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120 Tage von Sodom

Begonnen von Freddy Voorhees, 11 Februar 2005, 16:35:07

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Freddy Voorhees

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Was ist das für ne Fassung? Steht nicht in der OFDB


Freddy Voorhees

ups, Danke dann hab ich da wohl was verpasst :oops:

Kann demfall gecloset werden.

Littlejoe

Lohnt sich der Film?
Habe in einem Filmbuch etwas über diesen "angeblichen" Skandalfilm gelesen - auch einige (Folter?-) Bilder gesehen... Anscheinend ist der nichts für "zarte Gemüter"...

Freddy Voorhees

Lies die ofdb-Reviews durch. Ich sehe in dem Film nicht viel Kunst. Für mich ist der langweilig und pervers. Und nein, er ist definitiv nichts für zarte Gemüter. Blut und Splatter gibts zwar nur am Schluss, aber bis dahin wird Scheisse gefressen und man darf alten Männern dabei zusehen wie sie junge Burschen in den Arsch rammeln und von Mädchen angepisst werden. :icon_rolleyes:

Also lohnt sich der Film? Nein.

Einzig und allein der deutsche Trailer lohnt! "Sie können diesen Film hassen, aber man muss ihn gesehen haben" ^^

Bretzelburger

Lohnt sich Herrn Voorhees Beitrag zu lesen ? Nein.
Typische oberflächliche Betrachtungweise des Films ohne erkennbaren Versuch die Intention des Regisseurs verstehen zu wollen, zwischen den Zeilen zu lesen, Bildsprache und Inhalt in Zusammenhang zu bringen und daraus eigene auch selbstkritische Schlüsse zu ziehen.

Ein sperriger, oft abstossender Film, der keinen Spass macht, aber der einer der wenigen Filme ist, die zum Denken anregen können. Also - lohnt sich der Film ? - Klares Ja, aber nicht mit der Haltung meines Vorschreibers - dann sollte man dem Film zuliebe die Finger davon lassen.

Littlejoe

Danke für eure Meinungen. Ich habe mir mittlerweile einige Reviews dazu durchgelesen.
Problematisch finde ich es, wenn es die Intention des Regisseurs ist, SEINE u.U. ungünstige Vergangenheit mit Hilfe einer solchen Produktion zu bewältigen.
Filme mit ähnlicher regie-führender Intention habe ich mir schon angeschaut - und fühlte mich hinterher selber vergewaltigt. Sehr eigenmächtige und auch egoistische Arten der individuellen Vergangenheitsaufarbeitung mancher "Filmschaffender"

Freddy Voorhees

Zitat von: Bretzelburger am 13 Oktober 2007, 15:08:41
Lohnt sich Herrn Voorhees Beitrag zu lesen ? Nein.
Typische oberflächliche Betrachtungweise des Films ohne erkennbaren Versuch die Intention des Regisseurs verstehen zu wollen, zwischen den Zeilen zu lesen, Bildsprache und Inhalt in Zusammenhang zu bringen und daraus eigene auch selbstkritische Schlüsse zu ziehen.

Blah blah...

Ich weiss schon was Pasolini für Intentionen hatte, aber um das rüberzubringen braucht es nicht einen solchen Film wo nicht selten Perverso-Szenen einfach dem Selbstzweck dienen. Man kann jede Sauerei mit irgendetwas zu entschuldigen versuchen. Aber es soll ja genug Leute wie dich geben, welche die Genialität in diesem Streifen sehen. :andy: :scar:

Da ist ein Film wie Man behind the Sun um einiges Intensiver und weit weniger selbstzweckhaft ume die seine Nachricht rüberzubringen.





