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Ostalgie gerechtfertigt?

Begonnen von Rollo Tomasi, 8 Juni 2009, 18:23:37

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Rollo Tomasi

8 Juni 2009, 18:23:37 Letzte Bearbeitung: 8 Juni 2009, 19:04:19 von Rollo Tomasi (Telly Savalas)
Kurz zur Erklärung:

Wir haben bei einer Feier im Urlaub ein Pärchen kennengelernt, dass im Osten groß geworden ist.
Er war, wie er selbst sagt, in der Automobilindustrie (das hat er genau so gesagt) tätig.
Und sie war grade mit ihrem Studium der Betriebswirtschaftslehre (wusste gar nicht, das man das in der ehemaligen DDR studieren konnte) fertig, als die Mauer fiel.
Sie sagten, sie hätten plötzlich vor dem Nichts gestanden.
Sie hätte dann in einer westlichen Bank am Schalter Begrüßungsgeld auszahlen müssen und hätte es gehasst.
Beide sagten auch, dass die verloren gewesen wären, wenn sie nicht noch relativ jung gewesen wären.
So hätten sie noch mal von vorne anfangen können.
Er hat jetzt ein Reisebüro in Düsseldorf.
Sie sagten ganz deutlich, dass Sie die Wende nicht wollten, dass sie ihnen übergestülpt worden sei.
Sie sagten auch, dass sie keinerlei Berührung mit der Stasi hatten und dass sie in der DDR alles hätten sagen können, was sie wollten, auch, wenn ihnen mal was nicht passte.
Sie sagten, dass sie keinerlei Bedürfnis hatten, in den Westen zu reisen, sie hätten doch nach Jugoslawien oder nach Kuba gekonnt. Ihr Argument war: Nur weil es möglich ist, zum Mond zu fliegen, muss ich das doch nicht wollen.
Sie sagten, dass bei der Diskussion um die Todesschüsse von DDR-Grenzern vergessen würde, dass einige auch von westlichen Grenzbeamten erschossen worden seien, was aber totgeschwiegen würde.
Und sie sagten noch viele andere Dinge, die mir im Moment nicht einfallen wollen.

Wir haben das Pärchen im Urlaub bei einem feierlichen Abend als Tischnachbarn gehabt, und mit ihnen auch über obige Dinge diskutiert, soweit das möglich war.
Ich war so fassungslos über das, was ich da gehört habe, dass ich es eigentlich auf einen Streit hätte ankommen lassen wollen, aber ich habe mich dann, weil es eben eine Feier war, eines Beseren besonnen.

Also meine Frage geht an die ehemaligen Ossis hier:
Könnt ihr das, was die beiden gesagt haben, nachvollziehen?
Ist das Wahrheit oder Verklärung?
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

dekay

Die beiden haben einen an der Waffel. Ziemlich egoistisch - die anderen damaligen DDR-Bürger, die vielleicht nicht alles sagen konnten, was sie wollten (und dafür in Bautzen landeten), die vielleicht gerne mal Italien sehen wollten und die nicht die Propaganda glaubten ("einige auch von westlichen Grenzbeamten erschossen" :doof:), sind ihnen offensichtlich scheißegal. Und jetzt leben die ausgerechnet in Düsseldorf ...

dekay
WHAT DO YOU KNOW, DEUTSCHLAND?

Eric

Zitat von: dekay am  8 Juni 2009, 18:34:30
Und jetzt leben die ausgerechnet in Düsseldorf ...

... und betreiben ein REISEBÜRO!!!!
Mehr sage ich dazu nicht.
(Gibt wohl dort nur Reisen in den Ostblock)
Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

Ich hasse Menschen, Tiere + Pflanzen. Steine sind ok.

Neo

8 Juni 2009, 18:36:54 #3 Letzte Bearbeitung: 8 Juni 2009, 18:38:44 von Neo
da hast du auf jeden Fall welche getroffen, denen es aus ihrer subjektiven Sicht zum falschen Moment "getroffen" hat. In der Tat waren Erziehung und Bildung damals im Vergleich auf einem sehr hohen Niveau ... wenn auch das einem bestimmten (negativen) Zweck diente: der Gleichmachung, Gleichschaltung, mundtot Machen der Bürger. Sie konnten also aus ihrer Sicht all das "Gute" mitnehmen.

Auf jeden Fall ist das eine verklärte Ansicht. Das was die Diktatur damals alles als "Zuckerbrot" der Bevölkerung gegeben hat, hat sie mit der Peitsche sich wiedergeholt. Imho war der Staat damals der NS Diktatur bis auf den Rasismus und alles daraus resutierende sehr ähnlich: Uniformierung und Gleichschaltung der Bevölkerung, Keine Freien Medien, etc.pp

Wer heute noch meint, in der DDR war doch alles toll, dessen Gehirn gehört in die Psychatrie...

