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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



Jo Nesbo. Olav lebt das einsame Leben eines Killers. Als Killer ist es eben nicht unbedingt leicht, anderen Menschen nahe zu kommen. Doch jetzt hat Olav die Frau seiner Träume getroffen. Zwei Probleme stellen sich: Sie ist die Frau seines Chefs. Und Olav wurde gerade beauftragt, sie zu töten.

Olav arbeitet in den 70-er Jahren in Oslo als Hitman für den Gangsterboss Daniel Hoffmann. nachdem Olav mit einem Mord an einem Mann davonkam, ohne auch nur ansatzweise von der Polizei behelligt zu werden, nachdem diese den Leichnam im Hafenwasser treibend gefunden hatte, wurde er ohne langes Zögern engagiert. Menschen töten scheint das Einzige zu sein, das Olav gut kann. Und so erledigt er mehrere Aufträge zur vollsten Zufriedenheit seines Bosses. Doch der neue Auftrag bringt Probleme mit sich. Der Boss will seine untreue Frau unbedingt loswerden. Selbstverständlich kann er sie nicht selbst beseitigen und so soll sein treuer Killer das erledigen. Der beobachtet sie und ist hin und weg, völlig verliebt. Dass sie sich tatsächlich mit einem Kerl trifft, tangiert ihn da wenig. Nur ist es ihm jetzt unmöglich, die Frau zu töten. Ergo muss der Typ dran glauben. Gar nicht gut. Eigene Entscheidungen treffen steht nicht in seinem Anforderungsprofil. Also sucht er sich mit der Frau zusammen ein Versteck, wo sie bleiben wollen, bis sie die Möglichkeit haben zu verschwinden. Doch so einfach macht es ihm sein Ex-Arbeitgeber nicht. Olav wendet sich an den FISCHER, den Konkurrenten seines früheren Bosses, und macht dem ein Angebot.

Tja, was sagt man zu einem groß vermarkteten Büchlein, das auf 187 Seiten daherkommt, von denen 14 auch noch Leerseiten sind, mit extrabreiten Rändern ausgestattet ist, dass man dort locker noch eine Geschichte dieses Formats hätte unterbringen können, das zwar eine nette Aufmachung hat, die ein echter Blickfang ist und dann für 12,99 an den Kunden gebracht wird? Die Story hätte man auch auf rund 130 Seiten bringen können. Ressourcenverschwendung um den Preis in die Höhe treiben zu können. Okay, ich musste es mir ja unbedingt kaufen, aber richtig gefallen tut mir diese Art der Vermarktung eher nicht. Aber es ist ja einer dieser Publikumsverlage, da darf man nicht schimpfen. Das tut man dann lieber bei den kleineren, die sich mittlerweile hie und da doch schon als ernstzunehmende Konkurrenz erweisen könnten. Zum Inhalt: Der Protagonist erzählt seine Geschichte selbst, kokettiert dabei mit seinen Schwächen als Legastheniker und dazu mit einer Rechenschwäche ausgestattet. hin und wieder stellt er sich als ziemlich dämlich hin, ist aber im nächsten Moment extrem belesen, was nach seiner Aussage daran liegt, dass er ewig für ein Buch braucht, da er die Worte oft mehrfach lesen muss, um die Buchstaben in die richtige Reihenfolge zu bringen. Ausserdem denkt er sich zu den gelesenen Storys oft eigene, in eine andere Richtung weisende Handlungsteile aus. Ansonsten ist er ein etwas seltsamer Typ, in sich zerrissen, mit einer Kindheit, die auch keine Offenbarung war und ihm den Weg zu seinem derzeitigen Job schon gewiesen hatte. Aber ein Killer mit Macken in einer düsteren, kalten Umwelt, der sich in sein eigentliches Opfer verliebt - neu ist das nicht. Da könnten auch Bogart und Konsorten ein Wörtchen mitreden. Was tischt Nesbo dem Leser da auf? Gewalt gegen Frauen, kaltblütige Morde, ein Killer mit einzelnen Anfällen von Gewissen, die eine oder andere Härte und etwas Liebe in Zeiten der Gefahr. Wobei die Frau zwar für den Killer eine Rolle spielt, aber mich als Leser hat sie nicht für sich einnehmen können, sie war mir schlicht egal. Das restliche "Personal" des Buches besteht eher aus Randfiguren, die es für die Handlung zwar benötigt, die aber sonst kaum mehr als Stichwortgeber sind. Ich verstehe die vielen Lobeshymnen nicht, die das Buch erhalten hat. Es ist etwas anders als die Bücher um Harry Hole, das stimmt, aber es ist nicht herausragend. Es ist eher Mittelmaß zu einem hohen Preis - trotz des kleinen Kniffs zum Ende hin. Ein Quickie mit etwas Tempo. Wer sich das zu dem Preis gönnen will, kann das gerne tun oder das eBook nehmen, das immerhin "nur" 9,99 Euro verschlingen soll. Das wäre bei Verlagen wie Luzifer, Festa, Voodoo-Press und anderen der Preis für zwei Bücher und im Angebotssegment eher schon fast vier eBooks. Naja, ich hab den Großverlagen mein Geld ja jetzt für dieses Heft als Buch in den Rachen geworfen. Ich will meinen Harry Hole zurück.

Jerry Garcia



Marc Cameron. Sie können jederzeit und überall zuschlagen. Eine Bombe im Stadtzentrum, ein Massaker in einer Schule. Doch jetzt missbrauchen sie ihre eigenen Körper als Waffe. Drei Terroristen aus dem Nahen Osten haben amerikanischen Boden betreten. Ihnen wurde eine biologische Waffe injiziert. Sie sind bereit zu sterben, um Millionen Ungläubige zu vernichten. Falls Amerika hofft, diesen Feind im eigenen Land bekämpfen zu können, dann braucht die USA ebenfalls eine ganz neue Art von Waffe. Und das ist Specialagent Jericho Quinn, Air-Force-Veteran, Box-Champion und ausgebildeter Killer in einem neuen globalen Einsatzteam, das offiziell nicht existiert. Seine Methoden sind so einfach und so brutal wie sein Codename: The Hammer.

Amerika wird von einem katastrophalen Anschlag erschüttert. Eines der riesigen Einkaufszentren des Landes, das Unmengen von Käufern in die vielen Läden lockt, wurde von drei Terroristen, die jeweils einen mit Sprengstoff beladenen LKW an verschiedenen Stellen des Kaufhauses ins Innere brettern und dann explodieren ließen, in Schutt und Asche gelegt. Die Zahl der Todesopfer ist immens. Auf der anderen Seite des Teichs ist Jericho Quinn damit beschäftigt, Gefangene der Terroristen aufzuspüren und zu befreien. Ein Informant teilt ihm mit, wo die Amerikaner gefangen gehalten werden und wann man sie vor laufender Kamera exekutieren will. Sein Boss, Lt. Colonel Fargo, erwartet allen Ernstes, dass er mit einer Aktion wartet, bis Fargo irgendwann einmal vor Ort eingetroffen ist. Klar, will er doch die Lorbeeren ernten. Als ihm dann aber noch zwei Marines zur Seite springen, die einen der ihren aus den Händen der Typen befreien wollen, gibt es kein zurück. Scheiß auf den Lt. Colonel. Sie schaffen es, die Geiseln aus den Händen der Feinde zu holen, aber einer der Marines verliert bei der Aktion einen Fuß. Und schon hat Jericho Quinn einen Termin vorm Militärgericht. Der affige Fargo will ihn mit seinen Verbindungen fertig machen. Unterdessen hat ein Saudi, der in Paris vor der Flughafenpolizei flüchtet, einen Passagier der Maschine in die USA mit einer kleinen Injektionsnadel mit einem tödlichen Virus infiziert und somit sein Ziel schon erreicht, was aber noch keiner ahnt. Der Verdacht kommt erst auf, als die Passagiere und die Crew des Flugzeugs nach und nach qualvoll sterben. Damit die Maschine nicht in den USA landen kann und das Virus möglicherweise weiterverbreitet wird, entschließt man sich zum Abschuss. Und genau dieser Angriff auf die Nation ist es wohl, der Quinn den Arsch rettet. Er und der Master Sergeant der Marines, Jaques Thibodeax, werden von Win Palmer in den Dienst einer ultrageheimen Einheit gestellt, die so verdeckt arbeitet, dass sie selbst nicht wissen, dass sie existieren. Wichtig ist vor allem, die glaubhafte Bestreitbarkeit jeglichen Wissens über diese Truppe durch den Präsidenten. Wenn man dafür etwas lügen und schwarze Kassen führen muss - gut. Und bald gibt es auch erste Hinweise, von wo aus dieser perifde letzte Anschlag geplant und dann auch durchgeführt wurde. Doch noch ahnt niemand, was die Typen noch planen.

Es heißt ja oftmals, diese America First-Thriller wären das reine Klischee und solcherart Kunst zu lesen (oder in Filmen zu schauen), wäre unter der Würde eines vernünftig denkenden Menschen. Ein Glück, dass ich schon alt und doof bin und mich daher bei Frank Festa ungerührt und ohne schlechtes Gewissen dafür bedanken kann, dass er uns immer wieder Amerikaner kredenzt, die rücksichtslos jedes auch nur ansatzweise vermutbare Klischee retten. Selbstverständlich werden auch in "National Security - Eindringlinge" einige verwurstet (hier meine ich jetzt Klischees, später trifft es eher böse Saudis), wenn man an den Karrieristen-Colonel oder den Piloten des abzuschießenden Flugzeugs bzw. später den des Hubschraubers denkt. Alle beide tapfere Helden der Nation gewesen und stolz ihrem Land in jeder Art und Weise zu dienen. Da gibt es dann ein bisschen Emotion, zu der dann auch der Protagonist in Sachen Familie und kleine Tochter kurz genötigt wird. Ein knurriger Sergeant mit einem ziemlich ausgeprägten Sinn für zweideutige Anmerkungen und ansonsten ein harter Kerl mit weichem Herz, darf ebensowenig fehlen wie der absolut böseste Böse, der je auf den Pfaden des amerikanischen Festlandes wandeln durfte. Aber hey, ihr Kritiker, das weiß man im Prinzip schon nach der Lektüre des Klappentextes. Wieso lest ihr das Zeug dann? Glaubt ihr nach zehn Seiten würde der Autor seinen Helden die Waffen niederlegen lassen, um mit Gott, der Welt und den Feinden in einen friedlichen Dialog treten, so wie es in der Realität der Fall ist. Ach halt, in der Realität passiert das ja auch nicht. Dafür wusste die eine oder andere Stilblüte des ordentlich aufgebauten Romans doch, wie sie mich doch zum Schmunzeln bringen konnte, es ließ sich einfach nicht vermeiden als es hieß: Zitat Anfang "70 Geschosse pro Sekunde, jedes so groß wie eine fette Karotte, zerschredderten die Aufständischen auf dem Dach wie Krautsalat." Zitat Ende. Womit wir beim Härtegrad wären. Das waren nicht die Einzigen, die sich in Fleischbrocken auflösten und das mit den Menschenrechten wurde von Quinn und seinen Mitstreitern eindeutig ausgelegt - wer gegen uns ist, hat keine, darf sich dafür aber über hochnotpeinliche (so hieß Folter früher tatsächlich mal) Befragungen freuen. Und nun, liebe Kritiker, wie weit ist das denn an der Realität vorbei? Auslandsgefängnisse, Waterboarding, Abu Ghraib - alles schon dagewesen. Nicht in einem Roman. Und fragt der Gegner nach Menschenrechten? Klar, die haben damals bei 9/11 vorher alle in den Türmen angerufen und gefragt, ob sie mit ihren Plänen einverstanden waren. Zum Roman: Der ist schnell, hart und drückt pausenlos aufs Tempo. Nach dem fatalen Einstieg mit dem Anschlag ist eigentlich nur Zinnober mit dicken Backen angesagt und ja, wie im Autorenporträt versprochen - der Leser merkt sehr schnell, dass Marc Cameron Bikes liebt. An fetzigen Verfolgungsjagden wird nicht gespart. "National Security - Eindringlinge" ist genau der richtige, rasante Lesestoff, den der actionlastige Leser sich wünscht und der solchermaßen Feuerwerke auch schon von Autoren wie Ben Coes, Jon Land, Russell Blake, Martin Kay, Stephen Hunter, Vince Flynn, Alex Berenson, Dalton Fury, Mark Greaney (für Tom Clancy), Brad Thor oder Brad Taylor kennt und erwartet. Die Actionfraktion bekommt Vollbedienung und die Friedenstäubchen lesen doch bitte Hedwig Courts-Mahler oder sowas. Ist natürlich nur ein Vorschlag, kann ja niemandem vorschreiben, was er lesen soll. Ich bin da toleranter als die mit dem ewig mahnend-verbietenden erhobenen Zeigefinger - und sollte ich mal einen Finger heben, ist es garantiert nicht der. Ein Hoch auf die Crime-Reihe des Festa-Verlages und dass wir einen weiteren Roman von Marc Cameron in Händen halten dürfen, wie es das Ende auch verspricht. 397 Seiten.

Jerry Garcia



Martin Kay. Als der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika bei einem Attentat stirbt, gerät der Secret-Service-Agent Jed Vigilante ins Kreuzfeuer seiner Behörde. Auf der Flucht gelingt es ihm, entlastendes Beweismaterial an einen Vertrauten zu schicken; dieser wird kurz darauf ermordet. Die stellvertretende Direktorin des Secret Service schaltet daraufhin Eileen Hannigan ein, die infolge ihrer Ermittlung auf ein Geheimnis tief unter dem Pentagon stößt. Ihr wird schnell klar, dass nur der verbrecherische Verbund der Generäle hinter dem Attentat auf den Präsidenten stecken kann. Aber es dauert nicht lange und auch der Gegenspieler der Generäle mischt sich in das Spiel ein, die Geheimorganisation Gaia's Dawn. Der dritte Teil um die fahnenflüchtige Exagentin Eileen Hannigan.
Schneller. Kompromissloser. Hannigan!

Jed Vigilante findet sich inmitten eines Haufens von Leichen vor. Was er niemals für möglich gehalten hatte, ist eingetreten. Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wurde bei einem Attentat getötet. Seine Secret Service-Agenten, die zu seinem Schutz abgestellt waren, sind alle bis auf einen tot. Vigilante hat mit seinem letzten Schuss auch noch den letzten verbleibenden Angreifer getötet, aber den Verlust seines Schützlings dennoch hinnehmen müssen. Hier in der Tschechei, wo er keine Verbündeten hat, muss er nun schnellstens abtauchen. Er nimmt mit seinem Smartphone noch einige Bilder und ein Video als Beweis auf, dass dies tatsächlich passiert ist und macht sich mit einem der Wagen des Konvois davon. Ihm dämmert, dass er jetzt erst recht als Verdächtiger daherkommt, aber was soll sonst tun. Er fährt nach Prag und lässt die Karre dort stehen, begibt sich in eine Kneipe und benutzt dort das unsichere Telefon, um seinen Kumpel Sallinger in den USA anzurufen. Was der ihm dann zu berichten hat, haut Vigilante fast aus den Socken. Doch dabei bleibt es nicht. Bald tauchen einige Figuren auf, die Jed aus den Socken BALLERN wollen - und die sind vom tschechischen Geheimdienst. Ohne lange zu überlegen, flüchtet er wieder und kann mit der Hilfe einer jungen Frau dann auch entkommen. Unterdessen tätigt Sallinger in den USA einen geheimnisvollen Anruf, der ihn in den Anacostia-Park am - völlig ungewöhnlich  Anacostia-River lotst, um sich dort mit einer Kontaktperson zu treffen. Diese ist Gwen Stylez, die, mit Rückendeckung von Natalie aka Snake, Scharfschützin, in den Park kommt. Sie und Snake können den Mann schnell identifizieren, auch wenn der sich vorsichtig verhält. Kurz bevor sie ihre Informationen konkret austauschen können, nimmt sich ein Scharfschütze die Freiheit, auf sie zu ballern. Natalie schaltet ihn jedoch mit einem präzisen Schuss aus. Zum Leidwesen der Beteiligten im Park kommen über den Fluss zwei Boote mit Kämpfern. Zwei von denen fallen Snake zum Opfer, doch dann werden die drei überwältigt und gefangen genommen. Als Eileen Hannigan von der Sache hört, ist sie aufs Höchste alarmiert und greift in die Suche nach den Kollegen ein. Was sie dann alles erwartet, übertrifft ihre schlimmsten Befüchtungen - und das trotz all den Vorkommissen, die schon hinter ihr liegen. Blut und Gewalt sind ab jetzt immer an ihrer Seite.

Eine furiose Actionorgie von Maddin Kay, Deutschlands Actionator Numero Uno, alleine führend im Bereich rasender Hochgeschwindiglkeitsaction.
(Der Vorname ist die Retourkutsche für den Tod des Agenten Schofield. Ein Schofield stirbt nicht. Das ist absolut unrealistisch, Schofields sind unsterblich, haha.)
Nach Angriffen auf amerikanische Städte, dem Aufmarsch von Panzern in Einkaufszentren, unterseeischen Basen und der Vernichtung der Hälfte von Zypern (in "Kalte Spuren" und "Geheimcode Misty Hazard") geht die Höllenjagd rund um den Globus in vollem Tempo weiter. Nach dem Beginn mit dem Tod des Präsidenten müssen Geheimnisse gelüftet und die Protagonisten trotz ständiger Gefahr durch Beschuss aus allen möglichen Reihen - auch den eigenen - am Leben gehalten werden. Es gibt kaum Atempausen, ständig lauert eine Killerbrigade darauf, Hannigan und ihren Mitstreitern den Garaus zu machen. Und weil eine Actiondauerhatz im Stile eines Matthew Reilly dennoch ein bisschen Abwechslugn braucht, hat der Autor MARTIN Kay den besten Weg gewählt, der ihm einfallen konnte. Verschwörungen im Stile eines Robert Ludlum - und zwar des echten und wahrhaften und nicht eines seiner Möchtegernnachfolger. Keiner konnte je unheimliche Organisationen, die nach der Macht strebten, derart mit der Patranoia verknüpfen, die sich aus den vielen Begegnungen mit vermeintlichen Freunden und Verbündeten, die zu Gegnern werden und Feinden, die zu Helfern werden, dass sich der Leser (wie seine Helden) nie sicher sein konnten, was nun als Nächstes geschehen würde und ob man seinen Freunden/Feinden/was auch immer jemals würde vertrauen können. Eben davon hat sich Martin Kay eine ordentliche Scheibe abgeschnitten. Selbstverständlich werden solche Handlungsebenen benötigt, damit man sich in die unterschiedlichen Gruppierungen einlesen kann und dabei nicht auf die üblichen Stereotypen trifft - bevor es wieder in die Vollen geht. Action satt. Eine Verfolgungsjagd mit einer F-22 ist da noch eine der "unspektakuläreren" Szenen, die der Autor uns hier kredenzt. Je weiter es vorangeht, umso höher wird der Blutzoll, der Munitionsverbrauch könnte etliche Rüstungsbetriebe, die diese herstellen auf Jahre hinaus sanieren. Neben einigen Gadgets, die wie bei Dale Brown noch etwas in der Zukunft liegen, aber genauso wie beim Genannten in wenigen Jahren Wirklichkeit werden könnten, beweist der Romancier der knallharten Tempo-Action, dass man ihm viellecht den Job der UvdL geben sollte, hat er doch tatsächlich funktionierende G36 aufgetrieben. Irgendwie kam mir auch der Gedanke (Jaja, ich weiß - ich und Gedanken sind völlige Gegensätze), dass so das eine oder andere Betriebssystem für Smartphones und andere Spielereien einen kleinen Seitenhieb erteilt bekommt. Hin und wieder wird auch mal die Erinnerung an Filme wach, wenn die "Konturlosen" in ihren Röhren liegen ("Body snatchers"?) oder "Make my day" ("Dirty Harry 4") oder Herr Kay lässt kurz einen minimalen Blick auf "Die Kaiserkrieger" von Dirk van den Boom zu. Nett. Und er bietet für die Leser seiner beiden Vorgängerwerke tatsächlich noch die eine oder andere Überraschung in dem ganzen Ballyhoo, das hier wie ein Feuerwerk über geneigten Kunden hereinbricht. Die zweite Hälfte des Buches gehört zum Besten im Actiongenre, das ich seit einigen Jahren gelesen habe. Okay, Matthew Reilly wird bei uns seit "Arctic fire" nicht mehr übersetzt (Ein lautes BUH!!! für die Verlage) und so bleibt für diese Art der Literatur ja nur Martin Kay übrig. Doch dieser schlägt damit so jeden Kollegen aus den Nationen, die für derartige Kost seit Dekaden bekannt sind, locker aus dem Rennen. Zum Ende sei noch angemerkt, dass Mark Jedediah Vigilante ja schon ein eBook-Abenteuer erleben durfte (Ich hätte gerne noch mehr Stoff von ihm in einer Print-Version), dieses aber NACH den Ereignissen in "Die Generäle" spielt und ein Film sowie englischsprachige Auswertungen der Hannigan-Romane wären nicht schlecht. Sarah Shahi als Hannigan, Clint Eastwood als Henderson, Tom Cruise als Jed Vigilante und Dolph Lundgren als Dan "Cycle" Keller und viele schnuckelige Mädels als die blonden Stylez' sowie als Latex-Kampf-Babes von G-Dawn. Wer braucht da noch Bond? Jeder, der sich bisher mit meinem Geschmack in diesem Genre identifizieren konnte, sollte eh zugreifen und wer mal satte Action lesen will, die ohne große Dramen und überflüssiges Brimborium wie Love Story oder Dauergesülze extrem unterhaltsam und flüssig lesbar zu Papier oder (pfui) eBook gebracht wurde, der sollte auch mal einen Blick riskieren. Erstleser von Hannigan beginnen dann aber bitte mit "Kalte Spuren", nehmen dann nach möglichem Gefallen Buch zwei "Geheimcode Misty Hazard" in Angriff und wer dann noch nicht genug Blei durch die Luft fliegen las, dem sei die Steigerung "Die Generäle" ganz klar ans pochende (Wäre das nicht so, wärt ihr wohl ein Vampir. Hoffentlich keine "Biss zum..."-Variante) Herz gelegt. Für mich ist das Buch jedenfalls
Die Actiongranate des Jahres!!! 497 Seiten!

Jerry Garcia



James Abel. Ein amerikanisches U-Boot sendet Hilferufe aus den eisigen Gewässern der Arktis. Die über hundert Menschen an Bord stecken in Sturm und Eis fest ― und sie leiden an einer mysteriösen Erkrankung. Colonel Joe Rush, Arzt und Biowaffenexperte, wird auf eine geheime Rettungsmission geschickt. Er soll die Seuche an Bord des U-Boots eindämmen und verhindern, dass dessen Torpedo- Technologie in feindliche Hände fällt. Joe Rush und sein Team sind vollkommen auf sich gestellt. Doch sie haben einen Verräter an Bord.

Joe Rush wird unvermittelt zu einem Einsatz gerufen. In der Arktis ist ein US-U-Boot in Not und müssen befreit werden. Kein anderes U-Boot ist auch nur in der Nähe, Eisbrecher existieren so gut wie gar nicht beim Militär, also wird kurzerhand einer requiriert, der von Barrow, Alaska, aus die Mission starten soll. Die Crew des Schiffs bleibt mit Kapitän an Bord, die Wissenschaftler, die es eigentlich nutzen wollten, kriegen die Rote Karte. Selbstverständlich herrscht absolute Geheimhaltung, sodass weder Kapitän noch Mannschaft über das wahre Ziel informiert werden, bevor sie schon weit draußen auf See sind. Man hat Angst vor Verrat, da die Russen ja nicht weit weg sind - und das in Not geratene U-Boot hat selbstverständlich so einige Geheimnisse, die man den Erzfeinden nicht überlassen will. Doch auch die mysteriöse Krankheit birgt Gefqahren, wie Dr. Joe Rush weiß. Er soll versuchen, sie zu stoppen, die Mannschaft zu retten und das U-Boot zu versenken. Zum Leidwesen von Rush ist auch der neue Liebhaber seiner Ex-Frau an Bord, was ihm so gar nicht behagt, da der über seine Vergangenheit Bescheid weiß. Wie auch die Marines, die mit auf diese gefährliche Rettungsmission gehen und den Doktor deshalb auch nicht gerade in ihr Herz geschlossen haben. Bald erreichen sie das Eisfeld, wo die Kranken in Rettungsinseln auf Hilfe warte, da das U-Boot leider nicht mehr sicher ist. Und dann tauchen auch noch Feinde auf, mit denen man nicht unbedingt gerechnet hatte. Die Situation wird verfahren, über Funkverbindung schaltet sich sogar die Politik ein, um einen Ausbruch an Kampfhandlungen zu verhindern. So hat Joe Rush genug zu tun, um eine Eskalation zu vermeiden.

