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Der Musical Thread - Singin in the Rain

Begonnen von digdog, 23 September 2010, 22:59:58

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digdog

23 September 2010, 22:59:58 Letzte Bearbeitung: 3 Oktober 2010, 21:49:38 von digdog
Hallo, Leute. Dies könnte ein Thread für alle werden, die das Musical und Dance/Tanz Filme lieben. Davon gibt es mittlerweile mehr als genug. Angefangen von Eleanor Powell über Fred Astaire bis hin zu Patrick Swayze und John Travolta gibt es Hunderte von Beispielen für perfektes Tanzen.
Ich fange mit Ruby Keeler an. Das waren die allerersten Hollywood Musicals aus den 30er, 40er Jahren und die Kinos waren um jede Uhrzeit voll!
Ruby Keeler war der erste Musical Star seiner Zeit und brachte es auf ein rundes Dutzend von Filmen.
Hier ein Ausschnitt aus dem Musical "Ready willing and able" aus dem Jahre 1937!

Ruby Keeler in Ready, Willing & Able


digdog

Fred Astaire war wohl der beste Tänzer der jemals gelebt hat! Seine Choreographien bereiten heute geübten Tänzern noch Kopfschmerzen. Eine seiner klassischen Nummern, an die sich jeder erinnern wird, der sie einmal gesehen hat, war die Nummer aus dem Film "Royal Wedding". Zum ersten Mal wurde hier ein Trick verwendet, den sich selbst heutige Kameraleute nicht erklären können. Entweder dreht sich der Kameramann, oder Fred bewegt sich. Um es einfacher zu machen, stelle ich mal einen Clip rein, der das angeblich erklärt. Auch wenn man den Clip sieht, kann man es trotzdem nicht erklären.

Here it comes:

Astaire Unwound (ceiling dance from Royal Wedding)

pm.diebelshausen

24 September 2010, 08:23:45 #2 Letzte Bearbeitung: 24 September 2010, 16:48:27 von pm.diebelshausen
Wo hast Du denn her, dass man den Trick noch heute nicht erklären könne? Die Sache ist ebenso simpel wie dennoch verblüffend, aber zu erklären gibt es, was die Drehungen betrifft nix, man sieht es im Clip ja wunderbar.

Das Tolle für mich an der Sequenz ist aber etwas Anderes, nämlich das Editing. Es gibt nur zwei bewegliche Gegenstände in dem Set: das Bild und den Stuhl. Beide müssten clever verankert sein, nachdem sie von Astaire bewegt wurden, damit sie nicht runterfallen, wenn das gesamte Set gedreht wird (huch, jetzt hab ich's doch verraten). Das wurde aber im Falle des Stuhls anders gelöst und zwar durch einen hervorragend gemachten Schnitt: der kommt nachdem Astaire vom Stuhl aufsteht. Zuvor fährt die bewegliche Kamera aus einer Halbtotalen auf ihn zu und endet in einer Amerikanischen, als er sitzt. Er steht auf, dreht den Stuhl und stellt ihn hin. Währenddessen: Schnitt (0:37). Jetzt zeigt die Kamera wieder eine Halbtotale und der Schnitt bedeutet einen Umbau des Sets: der Stuhl ist jetzt fixiert, Astaire wird sich sogar an ihn hängen, das Bild ist ebenfalls fixiert, aber so, dass er es runternehmen kann, um es am Ende wieder rechts abzustellen, von wo er es am Anfang genommen hatte. Der zweite Schnitt (mehr gibt's nicht) ist mir unklarer in seiner Funktion (bei 2:18), aber diese unauffällige Montage macht die Szene für mich so überzeugend und filmisch interessant - mehr als das offensichtliche Rumgedrehe.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

a deer

Wird u.a in dieser Doku erwähnt ;)

Denke, dass ich mich hier auch noch ausführlicher äußern würde, bin ja schon soetwas wie ein Musical-Freund, auch wenns ziemlich schwul klingt  :icon_lol:

Aber bei aller Liebe zu Klassikern wie Singin in the Rain, On the Town oder Ein Amerikaner in Paris, am besten wird es, wenn das Musical eine satirisch/Zeitgeist-kommentierende Funktion einnimmt und schön auf die Kacke haut wie in den tollen Rockopern von Pink Floyd und The Who  :love: :icon_razz:
(was jetzt aber nicht heißen soll, dass die alten Muscial-Filme das nicht auch manchmal hatten, da war es dann nur subtiler...)

digdog

@ pm.diebelshaus
Der Trick als solcher ist trotzdem nicht so leicht zu erklären. Wenn man natürlich nur die Erklärung auf der rechten Seite betrachtet, sieht es einfach aus. Das erklärt aber noch nicht, warum der Zuschauer dieses Editing nicht bemerkt. Rein theoretisch hätte man Astaire auch während der Tanzeinlage Kommandos zurufen müssen, denn er kann ja nicht wissen, zu welchem Zeitpunkt die Trommel anfängt, sich zu drehen.

Aber kommen wir nun zu einer meiner Lieblingsausschnitte aus Musicals. Es handelt sich um den Film "The Bandwaggon" mit Fred Astaire und Cyd Charisse in den Hauptrollen. Die Story ist wieder einmal nebensächlich, es kommt hier nur auf die Tanznummern an und die haben es in sich. Das Musical stammt aus dem Jahre 1953, was aber auch nicht verhindern konnte, daß sich bis heute immer wieder Stars an dieser unerreichten Choreographie ausprobieren. Das beste Beispiel dafür war Michael Jackson:

ZitatMichael Jackson in his music video for Smooth Criminal  pays tribute to the Fred Astaire movie in his dance sequence in the 1930s or 1940s style lounge as in the Astaire movie where the bar fight takes place. Dancers can be seen doing similar moves as female dancers wear similar designed outfits in Jackson's video.
Quelle. wiki.

