Confessions (Kokuhaku)

[Hana-Bi]

http://www.imdb.com/title/tt1590089/

Regie:
Tetsuya Nakashima

Trailer:
"Confessions" Trailer (English subtitles)

Die Mittelschullehrerin Yuko Moriguchi (Takako Matsu) verkündet vor ihrer Klasse, dass sie auf Ende des Semesters ihren Job an den Nagel hängt. Der Grund ist der Tod ihrer kleinen Tochter Manami. Das HIV-infizierte Mädchen wurde im Pool aufgefunden, die offizielle Ursache soll ein Unfall gewesen sein. Doch Yuko weiss genau, dass zwei ihrer Schüler involviert waren - das Wissenschafts-Wunderkind Shuya Watanabe (Yukito Nishii), den sie Schüler A nennt, und der Sportler Naoki Shimomura (Kaoru Fujiwara), ihr Schüler B. Vor allen Kommilitonen breitet Yuko die Tat der beiden aus und verkündet am Ende, dass sie ihre Milch mit HIV-Viren vergiftet habe. Während ein junger, enthusiastischer Lehrer bald darauf die Klasse übernimmt, und die meisten Schüler nur noch vergessen wollen, wird aus Shuya ein Einzelgänger, der von den anderen gehänselt wird. Und Naoki verschanzt sich daheim, abgeschirmt von seiner besorgten Mutter (Yoshino Kimura).

Da das asiatische Forum eigentlich im Ruhestand ist (was wohl auch bald auf den Rest des Forums zutreffen wird), bekomme ich kaum noch was von Neuerscheinungen mit. Einen Thread habe ich aber nicht gefunden. Mal wieder. Und am Ende wirds vermutlich doch einen geben und ich habe mal wieder den Zonk gezogen :icon_smile:

Ein Kumpel hat mir den Film Gestern nahe gelegt. Ich schaute mir den Trailer an, und war ziemlich begeistert von dem Stil. Confessions ist bereits von 2010. Dort wurde der Film ähnlich wie Battle Royale Seinerzeit ziemlich abgefeiert. Kam sogar in die Shortlist für die 83rd Academy Awards. Die Kritiken sind auch international extrem wohlwollend. Auf DVD und Bluray ist der Film seit Oktober 2011 von Rapid Eye Movies erhältlich. Habe mir die BluRay Gestern einfach mal ganz mutig bestellt.

Kann sich hier wer den Kritiken anschließen? Ich bin ziemlich neugierig. Aber wie bei allen Filmen, die erfolgreich waren, schraube ich die Erwartungshaltung ein wenig zurück. Sonst werde ich mal wieder enttäuscht.

[manisimmati]

Kann sich hier wer den Kritiken anschließen?

Jein. Nakashima ist einer meiner Lieblingsregisseure, aber meiner Meinung nach passt das Genre, das er hier betritt, nicht ganz zu seinem Stil. Ich habe "Confessions" schon vor einiger Zeit aus England importiert und war nach der ersten Sichtung etwas verunsichert. Visuell gesehen ist das Teil absolut atemberaubend. Aber ich fand den Stil wesentlich zu aufdringlich. Bei "Kamikaze Girls" und "Memories of Matsuko" passen Stil und Story noch genial zusammen, aber hier liegt irgendwas schief. Zumindest empfand ich es so. Also, kurz gefasst: Mich hat der Film damals etwas ernüchtert zurückgelassen, allerdings war ich auch voreingenommen. Deine Neugier ist aber sicher berechtigt. Ein interessantes Teil ist "Confessions" allemal. =)

Sollte den Film selbst nochmal anschauen, um mir ein definitives Urteil zu bilden ... Vielleicht seh ich's mittlerweile auch anders.

[Hana-Bi]

Nakashima ist einer meiner Lieblingsregisseure, aber meiner Meinung nach passt das Genre, das er hier betritt, nicht ganz zu seinem Stil.

