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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



Stephen Blackmoore. Joe Sunday gehört schon lange zum Abschaum von Los Angeles. doch sein Leben wird noch wertloser, als er vom rivalen seines Gangsterbosses umgebracht wird - und als Untoter zurückkehrt. Da sein Körper nun immer mehr zu verfallen droht, besteht Joes einzige Hoffnung darin, einen Talisman zu stehlen. Einen mystischen Stein, der ihm wahre Unsterblichkeit verleihen kann. Doch zu allem Unglück ist jeder untote Ganove in Los Angeles hinter genau diesem Artefakt her.

Joe Sunday ist schon gefühlte Ewigkeiten ein Ganove und Handlanger für wechselnde Bosse im dunklen Teil von Los Angeles. Eines Tages wird er aber von Giavetti umgelegt - und steht wieder auf. Sein Mörder erteilt ihm dann sogleich einen Auftrag. Joe soll einen Talisman finden und dafür will ihm Giavetti ewiges Leben ohne die bisherigen Nachteile schenken. Joe hat nämlich einen gewissen Heißhunger auf menschliches Fleisch entwickelt, was eine abgetakelte Nutte in einer düsteren Seitenstraße zu spüren bekam. Joe hat ihr Herz richtig gut gemundet und er fühlte sich auch sofort wieder frischer. Aber er hat wenig Lust, in alle Ewigkeit Menschen zu vertilgen. Und deshalb nimmt er das Angebot an. Schon früh stellt er fest, dass er nicht der einzige ist, der diesem Talisman hinterher rennt. So hat er Begegnungen mit Dr. Neumann, einem alten Nazi, und dessen Schergen. Mit der Femme Fatale Samantha und mit Frank, dem Bullen. Selbstverständlich hält sich auch Giavetti nie allzu weit entfernt vom Untoten Berufsverbrecher auf. Bald wird es für Joe schon beinahe unübersichtlich, wer hier nun für wen den Talisman sucht und die Leichenzahl? Naja, die steigt - und man hat schon das eine oder andere Mittelchen, um die Rückkehr zu vermeiden.

Humphrey Bogart als Untoter. Ungefähr so kann man sich die Location und die Figuren in "Stadt der Vergessenen" vorstellen. Noir im besten Sinne, gewürzt mit blutrünstigen Horroreinlagen und trockenem Humor. Aber das Cover? Meine Güte, ist das schlecht. Und passt ja so gar nicht zum Inhalt. Dafür wird man dann aber mit einigen Fehlern entschädigt, die das (falls überhaupt vorhanden) Lektorat großmütig übersehen hat. Entweder man bleibt bei der gewählten Gegenwartsform einer Erzählung durch den Protagonisten, der eigentlich alles andere als ein symapthischer Kerl ist, oder wählt gleich die oft genutzte Vergangenheits-Variante. Hier erhält man in einem Satz oftmals gleich beide Ausgaben. Huhu, Lektorat? Blut und Gedärm, ein Spritzer Nekrophilie, ewiges Leben und wenig hehre Motive. Mord und Totschlag allerorten und undurchsichtige Charaktere. Irgendwie hat es aber mal wieder einen bösen alten Nazi gebraucht, dem man allerlei Missetaten andichten kann. Nerv. Sucht euch mal was Anderes. Da ist das mit der schnuckeligen Hexe schon besser. Einige Aktionen wie die mit dem Pitbull oder dem Zwerg sorgen für den Humor, während es zum Showdown hin immer blutiger wird. Fantasyelemente und Dämonen treffen einen düsteren Thriller in bester Noir-Manier, der durchaus einige Härten aufzuweisen hat. Nette Unterhaltung für ein paar unangestrengte Lesestunden. Wer aber Vergleiche zum Bourbon-Kid sucht, wird hier aber nicht unbedingt fündig. Leicht schräg, ziemlich blutig und matschig (Schrottpresse!!) und hin und wieder spaßig. 288 Seiten.

Jerry Garcia



Greg Rucka. Die Aktion war von langer Hand vorbereitet, wie ein Uhrwerk sollte sie ablaufen. Und trotzdem wäre sie beinahe gescheitert, denn Menschen sind nun mal keine Maschinen, und manchmal haben sie Angst. Nach einem Brandanschlag auf die Londoner U-Bahn beschließt die Regierung einen Vergeltungsschlag gegen den Dschihad. Aber wer soll den Job übernehmen? Die Wahl fällt auf Tara Chace.

Nach dem gelungenen Anschlag auf die U-Bahn in London muss unbedingt eine Reaktion her. Für solche Aufgaben hat der MI6 die "Minder", eine schnelle Eingreitruppe, die auf Geheiß auch diverse Kollateralschäden bei ihren Missionen in Kauf nimmt. Chefin der Truppe ist Tara Chase, eine nicht ganz pflegeleichte Agentin. Trinkt gerne, bumst noch lieber und ist bei den meisten Kollegen wenig gelitten. Unabhängig und hart gegen sich und vor allem andere, ist sie die Beste ihrer Zunft. Dennoch muss sie wie ihre Partner vor dem Einsatz ins Training. Und während die Briten ihre Vergeltungsmission vorbereiten, bilden die Terroristen weitere junge Männer zu Selbstmordattentätern aus, lassen sie in Israel Menschen abschlachten und sehen dies als einen Test, eine Bewährungsprobe an. Dann kommt Tara Chace vom Training in den Einsatz. Die Täter und einige Hintermänner werden erledigt, ABER einer davon gehörte dem Hause der derzeit herrschenden Saud an. Und die wollen Vergeltung und fordern sie von den Briten. Und wie es nun einmal so ist, wählt die Regierung das kleinere Übel und überlässt Chace den Feinden.

"Dschihad" braucht nach dem Londoner Anschlag einige Zeit, um wirklich Fahrt aufzunehmen. Hier wird schon deutlich, dass die eigenwillige Protagonistin mehr Feinde in den eigenen Reihen als außerhalb hat. Intrigenstadl wäre eine passende Bezeichnung für das Geschehen, das nun folgt. Die Actionsequenzen sind nur kurz, der Spannungsaufbau eher mau. Somit wirkt das Buch öfter als nötig recht zäh, man kommt irgendwie nicht voran. Zudem ist halt alles schon aus etlichen Agententhrillern bekannt. Da sind Wendungen eben keine Überraschungen mehr, sondern nur die Bestätigung für das, was man schon geahnt hat. Hintergrundrecherche scheint zwar vorhanden gewesen zu sein, aber Raffinesse bleibt dabei auf der Strecke. Ein Buch für nebenbei, wenn man sich wirklich nur ein paar Zeilen gönnen will, die der Ablenkung dienen. Ein Buch aber, das man verschlingt wie einen Roman von Ben Coes oder Vince Flynn, das ist es leider nicht. 410 Seiten.

Jerry Garcia



Marvin H. Albert. Kaum hat sich Privatdetektiv Pierre-Ange Sawyer von seinem letzten Fall erholt, wird er  mit einem Doppelmord konfrontiert: Im Haus seines besten Freundes wurden zwei Menschen getötet. Sawyer ist von der Unschuld seines Freundes überzeugt, aber ein junger, ehrgeiziger Untersuchungsrichter will den Fall im Eilverfahren durchziehen.

Pierre-Ange Swayer, Privatdetektiv mit einer amerikanischen Mutter und einem französischen Vater, der lieber Peter genannt werden will, weil Pierre-Ange übersetzt Steinengel heißt, fährt zum Haus seines Freundes Crowley, genannt Crow. Vor dem Haus steht ein ihm unbekanntes Auto, aber das will nicht unbedingt etwas heißen. Da die Tür nicht verschlossen ist, geht er rein und sucht nach Crow. Doch er findet im Schlafzimmer zwei Leichen. Er kennt beide Personen. Sie kommen aus dem Umfeld der Modezarin Mona Vaillant, zu deren Bekanntenkreis ja auch er selbst zu zählen ist. Sämtliche Hinweise deuten auf eine Schuld von Crow hin und die eintreffende Polizei, die Peter befragt, sein Alibi überprüft und ihn dann gehen lässt, ist auch der Meinung, dass Crow der Mörder ist. Ab da übernimmt Peter einen Fall ohne Auftrag. Er stöbert herum, findet heraus, dass Mona einen anderen Detektiv angeheuert hat, weil sie vermutet, dass jemand aus ihrem Kreise Geschäftsgeheimnisse an einen Konkurrenten weitergegeben hat. Sawyer ist etwas angesäuert, muss aber einsehen, dass Mona richtig handelte. Nach und nach findet er heraus, dass der Kreis der Verdächtigen weitaus umfangreicher ist, als von allen vermutet. Das hindert den Untersuchungsrichter aber nicht, Crow in U-Haft zu nehmen - und die kann in Frankreich dauern. Mit jedem Schritt, den Peter in Richtung neue Verdächtige macht, wird sein Leben gefährlicher. Als er sich daran macht, die Wohnung der Toten zu durchstöbern, kann er froh sein, dass der maskierte Mann, den er dabei aufschreckt, ihn nur in den Schrank sperrt. Was wollte der Typ hier, Spuren vernichten? Beweise entsorgen? Nachdem er sich befreit hat, sucht er verbissen weiter und stellt fest, dass die Tote ein Verhältnis mit einem kleinen Drogenschmuggler hatte. Die Geschichte bekommt eine Wendung.

Thriller vor der mondänen Kulisse der Riviera, Monaco, Monte Carlo oder Nizza. Die gehobene Gesellschaft der Modebranche (Von der der deutsche Titel abgeleitet ist) mit all ihren Facetten, Eifersüchteleien, Betrügereien und neidischen Attitüden. Es dauert nicht lange und hinter der Fassade des großen Geldes und der teuren, exklusiven Klamotten erscheinen die ersten Makel. Eheliche Treue gehört hier ebensowenig zu den vorherrschenden Eigenschaften wie Vertrauen oder Loyalität. Lange Zeit ist "Mord kommt niemals aus der Mode" nicht mehr als ein konventioneller Thriller, den man im Halbschlaf goutieren kann und keine großartige Überraschung verpasst. Viel Gelaber, Fragerei und eine oder zwei gefährliche Szenen für den Detektiv. Der auf dem Klappentext hervorgehobene Untersuchungsrichter taucht im Prinzip nie auf, der Verhaftete wird auch nur sporadisch erwähnt. Es geht um die Familie der Mona Vaillant - denkt man lange Zeit. Doch dann kommt es zu einer Wendung im Spiel. Plötzlich wird der fast entschlummerte Leser von Actionsequenzen aufgeschreckt. Mordanschläge auf Sawyer, Täter aus dem Milieu. Die Story dreht sich zwar immer noch um die beiden Toten, doch der Fall wechselt schlagartig die Richtung. So wird aus einem Langweiler dann wenigstens noch ein halbwegs brauchbarer Krimi, der in der zweiten Hälfte einigermaßen flott zu unterhalten weiß. Dennoch ist es keine Meisterleistung von Marvin H. Albert. Wer das Buch nicht gelesen hat, hat auch nicht groß was versäumt. 240 Seiten.

Jerry Garcia



Rick Yancey. Die erste Welle brachte Dunkelheit. Die zweite Zerstörung. Die dritte ein tödliches Virus. nach der vierten Welle gibt es nur noch eine Regel fürs Überleben: Traue niemandem! Das hat auch Cassie lernen müssen, denn seit der Ankunft der Anderen hat sie fast alles verloren: Ihre Freunde und ihre Familie sind tot, ihren kleinen Bruder haben sie mitgenommen. Das Wenige, was sie noch besitzt, passt in einen Rucksack. Und dann begegnet sie Evan Walker. Er rettet sie, nachdem sie auf der Flucht vor den Anderen angeschossen wurde. Eigentlich weiß sie, dass sie ihm nicht vertrauen sollte. Doch sie geht das Risiko ein und findet schon bald heraus, welche Grausamkeit die fünfte Welle für sie bereithält.

Cassie, für Cassiopeia, hat die erste Welle, einen EMP, der nur rund 500.000 Menschenleben forderte, mit ihrer Familie überstanden. Was die zweite Welle angeht, wurde es für die Menschheit schon kritischer, denn die Aliens haben sich eine irre Idee einfallen lassen und schwere Erdbeben ausgelöst, die dann auch noch heftige Tsunamis zur Folge hatten. Da war dann die Hälfte der Bevölkerung ausgelöscht. Für die dritte Welle hatten sich die Feinde für eine noch etwas perfidere Maßnahme ausgedacht: Sie benutzten Vögel, die vielen Vogelarten der Erde, um einen mutierten Ebola-Virus, der sich auch über die Luft überträgt, auf die Überlebenden loszulassen. Diese Seuche forderte dann auch das Leben von Cassies Mutter. Sie und ihr Vater sowie der kleine Bruder Sammy wurden dann in ein Flüchtlingslager gebracht, wo sie von der Armee versorgt wurden. Dann sortierte man die Kinder unter sechzehn Jahren aus und transportierte sie mit Schulbussen in andere, entlegene Lager, da sie die Zukunft der Spezies seien. Doch die zurückgebliebenen Älteren wurden dann zusammengetrieben und erschossen. Nur Cassie konnte entkommen, weil ihr Vater ihr die Zeit dazu verschaffte, aber selbst sterben musste. Seitdem ist sie allein unterwegs, denn diese vierte Welle hat Paranoia hervorgerufen. Wie soll man wissen, wer der Feind ist, wenn der aussieht wie man selbst? Cassie baut sich ein Lager im Wald, das sie nur nachts verlässt, um sich Wasser und Nahrung zu beschaffen, weil sie den am Himmel patrouillierenden Drohnen aus dem Weg gehen will, eine Entdeckung gilt es unter allen Umständen zu vermeiden, schließlich will sie auch noch Sammy suchen und retten. Dennoch gerät sie bald in Gefahr. Einer dieser Silencer, wie die menschenähnlichen Killer der Gegenseite heißen, kann sie anschießen. Sie schafft es zwar zu entkommen, muss aber später ihrer Verletzung Tribut zollen und bleibt in einer Schneewehe stecken. Gerettet wird sie von Evan, der einsam in einer Hütte haust, die aber unter den gegebenen Umständen einigen Komfort und Lebensmittel sowie Wasser bietet. Auch er verlässt sein Domizil nur nachts um zu jagen. Unterdessen wird Ben Parish in einem Lager auf den Kampf gegen die Außerirdischen vorbereitet. Nach einem Test hinsichtlich der psychischen Eignung für den Kampf, beginnt die militärische Ausbildung. In seiner Gruppe befinden sich Kinder ab fünf Jahren, die zu Scharfschützen gemacht werden sollen. Es geht darum, baldigst zu einer der Gruppen zu gehören, die in den aktiven Einsatz außerhalb des Forts kommen sollen. Das ist wie ein Wettkampt unter den einzelen Einheiten. Und kleiner weiß, was nach den Silencern als die fünfte Welle kommen soll.

Die Filmfreaks unter den Lesern hier würden sicher etliche Parallelen zu "Independence Day", "Die Körperfresser kommen" oder vielleicht diverse Kriegsfilme, wenn es an die Ausbildung der Kids geht. Da könnte tatsächlich auch ein klein wenig "Das dreckige Dutzend" Pate gestanden haben. Der erste Eindruck schon anch wenigen Seiten ist wirklich wie ein Endzeit-Roman, eine Dystopie, die mal keine Zombies benötigt (Obwohl der Name sowie auch Mr. George Romero schon erwähnt werden), die zwischen all den auf den Highways liegengebliebenen Autos herumtorkeln. Menschenleer, still, aber immer gefährlich. So stellt sich die Welt aus der Sicht der Protagonistin dar. Nach und nach erfährt man die bisherigen (und vor der fünften Welle aufgetretenen) Geschehnisse durch Erzählungen aus verschiedenen Perspektiven. Da wäre Cassie, die als Ich-Erzählerin ebenso auftritt wie später Ben, und dann der Silencer, dessen Erlebnisse in der dritten Person geschildert werden. Das Buch handelt auch vom Verlust der Jugend, vom zu schnellen erwachsen werden (müssen), von Loylität, von Misstrauen und einer kräftigen Portion Paranoia, die sich von Seite zu Seite verschlimmert, es gibt eine Art Liebesgeschichte, die später dann auch in Eifersüchteleien mündet und hin und wieder auch Szenen, die "altergerecht" für ein Jugendbuch serviert werden. Doch "Die 5. Welle" ist auch düster und mörderisch. Es gibt ne große Portion an Action, Hinterhalten und Kampfgeschehen und nicht jede der Figuren ist wirklich für einen solchen Einsatz geeignet. Hin und wieder gibt es etwas weniger flüssig lesbare Parts, etwas Leerlauf, etwas Wiederholung, doch im Großen und Ganzen ist das Buch für alle Altersgruppen goutierbar, bezieht viel Spannung auch aus der Frage um Sammy und natürlich, was diese verflixte 5. Welle ist. Geschrieben ist das Buch jedenfalls recht gut, stilistisch ist eigentlich recht wenig auszusetzen. Der Leser bleibt gebannt von Kapitel zu Kapitel an der Story dran, lässt sich von kleineren Durchhängern nicht dazu verleiten, das Buch zur Seite zu legen. Es ist aber auch ein Buch für den Massenmarkt, das sich gerne schon vorhandener Klischees bedient. Hat natürlich den Vorteil, dass es für den heutigen risikoscheuen Hollywood-Produzenten die geeignete Basis für eine Verfilmung ist. Geerüchte sprechen davon, dass Chloe Moretz die Rolle der Cassie spielen soll. Da die Gesamtstory als Trilogie gedacht ist, endet die Geschichte von der fünften Welle, über die ich hier selbstverständlich nichts zu verraten gedenke, mit einem satten Cliffhanger. Weitere Spannung ist wohl garantiert. Buch zwei "Das unendliche Meer" dann demnächst hier. Rund 480 Seiten.

Jerry Garcia



Rick Yancey. Die erste Welle vernichtete eine halbe Million Menschen, die zweite noch viel mehr. Die dritte Welle dauerte ganze zwölf Wochen an, danach waren vier Milliarden tot. Nach der vierten Welle kann man niemandem mehr trauen. Cassie Sullivan hat überlebt, nur um sich jetzt in einer Welt wiederzufinden, die von Misstrauen, Verrat und Verzweiflung bestimmt wird. Und während die fünfte Welle ihren Verlauf nimmt, halten Cassie, Ben und Ringer ihre kleine Widerstandsgruppe zusammen, um gemeinsam gegen die Anderen zu kämpfen. Sie sind, was von der Menschheit übrig blieb, und sie werden sich so schnell nicht geschlagen geben. Und während Cassie immer noch hofft, dass ihr Retter Evan Walker lebt, wird der Kampf ums Überleben immer aussichtsloser. Bis eines Tages ein Fremder versucht, in ihr Versteck einzudringen.

Nach einem explosiven Prolog wechselt die Szenerie zu einem Hotel, in dem sich die Freunde versteckt und eingerichtet haben. Es ist kalt, aber die Gemüter sind erhitzt. Man macht sich gegenseitig Vorwürfe, holt aus zu diversen Eifersüchteleien und klärt dennoch kaum die Fronten. Die Furcht steckt ihnen auch weiterhin in den Knochen. Und die Ungewissheit. Was wird mit dem verletzten Ben, dessen Wunde längst nicht so auskuriert ist, wie er vorgibt? Was wurde aus Evan? Als sie ein Hubschraubergeräusch hören, glauben sie, ihr letztes Stündlein habe geschlagen. Und Ringer geht nach draußen, um die Lage zu peilen. Was sie nicht weiß, ist, dass ihr Teacup gefolgt ist - und beide geraten in Gefangenschaft. Während die im Hotel wartenden Freunde sich bereits Sorgen machen, kommt dann der erste unerwartete Besucher in ihr Versteck, dem später in noch ein zweiter und ein dritter mit einem gewissen Abstand zwischen ihren Auftritten folgen. Ringer muss indes im Lager des Feindes einiges erdulden und dann um das Leben von Teacup und ihr eigenes kämpfen.

Nach dem Knaller im Prolog gibt Rick Yancey dem Leser die Gelegenheit, sich näher mit den Protagonisten zu befassen, die Charaktere bekommen viel Zeit gewidmet und etwas Tiefe. Auch jene, die im Vorgänger etwas zu kurz kamen. Doch die Schilderung der Nöte und der Angst, des Misstrauens und der Veränderung ihrer Persönlichkeit, der Verlust von Menschlichkeit, den selbst die Jüngsten schon durchleben müssen, die Eifersucht aufeinander nehmen dem Geschehen einiges an Fahrt. Mit der Zeit wirkt das Ganze doch etwas ermüdend. Bald braucht man keine weiteren Rückblenden oder Befindlichkeiten der handelnden Personen mehr, man wünscht sich, dass wieder etwas passiert. Das Szenario, das lange Zeit fast nur im Hotel stattfindet, wird nur von den eintreffenden Besuchern aufgelockert und mit etwas Pep gewürzt. Dazu die Gefangennahme von Ringer und Teacup. Ansonsten plätschert alles gemütlich vor sich hin, wie ein kleines Rinnsal, das absolut keine Eile hat. Und wie schon in "Die 5. Welle" wird man auch hier wieder mit einem Modell bekannt gemacht, das man aus diversen Filmen schon kennt, also für den Filmfreund keine Überraschung bietet. Andere dürften daran wohl mehr Freude haben, da es unerwartet für sie kommt. Als die Szenerie dann zu Ringer wechselt, ist es zu Beginn auch noch etwas fade, ohne Würze, aber das ändert sich und ungefähr das letzte Viertel erhält dann doch Rasanz, bietet Wendungen und auch Überraschungen auf, die nicht auf einem Film fußen und somit auch nicht vom fleissigen Filmkonsumenten so erahnt wurde. Leider kann das das Gesamturteil auch nicht mehr retten, da zuvor zuviele philosophische Sinnsprüche und Vergleiche den Verscuh starteten, den Leser sanft entschlummern zu lassen. Hier war einfach zuwenig Bewegung in der Geschichte, alles beschränkte sich auf zwei Hauptlocations, blieb starr. Mir kam das Buch eher wie ein Zwischenspiel vor, das auf den Showdown im dritten Teil vorbereiten soll, nur eine Art (langweiliger und langwieriger) Überbrückung oder schlicht ein Bückling vor der momentanen Mode Jugendbücher gleich als Trilogie auf den Markt zu werfen. Wenn hier am Drehbuch nicht gefeilt und etwas mehr Rambazamba reingebracht wird, hat "Das unendliche Meer" absolut keine Chance als Verfilmung an den ersten Teil auch nur ansatzweise heranzukommen - wie das Buch selbst eben (Nur dass noch abzuwarten bleibt, ob die Filmversion von "Die 5. Welle" was taugen wird). Auf nicht ganz 350 Seiten kam das Buch, doch die Lesezeit fühlte sich länger an, als bei dem Vorgänger mit 480 Seiten.

Jerry Garcia



Ein Mädchen erwacht auf den Gleisen einer U-Bahn-Station in Los Angeles. Sie weiß nicht, wer sie ist, wo sie ist, wie sie dort hinkommt. Sie hat ein Tattoo auf der Innenseite ihres rechten Handgelenks, das einen kleinen Vogel in einem Viereck zeigt. Sie erinnert sich an nichts. Nur bei einer Sache ist sie sich sicher: Jemand will sie töten. Also rennt sie um ihr Leben, versucht die Wahrheit herauszufinden. Über sich und über die Leute, die sie töten wollen. Nirgendwo ist sie sicher und niemand ist, was er zu sein scheint. Auch Ben, der Einzige, dem sie glaubte, vertrauen zu können, verbirgt etwas vor ihr. Und die Wahrheit ist noch viel verstörender, als sie es jemals für möglich gehalten hat.

