OFDb

Ich weiß was Du mir gleich erzählen wirst: Was darf man über einen Film wissen?

Begonnen von pm.diebelshausen, 13 August 2011, 14:49:30

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Moonshade

Die Wahrheit für IAs liegt irgendwo dazwischen.

Der grobe Handlungsbogen soll schon erzählt werden - aber bitte nicht nur den Schlußtwist und den Showdown auslassen.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

Intergalactic Ape-Man

Zitat von: ratz am 19 August 2011, 09:43:09
1. rechne ich nicht damit, daß sich jemand vor dem Ansehen eines Films den Inhalt durchliest (wozu denn bloß?)

Z.B. um festzustellen, ob der Film von Interesse ist? Wie oft würde ich mich über eine Inhaltsangabe von relativ nackten Filmeinträgen freuen, um mir in etwa eine Vorstellung davon machen zu können, ob ich den Film sehen will? Ich überfliege zwar in der Regel gewisse Informationen, um mir lediglich für mich entscheidende Eckdaten herauszufiltern, jedoch muß diese Info erstmal da sein. Ausführliche Reviews usw. vermeide ich auch, sobald ich mich festgelegt habe.

Überhaupt rechne ich eher damit, daß sich jemand nach Genuß des Films die Inhaltsangabe nicht mehr durchliest, weil er den Film doch schon kennt. Dann weiss er doch was passiert.  :00000109:

pm.diebelshausen

Weiß auch nicht, warum jemand nach einem Film das Bedürfnis haben sollte, eine Inhaltsangabe zu lesen. "Inhaltsangabe" ist aber tatsächlich irreführend, denn gerade das, was in der OFDb darunter verstanden wird, soll ja bloß das leisten, was auch Ape benennt: ein paar Eckpfeiler des Inhalts und bestenfalls Neugier auf den Film schaffen. Das sind also keine eigentlichen Inhaltsangaben, sondern Werbetexte - eben ähnlich den Covertexten. Mit "Eckpfeiler" meine ich Zeit und Ort, Hauptfiguren/Figurenkonstellation und das äußere Hauptthema (d.h. natürlich keine Interpretation) - aufgrund dieser Infos, die dann z.B. nicht die Lösung, sehr wohl aber das Dilemma der Hauptfigur enthalten, kann man - in Kombination mit Infos über Genre, Darsteller, Regie, was auch immer - entscheiden, ob man irgendetwas an dem Film interessant finden könnte. Trugschlüsse, Misinformation, zu starke Reduzierung, falsche Gewichtungen, Fehlentscheidungen usw. natürlich eingeschlossen.

Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Mr. Blonde

Zitat von: pm.diebelshausen am 19 August 2011, 17:17:57
Weiß auch nicht, warum jemand nach einem Film das Bedürfnis haben sollte, eine Inhaltsangabe zu lesen.

Manchmal habe ich diesen Tick: Szene oder Szenenablauf nicht verstanden, Film wird weiter geschaut und hinterher Wikipedia o.ä. konsultiert, um Plot nochmal aufzufrischen, was eben diese Szene anging. Das natürlich nur, wenn man davon ausgehen kann, dass die Szene nicht absichtlich so konfus gehalten wurde, weil man sich selber Gedanken machen sollte.

Inhaltsangaben lese ich übrigens wie Ape um zu schauen, ob ein Film von Interesse ist. Das ist beim aussortieren von Horrorfilmen schon ganz nützlich, wo man mittlerweile schon nach den Worten "Eine Gruppe von Jugendlichen..." aufhört weiterzulesen.  :icon_lol:


Akayuki

Also ich denke eine Inhaltsangabe sollte wirklich nur grob den Handlungsrahmen eines Films wiedergeben.
Dinge wie Figurenentwicklungen oder Wendepunkte in der Handlung, sind einfach besser in Reviews aufgehoben.  :andy:

@ratz:
Ich denke das sich die Hauptleserschaft von Inhaltsangaben bereits im Voraus über den Film informieren will.^^

