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Electric Boogaloo: The Wild, Untold Story of Cannon Films

Begonnen von RoboLuster, 21 September 2014, 20:36:35

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RoboLuster



A one-of-a-kind story about two-of-a-kind men who (for better or worse) changed film forever.

Documentary | Action | History
Country:  Australia | USA | Israel | UK   2014
Language:  English


Eine Dokumentation über Menahem Golan (RIP) und Yoram Globus, zwei Film besessene Cousins, deren Leidenschaft fürs Kino die Art und Weise änderte wie Filme gemacht und vermarktet wurden. Und die Geschichte darüber, wie diese Leidenschaft zum Untergang der Firma führte, die sie zusammen aufgebaut hatten, und die kurz davor stand, zum 6. Major Studio Hollywoods zu werden. Cannon!


Director / Writer
:  Mark Hartley

Unter anderen mit:
Molly Ringwald
Dolph Lundgren
Olivia d'Abo
Bo Derek
Mimi Rogers
Richard Chamberlain
Franco Nero
Robert Forster
Michael Dudikoff
Sybil Danning
Tobe Hooper
Andrew Stevens
Wings Hauser
Albert Pyun
Avi Lerner
Sheldon Lettich




http://youtu.be/aveX4wAJaeI
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

Hitfield

"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

Hitfield

15 Mai 2015, 03:17:22 #2 Letzte Bearbeitung: 18 Mai 2015, 02:42:58 von Hitfield
Gesichtet als Leih-DVD.

Wirklich sehenswerte, teils sehr interessante Dokumentation, die dennoch etwas besser und vor allem eine halbe Stunde länger hätte sein können.

Erfreulicherweise nimmt die Doku kein Blatt vor den Mund. Es ist ein Werk von Fans für Fans, sich aber dennoch immer dessen bewusst, was für eine Schund-Schmiede Cannon eigentlich war. Kam mal ein guter Film heraus, war es reiner Zufall. Mir war das gar nicht mehr so bewusst, wie trashig die meisten Cannon-Produktionen eigentlich waren. Veröffentlichungen wie "Missing in Action", "Death Wish", "Delta Force", "American Ninja" oder "Night Hunter", die auch heute noch ihre Fans haben, waren da schon die Oberliga und überdecken locker je zehn andere Titel, die heute kein Mensch mehr kennt.

Ausführlich wird darauf eingegangen, wie Golan/Globus zur damaligen Zeit bekannte Namen gleich im Dutzend eingekauft haben - Hauptsache man konnte immer 2-3 aktuelle Schauspiel-Stars wie Brooke Shields, Richard Chamberlain, Franco Nero, Klaus Kinski oder Sylvia Kristel auf das Filmposter drucken. Apropos Filmposter: Golan/Globus verkaufen ihren sämtlichen Filme auf dem internationalen Markt an die Verleiher ausschließlich anhand der Filmposter, die innerhalb weniger Stunden vor den Treffen mit Investoren zusammengebastelt wurden. Golan ließ von seinem Büro einfach auf die Schnelle ein Plakat entwerfen, auf dem Charles Bronson mit einer Knarre abgebildet war, und jeder Investor wusste, was er bekommen würde - auch die Geldgeber, die gar kein Wort Englisch sprachen. Jede Woche sammelten sie so Millionen US$ ein.

Dabei hatte Cannon stets einen miserablen Ruf, speziell in Hollywood. Mir ist das nie so bewusst aufgefallen, aber Cannon war gewissermaßen der Gnadenhof für Schauspieler, die ihren Zenit oft schon überschritten, deren Namen aber einen hohen Wiedererkennungswert hatten. Im Gegensatz zu Roger Corman ist aus dem Cannon-Kosmos eigentlich nie ein neues Talent hervorgegangen, das speziell von Golan/Globus aufgebaut wurde. Cannon war ein Karrierekiller.