Da wacht ein Mädchen in einer U-Bahn-Station auf den Gleisen auf und kann sich an nichts erinnern. Nicht wie sie dahin kam noch wie sie heißt. Absolut nichts. Ihr Gedächtnis ist wie eine weiße Leinwand - leer. Doch ihr normaler Überlebensinstinkt funktioniert noch. So lässt sie sich flach mit vor der Brust verschränkten Armen noch gerade rechtzeitig zwischen die Gleise sinken, als eine U-Bahn einfährt während sie sich gerade berappelt. Als die Bahn stoppt, liegt sie unverletzt darunter, krabbelt dann hervor, greift sich einen neben ihr liegenden Rucksack und will schnellstens aus der näheren Umgebung verschwinden. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht. Den Sanitätern, die sie einsammeln wollen, kann sie entwischen und ist nun allein in Los Angeles. Sie entdeckt, dass sie eine Tätowierung auf dem Handgelenk hat, weiß aber nicht, wie sie zu der kommt. Doch bald merkt sie, dass sie verfolgt wird. In einem Markt lernt sie durch pure Ungeschicklichkeit den jungen Ben kennen, der ihr später auch hilft. Sie erhält bei einer Rempelei einen Zettel zugesteckt, auf dem eine Telefonnummer steht, die sie anrufen soll. Tut sie und wird zu einer Adresse beordert. Sie geht hin und das Büro, das zu dieser Adresse gehört ist verwüstet, ein Tresor steht offen. Auf dem Stockwerk sind weitere Büros und die ersten Angestellten kommen heraus um nachzusehen, was da los ist. Sunny, wie sie sich dann später einfach nennt, flüchtet, wird aber auch von einer Überwachungskamera aufgenommen und schon bald gibt es eine Suchmeldung nach ihr. Die Polizei fahndet mit Bild via TV nach einer Einbrecherin, die angeblich zehntausend Dollar gestohlen haben soll. Es wird sogar eine Belohnung versprochen. Doch damit nicht genug. Bald gewinnt sie den Eindruck, dass sie nicht nur verfolgt wird, sondern dass man sie auch töten will. Einen Grund dafür kann sie sich nicht vorstellen. Sie kiecht wieder bei Ben unter. Der ist zwar momentan nicht zu Hause, aber eine Freundin von ihm sonnt sich neben dem Pool. Sunny kommt mit ihr ins Gespräch, erzählt ihr aber nicht die Wahrheit.

Das Buch ist mit einem Cover ausgestattet, das mich als Actionfreund natürlich mit seinem Fadenkreuz sofort zumindest in dieser Hinsicht für sich eingenommen hatte. Eine Inhaltsangabe hatte ich glücklicherweise (Dazu später noch mehr) schon von der Tippgeberin Nici von Nici & Books erhalten und die hat dann auch mein Interesse geweckt. Obwohl mir bekannt war, dass es sich um ein Jugendbuch handelte, hat mich der pink gefärbte Seitenschnitt doch erschreckt. Was ist denn das? Ein Mädelsbuch? Ein Geschenk für Geistersgröße Paris H.? Buch aufgeschlagen und erst einmal erleichtert aufgeatmet: Buchstaben, die sogar zu zwar kurzen, aber dennoch vollständigen Wörtern und diese zu ebenso kurzen, aber vollständigen Sätzen zusammengefügt war. Für die übliche Klientel der im niedern IQ-Bereich der vermuteten Verdächtigen war es wohl nicht gedacht. Puh, Glück gehabt. Sorry, Nici, dass ich dir das zugetraut hab. Bei meinem nächsten Kritikpunkt scheiden sich die berühmten Geister. Ich halte Buchstabengrößen, die ich ohne Brille auf der anderen Straßenseite noch lesen könnte und Zeilenabstände im Grand Canyon-Format nicht für einen Service für Sehschwache, sondern für eine Verschwendung von Ressourcen, um auf eine Seitenzahl zu kommen, die dann den mehr oder weniger exorbitant hohen Preis rechtfertigen soll. Naja, Ansichtssache eben. Zur Story selbst. Die Ausgangslage verspricht schon einmal Spannung und für derartige Geschichten, wo jemand irgendwo aufwacht und über seine Vergangenheit nichts weiß, anhand von einzelnen Puzzleteilen diese wieder unter Gefahren zusammensetzen muss, hatte ich schon seit lange vergangener Jugendzeit ein Faible. Und so hat diese Jane Doe-Story schon von Beginn an einen gewissen Sog entwickelt, der mich von Kapitel zu Kapitel zog. Kürzere Zwischeneinschübe teilweise aus anderer Perspektive sind nicht immer ein wirklicher Anhaltspunkt, was bisher geschehen sein mag, betreffen sie doch auch die Polizei oder mal den neuen Kumpel Ben. Ebenfalls für etwas Abwechslung im Lesealltag sorgte die Nutzung der zweiten Person im Stil von Anna Carey, der ihr aber schon auf seite 26 kurz abhanden kommt und plötzlich aus heiterem Himmel die Ich-Form, also Sunny als Erzählerin, im Text auftaucht. Passte dann so gar nicht, kann aber auch an der Übersetzung oder dem eigentlichen Satz des Buches selbst liegen, wer weiß? Kam auch nur dieses eine Mal vor. Diese Form des Erzählens war etwas gewöhnungsbedürftig, aber sicher nicht etwas, das man dem Buch anlasten kann. Die Suche nach ihrer Vergangenheit und der langsame Aufbau der Bedrohung, die für sie wie aus dem Nichts kommt, generiert Spannung und der Stil der kurzen und knappen Sätze in Zusammenarbeit mit dem von mir kritisierten "Seitenverschwendungsprinzip" des Verlages sorgt für eine gewisse Rasanz. Mittig wird es einmal kurz etwas mau, schleicht sich das Gefühl eines kleinen Hängers ein, das aber schnell bei den folgenden Actionszenen schwindet. Bis auf diese kleine Phase der Ruhe weiß die Geschichte zu fesseln, wird zum Page Turner wenn Sunny "Girlie-Bourne" versucht, Licht ins Dunkel zu bringen. Ziemlich spannende Sache mit einer sympathischen Protagonistin, einer sich möglicherweise anbahnenden Liebesgeschichte und einem Thema, das selbst in Erwachsenenbücher viel zu selten genutzt wird. Temporeiche Hatz durch Los Angeles, die man durchaus als All Ager bezeichnen kann, weil man auch als erwachsener Leser mit einigen kleinen Abstrichen hnsichtlich der Zielgruppe gut unterhalten wird. Ein zweiter Teil wird auf jeden Fall noch folgen und alles wird daher in "Blackbird" noch nicht aufgeklärt. Es bleiben viele Fragen offen. Kleiner Tipp: Wer sich das Buch zulegen möchte oder auch nur jemandem schenken will, bitte lest NICHT den Text auf der Rückseite - oder versucht zu verhindern, dass er gelesen wird, denn dann braucht man das Buch gar nicht mehr erst anrühren, da dort ein derart fetter Spoiler vorhanden ist, geen den ich mich richtiggehend schlank ausmache. Rund 340 Seiten, die man auch auf knapp 220 hätte unterbringen können.
Als nächstes steht dann wieder richtige Erwachsenenlektüre von Scott Sigler an.

Jerry Garcia



Scott Sigler. Die außerirdische Sonde ist zerstört worden. Doch bevor sie in Flammen aufging, hat sie ihre letzte Waffe entfesselt: eine winzige Dose, gefüllt mit Sporen, die unsere Erde endgültig vernichten sollen. Jahrhundertelang ruhte der Behälter am Grund des Lake Michigan ... bis heute. Nur wenige Tage nach dem Ausbruch der außerirdischen Seuche stehen bereits ganze Kontinente vor der Auslöschung. Das Schicksal unseres Planeten ruht auf den Schultern einer kleinen Gruppe von Wissenschaftlern. Gelingt es ihnen, ein Heilmittel zu finden, bevor die Verwandelten die totale Vernichtung herbeiführen?

Nach den bisher misslungenen Versuchen, die Menschheit zu vernichten, startet der Orbiter nun seinen 18. und letzten anlauf. Wenn diese kleinen Erdlinge sich dann wieder cleverer erweisen, als das erwartet wurde, ist die Mission gescheitert. Der Ausgangspunkt dafür ist nun ein U-Boot im Michigan See, das eine Kapsel mit Erregern enthält, die sich die befallenen Personen untertan machen, ihren Geist verändern, ihren Hass fördern und sie zum Töten verleiten. Man glaubte, das U-Boot wäre in 270 Metern Tiefe in Sicherheit und wäre auch keine Gefahr für die Bevölkerung. Irrtum. Ein Besatzungsmitglied amputiert sich einen Arm, in das es von einem Kollegen gebissen wurde, steigt in einen Druckanzug und will nach oben. Auch einer der Infizierten schafft es aus dem Boot, das von der Frau, die sich den Arm abhackte, auf Grund gelegt wurde, stirbt aber beim Aufstieg aus dieser Tiefe. Leider kann auch der Druckanzug den Tod der Frau nicht verhindern, da sich ihre wunde öffnet und sie im Anzug verblutet, bevor sie an der Oberfläche ist. Die neue Präsidentin der USA hatte schon Verstärkung zum Michigan See geschickt, da die Besatzung des U-Bootes vor ihrer Vernichtung durch das geflohene Besatzungsmitglied zwei Schiffe der Navy versenkt hatte. Diese nehmen unter stärksten Sicherheitsvorrichtungen nun die beiden Leichen an Bord und verbringen sie in ein Labor unter Deck. Dort arbeitet Dr. Tim Feely fieberhaft daran festzustellen, was nun wieder auf die geplagte Erde zukommt. Es wird von Regierungsseite aus entschieden, dass Margaret Montoya, die sich immer noch die Schuld an dem Einsatz einer Atombombe im eigenen Land gibt und einfach nicht akzeptieren kann, dass diese Maßnahme auf ihren Rat hin, den Rest des Landes vor der Vernichtung gerettet hat, auf das Schiff verbracht wird, um dort mitzuhelfen, die nächste Attacke zu verhindern. Obwohl ihre Ehe mit Clarence Otto, einem Regierungsagenten, in die Brüche zu gehen droht, begeben sich beide an den Ort des Geschehens. Dorthin wollen auch zwei Bürger chinesischer Abstammung, die für den Trip die Bergungsspezialisten Cooper und Jeff anheuern und eine extrem hohe Summe dafür zahlen. Während Cooper das Geld dringend für ihre fast bankrotte Firma braucht, ist Jeff vorerst sehr skeptisch. Doch bald verändern sich die vorzeichen und als Copper zweifelt, schlägt Jeff dann überraschend in den Handel ein. Doch irgendwann wird den Beteiligten klar, dass es sich hier um Landesverrat handeln könnte und die Strafe dafür ist drastisch. Dabei ahnt keiner von ihnen, ja eigentlich keiner der bisher Beteiligten, was in Wahrheit noch auf sie zukommt.

Es ist ziemlich leicht, anhand der wenigen Worte zu den früheren Vorkommnissen wieder in die Handlung hinein zu finden, was eigentlich ein Beweis dafür sein dürfte, welchen Eindruck die Vorgänger "Infiziert" und "Virulent" hinterlassen haben - zumindest bei diesem Leser hier. Da Scott Sigler mit der Veröffentlichung des dritten Teils seiner Saga um diesen Angriff auf das menschliche Leben von seinem bisher publizierenden Verlag ebenso schmählich im Stich gelassen wurde, wie der gespannte Leser, hat sich der Festa-Verlag (DANKE, DANKE, DANKE) erbarmt, die Rechte zu erwerben. Und sich damit einen Horrorthriller der obersten Kategorie an Bord geholt. Zwar ist die Präsidentin (Nicht die des Verlages, hihi) der USA hier eine doch recht religiöse fast verirrte oder auch verwirrte Person, aber sie trifft doch einige korrekte Entscheidungen, wie man während der ersten Tage der Bedrohung, die auch im Buch einigen Raum einnehmen, deutlich erkennen kann. Der Autor baut das Szenario der Vernichtung zwar nicht gemächlich, aber dennoch ruhig auf, ohne in Hektik zu verfallen und gibt den Charakteren einigen Raum, in dem er sie dann vorstellt. Das eine oder andere Klischee wird zwar bedient, aber sie fallen nicht wirklich negativ auf. Dafür ist zuviel los, gibt es zuviele Ereignisse, die zusammenspielen. Die technischen und wissenschaftlichen Feinheiten des Buches werden in einer klaren Sprache zu Papier - in die Tastatur - gebracht und verlangen vom Leser keinen Doktorgrad, um jeden Aspekt zu verstehen oder sich durch ellenlange Schachtelsätze zu quälen, bei denen man am Ende nicht mehr weiß, was am Anfang geschrieben stand. Also stilistisch alles im Reinen und die rund 765 Seiten des Buches sind nicht durch Leserfolter mittels exzessiver Ausschweifungen zustande gekommen. Die Handlung ist es, die sich derart bemerkbar macht. Zur Mitte hin verdichten sich die Gefahren und aus reiner Spannung mit einigen wenigen Actionsprenkeln wird ein Höllenspektakel, das fast seinesgleichen suchen muss. Hell breaks loose - rette sich, wer kann. Es ist nicht so, dass sich das Tempo steigert - nein, es wird eine reine Raserei, in der riesige Monstermutationen die Verteidiger zermatschen. Ja, der Goregehalt ist nicht gering einzuschätzen, obwohl er nie im Vordergrund steht. Diese Position ist der puren Action vorbehalten. Die AC-130 erinnerte fatal an den Angriff im Film "Olympus has fallen" - nur dass sie hier in dichtere Massen ballert, die Brocken nur so spritzen und die Gefechte zwischen den Navy Seals, den Rangern und den Angreifern sich schon bald daran machen, das Omaha Beach-Schlachtfest vom damals neuen Wackelkamera-König Steven Spielberg und seinem "Der Soldat James Ryan" locker in den Schatten zu stellen. Und hier entscheidet sich auch, wer etwas taugt und wer eine Niete ist. Neben einigen Tragödien, Verrat und Betrug schildert Scott Sigler auch den Mut der echten Patrioten (Ja, America First auch hier), die alles geben, um ihre Nation der Freiheit vor jeglicher Unbill zu retten. Politische Ränkespiele, Führungsschwäche, Zweifel werden durch den Mut der Tapferen aufgehoben und auch wenn sich die Reihen der Verteidiger der Welt lichten, sie bleiben und kämpfen. Selbst die schrecklichsten Erlebnisse wie Kannibalismus oder grausamer Tod von Kameraden durch schlichtes Zerfetzen, wenn diese in die Finger der Infizierten fallen, hält niemanden davon ab, seinen Posten zu halten. "Pandemic - Die Seuche" ist der reinste Actionparkour-Ritt, der ab der zweiten Hälfte des Buches atemberaubendes Tempo vorlegt, eine Rasanz hat, die so manchem als Actionthtriller bezeichneten Werk anderer Verlage locker zeigt, was ne Harke ist. Da fliegen die Körperteile, sprudelt der rote Lebenssaft wie eine muntere Quelle und der Blutzoll ist enorm hoch. Atombomben, Claymore-Minen, Granaten und Apache-Hubschrauber sorgen für einen Munitionsverbrauch, dessen Kosten so manchen Staatshaushalt, der nicht eh schon unrettbar im Minus ist, in den Ruin treiben würden. Sci Fi-Horror-Action, die in höchstem Tempo und sehr, sehr kurzweilig daherkommt und dazu verleitet, andere Aufgaben einfach mal zu vergessen, weil man das Buch absolut NICHT aus der Hand legen will (Ich lass jetzt mal meine Ausrede außer Acht, dass ich eh nix machen kann, weil ich grad ja die Hände voll hab - eben mit dem Buch.). Wer die Romane von Craig DiLouie und dessen Faible für Militarismus kennt, weiß nur ungefähr, was hier auf ihn zukommt, denn Scott Sigler lässt die Kampfszenen überkochen, es kracht an allen Ecken und Enden. Und tatsächlich hat er in dem ganzen Brimborium noch etwas Gutes - nach viel Hickhack - finden bzw. einbinden können: Die gesamte Menschheit arbeitet einmal zusammen!!! Seitenzahl hab ich diesmal im Text versteckt,wer die also wissen will, muss den Mist tatsächlich lesen. :icon_mrgreen:

Jerry Garcia



Kealan Patrick Burke. Willkommen in Eddies Taverne, dem einzigen funktionieren Wasserloch in der Nähe einer toten Stadt - wo heute Abend zum ersten Mal seit 3 Jahren nichts nach Plan laufen wird.

Und dies sind die Menschen, die Sie heute Abend hier antreffen können: Tom, der Milestone Geister-Cop, der im Schatten des Todes wandelt. Gracie, die Bardame, eine Möchtegern-Schauspielerin, dazu verdammt, ihre Lebenszeit im Fegefeuer der Bar ihres Vaters zu verbringen. Flo, eine stadtbekannte Straßenschwalbe, die ihren Mann ermordet haben könnte - oder aber auch nicht. Wen interessiert das schon? Cobb, ein Nudist, der seit langer Zeit auf eine Entschuldigung der Gemeinde wartet, die ihn aber viel lieber loswerden würde. Wintry, ein stummer Riese, dessen seltsame Geschichte man nur zwischen den Schlagzeilen der Zeitungen finden kann. Kyle, der Junge, der ständig eine geladene Waffe unterm Tisch bereit hält. Und Cadaver, der wie eine Leiche aussieht, aber immer gut riecht, und seine Zeit mit dem Stapeln und Zählen von Pennys totschlägt. Und dann gibt es da noch Reverend Hill, der täglich eine Stunde vor Mitternacht erscheint, so pünktlich wie ein Uhrwerk, um ihnen zu sagen, wer sterben wird und wer wieder gehen darf. Irgendwie scheitn hier alles zu sein wie immer - doch dann stolpert Brody in die Taverne, an seiner Seite eine schwer verwundete Begleiterin. Das löst Ereignisse aus, die keiner erwartet hatte. Die Waffe unterm Tisch kommt zum Einsatz und auch der Reverend kann mehr als nur den üblichen Sermon von sich geben. Zu Blei, Feuer und Rauch kommen noch ganz andere Dinge hinzu, die dafür sorgen, dass der eine oder andere Protagonist nicht mehr unter den Lebenden weilt, wenn die Zeit gekommen ist.

Kealan Patrick Burke wusste mich mit Timmy Quinn zu begeistern und darauf hin hab ich mir damals gleich auch "Kin" von Voodoo-Press (Solange wegen des Poststreiks drauf gewartet und jetzt immer noch nicht gelesen - sorry, VP MP) und auch "Seelenhandel" geordert habe. Zu "Kin" kann ich mich ja nun nicht äußern, aber zu dieser Veröffentlichung des Luzifer-Verlages kann ich auch nichts aus der negativen Schublade hier einfügen. Er ist anders als er "Schildkrötenjunge", geht in eine zumindest größtenteils andere Richtung. Was "Seelenhandel" nicht hat, ist überbordende Action und exzessive Brutalität. Dafür bekommt der Leser eine gruselige Story um Schuld, Sühne und mögliche Vergebung geboten. Keiner der Handelnden hat irgendwie ein reines Gewissen, alle haben ihre Leiche im Keller oder sind auf dem besten Weg, eine dahin zu befördern. Ausreden und Rechtfertigungen haben sie aber gemeinsam. Da ist ihrer Phantasie keine Grenzen gesetzt. Doch auch der Autor hat eine originelle Idee für einen Mystery-Thriller zu Papier (in den PC - verdammt, ich vermisse den Begriff zum Diktat gebracht) gebracht, der den Leser lange im Dunkeln lässt mit den Beweggründen der Handelnden oder der Vorkommnisse insgesamt. Erst nach und nach schlüsselt sich das eine oder andere kleine oder große Geheimnis auf. Möglicherweise kann man auch bisweilen bestimmte Ideen als abstrus oder vogelwild bezeichnen - aber warum eigentlich immer vogelwild, wenn es hirschwild doch auch tun würde. Naja, egal. Sprache, Stil gibt keinen Grund zu meckern. Gruslig ist das Buch allemal, für den Leichenbeschauer gibt es genügend Arbeit und für den Leser einiges zu verkraften - ich sag nur Epilog und Sängerbarde. Yeah, Baby. Keine überbordende Gewaltorgie, eher ein fieses Mystery-Spiel, das vom Ambiente her ebensogut in einer alten, dem endgültigen Verfall nahen Westernstadt spielen könnte, statt in einer, die gegenwartsnäher ist. Manche Ideen sind schon etwas - naja - gewagt, sorgten bei mir demzufolge vielleicht unfreiwillig für Schmunzler, doch hat dies der Sache keinen Abbruch getan, dass mir das Buch gefiel. Keine Höchstwertung, aber er ist ja auch kein Werk von Sigler oder meinen geschätzten Reilly, Kay, Coes, Ryan, Hunter, Jordan, Wood usw. Eine gute Empfehlung egen die tägliche Langeweile am Arbeitsplatz der betagten Führungsriege ist er immer. Später könnt ihr dann als Arbeitsessen getarnte Meetings mit anderen nutzlosen Essern, äh CEO der Tochterfirmen oder gar Mitbewerber einberufen und über dieses feine Buch diskutieren und es immer weiterempfehlen. Der Verlag wird es euch sicher danken und demnächst einen Ratgeber veröffentlichen, der da heißt: Wie schröpfe ich Staat und Arbeitgeber mit Quittungen für nicht erbrachte Leistung wirklich? Muss natürlich noch geschrieben werden, aber Politiker im Ruhestand oder auch solche, die sich nur geringe siebenstellige Monatsbeträge hinzuverdienen dürfen, werden sich irgendwann ihre Erfahrungen zusammenstellen und auf den Markt werfen.  290 Seiten.

Jerry Garcia



James Dashner. Michaels Leben ist ein einziges Game. Denn Michael will eine Cyber-Legende werden. Doch als sich eine Gamerin im VirtNet vor seinen Augen umbringt, ist plötzlich nichts mehr, wie es war. Dahinter steckt der berüchtigte Cyber- Terrorist Kaine, dessen Motiv ebenso im Dunkeln liegt wie sein Aufenthaltsort. Und Michael ist derjenige, der Licht in die Sache bringen soll – im Auftrag des virtuellen Sicherheitsdienstes. Eine Mission mit höchstem Risikolevel, denn ab jetzt bewegt er sich auf Pfaden, auf die sich noch keiner vor ihm im VirtNet gewagt hat. Quelle: Amazon.

Michaels Leben ist die virtuelle Welt. Er ist ein Gamer ohne jegliche anderen Interessen. Schön faul, weil versorgt von viel zu reichen Eltern, die immer nur unterwegs sind und ihn daher einem Kindermädchen oder auch Haushälterin genannt, überlassen haben, treibt er sich vorzugsweise im VirtNet rum. Sein einziges Ziel in seinem bisher nutzlosen Leben: Er will DIE Legende im Netz werden, der EINE unter vielen. Eines Tages beobachtet er, wie sich ein Mädchen nicht nur im Netz umbringt, sondern ihre Tat auch Auswirkungen auf ihr reales Ich hat: den Tod, das endgültige Aus für Spaß und Freud - und Nichtstun. In seinem Bekanntenkreis schlägt das Vorkommnis selbstverständlich Wellen, seine Freunde Sarah und Bryson sind ebenso entsetzt wie er. Noch mehr trifft es sie aber, als VNS in Person von Agentin Weber an ihn herantritt. VNS ist die NSA des VirtNet. Regierungsagenten, die sich die Gamer zunutze machen, um virtuelle Kriminelle zu bekämpfen. Einer der ganz üblen Sorte ist Kaine. Er ist auch der Schuldige am Tod des Mädchens. VNS will Michael, VNS bekommt michael. Er sagt zu, in deren Auftrag den Schurken zu bekämpfen. Er ahnt nicht, was auf ihn und seine Freunde die ihn selbstverständlich unterstützen wollen, noch zukommt. Der Auftrag birgt höchstes Risiko, Michael lernt Facetten des VirtNet kennen, von denen er niemals etwas geahnt hat. Und Gefahren, die ihn an den Rand des Wahnsinns treiben.

