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Inside Llewyn Davis (von Joel & Ethan Coen)

Begonnen von StS, 24 Januar 2013, 20:21:30

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StS

Director: Joel Coen, Ethan Coen
Screenwriter: Joel Coen, Ethan Coen
Starring: Oscar Isaac, Carey Mulligan, Justin Timberlake, John Goodman, Garrett Hedlund
Genre: Biography, Drama, Musical
MPAA Rating: R (for language including some sexual references)

Joel and Ethan's next movie will be working on a script based on the life of musician Dave van Ronk, who played a part in the Greenwich Village coffeehouse scene that played a large part in the New York folk scene of the '60s.

Van Ronk, who passed away in 2002 at 66, was a big player on that scene, known for his "musical acumen, left-wing politics, general erudition and entertaining storytelling" as he was around during the discovery of the likes of Phil Ochs, Bob Dylan and Joni Mitchell. His memoir "The Mayor of MacDougal Street," published a few years after his death, is part of the inspiration for the Coens' script.


Trailer:
http://www.comingsoon.net/news/movienews.php?id=99312
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

StS

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

manisimmati

Wie geil ist das denn?! Ich bin gerade dabei, Dave Van Ronks Musik für mich zu entdecken, und da machen die Coens so was. Ausserdem: Carey Mulligan! :love: Sieht so aus, als würd sie in diesem Film gehörig Gas geben.

ratz


Vor allem sieht sie unblond endlich mal nicht wie ein dummes Teddybärchen aus  :icon_mrgreen:

Ich freue mich auf:

- Lässige Musik
- Farben wie auf alten Fotos
- Filzjacken, Wollpullis, Gobgewebtes
- F. Murray Abraham

cu, r.

manisimmati

Zitat von: ratz am 19 Mai 2013, 16:35:10
Vor allem sieht sie unblond endlich mal nicht wie ein dummes Teddybärchen aus  :icon_mrgreen:

Eigentlich sollte ich mich über diese Beschreibung empören, aber sie ist zu treffend, als dass ich das könnte, haha. Auf Abraham freu ich mich auch. Mir ist, als hätte ich den seit tausend Jahren nicht mehr gesehen.

ratz

Zitat von: manisimmati am 20 Mai 2013, 13:35:03

Auf Abraham freu ich mich auch. Mir ist, als hätte ich den seit tausend Jahren nicht mehr gesehen.


Wenn man Forman im Audiokommentar zu Amadeus glauben darf, ist er ein unausstehlicher Egomane und hat sich damit die eigene Karriere versaut. Ich seh ihn trotzdem gerne  :icon_cool:

StS

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

KrawallBruder

7 Dezember 2013, 01:26:16 #7 Letzte Bearbeitung: 7 Dezember 2013, 01:28:35 von KrawallBruder (Filmriss)
Komm gerade frisch ausn Kino und wurde gut unterhalten. Der Stil und vor allem der Humor der Coen Brüder schimmert natürlich durch, allerdings ist der Film im Großen und Ganzen ein Musikfilm. Ich hatte vorher in einem Bericht gehört, dass jedes Lied komplett ausgespielt wird und hatte da meine Bedenken – aber völlig zu Unrecht. Es wirkt echt nie überflüssig oder zu lange. Im Gegenteil, man hat ständig das verlangen zu applaudieren...
Das schlechteste am Film ist wohl platte die Performance von Justin Timberlake, welche aber kaum auffällt, da Oscar Isaac es irgendwie schafft alle anderen Darsteller (sogar einen John Goodman) unwichtig wirken zu lassen.
Ein guter Film, den man nur vielleicht dann nicht schauen sollte, wenn einem Folk-Musik total zuwider ist. (Das wäre halt so, als wenn jemand der Boxen blöd findet, in Rocky Balboa geht.)
Ansonsten sehr sehenswert, vor allem als Fan der lässigen Musik!

Man bekommt nach dem Film voll das Verlangen die alten Dylan Platten rauszuholen – und genau das tu ich nun   :respekt:

Fastmachine

16 Dezember 2013, 01:45:39 #8 Letzte Bearbeitung: 16 Dezember 2013, 13:16:29 von Fastmachine
INSIDE LLEWYN DAVIS ist der bisher zurückhaltendste Film der Coen-Brüder, wenn man deren Filme auf bestimmte Stilmerkmale runterbricht: verschachtelte, geradezu philosophische Plots, vielfach ironisch gebrochene Motive und Anspielungen, dazu ein verdrehter, manchmal makabrer Humor. Das Schicksal des erfolglosen Folksängers Llewyn Davis zeichnen die Coen-Brüder dagegen für ihre Verhältnisse recht ernsthaft nach, nur gelegentlich milde ironisiert. Wobei gerade das makabre Element zugunsten einer melancholischen Stimmung zurücktritt. Einzig den ziemlich bizarren Auftritt von John Goodman könnte man sich gut in früheren Coen-Filmen vorstellen, doch auch hier steht am Ende eher ein tragischer Moment.

