den Weg des Vaters mit, sie werden wie er. Psychogramm eines kleinen Verlierers sozusagen. Kurz und knapp dargelegt, ohne ins Fabulieren zu geraten. Als Spannungseffekt hätte man vielleicht den Namen oder die Identität des Texas-Kannibalen noch etwas im Dunkeln lassen sollen. Aber das hätte vielleicht auch den Rahmen der Story bzw. der angedachten Seitenzahl gesprengt. In der Kürze liegt die Würze (Die meisten doofen Sprüche dazu hab ich im Laufe der langen Jahre sicher schon unbedacht rausgehauen, aber wenn jemand was Neues hat - her damit.). "Familienmassaker" ist wahnwitzig und hat tatsächlich als Humor den Autoaufkleber "Suche Nymphomanin mit Schnapsladen" aufzuweisen, ist aber sonst todernst und brutal mit einer kräftigen Portion Härte ausgestattet, während die sexuelle Komponente in diesem Buch keine Rolle spielt, aber dafür irre und verstörend ist sowie eine gewisse gruselige Atmosphäre zu verströmen weiß. Dass es einige unappetitliche Szenen gibt, dürfte man bei einer Kannibalengeschichte in der Festa Extrem-Reihe wohl fest angenommen haben, aber zum Veganer werden muss man deshalb nicht, die Armen haben unter blöden Sprüchen ob ihrer Ernährungsentscheidung eh schon genug zu leiden. Und für die Freunde des Vorzeigemexikaners heißt ein Gerichtsmediziner selbstverständlich mit Nachnamen Trejo. Vorname wurde nicht erwähnt. "Familienmassaker" gehört jetzt eindeutig zu den besseren aus der Extrem-Reihe. Fein. 150 Seiten.

Jerry Garcia



Jeremy Robinson. Jon Hudson ist Sonderermittler für paranormale Aktivitäten beim US-Ministerium. Jon hasst seinen Job, denn es gab noch  nie einen echten Fall und seine Kollegen, die ernsthafte Bedrohungen wie Terroristen und und Attentäter aufspüren, machen sich lustig über seine Suche nach Yetis und anderen Phantomen. Als Jon zu einer angeblichen Bigfoot-Sichtung in den Wäldern von Maine gerufen wird, schlägt seine große Stunde: Der in Blut gekritzelte Schriftzug Nemesis an der Wand eines stillgelegten Raketenstützpunktes ist erst der Anfang. Gemeinsam mit der örtlichen Polizistin und einem lebensmüden Hubschrauberpiloten hefter er sich an die Spuren einer Bedrohung, die ihm schnell über den Kopf wächst - und zwar um mehr als 100 Meter.