Und genau darüber reden gleich mehrere Leute von damals, die meisten von ihnen längst unbekannt. Am populärsten dürften einige Drehbuchautoren und Regisseure sein, die erzählen, dass gute Skripte so vereinfacht und beim Drehen geschrottet wurden, dass sie nach Cannon bei keinem anderen eine echte Chance mehr bekommen haben. Zum Beispiel David Engelbach, der ein "Rocky"-mäßiges Drama geschrieben hatte. Heraus kam dann unter der Regie von Menahem Golan höchstpersönlich "Over the Top". Oder Regisseur Gary Goddard, der sich dafür entschuldigt, dass bei "Masters of the Universe" einfach nicht mehr dringewesen ist als ein Liliputaner in Zwergmaske und Frank Langella mit Theaterschminke. Am bittersten ist das Interview mit Michael Dudikoff, der erzählt, dass er Golan damals einfach geglaubt hat, er würde der neue Weltstar werden und müsse nur abwarten. Stattdessen versank er nach Cannon immer tiefer im B- und C-Movie-Bereich bis er schließlich das Handtuch warf. Dudikoff hat sich äußerlich ziemlich gut gehalten und arbeitet längst als Psychologe. Am positivsten äußerte sich übrigens ausgerechnet Kunstregisseur Franco Zeffirelli (!) über Cannon, der für Golan/Globus "Otello" mit Plácido Domingo drehte. Marina Sirtis (später Counselor Deanna Troi in "Star Trek: The Next Generation") erzählt, wie sie ihre erste Spielfilmrolle bekam - eine Cannon-Produktion namens "The Wicked Lady" (dt. "Die verruchte Lady"), die eigentlich ein Historiendrama werden sollte. Stattdessen musste sie sich "natürlich" vor der Kamera ausziehen und der Film wurde ein trashiges Erotikdrama.

Etwa eine Stunde der Doku widmet sich den Anfängen von Golan/Globus in Israel und ihren ersten Produktionen Anfang der 80er in den USA. Bis heute soll "Eis am Stiel" der erfolgreichste Film sein, der jemals in Israel im Kino gelaufen ist. Die meisten US-Produktionen waren finanzielle Flops, was letztendlich auch zum Untergang von Cannon führte. Besonders viel Geld brachte "Enter the Ninja" (dt. "Ninja - Die Killer-Maschine") von 1981, die Filme mit Norris und Bronson sowie der Breakdance-Film "Breakin'" ein, vom dem ich noch nie etwas gehört habe. Auch "Hercules" mit Lou Ferrigno zählte zu den seltenen erfolgreichen Produktionen.

"Missing in Action" war alleine anhand der Vorbestellungen so erfolgreich und vielversprechend für die internationale Vermarktung, dass noch vor der Veröffentlichung von Teil 1 bereits Teil 2 abgedreht wurde. Dabei stellte sich heraus, dass der zweite Teil von Joseph Zito handwerklich viel besser war als der erste von Lance Hool, weshalb man Teil 2 als Teil 1 veröffentlichte (!!) Ist euch das aufgefallen, dass der angeblich erste Teil bereits auf einer Fortsetzung aufbaute? Mir nicht. Daran kann man aber auch sehen, nach welchem Muster Cannon gedreht hat. Am liebsten mochte Golan knallige Einzelsequenzen mit aufregenden Explosionen, nackten Spielchen oder einprägsamen Kameraeinstellungen der Stars. Das wurde dann irgendwie zusammengeschnitten, denn oft gab es kein (!) Drehbuch. Das ist dann aus meiner Sicht schon fast wieder eine Leistung für sich, und in der Doku kommen diesbezüglich auch viele Cutter zu Wort.

Als handwerklich und technisch aufwendigsten und besten Film stufen alle übrigens Joseph Zitos "Invasion U.S.A." ein. Als insgesamt besten Film den Actionthriller "Runaway Train" mit Jon Voight und Eric Roberts. Was ich übrigens durchaus ähnlich sehe.