Neo

Zitat von: Eric (Entenmann) am  8 Juni 2009, 18:35:57
Zitat von: dekay am  8 Juni 2009, 18:34:30
Und jetzt leben die ausgerechnet in Düsseldorf ...

... und betreiben ein REISEBÜRO!!!!
Mehr sage ich dazu nicht.
(Gibt wohl dort nur Reisen in den Ostblock)


uahahahahaahahahahaha

Rollo Tomasi

Zitat von: Eric (Entenmann) am  8 Juni 2009, 18:35:57
... und betreiben ein REISEBÜRO!!!!
Mehr sage ich dazu nicht.
(Gibt wohl dort nur Reisen in den Ostblock)

Ja, er saß an anderen Abenden in der Bar und kippte sich Sherry rein und rauchte eine Zigarre.
Die Reisen, die das Reisebüro anbietet, gehen in erster Linie in muslimische Länder.
Sie haben u. a. von Reise nach Syrien erzählt und da sei es ja soooo toll.

Ich war der Meinung, dass beide eine ziemlich verquere Weltsicht haben und auch eine völlig irrationale Selbstwahrnehmung.
Aber wie gesagt: das wollte ich ihnen so auch nicht sagen, weil sie es ohnehin nicht verstanden hätten.
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

a deer

Also ich kann mir durchaus vorstellen, dass die den Schman, den die von sich geben, wirklich glauben. Freiheit ist anscheinend nunmal nicht wirklich was für jeden und wenn man zurückblickt blendet man ja auch öfters die ganzen negativen Aspekte aus, ich glaub das kennt jeder, nur das mit dem sich selbst bzw. andere hinterfragen, was bei der denkenden Bevölkerung dann hoffentlich geschieht klappt bei den oben erwähnten "Individuen" wohl nicht so richtig...
Aber wenn man nie gelernt hat für sich selbst zu denken.....

Die wählen bestimmt CDU oder Die Linke  :icon_mrgreen:

.sixer.

8 Juni 2009, 19:02:56 #7 Letzte Bearbeitung: 8 Juni 2009, 19:05:53 von Dr. Schreck
Zitat von: Neo am  8 Juni 2009, 18:36:54
da hast du auf jeden Fall welche getroffen, denen es aus ihrer subjektiven Sicht zum falschen Moment "getroffen" hat. In der Tat waren Erziehung und Bildung damals im Vergleich auf einem sehr hohen Niveau ... wenn auch das einem bestimmten (negativen) Zweck diente: der Gleichmachung, Gleichschaltung, mundtot Machen der Bürger. Sie konnten also aus ihrer Sicht all das "Gute" mitnehmen.

Auf jeden Fall ist das eine verklärte Ansicht. Das was die Diktatur damals alles als "Zuckerbrot" der Bevölkerung gegeben hat, hat sie mit der Peitsche sich wiedergeholt. Imho war der Staat damals der NS Diktatur bis auf den Rasismus und alles daraus resutierende sehr ähnlich: Uniformierung und Gleichschaltung der Bevölkerung, Keine Freien Medien, etc.pp

Wer heute noch meint, in der DDR war doch alles toll, dessen Gehirn gehört in die Psychatrie...

Sehe ich genauso.

Auch wenn in der DDR keine Massenvernichtung wie im Nationalssoziallismus stattfand, war sie doch ein menschenverachtendes System in dem z.B. Regimegegner, die u.a. wohl woanders hinwollten als Kuba, gefoltert, getötet oder anderweitig beiseite geschafft.
Das heißt aber für mich auch nicht, dass z.B. original Spreewaldgurken kein Kult sind. In Berlin gibt es doch so ein Ostalgie-Hotel. Ich finde das eigentlich ganz lustig/interessant. Wenn jemand ein Hotel im Stil der 30er, der selbstverständlich wesentlich mehr zu bieten hat als nur Nazikult, aufmacht, kräht doch auch keine Sau danach. Warum auch? Im Ostalgie-Hotel wird mit Sicherheit auch keines der DDR-Verbrechen schöngeredet.

EDIT: BTW  :arrow: Ich bin natürlich kein Ossi  :icon_lol: aber wir haben Roland Koch, der auch noch so viel besser ist  und deswegen immernoch weg muss :kotz:
"How do you know I'm mad?" said Alice
"you must be," said the cat, "or you wouldn't have come here."

Wir ham kein Strom,
wir ham kein Geld,
wir sind der geilste Club der Welt.

Neo

Spreewaldgurken gab es auch schon vor der DDR^^

:dodo: :dodo: :dodo:

Mr. Hankey

Es war nicht alles schlecht, aber eben vieles, was Neo und Schreck schon korrekt angesprochen und ausformuliert haben.