Also bei den Inhaltsangaben die ich in der OFDb schreibe achte ich deshalb immer peinlichst darauf, keine Spoiler einzubauen.
Die 10 Minuten Aussage finde ich im Übrigen etwas schwammig. Sicherlich gibt es für das Schreiben von Inhaltsangaben keine wissenschaftlich vorgeschriebene Norm bzw. Form. Dennoch versuche ich wenn ich eine Inhaltsangabe schreibe ca. ein Drittel der Handlung darin zu beschreiben.
Bei meinen Texten zu Serien sieht das Ganze natürlich anders aus, da ich dort diese Faustregel nicht mehr anwenden kann. Hier schildere ich lediglich die groben Hintergründe, das Setting, die Figuren oder etwa das Hauptthema.
Original Zitat: "Ey Leute, Hard Boiled ist besser als Sex! Da hast du zwei Stunden pure Äckschen!"


pm.diebelshausen

Oder, um mit der 3-Akt-Theorie zu argumentieren: eine Inhaltsangabe im Sinne der OFDb würde (im Gegensatz zu z.B. den plots in Wiki) hinsichtlich dieses Schemas vermeiden, den dritten Akt zu beschreiben, sondern spätestens am Schluss-Wendepunkt des zweiten Aktes aufhören. Und drei Punkte setzen...

;)
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Moonshade

Mit einer Beschreibung der ersten 10 Minuten von Spiel mir das Lied vom Tod käme ich auch nicht weit, kaum bis Bronson aussteigt... :LOL:
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

Akayuki

Zitat von: Moonshade am 19 August 2011, 20:32:42
Mit einer Beschreibung der ersten 10 Minuten von Spiel mir das Lied vom Tod käme ich auch nicht weit, kaum bis Bronson aussteigt... :LOL:

Odyssee im Weltraum wäre auch nicht schlecht.  :icon_lol: 
Original Zitat: "Ey Leute, Hard Boiled ist besser als Sex! Da hast du zwei Stunden pure Äckschen!"


Moonshade

Zitat von: 2BerettaZKiller am 19 August 2011, 20:38:18
Zitat von: Moonshade am 19 August 2011, 20:32:42
Mit einer Beschreibung der ersten 10 Minuten von Spiel mir das Lied vom Tod käme ich auch nicht weit, kaum bis Bronson aussteigt... :LOL:

Odyssee im Weltraum wäre auch nicht schlecht.  :icon_lol: 

Naturfilm mit Affen, great! :dodo:
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"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

ratz

Zitat von: pm.diebelshausen am 19 August 2011, 19:18:51
Oder, um mit der 3-Akt-Theorie zu argumentieren: ... spätestens am Schluss-Wendepunkt des zweiten Aktes aufhören. Und drei Punkte setzen...


Genau, oder nach dem aristotelischen Modell bis an die Peripetie heran. Denn wenn man nicht wenigsten die Art der Konfliktentwicklung andeutet, bleibt es bei "Es geschieht ein Mord, dann noch einer. Inspektor Barnaby ermittelt ..."

Verallgemeinern kann man sowieso nicht, jedes Genre bringt seine eigenen Anforderungen mit sich. Auch wenn ich manchmal weit in den Film hineigehe, verbiete dem Leser an keiner Stelle, mit dem Lesen einfach aufzuhören. Mir selbst reichen bei ungesehenen Filmen auch meist die anderthalb Zeilen der OFDb-IAs in der Übersicht.

Zitat von: Intergalactic Ape-Man am 19 August 2011, 17:08:04

Überhaupt rechne ich eher damit, daß sich jemand nach Genuß des Films die Inhaltsangabe nicht mehr durchliest

Doch, um zu kontrollieren, ob sie stimmt  :icon_mrgreen: – im Ernst, ich gehe vielleicht zu sehr von mir selbst aus: Die tatsächliche Handlung spielt bei den Filmen, die mich interessieren, die geringste Rolle. Da reicht die vorherige Kombination von Regisseur, Schauspielern, Land, Genre, übrige Quellen und Filmwissen, damit die Entscheidung zum Ansehen fallen konnte. Außerdem hoffe ich Leuten zu helfen, die verflixt noch mal den DDR-Film mit der großen FDJ-Kundgebung am Schluß suchen (kommt garantiert ständig vor), und da erwähne ich sie halt.

cu, r.