Bei einer gemeinsamen Übung der amerikanischen und japanischen Spezialstreitkräfte, entdecken zwei der Männer eine Höhle, die etwas erstaunliches beinhaltet. Der herbeigerufene General Lance Gordon reagiert sofort und befiehlt den beiden Soldaten, ab jetzt ausschließlich unter seinem Kommando zu dienen. Als einer aus familiären Gründen davon absieht, lässt der General ihn von seinem Kollegen Endo, der keine Bedenken hat, unter dem General einen Neuanfang zu starten, einfach erschießen. In Boston steht ein kleines Mädchen vor der Leiche ihrer Mutter. Als sie den Fehler macht, ihren Vater des Mordes zu bezichtigen, wird auch sie zu seinem Opfer. Und in den Wäldern von Maine macht sich Jon Hudson daran, eine Hütte zu beziehen, bevor er auf die Suche nach dem angeblich gesichteten Bigfoot geht. Pech, dass eine Bärenmama mit ihren beiden Jungen die gleiche Idee (aber nicht nach Bigfoot suchen will). Eher ungeschickt denn heldenhaft gelingt es ihm, die unerwüschten Bewohner zu verteiben und es sich in seinem neuen Domizil bequem zu machen. Die einzige Gefahr, die ihm jetzt noch droht, ist der Kater, den er nach den acht Bieren haben wird, die er sich als Bärenverteiber zu Lohn gegönnt hat. Früh um halb sechs Uhr morgens hämmert jemand gegen die Tür. Nachdem er sich noch ordentlich besoffen davon überzeugt hat, dass es nicht der Bär ist, öffnet er und sieht Sheriff Collins da stehen. Sie kam wegen diverser Beschwerden aus der Nachbarschaft, weil jemand rumgegrölt und rumgeballert habe. War dann wohl Hudson im Suff. Vorteil: Der Beschwerdeführer war auch der Bigfoot-Sichter. Also kann Hudson sich entschuldigen und gleichzeitig seine Fragen stellen. Und der Mann erweist sich als Veteran und ist keiner dieser Spinner, die nur Aufmerksamkeit suchen. Sheriff und FBI-Mann gehen hinter das Haus in die Wälder, finden ungewöhnliche Spuren, dass hier ein Zufahrtsweg derart präpariert wurde, dass Fahrzeuge nicht durch Zufall hier entlang kommen können. Am Ende finden sie einen abgeschlossenen Komplex, der der US-Army gehört - und der bewacht wird. Ihr Täuschungsmanöver, dass sie nur wegen einer Beschwerde bezüglich aufmüpfiger Bären hier wären, misslingt und sie werden von den Wächtern gejagt, können zwar drei erledigen, müssen aber auch erleben, dass der Mann, der sie überhaupt erst auf die Ungereimtheiten aufmerksam gemacht hatte, von den Kerlen zusammen mit seiner Gattin erschossen wurde. Und das ist noch nicht alles! Aus diesem Silo entkommt eine fast unverwundbare Kreatur, die alles Lebende in ihrer Umgebung tötet und frisst. Sie können nur mit knapper Not entkommen. Und General Lance? Der ist so sehr mit seinem schwachen Herzen und den Experimenten zur Züchtung neuer Körperteile durch Dr. Elliot beschäftigt, dass ihm sämtliche Konsequenzen egal sind. Das Herz, das er transplantiert bekommen soll, ist das des Mädchens, das von ihrem Vater erschossen wurde. Doch etwas ist völlig schiefgegangen. Die Forschungen wurden kontaminiert und das Kind stirbt bei der Operation nicht ein weiteres Mal, sondern wird lebendiger denn je zuvor - und wächst, ist hungrig und wütend. Unverwundbar und rabiat macht sie in ihrer neuen Gestalt alle Menschen nieder, deren sie habhaft werden konnte und nutzt sie als Nahrung. Der General und sein Gefolgsmann endo können entkommen, wobei auch der General einige Kräfte entwickelt, die nicht menschlich erscheinen. Hudson und Sheriff Collins kriegen auch gerade noch so, die Kurve, müssen aber mitansehen wie das Monster eine Kleinstadt auslöscht. Und das war erst der Anfang.

