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Carnage / Der Gott des Gemetzels (Polanski)

Begonnen von StS, 20 August 2011, 10:21:05

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StS

Director: Roman Polanski
Screenwriter: Roman Polanski, Yasmina Reza
Starring: Jodie Foster, Kate Winslet, Christoph Waltz, John C. Reilly
Imdb

Set in contemporary Brooklyn, New York, "Carnage" centers on two pairs of parents one of whose child has hurt the other at a public park, who meet to discuss the matter in a civilized manner. However, as the evening goes on, the parents become increasingly childish, resulting in the evening devolving into chaos.

Trailer:
http://www.comingsoon.net/news/movienews.php?id=81232
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Dionysos

Eines lässt sich festhalten: In Sachen Schauspielerführung hat es Polanski einfach drauf, auch wenn er sich dafür initiatorisch deutlich zurückgehalten hat, denn das Herzstück des Films sind die erlesenen Wortgefechte - ein Genuss auf allerhöchstem Niveau. Und die vier sich nach allen Regeln der verbalen Kunst bekriegenden Darsteller haben meines Erachtens jeder für sich eine Oscarnominierung verdient: Neben dem herrlich schmierigen Waltz (als Berufszyniker mal wieder eine Idealbesetzung) ragt vor allem Jodie Foster heraus, die sich bei ihrem Wutausbrüchen geradezu die Seele aus dem Leib spielt. Betrachtet man den Film lediglich als abgefilmtes Theaterstück, das nur über seine Figuren funktioniert, könnte man "Der Gott des Gemetzels" als kleines Meisterwerk bezeichnen. Als Film fehlt ihm allerdings ein wenig das erzählerische Element, das die Geschichte nahtlos von der Bühne auf die Leinwand bringt. Konkret: Das Finale,
Spoiler: zeige
denn genau an der Stelle, an der man möglicherweise einen überzeugenden Schlusspunkt hätte setzen können, bricht der Film einfach ab und es bleibt der Phantasie des Zuschauers überlassen, wie die zu diesem Zeitpunkt immer noch brodelnde Situation aufgelöst wird. Ich bin durchaus ein Freund des offenen Endes, aber hier lässt es das Gesamtwerk irgendwie unfertig wirken und der Film bleibt als solcher ein wenig in der Luft hängen.
Auf der Theaterbühne funktioniert eine solche Inszenierung eindeutig besser.
Nichts desto trotz eines meiner persönlichen Highlights dieses Kinojahres: 8/10.
God doesn't make the world this way. We do. - Watchmen

Sometimes, I guess there just aren't enough rocks. - Forrest Gump

It doesn't take much to see that the problems of three little people don't amount to a hill of beans in this crazy world. Someday you'll understand that. - Casablanca

Moonshade

Ich muß konstatieren, daß meine Wertung (kurz nach dem Besuch noch bei 9/10) immer weiter absinkt, momentan 7/10, aber nach unten offen.
48 Stunden nach dem Film kann ich schlichtweg nicht feststellen, daß der Film außer in schauspielerischer Hinsicht in irgendeiner Form sättigt. Sicherlich, dieser kleine Zivilisationsstreit ist ganz reizvoll, aber letztendlich auch wieder unspektakulär, gemessen an Anlaß und Folgen. Dio hat schon erwähnt, daß dem Film ein Ende, eine Wendung, eine "conclusion" bzw. ein Fazit oder eine Lehre fehlt, so bleibt es bei der theatralischen Zustandsbeschreibung, kompetent und routiniert gefilmt, aber weder sensationell (allerhöchstens, daß sich bekannte Darsteller mal so echauffieren) noch formell berauschend.
Ich laste das auch der Vorlage an, die mir ziemlich "pointless" vorkommt und die man in keine überhöhtere oder konkretere Form übertragen hat (oder übertragen konnte).

Bei den Schauspielern glänzt Waltz mit absoluter Natürlichkeit, mit der er betont spielende Amerikanerinnen wie die hier enorm chargierende Jodie Foster wunderbar unterläuft. Reilly und Winslet fügen nur Nebenmelodien bei, sind solide, aber glänzen können sie wegen der Vorlage nicht.
Vielleicht hätte man das alles doch etwas erweitern und abrunden sollen (oder noch besser überspitzen).

