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Detlev Buck: Same Same But Different

Begonnen von Blonder, 21 Januar 2010, 16:00:17

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Blonder

Hallo,
gibt es einen Thread zu Detlev Bucks neuem Film? Dann diesen Thread bitte löschen.

Ich kenne das Buch der realen Geschichte von Benjamin Prüfer, und hatte etwas Mühe, mich da durchzuarbeiten. Über einen Film wußte ich bisher nicht viel. Die Kritiken der überregionalen Zeitungen fallen nicht schlecht aus. Unten eine Kopie und link der Süddeutschen.

Hat jemand den Film gesehen?
Mich würden Meinungen aus dem Forum sehr interessieren.

greez, Blonder



http://www.sueddeutsche.de/,tt6m1/kultur/587/500850/text/

     
Im Kino: ''Same Same But Different'' Elefant im Minenfeld

21.01.2010, 10:012010-01-21T10:01:00 CEST+0100


Von Evelyn Vogel

Eine wahre Geschichte: Ein Backpacker verliebt sich in eine Prostituierte in Kambodscha. Was tun, wenn die große Liebe Aids hat?
Same same but differentBild vergrößern

Der 22-jährige Benjamin (David Kross) trifft Sreykeo (Apinya Sakuljaroensuk) in einer Bar. Für Ben scheint es ein ganz normaler Urlaubsflirt à la Kambodscha zu werden. Foto: Filmverleih

Liebe - dieses große Wort, mit seinem Willen zum Besonderen, der Hoffnung auf Ewigkeit. Alle wollen diese eine, wahre Liebe, doch für jeden ist sie anders - "same same, but different" eben. Diese asiatische Wendung lieferte den Titel für den neuen Film von Detlev Buck, und es beschreibt auch die Beziehung zwischen dem Deutschen Ben und der Kambodschanerin Sreykeo, von der hier erzählt wird: Liebe ist Liebe, egal wie unmöglich und zum Scheitern verurteilt sie erscheint.

Also versuchen die beiden, diese Liebe zu leben, trotz aller Hindernisse - wie ein durch ein Minenfeld schreitender Elefant. Wäre es nicht eine wahre Geschichte, die da verfilmt wurde, man wäre geneigt, sie dem Filmemacher um die Ohren zu hauen: zu unwahrscheinlich, zu konstruiert, völlig abgedreht.

Einen völlig abgedrehten Urlaub, das ist es, was Ben und sein Freund Ed suchen, als sie als Backpacker nach Kambodscha reisen. In ein Land, das durch eine rasante Modernisierung innerhalb von nur zwei Jahrzehnten aus dem Steinzeitkommunismus Pol Pots und seiner Roten Khmer ins 21. Jahrhundert katapultiert wurde - aber in dem diese Gegensätze noch immer auf Schritt und Tritt sichtbar sind. Ganz besonders auch im Jahr 2003, als Benjamin Prüfer dorthin reiste. Einige Zeit danach hat der junge Hamburger seine Geschichte für ein Magazin aufgeschrieben, 2007 hat er diese ungewöhnliche Lebensgeschichte unter dem Titel "Wohin du auch gehst" als Buch veröffentlicht (Scherz Verlag).

Im Buch nervt der von Naivität geprägte Tonfall irgendwann, im Film ist Detlev Buck und seiner Drehbuchautorin Ruth Toma eine klare, einfache, aber eindringliche Erzählweise gelungen, die in sehr präzise, atmosphärisch dichte, mitunter auch lyrische Bilder umgesetzt wird. Licht und Farben zeichnen die perfekte Szenerie.

Da sind die sonnengrellen Tage voller Hitze und Lärm, die den kambodschanischen Alltagswahnsinn kennzeichnen, aber auch jene voll steriler Kälte, wenn es um Sreykeos Krankheit geht oder um Bens Arbeitsplatz in Deutschland (wo ein glänzender Jens Harzer den aalglatten, zynischen Bruder von Ben gibt). Da sind die leuchtend-pulsierenden Nächte, durch die die Menschen mal grell und laut jagen, dann wieder einsam und verloren dahintreiben. Dazu die erregende Musik von Konstantin Gropper, die den Drive Phnom Penhs aufnimmt und verstärkt.