An etwas sehr gutes, an dass ich mich (der als 6-jähriger Pimpel die Wende erlebt hat) noch erinnern kann ist das Kinderunterhaltungsprogramm des DDR-Fernsehens. Man denke nur an die Spuk-Trilogie, Brummkreisel oder Clown Ferdinand! Und unser Sandmännchen ist (trotz Ullbricht-Gedenkbart) immer noch dem Wessi-Gegenstück Haushoch überlegen. :icon_mrgreen:
Wobei natürlich auch bei der Kinderunterhaltung vor Propaganda aufgepasst werden muss, welche hier aber glücklicherweise nicht so stark ausgeprägt war, wie bei so manch anderen Dingen!

Ergo Ostalgie ist in gewissen Maße sicher durchaus gerechtfertigt, jedoch sollte man sorgsam überlegen in welchen Bereichen und in welchem Umfang. Was das Urlauberpäärchen meint, schiesst jedenfalls weit über den gesunden Menschenverstand hinaus! :doof:
Ofdb-Filmsammlung
Aus visueller Sicht, das vielleicht beste BD-Erlebnis ever: Klick

Grimnok

Also ich hab die Ostalgiewelle anno 2002/03 schon nicht verstanden. Auch wenn zb mit Good Bye Lenin was gutes mit kam.
Aber das was du beschreibst is ja keien Ostalgie mehr, das is einfach nur ziemlich blind und doppelmoralistisch.
Ich wäre auch weggegangen oder zu nem anderen Thema, meine Freundin wäre wohl voll in die Diskussion eingestiegen :D
"Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety."

- Benjamin Franklin

https://www.youtube.com/watch?v=aFDkcaY3ZKo
http://www.howdoeshomeopathywork.com/

Rollo Tomasi

8 Juni 2009, 22:20:45 #11 Letzte Bearbeitung: 8 Juni 2009, 22:24:00 von Rollo Tomasi (Telly Savalas)
Sie sprachen auch von einem sehr engen Zusammenhalt und gegenseitiger Hilfe unter den Leuten und auch davon, dass jedes Kind einen Kindergartenplatz bekommen hat.
Sie haben gesagt, dass sie trotz der Freiheit, die sie jetzt haben, lieber wieder in der DDR leben würden.
Hätte nicht gedacht, dass mir das mal jemand sagt.
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

MMeXX

Naja, in Sachen Bildung und Kinderbetreuung war sicher einiges sehr gut. Natürlich immer eine Sache, welche Gedanken/Ziele dahintersteckten. Aber das Angebot an sich war sicher nicht das schlechteste.

Crumby Crumb & the Cunty Bunch

Bei der Bildung ist damals definitv einiges schief gelaufen - mit dem jetzigen System wäre '89 nämlich niemand auf die Barrikaden gegangen, weil alle mit Fernsehen beschäftigt gewesen wären. :algo:
'Are you talkin' to me? You talkin' to me?' - Raging Bull, Pacino. Love that movie!

Vinyard Vaughn

Nun habe von der scheiß DDR auch nur 5 Jahre mitbekommen bis die verdammte Wand die unser Land einst zerriß niederging und davon sind mir nur noch ein paar verschwommene Bilder aus dem Berliner Neubaughetto in Erinnerung, aber wenn mir die beiden auf der Straße begegnen würde ich meine Faust wahrscheinlich nicht kontrollieren können. Diese ganze Ostalgiekacke stößt mich ab und widert mich an; diese Art Personen kannste in dieTonne für Leute tretten die sich den Führer wieder wünschen.  :doof: Human Scum!

Meine Eltern haben auch keine negativen Erfahrungen mit der DDR Gestapo gemacht und trotzdem würden die sich nicht ums verrecken die Mauer wieder wünschen - mir klingt immer noch die Verachtung in der Stimme meines Vaters in den Ohren, wenn er mal erzählte.
Mir ist es schon verdammt unangenehm, wenn mich hier in FFM Leute fragen wo ich herkomme, deswegen muss man sich viel Spott und dumme Sprüche anhören zuweilen. 20 Jahre ist es nun her und immernoch werden dumme Wörter wie Ossi und Wessi benutzt...macht mich ehrlich gesagt krank.
Zitat von: ForenregelnMaximalgröße für Bildsignaturen: 400x133 Pixel, 50 kb – nicht animiert!

When I see her on the street
You know she makes my life complete

dekay

Zitat von: RolloSie sprachen auch von einem sehr engen Zusammenhalt und gegenseitiger Hilfe unter den Leuten und auch davon, dass jedes Kind einen Kindergartenplatz bekommen hat.

O ja! Gut, dass es kein Misstrauen gab, ob der solidarische Gesprächspartner nicht doch gleich zum Hausvertrauensmann (= Blockwart) geht mit dem, was ihm gerade gesagt hat. Gut auch, dass es nicht deswegen Kindergartenplätze für alle gab, um den Frauen mehr Freiheit zu schenken, sondern um die Kinder möglichst früh an den Staat zu binden!