Alles in allem meistens gut gespielt, amüsant, zeitweise auch mal echt witzig, aber am Ende kackt die Ente und da kommt hier eigentlich nur heiße Luft.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

Dionysos

Zitat von: Moonshade am  9 Dezember 2011, 16:21:19
aber am Ende kackt die Ente und da kommt hier eigentlich nur heiße Luft.

Na ja, die Selbstdemontage vierer sich selbst als ehrbare Mitglieder der mittleren bis gehobenen Einkommensklasse in Szene setzenden Figuren, die aufgrund einer (relativen) Nichtigkeit nach und nach ihre ach so kultivierte Fassade verlieren, würde ich nicht unbedingt als "heiße" Luft bezeichnen. Der gesellschaftsrelevante Subtext ist zwar von Anfang an offensichtlich und einfach zu deuten, aber meiner Meinung nach sehr gut in die Fülle der Worte eingearbeitet.
God doesn't make the world this way. We do. - Watchmen

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Moonshade

Nur ist des am Anfang eigentlich schon nur noch kultivierte Fassade: Foster vibriert praktisch schon beim ersten getippten Satz, Reilly ist dick aufgetragen jovial, Waltz ignorant und Winslet fühlt sich als Verantwortliche (in der Familie) eh nicht wohl.
Rückblickend ist es von der ersten Szene an nicht mehr so normal, wie man das in einem Theaterstück (wo man vorher eigentlich die Figuren meistens noch nicht kennt) zunächst erwarten könnte, sondern man spürt relativ früh, daß es unter der Fassade vibriert, das liegt ev. auch an der gereizten Synchrostimmen der Foster.
Die Demaskierung "edler" oder "gut situierter" Charaktere hätte man noch etwas überraschender inszenieren können, aber da schießt natürlich die extrem namhafte Besetzung dazwischen.

Irgendwie sind die Qualitäten des Films auch gleichzeitig sein Fluch.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

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"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

Nerf

Zitat von: Moonshade am  9 Dezember 2011, 16:21:19
Vielleicht hätte man das alles doch etwas erweitern und abrunden sollen (oder noch besser überspitzen).

Letzteres hätte dem Film gut getan, denn ein Carnage war das, was zu sehen war, nicht im entferntesten.
Halt eine teils arg programmatisch ablaufende Chose - dass es unter der Oberfläche brodelt, merkt man schon von Beginn an, wie ihr so richtig konstatiert habt, und die Figuren entblättern sich sekündlich immer weiter, wobei das nicht immer glücklich wirkt (etwa wenn aus Reillys Teddybär plötzlich ein rumproletender Assi wird).
Mitunter gar ein Touch von Loriot, dessen Muster (unterschiedliche Persönlichkeiten prallen aufeinander, weil keiner auch nur ein bisschen bereit ist, Zugeständnisse an die anderen zu machen) auch hier erkennbar ist.

Zitat von: Moonshade am  9 Dezember 2011, 16:21:19
48 Stunden nach dem Film kann ich schlichtweg nicht feststellen, daß der Film außer in schauspielerischer Hinsicht in irgendeiner Form sättigt.

Dem stimme ich zu. Aber das ist schon eine ganze Menge, wobei v.a. Waltzens sarkastisches Arschloch alle anderen verblassen lässt. Foster als schwer neurotische Kulturtussi ist aber auch sehenswert.

Zitat von: Moonshade am  9 Dezember 2011, 17:13:48
das liegt ev. auch an der gereizten Synchrostimmen der Foster.

Das ist Hansi Jochmann, die klingt immer so. ;)

Unterm Strich gab's bei mir für den Eintrittseuro umgerechnet 10 Filmminuten. Nicht unbedingt die beste Ausbeute!
You've been chosen as an extra in the movie adaptation
Of the sequel to your life.

