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The Hateful Eight (QT Western)

Begonnen von Newendyke, 12 Januar 2014, 22:53:03

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ratz

Zitat von: Moonshade am 10 Februar 2016, 11:58:19
Botschaften, die einige offenbar total hirnverbrannte Feuilletonisten zu dem Hirnfurz verleitet haben, QT hätte hier einen "politischen" Film drehen wollen.

Moonie, diese Aussage ist nu wirklich unfaßbar dämlich. Seit wann ist es unpolitisch, Rassismus darzustellen und/oder zu verhandeln? Wenn die Filmgeschichte eines gelehrt hat, dann wohl die Tatsache, daß sich auch in den Unterhaltungsprodukten einer Zeit gesellschaftlich gärende Prozesse widerspiegeln - siehe die 50er-Jahre Horrorfilme oder The Hills Have Eyes, der inzwischen als veritabler Klassiker in diesr Hinsicht gilt.

Und dieses Unverständnis auch noch zu feiern und mit Stammtisch-Vokabeln wie "total hirnverbrannt" und "Hirnfurz" zu garnieren, fällt leider auf Deine eigene Beschränktheit zurück  :unknown:

Crumby Crumb & the Cunty Bunch

Piß mal dem Platzhirsch nich ans Bein, Junge. :nono:
'Are you talkin' to me? You talkin' to me?' - Raging Bull, Pacino. Love that movie!

Moonshade

Zitat von: LeCrumb am 10 Februar 2016, 16:32:45
Piß mal dem Platzhirsch nich ans Bein, Junge. :nono:

Ist ja nicht so schlimm...  :icon_mrgreen:

Zitat von: ratz am 10 Februar 2016, 16:15:49
Moonie, diese Aussage ist nu wirklich unfaßbar dämlich. Seit wann ist es unpolitisch, Rassismus darzustellen und/oder zu verhandeln? Wenn die Filmgeschichte eines gelehrt hat, dann wohl die Tatsache, daß sich auch in den Unterhaltungsprodukten einer Zeit gesellschaftlich gärende Prozesse widerspiegeln - siehe die 50er-Jahre Horrorfilme oder The Hills Have Eyes, der inzwischen als veritabler Klassiker in diesr Hinsicht gilt.
Und dieses Unverständnis auch noch zu feiern und mit Stammtisch-Vokabeln wie "total hirnverbrannt" und "Hirnfurz" zu garnieren, fällt leider auf Deine eigene Beschränktheit zurück  :unknown:

Generell stimme ich zu - auch Unterhaltungsprodukte können gesellschaftliche oder politische Prozesse wiederspiegeln, sollten sie sogar. Das Vorkommen oder kurze Ansprechen solcher Themen macht aus dem fertigen Produkt aber noch keinen "politischen" Film und aus dem Macher noch keinen "politisch motivierten Regisseur.
Ein Wiederspiegeln entspricht auch ferner einer Verarbeitung im filmischen Kontext, nicht das exemplarische Draufschreiben auf die Torte mit Zuckerguß, wie es Jackson hier machen muss, weil er in einer Szene einem Weißen das Vorgehen der Schwarzen erklären will. Genauso fade, plakativ und platt (bzw. ungeschickt ironisch?) war schon das letzte Fünftel von "Django".

QT fährt hier aus meiner Sicht ein affiges Kasperletheater mit gestandenen Darstellern auf, die sich bisweilen aneinander vorbei wie Laiendarsteller geben dürfen, ohne fassbare übergeordnete Struktur, irgendwo zwischen Groteske, Komödie, Splattergewichse und ein wenig grimmigem Western.
Irgendwo zwischen den Heerscharen von  Hurensöhnen, Miststücken, Niggern, Schokos, Weißbroten und Mexikanerwitzen, die ich nicht mal auf einem Grundschulhof in Queens in dieser Frequenz zu hören kriege, hat man dann noch ein paar Kommentare zum Thema Rassismus und Geschlechterkritik untergebracht. Leider werden sie nicht ins Thema eingebacken, sondern einfach drüber gekotzt, deckt auch gleich mehr ab!

Substanz hat das aber alles nicht - und das Publikum interessiert sich auch gar nicht für das Thema, sondern nur dafür, wann die alle erschossen werden und wie blutig es wird, nicht ob QT sich an einer Rassismusparabel versucht hat.
In so einem Fall nenne ich den Regisseur als gescheitert. Oder empfehle, es doch lieber zu lassen.

Und im Umkehrschluss zu deiner Beleidigung am Schluss kann ich (für mich) nur sagen, dass sich - wenn er denn möchte oder mit Gewalt - jeder irgendeine inhaltliche Fata Morgana überall ausmachen kann, wenn es für ihn/sie nur Relevanz hat.
Und genau das haben offenbar hier einige Leute gesehen. Weil ein paar Leute etwas schreien, ist das noch lange nicht wahr...oder richtig...oder politisch...(das hat der Film für mich mit Pegida gemein...)

Ich für meinen Teil sehe ein sehr langes, manchmal zähes, manchmal sehr suppiges Zitatepotpourri, das ich von QT erwarten konnte...genau das Gleiche, das er immer kocht. (Was an sich nicht schlecht sein muss...)
Die Chance, hier mit einem grimmigen Neowestern endlich mal mit dem Erwartbaren abzuräumen, ihn geschickt aufzubrechen und wirklich eine eingearbeitete Position zum Thema Rassismus unterzubringen, hat er nicht wahrgenommen.
Stattdessen hat er wieder mal wie ein Irrer jeden Scheiß zusammengeworfen.
Nur schmeckt der Eintopf dieses Mal einfach nicht - wenn "sich davon inhaltlich brüskiert zu fühlen" für dich "Beschränktheit" ist, dann haben wir sehr unterschiedliche Auffassungen bzgl. Inhalt und Substanz.