ZitatSie haben gesagt, dass sie trotz der Freiheit, die sie jetzt haben, lieber wieder in der DDR leben würden.

Och, der Idiot hat doch ein Reisebüro - sicherlich kann er ein One-Way-Ticket für sich beide nach Nordkorea buchen!

ZitatHätte nicht gedacht, dass mir das mal jemand sagt.

Nun, Dummheit ist eine Volkskrankheit.

dekay
WHAT DO YOU KNOW, DEUTSCHLAND?

Rollo Tomasi

Zitat von: Vinyard Vaughn (OV Fascho) am  9 Juni 2009, 03:20:58
20 Jahre ist es nun her und immernoch werden dumme Wörter wie Ossi und Wessi benutzt...macht mich ehrlich gesagt krank.

Okay, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich das Wort "Ossi" im Ausgangsposting nicht verwendet.  ;)
Ich dachte, das würde nicht mehr so ernst genommen werden.
Ich wollte damit sagen, dass in erster Linie diejenigen angesprochen sind, die den Osten, wie er war, auch wirklich erlebt haben.
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

Bretzelburger

Da ich den umgekehrten Weg gegangen bin, nämlich von meiner Geburtsstadt Düsseldorf in den Osten, wo ich immerhin schon 18 Jahre lebe, kann ich Rollos Pärchen etwas nachvollziehen - zumindest geografisch. Eine solche Meinung habe ich allerdings bis heute hier noch nicht vernehmen müssen. Sicherlich ist etwas daran, dass sich die Menschen hier plötzlich an ein anderes System gewöhnen mussten, was definitiv Nachteile für Diejenigen bedeutet, die nicht besonders flexibel sind. Man denke nur an unsere Euro-Umstellung, die von Vielen immer noch mit DM-Vergleichen bewältigt wird. Das hatten die DDR-Bürger schon 1989.

Ich kann mich nur an eine Person erinnern (es war Mitte der 90er in Hoyerswerda), der dem alten System eine Träne nachweinte. Für besonders Gewitzte, die auch gut organisieren konnten, bot gerade das alte Verknappungssystem eine Menge Chancen. Da man von den Mieten die Häuser nicht sanieren konnte, gaben viele Hausbesitzer ihre Gebäude für fast nichts ab, weil sie froh waren, diese los zu sein. Einige haben davon natürlich auch profitiert. Es gibt da ein ganz einfaches Beispiel - man konnte sich eine abrissreife Bude, die aber auf einem zentralen Stadtgrundstück lag, günstiger erwerben als einen Trabbi, auf den man dazu noch viele Jahre warten musste. Man kann sich vorstellen, dass der frische Trabbi-Besitzer, der gerade 30000 hart ersparte Märker ausgegeben hatte (die nach der Wende immerhin noch 15000 "Westmark" wert gewesen wären) direkt nach dem Mauerfall nicht nur vor Glück gebrüllt hat. Solche Wenden erzeugen immer Verlierer und Gewinner - in diesem Fall allerdings nur in Ostdeutschland.

Die Mär von der Meinungs- und Reisefreiheit, bzw. dem Zusammenhalt unter der Bevölkerung war oft ein Diskussionsthema. Fakt ist, dass ich auch viele Westdeutsche kannte (und noch kenne), die sich weder für Politik interessieren noch den Urlaub ausserhalb deutscher Grenzen anstreben. Wer so denkt hat auch in einem repressiven System keine Probleme, wobei es in der DDR wesentlich schwieriger war, sich einer politischen Haltung zu entziehen, weil sie sämtliche Bereiche des bürgerlichen Lebens durchzog.
Ich kenne Viele, die nicht die Ausbildung machen durften, die sie wollten, oder nur unter schwierigen Bedingungen. Wer allerdings keine Ressentiments kannte, sein Fähnchen problemlos nach dem Wind hängte und auch sonst gerne den Opportunisten gab (eine Veranlagung, die weder in Ost noch West unterrepräsentiert ist), hatte natürlich auch in der DDR keine Probleme. Zumindest oberflächlich, denn wer ehrlich zu sich ist, wird zugeben müssen, dass es in einer Diktatur sehr viel leichter ist, ins Fettnäpfchen zu treten, selbst wenn man gar nícht oppositionell denkt. Demokratie ist im besten Sinne ein System, dass auch Fehler verzeiht, und gerade in den Bespitzelungssystemen, die von einer Diktatur gefördert werden, kann Niemand ausschließen, nicht plötzlich verdächtigt zu werden, weil er dem lieben Nachbarn nicht gefällt. Diese Situation war hier allgegenwärtig und wer das leugnet, muss schon sehr borniert sein.

