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The Wolf of Wall Street (DiCaprio/Scorsese)

Begonnen von blade2603, 20 April 2012, 19:54:18

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Riddick

Zitat von: Roughale am 14 April 2014, 15:55:30
Vielleicht sollten die diCaprio Fans auch mal die Fanbrille abnehmen und erkennen, dass die schauspielerischen Leistungen der anderen oft wirklich besser sind... Ich hab nichts gegen diCaprio, aber ich sehe immer irgendwie denselben Typen in seinen Filmen...

Also in seinen neueren Filmen schon. Da stimme ich dir absolut zu. Früher, besonders in den von mir genannten "Frühwerken", war das noch anders. Ich denke, dass liegt aber auch daran, dass die aktuellen Rollen auch nicht mehr hergeben. Die Figur des Jim Carroll z.B. ist ja wesentlich komplexer und interessanter als die Rollen in "Inception" oder "Shutter Island".
"Schnell rennt das kriminelle Element,wenn es Dieter Krause kennt." - Tom Gerhardt (Hausmeister Krause)

Mr. Blonde


Deer Hunter

Kurze Frage zum Soundtrack: Black Skinhead von Kanye West kommt lediglich im Trailer vor? Ich wundere mich gerade, da mir anscheinend meine Erinnerung wieder einen Streich gespielt hat. Ich ging davon aus, dass der Song im Film selber ebenfalls zu hören war. :icon_confused:
"Das nächste Lied heißt eigentlich 'Ich bin so wie ich bin' aber weil Bela "auch" ein bisschen mitsingt, heißt es 'FICKEN'!"

zartcore
Ah, tweed. Fabric of the eunuch.

mr. pink

I expect that you think that I should be haunted
But it never really bothers me

PierrotLeFou

25 Mai 2014, 07:03:29 #64 Letzte Bearbeitung: 25 Mai 2014, 07:18:26 von PierrotLeFou
Ich bin relativ enttäuscht... in meinen Augen die schlechteste Scorsese/DiCaprio-Zusammenarbeit und einer der fünf schwächsten Scorsese-Spielfilme überhaupt (wobei ich "Who's That Knocking at My Door?" noch nicht kenne).
Hier werden groteske und absurde Züge in den Vordergrund gerückt und beinahe pausenlos durchgehalten, sodass im Unterschied zu anderen Filmen in bester "La dolce vita"-Tradition tragische Aspekte völlig untergehen. Weder für Belforts Opfer, noch für Belfort & Kollegen konnte ich irgendeine Form von Mitgefühl aufbringen... stattdessen legt es der (alles andere als neutrale) Film darauf an, seinerseits beständig Spaß zu machen. Bizarre Feiern mit Zwergen und Affen hier, grandioses Scheitern eines selbstgerechten Arschlochs zum vergnüglichen Soundtrack dort... Nie verstörend, nie irritierend zeigt er (etwas zerdehnt), dass Unrecht nicht einfach bloß ein zweckdienliches Übel sein, sondern schon an sich überaus spaßig sein kann. Das mag manche Karrieristen recht treffend schildern, hat mich aber auf Dauer doch ziemlich gelangweilt... (Ich weiß nicht mehr, wann ich zuletzt einen Film als derartig zäh und schwerfällig empfunden habe...) Stellung bezieht er recht unverbindlich, indem er deutlich macht, dass sich Spaß/Befriedigung/Erfüllung so oder so erreichen lassen: im Einklang mit Moral und Gesetz - oder nicht im Einklang damit... Das Publikum kann dann entscheiden, ob es lieber am Exzess auf Kosten anderer oder an der Schadenfreude angesichts des Scheiterns Vergnügen findet; und Vergnügen scheint in erster Linie das zu sein, was der Film bewirken will.
Nach "Casino" also ein weiterer "Goodfellas"-Aufguss, nun jedoch ohne Schilderungen vom Leid der Opfer, ohne schmerzhafte Erkenntnisse, sich in eine ausweglose Situation gebracht zu haben, ohne das Gefühl der Ermattung und des Überdrusses inmitten des Luxuslebens.
Große schauspielerische Leistungen konnte ich jetzt auch nicht entdecken. Freaks sind halt interessant, da muss der Darsteller selbst nur noch wenig hinzufügen, um interessant zu wirken... ("Freaks" schien mir übrigens eines der wenigen sinnigen Zitate zu sein, vielleicht sogar das einzig sinnige... der Rest wirkte auf mich etwas beliebig.)