McClane

Eine Inhaltsangabe sollte auch vor Filmgenuß lesbar. In der imdb gibt es ja mittlerweile "summary" und "synopsis", die IAs in der ofdb sollten nach ersterem Modell gehalten werden.

Eine IA zu "Reservoir Dogs" (als willkürliches Beispiel) sollte am besten erwähnen, dass es um Gangster geht, die sich nach einem Coup mit diversen Toten in einer Lagerhalle treffen und dabei mutmaßen, dass er von ihnen ein Polizist ist. Damit hat man das Genre, die Figuren und die Grundzüge des Plots etabliert. Es wäre falsch,
Spoiler: zeige
die Handlung komplett nachzuerzählen inklusive Erwähnung der Identität des Verräters oder alles bis auf die Identität des Verräters und das Schicksal der verbliebenen zwei Figuren.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

pm.diebelshausen

Gerade zufällig gesehen, passt hier gut rein, weil es belegt, dass das Spoilern von offizieller Seite nichts Neues ist - bzw. dass Spoilern und Filmgenuss sich nicht widersprechen müssen:

DING DONG: Wer Fritz Langs "Das wandernde Bild" nicht kennt und noch sehen will, sollte vielleicht nicht weiterlesen.  :icon_mrgreen:

Nee, ich schwärze das Zitat, der Rest spoilert nichts. ;O)

In der restaurierten Fassung wurde als letzter Zwischentitel ein Zitat aus dem Premieren-Programmheft von 1920 eingefügt:

Zitat
Spoiler: zeige
Freudig willigt Irmgard ein, mit ihm in die Berge zu gehen und fern von den Menschen, die er auch ferner meiden will, mit ihm zu leben. Fest aneinander geschmiegt gehen Georg und Irmgard, vereint durch die wahre, reine Liebe, einer neuen, glücklichen Zukunft entgegen.

Dieser neue Zwischentitel kompensiert fehlende (Schluss-)Bilder, wie es an mehreren Stellen des Films der Fall ist (ca. 1/4 des Films fehlen). Das heißt nun, dass im Progerammheft seinerzeit der ganze Film erzählt wurde, einschließlich seines Endes. Und bringt mich auf den Gedanken, dass gerade zur Stummfilmzeit neben den Bildern, den Zwischentiteln, der Musik und dem Erklärer auch solche Informationen dazugehört und zum Genuss beigetragen haben dürften. Ähnlich den Begleitheften in Theater oder Oper - gerade bei letzterer habe ich, wenn ich das Werk nicht kannte und auch nicht im Programmheft gelesen hatte, oft genug das Problem, der Geschichte nicht wirklich folgen zu können, weil die Figuren zwar allesamt ganz toll singen können, ich sie aber kaum verstehe. Auch im Stummfilm geht es mir manchmal so, dass mir nicht klar ist, was genau da gerade vor sich geht.

Das gehört einerseits zu meinem Stummfilmgenuss, nicht zuletzt hält es mich aufmerksam. Andererseits zeigt das Beispiel oben aber auch, dass der Film an sich womöglich wichtiger ist als das, was er erzählt. Nur mal angenommen, die Geschichte von den verängstigten Zuschauern von L'Arrivée d'un train en gare de La Ciotat, die sich vor dem Zug auf der Leinwand wegducken, stimmt: wieviele Leute fanden den Film dann wohl uninteressant, nachdem sie ihn gesehen hatten. Und wieviele duckten sich beim zweiten, fünften, zwanzigsten Mal? Rethorische Frage - mir ging es nur darum, zu zeigen, dass das Thema dieses Threads schon von Anbeginn der Filmgeschichte relevant ist und die Idee, Filme zu sehen sei so etwas wie ein Wettkampf, bei dem der Klügere gewinnt, weil er sich nicht überrumpeln lässt, vielleicht am Wesen von Film und Kino vorbeigeht. Am ehesten "gewinnt" doch noch derjenige, der sich illusionieren lässt - egal mit welcher Vorkenntnis.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

