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Das weiße Band (Michael Haneke)

Begonnen von Shub, 30 Mai 2009, 19:32:09

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Shub

30 Mai 2009, 19:32:09 Letzte Bearbeitung: 30 Mai 2009, 19:45:08 von Shub
 :icon_eek: Gibt es noch gar keinen Thread zu Hanekes neuem Film, der letzte Woche in Cannes die Goldene Palme gewonnen hat?

Das weiße Band - Eine deutsche Kindergeschichte

Offizielle Website
Ausschnitt 1, Ausschnitt 2, Ausschnitt 3
IMDb, OFDb

Regie und Buch: Michael Haneke
Darsteller: Christian Friedel, Ulrich Tukur, Burghart Klaußner, Josef Bierbichler, Susanne Lothar, Rainer Bock, Leonie Benesch uvm.
Genre: Drama
Produktionsländer: Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien
Produktionsjahr: 2009

Inhalt:
Ein Dorf im protestantischen Norden Deutschlands. 1913/14. Vorabend des Ersten Weltkriegs. Die Geschichte des vom Dorflehrer geleiteten Schul- und Kirchenchors. Seine kindlichen und jugendlichen Sänger und deren Familien: Gutsherr, Pfarrer, Gutsverwalter, Hebamme, Arzt, Bauern - ein Querschnitt eben. Seltsame Unfälle passieren und nehmen nach und nach den Charakter ritueller Bestrafungen an. Wer steckt dahinter?
Quelle: X-Verleih

Deutscher Kinostart: 12. November 2009
Zitat von: Algo
mein kraftstoff ist mumusaft

lastboyscout

Das hört sich mal sehr interessant an.
Ich kann nur hoffen, daß sich Sony Pictures Classic dem Streifen hier drüben annimmt, die sind meistens flott mit nicht-amerikanischen Produktionen.  :andy:
I`m a tragic hero in this game called life,
my chances go to zero, but I always will survive.
( Funker Vogt - Tragic Hero )

What is your pleasure, sir? This is mine:
http://www.dvdprofiler.com/mycollection.asp?alias=lastboyscout

Jake_Gittes(HdR)

Der Kinostart ist wegen des grenzenlosen Erfolgs beim Cannes-Filmfestival auf den 15. Oktober vorverlegt worden. Keine schlechte Idee. Ich freue mich jedenfalls drauf.

psychopaul

Haneke gewinnt schlußendlich die goldene Palme von Cannes, kann man hier somit einen seiner besten, wenn nicht gar besten Film bis jetzt erwarten? Nicht unbedingt, aber vielleicht seinen reifsten. Sehr erlesen inszeniert, deutlich weniger anstrengend als etwa noch Wolfzeit und Caché, aber gegenüber seinen früheren, radikalen Werken fehlt vielleicht doch etwas. Wobei gerade das Subtile hier eine große Rolle spielt und das ist auch eine Qualität. Nur geht diese Faschismusparabel (so liest man ja überall) für mich nicht hundertprozentig auf..ein durchgehend interessanter, komplexer, auch anregender Film ist Das weiße Band dennoch auf jeden Fall. 8,2
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Three little devils jumped over the wall...

SutterCain

Zitat von: psychopaul am 14 Oktober 2009, 10:16:56
Haneke gewinnt schlußendlich die goldene Palme von Cannes, kann man hier somit einen seiner besten, wenn nicht gar besten Film bis jetzt erwarten? Nicht unbedingt, aber vielleicht seinen reifsten. Sehr erlesen inszeniert, deutlich weniger anstrengend als etwa noch Wolfzeit und Caché, aber gegenüber seinen früheren, radikalen Werken fehlt vielleicht doch etwas. Wobei gerade das Subtile hier eine große Rolle spielt und das ist auch eine Qualität. Nur geht diese Faschismusparabel (so liest man ja überall) für mich nicht hundertprozentig auf..ein durchgehend interessanter, komplexer, auch anregender Film ist Das weiße Band dennoch auf jeden Fall. 8,2

Dein Kommentar steigert noch meine Vorfreude, Paule. Ich hoffe, ihn Freitag endlich sehen zu können. Caché hat mich damals umgehauen. Das Funny Games Remake habe ich mir allerdings erspart. Insofern ist es ja der erste echte neue Haneke seit vier Jahren...sch**ß Warterei!

psychopaul

Servus!  :icon_smile: Schön zu hören!