Und dann die Flops. Den Untergang von Cannon leitete letztendlich "Over the Top" ein. Was ich nicht wusste: es war Golan, dem wir die heutigen Wahnsinnsgagen zu verdanken haben. Selbst auf dem absoluten Höhepunkt seiner Karriere bekam Stallone "nur" eine Gage von bis zu 4 Mio. US$ pro Film. Golan bot ihm für "Over the Top" 25 Mio. US$. Ähnlich Chuck Norris. Für seine ganzen Filme vor Cannon bekam er nur ein paar Zehntausend Dollar. Bei Cannon schloß er einen Deal von 5 Mio. US$ für fünf Filme ab. Eingegangen wird auch auf das andere große Debakel "Superman IV". Ich habe den Film nur irgendwann in den frühen 90ern mal im Fernsehen beim Durchzappen erwischt und hatte ja keine Erinnerung mehr daran, WIE unglaublich schlecht er war, nicht nur was die lächerlichen Effekte angeht. Während der laufenden Dreharbeiten wurde das Budget um fast die Hälfte gekürzt. Ähnlich war es bei "Masters of the Universe".

Zu den Kritikpunkten:
Eine ganze Reihe von Leuten fehlen leider in den Interviews, vor allem Chuck Norris, Joseph Zito und Jean Claude van Damme. Das Interview mit Dolph Lundgren ist ebenso kurz wie absurd. Er schwadroniert, dass er sich damals ziemlich albern vorkam, als er Mitte/Ende der 80er bei "Masters" nur eine schwertschwingende, fleischgewordene Spielzeugfigur verkörperte. Dabei passt er aus meiner Sicht besser zu so einer Rolle als als ernsthafter Schauspieler. Apropos ernsthafter Schauspieler: Am heftigsten bekommen Sharon Stone ("Quatermain I & II") wegen ihrer Zickigkeit und ihrem mega-divenhaften Verhalten (weswegen ihr die ganze Crew ins Badewasser pisste, in das sie bei den Dreharbeiten in der Wüste steigen musste) sowie Chuck Norris und Charles Bronson (wegen extrem beschränkter schauspielerischer Fähigkeiten) ihr Fett weg. Und natürlich Golan.

Ein weiterer Kritikpunkt: wenn schon dauernd von Filmplakat-Entwürfen die Rede ist, mit denen Investoren geködert wurden, obwohl viele der Filme nie gedreht wurden, will ich diese Plakate auch wenigstens sehen - und zwar viele von ihnen und nicht nur einige wenige für eine Zehntelsekunde im Hintergrund. Auch ärgerlich, dass einige Entwürfe aus lizenzrechtlichen Gründen entfernt werden mussten, was dann in fetten Buchstaben auf dem Bildschirm steht. Toll. Zwar betrifft es nur Szenen, die aus diesem Grund letztendlich im Bonusmaterial gelandet sind, aber trotzdem. Vor allem auf die Entwürfe und Probeaufnahmen von der "Spiderman"-Verfilmung mit Michael Dudikoff (!) wäre ich gespannt gewesen. Aber Marvel hatte wohl etwas dagegen.

Last but not least bezieht sich über die Hälfte des Films auf die Anfangszeit in Israel und die ersten Jahre in Hollywood. Die Zeit zwischen ca. 1984 und 1990 machen nur etwas 40 Minuten aus. Hätte locker eine Stunde und mehr sein können.

Es wird dann auch noch kurz auf die Produktionsfirmen eingegangen, die auf Cannon folgten, weil sie ähnlich konzipiert waren was das Verleihmodell und Finanzierungen angeht. Zum einen Golans eigene Firma 21st Century Film Corporation, die er nach dem Zusammenbruch von Cannon und dem Zerwürfnis mit seinem langjährigen Kumpel Globus gegründet hatte und die auch auf immerhin zwei Dutzend Produktionen zwischen 1988-94 gekommen ist. Habt ihr gewusst, dass der Lambada-Film und vor allem dieser damals extrem erfolgreiche Lambada-Song auf das Konto von Golan ging? Mir war das neu. Zum anderen wird auf die Firmen Nu Image und Miramax eingegangen. Und darauf, dass heutige Actionfilme wie "Expendables" eigentlich genau das sind, was Cannon in den 80ern produzierte oder produzieren wollte, wenn sie nur mehr Talent und Geld zur Verfügung gehabt hätten.