Unter dem Titel auf dem Umschlag steht als Genre-Bezeichnung "Ein Monster-Thriller". Irgendwie ist das aber auch passend für meine Gesamtbeurteilung. Es ist wirklich ein Monster von einem Thriller. Wer satte Action und Humor mag, ist hier richtig. Zerstörungsorgien im Stile von Michael Bay - check. Kaiju-Krawall - aber hallo. Gemetzel, Schlachtfest, Gekröse, hoher Bodycount - check. Und so geht es dauernd vonstatten, nachdem die Einführung der Figuren erfolgt ist. Jon Hudson ist ein Schussel (eigene Worte des Ich-Erzählers), ein schräger Vogel (Bezeichnung von der Sheriff(-ine) und ein Blödkopp (mein Beitrag). Auf seinen ersten Seiten im Buch erweist er sich als nicht wirklich ernstzunehmender Charakter, aber die Sache macht als Leser wenigstens so richtig Spaß. Die Bärennummer und das Kennenlernen mit Frau Sheriff lassen schon so manchen Schmunzler im Gesicht des Lesers auftauchen. Und trotz aller Action die folgt, bleibt auch auf den Folgeseiten immer Zeit für eine kurze Bemerkung des Erzählers (Über Filme und Schauspieler oder Musik usw. - alles nicht wirklich produktiv, aber komisch) und der Grundton des Romans von Jeremy Robinson bleibt immer leicht flapsig. Kleiner Seitenhieb Richtung Kanada inklusive. Eine Neuerung waren für mch zwei Prologe und drei Epiloge, die dann aber ihren Sinn schon ergeben. Ist man dann erst einmal richtig in der Story angekommen, gibt es kein Halten mehr. Nicht für den Autor, der seine Nemesis in einem Tempo zerstören und fressen lässt, wie die Buben und Mädels in "The fast and the furious" ihre Tachos hochtreiben und nicht für den Leser (In dem Falle also mich), der das Buch einfach nicht aus der Hand legen will, um eine Lesepause zu machen. Nemesis wächst, häutet sich, bekommt immer neue Fähigkeiten, wird hungriger aggressiver - und hat ein Ziel. Während sie darauf zustapft (Und gerade bei solchen und einigen anderen Szenen tauchen vor dem inneren Auge des Lesers - also von mir - Bilder wie aus den letzten in Szene gesetzten "Godzilla"-Filmen und vielleicht ein klein wenig "Jurassic Park" auf, so gut hat Jeremy Robinson seine Inspirationen in bildhaften Zeilen beschrieben.) macht sie kleinere und auch größere Städte platt. Und die Verteidiger der freien Welt werfen alles außer einer Atombombe ins Spiel. Ganz nebenbei bekommt der US-Präsident ganz kräftig sein Fett weg. Und Nemesis? Die ist auf Rachefeldzug und wird auch entsprechend fies geschildert. Da werden Menschen plattgetreten, aus den Autos rausgefressen wie Ölsardinen und einer darf sich als Jonas im Bauch des Wals fühlen. Nur dass der hier Angst davor hat, bei fast lebendigem Leib (einige Teile fehlen schon) verdaut zu werden, davon aber verschont bleibt, weil ihm zwei Drittel eines gerade verschlungenen Gauls (kein Zwergpony) auf den Restkörper krachen. Wer sich an den Fischberg aus dem Emmerich-Film erinnert, möge sich das jetzt als einen riesigen Haufen Gekröse oder menschlicher Überreste von Körperteilen vorstellen und hat dann einen kleinen Hinweis zur gnadenlosen Härte des Buches. Da werden Oberkörper abgebissen und während die untere Hälfte langam zusammensackt gemächlich ausgesaugt - und zu vernichteten Hochhäusern, Kampfhubschraubern und Jets kommt man selbstverständlich auch noch. Der Versuch, die mittlerweile riesige Nemesis (platscht mir ihren Riesenlatschen durchs mehr wie ein Kleinkind durchs Bassin) abzuballern, mündet in einem extremen Feuerwerk erster Güte. Somit ist also alles vorhanden, was der Actionfreund sich so wünschen kann und wer diese Kaiju-Geschichten mag, kann/darf hier einfach nicht vorbeigehen. Und auch wenn es noch so unwahrscheinlich klingt: Unter dem ganzen Krawall und Radau, der Rasanz, der Gewalt hat Jeremy Robinson noch eine kleine Prise Drama versteckt, etwas das sogar mitfühlen lässt. Fazit: High-Speed-Action trifft drastische Gewalt trifft Kaiju. Pure, rasante Unterhaltung, sehr temporeich geschrieben und ein absoluter Tipp für Freunde des Genres - "NEMESIS" IST ein MONSTER-Thriller eben. Wer solche Stories mag, bekommt eine klare Kaufempfehlung. Das Buch von mir die Höchstwertung und Jerry Bruckheimer (Lass endlich den Disney-Quatsch) sowie Michael Bay (Du bist jetzt als genug, Finger weg von Kinderspielzeug) die Bitte, den Wunsch, ja sogar den Auftrag, das Dingen zu verfilmen, um endlich ein Abenteuer zu haben, wie es die letzten derartigen cineastischen Werke zwar versprachen, aber niemals hielten. Und von Jon Hudson, dem Schussel, gibt es weitere Abenteuer. Herr Festa, übernehmen Sie! (Diese Nachricht vernichtet sich NICHT automatisch.) 410 Seiten.

Jerry Garcia

27 Juni 2015, 13:50:45 #687 Letzte Bearbeitung: 28 Juni 2015, 12:22:10 von Jerry Garcia


Kealan Patrick Burke.
Der Schildkrötenjunge. 1979, Delaware, Ohio, Sommerferien. Timmy Quinn und sein bester Freund Pete Marshall treffen am Myers-Teich auf einen seltsamen Jungen namens Darryl. Als sie ihren Eltern von dieser Begegnung erzählen, treten sie damit etwas in Gang, das seinen Ursprung in einer schrecklichen, bösartigen und brutalen Vergangenheit hat – und das Timmy Quinns Leben fort an verändern wird.
Die Häute. Sieben Jahre sind seit den Ereignissen am Myers-Teich vergangen. Timmy Quinn ist auf der Suche nach einem Ort des Friedens, und das führt ihn zu seiner trauernden Großmutter in eine kleine Hafenstadt an der Südküste Irlands. Doch schnell verwandelt sich der Hafen in einen Käfig, in dessen Grundfesten sich die Toten in einer alten zerfallenden Fabrik versammeln. Um sein Leben und das derer, die er liebt, zu beschützen, muss Timmy Quinn einen Schritt hinter den Vorhang treten, in das Reich der Toten, um dort noch etwas viel grauenhafteres zu entdecken – eine riesige Gruppe, bekannt als Die Häute.