In der kambodschanischen Hauptstadt leben Ben (hervorragend gespielt von David Kross) und Ed (Stefan Konarske) zunächst das klassische Traveller-Leben. Großartig, wie Buck das Backpacker-Milieu auf die Leinwand bringt. Tagsüber abhängen am "Lake", einer Ansammlung von Gästehäusern im Norden Phnom Penhs, die Gleichförmigkeit sinnlos-endloser Selbsterfahrungstrips in der Hängematte unterbrochen nur durch den Besuch einer Shooting-Ranch, wo (tatsächlich so geschehen!) schon mal eine Kuh aufs Feld getrieben wird, damit die jungen Westler ein Ziel haben, um die Panzerfaust auszuprobieren.

Abends trinken und abtanzen im "Heart of Darkness", dem bekanntesten Club der Stadt - mit Gras und Pot, Koks, Pillen und Härterem. Die Mädchen, die in diesen Clubs herumhängen, sind nicht nur begeisterte Billard-Spielerinnen. Irgendwann landen die meisten der westlichen Touristen mit einer von ihnen im Bett.

So beginnt es auch für den 22-jährigen Benjamin, der Sreykeo (sehr überzeugend die thailändische Schauspielerin Apinya Sakuljaroensuk) in einer Bar trifft. Für Ben scheint es ein ganz normaler Urlaubsflirt à la Kambodscha zu werden. Wie sehr à la Kambodscha, das erfährt er erst einige Wochen später, als er, längst wieder in Deutschland, von Sreykeo hört, dass sie HIV-positiv ist. Bens eiligst vorgenommener Test fällt negativ aus. Ein Urlaubsabenteuer, das noch mal gut ausging?

Hier könnte die Beziehung enden - "same same, no different", wie man in Kambodscha sagt. Aber Ben steht weiter zu Sreykeo und ist bereit, alle Hindernisse zu überwinden. Fast wie in einer der Eingangsszenen, als Ben und Ed von der Shooting-Ranch zurücklaufen, weil ihr Tuk-Tuk liegengeblieben ist, und einen Mann nach dem Weg nach Phnom Penh fragen. "Phnom, Phnom, Phnom, Phnom" deutet der in alle Himmelsrichtungen - Phnom bedeutet Hügel. Und Ben muss nicht nur an diesem Tag Hügel überwinden, um an sein Ziel zu kommen. Er spürt, dass Sreykeo die große Liebe seines Lebens ist, mit einem Absolutheitsanspruch, der angesichts von Aids eine ganz andere Bedeutung erlangt. Davon erzählt der Film ganz wunderbar.

Er erzählt auch von dem anderen Leben, in das Ben in Kambodscha eintaucht. Während die meisten Backpacker ihre Welt am See und in den Clubs kaum verlassen, lässt Ben sich auf eine echte Beziehung mit Sreykeo ein, kümmert sich um sie, geht mir ihr zum Arzt. Er zieht sogar zu ihr in die viel zu kleine, für die ganze Familie viel zu enge und total heruntergekommene Sozialbauwohnung in dem berüchtigten Gebäuderiegel "La Building", um den normalerweise jeder Backpacker einen großen Bogen macht.

Er gibt ihr Geld für die Familie, die sie - wie üblich in Kambodscha - mit zu versorgen hat. Auch wenn Prostituierte als Ausgestoßene der Gesellschaft gelten, die Familien nehmen ihr Geld nicht nur, sie fordern es schließlich sogar von ihnen, nach dem Motto: Wenn wir schon deine Schande mittragen müssen, dann können wir auch von deinen Einkünften leben. Und mit der gleichen Selbstverständlichkeit fordert Sreykeo, die sich nach nichts mehr als nach einer eigenen Familie sehnt, Geld von Ben, den sie nicht als ihren Freier ansieht, sondern als ihren zukünftigen Ehemann.

Detlev Buck ist mit "Same Same But Different" ein anrührend-intensiver Liebesfilm gelungen, in tollen Bildern und ohne falsche Töne. Weder lässt er sich auf übersteigertes Pathos ein, noch versucht er mit schrägem Humor gegen die Emotionalität dieser ungewöhnlichen Liebesgeschichte anzugehen. Darüber hinaus hat er auch ein schönes Sitten- und Genrebild der kambodschanischen Gesellschaft und der westlichen Backpackerszene geschaffen.