Nun, James Dashner ist mir  nur wegen seiner "Maze Runner"-Trilogie bekannt und die hat mir recht gut gemundet. Also mal flott nach seinem nächsten Fortsetzungswerk gegriffen. Diesmal werden die virtuellen Welten von Jugendlichen als Lebensinhalt bezeichnet und von einem Leben außerhalb, geschweige den irgendwelchen Pflichten, moralischen Grundsätzen, Kontakten, einfach einem Leben ist das schon nichts mehr zu finden. Gerade die Figur des Michael mit seinen ultrareichen Erzeugern, die ihn mit seiner Nanny, die jeden Handschlag für ihn macht, und enormen finanziellen Mitteln ausgerüstet haben, weil sie eh nie da sind, ist mir zu Beginn so unsympathisch, dass es mir das Buch schon etwas verleidete. Und dass sie dann in etwas, das "Sarg" genannt wird, rumliegen, intravenös ernährt werden und dauernd mit dem Netz verbunden sind, weckte in mir den Wunsch, dass sie bald in richtigen Särgen liegen würden. Ein Vorteil war dann nur, dass der böse noch böser ist. Und dann soll die Chose ab 13 Jahren sein? Holla, die Waldfee. Da kommen einigen zwar recht kreative, aber auch ziemlich hart-brutale Sequenzen auf den geneigten Leser zu, dazu ein bisserl Grusel und leider viel wirres Zeug und Gequatsche. Ich hab schon einige Romane zu dem Thema konsumieren dürfen, aber mir sind dann die komplexeren, mit einer brauchbaren Sprache und einem angenehmen Stil von Autoren wie Daniel Suarez, Ramez Naam oder Anders de la Motte (Dessen Abschluss seiner Trilogie zwar vom damaligen Verlag groß angkündigt, sogar schon mit Inhaltsangabe, Cover und Termin versehen, dem Kunden dann doch vorenthalten wurde. Kundenservice Großverlag!!!!!) gelesen und die sind James Dashner in allen Punkten weit, weit voraus. Dass der Mann etwas kann, hat er ja bewiesen, aber hier - epic fail!!!. Trotz gewissen Elementen, die Tempo hervorrufen, war bzw. ist dieses Buch nur blasser Quark, der recht wirr dargeboten wird und den auch die Wendungen gegen Ende nicht mehr retten können. Die Fortsetzungen dürfen sie gerne behalten. Ich lese dann lieber den neuen Naam "Crux".     415 Seiten.

Jerry Garcia



Clive Barker. Die letzten sechs Magier der Erde sind vor Angst erstarrt: Ein Priester aus dem Orden der Zenobiten tötet einen nach dem anderen von ihnen. Pinhead ist sein Name, und aus ihren Leichen stiehlt Pinhead alles Wissen, um seine eigenen dämonischen Kräfte zu stärken. Harry D'Amour ahnt  davon nichts, als er das Haus eines Verstorbenen betritt, um dessen ruheloser Seele Frieden zu geben. Doch dann öffnet sich durch die Magie eines dämonischen Würfels ein Riss zwischen dem Totenreich und der realen Welt und Harry erblickt Pinhead - und der kämpft gegen den Satan persönlich.

Sechs Magier treffen sich in einem Mausoleum, um über ihr Vorgehen zu beraten. Sie sind die Letzten ihrer Zunft und befürchten ebenfalls vom Zenobiten erledigt zu werden. Auf ihn brauchen sie nicht lange warten. Bald ist er mit ihnen fertig und hat nur einen am Leben gelassen, nachdem er die Kräfte der anderen übernommen hatte. Harry übernimmt einen Auftrag, der ihn nach New Orleans führt. Der Geist des Toten namens Goode bat darum, eine Wohnung dort aufzuräumen, um Spuren eines Doppellebens zu vernichten. Dort entdeckt Harry nicht nur, welches Leben sein auftraggeber dort geführt hatte, er foindet auch einen magischen Würfel und als er den in die Hand nimmt, öffnet sich ein Riss in der Welt und gibt den Blick auf den letzten der Magier frei - und auf Pinhead, den Zenobiten. Der will Harry davon überzeugen, seinen Weg zu dokumentieren. Doch der lehnt ab und kann gerade noch so dem Zorn des Pinhead entkommen. Und ab geht es zurück nach New York. Doch Ruhe findet er da nicht. Pinhead hat das Medium Norma, die seit Jahren mit Harry zusammenarbeitet, entführt, um den Detektiv des Übersinnlichen zu ihm zu locken und noch für seine Pläne zu gewinnen. Also bleibt Harry nichts anderes übrig, als sich wieder auf die Reise zu machen und Norma zu retten.

Sollte meine Frau mal wieder von Appetitzüglern faseln, lass ich sie einfach den Prolog lesen und schon hat sich das Thema erledigt. Der Einstieg ins Mausoleum ist blutig und böse, bleibt nicht ohne gewisse Härten. Und für Leser, die bisher nicht viel über die beiden Hauptfiguren wussten, ist alles so geschildert, dass man die Vorkenntnisse nicht unbedingt benötigt. Selbstverständlich fällt dann aber auch ein Vergleich mit den früheren Werken um die beiden ins Wasser. Ich kenne nur die Filme - und die wurden von mit der Zeit auch immer schlechter. Das gewohnte Bild bei den Sequels heutzutage. Nur Harry erinnerte mich stellenweise fatal an Handyman Jack von F. Paul Wilson und seinen Kampf gegen die Andersheit. Clive Barker ließ es sich nicht nehmen, die Schilderungen der Hölle nicht an die von Kirche und Schule gelehrten Bilder über den Haufen zu werfen und einen völlig neuen Blickwinkel zu erzeugen. Und ein kleiner Seitenhieb Richtung Kirche durfte ebenfalls nicht fehlen. Aber mir kam die Handlung und auch die Figurenzeichnung nicht sonderlich herausragend vor, das waren Allerweltstypen, die coole Sprüche absonderten und sich dann in einem Höllenrausch der Dämonen um Luzifer und Pinhead wiederfinden. Nachdem Harry genötigt wurde, Norma zu suchen, dreht Barker kräftig an der Temposchraube und hält sich an kein Limit. Schauergestalten und Magie, Blut und (Dämonen-)Tod, Pinhead und Harry D'Amour tummeln sich in einem Roman, der sich gut konsumieren lässt, aber oftmals auch recht platt daherkommt. Dennoch ist es Kurzweil mit magischen Momenten, flüssig und deftig, wenn es zum Ende hin um den eigentlichen Wunsch des Pinhead geht, der doch recht simpel gestrickt erscheint. Könnte auch jeder Mafioso sein, der das Imperium seines Bosses übernehmen will. "Das scharlachrote Evangelium" ist okay, keine Frage. Es unterhält, doch leider kann es nicht mitreißen und richtige Spannung kam bei mir auch nicht auf. Trotz des finalen Kampfes auf Biegen und Brechen mit ordentlich drive, würde ich nur ein "gut" vergeben und nicht in Freudentränen ausbrechen. 460 Seiten.

Jerry Garcia



Kealan Patrick Burke. An einem glühend heißen Sommertag in Elkwood, Alabama taumelt Claire Lambert nackt, verletzt und halb blind von einem Ort des Grauens davon. Sie ist die einzige Überlebende eines Alptraums, der ihre Freunde das Leben gekostet hat. Und obwohl sie für Rettung betet, kommen die Killer – eine Familie kannibalischer Geistesgestörter – immer näher. Ein Soldat, der an posttraumatischer Belastungsstörung leidet, kehrt aus dem Irak zurück und erfährt, dass sein Bruder zu den Opfern in Elkwood zählt. Im eingeschneiten Detroit bekommt eine Kellnerin, die in einer von Missbrauch geprägten Beziehung gefangen ist, unerwarteten Besuch, der zu Blutvergießen führt und sie in eine Vergangenheit zurückversetzt, vor der sie jahrelang zu fliehen versucht hat. Claire, die alleinige Überlebende des Elkwood-Massakers, wird von ihren toten Freunden heimgesucht und träumt von Rache.  Ein Traum, der von Trauer und Wut real wird, der gute Menschen in kaltblütige Mörder verwandelt und Fremde gezwungenermaßen zu Verbündeten werden lässt. Es ist Zeit, nach Elkwood zurückzukehren.

Claire stolpert schwer verletzt, völlig derangiert und ohne wirkliche Kontrolle über ihre Gliedmaßen über ein Stück Weide davon. Sie flüchtet vor erbarmungslosen Killern, die sie und ihre Freunde gefangen hatten und folterten. Sie konnte einen der Typen niederstechen und fliehen, doch sie wird vom Famlienmitglied Luke verfolgt. Dennoch schafft sie es über einen Stacheldrahtzaun, der die Weide von der Straße abgrenzt, und bleibt dann auf dem Asphalt liegen. Der junge Pete kommt mit seinem Vater Jack in deren Wagen direkt auf sie zu. Jack will weiterfahren, aber Pete sieht die Frau und so stoppen sie und laden sie ein. Claire kann nach Hause kommen, aber sie wird das Trauma und die schweren Verletzungen, die ihr zugefügt wurden nicht mehr los. Inzwischen ist auch Finch, der Bruder von Claires Freund Danny, in der Stadt und als Kriegsveteran schon drauf und dran, direkt aufs Ziel loszumarschieren, wenn er es denn kennen würde. Also muss er sich die Informationen bei Claire holen und besucht auch die Angehörigen der anderen Opfer. Und dann findet sich jemand, der reich genug ist und irgendwie seelisch am Ende, sodass er jeden Betrag genehmigt, den Finch braucht, um mit seinem Kumpel Beau in die Höhle des Löwen zu marschieren.

Klingt jetzt alles irgendwie sehr bekannt, doch schon der Vergleich mit Richard Laymon auf der Rückseite via Fearnet ist ziemlich weit daneben. Und auch Handlung geht nicht nach einem erwarteten Schema vor. Da wird nicht einfach nach der Tortur und dem entkommen eine Gruppe losgeschickt, die sich gnadenlos rächt. Burke geht behutsam mit seinen Figuren um, schildert in einer bildhaften, gewaltigen Sprache das Leid, das sie erfahren mussten und das sie nicht einfach verarbeiten können, wenn überhaupt jemals. Sei es nun Claire, die mit fürchterlichen Wundmalen dem Tod entkommen ist oder der traumatisierte Finch, der aus dem Krieg gegen den Terror kommt und das dortige Grauen in den Ländern der Feinde mit nach Hause gebracht hat. Er kann sich nicht mehr an ein sogenanntes normales Leben anpassen, er ist immer noch im Kampfmodus und hat Angst davor, sich auf andere Menschen einzulassen, weil er ihnen nur schaden würde - und daher ist er auch einsam. Nur sein Kumpel Beau ist an seiner Seite, weil er das Ganze ebenfalls mitmachen musste, aber anders damit umgeht. Wichtig ist für den Autor das Innenleben der Akteure. Auch in der Familie der Killer, den Merrills, spielt es eine große Rolle. Die Kinder von Eltern beeinflusst, die einfach nicht normal sein können und die die Macht über ein kleines Hinterwaldstädtchen haben. Normalerweise erwartet man hier eher einen Reichtum, der vorgezeigt wird, der den Bewohnern klar verdeutlicht, dass sie nichts gegen die Großgrundbesitzer sind und froh sein müssen, dass man sie in Ruhe leben lässt. Hier ist es anders, hier herrscht vor allem die Angst. Detailgenau schildert Kealan Patrick Burke, was diese Familie umtreibt, warum sich keiner gegen sie wehrt, was die Geschehnisse mit den Angehörigen machen und wie diese damit umgehen?  Was ist mit Claire, verkraftet sie ihre Verstümmelungen und die sicher ewig währenden Erinnerungen? Die Charaktere sind unheimlich gut getroffen, nicht die übliche Trennung von Gut und Böse. Jeder hat seinen Rucksack zu tragen. Das alles ist eingebettet in eine Story, wie man sie zu kennen glaubte. Doch die Morde der Familie werden nicht zelebriert nur um der Gewaltdarstellung willen, die Rache des Finch nicht in ausufernder Action geschildert. Das ist nur Beiwerk für ein intensives Buch um die Psyche der Figuren, die durch Entscheidungen und Taten (seien sie nun falsch oder richtig) in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Qual der Gedanken an das Geschehene wird immer bleiben. Äußerst bemerkenswert, wie der Autor einen Stoff, der wie gemacht ist für einen Metzler a la "Wrong turn" oder das erwähnte "Texas chainsaw massacre" in eine psychologische Studie verwandelt, die sich ergreifend liest und beeindruckender daherkommt als es plakative Gewalt sein kann. Warum das Buch nicht bei einem großen Verlag erschienen ist? Tja, vielleicht, weil es in den derzeitigen Trend nicht passt, dem die Massenverwerter derzeit folgen oder einfach zu seriös. Wer also einmal Horror von jemandem lesen will, der schreiben kann (also nicht Laymon), dann greife er zu Kealan Patrick Burke, von dem bei Voodoo-Press auch die Timmy Quinn-Reihe veröffentlicht wird.

Jerry Garcia



David Baldacci. Als knallharter Killer ist Will Robie genau der Mann, den die US-Regierung ruft, wenn es um die Eliminierung der schlimmsten Staatsfeinde geht. Niemand kann es mit Robie aufnehmen - niemand außer Jessica Reel, eine Kollegin von Robie. Die hat nun offenbar die Seiten gewechselt, weshalb Robie sie zur Strecke bringen soll. Doch als er die Verfolgung aufnimmt, findet er heraus, dass hinter Jessicas Verrat etwas anderes steckt, als man ihm weismachen wollte. Zusammen decken die zwei Killer eine Verschwörung ungeahnten Ausmaßes auf.

Ein Mann, der sicher in seinem Bunker sitzt und von dort aus die Einsätze leitet, wird erschossen. Robie hingegen macht sich bereit, einen Auftrag auszuführen. Alles ist vorbereitet, sämtliche nötigen Informationen an ihn weitergeleitet. Dann ist es Zeit für den finalen Schuss. Perfekter Treffer. Genau studierter Fluchtplan wird eingehalten. Typisch Robie. Und dann erhält er einen Anruf. Blue Man hat einen weiteren Job für ihn. Er soll die Kollegin Jessica Reel aus dem Weg räumen, die angeblich durchgeknallt ist oder für einen feindlichen Dienst arbeitet. Es entwickelt sich ein Duell der Killer, bei dem anfangs sogar Reel im Vorteil ist und Robie einem Hinterhalt nur knapp entkommt. Er lässt seine Wunden versorgen und macht sich wieder an die Arbeit. Doch er muss feststellen, dass ihm Steine in den Weg gelegt werden, die nicht von Reel stammen. Da sind Teams unterwegs, die Zeugen ausschalten und jeden auslöschen, der auf Reels Seite stehen könnte. Bald erscheint ihm das Ganze Szenario getürkt, kommt ihm recht viel spanisch vor. Und dann gibt es ein Treffen mit Reel. Sie kann Robie zwar nicht völlig von ihrer Unschuld überzeugen, gibt ihm aber zu denken. Er stellt eigene Nachforschungen an, wird getäuscht, hinters Licht geführt, auf falsche Fährten gelockt und immer weider bekniet, Reel endlich auszuschalten. Das wird ihm zuviel. Er erkennt, dass Reel wohl nicht die Verräterin ist, als die man sie hinstellen will und schlägt sich auf ihre Seite. Zusammen machen sie sich daran, einen komplizierten Plan aufzudecken, der die Welt verändern könnte.

Als Autoren, die ihre Figuren als Profi-Killer skizzieren, überzeugen am ehesten Tom Wood und Russell Blake. Der Eine lässt seinen Killer einfach als berufsmäßigen Mörder von der Leine, der sich den Job schlicht ausgesucht hat und nicht auf irgendwelche Traumata verweisen will. Es tötet gegen Geld jedes Ziel, das ihm genannt wird. Der Andere lässt seinen Killer aus schlicht  eigennützigen Motiven auf die Gegnerschaft los. Keine Winselei um irgendwelche Probleme aus früheren Zeiten. Robie - und später auch Reel - bekommen hingegen fast den gleichen Background: Waisen, geschlagen, Außenseiter, die sich durchkämpfen mussten und irgendwie keine andere Wahl hatten, als in den Dienst ihrer Regierung zu treten und für die zu töten. Natürlich immer die Richtigen, die Bösen. Was richtig und was böse ist, entscheidet selbstverständlich die US-Regierung (maßt sie sich ja auch in der Realität an). Kurz: Robie ist ein Killer zum Liebhaben. Der Mainstream braucht eine solche Figur mit Herz und einer gewissen Korrektheit, um auf "Linie" zu bleiben und natürlich nicht anzuecken. Daher kümmert sich Robie ja auch um die Jugendliche aus "Der Killer", ist fast schon ein Gerechtigkeitsfanatiker und würde nie Unschuldigen etwas antun. Also ist auch "Verfolgt" kein Abweichler von der gewählten Strategie. Was man dem Buch aber zugute halten kann, ist, dass es mehr Robert Ludlum ist, als so mancher Roman, auf dem nach dessen Ableben sein Name noch weiter vermarktet wird. Undurchsichtige Figuren, Verräter, Fallen und Hinterhalte - und nicht alles sofort zu erkennen, sieht man mal von Reel ab. Doch das ist ja schon nach dem Lesen des Klappentextes bekannt. Die Story bleibt rasant und abwechslungsreich, Shootouts und Explosionen, Ränkespiele und politische Winkelzüge - immer wieder eine unerwartete Wendung. Ja, es ist sogar von Vorteil, dass hier auf dem Buchdeckel nicht der Name Robert Ludlum steht, weil die Story deshalb völlig unerwartet einen solchen Weg einschlägt. Action bis hin zum Showdown, der aber zumindest an einer Stelle etwas mager ausgefallen ist und in letzter Konsequenz dann doch wieder viel zu sehr um das Wohlwollen der Massen buhlt. Bis auf die erwähnten Kleinigkeiten eine positive und daher gelungene Überraschung, die sich schnell und spannend liest, mit Cliffhangern für Lesefluss sorgt und sicher wenige Thrillerautoren zu scheuen braucht. Mir hat es überraschend gut gefallen, gerade weil ich von David Baldacci zuletzt öfter mal enttäuscht gewesen bin. 493 Seiten.

Jerry Garcia



Eric van Lustbader nach einer Figur von Robert Ludlum. Jason Bourne ist am Boden zerstört, als seine Gefährtin, die Mossad-Agentin Rebekka, bei einem gemeinsamen Einsatz in Mexiko getötet wird. So nimmt er den Auftrag an, für den ihn der Chef des israelischen Geheimdienstes gewinnen will: den chinesischen Minister Ouyang Jidan auszuschalten, der nicht nur für Rebekkas Tod verantwortlich zeichnet, sondern mit seinen dunklen Plänen eine Bedrohung für die gesamte westliche Welt darstellt.

Nach dem Tod von Rebekka, den der chinesische Ouyiang Jidan geschickt hatte, um seine Mitwirkung bei den Drogengeschäften des Maceo Encarnacion zu vertuschen, ist Bourne nun in Israel, um Ruhe zu finden. Zuvor aber hat er im Libanon noch Encarnacion eliminiert. Und die Israelis wollen Bourne nun dazu benutzen, dass er auch den Chinesen kaltstellt. Bourne lässt sich darauf ein. Ein erster Versuch in China scheitert fast kläglich, doch es gibt eine weitere Chance: Maricruz, die mexikanische Gattin von Jidan. Sie ist nach Hause gereist, um dort die Geschäfte ihres verstorbenen Vaters zu übernehmen. Sie plant tatsächlich, die verschiedenen Kartelle unter einen Hut zu bringen. Doch so einfach ist das nicht. Jeder will die Führungsrolle im Geschäft des großen Geldes übernehmen und schon bald muss Maricruz um ihr Überleben kämpfen. An ihrer Seite: Bourne, der sich erst als Arzt vorstellt, ihr aber später reinen Wein einschenkt. Sie will den Leiter der Drogenbehörde, der ein doppeltes Spiel angezettelt hat und der Mörder eines israelischen Mossad-Mannes ist, zur Strecke bringen und somit auch den Drogenhandel in Mexiko empfindlich stören, der mit zur Finanzierung chinesischer Attacken gegen den Westen beiträgt. Aber ihr geht es nur um Rache, während Bourne neben diesem Aspekt auch noch für seine Auftraggeber kämpft - die Israelis.

Dieser neue Anlauf, Jason Bourne in ein Abenteuer Marke Robert Ludlum zu schicken, scheitert an zwei Dingen. Punkt eins ist, dass die Figur des Jason Bourne im Laufe der Jahre immer mehr zu einem 08/15-Allerweltsagenten wurde, der in der Massenware untergeht. Erinnerungen an den Mann auf der Suche nach seiner Vergangenheit, der sich in den Ränkespielen der US-Geheimdienste verstrickt und nicht weiß, wem er überhaupt glauben kann, ist nahezu völlig verschwunden. Hin und wieder blitzt mal ein Funke einer Rückblende auf, aber es reicht längst nicht, um die Klasse von Robert Ludlum auch nur annähernd zu erreichen. Der zweite Punkte ist, dass ich gerade zuvor "Verfolgt" von David Baldacci gelesen habe und dieses Buch mehr Robert Ludlum ist, als die meisten, bei denen dessen Name groß auf den Buchdeckel gedruckt wurde. "Die Bourne-Vergeltung", die direkt an "Der Bourne-Verrat" anschließt, ist leider nur eine Aufzählung von Actionszenen, möglicherweise schon für eine hektische Verfilmung vorpräpariert, ohne dass Spannung groß aufkommen mag. Alles vorhersehbar, alles ohne jegliche Überraschung. Selbst die Szenarien im Reich der Mitte sind recht simpel und ohne viel Feingefühl skizziert, keine undurchschaubaren Politiker mit ihren Ränkespielen, nur böse und böser. Was folgt, ist jeweils klar zu erkennen und birgt keinen großen Aha-Effekt. Lustbader lustlos? Könnte man so meinen. Oder angepasst an die Masse. Gerade der Schluss trägt noch einmal derartig dick auf, dass mir die Endszene von "Verfolgt" schon fast perfekt gelungen vorkommt. Ein einziges Anbiedern an den Mainstream, große Gefühle für großes Kino, zum Würgen süß. Kann man als laues Actionhäppchen ohne allzuviel Brimborium mal lesen, so nebenbei, aber wirklich empfehlen würde ich es nicht. Da fehlt einfach Ludlums Gespür für eine Besonderheit, einen finalen Kniff. Rund 510 Seiten.

Jerry Garcia



William R. Forstchen. Es beginnt als abenteuerliche Idee - und wird zur größten Hoffnung der Menschheit! Mit einer 36.000 Kilometer hohen Säule ins Weltall wollen die Wissenschaftler Gary und Eva Morgan nicht nur die Besiedlung anderer Planeten ermöglichen, sondern auch die weltweite Energieknappheit und das Problem der globalen Erwärmung in den Griff bekommen.
Allen Hindernissen zum Trotz halten sie an ihrem Traum fest, bis das gewaltige Konstrukt auf einer Insel im Pazifik tatsächlich Gestalt annimmt. Doch einflussreiche Politiker und Erdölmagnaten schrecken vor nichts zurück, um das Projekt zu boykottieren. Immerhin droht es, die bestehende Wirtschaftsordnung aus den Angeln zu heben und die Macht auf der Erde völlig neu zu verteilen.

Die Wissenschaftler Dr. Gary Morgan und dessen Ehefrau Dr. Eva Morgan haben einen Plan, der die Welt verändern wird. Sie lernten sich als Assistenten von Professor Erich Rothenberg und entwickelten einen Plan, wie man die Ressourcen auf der überbevölkerten Erde schonen könnte. Gemeinsam mit dem Professor machten sie sich nach Jahren daran, weitere Gelder für die NASA aus dem Budget des Staates zu erhalten. Doch bei den engstirnigen Senatoren erwies sich das als nicht gerade einfach. Die Rettung des Projekts kommt von Franklin Smith, einem Selfmade-Milliardär, der in ihr Vorhaben etliche Milliarden, fast sein gesamtes Vermögen, zu investieren gedachte. Der Bau stellt große Herausforderungen an alle. Es gibt Unfälle, Rückschläge, Krankheiten, die den Fortschritt verzögern. In der Wirtschaft herrscht große Skepsis, andere Nationen fürchten um ihre Pfründe. Es kommt sogar zu einem Anschlag mit Raketen auf den ersten Abschnitt ihres wegweisenden Projektes. Den wahren Schuldigen konnte man nicht ermitteln. Über Jahre hinweg zieht sich das Wagnis, doch immer mehr können sie die Welt von dem Nutzen und der Innovation ihres Baus überzeugen. Selbst die Tochter, die während dieser Jahre erwachsen wird und selbst ihren Doktortitel erhält, wird eingebunden und geht den Weg mit ihren Eltern und deren Unterstützern.

