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Himself/Herself vs. Self (von IMDB) - Was soll auf Ofdb benutzt werden

Begonnen von kyokujitsuki, 7 Januar 2021, 21:30:46

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kyokujitsuki

7 Januar 2021, 21:30:46 Letzte Bearbeitung: 7 Januar 2021, 21:36:08 von kyokujitsuki
Wie soll offiziell auf Ofdb bei Personeneinträgen vorgegangen werden?

Soll absofort jede Person in ofdb (wenn sie als sich selbst dargestellt wird in Film oder Dok) mit SELF markiert werden?

Oder weiterhin gegensätzlich zu IMDB mit HIMSELF bzw. HERSELF bei Menschen die sich über Ihr Geschlecht jeweils bewusst sind, ob sie eine SIE oder ER sind.

IMDB hat auf ihrer Website einfach alles ohne Achtung von den Original-Credits von Himself/Herself auf Self geändert & übergeht dafür auch den Original-Credit.
Selbst wenn in den Credits des Films eingentlich die Personen als HIMSELF/HERSELF genannt wird, ändert IMDB alles auf SELF
Oder IMDB setzt eigene Fantasie-Credits Bsp. https://www.imdb.com/title/tt1790886/fullcredits?ref_=tt_cl_sm#cast
dort schreibt IMDB dann den Namen von Bsp.: [Mike 'The Miz' Mizanin als The MIZ] obwohl es in den Original-Credits [The Miz als Himself] genannt wird.

Mittlerweile kommt es durch IMDBs Genderneutralitäts-Umstellung auf OFdb zu einem MIX zwischen den Versionen.
Bsp.: https://ssl.ofdb.de/view.php?page=person&id=62149

Ich persönlich wäre dafür bei Personen welche sich selbst als ER oder SIE ansehen jeweils dann auch Himself/Herself zu benutzen, wenn sich selbst darstellen. (Es sei denn ein(e) FILM/DOK würde als Original-Credits plötzlich SELF tatsächlich nutzen.)
Und SELF nur bei Personen zun nutzen welche Sie als Neutral, ohne Geschlecht, beides, sonstiges etc. beschreiben/gekannt sind. (Es sei denn ein Original-Credit wäre anders)


Deshalb meine Frage: Wie soll offiziell auf OFDB vorgegangen werden?
If in doubt, flat out - Colin McRae

PierrotLeFou

Zitat von: kyokujitsuki am  7 Januar 2021, 21:30:46Ich persönlich wäre dafür bei Personen welche sich selbst als ER oder SIE ansehen jeweils dann auch Himself/Herself zu benutzen, wenn sich selbst darstellen. (Es sei denn ein(e) FILM/DOK würde als Original-Credits plötzlich SELF tatsächlich nutzen.)
Und SELF nur bei Personen zun nutzen welche Sie als Neutral, ohne Geschlecht, beides, sonstiges etc. beschreiben/gekannt sind. (Es sei denn ein Original-Credit wäre anders)
Ich sehe das eigentlich auch so. :happy3:  Solange auf der OFDb ein "männlich" oder "weiblich" zugeordnet worden ist, spricht mMn auch rein gar nichts dagegen, "himself" od. "herself" zu verwenden...

(Müsste auch noch einen thread zum Thema "drittes Geschlecht" geben... aber die Problematik geht ja eigentlich über dieses Thema weit hinaus: so finden sich
producer
Producer
Produzent
(producer)
(Producer)
(Produzent)
bunt gemischt in den Filmografien der Personenprofile... Und ob sich fernab von Fragen bzgl. Großschreibung/Klammer/Sprache Angaben wie
screenplay
writer
written by
screen play
tele play
nachvollziehbar unterscheiden lassen, wage ich zu bezweifeln. Bei Literaturvorlagen wird das teilweise auch höchst unterschiedlich gehandhabt. Das ist bei "(Him-/Her)self" im Grunde nichts anderes. Wenn man einheitliche Benennenungen haben möchte, dann vielleicht gleich bei allen Angaben, die bei Filmzuordnungen erforderlich sein können... Da könnte man auch überlegen, ob man nicht direkt den credits entnommene Angaben irgendwie kennzeichnet, um sie von rüberkopierten Angaben aus dem Netz zu unterscheiden: meinetwegen dadurch, dass Klammern entweder verwendet werden oder aber nicht...: z.B.
Adapted from the Play by (play "Titel").

