OFDb

the Guest (Thriller von Adam Wingard)

Begonnen von StS, 26 Juni 2014, 19:46:08

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

StS



Director: Adam Wingard
Screenwriter: Simon Barrett
Starring: Dan Stevens, Maika Monroe, Leland Orser, Lance Reddick, Chase Williamson, Brendan Meyer

A soldier (Dan Stevens) introduces himself to the Peterson family, claiming to be a friend of their son who died in action. After the young man is welcomed into their home, a series of accidental deaths seem to be connected to his presence.

Teaser:
http://www.comingsoon.net/news/movienews.php?id=119947

Wingard und Barrett sind ein feines Gespann, der Teaser ist cool und erste Reviews lesen sich prima: Kann kommen!  :D
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

StS

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

StS

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

RoboLuster

16 November 2014, 04:51:36 #3 Letzte Bearbeitung: 16 November 2014, 04:57:21 von RoboLuster
Gegen Jahresende trudelt dann auch der beste Thriller 2014 ein.

Ich sage ja immer nach jedem neuen Adam Wingard Film; Das war sein bester Film bisher! Und wirklich, für mich zwar schon immer der beste Nachwuchsregisseur Hollywoods, schafft es Wingard jeden Film noch besser werden zu lassen als seinen letzten.

The Guest ist bis jetzt sein bester Film! Der Hauptdarsteller ist ein Volltreffer, der Soundtrack rockt, der Film hat null Leerlauf und ist, vom lockeren "Familie-Drama" Auftakt bis zum kompromisslosen Action-Thriller Finale ein inszenatorisches Leinwand-Sahnestück. UNBEDINGT ansehen!
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

StS

Zitat von: RoboLuster am 16 November 2014, 04:51:36
UNBEDINGT ansehen!

Ende Dezember - UK-BluRay - schon vorbestellt. Freu mich drauf!  :icon_cool:
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Venom138

Wenn 50 Millionen Menschen etwas Dummes sagen/tun, bleibt es trotzdem eine Dummheit. (Anatole France)

StS

Zitat von: Venom138 am  6 Januar 2015, 18:00:03
Jau, grad gesichtet, klasse Film!  :banana:

Volle Zustimmung. Der ist einfach saucool, der Streifen!  8,5/10  :respekt:
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

cyborg_2029

Splendid bringt den im Super Jewel Case, dabei kann über Facebook mitbestimmt werden, welches Cover er bekommt. 10 Stück stehen zur Auswahl:
https://www.facebook.com/splendidfilm/photos/a.110391628995444.8813.104209636280310/912135658821033/?type=1&theater
Lebensweisheiten 101: "Wenn Du einmal damit anfängst, dann kniest Du nur noch."

Mr. Blonde

27 Januar 2015, 08:01:14 #8 Letzte Bearbeitung: 27 Januar 2015, 08:08:08 von Mr. Blonde
Nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe, bin ich zu dem Urteil gekommen, dass mir der Film zwar größtenteils gefallen hat, aber inhaltlich fand ich den
Spoiler: zeige
Plot um die militärischen Experimente
doch zu ausgelutscht. Weil "The Guest" sich am Anfang so mystisch und andersartig gibt, hätte ich nicht so eine lahme Entwicklung erwartet. Da hätten hundert andere Wege gegangen werden können/müssen... Was soll man machen?

Positiv anmerken muss ich auf jeden Fall die Atmosphäre und den Soundtrack. Hat absolut meinen Nerv getroffen. Das geht zeitweise sehr in die Richtung von "Drive", wenn auch nicht so gekonnt aalglatt. Damit enden aber die Parallellen, denn wo der Driver
Spoiler: zeige
selbst nach seinen Psychoausbrüchen noch gewisse nachvollziehbare Motive und anziehende Facetten besitzt
entwickelt sich unser "Gast" zu einem waschechten
Spoiler: zeige
Slasher-Film-Bösewicht.
Das muss man erstmal verdauen. Fiel mir zugegebenermaßen nicht einfach. Der Film macht es uns zunächst durch die (extrem ausgelutschten, aber immer effektiven) Szenen, in denen der Sohnemann gemobbt wird, ziemlich leicht, den "Gast" als Problemlöser und Badass zu akzeptieren. Die Szene in der Bar ist dann natürlich so primitiv, wie sie göttlich wirkungsvoll ist.
Spoiler: zeige
Zum Glück hat der Barkeeper die Blowjob-Shots nicht aus Versehen an die Typen ausgegeben. xD
Ab diesem Punkt ist man Feuer und Flamme für den "Gast", obwohl es für den Zuschauer genau das ist:
Spoiler: zeige
ein Spiel mit dem Feuer.
Sein Typus erinnert hin und wieder an eine Art "Schutzengel" im Stil von Hesher. Jedenfalls meint man, dass das sein Beweggrund sei.