Puh. War ganz schön viel. Nicht eingegangen bin ich jetzt auf jene Filme kurz vor dem Hollywood-Aufstieg, von denen Golan noch glaubte, er würde dafür einen Oscar bekommen - vor allem für seinen "Lawrence von Arabien"-Verschnitt "Sahara" mit Brooke Shields, der gnadenlos floppte, und für den Musikfilm "The Apple", von dem ich noch nie irgendetwas etwas gelesen oder mitbekommen habe. Ebenfalls noch nie etwas von gehört habe ich von der Afrikakomödie "Going Bananas" (dt. "Im Urwald ist die Hölle los"). Die Ausschnitte sind das beknackteste, was ich jemals gesehen habe: Stallones Sohn aus "Over the Top" freundet sich in Afrika mit einem Schimpansen an, der seine Eltern ersetzt. Dummerweise hat der Schimpanse den Jungen während der Dreharbeiten dauernd gebissen, so dass er von einem Liliputaner im Affenkostüm gespielt wurde, von dem Golan meinte, es würde total echt aussehen, während sich alle anderen am Film Beteiligten nur die Haare gerauft haben.

Ach ja: Erwähnenswert auch die ganzen Interviews mit Tobe Hooper, der mit Cannon einen 3-Filme-Deal abgeschlossen hatte. Auch heute noch fangen alle interviewten Crewmitglieder an zu sabbern, wenn sie von Mathilda May in "Lifeforce" reden - lustig. Und mir ist aufgefallen, dass ich den zweiten Teil vom "Texas Chainsaw Massacre" nie gesehen habe und gar nicht wusste, dass die Fortsetzung eine schwarze Splatterkomödie ähnlich "Tanz der Teufel II" ist. Schon das Poster ist eine Satire auf "The Breakfast Club". Die Ausschnitte sahen ganz skurril aus.

So, jetzt aber genug. Knapp 8 / 10.
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

MMeXX

Schöne Besprechung (der Gefällt mir-Knopf kommt ja erst mit SMF 3 und wer weiß wie viele Jahre nach Erscheinen das GF auf den Stand kommen wird)! Ich hatte in der EMPIRE noch einen Bericht über die Doku gelesen.

TCM II solltest du dir definitiv mal anschauen, sehr humorvoll.

Riddick

Zitat von: Hitfield am 15 Mai 2015, 03:17:22
"Missing in Action" war alleine anhand der Vorbestellungen so erfolgreich und vielversprechend für die internationale Vermarktung, dass noch vor der Veröffentlichung von Teil 1 bereits Teil 2 abgedreht wurde. Dabei stellte sich heraus, dass der zweite Teil von Joseph Zito handwerklich viel besser war als der erste von Lance Hool, weshalb man Teil 2 als Teil 1 veröffentlichte (!!) Ist euch das aufgefallen, dass der angeblich erste Teil bereits auf einer Fortsetzung aufbaute? Mir nicht.

Also gelesen hatte ich das mit "Missing in Action 1+2" schon mal irgendwo. Damals fand ich es jedenfalls komisch, dass Teil 1 nach dem Vietnamkrieg und Teil 2 während des Vietnamkrieges spielt. Prequels waren damals ja noch nicht in Mode. Gestört hat es mich allerdings nicht. Allerdings gefällt mir Teil 2 besser als Teil 1.
"Schnell rennt das kriminelle Element,wenn es Dieter Krause kennt." - Tom Gerhardt (Hausmeister Krause)

McClane

Zitat von: Riddick am 16 Mai 2015, 20:40:12
Zitat von: Hitfield am 15 Mai 2015, 03:17:22
"Missing in Action" war alleine anhand der Vorbestellungen so erfolgreich und vielversprechend für die internationale Vermarktung, dass noch vor der Veröffentlichung von Teil 1 bereits Teil 2 abgedreht wurde. Dabei stellte sich heraus, dass der zweite Teil von Joseph Zito handwerklich viel besser war als der erste von Lance Hool, weshalb man Teil 2 als Teil 1 veröffentlichte (!!) Ist euch das aufgefallen, dass der angeblich erste Teil bereits auf einer Fortsetzung aufbaute? Mir nicht.