Das Buch hatte von Anfang an drei Probleme:
1. Ein Problem, das (fast) jedes Buch hätte, das nach einem Hannigan-Roman von Martin Kay in Angriff genommen wird - wie beteht man gegen ein derartiges Actionwerk?
2. Die Erkenntnis meinerseits, dass James Abel ein weiteres Pseudonym von R. Scott Reiss ist, der schon andere Bücher verfasst hat, die im Klappentext viel versprachen und am Ende dann doch eher lau waren.
3. Schon der Beginn mit dem Protagonisten und Erzähler Joe Rush, wenn er direkt von seinen Problemen anfängt, die ihn nicht schlafen lassen. Meines Erachtens kein guter Auftakt.
Und dann hapert es bei der Geschichte an Stimmung. Kaum stellt isch mal so etwas wie Spannung ein, wird sie entweder durch Rückblenden unterbrochen, in denen geschildert wird, was den armen Kerl derart mitnimmt, dass er geschieden wurde und er immer noch unter den damaligen Ereignissen leidet. Mit der Zeit kristallisieren sich weitere Hauptfiguren heraus, kleinere zwischenmenschliche Konfliktherde brechen aus und ein Love Interest für Joe darf auch mitmischen. Dazu bekommt der Leser einen kleinen Einblick in die Politik der Vertuschung, des Verrats und über die Gebietsansprüche der tauenden Arktis durch die Großmächte, die immense Bodenschätze dort vermuten. Insgesamt kommt die Geschichte rüber wie ein Alistair MacLean mit seiner "Eisstation Zebra" plus eine Portion der von Robert Ludlum ersonnenen, aber von Vertragsautoren verfassten "Covert One"- Reihe um Jonathan Smith. Nur entschieden schwächer. Ehrlich gesagt, passiert wieder das, was ich schon bei anderen Büchern von ihm bemängelte: Es wird ein Szenario aufgebaut, das schon fast etwas Apokalyptisches vermuten lässt und dann in einer Art Soap-Opera endet. Zum Schluss haben sie sich dann alle wieder ganz doll lieb. Lesen tut sich das schnell. Vergessen oder verdrängen tut man das aber auch schnell. Will ich sogar. Bis auf die Tatsache, dass ich nach R. Scott Reiss auch den Namen James Abel künftig meiden werde. Flaches Geschichten für "uninteressiertes" Lesen nebenbei. Guckt man halt mal rein, während das Frauchen gerade ihre Lieblingsserie schaut und man nicht umschalten darf - dann wenigstens bei einem faden Buch abschalten. Auf der Buchdeckelrückseite steht: Rasant, dramatisch, hochspannend. Besser hätte man nicht beschreiben können, was das Buch NICHT ist. Rund 460 Seiten.

Jerry Garcia



Douglas Preston. Die NASA entwickelt eine Raumsonde zum Saturnmond Titan, die mit einer völlig neuen Software bestückt ist - einer künstlichen Intelligenz namens ,,Dorothy". Doch es kommt zum Unglück: Bei einem Testlauf entwickelt Dorothy so etwas wie Platzangst und beschädigt den Tank, in dem das Experiment stattfindet. Flüssiges Methan tritt aus, die ganze Anlage explodiert, sieben Wissenschaftler sterben. Die hyperintelligente Dorothy aber flieht über eine Schnittstelle ins Internet, hält sich dort versteckt und agiert immer eigenmachtiger.

Melissa, geschlagen mit einer unschönen Kindheit, aber unglaublich clever, hat es geschafft ihr Leben halbwegs auf die Reihe zu bekommen und dann den Karrieresprung zur NASA zu schaffen. Nun ist sie zuständig für die Programmierung des Roboters Dorothy, der den Mars erkunden und Daten liefern soll. Die ungewöhnlichen Wege, die sie bei ihrer Arbeit gegangen ist, scheinen sich auszuzahlen und so geht man endlich daran, den Roboter zu testen. Alles läuft rund, man ist begeistert  - bis Dorothy durchdreht und eine Explosion verursacht, bei der sieben Menschen ihr Leben lassen müssen. Melissa gibt sich die Schuld dafür und flüchtet in die Berge. Aber erst, nachdem im Krankenhaus ihre eher oberflächlichen Wunden versorgt wurden und sich Dorothy auf ihrem Laptop meldet. Und das nicht gerade freundliche. Auch Dorothy beschuldigt Melissa einer unglaublichen Tat: Melissa habe sie verraten und jetzt giert Roboter Dorothy nach Rache. Zusätzlich kommen natürlich auch die üblichen Regierungsorganisationen ins Spiel, weil es ja um die Nationale Sicherheit geht. Und wo die Möglichkeit besteht, Geld zu verdienen, sind dann auch die Gangster nicht weit. Und ein Mann, der schon immer in verschiedenen Positionen für die Regierung der Vereinigten Staaten gearbeitet hat: Wyman Ford. Er macht sich auf die Suche nach Melissa und kann sie auch bald finden. Nach einem Gespräch mit dieser sturen Wissenschaftlerin kommt diese tatsächlich mit zurück um zu helfen, Dorothy wieder auf Linie zu bringen. Und Dorothy selbst schwirrt im Netz rum, stellt fest, dass die Menschheit böse ist und überlegt sich, wie sie die schlimmsten davon auslöschen kann. Doch dann trifft sie auf ihrer Flucht den jungen Jacob und alles wird anders.

"Dark Zero" ist irgendwie schon bei "Credo" teilweise verwertet worden. Kam alles recht bekannt vor und auch sein Protagonist Wyman Ford (dessen Kumpel Tom Broadbent aucht auch wieder kurz auf) war damals schon in seinen Romanen aktiv. Nur war er dort auch ein wildniserfahrener Mann, während er jetzt eher wie ein Stadtmensch ohne Kennntis der Natur auftreten muss. Auch damals wurde in ähnlicher Weise über Programmierung ein Kontakt hergestellt und etwas machte sich selbstständig. Und Melissa: muss selbstverständlich einen Hintergrund haben, der ausreicht sie als gereifte Person darzustellen, deren Intelligenz schließlich über ihre früher kleineren kriminellen Delikte und ihre Unreife siegte. Schön und gut. Eine Frau also, die ihren Weg gefunden hat und sich nichts mehr bieten lässt. Etwas schräg und verschlossen zwar, aber herzensgut. Und dann versaut er den Eindruck wieder, indem er sie als Superblondine schildert, die sich ihren Weg durch diverse Betten gebahnt hat und selbstverständlich keinen ausließ, der ihr hätte nützlich sein können. Musste Douglas Preston also doch zu trivialen Mitteln greifen. Und das passiert noch öfter. Ein Szenario in Arizona schien geeignet, die Polizisten, die Wyman und Melissa aufhalten wollen, als übelste Rednecks zu schildern: fett, fies, hinterhältig oder dünn, ungewaschen und brutal. Auf Nuancen hat der Autor überall gerne verzichtet. Und der sonstige Inhalt ist gewürzt mit einer kleinen Prise "Wargames", einem kräftigen Happen "Nummer 5 lebt" und gaaaanz viel Steven Spielberg. Wenn Jacob seinen Roboter in eine Decke einschlägt und vor den Bösen flüchtet, wartet man nur darauf, dass es da blökt "....nach Hause telefonieren...". Kleine, niedliche Roboter, Kiddies, die dem helfen und Eltern, die nichts verstehen und selbst Probleme haben - in -zig Spielberg-Filmen sehen müssen. Taschentücher raus, oberflächliche Emotionalität für die Massen wird geboten. Die kurze Diskussion über die Menschheit und Religion geht im Prinzip im ganzen Gemenge schnell unter. Und genau so wird auch die Motivation des verbrecherischen Börsenhais geschildert. Mal ein paar Begriffe aus der Welt des Parketts hingezaubert, Modelle kurz angerissen und die Gefahr der Manipulation durch Computer nebenbei erwähnt, um dann alles nur auf Geldgier (Der Gangster) oder Gewalt (Waffentechnik, Militär, Präsident) hinauslaufen zu lassen. Spannung ist so ziemlich Fehlanzeige, die Bösen werden aus dem Verkehr gezogen und abgesehen von denen haben sich am Ende alle wieder ganz doll lieb und sämtliche Probleme, die vorher da gewesen sein mögen, haben sich in Luft aufgelöst. Nur das letzte Kapitel lässt noch ein leichtes Schaudern zurück ob der Möglichkeiten, die sich bieten könnten, ABER all das ist Millionen Lichtjahre von einem Daniel Suarez entfernt. "Dark Zero" ist recht belanglose Unterhaltung für die Pausen auf Arbeit oder um zwischen zwei Filmen mal kurz auf andere Gedanken zu kommen, die man schnell wieder beiseite schieben kann. Gelesen und dann vergessen. Wer sich mit einer leicht lesbaren Lektüre, die unangestrengt daherkommt und kaum etwas an Aufmerksamkeit vom Leser fordert und dem Schreiben nach Vorlage genügt, sich nicht an den vielen bekannten Mechanismen stört und einfach nur abschalten will, dabei auch keinen Actionüberflieger erwartet und sich wie bei übelst billigen deutschen TV-Serien nur berieseln lassen will, der liegt hier richtig. Vielleser, denen das Geschilderte schon allzu bekannt vorkommt, sollten es lassen - außer das Bekannte hat ihnen gut gefallen. 475 Seiten.

Jerry Garcia



David Gordon. Sam Kornberg liebt Trash-Filme, Hochliteratur und seine Frau Lala. Als die ihn verlässt, wird Sam Assistent des ebenso fettleibigen wie genialen Privatdetektivs Solar Lonsky. Für ihn soll er eigentlich nur eine Frau beschatten. Aber schon bald hat Sam es mit Satanisten, Hollywoodstars und mexikanischen Gangstern zu tun - und mit einem mysteriösen Mord.

Sam ist einer dieser Schriftsteller, die eher wenig zustande bringen. Er hat schon diverse Jobs hinter sich und keinen so wirklich auf die Reihe gebracht. Und die Ideen für seine Romane sind auch nicht gerade publikumswirksam. Einzig seine Frau Lala ist die beständigste Komponente in seinem Leben, doch leider verlässt sie ihn. Jetzt läuft alles aus dem Ruder, er wird einer dieser Junggesellen, die es nicht einmal schaffen, sich morgens aus dem Bett zu quälen. Doch er braucht Einnahmen, also reißt er sich zusammen und durchstöbert die Stellenanzeigen. Er findet eine Annonce für die Stelle als Assisten eines Privatdetektivs. Also angezogen und nichts wie hin zur angegebenen Adresse. Die Begrüßung an der Haustür ist schon seltsam genug, doch der Detektiv ist eine Marke für sich. So fett, dass er ne Couch als Sessel braucht und vollkommen ausfüllt, aber mit einer Kombinationsgabe gesegnet, die Sam nur den Kopf schütteln lässt. Solar hat sofort erkannt, in welchem Dilemma Sam steckt. Die paar Fragen zu Sams Werdegang sind eher nur als Alibi eines Bewerbungsgesprächs zu deuten, denn Sam wird trotz seiner mangelnden Kenntnisse engagiert und sozusagen in die Lehre genommen. Er soll eine Frau beschatten und immer an ihr dran bleiben. Er macht sich sofort ans Werk und kommt bald den misslichen Dingen einer Überwachung auf die Spur. Pinkeln in Wasserflaschen, nix zu futtern da und nervige Hunde samt Herrchen. Und wie es sich gehört, entfleucht ihm auch noch die Dame des Interesses. So ganz nebenbei geht er auch noch zur Paarberatung mit seiner Gattin, die ihm dort ordentlich Saures gibt. Nichts schien sich gebessert zu haben. Doch dann findet er die verlorene Dame wieder - und lässt sich auf ein Verhältnis mit ihr ein. Was er dabei nicht einkalkuliert hat, ist, dass die sich nach den Liebesstunden vom Balkon des Hotels stürzt. Nun will er den Grund dafür herausfinden und sieht sich bald verwickelt in Lug und Trug bei einer Film-Trilogie, von der nur noch zwei Teile vorhanden sind und die dritte und letzte Folge das eigentliche Finale enthalten soll. Da führen Spuren zu Regisseuren, Darstellern und Produzenten, muss er sogar bis nach Mexiko, um sich dort dann Geschichten über fette Touris anhören zu müssen.

Dem Cover-Illustrator kann man hier ein klares Lob aussprechen, denn es erregt die Aufmerksamkeit eines potenziellen Kunden. Auch die Inhaltsangabe verspricht Thrill und Fun. Leider kommt es dann aber nicht übers Mittelmaß hinaus. Über die angedrohten pornographischen Einwürfe könnte ein Edward Lee nur milde lächeln und urkomisch? Naja, auch da hab ich schon bessere Bücher in Händen gehalten. David Gordon betreibt ein munteres Name-Dropping, wirft mit etlichen Filminhalten um sich, was ja zeitweise recht nett ist, aber im Endeffekt kein Stück weiterführt. Sein Protagonist und Haupterzähler (Im Buch kommen hin und wieder auch andere Figuren dazu, ihre Geschichte zu erzählen) ist - wie seine abgezischte Frau zu sagen pflegt - ein Versager statt ein Versorger. Und daran lässt er den Leser ordentlich knabbern. Selbstmitleid ohne Ende. Wie er sind die Figuren überzeichnet, aber wenig spektakulär und oftmals für das Ganze auch völlig unwichtig. Der Mix aus Kunstkenntnis der gedruckten Hochliteratur und das Wissen um Filme aller Art dient meines Erachtens oft nur als Füllsel, um den Leser nur noch mehr zu verwirren, bremst aber das eh schon geringe Tempo nochmals aus. Urkomisch, wie es auf dem Buchrücken angepriesen wird, ist "Mystery Girl" leider nicht. Es gibt einige feine Wortklaubereien, witzige Anekdoten oder absurde Situationen, doch nichts davon kann das Buch vor dem ermüdenden Geschwafel des Protagonisten (und somit des Autors) retten. Leider hält sich der Spannungsfaktor in Grenzen, sind einige Ideen schon oft genug behandelt worden und die Fachsimpelei über Filme, Bücher sowie Gott und die Welt sorgen dafür, dass die Story doch recht langatmig wird und man eine gewisse Geduld aufbringen muss. Die Wendung zum Ende hin macht auch nicht mehr viel her. Raffiniert ist anders und flott hat etwas mit Tempo zu tun - und das fehlt hier leider zu oft. Ein paar nette Sprüche, schräge Typen, ein bisserl Road-Movie-Flair und skurrile Situationen sind leider in einen zu oft ausgebremsten Mix verarbeitet worden, der leider nicht so unterhalten konnte, wie ich es mir anhand des Klappentextes erhofft hatte. Ich gehöre demzufolge wohl nicht ganz zu der Zielgruppe, die der Autor da im Sinn hatte. Anderen Lesern konnte das Buch vielleicht mehr Freude bereiten. Es hat ja auch einige nette Momente zu bieten, für mich halt nur zuwenige. 410 Seiten.

Jerry Garcia



John W. Vance. Es ist sieben Monate her, dass neunzig Prozent der Weltbevölkerung einer Pandemie erlagen, die Der Tod genannt wird. Chaos und Barbarei haben die Rechtsstaatlichkeit ersetzt und nur eine Regel gilt: Töte oder werde getötet.

Devin, Tess und Brianna und Brianna haben die Seuche überlebt und sind jetzt zu dem Zuhause von Tess gefahren, wo sie nachsehen wollen, ob eine Nachricht von ihrem Mann da ist. Ihnen fällt auf, dass in den anderen Häusern um sie herum Bewegungen zu sehen sind. Anfangs kümmert man sich nicht darum, aber irgendwann stehen sechs Kids vor ihnen. Bewaffnet  mit Revolvern und Messern. Ihr Altersspektrum reicht von sechs Jahren bis hin zu elf Jahren und der elfjährige Alex ist der Anführer und scheint auch ein von den Ereignissen verrohtes Kind zu sein. Die Situation wirkt bedrohlich, doch sie können die Kids mit einigen Vorräten auf ihre Seite ziehen. Und bald erfahren sie, was hinter der Tatsache steckt, dass die Kinder hier alleine sind und kaum zu essen haben. Eine Gruppe Erwachsener mit schweren Waffen hat das gesamte Gebiet einfach zu ihrem Eigentum erklärt und die Kids gezwungen hier zu bleiben. Zudem haben sie noch deren ältere Geschwister entführt. Tess kann dieses Elend nicht ertragen und sagt den Kindern Hilfe zu. Sie bekommen Nahrung und Tess wird mit Devin ihre Brüder und Schwestern aus den Klauen der Piraten befreien. Die Bande erweist sich tatsächlich als eine Art moderne Piraten. Sie verfügen über eine Schiff und halten dort auch ihre Gefangenen fest. Nach jedem Raubzug feiern sie ihren Sieg mit einer fetten Orgie. Die Chance, um die Gefangenen zu befreien. Indes sind Travis und Lori in die Hände von Städtern gefallen, die ihr Kaff in Hope umbenannt haben und ein recht friedliches Miteinander führen. Es sieht fast aus wie zu Zeiten vor der Seuche. Doch leider haben die beiden versucht, sich etwas von den guten Menschen hier ungefragt auszuborgen und das wird auch in Hope, diesem Idyll, schwer bestraft. Um sich zu retten, gehen sie einen Pakt mit dem Richter ein, wie sich der Anführer hier nennt, und sollen nun den Feind aller Menschen, den Kanzler, töten. Danach wären sie frei. Also begeben sie sich in die Höhle des Löwen, wo Lori ihren Mann und ihren Sohn wiedersieht, womit sie im Leben nicht mehr gerechnet hatte, nachdem sie sie bei ihrer Flucht hier zurückgelssen hatte. Und der Kanzler? Der schmiedet derweil eigene Pläne, wie er die Menschheit auf dem nordamerikanischen Kontinent unter seine Fuchtel zwingen kann. Dazu muss er den Rat ausschalten und die Bevölkerung dezimieren. Nach der Formel Elite, Krieger, Denker und Arbeiter wählt er aus, wer überleben soll, den Rest will er mit einem weiteren Virus vernichten. Diese Erschießerei dauert einfach zu lange und kostet zuviel Munition.

"The death 2 - Ausrottung" setzt an die Ereignisse aus dem ersten Buch an. Lori ist mittlerweile zu einer recht vernünftigen Person geworden, die ihrem früheren Leben nur noch selten nachtrauert und deren elitäres Gehabe größtenteils tatsächlich verschwunden ist. Jetzt kämpft sie schwanger und tapfer an der Seite von Travis. Und auch der zweite größere Handlungsstrang um Devin, Brianne und Tess weist einige Veränderungen auf. Die Persönlichkeiten der Agierenden entwickeln sich weiter, nicht immer zum Besseren. Und so entpuppt sich "The death - Ausrottung" anfangs erst einmal als der typische Mittelteil einer Trilogie: Teil eins wird mit Tempo und Geheimnissen ausgestatten und endet mit einem fetten Cliffhanger, wohingegen ein zweiter Teil erst einmal einige Figuren und Puzzlestücke in Ruhe zusammenfinden lässt, bis er dann wieder mehr Tempo aufnimmt. So dauert es auch etwas, bis Zug in die Geschichte kommt, aber sobald einmal die Fronten aufgebaut sind, jedes Missverständnis als Grundlage für einen Kampf genutzt wird, geht der Zinnober los. Dann erinnert man sich an einige filmische Endzeitszenarien, wenn mit schwerem Gerät von einem Humvee aus auf die Feinde Blei gerotzt wird und sich bei manchem Protagonisten ob ihrer Handlungen eine gewisse Kälte breit macht. Und schon sind wir wieder bei der Natur des Menschen. Sobald eine Chance besteht, tun sich die Verlierer von früher mit einigen Rabauken zusammen und ziehen plündernd durchs Land. Wieder andere, cleverere Zeitgenossen, führen ihre Pläne aus, wie sie endlich an eine Machtposition kommen, die im früheren Dasein nie erreicht hätten. Wenn man schon mal an der unbegrenzten Herrschaft über Völker geschnuppert hat und man Kanzler ist, plant auch schon mal schnell Massenerschießungen der für die eigenen Vorhaben nutzlosen Figuren. Und sind es Millionen: egal, solange die Munition reicht. Der Kanzler ist bald nahe an Hitler und somit als der Fiesling identifiziert, den ein Buch braucht, um die Guten mit bösen Mitteln kämpfen zu lassen, ohne dass man als Leser auch nur daran zu denken wagt, sie ebenfalls wegen ihrer Methoden zu kritisieren. Und die werden knallhart (ich sag nur kurz: der Junge an Schluss - recht harte Sache das) und nehmen kaum noch Rücksicht auf andere, Mitleid, Mitgefühl scheinen abzustumpfen, zu verschwinden. Emotionale Momente, die es zu Beginn noch des Öfteren gab, die Hilfsbereitschaft, die ohne Zweifel vorhanden ist, werden den handelnden Personen durch die Ereignisse und rohen Methoden der extrem brutalen Gegner genommen, sie müssen sich den Feinden anpassen, wenn sie überleben wollen. Und das führt auch dazu, dass die zweite Hälfte des Buches von John W. Vance entschieden mehr Schwung enthält, die Action sich nicht weiter zurückdrängen lässt und auf ihr Recht auf Rabatz pocht. Explosionen, Zweikämpfe, Schießereien und perfide Pläne mit blutigen Folgen nehmen jetzt den Platz ein. Recht böse war dann auch die Szene mit dem Gefangenen und der Mokassinwasserschlange. Und nachdem dann alle an ihren Entscheidungen zu knabbern hatten, etliche Fieslinge einen gewaltsamen Tod gestorben waren, die schlimmsten aber immer noch unter den Lebenden weilen und ihr Gift verspritzen, manche Menschen sich gefunden haben, während andere geliebte Freunde und Familie verlieren, wird der Übergang zum abschließenden dritten Teil eingeleitet. Ein bisschen Hoffnung verbreitet, dass bald alles wieder gut ist. Stellenweise sehr flottes Buch, mit dem man sich bei diesem Herbstwetter schön auf die Couch verziehen und lesen kann. Ist schon unterhaltsamer Stoff und auf jeden Fall um Längen besser als die flauen Romane der Kombi Kirkman/Bonansinga. Teil 1 sollte man aber zum Verständnis der Lektüre schon konsumiert haben. Das Erzählniveau ist gut, die Spannung steigert sich zusammen mit den Actionanteilen und kleine emotionale Momente haben sich auch finden lassen. Ein ziemlich guter Anwärter als leichtere Actionkost den Leser bei Laune zu halten und nicht sonderlich zu fordern. 275 Seiten

Jerry Garcia



Phillip Tomasso. Rick Stone, Star der Angler-Fernsehshow Catch & Release, wird zum Extremfischen mit seiner Filmcrew nach West Papua in Indonesien geschickt, um einem Raubfisch auf die Spur zu kommen, der immer wieder Eingeborene anfällt. Dort stoßen Stone und sein Team nicht nur auf fleischfressende Fische: In der prähistorisch wirkenden Umgebung lauern überall Gefahren. Schnell ist vergessen, dass sie mit der ersten Reality Show ums Extremfischen die Einschaltquoten erhöhen und den Rückhalt ihres Senders bewahren wollten. Ihr Überleben hängt nun davon ab, ob sie selbst auf animalische Verhaltensweisen und Instinkte zurückfallen können. Bald sind Rick Stone die Einschaltquoten seiner Show egal. Er will es nur noch nach Hause schaffen - und zwar lebendig.

In Papua wird ein Eingeborener von einem Wesen getötet und angefressen, das sein Dasein im Wasser des Flusses fristet. Kurze Zeit später ist Rick Stone vor dem Aufbruch zu seinem Arbeitsplatz damit beschäftigt, einem handfesten Streit mit seiner werten Gattin aus dem Wege zu gehen und windet sich ob deren angesprochenen Themen immer wieder heraus, schützt die Arbeit vor, um endlich aus der gemeinsamen Villa verschwinden zu können. Er ist ein durchaus erfolgreicher Moderator einer Anglersendung im TV. Selbstverständlich ist auch ein Konkurrenzsender auf den Trichter gekommen, dass sich damit Geld vedienen lässt und so muss man den Markt teilen. Die Zuschaueranteile schwinden, man muss neue Wege gehen, um die Werbekunden an sich binden zu können. Da kommt dem Senderboss die Sache in Papua gerade recht. Er will Stone und sein Team dorthin schicken, um die Suche nach der vermeintlichen Bestie mit der Angelei zu verbinden und so Pep in die Sache zu bringen - und natürlich daran zu verdienen. Also stellt man ein Team zusammen, das nach Papua reist. Vor Ort wird man von Tika abgeholt, die ihre Übersetzerin und ihr Guide sein soll. Gemeinsam begibt man sich in das Dorf der Einheimischen, wo man vom Häuptling zwei weitere Männer zugeteilt bekommt. Eine erste Tour endert ohne Erfolg, aber bei der zweiten lässt sich das Untier blicken. Stone bekommt es sogar an den Haken, sein Kameramann kann tatsächlich brauchbare Bilder machen. Doch dann kommt das Team von Konkurrenzsender ebenfalls ins Dorf und man ist sich nicht sonderlich grün. Später verschwinden aus dem Dorf Kinder, die zu suchen sich auch Rick und sein Team anbieten. Diese Aktion geht nicht ohne Angst und Schrecken vonstatten. Doch was sich ihnen dann noch an Gefahr in Gestalt eines Kannibalenstammes in den Weg stellt, hätten sie sich im Jahr 1982 nicht vorstellen können.