Die Sache mit dem Zusammenhalt bedingte sich durch das System. Mehrfach wurde mir erzählt, wie aufregend und schön plötzliche Rock-Konzerte an verschwiegenen Stellen waren. Auch das man sich, dank vieler materieller Einschränkungen, gegenseitig half und hier wesentlich mehr Menschen vorhanden sind, die handwerklich viel drauf haben, ergab sich durch die äußeren Zwänge. Das der Zusammenhalt mit der Wende nachliess ist leider menschlich, hat aber nichts mit gut oder schlecht zu tun. Es steht Rollos "Ossi-Pärchen" übrigens frei, wieder nach Ostdeutschland zu kommen, denn das z.B. jedes Kind einen Kindergartenplatz hat, ist hier immer noch gewährleistet. Wer genau hinsieht, wird feststellen, dass einige Dinge von hier inzwischen auch als vorbildhaft für ganz Deutschland gelten. Das hat etwas (zu lang) gedauert und bedarf noch einiger Überzeugungsarbeit, hat aber mit Ostalgie oder gar dem alten System nichts zu tun.

Komplex betrachtet wird es immer (zumindest so lange sie leben) Menschen hier geben, die dem alten System nachweinen, weil es ihnen in der DDR auch objektiv besser ging und ihnen die sonstige gesellschaftliche Situation egal ist. Auch der Fakt, dass hier nur wenige Wahlmöglichkeiten bestanden und die Menschen vom Staat komplett begleitet wurden, kommt der Psyche Vieler entgegen. Nicht jeder kann etwas mit Freiheit anfangen. Was an Rollos Pärchen nur so ausgesprochen erschreckend ist, dass es sich um Menschen handelt, die es sowohl vom Alter, der Ausbildung (wobei das alte Ökonomiestudium der DDR hier nicht als Betriebwirtschaftsstudium anerkannt wurde, was gerade diese sehr systemkonformen Ausgebildeten verärgerte) und ihrem Erfahrungshorizont besser wissen müssten. Selbst wenn sie noch schöne Erinnerungen an die alten Zeiten hätten, müssten sie es heute einzuordnen wissen. Viele Menschen, die nach der Wende in den Westen gegangen sind, sind wieder zurückgekommen, weil hier ihre Heimat ist, aber nicht weil sie das alte System wieder haben wollen. Dann wäre es hier längst nicht so schön.

Rollo Tomasi

Jetzt, wo du es sagst, erinnere ich mich wieder:
Sie hat tatsählich gesagt, dass ihr Studium hier nicht anerkannt wurde!

Ich habe mich auch gefragt, warum sie denn dann nach Düsseldorf gezogen sind, wenn es im ehemaligen Osten so schön war.

Ich bin mit dir einer Meinung, wenn du sagst, dass manche Leute mit ihrer Freiheit nicht umzugehen wissen, dass sie lieber an die Hand genommen und geführt werden.
Aber die beiden gehören ja offenbar nicht zu dieser Gruppe, sie wussten ja offenbar mit der Situation umzugehen: Sie haben ein Reisebüro hochgzogen, machen selbst jetzt lange Reisen usw.
Umso verwunderlicher ist es wirklich, dass sie dich lieber wieder zum alten System zurück wollen.

Sie sagten wörtlich: "Wir waren zufrieden!"
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

Eric

Zitat von: Rollo Tomasi (Telly Savalas) am  9 Juni 2009, 13:20:44

Sie sagten wörtlich: "Wir waren zufrieden!"



"Zufrieden" ist allerdings in meiner Weltanschauung etwas anderes als "Glücklich"

Ich war/bin mit vielen Sachen auch "zufrieden" aber eben nicht "glücklich".

Kleiner aber feiner Unterschied.


Zitat von: Bretzelburger am  9 Juni 2009, 12:59:09
Da ich den umgekehrten Weg gegangen bin, nämlich von meiner Geburtsstadt Düsseldorf in den Osten, wo ich immerhin schon 18 Jahre lebe, kann ich Rollos Pärchen etwas nachvollziehen - zumindest geografisch.

Wenn du JETZT auch noch sagst, dass du in D-Dorf ein Reisebüro betrieben hast schmeisse ich mich weg. ;o)
Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

Ich hasse Menschen, Tiere + Pflanzen. Steine sind ok.

Bretzelburger

Das viele Leute zur damaligen Zeit "zufrieden", vielleicht sogar "glücklich" in der DDR waren, ist vorstellbar, denn solche Gefühle sind ja nicht unbedingt abhängig von Rahmenbedingungen, sondern von persönlichen Empfindungen. So etwas kann man immer ausdrücken, aber das hat nichts damit zu tun, dass man damit ein repressives System rechtfertigt. Genauso wie es umgekehrt nichts mit der Demokratie zu tun hat, wenn ein Einzelner heute unzufrieden ist. So etwas auf Äußerlichkeiten zu schieben, hinterlässt bei mir immer den Eindruck mangelnder Selbstkritik - egal in welchem Teil des Landes.