Der Schildkrötenjunge. Timmy hat ebenso wie sein Freund Pete Sommerferien. Da heißt es überlegen, was man so anstellt. So richtig einfallen will ihnen nichts. Der Weg zu den Bahngleisen, um Züge zu beobachten, ist ihnen unter Strafandrohung von den Eltern verboten worden. Vor einiger Zeit kam dort ein Junge ums Leben und seine Schwester verlor beide Beine. Sie waren mit den Fahrrädern neben dem Zug hergedüst und stürzten, der Junge wurde zermalmt und die Schwester schwer verletzt. Also war es mit diesem Ziel auch nix. Blieb der Teich im Wald. Dort eingetroffen sehen sie einen Jungen, der sehr mitgenommen wirkt. Er nennt sich Darryl und füttert die Schildkröten - mit seinen Zehen. Als die Jungs das ihren Eltern erzählen, hat das schreckliche Auswirkungen, mit denen keiner der beiden Burschen gerechnet hat.

Die Häute. Timmy ist mit seinem Vater, dessen Ehe mit Timmys Mutter möglicherweise kurz vor der Scheidung steht, vor den vergangenen Ereignissen zur Großmutter nach Irland, der Heimat des Vaters, im Prinzip geflüchtet. Der Mann von Oma ist verstorben und sie braucht jetzt Unterstützung der Familie. Wenn es dabei nur bleiben würde. Timmys Fluch verfolgt ihn auch hier. Schon bald geschehen erste merkwürdige Dinge. Zerbrochene Spiegel, Stimmen im Haus, Schatten, die nichts zuzuordnen sind. Und Timmy muss feststellen, dass auch die Menschen in seiner Familie ihre Geheimnisse haben - und die nicht immer harmloser Natur sind.

"Herr der Moore" von Kealan Patrick Burke habe ich nicht gelesen und auf "Kin" warte ich nach knapp drei Wochen immer noch, da der Poststreik weiterhin in vollem Gange ist (Jungs einigt euch endlich, so langsam verliere ich das Verständnis für beide Seiten. Es NERVT nur noch.). Also ist dies meine literarsiche "Erstbegegnung" mit dem Autor. Aus einem Forum, in dem sich etliche lesefreudige Filmfreunde tummeln, habe ich aber nur Gutes gehört. Zeit, mich davon selbst zu überzeugen. Okay, das beeindruckende Cover des Künstlers und Filmfans Michael Schubert haben auch einen Teil dazu beigetragen. Allererster Eindruck nach wenigen Seiten wat trotz der Angabe des Jahres, in dem das Buch spielt und einigen erwähnten moderneren Dingen wie TV usw., dass die Atmosphäre ebensogut aus Tom Sawyer sein könnte. Aber während der sich mit der Zeit in einen Kriminalfall verwickeln lässt, taucht bei Timmy das Übernatürliche, das Mysteriöse auf. Gleichen tun sich die Werke wieder, wenn die Mädels erstmalig im Leben der Jungs eine Rolle spielen. wortgewandt und vor allem stimmungsvoll kann der Autor tatsächlich derart fesseln, dass der Leser sich in die Geschichte vertieft (obwohl der in meinem Fall gerade aus einem fetzigen und sehr guten Actionspektakel von Buch kommt und dann direkt zum völlig anders gearteten "Timmy Quinn" sprang), mitfiebert und neugierig wird, was es nun mit dem Protagonisten auf sich hat. Mit der Zeit wird es zwar richtig gruselig, aber absolut nicht außerordentlich gewaltorientiert. Im Gegenteil, der Autor geht auf reale Themen wie häusliche Gewalt, Betrug oder Rachsucht ein. Menschliche Alltagsgrausamkeiten mit Todesfolgen, kleine, aber in ihren Auswirkungen für die Betroffenen unabänderliche Dramen sind ein einem flüssigen Stil und sprachlich überdurchschnittlich präsentiert, eingeflochten in eine Story um einen Jungen mit übersinnlichen Fähigkeiten, die er sich so absolut nicht gewünscht hat, die aber jetzt sein Leben immer mehr beherrschen. Und seine Familie ist ebenso darin verstrickt, sodass Timmy immer wieder Zweifel kommen. "Timmy Quinn 1" ist relativ unblutig, aber fesselnd und die Andeutungen der sogenannten Revolution lässt noch auf einige spannende Lesestunden hoffen, denn weitere drei Stories um Timmy werden noch folgen. Obwohl es also sicher ist, dass es weiteren Lesestoff geben wird, ist dieses Buch nicht mnit einem herben Cliffhanger ausgestattet, der die Wartezeit zum eigenen Martyrium machen würde. Also für Freunde des eher unblutigen Gruslers mit Nährwert ist "Timmy Quinn" von Voodoo Press sicher ein Gewinn.
Rund 290 Seiten.