Für mich war es sogar der erste Haneke im Kino!  :icon_eek:  :icon_redface:

Das Leben in dieser Zeit um 1915-18 rum hat er schon sehr gekonnt umgesetzt, es lohnt sich.
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SutterCain

Um es kurz zu machen: Ein großartiger Film! Haneke setzt dort ein, wo Caché auf den Stufen einer Schule endete. Das weiße Band ist auf allen Ebenen herausragend: Schauspieler (Ernst Jacobi als alter Erzähler ist das Tüpfelchen auf dem i), Kamera, Ton, Plot. Hier greift ein Teil perfekt ins andere. Psychopaul hat zwar vollkommen recht, der Film ist "weniger anstrengend" als die meisten anderen Hanekes, aber das macht ihn keineswegs weniger faszinierend. Im Gegenteil: Gerade durch die fast schon konventionelle Erzählhaltung gelingt es dem Film, den Zuschauer umso kräftiger in seinen (Würge-)Griff zu nehmen.

Die Blu-ray wird gepreordert :icon_mrgreen:

9/10

a deer

Warum traut sich hier eigentlich noch niemand zu sagen das der Film wirklich langatmig(/weilig?) ist?  :icon_mrgreen:
Im Ernst, selten hab ich mich im Kino so durchquälen müssen wie hier und auch wenn es sich gegen Ende doch gelohnt hatte, so bleibt das Erlebnis für mich höchst zwiegespalten. Sicher wird damit auch das Lebensgefühl in dieser grausamen Zeit an einem grausamen Ort wiedergespiegelt, aber das fast 150 Minuten lang ohne wirkliche Identifikationsfigur, "Spannung" etc.? Das einzige konventionelle Filmelement war ja eigentlich auch der Erzähler, den ich aber fürchterlich nervig fand. Sicher, es ist ein Haneke, ich wusste was mich erwartet und ja, ich war wirklich nicht in der richtigen Stimmung (dafür war es aber kostenlos  :icon_lol:), aber trotzdem, mehr als 7/10 kann ich fürs erste nicht geben und die kommen auch eher durch das Kopfkino nach dem Kino, wenn sich das Gesehene erstmal ordnet.

Der Film ist somit imo definitiv der anstrengenste Haneke, den ich bisher gesehen habe....

Suge Knight

Zitat von: a deer am 25 Oktober 2009, 09:32:53
Warum traut sich hier eigentlich noch niemand zu sagen das der Film wirklich langatmig(/weilig?) ist?  :icon_mrgreen

Vielleicht weil er es nicht ist? :icon_razz:

Für mich sind die zweieinhalb Stunden jedenfalls wie im Fluge vergangen, auch weil die meisten Szenen mit einer unterschwelligen Spannung aufgeladen sind. Im Endeffekt kommt es aber auch, wie du schon sagtest, auf die Stimmung und Tagesform an...mich hat der Film SEHR interessiert.
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'-----'

You come at the king, you best not miss

psychopaul

Naja, ich hab da schon ganz andere Sachen gesehen, dass ich den Begriff langatmig hier beim besten Willen nicht in Erwägung ziehen kann..  :icon_surprised: :icon_lol:

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Chili Palmer


Irritierend könnte höchstens sein, dass der Film nicht an Auflösungen interessiert ist, über die nahezu volle Lauflänge aber eben diesen Eindruck erweckt. Doch dann kommt die Schwarzblende, und es schwirrt einem der Kopf (Aussage der Hebamme, Verbleib diverser Personen, das allgemeine Whodunit), was aber nichts Schlechtes bedeutet, denn über die vermeintlichen Kleinigkeiten, die in diesem Film stecken, nachzudenken, erscheint mir sehr viel lohnender, als ihm einfach das Faschismus-Parabel-Etikett anzuheften, denn das würde die allgemeinen Aussagen der Geschichte, die für jede Zeit und jede Gesellschaft zutreffend sind, doch wieder sehr stark an eine bequeme so-war-das-halt-seinerzeit-Haltung binden.