Schauspieltechnisch ist das ganze etwas durchwachsen. Die Eltern sind gut besetzt. Wobei ich mich bei der Milf, äh der Mum ständig gefragt habe, wann sie denn endlich den "Gast" verführt.  :icon_lol: Leland Orser als Vater spielt gewohnt nervös und fremdartig. So richtig ernstnehmen kann man seine Figur allerdings nicht. Ich mag Orser trotzdem immer gerne. Ein User bei IMDb verglich seine Darbietung mit jemandem, der unter der permanenten Angst steht, seinen Text zu vergessen. Jungs, das ist Leland Orsers normale Performance. Der guckt immer so, als wenn sein Nervenkostüm gleich explodiert.  :icon_lol: Die Jungdarsteller sind dann effektiv, aber mehr auch nicht. Die Entwicklung der Schwester ist dann natürlich
Spoiler: zeige
stark, weil eben Slasher-Film-typisch und das, obwohl Sie gekifft hat! Respekt.


Leider ist es gerade Dan Stevens Darstellung des "Gastes", die ich ankreiden muss. Während er oft Momente der absoluten natürlichen Coolness liefert, wirkt sein Spiel in manchen Momenten so künstlich und gewollt arschcool, dass er eher an einen Bachelor-Kandidaten erinnert. *autsch* Das muss an seinem ständigen Lächeln liegen, bei der er die eine Seite gewinnend hochzieht. Es fällt mir schwer, sein Verhalten entsprechend in den
Spoiler: zeige
Handlungsstrang des "Experiments"
einzuordnen. Das war jetzt auch ein kleines Problem, das ich hatte, denn man erfährt darüber so gut wie nichts. Immerhin lässt sich so einiges zusammenreimen, wie die These, dass er das ist, was
Spoiler: zeige
wohl mal der Sohn der Familie gewesen ist. Die Gesichts-OP, die Kriegserlebnisse und das Experiment haben ihn verändert. Warum sollte er sonst sofort instinktiv zu der Familie gegangen sein? Er selbst bezeichnete es ja als etwas, das er tun musste, sein Auftrag, diese Familie zu beschützen. Gleichzeitig verhindert das Experiment in ihm, dass das ganze auffliegt und greift dann zu entsprechenden Maßnahmen.
Das war schon ein verdammt geiler Konflikt, nur eben zu wenig davon zu sehen. Ein Bisschen zu bedeckt das ganze. Im Grunde ist er der
Spoiler: zeige
Übermensch, der physisch über allen anderen steht. Alkohol und Drogen machen ihm gar nichts aus.
Das waren so lustige Details, wo ich einfach gerne mehr Background gehabt hätte. Allerdings bleibt das ganze so mystischer.

Actiontechnisch passiert da übrigens
Spoiler: zeige
bis zum letzten Drittel
relativ wenig. Die wenigen Handgemenge sind okay, die Schießereien gegen Ende sind wuchtig inszeniert, innerhalb des Budgetrahmens betrachtet. Ironischerweise ist es so ein "Low-Budget"-Streifen, der mit echten Blood-Squibs zeigt, wie physikalische Action aussehen muss. Dafür einen Retro-Bonus!

Ein amüsanter Unsinn war die Tatsache, dass die Schule beim Sohn
Spoiler: zeige
eine "Zero Tolerance"-Strategie verfolgt, wenn es um Gewalt geht, in der Schule die Bullys aber offensichtlich prügelnd und mobbend durch die Flure laufen. Auch der Umstand, dass der Sohn in den Augen der Schwester wohl voll der Haxxor und Computerexperte ist, weil er Google benutzen kann...
Herrlich bescheuert.  :LOL:

Nun könnte man bei meiner Kritik meinen, ich fände "The Guest" schlecht. Ganz und gar nicht! Ich mag den. Über die gesamte Laufzeit wurde ich gefesselt, das ganze ist wirkungsvoll und stylish in Szene gesetzt und wirkt eben wie die wohl angedachte Hommage an das spätsiebziger/achtzigerer Jahre Kino. Dort brauchte es schließlich auch nicht den Erklärungswahn des heutigen Kinos. Michael Myers war einfach wahnsinnig, der Terminator eine Killermaschine ohne Hintergrund etc. Das Ende war ja dann das totale
Spoiler: zeige
Slasher-Zitat
.  :icon_mrgreen: Genial ist gerade dann der Moment, 
Spoiler: zeige
als das Mädel nur ungläubig "What the fuck?" anmerkt, als hätte sich der Film gerade selbst überrascht, dass er noch dieses letzte Klischee bringt.
Das war super sympathisch.  :icon_mrgreen:

Ich kann mich aber trotzdem nicht zu mehr als 7/10 durchringen, weil mir insgesamt einfach hier und da immer etwas gefehlt hat.

McClane

Starker Film der kleineren Budgetklasse, durchweg gut gespielt und souverän inszeniert. Gerade der Synthiesound weiß zu gefallen, aber auch der Showdown macht extrem viel aus kleinen Mitteln. Mit angenehm schwarzem Humor und Understatement (vor allem bei den ungewöhnlichen Problemlösungsansätzen der Titelfigur) erzählt "The Guest" die Geschichte vom Wirken des titelgebenden Gastes, bei dem anfangs geschickt offen gelassen wird, ob er denn nun Schutzengel oder Bedrohung ist, egal was er nun zu verbergen haben mag. Leider kann der Film im letzten Drittel dann nicht mehr ganz halten, was der vorige Teil verspricht, vor allem als es ans Auflösen geht:
Spoiler: zeige
Nachdem sich der Film so viel Mühe gibt den Gast und seine Motive zu verklären, dass die Frage danach nun das Zentrum des Films wird, ist die von Lance Reddick kurz runtergespulte 08/15-Wegwerf-Erklärung fast schon eine mittlere Frechheit: "Das ist ein Psycho, an dem wir Experimente durchgeführt haben und das war's", um es mal zu paraphrasieren. Warum er auf Calebs Familie kam bleibt offen, eine kurze Erwähnung, dass beide im gleichen Programm waren, gibt den einzigen Hinweis. Dass der Gast Caleb mit neuem Gesicht ist, glaube ich nicht, aber der Film bietet auch nicht genug Punkte die Theorie zu beweisen oder zu widerlegen.
Dafür punktet der Film mit kurzen, aber starken Actioneinlagen, von denen vor allem die herrlich süffisante Barszene (Stichwort: Blowjob-Shots, *hihihi*) raussticht. Hin und wieder könnte der Film allerdings etwas subtiler inszeniert sein.
Spoiler: zeige
Wenn der Gast dem Sohnemann das Butterfly gibt und der es im Finale hat, dann ist schon offensichtlich, womit der Gast wohl später noch Bekanntschaft machen wird - da hätte es die Szene, in der Junior das Ding in seinem Versteck auspackt nicht gebraucht, höchstens für die ganz Unaufmerksamen.
Und Schlussgags sind nicht unbedingt Wingards Stärke, das sah man ja schon bei "You're Next".
Spoiler: zeige
Immerhin: Der hingeworfene Der-Killer-lebt-Moment könnte für Sequels sorgen. Und wenn die so gut sind wie der hier, dann dürfen die gerne kommen.
Das ist aber Meckern auf hohem Niveau, "The Guest" ist geradliniges, schnörkelloses und stimmiges B-Entertainment der derberen Klasse und darüber kann man froh sein. (7/10)
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

Stefan M

13 Mai 2015, 12:25:29 #10 Letzte Bearbeitung: 13 Mai 2015, 12:31:38 von Stefan M
Kann mich den positiven Kritiken nur anschließen und habe eigentlich auch wenig Neues zu sagen...

Hochgradig unterhaltsamer Marsch durch alle möglichen Genres - vom Drama über Actionthriller bis zum Slasher, gewürzt mit unübersehbaren "Drive"-Anleihen, was Hauptfigur, Look und Soundtrack angeht. Bringt ungemein viel Spaß, weil spätestens zur Halbzeitmarke mit Genuß volle Kanne scheinbar jedes Klischee bedient wird, was jemals etabliert wurde. So wird auch letztlich genau das geliefert, was man als Zuschauer erwartet, läuft dann aber nicht zuletzt durch die ständigen Stimmungswechsel von ernsthaft-düster-tragisch bis witzig oder schwarzhumorig immer wieder etwas neben der Spur
Spoiler: zeige
wie der im Café in bester Actionheld-Manier mit Granaten um sich werfende Bösewicht, nachdem er skrupellos die Freundin der Tochter seiner Gastfamilie einfach so niedergeballert hat, untermalt von einem Love-Song, wo einem nichts anderes übrig bleibt, als für diese unmoralische, aber doch irgendwie cool rübergebrachte Tat Beifall zu klatschen.
Das macht den Film auf gewisse Weise auch wieder unberechenbar.