Ich glaube, auch hier habe ich einen Vorteil. Bis Gestern wusste ich nämlich noch gar nichts von dem Regisseur. Wenn ich mal so die Filmografie von Nakashima durchstöbere, die Auswahl ist ja recht übersichtlich. Nicht zu vergleichen mit teilweise anderen asiatischen Regisseuren, wo man die Auflistung nicht mehr auf eine Seite bekommt. Womit ich jetzt schon fest rechne ist die künstliche Dramatik, praktisch vorhanden in jedem japanischen Film. Ich habe erst vor einigen Tagen Battle Royale wieder gesehen, und diese Dramatik ist ja da zu genüge vorzufinden.

Man merkst, ich bin ziemlich eingerostet :icon_smile:
Fast mein ganzes Wissen über das Asiatische Kino habe ich in den letzten 6 Jahren in diesem Forum hier versammelt. Wird Zeit, dass hier vielleicht mal wieder mehr los ist.

[Akayuki]

Ich kann mich der vorherrschenden Meinung über diesen Film nur anschließen. Während die brillante Optik schon direkt zu Beginn ersichtlich wird, zeigen sich die eigentlichen Stärken des Werkes erst im späteren Verlauf. Hier werden nämlich die psychologischen Aspekte der einzelnen Charaktere sehr gut durchleuchtet. Der Regisseur versucht einem die Standpunkte der einzelnen Akteure deutlich zu machen, was durch die ruhige Inszenierung auch gut funktioniert. Musikalisch gesehen bleibt das Werk allerdings recht unauffällig.

Zusammengefasst:
Optisch hervorragend (manchmal auch etwas verspielt) und eindringlich Inszeniert, bleibt das Werk dem Zuschauer auch noch Tage nach der Sichtung im Gedächtnis. An dieser Stelle möchte ich dir also meine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen. Für mich zählt er schon jetzt zu einem der besten Filme des Genres seit letzten Jahren.

[manisimmati]

Ich glaube, auch hier habe ich einen Vorteil. Bis Gestern wusste ich nämlich noch gar nichts von dem Regisseur.

Ich hab bisher eigentlich erst drei Filme von ihm gesehen. (An die restlichen kommt man schwer ran.) Und die beiden anderen sind halt in keiner Weise mit "Confessions" vergleichbar. Extrem verspielt und abgedreht. Auch inhaltlich.

Während die brillante Optik schon direkt zu Beginn ersichtlich wird, zeigen sich die eigentlichen Stärken des Werkes erst im späteren Verlauf. Hier werden nämlich die psychologischen Aspekte der einzelnen Charaktere sehr gut durchleuchtet. Der Regisseur versucht einem die Standpunkte der einzelnen Akteure deutlich zu machen, was durch die ruhige Inszenierung auch gut funktioniert.

Interessanterweise habe ich das gerade umgekehrt wahrgenommen. Die erste Szene im Klassenzimmer ist ganz, ganz grosses Kino. Danach lässt der Film nach. Ich fand die Charaktere und ihre Motivation irgendwie ... holzschnittartig. Oder, vielleicht besser: überzeichnet? Konnte den Plot nie ganz ernst nehmen. Überhaupt kann ich mich an den Inhalt von "Confessions" kaum mehr erinnern. Nur noch an die Bilder; an die aber ziemlich lebhaft. Die Inszenierung ist wirklich geil.

[Akayuki]

Ich fand die Charaktere und ihre Motivation irgendwie ... holzschnittartig. Oder, vielleicht besser: überzeichnet? Konnte den Plot nie ganz ernst nehmen. Überhaupt kann ich mich an den Inhalt von "Confessions" kaum mehr erinnern. Nur noch an die Bilder; an die aber ziemlich lebhaft. Die Inszenierung ist wirklich geil.

