OFDb

The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)

Begonnen von StS, 23 Januar 2009, 17:37:41

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Mr. Hankey

17 August 2009, 01:04:40 #30 Letzte Bearbeitung: 17 August 2009, 01:06:39 von Mr. Hankey
Zitataber wer diesen Film nicht gut findet hat keinen Plan

Na dann kann ich ja froh sein, dass ich ihn nicht schlecht finde! :LOL:
Ofdb-Filmsammlung
Aus visueller Sicht, das vielleicht beste BD-Erlebnis ever: Klick

Vinyard Vaughn

Zitat von: Mr. Hankey am 17 August 2009, 01:04:40
Zitataber wer diesen Film nicht gut findet hat keinen Plan

Na dann kann ich ja froh sein, dass ich ihn nicht schlecht finde! :LOL:

6,5 reicht aber nicht mein lieber David. 6,5 reicht lange nicht. Aber ist schon ok, hast ja bereits mehrfach bewiesen, dass du bei diesem Thema einfach nicht mitreden kannst.  :icon_mrgreen:
Zitat von: ForenregelnMaximalgröße für Bildsignaturen: 400x133 Pixel, 50 kb – nicht animiert!

When I see her on the street
You know she makes my life complete

Mr. Hankey

Ich halte mich da Ausnahmsweise an Rajkos Worte:

ZitatDas Genre an sich finde ich aber auch weiterhin per se problematisch und nur wenige Ausnahmen[...]gelungen.

:icon_mrgreen:

Von daher irgendwo ein Thema, bei dem ich auch gar nicht unbedingt mitreden möchte... ;)
Ofdb-Filmsammlung
Aus visueller Sicht, das vielleicht beste BD-Erlebnis ever: Klick

Klugscheisser

Ein bisschen von und über Bigelow und "The Hurt Locker" bei Spiegel-Online:
http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,642485,00.html

psychopaul

Ich bin ebenfalls begeistert, sicher einer der besten Filme des Jahres, diese Intensität ist schon beeindruckend und die Charaktere wachsen einem richtig ans Herz, vor allem natürlich der "Verrückte". Das Motto "war is a drug" wird jedenfalls fast perfekt umgesetzt, da brauch ich auch nicht lange überlegen, ob es grundsätzlich okay oder überhaupt notwendig ist, aus dieser Kriegsthematik einen "Reißer" zu machen.  ;)

Werd ihm wohl auch 9 Punkte verpassen. Das, was bei ähnlich straighten "Kriegs-Filmen" jüngerer Zeit wie Black Hawk Down und Jarhead gut war, ist hier noch besser.
Filmblog
Letzte Bewertungen

Three little devils jumped over the wall...

Claude

Hab mir den am Wochenende nach all den guten Kritiken ausgeliehen.
Ich kann nur sagen, dicker Daum nach oben  :respekt:
Grandioser Film und für mich auf jeden Fall auch einer der beeindruckensten Filme des Jahres.

Kommt am 3. Dezember auch in den Handel. Klick
Und hier der deutsche Trailer

Schinder

Zitat von: Claude am 23 November 2009, 10:49:35
Hab mir den am Wochenende nach all den guten Kritiken ausgeliehen.
Ich kann nur sagen, dicker Daum nach oben  :respekt:
Grandioser Film und für mich auf jeden Fall auch einer der beeindruckensten Filme des Jahres.
Dem hab ich nichts hinzuzufügen. Respekt an Bigelow.
Der HSV bleibt in 1. Liga !

Hitfield

12 Dezember 2009, 01:40:20 #37 Letzte Bearbeitung: 12 Dezember 2009, 01:46:12 von Hitfield
Ein Meisterwerk und der aus meiner Sicht bislang beste Film zum Thema Irakkrieg, den es gibt. Ich finde die Idee großartig, die Tragik der Soldaten und der verfahrenen Situation mitsamt der katastrophalen Sicherheitslage vor Ort, die keine Seite zufriedenstellen kann, weniger auf einer politischen oder moralisierenden Ebene aufzuarbeiten, sondern stattdessen einfach kenntnisreich recherchiert und glaubhaft realistisch den Alltag der Soldaten zu zeigen. Jeden Morgen geht es raus an die unsichtbaren Frontverläufe, Entscheidungen müssen kurzfristig getroffen werden und wie sich der Tag entwickelt, bleibt bis zur Dämmerung völlig offen. Jeder Tag kann der letzte sein. Nicht umsonst endet der Film wie er begonnen hat - ein ewiger Kreislauf des Rückwärtszählens der verbleibenden Tage bis endlich die Ablösung kommt. Das ging wirklich unter die Haut.