Oscar Isaac spielt seine Rolle mit dezenter Zurückhaltung, nur in seinen Songs lebt er auf und öffnet sein Herz. Dementsprechend steht die Musik im Mittelpunkt. Der Film ist nicht nur eine Künstlerbiografie sondern auch ein Gleichnis über das Show- und Musikgeschäft. Llewyn mag Talent haben, aber ihm fehlt nicht nur der Geschäftssinn, sondern auch die Einsicht in seine Grenzen und Möglichkeiten. Dankenswerter Weise lassen die Coens aber viele Fragen offen. Hätte Llewyn in einigen Punkten anders handeln müssen, ja sollen? Wäre er dann glücklicher geworden? Oder nur professioneller?

INSIDE LLEWYN DAVIS ähnelt als Musikfilm unter allen Coen-Filmen am stärksten O BROTHER, WHERE ART THOU?, doch fehlen ihm die komödiantischen Züge. Das Motiv der Irrfahrten des Odysseus, das beiden Filmen zugrunde liegt, wird völlig anders interpretiert.

Ein runder, stimmiger Film, gut besetzt und musikalisch sicher kompetent interpretiert. Allerdings ist der Folk der frühen 1960er Jahre nicht unbedingt meine Lieblingsmusik, weswegen dieser Film wohl alles in allem nie einen Platz unter meinen persönlichen Favoriten innerhalb des Werkes der Coen-Brüder einnehmen wird.

7.5/10
   
Ich mag keine Filme; die verblöden nur. (Alfons d. Ä.)

ratz

17 Dezember 2013, 23:18:49 #9 Letzte Bearbeitung: 17 Dezember 2013, 23:58:20 von ratz
Ah, welch eine wohltuende Langsamkeit, welch ein Auskosten guter Musik und ausgesucht-entsättigter Bilder (Kamera diesmal übrigens nicht Deakins, sondern Delbonnel)! Ein Film von Erwachsenen für Erwachsene, mit welchem sich niemand mehr etwas beweisen muß, eine Ode an das prekäre Künstlertum, an die bewegten 60er Jahre und nicht zuletzt ganz sicher eine persönliche Kindheits- und Jugenderinnerung. Oscar Isaac spielt und singt vorzüglich, Mulligens Gezicke klingt etwas zu sehr nach Drehbuch, Goodman hat ein Heimspiel, aber F. Murray Abraham sieht man nicht lang genug. Alle anderen Nebenrollen sind ebenfalls fantastisch besetzt.

Nach den eher enttäuschenden Massenvehikeln No Country und True Grit endlich wieder ein atmender, gesunder Cohen-Film. Ich jedenfalls habe um so mehr Lust, endlich "A Simple Man" zu sehen.

KeyserSoze

Protip: such, wenn du das machst, am besten nach "A serious Man"!

"You're so beautiful, like a tree or a high-class prostitute."

ratz

Zitat von: KeyserSoze am 17 Dezember 2013, 23:41:35
Protip: such, wenn du das machst, am besten nach "A serious Man"!


GENAU DAS werde ich tun  :respekt:  :icon_mrgreen:

Fastmachine

18 Dezember 2013, 00:11:37 #12 Letzte Bearbeitung: 18 Dezember 2013, 12:01:05 von Fastmachine
Die Coen-Brüder wechseln vermutlich aus guten Gründen zwischen eher persönlichen Filmen und eher zum Mainstram hin orientierten ab. Ohne ihren Mainstreamerfolg dürfte nicht nur das Publikum für ihre persönlichen Filme sehr vielen kleiner ausfallen, sondern es fragt sich, ob sie überhaupt das Geld und die Möglichkeit bekommen hätten, solche persönlichen Filme zu drehen. Insofern: Meinetwegen sollen sie Sachen wie LADYKILLERS und TRUE GRIT drehen, wenn es dann wieder zwischendurch auch mal wagemutigeres gibt.

Interessant nebenbei, dass sie mit diesem strategischen Vorgehen künstlerisch genau der Antityp zum Musiker Llewyn Davis sind. Denn dessen Tragik besteht ja darin, dass er keine Kompromisse eingehen will, ja zu strategischem Denken überhaupt wenig Talent zeigt.

