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Lone Survivor (Navy SEALs Story von Peter Berg)

Begonnen von StS, 1 August 2013, 07:07:47

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Crumby Crumb & the Cunty Bunch

3 Mai 2014, 13:23:03 #30 Letzte Bearbeitung: 3 Mai 2014, 13:25:20 von LeCrumb
Und genau die Handgranaten-Szene gibt es im schmalen Grat ohne Kitsch und Pathos. Und der Film würde sich mit Lone Survivor nicht mal den Arsch abwischen.

PS: Ich schau jetzt mal in meine "Marschier oder Stirb" Blu-ray rein. Der ist auch gut, Eric. ;)
'Are you talkin' to me? You talkin' to me?' - Raging Bull, Pacino. Love that movie!

RoboLuster

Der schmalen Grat ist ja auch was ganz anderes, Antikriegsfilm usw... in Lone Survivor geht es ja um die Heldentat von diesem Mike Murphy.

Und wenn wir bei der Granate bleiben, dann stell dir mal vor, Der schmale Grat wäre nur gedreht worden, um diese Heldentat zu ehren... dann würde sich, im Vergleich, vielleicht mit Der schmale Grat nicht mal der Arsch abgewischt werden.

Aber ich werds nie erfahren, weil ich mir so ne Afghanistan Kacke erst gar nicht ansehe.^^
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

blade2603

"Jedes Publikum kriegt die Vorstellung, die es verdient." -Mario Barth
◾ Originalzitat von: Curt Goetz

(aus den Känguru Büchern)

Glod

Ach ja...wieder mal ein exzellenter Kriegsfilm, der in Deutschland mit einer völlig hanebüchenen Patriotismus- und Pathos-Kritik überschüttet wird und dadurch nicht die Anerkennung bekommt, die er eigentlich verdient.

Fangen wir mal mit den offensichtlichen an. Patriotismus ist Vaterlandsliebe. Es geht in diesem Film nicht eine einzige Sekunde lang um Vaterlandsliebe. Ergo ist alles an Kritik, was in diese Richtung läuft, schon mal gepflegt durch's Klo zu spülen und als nichtig zu werten.
Der Film dreht sich ausschließlich um die Seals und hier ist eine stattlicher Grad an Verehrung nicht von der Hand zu weisen. Das kann einem suspekt vorkommen, man kann es auch ablehnen...man kann aber auch versuchen, das zu verstehen. Das geht ganz gut, wenn man sich mal die Extras zu Gemüte führt (DIE triefen dann wirklich vor Pathos, nur so als Tipp).
Die Seals sind nicht einfach irgendwelche x-beliebigen Soldaten. Die sind wirklich die Besten der Besten der Besten. Und das sind sie nicht, weil sie im Vollbart und mit Sonnenbrille besonders martialisch aussehen. Das sind sie, weil sie in der Ausbildung buchstäblich durch die Hölle gegangen sind. Und genau diese Ausbildung schweißt die Seals zu Teams und Brüdern zusammen. Es ist quasi unmöglich, diesen Trip auf eigene Faust zu überstehen. Das geht nur zusammen. Und genau darauf ist der ganze Zorres auch ausgelegt: Teambildung. Einer steht für den anderen ein und nur zusammen ist man stark. Das klingt alles nach totalem Bullshit und Hurra-Geklingel, aber man schaue sich doch einfach mal diesen Film hier an: 4 Mann werden mitten am Arsch der Welt ausgesetzt, müssen sich allein durch Berge etc. schlagen, um irgendwo IM Arsch der Welt eine Mission auszuführen. Und dabei geht es nicht darum, 2kg Äpfel und 'nen Erdbeerjoghurt zu holen. Jeder einzelne dieser Aufträge ist lebensgefährlich. So etwas kann man nur mit Leuten machen, die sich gegenseitig wie Brüder sind. Man muss sich nicht nur verstehen, man muss sich auch blind aufeinander verlassen können. Und da kommt es imo zwangsläufig, dass man sich für den anderen aufopfert. Das das bei solchen Missionen den eigenen Tod bedeuten kann, ist da irgendwie logisch und hat nix mit Pathos zu tun.
Man muss das nicht gutheißen. Natürlich sind Seals in erster Linie beinhart gedrillte Killer der Sonderklasse. Die haben sich das selber ausgesucht. Und wer auf dem Minenfeld tanzt, der braucht sich nicht zu wundern, wenn früher oder später eine hochgeht und 1-2 Gließmaßen mitnimmt. Insofern hält sich auch mein Mitleid mit den Protagonisten sehr im Zaum. Nichtsdestotrotz finde ich es hochgradig beeindruckend, wie diese Einheit angesichts dieser total verkorksten Situation vorgeht und wirklich NIEMALS aufhört, zu handeln. Wo andere längst wild mit den Armen gerudert und "Scheiße, wir verrecken hier!" gebrüllt hätten, haben diese Soldaten immer noch ruhig die Lage analysiert und Pläne gemacht und das obwohl jeder einzelne von ihnen schon schwerst verwundet war. Und das diese Situationen authentisch dargestellt wurden, darauf haben die Seals (inkl. Luttrell), die bei den Dreharbeiten dabei waren imo schon gesorgt.