Jerry Garcia



Joseph C. Stinson. (Bild aus dem gleichnamigen Film von Warner Bros.). Sie hatten Gunnery Sergeant Thomas Highway auf einen elenden Nachschubposten abgeschoben. Die Liste seiner Verfehlungen - Ungehorsam gegenüber Vorgesetzten, ungebührliches Betragen, Trunkenheit - war ellenlang. Er bombardierte seine neuen Boss mit Versetzungsgesuchen zur kämpfenden Truppe, und eines Tages ist es soweit. Zurück nach Camp Lejeune in North Carolina, sein altes Zuhause! Sergeant Highway soll junge Hüpfer zu stahlharten U.S. Marines schmieden. Wer Thomas Highway kannte, der ahnte, was auf die rekruten von Camp Lejeune zukam. Sie wünschten ihn in die tiefste Hölle - doch als ihre Einheit plötzlich im Flugzeug zur kleinen Karibikinsel Grenada unterwegs war, begannen sie zu ahnen, dass Sergeant Highways knochenhartes Training über Leben und Tod entscheiden würde.

Ein Knast irgendwo in den USA. Eine Gemeinschaftszelle für eingesammelte Randalierer und Trunkenbolde. Einer der älteren ist zwar kräftig gebaut und fit, aber auch immer noch angedröhnt vom Suff des Vorabends. Dennoch steckt er nicht zurück, als ein Zwei-Meter-Redneck Streit sucht. Kurz und knapp erledigt er ihn. Kurz danach wird er rausgeholt, zu seinem Stützpunkt gebracht und erhält zu seiner unbändigen Freude seine Versetzung nach Camp Lejeune, zur kämpfenden Truppe. Sein Boss kann seine Freude über diesen Verlust kaum dämpfen, während Sergeant Thomas Highway endlich seinen Willen durchgesetzt hat. Zurück in seiner früheren Heimat, macht er sich gleich auf, alte Bekannte zu besuchen und auch seine Ex-Frau zumindest zu sehen. In der Kneipe, die er aufsucht, ist sie Bedienung und als einige Marines etwas "Hand anlegen" reagiert er fast schon wie ein eifersüchtiger Ehemann, kann sich aber gerade noch zurückhalten, will er doch von vorne anfangen und keine Stress. Und dann sieht er erstmals seine Einheit. Ein heruntergekommener Haufen, völlig untrainiert und undiszipliniert - und dazu noch Stitch Jones, ein Gesangstalent von eigenen Gnaden, der ihn auf dem Weg hierher ausgenmmen hat und dann das Weite gesucht hat. Klingt nach Spaß für den Gunny. Und den hat er. Aber nachdem die Bande einige Male mit ihren Sperenzchen, den alten loszuwerden, grandios gescheitert ist, bildet sich so etwas wie ein Zusammenhalt. Selbst der etwas ahnungslose Lieutenant zieht bald mit und lernt von seinem Spieß, obwohl er in der Befehlskette über ihn steht. Nur der Chef des Camps ist mehr Maulheld denn sonst etwas und will den eher rauen Sergeant mit den vielen Dienstjahren wieder loswerden. Er macht ihm den Aufenthalt zur Hölle, doch auch hier setzt sich Highway durch. Und dann geht es nach Grenada. Seine Jungs müssen zeigen, was sie bei ihm gelernt haben, denn haben sie nichts gelernt, sind sie tot.