Ich fang mal mit dem an, was mich doch gestört hat. US-Onanie vom Feinsten. Lobeshymnen und Selbstbeweihräucherung ohne Unterlass. Und das von mir, der ich die America First-Actioner doch so sehr schätze. Aber wenn das Eigenlob der besten und einzig wahren Nation der Welt nicht durch etwas Action durchsetzt wird, ödet es doch irgendwann an. Das Drama nimmt schon von Beginn an seinen Lauf, wenn vor einem Ausschuss in einem Nebensatz quasi den Nationen wie China und Indien der "Schwarze Peter" (ist das politisch überhaupt noch korrekt?) zugeschoben wird, dass die Ressourcen der Welt abnehmen und die Zerstörung der Umwelt zunimmt. Davon, was die Spitzenkraft alles zerstört hat, ist keine Rede. Und dann die dereinst 16-jährige Tochter. Wie mutig und stolz sie einen Senator angeht und wie erfreut die Eltern und die Nation ob dieser Einlage sind. Leider sind derartige Phasen etliche vorhanden und so ganz nebenbei werden andere Nationen oder Andersdenkende als störende Hindernisse eingestuft. Einen hab ich noch: Die Klischees!! Böse Russen, fiese Nazis, überhebliche Senatoren und ach so viele Gutmenschen - nichts davon darf fehlen. Meine Güte, selbst die olle Enterprise muss herhalten. Dabei kann der Autor doch recht gut erzählen, wie er schon einige Male bewiesen hat, auch wenn er wie der in den Danksagungen genannte W.E.B. Griffin IV zu der Sorte gehört, die ihre einzigartige Nation als das Nonplusultra der gesamten Welt hinstellen. Rund zwei Drittel des Buches wird der Leser mit Fakten und Fiktionen zum Thema Forschung und Gedankenexperimenten versorgt. Sehr wichtig dabei ist, dass er - wenn auch mit der rosa US-Brille - auf die politischen und ökonomischen sowie ökologischen Aspekte einer solchen Herausforderung eingeht, auch wenn der Bau des Turms, die Vision, die dahintersteht, entschieden mehr Raum einnimmt. Aber es sollte ja auch kein wissenschaftlicher Exkurs sein, sondern ein Unterhaltungsroman, der ein Abenteuer sondergleichen skizziert. Und nachdem zwei Drittel der Geschichte erzählt sind, die internen Konflikte abgehakt wurden, zieht auch das Tempo an. Verschwörungen und Attentate kommen zu ihrem "Recht". Das Spannungslevel wird eindeutig erhöht. Zudem wird nach und nach der dramatische und emotionale Part hervorgehoben. Irgendwie passte ab hier alles viel besser zusammen, ging Hand in Hand und diente trotz mahnender Worte bezüglich sozialer und kultureller Entwicklungen vorzüglich der Unterhaltung mit einem gewissen Anreiz zum Nachdenken (US- und NASA-Hohelied mal weggelassen, ebenso die undifferenzierte Lobhudelei zum Kapitalismus ohne Staatskontrolle und diverse "Pathos-Attacken"). Insgesamt eine recht ordentliche Lektüre, in der zwar die propagierte und einseitige US-Heroisierung störend wirkt und man das erste und zweite Drittel vielleicht zu sehr hervorgehoben hat, die ihren Unterhaltungswert durchaus unter Beweis stellen konnte. Besonders dann, als es im letzten Drittel recht flott wird und man das Buch nicht mehr aus der Hand legen will. Mein Urteil über das gesamte Buch mit seinen 570 Seiten ist wegen dem etwas zähen Teil über zwei Drittel leicht zwiegespalten, aber man wird dann doch auf rund 200 Seiten für seine Geduld belohnt. Also nicht gleich aus der Hand legen, wenn man glaubt, das Buch käme nicht in die Gänge. Das tut es, man muss nur dran glauben und durchhalten. Hab die Seitenzahl mal wieder im Text versteckt. Bleibt nix anderes übrig, als den Mist zu lesen. :icon_mrgreen:

Jerry Garcia



Ben Wallace. Die postapokalyptische Welt ist gar nicht so schlimm. Sicher, es gibt Mutanten. Aber für die Menschen in New Hope besteht der tägliche Überlebenskampf nicht so sehr aus der Suche nach Nahrung oder Medizin, viel schwieriger ist es, neue Spieler für ihre Kickball-Teams zu finden. Dies macht es einem postapokalyptischen Krieger nicht einfach, Arbeit zu finden. Gott sei Dank ist da eine Armee von Mördern und Brandschatzern auf dem Weg in die friedliche Stadt, um sie dem Erdboden gleichzumachen. Nur eine Handvoll ausgebildeter postapokalyptischer umherziehender Krieger kann sie aufhalten. Gleich zwei haben ihre Dienste angeboten. Einer von ihnen ist eingeladen, zu helfen. Der andere wird zurück in die Einöde geschickt. Doch haben die Stadtbewohner die richtige Wahl getroffen? Werden sie gerettet werden? Und was hat es eigentlich mit den SSB's, den superschlauen Bären, auf sich?

Jerry kommt nach New Hope und will sich dort als Krieger und Arbeiter andienen. Der Stadtschreiber Roy ist skeptisch, ausserden kann er sich keinen Fehler leisten, da er demnächst bei der Wahl des Bürgermeisters gegen den amtierenden Amtsinhaber antreten will. Jerrys Werdegang und seine Fertigkeiten überzeugen ihn nicht und so lässt er ihn aus der befestigten Stadt recht rüde entfernen. Vor dem Stadttor, mit dem Gesicht im Staub, bemerkt er über sich eine Gestalt. Es ist Logan, ein weiterer Krieger aus der Gattung postapokalyptisch umherziehend. Auch er möchte einen Posten in New Hope. Während also Jerry von dannen zieht, geht Logan nach drinnen und kann den Stadtschreiber von seinem Nutzen überzeugen. Jerry lässt die ummauerte Stadt hinter sich und begibt sich zu seinem Winnebago, der mit Hündin Chewey, allerhand Waffen, Nahrung sowie großem TV mit unzähligen DVDs ausgerüstet ist. Zusammen setzen sie ihre Reise fort und kommen nach Vita Nova. Doch diese Stadt existiert nicht mehr. Sie wurde bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Nur zwischen den Trümmern und der Asche findet Jerry Erica, eine Überlebende, die ihm erzählt, dass die nicht getöteten Bewohner von den Angreifern als Sklaven mitgenommen wurden. Gemeinsam ziehen sie weiter und treffen im Wald auf die SSBs - die superschlauen Bären. Nach diesem Abenteuer ziehen sie mit weiteren Gefährten wieder Richtung New Hope, wo Erica hinmöchte. Unterwegs werden sie von Männern des Majors angegriffen und nachdem sie diese abgewehrt haben, erzählt Erica, dass genau jener es war, der Vita Nova überfallen und niedergebrannt hat. Auch die Mannschaft um den Major ist auf dem Weg nach New Hope.

Ganz eindeutig hat Steffen Janssen vom Luzifer-Verlag (JA, ich hab den Verlag erwähnt! Zufrieden, der Herr? Hihi) richtig spaßige Lektüre. Dazu kommt, dass der genial-verrückte Cover-Illustrator mit dem schräg-schrecklichen Filmgeschmack, nennen wir ihn der Einfachheit halber einmal Michael, die Rückseite des Covers mit einer Figur ausstattete, die - wie er mir im Vertrauen verriet (selber Schuld) - inklusive Sabber ein sehr detailgetreues und realitätsnahes Selbstproträt von ihm darstellen soll, und damit die Vorfreude auf das Buch noch unterstrichen hat. "Mad Jerry - Der postapokalyptische umherziehende Krieger" bietet alles, was das Leserherz eher schlichter unangestrengter Literatur sich wünscht. Eine Menge Humor, der auch zu zünden weiß, Action satt und viele Anspielungen auf Filme und Serien, die man so kennt. Sei es der böse Major, der nicht von ungefähr an den Gouverneur aus "The walking dead" erinnert oder die Szenerie von "Mad Max" mit Autoverfolgungsjagden, Schrotflintenexplosionen und Flammenwerfern rund um den Winnebago. Selbst MacGyver darf nicht fehlen. Augenzwinkernd, schräg und manchmal auch albern werden Bürokraten und Despoten durch den Kakao gezogen, Dallas von einem Mutanten beherrscht, dem "Ring of fire" von Johnny Cash nicht bekommt und der im Übrigen auch aus einem John Aysa-Buch entkommen sein könnte (Aber Prinzessinnen trifft er hier nicht, sodass der Erotikanteil gen null tendiert). Hier wird gnadenlos alles auf die Schippe genommen, wobei natürlich die ganze Palette der Endzeitklischees bevorzugt veräppelt wird. Und ganz kurz blitzt hin und wieder mal die Kritik  am modernen Technikwahn und der Schlemmerei im Goldbogen-Billigkochtempel auf, um aber ganz schnell wieder dem Humor und der Action ihren wohlverdienten Platz einzuräumen. Da Buch macht von Beginn an bis zum Schluss nach rund 230 Seiten (Plus ner kurzen Bonusstory von 10 Seiten) richtig Freude, wartet hin und wieder mit nem netten Headshot auf, lässt auch literweise Blut durchs Gelände suppen und bietet Verfolgungsjagden, die gewissen Vorbildern in nichts nachstehen. Anspruchslos - ja, aber sicher. Actionreich - kann man so gelten lassen. Witzigkeit - kennt keine Grenzen. Und dazu noch ein besonderer Dank an den veröffentlichenden Verlag, dass er ohne Mehrkosten für den Kunden das Kapitel 34 gleich doppelt mitgeliefert hat. so hat man länger was von dem Spaß. Wer also witzige, abwechslungsreiche Lesekost mit feinen Actioneinlagen und einigen kleinen Überraschungen für Freund und Feind lesen will, der sollte hier zugreifen. Meiner Ansicht nach kann man das bedenkenlos tun. Aber wie immer - es ist halt Geschmackssache und die Geschmäcker sind eben verschieden. Von Ben Wallace darf gerne mehr kommen, lieber Verlag!!!

Jerry Garcia



R. E. McDermott. Um einer konstruierten Anklage wegen Piraterie zu entgehen, lässt sich der Schiffsingenieur Tom Dugan im Auftrag der CIA in die Firma eines Freundes, des Londoner Schiffseigentümers Alex Kairouz, einschleusen. Dugan glaubt jedoch keine Sekunde daran, dass Alex, wie behauptet, in terroristische Machenschaften verwickelt ist, und das bringt ihn immer wieder in Konflikte mit seinen Einsatzleitern, aber auch mit einer attraktiven britischen Agentin, mit der er schon bald eine enge, nicht nur dienstliche Beziehung unterhält. Als dann in der Nähe von Singapur ein herrenloser Tanker mit einer toten Crew aufgefunden wird und ein weiterer in Panama explodiert, wird Dugan die Verantwortung für diese Angriffe untergeschoben. Fest davon überzeugt, dass die Anschläge nur die Vorankündigung von weit schlimmeren Attacken sind, folgt Dugan einer heißen Spur nach Russland. Dort allerdings wird er von einer russischen Speznas-Einheit als "Berater" für ein Himmelfahrtskommando zwangsverpflichtet.

Tom Dugan ist in Asien unterwegs, um als Ingenieur die weitere Seetauglichkeit diverser Tanker zu überprüfen. In London hingegen wird sein Freund und oftmals auch Arbeitgeber von brutalen Typen erpresst, um ihnen dabei zu helfen, gewisse Vorkehrungen für ihr kriminelles Handeln zu treffen. Die britische Regierung kommt hinter diese Aktion und lädt die CIA ein, ihr dabei zu helfen, diesen Plan zu vereiteln. Und so kommt Tom Dugan, auch für die CIA tätig, in die Misere, seinen Kumpel ausspionieren zu müssen. Um ein Mitglied aus britischen Diensten ebenfalls in der Nähe zu haben, wird eine Agentin als Sekretärin in das Büro von Dugan geschleust. Zudem sollen die beiden glaubwürdig eine Affäre vortäuschen. Bald aber überschlagen sich die Ereignisse. Ein Tanker wird gefunden. Dessen Besatzung ist tot. Dann geschieht ein grauenvolles Unglück im Panamakanal: Ein Supertanker fliegt in die Luft, Tausende werden getötet, der Kanal blockiert. Eine Wahnsinnstat als Wahnsinnsgelegenheit für gierige Geschäftemacher. Und die Ideen der Killer sprießen weiter. Auch der Bosporus ist im visier und so könnte man Europa und sogar den USA den Ölhahn zudrehen. Vielleicht sogar einen neuen Kanal bauen, auf dem die Amis nicht den Daumen drauf haben. Der Möglichkeiten sind viele. Der Mitwisser immer weniger, da die von den Hauptfiguren nach und nach beseitigt werden.

"Tödliche Passage" fängt recht zäh an. Viele Schauplatzwechsel, noch mehr Personen, immer weitere Schiffe und Tanker, erwähnt mit Namen und Besatzungsmitgliedern tauchen in der Handlung auf. Dazu die Geschehnisse in England, die ausführliche Erläuterung der Schiffsüberprüfungen, der Erpressung des Alex. All das wird leider in einem etwas umständlichen Stil präsentiert, der irgendwie kein Tempo aufkommen lässt. Und schon ganz früh ist klar, dass dieser Plan, eine Agentin als Sekretärin einzuführen nicht nur 08/15 platt ist, sondern die übliche Liebesgeschichte enthält - und zu mehr taugt die Agentin dann auch nicht. Sie spielt wirklich keine große Rolle. Und Alex eigentlich auch nicht. Er wird zwar anfangs bei der Ausarbeitung des Plans benötigt und Bedrohung seiner Tochter erpresst, aber die grundsätzliche Hauptfigur ist und bleibt Tom Dugan. Der ist zwar der Held der Story, aber keiner der Sorte Mitch Rapp oder so. Eingebettet in unterschiedliche Teams hilft er bei der Bereinigung der Lage, bekommt auch einiges ab, ist aber keiner dieser unkaputtbaren Supermänner. Bis zu etwas um die 40 % des Buches muss man sich gedulden, bis die Sache an Tempo gewinnt, aber dann geht es auch ziemlich rund. Leider ist der Autor keiner von der Sorte, die die Geschwindigkeit der Handlung auch auf den Leser übertragen können. Trotz diverser Kills, Schießereien und Explosionen sowie einer Riesenkatastrophe wirkt alles manchmal immer noch sehr behäbig. Tja, und mit Klischees wird doch sehr "offensiv" umgegangen. Amis und Briten sind die eindeutig besten Nationalitäten ohne jegliche charakterlichen Mängel auf unserer Erde, während die Russen egoistisch und eiskalt sind, während China hinterlistig und die anderen Gegner gewalttätig, hässlich und abgrundtief böse sind. Selbst der absolut bestechliche und unzuverlässige, wortbrechende Schwarzafrikanische Staatenlenker darf nicht fehlen. Hier wird das nur positiv dargestellt, weil er einen alten Ex-Stasi-Mann über den Löffel barbiert, aber ansonsten ist es die übliche Darstellung von Herrschern dieses Kontinents. Und das Ende? Boah ey, das könnten ein Spielberg oder ein Emmerich nicht besser inszenieren. Echt zum Tränen vergießen, dieser emotionale Auftrieb in proamerikanischem Sinne. Gerettete panamaische Kinderchen schwenken viele, viele US-Flaggen, streuen Blümchen als ein US-Tanker unter einer Brücke durchfährt und selbst gestandene Matrosen vergießen Tränchen. Insgesamt KANN man "Tödliche Passage" mal lesen, aber ehrlich gesagt, werde ich auf weitere verzichten. R. E. McDermott schreibt leider zu umständlich und braucht zu lange, um in die Spur zu kommen.   435 Seiten.

Jerry Garcia



Will Jordan. Bei einem Anschlag in Washington D.C. werden mehrere russische Abgeordnete getötet. Ryan Drake, Chef einer CIA-Eingreiftruppe, traut seinen Augen kaum. Hat sich die ehemalige Agentin Anya, die er vor Jahren aus einem russischen Gefängnis befreit hat, einer terroristischen Vereinigung angeschlossen? Die Suche nach Antworten führt Drake bis nach Moskau. Er ist hin- und hergerissen zwischen seiner Pflicht als CIA-Agent und seiner Loyalität zu Anya. Kann Ryan Drake sie stoppen? Will er das überhaupt?

Drake erhält an einem dunklen Abend in Washington eine SMS, die ihn zu einem Treffpunkt lotst. Einem Treffpunkt, an dem Anya auf ihn wartet. Aber nicht so, wie e es sich vorgestellt hatte. Denn Anya hatte kurz zuvor mit einem Hochleistungsgewehr die Limousinen einer russischen Delegation beschossen, die zu friedlichen Gesprächen mit den Amerikanern im Land war. Während die Fahrer getötet werden, überlebt eine Agentin, aber sie und ein Delegationsmitglied werden entführt. Drake trifft am genannten Ort ein, als Anya gerade ihre Waffe zusammenpackt. Sie sieht ihn und seilt sich blitzschnell von dem Dach ab, das sie als Schützenplatz genutzt hatte. Drake kann von seinem Standort aus sehen, wie ein Krankenwagen zu den Russen rast. Doch kaum ist er da, fährt er auch schon wieder ab. Das ging viel zu schnell, da muss etwas faul sein. Doch vorerst kann er sich nicht darum kümmern, da jetzt die Polizei einige Fragen an ihn hat. Drake und die Polizei, die ihm endlich glaubt, dass er nicht beteiligt war, finden den Aufenthaltsort des Krankenwagens und der Entführten. Doch der Mann ist tot, während die Frau gerettet werden kann. Drake will nun wissen, was hier vor sich geht, bekommt aber Probleme mit Franklin und zieht auf eigene Faust los. Hilfe holt er sich bei McKnight, Frost und Mason. Dem Mason, dem er vor Kurzem die Diensttauglichkeit aufgrund der in Sibirien erhaltenen Verwundung abgesprochen hatte und der seitdem seinem Frust freien Lauf gelassen hat. Dennoch macht er mit. Die Spuren führen nach Russland. Der Sprengstoff, mit dem die Entführer ihre Spuren versicht hatten, kam aus Norilsk. Dorthin machen sich McKnight und Frost auf den Weg. Anyas weg hingegen führt anscheinend von Kanada via Moskau unter falschem Namen nach Grosny. Bevor sie nach Moskau fliegen, holt sich Drake die Erlaubnis in der russischen Botschaft, auf russischem Hoheitsgebiet ermitteln zu dürfen. Doch Anya findet er deshalb noch lange nicht - und was dahinter steckt ahnt er noch nicht einmal.

Die Hauptpersonen des Buches sind Anya - wie eh und je undurchsichtig und geheimnisvoll sowie gefährlich, Drake - hin- und hergerissen zwischen Pflichtgefühl und Anya sowie Mason - stur und dickköpfig will er trotz Medikamentensucht wieder in den Dienst zurück. Dieses Dreieck führt zu Konflikten innerhalb von Drakes Truppe. Die Auseinandersetzungen drohen alles zu gefährden. Auch weil Drake in seiner vermeintlichen Hörigkeit Anya gegenüber nichts mehr um ihn herum richtig wahrnimmt, seinen Kollegen gegenüber ungerecht ist und sie immer wieder vor den Kopf stößt oder gar gefährdet. Und er maßt sich an, Mason zu kritisieren, der eigentlich nur auf andere Weise ähnliche Fehler begeht. Der geschlossene Burgfrieden bröckelt. Und auch Frost und McKnight werden in dieses Dilemma mit hineingezogen, ohne es zu wollen. Und Anya? Die macht ihr Ding. Lässt keinen ihren Plan erkennen. Und während der Leser bei eben diesem Plan ebenso lange im Dunkeln bleibt wie Drake und seine Leute, bekommt zumindest der Leser etwas aus Anyas Vergangenheit serviert, die mit schwierig nur unzureichend beschrieben ist. Bedroht, manipuliert, fallengelassen, eingesperrt. Bis sie von Drake befreit wurde. Auf den rund 670 Seiten nehmen also auch menschliche Dramen ihren Lauf, die aber von einem gut durchdachten Plot, den unterschiedlichsten Charakteren und einem netten Schwung an Action getragen werden. Das Tempo ist, die Spannung ebenso, dam man nie weiß, was hinter all dem steckt, wie perfide die Verschwörung überhaupt ist, in die die Protagonisten da geraten sind. Will Jordan steuert konsequent und geschickt  auf ein grauenhaftes Szenario zu, mit dem keiner wirklich rechnen konnte, so unglaublich unmenschlich ist es. Alles in allem ist es ein packender Thriller mit feinen Actionsequenzen und einem dynamischen Finale. Eindeutig eine Kaufempfehlung. Es wäre ratsam die beiden Vorgänger "Mission: Vendetta" und "Der Absturz" auch zu lesen, um die komplexen Beziehungen diverser Figuren zueinander voll erfassen zu können. Das Ende weist auf einen weiteren Teil hin, der in der Heimat des Autors als "The Black List" schon zu kaufen ist und es soll wohl auch schon an einem fünften Buch gearbeitet werden. Also, lieber Verlag in Deutschland, bitte auch bei uns veröffentlichen. Derartig gelungene Spannungsromane gibt es leider viel zu selten. Die Briten wissen schon, was sie machen. Haben sie früher mit Autoren wie Matt Chisholm (Peter C. Watts) und George G. Gilman (Terry Harknett) den Amerikanern auf dem Gebiet des Westernromans gezeigt, dass sie sich nicht hinter den Cousins in Übersee zu verstecken brauchen, sind es heute Künstler wie Will Jordan oder Tom Wood, die in die Phalanx der Amerikaner einbrechen und gewillt sind, sie vom Thrillerthron zu stoßen. Ja, unsere "Inseleuropäer" - Fußball-Weltmeister werden sie vermutlich nie mehr, aber Thriller schreiben, DAS können sie.

Jerry Garcia



William Hertling. Die technologische Singularität ist der Zeitpunkt, ab dem sich Maschinen mittels künstlicher Intelligenz selbst steuern und verbessern können und so den technischen Fortschritt enorm beschleunigen. Und dieser Zeitpunkt ist näher als gedacht. Rechtschreib- und Grammatikprüfprogrammen steht die neuste Errungenschaft in Sachen verbesserte Kommunikation in den Startlöchern: ELOPe analysiert nicht nur den eigenen E-Mail-Text, sondern auch die Mails des Empfängers. Bevor es jedoch auf den Markt kommt, droht die Chefetage von Avogadro Corp. den Programmierern David und Mike den Geldhahn zuzudrehen. Kurzentschlossen aktivieren die beiden ELOPe im Firmennetz - und haben über Nacht ungeahnte Kapazitäten zur Verfügung. Doch immer mehr Details passen nicht ins Bild, und die beiden erkennen, dass ELOPe völlig selbstständig handelt und inzwischen Zugang zu Waffensystemen hat.

David und Mike werden während einer Veranstaltung von ihrem Chef angesprochen, wie es um das neue Projekt ELOPe steht. Es würde langsam Zeit für Ergebnisse. Doch soweit sind sie noch nicht. Und da ist auch das Problem des Budgets. Und ihr Finanzverwalter gibt ihnen nur noch zwei Wochen, in denen sie den Großteil der Server ihrer Firma mit Beschlag belegen dürfen, danach ist Feierabend. Die Firma muss wirtschaftlich agieren. Da müssen David, Mike und das Team Nachtschichten einlegen, um zu Potte zu kommen. Bald gibt es einen kleinen Durchbruch und zur Belohnung gibt es einen gemeinsam Tag zum Snowboarden. Doch David hat keine Ruhe und als er eine Möglichkeit sieht, ELOPe zu aktivieren, tut er es ohne große Bedenken, aber auch ohne Sicherheitsleine - obwohl das Programm noch nicht auf sicheren Füßen steht. Was er damit anrichtet, ahnt er nicht mal im Traum. So nach und nach gehen EMails hin und her, die die Finanzierung unterstützen und Sicherheit versprechen. Alle möglichen Kapazitäten werden für das Programm reserviert. Gene, ein älterer Mitarbeiter, der wegen seiner Leidenschaft für die Arbeit mit Papier von allen Kollegen belächelt wird, entdeckt als Erster gewisse Unregelmäßigkeiten. Die Finanzen der unterschiedlichsten Ressorts passen nicht. Als man nachforscht, dämmert David und Mike, dass sich ELOPe selbstständig gemacht hat. Nicht nur das, es heuert eine Firma an, die die Rechenzentren, die draußen vor den Küsten der Länder, in denen Avogadro Corp. Zweigstellen hat, mit Robotern warten aber auch gegen Piraten verteidigen lässt. Immer weitere Kreise zieht die Macht des Programms. Bald entscheidet man sich für härtere Maßnahmen. Und um die Roboter zu besiegen werden Söldner einer privaten Sicherheitsfirma angeheuert.

