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Thief - Der Einzelgänger - Michael Mann

Begonnen von MMeXX, 11 März 2016, 10:20:17

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MMeXX



DER EINZELGÄNGER
OT: Thief
Alternativtitel (Großbritannien: Violent Streets)

Regie, Ausführender Produzent, Screenstory + Screenplay: Michael Mann

Darsteller:
James Caan als Frank
Tuesday Weld als Jessie
James Belushi als Barry
Robert Prosky als Leo
Willie Nelson als Okla

Musik: Tangerine Dream(, Craig Safan, Mighty Joe Young Band)

Worum geht's?
"I am the last guy in the world you wanna fuck with!"

Genau, leg dich nicht mit Frank (James Caan) an! Denn Frank ist es egal, ob er lebt oder tot ist. Und Frank will die elf Jahre, die er im Gefängnis verbracht hat aufholen, den "american dream" (Geld, Haus, Frau, Kinder) leben. Dazu tut er - wie jeder Mann-Mann - das, was er am besten kann. In diesem Fall Einbrüche mit Safeknacken. Und als Gangsterboss Leo (Robert Prosky) um die Ecke kommt, sieht Frank die Chance, mittels einer Abkürzung noch schneller sein Traum erfüllen zu können. Wäre da nicht der übliche Haken im Kleingedruckten.

Wo gibt es den Film denn?
"Thief - Der Einzelgänger" ist in Deutschland als "5-Disc Ultimate Edition" von OFDb Filmworks erschienen. Die Ausgabe enthält den Film als Director's Cut, Kinofassung und "Special Director's Edition" (Michael Mann unterzieht seine Filme mit fast jedem neuen Veröffentlichungsmedium einer Überarbeitung) und Tonnen von Extras: http://www.ofdb.de/view.php?page=fassung&fid=25449&vid=409474?partner=20903

Meine Meinung:
Mit "Thief" stieg Michael Mann tatsächlich ins Kinofilmgeschäft ein. Sein erster Spielfilm (The Jericho Mile/Ein Mann kämpft allein) war in den USA als TV-Film gemacht, kam aber in Europa sogar in einige Kinosäle. Ging es in Jericho Mile noch um den von Peter Strauss gespielten Insassen, der gegen andere Inhaftierte und vor allem gegen die Uhr kämpft, wagt sich Mann nun auf die "Violent Streets" (so der britische Titel des Films) und lässt den nicht aufzuhaltenden Frank durch Chicago ziehen. Statt der Uhr ist nun die Collage mit Franks Lebenszielen das bildliche Symbol für Sehnsüchte und Träume des Protagonisten geworden.

Der nächtlichen, nassen, immer wieder auch dreckig-schmutzigen Stadt setzt Mann geschickt scheinbar irreale Kontrapunkte entgegen. Da ist die kurze Szene am Wasser, wenn Frank den ersten (im Film zu sehenden) Einbruch hinter sich gebracht hat. Dort trifft er einen Angler, der ihm berichtet, dass sich die Makrelen bei der Kälte besonders gut fangen lassen. Doch Frank ist keine Makrele, er lässt sich nicht so leicht schnappen. Mann zeigt uns Frank und den Angler schließlich als Silhouetten, die auf dem scheinbar endlosen Wasser zu sitzen scheinen. Wenn auch der zweite Einbruch erledigt ist, geht es erneut ans Wasser. Geradezu geblendet ist man da von der grellen Sonne. Es scheint wie ein Happy End, doch Mann-Filme besitzen keine glücklichen Enden. Und so ist auch dieser familiär-freundschaftliche Moment an der Küste nur eine Momentaufnahme. Sie will nicht zu der ernsten und kalten Stimmung des Films passen, geradezu dissonant wirkt die Szene in Bezug auf den restlichen Film. Und nur kurz danach wird auch deutlich, dass dieser Eindruck nicht trügt.

Auf musikalischer Ebene dürfen sich die Jungs von Tangerine Dream um den mittlerweile verstorbenen Edgar Froese austoben. Nach Sorcerer (und später dann u. a. auch in The Keep und Risky Business) legen sie auch hier wieder eine Mischung aus kalter, treibender Stimmungswelt mit für mich teils melancholisch klingenden Gitarrenklängen vor. Doch so ikonisch die Musik für den Film ist (und so sehr ich die Klänge mag), sollte Manns Hang zum Jazz nicht unterschlagen werden. Mit "I've reached a turning point in my life" wird nach gut einer halben Stunde der Film auch ziemlich deutlich von der Band in einer Kneipe kommentiert.

Es gäbe noch genug Aspekte des Films, die des Kommentierens würdig wären (bspw. präsentiert Mann immer wieder Figuren, die scheinbar von der Umgebung erdrückt werden oder die von Gegenständen verdeckt werden; echte Gangster spielen Polizisten [John Santucci], echte Polizisten spielen Gangster [Dennis Farina] oder eben Polizisten [Chuck Adamson, welcher den echten Neil McCauley gefasst hat]; die Verknüpfung von Farben und Figuren), aber wie auch Thief es macht, soll hier nicht alles bis ins Letzte ausbuchstabiert werden, wenn es die Bilder (ich denke speziell an die "Gerichtsverhandlung", bei der Anwalt un Richter sich bei belanglosem Blabla über die Bestechungssumme einigen) und Klänge doch schon tun.

Also, sucht euch einen möglichst großen Bildschirm (oder noch besser eine Leinwand), stellt die Tonregler auf (fast) Anschlag und taucht ein in ein Chicago Anfang der 80er, in die Welt von Frank, dem "Thief".

Klaus Jr.

Sehr schönes 80er Kino. Caan in Bestform und die Safeknacker Szenen gehören zu den besten der Filmgeschichte imo. Sehr fokussiert in der Story und viel Wert auf (Neon-)Style ohne oberflächlich zu sein. Der erste Shot in der Seitenstrasse sieht einfach phänomenal aus.
Gibts eigentlich schon was neues bezüglich der leicht fehlerhaften Tonspur? SO schlimm fand ich das gar nicht...


"Pisse vom Opa trinken geht gar nicht, damit ist der Film für mich durch. Schade um die Titten"

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