Kurz: Ich sehe das (relativ verschmerzbare) "Problem" (das auch ich für einen Schönheitsfehler halte), aber ich denke, dass es ein sehr viel größeres Feld betrifft als die "Self"-Frage... :happy3:
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Insidiousxx

Zitat von: kyokujitsuki am  7 Januar 2021, 21:30:46Oder weiterhin gegensätzlich zu IMDB mit HIMSELF bzw. HERSELF bei Menschen die sich über Ihr Geschlecht jeweils bewusst sind, ob sie eine SIE oder ER sind.

Erstmal weiterhin wie bisher Himself/Herself nutzen.

Karm


Insidiousxx

Self für alle fände ich ansich falsch gegendert.
Es geht ja nicht darum Geschlechter zu entfernen aus unserer Sprache, sondern um die Erweiterung/Ergänzung eines dritten Geschlechts.

Also mMn gäbe es korrekterweise Himself/Herself/Self.

Da müssten wir bevor wir eine endgültige Entscheidung treffen erstmal gucken wie wir das zukünftig regulär handhaben möchten und prüfen welche Bereiche das noch beträfe.

Bis wir aber eine endgültige Entscheidung dazu finden, damit bis dahin keine Irritation beim Eintragen aufkommen, halte ich es für gut wenn wir wie bisher verfahren.

Sollten wir zukünftig (als Beispiel) alles auf Self umstellen wollen, könnten wir eine solche Änderung auch über die Datenbank für alle Einträge (auch alte) vornehmen, weil es nur die Veränderung eines Wortes wäre.




TakaTukaLand

Das sog. "Dritte Geschlecht" ist eine (mittlerweile gesetzliche) Anerkennung von intergeschlechtlichen Personen (Inter*), also von Menschen, die nicht mit nur eindeutigen biologischen Geschlechtsmerkmalen geboren wurden. Damit sind Trans*, Nonbinaries, Queers etc. weiterhin ausgeschlossen.

"Self" ist auch kein entfernen oder beschneiden von Geschlecht, sondern schlicht die geschlechtsneutrale Bezeichnung, die ja sogar von Teilen der Gegner:innen des vermeintlichen "Genderunfugs" bevorzugt wird, statt einer inklusiven Schreibweise mit Sternchen, Unterstrich oder (für ein barrierefreies Lesen von digitalen Texten) Doppelpunkt.

In meiner Wahrnehmung hat "Self" schon längst auch in der OFDb Einzug gehalten, daher sehe ich auch gar kein "weiterhin wie bisher", sondern eher die Frage, ob das reguliert und vereinheitlicht werden soll oder wie derzeit alle drei Formen möglich bleiben.

Ich persönlich würde es allen selbst überlassen und weiterhin alle drei Formen zulassen.
Bei einer Vereinheitlichung spreche mich aber sehr deutlich für die Option "Self" aus, damit keine kriminalistischen Recherchen zu vermeintlichen Geschlechtszuschreibungen notwendig werden.

Außerdem muss es auch nicht bei den Kategorien "männlich" und weiblich" bleiben, wozu auch Dr. Kosh schon vor 5 Jahren Zustimmung signalisierte:
https://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php?msg=1166269

Aber das Thema können wir gerne an anderer Stelle weiterführen :happy3:

Insidiousxx

Wir können das hier natürlich gerne weiter diskutieren :) Dennoch ist es schon auch etwas firmenpolitisches und Dr. Kosh konnte ich jetzt nur kurz darüber informieren.