McKenzie

Als jemand, der über Filme schreibt und zunächst (im Detail vielleicht mitunter doch) im Prinzip keinen Wert auf Handlung und deren Konstruktion sondern auch zu allererst auf die Inszenierung, auf ihre Bewegung, auf ihre Beobachtung oder ihre Überhöhung legt, halte ich Spoiler-Warnungen und die panische Angst vor Spoilern für extrem unverständlich. Niemand kann mich dazu zwingen, etwas zu tun, was ich nicht verstehe und daher mit berechtigter Skepsis beäuge. Daher setze ich nie Spoilerwarnungen (müsste es aber oft auch nicht, weil ich auf die Handlung nur im Vorbeilaufen eingehe) und würde mich auch gehörig ärgern, wenn in diesem Forum irgendein Administrator in einen meiner Beiträge nachträglich eine solche einfügen würde.

Wer sich vor Spoilern fürchtet, soll einfach nichts über Filme lesen, keine Besprechungen, keine Foren-Postings, gar nichts. Dann kann er sich in Sicherheit wiegen und muss nicht andere in der Freiheit ihrer Meinungsäußerung beeinträchtigen.
Ich finde es höchst anmaßend, wenn man mir als Autor und / oder filmbegeistertem Menschen auf die Finger klopft weil ich angeblich "gespoilert" habe. Sehr oft ist es nicht möglich, über einen Film zu schreiben, ohne "wesentliche Details" der verfickten, dritt- oder viertrangigen Handlung vorwegzunehmen. Und an diesen Stellen schwarze Balken oder weiße Schrift einzusetzen, das hat für mich etwas vom Niveau einer Fan-Postille oder Schülerzeitung.

Es kommt mitunter, selten, schon auch mal vor, dass ich selbst genug Freude an einer Überraschung hatte (oder überhaupt einmal eine solche erlebt habe - ich sehe pro Jahr ca. 400 Filme, mich schockt so leicht nichts mehr), dass ich sie den Lesern meiner Texte nicht verderben möchte. Allerdings, wie gesagt, eher selten, denn ich achte auf Derartiges nicht. Wer Filme nur aus der Ungewissheit über ein Handlungsmoment und im Rätseln genießen kann, wer Spannung beim Filmegucken nur aus dem Film und nicht zugleich auch aus sich selbst und den Texturen des Films zu beziehen weiß, wen Filme nur in Unkenntnis von Plotpoint A und Twist B zu fesseln wissen, der tut mir, ich kann es nicht anders sagen und es ist auch nicht überheblich sondern aufrichtig gemeint, ein bischen leid. Vielleicht sogar auch mehr als ein bischen. Ich hätte so schon längst jede Lust am Kino verloren. Der Spielraum von Filmhandlungen ist in etwa der einer musikalischen Oktave. Es gibt da nur 12 Töne. Es ist daher auf Dauer nicht wichtig, welche man spielt sondern welche Akkorde man anschlägt, mit welchen Instrumenten und welcher Intonation man sie in welchem Raum und wie schnell man sie spielt. Und das lässt sich m. E. auch auf Film und Handlung übertragen.

Ganz abgesehen davon, dass es Filme gibt, die den Ultra-Suspense aufbauen und dabei nicht den Hauch einer Handlung besitzen. Bei denen kann man dann, Gottseidank, auch nichts spoilern. :icon_twisted:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

PierrotLeFou

Zitat von: McClane am 20 August 2011, 13:19:04
Eine Inhaltsangabe sollte auch vor Filmgenuß lesbar. In der imdb gibt es ja mittlerweile "summary" und "synopsis", die IAs in der ofdb sollten nach ersterem Modell gehalten werden.