Ansonsten ist A SERIOUS MAN sicher der bisher persönlichste Film der Coens, der aber trotzdem ganz typsich wiederum durch viele Finten und Nebel genau das hinter dem Werk verbergen will. Im Tonfall kann man ihn überhaupt nicht mit INSIDE LLEWYN DAVIS vergleichen. A SERIOUS MAN ist verspielt, voller philosophischer, historischer und künstlerischer Anspielungen, zudem offen satirisch. Vor allem ist A SERIOUS MAN definitiv kein Künstlerfilm, auch wenn die Musik eine beachtliche Rolle spielt. Nur ist es diesmal die Musik der späten 1960er Jahre.

INSIDE LLEWYN DAVIS zeigt zwar auch den Stil der Coen, aber in einem neuen Ton vorgetragen.
Ich mag keine Filme; die verblöden nur. (Alfons d. Ä.)

ratz

18 Dezember 2013, 10:46:55 #13 Letzte Bearbeitung: 18 Dezember 2013, 10:49:45 von ratz
Zitat von: Fastmachine am 18 Dezember 2013, 00:11:37

Interessant nebenbei, dass sie mit diesem strategischen Vorgehen künstlerisch genau der Antityp zum Musiker Llewyn Davis sind. Denn dessen Tragik besteht ja darin, dass er keine Kompromisse eingehen will, ja zu strategischem Denken überhaupt wenig Talent zeigt.

Auf jeden Fall, aber das ist doch der feuchte Traum eines Künstlers: Zu Lebzeiten verkannt zu werden, weil man nie Kompromisse eingegangen ist und alles für die Vision geopfert hat, um dann doch noch die verdiente Wiederentdeckung und Anerkennung zu erfahren, am Besten kurz vorm Abnippeln, damit man es noch mitbekommt  :icon_mrgreen:

Auf A Serious Man freue ich mich nicht unbedingt, weil ich mir einen zweiten Llewyn Davis erhoffe, sondern weil mir die persönlichen, kleineren Filme der Coens derzeit als die interessanteren erscheinen (ich müßte ein paar frühe unbedingt wiedersehen, z.B. Barton Fink). Das sind uramerikanische Heimatfilme im besten Sinne, da kann man nur neidisch werden, wenn man dagegen die deutsche Filmlandschaft betrachtet...  :bawling:

Nehmen wir gerade die Film-der-Woche-Diskussion vorweg? Egal.

harrycanyon

Zitat von: Fastmachine am 18 Dezember 2013, 00:11:37
Ansonsten ist A SERIOUS MAN sicher der bisher persönlichste Film der Coens,
der aber trotzdem ganz typsich wiederum durch viele Finten und Nebel genau das hinter dem Werk verbergen will.
Oder umgedreht:
Die gewohnt verschachtelte Intrigenstory mit persönlichem Anstrich.


Klugscheisser


Mr. Blonde

11 Mai 2015, 00:19:45 #16 Letzte Bearbeitung: 11 Mai 2015, 00:30:32 von Mr. Blonde
Ungeheuer stimmungsvoller Film, der unheimlich sorgfältig durchkomponiert wurde. Unser Protagonist ist ein stiller Verlierer, der sich alles selbst einbrockt, aber für dessen Scheitern es seine Gründe gibt. Gerade diese werden subtil angedeutet und verleihen der Hauptfigur einen gefühlvollen Touch, selbst, wenn er doch als Arschloch missverstanden werden könnte. "Inside Llewyn Davis" hat unheimlich viele Schichten und die Coen-Brüder greifen hier auf alle Facetten ihres Könnens zurück. Von lakonischen Dialogen, über skurile Charaktere bishin zur gewohnt großartigen Inszenierung der Musikpassagen. Wie ratz es schon sagte: der Film atmet und keine Sekunde ist verschwendet.

Eine charmante Reise voller Poetik und dylanesker Versagerromantik. Sicherlich der intimste aller Coen-Filme und ein weiterer Beleg für die Vielseitigkeit dieser Brüder. Da fragt man sich glatt, wie viel persönliche Gedanken die beiden mit einfließen lassen haben. Wie gut ist der eine ohne den anderen und können die beiden ohne einander bestehen? Zum Glück enden hier die Parallelen, denn was die Coens anfassen, ist zumeist pures Gold.

Der tiefere Sinn der Katzen?
Spoiler: zeige
Die eine bleibt (wahrscheinlich tödlich) verletzt auf der Strecke zurück, während die andere nach ihrer Odyssee wieder da ankommt, wo sie hingehört.
Das genaue Sinnbild für Llewyns Reise und seiner Rückkehr. Er selbst ist ein rastloser Streuner. Sein Blick auf das Disney-Filmplakat am Ende bestätigt das eigentlich.

Ansonsten:

Zitat von: Klugscheisser am 19 Dezember 2013, 23:12:37
Unbedingt anschauen!  :)

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