Gelungen auch die Charakterzeichnung. Es gibt keine richtige Trennlinie zwischen Gut und Böse. Einige radikale Einheimische verüben hinterhältige Anschläge, doch auch die Einheimischen werden mitunter mißbraucht, schwer in Mitleidenschaft gezogen oder sehen nur unbeteiligt zu. Die Szenen, wenn die Bombenentschärfer wegen des Sicherheitsabstandes alleine durch leere Straßenzüge zu den Sprengsätzen gehen und die Anwohner ihnen auf den Dächern oder hinter halbverhangenen Fenstern einfach nur zuschauen, als ob sie einer Freilufttheateraufführung beiwohnten, war für mich Gänsehaut pur, wie ich es schon lange nicht mehr gesehen habe. Das alles ist zudem erstklassig inszeniert und fotografiert.

Kurz und gut 9 / 10.
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

Nibi

Hab ihn gestern gesehen, für mich der beste Film des Jahres. So mitgefiebert habe ich schon lange nicht mehr, ultraspannend und beeindruckend gespielt.

-It's blood
-Son of a bitch

Riddick

Kann mich den positiven Stimmen anschließen. Super Film. Spannend und actionreich zudem mit klasse Darstellern.

8/10
"Schnell rennt das kriminelle Element,wenn es Dieter Krause kennt." - Tom Gerhardt (Hausmeister Krause)

Private Joker

Gehöre dann wohl zu den wenigen, die der Film nicht begeistert hat. Klar sind da einige gute Einzelsequenzen drin, aber als Gesamtwerk hat mich das nicht gefesselt. Irgendwie fehlte mir da ein Drehbuch, dass etwas mehr Zusammenhang und Inhalt bietet als ein paar gut gemachte Semidoku-Bilder und ein bisschen banales Rumgehampel dazwischen (die Sauf/Prügelszene).

Bestes Beispiel: Das Scharfschützenduell - toll gemacht, aber warum sind die auf einmal im Kampfeinsatz und wieso sind unsere Kampfmittelräumer plötzlich ausgebildete, perfekte Scharfschützen ? (den einen Mann in der Bewegung zu treffen - mM nach unmöglich).

Auch mit den Figuren - vor allem der Hauptfigur - konnte ich überhaupt nichts anfangen; während die zwei Kumpels (der Schwarze und dieser Eldrige) noch ganz realistisch rüberkamen, halte ich den Adrenalinjunkie für weitgehend überzeichnet. Und überhaupt: Besteht die US-Army dort nur aus den Dreien ? Außer dem Doc und ganz kurz diesem Schnautzbart-Colonel ("er wird es nicht schaffen" LOL) ist da fast keiner zu sehen. Von den Irakern ganz zu schweigen, da gibt es wohl nur Attentäter und Opfer, niemand dazwischen.

Von mir so etwa 6 von 10. Wie gesagt: Nicht übel, aber nicht mitreißend. Mein Favorit im schmalen Irakkriegsgenre: Die TV-Serie "Over There", realistisch und mit glaubhaften Figuren.

"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

StS

Zitat von: Private Joker am 13 Dezember 2009, 11:56:13
Und überhaupt: Besteht die US-Army dort nur aus den Dreien ?

Ich mochte den ja auch sehr - hab aber ebenfalls in meiner Kritik erwähnt, dass ein "Negativpunkt" des Films (wenn auch kein allzu gewichtiger) auf jeden Fall die Tatsache ist, dass irgendwie überhaupt keine Befehlsstrukturen dar- bzw. herausgestellt werden, was in dieser Form natürlich unrealistisch ist (die kleine Truppe wirkt irgendwie losgelöst von den restlichen Streitkräften).
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

McClane

Zitat von: Private Joker am 13 Dezember 2009, 11:56:13
Und überhaupt: Besteht die US-Army dort nur aus den Dreien ? Außer dem Doc und ganz kurz diesem Schnautzbart-Colonel ("er wird es nicht schaffen" LOL) ist da fast keiner zu sehen. Von den Irakern ganz zu schweigen, da gibt es wohl nur Attentäter und Opfer, niemand dazwischen.