Eine IA zu "Reservoir Dogs" (als willkürliches Beispiel) sollte am besten erwähnen, dass es um Gangster geht, die sich nach einem Coup mit diversen Toten in einer Lagerhalle treffen und dabei mutmaßen, dass er von ihnen ein Polizist ist. Damit hat man das Genre, die Figuren und die Grundzüge des Plots etabliert. Es wäre falsch,
Spoiler: zeige
die Handlung komplett nachzuerzählen inklusive Erwähnung der Identität des Verräters oder alles bis auf die Identität des Verräters und das Schicksal der verbliebenen zwei Figuren.

Ich kann mich zwar damit anfreunden, dass es hier so gehandhabt wird, dass Inhaltsangaben spoilerfrei sind (und sein sollen)... ich möchte aber dennoch anmerken, dass die andere Version nicht "falsch" ist...

Um mal beim Beispiel "Reservoir Dogs" zu bleiben: angenommen, ich habe vor - aus Spaß an der Sache, für einen Artikel, für eine Filmreihe, für einen Videoabend (oder weshalb auch immer) - eine gewisse Menge an Filmen zu sammeln, die sich mit den Themenfeldern
Spoiler: zeige
Vertrauen
/
Spoiler: zeige
Vertrauensbruch
/
Spoiler: zeige
Verrat
usw. beschäftigen... und ich habe jetzt nicht gerade schon zigtausende von Filmen gesehen, an die ich mich bis ins Detail erinnern kann (was eine erhebliche Erleichterung beim Erstellen einer entsprechenden Titelliste wäre)... dann wäre eine spoilernde IA zu RD (im Vergleich mit der beschriebenen spoilerfreien) wohl die dringlichere Empfehlung, den Film auf jeden Fall mal zu sichten, in die engere Wahl kommen zu lassen (wie auch immer)...

Ich respektiere ja, dass es Rezipienten gibt, die bloß eine grobe Orientierung wollen und sich den Reiz des Unbekannten dabei nicht entgehen lassen wollen... aber wenn jemand Filme zu recht konkreten Themen sehr gezielt sucht, dann können spoilernde IA durchaus eine nicht zu verachtende Hilfestellung bieten... ;)
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

PierrotLeFou

Zitat von: pm.diebelshausen am 22 August 2011, 00:50:34
Ähnlich den Begleitheften in Theater oder Oper - gerade bei letzterer habe ich, wenn ich das Werk nicht kannte und auch nicht im Programmheft gelesen hatte, oft genug das Problem, der Geschichte nicht wirklich folgen zu können, weil die Figuren zwar allesamt ganz toll singen können, ich sie aber kaum verstehe. Auch im Stummfilm geht es mir manchmal so, dass mir nicht klar ist, was genau da gerade vor sich geht.

Oh, dieser Hinweis auf Verständnisschwierigkeiten hat mir gerade noch etwas ins Gedächtnis gerufen...

es ist jetzt etliche Jahre her - ich ging damals noch zur Schule -, da saß ich mit ein paar Freunden und Freundinnen während zweier Freistunden in einem der Pausenräume und plötzlich erzählte eine von ihnen von einem Film, der damals im Kino lief und in aller Munde war... grobe Zusammenfassung des Inhalts und dann einen - die eigentliche Pointe scheinbar verratenden - Hinweis auf das Ende: "...und wirklich toll ist das Ende, das völlig offen lässt, wer der Mörder eigentlich gewesen ist." Jetzt die große Überraschung - der Film hieß "
Spoiler: zeige
American Beauty
".