Insidiousxx

Von Dr. Koshs Seite aus spricht nichts dagegen wenn wir weiterhin

Himself/Herself/Self

verwenden

aber auch nichts dagegen wenn wir vereinheitlichen auf

Self

 

mali

Zitat von: TakaTukaLand am  8 Januar 2021, 20:48:24Aber das Thema können wir gerne an anderer Stelle weiterführen :happy3:

Das hätte hier früher wahrscheinlich sogar zu einem extrem ausufernden, laaangen, laaaaaaaangen, hitzigen Thread geführt, wenn man wie z.B. im Falle von Ellen Page Sinn/Unsinn/Auswirkungen/Änderungen diskutiert hätte  :mr.green:

Heute mangels Foren-User aber eher nicht mehr.

TakaTukaLand

Zitat von: TakaTukaLand am  8 Januar 2021, 20:48:24Aber das Thema können wir gerne an anderer Stelle weiterführen :happy3:
Damit bezog ich mich eigentlich nur auf die Diskussion zur Geschlechterauswahl in der OFDb. Den passenden "extrem ausufernden, laaangen, laaaaaaaangen", aber gar nicht so hitzigen Thread, in dem es u.a. auch um die Wachowskis geht, habe ich ja beigefügt. :happy3:
Elliot Page ist natürlich sehr viel aktueller und beim Personeneintrag fehlt bezeichnender- und korrekterweise eine Geschlechtsangabe, da es transgender oder trans* ja nicht zur Auswahl gibt.
Aber wie gesagt: Ich denke im oben schon genannten Thread Transgender auf der OFDb / Neue Symbole angeraten könnte man besser anknüpfen...

...und hier weiter über die self-Frage diskutieren, wenn noch Bedarf besteht. Das wollte ich keinesfalls abwürgen oder unterbinden!

mali

Zitat von: TakaTukaLand am 12 Januar 2021, 21:15:19Elliot Page ist natürlich sehr viel aktueller und beim Personeneintrag fehlt bezeichnender- und korrekterweise eine Geschlechtsangabe, da es transgender oder trans* ja nicht zur Auswahl gibt.

Mir ging es weniger um das "Geschlechterdings" als um die nachträgliche bzw. rückwirkende Umbenennung. Ellen Page ist Ellen Page die sich von nun an halt Elliot Page nennt. Geht micht nicht an, interessiert mich auch kaum. Kenne sie ja nicht persönlich.

Wenn ich dann aber auf Seiten wie zum Beispiel spiegel.de lese "der Schaupieler Elliot Page wurde 2007 mit dem Film Juno Bekannt" -> ächz/augenverdreh.

2007 gab es halt keinen Schauspieler namens Elliot Page und dieser hat auch nicht in dem Film Juno mitgespielt und wurde nicht dadurch bekannt, weil es nunmal die Schauspielerin Ellen Page war (und bleibt). Ab jetzt ist es halt ein Elliot, davor war es nicht so. Das da nachträglich hinzuschreiben halte ich für "verfälschend".

Auf der IMDB kann ich nicht mal mehr nach "Ellen Page" suchen, wird gar nicht mehr gefunden/gelistet. Statt dessen findet man aber "Elliot Page (Actor, Juno (2007))".

Ich warte nun darauf, wann der Korrektor bei mir an der Tür klingelt um meine DVDs/BDs von Juno, Roller Girl, Smart People etc. an den entsprechendenden Stellen mit den Korrekturen zu überkleben  :skeptisch:

TakaTukaLand

Nunja, das ist eine Frage der Perspektive. Für dich mag Elliot Page noch immer die Schauspielerin sein, als du du ihn kennengelernt hast. Für viele Trans*Personen ist der Name vor ihrem Outing aber der sogenannte "Deadname", weil es z.B. belastend und sogar traumatisch sein kann durch die wiederholte Nennung des abgelegten Namens an diese Zeit, in der sie nicht wirklich sie selbst waren, immer wieder erinnert zu werden. Es ist ja auch jedes mal eine Aberkennung ihrer Identität, ihrer Selbstbestimmtheit, ihrer Individualität und ihrer Gleichwertigkeit als der Mensch, als den sie sich begreifen, als der sie existieren.
Das könnte ein Grund sein, muss es aber nicht; ich weiß nicht wie Elliot Page mit seinem alten Namen umgeht und möchte ihn auch nicht bevormunden oder behaupten besser über ihn Bescheid zu wissen, als er selbst.