Bretzelburger

Zitat von: Freddy Voorhees am 13 Oktober 2007, 17:15:42
Aber es soll ja genug Leute wie dich geben, welche die Genialität in diesem Streifen sehen. :andy: :scar:

Da ist ein Film wie Man behind the Sun um einiges Intensiver und weit weniger selbstzweckhaft ume die seine Nachricht rüberzubringen
Dann würde der nette "Man behind the sun" deine Postings sicher nicht geschrieben haben....aber ich denke, du bleibst am Besten bei deiner Meinung :idea:

psychopaul

Zitat von: Littlejoe am 13 Oktober 2007, 15:33:25
Filme mit ähnlicher regie-führender Intention habe ich mir schon angeschaut - und fühlte mich hinterher selber vergewaltigt. Sehr eigenmächtige und auch egoistische Arten der individuellen Vergangenheitsaufarbeitung mancher "Filmschaffender"

Das ist ja mal eine Ansicht.  :icon_eek:

Vielleicht sollte man in diesem Zusammenhang an die alte Tradition des "Geschichtenerzählens" denken und Pasolini als eine Art Opa sehen, der etwas Interessantes von sich gibt (bei dem man sich zwischendurch manchmal langweilt, das einen aber hinterher doch bereichert  ;) )
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Three little devils jumped over the wall...

El_Hadschi

Du siehst, der Film verursacht ein geteiltes echo, aber das ging ja auch aus den Reviews hervor.
"You follow drugs, you get drug addicts and drug dealers. But you start to follow the money, and you don't know where the fuck it's gonna take you."

Lester Freamon

Porganius

Zitat von: Freddy Voorhees am 13 Oktober 2007, 14:51:37
Einzig und allein der deutsche Trailer lohnt! "Sie können diesen Film hassen, aber man muss ihn gesehen haben" ^^

Wo kann man den Trailer anschauen ?

Roughale

Ich denke, dass Freddy Voorhees Antwort eigentlich ganz treffend war, egal ob und wie hochkarätig man den Film bewertet. Wenn man da was goriges erwartet, sozusagen einen Film, der die Gelüste weiter bedient, die mit den Hostels in TCMs bewfriedigt wurden - dann eher Hände weg...

Ich denke, dass dieser Film den Warnugssticker verdient hat, der besagt, dass es sich um einen Kunstfilm mit Vergangenheitsbewältigung des Regisseurs handelt. Aber manchen würde wahrscheinlich auch ein schlichtes "Achtung! Pasolini" reichen  :king:

Ein Film, der bei falscher Erwartungshaltung extrem nach hinten losgehen kann... Er mag filmhistorisch wichtig sein, aber dass heisst noch lange nicht dass er gut ist...

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

Freddy Voorhees

15 Oktober 2007, 13:04:43 #13 Letzte Bearbeitung: 15 Oktober 2007, 13:06:22 von Freddy Voorhees
@ Roughale  :respekt: :icon_mrgreen:

@ Porganius: Trailer gibts auf der deutschen DVD. Dürfte neben "Exzesse im Folterkeller" einer der ulkigsten deutschen Trailer sein^^ :love:

rierami

Bei youtube hab ich einen Trailer entdeckt.
Ist aber ziemlich nichts sagend...
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Freddy Voorhees

Das ist nicht der deutsche Trailer!

Der deutsche sagt ALLES über den Film aus! :algo:

Bretzelburger

Bei der Diskussion, die hier in Zusammenhang mit einem der umstrittensten Filme stattfindet, stört mich keineswegs die Ablehnung, sondern die Art der Ablehnung, die fast ausschliesslich pauschale, wenn nicht verunglimpfende Haltungen aufweist. Herr Voorhees konnte sich nicht einmal soweit zusammenreissen, übliche Vorurteile über irgendwelche Besserwisser, die ja "in jedem" Film noch irgendeinen Kunstanspruch finden, loszuwerden.

Meine Kritik an seinem "fehlenden Einfühlungsvermögen" bezog sich auf seine verunglimpfende Art, den Film zu kritisieren, die eine andere Sichtweise nicht einmal in Betracht zog :

ZitatFür mich ist der langweilig und pervers. Und nein, er ist definitiv nichts für zarte Gemüter. Blut und Splatter gibts zwar nur am Schluss, aber bis dahin wird Scheisse gefressen und man darf alten Männern dabei zusehen wie sie junge Burschen in den Arsch rammeln und von Mädchen angepisst werden.

Wohlwollend ist das eine extreme Vereinfachung, aus der ich nicht erkennen kann, dass er sich intensiv mit dem Film beschäftigt hat. Man kann den Film ablehnen - selbstverständlich - und es ist auch richtig, jeden Voyeur davor zu warnen (ein für mich äusserst positiver, wenn nicht notwendiger Aspekt), nur sollte man schon so viel Grösse haben, sich selbst einzugestehen, dass man vielleicht nicht alles verstanden hat, was ja auch an der wenig einleuchtenden Filmsprache liegen kann.