Nach einem kurzen, aber blutigen Prolog, der ein Geheimnis aus der Killerkreatur macht, lernt man erst einmal die Charaktere kennen. Ricks Frau kommt dabei ziemlich schlecht weg, wird sofort als große Geduldsprobe für alle (auch den Leser) skizziert. Sie versucht mit Andeutungen oder spitzen Bemerkungen einen Streit zu provozieren, um eine Ehe irgendwie noch tiefer in den Schlamassel zu ziehen, als die eh schon drin steckt. Wie sich herausstellt, ist sie dem Geld, das ihr Mann nach Hause bringt, nicht abgeneigt, lässt aber keine Möglichkeit aus, seinen Job madig zu machen. Letztendlich erweckt sie den Eindruck, dass sie doch nur ein oberflächliches Püppi ist, das sich nur um den Status - genauer, um ihren eigenen Status - in der Gesellschaft sorgt. Rick hingegen bleibt ruhig und besonnen, man kann es aber auch einfach feige nennen. Er schaut der Konfrontation nicht ins Gesicht, lässt sich jeden Mist bieten. Bis auf die später hinzukommende Tika (Ricks neuer Love Interest) sind die anderen Figuren nur die Staffage, die die Handlung benötigt und dementsprechend knapp werden sie vorgestellt. Die geldgierigen Bosse, die von Wildnis keine Ahnung haben, die treuen Mitarbeiter, um die Rick sich sorgt. Nichts Besonderes in der Welt des Abenteuers. Und dieses Abenteuer erinnert ziemlich schnell an alte "Tarzan"-Filme oder vielleicht auch "Congo" von Michael Crichton. Es geht ins Grüne des Dschungels von Papua und man begegnet unterschiedlichen Herausforderungen. Spannung wird mit den Cliffhangern bei Szenenwechseln oder am Ende von Kapiteln erzeugt. Kleinere Auseinandersetzungen und ein Zwist zwischen Rick und seinem Gegenpart Lance sorgen für etwas Aufregung, bevor die düstere Atmosphäre des Dschungels ihren Teil dazu beiträgt. Dazu gehört auch eine nächtliche Wildschweinjagd - nur dass hier die Viecher die Menschen jagen. Richtig gefährlich wird es, als man von einem Kannibalenstamm in ungewollte Obhut genommen wird. Hier kommen dann auch Gedanken an die alten Filme aus Italien auf, die ja gerade zu der Zeit in den 80-ern, in denen die Handlung spielt, recht populär waren. Hier gibt es dann auch den actionreichsten Part im Buch, der mit Blut und Gekröse gewürzt ist - aber alles noch recht leicht verträglich und fast schon jugendfrei. Naja, für die heutige Jugend. Schwächen hat das Buch leider auch: die Szenen, in denen sich etwas zwischen Tika und Rick anbahnt, sind leider in Dialog und Situation recht plump, zudem auch schon vom ersten Moment an problemlos zu erahnen. Und wer auf einen fetzigen Tierhorror mit Riesenfisch erpicht war, wird leider auch eine Enttäuschung hinnehmen müssen, das Vieh taucht mehr ab als auf. So bleibt insgesamt eine nette Abenteuerstory, die zwar Mängel aufweist, aber dennoch ganz nett zu unterhalten weiß. Man sollte seine Ansprüche aber nicht zu hoch ansetzen. An so starke Sachen wie "Mega" von Jake Bible oder diesen wunderbaren Knaller "Tidal Grave" von H. E. Goodhue, der auch den Genreregeln folgt, aber durch ständiges Tempo den Leser nur so durch die Seiten jagt, kommt "Blood river" zwar nicht heran, aber das Buch ist auch nicht so grottig, wie es hin und wieder dargestellt wurde. Da meine Erwartungen hier dann gen Null tendierten, kam ich doch zu einer netten und nicht schlecht geschriebenen Lektüre. Wenn das Buch mal günstig als eBook oder auch Print angeboten wird, kann man schon mal einen Blick riskieren. Es gibt schlechtere Bücher auf dem Markt. Man darf halt nicht den neuen Überflieger erwarten. 200 Seiten.

Jerry Garcia



D. J. Molles. Captain Lee Harden hat eine Mission: die Menschen in Camp Ryder vor der drohenden Zombie-Invasion zu schützen. Doch nicht alle Bewohner Ryders stehen hinter ihm, und so kommt es bald zur Meuterei im Camp. Als Harden dann noch einem Geheimnis über die Herkunft der Untoten auf die Spur kommt, droht seine Mission zu scheitern.

Captain Lee Harden ist mit seinen Leuten dabei, den Stadtkern von Lillington von den Furys zu befreien. Sie haben auf dem Stadtplatz im Müll strategisch einige Claymores platziert und locken nun die Monster an. Als der Platz von denen überflutet ist, wird gezündet. Bis auf einige wenige Exemplare erwischen sie die Brut und so sind die übrig gebliebenen Kreaturen schnell beseitigt. Der Platz wird so gut es geht gesichert und dann zieht Jim  mit seinen Leuten hier ein. Ein weiterer Stützpunkt für die Menschen um Camp Ryder. Harden kehrt mit seiner Truppe dahin zurück und wird dort von einem Fremden erwartet, der völlig verwahrlost vor den Toren aufgetaucht war und ihn unbedingt sprechen wollte. Dieser Fremde - Jacob - ist den weiten Weg von Virginia nach Carolina zu Fuß gegangen, immer der Gefahr durch die Furys ausgesetzt. Er bringt bittere Nachrichten. Der gesamte Osten wurde aufgegeben und den Kreaturen überlassen. Er selbst versuche schon seit langer Zeit auch anhand von Versuchsexemplaren die Natur der Bestien zu erfassen. Dies würde er auch gerne hier in Camp Ryder fortsetzen. Ganz nebenbei ist auch eine Abordnung aus einer Nachbargemeinde vor Ort, die Nahrungsmittel gegen Munition tauschen möchte. Doch aufgrund der Informationen von Jacob wird erst ein Einsatz nötig und zu diesem wird auch Kip aus dem Nachbar-Camp aufgefordert, dann würde er auch Munition erhalten. Und zu allem Überfluss machen sich auch Jerry, der den Schlag aufs große Maul nicht vewgessen hat, und der Professor wieder daran, die Moral zu untergraben und ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Harden  muss sich an vielen Fronten bewähren und gerade in dieser Situation macht man noch eine äußerst grausige Entdeckung hinsichtlich der Furys. Daraus entwickeln sich nicht nur etliche Fragen, die Jacob mit seinen Forschungen irgendewann zu beantworten gedenkt, sondern auch weitere Bedrohungen, die man mit einer neuen Qualität der Gefechtsführung und weiterer Gewalt lösen muss. Und dann wird auch noch Harden persönlich in die Enge getrieben.

Kurz angemerkt: Klappentext und auch die Zusammenfassung beim Großanbieter im Netz sind teilweise Quark.
Beim Einstieg in die Geschichte und der Aktion mit den Minen befürchtete ich schon, dass man hier zugunsten des Lesers von Werken aus den Angeboten der Publikumsverlage die Gewalt und den Blutzoll sowie die Wahl der Worte kräftig entschärft hat. Während alles um die Minen herum zerfetzt wird, fallen die Infizierten einfach um. Und nur um Infizierte, die ihren Verstand von der Seuche auf Instinkte reduziert bekamen und dafür eine unbändige Rage erhielten, handelt es sich hier. Nicht um Zombies im ursprünglichen Sinn. Und diese Bedrohung erweist sich als durchaus lernfähig, wie man im Verlauf der 590 Seiten bald feststellen muss. Da werden bald Fallen gestellt und Rudel gebildet und so einige der Überraschungen mehr, die ich hier nicht spoilern will, da sie noch dazu Elemente enthalten, die man bisher in derartigen Stories noch nicht gelesen hat. Was aber auch nicht fehlen darf, sind die Politiker oder zumindest großmäulige Redner und Besserwisser, die ihre eigenen Pläne verfolgen. So ziehen Intrigen, Verrat und Mord ins Camp ein. Gerade anhand er Gedanken dieser Spezies wird dann auch ein gewisses Maß an Sozialkritik ins Buch eingeflochten. Nichts umwerfend Neues, aber immer wieder eine Tatsache. Die Menschen lassen sich durch ihre Staatenlenker (zumeist eh im Dienste der Wirtschaft), Konzerne und Werbung sowie die so falsch genannten "Sozialen Netzwerke" gleichschalten, nur der einen Meinung folgen, die propagiert wird und muss immer mit dem Nächsten, dem Nachbarn oder anderen Menschen durch die Werbung beeinflusst, um den gleichen Status wetteifern, um die Anerkennung der anderen buhlen. Das kostet Geld, unterstützt die Wirtschaft, stürzt die Konsumenten aber in die Schuldenfalle. Immer auf der Jagd nach Geld, Karriere und einer besseren Position in ihrem Umfeld, immer bedacht auf den guten Ruf und bloß nie politisch unkorrektes Verhalten an den Tag legen. Was politisch unkorrekt ist, bestimmt selbstverständlich die Politik. Nachdem gerade so Typen wie Jerry und der Professor ihre früheren Anhänger verloren haben, wollen sie sich jetzt ihr eigenes Reich schaffen - und dazu ist ihnen jedes Mittel recht. Bald ist aus dem noch recht simplen Kampf gegen die Kreaturen eine Mischung aus Spionage, politischer Intrige und reinem Überlebenswillen geworden. Harden kann bald kaum noch jemand vertrauen und die neuen Gefahren, die auf ihn zukommen, tragen nicht unbedingt zur Besserung der Situation bei. Der Schreibstil ist recht einfach, die Sätze fliegen nur so am Leser vorbei und diverse Actioneinlagen tragen dann auch ihr Übriges dazu bei. Und im Gegensatz zum Erschrecken meinerseits ob der Blutleere zu Beginn, wird es dann auch ordentlich "rotsaftig". Sei es im Gemetzel gegen die Furys oder im Kampf gegen Heckenschützen, es suppt mächtig. Und eine Szene mit dem Abklemmen einer Arterie erinnerte selbstverständlich an eine ähnlich gelagerte Situation in "Black Hawk Down". Literaturpreisverdächtig ist "Unter Toten 3" ebensowenig wie die beiden Vorgänger, bietet aber schnell zu konsumierende Unterhaltung im Genre, die mit der einen oder anderen neuen Variante doch etwas frischen Wind bringt. Auf Charaktertiefe wurde trotz mancher Hinweise auf das Vorleben der Figuren dann doch zugunsten des Tempos eher verzichtet, dafür hat man einen recht hohen Unterhaltungswert, wenn man nicht ungerechtfertigt hohe Maßstäbe anlegt. Hab ich nicht und daher fand ich das Buch recht gut, wenn auch vielleicht etwas zu sehr an die Masse angebiedert. Und dann endet das Werk auch noch mit einem fiesen Cliffhanger, wobei auch noch andere Handlungsstränge offen bleiben. Insgesamt gibt es meines Wissens bisher sechs Bücher der Reihe, wollen wir hoffen, dass der deutsche Verlag mal von seiner Marotte abweicht, ständig mitten in einer Reihe das Handtuch zu werfen und uns Lesern auch die folgenden Abenteuer von Captain Lee Harden kredenzt.

Jerry Garcia



Jon Wallace. In  nicht allzu ferner Zukunft: In einer Welt, die durch einen verheerenden Atomkrieg zerstört wurde, haben künstliche Intelligenzen die Mach übernommen. Ursprünglich von den Menschen als Arbeitssklaven designt, können sie sich viel besser an die neuen Bedingungen anpassen als biologische Menschen. Einer dieser Androiden ist der Taxifahrer Kenstibec, dessen neuester Auftrag ihn quer durch das postapokalyptische Großbritannien führt. Es ist der Beginn eines wahren Höllentrips.

Die Fiziellen und die Realen befinden sich in Großbritannien in einem mörderischen Krieg. Die Androiden haben sich hinter Barrikaden der früheren Städte verschanzt und versuchen, die Realen von ihrem Territorium fernzuhalten. In einer dieser Barrikaden lebt Kenstibec als Taxifahrer mit bestimmten Fähigkeiten. Er bekommt von seinem Boss den Auftrag, die Journalistin Starvie von Edinburgh nach London zu chauffieren. Schon der Start der gefährlichen Reise erinnert mehr an einen Ausbruch aus einem belagerten und umzingelten Fort, denn den Beginn einer Fahrt durch das Land. Selbstmordattentäter versuchen die Taxe in die Luft zu jagen, Heckenschützen verzieren den Wagen mit Einschusslöchern. Hin und wieder erhält auch Kenstibec eine Perforation, doch er ist derart optimiert, ein Neuner, dass er sogar bei einem Kopfschuss nach geraumer Zeit wieder geheilt wäre. Nach dem feurigen Ausbruch aus Edinburgh geht die Reise weiter Richtung London. Doch so schnell sollen sie da nicht ankommen. Es gibt etliche Hürden zu überspringen. So auch die Barrikade Brixton, die schwer bewacht wird von Realen. Um sich hier durchzumogeln lesen sie unterwegs den Händler Fatty auf. Der wollte reines Wasser in die Barrikade bringen, um so genug Geld für Medikamente zu verdienen, die er ob einer schweren Krankheit benötigt. Er macht einen Deal mit Kenstibec, dass er ihnen hilft, wenn sie ihn im Gegenzug dabei unterstützen, die Medikamente zu klauen. Doch aus dieser Aktion wird nichts, jedenfalls nichts Gutes. Fatty hatte die Idee, Starvie als eine Freuden-Fizielle den Typen zu überlassen und während die mit ihr abgelenkt sind, mit dem etwas absichtlich derangierten Kenstibec zu tun, was getan werden muss. Doch Fatty selbst zerstört den Plan, als er beginnt auf die Realen zu ballern, die sich mit Starvie beschäftigen wollen und nun muss die Zweckgemeinschaft fliehen, was sie in den Untergrund treibt.

Mal abgesehen davon, dass das Buch eine nicht gerade geringe Fehlerquote aufweist, ist es schon das zweite (einmal aus USA, einmal aus GB), in dem die Protagonisten fordern, dass man Flüchtlinge oder Hilfesuchende abweist, da sie dem Land die Ressourcen wegfressen und versuchen würden es auch noch zu destabilisieren, um ihre eigene Gesinnung durchzusetzen. Seltsam, dass mir die gerade in der jetzigen und realen Situation in die Finger fallen. Vielleicht bin ich auch für das Thema etwas mehr sensibilisiert. "Barrikaden" ist ein Road-Movie, das nicht den üblichen Pfaden folgt. Die Realen, die Menschen also, sind hier nicht unbedingt die Sympathieträger Nummer 1 und erst mit Fatty und einigen seiner geäußerten Ansichten beginnen die Hauptfiguren wie auch der Leser unter den durchaus flotten Action einige kritische Fragen zu stellen, gewisse Motivationen ernsthaft zu hinterfragen und man mag es kaum glauben, aber weder die Realen noch die Fiziellen scheuen davor zurück, in ihren jeweils noch funktionierenden Radio- und TV-Kanälen verlogene Propaganda unters Volk zu bringen. Nix gelernt. Und der Fizielle Kenstibec fragt sich oft, was die Realen so an ihren vielen Memorabilien und gesammelten Utensilien geschätzt hatten (Werden sich einige nach meinem Ableben ob meiner Filmsammlung wohl auch fragen) und was die sich früher unter Unterhaltung vorgestellt haben. Da blitzt kurz die Kritik am Medienkonsum der Massen auf, wenn auch nicht zu penetrant, sondern eher am Rande. Der Schreibstil ist locker und man kann der Handlung leicht folgen, die Action fördert das Tempo und die eine oder andere Wendung mag zwar nicht total überraschen, bringt aber weitere Überlegungen in Gang. Genervt hat mich irgendwie, dass bei einer solchen Story um die Auslöschung von Millionen Existenzen mal wieder, wenn auch nur kurz, Hitler ins Spiel gebracht wurde. Als aber es keinen Stalin oder Amerikaner gegeben, die etliche Vernichtungszüge hinter sich brachten. Und die Briten? Frag mal nach in Afrika, Afghanistan oder Indien. Ansonsten ist diese Dystopie routiniert inszeniert, wirft Fragen auf, lässt auch Actionfreunde auf ihre Kosten kommen, ohne im jeweiligen Bereich allzu simpel und Aufmerksamkeit heischend daherkommen, auch wenn der Hinweis auf eine gigantische Verschwörung doch recht dick aufgetragen war. Das Buch lässt am Ende sogar etwas Platz für eine gewisse Hoffnung und auch die Handlung lässt Raum für eine mögliche, aber nicht unbedingt nötige Fortsetzung, was in diesem Fall nicht negativ gemeint ist. Der Leser - zumindest ich - kann auch mit diesem Abschluss der Story leben. Mit kleineren Schwächen, einigen Ansätzen für Gedanken um Menschlichkeit (Wer in diesem Buch wirklich die menschlichsten Züge hat, ist oft schwer zu bestimmen) und Fortschritt sowie einem durchaus goutierbaren Unterhaltungsanteil. Nicht für hohe Weihen bestimmt, aber für Kurzweil - und die bekommt man. Knapp 400 Seiten.

Jerry Garcia



David Baldacci. Noch nie ist es einem Gefangenen gelungen, aus Amerikas bestgesichertem Militärgefängnis auszubrechen. Bis jetzt. Der Flüchtling: Robert Puller, Hochverräter und nun meistgesuchter Verbrecher Amerikas. Sein Bruder John ist der beste Spezialagent der Militärpolizei – und wird auf den Fall angesetzt. Widerstrebend nimmt er die Fährte auf, noch immer kann er nicht an die Schuld seines Bruders glauben. Aber bald merkt er, dass er Robert finden muss – damit ihn nicht viel gefährlichere Gegner finden. Es macht die Sache nicht gerade leichter, dass ihm eine attraktive Agentin zugeteilt wird, die ihm helfen soll, aber offensichtlich ganz eigene Pläne verfolgt. Als sich immer dubiosere Gruppen an der landesweiten Suche nach Robert beteiligen, weiß Puller, dass nicht nur Roberts, sondern auch sein eigenes Leben auf dem Spiel steht.Quelle: Heyne.

Leavenworth. Ein schweres Gewitter zieht übers Land. Es stürmt und kracht zum Gotterbarmen. Und dann fällt der Strom im Army-Gefängnis aus. Keiner fühlt irgendeine Gefahr, denn der Notstrom springt sofort an, alles geht seinen gewohnten Gang. Bis der auch versagt. Dunkelheit senkt sich über die Gänge - und dann gehen die Türen zu den Zellen auf und die Knackis machen einen auf wild. Doch die Freiheit währt nur kurz. Ruckzuck ist ein Trupp der Army vor Ort, um für Ruhe zu sorgen. Doch zuvor fallen Schüsse, hört man eine Explosion. Als der Aufruhr beendet ist, kann sich keiner einen Reim darauf machen. Die Reihen sind durchgezählt, alle Gefangenen vollständig anwesend. Bis jemand merkt, dass in der Zelle von Robert Puller ein Toter liegt, Puller dagegen weg ist. Dies ist die Situation, die John Puller vorfindet, nachdem er direkt im Anschluss einer Gefangennahme eines flüchtigen Mörders zu Hause angerufen und zum Gefängnis beordert wurde. Da er mit dem Flüchtling verwandt ist, darf er offiziell nicht an den Ermittlungen teilnehmen, wird aber zwischen den Zeilen von zwei Generälen und einem NSA-Mann doch dazu animiert. Was ihm weniger passt, ist seine Anstandsdame, die von der Geheimdienstabteilung der Army (Inscom) kommt und ihm an die Seite gezwungen wird. Sie kommen bei den Ermittlungen kaum voran, als plötzlich einer der Offiziere, die mit Puller sprachen, tot in dessen Hotelzimmer aufgefunden wird. Glücklicherweise ist die Anstandsdame diesmal sogar nützlich, da sie Pullers Alibi ist. Doch damit nicht genug. Ein Mordanschlag auf Puller wird nur durch einen Schützen vereitelt, der einen der Angreifer tötet und dabei selbst nicht in Erscheinung tritt. Das gesamte Szenario ist derart verwinkelt und verwirrend, dass Puller niemandem mehr trauen kann.

Wer bei "Zero Day" noch einige Ähnlichkeiten zu Jack Reacher ausmachen konnte, wird hier feststellen, dass diese fast ganz ausgemerzt wurden. Und wer "Am Limit" gelesen hat, weiß auch schon, wie dieses Buch hier ausgehen wird. Interessant ist daher nur der Weg dahin. Und der ist spannend genug, da David Baldacci hier eine Verschwörung allererster Güte aufbaut, in die jeder verwickelt sein kann. In "Escape" lässt der Autor seine Protagonisten zumeist ermitteln, der Leser soll ihren Gedankengängen folgen und wird nicht mit Actionsequenzen überhäuft. Doch was in einem etwas weniger Seiten umfassenden Buch eine durchaus gute Variante des Erzähltempos gewesen wäre, sorgt bei 600 Seiten leider hin und wieder für gebremsten Schaum in dieser Atmosphäre dauernder Bedrohung durch wen auch immer. Denn eines versteht David Baldacci hier meisterhaft: Die eigentlichen Beweggründe für das Geschehen ebenso im Hintergrund zu halten, wie die Drahtzieher. Was mir aber gegen Ende dann doch etwas übertrieben schien, waren die vielen Haken, die geschlagen wurden, bis man endlich nicht nur den Übeltäter entlarven konnte, sondern auch wusste, wem man vertraut und wem nicht. Das war dann manchmal zuviel des Guten. Eingebettet in die Story noch eine kleine Liebesgeschichte unter Kollegen verschiedener Waffengattungen, ein ständig pennender Kater als Pullers Haustier, hin und wieder etwas schmallippiger Humor und viele Armykürzel und Patrioten. Heißt es doch, dass die Pullers schon unter George Washington Generationen zurück für ihr Land kämpften. Jaja, diese uramerikanischen Helden ohne Furcht und Tadel. Man könnte es aber auch so sehen, dass die Pullers eben keine Patrioten waren, da sie dereinst nicht für ihr Land sondern gegen ihren König kämpften. Heute werden sie als Freiheitskämpfer gefeiert, aber wenn man sich die jüngere Vergangenheit der USA anschaut, dann sieht man, dass Freiheitskämpfer für die Amerikaner Terroristen sind (ausser sie kämpfen für amerikanische Werte(-losigkeit)). Nach dieser Lesart wären die Leute unter Washington also auch nix anderes. Abgesehen davon ist das Buch eine recht ordentliche Thrillerlektüre mit ein paar kleinen Längen, vielleicht auch kleinen Mängeln, aber dennoch ein ganz guter Einkauf. Da ist entschieden schlechteres auf dem Markt.


Jerry Garcia



Michael Ledwidge für James Patterson. Jackson Oz, ein junger New Yorker Evolutionsbiologe, beobachtet seit einiger Zeit ein ungewöhnliches Verhalten bei Tieren: Überall auf der Welt fallen sie über Menschen her, und töten diese mit einer nie zuvor dagewesenen Brutalität. Oz fürchtet, dass sich das Problem zu einer massiven Bedrohung für die gesamte Menschheit ausweiten könnte. Zunächst nimmt ihn niemand mit dieser Theorie ernst, doch dann häufen sich die Vorfälle. Gemeinsam mit der Umweltforscherin Chloe setzt Oz alles daran, die Mächtigen dieser Erde zu überzeugen, dass sie handeln müssen. Doch die Tiere werden immer aggressiver.

Im Zoo von L. A. greift ein Löwenpärchen den Angestellten an, der sie gerade füttern wollte (vermutlich aber nicht so, wie es dann geschah) und büxt aus. Unterwegs kommen sie an diesem frühen Morgen noch an einem Golfplatz vorbei, auf dem ein einsamer Spieler versucht sein Handicap zu verbessern. Doch sein größtes Handicap sind zwei bösartige Löwen und dann gibt es nichts mehr zu verbessern. In New York dagegen krabbelt Oz, Studienabbrecher mit hoher Intelligenz und einem Schimpansen als Haustier müde aus seinem Bett. Er füttert Attila, den Affen, und gönnt sich dann selbst etwas. Sein heruntergekommenes Apartment beherbergt auch eine ganze Batterie von TV-Geräten mit denen er sämtlich Nachrichten über MTK (Mensch-Tier-Konflikt, wie er es nennt) weltweit aufzeichnet. Nachdem er kurz über die Freundin gerutscht ist, die dann eh Schluss macht, lässt er sich aufgrund eines Anrufs eines Freundes aus Afrika eben dahin lotsen und gerät in tödliche Gefahr. Sein Freund gibt den Löffel ab, aber Oz kann sich und eine junge Frau namens Chloe retten. Aber extrem erschreckend war die Erkenntnis, dass die Löwen alle Männchen waren und gemeinsam Jagd auf die Menschen gemacht haben. Und zwar mit Plan. Zurück in der Heimat versuchen sie, die Menschheit, die Forscher, die Politiker von der Gefahr zu überzeugen und dass man Gegenmaßnahmen ergreifen muss. Vergeblich, keiner glaubt ihnen. Als aber nach fünf Jahren die Angriffe von Tieren auf Menschen riesige Ausmaße angenommen haben, hört man ihm endlich zu. Es wird diskutiert, er wird diskreditiert und namhafte Professoren versuchen weiterhin, seinen Namen in den Dreck zu ziehen. Doch die werden bald eines Besseren belehrt. Die Tiere agieren völlig atypisch. Riesige Horden von Hunden bewegen sich durchs Land, machen Dörfer nieder und ziehen weiter. Ob Haustier oder frei geboren - alles stürzen sich auf die Menschen. Wölfe wie Karnickel, Pferd wie Vögel, alle Tiere der Welt attackieren den Menschen. Delphine bringen in selbstmörderischer Art und Weise Boote zum Sinken. Bären jagen Jäger. Doch irgendwann kommt ein Durchbruch für die Menschheit. Oz hat den Grund für diese massive Veränderung der Tierwelt ausgemacht. Fragt sich bloß, ob sie mit ihren Maßnahmen nicht zu spät kommen.