Alle diese Argumente bringen mir aber Rollos "Ost-Pärchen" nicht näher, für deren Denkweise ich keine Erklärung finde. Vielleicht liegt das daran, weil ich kein Reisebüro habe (und auch nicht in Ddorf hatte) ,um mich in einen solchen Menschenschlag hineindenken zu können.

subhero

So, ich äußere mich auch mal. Ich habe die DDR bis zu meinem 14. Lebensjahr erlebt. Und ohne Rückschlüße auf das System zu ziehen, ich hatte eine glückliche und zufriedene Jugend, von den üblichen "Problemen" wie Scheidung der Eltern usw., die auch Kinder in anderen Ländern hatten, einmal abgesehen. In meiner jugendlichen Unbekümmertheit, habe ich das System der DDR auch nicht als das Unterdrückersystem wahr genommen, wie ich dies später tat. Meine Schulzeit war super, und da ich mich engagiert habe (als Klassensprecher oder im Freizeitbereich in der Pionierorganisation), habe ich auch keine Probleme politischer Natur gehabt, da ich ja gut intergriert "wurde" und war. So verbinde ich mit meinem Leben in der DDR zuerst einmal glückliche Gefühle, die aus einer unbeschwerten Kindheit herrühren. Meine Mutter hat mich auch immer von politischen Sachen ausserhalb der Schule bewußt fern gehalten, auch wenn wir ARD geschaut haben.
Auch habe ich nie erlebt, dass es uns an etwas gemangelt hätte. Meine Großeltern, bei denen wir gelebt haben, hatten einen riesigen Garten, Felder, Tiere, waren also Bauern und somit zu einem großen Teil in Sachen Lebensmittel, Selbstversorger. Sicher hat man mich auch nicht merken lassen, wenn etwas schief lief im Staate. Oder anders, auch mein Großvater war sehr Staatstreu und z.B. in den Kampfgruppen aktiv. Ich habe das natürlich aus Erziehungsgründen alles als so gegeben hingenommen. Und ich möchte nichts davon missen, da es ja für mich nicht schlimm war. Weder in der Schule noch im privaten Bereich hatte ich etwas auszustehen. So können also nur positive Gefühle da sein. Letztendlich war ich ja auch rund herum abgesichert von der Kindergrippe an bis zur Schule. Der freie Fall kam nach der Wende, die bei mir in die Zeit des Schulabschlusses fiel.
Zur Wende bin ich auch gleich auf die Montagsdemos gegangen (mit ca.14) und keiner hat mich aufgehalten. Da habe ich dann auch die ersten Berühungspunkte mit dem Unrechtssystem gehabt. Später kamen natürlich mehr Infos dazu, und meine Ansichten über das System DDR änderten sich (fast) grundelegend.

Was hat das jetzt mit Ostalgie zu tun?

Nun ja, ich finde es nicht schlimm, wenn jemand sagt, er hatte eine schöne Zeit und ein angenehmes Leben in der DDR. Denn dies kann ja durchaus sein, hat aber nichts mit Verklärung oder Verherlichung der DDR zu tun, sondern beruht auf persönlichen Erfahrungen. Schlimm wird es aber erst dann, wenn man die eigenen Erfahrungen für Allgemeingültig erklärt und auch auf die Menschen überträgt, die unter dem System gelitten haben. Hier sollte man dann soweit Einsicht zeigen und sich sagen: OK, war eben doch nicht alles gleich und schon gar nicht alle Menschen gleich. Von einer Gleichbehandlung aller ganz abgesehen. Eine wie im 1. Post genannten Ansicht, verhöhnt die Opfer des Systems.

Deshalb sollte im Falle des Begriffs "Ostalgie" folgendes Unterschieden werden:

- Persönliche Eindrücke, abseits von Politik und Repression, die Mensch, warum auch immer, nicht wahr genommen hat, und deshlab recht glücklich vor sich hin lebte. Da zu sagen, ich war glücklich, ist keine Ostalgie, sondern ein Teil der eigenen Lebensgeschichte, die sich nun mal nicht verleugnen läßt. Es wäre dumm von mir zu sagen, mir ging es scheiße, ständig stand die Stasi vor der Tür, meine Eltern hatten nur Streß mit dem Staat usw, wenn dies nicht der Fall war.

- Die Mikrokosmos DDR ansich. Diesen auf politischer ebene zu verherrlichen und zu verharmlosen, sowie Sachen wie "der Mauer", "der Stasi", "den Spreewaldgurken" oder "der abgesicherten Arbeit" hinter trauern, ist Ostalgie. Geht dies einher mit dem Wunsch, dies alles wieder haben zu wollen, ist das Ostalgie, die nicht zu rechtfertigen ist.