Auch Roughales Aussage ist alles andere als positiv, aber wesentlich offener formuliert. Das ich anderer Meinung bin, ist völlig klar, aber was ich nicht erwartet hatte, dass hier gleich wieder Stammtischjargon losgelassen wird, sobald Jemand für den Film eintritt :

ZitatIch weiss schon was Pasolini für Intentionen hatte, aber um das rüberzubringen braucht es nicht einen solchen Film wo nicht selten Perverso-Szenen einfach dem Selbstzweck dienen. Man kann jede Sauerei mit irgendetwas zu entschuldigen versuchen. Aber es soll ja genug Leute wie dich geben, welche die Genialität in diesem Streifen sehen.

Das ist eine der beliebtesten Argumente, um einen Film zu diffamieren, ohne das sie begründet werden. Ich habe in meiner Review sehr viele Gründe dafür angegeben, warum diese "Perverso-Szenen" notwendig für Pasolinis Aussage sind. Dass sie sich auf einen historischen Stoff beziehen, dass erst durch die Extremität der Selbstverrat der Menschen in seiner perversesten Form herüberkommt - was z.B. ist daran nicht pervers, wenn man zur Nazi-Zeit Jemanden verraten hat und wusste, dass er darufhin in ein Lager kommt und wahrscheinlich gefoltert wird ? - Man konnte sich damit beruhigen, dass man es nicht so genau wusste und nicht dabei war - diese Grenze hat Pasolini hier überschritten ,aber es geht ihm keineswegs nur um die eigene Vergangenheitsbewältigung, sondern um seine Haltung zur Gesellschaft Mitte der 70er Jahre. Dahingehend habe ich den Film analysiert, aber nicht mit pauschalen Behauptungen, sondern nachvollziehbar mit Beispielen. Warum fangen Diejenigen, die den Film so ablehnen, nicht einmal damit an, ihre Haltung richtig zu begründen ?

HenryChinaski

Ich habe den Roman vom Marquis de Sade zu Hause und in Ansätzen gelesen. Wie schon Justine und Juliette kann ich auch den 120 Tagen von Sodom (rein literarisch) nichts abgewinnen.

Den Film habe ich nach 20 Minuten ausgemacht. Vielleicht habe ich ein "fehlendes Einfühlungsvermögen". Vielleicht habe ich eine "oberflächliche Betrachtungsweise ohne die Intention des Regisseurs erkennen zu wollen". Mir egal.

Roughale

@Bretzelburger: Mir wurde ja unlängst in berlin gesagt, dass ein Dialog zwischen uns beiden eine Gaudi werden könnte, ich weiss nicht genau, wie ich das zu verstehen habe, nehme das aber mal als Kompliment für uns beide ;)

Nachdem ich deine Kritik gelesen habe, der ich Respekt zollen möchte, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass man Freddys so heftig kritisierte Aussage

ZitatAlso lohnt sich der Film? Nein.

umformulieren sollte, eventuell so:

Also lohnt sich der Film? Eigentlich nicht, wenn man sich zuvor nicht intensiv mit de Sades Vorlage beschäftigt hat, sich nicht der Intention Pasolinis bewusst ist und man nicht bereit ist künstlerisch verschlüsselte Botschaften zu rezipieren.

Meine offene Formulierung ergab sich aus dem Umstand, dass ich ja nicht offen sagen kann, dass ich bei dem Film ein kultiges Gorefilmchen erwartet habe  :rofl:

esta es la mejor mota
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rierami

Das Buch von Sade hab ich mir auch schon vor kurzem besorgt. Ich werde es mir jetzt in den kommenden Wintermonaten einmal durchlesen. Wenn man den "Kundenmeinungen" bei amazon glaubt geht das Buch in Sachen Perversion noch weit über den Film hinaus.
Fand ich die Story des Films streckenweise schon sehr menschenverachtend und pervers so bin ich mal gespannt wie das Buch den Film noch toppen will. (Ich sag nur Scheiße fressen)
imo ist "Die 120 Tage von Sodom" aber eher ein sehenswerter Film der fast schon seines gleichen sucht. Aber wie schon geschrieben wurde: Es ist und bleibt ein Film bei dem sich die Geister auch in 100 Jahren noch scheiden werden. Entweder du liebst den Film oder du haßt ihn. Ein Mittelding gibts nicht. Die sehr kalte und farblose Erzählweise ist einfach nicht jedermanns Sache.
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Lucker