Zuerst einmal die negativen Begleitumstände. Es ist schon fast eine Art Etikettenschwindel, wenn man auf dem dick und fett suggeriert, dass das Buch von James Patterson sei und auf Seite drei dann erst feststellen kann, dass Michael Ledwidge eigentlich der Verfasser ist und nur ein Honorarschreiber für den Maestro selbst ist. Und gerade Mr. Patterson hat seit 2000 nur noch an seiner Alex Cross-Reihe gearbeitet und fünf andere Romane verfasst, während weitere 40! von irgendwelchen Co-Autoren unters Volk gebracht wurden. Selbstverständlich mit dem großen Namen auf dem Cover. Ganz miese Marotte, die da schon seit etlichen Jahren läuft (Clancy, Ludlum, Cussler usw.). Da fühlt man sich nach einem Kauf gerne mal getäuscht. Da das Buch als Vorlage für eine TV-Serie dient (Mein Grund überhaupt noch einen Patterson anzurühren, da mich nach geraumer Zeit auch Alex Cross zu langweilen begann) und selbstverständlich vom deutschen Rechteinhaber Pro7 beworben wird, war mir bewusst, dass dieses Werk nicht gerade vor klar ausgearbeiteten Charakteren strotzen würde. Die kurzen Kapitel mit knappen Sätzen und nicht allzu viele Buchstaben enthalteten Wörtern als Bückling vor der Generation Twitter oder Bildungsmiseren ala "Fack juh Göhte" treiben das Buch zwar voran, haben aber kaum Nährwert. Einzig Oz wird etwas näher beleuchtet, erinnert kurz an das Remake "Planet der Affen" (James Franco) mit seinem Schimpansen, der bei ihm lebt. Später wird es dann eher zu einem globalen "Panik in der Sierra Nova" wenn die Tierwelt sich gegen den Menschen erhebt. Dann wird noch schnell mit einigen Einwürfen wie Sozialkritik, uneinsichtigen Politikern und einer Ökokatastrophe noch für etwas Seriosität im Sammelsurium von altbekannten Worthülsen und Szenarien gesorgt, bevor man dazu übergeht, zwischen den verzweifelten Bemühungen der Menschen immer wieder tödliche Angriffe mit ordentlich Blut und ein bisschen Gekröse einzuflechten. All das wirkt aber in seinem Mühen als habe Frank Schätzing die Grundidee für seinen "Der Schwarm" im Halbschlaf auf nen Bierdeckel gekritzelt und dann aufgehört. Also scheint "Zoo" sehr, sehr weit von echter Qualität entfernt. Was kann man ihm zugute halten? Schnelle, leichte Lektüre, die wohl schon als Drehbuch herhalten soll, die kurze Unterhaltung für ne leicht überzogene Frühstückspause bietet, tatsächlich hin und wieder etwas Endzeitstimmung verbreiten kann, mit Action nicht geizt, je weiter die dünne Handlung fortschreitet und von niemandem auch nur winzigste Gedankengänge fordert. Will man dem Buch Böses, ist es blass und oberflächlich und nur ein Schnellschuss für ebenso schnelles Geld. Oder es ist eben ein flottes Lesevergnügen ohne Anspruch, das die Leser, die mehr nicht wollten, recht gut und abenteuerlich unterhalten werden. Als Tierhorror kann das sogar funktionieren, aber bei den Serienmachern hab ich so den Verdacht, dass sie das Dingen so in den Sand setzen wie dereinst "The Strain". Zuviel Blabla und Emogewinsel, zuwenig Aufregung und Action. Lässt man sein Anspruchsdenken ganz im Verlies, kann diese katastrophale Ökokatastrophe als Quick(ie)-Reader funktionieren, wem aber dann ein Gedanke zu Schätzing oder ähnlichen Büchern kommt, der ist verloren im Sumpf der seichten Zeilen. Für mich der letzte (Pseudo-)Patterson. 380 Seiten.

Jerry Garcia



Anonymus. In Santa Mondega kommt es zu einem blutigen Massaker. DEr Killer Bourbon Kid zieht gegen Vampire und korrupte Polizisten ins Feld. Doch die Jagd endet mit Bourbon Kids Tod. Sein Gegenspieler Gaius Rameses hat nun freie Bahn und ruft alle übrigen Vampire dazu auf, sich unter seiner Führung zu einer Armee zusammenzuschließen. Ihr Ziel: Die Unterjochung der gesamten Menschheit.

Santa Mondega kommt nicht zur Ruhe. Der Kid ist nicht mehr da und die Stadt wird beherrscht von Gaius Rameses und seinen Schergen. Besonders hervor tut sich dabei Jessica, die nach Blut nur so giert. Sanchez, der Schankmann vom Tropica, wird vorübergehend zum Hilfs-Cop ernannt und mischt nun im Kampf gegen Vampire, Werwölfe und Zombies mit. Dazu gesellen sich noch illustre Gestalten wie Beth, JD, Dante, Kacy, Flake und andere, deren Motive jeweils sehr unterschiedlicher Natur sind. Nachdem die Sauigel um Gaius Rameses das Auge des Mondes erobert hatten, wollen sie am Folgetag nun auch das Buch des Todes in ihre gierigen Pfoten schließen, denn es hat etwas besonders Perfides zu bieten: Schreibt man einen Namen hinein, stirbt diese Person und zwar genau zu dem Zeitpunkt, den man ebenfalls dem Buch anvertraut. Versteckt ist das Buch in einer Bibliothek - und ausgeliehen (eher stibitzt) hat es dann auch noch Sanchez. Er lässt es zwar dann von einem Kumpel wieder an seinen Platz bringen, doch gerade dieser kurze Anfall von Ehrlichkeit sorgt dafür, dass das Buch tatsächlich bei Gaius Rameses landet. Und das ist der Punkt, an dem die Stadt einen Helden braucht, einen Retter ohne Furcht und Tadel. Und es wird garantiert nicht Hilfsbulle Sanchez sein.

Nachdem "Das Buch ohne Gnade" ja eher eine Art Prequel zu den anderen gewesen ist, setzt "Das Buch des Todes" dann direkt an "Das Buch ohne Staben" an und auch der Erstling "Das Buch ohne Namen" bleibt nicht unerwähnt. Man sollte diese also gelesen haben. Neben einigen Handlungssträngen tauchen selbstverständlich auch wieder altbekannte Figuren auf, von denen Sanchez wohl den größten Teil der Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann. Wird doch gerade der größte Gauner und Flegel der Stadt zum Ordnungshüter gemacht. Das bringt sogar einigen Spaß mit sich, wenn er mit gewissem Widerwillen einen inneren Kampf ausfechten muss, ob er in der einen oder anderen Situation mal tatsächlich das Gesetz vertreten soll. Vieles aus den vorherigen Büchern wiederholt sich, der Autor kann nicht nit allzuviel Neuerungen aufwarten und hält sich ans bekannte und bisher erfolgreiche Rezept. Blut, Gekröse und trashiger Blödsinn. Hin und wieder sind schon mal Schmunzler drin wenn es um's Cafe "Ole au lait" oder "Bloodwiser" geht, aber es ist auch viel abgedroschenes drin, sodass sich dann der Spaß etwas in Grenzen hält. Charaktertiefe, Realismus, ansprechender Stil mit Aussagekraft - vergesst es. Die wilden Horden metzeln auf der Suche nach ihrem Buch jeden brutalst nieder, der ihnen im Weg oder nur nebenbei steht und die Ordnungshüter, wenn man sie so nennen kann, verhalten sich nicht besser. Immer wieder verweist der Autor auf diverse Filme, die nicht ausschließlich aus dem Umfeld von Tarantino oder Rodriguez kommen. Mag ja sein, dass sich derartige Bücher besser verkaufen, wenn man wie soviele andere mal schnell den Namen Tarantino hinwirft, aber das ist mittlerweile derart nervig ausgeartet, dass es mich eher abschreckt. Auf jeden Fall kann "Das Buch des Todes" ausser mit einigen Fehlern auch mit verflucht viel Gemetzel und Blut aufwarten. Gerade im recht langen Showdown wird gemeuchtelt, mit Knochen geworfen und Körper ausgeweidet, dass es eine Freude für den Gorehound ist. Der Splattergehalt ist für ein Buch aus einem dieser sich ständig der Masse anbiedernden Publikumsverlage, die sich - echt wahr - sogar als "Genreverlage" sehen, hihi, guter Witz, recht hoch. Kein Vergleich mit echten Genre-Verlagen wie Festa, Luzifer, Voodoo-Press und so weiter, aber für den Mainstream ist der Matschfaktor recht hoch und der Anspruch extrem niedrig. Aber in diesem Falle ist es ja beabsichtigt und wer an den Vorgängern seine Freude hatte, noch nicht übersättigt ist wie meinereiner, der wird absolut seine Freude an der Blutorgie mit fiesem Humor haben. Gute, blutige, durchgeknallte Trashkost. Aber jetzt lasst es gut sein. Die ständige Wiederholung der "Top"-Gags beginnt zu langweilen.  Rund 400 Seiten.,

Jerry Garcia



Neal Shusterman. Deine Umwandlung ist garantiert schmerzfrei. Jeder Teil deines Körpers lebt weiter. Sagen sie. Aber wenn jeder Teil von dir am Leben ist, nur eben im Körper eines anderen ... Lebst du dann? Oder bist du tot? Der 16-jährige Connor hat ständig Ärger. Risa lebt in einem überfüllten Waisenhaus. Lev ist das wohlbehütete Kind strenggläubiger Eltern. So unterschiedlich die drei auch sind, eines haben sie gemeinsam: Sie sind auf der Flucht. Vor einem Staat, in dem Eltern ihre Kinder im Alter von 13 bis 18 Jahren »umwandeln« lassen können.

Connor ist ein Kandidat für die Umwandlung, weil er irgendwie immer dazu neigt, in Schwierigkeiten zu geraten, seine schulischen Leistungen eher bemitleidenswert sind und seine Eltern mit ihm einfach nicht mehr weiter wissen. Da kommt ihnen die Möglichkeit, ihren ungezogenen Störenfried im Nachhinein via Umwandlung doch noch abtreiben zu können gerade recht. Connor würde dann in vielen, vielen einzelnen Teilen als Organspender wider Willen in anderen Menschen weiter existieren. Er wäre nicht tot. Behauptet die Regierung, die solche Organspenden natürlich unterstützt. Risa ist da ein anderer Fall. Sie lebt in einem Waisenhaus und ist eine fast perfekte Schülerin. Spielt schwerste Partituren am Piano fast ohne Makel und fordert von sich selbst immer die Bestleistungen. Umso größer ist der Schock für sie, als gerade sie ausgewählt wird, das Waisenhaus bei der Umwandlung ehrenvoll zu "vertreten". Der wahre Grund ist selbstverständlich profaner: Werden einem Waisenhaus von Regierungsseite die Mittel gekürzt, müssen einige von den unnützen Fressern weg. Und vorbei ist es mit der goldenen Zukunft. Und dann gesellt sich noch ein Dritter zu dem Bunde. Er heißt Lev und WILL tatsächlich freiwillig umgewandelt werden. Für ihn und seine Familie war schon lange  klar, dass er eines Tages geholt werden wird. Dafür gibt es eine richtig runde und mit allen Wünschen versehene Abschiedsparty, bei der er die Sau rauslassen kann. Er ist der Zehnte in seiner Familie und dieser muss im entsprechenden Alter für die Umwandlung zur Verfügung gestellt werden. Lev hat damit absolut kein Problem. Doch bald sollen sich die Wege der drei Kids kreuzen. Bei einem Fluchtversuch wird ein Unfall ausgelöst und Lev als Geisel genommen. Seine Geiselnehmer sind keine anderen als Connor und Risa, die aus dem jeweiligen Transporter zu ihrer Umwandlung geflüchtet sind. Zu dritt machen sie sich auf den Weg, ihren Schergen zu entkommen und sich vielleicht irgendwo in den Wäldern für längere Zeit zu verstecken und zu leben. Auf ihrem Weg in die Freiheit, ein Leben ohne Bedrohung kommen immer weitere Figuren zu ihnen, treffen sie Typen wie Roland, der den toughen Kerl gibt und gerne über andere bestimmt und sich nimmt, was er will. Irgendwann verlieren Connor und Risa Lev aus den Augen und der trifft seinerseits CyTy, der schon Teile eines anderen in sich hat. Den Schläfenlappen - und der macht ihm zu schaffen. Gedanken und Taten seines Spenders mischen sich in sein Leben ein, er hat Furcht durchzudrehen. Und irgendwo weit draußen im Land bildet sich eine Gruppe, die das Prinzip der Umwandlung entschieden ablehnt. So entschieden, dass man eine fast militärische Organisation aus etlichen Gefüchteten oder Geretteten aufgestellt hat, die ein riesiges Lager für Kids im wandlungsfähigen Alter aufgebaut hat, in dem sie Leben, bis sie 18 Jahre als und frei und unbehelligt ihrer Wege gehen können. Auch Connor und Risa sowie Roland landen dort. Als sie erfahren, dass sie für einige Monate an ansässige Farmer ausgeliehen werden, für diese arbeiten sollen und nach Ablauf dieser Zeit dann alt genug sind, um neue Papiere zu erhalten, die sie als 18 Jahre und frei ausgeben, kommen Connor Zweifel. Ist dieses System wirklich zu ihrem Nutzen oder werden sie als Sklaven missbraucht? Stimmt überhaupt etwas von dem, was ihnen erzählt wird?

Neal Shusterman schildert das Leben in den USA nachdem ein Bürgerkrieg zwischen Abtreibungsbefürwortern und Abtreibungsgegnern (Solche Kriege sind meines Erachtens bei den schon heutzutage zu spürenden Abneigungen verschiedener Gruppen zueinander - man nehme nur die Veganer/Vegetarier gegen die Fleischkonsumenten - so unwahrscheinlich gar nicht mehr, da jeder im Durchsetzen seiner Meinung immer militanter wird.) endlich beendet wurde und man eine neue Charta des Lebens verabschiedet hat. In der wird eine eigentlich abstoßend wirkende Regelung als Segen dargestellt und Eltern (Falls man die so nennen will) können ihre Kinder im Alter von 14-17 nachträglich via Umwandlung noch abtreiben. Der Nutzen dabei ist, dass die Umwandlung nur ein anderes Wort für "unfreiwilligen Organspender" ist. Allein diese Vorstellung wirkt heute noch entsetzlich, aber unsere Welt war schon immer gut darin, Grenzen zu überschreiten und die Rechte der Individuen derartige zu beschneiden, dass man die Gesetze immer schön zum Nutzen einer allgemeinheit angeopasst, die eh nur aus Herrschenden und Reichen besteht, während der Rest nur der nützliche und verwertbare Pöbel bleibt (Natürlich hinter feinen Worthülsen versteckt), der so oder so zur Schlachtbank geführt wird (Noch werden nur die Gehälter und Konten geplündert). Ist jemandem aufgefallen, wie schnell die Wellen bei den gefaketen Organspenderlisten in der realen Welt wieder abgeklungen waren. Ein paar leere Versprechungen, diverse Massenmedien auf Linie gebracht und schon folgt die doofe Herde dem Geschwätz von oben. Funktioniert in allen Lebenslage, seien es Terror, Flüchtlinge, Beleidigungen durch Politiker gegen das Volk, Skandale, Verfehlungen der Wirtschaft oder falsche Wahlversprechen. Immer verliert das Volk, das via Medien verdummt wird. Das Wort Lügenpresse ist sicher falsch, die tun ja nur, wofür sie bezahlt werden. Und einige Fakten aus dieser Gemengelage hat Neal Shusterman für seinen Roman, der in den USA spielt, genutzt und es zu einer Jugend-Dystopie gewandelt, die es in sich hat. Und auch die Theologie kommt zu ihrem Recht. Was wird mit einem Menschen, der in was weiß ich wie vielen Teilen in anderen weiterexistiert, um denen ein besseres Dasein zu ermöglichen? Lebt dieser Opferbringer dann noch oder ist er tot? Eine zentrale Frage in dem Buch. Und was ist eigentlich mit der Seele, die ja unteilbar ist? Was wird denn mit der? Ab wann hat der Mensch überhaupt eine Seele? Fragen,die auch in der Realität schon oft gestellt wurden und ein Streitthema sind, das noch keiner abschließend und mit klarer Aussage beantworten konnte. Und auch hier, in dieser Buchwelt, lässt der Autor keinen Zweifel daran, dass die besten "Ersatzteile" natürlich an die Personen gehen, die auch den besten Preis entrichten können. Für die Masse bleibt der Ausschuss. Dafür hat man der Mehrheit der Unterprivilegierten die Möglichkeit des "Storchens" eingeräumt. So nennt man den Vorgang, in dem Neugeborene einfach irgendwelchen Menschen vor die Tür gelegt werden. Und was macht der Reiche, dem man ein vor Hunger schreiendes Baby vor die Tür legt? Einfach die Musik lauter. Und legt den kleinen Schreihals dann bei Nacht und Nebel dem nächsten Nachbarn vor die Tür. Bei dieser Methode sind schon etliche Babys umgekommen. In der Realität nennt man das dann halt Babyklappe. Bissig wird Neal Shusterman dann, wenn er auf reale Ereignisse hinweist, wie den Versuch, auf ebay eine Seele zu versteigern (und die Reaktion von ebay) oder dem Diebstahl von Neugeborenen in einem östlichen Land, um aus ihnen Spenderorgane zu "gewinnen". Ansonsten weiß der Autor neben seiner deutlichen Gesellschaftskritik auch den Spannungsbogen konstant hochzuhalten, findet immer neue, wenn auch nicht mehr ganz so abwegige Greuel, die sich die Menschen nicht nur in dieser Dystopie antun, lässt Begriffe wie das "Storchen" oder "Klatscher" lange im Dunkeln, bevor sie im weiteren Verlauf einer temporeichen und sozialkritischen Geschichte recht bedeutsam erklärt wurden. In dieser Dystopie darf ein jeder Leser ganz tief in die Abgründe der Menschheit blicken, welch grausames Wesen sich da auf der Erde tummelt und sich für Gottes einzige wahre Schöpfung hält. In einem einfachen Stil, schnell und mit verschiedenen Charkteren ausgeschmückte Schreckensvision voller Dramatik. Es gibt noch drei weitere Teile von Neal Shusterman. 430 Seiten.

Jerry Garcia



Wallace Stroby. Crissa Stone ist jung, attraktiv und ein knallharter Profi. Ihr Geld macht sie mit Raubzügen. Crissa bekommt einen Job angeboten, bei dem sie mit zwei Komplizen eine Pokerrunde überfallen soll. Eine leichte Nummer, wenig Aufwand, sehr viel Geld. Der Auftrag läuft aus dem Ruder: Plötzlich fällt ein Schuss und einer der Pokerspieler wird getötet. Als sich herausstellt, dass der Tote der Schwiegersohn eines Gangster­bosses ist, wird die Lage für Crissa gefährlich. Der Boss engagiert Eddie den Heiligen, einen skrupellosen Verbrecher und eiskalten Killer, um den Ermordeten zu rächen. Crissa taucht unter, aber Eddie hat sie in der Hand. Er weiß, für wen Crissa ihr Leben riskieren würde. Sie weiß, es gibt nur eine Lösung.

Crissa Stone hat gerade erst mit Komplizen einen Coup durchgezogen, der nicht optimal verlief. Die Höhe der Beute hat nicht einmal im Ansatz das ergeben, von dem zu Beginn gesprochen wurde. Kaum zu Hause wird die Meisterdiebin von ihrem Kontaktmann zu einer vertraulichen Unterredung gebeten und erfährt, dass ein neuer Job in Aussicht ist. Da sie das Geld auf jeden Fall braucht, gerade nach dem letzten Flop, hört sie sich die Sache an. In Florida soll bei einem illegalen Pokerspiel ein siebenstelliger Betrag auf den Tisch kommen und das wäre schon mal eine Hausnummer. Sie soll sich mit ihren Partnern an einem abgelegenen Ort treffen. Sie ist erstaunt, dass zusammen nur zu dritt an die Sache herangehen werden, hat aber zumindest mit den zwei Kollegen schon mal gearbeitet und kennt sie als zuverlässig, Stimmer ebenso wie Chance. Während das Trio also den Coup vorbereitet, wird Eddie, der Heilige, von seinem ehemaligen Kompagnon vor dem Knast abgeholt, in dem Eddie einige Jahre sein zu Hause hatte. Der junge Kerl scheint immer noch auf Droge zu sein, was Eddie ihm austreiben will, da er einen Komplizen braucht, der seine Sinne beisammen hat. Doch zuerst will Eddie bei einem früheren Auftraggeber vorbeischauen, der das Geld aus dem letzten Coup, für den Eddie auch eingesessen hatte, für ihn anlegen sollte. Wie das mit der Gier halt mal so ist, hat der Typ nicht so ganz koscher gearbeitet und als Eddie und der junge Terry dann wieder gehen, bleibt eine Leiche zurück. Danach kommen sie zu Terrys Unterkunft, in der Eddie erst einmal auf seine Art für Ordnung sorgt, bevor es weitergeht zu Tino, einem der Bosse für die Eddie früher gearbeitet hatte. Unterdessen startet in Florida der Raid und alles sieht gut aus, auch wenn das Geld gerade mal die Hälfte des ausbaldowerten Betrages ausmacht. Die Spieler und Kartengeber sind verhältnismäßig ruhig und vernpünftig und riskieren nicht ihr Leben für schnödes Geld. Doch als sich Chance und Stone auf den Weg nach draußen begeben, fällt plötzlich ein Schuss und einer der Spieler ist dann doch tot. Stimmer hat ihn umgelegt, weil er nach einer Waffe gegriffen habe. Und das ist der Startschuss für ein Dilemma größeren Ausmaßes, in das Crissa Stone nun gerät. Der Tote ist zwar nicht mehr am Schnaufen, aberr deswegen immer noch der Schwiegersohn von Tino. Und weil der gerade mit Eddie konferiert, als die Nachricht von der Ermordung seines Schwiegersohnes eintrifft, beauftragt er den gleich damit, die Sache in seinem Sinne zu regeln. Es geht schließlich um die Familie. Und Eddie hat genug Erfahrung und Ansätze, um Stone und ihre Komplizen in große Schwierigkeiten zu bringen. Der Kampf ums Überleben startet für Crissa und Co. jetzt!!

Kurz gesagt - DIE Hardboiled-Überraschung des Jahres und nach einigen Festas und Luzifers sowie meinem Action-Allheilmittel Martin Kay zu einem meiner Lieblingsbücher 2015 aufgestiegen (die Amerikaner, die lesen können, durften das schon 2011 genießen, so sie das Geld für ein Buch ausgegeben haben). Crissa Stone ist wie Parker (Westlake/Stark) oder Wyatt (Disher) ein Profi im unehrlichen Geschäft. Sie agiert kühl, berechnend und mit ausgeklügelten Plänen, hält sich privat bedeckt und geht kaum eine Beziehung ein, die etwas wie Dauer beinhaltet wie sie der zugelaufenen Katze erklärt: Es war nett, solange es dauerte, aber jetzt musst du gehen. Einzig ihr Mentor und Lover Wayne sowie ihre Tochter Maddie bedeuten ihr etwas nur für die Beiden arbeitet sie überhaupt. Maddies Erziehung zu finanfzieren, während diese bei Crissas Cousine untergekommen ist und diese auch für ihre Mom hält und Wayne auf Bewährung aus dem Knast zu holen, sind ihre Motivation. Beides nimmt viel Kohle in Anspruch und gerade der Anwalt in Texas, wo Wayne einsitzt, kassiert kräftig. Stone ist eine Diebin mit Herz, aber nicht zuviel. Das Wenige wird nur an ihre Lieben vergeben, andere sollen ruhig sehen, wie sie zurecht kommen. Wallace Stroby lässt auch eine menschliche Seite bei seinen Verbrechern erkennen, ist aber wie seine Vorbilder äußerst sparsam im Stil und konzentriert sich absolut auf das Nötigste. Stone ist eine Frau, die es den Kerlen nicht zeigen muss, wie tough sie ist. Sie ist sozusagen eine "Kollegin", die ihren Job ebenso verrichtet wie die Kerle. Punkt, aus, Ende. Keine Sperenzchen, wie man sie in anderen Werken so oft liest. Die Geschichte ist straff erzählt, in knappen Dialogen und nimmt mit Fortlauf der Story auch an einer gewissen Härte und Eiseskälte zu. Das Finale hat es in sich. Stroby kommt direkt auf den Punkt und leistet sich keine "schwaflerischen" Mätzchen, die seinen ersten Roman um Crissa Stone auch nur ansatzweise ausbremsen könnten. Und Eddie? Der ist dann so etwas wie der Gegenentwurf zur Protagonistin. Wo sie cool und ohne Mätzchen oder übertriebene Gewaltanwendung ihr Ding durchzieht, glaubt der wohl, dass ihm die Menschheit für seinen Knastaufenthalt etwas schuldet und erfreut sich an seiner Killertour durch das Land und seinem Spaß am Töten. Und doch scheint auch in ihm ein kleiner Rest Menschlichkeit hin und wieder aufzuflackern. Er ist nicht nur böse und abgrundtief schlecht, wie man später bei Terry feststellen kann. So wird "Kalter Schuss ins Herz" zu einem perfekten Hardboiled-Thriller mit durchaus differenzierten und gut gezeichneten Charakteren, die auch etwas Emotion (nicht zuviel allerdings) neben der Kälte, mit der sie ihre Verbrechen ausführen, zeigen können und wie Stone auch so etwas wie Ganovenehre haben. Eddie verfällt in seinen Blutrausch, dem sich Stone gegenüber sieht und sich selbst nur mit einer Erfahtrung retten kann, die sie niemals machen wollte. Der Autor geht hier kurz und schmerzlos seinen schnellen Weg, steigert die Spannung in einer Story, die man aus den Vorbildern durchaus schon kennt, immer weiter und hetzt den Leser zu einem klassischen Showdown, der dann auf einige Erkenntnisse folgt, die den Leser zwar nicht so wirklich, dafür aber die Protagonistin überraschen. Es werden zumindest schon mal ein oder zwei Haken geschlagen. Schnell, kritisch (New York, Gier allgemein und auch die Wirtschaftskrise erhalten etwas "Aufmerksamkeit" in Nebensätzen), kühl und ausgeklügelt. Um zum Anfang meines Fazits zurückzukommen: Hardboiled at its best. Und es gibt noch eine Steigerung, denn von Crissa Stone gibt es bis dato in den USA noch drei weitere Abenteuer, die der Pendragon-Verlag hoffentlich auch in deutscher Übersetzung bringt. Ich fordere den Verlag geradezu auf, mit der Veröffentlichung meinen Obulus einzukassieren. Ich will MEHR davon!!!! Wer Parker schreit, muss auch Stone sagen.