Hitfield

Zitat von: Nerf am  9 Dezember 2011, 21:42:13Unterm Strich gab's bei mir für den Eintrittseuro umgerechnet 10 Filmminuten. Nicht unbedingt die beste Ausbeute!

Bei mir auch, aber so gesehen ist die Ausbeute doch in Ordnung. Beim dritten "Transformers" gab es für jeden Eintrittseuro bei mir umgerechnet knapp 70 Filmminuten. :icon_lol:
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

ratz


Habs gestern noch in eine OV geschafft und hatte doch ziemlich Spaß. Die ganz große Pointe fehlte dann am Ende, und ein Klassiker wie die kürzlich gesehene Paarsatiren-Übermutter Wer hat Angst vor Virginia Woolf wird es mit Sicherheit auch nicht. Aber es war schön, mal wieder einen zeitgemäßen Vorstoß in immerhin dieselbe Richtung zu sehen.

cu, r.

uboot

Ist eigentlich Englisch der O-Ton? Mich wundert das, weil doch der Film in Deutschland, Spanien, Frankreich und Polen entstand.

Dr. STRG+C+V n0NAMe

Inzwischen habe ich den Film auch mal gesehen und muss sagen, dass ich ihn schon richtig gut fand. Anfangs etwas träge, so dass ich mich mehrfach dabei erwischt habe, wie ich dachte "jetzt haut doch endlich mal aus der Wohnung ab", aber nach der ersten Hälfte wurde er dann mit fortlaufender Zeit immer lustiger und bösartiger. Nach und nach kamen dann die wahren Einstellungen der Charaktere raus, was zu immer abstruseren Szenen geführt hat. Aber je boshafter es wurde, umso mehr hat er mir gefallen. Wie ratz sagte, fehlt der große Bums am Ende, aber insgesamt unterhaltsam spaßig. (7/10)
Aktueller Rang: Sergeant of the Master Sergeants Most Important Person of Extreme Sergeants to the Max
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Carpenter Brut - Le Perv
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Carpenter Brut - Obituary
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Pertubator - Miami Disco

Discostu

Zitat von: uboot am 27 April 2012, 17:13:20
Ist eigentlich Englisch der O-Ton? Mich wundert das, weil doch der Film in Deutschland, Spanien, Frankreich und Polen entstand.

Die Produktionsländer kommen ja nur dadurch zustande, dass Polanski wegen dem Haftbefehl der gegen ihn vorliegt nicht in den USA drehen kann. Aber der Film wurde auf Englisch gedreht (sind ja auch größtenteils englischsprachige Schauspieler).

nightmas

Ein gelungener Film und ein klasse Christoph Waltz



Trailer
http://m.youtube.com/#/watch?v=hG9y-lp9k5I&desktop_uri=%2Fwatch%3Fv%3DhG9y-lp9k5I

btw: bin ich der einzige der die Synchronstimme von Judie Foster zunehmend nervig findet??!!


Mr. Blonde

Zitat von: nightmas am 19 Mai 2013, 14:21:46
btw: bin ich der einzige der die Synchronstimme von Judie Foster zunehmend nervig findet??!!

Nichts gegen Hansi Jochmann. :P Die spricht die Foster quasi von Anfang an (seit Taxi Driver), allerdings klingt sie mittlerweile auch deutlich älter. Da machen sich die zehn Jahre Altersunterschied schon bemerkbar. Und nervig passt doch, schließlich ist Fosters Figur die nervigste im Film.

Film gefiel mir auch gut, wobei ich mir etwas mehr "Carnage" gewünscht hätte, aber dazu ist der moderne Spießbürger ja auch nicht richtig im Stande. :D

nightmas

Hier hat sich also mein Thema verschoben...wäre nett wenn du mich das nächste Mal zumindest benachrichtigst, wenn du dich von einem neuen Thema in ein älteres Thread verwandelst :---) zumal die Suchfunktion nicht ganz rund läuft. Trotzdem frage ich mich wie alt muss ein Thema sein, um es Neues zu posten, statt das Alte aus der Versenkung zu fischen...