Zitat von: Roughale am 15 Oktober 2007, 16:23:34
@Bretzelburger: Mir wurde ja unlängst in berlin gesagt, dass ein Dialog zwischen uns beiden eine Gaudi werden könnte, ich weiss nicht genau, wie ich das zu verstehen habe, nehme das aber mal als Kompliment für uns beide ;)

Nachdem ich deine Kritik gelesen habe, der ich Respekt zollen möchte, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass man Freddys so heftig kritisierte Aussage

umformulieren sollte, eventuell so:

Also lohnt sich der Film? Eigentlich nicht, wenn man sich zuvor nicht intensiv mit de Sades Vorlage beschäftigt hat, sich nicht der Intention Pasolinis bewusst ist und man nicht bereit ist künstlerisch verschlüsselte Botschaften zu rezipieren.

Meine offene Formulierung ergab sich aus dem Umstand, dass ich ja nicht offen sagen kann, dass ich bei dem Film ein kultiges Gorefilmchen erwartet habe  :rofl:

Absolut köstlich!
Ich teile diese Meinung, bin mir aber auch durchaus der Gegenargumente bewußt.
Auf jeden Fall einer der wenigen Filme, bei denen sich die meisten (im Vorfeld informierten) Zuschauer mit einer eigenen, inneren Anspannung konfrontiert sahen, die im Laufe des Filmes auch konstant anhielt. Manchmal scheint die Reaktion des Publikums auf einen Film wichtiger als der Film selbst, aber manchmal auch nicht.
Naja, nicht mein Film, wen juckt`s...
Greetings Lucker
Ich schuf Gott!

Nerf

Mittlerweile sind wir hier wieder im altbekannten Schema zweier Parteien angelangt, die sich über einen Film streiten und wo jeder dem anderen fehlenden Objektivismus vorwirft... :icon_smile:

Zitat von: Bretzelburger am 15 Oktober 2007, 15:52:47
Das ist eine der beliebtesten Argumente, um einen Film zu diffamieren, ohne das sie begründet werden. Ich habe in meiner Review sehr viele Gründe dafür angegeben, warum diese "Perverso-Szenen" notwendig für Pasolinis Aussage sind.

Du wirfst denen, die den Film ablehnen, mangelnde filmische Bildung und die Unfähigkeit, sich mit tieferen Botschaften auseinanderzusetzen, vor. Das sind meiner Meinung nach die gleichen Diskussionsmethoden wie die derer, die "Saló" nur als "Scheiße-fressen-Film" betrachten. Dass nicht jeder etwas mit Pasolinis Werk anfangen kann, sollte selbstverständlich sein und die, die es hoch schätzen, nicht dazu verleiten, über den Rest geringschätzig zu urteilen (was natürlich auch für die andere Seite gilt).

Ich habe mir auch den Review durchgelesen, und wenn ich somit auch verstehen kann, weswegen du "Saló" so einen hohen formalen Stellenwert zumisst, bleibt mir doch weiterhin verschlossen, warum Pasolini sich entschlossen hat, seine Weltsicht auf derart plakative Weise darzulegen. Der Film überschreitet zweifellos Grenzen, die Frage ist, ob das auch nötig ist, um Wirkung zu entfalten. Du sagst ja - andere (ich eingeschlossen) würden eher nein sagen. Macht es einen besseren Menschen aus mir, wenn ich bildlich vorgeführt bekomme, welch perverse Zustände in Lagern zur Nazizeit herrschten (um dein Beispiel von oben aufzugreifen)?