Jerry Garcia



Mirjam Mous. Boy 7 kommt auf einer glühend heißen, kahlen Grasebene zu sich und weiß weder, wohin er unterwegs ist, noch, woher er kommt. Er weiß nicht einmal mehr, wie er heißt. Die einzige Nachricht auf seiner Mailbox stammt von ihm selbst: ,,Was auch passiert, ruf auf keinen Fall die Polizei." Wer ist er? Wie ist er hierher geraten? Und wem kann er noch vertrauen? Quelle: Amazon.de

Boy 7 (Name wird im Laufe des Buchs geklärt) erwacht auf einer Ebene, kann sich an nichts erinnern und sucht seine Tasche nach Hinweisen ab. Irgendwo muss doch sein Name oder so zu finden sein. Und hier weg muss er auch. Er schaut sich die Umgebung an, findet seinen Rucksack und stöbert in ihm herum. Erste Hinweise finden sich auf seinem Handy. Er selbst hat sie darauf aufgenommen, wie er merkt. Ziemlich kryptisches Zeugs, wie er meint. Er soll niemandem trauen, sogar sich selbst nicht. Auf der Suche nach einem Ausweg kommt er an eine Straße und bald fährt auch ein Auto in seine Richtung. Am Steuer eine junge Frau. Sie nimmt ihn mit, aber ihre Unterhaltung wird etwas seltsam, da Boy 7 ja keine Ahnung hat, wer er ist und auch niemandem trauen soll. Also geht die Schwindelei schon los. So kommt er dann auch auf seinen Namen Boy 7 - er sieht sich seine Klamotten an und de Rucksack und bastelt sich aus den Etiketten ebenden Namen zusammen. Lara, wie die junge Frau heißt, nimmt ihn mit zu ihrer Tante Bobbie. Dort kann er sogar vorübergehend unterkommen. In der Situation etwas Ruhe zu haben, plant er seine weiteren Schritte, durchsucht noch einmal genau seine Tascvhen und findet einen Schlüssel. Wofür? Bankschließfach, Umkleidekabine in einem Schwimmbad oder einer anderen Sportanlage? Er muss in die nächste Stadt. Ohne Zweifel liegen dort womöglich weitere Hinweise auf seine Vergangenheit versteckt. Lara fährt ihn hin und Boy 7 glaubt, er habe einen Verfolger gesehen, doch Lara tut das als Einbildung ab. Und nach einigen Fehlschläge finden sie tatsächlich ein Schließfach - am Bahnhof. Was er darin dann entdeckt, stellt alles für ihnauf den Kopf.

"Boy 7" soll ja im August als deutsche Produktion in die deutschen Kinos kommen. Ich hab ja in letzter Zeit so einige Jugendbücher gelesen, die bis auf wenige Ausnahmen auch recht gut waren. Man kann ja jetzt nicht auch noch einen Kracher im Stile der vielen America First-Vertreter erwarten, die für diese Altersgruppe nicht unbedingt gedacht ist. Und auch hier hat mich die Ausgangslage im Stile eines Jason Bourne angelockt. Die Suche nach seinen Wurzeln, nach den Hintergründen seines Erwachens mitten in der Pampa verspricht Spannung. Und die wird zu Beginn auch geliefert. Leider geht dem Buch nach knapp 80 Seiten die Luft aus. Boy 7 (Nach der "7" auf seinen Socken und der Marke seines Rucksacks) findet etwas, das zwar viel erklärt, aber irgendwie als Found Footage in Buchform erzählt wird. Und das rund 100 Seiten lang. Man erfährt zwar die Hintergründe und wieso er eigentlich Boy 7 ist und entdeckt eine gefährliche Entwicklung, die von den Regierungen ausgeht, aber auch von bestimmten Organisationen genutzt wird. Aber irgendwie packten mich diese Rückblenden nicht sonderlich, sie wirkten eher wie ein Hemmschuh. Am Ende stellt sich heraus, was da wirklich vor sich ging und man muss ich gerade jetzt nach diesen verheerenden Anschlägen von Paris fragen, ob das nicht von den Behörden genutzt wird, völlig neue Überwachungsszenarien zu entwickeln, sie zur Pflicht zu machen, sodass man sich eher wohlig an "1984" erinnern wird, das dann absolut weit hinter der Entwicklung gelassen wird. Einiges an der Technologie wird ja schon in der realen Welt eingesetzt, wenn auch bisher eher für eine Vereinfachung gewisser Vorgänge, die die Wirtschaft als wunderbare neue Innovation zu verkaufen gedenkt. Die einen wollen dran verdienen, die anderen die totale Überwachung. Die Bevölkerung wird natürlich nicht gefragt. So gesehen ist das Buch tatsächlich ein kritischer Ansatz, um über diese Entwicklung zu berichten. Ansonsten ist "Boy 7" ein netter Thriller mit Botschaft, der aber nicht gänzlich überzeugen kann. Dass der Schreibstil recht schlicht gehalten ist, war klar, aber dass die Charaktere dann recht blass blieben, hätte nicht unbedingt sein müssen. War jetzt insgesamt icht so der Bringer, da gibt es bessere Bücher auf dem Markt. Chris Ryan, Andy McNab mit ihren Jugendthrillern oder Neal Shusterman mit "Vollendet" und den anderen drei Büchern, die ich noch nicht kenne, sind da noch etwas voraus. Der Wissenschafstansatz hingegen war recht gut. Auf dieser Idee könnte man durchaus einen "richtigen" Thriller wie z. B. "Staatsfeind Nummer 1" aufbauen, mit Geheimdiensten und hammerharter Action garnieren, es Martin Kay schreiben lassen und fertig wäre der Kracher vor dem Herrn. Der angehängte Link liefert etwas über das Thema dieser wissenschaft, ABER wer das liest wird a) mit einem Spoiler konfrontiert und muss b) feststellen, dass die Seite doch schon schwer von wilden Verschwörungsvisionen durchzogen ist. Nicht dass ich den Regierungen derartige Handlungsweisen nicht jederzeit zutrauen würde, aber das geht dann doch ein bisschen weit in Richtung Spinneritis. 270 Seiten.
http://www.chemtrails-info.de/schweinegrippe/rfid-in-impfspritze.htm


Jerry Garcia



Mark Greaney basierend auf Figuren von Tom Clancy. Dominic Caruso, Neffe von Präsident Jack Ryan, ist Agent der Geheimorganisation Campus, die gänzlich inoffiziell operiert, vorbei selbst an CIA und NSA. Er ist der einzige, der verhindern könnte, dass Amerikas sensibleste Geheimnisse dem Feind in die Hände fallen? Aber wer genau ist der Feind?

Dominic Caruso ist zurzeit in Indien, wo er bei einem ehemaligen Agenten der Israelis eine Ausbildung in deren Kampfmethoden erhält. Er und sein Lehrer kommen gerade von einem Nachtlauf zum abgelegenen Haus des Mannes zurück, als sie mehrere Männer sehen, die dort eindringen wollen. Es sind Leute von der Hamas, verstärkt durch jemenitische Selbstmordattentäter mit Sprengstoffgürteln. Sie hatten aus einer Quelle erfahren, wo der Israeli lebet, einen Kutter in ihre Gewalt gebracht und dann Kapitän und Mannschaft getötet als sie ihr Ziel erreichten. Jetzt wollen sie den Feind und dessen Familie auslöschen. Caruso dringt mit seinem Lehrer in das Haus ein. Dom kümmert sich um die Gegner im Erdgeschoss, während der Israeli seine Familie im Obergeschoss retten will. Doch dort zündet einer der Typen seinen Sprengstoffgürtel. Der Israeli und seine Familie sterben, Caruso wird schwer verletzt und drei Angreifer können entkommen. Caruso findet sich im Krankenhaus wieder - mit einem Polizisten neben seinem Bett, der ihn befragen will. Als der Cop gerade etwas forscher nachfragen will, da Carusos antworten ihm viel zu vage sind, wird er von seinem Chef zurückgepfiffen. Aus den USA kam die Aufforderung, Caruso in Ruhe und ausreisen zu lassen. Also kuriert der dann später seine Verletzungen in seiner Wohnung aus, muss sich aber dann auf die Pirsch nach einem Weib machen und gerät in eine Kneipenkeilerei, die er trotz seiner Wunden gewinnt. Während Caruso sich also dämlich verhält, versucht man in Geheimdienstkreisen herauszufinden, wer hier Informationen nach außen dringen lässt. Ethan Ross gehört zu den Verdächtigen - mit Recht. Gibt er doch tatsächlich Geheiminfos an Außenstehende weiter. Aber er fühlt sich sicher genug, sogar einen Lügendetektortest zu überstehen. Und am Flughafen reisen einige Personen aus Ländern in die USA, denen man durchaus zutrauen könnte, dass sie diese Informationen gerne verwerten würden. Bald sind Israelis, Iraner, Russen und selbstverständlich die Amerikaner hinter Ross her, der sich mit weiteren Daten Richtung Venezuela abgesetzt und sogar einige dort tätige Agenten der USA preisgegeben hat. Es beginnt ein Wettlauf um das Leben von Ross und um alle Geheimnisse, die er noch auf seinem Computer hat.

Dass ich den Namen des Verräters schon in der Zusammenfassung präsentierte liegt daran, dass man den schon auf dem Klappentext preisgibt und somit dieses Spannungselement eliminiert hat. Da hab ich mir auch keine Zurückhaltung auferlegt. Aber das ist nicht der einzige Mangel bei diesem Buch. Grob gesagt, ist es eigentlich schon seine pure Existenz. Mittlerweile dürfte ja schon weitläufig bekannt sein, dass die Romane nicht mehr von Tom Clancy, sondern von Vertragsautoren verfasst werden. Hier ist es erneut Mark Greaney, der sich damit keinen Gefallen getan hat. Von einem "echten" Clancy weit entfernt, versucht der deutsche Verlag dann wenigstens noch mit einem ("deutschen") Titel den Leser dahingehend zu manipulieren, dass der glaubt, es ginge um die Gruppe des "Campus" statt den Originaltitel zu übersetzen. Selbstverständlich tauchen weder vom Campus irgendwelche Leute noch die Ryans oder andere von früher bekannte Figuren auf. An Stelle von Mark Greaney hätte er besser den Namen Alan Smithee (auch wenn der schon vor Dekaden aufgeflogen ist) verwendet und seine Hauptfigur John Doe genannt - so wenig hat diese Story mit dem Campus und Tom Clancy zu tun. Eher scheint mir die Figur des Ethan Ross ebenso wie die Anmerkungen zu Anonymous dazu angetan zu vermuten, dass man hier einfach die Chance genutzt hat, um mit Snowden und Wikileaks abzurechnen und ein bisschen zu diffamieren, Whistleblower als Verräter darzustellen (da stimme ich sogar zu, Whistleblower ist nur einer dieser bekloppten politisch korrekten Begriffe), naiv und eine Gefahr für die Heimat. Ansonsten herrscht auch immer schön die gute alte Schwarz-/Weiß-Malerei. Der heldenhafte und verwegene Dom, dem die Frauen reihenweise zu Füßen liegen - und um a) die langatmigen Szenarien in Washington etwas aufzupeppen und b) seinen Mut und Schlag bei Frau NOCH deutlicher zu machen, gab es noch Barkeilerei, in der er trotz Verletzungen noch drei Brocken von Kerlen plättet, um eine Dame in Not zu retten. Daneben erscheint es auch irgendwie seltsam, dass sich die Amerikaner immer als die Aufrechten und Ehrlichen skizzieren und im gleichen Atemzug stolz auf ihre sogenannten Gruppen sind, die unrechtmäßig und unkontrolliert im Schatten agieren. Dazu kommen diesmal noch die unheimlich netten und liebenswerten Israelis, die niemals etwas Unrechtes tun würden. Auf der Gegenseite erscheinen dann diese finsteren und verlogenen Feinde, die ihre Selbstmordattentäter als Trottel bezeichnen (Soll wohl irgendeine psychologische Wirkung auf Leser haben, die darin etwas Wahres erkennen sollen - selbst die eigenen Leute nehmen die Terroristen nicht für voll) und Unterstützer oder Verräter als naiv, weil sie so gutgläubig sind. Die 560 Seiten sind ein Ausbund an Oberflächlichkeit, der größtenteils sogar die Spannung abgeht. Zumindest wird es so ungefähr ab Seite 380 nochmal etwas hektischer, kommt Dampf unter den Kessel, ist wenigstens etwas Action zum fast eingedösten Leser. Das hält dann wach bis zum vorhersehbaren Ende. Die Figurenzeichenung ist recht flach, selbst Mark Greaney war da schon besser. Es ist aber so, dass die Co-Autoren (Auch bei Cussler, Patterson, Ludlum und Konsorten) immer in ein gewisses Korsett eingezwängt sind und ihren eigenen Ideen nun keinen freien Lauf lassen können. Und die Verlage bezeichnen ihre Top-Autoren (verstorben oder nicht) ja mittlerweile als Marke - wie den Lieblingskaffee oder das bevorzugte Klopapier. Da muss man sich nicht wundern, wenn Scheiße bei rumkommt. Etikettenschwindel im Handel ist ja auch schon bekannt. Ich sag mal, dass die rund 23 Euro für das Buch entschieden zuviel sind und selbst ein Taschenbuch muss man nicht sofort erwerben, eine günstige Gebrauchtausgabe reicht da völlig. Ohne die Schlagworte Clancy, Greaney und Campus wäre dieses Buch sofort im unteren Mittelmaß versunken, ein Fall für den Grabbeltisch oder gar nicht erst aufgelegt worden. Ach ja, da ist ja noch das Lektorat - im Impressum übrigens nicht erwähnt. Hab ich vor nicht allzu langer Zeit mit einem Lektor eine kleine Diskussion gehabt, weil ich entdeckte Fehler dem Verlag gemeldet hab zwecks Möglichkeit zur Ausbesserung für eine weitere Auflage, so diese denn kommen sollte, muss ich ihm jetzt auch zugestehen, dass er in einem Punkt sehr richtig lag. Nicht nur, dass man bei den großen Verlagen kein Lektorat erwähnt, man erliegt schnell dem Verdacht, dass es gfar keines gab. Die Fehlerquote hier ist sehr hoch und wenn Namen (David statt Dominic) verwechselt werden, ist es extrem nervig. Oder gegen Ende als Dominic "dem Mund auf die Schulter schlägt". Meine Fresse, pennt ihr beim Lektorieren? Das fällt doch auf. Okay, das Fazit dieses Dramas ist - wer es nicht unbedingt als Die Hard-Fan haben MUSS, soll die Finger weglassen. Das Buch würde nur bedingt als Stand-Alone taugen, als Clancy eher gar nix. Leider geht das Drama für ich persönlich sicher bald weiter. Mark Greaney hat noch weitere Bücher für die Erben Clancys verfasst - und ich werde wohl wieder nicht widerstehen können. So macht man sich seine Probleme selbst. 560 Seiten

Jerry Garcia



Anthony Horowitz. Wir schreiben das Jahr 1957 und James Bond hat gerade seinen Entscheidungskampf mit Auric Goldfinger in Fort Knox überlebt. Bei ihm ist Pussy Galore. Doch beide wissen nicht, dass die UdSSR und der Westen sich in einem tödlichen Wettstreit um die technologische Überlegenheit befinden. Zudem ist SMERSCH zurück.

Im Prolog wird ein amerikanisierter Deutscher von einem anderen Mann dafür bezahlt, dass er gewisse Geheimnisse verrät. Doch der Angeheuerte hat Pech - nicht die Auftraggeber beseitigen ihn. Seine gierige Gattin erledigt das und haut mit dem Geld ab. James Bond hingegen ist mittlerweile wieder in London eingetroffen und hat Pussy Galore in einem Hotel untergebracht. Irgendwie deucht ihm, dass der Name Pussy Galore und die Person selbst nicht wirklich in diese Umgebung, ja sogar nicht einmal nach London passen. Doch bevor er diese Gedanken weiter verfolgen kann, wird er zum Dienst gerufen. Er soll den britischen Rennfahrer Lancy Smith beim Rennen auf dem Nürburgring beschützen, da man von einem Attentat auf diesen weiß. Ein Attentat unter Beteiligung von SMERSCH. Also bekommt Bond erst einmal einige Lehrstunden, wie er auf dem Kurs in Deutschland bestehen und überleben kann. Gegen Ende seiner Zeit als (Renn-)Fahrschüler erledigt sich dann etwas unkonventionell auch das Problem mit Pussy Galore. Am Nürburgring lernt er die anderen Fahrer kennen und sieht dass mit Dimitrow der Mann der Russen und von SMERSCH ebenfalls da ist. Ihn muss er beachte, weil der es sein wird, der Smith töten soll. Aber ermacht auch eine andere Entdeckung: er sieht die Russen lebhaft mit einem Asiaten diskutieren, von dem er später auch dern Namen erfährt - Jason Sin. Ein amerikanischer Multi-Millionär koreanischer Abstammung. Kurz fragt er sich, was der mit den Russen zu tun haben könnte, muss sich danach aber wieder auf seine Aufgabe konzentrieren. Nach dem Start lässt sich Bond hinter die beiden Kontrahenten zurückfallen, bleibt aber vor den anderen Mitstreitern. Er hat den Russen und den Engländer gut im Sichtfeld und sieht sich vorbereitet, als der Russe einen Trick anwendet, der James Bond etwas zurückwirft. Dennoch holt der auf und kann sich wieder an die beiden Führenden hängen. In der sogenannten "Grünen Hölle" des Nürburgrings, in der auch keine Zuschauer platziert sind, gedenkt der Russe eine Attacke zu starten. Bond jedoch war vorbereitet und räumt den Feind spektakulär aus dem Weg. Dessen Wagen fängt Feuer und der britische Agent rettet Dimitrow vor den Flammen, doch der erleidet üble Verletzungen. Trotz des Unfalls geht das Rennen weiter und danach wird auf dem Schloss des US-Koreaners eine rauschende Party gefeiert, die Bond dazu nutzt, sich etwas bei dem vermeintlichen Kompagnon der Russen umzusehen. Während er in Räume vordringt, die der Öffentlichkeit vorenthalten sind, kommt nach ihm auch noch eine Frau in eines der Zimmer, die er gerade durchwühlt. Sie löst einen Alarm aus und er muss mit ihr gemeinsam fliehen. Später nennt sie ihm Namen - Jeopardy Lane - und Beruf  - Journalistin. Danach betrachten sie sich gemeinsam die entwendeten Bilder und erahnen einen perfiden Plan. Und als Bond einen Moment unachtsam ist, entschwindet die sogenannte Journalistin mitsamt der Beweismittel.

Kurz gesagt: DAS ist MEIN Bond. Ich brauche nicht ins Kino dackeln, weil ich den echten und unverfälschten James Bond vor Augen hatte. Was will ich da mit einem politisch korrekt gegängelten Pseudo-Bond auf der Leinwand. Anthony Horowitz hat das Buch derart bildhaft beschrieben, dass es während des Lesens wie ein Film vor meinem inneren Auge ablief. Besser konnte es kaum werden. Bond darf wieder rauchen und schmauchen, muss keinen Drink verschmähen und darf sich - dezent - um die Frauenwelt bemühen. Als Gegner taucht nicht nur SMERSCH auf, sondern es darf wieder einer dieser extrem reichen und mindestens so wahnsinnigen Bösewichter auftreten, die ein richtiger Bond nun einmal braucht. Und auch wenn das Thema Homosexualität einmal ganz kurz aufblitzt - aber nicht weiter vertieft wird -, hat Anthony Horowitz darauf verzichtet, James Bond zu modernisieren, was mir persönlich durchaus auch den Spaß verdorben hätte. Ich konnte mit dem Werk von Jeffery Deaver damals so rein gar nichts anfangen. Daher hatte ich auch lange gezögert, mir das Buch "Trigger Mortis - Der Finger Gottes" zu gönnen. Was den Spannungsfaktor angeht, weiß man ja, dass Bond es schon irgendwie regeln wird - und genau das ist es, das das Interesse hochhält. Das WIE!!! Es gibt feine Actionsequenzen, haarsträubende, aber keineswegs nach dem neuzeitlichen Motto höher, weiter, teurer, cgi-lastiger überzogene Rettungsaktionen und dazu sehr fein ins Buch integrierte Momente an die damalige Zeit wie den Asbach Uralt (mit der Anmerkung, dass die Franzosen sich den Begriff Cognac schon damals markenrechtlich schützen ließen) oder die Caprihosen. Und der Nürburgring mit seiner "Grünen Hölle" wirft tatsächlich Erinnerungen auf. Horowitz hat die Zeit knapp vor den 60-ern sehr gut eingefangen, verfälscht seinen (unseren) Bond nicht mit diesen modernen (Polit-)Mätzchen eines Mannes, der sich nach der vorgegebenen Meinung zu richten hat und nur noch eine Karikatur des ehemals von Ian Fleming kreierten Agenten seiner Majestät ist. Hier hat jeder noch seinen Platz - von M über James bis hin zu Miss Moneypenny. Vielleicht nicht politisch, dafür aber sicher Bond-korrekt. Und meinen Abschluss klaue ich einmal frech von Axel B. von Kriminalakte.com: Zitat: Daher gebe ich Horowitz (.....) die Lizenz zur Rückkehr. Zitat Ende. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. 360 Seiten.

Jerry Garcia



Dave Eggers. Die 24-jährige Mae Holland ist überglücklich. Sie hat einen Job ergattert in der hippsten Firma der Welt, beim "Circle", einem freundlichen Internetkonzern mit Sitz in Kalifornien, der die Geschäftsfelder von Google, Apple, Facebook und Twitter geschluckt hat, indem er alle Kunden mit einer einzigen Internetidentität ausstattet, über die einfach alles abgewickelt werden kann. Mit dem Wegfall der Anonymität im Netz – so ein Ziel der weisen drei Männer, die den Konzern leiten – wird die Welt eine bessere. Mae stürzt sich voller Begeisterung in diese schöne neue Welt mit ihren lichtdurchfluteten Büros und High-Class-Restaurants, wo Sterne-Köche kostenlose Mahlzeiten für die Mitarbeiter kreieren, wo internationale Popstars Gratis-Konzerte geben und fast jeden Abend coole Partys gefeiert werden. Sie wird zur Vorzeigemitarbeiterin und treibt den Wahn, alles müsse transparent sein, auf die Spitze. Doch eine Begegnung mit einem mysteriösen Kollegen ändert alles.

Da haben wir also Mae. Studium beendet, aber keinen gescheiten Job abgekriegt. da kommt ihr das Angebot ihrer etwas älteren Freundin Annie gerade recht: Sie soll zu der in die Firma "Der Circle" wechseln. Mae sagt direkt zu und ist schon bald vor Ort, muss einen kleinen Scherz erdulden und wird dann herumgeführt, um mit glänzenden Kinderaugen ihren neuen Arbeitsplatz und die neuen Kollegen kennenzulernen. Alle sind so nett und freundlich, die Arbeit schient anspruchsvoll, die Ideen sind weltbewegend. Alles unter einem Dach bzw. einer - echten - Identität im Netz erledigen, keine Hasstweets mehr, keine Verleumdungen unter dem Schutz der Anonymität. Doch man muss auch etwas tun für all die Annehmlichkeiten, die dieser Konzern zu bieten hat. Schon bald stellt Mae fest, dass die Befindlichkeiten der Beteiligten sich immer mehr verändern. Schließlich geht es um Rankings, um Aufmerksamkeit - und man muss immer höflich und verfügbar sein. Bald schon tauchen die ersten Politiker auf, die dem Laden ihren Segen entziehen wollen, um das Monopol zu sprengen, das sich da mittlerweile herausgebildet hat. Und dann tauchen in Maes Leben auch Männer auf. Da wäre der etwas verschrobene Frankie und dann der geheimnisvolle, undurchschaubare Kalden. Mae steigt langsam aber stetig in der Hierarchie auf, lernt die beiden anderen Macher Eamon und Stenton kennen, während der eigentliche Gründer Ty sich rar macht und selten zu sehen ist. Von Annie entfernt sie sich aus verschiedenen Gründen immer mehr. Mae geht in ihrem Job voll auf, lässt ihren Ex Mercer und ihre Eltern hinter sich zurück, gönnt sich als Freizeit nur hin und wieder etwas wie eine Kajakfahrt.