@Mr.Blonde
ich weiß nicht, seit einiger Zeit nervt mich einfach ihre Stimme. Ich kann aber auch nicht sagen weshalb und das hat auch nicht mit dem Alter ihrer Synchronstimme zu tun. Ehrlich gesagt wusste ich das auch nicht.

Der Film ist wirklich klasse, auch mit der Stimme  :viney: Die, da muss ich Dir recht geben, hier doch passt.
Und wenn du mehr "Carnage" willst, dann schaue die Nachrichten! ;-) Nein, das hat alles gepasst, das sind eben ssssivilisierte Menschen, auch mit Alkohol. :)


MMeXX

Zitat von: nightmas am 23 Mai 2013, 21:04:06Hier hat sich also mein Thema verschoben...wäre nett wenn du mich das nächste Mal zumindest benachrichtigst, wenn du dich von einem neuen Thema in ein älteres Thread verwandelst :---)
Macht der Gewohnheit. Ich dachte, es wäre offensichtlich genug gewesen. Zumal du ja bei "Filmempfehlungen" gepostet hattest!? ;)

nightmas

Zitat von: MMeXX am 23 Mai 2013, 21:13:12
Zitat von: nightmas am 23 Mai 2013, 21:04:06Hier hat sich also mein Thema verschoben...wäre nett wenn du mich das nächste Mal zumindest benachrichtigst, wenn du dich von einem neuen Thema in ein älteres Thread verwandelst :---)
Macht der Gewohnheit. Ich dachte, es wäre offensichtlich genug gewesen. Zumal du ja bei "Filmempfehlungen" gepostet hattest!? ;)


hmmm, alles doch etwas verwirrend...eigentlich verstehe ich nur Bahnhof  :icon_rolleyes:


MMeXX

Du hattest "Gott des Gemetzels" unter Filmempfehlungen eingestellt. Da es zu dem Film bereits einen Thread gab, habe ich die beiden zusammengepappt. Und natürlich im "Allgemeines Filmforum" gelassen. Eine Benachrichtigung hatte ich dabei für unnötig erachtet. Jetzt klarer? :D

nightmas

Zitat von: MMeXX am 24 Mai 2013, 22:27:26
Du hattest "Gott des Gemetzels" unter Filmempfehlungen eingestellt. Da es zu dem Film bereits einen Thread gab, habe ich die beiden zusammengepappt. Und natürlich im "Allgemeines Filmforum" gelassen. Eine Benachrichtigung hatte ich dabei für unnötig erachtet. Jetzt klarer? :D

Naja, irgendwann wird es sicherlich auch für mich klar sein :)
Und wie alt muss ein Therad sein, um einen Neuen zu eröffnen?

Moonshade

Zitat von: nightmas am 26 Mai 2013, 18:52:05
Zitat von: MMeXX am 24 Mai 2013, 22:27:26
Du hattest "Gott des Gemetzels" unter Filmempfehlungen eingestellt. Da es zu dem Film bereits einen Thread gab, habe ich die beiden zusammengepappt. Und natürlich im "Allgemeines Filmforum" gelassen. Eine Benachrichtigung hatte ich dabei für unnötig erachtet. Jetzt klarer? :D

Naja, irgendwann wird es sicherlich auch für mich klar sein :)
Und wie alt muss ein Therad sein, um einen Neuen zu eröffnen?


Naja, das Forum gibts seit dem Millennium in dieser ungefähren Form - generell könnte man aber sagen, wenn die Suche bereits einen Thread ergibt (der sich nicht nur auf eine Fassungskorrektur bezieht), kann man auch den verwenden.

Wenn dir "Carnage" schon gefallen hat, widme dich ruhig auch noch mal der frz. Produktion "Der Vorname", der ein ähnliches Zerfleischungssujet m.E. nach noch wesentlich durchdachter abarbeitet.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

nightmas

Den Film "Der Vorname" habe ich, nur komme ich nicht dazu. Erst will ich noch Hänsel & Gretel schauen und das schon seit zwei Wochen :)

MMeXX

Zitat von: trikerider am 20 Juni 2014, 10:30:45
DER GOTT DES GEMETZELS

Zwei Kinder streiten sich auf einem Spielplatz, der eine schlägt dem anderen zwei Zähne aus.
Deren Eltern treffen sich, um den vorfall unter Erwachsenen zu bereden.
Es entstehen streitereien, zickereien, desinteresse, alkoholkonsum, blöde Sprüche...