Daher denke ich aber, dass die IMDb das nicht aus Korrekturwahn betrieben hat, sondern schlicht aus Respekt vor der Selbstbestimmung der Person Elliot Page. Vielleicht hat Elliot die IMDb auch konkret darum gebeten oder kann gar selbst Änderungen vornehmen, keine Ahnung. Aber bei den Wachowski-Geschwistern sind z.B. noch die Namen aus der Vergangenheit zu lesen.

Zitat von: mali am 13 Januar 2021, 00:24:27Wenn ich dann aber auf Seiten wie zum Beispiel spiegel.de lese "der Schaupieler Elliot Page wurde 2007 mit dem Film Juno Bekannt" -> ächz/augenverdreh.

2007 gab es halt keinen Schauspieler namens Elliot Page und dieser hat auch nicht in dem Film Juno mitgespielt und wurde nicht dadurch bekannt, weil es nunmal die Schauspielerin Ellen Page war (und bleibt). Ab jetzt ist es halt ein Elliot, davor war es nicht so. Das da nachträglich hinzuschreiben halte ich für "verfälschend".
Ich finde an dem Spiegelzitat nichts was zu kritisieren wäre, es ist doch eine aktuelle und korrekte Aussage. Die Person Elliot Page wurde 2007 mit dem Film Juno bekannt. Dass die Person damals anders hieß und ihr ein anderes Geschlecht zugeschrieben wurde hat doch damit gar nichts zu tun. Es ficht nur deine Wahrnehmungsgewohnheiten an. Aber die Person von der du sprichst gibt es nicht mehr. Und aus der Perspektive von Elliot Page gab es sie vielleicht auch nie, weil sie nur eine Art Maske von Elliot war, der jetzt die Maske abgelegt hat.

Dieter Moor heißt mittlerweile Max Moor. Würdest du auch sagen, dass es verfälschend wäre, wenn ich sage, dass Max Moor schon seit 2007 ttt – titel, thesen, temperamente moderiert, obwohl er sich erst seit 2013 Max nennt? Oder liegt es schlicht an der Geschlechterfrage, die in dir Irritation auslöst?

Für Deutsche (aber natürlich nicht nur für Deutsche) scheint es oft besonders schwer nachvollziehbar, weil es im Deutschen nur einen Begriff von Geschlecht gibt, der immer auf das "biologische" Geschlecht verweist. Im englischsprachigen Raum ist es hingegen völlig normal, dass zwischen sex (körperliches Geschlecht) und gender (soziales Geschlecht) unterschieden wird. Und beides, sex und gender, wird seit Anfang der 1990er mit der Queer-Theory infrage gestellt und als soziales Konstrukt (und damit als willkürlich festgelegt und kulturell veränderbar) entlarvt. Wie gesagt, alles eine Frage der (sozialisierten oder gebildeten) Perspektive und nicht zuletzt der Akzeptanz von Personen und des Respekts vor der Selbstbestimmung.