Die von Mr. Blonde zurecht gerühmte Schlußszene hebt "The Guest" für mich sogar in den 8/10-Bereich. Die letzten drei gesprochenen Worte sind die Quintessenz der vorangegangenen 95 Minuten Achterbahn und steht auch stellvertretend für alle anderen klischeetriefenden Filmen, in denen sich der Zuschauer eben genau diese Frage gestellt hat,
Spoiler: zeige
wie in drei Teufels Namen der Schurke denn nun nach all den ihm zugefügten Verletzungen immer noch leben kann.
Kurz und knackig genial auf den Punkt gebracht, daß man einfach nur losprusten kann und das unglaubwürdige Ende nur allzu gern akzeptiert.

Die Kritik an dem sehr vage bleibenden Hintergrund der Hauptfigur
Spoiler: zeige
mit den militärischen Experimenten
teile ich übrigens nicht.
Spoiler: zeige
Bei Michael Myers mußte man sich im originalen "Halloween" auch mit den ständigen Loomis-Beschwörungen von dem puren Bösen zufrieden geben, ohne daß aufgeklärt worden wäre, warum er so ist, wie er ist.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

McClane

Spoiler: zeige
Bei Michael Myers war ja auch nie die Frage, wer er denn nun ist, in "The Guest" hingegen ist sie zentrales Thema, insofern hinkt der Vergleich gewaltig. Schließlich arbeitet "Halloween" von Anfang an mit der Prämisse, dass Michael Myers einen Hau weg hat und daher ein psychopathischer Mörder ist, während beim Gast anfangs noch die Frage im Raum steht, ob er vielleicht nicht ein ungewöhnlicher Helfer ist.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

Mr. Blonde

Zitat von: Stefan M am 13 Mai 2015, 12:25:29
Die Kritik an dem sehr vage bleibenden Hintergrund der Hauptfigur
Spoiler: zeige
mit den militärischen Experimenten
teile ich übrigens nicht.
Spoiler: zeige
Bei Michael Myers mußte man sich im originalen "Halloween" auch mit den ständigen Loomis-Beschwörungen von dem puren Bösen zufrieden geben, ohne daß aufgeklärt worden wäre, warum er so ist, wie er ist.


Einspruch!  :icon_mrgreen:

Spoiler: zeige
"The Guest" ist aber kein waschechter Slasherfilm, sondern gibt sich zunächst als Thriller mit Dramaelementen aus, der hier und da ein wenig Action bietet. Ich tue mich schwer, "The Guest" ernsthaft neben solche Filme wie eben "Halloween" zu stellen. Damit will ich sagen, dass es für mich einfacher ist, bei einem waschechten Slasherfilm auch dessen Reglement zu akzeptieren. Für mich war das schon starkes Zitatekino, aber da der Film im letzten Drittel eben wegen des Genresprungs die Hauptfigur aufgibt und zum simplen Meuchler degradiert, fällt der Bruch dann etwas schwer. Irgendwie wurde da vorher viel aufgebaut, was denn nun das Geheimnis des mysterösen Fremden ist und die Erklärung, er seie Teil eines Regierungsexperiments, war mir dann etwas zu plump.

Stefan M

13 Mai 2015, 18:00:27 #13 Letzte Bearbeitung: 13 Mai 2015, 18:02:28 von Stefan M
Wingard sagt, "The Guest" sei von "Halloween" und "Terminator" inspiriert (freilich nicht nur von dem). Das war das Erste, was ich über den Film gelesen habe.
Spoiler: zeige
Und was sind Michael Myers und der Terminator letztlich? Killermaschinen auf Zerstörungstour! ;) Mal ganz davon abgesehen, daß Myers wie die Titelfigur auch in eine ruhige gemütliche Gegend eindringt und dort ordentlich Rambazamba veranstaltet, während Loomis bzw. hier Major Carver (vergeblich) versuchen, ihn aufzuhalten - bis hin zum Schlußgag. Ich finde, da sind rückblickend einige Parallelen, wenn auch die Ausgangslage eine gänzlich andere ist.