(Die definitive Klospülung erhielt das Geschehen bei mir übrigens bei ungefähr fünften Erwähnung/Einblendung des "Red Apple"-Tabaks, bei dem ich am Ende fast in den Saal geschrien hätte, das wir es ja langsam kapiert haben, was für eine clevere Bitch der Regisseur ist. Trauere nur um die verschenkten Möglichkeiten: der Cast, Morricone, 70mm, die Landschaft, die Ausstattung...hach...und dann sowas...*seufz*)
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

Crumby Crumb & the Cunty Bunch

Zitat von: Moonshade am 10 Februar 2016, 17:39:51
wenn "sich davon inhaltlich brüskiert zu fühlen" für dich "Beschränktheit" ist, dann haben wir sehr unterschiedliche Auffassungen bzgl. Inhalt und Substanz.

Das denke ich auch.

COYOTE UGLY
'Are you talkin' to me? You talkin' to me?' - Raging Bull, Pacino. Love that movie!

Butzemann

Zitat von: Moonshade am 10 Februar 2016, 11:58:19
Tatum geht gar nicht (manche Darsteller passen nicht in einen Tarantino)

Im Vorspann schon verdutzt geguckt und als dann der Auftritt kam, dachte ich auch nur, das kann nich wahr sein. Sry, aber ich kann diesen Heini überhaupt nicht ab und auch wenn ich dem Film viel zusprechen kann, war dies das was mir am größten aufstieß, hat Tarantino wohl ne Wette verloren, anders kann ich mir diese Besetzung nicht erklären.

Und zu Moonshade's Kritik: das klingt ja alles wirklich bös, scheint so, als ob du die nächsten Filme von ihm doch lieber nicht angucken solltest^^
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"Von all den Dingen die mir sind verloren gegangen, hab ich am meisten an meinen Verstand gehangen"

Mr. Blonde

Bin jetzt auch kein Tatum-Fan, aber der
Spoiler: zeige
kurze Auftritt inklusive brutalstem Ende
war jetzt sicher nicht die totale Folter. War halt QTs Idee davon, einen Posterboy (und das ist er nunmal, ob man ihn mag, oder nicht) in einer
Spoiler: zeige
 "bösen"
Rolle zu besetzen. Das hatte zwar nicht ansatzweise das angepeilte Henry Fonda Feeling, war jetzt aber in meinen Augen nicht störend. Da konnte ich die Kritik an einem Jonah Hill in DU noch eher verstehen.

Die Kritik am nicht konventionell genutztem Filmmaterial, das ja große Landschaften versprochen hatte, kann ich so halb nachvollziehen. Es hilft, um einen großen Teil des Geschehens und der Hütte gleichzeitig im Auge zu behalten, was ja im Sinne der Geschichte ist. Andererseits hat uns gerade Leone gelehrt, dass die besten Landschaften menschliche Gesichter sind. Gerade da hätte Tarantino liefern müssen, wenn er weniger wert auf Außenaufnahmen gelegt hat. Es hätte sicherlich andere Filme gegeben, für die man vereinzelte Kinos mit schweineteuren Projektoren eher hätte ausrüsten können.

Riddick

Zitat von: Mr. Blonde am 10 Februar 2016, 20:03:44
Bin jetzt auch kein Tatum-Fan, aber der
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kurze Auftritt inklusive brutalstem Ende
war jetzt sicher nicht die totale Folter. War halt QTs Idee davon, einen Posterboy (und das ist er nunmal, ob man ihn mag, oder nicht) in einer
Spoiler: zeige
 "bösen"
Rolle zu besetzen.

Mich hat Tatum in dem Film auch nicht gestört. Allgemein gibt es da wesentlich schlimmere "Posterboys". Allein schon wegen seinem absolut kultigen Gastauftritt in "Das ist das Ende" hat Tatum bei mir ein Stein im Brett  ;)
"Schnell rennt das kriminelle Element,wenn es Dieter Krause kennt." - Tom Gerhardt (Hausmeister Krause)

Stefan M

Zitat von: Riddick am 10 Februar 2016, 20:24:52
Zitat von: Mr. Blonde am 10 Februar 2016, 20:03:44
Bin jetzt auch kein Tatum-Fan, aber der
Spoiler: zeige
kurze Auftritt inklusive brutalstem Ende
war jetzt sicher nicht die totale Folter. War halt QTs Idee davon, einen Posterboy (und das ist er nunmal, ob man ihn mag, oder nicht) in einer
Spoiler: zeige
 "bösen"
Rolle zu besetzen.

Mich hat Tatum in dem Film auch nicht gestört. Allgemein gibt es da wesentlich schlimmere "Posterboys". Allein schon wegen seinem absolut kultigen Gastauftritt in "Das ist das Ende" hat Tatum bei mir ein Stein im Brett  ;)
Was man auf jeden Fall sagen kann - seinen Auftritt in "Das ist das Ende" vergißt man nicht so schnell wie die eher blasse Rolle in "The Hateful 8".  :icon_mrgreen:
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Klugscheisser

Ich werd' mir den Streifen die Tage nochmal in 70mm anschauen.  :andy:

PierrotLeFou

Jetzt bin ich aber angesichts dieser auffällig unterschiedlichen Betrachtungen doch neugierig geworden...
Ich hasse Tarantino wie die Pest... (von den renommierten Regisseuren ist mir nur noch Wim Wenders ähnlich zuwider... aber mit dessen Zielgruppe kann ich zumindest noch etwas besser "streiten"... Und der Wenders gibt auch nicht solchen Schwachsinn von sich wie "Frauen verstehen meine Arbeiten intuitiv irgendwie besser"...)
Und auch seine Filme, die ich schon über dem Mittelmaß verorten würde, halte ich keinesfalls für jene Meisterwerke, als welche sie vielfach betrachtet werden... dass sie regelmäßig so gefeiert werden, vergällt mir den Spaß an ihnen zusätzlich ein wenig... (Zumal er ja ältere Klassiker & Kuriositäten nicht in erster Linie für Cineasten, sondern eher für ein Mainstreampublikum recycelt, welches in aller Regel gar nicht bemerkt, wie unoriginell Motive, Strukturen, Ansätze und Konzepte eigentlich sind...) "Reservoir Dogs" kann ich immer wieder mal ansehen und auch "Grindhouse" - den ich als Gesamtwerk weit mehr schätze als seine einzelnen Episoden an sich - hat mir ausgesprochen gut gefallen...
Jetzt wüsste ich natürlich schon gerne, ob das ein "Ich sage ja, dass er kein besonders toller Regisseur ist"-Film ist oder doch eher ein Streifen, der mir zusagt, derweil relativ viele Stimmen von einem Langweiler sprechen... und wie politisch er in meinen Augen zu sein scheint...