Der Knackpunkt sind zweifelsfrei die Ekelszenen des Films. Du siehst sie als unerlässliches Stilmittel, mit dem Pasolini seiner Zeit auf der Folie des nazistischen Italien einen Spiegel vorzuhalten. Andere sehen sie als selbstzweckhaft und sensationsheischend auf der Erkenntnis, dass es anderen Regisseuren gelungen ist, die perversen Mechanismen des Faschismus auf subtilere Weise zu entlarven. Dass da das Finden einer gemeinsamen Position so gut wie unmöglich ist, sollte klar sein, insofern ist die Diskussion irgendwie fruchtlos.

BTW könnte ich mir blendend vorstellen, wie Pasolini sich da, wo immer er jetzt ist, einen Ast freut aufgrund der immer noch regen Kontroversen um seinen Film.
You've been chosen as an extra in the movie adaptation
Of the sequel to your life.

Chili Palmer

Zitat von: Nerf am 16 Oktober 2007, 10:30:37
BTW könnte ich mir blendend vorstellen, wie Pasolini sich da, wo immer er jetzt ist, einen Ast freut aufgrund der immer noch regen Kontroversen um seinen Film.

Und ich könnte mir gut vorstellen, dass er angesichts der Tatsache, dass seine Faschismusparabel im Forenbereich "Der phantastische Film" diskutiert wird, vor Wut von ebenjenem Ast herunterfällt.
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Bretzelburger

Zitat von: Nerf am 16 Oktober 2007, 10:30:37
Du wirfst denen, die den Film ablehnen, mangelnde filmische Bildung und die Unfähigkeit, sich mit tieferen Botschaften auseinanderzusetzen, vor. Das sind meiner Meinung nach die gleichen Diskussionsmethoden wie die derer, die "Saló" nur als "Scheiße-fressen-Film" betrachten. Dass nicht jeder etwas mit Pasolinis Werk anfangen kann, sollte selbstverständlich sein und die, die es hoch schätzen, nicht dazu verleiten, über den Rest geringschätzig zu urteilen (was natürlich auch für die andere Seite gilt).
Ich weiß nicht, warum du meine Aussage so interpretierst - ich fordere doch nur Argumente ein und die kommen eben nicht von denen, die den Film nur als "Scheisse-Fressen-Film" betrachten. Ich will gar nicht behaupten, dass sie sich nicht damit beschäftigen oder kein Hintergrundwissen haben, aber ich erkenne es nicht an ihren Aussagen. Das hat mit dem Vorwurf mangelnder Objektivität nichts zu tun - ich bin auch nicht objektiv, aber ich versuche meine positive Haltung mittels einer Review in Worte zu fassen und gebe nicht nur Parolen von mir.

Aber mal ganz unabhängig von dieser Diskussion - hältst du Hintergrundwissen nicht auch für notwendig ? - Natürlich nicht um einen persönlichen Eindruck zu bekommen, aber wenn man etwas darüber hinaus formulieren will und auch Tipps für andere gibt, ist Hintergrundwissen aus meiner Sicht erforderlich. Warum gilt das, was im Alltag die Regel ist, nicht auch für Filme ?

McKenzie

Obwohl ich den Aufreger um Bretzelburgers Postings gut nachvollziehen kann, haben er und Chili vollkommen recht: Ohne Vorkenntnisse um Pier Paolo Pasolini und seine politischen wie ethischen Überzeugungen findet man gerade heute kaum Zugang zu "Salò". Zum Einstieg in sein Schaffen sind andere Filme besser geeignet wie z. B. "Mamma Roma", "Große Vögel, kleine Vögel" und vor allem "Teorema".
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Bretzelburger

Zitat von: McKenzie am 16 Oktober 2007, 23:21:47
Obwohl ich den Aufreger um Bretzelburgers Postings gut nachvollziehen kann
Wieso regt man sich hier (grösstenteils) über meine Postings auf ? - Warum werden so pauschale Beiträge wie der von Freddy Voorhees aus Verbotshausen, der ja Anlass für meine Aussagen war, widerspruchslos toleriert ?

Nerf

Zitat von: Bretzelburger am 16 Oktober 2007, 15:04:06
Ich weiß nicht, warum du meine Aussage so interpretierst - ich fordere doch nur Argumente ein und die kommen eben nicht von denen, die den Film nur als "Scheisse-Fressen-Film" betrachten.