- Erinnerungen, die relativ harmlos sind, an ein System, welches dies auf keinen Fall war, aufrecht zu erhalten, ist auch Ostalgie, aber in einer Form, die niemanden weh tut. Damit sind die ganzen Ostalgie-Shows mit Musik, Kleidung, TV usw. gemeint, die einfach nur das Leben in der DDR beleuchten. Da ist nix dran auszusetzen, solange dabei nicht verklärt und verallgemeinert wird. Man sollte auch einen Staat wie die DDR, nicht einfach mit all seinen Kulturen Hintergründen vergessen. Schließlich ist dies ein Teil deutscher Geschichte, wie die NS-Zeit - über welche wesentlich mehr Berichte und Sendungen im TV laufen, als über die DDR, und die hat 40 Jahre und das 1000 jährige Reich nur 12 Jahre existiert.


satan

Also wie man sicher schon mitbekommen hat bin ich auch ein Kind der DDR. Als die Wende losging war ich 16. Ich muss da subhero schon zustimmen. Auch ich kann sagen, dass ich eine unbeschwerte Kindheit hatte, und ich bin nie mit irgendwelchen Politorganen in Konflikt gekommen. Ich sage immer: Ich hatte (mehr oder weniger) das Glück beide Systeme kennenzulernen. Und nein meine Familie war weder in der Partei geschweige in der Stasi. Das heißt: wir waren auch nicht privilegiert. Ich durfte Westfernsehen/-radio gucken/hören, am nächsten Tag in der Schule darüber diskutieren, hatte Verwandte drüben, war nicht zur Jugendweihe und bin noch aus der FDJ ausgetreten. In die Pioniere ist man einfach reingerutscht. Ich mag auch diesen Spruch nicht früher war alles besser. Aber es war auch nicht alles schlecht. Wir waren ja nicht Nordkorea.
Es fing mit ganz banalen Sachen an, die teilweise schon genannt wurden: Kindergarten, Kinderfernsehen, Sandmännchen, oder kostenfreie Medikamente auf Rezept. Das soziale System funktionierte schon. Sicher es wurde auch viel Scheiße gebaut und es sind Leute in Bautzen verschwunden. Und es gibt sicher auch ne ganze Menge an Menschen die mit Grauen zurückdenken. Vielleicht bin ich auch in der Zeit groß geworden, in der es schon lockerer zuging.
Ostalgie ist schon gerechtfertigt. Wenn ich bedenke, wie in kürzester Zeit die DDR von der Bildfläche verschwand..... die Zeit für eine Wende war schon gekommen.... aber irgendwie konnte man sich nicht richtig verabschieden. Hört sich komisch an, is aber so.
Aber um nochmal auf Rollo's Pärchen zurückzukommen. Der Begriff Automobilindustrie ist schon etwas fehl am Platz. Die Bedürfnisse nicht in den Westen reisen zu dürfen kauf ich auch nicht ab. Die hatte ich schon. Kuba oder Jugoslawien hätten mir nicht gereicht. Ich wollte schon mal nach Berlin (West). Und es war schon geil und traurig vom Berliner Fernsehturm den Reichstag oder die Siegessäule zu sehen. In einigen Aussagen werde ich das Gefühl nicht los, ihre Eltern waren bei "Horch und Guck", und die beiden waren bestimmt immer total dufte Gruppenratsvorsitzende.
In diesem Sinne: Seid bereit! Immer bereit. ;)
"... und schon ritze ich wieder an den Lebenslinien meiner Hand herum." (Das Ich: "Ein Tag vergeht")

shellat

ZitatOstalgie ist schon gerechtfertigt. Wenn ich bedenke, wie in kürzester Zeit die DDR von der Bildfläche verschwand..... die Zeit für eine Wende war schon gekommen.... aber irgendwie konnte man sich nicht richtig verabschieden. Hört sich komisch an, is aber so.

Das kann ich gut nachvollziehen, selbst als "Wessi"! Trauerbewältigung, das fällt mir dazu ein, hat wohl für einige nicht stattgefunden, klingt zumindest psychologisch plausibel.


"Elucidarium: Dino-Idiotica"

http://elucidarium.bplaced.net/

Travelling Matt

10 Juni 2009, 13:26:57 #24 Letzte Bearbeitung: 10 Juni 2009, 13:28:28 von Travelling Matt
Zitat von: Neo am  8 Juni 2009, 18:36:54
Imho war der Staat damals der NS Diktatur bis auf den Rasismus und alles daraus resutierende sehr ähnlich: Uniformierung und Gleichschaltung der Bevölkerung, Keine Freien Medien, etc.pp

Und bis auf KZs und Vernichtungslager, einen Weltkrieg mit 50 Millionen Toten, ein völlig anderes Menschenbild, die Tatsache dass die Nazis viele Menschen eben nicht zu (vermeintlich) besseren Mensch erziehen, sondern ganze Bevölkerungsgruppen auslöschen wollte (Juden, Sinti & Roma, Behinderte, "Asoziale", ...) oder Todesstrafe und Folter in einem ganz anderen, alltäglicheren Ausmaß gab als in der DDR, ... (und genaugenommen auch noch die Tatsache, dass das DDR-Regime nicht durch Wahlen an die Macht gekommen ist  :icon_confused:).