Ich stimme damit überein, daß "The Guest" kein gewöhnlicher Slasher ist und ich würde ihn auch nicht darunter einsortieren, dazu ist er zu viel auf einmal und wahrscheinlich doch am ehesten Thriller, aber die eine nur kurz hingeworfene Äußerung reichte mir.
Spoiler: zeige
Ich fand den kritisierten Sprung von der geheimnisvollen Titelfigur zum simplen Meuchler sogar erfrischend einfach. Da wird so ein Mysterium aus dem "Gast" gemacht und dann kommt da so eine hingefurzte Schema-F-Erklärung nach dem Motto: "Ha, ihr wollt ein Psychogramm? Ihr kriegt jetzt aber nur Action!" Paßt in meinen Augen ausgezeichnet zu dem oben von mir angesprochenen scheinbaren Konzept des Regisseurs, am Ende jedes nur erdenkliche Klischee zu erfüllen, denn wie oft hatten wir das Thema "militärische Experimente" schon und wie oft mußten wir uns schon mit solchen halbseidenen Erklärungen zufriedengeben? Warum also nicht bei diesem Film, der es nach der Halbzeit permanent auf dutzendfach Gesehenes anlegt? Ich verstehe aber völlig, wenn man gerade bei der ersten Sichtung enttäuscht ist, weil der Film zunächst mehr zu sein vorgibt, als er letztlich ist.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

RoboLuster

13 Mai 2015, 18:15:54 #14 Letzte Bearbeitung: 13 Mai 2015, 18:41:41 von RoboLuster
Einspruch abgelehnt.

Was nicht da ist, kann nicht plump sein. ;)

Spoiler: zeige
Ihr macht gerade so, als ob dieses Verhalten vollkommen grundlos gewesen ist, und das obwohl ja in keinem Moment preisgegeben wird, was der Gast da macht und warum, denn das ist die eigentliche Premisse, dass man es eben nicht weiß. Der wird schon seine Gründe gehabt haben, imo, (oder nicht, vollkommen egal). Eine Erklärung gab es ja überhaupt nicht, daher kann diese auch gar nicht plump sein.
Das Experiment ist auch nur ein weiteres Teil des Mosaiks.


Spoiler: zeige
Man weiß nur, dass es ein Regierungsexperiment gab, mehr nicht. Wie das alles zusammenhängt erfährt man nicht (bleibt Raum für ein Sequel). Das der Gast kein Helfer ist, steht auch nicht fest, vielleicht war der Tod der Familie, das beste was ihnen in dieser (von der Tochter ja selbst ausgelösten) Situation noch passieren konnte. Ich denke da an Folter zwecks Informationsausgabe und anschließender Zeugenbeseitigung, oder ein Leben in nem Loch um an den Gast heranzukommen, man weiß ja nicht, was es mit dem Experiment auf sich hat, wie wichtig Geheimhaltung ist, oder wie sehr man den Gast zurückhaben will.

Auch bleibt die Motivation des Gastes absolut verborgen, man kann nur annehmen, dass er nach seiner Flucht erstmal zur Ruhe kommen wollte um ein weiteres Vorgehen zu Planen, denn etwas hat er ja vor, das zeigt auch das Telefonat mit dem unbekannten Gesprächspartner. Das Ende, und die Auslöschung der Familie, war jedenfalls nicht vom Gast geplant vorgesehen. Er hat erstmal seine Spuren verwischt um weiter gegen die Leute des Experiments vorgehen zu können, dass die Familie sterben musste, war vielleicht das kleinere Übel, im Vergleich zu dem Expriment und dessen vielleicht monströsen Auswirkungen, und eben einem schlimmeren Schicksal der Familie. Weiß man ja nicht.

Spoiler: zeige

Oder es ist wirklich der total kaputte Psycho, der das einfach nur so macht... also entweder oder, fast wie bei Halloween. ;)

Spoiler: zeige

Aber wie gesagt, ich glaube nicht das er so ein Psycho ist... er ist kaputt, keine Frage, das sieht man ja auch, wenn er seinen "ich setze mich hin und bin die ganze Zeit wach-Kopfterror-Schlaf" abhält. Dennoch war er sehr kontroliert und eben wegen des Telefonats, meine ich, dass er etwas geplant hat.