SAME SAME BUT DIFFERENT, D 2009 - Regie: Detlev Buck. Buch: Ruth Toma. Nach dem Buch von Benjamin Prüfer. Kamera: Jana Marsik. Musik: Konstantin Gropper. Mit: David Kross, Apinya Sakuljaroensuk, Stefan Konarske, Jens Harzer. Delphi, 107 Minuten.



@Tuco: "Gott ist nicht mit uns. Er haßt Idioten wie Dich!"

EvilErnie

Also ich fand Kross von Buck schon in KNALLHART genial! Diese Story interessiert mich aber nicht sonderlich!
,,Der Director's Cut erweist sich nicht nur als die filmisch bessere Version, sondern auch als die einzig logische." (Blade Runner)

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Ich hab ne Sprengkapsel im Kopf! Du musst mich töten sonst sterb ich! (Ethan Hunt)

Moonshade

War nicht uninteressant, aber begeistert bin ich auch nicht.

Daß es eine wahre Geschichte ist, erfährt man erst praktisch beim Schlußbild (was auch angenehm sein kann).
Vieles ist typisch lakonisch Buck, die Love Story schwebt praktisch im Nichts, um jedes Klischee zu vermeiden und man weiß oft nicht, ob es jetzt Liebesgeschichte, Aids-Drama, Culture Clash oder Zivilisations- und 1./3.Welt-Problematik darstellen soll.

Der Film ist sehr unaufdringlich, allerdings bisweilen dermaßen, daß man sich schon fragt, was das Ganze auf Film denn nun eigentlich soll. Die gute Kambodschanerin haucht sich durch ihre Dialoge, Cross fand ich in seiner schlaksigen Dauerunsicherheit meistens nervig und sonst nuscheln sich die sonstigen Beteiligten durch den Film, die jeweiligen Halbminutenauftritte von Adorf und Dittrich irritieren mehr, als das sie helfen.

Da darf und muß sich jeder rausnehmen, was ihm gefällt, obs im Ganzen schmeckt kann ich echt nicht entscheiden, satt gemacht hat es mich nicht. Es ist nicht schlecht, aber all das was es ist, ist es nie so ganz - und es sollte wenn, dann schon emotional packen, dafür sind mir die beiden Hauptdarsteller aber zu schwammig.

"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

Blonder

... erstmal vielen Dank für die Einschätzung, moonshade. Da ich Deine reviews seit Jahren lese (das kannst Du ja nicht wissen  :icon_mrgreen: ;) ) hab ich jetzt einen zusätzlichen Einblick, den ich gut verwerten kann. Ausschließlich auf das Feuilleton der überregionalen Journaille verlasse ich mich nicht. Da werden mitunter kunstfertige Filmchen hochgejazzed, bei denen ich Mühe habe, nicht einzuschlafen.

Fazit: Ich würde mich über weitere Meinungen freuen, und behalte den Streifen erstmal auf dem Ticker.
(Vager Tipp - den Film besorge ich später als DVD und sehe den zuhause mit Frau und den grossen kids mal an.)
@Tuco: "Gott ist nicht mit uns. Er haßt Idioten wie Dich!"

Moonshade

Ich wollte auch nicht sagen, daß er schlecht ist, er ist nur sehr ungewöhnlich inszeniert und für mich wirken die vielen Themenanrisse ganz schön, aber skizzenhaft - und die Love Story...ist eben irgendwie anders, das läßt sich mit einer gewöhnlichen Erwartungshaltung an sowas nicht so ganz erfassen.
Ob das gut oder schlecht ist, will ich nicht entscheiden - es ist auf jeden Fall mal anders (ist das jetzt gut?).
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

Blonder

... aus der Kenntnis der Realgeschichte laut zuvor herausgegebenem Buch, geschrieben vom jetzigen Ehemann himself kann man sagen:

Die love-story ist gewiß anders!

Da ich drei Töchter habe, die klar denken können, werde ich wahrscheinlich bald mit vier Frauen vor unserer häuslichen Leinwand sitzen  :icon_mrgreen:

@Tuco: "Gott ist nicht mit uns. Er haßt Idioten wie Dich!"

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