Der Erstling von William Hertling ist eine nette Geschichte um die Errungenschaften der modernen Welt - und auch der einer gewissen Gier nach Anerkennung und Macht. Man kann sie auch als Mahnung lesen, dass gewisse Fortschritte nicht mehr umkehrbar sind. Das kann man ja auch schon in der heutigen Zeit oft genug erleben - und die Leidtragenden sind so gut wie immer die Arbeiter und Angestellten. Die Story um ein Programm, das eigene Wege geht, ist jetzt nicht wirklich neu, wird aber flott und auch recht simpel präsentiert. Man muss sich als Laie nicht durch teilweise unverständliche Fachbegriffe ackern, möglicherweise gar nachschlagen. Vieles ist vereinfacht formuliert, was auch zum Tempo und dem Lesefluss beiträgt. Mag sein, dass das jetzt oberflächlich klingt, aber wer nur die reine Unterhaltung möchte und sich nicht mit Gedanken um die Probleme der Welt oder auch nur der Buchfiguren befassen will, kommt hier schon auf seine Kosten. Kein hochkomplexer Thriller, aber einer, in dem sogar gegen Ende etwas auf Action gesetzt wird. Nur wenig und kaum so blutig wie in den Crime-Thrillern vom Hauptverlag FESTA, aber auflockernd für die ganze Geschichte, die sich auf leichte Weise mit der Problematik befasst, was geschehen könnte, wenn Maschinen oder Programme die Geschicke der Welt übernehmen würden? Würden sie dem Menschen dienlich sein? Oder selbst so machtgierig werden, wie es die Menschen selbst nur zu sind (siehe Politker oder Konzernchefs, die landläufig in gewissen Fällen für ihr egoistisches Verhalten schon mal als Pack bezeichnet wurden)? Wo soll man eine Grenze ziehen zwischen den neuen Möglichkeiten und den Gefahren, die sich daraus entwickeln könnten? Zur "Singularity"-Reihe, zu der das vorliegende Buch nur der Auftakt war, gibt es noch drei weitere Bücher, die hierzulande zumindest vorerst nicht mehr erscheinen werden. Glücklicherweise sind die aber in sich abgeschlossen. Einfach nur lesen, geniessen und abschalten und somit ganz okay, aber gegen die Werke aus der Feder von Daniel Suarez dann doch eine Liga tiefer. 310 Seiten.

Jerry Garcia



Niall Leonard. Als Finn seinen Vater ermordet auffindet und er selbst zum Hauptverdächtigten der Polizei wird, setzt er alles daran, den wahren Mörder zu finden. Eine Spur führt ihn in die Londoner Unterwelt und mitten hinein in die Fänge der skrupellosesten Gangster der Stadt. Eine atemberaubende und gefährliche Jagd beginnt. Nur seine neue Freundin Zoe gibt Finn in dieser Zeit Halt. Doch dann taucht auf einmal seine verschollene Mutter wie aus dem Nichts bei ihm auf – und Finn weiß nicht, wem er überhaupt noch trauen kann.

Finn wohnt zu Hause bei seinem Vater. Er hat einen beschissenen Job in einem dieser ekligen und mies bezahlten Burger-Läden und wurstelt sich so durch. Zudem hat er aus seiner rebellischen Phase eine nicht gerade schmale Polizeiakte. Sein hingegen ist ein mittlerweile arbeitsloser Schauspieler, der sich nun am Schreiben von Drehbüchern versucht. So richtig funktioniert das auch nicht. Er hat sich eher zu einem antriebslosen Stubenhocker entwickelt, der nicht in die Spur kommt. Abends zieht er sich in seine Stammkneipe zurück, wo er die alten Tresenbelagerer mit Stories aus seiner Zeit beim Film unterhält und dafür einige Biere spendiert bekommt. So weit, so schlecht. Aber für Finn kommt es noch dicker. Er kehrt eines Tages von der Arbeit heim und findet seinen Dad tot vor. Erschlagen mit einer seiner Trophäen aus besseren Tagen. Finn ist erst wie erstarrt, ruft dann die Polizei. Wie das dann so ist, wird natürlich auch er zu den Verdächtigen gezählt. Seine Befragung nehmen ein Detective Inspector Prendergast und ein Detective Sergeant Amobis vor. Während Prendergast wohl Finn schon sofort als Täter ins Auge gefasst hast, geht Amobis etwas freundlicher mit dem Jungen um. Nachdem diese Tortur beendet ist, macht sich auch Finn seine Gedanken. Er kommt auf die Idee, dass sein Vater sich beim Recherchieren nach einem guten Stoff möglicherweise selbst in die Bredouille gebracht hat und etwas aufschnappte, das er besser nicht gehört hätte. Finn geht in die Stammkneipe seines Vaters und erfährt von dessen Kumpanen, dass schon einmal ein Mann da war, der nach Finns Dad gefragt hatte. Und dass sein Dad sich über den Boss der Organisierten Kriminalität in London erkundigt habe und dabei vielleicht erfahren hat, dass dessen Adjutant mittlerweile selbst Ambitionen hegte, die Leitung zu übernehmen. Voller Tatendrang schleicht er sich auf das Gelände vom großen Boss, hört dann ein Plantschen und Kinderschreie. Er kann die nicht einfach ignorieren und bewegt sich auf die Geräuschkulisse zu. Ein kleiner Junge droht im Pool zu ertrinken und seine noch jüngere Schwester steht am Beckenrand und weint. Finn rettet den Jungen und erfährt die Anerkennung des Bosses, bekommt sogar einen Job in einem Restaurant. Doch was er da erfährt, ist zuviel für ihn.

Nach einigen bisher gelesenen Jugendbüchern, die zumeist auch unterhaltsam und spannend waren oder wie "Agent 21" zumindest in simpler Form die Heldenträume junger Burschen bedienten, ist mir hier ein eher konventioneller Krimi in die Hände gefallen, der nicht wirklich viel aufzubieten hatte. Ist am Anfang noch mit einer eher geheimnisvollen Story zu rechnen, entwickelt sich die Geschichte immer weiter in eine Richtung, die sämtliche Klischees bedient, die man von einer 08/15-Handlung oder einem dieser lauen TV-Filme auf dem Privatsender-Sektor mit ihren großkotzig angekündigten "Weltpremieren" (Obwohl eh fast nur in Deutschland versendet, weil kaum ein anderes Land außer den USA so einen Mist sehen will) genau in der Form auch erwartet. Kurz: die Begeisterung meinerseits über dieses Buch hält sich im Rahmen (Buch zwei hab ich auch noch, mal sehen, wann ich das angehe), ist mehr als nur überschaubar. So richtig skizziert wird auch nur die Figur des Finn, sie bekommt etwas mehr Hintergrund, Emotion und Gestalt, während alle anderen eher Abziehbilder sind, die man schon -zigmal andernorts vorgesetzt bekam. Lesen tut sich das Ganze flott, der Stil ist voll darauf ausgerichtet, keinen Hänger zu haben. Einfach aber wirkungsvoll. Leider gilt das aber nicht für den Rest. Die Rollen sind klar verteilt, Gut und Böse sauber getrennt. Da gab es schon viele Jugendbücher, die mehr Spannung, geheimnisvolle Feinde oder hintergründe zu bieten hatten, die nicht wie ein Schulaufsatz formliert waren und dennoch für Jugendliche geeignet. Ich nenne da gerne als Paradebeispiel Charlie Higson. Der scheint seine jungen Leser bzw. die Zielgruppe ernst zu nehmen, ohne es mit schwierigen Passagen zu übertreiben. Schwierige Passagen hat sich Niall Leonard komplett gespart. Deshalb ist "Crusher - Traue niemandem" auch nur ein umfangreicherer Heftroman geworden, den man zwischen zwei Taschenbuchdeckel gepresst hat. War jetzt nicht gerde mein bester Einkauf. Wenigstens war er billig - gebraucht geholt. 350 Seiten.

Jerry Garcia



James Dashner. 13 Jahre bevor Thomas ins Labyrinth kam: Unerträgliche Hitze, radioaktive Strahlen und riesige Flutwellen – das Land liegt brach. Jeder Tag ist ein Kampf ums Überleben. Mark und seine Freunde irren durch verlassene Städte auf der Suche nach einem Ort, an dem sie bleiben können. Als sich ein Hubschrauber nähert, glauben sie an Rettung. Doch sie werden beschossen, mit infizierten Pfeilen, die einen Virus verbreiten. Wer tut den Menschen so etwas an? Mark und seiner Truppe bleibt nicht viel Zeit das herauszufinden, denn der Virus mutiert und wird zur tödlichen Gefahr.

Mark lebt mit einigen Leuten in einer Dorfgemeinschaft. Das wiederum besteht aus einigen brauchbaren Gebäuden, aber auch schlichten Erdlöchern, über die man Holzstämme als Dach gelegt hat. Über Kälte kann sich keiner beschweren, denn nach der Katastrophe ist es trotz ein paar Jahren Abstand immer noch heiß. Eines Tages aber fliegt ein Berk über ihr Lager. Doch nicht zur Rettung; es wird vom Schiff aus mit Gewehren auf die Leute geschossen. Aber nur kleine Pfeile. Dennoch fallen die Bewohner um wie die Fliegen. Mark und seine Freunde Alec (Ein älterer Mann und Ex-Soldat), Darnell, Lana, Frosch und Misty laufen weg - in unterschiedliche Richtungen. Die erste Person, auf die Tom bald trifft, ist Alec. Gemeinsam wollen sie das Luftfahrzeug stoppen. Alec hat zwei Seile mit Enterhaken und mit denen gelangen sie über die Einstiegsluke in das Schiff, aber die Typen dort wehren sich natürlich. Und als die Pilotin mitbekommt, dass die Eindringlinge die Überhand zu bekommen könnten, lenkt sie das Schiff in Kamikaze-Manier Richtung Erde. Den Absturz überleben nur Mark und Alec. Zusammen gehen sie zurück zum Dorf. Es sind mittlerweile zwei Tage vergangen und der Geruch lässt sie wissen, was sie da erwartet. Viele ihrer Nachbarn und Freunde liegen tot im Staub. Sie finden auch ihre ehemaligen Gefährten, von denen aber Darnell von einem Pfeil getroffen wurde. Trina und die anderen haben ihn in einem Schuppen unter Quarantäne weggesperrt. Er wurde getroffen, hat sich aber beim Helfen infiziert. Sein Tod ist grausam. Bald zeigt auch Misty die Symptome und es scheint als ob der Virus bei jedem anders wirkt., die Ansteckung sich erst später zeigt. Mark will mit ihnen weggehen, aber Frosch, der Freund von Misty, weigert sich und will bleiben. So gehen nur Trina und ihre Leidensgenossen. Eine Reise durch eine apokalyptische Welt beginnt, in der an jeder Ecke schlimme Gefahren lauern.

Nachdem im Prolog Thomas und Teresa kurz vor den Geschehnissen aus dem ehemals ersten Band der Reihe kurz auftauchen, sind sie damit auch fertig. Cameo-Auftritt. Die eigentliche Geschichte beginnt 13 Jahre vor den Ereignissen um Thomas und dem Labyrinth. Mark als Protagonist lässt in seinen nächtlichen Träumen die Ereignisse nach dem Inferno Revue passieren und erzählt, wie er aus der Stadt geflohen ist. "Kill Order" macht seinem Titel alle Ehre. An Action und Attacken mangelt es nicht. Die Reise durch eine apokalyptische Welt, die zu einem sicheren Platz führen soll, hat es in sich. Der Autor setzt hier eindeutig auf Action im Level-Stil. Wie in einem Videospiel hangeln sich die recht oberflächlich gezeichneten Figuren von einer Gefahtensituation zur nächsten. Und zwischendrin kommen einige kleine Rückblenden zum Ausbruch der Katastrophe, ein klein wenig Liebelei und Romanze sowie einigen doch recht emotionalen Momenten. Insgesamt eine schnelle Story, die mit ihrer Action und etwas Spannung sehr flott vorangeht, auch wegen der vielen feindlichen Attacken, während denen man auch über andere Schicksale zumindest am Rande etwas erfährt. Ein Endzeitroman, in dem die Jugendlichen eigentlich zu sehr wie Erwachsene handeln und man manchmal nur weil man die Zielgruppe schon von den anderen Büchern her kennt als Jugendbuch zu erkennen ist. Übermäßige Brutalität kommt nicht vor, aber was man im Laufe der Zeit entdeckt bzw. als Leser erfährt, ist schon starker Tobak. Die Freunde treffen auf ihre postapokalyptischen Reise auf viele Gruppen, die jeweils an anderes Ziel vor Augen haben. Die Charakterisierung der anderen und gefährlichen Überlebenden ist minimal und kaum der Rede wert. Aber es werden nach und nach häppchenweise Enthüllungen gemacht, die sich zumindest in Teilen mit den späteren Geschehnissen in Verbindung bringen lassen. Meist eher nur vage, aber wer die anderen Bücher sowie die bisherige Verfilmung des ersten kennt, wird diese sicher erkennen. Ansonsten bleibt nur zu sagen, dass es hier mehrere Möglichkeiten gibt, weitere Abenteuer zu "Maze Runner" als Buch zu präsentieren (Ein 5. -"The fever code"). Sei es an den Prolog angesetzt, seinen es weitere für den Zeitraum der 13 Jahre bis man beim Beginn der Handlung um Thomas ist oder etwas mehr zu dem, was im Epilog angedeutet wird. Temporeich, actionreich, einfach lesbarer Stil, fesselnd, spannend und mit weiteren offenen Fragen, die nicht alle beantwortet werden. Alles in allem bietet das Buch gute Unterhaltung, wenn man nicht zu pingelig an Inhalt und Stil rumkritisiert.   440 Seiten.                   

Jerry Garcia



Steve Berry. Cotton Malone will mit seinem Sohn Gary in den Urlaub, als er in letzter Minute einen Auftrag erhält: Er soll den Teenager Ian, der zuvor versucht hatte, ohne Papiere in die USA einzureisen, der Polizei übergeben. Doch statt der vereinbarten Übergabe wird Malone niedergeschlagen und Gary von Unbekannten entführt, Ian kann in letzter Sekunde flüchten. Die Entführer scheinen hinter einem Dokument her zu sein, das nur Ian beschaffen kann und in dem das bestgehütete Geheimnis der englischen Monarchie enthüllt wird. Ein Geheimnis, das eine große Gefahr für den Frieden in Europa bedeutet.

Cotton Malone wollte mit seinem Sohn Gary eigentlich  nach Dänemark, bekommt aber in letzter Sekunde den Auftrag, den jungen Ian, der illegal in die USA einreisen wollte, mit nach London zu nehmen und dort der Polizei zu übergeben, die den Schlawiner sucht. Am Flughafen angekommen werden sie problemlos durch die Kontrollen geschleust, was alleine schon verwunderlich ist, da die Briten ja auf ihren Status der Fremdenabweisung sehr streng bestehen. Am Ausgang zu den Taxen werden sie auch gleich von Männern empfangen, die sich als offizielle Mitarbeiter der Regierung ausgeben. Kaum im Wagen, ändert sich die Situation. Die Kerle bedrohen Malone und die beiden Jungen und wollen Informationen von Ian. Der hatte nämlich vor seiner Flucht Richtung USA (Under Surveillance of America) auf einem U-Bahnsteig einem Mann etwas aus der Tasche stibitzt, der kurze Zeit später von anderen Typen vor die einfahrende U-Bahn gestoßen wurde. Malone sürzt aus dem Auto und donnert sich den Schädel auf dem Asphalt an, die beiden Jungs können fliehen. Doch im Endeffekt entkommt nur Ian, während Gary geschnappt wird. So wird Cotton Malone, auf dem Weg nach Dänemark bei seinem Abstecher nach London in eine finstere Geheimaktion involviert, die sich keiner hätte vorstellen können: Operation Königskomplott. Was soll das sein? Die Amis suchen in der britischen Vergangenheit nach Vorfällen, mit denen sie die Engländer und ihre Untertanen erpressen und nach ihrer Musik tanzen lassen können - das übliche Spiel das Amerika mit Verbündeten, Freunden und erst recht Feinden so treibt. Hinzu kommt noch, dass Malone auch noch private sorgen hat, da er mittlerweile weiß, dass er nicht der leibliche Vater von Gary ist und sich seine Frau damals mit einem Seitensprung für die vielen derartigen Fehltritte von Malone gerächt hat. Während der noch nicht einma einen Tripper mit nach Hause bringt, ist es bei ihr gleich ein Sohn - und die Wahrheit wird rund 15 Jahre nach ständigem Zores verschwiegen. Das Komplott wird immer verwzickter, als sich auch noch die SOCA-Ermittlerin unter Bewährung - sie hat so Einiges angerichtet, bei dem John Wayne in "Brannigan" blass ausgesehen hätte - in die Mischpoke reinhängt, eine geheinisvolle Gruppe namens Daedalos mitmischt und der MI6 aka SIS selbstverständlich auch dabei sein muss, obwohl er eigentlich nur für den Auslandsgeheimdienst zuständig ist. Also ebenso "gesetzestreu" wie die Cousins der CIA. Und was es am Ende wirklich mit all dem auf sich hat, das kann kaum einer ahnen, schon gar nicht Cotton Malone.

Ein Sommerleserätsel mit ausufernder Geschichtsstunde. Da wird mit allerlei Namen und Daten um sich geworfen, die Jungkönige und Jungköniginnen, Königsgattinen (Anne Boleyn, nach der sich die Sängerin von "Hellion" genannt hat oder Jane Seymour, nach der sich James Bond die Pulverpfötchen schleckte, als die den Namen nutzende Darstellerin im Film "Der Mann mit dem goldenen Colt" auftauchte)  in allen Ehren gewürdigt, ihre Intrigen offen gelegt und so manch angebliches Geheimnis gelüftet. Und ob all dieser historischer Fakten, die ich mit Mühe aus meinem Gedächtnis nach jahrelangem Schulunterricht verdrängt hatte, wird die schon damals empfundene Müdigkeit wieder in meine Glieder gelockt. Will sagen, es war etwas zuviel der Historie. Hab mich glatt dabei erwischt, irgendwann einen herben Aufmerksamkeitsmangel zu spüren und mehr als fünfzig Seiten zurückblättern zu müssen, weil ich deren Inhalt nicht mehr richtig aufgenommen habe. Das Buch ist um etliche Seiten zu lang. Gut und Böse sind - abgesehen von den Ausnahmen der Dienste - fein getrennt. Der Superschurke, der mordet (was ja per se nicht sooo schlimm ist) und Frauen und Kinder schlägt, lügt, betrügt und aus rein egoistischen und gierigen Motiven handelt sowie der heilige Fremdgeher Cotton Malone, die beiden Buben (ja,  jahrelange Diebeszüge auf Londons Straßen werden hier honoriert) sowie zwei nette alte Damen sind das Licht in dieser fiesen Intrige, in der manipuliert, getrickst, gelogen und betrogen wird, dass sich die Balken biegen. Glücklicherweise wird die persönliche Beziehungskiste nicht überstrapaziert, was ihren Anteil an der Handlung angeht. Ein bisserl Tränendrüse, ein bisschen vergeben und vergessen mit Strahlemann/-frau am Ende und gut war es damit. Insgesamt hätten dem Buch einige Seiten weniger Details zu Englands Historie in ihrem Commonwealth gut getan, dafür den Fokus mehr auf die Pläne der Finsterlinge gelegt und die Spannung sowie die Action in den Vordergrund gestellt. Ohne dieses Überangebot an Geschichte wäre "Das Königskomplott", das sich um aktuelle und ferne Konflikte dreht und diese wieder aufflackern lassen würde, zwar kein begnadeter Kracher vor dem Herrn, aber zumindest ein solider Spannungsroman aus dem Agentenmilieu, der einige Tupfer Action und die sonstigen Zutaten zu dem Genre aufgeboten hätte. Dazu dann kürzere Rückblicke in die Historie hätten zusammen mit den Erläuterungen des Autors in seinem Schlusswort völlig gereicht, die Verbindungen zu erläutern. Unterhaltend, bis die Ermüdung einsetzt. Nicht der ganz große Wurf und zudem nutzt sich die Masche von Steve Berry langsam ab. Wer nur einen Thriller lesen will, liest den Historienteil quer und beschränkt sich auf die Geschehnisse in der Gegenwart. Am Ende folgt dann eh erläuternde Zusammenfassung für Dummies. Ein Rollins oder ein Cussler können das weitaus besser. 500 Seiten plus die Anmerkungen des Autors

Jerry Garcia



Anna Carey. Sunny ist wieder auf der Flucht. Sie verlässt Los Angeles und fährt nach New York. Begleitet wird sie dabei von Rafe, dem Jungen aus ihren Träumen. Er behauptet, sie zu kennen und dass sie sich einmal geliebt haben. Und er verrät ihr ihren richtigen Namen: Nun ist sie nicht mehr Jane Doe. Gemeinsam wollen sie ihre Verfolger zur Strecke bringen und das grausame Spiel ein für alle Mal beenden. In New York treffen sie auf weitere Zielobjekte. Und auch Ben taucht plötzlich auf und versucht alles, um Lenas Liebe und Vertrauen zurückzugewinnen. Auch wenn der Preis, den er dafür zahlen muss hoch ist. Denn jetzt steht auch er auf der Abschussliste. Quelle cbt - mit leichten Abänderungen zur Vermeidung von Spoilern von Buch 1 "BlackBird".

Sunny hat sich abgesetzt aus L. A. und ist nach New York gekommen, um endlich etwas über ihre Vergangenheit und die Ereignisse, die zu der Jagd auf sie führten, zu erfahren. Sie ist gewohnt vorsichtig und aufmerksam, kann sehen, dass hier mehrere Leidensgenossen die Straßen bevölkern, aber auch etliche Verfolger sich in der Menge zu tarnen versuchen. Dennoch trifft sie Rafe, ohne sich zu verraten. Ihre Unterhaltung bestätigt, dass er sie kennt, so wie sie es in ihren Träumen sah. Er weiß auch ihren wahren Namen. Endlich ist sie nicht mehr Jane Doe oder Sunny. Sie hat irgendwo da draußen sogar einen jüngeren Bruder namens Chris. Die Situation ist aber immer noch verfahren genug. Celia hängt in Los Angeles sozusagen fest und kann den Gangster Ross, der Sunnys Freundin Izzy verletzt hat, nicht festnageln, da sämtliche möglichen Beweise gegen ihn verschwunden sind. Und dann dringt die Nachricht zu Sunny durch, dass der Scheißkerl tot ist. Sie muss wieder von vorne anfangen. Doch nun hilft ihr Rafe - und mit ihm eine kleine Gruppe, die sich gemeinsam ein Versteck teilen. Und sie tun gut daran, sich nicht allzu offen blicken zu lassen. Die Organisation ist weiter hinter ihnen her, nur noch intensiver, da sie schon erste kleine Risse in die Deckung der Verbrecher hämmern konnten und man befürchten muss, dass die Kids vielleicht irgendwann trotz aller Vorsichtsmaßnahmen der Wahrheit zu nahe kommen oder doch irgendein ehrlicher Polizist wie Celia ihnen hilft, die Camouflage niederzureißen, die sie um sich errichtet haben und die gesamte Führungsebene der hinterfotzigen Truppe vor Gericht stellen. Schlecht für die Verfolger ist auch, dass bei den Kids immer wieder Erinnerungsfetzen hochkommen, die sie näher an das wahre Geschehen bringen können und dass sie bald Helfer aus den Reihen der Organisation bekommen. Nicht gerade ein vernichtender Schlag, da man ja in sämtlichen Institutionen selbst etliche Leute und Informanten sitzen hat. Dennoch kommen die jungen Leute ihren Feinden immer näher.