Aber hier als Zuschauer im Grunde nichts zu wissen, das hat mir sogar mit am besten gefallen an dem Film, gleich nach der Darstellung des Gastes und dem Schauspiel von Dan Stevens.




edit:  So wie Stefan das sieht, kann es natürlich auch sein (hatte ich auch nie ausgeschlossen), und die Erklärung finde ich ebenso gut. Alleine die Möglichkeit, für solche unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten, ist doch richtig toll, und genau so soll The Guest wohl auch sein, ambivalent bis zum zerreißen. :D
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

Mr. Blonde

13 Mai 2015, 18:42:26 #15 Letzte Bearbeitung: 13 Mai 2015, 18:44:04 von Mr. Blonde
Zitat von: RoboLuster am 13 Mai 2015, 18:15:54
Was nicht da ist, kann nicht plump sein. ;)

Es ist schon eine Erklärung da, nämlich die, dass er sich so mysteriös und merkwürdig verhält, weil er eben das ist, was er ist:
Spoiler: zeige
das Experiment.
Eine Erklärung, warum er genau das ist, was er ist und wie es genau dazu kam, die gibt es nicht wirklich.

Spoiler: zeige
Im Grunde erinnert der Gast an ein Tier, das zunächst die Situation auskundschaftet, sich niederlassen will und der dann aus reinem Selbstschutz das anrichtet, was er tut. Ich denke auch nicht, dass er den Tod der Familie geplant hatte. Nee, nee. Er wurde in die Ecke gedrängt und hatte keine andere Wahl mehr.


@ Stefan M

Spoiler: zeige
Klar, die Verweise an den Slasherfilm sind unübersehbar. Gerade das mit "Terminator" und "Halloween" fand ich rückwirkend auch cool, während des Films hätte ich die Assoziation gar nicht gezogen. Rückblickend war die Atmosphäre in jedem Fall erkennbar. Für mich bleibt "The Guest" halt ein Genrecocktail und nicht vorwiegend Slasherfilm. Gerade deswegen gefiel er mir auch. Er hat Abwechslung geboten.

RoboLuster

13 Mai 2015, 19:35:35 #16 Letzte Bearbeitung: 13 Mai 2015, 19:59:09 von RoboLuster
Spoiler: zeige
Wieso hatte der keine andere Wahl? Der hätte doch auch einfach weggehen können. Er war nicht in die Ecke gedrängt, wenn dann wurde er unter Zugzwang gesetzt, die Familie wäre ihm nicht gefährlich geworden.^^

Der hätte nichts von alldem machen müssen, der hätte sich noch nichtmal mit den "Militärs?" abgeben müssen.

Außerdem ist der Gast nicht das Experiment, imo, sondern alle die, die man auf dem Gruppenfoto gesehen hat... zumindestens noch der Sohn der Familie, aber ich denke das da noch mehr dazugehört.


Es ist doch bloß deine Entscheidung, das du das Experiment als Erklärung dafür hernimmst was da abgeht. ;)

Für mich ist das nicht mehr als ein Grund, klar ist bei dem Film gar nichts.
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

Stefan M

16 Mai 2015, 14:05:22 #17 Letzte Bearbeitung: 16 Mai 2015, 14:12:10 von Stefan M
Zitat von: Mr. Blonde am 13 Mai 2015, 18:42:26
@ Stefan M

Spoiler: zeige
Klar, die Verweise an den Slasherfilm sind unübersehbar. Gerade das mit "Terminator" und "Halloween" fand ich rückwirkend auch cool, während des Films hätte ich die Assoziation gar nicht gezogen. Rückblickend war die Atmosphäre in jedem Fall erkennbar. Für mich bleibt "The Guest" halt ein Genrecocktail und nicht vorwiegend Slasherfilm. Gerade deswegen gefiel er mir auch. Er hat Abwechslung geboten.