Das ist natürlich alles Geschmacksache aber die Motivationen der einzelnen Charaktere waren doch sehr ausführlich und nachvollziehbar erklärt. Auch der Handlungsverlauf mit all seinen Konsequenzen konnte mich überzeugen. Im Endeffekt bekommen wir also sehr gut ausgearbeitete Charakterstudien präsentiert.
Na ja, mir hat es jedenfalls gefallen.  :icon_cool:

[manisimmati]

Das ist natürlich alles Geschmacksache aber die Motivationen der einzelnen Charaktere waren doch sehr ausführlich und nachvollziehbar erklärt.

Ja, erklärt wird schon viel. Das kann man dem Film sicher nicht vorwerfen. Bin mir aber nicht sicher, ob ich auch "nachvollziehbar" unterschreiben würde. Hmm ... Na gut, nachvollziehbar ist's vielleicht. Aber nicht glaubwürdig. Finde ich. Andererseits hört sich diese Kritik jetzt krasser an, als sie gemeint ist. Mir hat der Film ja auch gefallen. Momentan würde ich ihm ungefähr 7-8 von 10 Punkten geben. Das heisst, er ist schon super, aber in meinen Augen kein Meisterwerk.

[Df3nZ187]

Klingt ja sehr interessant. Kamikaze Girls hat sich über die Jahre zu einem meiner absoluten japanischen Lieblingsfilmen entwickelt (Anna ist soooo cool ), also werd ich wohl mal einen Blick riskieren und hab mir die DVD geordert. Ich bin gespannt. =)

[Df3nZ187]

So, hab ihn heute geschaut und muss sagen ich bin nicht so wirklich zufrieden damit.
Klar in Sachen Inszenierung ist der Film über jeden Zweifel erhaben, all die coolen Zeitlupenspielereien, Nakashima ist sichtlich in sein eigenes können verliebt.
Die große Enttäuschung für mich war aber das der Film am Ende einfach nur ein plumper Rache-Thriller war. Was eigentlich nicht schlecht ist, hätte er nicht die ganze Zeit versucht vorzugaukeln er wäre mehr.
Mit seinen pädagogischen Einwürfen und den sozialkritischen Elementen (Thematisierung des Mobbings, etc.) und der in den Raum gestellten Frage danach wie jugendliche Straftäter zu behandeln sind und alles. Ich hab eigentlich die ganze Zeit damit gerechnet das der Film zum Schluss noch irgend eine tolle Erkenntnis bezüglich der angeschnitten Themen zu bieten hat, aber Pustekuchen. Alles war der große böse Masterplan der Lehrerin (hier werden näher betrachtet natürlich einige Logiklöcher im Plot deutlich, aber das lässt sich wohl auch nicht vermeiden), die ihre Rache hat und dann war Schluss. Ich kam mir irgendwie ein bisschen veralbert vor und nehme es Nakashima auch etwas übel das er sich zum Schluss vor einer Stellungnahme zu genau den Fragen die er im Film aufgeworfen hat kneift.

Na ja, zumindest visuell war der Film ein Augenschmaus und einige Szenen war in sich auch genial inszeniert (der ganze Anfang im Klassenzimmer, die Erinnerungsfetzen im 8mm-look, die Szenen mit der verstörten Mutter und Schüler B). Am Ende war die Geschichte aber doch enttäuschend banal und die Motivation einzelner Figuren (besonders die der Klassensprecherin) nicht wirklich nachvollziehbar.

[Akayuki]

In manchen Punkten muss ich dir schon recht geben.
Trotzdem konnte mich der Film durch seine ausgefallene Erzählweise und den interessanten Charakteren vollauf begeistern.
Das Hauptmotiv von Yûko Moriguchi mag vielleicht ein wenig enttäuschend ausfallen, aber die Art und Weise wie man die stark ineinander verschlungenen Einzelschicksale zu einem großen Abschluss bringt, hat es mir wirklich sehr angetan.
Ich finde auch, dass die Einblicke in die seelischen Abgründe der Figuren sehr intensiv und bewegend inszeniert wurden.

Das der Film allerdings zum Schluss dem Zuschauer noch ein paar Antworten schuldig bleibt, ist vielleicht der einzige größere Kritikpunkt in meinen Augen.