Herzlichen Glückwunsch, du hast das Konzept der Films erkannt, wenn auch nicht unbedingt verstanden. Es geht um den Alltag genau dieser drei Bombenexperten, also sind die restlichen Armeeleute nur Randfiguren. Es tauchen ja immer wieder welche auf (z.B. der Doc), aber es bleiben Randfiguren. Und von daher ist die (Nicht-)Darstellung der Iraker ziemlich konsequent... zumal es mitnichten bloß Attentäter und Opfer gibt, es gibt im Gegenteil sogar diverse Figuren bei denen offen bleibt, ob sie eine Gefahr darstellen. Bei den ganzen Zuschauern oder den Leuten, die mitfilmen, argwöhnen die Soldaten ja immer, ob es Terroristen sind, aber vom Film bestätigt wird es nie. Und den DVDs verkaufenden Jungen würde ich auch in keine der beiden Kategorien einsortieren wollen, obwohl der "Adrenalinjunkie" ihn ja für ein Opfer hält.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

Reiben

Die Tatsache, dass Freund und Feind so gut wie nicht gezeigt werden, spiegelt außerdem die Einsamkeit und Isolation der Soldaten wider, wodurch die Bedrohungssituation auf eine psychische Ebene erhoben wird, worum es dem Film ja auch im Hauptanliegen geht.
Die Bedrohung für Leib und Leben ist zwar natürlich nicht nur reine Staffage, sondern vor allem Ursache der psychischen Bedrohung,  aber wie sich an der Figur des Teamleaders zeigt, geht es vor allem um die psychische Deformierung, die der Krieg bei den Leuten verursacht.
Spoiler: zeige
Und am Ende ist es ja dann auch so, dass der körperlich verletzte Soldate im Grunde wesentlich besser wegkommt, als der oberflächlich unversehrte Teamleader.
.mirrorS arE morE fuN thaN televisioN

Private Joker

Kriege, die mehr oder weniger alleine von einem (J.R.) oder wie hier drei Leuten (mit dem Schwerpunkt auf einem) geführt werden, gibt es aber nun mal  nicht oder nur in Hollywood, und wenn das in einem Film mit hohem Realitätsanspruch so dargestellt wird, dann darf und muss das ein Kritikpunkt sein. Dass der solche  Nummern wie gezeigt permanent durchziehen kann, ohne sich nur einmal vor einem Vorgesetzten zu verantworten, erscheint mir einfach weit ab der Wirklichkeit.

Gerade in Relation zu der zitierten Serie Over There wird das mE sehr deutlich, da muss sich die Protagonisten-Einheit neben den üblichen Feinden immer wieder mit Vorgesetzen und Befehlsstrukturen rumschlagen, die wenig Kontakt zur Kriegswirklichkeit haben, das wirkt einfach realistischer.

Und die Iraker ? Vermute mal, dass die Darstellung wie hier in etwa tatsächlich der Wahrnehmung der US-Soldaten und /oder der US-Öffentlichkeit entspricht. Ein klein bisschen mehr hätte ich von einer intelligenten Regisseuse wie Miss B. vielleicht doch erwartet, aber dem setzt natürlich auch die Laufzeit Grenzen.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

pm.diebelshausen

Kann es sein, dass Du irgendwie an dem Film "vorbeigesehen" hast? Realismusanspruch hin oder her: Kino ist Kino und keine Doku oder Reportage. Was Reiben und McClane erklären ist doch auch, dass der Film bildhaft arbeitet, nicht abbildhaft. Was gerade beim Kriegsgenre nötig zu sein scheint: deshalb gilt mir "Apocalypse Now" ja gerade als einer der besten Kriegsfilme: der versucht gar nicht, irgendeine Vietnamrealität abzubilden, sondern erzählt so absurdes Zeug, dass der Zuschauer beim Sehen genau das Gefühl der Absurdität hat, was man bezogen auf diesen Krieg haben sollte.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Private Joker