Eigentlich wollte ich ja am Dienstag auch ins Kino, aber Wetter & Müdigkeit haben mich dann davon abgehalten; aber ich denke, am kommenden Dienstag tue ich ihn mir einfach mal an... :icon_mrgreen:
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

McClane

Zu der Rückblende: Erzählerisch ist sie nicht nötig, sicher, aber darum geht es ja auch nicht. Außerdem finde ich es nicht befremdlich, dass Leute, die Zeit ihres Lebens in Wyoming wohnen sich unter Umständen an das Wetter gewöhnen und nicht in der (tatsächlich beheizten) Hütte sitzen und sich gegenseitig erzählen wie bitterkalt es doch draußen sei. Aber die Fröhlichkeit hat gerade mit dem eigentlichen Thema zu tun:
Spoiler: zeige
Wir wissen, dass die Leute alle bald hinüber sein werden und Tarantino zögert den Moment hinaus. Gerade durch ihre Unbedarfheit, sehr gut zu sehen an der gegen ihr sonstiges Rollenimage hier als überkandidelte Frohnatur besetzten Zoe Bell, wird die Szene noch fieser, da man ja weiß, dass es all diese nett-naiven Tropfe gleich dahinraffen wird.
Das ist natürlich ein wenig sadistisch, passt aber durchaus ins Programm des Films, der ja nicht zufällig mit der Ansicht der leidenden Jesus-Figur anfängt. Denn hier kommt ja keiner gut weg, physisch und/oder psychisch muss jeder leiden.
Spoiler: zeige
Und konsequent erwischt es hier ja auch alle.


Ein wenig zu lang finde ich H8 aus, der stets wiederholte Running Gag mit den zwei Brettern nervt irgendwann, aber die Längen würde ich - im Gegensatz zu den meisten anderen - nicht in der ersten Hälfte, sondern im letzten Kapitel verorten:
Spoiler: zeige
Nach dem Kopfschuss bei Tatum (wie kann man sich bei dieser Minirolle aufregen, der war doch kaum zu sehen) ist so glasklar, was passieren wird, da braucht der Film leider viel zu lange um es dann noch zu erzählen.
D'accord gehe ich beim total blassen Demian Bichir und Tim Roth im Waltz-Gedächtnis-Modus, an Madsen mochte ich (trotz unbestreitbarer Passivität) das Resignierte und leicht Melancholische in seiner Performance. Walton Goggins empfinde ich als großes Highlight, gerade im O-Ton: Natürlich gewinnt das (durch "The Shield" und "Justified" perfektionierte) Image des gewalttätigen Rednecks etwas von Type Casting, aber Tarantino lässt Goggins das wesentlich besser und nuancierter ausspielen als es Filme wie "Cowboys & Aliens" oder auch sein eigenen "Django Unchained" taten.

Finde H8 besser als KB 2, "Jackie Brown" und "Death Proof" und schwächer als den Rest, aber selbst KB 2, den ich für Tarantinos schwächesten halte, hatte noch etwas, weshalb ich trotz seiner Mängel immer noch auf 7,5 Punkte komme - wirklich gelangweilt habe ich mich in den knapp drei Stunden fast nie. Hab vorest mal aufgerundet, da ich erwarte, dass der Film bei der (demnächst anstehenden) Zweitsichtung gewinnt. Ein Freund, der ihn schon mehrfach gesehen hat, wies darauf hin, dass es im Hintergrund immer noch Details zu erkennen gibt.
Spoiler: zeige
So soll man nach seiner Aussage tatsächlich in einer Szene im Hintergrund sehen wie Madsen den Kaffee vergiftet, während der Rest im Vordergrund diskutiert.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

Klugscheisser

ZitatEin wenig zu lang finde ich H8 aus, der stets wiederholte Running Gag mit den zwei Brettern nervt irgendwann, 

Das kommt doch nur zweimal vor, danach wird's im Hintergrund einfach nur gemacht, ohne groß kommentiert noch in den Fokus gerückt zu werden.

Moonshade

Zitat von: Butzemann am 10 Februar 2016, 19:28:47

Und zu Moonshade's Kritik: das klingt ja alles wirklich bös, scheint so, als ob du die nächsten Filme von ihm doch lieber nicht angucken solltest^^

Das heißt ja nicht, dass es eigentlich immer einen gewissen Wert hat, zuzusehen, was sich QT nun wieder hat einfallen lassen.
Und ich bin auch froh, ihn gesehen zu haben - nur halte ich diesen Film ausnahmsweise für ziemlich mißlungen, das mache ich aber filmabhängig, nicht personalisiert (dann hätte ich etwa stark Probs mit John Carpenter gehabt, dessen letzte 3-4 Filme ich richtig schwach fand, von dem ich aber dennoch jeden neuen Film schauen würde).
Wie gesagt, Kamera, Ausstattung, Musik, sogar Besetzung - alles gut. Nur die Umsetzung fiel bei mir durch.


Zitat von: Klugscheisser am 11 Februar 2016, 09:58:51
ZitatEin wenig zu lang finde ich H8 aus, der stets wiederholte Running Gag mit den zwei Brettern nervt irgendwann, 
Das kommt doch nur zweimal vor, danach wird's im Hintergrund einfach nur gemacht, ohne groß kommentiert noch in den Fokus gerückt zu werden.

Das kommt mehr als zweimal vor, behaupte ich mal nach nur einer Sichtung, aber letztendlich ist das auch nur so ein "Strecker", der sich schnell tot läuft.

"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

Klugscheisser

Zitat von: Moonshade am 11 Februar 2016, 10:26:43

Zitat von: Klugscheisser am 11 Februar 2016, 09:58:51
ZitatEin wenig zu lang finde ich H8 aus, der stets wiederholte Running Gag mit den zwei Brettern nervt irgendwann, 
Das kommt doch nur zweimal vor, danach wird's im Hintergrund einfach nur gemacht, ohne groß kommentiert noch in den Fokus gerückt zu werden.