Die fordere ich auch von dir bzw. habe in deinem Review kein Argument für Pasolinis derart drastische Darstellung abnormer Sexualität gefunden. Den Faschismus und seine krankhaften Auswüchse im Bereich des privaten Sadismus zeigen zu wollen, gehört für mich nicht dazu; das hätte sich eleganter lösen lassen, ohne dadurch an Wirkung einzubüßen.
Dass diese Darstellungen absolut nötig sind, ist deine eigene Meinung, von der ich und andere eben nicht überzeugt sind. Und dass man hier wohl nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen wird, habe ich oben schon geschrieben. Im übrigen scheint mir, dass du hier teilweise etwas dünnhäutig reagierst, weil nicht jeder den Film - der ja wohl einer deiner meistgeschätzten Filme ist - so gut findet wie du. Es wäre fair von dir, das zu akzeptieren, ohne sich mit der Einstellung "ihr habt den Film ja nur alle nicht kapiert" in den Schmollwinkel zurückzuziehen. Wir diskutieren ja alle gern, aber es geht doch nicht darum, den anderen immer von der eigenen Sichtweise zu überzeugen, sondern seinen Standpunkt darzulegen - was beide Seiten getan haben, rhetorisch mehr oder weniger ausgefeilt.

ZitatAber mal ganz unabhängig von dieser Diskussion - hältst du Hintergrundwissen nicht auch für notwendig ? - Natürlich nicht um einen persönlichen Eindruck zu bekommen, aber wenn man etwas darüber hinaus formulieren will und auch Tipps für andere gibt, ist Hintergrundwissen aus meiner Sicht erforderlich. Warum gilt das, was im Alltag die Regel ist, nicht auch für Filme ?

Selbstverständlich ist Hintergrundwissen notwendig, habe ich nie bestritten. Es kann aber nicht unabdingbar sein, um Pasolini-Filme umfassend zu rezipieren, dass jede Filmsichtung mit einer umfangreichen Vorbereitung einhergeht. Was der Regisseur zu sagen hat, gehört meiner Meinung nach in den Film hinein.
You've been chosen as an extra in the movie adaptation
Of the sequel to your life.

Bretzelburger

Zitat von: Nerf am 17 Oktober 2007, 08:20:20
Im übrigen scheint mir, dass du hier teilweise etwas dünnhäutig reagierst, weil nicht jeder den Film - der ja wohl einer deiner meistgeschätzten Filme ist - so gut findet wie du. Es wäre fair von dir, das zu akzeptieren, ohne sich mit der Einstellung "ihr habt den Film ja nur alle nicht kapiert" in den Schmollwinkel zurückzuziehen. Wir diskutieren ja alle gern, aber es geht doch nicht darum, den anderen immer von der eigenen Sichtweise zu überzeugen, sondern seinen Standpunkt darzulegen - was beide Seiten getan haben, rhetorisch mehr oder weniger ausgefeilt.
Da wir uns persönlich kennen, bin ich ein wenig überrascht, dass du mich hier so hinstellst. Warum muss man sich gleich Dünnhäutigkeit oder übertriebenen Eifer vorwerfen lassen, wenn man auf eine pauschale, wenig durchdachte und ziemlich diffamierende Aussage reagiert ? - Und was wäre so verkehrt daran ? - Auch die Aussage von dir, alle von meiner Meinung überzeugen zu müssen, ist schlicht falsch. In allen meinen Texten ,wie auch meiner Review, gestehe ich Jedem zu, den Film schlecht zu finden, aber deshalb muss ich doch keine Aussage wie jene von Freddy Voorhees unkritisch stehen lassen. Mich hat persönlich NICHT daran gestört, dass er den Film nicht mochte, sondern die völlig ignorante Art, die deutlich hinter seiner Aussage steht. Ich habe dich noch nie in dieser Art argumentieren hören - stört es dich deshalb nicht, weil es deine eigene Meinung trifft ?

Zitat von: Nerf am 17 Oktober 2007, 08:20:20
das hätte sich eleganter lösen lassen, ohne dadurch an Wirkung einzubüßen.
Diese klassische "das hätte man auch anders machen können" Behauptung überrascht mich von dir auch. ALLES hätte man anders machen können, aber darum geht es nicht, sondern darum zu kapieren, warum Pasolini es so machen wollte - das hat auch etwas mit künstlerischer Freiheit zu tun.