Ohne Stasi 1.0 & Co. verharmlosen zu wollen (!): NS-Staat und DDR hatten zwar die Gemeinsamkeit, dass es autoritäre Staaten waren, und die jeweilige Führung möglichst große Teile der Bevölkerung unter ihrer umfassenden Kontrolle haben wollte (mit der Folge, dass es z.B. keine Gewaltenteilung gabe), aber in ihren Mitteln und Zielen haben sie sich eben doch noch grundsätzlich unterschieden.

satan

Zitat von: shellat am 10 Juni 2009, 03:01:31
ZitatOstalgie ist schon gerechtfertigt. Wenn ich bedenke, wie in kürzester Zeit die DDR von der Bildfläche verschwand..... die Zeit für eine Wende war schon gekommen.... aber irgendwie konnte man sich nicht richtig verabschieden. Hört sich komisch an, is aber so.

Das kann ich gut nachvollziehen, selbst als "Wessi"! Trauerbewältigung, das fällt mir dazu ein, hat wohl für einige nicht stattgefunden, klingt zumindest psychologisch plausibel.



Fairer Weise muss ich zugeben, die Träne im Knopfloch kam später. Für uns jungen Hechte - ohne Weitsicht - war das natürlich ein Abenteuer: auf Demo gehen, die Angst im Nacken "Die Internationale" singend. Es hätte auch wie in Rumänien kommen können. Das Paradies öffnete sich dann am 01.06.90 mit der Währungsunion, wo quasi über Nacht sämtliche DDR Konsumgüter gegen westliche getauscht wurden. Gut so viele hatten wir ja auch nicht. ;) Ich empfand diese Zeit 89/90 als unglaublich spannend, aufregend und vielleicht auch unbeschwert. Ein Gefühl, was sich bei mir bis heute nicht mehr eingestellt hat und sicher auch nicht mehr einstellen wird. Natürlich war man sich mit 16/17 dieser Tragweite nicht bewusst. Es wurde die Schule geschwänzt, weil wir alle mal gucken fahren wollten. Es gab keine Konsequenzen. Ich meine, es ging ja ein ganzes Land den Bach runter.
Und das alles ist schon wieder 20 Jahre her.
"... und schon ritze ich wieder an den Lebenslinien meiner Hand herum." (Das Ich: "Ein Tag vergeht")

Crumby Crumb & the Cunty Bunch

Interview mit Sebastian Krummbiegel zu dem Thema.
'Are you talkin' to me? You talkin' to me?' - Raging Bull, Pacino. Love that movie!

Roughale

Da habt ihr ja mein Lieblingsthema ausgegraben ;) Ixch bin mit dem Osten als Feind aufgewachsen, was war das denn, wenn wir mal am Wochenende ins Grüne fahren wollten, dann musste man stundenlang Transitautobahn fahren, sich dem Grenzstress aussetzen (inkl. regelmässiger Autoteildemontagen weil mein Vater mal wieder einen blöden Spruch machen musste) - somit machte man diese Fahrten eher nur im Urlaub, das war schon schlimm genug. In ihrer politischen Grausamkeit machte das Grenzerpack (wo sind die nach der Wende geblieben?) auch nicht vor Kindern halt, so wurden Comics beschlagnahmt (Fix und Foxi, weil der "Kauka ja ein ganz böser Nazi war!" O-Ton Grenz-Sachsen-Sau) und so weiter...

Zum Glück hatten wir auch Verwandte in der DDR wodurch man auch die andere Seite kennen lernen konnte. Aber in der Schule waren einige Kinder von Eltern, die in der ständigen Vertretung (also Diplomaten) arbeiteten und da bekam man einiges mit, ein Vater ertappte zwei Stasimitarbeiter in seiner Wohnung beim Wanzen verteilen, etc...

Neben allen guten Sachen, die es mit Sicherheit gab, ist es aber trotzdem absolut falsch, der Zeit nachzutrauern, wer das macht, sollte sein eigenes Land weit weg bekommen und dann ist endlich Ruhe. Ob und wie die Wiedervereinigung besser hätte ablaufen können, weiss ich nicht, eventuell war es doch nur so möglich...

"Früher war alles besser!" ist sowieso immer ein blöder Spruch...

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

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