Die Story an sich ist nichts wirklich Bemerkenswertes. Eigentlich nicht viel mehr als eine Variante von "Das dreckige Dutzend" (Film und Buch dazu liegen auch vor, aber den Film mehrfach gesichtet, wurde das Buch noch nicht gelesen.). Während dereinst Lee Marvin seine Todeskandidaten (Und irgendwie Vorläufer der "Expendables") fast direkt von Schafott in den Dienst zurückholt und eine Truppe bildet, ist es in "Unternehmen Heartbreak Ridge" der Gunnery Sergeant (Eastwood), der seine verwahrloste Truppe, die vor seinem Antritt auch nicht mehr als Todeskandidaten waren, die völlig unvorbereitet auf einen echten Einsatz chancenlos im Kampf gewesen wären. Highway ist der typische Spieß. Knurrig, hart, aber auch menschlich, auch wenn er das gut zu verbergen weiß. Eigentlich ist hier jedes Wort, jede Figur Klischee. Der Sarge ebenso wie die widerstrebenden Soldaten oder die absolut ahnungsfreien Vorgesetzten mit Hang zur Selbstdarstellung. Und so läuft es dann wie erwartet ab: Ausbildung, Scherereien, Gemeinschaftsbildung, Einsatz. Entgegen dem genannten "Das dreckige Dutzend" schaffen es weit  mehr, diesen zu überstehen und die Actionsequenzen sind wahrlich kurz, nur wenige Seiten gegen Ende. Nachteilig wirkt sich aber auch aus, dass weder der Wortwitz noch die sparsame Mimik von Eastwood im Buch auch nur annähernd rübergebracht werden können. Das muss man wirklich sehen, lesen ist da im Nachteil. Und die Nachteile überwiegen, was das Buch angeht. Wohl schon im Original eher lieblos vom Drehbuch abgeknäult, kann man der Übersetzung keinen Vorwurf machen, aber dem ansonsten simpel hingerotzten Ding voller Fehler, bei denen man sich schon fragt, ob das Lektorat im Impressum extra verschwiegen wurde, um niemanden zu beschämen oder ob erst gar keines existiert hat. Ehrlich, dass sich große Publikumsverlage bei ihren stolzen Preisen früher und heute immer noch derartige Praktiken leisten und den (teuer) zahlenden Kunden nur noch veräppeln und ausschließlich auf Gewinnmaximierung statt auf Qualität achten, ist ne Schande. Und es zieht sich durch die Branche, wirkliche Ausnahmen gibt es da kaum. Und diese Marktführer sind leider auch im Schludern zmeist auf den vorderen Plätzen zu finden - und bei hohen Preisen. Da kann man schon fast ein Hohelied auf kleinere Verlage anstimmen (Das Wort "singen" vermeide ich ob meines Gegröles lieber.), denen es noch wirklich wichtig ist, den Kunden eine im Gesamtpaket ordentliche Ware für das Geld vorzusetzen. Dort wird sich bei geringeren finanziellen Möglichkeiten mehr Mühe gegeben als beim großen Kapital. Kein Wunder, dass viele Kunden neben dem interessanteren Programm auch deshalb immer mehr zu den neueren und winzigeren Anbietern wechseln und sie mit einem Direktkauf beim Verlag unterstützen. Aber solange die noch in der Unterzahl sind, wird sich wohl wenig ändern. Wer den Markt beherrscht, macht sich eben gerne eigene Regeln (Huhu Ama). Also zurück zum ursprünglichen Thema. Das Buch ist bestenfalls eine nette Ergänzung zum Film, mehr nicht. Wobei ich mir hier beim Erwerb selbst die Schuld für die Fehlleistung zuweisen muss, da ich nicht darauf geachtet habe, dass dieses Buch NACH dem Drehbuch verfasst wurde und nicht als VORLAGE für das Drehbuch gedient hat. Hab noch drei weitere derartige Flops hier rumliegen. Die kommen vielleicht später mal. 190 Seiten.