Und, nebenbei mal wieder bemerkt: Schwarzweiß ist schon was Feines.
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Rollo Tomasi

16 März 2010, 11:03:12 #11 Letzte Bearbeitung: 16 März 2010, 11:19:41 von Rollo Tomasi (Telly Savalas)
SPOILERWARNUNG

Hab den Film gestern auf DVD gesehen und muss sagen: Ich bin begeistert!
Von vorne bis hinten einfach meisterhaft.
Ein Drehbuch, von dem man eigentlich denken müsste, dass es auf einem Roman basiert.
Die Kameraarbeit ist einfach nur faszinierend: Wie ist es möglich, so viel Intensität mit so wenig Bewegung zu erzeugen?
Völliger Verzicht auf schnelle Schnitte!
Und das gesamte Ensemble ist sensationell gut, ob das Klaußner als in seiner Profession gefangener Pfarrer, Bock als fieser Arzt, Lotar als verhärmte Haushälterin (Was war das für eine geile Szene zwischen den beiden, als er ihr sagt, was er von ihr hält!), Bierbichler als Verwalter, Tukur als Baron, Bensch als schüchternes, naives Kindermädchen, Friedel als der Dorflehrer, die Darstellein der Tochter des Arztes ist und vor allem: die Kinder! Wunderbar!
Da ist die Szene, in der die Tochter des Arztes ihrem Bruder erklärt, was "tot sein" heißt.
Oder der Sohn des Pfarrers, der einen Vogel pflegen und seinem Vater später den Vogel bringt, weil er so traurig ist.
Dann die älteren Kinder, die wie Geister immer in der Nähe sind, wenn Verdachtsmomente aufkommen: Martin, der sich an sich selbst vergriffen hat und dafür ans Bett gefesselt wird, Klara, die irgendwie eiskalt wirkt usw..
Hanecke hat selbst gesagt, dass er eine Geschite erzählen wollte, in dem die Kinder das strenge Verhalten der Eltern verabsolutieren. Durch dieses Verabsolutieren werde das Verhalten der Kinder pervertiert. Diese Pervertierung sei dann der Ursprung für Faschismus und jeder Form von Terrorismus. Er wollte also nicht nur einen Film über Faschismus machen.
Damit sagt er aber auch, dass die älteren Kinder für die Vorfälle im Dorf verantwortlich sind,, lässt in dieser Hinsicht keinen Interpretationsspielraum.
Was ich noch nicht überrissen habe, ist das Ende: die verrammelte Tür des Arzt-Hauses, die Haushälterin, die mit dem Rad zu Polizei will, der Arzt und der Sohn, die verschwunden sind.
Ist denen klar geworden, wer die Täter sind und sind deshalb abgehauen?
Aber vielleicht ist das nicht zu verstehen, solo der Zuschauer sich seinen eigenen Reim darauf machen?
Toll auch der Schluss, bei dem der Erzähler sich immer mehr in Mutmaßungen ergeht über den Arzt und die Kamera sich immer weiter vom Dorf entfernt, nach dem Motto: mit der Entfernung bzw. mit der vergangenen Zeit stimmt nur noch das, was man sich erzählt.
Wenn man mir hier den Schluss plausibel macht, geb ich 10/10, sonst 9/10.
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

Nibi

16 März 2010, 13:33:43 #12 Letzte Bearbeitung: 16 März 2010, 13:36:27 von Nibi
spoiler

Ich denke das Haneke dem zuschauer eine Menge Interpretationsspielraum gibt.

Ich habe das so für mich verstanden, dass Arzt und der behinderte Sohn ermordet wurden. Das sollte schon früher geschehen ist nur damals schief gegangen (Reitunfall, Folter des behinderten)
Was ich mir nicht so ganz erklären kann, wo sind die Kinder des Arztes? Wurden die auch ermordet oder halten sich diese versteck oder sind geflüchtet?
Die Haushälterin ist sicherlich geflüchtet und nie wieder zurückgekehrt, weil sie erkannt hat was im Dorf vor sich ging.

Das der Arzt mit seiner Familie und der Haushälterin geflüchtet ist halte ich für unmöglich aufgrund der Ereignisse im Film (massive Ablehnung des Arztes gegenüber seiner Geliebten).