Zitat von: mali am 13 Januar 2021, 00:24:27Ich warte nun darauf, wann der Korrektor bei mir an der Tür klingelt um meine DVDs/BDs von Juno, Roller Girl, Smart People etc. an den entsprechendenden Stellen mit den Korrekturen zu überkleben 
Die IMDb ist öffentlicher Raum, dein DVD-Regal ist reine Privatsache - da dürfen auch unterschiedliche Bedingungen und Kriterien gesetzt werden. Und warum schwingt immer gleich die Angst vor dem faschistoiden Korrekturmonster mit, das alles zensieren und die Menschen in ihrer privaten Sphäre mit politischer Korrektheit zu Boden knechten will? (Und wäre das nicht politisch inkorrekt? :frech3: ) Es geht nicht um dich und deine DVDs oder ob du Trans*Personen gut oder schlecht findest oder sie einfach nur nicht verstehen kannst oder dich das ganze Geschlechterthema überhaupt nicht interessiert. Es geht darum, dass Elliot Page schlicht als die Person anerkannt werden möchte, die er nunmal ist. Zumindest so viel Toleranz sollte doch möglich sein. Und Elliot Page ist noch jung und kann noch sehr sehr viele Filme machen. Ich frage mich wann der Zeitpunkt kommt, an dem du vielleicht fragst: "Wer war denn diese Ellen Page? Ich kenne nur Elliot." Warten wir mal die nächsten 20 Jahre und 50 Mitwirkungen in Film und Fernsehen ab... :happy3:

mali

Jesus - da hast Du es aber geschafft viel hinein zu interpretieren :-)


TakaTukaLand

Ich bin für Subtext sehr empfänglich :happy3:
bzw. manchmal reichen Kleinigkeiten, wie ein Augenverdrehen, um mich auch nach gut 20 Jahren Auseinandersetzung mit Geschlechterthematiken immer wieder anzutriggern...

Aber ich hoffe, ich war nicht unfair zu dir oder dass du dich in eine fiese Ecke gestellt fühlst! :smiley:

Mr. Blonde

Ich will die Diskussion jetzt nicht entgleisen, finde das Thema generell spannend, auch wenn ich mich an so manchen Dingen stoße. Was ich nicht verstehe: Die Person Ellen Page gibt es laut deiner Aussage nicht mehr, was ich an und für sich auch nachvollziehbar finde, wenn die Person sich eben umbenennt. Die Frage, die sich mir dann aber stellt: Kann Elliot Page dann für sich die Oscar-Nominierung zur besten Schauspielerin noch immer in Anspruch nehmen? Die bekam ja Ellen Page, nicht Elliot Page. Wäre es nicht wiederum etwas, woran sich Page stoßen könnte, dass er historisch belegt als Darstellerin für den Oscar nominiert war und so noch immer in Verbindung gebracht wird? Das ist doch im Grunde auch nur eine andere Form des "Deadnaming". Oder sollte sowas auch anders gehandhabt werden? Für mich kämpft da das "Persönlichkeitsrecht" mit geschichtlichen Fakten und das hat auch ein wenig den Geschmack des Geschichtsrevisionismus. Die Person gibt es in meinen Augen noch immer, aber die Identität ist eine andere. Darum störe ich mich an der Theorie, dass es die Person von damals nicht mehr gibt, wir wissen ja auch nicht wirklich, ob sich Ellen nicht zum damaligen Zeitpunkt bereits als Elliot gefühlt hat, oder? Hoffe, es ist klar, was ich meine.

Die Formulierung, dass es die Person nicht mehr gibt, halte ich für problematisch, da ja zum einen gesagt wird, dass ihm ein Geschlecht schon damals zugeschrieben wurde, was irgendwie impliziert, dass er schon damals jemand anders war, zum anderen ist aber geschichtlich belegt, dass er sich als homosexuell geoutet hat in einer Beziehung mit einer Frau, was für mich klar bedeutet, dass er sich zu dem Zeitpunkt doch sehr wohl zumindest mit der Geschlechterzuordnung als Frau wohlgefühlt hat. Aber war Elliot Page damals wirklich eine völlig andere Person im Sinne von Persönlichkeit? Das bezweifle ich irgendwie. Der Verdacht liegt für mich nahe, dass Page sich schon sehr lange in dieser Entwicklung befand und das Outing zur Homosexualität eher der erste Schritt war auch weiteren Mut zu mobilisieren, den Rest zu kommunizieren. Aber man steckt nicht drin und ich weiß nicht, inwiefern da mal was eindeutiges von Page gesagt wurde.