Wie schon "Blackbird" ist "Deadfall" in  der zweiten Person geschrieben und ebenso gibt es einen kleinen Lapsus auf Seite 160, wo man einmal unabsichtlich(?) die Erzählperspektive von "dich" zu "mich" wechseln lässt. Diespannung aus dem ersten Buch bleibt trotz gewisser Erkenntnisse, die die Protagonistin dort erhielt, auf einem ordentlichen Niveau, ist man doch besten falls zu einem Kratzen an der Oberfläche gekommen. In diesem Netz aus Lug und Trug weiß der Leser nie, wer nun tatsächlich auf der Seite der Hauptfigur, die am intensivsten mit einer Charakterzeichnung ausgestattet wurde, steht und wer ihr Feind ist oder sein könnte. Wie in unzähligen Spionage- oder Paranoia-Filmen könnte hinter jeder Ecke ein Feind lauern, könnte jeder Mensch, ob Frau, Kind, Mann, ob Obdachloser oder Polizist, ob Geschäftsmann im feinen Zwirn mit besten Manieren oder der grogklotzige Türsteher eines Clubs sowie vielleicht einer dieser Straßengauner mit ihren Hütchenspielen zu den Verfolgern zählen. Für Sunny heißt es weiterhin traue niemandem, jeder lügt, bis er das Gegenteil bewisen hat. Ein trauriges Leben, jedoch ein notwendiges. Und gefährliches. In Träumen, die als Rückblenden in der Handlung fungieren, erfährt der Leser ebenso wie die Protagonistin häppchenweise etwas über ihre Herkunft und wie sie in die Situation geraten ist. Einen weiteren Teil kann Rafe beitragen. Doch zur sofortigen Enttarnung der Bösewichte reicht es leider nicht. Die Geschichte hält weiter das Tempo hoch, ist für ein Jugendbuch recht knauserig mit allzu emotionalen Momenten (Danke, Frau Autorin) und liest sich durch den schlichten, der Jugend angepassten Stil extrem flott. Und der Verlag ist bei seinem Plan geblieben, möglichst viel Papier zu verschwenden, um einen möglichst hohen Preis ausrufen zu können. Aber nichts davon kann dem Buch irgendwie etwas anhaben. Ein gutes Jugendbuch. Schnell, spannend, mit fiesen Geheimorganisationen, bösen Killern, unheimlichen Momenten und sogar ein paar nette Jagdszenen in freier Natur mit jugendlich-solider Action. Schon irgendwie fesselnd und faszinierend - speziell, wenn man wie ich daran denkt, dass dieses Potenzial auf Erwachsene umgemünzt und mit härterer Gangart und der einen oder anderen Änderung eindeutig ein Fall für eine Verfilmung als "Hard Target 2" wäre.  340 Seiten.                         

Jerry Garcia



Niall Leonard. Wenn Finn nach dem Tod seiner Eltern eines gelernt hat, dann die bittere Lektion: Traue niemandem! Mit einem dicken Erbe in der Tasche baut er sich mithilfe seines Ex-Coachs Delroy einen Box-Club auf, um auf eigenen Füßen zu stehen. Doch da verschwindet Finns Rechtsanwältin Nicky mit all seinem Geld. Delroy hat plötzlich seine Schuldner im Nacken – und die sprechen eine tödliche Sprache! Finn muss herausfinden, wo Nicky steckt, und landet abermals in der Londoner Unterwelt, in einem irrwitzigen Netz aus Lügen, Betrug und finsteren Machenschaften.

Zu Geld gekommen war Finn ja im letzten Teil, doch dann musste es auch verwaltet werden. Das übernahm seine Anwältin Nicky. Derzeit betreibt Finn ein Boxstudio mit seinem ehemaligen Lehrer und Kumpel Delroy. Doch eines Tages tauchen in dessen Wohnung zwei Kleiderschränke Marke Mordbube auf, sagen kein Wort und nehmen den TV des Ehepaares mit. Da Finn zufällig anwesend ist, mischt er sich ein, kann einige sehr gute und wirkungsvolle Treffer landen, muss aber dann doch die Flitschen strecken. Und dann erzählt ihm Delroy endlich, was los ist. Er hat sich bei einem Kredithai Kohle geliehen und ist bei den immens hohen Raten schon nach kurzer Zeit im Rückstand. Der heutige Besuch war so etwas wie eine letzte Warnung. Finn also marschiert einfach bei dem Loan Shark durch die Tür und wird sogar angehört. Er schafft es, einen Deal zu machen und die Rückzahlung aufzuschieben. Alles wunderbar - bis Nicky, die einen Zugriff auf Finns Konto noch mit ihrer Unterschrift absegnen muss, spurlos verschwindet. Finn macht sich dran, unterschiedlichste Varianten durchzuspielen, wo sie sein könnte. Befragt ihren Mann, durchstöbert sogar ihre Klientenakten und findet dort so Einiges, das in die Abgründe der menschlichen Seele weist - und auf mögliche Entführer oder schlimmer. Doch damit nicht genug. Delroy wird weiter massiv bedroht, Finn selbst geht das Geld aus und der Kredithai schickt seine Leute los, um Finn klarzumachen, dass das Haus, in dem Delroy wohnt ebenso abbrennen kann, wie das von Finn. Und das Boxstudio?  Vor dem stand einmal eine Menge blitzender und blinkender Schlitten ihrer Kundschaft. Wie gemacht für einen kleinen Anschlag, um die Kunden dazu zu bewegen, sich doch besser andernorts schwitzend zu betätigen und dafür noch zu bezahlen. Kühlerflüssigkeit überm Lack scheint ihren Zweck voll und ganz zu erfüllen - und Feuer eben auch. Finn MUSS Nicky finden, gerät aber an ihre Schwester Susan und den Ehemann Harry. Beide trauern sehr um sie und wollen helfen, wissen aber auch nicht viel. Vielleicht ist sie ja zu ihrer Verwandtschaft nach Brasilien geflogen. Niemand weiß etwas. Doch Finn gibt nicht auf.

Es ist wie bei "Crusher - Traue niemand" wieder "nur" ein Brit-Thriller für Jugendliche, der aber eher an einen stinknormalen Krimi mit etwas Gewalt (einmal gar etwas sehr drastisch für ein Young Adult-Werk) erinnert. Zudem lässt der Autor den netten Finn wieder die gleichen Fehler machen wie zuvor. Ist denn auch nix Neues mehr. In dieser Reihe steckt kein großes Geheimnis, keine riesige Verschwörung. Sie ist eine ziemlich überraschungsfreie Trilogie (Teil drei werd ich mir aber sparen), was für ne Überraschung, hehe, echt jetzt, ne Trilogie? Hatten wir doch schon ewig nicht mehr. Die Story wirkt wie ein Buch, das ein Simon Kernick beiseite gelegt hat als er einsah, dass er es nie an einen Verlag bringen würde. Niall Leonard hat gewagt und zumindest hinsichtlich eines Vertrages gewonnen. Ansonsten beinhaltet es korrupte Cops, ein fettes Psychokid (Hm, bei dem und seiner Familie kann man so etwas wie Sozialkritik erkennen. Man beachte Muttchen mit ihrer Kohle und dem wohlbehüteten Zuhause und der verbrannten Katze usw.), eine Femme Fatale und hin und wieder etwas Härte, wobei mir die Ausweidung eines Menschen für ein Jugendbuch, das "Crusher" ja sein soll, doch schon etwas sehr herb ist. Ebenfalls leicht überzogen scheint mir, dass Finn trotz seines Boxtrainings zwei oder drei Rausschmeißertypen platt macht und dann mit nur einigen Kratzern davonspaziert. Ein älteres Kid, das aber noch nicht so alt ist, dass es ohne Anwaltsunterschrift an sein Geld kommt, bügelt Kerle ab, die doppelt so breit wie ein Schrank sind, ihn um 30 Zentimeter überragen (Körpergröße meine ich) und der Bub wird nur leicht zerfleddert. Hmm? Als Krimi um verschwundenes Geld, Lug und Trug, falschen Fährten und falschen Freunden ganz nett, aber absolut nicht neu. 08/15 Story, die nebenbei bemerkt vor Fehlern strotzt, wie man sie als Krimivielleser schon etliche Male wieder in die Ecke gelegt hat und als "naja, mal nebenbei Lektüre", für die man keine sonderliche Konzentration braucht zu nutzen. Für mich schwankt der Roman aufm Hochseil immer wieder in die eine oder andere Richtung und kann sich nicht entscheiden, von welcher aus er sich nun in die Tiefe stürzen soll. Für die an sich gedachte Zielgruppe stellenweise viel zu derb, für Erwachsene Leser einfach nur Massenware, die dann zuviel Kiddiekrempel intus hat. Ich geb Crusher jetzt auf und such mir was Anderes. Nämlich Matt Ruff, der eine Geschichte mit dem Titel "Mirage" um den 9.11.2001 geschrieben hat, in der Flugzeuge in Bagdad in zwei Türme rauschen und die führend Wirtschaftsmacht Vereinigte Arabische Staaten, als Schuldigen das Entwicklungsland USA ausmacht und nun Truppen in den Osten dieser verruchten Nation schickt, um den Terror für immer auszulöschen. Ein bisserl Alternate History. Klingt ja, als würden Deutsche vor dem Krieg nach Afrika flüchten und Asyl fordern. Wer weiß, DAS kommt vielleicht auch noch. Wäre auf jeden Fall mal ein etwas anderes Romanthema. Hoher Dramaanteil, wenn sie dann ausgerechnet in Israel um Unterschlupf und Versorgung betteln müssten. Und die ehemaligen so guten Freunde und Verbündeten USA und GB schotten(Okay, im Falle von GB ne seltsame wortwahl)  sich ab und verweisen den (Buch-)Kanzler an Putin. 310 Seiten.

Jerry Garcia



Matt Ruff. Das Attentat erschüttert die Vereinigten Arabischen Staaten (VAS) bis ins Mark: Am 9.11.2001 steuern christliche Fundamentalisten zwei Flugzeuge in die Türme des Welthandelszentrums von Bagdad, ein drittes ins arabische Verteidigungsministerium in Riad, während mutige Passagiere das vierte, für Mekka bestimmte in der Wüste zum Absturz bringen. Die wirtschaftliche Supermacht sagt dem Terror daraufhin den Kampf an und besetzt die Ostküste von Amerika – Entwicklungsland und mutmaßliche Heimat der Terroristen. Acht Jahre später neigt sich der Krieg dort seinem Ende zu. Die Terrorgefahr ist allerdings nicht gebannt. Von einem verhafteten Selbstmordattentäter erfahren Mustafa, Samir und Amal, Bundesagenten für Innere Sicherheit, Unglaubliches: In Wahrheit sei Amerika die Großmacht, die arabischen Staaten hingegen rückwärtsgewandte Dritte-Welt-Länder. Die ›New York Times‹ vom 12.9.2001, die beim Attentäter gefunden wird, scheint dies zu bestätigen. Bald entdecken Mustafa und sein Team, dass auch noch andere von dieser vermeintlichen Parallelwelt wissen und vor nichts zurückschrecken, um die Wahrheit darüber zu verschleiern.

9. November 2001. Alles ist ruhig und friedlich in Bagdad, geht seinen gewohnten Gang. Die Bürgermeisterin muss sich in einer Debatte dem Vorwurf der Korruption und Unfähigkeit stellen, da sich im noch nicht beendeten Jahr schon über 400 Mordfälle in der Stadt ereigneten und anscheinend nichts dagegen getan wird. Der Polizist Samir kassiert einen kleinen Alkoholschmuggler ein. Und die Bundesagenten Amal und Rafi beobachten durch das hochgelegenen Fenster eines Flughafentowers eine vorgelagerte Insel mit einem großen Anwesen. Mustafa, derzeit in einige familiäre Probleme verstrickt, stößt mit Verspätung zu seinem Kollegen Samir und dem Festgenommenen. Sie alle sehen von ihrem jeweiligen Standort aus eine tieffliegende Passagiermaschine und werden wenig später von einer Druckwelle von den Beinen gefegt. Das Unfassbare ist geschehen: Christliche Fundmentalisten haben zwei Maschinen in das Welthandelszentrum in Bagdad stürzen lassen. Eine weitere stürzt auf das Verteidigungsministerium, trifft aber nur die Außenbereiche. Ein viertes Passagierflugzeug knallt in eine leere Steppe. Die Verantwortung übernimmt die Welt-Christen-Allianz, eine US-Gruppe weißer Rassisten mit Sitz in den Unabhängigen Territorien der Rocky Mountains. Präsident Bander ruft zum weltweiten Krieg gegen den Terror auf. 2003 beginnt dann die Invasion in den USA. Und die Neuigkeit über weitere geplante Anschläge auf die VAS (Vereinigte Arabische Staaten) machen schnell die Runde. 2009 gelingt es Mustafa einen Selbstmordattentäter, der mit falschem Pass aus den USA eingereist ist, festzunehmen und zu befragen. Was er erfährt, ist ungeheuerlich. Zusammen mit Amal und Samir übernimmt er die weiteren Ermittlungen, auch gegen den Widerstand von Senator Osama Bin Laden und des Kriminellen Saddam Hussein, der sich ein riesiges Verbrecherimperium aufgebaut hat und im Prinzip tun und lassen kann, was er will und wie er will. Bald führt der Weg das Trio nach Amerika. Ein in sich zerrissenes Land, das nach der Invasion von den Truppen der VAS verwaltet wird und Washington zu einer Green Zone ausgerufen hat.

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist jetzt der Böse im ganzen Land? Matt Ruff hat in seinem Buch den Spieß einfach umgedreht und hält den Amerikanern irgendwie schon den Spiegel vor. Wenn sich jemand getraut hätte, das mit Amerika zu machen, was die wie bekannt fabriziert haben, um ihren Krieg gegen den Terror zu rechtfertigen, wären die mit allen Höllenhunden über denjenigen hergefallen. In "Mirage" ist das aber unmöglich, da die USA nicht mehr als ein Dritte-Welt-Land sind, das von religiösen Fanatikern geführt wird. Die derzeit bekannte Geschichte aus einem völlig anderen Blickwinkel. Israel ist nicht in Palästina, sondern im geteilten (christlich und jüdisch) Deutschland mit der Hauptstadt Berlin, Wien wird mal schnell aus jüdischem Selbstschutz heraus bombardiert, weil von dort aus christliche Terroristen Siedlungen in Bayern bombardiert haben, die man im Sechs-Tage-Krieg 1967 besetzt hatte. Palästina selbst existiert in der ursprünglichen Form noch. Und die Popkultur weiß mit Filmen wie "Die Körperfresser kommen" mit Leonard Nimoy und Omar Sharif in den Hauptrollen zu überzeugen. Solche und viele andere Bonmots sorgen bei Leser während dieser Spionagejagd mit kulturellen und politischen Ansichten und Erläuterungen der jeweiligen Überzeugungen oftmals für Schmunzler. Zitat Anfang: Saddam schmunzelte:" Die Amis....ständig bringen sie Fantasie und Wirklichkeit durcheinander." Zitat Ende. Über die menschrechtsfreie Zone Texas über Lyndon B. Johnson, der Amerikas Präsident seit dem Tod von Kennedy war, bis hin zum Golf-von-Mexiko-Krieg wird von Ruff jede Aktion der Amerikaner in diesem Glaubenskampf umgekehrt, aber mit den gleichen Argumenten gerechtfertigt. So auch die Art der Einmischung der USA in Angelegenheiten souveräner Staaten in denen sie nix zu suchen haben. Der Golf-von-Mexiko-Krieg beginnt, weil sich Texas an die VAS gewandt hat, um eine Invasion durch die von Johnson vertretenen Staaten abzuwenden. Bis in die Nebensätze und Randbemerkungen beachtenswert und lohnenswert als da wären ebay ist jetzt ebasar und E-Mail ist E-Post und eine Menge mehr.  In jeder Kleinigkeit kann eine weitere Anspielung auf die wahren Geschehnisse oider Verhältnisse versteckt sein, die der Autor dann ihrem Zweck zuführt. Zudem gibt es auch einige fetzige Actionsequenzen, wenn das Trio um Mustafa, Amal und Samir in den besetzen Gebieten von Amerika ermittelt und immer wieder auf Aufständische und Selbstmordattentäter stößt. In der Heimat hingegen versuchen vershciedene Gruppierungen hinter das Geheimnis der Artefakte (Z.B. eine New York Times vom 12.9.2001, in der von Attentaten auf die Twin Towers tags zuvor berichtet wird) zu kommen und diese für eigenen Zwecke zu nutzen. "Mirage" oder auch Fata Morgana ist eine Spionage-Satire, die durchaus kritisch ist, aber auch eine Menge Spaß macht. Dramatisch und humorvoll. Als kleineren Mangel würde ich die etwas zähe Phase der Charakterisierungen der drei Protagonisten bezeichnen und als größeren die Lösung, die Matt Ruff anbietet. Die ist dann doch ein bisserl vogelwild und an den Haaren herbeigezogen. Tut dem Gesamtspaß aber keinen wirklichen Abbruch. War schon irgendwie seltsam-lustig diese "Geschichtsstunde der anderen Art" mit ernstem Hintergrund.  490 Seiten.                         

Jerry Garcia



Philip Kerr. Scott Manson hasst Weihnachten: volle Spielpläne, die Hektik der Transfergeschäfte im Januar und Fußballspieler, die nur Drogen und Partys im Kopf haben. Sein Job als Co-Trainer ist es, die Mannschaft vom Erstligisten London City durch die Feiertage zu navigieren, und keiner macht ihn besser. Aber dann wird sein Boss, die portugiesische Trainerlegende Zarco, ermordet. Scott muss den Täter stellen, schneller als die Polizei und schneller als die Presse. Auf der blutigen Spur des Geldes gerät er immer tiefer in den Strudel von Hinterzimmerdeals und Bestechungen der Liga. Und schließlich heftet er sich dem Clubeigner mit seinen zwielichten Kontakten zur Russenmafia an die Fersen.

Scott Manson arbeitet beim Premier League-Club London City als Co-Trainer unter dem akribischen, aber auch oft sehr unleidlichen Trainer Joao Gonzalez Zarco aus Portugal. Der Besitzer des Clubs ist ein Milliardär aus der Ukraine, selten da, weil mit der Yacht in der Karibik unterwegs, immer ein bisschen protzig und ständig unter Verdacht einer dieser miesen Zerfallgewinnler am Ende des Kalten Krieges. Manson war früher ein talentierter Spieler, bis ihn eine Verurteilung wegen Vergewaltigung für längere Zeit aus dem Verkehr zieht. Nach der Haftzeit nutzte er seine Möglichkeiten und hospitierte bei Pep Guardiola in Barcelona und Jupp Heynckes bei den Bayern aus München. Irgendwann kam er zurück nach England und begann mit der Arbeit für London City. Als Co muss er die Vorgaben des Chef-Coaches im Training umsetzen und den Spielern Feuer unterm Hintern machen, da die sich mehr damit beschäftigen, ob ihre Frisur richtig sitzt, denn um Taktik oder Anweisungen. Und dann passiert es: Zarco wird tot in einer dunklen Ecke des Vereinsgeländes gefunden. Er hat etliche Schrammen, der Schädel ist eingeschlagen. Ganz klar - ein Mordfall. Die Polizei wird hinzugerufen und die Ermittlungen beginnen. Selbstverständlch ist Officer Neville, mit dem Manson schon einen Strauß wegen eines Lochs im Rasen, das die Abmessungen eines Grabes hatte. Manson und Neville sind sich von Beginn an richtig unsympathisch. Doch auch andere in den Reihen der Polizei schießen sich auf Manson ein, doch der kann alles an sich abprallen lassen. Dann wird er zum obersten Boss gerufen. Sokolnikow bietet ihm den Job des Chef-Trainers an, aber dafür muss er noch eine weitere Aufgabe lösen. Er soll den Fall in die eigenen Hände nehmen und klären, BEVOR die Polizei zu sehr in den Angelegenheiten des Ukrainers rumschnüffelt. Keine leichte Aufgabe, denn Zarco war ein echter Wüterich, wenn es darum ging, sich Feinde zumachen. Seine Ausbeute war phänomenal. Leider ist die Liste der Verdächtigen dadurch ellenlang. Nicht gut, aber hey, um Chef-Trainer zu werden, muss man sich mal ein Bein ausreißen.

Thriller im Fußball-Milieu gibt es jetzt nicht gerade wie Sand am Meer, was eigentlich verwunderlich ist, da die Zielgruppe immens ist - vorausgesetzt sie können lesen. Und Kerr kritisiert den mittlerweile nur noch zu einer Gelddruckmaschine degradierten verkommenen Sport, der mehr von Show denn von gutem Fußball lebt. Vor allen Dingen das mit dem ehrlichen Sport ist mittlerweile Mangelware geworden. Es geht nur noch ums Geld und flugs ist man in die Welt der Korruption katapultiert worden. Da ist der Dachverband FIFA, der ja die Wintertransferperiode abgesegnet hat, die von Manson ebenso als Schwachsinn abgefiedelt wird, wie den Spielplan in England um Weihnachten und Neujahr herum. Dass die Spieler nicht unbedingt die hellsten Köpfe sind, weiß auch so hziemlich jeder. Wozu würden sie sonst Berater in diesem Menschenhandel benötigen? Die Berater wiederrum interessiert kein bisschen, was gut für den Spieler ist. Dem wird mal schnell ein Floh ins Ohr gesetzt, dass er woanders mehr verdienen könnte und schon macht sich der Berater daran, sich seine Provision zu verdienen. Da werden Gerüchte gestreut, von den Medien liebend gerne übernommen und wenn ein Artikel dazu dann in drei oder vier Zeitungen aus demselben Stall  und vielleicht auch einem Sender, der zur Gruppe gehört, noch einige Worte abgepresst und dann von übereinstimmenden Medienberichten zu sprechen. Und schon rollt die Lawine. Die Presse hat ständig was zu schreiben und wenn ihnen der Stoff mal ausgeht, fabrizieren sie ihn eben selbst. Und alle spielen dabei mit, denn Fußball ist zu einem Milliardengeschäft geworden und soll noch weiter verbreitet werden, also gibt man mal schnell Katar eine Sommer-WM, obwohl man genau weiß, dass man dort kein derartiges Event veranstalten kann. Und die Fans? Tja, die Deutschen, Holländer oder Briten wollten trinken - und zwar kein Wasser. Katar ist auch in der Hinsicht knochentrocken. Was hat die FIFA da geritten? Es geht ja derzeit eh durch alle Gazetten, dass die USA die Ernittlungen hinsichtlich Jahrzehnte langer Bestechung übernommen haben. Das FBI ist voll dabei. Nur, wieso gerade die Amis, für die ist Soccer, wie sie den Fußball nennen, doch nur ein kleines Licht, von dem sie keine große Ahnung haben. Egal, ist eh nur ein Punkt von vielen. Homosexualität im Fußball wird angesprochen und mit dem tenor "Lass das bloß keinen wissen, wenn die eigenen oder Spieler der Gegner sich anständig verhalten, gilt das noch lange nicht für die Fans." Und dann die Auswüchse der Verträge mit der FIFA, wenn ein Land eine WM bekommt. Da dürfen dann im Umkreis von was ich wieviel hundert Metern nur Getränke oder andere Produkte der Sponsoren verkauft werden. Die FIFA verhält sich diktatorisch, rücksichtslos, gierig und skrupellos. Und einer dieser Milliardäre, der sich einen Verein wie ein Spielzeug hält, sorgt dafür, dass auch dieses Modell der Vereinsführung unter einen eher dunklen Stern erscheint. Dieser Fußball ist eigentlich schon lange nicht mehr das, was er einmal war. Heute diktieren die TV-Sender im Grunde die Spielansetzungen und ein Spieltag beginnt am Freitag und endet erst am Montag, so zerstückelt ist er. Nur um der lieben Kohle willen. Ich behaupte mal frech, dass sogar Leute, die mit Fußball so rein gar nix am Hut oder den Haarverlängerungen haben, hier voll bedient werden, da so ziemlich jeder kritische Punkt angesprochen wird. Sei es Rassismus, Suff und Drogen, Eitelkeiten und Geltungssucht oder die Spieler mit ihren runderneuerten Trophäenfrauen, von denen die eine oder andere eh nur als Alibi herhalten muss, damit der Spieler seine Homosexualität verschleiern kann. Frauchen hat da sicher nen guten Vertrag ausgehandelt. Vielleicht hatte sie ja auch einen. Philip Kerr hat dem Leser die Missstände in diesem Geschäft nur so um die Ohren und lässt nix aus. Und das Ganze ist mit einigen deftig-derben Kommentaren und Sprüchen gewürzt, wozu knurrige, jetzt tote Cheftrainer einen guten Teil beigetragen hat. Schmunzler garantiert. Das Buch ist nun nicht gerade das literarische Wunderwerk, aber es ist flott und unterhaltsam. Es macht Spaß, die Anlehnungen an reale Personen zu erkennen oder dem ganzen Name-Dropping zu felgen, das der Autor hier munter und fröhlich betreibt. Sei es der Griff von Vinnie Jones in die Kronjuwelen von Gazza Gascoigne (Der wohl Pate für Denno war) oder frühere Weltklassespieler. Für all diejenigen, die das Buch gerne lesen würden, aber Fußball nicht verfolgen würden, wenn ihre Leben davon abhängen, wäre es begrüßenswert, mehr als nur die eine oder andere Fußnote einzufügen oder gesamt an den Schluss zu stellen, denn wer weiß denn schon, warum Liverpool eine "geteilte" Stadt (FC Liverpool und FC Everton sind ja beide Liverpooler Vereine) ist oder was es mit den "Yids" auf sich hat. Das sind Clubangehörige und Fans von Tottenham Hotspur, denen man gerne nachsagt, sie wären so jüdisch wie nur was, da sie schon seit Urzeiten mit den jüdischen Immigranten im Londoner West End verbunden werden und der Verien dies auch selbst aufgegriffen hat. Ja, der Fußball ist noch frei von der berühmten und unsäglich nervenden "Political Correctness". Schlimmer noch, in und um die herum scheint am Spieltag für den Fußball ein rechtsfreier Rau m zu existieren. von Beleidigungen, Drohungen, Straßenschlachten bis hin zu Morden (Südamerika tut sich in dem Fall besonders hervor) und wirklich passieren tut da keinem der Involvierten aus Richtung der Ordnungshüter etwas. Und die Figuren im Buch sind sehr unterschiedlich und irgendwie fast alle zwielichtige Gestalten. Da ist der dubiose Geschäftsmann, der nun einen Fußball-Verein besitzt, während sich alle fragen, mit welchen Mitteln er an die Kohle gekommen ist. Da sind Berater wie der genannte Gentile, die krumme Geschäfte machen und selbst Insiderhandel ist nicht weit weg. Wo es um soviel Geld geht, bleibt das Recht auf der Strecke, die Ehrlichkeit sowieso und Schamgefühl hat eh keiner mehr. Und da ist Scott Manson. Unbeirrbar, clever, gutaussehend und mit genug finanziellen Mitteln im Hintergrund, dass er den Job eigentlich garnicht bräuchte. Tja, und mir kam er mit seinen Modeticks und einigen anderen Bemerkungen schon so vor, als würde er sich recht elitär verhalten. Hach, so einrichtiger, reicher Gutmensch, dem zwar die Frau abhaut, ihm aber sofort schon wieder ein Ersatz am Klingelbeutel hängt. Manson weiß alles, kann alles und ist der Hero. Ach ja, der Todesfall wird dann auch noch geklärt. Das hat alles seinen Reiz, liest sich gut und auch temporeich, obwohl es kein Actionkracher ist. Aber man kann sich die kleinen Rasenäffchen so richtig vorstellen, wenn sie da auf dem Rasen dem Ball hinterher hetzen. Viele davon strunzdoof, aber Wochengehälter kassieren, die im sechstelligen Bereich liegen. Was es mit diesen Wochengehälter wirklich auf sich hat, weiß ich nicht wirklich, da auch die "Leistungsvergütung" für Fußballer monatlich beglichen wird. Möglicherweise hört sich eine exorbitanter Wochenlohn viel geiler für kleinen Äffchen an. Wer weiß? Feiner Stoff, der bisher viel zu selten für einen Thriller genutzt wurde. Dominique Manotti hat ebenfalls noch ein Werk - "Abpfiff" - aus dem Bereich dieses Sports geschrieben, ansonsten ist es zappenduster, ABER Scott Manson wird noch zweimal zum Dienst antreten. Und ich werde mir die Bücher sicherlich gönnen, denn wenn man ein Fußball-Freund ist, dann erkennt man eine wunderbare Satire auf die miesen Tricks und Geschäfte, die gang und gäbe sind, aber von jedem schön unter der Decke gehalten werden, denn nur ein "sauberer" Fußball bringt die Milliarden. Tja, dann sollten sie jetzt mal bei der FIFA ordentlich kehren, denn dort ist der Schmutz vielschichtig und bisher noch ne abgetragen worden. Bye, bye Sepp wäre da nur die richtige Ansage. Geh wieder zum Eishockey. Ach ja, hier versucht sich niemand mit einer Aktion für Flüchtlinge einen kaschierten großen Werbeauftritt zu verschaffen,der noch nicht einmal was kostet.  425 Seiten.