Jerry Garcia



D. J. Molles. Captain Lee Harden ist in einem Bunker tief unter der Erde stationiert. Seine Aufgabe: Im Katastrophenfall für Ordnung und Sicherheit sorgen und gegebenenfalls eine neue Regierung installieren. Als der Kontakt zu seinem Vorgesetzten abreißt, tritt der Ernstfall ein. Er muss dreißig Tage unter der Erde ausharren, bevor er seinen Anweisungen zufolge den Bunker verlassen darf. Was ihn oben erwartet, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren: Zombiehorden haben alles vernichtet. Doch Harden gibt nicht auf.

Lee Harden wurde in einem Spezialprojekt ausgewählt, um zu einer Einheit zu kommen, die im Fall einer nationalen Katastrophe in einem Bunker 30 Tage überdauern soll, um zusammen mit 47 Kollegen danach wieder eine funktionierende Regierung aufzubauen. Zuletzt wurden sie in einem vermeintlichen Ernstfall nach der Fukushima-Katastrophe und der Angst einer nuklearen Wolke runtergeschickt, ansonsten nur zu Übungen. Die Bunker sind voll ausgerüstet mit Waffen, Lebensmitteln und anderen Annehmlichkeiten. Bei ihm ist sein trainierter Hund Tango. Eigentlich sollten die 48 Menschen keinen Kontakt untereinander haben und nur mit dem Koordinator kommunizieren. Doch als der Kontakt abbricht, blebit Lee nichts übrig und er muss an die Oberfläche. Der Bunker wurde sechs Stockwerke unter seinem Haus, das nahezu perfekt abgesichert ist und mit Solarzellen bestückt, angelegt. Seinen ersten Trip nach oben bezahlt er fast mit dem Leben. Eingezwängt in einen MOPP-Anzug gegen jegliche Bakterien oder nukleare Verseuchung, ist sein Sichtfeld eingeschränkt und er wird von einem unter den Treppenstufen vor seinem Haus liegenden fünfzehnjährigen Mädchen fast gebissen. Er kann sie zwar töten, muss dafür aber etliche Kugeln verwenden; sie war einfach nicht aufzuhalten. Erschrocken zieht er sich wieder in den Bunker zurück. Besser vorbereitet geht er wieder raus und stellt fest, dass seine Nachbarn tot sind - bis auf den Ehemann, der ihn auch attackiert und von ihm erschossen werden muss. So wandert er zum nächsten Haus und sieht, wie eine Gruppe von fünf Typen einen Mann und seinen Sohn verfolgt. Als die den unbewaffneten Mann umlegen und den jungen angreifen wollen, erledigt er sie bis auf einen. Den will er dem Jungen überlassen. Als der entscheidet, den Kerl laufen zu lassen, bringt er den Scheißkerl weg, macht ihn aber mit einem einzigen Stich seines Army-Messers außerhalb der Sichtweite des Buben kalt. Den Kleinen lässt er unter der Obhut von Tango im Bunker zurück und macht sich auf die Suche nach weiteren Überlebenden. Mit seinem Truck fährt er in die nächste kleinere Stadt und sieht, von einer wilden Meute umzingelt, eine Frau und ihre Tochter auf dem Dach eines Hauses. Er rettet sie, muss aber seinen Truck zurücklassen. Unterwegs treffen sie noch auf Jack und als sie zum Haus kommen, ist dies niedergebrannt. Sie können es jetzt nicht freilegen, da ihnen die Bestien auf den Fersen sind. Zum Glück haben es der Junge und Tango vorher nach draußen geschafft. Sie waren ungeduldig und wollten Lee suchen. Jetzt müssen sich die sechs zu einem Ort durchkämpfen der womöglich sicher ist. Die Frau weiß von einem befestigten Lager und sie machen sich auf den Weg dorthin. Unterwegs erfährt er mehr darüber, was während seiner Zeit unter der Erde geschehen ist. Eine Seuche hat die Menschen befallen, die das Hirn angreift und sie in rasende Bestien verwandelt, die auch dem Kannibalismus frönen. Obwohl man vermutet, dass die Intelligenz dabei flöten geht, scharen sich die Wilden zu horden zusammen und entwickeln eine gewisse Bauernschläue, stellen fiese Fallen, um an die Überlebenden zu kommen. Zusätzlich zu dieser Gefahr sind die Menschen sich auch nicht einige, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Verbecher haben jetzt auch wieder Hochkonjunktur.