Als ich den Film dann gesehen habe (ich hatte es nicht eilig, auch wenn ich den positiven Stimmen Glauben schenkte, aber schließlich gibt es noch zigtausende Filme, bei denen ich ebenfalls positiven Stimmen Glauben schenke) - war ich mir also recht sicher, zu wissen, wie er ausgeht... ABER: was weiß ich schon - ich meinte auch mal eine zeitlang, in "Clockwork Orange" wäre im Rahmen der Ludovico-Therapie in Großaufnahme die Spritze zu sehen, die Alex vorher (oder nachher) verabreicht bekommt, in welcher sich das Serum mit rotem Blut vermischt (quasi ein Verweis auf das Muster des Bademantels, den Alex und Mr. Alexander tragen)...  als ich den Film später sah, war ich verwundert, dass ich es nicht gesehen habe, schaute mir die Szene erneut an und siehe da: die Einstellung gab es nicht... wieder etwas später, war ich mir nicht mehr sicher, ob ich bei der zuletzt beschriebenen Sichtung vielleicht eine sinnlos gekürzte Version gesehen haben könnte... jetzt in diesem Augenblick habe ich keine Ahnung, ob es diese Einstellung gab oder nicht, obwohl ich den Film etliche male gesehen habe...
Und wenn ich selber mich manchmal falsch erinnere (quasi: verinnere), mir also selbst nur bedingt glauben kann, wieso sollte ich ich der Meinung sein, etwas über einen Film zu wissen, über den mir andere etwas erzählen? (Ich weiß da gar nichts... das ist eine Glaubensfrage...)
Aber zurück: "American Beauty" läuft auf den Abspann zu - und siehe da:
Spoiler: zeige
der beknackte Nachbar ist der Täter...


Offenbar weiß ich erst im Zustand des Sehens, was im Film zu sehen ist... und nicht aufgrund von Berichten über das, was zu sehen ist... (und offenbar trifft das nichtmal immer zu - sonst hätte sich meine Klassenkameradin kaum irren können... es sei denn, es war Absicht...)
Also verrät mir der Spoiler letztlich herzlich wenig: ich weiß trotzdem nicht, wie der Film ausgeht, weil ich erst nach Sichtung weiß, ob der Spoiler ein Spoiler war oder ein Irrtum oder eine Verarsche... als ich den Richard Gere Streifen (Es geschah im September - oder so ähnlich) gesehen habe, meinte ich zunächst, man hätte mir die Wahrheit gesagt, als man mir sagte seine junge Geliebte
Spoiler: zeige
würde sterben
, aber trotz dieser Info und meines Wissens um den berühmten Schneewittchen-Effekt hielt ich es beim Betrachten schließlich für völlig undenkbar... und dann kommt es doch so:
Spoiler: zeige
sie stirbt
. Man hatte es mir vorher gesagt, aber beim Betrachten zweifelte ich trotzdem... (ich musste sogar meine Tränen zurückhalten, obwohl der Film ja bloß ein rühriges Schnulzendrama ist...)

Und auch wenn sich der Erfahrung nach die meisten als Spoiler ausgewiesenen Aussagen bestätigen, weiß ich trotzdem immer erst hinterher, ob es wirklich Spoiler sind... die hohe Wahrscheinlichkeit ändert nichts daran, dass ich erstmal dennoch nichts weiß, sondern bloß glaube... (und wie immer, wenn ich glaube, zweifel ich im Hinterstübchen mächtig...) denn so unwahrscheinlich es auch sein mag, dass sich ein vermeintlicher Spoiler als Fehlinfo herausstellt, so kann es doch nicht endgültig ausgeschlossen werden (das ist ja der Charakter der Ausnahme: sie existiert nur dank der Regel, aus welcher sie als Aus-nahme genommen werden kann...)

insofern: streng genommen verraten Spoiler nichts, sie behaupten nur... die prüfende Sichtung bestätigt diese Behauptung (oder auch nicht), und im Laufe der Zeit wird diese bloß noch erinnerte Bestätigung wieder ein anzweifelbarer Glaube...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Intergalactic Ape-Man

Bewegst du dich jetzt gerade in Richtung Zen oder Quantenmechanik?