Also gelesen hatte ich das mit "Missing in Action 1+2" schon mal irgendwo. Damals fand ich es jedenfalls komisch, dass Teil 1 nach dem Vietnamkrieg und Teil 2 während des Vietnamkrieges spielt. Prequels waren damals ja noch nicht in Mode. Gestört hat es mich allerdings nicht. Allerdings gefällt mir Teil 2 besser als Teil 1.

Wobei ich die (auch in der Imdb befindliche) Erklärung der besseren Qualität für unbefriedigend halte (selbst unter Actionfans ist die Frage welcher besser ist ja umstritten; ich finde den zweiten auch etwas besser als die 1). Ich denke eher, dass der Box-Office-Erfolg von "Uncommon Valor" und die Infos über den Plot des (später startenden) "Rambo II" Cannon dazu bewegten ihren POW-Befreiungsfilm als erstes zu zeigen um von dem Hype zu profitieren
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

Inspektor Yuen

@Hitfield

Vielen Dank für die Zusammenfassung, sehr interessant.
Werde mal schauen ob ich die Doku mal in die Finger kriege..
"Wenn ich jetzt sterben würde, was würdest du machen?" -"Ich würd dich nicht sterben lassen!"

Shane Schofield

Ich kann übrigens die von Golan/Globus eigens produzierte GEGEN-DOKU "The Go-Go Boys" ebenso empfehlen. Da bekommt man noch etliche andere
Informationen und die Meister selbst zu hören. Die DVD gibt es bisher leider nur in Frankreich, mit natürlich nur Franzen UT.

Hier auch mal ein Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=85rQOOEcUkk

DVD: http://www.amazon.fr/Go-Go-Boys-Menahem-Golan/dp/B00R1UV86W/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1431941844&sr=8-1&keywords=go+go+boys

Nach der extrem enttäuschenden Hartley Doku "Machete Maidens Unleashed", war mir auch diese nicht tiefgründig genug, aber dennoch sehenswerter als der Vorgänger.
Auch wenn die eigentliche CANNON-Phase noch mehr hätte Thema sein müssen. Aber nun gut. Schön das CANNON überhaupt noch so eine Beachtung findet, denn
ihre Filme haben es verdient. Letztlich macht auch Hollywood inzwischen nichts anderes mehr, als B-Filme mit Mega-Budgets auszustatten. :icon_cool:
Scarecrows Area

Scarecrows Einheit




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Hitfield

25 Oktober 2015, 03:47:12 #8 Letzte Bearbeitung: 25 Oktober 2015, 03:49:53 von Hitfield
Auch auf die Gefahr hin, wieder der unlauteren Werbung verdächtigt zu werden ;), aber beim Stöbern im Amazon Instant Video-Katalog, den ich seit diesem Jahr öfter zwecks günstigen Leih-Fassungen frequentiere, habe ich entdeckt, dass es die Doku gerade für 99 Cent gibt (30 Tage Zeit, den Stream zu starten und ab Start 48 Stunden Zeit, sich den Film anzusehen). Vielleicht für einige mit schnellem Internetanschluß ja eine interessante Alternative, zumal die wenigsten Videotheken den Film im Sortiment haben dürften:
https://www.amazon.de/dp/B00WHLTX9E
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

Riddick

Zitat von: Hitfield am 25 Oktober 2015, 03:47:12
...zumal die wenigsten Videotheken den Film im Sortiment haben dürften...