Klar gibt es Filme, die von vornherein auf Realitätsanspruch verzichten - vom reinen Actionspektakel bis zu den intellektuellen Fingerübungen a la Apocalypse; kann mit beidem gut leben. Aber Hurt Locker kommt doch gerade hochrealistisch daher, vom Kamerastil bis zur Erzählstruktur, da darf ich doch mal darauf hinweisen, dass das mehr Schein als Sein ist. Selbstverliebte, todes- oder gefahrensüchtige, von allen militärischen Strukturen offenbar losgelöste Bombenentschärfer wären in allen ernstzunehmenden Armeen der Welt ein Fall für den Psychiater, weil sie nicht nur sich selbst, sondern auch andere in Gefahr bringen (der Fairnis halber: Der Film spricht das ja auch an, aber ohne jede Konsequenz).
Und für die nicht so umwerfend neue Botschaft, dass Krieg irgendwie scheisse ist und den Menschen wahlweise körperlich oder seelisch zerstört, sind 126 Minuten doch ein bisschen lang, das habe ich halt schon kürzer und prägnanter gesehen. Zumal den größten Beifall doch wieder die "Action" bekommt (siehe ein Post über meinem ersten), konkret also die Auftakt- und die (vom Rest des Filmes völlig losgelöste, auch ein Kritikpunkt) Scharfschützensequenz.

Aber wie gesagt, bin ja kein absoluter Gegner des Filmes, Erwartungen war wohl etwas hoch (ging mir mit Children of Men auch schon so, btw).

"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Reiben

13 Dezember 2009, 13:53:34 #47 Letzte Bearbeitung: 13 Dezember 2009, 13:57:50 von Reiben
Ich kann einfach nicht den von dir wahrgenommenen Realsimusanspruch des films entdecken. Natürlich gibt es keine fliegenden Kobolde und auch das Szenario ist grundsätzlich der Realität entnommen und auch realistisch umgesetzt, aber den Anspruch eine militärisch akkurate und authentische Darstellung des Irakkriegs zu sein hat der Film einfach nicht. Und zwar gerade WEIL er in den Punkten, die du kritisierst, eben über die "einfache" Realität" hinausgeht. Die Form (in diesem Falle die Authenzität) folgt der Funktion.
Man kann hier nicht die von Band of Brothers und anderen Filmen eingeführte hochgradig akkurate Darstellung des Krieges (die natürlich auch ihre Berechtigung hat) erwarten. Damit tut man dem Film Unrecht. Das ist so wie bei Star Wars zu kritisieren, dass es bei den Raumschlachten Geräusche im Weltall gibt.
Die teils dokumentarische Inszenierung von Hurt Locker würde ich auch nicht als Argument heranziehen, dass der Film den von dir genannten Realismusanspruch hat. Imo dient der eher dazu, die Erfahrungen der Soldaten in der jeweiligen konkreten Bedrohungssituation für den Zuschauer besser erfahrbar zu machen.
Und auch wenn die wenige Action des Films natürlich gut gemacht ist, würde ich nicht sagen, dass die bei den Zuschauern im Fokus der Wahrnehmung liegt. Die Kritiken in der OFDB zu Hurt Locker gehen eigentlich meist in eine andere Richtung. Ich bin mir aber durchaus bewusst, dass auch ich in meiner Kritik die hochaufgelöste HD-Action ausdrücklich gelobt habe, aber auch nur in einem Nebensatz des Resümees...

Ach ja: Ich finde man sollte vielleicht auch eher noch die Begriffe Realität, Realismus und Authenzität deutlicher trennen.
Und eine realistische Darstellung in einem Film ist für mich auch noch kein Grund eine realistische Sichtweise an den Tag legen (auch wenn beides natürlich oft miteinander verknüpft ist).
.mirrorS arE morE fuN thaN televisioN

Private Joker

13 Dezember 2009, 14:21:56 #48 Letzte Bearbeitung: 13 Dezember 2009, 14:29:35 von Private Joker
Über den Realitätsanspruch kann man streiten, ich bleibe da tendenziell bei meiner Ansicht, aber jetzt mal unterstellt, der Film will nicht (oder nur begrenzt) realistisch sein, was bleibt dann noch:

- Ein persönliches Drama ? Dafür erfährt man viel zu wenig über die Figuren, der Schwarze möchte ein Kind, der Dritte geht zum Doc, das war's. Und der Protagonist ist irgendwie ziemlich kaputt, aber warum genau ? Und Entwicklungen sind da auch nicht erkennbar, unser Chefleitungsdurchtrenner ist am Anfang schon genau in dem Zustand, bleibt es im Film und
Spoiler: zeige
macht am Ende genau so weiter
. Klar, alles Kriegsfolge, aber ist das nicht ein bisschen wenig ? Die wenigen Szenen, die sich dem Verhältnis der Drei widmen (die schon erwähnte "Prügel"szene) bringen imho gar nichts, aber das ist mehr noch als der Rest meiner Kritik Geschmackssache.  

- Ein Actionthriller über Bombenentschärfungen mit gelegentlichen Scharfschützeneinlagen ? Natürlich sind die entsprechenden Sequenzen gut gemacht und werden ihren Teil zu den guten Kritiken hier beigetragen haben, das wird jeder der Autoren zugeben (so wie fast jeder "gute" Kriegsfilm sich zumindest teilweise darüber definiert, wie gut/aufwändig/realistisch seine Kriegsszenen inszeniert sind, ich erwähne nur mal am Rande den Soldaten James Ryan, der ohne seine Auftaktsequenz auch nie den Erfolg gehabt hätte). Aber bei Hurt Locker sind sie halt auch entweder im Ansatz unrealistisch (jetzt bin ich doch wieder dabei) und /oder Fremdkörper im Film; und denkt man sich diese Sequenzen auch noch weg, bleibt ein sehr langes Nichts von einem Film.

"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Reiben

Ich gebe dir recht, dass ein roter Faden fehlt in dem Film und ich will ihn nicht besser machen als er ist. Schließlich hat er auch von mir "nur" 8 Punkte bekommen. Was mich vor allem gestört hat - und da liege ich glaube ich gar nicht so weit von dir entfernt - ist die Tatsache, dass es in der Tat immer dasselbe ist, was wir sehen. Maßgebliche Entwicklungen bei den Charakteren fehlen in der Tat und auch ein dramaturgischer Höhepunkt fehlt (bzw. es sind zu viele). Die Statik der Charaktere kann man aber auch durch Ausweglosigkeit, Festklammern an letzten Hofnungen oder Angststarre erklären.
Für mich blieben das aber halt nur recht unwichtige Kritikpunkte - wenn die für dich schwerwiegender sind, dann ist das natürlich dein gutes Recht.
Nur über den Realitätsanspruch können wir uns glaub ich bis ans Ende aller Tage streiten... :fight:
.mirrorS arE morE fuN thaN televisioN

StS

Der Film hat übrigens am WoE die 2009er "Best Picture"-Auszeichnung sowohl bei den "Los Angeles Film Critics Awards" als auch den "Boston Society of Film Critics Awards" für sich verbuchen können...
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Steff

ZitatDer Film hat übrigens am WoE die 2009er "Best Picture"-Auszeichnung sowohl bei den "Los Angeles Film Critics Awards" als auch den "Boston Society of Film Critics Awards" für sich verbuchen können...

Hat er sich auch verdient.
Ist wirklich ein sehr guter Film geworden.  :respekt:


Am Anfang war ein Traum....

McKenzie

Vorgestern noch in einer späten OmU-Vorstellung mitgenommen und äußerst angetan. Der vielleicht beste amerikanische Kriegsfilm der letzten 10 Jahre, frei von jedem Pathos und hinterhältig suggestiv. Wundervoll - 9/10.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

endoskelett

So stelle ich mir den Wiederaufbau im Irak vor. Mit Blut und Schweiß und Bomben.

Also im Ernst, ein sehr spannender Film mit einem superheißen Thema wurde da erschaffen. Die Bedrohung scheint allgegenwärtig und der Kampf der Soldaten nur ein Überlebenskampf und sonst nichts.