Spoiler Ende


Mir hat der Film auch super gefallen. Das ist eine glatte 10/10. Perfekt gedreht, perfektes Drehbuch, hochklassige Darsteller!
-It's blood
-Son of a bitch

Rollo Tomasi

Wieder SPOILERWARNUNG

Zitat von: Nibi am 16 März 2010, 13:33:43
Ich habe das so für mich verstanden, dass Arzt und der behinderte Sohn ermordet wurden. Das sollte schon früher geschehen ist nur damals schief gegangen (Reitunfall, Folter des behinderten)
Was ich mir nicht so ganz erklären kann, wo sind die Kinder des Arztes? Wurden die auch ermordet oder halten sich diese versteck oder sind geflüchtet?
Die Haushälterin ist sicherlich geflüchtet und nie wieder zurückgekehrt, weil sie erkannt hat was im Dorf vor sich ging.
Das der Arzt mit seiner Familie und der Haushälterin geflüchtet ist halte ich für unmöglich aufgrund der Ereignisse im Film (massive Ablehnung des Arztes gegenüber seiner Geliebten).

Okay, ist natürlich möglich, dass Arzt und behinderter Sohn ermordet wurden.
Was die anderen Kinder des Arztes angeht, so könnte es ja möglich sein, dass die Haushälterin bemerkt hat, dass Arzt und behindeterter Sohn weg sind, und verstanden hat, dass die Kinder sie ermordet haben, dann das Haus verrammelt und die älteste Tochter mit dem kleinen Jungen wegeschickt hat und selbst mit dem Rad abgehauen ist. Bei der Polizei ist sie ja scheinbar nicht angekommen.

Aber im Grunde ist das auch gar nicht so wichtig.
Wichtig ist nur, dass der Krieg unmittelbar bevorsteht.
Man weiß halt nur, dass die Kinder vielleicht was damit zu tun haben und damit einen weiteren Schritt gegangen sind, um die zu werden, die ein paar Jahre später den Faschismus unterstützen.
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Vinyard Vaughn

16 März 2010, 18:49:36 #14 Letzte Bearbeitung: 16 März 2010, 18:51:51 von Vinyard Vaughn (OV Fascho)
Habe den Film auch vor ein paar Wochen im Kino noch mitgenommen und war auch erstmal geplättet und beeindruckt, aber

Zitat von: Rollo Tomasi (Telly Savalas) am 16 März 2010, 18:20:12
Man weiß halt nur, dass die Kinder vielleicht was damit zu tun haben und damit einen weiteren Schritt gegangen sind, um die zu werden, die ein paar Jahre später den Faschismus unterstützen.

Die spätere Unterstützung des dt. Faschismus auf sadistische, in der kleinbäuerlichen Provinz hochgekommene Gören zu schieben finde ich nicht nur naiv und banal sondern auch fatal. Ausgrenzung Anderer zB. ist nunmal eine Eigenheit der ganzen (Krankheit) Menscheit, nicht nur der Deutschen.
Zitat von: ForenregelnMaximalgröße für Bildsignaturen: 400x133 Pixel, 50 kb – nicht animiert!

When I see her on the street
You know she makes my life complete

Rollo Tomasi

Zitat von: Vinyard Vaughn (OV Fascho) am 16 März 2010, 18:49:36
Habe den Film auch vor ein paar Wochen im Kino noch mitgenommen und war auch erstmal geplättet und beeindruckt, aber

Zitat von: Rollo Tomasi (Telly Savalas) am 16 März 2010, 18:20:12
Man weiß halt nur, dass die Kinder vielleicht was damit zu tun haben und damit einen weiteren Schritt gegangen sind, um die zu werden, die ein paar Jahre später den Faschismus unterstützen.

Die spätere Unterstützung des dt. Faschismus auf sadistische, in der kleinbäuerlichen Provinz hochgekommene Gören zu schieben finde ich nicht nur naiv und banal sondern auch fatal. Ausgrenzung Anderer zB. ist nunmal eine Eigenheit der ganzen (Krankheit) Menscheit, nicht nur der Deutschen.