Komischerweise hat unsere MovieVision den Film tatsächlich im Sortiment, sogar mit einem recht hohen Bestand  ;)

Da mir bei solchen Dokus aber ein einmaliges Sehen reicht, kommt mir dein Link sehr gelegen. Von daher: Danke für den Hinweis  :respekt:
"Schnell rennt das kriminelle Element,wenn es Dieter Krause kennt." - Tom Gerhardt (Hausmeister Krause)

Private Joker

Ja, dem Dank für den Tip schließe ich mich an. 99 Cent ist sicher eine Summe, die einem das als Actionfan Wert sein sollte.

Wobei der bei aller Nostalgie für mich nicht so recht zünden wollte. Das ist zwar der Stil, in der heute Dokus und Ähnliches produziert werden, aber diese reine Mischung aus Interviews und kurzen Filmschnipseln ohne jede Überleitung erinnert mich doch verheerend an diese unsäglichen Chart-Sendungen im TV ("Die 50 dicksten Möpse in TV-Filmen der 70iger") mit den noch unsäglicheren "ich habe eigentlich nichts zu sagen, tue es aber trotzdem"-Einspielern von C-Promis.

Wobei das gegenüber den Interviewten in E.B. sicher etwas unfair ist, die haben schon was zu sagen. Das Fehlen der eigentlichen Schlüsselfiguren - G&G selbst, Chuckie, Sly, JCvD - wirkt aber schon sehr auffällig und rückblickend auch störend.

So erfährt man ein paar nette Details, kann feststellen, dass sich Dudikoff und C.M.Stewart (auf die ich damals - rein cineastisch - echt gestanden habe) ganz gut gehalten haben, aber der große Zusammenhang fehlt. Nennt mich altmodisch, aber die frühere Doku-Form mit Erklärbar und ein paar überleitenden Bildern zwischen den Schnipseln ist mir da echt lieber.

(5/10, mit Nostalgiebonus vielleicht auch ein bisschen mehr).
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Klaus Jr.

Naja, Globus und Golan haben ja nicht mitgemacht, weil die nach der Interviewanfrage selbst eine Doku runtergekurbelt haben, die dann noch VOR Electric Boogaloo rauskam  :LOL: (ich hatte die sogar irgendwo...)
Globus ist ja dann auch 2014 noch verstorben.

Ansonsten ganz nett gemacht, man bekommt einen schönen Eindruck wie abgedreht es da zugegangen sein muss und für Cannon Fans sowieso ein Muß  :respekt:

/edit: das ist sie - The Go-Go Boys
https://www.youtube.com/watch?v=85rQOOEcUkk


"Pisse vom Opa trinken geht gar nicht, damit ist der Film für mich durch. Schade um die Titten"