Formal durchweg sorgfältig, in einzelnen Szenen sicher auch ganz witzig, aber emotional nicht sonderlich involvierend und intellektuell nicht sonderlich stimulierend, für jede Gesinnung geeignet (oder sich überall anbiedernd), solange einem das Betrachten eines monströsen, orgiastischen Ausuferns (das man zudem in anderen Filmen schon monströser und orgiastischer gesehen haben dürfte) Freude bereiten kann... (Vielleicht ist es aber auch einfach eine ganz adäquate Umsetzung, dass der Exzess skrupelloser, geld- & konsumsüchtiger Egoisten, der nicht einmal für Überdruss, Ermattung, Rat- & Ziellosigkeit Raum lässt, bloß drei Stunden lang nervt und anödet... darin hat er mich ein wenig an "Spring Breakers" erinnert...) Womöglich werde ich ihm bei einer Zweitsichtung etwas mehr abgewinnen können, momentan schwanke ich zwischen 6 und 7 Punkten, die sich in erster Linie der durchweg wirklich guten Form und ein paar verstreuten Momenten, die ich als ganz witzig empfunden habe, verdanken...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Mr. Blonde

25 Mai 2014, 07:21:54 #65 Letzte Bearbeitung: 25 Mai 2014, 07:27:07 von Mr. Blonde
Schön, dass da jemand genau die gleichen Probleme mit dem Film hatte, wie ich.  :icon_smile: Auch Du glaubst ja noch daran, dass die Zweitsichtung nochmal was verbessert. Ich irgendwie auch, allerdings kann die von mir aus auch in einem Jahr stattfinden. Das eilt nicht. Zumal da noch ganz andere Filme erstmal wichtiger wären, die Sex und Exzesse in Überlänge bieten, wie "Caligula", den ich immer noch nicht gesehen habe.

PierrotLeFou

Zitat von: Mr. Blonde am 25 Mai 2014, 07:21:54
Schön, dass da jemand genau die gleichen Probleme mit dem Film hatte, wie ich.  :icon_smile: Auch Du glaubst ja noch daran, dass die Zweitsichtung nochmal was verbessert. Ich irgendwie auch, allerdings kann die von mir aus auch in einem Jahr stattfinden. Das eilt nicht. Zumal da noch ganz andere Filme erstmal wichtiger wären, die Sex und Exzesse in Überlänge bieten, wie "Caligula", den ich immer noch nicht gesehen habe.

Immerhin hat er mich nicht so auf die Palme gebracht, wie der überaus durchschnittliche und mäßige "La Grande Bellezza" (der zweite große Exzess-Film des Jahres, der auch noch mit Preisen überhäuft worden ist... der hat ja wirklich das Kunststück vollbracht und mich geradezu verärgert... :icon_mrgreen:)
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

endoskelett

Zitat von: Mr. Banane am 29 Januar 2014, 23:59:08
Eine auf drei Stunden ausgewalzte Fingerübung, zweifellos technisch perfekt, musikalisch superb untermalt und gut gespielt, aber am Ende substanzlos. Das grenzenlose Gier amoralisch ist, Börsenheinis zynisch mit Menschenleben spielen und Geld trotzdem nicht glücklich macht, war mir auch vorher bekannt. Von daher völlig egal, ob man den nun als Partyfilm oder als Film mit Botschaft ansieht, platt bleibt es so oder so.