Ja, sicher, das wäre ziemlich platt.
Ich glaube auch nicht, dass der Film sagen will, dass der Faschismus nur durch diese Vorgänge auf dem Dorf entstanden ist.
Dazu gehört noch viel mehr: Armut, Feindbild usw.
Aber ich halte es für möglich, dass diese strikte Erziehung einige Leute positiv beeinflusst hat, den Faschismus gut zu finden.
Und ich denke auch nicht, dasss man Hanecke eine solch platte Weltsicht nachsagen kann.
Er sagt ja selbst, um das noch mal zu wiedeholen, dass die Verabsolutierung der Erziehung durch die Kinder den Nährboden für Faschismus und jede Art von Terrorismus bieten kann!
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

lastboyscout

Zitat von: lastboyscout am 31 Mai 2009, 02:19:50
Das hört sich mal sehr interessant an.
Ich kann nur hoffen, daß sich Sony Pictures Classic dem Streifen hier drüben annimmt, die sind meistens flott mit nicht-amerikanischen Produktionen.  :andy:

Ha, hab ich doch Recht behalten.  ;)
Und der Film hat seine Lobeshymnen definitiv verdient.
Wie man bei diesem Film von Langeweile sprechen kann ist mir ein absolutes Raetsel.
Da mir die Laufzeit vorher ehrlich gesagt nicht bekannt war, war das schon seltsam, denn der Film kommt einem keineswegs so lange vor. Zumindest ich wurde dermassen in seinen Bann gezogen, dass die Zeit wie im Fluge verging.
Das ganze oben schon erwaehnte zu wiederholen spare ich mir, hier passte einfach Alles.
9/10 Punkten
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Roughale

Zitat von: lastboyscout am 16 Juli 2010, 14:46:35...
Wie man bei diesem Film von Langeweile sprechen kann ist mir ein absolutes Raetsel.
...

Zitat von: SpläddaKiddieBoh ey alda, der ist farblos, hat weder Splatter, noch Autoverfolgungen oder Explosionen und die Weiber sehen auch fett second hand aus!

Nur damit du es weisst ;)

Ich stimme dir aber voll und ganz zu! Ein Film mit einer ganz besonderen Stimmung und irgendwie optisch poetisch!


esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

Butzemann

16 September 2012, 14:21:10 #18 Letzte Bearbeitung: 17 September 2012, 23:37:21 von Butzemann
Ich will mich den ganzen Lobeshymnen anschließen und habe meinen Vorrednern eigentl. nichts mehr großartig entgegenzusetzen und fand den Film einfach großartig und will mich zu den 10/10 hinreißen lassen.

Mich hat der Film dann doch noch ein paar Tage beschäftigt und irgendwie hatte ich das Bedürfniss, dass Ganze nochmal zu rekapitulieren bzw. aufzudröseln; also für alle die, die sich hier auch schon Gedanken zum Ende/Auflösung der Ereignisse gemacht haben, viell. sehen diejenigen noch ein bisschen klarer.

Ort: Eichwald
Zeit: 1913/1914




Handlungsstränge:

Spoiler: zeige

1. Handlungsstrang
- die Kinder und dessen Taten in Verbindung mit der Pastorenfamilie und deren Sitten/Bräuche

2. Handlungsstrang
- Verhältnis Arzt-Hebamme
- Arzt missbraucht Tochter
- Arzt flieht mit der Tochter, dem Sohn und viell. dem behinderten Karli?
- am Ende ist die Hebamme sehr aufgelöst und will unbedingt in die Stadt zur Polizei,
 nachdem sie von Karli erfahren hat, wer ihn so zugerichtet hat, will aber viell. nur den Arzt suchen um ihren Karli zurückzubekommen?