Punkteabzug gibt es für den überzeichneten Draufgänger und manche merkwürdigen Entscheidungen. Das Sniperduell war technisch klasse, aber drehbuchmäßig unvollkommen. Private Joker hat das alles aufgeführt, da unterschreibe ich.

Mit dem Draufgänger wäre ich als Mitglied des Bombenkommandos übrigens nicht wieder rausgefahren...selbstmörderisch.

Mindestens 7/10.
R: Do you like our owl?
D: It's artificial?
R: Of course it is.
D: Must be expensive.
R: Very.
R: I'm Rachael.
D: Deckard.

AB

Also ich würde ja lieber mit so nem "kaputten" Typen raus, der schon 600 (kann mich an die Zahl nicht erinnern) Bomben entschärft hat, als mit nem Newbie der 2 Einsätze hinter sich hat, aber 1a ans militärische Fachbuch hält. In den Armeen sind mehr kaputte Typen als man denkt und da wird wohl auch bei vielen ein Auge zugedrückt, solange alles glatt läuft. Die fehlende Entwicklung hat mich nicht gestört, vor allem da es sich ja um einen begrenzten Zeitraum handelt und ich mir nicht vorstellen kann, dass jeder Mensch innerhalb von ein paar Monaten eine spürbaren Charakterentwicklung durchmacht, gerade dann nicht, wenn er seine "Art" schon über die letzten Jahre und die bis dato entschärften Bomben definiert hat. Auch wenn es vielleicht ein blöder Vergleich ist, aber wenn ich was jeden Tag mache, dann wird es zur Routine, egal wie gefährlich es für Aussenstehende sein mag und Routine bedeutet of Stillstand, von daher für mich auch eine konsequente Umsetzung im Film.

blade2603

Für mich eines der absoluten Highlights des Jahres...  extrem Spannend, gut erzählt und noch mal extrem Spannend!
Am Anfang war ich mir nicht sicher ob die ganzen Lobeshymnen wirklcih gerechtfertigt waren aber ich muss den meisten hier wirklich zustimmen, der Film fesselt von der 1. bis zur letzten Sekunde.
von mir gibts 10/10

Spoiler: zeige
das einzige was das ganze nicht sonderlich glaubhaft gemacht hat, ist das er nachts einfach abhaut um den Mörder des kleinen Jungen zu finden. Diese Ramboaktion hätte sich Frau B. sparen können.


Das stört zwar etwas die Glaubwürdigkeit des Films aber hat mich wirklich nur ganz kurz gestört.
"Jedes Publikum kriegt die Vorstellung, die es verdient." -Mario Barth
◾ Originalzitat von: Curt Goetz

(aus den Känguru Büchern)

endoskelett

Zitat von: blade2603 am 30 Dezember 2009, 13:39:29


Spoiler: zeige
das einzige was das ganze nicht sonderlich glaubhaft gemacht hat, ist das er nachts einfach abhaut um den Mörder des kleinen Jungen zu finden. Diese Ramboaktion hätte sich Frau B. sparen können.


Das stört zwar etwas die Glaubwürdigkeit des Films aber hat mich wirklich nur ganz kurz gestört.
Spoiler: zeige

Der Verkäufer, der ihn zum angeblichen Haus des Jungen fährt und dann flüchtet, hätte ihn auch locker in einen Hinterhalt und offen dem Feind servieren können. Das muss er einfach wissen, wenn er ihn für einen Aufständischen hält. Und der Junge taucht ja wieder auf? Was war mit dem Jungen als Körperbombe, die sie fanden, und was wurde aus dem Bombendepot gemacht?..ein bisschen unausgegoren.
Daher auch der Punkteabzug.
R: Do you like our owl?
D: It's artificial?
R: Of course it is.
D: Must be expensive.
R: Very.
R: I'm Rachael.
D: Deckard.