Das Drama, was dabei entsteht, ist natürlich auch dem Medium Film per se geschuldet. Ein Film soll unterhalten, packen, mitreißen. Und schauen wir uns mal Mike Murphy an. Das Team lag unter schwerstem Beschuss, war verwundet und praktisch in einer aussichtslosen Lage gefangen. Das Funkgerät war zerschossen und das Satellitentelefon hatte in der aktuellen Position keinen Empfang. Wenn die da irgendwie rauskommen wollten, dann BRAUCHTEN sie Luftunterstützung. Die konnte es aber nur geben, wenn einer zu einer Position ging, die einen Empfang möglich machte. Das diese Position gleichzeitig eine fette Zielscheibe war, musste klar sein. Aber die Alternative bestand eben nur darin, dass alle sang- und klanglos verrecken. Also beschloss Murphy, sich für den Rest des Teams zu opfern. Wird das dramatisch und pathetisch dargestellt? Na logo. Aber das ist nun mal ein zentraler Moment des Filmes. Soll man den furztrocken runterkurbeln? "Joa mei, der hat sich da halt abknallen lassen, um zu telefonieren. Passiert schon mal. Weiter geht's Wo waren wir? Ach ja. Axe hat 'ne Kugel im Kopf und kämpft immer noch...".
Es gibt Momente in Filmen, da wirkt Pathos lächerlich und es gibt Momente, wo er den Augenblick sehr gut unterstreicht. Es geht ja hier nicht nur darum, dass Murphy sich opfert. Es geht in diesem Moment auch um die anderen Teammitglieder. Da rennt dein "Bruder" los und du weißt, er wird nicht wiederkommen. Das ist für alle Beteiligten eine wirklich ganz ganz bittere Pille.