Das kommt mehr als zweimal vor, behaupte ich mal nach nur einer Sichtung, aber letztendlich ist das auch nur so ein "Strecker", der sich schnell tot läuft.



Zweimal mit Geschrei, einmal in der Rückblende kurz und sonst eher im Hintergrund. Und nein, überhaupt nicht.  :icon_razz:

ratz

Daß ausgerechnet ich ausgerechnet hier ausgerechnet Tarantino verteidigen müssen würde, hätte ich mir auch nicht träumen lassen  :king: (und schon gar nicht, daß ich mit McClane einer Meinung bin...)

Zitat von: PierrotLeFou am 11 Februar 2016, 00:42:01
Und auch [Tarantinos] Filme, die ich schon über dem Mittelmaß verorten würde, halte ich keinesfalls für jene Meisterwerke, als welche sie vielfach betrachtet werden...

Wie ich schon StefanM bestätigt habe, halte ich QT ebenfalls nicht für einen guten Regisseur im Sinne von "guter Regisseur" - er macht B-Nerdfilme für B-Film-Cineasten, die manchmal recht clever glücken, manchmal aber auch nicht. Das sind Knallbonbons zum Spaßhaben, keine Kunstwerke, und das ist ja auch OK.

Zitat von: Moonshade am 10 Februar 2016, 17:39:51
Generell stimme ich zu - auch Unterhaltungsprodukte können gesellschaftliche oder politische Prozesse wiederspiegeln, sollten sie sogar. Das Vorkommen oder kurze Ansprechen solcher Themen macht aus dem fertigen Produkt aber noch keinen "politischen" Film und aus dem Macher noch keinen "politisch motivierten Regisseur.
Ein Wiederspiegeln entspricht auch ferner einer Verarbeitung im filmischen Kontext, nicht das exemplarische Draufschreiben auf die Torte mit Zuckerguß, wie es Jackson hier machen muss, weil er in einer Szene einem Weißen das Vorgehen der Schwarzen erklären will. Genauso fade, plakativ und platt (bzw. ungeschickt ironisch?) war schon das letzte Fünftel von "Django".

Genau wie Django handelt H8 in einem nicht geringen Maß davon, wie sich ein Schwarzer (und durchaus Sympathieträger/Identifikationsfigur für den Zuschauer) sich in einer von Weißen dominierten Umgebung durchsetzen muß, und zwar unter ständiger, unmittelbarer Lebensgefahr. Zur Zeit des Entstehens dieser Filme finden in den USA rassistisch motivierte Morde und daraus resultierende handfeste Rassenunruhen statt - was brauchst Du noch, damit ein Film für Dich politisch wird? Abe Lincoln, der Gesetzestexte entwirft? Also bitte, komm mal in der Wirklichkeit an und mit rass. Schimpfworten klar (ich laß mal Deine Grundschulhof-in-Queens-Expertise unkommentiert).

Zitat von: Moonshade am 10 Februar 2016, 17:39:51
Substanz hat das aber alles nicht - und das Publikum interessiert sich auch gar nicht für das Thema, sondern nur dafür, wann die alle erschossen werden und wie blutig es wird, nicht ob QT sich an einer Rassismusparabel versucht hat.

Ich darf mir verbitten, unter Deiner verqueren Vorstelllung von "Publikum" subsumiert zu werden - was mich und viele andere an einem QT-Film interessiert, kannst Du offenbar nicht erraten, wie man hier sehr schön sieht.

Zitat von: Moonshade am 10 Februar 2016, 17:39:51
Nur schmeckt der Eintopf dieses Mal einfach nicht - wenn "sich davon inhaltlich brüskiert zu fühlen" für dich "Beschränktheit" ist, dann haben wir sehr unterschiedliche Auffassungen bzgl. Inhalt und Substanz.

Inhaltlich brüskiert, ach Gottchen. Daß man den Film nicht mag, ist natürlich legitim, und einige Deiner Argumente begründen das ja auch fundiert. Ihm aber eine politische Dimension rundheraus abzusprechen, nur weil er einem nicht gefällt, zeugt von, auch hier wiederhole ich mich, Beschränktheit.

Glod

Gestern gesichtet und eigentlich über die gesamte Dauer sehr ansprechend unterhalten worden. Das muss man auch erstmal hinbekommen, über 167 Minuten nahezu keine Handlung und ebenso wenig Action auf die Leinwand zu bringen und trotzdem die Zuschauer nicht zu verlieren. Hauptgrund sind dafür natürlich die blendend aufgelegten Darsteller. Okay, Roth im Waltz-Gedächtnismodus...geschenkt und trotzdem gut. Madsen kann wahrscheinlich nicht mehr anders, passt aber gut rein. Es war wirklich eine Freude, den Jungs und Mädels zu zuschauen. Das Ganze dann noch mit zündenden Dialogen gewürzt - passt.
Tarantino steigert die Spannung sehr langsam aber auch gut spürbar. Klar weiß man, dass das Ganze irgendwann eskalieren wird. Aber wie Tarantino die Situation langsam in diese Richtung schubst, ist schon klasse. Hintenraus wird es dann arg blutig, aber auch das erreicht Tarantino durch einen sehr dosierten Einsatz von Gewalt. Die Heftigkeit des Gezeigten täuscht sehr gut darüber hinweg, dass hier fast gar nicht geballert wird. Es ist einfach nur so, dass jede Kugel ihren Zweck erfüllt.
Rein von der Optik her ist der Film auch klasse. Ich weiß nicht, inwieweit die 70mm Kameras in der Hütte von Vorteil waren (die paar Minuten der immer gleichen Panoramen waren die Mühe imo nicht wert), aber von der Ausstattung und vom Ambiente her, kann der Streifen voll überzeugen.