Das Buch wurde ja überall begeistert gefeiert, sogar Denis Scheck fand lobende Worte. Ich schick dann mal die Warnung vorweg - meine Worte werden kaum Begeisterung und Lob enthalten. Ich komme dann erst einmal auf Mae zu sprechen: der Torfkopp war mir von Beginn an unsympathisch wie sonst nur gewisse gewählte Entscheidungsträger in der wahren Welt. Studium mit Mühe beendet und geglaubt, sofort einen Superjob mit riesiger Verantwortung und sechstelligem Gehalt (vor dem Komma, versteht sich) zu ergattern, weil die Welt ja nur auf Mae gewartet hat und ohne sie nicht zurechtkommen würde. Tja, dieses Traumschloss ist schnell in sich zusammengebrochen und sie kehrt reumütig zu ihren Eltern zurück, erhascht nen lausigen (ihrer Meinung nach) Bürojob bei einem Energieversorgen und ist nur über ihr Schicksal am Plärren. Alle hassen sie, der Job ist Scheiße, die Kollegen auch, der Chef nervt und sie ist eindeutig zu etwas Besserem berufen. Da ist ihr der Anruf von Annie gerade recht. Einmal konnte ich im Buch etwas Schmunzeln, weil Annie den Frischling veräppelt hat - mit einer Büroeinrichtung, die der vom Energieversorger gleich war. Plärren und Schmollmund - oder nach Cold Chisel:Zitat "It takes more than a sulky mouth to be the toast of (...)" Zitat Ende. Danach ist Naivchen aber glücklich ohne Ende - und für mich nervig. Das Thema des Buches ist ja an sich schon äußerst interessant und etliche Vorgänge, die darin beschrieben werden, sind heute schon gang und gäbe oder wir sind auf dem besten Wege dahin. Ständige Erreichbarkeit im Job ist fast schon Pflicht, selbst während der Freizeit - und auch da schnieft jeder, wenn man nicht sofort reagiert, weil man sich gemeldet hat. Überall mischen sich irgendwelche Spacken im Internet in Kram ein, anonym natürlich, der sie nix angeht und von dem sie eh keine Ahnung haben. Überall muss es politisch korrekt zugehen, bloss niemandem auf die Füße treten und immer wird verglichen, werden Rankings erstellt, muss man sich krumm machen, um besser dazustehen als andere - beruflich und privat. Und die so bezaubernde Firma mit den vielen Annehmlichkeiten? die bietet schon bald Zimmer an, damit man nicht mehr nach Hause muss. Man ist auf der Arbeit zu Hause. Man wird geradezu genötigt, sich von den dortigen Versicherungen oder den Ärzten versorgen zu lassen, man kann dort einkaufen gehen, feiern - und möglichst 24 Stunden am Tag arbeiten. Man ist immer im Dienst - und immer unter Kontrolle. Und dieser Moloch breitet sich aus. Da kommen dann so Sprüche wie "totale Transparenz sorgt für Sicherheit" und ähnlicher Schwachsinn - und alle spielen es mit. Auch die wahre Welt ist von dem Dreck schon infiziert. Man nehme die intelligenten Autos, das GPS, oder die bald verpflichtend werdenden intelligenten Stromzähler, die Regulierung der Heizung von unterwegs aus. Bequem? Möglicherweise. Sicher? Am Arsch. Jedes Sicherheitssystem kann man knacken - und dann hat man anhand der Daten der Autos, der Stromzähler oder der Heizung ruckzuck heraus, wer außer Haus ist und wo er sich gerade befindet. Ein Hurra auf die freie Bahn und die Einladung per Internet. Ach so, wer hält denn dann die Terroristen auf? Nix ist so sicher. Dann kommen noch diverse Motto-Sätze wie "Alles Private ist Diebstahl" oder "Geheimnisse sind Lügen". Die allumfassende Transparenz und wer sich nicht dazu bekennt, hat etwas zu verbergen und ist somit verdächtig. Auch nicht neu. Dass Politiker sich gerne im Glanz der Öffentlichkeit sonnen, ist jedem bewusst, erlebt man ja tagtäglich. Ebenso wie sie der Wirtschaft Tür und Tor öffnen, den Konzernen zu Diensten sind (Krankenversicherung, Stromrabatte usw.), die den Bürger dann "an den kosten" beteiligen. Die predigen natürlich ebenfalls Transparenz (die aber nur für die Wähler gilt), was ihnen den Weg zum Überwachungstaat erleichtert. Immer nur im Sinne der Sicherheit. Quatsch. Und dass Konzerne sich liebend gerne ganz offen an die Spitze der Staaten setzen würden, kann man sich auch vorstellen. Bisher geht das ja nur im "Halbverborgenen" - Lobbyismus und fließendes Geld. Und dann würden sämtliche Arbeitnehmerrechte verschwinden. In dem Buch gibt es also nix Neues. Hätten wir noch das Thema der Spannung, des Unterhaltungswertes. Beides ist leider recht gering. Der Handlungsstrang mit den aufbegehrenden Politikern existierte nur in meinem Wunschdenken (Okay, ich hab in Zusammenhang mit mir "denken" verwendet, ist schon etwas angeberisch), denn der wird in wenigen Zeilen abgehandelt - man hat der Person halt mal einige Kinderpornos auf den PC geschmuggelt - wie neu und aufregend. Und der geheimnsvolle Kalden? Ach Gottchen, den enttarnt sogar jeder Gelegenheitsleser im Halbschlaf. So bin ich als nur einer mit unsympathischen Protagonistin (alles anderen Mitwirkenden sind mehr oder weniger eh nur Staffage) durch eine Aufzählung von Fortschritten, die eigentlich keine sind. Da stellt sie mal ihre Eltern bloß, weil sie an die Transparenz glaubt und zeigt dann eben der ganzen Welt, deren Blößen, die sie beim ehelichen Sex nicht verhüllen. Nimmt eine Ansprache ihres Ex nicht für voll, als er ihr vorwirft, dass mit diesem ganzen Mist sich die Welt nicht nur verdämlicht hat (Tweets auf bestimmte Zeichenzahl beschränkt usw.), kein Gespräch mehr führen kann, keine Mails verschicken, die direkt an den Rest des Universums ob der Transparenz und des Rankings weitergeleitet wird. Geltungsbedürfnis hoch drei, nach Bestätigung durch völlig Fremde hechelnd, immer darauf aus, besser und beliebter als andere zu sein. Und das alles nur via Internet. so geht es dann 560 Seiten lang. Wurde für mich dann mit der Zeit recht öde und langweilig. Dave Eggers zählt nur Ereignisse und Dinge auf, die zum großen Teil schon bekannt sind oder die man sich bei den "Fortschritten" die gemacht werden, auch ohne ihn ausmalen kann.  Kurz: ne gute Idee katastrophal versaut. Für ein, zwei Dialoge, die den Kern des Ganzen treffen, ob man sich nun tatsächlich derart in die Welt des Internets begeben soll und welche Auswüchse das mittlerweile angenommen hat und noch annehmen wird, ist das leider insgesamt zuwenig. Mein Konstrukt hier ist jetzt recht flapsig, aber nicht humorig formuliert. Mehr war mir das nicht wert.               

Jerry Garcia



Carsten Stroud. In Niceville, einer Kleinstadt im Süden der USA, geraten die Dinge vollends außer Kontrolle: An einem Wochenende werden mehrere Menschen brutal ermordet. Die Täter berichten von einer mysteriösen Stimme, die sie angestachelt habe. Sind sie besessen? Ermittler Nick Kavanaugh ist zunächst damit beschäftigt, seine Familie zusammenzuhalten, die vom Adoptivsohn Rainey tyrannisiert wird. Aber was ist der Grund dafür, dass sich in Niceville scheinbar normale Menschen in eiskalte Killer verwandeln? Und während Nick und seine Helfer versuchen, das Böse zurückzudrängen, hat es sich längst in den Köpfen der Menschen eingenistet. Ist es überhaupt noch aufzuhalten?

Normalität ist in Niceville noch nicht eingekehrt, aber es ist etwas ruhiger geworden. Doch dies hält nicht sonderlich lange. Frank Barbetta fährt gerade Streife, als er entfernt klingende Schreie hört. Er fährt mit seinem Dienstwagen langsam an den vermeintlichen Herkunftsort heran und steigt dann aus dem Wagen aus, informiert aber vorher noch die Zentrale. Er geht in eine dunkle Gasse (gerade in Niceville nicht die beste Idee, besonders wenn man alleine ist) und folgt dem lauter werdenden Rufen und Wimmern. Er entdeckt eine Öffnung am Boden und eine Leiter, die nach unten führt. Er steigt die Stufen hinab und findet sich im überalterten Kanalsystem der Stadt wieder, doch was er vorfindet, ist schrecklich: Ein Junge ist eingeklemmt, von den Felsen regelrecht "gefressen" worden. Nur sein Oberkörper ragt noch heraus und seine Schmerzen verursachen das Wimmern, das er noch von sich geben kann. Barbetta ruft Verstärkung. Zu ihm kommen auch Nick und Lacy. Den Eingeklemmten können sie nicht mehr retten und seine fast schon geflüsterten letzten Worte nur schwer verstehen. Doch dies ist der Auftakt zu den abschließenden Ereignissen, die Niceville zu einem Ort des Grauens machen.

Zum Einstieg sei gesagt, dass es eigentlich unabdingbar ist, die beiden Vorgängerbücher ("Niceville" und "Niceville - Die Rückkehr") gelesen zu haben, um in die Handlung eintauchen zu können, das "Niceville - Der Aufbruch" direkt an die Handlung des letzten Werkes anschließt und Carsten Stroud darauf verzichtet hat, die Seitenzahl mit ausführlichen Rückblenden noch zu erhöhen. Viele alte Bekannte tauchen wieder auf, manche gar überraschend - für Leser und Protagonisten. Nach und nach führt der Autor jetzt all die Fäden zusammen, die er zuvor fein gesponnen hatte und der übernatürliche Teil gewinnt nun immer mehr die Oberhand, was aber nicht heißen soll, dass er die Action vergisst. Da wird das Szenario durchaus mit einigen Actionthriller-würdigen bleihaltigen Auseinandersetzungen gewürzt und von einem Tod durch sanftes Entschlummern sind die meisten Beteiligten weit entfernt. Stroud versteht es wieder hervorragend, Mystery, Horror und Actionthriller zu einer wunderbaren Geschichte zu verquicken, die schnell und manchmal auch nicht gerade subtil den Leser mitreisst. Ruhigere Momente, die eher auf unheimliche Stimmung setzen, düstere Machenschaften vermuten lassen und auf Mächte hindeuten, die die Menschen von Niceville terrorisieren, wechseln mit wildem Action-Spektakel und schwerem Geschütz. Morde und Geballer, fantastische Einschübe und immer mit einem Zwinkern präsentiert. Kein Brachialhumor, sondern kleine Spitzen. Deutlich wird er dann aber wohl bei seiner Abneigung gegen Fußball (und hat mit der einen oder anderen Anmerkung gar nicht so unrecht). Laut Carsten Stroud bzw. einer seiner Figuren stolpern da einige überbezahlten und unterbelichtete Typen unbedroht über ihren eigenen Schatten, um sich dann vor Schmerzen krümmend mit den Händen vorm Gesicht am Boden zu wälzen. Und da wusste er noch nichts von den Clownereien im Fußballwelt-Verband oder den Kölner Faschings-Späßchen, nun den Torhüter die Rasenausbesserung bezahlen zu lassen. Bald kommt es soweit, dass die Gastmannschaft nicht nur anreist, sondern auch gleich das Geld für den durch die Treterei verunstalteten Rasen mitbringen muss. Die spinnen, die Deutschen. Okay, weit genug abgeschweift.
Letztendlich kann man diesmal den Worten des Meisters des Horrors jeglicher Art - Stephen King - nur zustimmen, die man auf der Rückseite des Buches abgedruckt sieht. Ja, es scheint, Mr. King wollte schon seinen Nachfolger krönen, wenn man an diesen abgedruckten Brief von King an den Verlag von Stroud glaubt.
http://www.kindlepost.de/2015/10/er-ist-einer-der-erfolgreichsten-autoren-unserer-zeit-gilt-als-gro%C3%9Fmeister-des-horrorromans-und-ist-ein-riesenfan-von-carst.html
Das sagt eigentlich schon alles. Mir hat die gekonnte Mixtur aus Phantastik, Mystery und schneller Action jedenfalls sehr gut gefallen. Und das P.S, in Mr. Kings Schreiben würde ich auch so sehen. Aber dazu muss man dann den Roman lesen, um zu erfahren warum. "Niceville - Der Aufbruch" ist meines Erachtens keine Fehlinvestiton auf dem Buchsektor, denn man wird blendend unterhalten. 530 Seiten + 10 Seiten Niceville-Familien-Chronik

Jerry Garcia



Mark Greaney. Court Gentry ist ein guter Mensch. Und er ist ein perfekter Killer. Er bewegt sich lautlos von Auftrag zu Auftrag und vollbringt Unmögliches. Er trifft immer sein Ziel - und dann, wie ein Schatten, ist er verschwunden: The Gray Man. Im Auftrag der Regierung der USA hat Court die blutigen Jobs in Syrien und dem Irak erledigt. Doch zu seinem Entsetzen erfährt er, dass das Team, das ihn retten sollte, ihn nun beseitigen will.

Naher Osten. Sandland. Ein Mann beobachtet den Absturz eines Fluggerätes und stellt mit etwas Beruhigung fest, dass es nur ein Helikopter der Armee ist und nicht die Maschine, die ihn nach einem Job, den er in einem anderen Staat erledigt hat, ausfliegen soll. Doch er kann dann nicht einfach zusehen, wie die Terroristen, die das Ding vom Himmel holten, sich an der Besatzung austoben, sei sie nun tot oder noch am Leben. Er schnappt sich sein Gewehr und ballert einige Magazine in die Typen, kann sogar einen Soldaten mit seinem verwundeten Kameraden befreien. Er bringt die Beiden in die Nähe einer Basis, doch einer der Jungs ist inzwischen verstorben. So erklärt er dem letzten verbliebenen Mann, wie er ungeschoren zu seiner Truppe kommt und macht sich wieder auf den Weg, um selbst ausgeflogen zu werden. In der Zwischenzeit ist in London ein Amerikaner namens Lloyd, bei der CIA geschasst und nun für einen internationalen Konzern tätig, bei Donald Fitzroy, dem Chef von CSS, einer Firma, die besondere Dienste anbietet, und will ihm klarmachen, dass die Verträge, die der Firma Milliarden einbringen würden, mittlerweile auch den Kopf von Court Gentry zum Gegenstand haben. Fitzroy soll das Team, das Gentry abholen soll, instruieren, dass der Mann nun auf der Abschussliste steht. Als Fitzroy sich weigert, wird er damit erpresst, dass seinem Sohn und dessen Familie jederzeit etwas zustoßen könnte. Der schafft sie zwar nach Frankreich, aber seine Gegner haben unerschöpfliche Mittel und bekommen sie dennoch in ihre Gewalt. Fitzroy bleibt nichts anderes übrig, als seinem Team den Befehl zu geben, Gentry auszulöschen. Der kann zwar dieses Team ausschalten, aber dann setzen die Feinde ihre Übermacht in Bewegung. Zwölf Teams machen Jagd auf Court Gentry, von dem sie wissen, dass er kommen wird, um Fitzroys Familie aus ihren Klauen zu reißen.

Dieses Buch, das Mark Greaney nicht als Co-Autor eines anderen Kollegen verfasst hat, beweist, dass er für sich alleine und nicht in ein schon vorgegebenes Korsett gezwängt, beinharte Action abliefern kann. Auch zu Beginn wird nicht lange gefackelt, es geht sofort hoch her. Vielleicht ist Gentry hier etwas zu unbeherrscht, etwas zu emotional, wenn er abseits seines Auftrags eine Übermacht attackiert und teilweise auslöscht, aber das unterscheidet ihn eben auch von den brutalen Killermaschinen der Gegenseite. Die Handlung, den Killer ob des Profits und der Einigung mit dem ehemaligen Gegner Willen den Schakalen zum Fraß vorzuwerfen, ist aus Filmen wie "Die Wildgänse kommen" (Harris, Burton, Moore, Krüger) oder "Der Profi" (Belmondo) aus den späten 70-er Jahren oder den frühen 80-er Jahren schon einigermaßen bekannt, aber die schriftstellerische Umsetzung lässt bei Actionfreunden keine Wünsche offen. Sicher ist der Held "unkaputtbar", aber hey, das ist halt in dem Genre so - und es sei auch erwähnt, dass hier zumindest vom großen Hurra-Patriotismus anderer Autoren (Patrick Robinson sei wieder als Negativbeispiel genannt) nicht viel zu spüren ist. Die Hatz, die fast ausschließlich durch Europa geht, ist vom Autor auch recht gut recherchiert, wie sich beispielsweise am Kanton Graubünden und den Anmerkungen zur rätoromanischen Sprache leicht erkennen lässt. Für jeden, der sich an rasanter Action mit fulminanten Shoot-Outs, brutalen Messerkämpfen und knallharten Killern erfreuen kann, ist "The Gray Man" eine Offenbarung, ein echtes Geschoss unter den Actionkrachern. Von denen gibt es leider viel zu wenige, da die großen Publikumsverlage in Deutschland ja lieber ihren weichgespülten Mainstream mit hadernden und psychisch wie moralisch belasteten Ermittlern und deren Hang zu den schönen Künsten unters Leservolk zwingen wollen. Glücklicherweise ist der Festa-Verlag da in die Bresche gesprungen und versorgt die Klientel, die nach handfester Action lechzt, mit genügend Nachschub. Ist es ein bisschen realitätsfern? Klar. Hört es sich an wie ein europaweites "The Tournament"? Klar. Und genau DESWEGEN macht die Lektüre Spaß. Und zur Verfilmung steht das Buch ja auch an. Für die Hauptrolle wurde Charlize Theron engagiert. Mhm, naja. Das Drehbuch wird nach letzten Meldungen ein weiteres Mal von einem Autorenduo überarbeitet. Schlechtes Zeichen. Und als alter Miesepeter erwarte ich dann auch noch einen Versuch, den Film in ein PG 13-Rating zu zwingen. Wir werden sehen. Bis dahin wird uns der gute Frank Festa mit seiner Frau Inge hoffentlich weiter mit Büchern von Mark Greaney und anderen Genre-Kollegen versorgen. Da im Buch ja die eine oder andere Übertreibung gestattet war, erlaube ich mir auch eine - von 10 möglichen Punkten bekommt "The Gray Man" satte 11!!! Rund 440 Seiten.

Jerry Garcia



Keith Thomson. Der Reporter Russ Thornton ist in Washington für seine großen Enthüllungen gefürchtet. Als ihm seine frühere Geliebte, die Regierungsangestellte Catherine Peretti, Geheimunterlagen übergeben will, ist Thornton sehr überrascht, wittert aber die große Story. Doch bei der Übergabe wird Catherine vor seinen Augen ermordet. Thornton weiß, dass er nun auch in Lebensgefahr ist. Und die Killer beginnen eine gnadenlose Jagd auf ihn. Sein wahrer Feind sitzt jedoch in seinem Kopf – denn ihm wurde ein Abhörgerät implantiert.

Über den Vereinigten Staaten geht eine Passagiermaschine mit 230 Menschen an Bord unfreiwillig auf Konfrontationskurs mit der Erdoberfläche. Es gibt keine Überlebenden. Schuld ist ein Test einer E-Bombe, die zwei russische Wissenschaftler, die in den USA leben bzw. dort aufgenommen wurden, eigentlich in kleinerem Rahmen ausführen wollten. Diese Errungenschaft ruft ganz schnell Kräfte auf den Plan, die sich diese zu eigen machen wollen, um sie meistbietend zu verkaufen. Potenzielle Kunden gibt es dafür ja genug. Einer davon macht sich auf recht innovative Art an den Professor selbst ran, versaut den Vorgang aber trotzdem. So bleibt ihm nichts anderes übrig als den Mann via Kugel - und zwar der alten Stalinvariante - zum Schweigen zu bringen. Dennoch schöpft der Blogger, Ex-Geheimdienstler und Reporter Russ Thornton Verdacht. Dieser bestätigt sich, als seine Ex, die Regierungsangestellte Peretti, ihm Geheimunterlagen übergeben will, aber vorher aus dem weg geräumt wird. Er selbst gerät mitten in eine Operation, an der Verschwörer und Geheimdienste aller Art und Herkunft beteiligt sind. Und er bemerkt auch recht schnell, dass etwas gar nicht stimmen kann. Mithilfe eines Freundes entdeckt er eine kleine Sonde, die ihm hinters Ohr gepflanzt wurde, nachdem man ihn betäubt hatte, ohne dass er etwas bemerkte. So kann man ihn nicht nur orten, sondern auch alle seine Gespräche mithören. Bei einer TV-Debatte sieht er, dass die unterlegene Senatorin vermutlich ähnlich manipuliert wurde und informiert sie über die Vorgänge. Gemeinsam treten sie nun gegen die Feinde der USA an - auch aus Eigennutz, denn mittlerweile wissen sie zuviel und sollen endgültig aus dem Weg geräumt werden. Und vertrauen können sie anscheinend niemandem mehr.

Pech hat "Manipuliert" in dem Sinne, dass es bei mir als direkter Lesenachfolger gegen "The Gray Man" von Mark Greaney antreten musste. Eigentlich ist das Buch eine recht flotte, wenn auch simpel in Stil und Sprache formulierte Story, auch wenn sie als auf der Buchrückseite propagierter "Leckerbissen für alle Fans von Die Bourne-Identität" ebenfalls nicht wirklich dienen kann. Dazu fehlt dem Buch dann jegliche Tiefe, die neuen Methoden der Geheimdienste sind dann doch teilweise etwas zu sehr Science Fiction, die gegnerischen Parteien viel zu deutlich voneinander getrennt. Um die Sache etwas verzwickter für den Leser zu gestalten, werden zwar neben dem ganzen Buchstabensalat der US-Dienste noch einige Feinde hinzugefügt, ein bisschen auf den alten Stalin verwiesen (Im Original schon im Titel sehr deutlich) und diverse exotische Locations genutzt. Tempo hat das Ganze auf jeden Fall, aber es wirkt auch sehr konstruiert und auf Massenkompatibilität ausgelegt. Zudem sind die beiden Protagonisten zumindest in meinen Augen als Sympathieträger zum Mitfiebern nicht sonderlich geeignet. Mir waren der Superbloggerjournalist mit Geheimdienstverbindungen und die superschnuckelige, superreiche, superclevere und superpatriotische Senatorin ohne Fehl und Tadel eigentlich ziemlich egal. Und wer meinte, dass Court Gentry aus "The Gray Man" ein Übermensch wäre, der sich Wunden noch während er am Steuer eines Wagens sitzt und diesen auch fährt, nähen lässt, der sieht, dass es noch dicker aufgetragen werden kann. Gefoltert, tagelang ohne Wasser und Nahrung im Kerker, verwundet und halluzinierend, macht Thornton noch zwei Gangster platt, holt nen Heli vom Himmel und legt die Senatorin noch flach, bevor die Fieslinge Verstärkung kriegen. Den Teil mit dem Flachlegen hat noch nicht einmal der harte Typ Gentry geschafft. Aber hey, die Masse braucht ja auch was zum Schmachten. Also alles oberflächlich, wenn auch mit recht hohem Actionanteil, der dennoch eher in einen Heftroman gehört hätte, und den üblichen Klischees derartiger Literatur. Sicher geeignet für Ablenkung vom Alltag ohne sich allzu sehr darauf einlassen zu müssen. Also nirgends derart gestaltet, dass man das Buch vor lauter Spannung, Action und Cliffhangern nicht mehr aus der Hand legen kann. Dazu noch den alten deutschen Vornamen Ferdinand verbraten, den es zumindest in unserer Umgebung sicher seit den frühen 80-er oder gar 70-er Jahren nicht mehr gibt. Hier heißt nun echt keiner mehr Ferdinand. Naja, eh nur eine kleine Randgeschichte. Kein Highlight. Entspannt lesen - und dann verdrängen oder auch vergessen. Da helfen die ganzen Zutaten aus den verschiedensten Thrillerrezepten auch nicht. Keine Pflichtanschaffung, aber für Freunde leichterer Actionkost auch kein völliger Fehleinkauf. Rund 435 Seiten.