PierrotLeFou

Zitat von: Intergalactic Ape-Man am 22 August 2011, 07:44:46
Bewegst du dich jetzt gerade in Richtung Zen oder Quantenmechanik?
...in Richtung Paranoia... :icon_mrgreen:
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

pm.diebelshausen

Zitat von: pm.diebelshausen am 22 August 2011, 00:50:34
Am ehesten "gewinnt" doch noch derjenige, der sich illusionieren lässt - egal mit welcher Vorkenntnis.

Du beschreibst genau, was ich meinte, Pierrot. Erkenntnistheorie angewendet auf Filmkunst.  :respekt:
Oder ungefähr an McKenzie anknüpfend: wenn ein Film stets im Kopf seines jeweiligen Betrachters stattfindet, mehr noch: überhaupt als Ganzes während des jeweiligen Sehens entsteht, dann sind Filme ebenso wie Betrachtungsweisen, die es hauptsächlich auf Plottwists anlegen, die magere Realisation einer eigentlich viel vitaleren Kunstform.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Hedning

Noch mal kurz eine Ergänzung zu dem, was ich weiter oben geschrieben habe, jetzt mal nur auf mein persönliches Empfinden bezogen.

Zum einen heißt, dass ich entscheidende Handlungswendungen eines Films nicht vor Erstsichtung eines Films wissen will, natürlich nicht, dass ohne diese der Film für mich uninteressant wäre oder dass andere Aspekte dieser Kunstform vor dem Handlungskonstrukt in den Hintergrund träten. Sonst würde ich mir ja nicht manche Filme zum x-ten Mal anschauen.

Zum anderen: Bei Texten, die solche Handlungselemente verraten, gibt es natürlich verschiedene Kontexte. Bei Inhaltsangaben, die m. E. reine Gebrauchstexte sind, ist es einfach unnötig. Bei Rezensionen gibt es verschiedene Fälle. Es gibt Fälle, da ist es ebenfalls unnötig. Ich habe schon Rezensionen gelesen, die klangen dann so, als ob das Ende aus reiner Mutwilligkeit verraten würde, da der Autor den Film nicht mochte und ihn möglichst auch anderen potentiellen Zuschauern madig machen wollte. Ist mir vielleicht auch schon mal unterlaufen.

Dann gibt es auf der anderen Seite natürlich Texte, die sich mit einem hohen Anspruch an die eigene Interpretation und mit einer Absicht der umfassenden Darstellung einem Film widmen. Wenn es hier nötig wird, auf "wesentliche Handlungselemente", und sei es der Schluss, einzugehen, ist das wegen der höheren Absicht fraglos legitim. Ich habe damit auch kein Problem, da ich solche Texte sowieso erst immer nach Filmsichtung lese. Es ging mir weiter oben auch mehr darum, meinen eigenen Umgang mit Inhaltsangaben und Rezensionen zu beschreiben, als womöglich anderen vorschreiben zu wollen, was in einer Rezension drinstehen darf.

pm.diebelshausen

Zitat von: Hedning am 23 August 2011, 16:28:15Zum einen heißt, dass ich entscheidende Handlungswendungen eines Films nicht vor Erstsichtung eines Films wissen will, natürlich nicht, dass ohne diese der Film für mich uninteressant wäre oder dass andere Aspekte dieser Kunstform vor dem Handlungskonstrukt in den Hintergrund träten.

So ganz verstehe ich den Satz nicht, weil da gleich vier Negationen drin sind und ich den Überblick verliere. Ohne entscheidende Handlungswendungen wäre der Film für Dich interessant? Wä?  :icon_neutral:
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Hedning

War etwas blöde formuliert.

Ich meinte: Auch mit vorigem Wissen über die entscheidenden Handlungswendungen wäre ein Film für mich nicht rein deswegen uninteressant. Natürlich haben Filme viel mehr zu bieten als die Handlungskonstruktion. Ich kann trotzdem einen Film beim ersten Sehen einfach mehr genießen, wenn ich diese vorher nicht von vorne bis hinten bereits kenne.

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