Bin sehr angetan. BluRay steht auf der Einkaufsliste.  :respekt:
"Er wird mir eine Kugel verpassen und dann Selbstmord begehen." -Nina Meyers-

"Wir passen schon auf, dass er keinen Selbstmord begeht." -Jack Bauer-

PierrotLeFou

Zitat von: ratz am 11 Februar 2016, 12:31:07
Daß ausgerechnet ich ausgerechnet hier ausgerechnet Tarantino verteidigen müssen würde, hätte ich mir auch nicht träumen lassen  :king:
:LOL:

Genau das hat ein Tarantino-Hasser in meinem Freundeskreis mir gegenüber auch schon einmal gesagt... Das Absurde ist aber, dass ich genau das auch schon einmal sagen musste, als im Bekanntenkreis jemand meinte, Tarantino drehe grottenschlechte Filme... (und zwar ausschließlich solche...) :zwangsjacke:

Es ist ein bisschen so, als muss ein jeder, der Tarantino für arg überbewertet hält, früher oder später einmal als Fürsprecher auftreten... :icon_mrgreen:
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Moonshade

11 Februar 2016, 14:52:19 #167 Letzte Bearbeitung: 11 Februar 2016, 14:54:11 von Moonshade
Zitat von: ratz am 11 Februar 2016, 12:31:07
Genau wie Django handelt H8 in einem nicht geringen Maß davon, wie sich ein Schwarzer (und durchaus Sympathieträger/Identifikationsfigur für den Zuschauer) sich in einer von Weißen dominierten Umgebung durchsetzen muß, und zwar unter ständiger, unmittelbarer Lebensgefahr. Zur Zeit des Entstehens dieser Filme finden in den USA rassistisch motivierte Morde und daraus resultierende handfeste Rassenunruhen statt - was brauchst Du noch, damit ein Film für Dich politisch wird? Abe Lincoln, der Gesetzestexte entwirft? Also bitte, komm mal in der Wirklichkeit an und mit rass. Schimpfworten klar (ich laß mal Deine Grundschulhof-in-Queens-Expertise unkommentiert).

Hättest du diese Attacke jetzt für "12 Years a Slave" reiten müssen, hätte ich mich wohl für meine Ignoranz schämen müssen, aber einen Kasper-Comic wie H8 mit Gewalt die WICHTIGE politische Tendenz in den Popo schieben zu wollen, da muss ich ernsthaft grinsen.
Klar, die Chose mit dem Dauerentwaffnen und dem Sinnspruch über die gefühlte Sicherheit der Weißen ist sicher gut und richtig, aber das macht einen dreistündigen Brutaloabriss über den reamerikanisierten Italowestern noch nicht zum wichtigen politischen Film, sondern zu einem aufgeblasenen Spektakel mit Streuselchen von aktuellen politischen Themen und Bezügen.
QT kann einfach nicht das nötige Maß finden, um das Thema nicht der Lächerlichkeit preiszugeben, er kippt einfach alles übereinander, was ihm gefällt, mehr und mehr und mehr. Mehr ist aber nicht besser. Trüffelöl in Pferdepisse wird den Geschmack nicht wesentlich verändern. Und QT wird auch Zeit seines Lebens kein Schwarzer mehr, auch wenn er es gern wäre. Deshalb wirkt das peinliche N-Wort-Geschmeiße auch nicht fies, hart und angemessen, sondern peinlich, übertrieben und kindisch, wie ein Kind, dass nicht von einem Tabu lassen kann. Darum bleib ich auch bei Schulhof...


Zitat
Zitat von: Moonshade am 10 Februar 2016, 17:39:51
Substanz hat das aber alles nicht - und das Publikum interessiert sich auch gar nicht für das Thema, sondern nur dafür, wann die alle erschossen werden und wie blutig es wird, nicht ob QT sich an einer Rassismusparabel versucht hat.

Ich darf mir verbitten, unter Deiner verqueren Vorstelllung von "Publikum" subsumiert zu werden - was mich und viele andere an einem QT-Film interessiert, kannst Du offenbar nicht erraten, wie man hier sehr schön sieht.
[/quote]

Oh, er verbittet sich! Dann verbitte mal schön. Wenn es dir denn Freude macht. Egal, ob ich dich da einsubsummiert habe oder nicht.
Ich kann aber eine über die Dialoge des ersten Drittels stöhnende Gruppe von Leuten (Hauptteil des Publikums), die dann angesichts der Splattereffekte in gröhlende Hohoho-Orgien ausbricht und sich im Anschluß zu den Urteilen herabläßt, "das mit dem Blut sei gut gewesen, aber sonst öde" (gab es auch noch in strukturierter Versionen) ganz gut einschätzen.
Ich beschränke zugunsten deines Selbstverständnis aber meine vorherige Aussage gern auf "beachtliche Teile des Publikums".

Zitat
Zitat von: Moonshade am 10 Februar 2016, 17:39:51
Nur schmeckt der Eintopf dieses Mal einfach nicht - wenn "sich davon inhaltlich brüskiert zu fühlen" für dich "Beschränktheit" ist, dann haben wir sehr unterschiedliche Auffassungen bzgl. Inhalt und Substanz.
Inhaltlich brüskiert, ach Gottchen. Daß man den Film nicht mag, ist natürlich legitim, und einige Deiner Argumente begründen das ja auch fundiert. Ihm aber eine politische Dimension rundheraus abzusprechen, nur weil er einem nicht gefällt, zeugt von, auch hier wiederhole ich mich, Beschränktheit.
[/quote]

Ich sprech sie ihm nicht ab, weil mir der Film nicht gefällt, sondern weil ich die politischen Themen als grob und unstrukturiert an den Film geklebt (oder vielleicht für dich lieber "gekettet"?) sehe. Weil ich das Thema als zu wichtig erachte,  um von QT für einen Splattercomic verheizt zu werden.
Und "beschränkt" ....ja, schon. Ich bin beschränkt. Beschränkt in meiner Bereitschaft, jedem Scheiss Bedeutung beizumessen oder eine gewisse Bedeutung intensiv zu überhöhen. Nicht beschränkt in der Bereitschaft, ein künstlerisches Werk für den Versuch zu loben. Nicht beschränkt darin, ein Thema für grob, falsch, misslungen oder verfehlt zu halten - selbst wenn es vielleicht in der Genese ein wichtiges Thema ist/war.