Mir ging es in dem Fall auch hauptsächlich darum, daß McClane meinte, mein gezogener Vergleich würde hinken, da die Ausgangslage in beiden Filmen ja eine völlig andere ist. Das stimmt natürlich, aber wie wir ja jetzt auch mehrfach sagten, ist eine Verwandtschaft zwischen ihnen ja nicht zu leugnen, darunter eben auch
Spoiler: zeige
das diffus bleibende Motiv von Myers und David, die einfach nur unbeschriebene psychopathische Killer sind, die morden, weil sie es einfach drauf haben und wofür sie auch keine Erklärung brauchen. Am Ende wird David ja fast schon selbst zur unverletzbaren Maschine wie Myers, wenn er nacheinander ziemlich treffsichere Pistolenschüsse und Messerstiche in die Brust abschüttelt, als wären sie nichts.
Das sind aber tatsächlich Gedanken und Parallelen, die mir ebenfalls erst im Nachhinein in den Sinn gekommen sind. Während des Films kann man ob der spärlichen Erklärungen ernüchtert in den Sessel zurücksinken und
Spoiler: zeige
ähnlich wie Anna am Ende ein "What the Fuck? Mit der Erklärung soll ich mich zufrieden geben? Das ist ja wohl nicht dein Ernst, Film!" ausstoßen.


Übrigens höre ich derzeit in Dauerschleife "Cry in the Wind" und "Antonio" rauf und runter.  :icon_mrgreen:
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

McClane

Klar, die Verwandschaft würde ich nicht leugnen wollen. Aber selbst innerhalb eines Genres gibt es ja unterschiedliche Ansätze: Bei einigen Slashern ist die Frage nach der Identität des Killers wichtig ("Scream"-Reihe) bei anderen ("Halloween"-Reihe, "Nightmare on Elm Street"-Reihe) dagegen von Anfang an klar.
Spoiler: zeige
"The Guest" würde ich seine Teilhabe am Slasherfilm nicht absprechen wollen, keineswegs.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

Stefan M

Zitat von: McClane am 16 Mai 2015, 14:10:26
Klar, die Verwandschaft würde ich nicht leugnen wollen. Aber selbst innerhalb eines Genres gibt es ja unterschiedliche Ansätze: Bei einigen Slashern ist die Frage nach der Identität des Killers wichtig ("Scream"-Reihe) bei anderen ("Halloween"-Reihe, "Nightmare on Elm Street"-Reihe) dagegen von Anfang an klar.
Spoiler: zeige
"The Guest" würde ich seine Teilhabe am Slasherfilm nicht absprechen wollen, keineswegs.

Wir bewegen uns hier sicherlich auch wieder im Bereich des subjektiven Empfindens. Du hättest halt legitimerweise gern eine richtige Erklärung gehabt, die dem vorher so aufgeblasenen Mysterium Davids gerecht geworden wäre, mir ist das nicht negativ aufgefallen, daß daran nicht viele Worte verschwendet werden.

Aber in einem sind wir uns einig, und das ist ja das Wichtigste: "The Guest" ist ein guter Film.  :icon_mrgreen:
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

vodkamartini

Ich würde sogar sgaen, ein sehr guter Film.  ;)
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Inspektor Yuen

Ich fands irgendwie enttäschend.
Gerade weil der Film zunächst anders verkauft, fielen mir die Schwächen stärker ins Gewicht.
Insbesondere das unfähige SWAT Team ärgerte mich sehr, dazu einige schwache Szenen um die Darsteller, seltsame Posen usw.

Die Showdownkulisse hat mir allerdings sehr gefallen.

4,5/10
"Wenn ich jetzt sterben würde, was würdest du machen?" -"Ich würd dich nicht sterben lassen!"

Reiben

19 Juni 2015, 01:17:17 #22 Letzte Bearbeitung: 19 Juni 2015, 01:20:03 von Reiben
Für mich war der Film auch ein absolutes Highlight. ich hätte mir zwar vielleicht noch einen etwas mystischeren Ansatz gewünscht, was den Hintergrund von David angeht, aber bei dem hohen Unterhaltungswert des Films spielt das letztlich kaum noch eine Rolle. Das letzte Drittel fällt zwar in der Tat etwas ab, aber mit einem Showdown in einem
Spoiler: zeige
Spiegelkabinett
kann man eigentlich nie was falsch machen. Einmal mehr hat mich das Filmjahr 2014 überrascht.

PS: Ich habe mich gefragt, warum die Mutter am Anfang des Films so überrascht ist, als sie David auf dem Truppenbild ihres Sohnes sieht. Hat jemand dafür eine sinnvolle Erklärung?
Spoiler: zeige
Hat David das Bild vielleicht heimlich ausgetauscht und war vorher gar nicht drauf, weil er in Wahrheit doch der Sohn der Familie mit verändertem Gesicht ist?
.mirrorS arE morE fuN thaN televisioN

TinyPortal 2.0.0 © 2005-2020