Zitat von: Nerf am 17 Oktober 2007, 08:20:20
Die fordere ich auch von dir bzw. habe in deinem Review kein Argument für Pasolinis derart drastische Darstellung abnormer Sexualität gefunden.

Dann hast du meine Review nicht richtig gelesen. Hier ein paar Ausschnitte zu dem Thema :

ZitatAuf diesem Gesellschaftsbild liegt Pasolinis Hauptaugenmerk, der mit den sadistischen und unmenschlichen Vorgängen drastisch zeigen will, dass dieses System selbst unter solchen Bedingungen störungsfrei funktioniert. Die hier in ihrer mathematischen Anordnung liegende Symmetrie ist ein Synonym für die innergesellschaftlichen Machtstrukturen, die sich regelmäßig selbst regenerieren. So finden die vier Machthaber, die zahlenmäßig deutlich unterlegen sind, immer Unterstützung in irgendeiner Gruppe und Pasolini bringt die perverse Logik dazu noch auf den Punkt, indem er zeigt, wie selbst Todgeweihte noch Andere verraten, nur um sich selbst zu retten. Eine Solidarität innerhalb des Volkes, die Veränderungen herbei führen könnte, existiert nicht. Ein bitterer Gedanke des bekennenden Linken Pier Paolo Pasolini, der sich wie ein roter Faden durch sein Schaffen zieht.

ZitatPasolinis gestalterische Umsetzung bleibt dabei ganz seiner Linie treu, einer äußerst unprätentiösen, fast spartanischen Darstellung, die jeden Effekt vermeidet und dem Betrachter keinerlei Attraktivität vermittelt. Im Gegenteil entsteht durch die totale Kälte im menschlichen Umgang und die völlige Mitleidslosigkeit, die Pasolini immer wieder der Verzweiflung einiger Opfer gegenüberstellt, eine abschreckende, Ekel erregende Atmosphäre, die der Betrachtung des Films jegliches Vergnügen nimmt.

Ich möchte hier noch etwas hinzufügen. Wenn Pasolini die Darstellungen angedeutet hätte oder das gesamte Geschehen mehr psychologisch angelegt hätte, dann hätte das seiner Wut und Verzweiflung nicht entsprochen. Gerade das angesichts der brutalen Geschehnisse, die Menschen hier immer noch nichts dazulernen, macht die tatsächlichen Ausmasse, die eben auch zu den Konzentrationslagern führten, deutlich.
Eine andere Form der Verdeutlichung kann man gut an dem wieder aufgetauchten Fotobuch eines KZ-Lagerkommandanten erkennen, der nette Freizeitphotos seiner Mitarbeiter und hoher Offiziere schoss. Die Fotos an sich sind harmlos, der Schrecken ergibt sich aus dem Wissen, was sie zwischen diesen Photos getan haben - das ist eine eher subtile Form der Offenbarung, die aber sicherlich nur Wissende erreicht. Pasolini wollte drastisch sein. Das er damit auch längst nicht Jeden erreicht, ist klar und das er es auch anders hätte machen können, auch, aber das wäre dann ein ganz anderer Film geworden.




Littlejoe

Zitat von: Bettwurst am 14 Oktober 2007, 21:33:45
Das ist ja mal eine Ansicht.  :icon_eek:

Gut, aber das greift auch schon ein wenig in den Bereich der Diskussion wie weit das Medium Film "gehen" darf?
Daher auch meine Frage zu den Meinungen. Den Streifen werde ich mir nun mit Sicherheit nicht anschauen!

Warum müssen Regisseure das Grauen, das sie erlebt haben, in so einer Form lebendig werden lassen - und so noch mal die Zuschauer dasselbe Grauen erleben lassen?
Das ruft bei mir Vergleiche eines Menschen hervor, der die eigenen Kinder schlägt, weil er selbst als Kind Prügel einstecken musste.

zaroff

Jeder, der sich ernsthaft mit dem Medium Film auseinandersetzt sollte Salo gesehen haben.

Gerade bei diesem Film ist eine sachliche Einordnung nur durch ein fundiertes Hintergrundwissen möglich.

Ich persönlich möchte den Film niemals wieder sehen.

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