Da muss ich nochmal drüber schlafen, aber nach den teils überschwänglichen Bewertungen habe ich nichts weltbewegendes gesehen. Wirklich in Worte fassen kann ich das noch nicht.
Unterschreib.
Ich bin ziemlich hin und hergerissen mit diesem neuen Scorsese.
Auf der einen Seite haben wir einen famos aufspielenden DiCaprio, der richtig vom Leder zieht, manchmal auch zu grotesk und überzogen, aber eine echte One-Man-Show. Auf der anderen Seite zu sehr in die Länge gezogen, ohne aussagekräftige Substanz (wie erwähnt als Drogen-Party-Film eher ungeeignet wenn auch phasenweise sehr lustig, v.a. die Autoszene), als Reflektion auf das Börsensystem unzureichend beackert, wirkt das Ganze zu sehr bemüht als Epos dazustehen. Habe mich teilweise dabei ertappt, auf die Uhr zu schauen, während der nicht enden wollenden sich wiederholenden Sex-Orgien und sektenförmigen Ansprachen an die Belegschaft. Und wenn es denn ins echt Dramatische umschlägt, führt der Film das nicht ehrlich zu Ende, ergießt sich im nächsten Spass-Exzess  (fast Kidnapping der Tochter und Auspark-Unfall und Folgen daraus, Drogentripps enden immer lustig und haben nie Konsequenzen...)
Keine Frage, DiCaprio großartig, Scorsese mit viel Hingabe, nur insgesamt vielleicht zu viel "Lärm um Nichts"?!
Muss ich nicht wiedersehen. Dann viel lieber nochmal den gelungeneren "Shutter Island".
4/10
R: Do you like our owl?
D: It's artificial?
R: Of course it is.
D: Must be expensive.
R: Very.
R: I'm Rachael.
D: Deckard.

StS

23 Januar 2015, 17:42:32 #68 Letzte Bearbeitung: 23 Januar 2015, 17:48:20 von StS
,,the Wolf of Wall Street" – Martin Scorsese´s grell-überdrehtes 2013er Biopic über den Börsen-Schwindler Jordan Belfort – kommt derart prall gefüllt mit Komik, Sex, Drogen, Gier und sonstigen Ausschweifungen daher, dass man sich am Ende der knapp dreistündigen Laufzeit durchaus schon ein Stück weit ,,gerädert" fühlt. Ohne Frage war vieles von dem, was Belfort in dem betreffenden Abschnitt seines Lebens da so angestellt hat, überaus verwerflicher Natur – und dennoch generiert der Film genau daraus (gerade in Verknüpfung mit der Maßlosigkeit des Ganzen) eine beachtliche Menge an Spaß, Energie und Unterhaltungswert. Eventuell mag der eine oder andere Zuschauer gewisse ,,Probleme" damit haben, dass die verschiedenen gezeigten unmoralischen und ungesetzlichen Handlungen nicht ,,klar heraus" verurteilt werden – und dennoch ist die vermittelte Botschaft klar, u.a. da sich die Figuren durch ihr Auftreten und den daraus resultierenden Folgen sozusagen selbst geißeln. Zugegeben, sonderlich tiefgründig ist der Streifen nicht – dafür aber pures Entertainment. Regie- und Kameraarbeit, Ausstattung, Dialoge sowie die sowohl inhaltliche als auch stilistische Gestaltung der einzelnen Szenen sind rundum hochwertig – ebenso wie die durchweg zu gefallen wissende Besetzung, die seitens einer grandios ,,ungezügelten" Performance Leonardo DiCaprios angeführt wird und aus deren Reihen Neuentdeckung Margot Robbie unweigerlich das Auge des Betrachters erfreut. Alles in allem vermag man quasi von einer Kombination aus einer zynisch-realitätsbezogenen ,,Cautionary"-Geschichte (á la Oliver Stone´s ,,Wall Street") und einer bunten, lauten wie wüsten ,,Zirkusveranstaltung" sprechen...

starke 7/10
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

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