Wenn du in H8 unbedingt einen wichtigen filmhistorischen oder politisch diskutablen Beitrag siehst, dann will ich da gar nichts dran ändern. Bitteschön. Der Eine sieht die Erfüllung in Bergman, der Andere in Kurosawa, der Dritte geniesst seinen Tarantino und manche sehen das Licht im Oeuvre Uwe Bolls, der angesichts der feinen Feder, die in H8 geschwungen wird, natürlich mein neuer politischer Lieblingsregisseur ist.   ;)
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

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"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

Mr. Blonde

11 Februar 2016, 15:13:23 #168 Letzte Bearbeitung: 16 Oktober 2019, 05:20:47 von Mr. Blonde
Warum stört es einen Samuel L. Jackson nicht, wenn Tarantino das schreibt, was er schreibt und sich so aufführt, wie er sich aufführt, aber einen Moonshade schon? Das ist eine Frage, die ich mir bei der Kritik am N-Wort und Tarantinos Gebaren immer frage.

Ich finde jetzt auch nicht, dass der Film eine tiefergehende, politische Botschaft hat, oder dass QT darin seinen Meister gemacht hätte, allerdings ist der Film in jedem Fall politisch angehaucht, man kann natürlich über die Relevanz streiten. Ich finde einen solchen Popfilm nicht weniger geeignet eine politische Aussage zu transportieren, als ein Sklavendrama. Warum auch? Tarantino hat halt wie immer eine große Soße draus gemacht, in der es schwer ist, den eigentlichen Film zu finden. Actionfilm? Drama? Zitatekino? Metakino? Politfilm? Unterhaltungsfilm? Spannungskino? Langweiler? Dialogfilm? Aussage? Comicfilm? Selbstbeweihräucherung? Kult? Alles!?

Dass sich ein beachtlicher Teil des Publikums wegen der Gewalt unterhalten fühlt, halte ich für unsinnig. Dafür bieten Tarantinofilme (von Kill Bill 1 abgesehen) auf die eigentliche Laufzeit geschielt, doch viel zu wenig davon. Die Leute lieben die Stars, die Dialoge, die Spannung, den Kult und die comichafte Inszenierung. Wenn Dialoge und Spannung ausfallen, weil eben wenig attraktiv, hält man sich eben an den anderen Highlights fest und ja, dazu gehört auch die Gewalt als Teil des Spannungskinos. Für Splattergelüste Marke "Boarr geil" finde ich QT-Filme aber absolut ungeeignet.

Ich glaube, ich wage mich nicht zu sehr auf dünnes Eis, wenn ich behaupte, dass der Großteil des Publikums locker mit einem Film zufrieden wäre, der sich auf dem Niveau der ersten 20 Minuten von "Inglourious Basterds" befindet. Das funktioniert eben auch ohne visuelle Gewalt, aber nicht ohne Androhung solcher.

ratz

Zitat von: Mr. Blonde am 11 Februar 2016, 15:13:23
Ich finde jetzt auch nicht, dass der Film eine tiefergehende, politische Botschaft hat, oder dass QT darin seinen Meister gemacht hätte, allerdings ist der Film in jedem Fall politisch angehaucht, man kann natürlich über die Relevanz streiten.

Wow, danke, genau das ist es ja, was ich versuchte zu sagen, als ich von B-Film-Knallbonbons sprach. Der Punkt ist: Ein Film muß nicht gut oder gelungen sein, um eine politische Dimension zu haben. Auch ein Boll-Film kann sie haben und und auch das noch so bescheuerte Pegida-Programm. "Botschaft" ist in diesem Zusammenhang nicht der beste Begriff.

Zitat von: Moonshade am 11 Februar 2016, 14:52:19
Ich sprech sie ihm nicht ab, weil mir der Film nicht gefällt, sondern weil ich die politischen Themen als grob und unstrukturiert an den Film geklebt (oder vielleicht für dich lieber "gekettet"?) sehe. Weil ich das Thema als zu wichtig erachte,  um von QT für einen Splattercomic verheizt zu werden.

Moonie, ich wiederhole mich jetzt zum letzten Mal, bitte lies meine Beiträge einfach gründlicher, bevor Du undifferenziert antwortest: Wenn ein Film davon handelt, daß ein Schwarzer sich einer Überzahl von Weißen gegenübersieht, die ihm aufgrund seiner Hautfarbe oder Rasse ans Leder wollen, dann ist das weder angeklebt noch übergestülpt noch eingerührt, sondern verdammt noch mal die Essenz des Plots in Django und H8. Dieses Rassismusproblem gibt es in Amerika immer noch, und es ist ein politisches. Ist das jetzt angekommen?

Zitat von: Moonshade am 11 Februar 2016, 14:52:19
Der Eine sieht die Erfüllung in Bergman, der Andere in Kurosawa, der Dritte geniesst seinen Tarantino

Das Verrückte ist: Es gibt Leute, die können mit ALLEN DREI Regisseuren etwas anfangen - hatte ich schon den Begriff "Beschränktheit" in die Diskussion eingeführt?  :icon_mrgreen:

Ich bin raus...  :muetze:

Moonshade

Zitat von: Mr. Blonde am 11 Februar 2016, 15:13:23
Warum stört es einen Samuel L. Jackson nicht, wenn Tarantino das schreibt, was er schreibt und sich so aufführt, wie er sich aufführt, aber einen Moonshade schon? Das ist eine Frage, die ich mir bei der Kritik am N-Wort und Tarantinos Gebaren immer frage.

Sicherlich auch eine Frage des eigenen Standpunkts und des Umgangs mit dem Thema. Mglw. ist es Jackson ja nur wichtig, die Sätze zu dem Thema zu sagen und den Rest verbucht er unter Hauptrolle mit guten Kumpels und einem anspruchsvollen Job.
Es mag ihm ja genügen - rein theoretisch würde ich das sogar mitnehmen. Aber das veredelt mir persönlich den Film jetzt nicht zum wichtigen gesellschaftspolitischen Objekt zum Thema Rassismus in Moderne und 19.Jahrhundert.
Dem Film jetzt mit Gewalt übermäßige Bedeutsamkeit einzuflößen, dazu sehe ich keine Veranlassung.
Und letztendlich ist mein Hauptkritikpunkt an dem Film, dass er zu einem albern-überzogenen Gezuppel geraten ist, etwas das QT bisher immer erfolgreich vermieden hatte.