3. Handlungsstrang
- der Baron und die Baronin, Ehe angespannt aufgrund der Geschehnisse und der vorherrschenden Verhältnisse

4. Handlungsstrang
- Verhältnis Kleinbauernfamilie und Baron/Gutsverwalter

5. Handlungsstrang
- Romanze Lehrer und Eva
- kleiner Einschub: wie ich bei Eva's Vater an Detlev Buck denken musste um dann festzustellen, dass er es tatsächlich ist  :king:





Ereignisse und wie/wer sie begangen wurden/hat:

Spoiler: zeige

#1 Reitunfall
- Arzt, gespannter Draht, Schlüsselbein ausm Hals, Arm nicht intakt, ins Kreiskrankenhaus der Stadt
- Kinder haben das Seil gespannt, weil sie Nachts davor noch aus dem Haus gingen, die Mutter wie wahnsinnig vor Sorge
nach den Kindern suchte; daraufhin Klara und Martin gezüchtigt wurden und ihnen das weiße Band angesteckt wurde


#2 Frau des Kleinbauern, Arbeitsunfall
- vom Gutsverwalter abgezogen bei laufender Erntearbeit, hin zum Sägewerk, dort eingebrochen, weil morsches Holz
- ums Leben gekommen
- Misstrauen zwischen Kleinbauernfamilie und Baron/Gutsverwalter

#3 Sigi
- Erntedankfest, Sigi blieb unauffindbar, ging mit den Kindern weg
- Nachts suchte man ihn, und fand ihn im alten Sägewerk
- Gesicht nach unten festgebunden gewesen, Hose war heruntergezogen, und Hinterteil blutig von Rutenhieben

#4 Scheune brennt vom Gutshof
- Martin im Bett angebunden, die anderen Buben im Schlafraum
- Klara und die anderen Mädchen hätten die Möglichkeit gehabt
- aber warum die Scheune?
- daraufhin hat sich der Vater der Kleinbauernfamilie umgebracht
- viell. ein Sohn des Kleinbauern die Scheune angezündet, weil der erfahren hat,
 dass der Vater die Arbeit verloren hat, und nun die Existenz der Familie gefährdet/bedroht ist?

#5 Klara bringt den Vogel des Vaters um (Racheakt) -> nicht im Sinne der Ereignisse, jedoch bezeichnend für diese
- nach ihrem Ohnmachtsanfall in der Schule (wurde vom Vater an die Wand gestellt als Bestrafung), lag sie im Fieber, stand aber auf und durchsuchte
 im Arbeitszimmer den Schreibtisch des Vaters um eine Schere herauszuholen und den Vogel damit aufzuspießen

Erna (Tochter des Pastors) erzählt dem Lehrer von ihrem Traum:
- dem Karli soll was ganz schlimmes passieren, sowas wie dem Sigi, bloß schlimmer

#6 Karli wird gesucht und in der Nacht findet man ihn an einem Baum angebunden und zusammengeschlagen

"Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott,
der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied."

Lehrer äußert dem Pastor seine Vermutung, dass die Kinder des Dorfes, darunter natürlich seine Kinder für die Geschehnisse im Dorf verantwortlich sind.
Daraufhin droht der Pastor dem Lehrer, dass, wenn er dies öffentlich machen würde, er ihn bei der Schulbehörde anzeigen/anschwärzen würde





Spoiler: zeige

Für mich sind also die Kinder, im speziellen angeführt von der Klara, nicht an jedem Verbrechen schuld, aber im Besonderen an dem Reitunfall (Sünden des Arztes, der viell. seine Frau mit der Hebamme umbrachte und ein uneheliches Kind mit ihr hat (Karli), sollen bestraft werden), das Auspeitschen von Sigi (dieser, weil nicht so eine strenge Erziehung, wegen Faulheit und viell. Neid der Pastorenkinder bestraft wird), den Misshandlungen des Karli (mit Zitat aus dem alten Testament und dem Hinweis auf das Verhältnis zwischen Arzt und Hebamme weswegen der Karli die Strafe ertragen muss).
Desweiteren als oben genannte wichtige Zurschaustellung, das Umbringen des Vogels vom Pastor (der Racheakt für das an die Wand stellen vor den anderen Schülern), empfinde ich als wichtiges Versatzstück, welches dem Zuschauer nochmal verdeutlicht, zu was Klara im Stande ist.


Vielleicht habe ich ein bisschen Licht ins Dunkle gebracht, würde mich auch auf Antworten oder Ergänzungen freuen.

Version 2.0 [ http://blog-plus.de ]

Heimkino [ http://www.bluray-disc.de/blulife/heimkino/butzemann ]


"Von all den Dingen die mir sind verloren gegangen, hab ich am meisten an meinen Verstand gehangen"

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