Jerry Garcia



Chris Bradford. Eigentlich klingt der Auftrag eher nach einer Art Erholungsreise: Connor soll eine Diplomatenfamilie auf einem dreiwöchigen Safaritrip als Bodyguard durch eine der schönsten Regionen Afrikas begleiten. Doch es kommt ganz anders: Ein Militärputsch stürzt das Land in einen blutigen Bürgerkrieg. Die Safarigesellschaft gerät in die Hände einer bewaffneten Miliz. Zwar gelingt Connor mit seinen Schützlingen die Flucht, doch nun werden sie gnadenlos gejagt.

Connor hat Geburtstag - und zu einem solchen gibt es auch Überraschungen. In seinem Fall während des Schlafes einen Sack über den Kopf, gefesselt und in ein Auto geschafft. Am Ziel angelangt, eröffnet man ihm, dass dies nur ein weiterer Test war, den er sogar bestanden hat. Danach bekommt er noch etwas Training, einige Geschenke und Fahrunterricht. Und Freizeit!!! Er fährt mit Charley seine Mutter und seine Oma besuchen. Oma vermutet etwas Amore zwischen ihm und Charley und Mutter packt zu seinem Entsetzen das Familienalbum mit einigen peinlichen Jugendbildern aus. Darüber hinaus macht er sich Sorgen um seine Mom. Trotz hervorragender Pflege geht es ihr mit der MS-Erkrankung immer schlechter. Zurück in der Basis erhält er dann seinen neuen Auftrag: Er soll eine französische Diplomatenfamilie zu einer Safari nach Burundi begleiten und die beiden Kids Amber und Henri im Auge behalten. Was sich wie ein leichter Job anhört, wird sich bald als Tortur erweisen. Denn just zu der Zeit ist ein gewisser Mr. Grey dort mit dem General, der sich Black Mamba von seinen Kindersoldaten nennen lässt, zusammengetroffen, um mit ihm die Übereinkunft zum Sturz der momentanen Regierung zu treffen. Waffen und Logistik gegen die Rechte, die Bodenschätze des Landes auszubeuten, wie von einem Konzern in Auftrag gegeben wurde. Der General ist sofort dabei. Und als dann nach einer ausführlichen Erklärung des Wildhüters Gunner zu den Gefahren im Busch die Safari beginnt, dauert es auch nicht lange, bis die Gruppe in einen Hinterhalt gerät. Einige Begleiter sterben, von anderen weiß man nicht, wo sie abgeblieben sind und Connor mit den beiden Kids muss alleine in die Wildnis flüchten. Verfolgt von den Angreifern muss er nun auf sein Training, aber auch auf die von Gunner übermittelten Kenntnisse zurückgreifen, um sich und seine Schützlinge aus der Gefahrenzone zu bringen. Wilde Tiere, Rebellen, Wilderer und weiße Aufwiegler machen ihm das Leben und seine Aufgabe unheimlich schwer.

Wird eigentlich als Jugendbuch unters interessierte Volk gebracht, ist aber doch eher ein All Ager. Schreibstil und Story sind ausserdem so manchem anderen Autoren, der sich bemüht, erwachsene Leser zu unterhalten ziemlich weit überlegen. Die Wahl zwischen Chris Bradfords Büchern oder denen von Keith Thomson würde mir sehr leicht fallen. Und was da heute so ab 12 Jahren empfohlen wird, ist schon erstaunlich: Headshots, Genickbrüche oder die eine oder andere Schnitzarbeit an nicht sonderlich widerstandsfähigen Kehlen lassen da schon mal kurz aufhorchen. Vermutlich dauert es nicht mehr lange und Frank Festa kann seine Extrem-Reihe den neuen Disney-Taschenbüchern als Leseprobe beilegen, hehe. Sicher enthält das Buch die eine oder andere Situation, die tatsächlich altersgerecht geschildert wird, aber insgesamt ist "Bodyguard - Der Hinterhalt" auch ein brauchbarer Thriller für den Erwachsenenmarkt. Politische Finessen, wirtschaftliche Interessen, verfolgt wie in "alten Zeiten", als man den Kontinent noch als Ersatzkriegsschauplatz zwischen Kommis und Amis aufteilte, Blutdiamanten und Kindersoldaten - alles kommt zur Sprache, ohne jetzt in Dramen oder belehrende Doku auszuarten, auch wenn es schon gewisse Züge des Films "Blood diamonds" mit Leonardo DiCaprio aufzuweisen hat. Es gibt Abenteuer, einige Klischees, die man schon aus diversen Filmen mit ähnlicher Thematik kennt (man nehme nur "Bodyguard" mit Kevin Costner) und der zickigen Schutzperson, die ihren Bewacher nicht ernst nimmt. Und der junge Protagonist als Vorbild für alle muss sich auch seinen eigenen Ängsten stellen, egal, wie tough er auch daherkommen mag. Das dritte Buch um den Buddyguard Connor liest sich flott, auch weil der Autor nicht mit Cliffhangern zu den Kapitelenden spart und hat sogar die eine oder andere kleine Überraschung oder Wendung zu bieten. Und es wird ein wiederkehrender Kontrahent aufgebaut, den man schon vorher in einem der Bücher kennenlernen konnte und der jetzt wieder einen Auftritt hat und dabei deutlich macht, dass man sich auf jeden Fall wiedersehen wird. Sympathisch, spannend, manchmal emotional, kurzweilig und dazu noch mit viel Potenzial für künftige Abenteuer - und wie schon erwähnt so einigen anderen Büchern durchaus überlegen. Hier und da ein Klischee eingebaut, insgesamt aber etwas realistischer als die ähnlich gelagerte "Agent 21"-Reihe von Chris Ryan, die in eine etwas andere Richtung geht. Für eine angestrebte und genannte Klientel ist das Buch etwas deftig geraten, aber wenn ich sehe, was heutzutage alles Freigaben ab 12 fürs Kino bekommt, auch nicht weiter verwunderlich. Dennoch fällt mein Fazit hier positiv aus und ich bin ehrlich gesagt sogar selbst gespannt, wie es weitergeht. 440 Seiten.

Jerry Garcia



Chris Ryan. Ein neuer Auftrag führt Zak nach Südafrika. Eigentlich soll er nur ein paar Leute aus Cruz Martinez' Drogenkartell observieren. Ein ziemlich harmloser Job, denkt Zak. Doch dann kommt er einer kriminiellen Organisation auf die Spur, die den internationalen Frieden bedroht. Jetzt liegt es an ihm, den teuflischen Plan zu verhindern. Zu spät merkt Zak, wer wirklich hinter all dem steckt und dass er in eine tödliche Falle gelockt wurde.

Kaum in Südafrika eingetroffen, müssen die Kampfgefährten Zak, Raf und Gabs feststellen, dass man schon von ihrer Anwesenheit weiß. Malcolm, Autist und Computer-Genie, hat sich seine Informationen via Flughafen-Datenbank geholt und dann die Freunde auf sich aufmerksam gemacht. Obwohl Malcolm ihnen freundlich gesonnen ist, erschreckt es die Ermittler um Zak, wie einfach es doch war, ihre Anwesenheit aufzudecken. Und dabei bleibt es leider nicht. Zak tappt in eine Falle, die ihm einige Jungs stellen, die ihre Gesichtsnarben stolz und offen zeigen. Obwohl er flüchten kann und die Information mitnimmt, dass Cruz hinter dieser Bande steckt, ahnt er nicht, was ihn noch erwartet. Nach Absprache mit Michael in der Basis folgen sie Cruz in den Senegal. Dort kommen sie auch hinter den perfiden Plan, den der Sohn des von Zak ausgeschalteten mexikanischen Drogenbosses ausgeheckt hat. Was sie nicht erwarten, ist Verrat. Zak wird wieder gefangen und lebend in einen Sarg gesteckt und begraben. Raf und Gabs sind laut Malcolm tot - und Cruz sieht sich bereit, seine Rache zu vollenden und seine Karriere als großer Verbrecher voranzutreiben. Doch er hat sich verrechnet.

Chris Ryan hat auch mit dem vierten Band der Reihe eine mitreißenden und kurzweiligen Roman um den jungen Agenten Zak verfasst. Sein Stil und auch die Handlung sind stilistisch um einige Grade simpler gestrickt als z. B. die Bücher von Chris Bradford. Wer vom Autor die TV-Serie "Strike back" kennt, weiß, dass er sich nicht um komplexe Storygebilde schert, er geht einfach straight drauflos. Jetzt braucht die gesammelte Elternschaft nicht gleich in Hysterie zu verfallen - Einsätze für einen Protagonisten wie "Schamhaarkönig" Sullivan Stapleton oder überbordende Gewaltaction fallen in Sachen Stapleton ganz aus oder werden hinsichtlich brutaler Szenen doch ziemlich kräftig zurückgefahren, auch wenn die eine oder andere Ballersequenz schon etwas fetzig daherkommt. Aber die Jugend will ja auch unterhalten werden. Die Story ist schnell, die Kapitel sind kurz und so angelegt, dass der Leser sich schwer damit tut, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Im Gegensatz zu dem etwas ernsteren und auch anders konstruierten "Bodyguard" von Chris Bradford ist die "Agent 21"-Reihe mehr dazu ausgelegt, die Heldenträumereien der Jugendlichen Kundschaft zu fördern wie es dereinst die Bondabenteuer mit den heutigen alten Säcken, äh Erwachsenen taten. Da ich die beiden Reihen dem 14-jährigen Blagerich einer Arbeitskollegin weitergebe, ist mir zumindest aus deren Munde bekannt, dass die Bücher den Anklang finden, wie es wohl von den Autoren gedacht ist. Und wenn damit wie in diesem Fall eine gewisse Lesefaulheit oder -abneigung überwunden wird, umso besser. Und ich Hohlkopp geb natürlich damit, an, dass ich die Kids von anderen Leuten den Büchern näherbringe. Als Jugendbuchreihe emfehlenswert, für erwachsene Leser vielleicht etwas zu einfach gestrickt, da würde ich Chris Bradford vorziehen.

Und einem Leserwunsch entsprechend werd ich jetzt wieder den einen oder anderen Titel der Verlage Luzifer, Voodoo Press oder Festa in Angriff nehmen.
Rund 335 Seiten

Jerry Garcia



Greg Gifune. Gordon Cole ist ein müder, einsamer alter Mann. Während er den Tod seiner geliebten Frau Katy betrauert, droht er im Albtraum seiner schrecklichen Vergangenheit zu ertrinken. Als der Regen beginnt und die Stadt durchtränkt, begreift Gordon, dass er sich seiner Vergangenheit stellen und das dunkle Geheimnis lösen muss, das ihn seit fast fünfzig Jahren verfolgt.

Gordon lebt in einer ziemlich herunter gekommenen Gegend. Seit seine Frau Katy verstorben ist, interessiert ihn das gesellschaftliche Geschehen wenig bis gar nicht. Er hat seinen Stammdealer, der ihm den Stoff für das Vergessen liefert und hin und wieder seinen einzigen Freund Harry, um über seine Probleme zu reden. Er erzählt seinem Kumpel von seinen Visionen, seinen Albträumen, die ihm das Leben so schwer machen und ihn die Grenzen zwischen Realität und Wahn verschwommen wahrnehmen lassen. Gordon sieht immer wieder Bilder einer anderen Frau in einer Welt, die er vor etlichen Dekaden hinter sich gelassen glaubte. Ein Motel in Vietnam wird zu seiner tragischen Erinnerungen an etwas, das immer nur in diffusem Licht in seinem Kopf erscheint, ein Vorfall, den er nicht zuordnen kann, der ihn aber langsam aber sicher in den Wahnsinn treibt. Und irgendwann sieht er von seinem Fenster aus, wie einige jugendliche Rowdys einen wehrlosen alten Penner am Boden mit Schlägen und Tritten traktieren - und geht nicht nach draußen, um zu helfen. Bis irgendwann in der Dunkelheit der Regen einsetzt. Ein Regen, der ihn gemeinsam mit seinen unbegreiflichen Visionen vor die Tür treibt. Ihn trotz der Warnung vor der unsicheren Gegend durch seinen Dealer in die Höhle der jungen Löwen treibt.

"House of rain" ist eine Novelle von Greg Gifune, die sich um Schuld dreht. Kann ein Mensch mit einer grauenvollen Tat leben, die er einst begangen hat? Kann er die Erinnerung daran, die Angst vor Sühne, die irgendwann kommen muss, überwinden und einfach dankbar für die Zeit sein, die er bis zu ihrem Tod mit Katy verbringen durfte? Greg Gifune hat hier keinen blutrünstigen Amokläufer auf den Leser losgelassen, der in seinem Wahn wahllos Menschenleben vernichtet oder zumindest ruiniert, sondern einen psychologischen Konflikt mit der eigenen Schuld, der unlösbar scheint, zu Papier gebracht und den Horror auf eine intellektuelle Stufe gehoben, die ihresgleichen sucht. Bisher konnte niemand das Grauen der eigenen Gedanken derart wiedergeben wie dieser Autor (auch nicht der von vielen ja so bewunderte Stephen King), den ich mit dieser Novelle zum ersten Mal in meiner langen Liste der verschlungenen Bücher auflisten kann. Ein kopflastiges Trauma über das Altern, über die Einsamkeit und über Auswüchse der heutigen Gesellschaft, wo ein Menschenleben niemandem mehr etwas bedeutet. Die Jugend will die Alten loswerden und hätte noch dazu liebend gerne ohne Aufwand sofort alles auf dem Präsentierteller, das sie sich erträumen, die Regierung und die Konzerne berechnen die Menschen nur noch nach ihrem Wert für sich selbst. So kommt es dann auch zu derartigen Ungerechtigkeiten, dass man Solidarität zugunsten der Wirtschaftsinteressen verschiebt. Die armen Streuner mit ihren jungen Jahren könnte man ja noch in die Erwerbs- und Effektivitätsberechnung anhand einer gewissen Produktivität einfließen lassen, die Alten, die für ihren Ruhestand geackert haben, die vielleicht sogar für ihr Land gekämpft haben, lässt man mit ihren Sorgen und Ängsten alleine. Nur so kann es dann dazu kommen, dass sie sich der Gesellschaft verschließen, die sie anscheinend eh nicht will und alleine in der Dunkelheit über Vergangenes brüten, das sie nicht mehr ändern können. Dass sie sich gedanklich selbst zerfleischen und in eine immer düsterere Welt hineinversetzen, die unweigerlich zu einer Katastrophe führen muss. Ein traurig stimmendes menschliches Drama, das den Leser sicher nachdenklich zurücklassen dürfte. Bei mir hat dieses atmosphärisch dichte Werk zumindest diese Wirkung gehabt. 125 Seiten.

Jerry Garcia



Tim Curran. Inmitten eines wunderschönen Sommers, in einer ruhigen Wohngegend, lauert ein fernes Übel, das darauf wartet, auf die nichtsahnenden Bewohner herabzustoßen. Zuerst kommen die pulsierenden Lichter, dann heftiger Regen, starker Wind und schlussendlich bringt ein kompletter Stromausfall absolute Dunkelheit. Aber das ist nur der Anfang. Als die peitschenden, schwarzen Tentakel vom Himmel fallen und wahllos Menschen packen und nach oben in die Finsternis reißen, müssen die Bewohner vom Piccamore Way die entsetzliche Wahrheit entdecken, was diese Wesen mit der menschlichen Spezies vorhaben.

Ein Nachbarschaftsgrillen war gerade mit dem üblichen Trara zu Ende gegangen, die Teilnehmer in mehr oder weniger gerader Linie auf dem Nachhauseweg, als sich das Wetter zu verschlechtern begann. Keiner dachte sich groß was dabei und mit dem Wetter ist es eben so - nachts wird es dunkel. Selbst in amerikanischen Vororten keine sonderliche Überraschung mehr. Jon und seine Frau Kathy lästern noch ein bisschen über gewisse kleinere Missgeschicke ihrer Freunde und legen sich zum Schlafen ins Bett. Als das Unwetter stärker wird, die Fensterläden unheilverkündend klappern, wacht Jon auf - und findet Kathy nicht an seiner Seite. Mit sorgenvoller Miene sucht er das Haus ab, aber nirgends auch nur eine Spur seiner Frau. Stattdessen glaubt er, im Leuchten eines Blitzes etwas Schlangenartiges am Boden gesehen zu haben. Doch beim nächsten Blitz ist nichts mehr da. Mittlerweile sind auch die Freunde wieder auf den Beinen und unterstützen ihn bei der Suche. Doch in der Dunkelheit lauert etwas. Sie können es hören, manchmal schemenhaft sehen, ja irgendwie sogar fühlen. Und dann passiert es: die erste Person wird von etwas in den Himmel gezogen, auf einen tiefdunklen, riesigen Schatten zu, der sich sogar von den süsteren Wolken am Himmel noch gruselig-schwarz abhebt. Die Verbliebenen rätseln, was sich hier über sie hermachen will, alte Animositäten bahnen sich ihren Weg. Dich die Streitereien werden bald ein Ende haben: Endgültig!!!

"Blackout" von Tim Curran ist mit seinen knapp 137 Seiten eine Novelle, die gleich zu Beginn das typisch amerikanische Vorstadtgehabe im Stile der "Desperate Housewives" ordentlich persifliert. Getratsche und Gehetzte über die schwächen der Nachbarn, während man ihnen zuvor noch heimtückisch ins Gesicht gelacht hat. Nicht dass es in hiesigen Dorfgemeinden viel anders zugeht, aber doch nicht ganz so elitär-gehässig, aber wird Deutschen übernehmen ja gerne alles, was uns die USA so vorgaukeln. Nur den politischen Führungsstil, den teilen sie scheinbar in amerikanische und russische-kommunistische Elemente auf. Glaubt man zumindest hin und wieder, und eine Kurzgeschichte zuz dem Thema gab es auch, aber die hat nichts mit Tim Curran zu tun. Also weiter im Text von "Blackout": An der einen oder anderen Stelle kommen schon mal Gedanken an einen Spielberg-Film OHNE dessen Deutschenfeindlichkeit auf, wenn man an die Szenarien aus "Krieg der Welten" denkt, das der ja an den Roman von H. G. Wells sehr dicht angelehnt hat. Auch hier wird eine Invasion der Erde und die "Verwertung" der Menschen in einer düsteren, von schwarzen Gewitterwolken, von Blitz und Donner begleiteten unmenschlichen Gästen geschildert, bei der es kein Entkommen und kein Erbarmen gibt. Ähnlich ging es ja in abgewandelter Form bei "Skyline" zu und den Film "The Blob" erwähnt der Autor höchstselbst. Die Charakterzeichnung bleibt hier selbstverständlich hinter den Erwartungen zurück, aber insgesamt hätte die Story durchaus das Potenzial für einen Roman mit 500 Seiten Umfang oder so gehabt. So bleibt ein kurzer und netter SciFi-Horror, der die Geschichte des Angriffs anhand eines kleinen Abschnitts einer Straße oder eines Viertels voller unbedarfter Bewohner schildert, die niemals mit einem Angriff, wie auch imemr er geartet sein möge, gerechnet haben. Wie auch: Gottes eigenes Land greift man nicht an. Dieser fest verankerte Glaube wird aufs Tiefste erschüttert und am Ende gar die Bibel infrage gestellt. Für einen Curran vielleicht jetzt nicht der Kandidat für die volle Punktzahl, aber anderen Kollegen aus der Branche und dem Genre doch immer noch um einige Längen voraus. Kurz, spannend, knackig und mit einer düsteren Atmosphäre (bei der mir kurz auch der Gedanke an "Die Wurmgötter" von Brian Keene kam - nur ohne den sintflutartigen Regen) angereichert, die einen furchtsamen Blick auf den sich vorm Fenster verdunkelnden Himmel so richtig unterfeuert. Guter Horror ohne Längen und nicht auf das reine Gemetzel mit unbändigen Blutbädern aus.

Frohe Weihnachten für die gesamte Forumsmitgliedschaft und ein spezieller Dank noch an StS für die vielen Trailer, McClane für die Beratung in Sachen "Drachenfutter" und SnakePlissken dafür, dass er nur Bücher liest, die ich Scheiße finde :icon_mrgreen: Jaja, ich weiß - viel zu pauschal gesagt.

Jerry Garcia



John L. Campbell. Das Ende der Welt kommt schnell - aber nicht schmerzlos. Das sogenannte Omega- Virus verbreitet sich mit rasender Geschwindigkeit über den gesamten Erdball. Nur wer hart im Nehmen ist, hat noch eine Chance, der Armee von Toten zu entkommen, die sich unaufhaltsam ausbreitet und Land für Land, Stadt für Stadt, unter sich begräbt. Und wer so hart im Nehmen ist wie Pater Xavier Church und Waffenexpertin Angie West, hat vielleicht die Chance, die Toten zu besiegen.

Tenderloin. Ein Problemviertel in San Francisco. Hier tut Pater Xavier Church in einem Kloster seinen Dienst im Sinne des Herrn. Als eines Tages eine Mutter zu ihm kommt, die Angst hat, dass ihr Sohn in die Fänge einer Gang gerät, will er dem Burschen ins Gewissen reden, der auch noch eine Waffe gebunkert hat. Doch vor Ort macht sich der Bengel madig - bis zwei miese Figuren aus der Gang auftauchen und ihn umnieten wollen, weil er sie angeblich verrät. Da bleibt dem Pater nichts übrig - er schnappt sich die Waffe des Burschen und sorgt dafür, dass die Gangmembers ohne Umweg über einen Besuch beim Schöpfer direkt in die Hölle abrauschen. Dann begibt er sich zurück zu seinem Domizil und sieht den Vorsteher und somit seinen Chef aus dem Fenster in den Garten starren, wo eine Nonne sichtlich unsicher mit dem Fenster abgewandten Gesicht einfach so dasteht. Sein Boss geht nach draußen - und wird von der Nonne  angefallen. Sie beißt ihm direkt ins Gesicht, zieht die Haut in Fetzen ab, vergreift sich dann direkt am Fleisch und kaut mit wildem Gesichtsausdruck darauf herum. Aus den anderen Räumen kommen weitere Bewohner, die in ähnlicher Manier auf den Gärtner losgehen und nun auch Xavier Church an den Priesterkragen wollen. Dem bleibt nichts übrig, als sich schnellstens zu verdünnisieren. Doch dieser Vorfall ist nicht auf die Umgebung des Klosters begrenzt. Einer dieser TV-Prediger, die sich mit Buchverträgen, Spendensammlungen und dummem Gewäsch an den Anhängern ihrer sogenannten Religion bereichern und dabei die Gesetze der realen Welt mal gerne vergessen, sollte sich wegen Steuerhinterziehung verantworten. Ein geschickter Anwalt hat ihn zumindest bis zur Verhandlung auf freien Fuß gebracht. Was der prompt dazu nutzen will, um sich abzsuetzen. Man saß schon abflugbereit in einer G6, die selbstverständlich zum Privatbesitz des Predigt-Schwätzers gehört, der es den offiziellen religiösen Instituten nachmacht und Geld für nix einkassiert, als sie vom Tower aus in Warteposition beordert werden. Begeisterung sieht natürlich anders aus - bis sie sehen, dass eine Passagiermaschine den schnellsten und kürzesten Weg  aus ihrer Flugbahn Richtung viel zu hartem Erdboden bzw. Landebahn nimmt. Sie knallt auf den Asphalt und geht in Flammen auf. Nicht nur, dass sie ihnen jetzt den Weg versperrt  - da krabbeln doch tatsächlich angekokelte Figuren aus der zerstörten Maschine und fallen über die Menschen her, die den Flughafen bevölkern. Zeit, mit seinem Gefolge eine sicherere Gegend aufzusuchen. In Berkeley macht sich Skye mit ihrer Familie bereit, ihren Umzug an die Uni hinter sich zu bringen. Papa und Mama sowie ihre kleine Schwester Crystal sind bei ihr. Und bald auch die Infizierten. Papa erwischt es zuerst, dann Muttern und zuletzt ihre kleine Schwester. Nur Skye kann entkommen. Sie trifft auf einen Trupp Soldaten, die in einem Humvee in der Stadt für Ruhe sorgen sollen. Gemeinsam mit denen versucht sie zu überleben. Doch bald wird die Übermacht zuviel und ihre kleine Crew dezimiert. Mit dem Sergeant des Teams, dem Soldaten Taylor und dem Humvee versuchen sie nun ein sicheres Refugium zu finden. Danach trachten auch Bud und Angie, welche für eine Reality-Show arbeiten, wobei Angie schon in Sachen Kampfausbildung und Waffentechnik erprobt ist, was sich jetzt als äußerst nützlich erweist. Überall in Kalifornien erheben sich die Infizierten und bald sind es riesige, die das Land unsicher machen und die Lebenden zu ihren Häppchen machen wollen. Es gibt Nachrichten von Schiffen, die sicher sein sollen und mit denen man in eine Gegend verschwinden kann, die vom Virus noch nicht betroffen sein soll. Diese versuchen die Überlebenden nun zu erreichen.