ZitatIch glaube, ich wage mich nicht zu sehr auf dünnes Eis, wenn ich behaupte, dass der Großteil des Publikums locker mit einem Film zufrieden wäre, der sich auf dem Niveau der ersten 20 Minuten von "Inglourious Basterds" befindet. Das funktioniert eben auch ohne visuelle Gewalt, aber nicht ohne Androhung solcher.

Das unterschreibe ich dir problemlos. Es darf auch gern mit Gewalt und alles (und scharf) sein, gern auch blutig.
Ich seh das Niveau in diesem Fall bloß nicht.
Und vielleicht kann er sich, gerade in der Strukturierung der von ihm gewählten Mittel beim nächsten Mal wieder etwas zügeln.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

Moonshade

Zitat von: ratz am 11 Februar 2016, 15:59:23
Zitat von: Moonshade am 11 Februar 2016, 14:52:19
Ich sprech sie ihm nicht ab, weil mir der Film nicht gefällt, sondern weil ich die politischen Themen als grob und unstrukturiert an den Film geklebt (oder vielleicht für dich lieber "gekettet"?) sehe. Weil ich das Thema als zu wichtig erachte,  um von QT für einen Splattercomic verheizt zu werden.

Moonie, ich wiederhole mich jetzt zum letzten Mal, bitte lies meine Beiträge einfach gründlicher, bevor Du undifferenziert antwortest: Wenn ein Film davon handelt, daß ein Schwarzer sich einer Überzahl von Weißen gegenübersieht, die ihm aufgrund seiner Hautfarbe oder Rasse ans Leder wollen, dann ist das weder angeklebt noch übergestülpt noch eingerührt, sondern verdammt noch mal die Essenz des Plots in Django und H8. Dieses Rassismusproblem gibt es in Amerika immer noch, und es ist ein politisches. Ist das jetzt angekommen?

Dochdoch, ich hab schon verstanden, dass für dich das der wichtigste Punkt an dem Film und in deiner Argumentation ist.
Ich stimme dir nur nicht zu, weil ich für meinen Teil das als angeklebt, übergestülpt und eingerührt empfinde - und damit den Film für einen comichaften Westernmischmasch mit diesen (gesellschaftspolitischen) Themen halte, aber nicht für einen "politischen Film" eines "politischen Regisseurs". Insofern finde ich deine Sichtweise auch ein wenig eingeschränkt.


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Mr. Blonde

Diese Diskussion ist gerade auf dem Niveau, wie die Frage zu stellen, was für einen Menschen der Begriff normal bedeutet. Der eine bringt eine sachliche, rationale Erklärung und der andere eine persönliiche, menschliche Definition. Recht/Unrecht haben beide. ratz hat recht: sobald etwas politisch wird, weil es im kern eben politische Themen verwendet, um die Handlung weiterzutreiben, darf man den Film (auch) als politisch ansehen. Moonie hat recht, wenn er für sich sagt: das ist für mich kein politischer Film, weil er meine Erwartungen an das, was ich mir unter einem politischen Film vorstelle, nicht erfüllt. Es gibt wichtigere Filme, die wirklich etwas zu erzählen haben.

So, Konsensbärchen hat gesprochen.

Stefan M

Bin ich eigentlich ignorant oder zu blöd, wenn ich hier zugebe, weder in "The Hateful 8" noch in "Django Unchained" gesellschaftskritische Elemente oder ein wirkliches politisches Statement erkannt zu haben? Klar, irgendwo habe ich schon wahrgenommen, daß Tarantino in "Django Unchained" dem schwarzen Sklaven, der sich aus seiner Unterdrückung befreit und an all seinen Peinigern rächt, große Sympathien entgegenbringt, aber das war für mich alles so oberflächlich in seine typische Mega-Sause verpackt, daß ich nie im Traum auf die Idee gekommen wäre, er wolle mir damit irgendwas sagen, außer halt, daß es Spaß machen soll, daß unser Titelheld am Ende ordentlich auf die Kacke haut - weshalb ich sein "Django ist voll relevant, do!"-Geschwätz auch nie für voll genommen habe. Ebenso wenig habe ich aber die von Moonshade als so störend empfundenen, platt eingearbeiteten Botschaften in "The Hateful 8" bemerkt. Sie sind einfach an mir vorbeigezogen, ohne daß ich auch nur ansatzweise gedacht hätte, Tarantino wolle uns hier was über Rassismus erzählen, selbst wenn einige Dialoge die Problematik ansprechen mögen...  :unknown:
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Glod

Ich sehe Django und H8 auch nicht unbedingt als politische oder gar wertvolle Filme. Aber ich bin der Ansicht, dass man speziell dem amerikanischen Publikum diese Thematik gar nicht oft genug unter die Nase reiben kann - in welcher Form auch immer.
"Er wird mir eine Kugel verpassen und dann Selbstmord begehen." -Nina Meyers-

"Wir passen schon auf, dass er keinen Selbstmord begeht." -Jack Bauer-

Moonshade

Das schon, aber da wäre von Interesse, welche amerikanischen Bevölkerungsschichten überproportional in einen bzw. in diesen Tarantino gehen - sprich, welches Publikum Kritik und Mundpropaganda davon angesprochen wird.

Kommt ferner auch darauf an, ob man kontroverse (oder eindeutige) Inhalte einarbeitet, oder Messages transportiert oder ein persönliches Statement als Filmemacher abgibt.
Das hat bei mir unterschiedliche Gewichtung und in Anbetracht des Gesamteindrucks der Filme kommt das auch unterschiedlich gut an.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

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Klugscheisser

Ich hab' den Film heute in 70mm gesehen, und bin noch begeisterter als beim ersten Mal. Ging auch wieder rum wie nix. Tarantinos Filme seit Pulp Fiction hauen mich einfach immer wieder um.
Vielleicht schau' ich jetzt auch mal wieder Reservoir Dogs.  :icon_lol:

PierrotLeFou

Wie immer war ich ein wenig gespalten, würde den aber zu Tarantinos besseren Arbeiten zählen...