Kommen wir mal zum Film selbst. Den fand ich richtig stark. Natürlich steht und fällt das alles mit der Richtigkeit von Luttrell's Aussagen. Aber wenn nur 50% davon wahr sind, dann ist das trotzdem mehr als nur beeindruckend. Das Ganze fängt eigentlich sehr unaufgeregt an und bleibt auch lange Zeit so. Die Seals werden als sehr normale und bodenständige Männer dargestellt. Schwanzschwingen und coole Sprüche á la "Ich hab keine Zeit zu bluten" fehlen vollständig. Die Mission verläuft lange ruhig und glänzt eher mit sehr schönen Naturaufnahmen. Dann kommt der einschneidende Moment (auch eigentlich völliger Wahnwitz, wie es überhaupt zu dem Debakel kam) und von da an steigt die Spannung permanent an, bis schließlich alles in dem entscheidenden Feuergefecht eskaliert.
Und Junge, das hat es echt in sich. Berg verzichtet bewusst auf Eingeweide, abgetrennte Arme, Beine und sonstiges Gekröse. Aber er liefert wirklich eins der intensivsten Gefechte ab, die ich je gesehen habe. Das Ganze ist unglaublich physisch und immer nah dran, ohne dabei jedoch unübersichtlich zu werden. Sehr gut ist auch, dass die Taliban nicht als zurückgebliebenes Kanonenfutter verheizt werden, sondern durchaus klug agierende gut ausgebildete und gefährliche Gegner sind, wie die Seals mehr als deutlich zu spüren kriegen. Sehr schnell wird klar, dass das hier für die Boys nicht gut ausgehen kann. Wie sie trotzdem weitermachen...das muss man einfach mal gesehen haben. Auch die Stunts sind sehr sehenswert. Hier sind besonders die beiden *ähempt* "Abstiege" sehenswert, die (zwar etappenweise) komplett ohne Seile oder CGI gemacht wurden. Allein die Vorstellung, dass die Seals diese Option freiwillig in Betracht gezogen und durchgezogen haben...*grusel*   :icon_eek:
Das Ende kommt zwar etwas seltsam daher, ist aber so ähnlich tatsächlich passiert. Ob es dabei zu dem gezeigten Gefecht kam, sei mal dahingestellt, macht aber das Kraut auch nicht mehr fett.

Unterm Strich bleibt ein wirklich äußerst intensiver Kriegs-Actioner mit sehr schönen Landschaftsaufnahmen, der vielleicht etwas viel Heldenverehrung für die Seals zeigt, letztendlich aber nur eine zugegebenermaßen recht abgefuckte Truppe mit einem noch abgefuckteren Job imo recht realistisch wiedergibt. Kann man goutieren, muss man aber nicht. Ändert jedoch nix an der erstklassigen Machart des Filmes und den starken Darstellern.

Und was das ganze "Scheiß Hurra-USA"-Gesabbel angeht, was zu dem Film so durch's Netz geistert: Wieviel Hurra steckt wohl in einem Film, der zeigt, wie amerikanischen Soldaten von einem eigentlich unterlegenen Gegner der Arsch so weit aufgerissen wird, dass bequem ein 50-Tonner durchfahren kann? Ist genau das Gleiche wie bei Black Hawk Down oder "We were Soldiers".
"Er wird mir eine Kugel verpassen und dann Selbstmord begehen." -Nina Meyers-

"Wir passen schon auf, dass er keinen Selbstmord begeht." -Jack Bauer-

vodkamartini

Der Film badet nicht im Hurra-Patrotismus, sondern im Hurra-Pathos. Die fast schon unmenschliche Opfermentalität der Seals wird dem Kreuzzgang Christi gleich in epischen Ausmaßen ausgewalzt und hinterlässt einen höchst zwiespältigen Eindruck. Sicher kein Werbefilm fürs US-Militär, aber eine donnerndes Hohelied auf seine Leidensfähigkeit und-bereitschaft. Nervtötend. Konnte wenig damit anfangen. 5/10
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

RoboLuster

29 September 2014, 15:45:40 #35 Letzte Bearbeitung: 29 September 2014, 15:48:34 von RoboLuster
Ja, die Wahrheit kann manchmal Nervtötend sein. Trösten wir uns doch mit der Annahme, dass der Film maßlos übertreibt.

Übergehen wir einfach die Gehirnwäsche der Ausbildung durch das Militär/usw, und stellen uns lieber gleich vor, dass Patriotismus ekelhaft und peinlich ist, und es den (für uns seit '45) überhaupt nicht geben sollte. Und wer opfert sich sowieso schon freiwillig, das ist doch absurd.