"Omega days" entpuppt sich als ein actionreicher Zombieroman, bei dem in immer wechselnden Perspektiven der Kampf unterschiedlicher kleiner Gruppen gegen die Infizierten geschildert wird. Die Charaktere sind alle sattsam bekannte Muster aus unheimlich vielen bisher schon erschienenen Stories zu diesem Genre. Der toughe Priester mit einer harten Vergangenheit, die Studentin, die lernt zu kämpfen, um ihr Überleben zu sichern, der aalglatte Gangster, der nur an sich denkt und bereit ist, für sein Wohl jeden zu opfern oder auch nur Gewalttäter, die die Situation ausnutzen und Radau machen sowie ein Paar aus dem Gefangenentransport entflohener Häftlinge, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und eine ganze Menge Militär, das eher hilflos versucht, der Lage Herr zu werden. Ebensowenig neu ist die kurz geschürte Hoffnung auf eine sichere Zuflucht. Alles schon dagewesen, so ist "Omega Days" dann auch einfach nur Massenware, bei dem schnelle und relativ kurze Kapitel- und Protagonistenwechsel zusammen mit einem guten Schwung Military-Action a la Craig DiLouie für ein recht flottes Tempo sorgen. Tiefschürfende Erkenntnisse der menschlichen Psyche sollte man jetzt nicht unbedingt erwarten, da John L. Campbell sich doch dafür entschieden hat, hier ein Klischee-Best-of abzuliefern, das seinesgleichen sucht. Was man dem Autor aber auf jeden Fall zugute halten kann, ist, dass er abgesehen von seiner Hauptfigur Xavier Church keinem eine "Überlebensgarantie" ausgestellt hat. Da erwischt es dann doch schon mal Figuren, die man nicht so früh als Infiziertenfutter erwartet hat. Und "Omega Days" verbreitet einen schrecklichen Pessimismus, da hier kaum ein Ende dieser düsteren Zeit, ein Fünkchen Hoffnung aufzukeimen scheint. Jeder vermeintliche Schutz vor der Katastrophe entpuppt sich oftmals als weitere Enttäuschung. Stilistische ist das Ganze eher ein Leichtgewicht. Der reinen Unterhaltung dienend wurde auf lange Sätze, übermäßig Information oder Tiefgang verzichtet. Die California-Hatz ist rasant und blutig, an der einen oder anderen Stelle auch recht heftig in ihrer Brutalität (Für den Mainstream gesehen!! An Extrem-Titel aus dem Festa-Verlag kommt man da bei Weitem nicht heran. Ja, selbst deren "normale" Horror-Reihe bietet in der Hinsicht oft mehr - und selbst die sozialkritischen Ansätze der Autoren bei Festa sind oft besser herausgearbeitet als hier.), aber immer in einem gewissen Rahmen, sodass sich die Buchhändler nicht scheuen müssen, sie in ihre Regale zu stellen, um vielleicht Befürchtungen entgegenzutreten, dass sich Kunden über zu ausufernd-brutale Kost beschweren könnten. Immer alles schön angepasst - wie es in Deutschland derzeit ja verordnet wird (Und wer sich nicht daran hält, muss damit rechnen, von Wahlbeamten möglicherweise als Pack oder Dumpfbacke tituliert zu werden. Jaja, soweit sind wir schon. Die Politk darf die Wähler oder die Konkurrenz ohne Konsequenzen derart angehen - so zumindest der Eindruck.). Also ist "Omega Days" leichte, actionreiche Zombie-/Infiziertenkost, die unterhält, nicht fordert und zügig wegzulesen ist. Nettes Mittelmaß. Gravierende Nachteile? Etliche Fehler, die auf ein oberflächliches Lektorat (falls überhaupt vorhanden) hindeuten und die Befürchtung, dass auch diese Reihe (bisher gibt es insgesamt vier Bücher) vom deutschen Verlag ebenso wie z. B. die Reihe "Unter Toten" von D. J. Molles mittendrin abgebrochen wird. Eine echte Unsitte hierzulande. Hat man ja auch bei den von mir so sehr geschätzten Actionbüchern amerikanischer Prägung praktiziert. Doch da ist glücklicherweise der Festa-Verlag in die Bresche gesprungen und hat aufgrund des Erfolges wohl auch weitere Verlage auf den (guten) Geschmack gebracht. Merke, nicht jeder Verlag missachtet Kundenwünsche. Rund 445 Seiten.

Jerry Garcia



Wrath James White. Ihr ganzes Leben lang hat Adelle Smith anderen Menschen geholfen und sich für die Bürgerrechte eingesetzt. Dafür wird sie öffentlich geehrt. Kurz darauf erleidet Adelle einen Schlaganfall. Nahezu gelähmt und nicht mehr fähig zu sprechen, benötigt sie nun selbst Hilfe.
So gerät die alte Frau in die Obhut einer rabiaten Krankenpflegerin. Weil die in einer armen Familie eine traurige Kindheit erlebte, soll die Kranke dafür büßen. Ja, Adelle braucht Hilfe. Schnell!
Doch sie kann es ja niemandem sagen!

In einem Prolog wird eine Krankenschwester skizziert, die ihren Job schmeißt, weil es ihr gewaltig gegen den Strich geht, verwundete Gangmitglieder zu versorgen, damit sie dann wieder auf die Menschheit losgelassen werden können. Sie handelt nach ihrer Ansicht und wirft dann den Job hin. Andernorts und einige Zeit später wird die Bürgerrechtlerin Adelle Smith für ihr Lebenswerk geehrt und lässt sich dann von ihrem Chauffeur nach Hause kutschieren. Dort erleidet sie einen Schlaganfall - eigentlich sind es mehrere, denn nach den ersten kleineren konnte sie sich noch ans Telefon schleppen und den Notruf wählen, erst danach kam der fast finale Schlag. Im Krankenhaus wird sie wieder ins Leben geholt und nach einem Koma mit der Tatsache konfrontiert, dass ihr Sprachzentrum in Mitleidenschaft gezogen wurde und sie zudem halbseitig gelähmt sein wird. Einen Umzug in ein Pflegeheim lehnt sie ab, sie will zu Hause versorgt werden. Also stellt ihre Tochter Tonya widerwillig eine Schwester ein, die vom Hospiz mit hervorragenden Referenzen empfohlen wurde. Doch sobald die Schwester mit Adelle allein ist, ist es vorbei mit der freundlichen Behandlung. Aus ziemlich an den Haaren herbei gezogenen Gründen beginnt sie mit ihrer Tortur für die bettlägerige Patientin, die sich weder wehren noch irgendwie verständlich machen kann. Wer der Pflegerin bei ihrer Folter der Kranken in den Weg gerät und sie auffliegen lassen könnte, verlässt diese schnöde Welt früher als geplant. Ebenso wie einige ihrer früheren Patienten. Irgendwann kommt ein Freund der Familie der Sache auf die Schliche und das Ganze Szenario eskaliert. Nicht alle überleben diesen Showdown im Pflegezimmer.

Wrath James White ist ja bekannt dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt, während ich Herrn Gonzalez nicht so wirklich einordnen kann. In Sachen Blutvergießen und Extrem-Horror wurden hier zwar keine Samthandschuhe angezogen, aber dafür etwas die Handbremse. Die eine oder andere Zerstückelung und die Thrillerelemente hätten auch in der normalen Horror-Reihe ihren Platz behaupten können. Und die Figuren? Mir zumindest allesamt eher unsympathisch und sehr selbstgefällig. Erinnert an alle, die nach mehr Aufmerksamkeit lechzen, nach mehr Gerechtigkeit und nach mehr Chancengleichheit - und wenn sie die dann haben, immer noch nicht zufieden sind und plötzlich selbst besser gestellt sein wollen als die anderen. Und wenn sie nicht bekommen, was sie wollen, fallen sie wieder in das alte Muster zurück. Wir sind doch die armen Außenseiter, denen gleiches Recht versagt wird. Sie wollen Quoten und bekommen sie. Und machen damit jenen, die sich ihren Posten oder Status erarbeitet haben, genau das kaputt. Weil jetzt jeder als nur der Quote dienend berufen angesehen wird. Und die Politf....n spielen da wegen Wählerstimmen und Scheinheiligkeit voll mit. Soviel zu der Einstellung von Menschen wie Adelle oder ihrer Tochter Tonya. Was die Krankenschwester angeht, fantasiert die sich ihre Benachteiligung ziemlich munter zusammen, nah am Rand des Wahnsinns und an ihr zeigen die Autoren verschiedene Mechanismen des Rassismus auf. Da ist der real existierende Rassimus, der ausgemerzt gehört. Es geht nicht, dass jemand nach seiner Hautfarbe, Sprache, Aussehen, Religion oder sonstwas beurteilt wird. Genausowenig wie es sich gehört, Meinung zu unterdrücken oder alles einer gewollten und vorgeschriebenen political correctness-Zensur zu unterwerfen, wie derzeit überall zu beobachten. Leistung und Anstand sollten zählen. Aber da ist dann auch die andere Seite von denen, die immer nur jammern und anderen die Schuld an ihren eigenen Missständen geben - und sei es nur die eigene Faulheit, sich aufzuraffen, etwas zu lernen, einen Job zu suchen. Nö, dann lieber Rassisten oder wem auch immer die Schuld geben. DAS sehen die Politiker aber nicht - und das führt zu einer Benachtiligung all derer, die etwas tun für ihr Auskommen, ihre Existenz. Da wird denen bald so ein Quotenfaulenzer vor die Nase gesetzt, der sie dann noch verhöhnt. Ja, so kann man einige der Dialoge, die die beiden Autoren eingepflegt haben, durchaus deuten. Und neben dieser Problematik der Ungleichbehandlung der Menschen kommt auch nicht das Gesundheitssytem dazu? Wieviele Versicherungen drücken sich vor Leistungen? Seit das ganze System in verräterischer Weise kommerzialisiert wurde, ist die Zahl und die Anwendung der miesen Tricks, um Zahlungen abzuwenden, immer weiter gestiegen. Beiträge kassieren, aber nichts dafür tun. Gewinnprognosen, statt Gesundheitsprognosen. Und wie wurde das erreicht? Durch die Kungelei der Lobbyisten mit den jeweiligen Lenkern der Staatsgeschicke. Und die ganzen Jungpolits, die eh noch kaum richtig gearbeitet haben, würden die Alten und Gebrechlichen eh auf ihre Art aus dem Kostenrahmen  nehmen. Denen wäre eine Schwester wie diese gerade recht. Medikamente einsparen, Platz schaffen. Und damit kämen wir dann zur Pflege, sei es nun stationär in einem Hospiz oder häuslich. Die Pfleger sind zumeist unterbezahlt und zum Ausgleich dafür überlastet. Zeitnot, fehlende Mittel für Medikamente und Heimplätze, Dauerstress. Das macht jeden Menschen mürbe. Was ist, wenn diese überforderten Menschen ihren Frust an den Pflegebedürftigen auslassen? Es muss keine Folter in der Art sein, die Adelle hier erfährt. Da reichen Vernachlässigung, barscher Ton, rüder Umgang!! Wie müssen sich die Menschen fühlen, die sich nicht wehren, sich nicht verständlich machen können? Und schon wären wir wieder bei der politisch gewollten Gewinnmaximierung auf Kosten anderer. Um das Thema kümmert sich in den Plenarsälen keiner, da es dort viel wichtiger ist, die nächste Diätenerhöhung auszuhandeln oder nachzusehen, welche Bank man diesmal mit dem Geld retten kann, das vom Steuerzahler kommt, aber an dem vorbei verwendet wird. Auch davon handelt dieses Buch. Trotz der blutigen Szenen, der Schießerei, die "Krank" selbstverständlich auch vorzuweisen hat, ist hier eine Riesenportion Sozialkritik vorhanden, die ich so - zumindest nicht in dem Umfang - von den beiden Autoren nicht erwartet hätte. Aber genau das rettet meiner Meinung nach auch das Buch vor schlichtem Mittelmaß. Ein Buch für eine kranke Welt. Wer hier nur auf ein reines Schlachtfest hofft, könnte eine kleine Enttäuschung wegstecken müssen. Ach ja, der Epilog war mir dann zu sehr mit Kariesgefahr behaftet - alles so schön nett hier. : 205 Seiten

Jerry Garcia



Simon Kernick. Nach einem Autounfall hat Nick Barron das Gedächtnis verloren. Er weiß nur, dass er in seinem vorigen Leben ein Cop war. Jetzt wohnt Barron bei seiner Schwester in einem einsamen Landhaus. Doch schnell kommt ihm der Verdacht, dass die Menschen um ihn herum ihn belügen. Als eine Bande maskierter Killer das Haus überfällt, bricht für Barron die Hölle los. Offensichtlich verfügt er über ein gefährliches Wissen – doch er kann sich an nichts erinnern. Es beginnt eine furiose Hetzjagd.

In einem abgelegenen Haus in einer ihm unbekannten Gegend sitzt ein Mann mit einem Doktor in einem Zimmer, der ihn Matt nennt und sein Gedächtnis wiederbeleben soll, das Matt nach einem Autounfall verloren hat. Ebenfalls in dem Haus leben seine Schwester Jane und ein von ihr engagierter Pfleger. Doch Matt hat aus unerfindlichen Gründen Zweifel an der Ehrlichkeit der Beteiligten. Und bald bestätigt sich sein Verdacht. Er hört eine Unterhaltung zwischen den drei anderen Personen und beschließt abzuhauen. Nicht leicht für jemanden, der die letzten zwei Monate fast nur krank bettlägerig war. Dennoch riskiert er es. Bis er einsieht, dass er in dieser völlig fremden Gegend, in der zudem noch weit und breit kein anderes Gebäude zu sehen ist, keine Chance hat. Also tapert er zurück, wird von einer wunderschönen, aber ihm völlig fremden Blondine eingelassen - und sieht, wie eine Person seine Schwester Jane foltert und wie neben ihr tot der Pfleger liegt. Sofort stürzen sich die Eindringlinge auf ihn und befragen ihn nach zwei Leichen. Sie wollen wissen, wo diese sind. Doch Matt hat keine Ahnung, tatsächlich keine Erinnerung an das, was zuvor geschah, was es mit den Leichen auf sich hat. Was bleibt ihm also übrig, als einen erneuten Fluchtversuch zu starten. Da er diesmal über den Hof abhaut und sich einen der Wagen schnappen kann, während er mit einer gefundenen Knarre die Reifen des anderen zerschießt. So gelingt ihm das Absetzen von den vermeintlichen Gangstern und Mördern und in einer bald erreichten Stadt geht er in einen Pub und gönnt sich ein Bier. Er nimmt sich eine Zeitung auf dem Tisch liegende und blättert darin. Auf einer der Seiten, die eine Zeitung nunmal hat, findet er das Bild einer Privatdetektivin, die um Hilfe bei der Suche nach einer vemrissten Frau bittet. Er hat eine Idee. Doch bevor er die in die Tat umsetzen kann, setzt sich eine von der Natur nicht sonderlich bevorzugte Frau an seinen Tisch und will einen ausgegeben haben. Verweigert er, was drei Jungspacken auf den Plan ruft, die ihm die Schnauze polieren wollen. Pech gehabt - Matts Reflexe haben keine Gedächtnisverlust. Ruckzuck sind die Backen dick und die Spacken auf dem Rückzug. Nun kann er sich endlich auf den Weg zu der Detektivin machen. Und tatsächlich kennt ihn die Frau sogar. Er erfährt zumindest seinen richtigen Namen und einige Details aus seiner Vergangenheit. Nicht alles wirklich ruhmreich, es gibt den einen oder anderen dunklen Punkt - und diese machen jetzt aus seinem Fall einen Kampf ums Überleben, in dem Gruppen aktiv sind, mit denen niemand gerechnet hat.

Fangen wir doch mal mit dem Teil an, den manche vielleicht für lustig halten, andere eher für eine Frechheit. es geht um das Thema "Wie schreibe ich einen Klappentext?".  Mmh, mal sehen. Vor Beginn der Story steht auf der einen Seite noch eine Widmung. Wie fein - als aufstrebender vermeintlicher Halbanalphabet mit möglichem Praktikum beim Verlag, aber ohne die geringste Lust zu arbeiten, so scheint es zumindest, kann man den doch schon mal nehmen. Man blättert etwas im Buch und findet den Namen Barren. Auch fein. Leider ist die Zeit, das Buch wieder zuzuklappen und den Namen aufzuschreiben, viel zu lang. Eine solche Ausdauer hat das Texterhirn natürlich nicht zu bieten, dafür reicht die Aufmerksamkeitsspanne nicht aus. Nun heißt der Protagonist im Buch also Nick BarrOn. Hach ja, das Gedächtnis, macht immer, was es will, nur nicht das, was es soll. Irgendwie reicht das nicht für eine Inhaltsangabe. Schläft man also erst einmal drüber und beginnt dann vielleicht am Nachmittag damit, sich die eine oder andere Seite von einem des Lesens mächtigen Auszubildenden vorlesen zu lassen. Und HA! - Da war was. Genau, Verbrecher, Eindringlinge. So Typen sind immer maskiert, kennt man aus den vielen schlechten Blockbusterfilmen aus dem Kino und den paar Bildern, die man erkennen konnte, während man auf dem Smart-Phone rumgetippelt hat. Gut, sind sie also maskiert. Wirkt immer. Und eine Verfolgungsjagd gibt es dann auch immer. Fertig ist der Klappentext. So oder ähnlich könnte es sich bei den Verlagshäusern abspielen. Und so ein Rotz kommt dann dabei raus und soll von den Kunden auch noch bezahlt werden - und dann kommen die noch mit Texten von Wegen Preisoffensive (also teurer) und Schmerzgrenzen überschreiten (nochmal teurer) und dem Kunden geschickt diese neuen Preise als neue Werte verkaufen.
Also: ES gibt KEINEN Nick Barron in dem Buch. Eigentlich gar keinen Nick (nur das "Nickerchen" vorm Klappentext verfassen) und Barron heißt auch niemand, abe es gibt einen Barren. Und die Eindringlinge tragen wohl als Masken ihre echten Konterfeie, etwas, das jeden Facebook-Nutzer überfordern dürfte, bei den vielen Fake-Accounts, die man nutzt.
Kommen wir endlich zum Buch. Es ist ein typischer Simon Kernick. Man kennt seine Betrachtungsweisen aus verschiedenen Perspektiven, man weiß, dass er gerne aufs Tempo drückt und hin und wieder die Logik mal außen vor lässt. Da ist viel dem Zufall überlassen und zwar relativ oft. Aber die Wendungen, die das Buch nimmt, die vielen Puzzleteile, die zusammengesetzt werden, um die Vergangenheit des Protagonisten nach und nach wie beim Schälen einer Zwiebel Schicht für Schicht freizulegen, das hat schon was. Und dann tauchen doch tatsächlich noch bekannte Personen auf  (Okay, als bekennender Kernick-Leser hätte ich damit rechnen müssen) und man wird in die Welt der privaten Sicherheitsdienste, der MI5 oder von abtrünnigen CIA-Leuten geschleudert. Ja, geschleudert ist schon das richtige Wort, denn "Das Erwachen" (vielleicht wird ja sogar der Verfasser des Klappentextes irgendwann einmal von so etwas überrascht)ist derart rasant, dass es eine wahre Pracht ist. Die Action ist okay, der Protagonist unkaputtbar und zum Ende hin kann man sich schon auf einen weiteren Roman aus dieser Handlungsebene freuen, da einige Fäden noch offen bleiben, nicht jeder Gangster wird gefasst, nicht jede Tat bestraft. Nachteilig ist aber leider, dass die letzten Romane des Autors und auch sein neuer Roman "The witness" scheinbar nach dem bekannten Muster gestrickt sind. Geheimnis, Flucht, Verfolgung. Flotter Thriller mit ein paar kleinen Fehler hinsichtlich der Logik und einem blamablen Auftritt des Verlages. Und es ist ja nicht der erste dieser Art. Kundenverarsche. Knapp 480 Seiten.

Jerry Garcia



Erik Williams. Es hört sich so einfach an. Einsteigen, alle umlegen und das Geld und die Drogen mitnehmen. So sieht Russells und Mickeys Plan aus. Doch die Drogenhöhle mitten im Wald verbirgt ein dunkles, im Keller angekettetes Geheimnis. Eine wütende Bestie voller Methamphetamin will freikommen. Nichts könnte den Amoklauf mit Drogen vollgepumpten Bigfoots aufhalten - Bigfoot gibt es wirklich und er ist süchtig nach Meth!

Russell und Mickey gehören zu den Meth-Köchen mit eigenem Suchtverhalten in den tiefen Wäldern der USA. Solange alles in bestimmten Territorien aufgeteilt bleibt, herrscht Frieden. Die Bullen ignorieren das Problem gegen eine kleine Gabe und die Touristen bekommen von dem Mist eh nix mit. Doch da ist eine Konkurrenz am Werkeln, die es übertreibt, möglicherweise sogar für mehr Aufmerksamkeit als unbedingt nötig sorgt. Es gilt also, diese miese Brut auszumerzen. Die Beiden machen sich auf den Weg. Und bei den Drogenherstellern mit Stressfaktor 100 geht es gerade rund her. Haben die Knallköppe doch glatt nen Bigfoot im Keller, was ja an sich schon ne rechte Blödheit wär, aber nö, die mussten das Vieh/den Typ/das Wesen (ich benutze ab jetzt Vieh) noch drogenabhängig machen. In einem Kellerloch wird Bigfoot gehalten und immer wieder mit Nachschub versorgt. Und wenn der nicht rechtzeitig kommt, geht es den Spacken wie Kollege Jimmy - der Bigfoot latscht ihm die Birne zu Matsch. Und dann kommen Mickey und Russell, um die Konkurrenz umzunieten. Klappt größtenteils, doch nicht alle Feinde werden ausgelöscht, der Bigfoot kommt frei, Russell flüchtet in den Wald, beobachtet von Manny, einem Veteranen, der sich im Wald vor der Zivilisation verbirgt und direkt auf dem Weg zum Lager einer Touristin, die sich dort mit einigen Bieren schlafbereit pichelt. Und der Bigfoot auf Russells Fährte. Und der fiese Sheriff mit seinen halbseidenen und halbgebildeten Deputies mischt dann auch noch mit.

Wie erkläre ich es nun den lieben Lesern. Ich hatte ein durchgeknalltes und völlig verrücktes Buch erwartet, etwas das ich noch nicht gelesen hatte. Neu, unerwartet, überraschend. Tja, so ganz hat das nicht gepasst. Die Idee mit dem abhängigen Bigfoot ist nicht schlecht, keine Frage, doch die großen Grinser, der fette Spaß bleibt irgendwie aus. Zudem hatte ich dann immer den Asylum-Film "Bigfoot" vor Augen, bei dem unser aller Alice Copper ähnlich gematscht wird. Der Bigfoot ist halt nur ein rasender Süchtiger auf der Suche nach Stoff und ohne Rücksicht auf irgendwelche Menschen in seinem Wald. Anders verhält es sich mit den menschlichen (Okay, sie bezeichnen sich halt so, weil man sie offiziell zur menschlichen Rasse zählt) Protagonisten. Allesamt irgendwie gestört, allesamt ohne jegliche Sozialkompetenz, allesamt den Drogen verfallen. Und jeder Leser, der hier so eine seltsame Sache wie Anspruch oder gar das andere seltsame Ding, das man irgendwie nur von der Seefahrt her kennt, Tiefgang, der kann hinsichtlich dieses Buches auch gleich auf Tauchgang gehen, denn bei dieser Lektüre wäre er falsch. Man hat den Autor Edward Lee auf der Rückseite des Umschlages zitiert und Leute, was der sagt, ist ja so wahr, wie selten ein Lobpreisung eines Kollegen gewesen ist. Hier wird gerammelt und geknallt bis zum Geht nicht mehr. In verschiedenen Besetzungen und Variationen, Körpersäfte en masse. Einzuordnen irgendwo zwischen einem normalen Horrorthriller der Spartenverlage und den Extrembrettern des Spezialisten Frank Festa. Also zarte Gemüter mit empfindlichen Mägen, Mainstreamleser und -verleger, systemtreue Kritiker und sämtliche Vertreter der neumodischen "Political correctness"-Zensur - haltet euch von der Lektüre fern, sie ist (wahrscheinlich) zu derb für euch. Aber vermutlich handhabt ihr es eh wie die Masse bei den Til Schweiger-Tatorten - der passt sich nicht an, also machen wir ihn platt, auch wenn wir nicht gesehen haben, was er so leistet. Wie früher eben, nur hinter geschickteren Worthülsen versteckt - wer nicht zur allgemeinen Meinung oder der vorherrschenden Masse passt, eigene Vorstellungen hat, der wird ausgegrenzt, diffamiert und sogar öffentlich geächtet. Egal, auch wenn ich mir den Bigfoot etwas verrückter gewünscht hätte, bietet das Buch seinen Leser noch genügend anderen Spaß, den man locker genießen kann. In der Hinsicht hat es mich dann auch positiv überrascht und deshalb kann ich die anfängliche Enttäuschung über den etwas zu normalen Bigfoot leicht verkraften. Also wer Horror der etwas deftigeren Art mit einem kleinen Schlag sexueller Ausschweifungen nahe beim genannten Edward Lee zu schätzen weiß, sollte hier bedenkenlos zugreifen können. Andere lesen lieber Ludwig Ganghofers "Der Herrgottschnitzer von Ammergau". Oh weh, liebe politisch korrekte Sittenwächter, da wird das Wort "Schnitzer" (Serienkiller??) in einem Zusammenhang mit Gott genutzt. Darf das überhaupt sein? Muss man jetzt nicht auch Ludwig Ganghofer in sämtlichen Medien verdammen und verbannen, ja sein Werk gar korrigieren, den das geht ja gar nicht. Nimmt man jetzt nicht besser "Herrgottmaler"? Hach ja, das Leben eines Bewahreres der politisch erzwungenen richtigen Einstellung anderer Menschen ist schwer. Zum Glück hab ich damit nix zu tun. Ich hab meinen Alkoholkonsum eingestellt - schlimm genug. 180 Seiten.

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