Auf der Haben-Seite: Bruce Dern, die Musik, die Schneelandschaft. Die Titelsequenz mit dem Kreuz war vielleicht die beste, die ich seit längerer Zeit gesehen habe. Walton Goggins hat ein schön schmieriges Italowestern-Gesicht, leider muss er mit seinen Zeilen den Bogen ein wenig zu sehr überspannen...

Auf der anderen Seite überspannt nicht bloß Goggins den Bogen ein wenig, auch Zoë Bell & Belinda Owino müssen in Kapitel 5 etwas zu sehr Heiterkeit, Unbedarftheit und Naivität ausstrahlen. Die Struktur mit dieser Rückblende hat mich nicht gestört, das war dramaturgisch schon das geschickteste, was man machen konnte, um die Geschichte zu erzählen... (wobei man allerdings Kapitel 5 ein wenig hätte kürzen können...) ob die erste 15-Minuten-Rückblende nun nötig gewesen wäre, weiß ich nicht; das hätte man auch anders lösen können - was vor allem für den Erzählerpart gilt, der sehr ungeschickt wirkt und zudem wenig konsequent eingesetzt wird.

Es ist natürlich ein durchaus politischer Exploitationfilm, aber sicherlich kein Polit-Western... Und es geht ja nicht nur um Neger, sondern auch um Mexikaner... und um Frauen ("Ich musste mir schon schlimmeres anhören"). (Woman Is the Nigger of the World...) Dass die hier nicht unschuldig sind, ist ein recht angenehmer Kniff. Schön, dass nicht zum dritten Mal einfach bloß eine misshandelte Minderheit über ihre Peiniger herfällt... auch die vermeintlich befreiende, aber im Grunde unangebracht billige Masche der effektvollen Rache an den klar definierten Schurken weicht hier nicht einfach bloß weniger eindeutigen Figuren: Die Aussage über leidenschaftliche Gerechtigkeit und leidenschaftslose Gerechtigkeit lässt sich natürlich auf die vorherigen Filme beziehen; wobei die Parteinahme für die leidenschaftslose Gerechtigkeit ausgerechnet von einem
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vermeintlichen Henker kommt, der tatsächlich ein gewissenloser Verbrecher ist.
Und dennoch rückt es das Ende mit seiner
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sadistischen Rache an der Frau - die übrigens kaum jemals als gewalttätige Frau sichtbar agiert, sondern eher als anfeuernde Intrigantin - in ein angenehm widerliches Licht...


Natürlich ist die Frau kein Sympathiebolzen und schon gar kein Unschuldsengel, aber es ist sicher kein Zufall, dass
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am Ende die einzige Frau des Films besonders langsam sterben muss
; und dass der Hauptfigur
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die Hoden weggeschossen werden oder dass die Geschichte der Demütigung eines Gegners mit einem "zur Frau machen" zu tun hat...
Wobei letzteres mich wieder etwas genervt hat, da Tarantino nach "Pulp Fiction" nochmals
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 Schwulitäten als verbotene und irgendwie eklige Vorgänge präsentiert. Das lässt sich zumindest in "Hateful 8" ein wenig entkräften, aber so politisch es ist, Rassimus als dümmliches & ekelhaftes Gebaren auf die Leinwand zu bringen, so politisch ist es auch, den massentauglichen Abscheu vor schwulen Akten zu bedienen...


7-8/10
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Stefan M

Zitat von: PierrotLeFou am 17 Februar 2016, 04:13:00
ob die erste 15-Minuten-Rückblende nun nötig gewesen wäre, weiß ich nicht; das hätte man auch anders lösen können - was vor allem für den Erzählerpart gilt, der sehr ungeschickt wirkt und zudem wenig konsequent eingesetzt wird.
Das habe ich als typisches Tarantino-Goodie angesehen, für seine Fans sozusagen - wie die comicartige Kurz-Rückblende über Hugo Stiglitz und der Erzähler, der uns etwas über die Entzündlichkeit des Mikrofilms erzählt, in "Inglourious Basterds". Wenn Tarantino gewollt hätte, hätte er das bestimmt auch anders gelöst, aber ich fand den Kniff sehr gut, weil der Film durch diesen radikalen Bruch, der bis dahin wirklich so gar nicht in diesen Western paßte, zumindest meine vollste Aufmerksamkeit hatte.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Mills

20 Februar 2016, 14:06:31 #179 Letzte Bearbeitung: 20 Februar 2016, 18:51:41 von Mills
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Ich mache hier mal alles schwarz zur Sicherheit.  :icon_mrgreen:
War Mittwoch mit meinem Vater drin. Nach 80 Minuten beugte er sich zu mir rüber und meinte: Ich finde den Film stinklangweilig und du? Darauf ich so: Ich riech nix.  :king: Auf jeden Fall fand ich ihn gut. Mit Death Proof allerdings für mich sozusagen der schlechteste Tarantino. Lieblingszitat: Mir gegenüber im Nachteil zu sein, ist ein Vorteil, den ich nicht abgeben will.  :banana:
Ansonsten: Intro war sowas von der Hammer. Pferde vor der Kutsche in praktisch Slow-Motion, Original-Morricone-Mucke und die sehr geile typische unpassende gelbe Tarantino-Schrift. Klar, erstmal ellenlange Dialoge, die aber so langweilig sind, jedenfalls teilweise, dass sie schon wieder geil sind. Nachher geht es ja dafür ganz gut ab. Den Auftritt von Tatum fand ich zum Beispiel auch super, schade, dass ich es hier bereits gelesen hatte. Was ich mich gefragt habe war, warum macht Roth einen auf Waltz??? Erst schon sehr offensichtlich, dann benutzt er sogar das Wort "Bingo". Irgendwie seltsam, aber vielleicht auch ein Goodie für Kenner und eine Hommage an C.W..

Insgesamt sehr gelungen und vorläufig eine 8/10. Ruhig den Kinobesuch wagen!!!
A: Welchen Bond-Film magst du am liebsten?
B: Den mit Daniel Crack, also genauer gesagt Casino Neural.


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