Zuerst stellt ich mir mal die Frage, warum ständig von Untoten, Zombies oder untoten Infizierten die Rede ist. Die Kranken sind nicht tot und auch nicht an der Seuche gestorben. So gesehen ist eigentlich jeder Lebende auch ein Untoter. Zombies auf jeden Fall mal nicht. Und ein Grippekranker wäre ja auch infiziert und somit ein untoter Infizierter. Tja, und der Held Supersoldat muss, was die Intelligenz angeht, schon mal irgendwie betroffen gewesen sein. Wie verliert man seinen Truck, der mit wichtiger Ausrüstung beladen ist? Genau, während man Mädels rettet, lässt man bei laufendem Motor die Schlüssel stecken - und das in einer Gefahrenzone. Er hat noch einige dieser "Besonderheiten" zu bieten. Hin und wieder beweist er, was für ein eiskalter Hund er ist, wenn er wehrlose Gefangene dann letztendlich doch absticht oder Verwundete einfach endgültig abknallt, damit das Geplärre aufhört. Also was die Action angeht, ist das Buch in Ordnung und zum Gegenpol des eiskalten, wenn auch nicht übermäßig cleveren Soldaten, der vermutlich nur auf seine Pfadfinderausbildung zurückgreifen kann, gibt es an der einen oder anderen Stelle emotionale Momente. Leichen pflastern seinen Weg, dumm-derbe Fehler ebenso. Und je weiter man in der Story vordringt, umso mehr muss man erkennen, dass die üblichen Versatzstücke derartiger Endzeitgeschichten sich nach und nach in den Vordergrund drängen. Die Marodeure, die die Situation ausnutzen, sich gewaltsam alles zu nehmen, was sie begehren. Die Uneinigkeit der Leute untereinander. Religion und schwätzende Politfiguren, die sich nur an die Spitze der Nahrungskette setzen wollen, ohne sonst einen Finger krumm zu machen, gegen die mutigen Kämpfer ums Überleben. Die Figuren inklusive dem Army-Helden haben wenig zu bieten, alles bleibt oberflächlich charkterisiert und ja - auch das ist wieder wie Schreiben nach Zahlen konzipiert. Es ballert, was das Zeug hält, eine Erklärung, wie die Wilden Horden die ach so glorreiche USA und ihre noch glorreichere Armee einfach in 30 Tagen überrennen konnten, bleibt bisher aus. All die Abenteuer wirken irgendwie einfach runtergeschrieben, lustlos aneindander gereiht, ohne wirklichen roten Faden (Eine funktionierende Gesellschaft wieder herzustellen) und episodenhaft geschrieben. Auf die Art kann man eine TV-Serie auf 22 Folgen dehnen, im Buch ist es leider etwas wenig. So wechselt sich "Blöd mit Blut" in einem formelartigen Roman munter ab. Die Bonusstory, die auch fast 100 Seiten umfasst, hat zwar nicht direkt mit Harder zu tun, spielt aber im selben Untoten-Universum und bietert die bisher fehlende Schwangere in Nöten ebenso auf wie die doofen Fehler der Hauptstory. Bei "Unter Toten 1" ist (Wie übrigens auch mindestens bis zur Hälfte bei "Unter Toten 2") Hirn ausschalten absolute Pflicht, sollte als Hinweis auf den Klappentext. Abwechslung im Genre erhält man jedenfalls nicht. Das Buch hält nur die Action zusammen und die ist im Vergleich zu dem von mir vor einigen Tagen erst gelesenen "Nemesis" von Jeremy Robinson aus dem Festa-Verlag dann auch klarer Verlierer. Bestenfalls eine "Kann man kaufen"-Empfehlung, von einer Pflichtlektüre aber weit entfernt. Vielleicht kommt es ja in den weiteren Büchern etwas besser. Geht jedenfalls in der menge der besseren Veröffentlichungen sowohl des Genres selbst als auch anderer (Siehe Festa-Verlag, Luzifer-Verlag, Voodoo-Press usw.) eher unter. Damit würde der Titel "UNTER Toten" auch Sinn ergeben. Ach ja, in der von mir konsumierten deutschen Ausgabe werden Namen vertauscht, und wenn eine Kugel am Kopf vorbeizischt, spürt der Held gleich eine Druckwelle und sein Fahr-zur-Hölle-Rucksack - das muss man dann schon selbst gelesen haben. Kawumm auf sehr niedrigem Niveau und der Gefahr auf Untiefen aufzulaufen.  495 Seiten inklusive Bonusstory.

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