McClane

Was für eine Enttäuschung. Erstes großes Manko ist die Geisteshaltung hinter dem Film. Die meiste Redezeit geht an Alex Winter und vor allem Richard Kraft, die andauernd betonen wie schlecht doch alles gewesen sei. Letzterer hat übrigens ein paar Cannon-Film-Credits und danach jahrzehntelang nichts (bis zu dem von ihm gedrehten "Finding Kraftland") nichts in seiner Filmographie. Kann man wahlweise so sehen, dass seine Karriere durch Cannon zerstört wurde (positive Lesart) oder er so untalentiert war, dass er danach keine Arbeit mehr fand (negative Lesart und meine) - da hat jemand gut reden. Währenddessen kommen Franco Zeffirelli und John Frankenheimer (via Archivmaterial) als positive Stimmen nur einmal zu Wort und die interessantesten, weil nuanciertesten Interviewpartner (z.B. Mark Goldblatt oder Sybil Danning) auch nicht so viel Redezeit. Ein vorgefertigtes "Höhö, wie blöd waren die eigentlich", das gar keinen anderen Blickwinkel zulässt. Selbst "Barfly" und "Runaway Train" werden daher als Betriebsunfälle ins Positive umgedeutet; Golan und Globus lediglich als begeisterte Stümper dargestellt. Zum anderen erzählt der Film fast nix außer lauter Anekdoten, die zwar mitunter witzig sind (Castinggespräch mit dem Affen, die "Stone Girl"-Story), aber wenig zum Gesamtbild von Cannon beitragen. Viel Zeit wird auf die Anfänge verwendet, weshalb meine Freundin mich nach rund 40 Minuten fragte, ob das eine Tittenfilm-Firma gewesen wäre, während die zentralen Actionsachen wenig Raum bekommen. Ein Film wie "Bloodsport" wird kurz erwähnt, sein Einfluss auf den (US-)Martial-Arts-Film aber nicht. Da alles Gegenlautende der Schlechtheitsthese entgegensteht, wird zwar mehr gesagt, dass Cannon im Kino oft Verluste machte, der erstarkende Videomarkt der 1980er aber mit keinem einzigen Wort erwähnt. Vergleiche zu den Praktiken anderer werden nicht gemacht (bei Roger Corman gab es oft Poster und Titel vor dem Drehbuch, das Pre-Sale-Modell hat Carolco mit viel teureren Genrefilmen ebenso ausgereizt usw.), und auch sonst jeder erhellende Kontext direkt für Talking Heads rausgeworfen, damit jeder mal kurz zu Wort kommt, aber keiner so richtig was erzählen kann. Interessant wird es erst gegen Ende, wenn tatsächlich einigermaßen nachvollziehbar über Cannons Niedergang berichtet wird, aber bis dahin ist viel Zeit vergangen und von einer Doku-Dramaturgie wenig zu merken. Und auch hier werden interessante Ansätze (Golan und Globus als Vorläufer der Weinsteins, Nu Image usw. als kommerziell erfolgreichere Nachahmer des Cannon-Modells) bloß angerissen und nicht vertieft. Noch dazu belaufen sich die Ausschnitte auf den Filmen fast immer auf hastig aneinandergereihte Titten- oder Blutszenen, die kaum einen Eindruck vom Film vermitteln. Vielleicht soll "Electric Boogaloo" auch ein Metafilm sein, denn Hartley vertritt ja die These, dass Cannon-Produktionen wenig filigran Zusammengestückeltes waren, das Schwächen mit Nacktheit und Gewalt ausgleichen wollte. Insofern ist das hier das Doku-Äquivalent dazu.
Ein Lobhudelei hätte ich auch nicht gern gesehen (was bei "The Go-Go Boys" zu befürchten ist) und in Sachen Hit-and-Miss-Verteilung bei Cannon überwiegt letzteres sicher, aber trotzdem hätte man wesentlich ausgewogener darüber berichten können. Auch diese Mischung aus Greatest Hits und größten Kuriositäten, die keiner kennt (mal ehrlich: wer kennt Filme wie "Going Bananas" oder bringt Cannon mit "Bolero" in Verbindung?), mag ja ein Versuch sein das Spektrum der Firma möglichst interessant abzubilden, bleibt aber viel zu sehr an der Oberfläche, schaut nie auf den zeitlichen Kontext. (4/10)

Die beiden Verrisse von Hasko Baumann und Oliver Nöding sprechen mir da aus dem Herzen; an Baumann lehnt sich auch das obige "Höhö, wie blöd waren die eigentlich" an.

Ganz unabhängig davon war der Umgang mit dem Alter beim manchem ganz interessant: Der über 50jährigen, komplett natürlichen Catherine Mary Stewart sieht man ihr Alter kaum an, während die fast gleichaltrige Laurene Landon als Beispiel für das Altern in Schande stehen kann, denn deren Fresse ist so kaputtgebotoxt, dass man fünf Nicole Kidmans damit ausstatten kann.

P.S. Stallone hat für "Over the Top" bei allem Größenwahn keine 25 Millionen bekommen, sondern für seinen Three-Picture-Deal (zu dem noch "Cobra" und "Lock Up" gehören). Aber das kann bei Hartley schon mal im Interview-Zusammengeschnippel schon mal etwas untergehen.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

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