Jerry Garcia



Aus Kolt Raynor ist ein Säufer geworden, der keinen Sinn mehr in seinem Leben sieht. Vor drei Jahren wurde er aus der Delta Force gefeuert. Damals endete ein Einsatz in einer Katastrophe: Er traf eine Entscheidung, die seine Männer mit dem Leben bezahlen mussten. Da wird Raynor gebeten, noch einmal zurückzukehren in die Berge von Pakistan. Einige Soldaten sollen überlebt haben. Er soll sie finden und nach Hause bringen. Dies ist Raynors Chance auf Erlösung, aber sie hat ihren Preis. Raynor sucht nach einem geheimen US-Gefängnis, doch er weiß nicht, dass die al-Qaida dasselbe Ziel hat. Er ahnt auch nichts von seinem unbekannten Verfolger, der vor nichts zurückschreckt, um sicherzustellen, dass Raynor die Mission nicht erfüllt.

Kolt Raynor war bei einem Einsatz zu sehr von sich selbst überzeugt. Entgegen den eindringlichen Warnungen durch seinen erfahrenen Master Sergeant musste er unbedingt vorrücken - und lief prompt in eine Falle. Nach und nach werden seine Kameraden trotz erbitterter Gegenwehr getötet und er selbst schwer verletzt. Er kann sich gerade noch so in ein Gestrüpp schleppen und so der Entdeckung durch die Feinde entgehen, die zur Sicherheit noch einige Kugeln in die leblosen Körper ballern. Irgendwann sieht er wie durch einen dichten Nebelschleier Menschen auf sich zulaufen - es sind keine Terroristen, sondern ein Hilfstrupp, der ihn rausholen will. Später im Krankenhaus erfährt er, dass ein früherer Trupp, den sein Kumpel TJ anführte, abgeschossen wurde. Den Absturz ihres Helis hat wohl niemand überlebt. Raynor wird aus der Delta Force gefeuert. Die nächste Zeit verbringt er mit Saufen. Er erhält zwar noch einen Job bei einem privaten Sicherheitsdienst, der auch für den Schutz von Tankern zuständig ist, die vor Somalia das Meer durchkreuzen. Auf einem dieser Tanker tut Raynor Dienst - selbstverständlich besoffen. Daher bemerkt er zu spät, dass das Schiff schon geentert wurde. Es gibt Opfer. Er kann die Typen zwar trotz seines Katers vom Schiff jagen, aber seine Verantwortungslosigkeit kostet ihn selbstverständlich wieder den Job. Irgendwann später - Tage, Wochen, Monate, Jahre - wird er in seinem Trailer, der übrigens gewaltig versifft wurde, von einigen Gestalten aus seinem Tran geweckt. Es sind seine ehemaligen Arbeitgeber und ein knurriger Master Sergeant, die seine Hilfe wollen. Nur ihn, weil er verzichtbar ist und man seine Anwesenheit in dem Gebiet, in das er soll, jederzeit verleugnen kann. Der damals abgeschossene Rettungstrupp ist nicht tot. TJ und seine Kameraden leben noch und werden von den Taliban als lebende Schutzschilde genutzt. Deshalb müssen sie rausgeholt werden - und das geht nur unter dem Radar. Raynor wird jetzt eine Tortur des Trainings durchmachen müssen, um wenigstens halbwegs an die alte Leistungsfähigkeit heranzukommen. Nach drei Wochen ist er soweit und ab geht es nach Pakistan. Dort erhält er Unterstützung durch Bob, einen CIA-Mann, der schon lange im Lande lebt und einen Einheimischen namens Jamal. Gemeinsam mit ihnen kann er herausfinden, wo seine Freunde untergebracht sind und startet einen Befreiungsversuch. Er erfährt aber auch von einem ungeheuerlichen Plan, den Al-Qaida und die Taliban ausgeheckt haben, um gegen die USA vorzugehen.

Von der tragischen Figur zum Helden der Streitkräfte. Diese Storyline ist nicht unbedingt neu. Ebensowenig, dass ein Mann nach eisenhartem Training im Alleingang Kriegsgefangene befreien soll. Sei es in Western oder in den geschätzten Vietnam-Krachern um Sylvester Stallone oder Chuck Norris. Gab es auch schon mal. Aber Kolt Raynor wird zumindest zeitweise mit der Verzweiflung über sein Versagen und dann Hoffnung auf Wiedergutmachung ausgestattet, lässt den Leser dessen Niedergang auch im Glauben an sich selbst bzw. dessen nicht mehr Vorhandensein miterleben. Seinen späteren eisernen Willen, die letzte Chance, die er hat zu nutzen. Allen zu beweisen, dass er nicht so heruntergekommen ist, wie es den Anschein hat. So gibt der Autor auch anderen Figuren einen emotionalen Hintergrund, beschreibt die Anforderungen an Geist und Intellekt, seine psychische Gesundheit als Undercover-Agent auf feindlichem Territorium zu wahren - besonders wenn man sich befehlsgemäß angepasst hat an die Sitten des Landes und dann von der CIA oder einem anderen Geheimdienst als unzuverlässig verpönt wird, weil man sich ZU GUT angepasst habe. Seltsame Logik in Spionagekreisen. Auch der einheimische Helfer wird in seiner Motivation, seiner Angst und seinem Spiel mit dem Feuer - und den Sitten und Gebräuchen seiner Heimat - eindrucksvoll skizziert. Auffällig ist aber, dass Dalton Fury sich mit dem Hurra-Patriotismus anderer Kollegen doch merklich zurückhält, ohne natürlich den Protagonisten oder die Truppe bzw. die USA in ihrer Gesamtheit zu sehr in die kritische Pflicht zu nehmen. Folter, Geheimgefängnisse, Söldnerdienste durch sogenannte "private Sicherheitsfirmen" - all das wird als reine Selbstverständlichkeit hingenommen, da folgt kein Wort, das hier die Legalität auch nur ansatzweise anzweifelt. Die Guten und die Bösen werden doch fein säuberlich getrennt und ohne einige Versatzstücke kommt der Autor nicht aus, doch alles bleibt in einem gewissen Rahmen und stößt nicht so übel auf wie bei Patrick Robinson oder teilweise zumindest bei Tom Clancy und dessen Auftragsautoren. Spannungselemente sind trotz der größtenteils hinlänglich bekannten Handlung vorhanden und spätestens zum letzten Drittel hin wird aus den bisher nur punktuell gesetzten Actionsprenkeln ein reines Actionfeuerwerk rund um die "Black Site". Großes Actionkino. Und die Idee des perfiden Plans, der da gegen die USA ausgeheckt wurde, gehört zu den interessanteren der letzten Zeit, da er doch vom üblichen "Wir sprengen die oder das in die Luft" gewaltig abweicht und schon allein dadurch einen Pluspunkt in das Buch einbringt. Finde ich. Im patriotischen Hurra etwas zurückgenommeren, temporeicher "America First"-Kracher mit bekannten Storyelementen, aber auch kleineren Überraschungen. Fortsetzung folgt (Hoffentlicht - ich mag den Scheiß halt!). 460 Seiten.

Jerry Garcia



Ben Coes. Kurz vor der Unterzeichnung eines internationalen Friedensabkommens erfahren die Amerikaner von der Existenz einer seit Jahren im Geheimen gebauten Nuklearwaffe des Iran. Wenige Stunden später wird der israelische Informant Kohl Meir aus New York entführt, um in einem der sichersten Gefängnisse der Welt gefoltert zu werden. Dewey, der Meir und seinen Schajetet-13-Kämpfern das Leben verdankt, plant ein waghalsiges Befreiungskommando. Millionen Menschenleben stehen auf dem Spiel, und jeder Fehltritt kann das Ende bedeuten. Auf den früheren Elitesoldaten wartet sein bislang gefährlichster Einsatz.

In Camp David ereignet sich eine Katastrophe für die Nation. Nachdem der Präsident die Beratungen mit seinen Vertrauten hinsichtlich eines Treffens zur Vereinbarung über die Anstrengungen des Iran im Atomstreit mit einem NEIN beantwortet hat, reisen seine Berater ab. So müssen sie nicht erleben, dass ihr oberster Staatslenker mit einem schweren Schlaganfall zusammenbricht. Obwohl er schnellstens in ein Krankenhaus geschafft wird, ist an eine Wiederaufnahme seines Amtes nicht mehr zu denken. Der Präsident ist eigentlich schon hirntot. So muss nun der Vize-Präsident als neuer Oberbefehlshaber vereidigt werden. Aus diesem Grund muss auch Jessica als Nationale Sicherheitsberaterin sofort ihren Dienst antreten, um bei der Beilegung der Krise zu helfen. Dewey Andreas hingegen muss kurz darauf zur Kenntnis nehmen, dass sein Lebensretter Kohl Meir beim Besuch der Eltern eines der verstorbenen Mitglieds der Einheit, die Andreas aus dem Schlamassel holte, entführt und die Eltern des Mannes getötet wurden. Andreas sieht es als seine Pflicht an, den Israeli nun seinerseits aus der Gefangenschaft zu befreien. Hinter dem Ganzen steckt der Iran, der Meir in einem Schauprozess verurteilen und dann hinrichten möchte. Während in den USA hinter den Kulissen vorsichtig agiert wird, da gerade der neue Präsident an das Treffen mit dem Iran glaubt und tatsächlich davon ausgeht, dass die Delegation des Iran ehrlich um eine Lösung bemüht sein würden, macht sich Andreas auf den Weg nach Israel, um sich dort erste Informationen zu holen und dann Richtung Odessa aufzubrechen. Er hat erfahren, dass im Iran ein hochrangiger Politiker Israel unterstützt. Aber er weiß auch, dass beim Mossad ein Verräter umgeht, der so weit oben angesiedelt ist, dass er über jegliche Aktivitäten der USA oder Israel gegen den Iran sehr schnell über das geeignete Wissen verfügen würde, um die Aktion zu vereiteln. Das Treffen in Odessa zeigt Andreas, dass der Informant wohl schon unter Verdacht steht, da ihm drei Agenten gefolgt sind, die ihn vermutlich aus dem Weg räumen wollen. Stattdessen trifft es sie - in Form von Dewey Andreas, der die Gefahr eiskalt beseitigt. Doch bei der Gelegenheit erfährt er auch von einer neuen Bedrohung, die sich vornehmlich gegen Israel richtet. Und in der Zwischenzeit wird Kohl Meir in seinem Gefängnis gefoltert und danach zu einem Prozess, einer abgekarteten Farce abgeführt, bei dem ihm sogar ein Anwalt zur Seite gestellt wird, der selbstverständlich nur ein Handlanger der Machthaber ist. Die Zeit drängt, um ihn zu befreien, bevor er hingerichtet wird.

Dewey Andreas in seinem Element - und dennoch scheint er nicht alleine die Hauptfigur in diesem Ringen um die Vorteile in der Region im Nahen Osten zu sein. Lange Zeit beschäftigt sich Ben Coes mit dem Gefangenen Kohl Meir. Und während Andreas als tougher US-Kämpfer mit kleineren Mängeln, die er sich bei den professionellen Einheiten der Delta Force nicht erlauben dürfte (Rauchen, Trinken) skizziert wird, der mit einer gewissen Gefühlskälte seine Feinde ausschaltet und keinerlei Skrupel dabei empfindet, ist Kohl Meir hier der tapfere Protagonist, der sich trotz Folter vehement gegen seine iranischen Wärter und deren bösartige Methoden auflehnt. Hier ist Israel die Nation, die ohne Gedanken an jedwede Konsequenzen oder rechtliche Grundlagen sämtliche Personen eliminiert, die dem Land im Wege sind. Besonders perfide ist, dass für den Kampf Kurden engagiert werden, die zwar gute Gründe haben, gegen den Iran vorzugehen, für Israel oder Amerika doch nur Kanonenfutter sind. Warum eigene Landleute gefährden, wenn man andere findet, die in die Bresche springen? Im Gegenzug ist aber das ultrapatriotische Verhalten von amerikanischer Seite nicht zu plakativ in den Vordergrund gerückt, aber unter geschickten Formulierungen verborgen doch zu finden. Wenn Erwähnung findet, dass nur einige religiöse Hardliner für Auseinandersetzungen mit Andersgläubigen sind und der Großteil der Bevölkerung sich nur Frieden, Freiheit und Demokratie wünscht, ist das nichts Anderes als dass sogar in diesem Teil der Welt jeder vom American Way of Life träumt. Amerikanische Wunschträume halt. Aber solche US-Selbstbeweihräucherung kauft man halt mit, wenn man sich einen satten Actionknaller von drüben ins Regal befördern will. Davon abgesehen ist "The last refuge - Welt am Abgrund" ein Thriller, der die Ansprüche in diesem Genre voll erfüllt, sich mit Spionagethrillern ebenso gut (Naja, nicht ganz mit einem echten Robert Ludlum) messen kann, wie mit fetzigen Reißern von Kollegen wie Brad Thor, dem verstorbenen Vince Flynn oder Dalton Fury. Flotter und leicht zu konsumierender Schreibstil mit gut getimeten Actionsequenzen und Gerangel hinter den Kulissen. Was ich hier nur zu bemängeln hätte (siehe meine Erwähnung von Herrn Ludlum), ist, dass die Verräter viel zu leicht enttarnt werden und Tiefgang - den sollte man halt nicht erwarten. Auf jeden Fall aber wieder ein großartiger Reißer von Ben Coes, der Appetit auf mehr macht. Aufgrund des Finales dürfte da auch noch mehr kommen und die bisher genutzten Szenarien sind ebenso im Bereich des Möglichen wie dereinst die Sache mit den Flugzeugen als Waffe, wie sie von Tom Clancy ersonnen wurde. Was dann kam, ist ja weltweit bekannt. Für mich gerne mehr davon. Mein Dank geht hier wirklich an den Festa-Verlag und Frank Festa, dass der Versorgung mit diesen Stoffen an die geneigte Leserschaft gedacht wurde, während andere Verlage sich von derartigem Stoff distanzieren, weil sie gerade wieder dabei sind, den neuesten Trends der Masse hinterherzujagen. 500 Seiten.

Jerry Garcia



John Grisham. Als New Yorker Anwältin hat es Samantha Kofer binnen weniger Jahre zu Erfolg gebracht. Mit der Finanzkrise ändert sich alles. Samantha wird gefeuert. Doch für ein Jahr Pro-Bono-Engagement bekommt sie ihren Job zurück. Samantha geht nach Brady, Virginia, einem 2000-Seelen-Ort, der sie vor große Herausforderungen stellt. Denn anders als ihre New Yorker Klienten, denen es um Macht und Geld ging, kämpfen die Einwohner Bradys um ihr Leben. Ein Kampf, den Samantha bald zu ihrem eigenen macht und der sie das Leben kosten könnte.

Samantha Kofer sitzt mit ihren Kollegen in der arbeitgebenden Kanzlei und bibbert wie alle um ihren lukrativen Job, der nach der Bankenpleite auf dem Spiel steht. Das gesamte Szenario zieht einen Rattenschwanz von Pleiten hinter sich her und die gut situierten Kunden springen reihenweise ab, müssen selbst an Sparmaßnahmen denken und so werden keine Anwälte der teureren Art mehr beschäftigt. Und dann ist es soweit: auch Samantha darf ihre Sachen zusammensuchen. Doch bevor sie das Haus unter Geleitschutz verlässt, erhält sie noch ein Angebot: Wenn sie ein Jahr eine Pro Bono-Stelle irgendwo in den Staaten annimmt, also umsonst arbeitet, wird sie krankenversichert bleiben und hat eine Chance auf eine Wiedereinstellung, wenn sich die Lage verbessert hat. Aber zuerst igelt sie sich zu Hause ein und überdenkt ihre Situation. Einige Wochen wird sie sich sicher über Wasser halten können, aber New York ist ein teures Pflaster und die Finanzmittel werden bald aufgebraucht sein. Sie könnte zwar ihre Eltern anzapfen, die durchaus einige Dollar aufzuweisen haben, aber dazu ist sie dann doch zu stolz. Also schreibt sie Bewerbungen an einige Organisationen, deren Adressen sie von der Firma noch mit auf den Weg nach draußen bekam. Mit Grausen muss sie feststellen, dass sie für etliche Firmen noch nicht einmal als unbezahlte Anwältin erwünscht ist. So nimmt sie dann eine Stelle in einem Kaff namens Brady in Virginia an. Tiefstes Hinterland, aber ihre potenzielle Arbeitgeberin erscheint ihr nett, was wohl auf Gegensietigkeit beruht - sie wird eingestellt. Bald muss sie sich mit Problemen auseinandersetzen, die ihr in ihrem bisher behüteten und teuren Leben völlig unbekannt waren. Gewalt in der Ehe, Arbeitslosigkeit und Bergbaukonzerne, die die Landschaft ruinieren und die Arbeiter gnadenlos ausbeuten - ohne Rücksicht auf deren Gesundheit und jedwede Gesetze. So lernt sie auch Donovan kennen, einen Kämpfer für das Gute, der aber auch ohne auch nur zu blinzeln in eigenem Sinne handelt und wider den Wunsch seiner Mandanten den ultimativen Riesenprozess gegen einen dieser Multis anstrebt. Bis er mit seiner Cessna irgendwann etwas zu schnell den Boden erreicht, um diese Begegnung zu überleben. Attentat oder Unfall? Jetzt kommt noch dessen Bruder Jeff ins Spiel - und der hat sich wohl zuvor mit seinem Bruder auf illegalem Weg Geschäftspapiere des Konzerns beschafft, die zweifelsfrei dessen Schuld an der Schändung der Natur, dem Raubbau der Berge, um an die wertvolle Kohle zu kommen und dem gesetzeswidrigen Umgang  mit deren Arbeitern beweisen. Doch der Konzern schläft nicht und schon kurze Zeit später taucht das FBI auf und will alle Unterlagen und Computer der Kanzlei beschlagnahmen.

Wer sich die Serie "Justified" angesehen hat, kann sich ein Bild von den Umständen machen, die der Tagebau aus der Umwelt macht und wie die Bergbauunternehmen mit ihren Angestellten und der Natur umgehen. Auch David Baldacci hat dieses Umfeld für seinen Thriller "Zero Day" gewählt. John Grisham schickt also nun seinen X-ten Pro Bono-Anwalt auf die Reise, die Welt zu verbessern. Er trennt sorgfältig die Guten und die Bösen voneinander (er schafft es sogar, noch einen gaaaanz bösen Russen in die Handlung zu bauen, denn derart schlimm können doch keine Amerikaner sein) und schon zu Beginn schildert er die demütigende Praxis der Entlassung aus dem Job, wenn man unter Bewachung seinen Schreibtisch räumen muss und aus den "Heiligen Hallen" des Profits geleitet wird - immer unter den ängstlichen Blicken der ehemaligen Kollegen, die es als nächste treffen könnte. Und dann ergab sich für  mich schon das erste Problem: Die Protagonistin Samantha konnte mich so gar nicht für mich einnehmen, erschien mir eher wie eine verwöhnte und elitäre Göre, die sich für den Nabel der Welt hielt und aus allen Wolken fällt, wenn sie Absagen erhält, obwohl sie umsonst arbeiten will. Ihr familiärer Hintergrund mit Familie ohne große Geldsorgen, obwohl Daddy erwischt wurde, wie er so einige Dollars an der Steuer vorbei mogeln wollte und dafür verknackt wurde. Da ist ja schließlich noch Mami, von Papa geschieden, weil der eh nie Zeit hatte (was eigentlich für Muttern auch galt), mit ihrem lukrativen Job in Regierungsnähe. Und meine Einstellung zu der Dame hat sich während des gesamten Buches nicht groß verändert. Und dazu kommt dann noch dieses doch sehr überzogene Gutmensch-Ideal. Es gibt keinerlei Nuancen. Die armen Arbeiter, vom fiesen Konzern zur Sucht und dem Drogenverkauf getrieben, in die Krankheit verabschiedet, entlassen und völlig kritiklos einige Öko-Terroristen auf Arbeiter schießen zu lassen, Unfälle herbeizuführen. Das passt nicht zusammen. Sicher wird die Wirtschaft, werden die Großkonzerne von den jeweiligen Machthabern bevorzugt. Das ist hierzulande nicht anders. Zwischen dem, was öffentlich kommuniziert wird und dem, was sich dann durch die Hintertür einschleicht, liegen Welten. Welten, die das Geld begünstigen. Da braucht sich kein Mensch mehr Illusionen zu machen. Wie es dereinst mal hieß: Wer an Wahlversprechen glaubt, ist selber schuld. Da stehen sie alle zusammen, diese Finanzjongleure und die Politstrategen der Welt. Wie nennt man die noch gleich? War das "Pack"? Man kann Grisham ja nicht vorwerfen, dass er von dem, was er so schreibt, keine Ahnung habe, aber seit einigen Jahren setzt er seinen Kunden mal mehr oder weniger schwache Bücher vor, die man dann als Thriller bezeichnet. Ich weiß nicht, welches Buch Herr Follett gelesen haben will, um den Autor als "besten Thrillerautor unserer Zeit" zu titulieren. Dieses hier wohl eher nicht. Von Spannungselementen eines "Die Firma" ist er jedenfalls weit weg. Es ist eine - wenn auch etwas gelungenere - Zustandsbeschreibung einer Region mit all ihren Problemen und Sorgen. So kümmert sich die kleine Anwaltskanzlei auch um geringfügere Fälle, bei denen John Grisham dann auch ordentlich die Emo-Schiene fährt und die moralische Keule rausholt. Ein Werbeprospekt für Umweltorganisationen? Hat fast den Eindruck. Und die liebe Samantha? Bleibt eher uninteressant und nervig. Der Thrill bleibt auf der Strecke. Die Todesfälle sind Unfälle (oder auch nicht, hier wird nur spekuliert) oder Selbstmorde, die Schüsse gelten Baggern oder Bären und eine wundersame Lösung zum Ende hin lässt das Ganze auch nicht in einem besseren Licht erscheinen. Plötzlich ist das FBI abgezogen und keiner weiß warum. Die vorgebliche Hatz ist beendet, bevor der Leser etwas an Spannung erfahren kann und dann ist man durch einen weiteren Grisham, der zwar schon einige schlechtere Vorgänger hatte, aber auch bessere. Mittelmaß allerorten. John Grisham hat sich eine Stammleserschaft "erschrieben", der derartige Geschichten zur Entspannung oder einen gemütlichen Leseabend nur lieb und teuer sind - und es sei ihnen von Herzen gegönnt. Ich überlass die auch wieder meiner Gattin - sie hat es ja schließlich auch gekauft. Das Ansinnen das Autors mag ja ehrenwert sein, aber dann soll man das doch bitte nicht als Thriller verkaufen. Rund 510 Seiten.