...und knappe 80 Minuten langeweile.
Selten habe ich mich so bei einem Film gelangweilt wie hier, trotz unbestritten guter Darsteller.

4/10 (Für jeden der Darsteller einen Punkt- und das ist eigentlich schon zuviel)
Zitat von: Vince am 20 Juni 2014, 12:01:03
Dann guck dir besser nicht "Venus im Pelz" an - halbe Darstellerzahl, wird dann auf ne 2/10 hinauslaufen. ;)
Zitat von: Mr. Blonde am 21 Juni 2014, 04:46:08
Zitat von: trikerider am 20 Juni 2014, 10:30:45
DER GOTT DES GEMETZELS

Zwei Kinder streiten sich auf einem Spielplatz, der eine schlägt dem anderen zwei Zähne aus.
Deren Eltern treffen sich, um den vorfall unter Erwachsenen zu bereden.
Es entstehen streitereien, zickereien, desinteresse, alkoholkonsum, blöde Sprüche...

...und knappe 80 Minuten langeweile.
Selten habe ich mich so bei einem Film gelangweilt wie hier, trotz unbestritten guter Darsteller.

4/10 (Für jeden der Darsteller einen Punkt- und das ist eigentlich schon zuviel)

Kannst du das präzisieren, wenn du magst? Laut deinen Äußerungen bist du ja jemand, der mit Phrasen nichts anfangen kann. Ich kann mit "ich war gelangweilt" nicht viel anfangen. Nichts gegen dich, aber für mich bleibt das immer ein Problem des Zuschauers, der sich nicht auf das Gesehene einlassen konnte und keine Eigenschaft des Films. Was hast du denn genau erwartet bei einem Film, der wie ein Kammerspiel inszeniert ist? Oder hast du dich vorher nicht informiert, was du schaust?

Der ganze Sinn des Films besteht darin, dass der Anlass "völlig nichtig" ist und das sich die vornehmlich Erwachsenen wie Kinder aufführen, sich "blöde Sprüche" an den Kopf schmeißen und die Kommunkation durch das Desinteresse nicht möglich ist. Die Erwachsenen versuchen dazu noch zivilisiert und erwachsen zu handeln, bewirken aber genau das Gegenteil. Das ist Komik und Kritik. Solche Situationen zeichnet das Leben und das wurde wunderbar aufgezeigt. Wenn ich mich erinnere, wie meine Mutter sinnlos abgegangen ist, wenn wieder ein Anruf von den Lehrern in der Grundschule kam, weil ich mich daneben benommen hatte, dann trifft der Film einfach einen Nerv, den man nicht abstreiten kann.

Für mich liest sich das so wie: "Rambo II ist scheiße, weil da geschossen wird."

Der Film  ist bei weitem kein Meisterwerk, aber 4/10 ist in meinen Augen ein Witz.
Zitat von: trikerider am 21 Juni 2014, 11:47:18
Zitat von: Mr. Blonde am 21 Juni 2014, 04:46:08Kannst du das präzisieren, wenn du magst?

Natürlich ist der Grund völlig nichtig- und man darf danach eine Stunde lang sinnlose Streitereien anhören, wie manche Leute sich das in jeder zweiten Nachmittags-Talkshow geben, oder den Nachbarn beim streiten zuhören.
Solche Szenen mit Gebrüll und Alk hatte ich in der Nachbarschaft alle paar Tage als ich noch in München wohnte...
Der Film war für mich eher eine TV-Talkshow, oder eben "Live aus der Nachbarschaft" als alles andere.
Ich konnte da eben weder etwas "komisches" noch "kritisches" sehen- nur alltägliches, was man auch Privat schon zu Gehör bekommen hat.
Wenn ich sowas sehen will, würde ich Nachmittags den Fernseher einschalten- was ich aber schon seit vielen Jahren nicht mehr getan habe.
Wie gesagt: An den Schauspielern liegt's nicht, auch dass es eher ein Kammerspiel ist war mir klar.
Worum es sich genau dreht wusste ich allerdings nicht vorher, sonst hätte ich mir den Film vermutlich wirklich einfach gespart.
Zitat von: Mr. Blonde am 22 Juni 2014, 03:46:12
@ trike:

Danke für die Erklärung. Ich weiß was du meinst, lebe selbst in einem Problemviertel, wo Gebrülle und Stress an der Tagesordnung ist. Allerdings finde ich wie es im Film dargestellt wurde, doch deutlich leichter bekömmlich und spaßiger. Es ist halt eine eher nette, als dokumentarische Auseindandersetzung mit so einer Situation. Liegt aber auch vielleicht darin, dass sich im Film zwei unterschiedliche Pole der Mittelschicht bekriegen, während in meiner Gegend diese eher nicht präsent ist. Für mich entsteht der Humor einfach durch die Tatsache, dass hier verkrampft versucht wird, zivilisiert miteinander umzugehen, statt dies wirklich zu tun. Es geht nicht so sehr um die Problemlösung, sondern alsbald nur noch darum, dem jeweils anderen Pärchen zu zeigen, wie überlegen man doch ist.

Dass du nichts kritisches sehen konntest, kann ich aber irgendwie nicht nachvollziehen. Gerade das Ende zeigt doch ziemlich platt, dass die ganze Aufregung und das Gestreite nichts als heiße Luft war, weil die beiden Kinder ihr Problem eben wie Kinder einfach gelöst haben, ohne das urkomische "Erwachsenengehabe". Da wird einfach wieder zusammengespielt und gut ist.

Interessantes Detail, das mir jetzt erst aufgefallen ist: Der Film spielt wie viele Polanski-Filme wieder nahezu ausschließlich in einem Appartement bzw. Wohnhaus. Liegt wohl hier aber daran, dass Polanski Brooklyn vorgaukelt, aber aufgrund seiner damaligen Umstände in Paris gedreht werden musste. Hilft dem Film aber das ganze intimer einzufangen.
Zitat von: trikerider am 22 Juni 2014, 12:05:04
Zitat von: Mr. Blonde am 22 Juni 2014, 03:46:12Dass du nichts kritisches sehen konntest, kann ich aber irgendwie nicht nachvollziehen. Gerade das Ende zeigt doch ziemlich platt, dass die ganze Aufregung und das Gestreite nichts als heiße Luft war, weil die beiden Kinder ihr Problem eben wie Kinder einfach gelöst haben, ohne das urkomische "Erwachsenengehabe". Da wird einfach wieder zusammengespielt und gut ist.

Auch das ist in meinen Augen aber nicht "kritisch", sondern ganz normal, bzw alltäglich...
Hattest du solche Situationen in der Kindheit nicht auch selbst mal? Oder wenigstens sowas bei kindern beobachtet? ;)
Für mich ist der Film eben wirklich eher ein "ganz normaler Tag" in irgendeiner Stadt.
Dafür muss man nicht ins Kino oder sich ne DVD kaufen.  :icon_lol:
Zitat von: endoskelett am 22 Juni 2014, 12:21:19
Ich fand GOTT DES GEMETZELS damals schon sehr unterhaltsam. Ein Kammerspiel, das aufgrund der grandiosen Darstellerleistungen (Waltz telefoniert ständig nebenbei und bringt die Leute schon damit zur Weißglut; Foster dem Wahnsinn nahe; die Winslet bricht ja völlig aus; und Reilly säuft schon einen nebenher) fesselt und gerade aufgrund der banalen Hintergrundgeschichte so absurd-komisch ist. Auch mit Gesellschaftskritik wird nicht gespart (z.B. das ominöse Pharmaprodukt um das es da geht). Sehr souverän von Polanski in Szene gesetzt. Hatte den so zwischen 7-8 Pkt..

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