Hier kommt die wohl beste Performance aus diesem Film, sie ist gleichzeitig das Finale des Films:

The Band Wagon - Fred Astaire and Cyd Charisse

Gene Kelly hatte im Jahre 1952 in dem Musical "Singin in the Rain" schon eine ähnliche Szene mit Cyd Charisse, die für mich immer noch die beste Tänzerin aller Zeiten ist. ;)
Aber dazu im nächsten Beitrag.

pm.diebelshausen

Zitat von: digdog am  1 Oktober 2010, 18:22:00
@ pm.diebelshaus
Der Trick als solcher ist trotzdem nicht so leicht zu erklären. Wenn man natürlich nur die Erklärung auf der rechten Seite betrachtet, sieht es einfach aus. Das erklärt aber noch nicht, warum der Zuschauer dieses Editing nicht bemerkt. Rein theoretisch hätte man Astaire auch während der Tanzeinlage Kommandos zurufen müssen, denn er kann ja nicht wissen, zu welchem Zeitpunkt die Trommel anfängt, sich zu drehen.

Verstehe das Problem oder die Schwierigkeit bei dem Trick nicht. Der Mann war Tänzer und tanzt und singt in der Szene zu Musik: das nennt man Choreographie und dazu gehört auch wann sich was dreht. Das Editing hat damit nichts weiter zu tun. Das ist ganz einfach der klassische unsichtbare Schnitt in Vollendung - nicht, weil er nicht sichtbar wäre, sondern weil der Zuschauer vergisst, auf ihn zu achten.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

digdog

Zitat von: pm.diebelshausen am  1 Oktober 2010, 22:09:08
Verstehe das Problem oder die Schwierigkeit bei dem Trick nicht. Der Mann war Tänzer und tanzt und singt in der Szene zu Musik: das nennt man Choreographie und dazu gehört auch wann sich was dreht. Das Editing hat damit nichts weiter zu tun. Das ist ganz einfach der klassische unsichtbare Schnitt in Vollendung - nicht, weil er nicht sichtbar wäre, sondern weil der Zuschauer vergisst, auf ihn zu achten.

Ohne jetzt angeben zu wollen, aber ich habe einige Choreographien mitgestaltet und auch getanzt. Meistens im Musicalbereich. Es ist schon wahnsinnig schwierig, die Schritte alle zu behalten und auf die Musik zu achten und dann noch eine sich drehende Trommel...?
Natürlich war Astaire ein Meister auf seinem Gebiet, aber auch kameratechnisch ist diese Szene außergewöhnlich. Für mich stellt sich die Frage, ob sich die Kamera mitgedreht hat oder nicht.

pm.diebelshausen

3 Oktober 2010, 20:34:06 #7 Letzte Bearbeitung: 3 Oktober 2010, 20:39:34 von pm.diebelshausen
Verstehen, wie's funktioniert ist natürlich etwas ganz Anderes als die Sache selber zu tanzen. Ich sage ja nicht, dass die Performance supersimpel wäre und von jedem Tanzbär auf's sich drehende Parkett gelegt werden könnte. Nur weiß ich halt nicht, was Du meinst mit

Zitat von: digdog am  3 Oktober 2010, 18:43:36
Für mich stellt sich die Frage, ob sich die Kamera mitgedreht hat oder nicht.

Was soll die Kamera sonst tun, wenn sie ein horizontales Bild beibehalten will?

*Cut*

Eines meiner absoluten Lieblingsmusicals und darin vielleicht meine Lieblingsnummer ist diese hier:

Little Shop of Horrors - Dentist Song

Ich war seinerzeit mit meinem älteren Bruder im Kino, als der Film 1986 rauskam, und da saß nur ein Kerl, der meinte:"Schön, dass ihr kommt. Der Vorführer meinte, ab drei Personen würde er den Film zeigen, ansonsten nicht". Und dann kamen noch zwei, drei Leute und in privater Atmosphäre haben wir uns dann "Little Shop of Horrors" angesehen. Ich war 12 und hatte mächtig Spaß!
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

digdog

Nicht schlecht, der Ausschnitt  :D
Da fällt mir jetzt so leicht nichts anderes dazu ein, als mit einem anderen Musical weiterzumachen. Kommen wir also zu dem absoluten Supermusical, "Singin in the Rain", mit Gene Kelly, Debbie Reynolds und Donald O`Connor.
Die Geschichte spiegelt die Stummfilmära Hollywoods wieder. Angesiedelt zwischen 1920 und 1950 schafft es dieses Musical aus dem Jahre 1952 perfekt, die Stimmung während dieser Jahre wiederzugeben.
Cyd Charisse ist hier wieder einmal die Tänzerin der Wahl, da die Sachen, die sie beherrschte, damals wie heute niemand anderes tanzen kann!
Für so eine Nummer bedarf es mindestens 5 Monate Probe (bei Superprofis weniger), aber das ist schon sehr ausgetüfftelt.
Allein die Choreographie.
Hier ein Ausschnitt:

Gene Kelly & Cyd Charisse - from singin' in the rain

Übrigens war Cyd Charisse in dieser Nummer das Vorbild für die Zeichentrickfigur aus dem Film "Falsches Spiel mit Roger Rabitt" , Jessica Rabitt.
Jedenfalls ist "Singin in the Rain" das Musical, das nachhaltig auch dem amerikanischen Film auf dem europäischen Markt zum Durchbruch verhalf.

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