Jerry Garcia



Marc Elsberg. London. Bei einer Verfolgungsjagd wird ein Junge erschossen. Sein Tod führt die Journalistin Cynthia Bonsant zu der gefeierten Internetplattform Freemee. Diese sammelt und analysiert Daten – und verspricht dadurch ihren Millionen Nutzern ein besseres Leben und mehr Erfolg. Nur einer warnt vor Freemee und vor der Macht, die der Online-Newcomer einigen wenigen verleihen könnte: ZERO, der meistgesuchte Online-Aktivist der Welt. Als Cynthia anfängt, genauer zu recherchieren, wird sie selbst zur Gejagten. Doch in einer Welt voller Kameras, Datenbrillen und Smartphones gibt es kein Entkommen.

Der US-Präsident ist zur Familienbespaßung (die übrigens ob des sehr unlustigen Anblicks seiner Blagen wohl versagt haben dürfte) zum Golfen auf der Weide. Schönes Wetter, Gespräche, Secret Service und ein Handicap. Nichts schien ihm den Tag versauen zu können. Hat er sich in seinem Wahn eingebildet, der selbsternannte mächtigste Mann der Welt. Da wagt es doch glatt eine Drohne in seinen Herrschaftsbereich einzudringen, während er golft!!! Frevel!! Seine Beschützer reagieren sofort und schaffen ihn mitsamt Familie erst in eine Garage und dann ins Haus. Was sie nicht bedacht hatten: Die Drohne hatte einige "Mitreisende" huckepack genommen und die kleinen spinnenbeinigen Kameras noch rechtzeitig abgesetzt, bevor die Türen sich schlossen. Jetzt hetzen die hinter dem nach eigenem Bekunden einzig wahren Führer der freien Welt (Immer wieder ein netter Witz, wie oft man ihn auch hört/liest/aufgezwungen bekommt) her und der kriegt es mit der Panik, angstverzerrtes Gesicht - in Großaufnahme. Und daneben die chaotischen Zustände im Secret Service Team - im AHNUNGSLOSEN Secret Service Team. Alles schon schlimm genug. Aber ein subversives Element namens ZERO hat alles live ins Internet gestellt. Da wird den Mächtigen ganz blümerant und schon lassen die US-Staatenlenker nun ihrerseits ihre eigenen Drohnen ausschwärmen: Die Geheimdienste, ihre Teams für nasse Angelegenheiten (oft eh ein und dieselbe Mischpoke) und selbstverständlich werden jetzt die für die Bevölkerung weltweit verborgenen und verleugneten Abhör- und Überwachungsmaßnahmen massiv eingesetzt. Klar schlug die Action Wellen. Selbst in der kleinen Presse-Klitsche Daily hat man das fasziniert beobachtet und Chef Anthony kommt sofort auf die Idee, man sollte eine Reportage über diesen ZERO schreiben. Am besten in Fortsetzung und gekoppelt mit einer vom Daily initiierten Suche nach dem Schlingel. So kommt die Reporterin Cynthia ins miese Spiel. Dazu gibt der Boss auch noch eine neuartige Brille aus, mit der man sämtliche Infos über anvisierte Personen sofort aufs Tablet oder Smartphone oder virtuell zur Ansicht erhält. Alles, was im Laufe der Jahre gespeichert wurde, während die Leute das Internet, ihre Daten weiter gaben oder schlicht durch Überwachunskameras allerorten aufgenommen wurden. Jedes Fitzelchen, das irgendwo mal erfasst wurde, kann eingesehen werden. Cyn nimmt das Ding mit nach Hause, wo ihre 18-jährige Tochter sich fast schon begierig auf diese Neuheit stürzt (Die Brille - Muttern ist keine mehr). Sie erhält die Erlaubnis, das Dingen mit in die Schule zu nehmen und nach dem Unterricht verteibt sie sich mit ihren Freunden Zeit mit dem neuen Spielzeug. Als ihr Kumpel Adam die Brille ausprobiert, sieht er einen Mann, der ihm seltsam vorkommt und überprüft dessen Daten. Das ist doch tatsächlich ein gesuchter Verbrecher. Und wie die Jugend halt so ist, baut er sich mehrfach bedrohlich vor dem Mann auf, verstellt ihm den Weg und will nebenbei noch die Polizei alarmieren. Statt dem kleinen Spacken ordentlich die Backen dick zu polieren, wie es sich gehört, flüchtet der Typ. Also wohl wirklich was dran an der Meldung. Und Superbrillen-Adam hinterher. Tja, Superbrille schützt vor Kugeln nicht. Adam wird von dem Gangster niedergeknallt, seine Freunde sind erschüttert und Presse-Tussi-Töchterchen wird dann mit einem weiteren Kumpel, Eddie, und einer Klassenkameradin, Sally, von Muttern abgeholt. Zu Hause angekommen, bekommt Cyn  mal etwas von ihrer eigenen Medizin zu schmecken, als Kollegen von ihr vor der Tür stehen und sie belästigen, weil sie Informationen verlangen. Geschlossene Tür? Na und. Wird eben dagegengehämmert, bis jemand reagiert. Nach und nach kommt auch ans Tageslicht, dass sich alle Kids mittlerweile bei einer Firma namens Freemee eingeloggt haben, Kunden sind, die auf das Angebot, ihre eigenen Daten zu vermarkten, eingegangen sind. Man kann damit sogar Geld verdienen, aber muss für einige "Angebote" auch zahlen. Über weitere Mögloichkeiten wie bestimmte Apps kann sogar das Verhalten der Leute beeinflusst werden. Über Smartwatches und Smartphones werden Tätigkeiten und Aufenthaltsorte sowie Pulsschlag oder Stresswerte minutiös übertragen. Und jeder macht mit. Wie bei Facebook (Sogar der Autor des Buches ist dort unterwegs. Schelmenspiel.). All dies prangert ZERO an, warnt vor der totalen Überwachung, der Vereinnahmung der Menschen, der Steuerung. Logisch, dass er deshalb von den Machthabern gejagt wird. Und der Presse. Cyn führt das Ganze durch Europa, sogar in die USA - zusammen mit ihrem Kollegen und mittlerweile auch Stecher Chander. Selbstverständlich nehmen sehr zügig auch die Geheimdienste die Zügel auf und hetzen alles und jeden.

Kurzer Hinweis für den Autor: "Body Snatchers" von Jack Finney wurde nicht nur dreimal als Vorlage genutzt, wie im Glossar erwähnt, sondern viermal (Siegel, P. Kaufman, Ferrara, Hirschbiegel), zuletzt im Jahr 2007. Nur nebenbei erwähnt.
Und etwas für mich Seltsames. Das Buch wurde als "Wissensbuch des Jahres" ausgezeichnet. Okay, da ist schon etwas Skepsis nach der Lektüre angebracht. Aber auf der Rückseite meiner 9. Auflage kommt die Auszeichnung von der BILD der Wissenschaft-Jury. Wie passt das denn - BILD und Wissen? Wer war in dieser Jury? Castingshow-Juroren? Analphabetismusstolze IT-Girls? Ich weiß es nicht, kenne niemanden aus solchen Bereichen und kann mir daher kein festes Urteil erlauben. Aber fragen, das darf ich dann mal doch, oder?
Das Thema ist ja aller Ehren wert und mit "Blackout" hat der Autor auch schon eine sehr gute Visitenkarte abgeliefert. Nun sein Beitrag zur Debatte der allumfassenden Datenspeicherung ohne Wissen der Ausgespähten. Erschreckend dabei, dass hier nicht nur Snowden, der entweder als Verräter oder als Held gepriesen wird in der realen Welt, weil er den NSA-Skandal mit seinen Publikationen auslöste, schon überholt wurde, sondern dass dieses unsägliche Menschenrating erst kürzlich - vor wenigen Tagen - im Videotext als News beschrieben wurde. Eine Firma namens Peeple hat doch allen Ernstes vor, dass man dort seine Mitmenschen mit Sternwertungen ala dem Kraken mit dem "A", der Verlage gerne in seine Verträge drängt, versehen werden können. Da ist Lug und Trug, aber auch Gewalt Tür und Tor geöffnet. Nachbarschaftsstreit dürfte dann eskalieren, eine Debatte über Asylsuchende in Gewalt ausarten, wenn hier auch noch gewertet werden darf und Jobs, ja, die sind dann noch mehr gefährdet als durch fahrlässig auf Facebook eingestellte Suffbilder oder Deppengeschwalle. Die Würde des Menschen wird eh schon verletzt oder missachtet. Mit Duldung der Politik. Aber wenn das wirklich Schule macht - heidiwitzka, dann gehts rund. Einmal in de Boppes und einmal in de Mund. Und es hängt ja jetzt mittlerweile alles an der Scheiße dran. Job, Stromdaten, Bestellungen, Anfragen bei Ämtern - geht ja gar nicht mehr anders. Dieses Rad ist nicht mehr zurüchzudrehen, aber man kann es doch zumindest reglementieren. Doch hier läuft doch bald alles noch darauf hinaus - nur mit der Masse bist du klasse (die Politk sorgt ja auch dafür, dass alle sich kritiklos auf Linie begeben.). Bei den sogenannten Hass-Mails regt sich jeder (nicht zu Unrecht) auf, aber diese geplante Aktion der Firma "Peeples" leistet solchen Sachen doch auch noch Vorschub, denn - HALLO - die Bewerteten müssen weder gefragt noch informiert werden. Immer wieder wird über die Alten gestänkert und gehetzt, weil sie nix leisten und dazu noch zu teuer sind. Die können froh sein, dass sie alt sind, weil sie die Auswirkungen dessen nicht mehr in vollem Ausmaß erleben müssen. Da geht es ihnen wie den glücklichen Entscheidungsträgern in den weltweiten Zentren der Macht: Bis sich die Auswirkungen von deren willkürlichen Vorgaben am eigenen Volk vorbei so richtig schmerzhaft erweisen, sind die längst in ihrem eigenen Grabmal veschwunden und müssen nicht mehr mit den Konsequenzen ihrer Fehler leben - was heißt Fehler, womöglich war ja alles Absicht und nach denen die Sintflut. Hauptsache gut verdient, bei der Wirtschaft immer die Hand aufgehalten und fürn Straßenbau die Bürgerkonten geplündert. Roman und Geschichte selbst sind leider qualitativ weit vom Vorgänger entfernt. Die Protagonistin ist weit weg davon, sich Sympathiepunkte zu erwerben. Nicht nur, dass sie sich im Bereich Presse ebenso verhält wie die von ihr kritisierten Kollegen, sie macht die Jagd auf ZERO auch aus sehr egoistischen Motiven und die Nutzung der Brille, um an ihren Love-Interest zu kommen, ist auch kein Ausbund der netten Heldin. Kann man ja einwenden, dass die Figur nicht immer lieb sein muss, dass man hier ihre verschiedenen Facetten zeigen wollte. Durchaus möglich, aber meines Erachtens nicht gelungen. Aber die Charakter sind insgesamt klischeehafte Abziehbilder, die absolut NULL/ZERO Interesse für sie wecken, zum Mitfiebern allesamt ungeeignet. Sprachlich könnte man dem Autor zugute halten, dass er ein schwieriges Feld leicht verdaulich präsentiert hat. Leider hat es bei mir nur zu Durchfall gereicht. Sehr simpel geschrieben, teilweise Sätze, die man auch dem einen oder anderen Boulevard-Blatt anlasten könnte - sie sind unvollständig. Zwei oder drei hingeworfene Worte. Sollte das Tempo suggerieren? Das kann Matthew Reilly besser. Was haben wir da noch? Die üblen Medien, die  mit ihrer Jagd nach Quoten weder Skrupel noch Niveau kennen, die Menschen nur nach Quote verschachern und denen es absolut niemals um das Wohl irgendeines außer ihnen selbst geht. Stories über die Facebooks und Amis der Welt, über Regierungen, die nach außen propagieren, dass sie sich für den Datenschutz einsetzen und durch die Hintertür gaaanz still und heimlich genau das Gegenteil parktizieren oder einfach jeden Fetzen Information speichern, weil es ja um den Schutz der Bürger geht. DER Witz ist so alt, dass er schon dern klischeehaft-berühmten Bart hat. Oder Regierungen, die einfach Promis vor ihren Karren spannen, die werbeerfahren wie sie sind, jeden Sermon aufsagen, den man ihnen vorgibt, solange die Kasse stimmt natürlich. Tja, da wäre noch diese unsägliche Liebesgeschichte mit dem offenen Ende und die Thrillerelemente mit ZERO und den Geheimdiensten, die man auch in einen Heftroman hätte pressen können. Und der Schluß? Lässt durchaus einige Dinge offen und hat eine Idee, die glücklich UND erschrocken stimmen kann. Ehrlich - nach dem guten "Blackout" war ich enttäuscht. Als Massenware oder um es während der Arbeit gut überwacht unterm Schreibtisch zu lesen (vorausgesetzt diese ActApp warnt einen nicht davor), ohne sich groß konzentrieren zu müssen, reißt es niemand aus seiner und kann locker konsumiert werden, aber das ERgebnis ist doch eher mässig. Ich hätte mir nicht nur eine spannendere, sondern auch etwas intensivere und ernsthaftere Diskussion um dieses heikle Thema gewünscht. Dass er das kann, hat er ja schon bewiesen. Kann man sich - zum Taschenbuchpreis und der Voraussetzung, dass man unangestrengt unterhalten werden will - durchaus gönnen. Pflichtlektüre würde ich es aber nicht nennen. 475 Seiten.

Jerry Garcia



H. E. Goodhue. Jedes Jahr im Sommer werden die Bewohner von Sunset Island von einer gottlosen Seuche heimgesucht - Touristen. Ray Weller, den meisten nur als "Der Kapitän" bekannt, bringt mit seiner Fähre diejenigen auf seine geliebte Insel, die er am meisten verachtet. Ray verabscheut die Touristen, verabscheut seinen Job und seinen Spitznamen. Aber bald muss er feststellen, dass Sunset Island durch etwas viel Schlimmeres als Touristen bedroht wird. Etwas ruht unter der Insel, etwas altes und längst vergessenes. Etwas, dass niemals hätte geweckt werden sollen. Als ein Wirbelsturm Sunset Island vom Festland abschneidet, sind die Einwohner und Touristen gleichermaßen auf der Insel gefangen. Und zu genau jener Zeit steigt etwas aus der Tiefe empor, vor dem sogar die Haie weit ins offene Meer flüchten. Jetzt muss Ray einen Weg finden, seine geliebte Insel zu retten - und vielleicht sogar ein paar von den Touristen, die er so hasst.

Ray ist schon eine Marke. Musste er einen Beruf als Fischer doch aufgeben, weil die Gier seine Fischgründe leergefegt hat. Nicht unbedingt leergefischt. Die US-Armee hatte auf dem vorgelagerten Peach Island ein Forschungszentrum und zudem wurden die Rechte an den Seemeilen vor der Küste an eine Ölfrima namens Gaxco verscherbelt und schon waren die Fische und somit die Lebensgrundlage von Ray und seinen Kollegen vertrieben. Die Honoratioren der Stadt, die diese Entscheidung getroffen haben, setzten dann auf den Tourismus und so wird Sunset Island eine dieser altbekannten Tourifallen. Und Ray? Hat einen neuen Job: er darf die Fähre kutschieren, die die ungeliebten Fremdlinge, die wie eine Alien-Invasion über seine Heimat herfallen und auch noch nach Fotos mit ihm gieren. Gar nicht sein Fall. Als dann Alex, einer dieser Jungschnösel, die mit Genuss das Geld der Eltern verbraten, wie alle Jungspunde im Leben weder was wissen noch was geleistet haben und sich dennoch jedem Menschen, der älter ist als sie, total überlegen fühlen, ihn nach einer Tour aufs Meer fragt, um Peach Island zu besuchen und die Bohrinsel, auf der die Arbeiter es sicher nicht abwarten können, von Berufsfaulenzern begafft zuwerden, zu besichtigen, lehnt er ab - und das nicht unbedingt dankend. Alex ist aber wild entschlossen und nach einer durchzechten Nacht macht er sich mit seinen drei wilden Companeros halt ohne professionelle Unterstützung auf den Weg. Kurz nach Peach Island und mal geschaut, was die anderen Kiddies so veranstalten und dann ab zur Gaxco-Bohrinsel. Die haben derzeit andere Probleme als lästige Amateur-Seebären. Als es bei einer Bohrung Probleme gibt, setzen sie einen Mann ins Mini-U-Boot und lassen ihn in der Tiefe nach dem Fehler suchen. Dann bricht der Kontakt ab. Alex und seine Alkoholiker-Horde kommen bald in kabbeliges Wasser und Wally hängt ständig über der Reling und lässt sich das Essen von heute früh oder vom Vorabend ein weiteres Mal durch den dicken Kopf gehen. Irgendwann stellt Alex fest, dass der Kumpel fehlt (die beiden anderen Nasen pennen noch ihren Rausch aus) und sucht clever, wie er nun einmal ist, das Meer rund ums Boot ab. Und wie zum Beweis, dass er doch nicht so blöd ist,wie dieser olle Kapitän glaubte, sieht er dessen weiße Segeltuchschuhe mit den Sohlen nach oben im Wasser treiben - unten dran hängt bestimmt der Körper von Wally und übt sich im Ersaufen. Also flugs zur Rettung ins Meer gesprungen und hin zu Wally, um ihm zu aus der Bredouille zu helfen. Aber ein Blick zurück zum Boot lässt ihn erblassen: Da brodelt es um das kleine Wassergefährt herum im Wasser, als würde es kochen - und schwupps ist das Boot plötzlich weg. Mit ihm die beiden alkoholseligen Kumpel. Als er dann nach Wally sieht, muss auch er seine Mahlzeiten dem Meeresgott opfern. Unterdessen wird auf der Insel via Nachrichten vor einem starken Sturm gewarnt und Ray wäre nicht Ray, wenn er nicht seiner Abneigung zum Trotz diese reichen Blagen da draußen in der wilden See warnen oder gar retten wollte. Aber was in denn nun dort in der nassen, stürmischen und unheimlichen Dunkelheit erwartet, hätte er sich in seinem Seemannsleben nie träumen lassen.

"Tidal Grave - Ihr hättet es nicht wecken dürfen!" ist feinster Creature Feature-Horror wie man ihn aus etlichen Filmen kennt. Begonnen mit "Der weiße Hai" über "Grizzly" bis hin zu den putzigen Asylum-Ausgaben - das Strickmuster ist irgendwie immer gleich. Zumeist spielt ein knurriger und bärbeißiger und in Ehren ergrauter Einheimischer den Protagonisten, der mit modernen Methoden und Touristen nichts anfangen kann und vor allem nichts anfangen will und griesgrämig auf die jungen Schnösel schimpft (wobei er den schnieken Schnecken im Mini-Bikini durchaus zumindest wohl wollende Gedanken entgegenbringen kann), den dann als Warner vor Gefahr niemand ernst nimmt. Schon gar nicht die Kids. Ein Bürgermeister, der nur auf Profit aus ist, sich um den Ruf seiner Gemeinde sorgt und ohne schlagende Beweise natürlich nicht daran denkt, irgendeine Festivität bloß wegen eines läppischen Sturms und etwas, das sich darin bewegen soll abzusagen, darf selbstverständlich nicht fehlen. Sie sind alle da: schnuckelige Bikini-Hasen, überhebliche bis selten dämliche Jugendliche, Monster, geheimnisvolle US-Froschungs-Laboratorien auf einer verlassenen Insel und die Umweltzerstörer, die den Menschen seines Lebensunterhaltes berauben, vom Schaden an der Natur ganz abgesehen. Massenweise bestrafungswürdige Opfer. Und so kommt es, wie es eben kommen muss in dem Genre. Zur Strafe an der Versündigung gegen die Natur wecken sie ein Monster - und das heizt ihnen während des Sturmes so richtig ein (warm ums Herz wird es dabei aber nur dem Leser). Bald schon kaut der monströse Rächer der Natur auf menschlichen Körpern herum, dass ihm die Brocken aus den Maulwinkeln quellen und ganz weit nach unten Richtung Boden spritzen, weil er die Schnauze wieder zu voll genommen hat. Nie mehr als zehn auf einmal - sollte er doch mittlerweile gelernt haben, meine Güte. Der Bodycount ist hoch, es wird fröhlich gematscht und gekillt, geschrien und geflüchtet - und das neben so manch auch nur gruseliger Szene in düster-schwarzer Atmosphäre eines tobenden Meeres und tiefhängenden Sturmwolken, die das Szenario noch unwirtlicher machen, als es eh schon ist. Nichts Neues im Genrebereich, ABER erstens hab ich meinen Spaß an solchen Werken (Sei es nun Film oder Buch) und zweitens kommt der Autor aber ruckzuck zur Sache. Kurze Einleitung, die Figuren skizziert (Okay, für Figuren und große Teile der Handlung hat die Schablone gereicht) und dann geht es zack, zack, zack zur Sache. Ein Unglück folgt auf das andere, eine Attacke jagt die nächste und es wird von Mal zu Mal blutiger. Kurzweilig, auch in Teilen spannend (Wer wie ich schon etliche dieser Filme gesehen oder Bücher gelesen hat, findet halt Spannung nur noch in dem einen oder anderen kleinen Bereich), der hin und wieder spaßige Humor ist eher der knurrigen Art vom Protagonisten und dem einen oder anderen zu doofen Jugendlichen denn im Stile eines Jake Bible oder Jeremy Robinson, von Jeff Strand gar nicht zu reden. Stilistisch ist der Roman okay, mir wurde da (Okay, durch den Kauf auf eigenes Verschulden) in letzter Zeit schon Schlimmeres kredenzt. Aber er erhebt wohl auch kaum Anspruch auf irgendwelche Weihen, außer jenen der Unterhaltung - und die kann er von mir auch gerne bekommen. Ein feines, kleines Werk mit 180 Seiten hat sich der Luzifer-Verlag da ins Portfolio geholt. Nur weiter so. Bissig, schnell, blutig, rasant. Für Genre-Fans ein MUSS (behaupte ich mal ganz unverschämt). Gerne würd ich ja noch etwas über das Cover mosern, aber es passt schon recht gut zur Story und erblinden tut man bei dem Anblick auch nicht sofort. Kann man also lassen (falls man den "Künstler" nicht zu hoch bezahlt hat). Sie stimmen doch zu, Herr Schubert? Rund 180 Seiten.

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