Die ganze Aktion war sowieso Sinnlos und hätte verhindert werden können, wenn man sich einfach nur mal gegendeitig die Hände geschüttelt hätte.
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
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vodkamartini

Mir ist nicht ganz kalr, warum hier immer wieder Patriotismus mit Pathos verwechselt wird. Von ersterem gibt es in Lone Survivor recht wenig - für US-Kriegsfilme eine klare Ausnahme -, von letzterem dafür ein Füllhorn. Wers mag. Miltärisch war da übrigens nicht allzuviel Wahrheit zu erkennen, denn die teilweise haarsträubenden Fehler der SEALS sind garantiert nicht realistisch.
www.vodkasreviews.de

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RoboLuster

29 September 2014, 18:08:45 #37 Letzte Bearbeitung: 29 September 2014, 18:17:17 von RoboLuster
Ob Patriotismus oder Pathos ist in diesem Fall doch vollkommen egal.^^

Mit der Wahrheit war auch nur das Aufopfern und der Pathos gemeint. ;)

ps:  Ich habe übrigend auch kein gutes Gefühl dabei, wenn ich mit Pathos und Patriotismus zugebommt werde, vielleicht bin ich ja neidisch. Wenn ich ein Amerikaner wäre, wäre das bestimmt anders. Ich finde ja, dass andere Nationen den Amerikanern ganz ähnlich sind, in dieser Beziehung, es sprengen sich Menschen dafür ja sogar auch in die Luft, und das sind dann auch Helden.
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
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Glod

Zitat von: vodkamartini am 29 September 2014, 17:27:27Wers mag. Miltärisch war da übrigens nicht allzuviel Wahrheit zu erkennen, denn die teilweise haarsträubenden Fehler der SEALS sind garantiert nicht realistisch.

Öhm...also neben Luttrell waren da noch etliche weitere (Ex)Seals dabei, die dafür gesorgt haben, dass kein Bullshit auf Film gebannt wurde. Gerade bei den Kampfszenen waren die quasi federführend. Was du also als haarsträubend bezeichnest, war in Wahrheit vielleicht gar nicht so dämlich sondern nur aussichtslos. Vielleicht kämpft es sich auch nicht ganz so gut, wenn man aus mehreren Löchern Nebenluft zieht. Aus dem Autopsiebericht von Dietz: Schuß durch den Fuß, Schuß durch die Wade, Schuß in den Schritt, zwei im Hals, drei durch den Kopf...und ich bezweifle, dass das alles von einer Salve kam. Wie gesagt...die Extras sind recht aufschlussreich, auch wenn die wirklich nur so vor Pathos triefen.
"Er wird mir eine Kugel verpassen und dann Selbstmord begehen." -Nina Meyers-

"Wir passen schon auf, dass er keinen Selbstmord begeht." -Jack Bauer-

StS

Mit ,,Lone Survivor" (2014) hat Regisseur Peter Berg einen packenden Kriegs-Actioner geschaffen, der mit einer kompetenten, u.a. aus Mark Wahlberg, Taylor Kitsch, Emile Hirsch, Ben Foster und Eric Bana bestehenden Besetzung aufwartet und die wahre Geschichte der letzten gemeinsamen Mission des Navy SEALs Marcus Luttrell mit seinen drei Kameraden Michael P. Murphy, Danny Dietz und Matthew Axelson erzählt, welche am 28. Juni 2005 im afghanischen ,,Feindesland" furchtbar aus dem Ruder geriet. Ja, der Titel ist durchaus in gewisser Weise ein Spoiler, und ja, der Streifen portraitiert zweifelsohne ein weitestgehend unreflektiertes ,,Märtyrer-Bild" des ,,fürs Gute auf der Welt kämpfenden" US-Soldaten – allerdings weisen die Gefechts-Sequenzen, inklusive ihrer authentischen, unmittelbaren, von rohen Empfindungen und ungeschönt-schmerzhaften Verletzungen geprägten Darbietungsweise, sowohl eine achtenswerte Intensität als auch eine handwerklich perfekte Umsetzung (Kameraarbeit, Make-up, Schnitt, Ton etc.) auf, welche den Streifen (in erster Linie natürlich für gestandene Fans des Genres) auf jeden Fall zu einem relativ sehenswerten machen...   7/10   
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

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