Bretzelburger

Ich halte die Sequenz mit dem Jungen für extrem wichtig, weil das die Ambivalenz dieses Typen verdeutlicht. Das ist ja nicht einfach ein Wahnsinniger, der irre Bomben entschärft, sondern jemand, der seinen Ursprung verloren hat. Er will doch - wie er selbst betont - am liebsten alle Bomben entschärfen, bevor diese überhaupt gelegt werden. In der Sequenz mit dem Jungen geht es ihm um etwas ganz persönliches, ein Gefühl der Emotion innerhalb dieser Wirren. Der Mann hat jegliches Gefühl für das Abwägen von Risiken verloren und ist nicht einfach ein Draufgänger, der hier mal über die Stränge schlägt, sondern ein Gestörter, der zu Hause keine Bindung mehr zu seiner liebevollen Familie herstellen kann. Genau diese Zerstörung der Psyche will B. damit verdeutlichen.

Angesichts dieser Diskussion hier, wird mir wieder klar, warum Viele den Film wiederum als Kriegsfilm verdammen. Ihr findet ihn zwar gut, aber letztlich seht ihr den Film auch nicht anders, denn sonst würdet ihr die Qualität gerade in dieser Sequenz erkennen.

endoskelett

Ich hätte auf diese Sequenz, in der er rausfährt und ermittelt, getrost verzichten können. Warum wird der Charakter dahingeführt? Will er die Aufständischen mit einer Pistole alleine bekämpfen? Es war ausreichend, das Depot zu zeigen und was er da finden muss. Und dass das seine Psyche nur noch mehr zerstören wird, ist doch klar.

Er will alles entschärfen, noch bevor es zum Deponieren kommt, das zeigt ja seine Hilflosigkeit und seinen sinnlosen Kampf, schon verstanden. Aber dass er dafür am Bombenkrater eine eigene Suchaktion anfängt, war zu überzogen meiner Meinung nach, und da gipfelt die Überzeichnung, die nicht hätte sein müssen. Sgt. Eldridge hätte man auch einfach mal beim Bombenentschärfen verwundet werden lassen können, natürlich aufgrund des Leichtsinns und Verkennung der Situation vom Truppführer.

Ein paar Kritikpunkte anführen, heißt aber noch nicht den ganzen Film verdammen zu müssen und das liegt mir fern, der hat schon noch seine Qualitäten, bin ja nicht umsonst bei ungefähr 7 Points.
R: Do you like our owl?
D: It's artificial?
R: Of course it is.
D: Must be expensive.
R: Very.
R: I'm Rachael.
D: Deckard.

blade2603

Zitat von: Bretzelburger am 30 Dezember 2009, 14:24:00
Ich halte die Sequenz mit dem Jungen für extrem wichtig, weil das die Ambivalenz dieses Typen verdeutlicht. Das ist ja nicht einfach ein Wahnsinniger, der irre Bomben entschärft, sondern jemand, der seinen Ursprung verloren hat. Er will doch - wie er selbst betont - am liebsten alle Bomben entschärfen, bevor diese überhaupt gelegt werden. In der Sequenz mit dem Jungen geht es ihm um etwas ganz persönliches, ein Gefühl der Emotion innerhalb dieser Wirren. Der Mann hat jegliches Gefühl für das Abwägen von Risiken verloren und ist nicht einfach ein Draufgänger, der hier mal über die Stränge schlägt, sondern ein Gestörter, der zu Hause keine Bindung mehr zu seiner liebevollen Familie herstellen kann. Genau diese Zerstörung der Psyche will B. damit verdeutlichen.

Angesichts dieser Diskussion hier, wird mir wieder klar, warum Viele den Film wiederum als Kriegsfilm verdammen. Ihr findet ihn zwar gut, aber letztlich seht ihr den Film auch nicht anders, denn sonst würdet ihr die Qualität gerade in dieser Sequenz erkennen.

das alles schön und gut... aber das macht trotzdem nicht den thematisch eingebauten Blindflug mitten ins Feindesland wech...  Es hätte dem Film nicht geschadet wenn die Sezene mit dem Taxifahrer und dem Professor einfach gefehlt hätte.
Das er Emotional ergriffen ist und den Tot von dem kleinen tragisch findet ist vollkommen ok. Da sieht man das er trotz der coolen und fast unbesiegbaren Haltung doch noch ein Mensch ist. Was aber auch nicht so 100%ig zum Ende des Films passt.
"Jedes Publikum kriegt die Vorstellung, die es verdient." -Mario Barth
◾ Originalzitat von: Curt Goetz

(aus den Känguru Büchern)

TinyPortal 2.0.0 © 2005-2020