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TakaTukaLand

14 Januar 2021, 01:03:54 #15 Letzte Bearbeitung: 14 Januar 2021, 01:26:51 von TakaTukaLand
Ich denke ich verstehe was du meinst :happy2:
Zum Oscar-Thema: Das ist wohl ein Präzedenzfall, den es vorher noch nicht gab. Aber anstatt die Rolle von Elliot Page dabei zu hinterfragen, würde ich es als Chance sehen, die Kategorien männlich und weiblich bei den Oscars endlich abzuschaffen. Die Oscars geben doch diese Kategorien vor, was kann Elliot Page dafür? Geht es nicht um die Schauspielkunst ansich, statt um männliche und weibliche Rollen/Schauspieler:innen? Und können queere Rollen/Schauspieler:innen automatisch niemals einen Oscar bekommen, wenn man an diesen Kategorien festhält?
Daran würde ich mich stoßen, keine Ahnung wie Elliot Page das sieht :happy3:

Zitat von: Mr. Blonde am 13 Januar 2021, 23:08:13Für mich kämpft da das "Persönlichkeitsrecht" mit geschichtlichen Fakten und das hat auch ein wenig den Geschmack des Geschichtsrevisionismus.
Das hast du echt gut formuliert. Ich finde auch, dass es ein gewisser Kampf zweier Interessen ist und bin mir selbst uneins. Aber ich wollte dem Vorgehen der IMDb auch nur mögliche Erklärungen zum Verständnis bieten, es nicht aus persönlicher Überzeugung rechtfertigen (oder verurteilen).
Aber am Ende bleibt für mich auch die Frage: Ist das Ablegen und Vermeiden eines Namens/Geschlechts wirklich mit Geschichtsrevisionismus, also mit Falschbehauptungen zu gesamtgesellschaftlich relevanten historischen Ereignissen gleichzusetzen? Ist es nicht eher eine Art Richtigstellung, als Falschbehauptung? Oder ist der eigene Name und das eigene Geschlecht nicht generell Privatsache, über die niemand außer ich selbst entscheiden kann und zu bestimmen hat?

Zitat von: Mr. Blonde am 13 Januar 2021, 23:08:13Die Formulierung, dass es die Person nicht mehr gibt, halte ich für problematisch
Da gebe ich dir völlig recht, das war eine allgemeine Zuspitzung um etwas zu verdeutlichen, aber natürlich spielen die früheren Erfahrungen, das frühere Leben, die frühere Persönlichkeit immer auch weiterhin eine Rolle für eine Person und sind nicht einfach weg. Eine kleine oder große, eine akzeptierte frühere Identität oder eine weitestgehend verdrängte traumatische Identität, schöne Erfahrungen oder schlechte Erfahrungen... Das ist ja sehr individuell und zwischen diesen polarisierten Beispielen liegen unendliche Möglichkeiten von Zusammenspielen von Identität, Person und Persönlichkeit.

Konkret zur Person Elliot Page wissen wir nur, dass er seinem "authentischen Selbst" folgt oder mit diesem fortfährt oder nun den Weg des "authentischen Selbst" beginnt/beschreitet. (Vielleicht kann es jemand besser übersetzen? "I can't begin to express how remarkable it feels to finally love who I am enough to pursue my authentic self.")

Zitat von: Mr. Blonde am 13 Januar 2021, 23:08:13dass er sich als homosexuell geoutet hat in einer Beziehung mit einer Frau, was für mich klar bedeutet, dass er sich zu dem Zeitpunkt doch sehr wohl zumindest mit der Geschlechterzuordnung als Frau wohlgefühlt hat.
Das bedeutet für mich nur, dass er sich zu Frauen* hingezogen gefühlt hat. Wie es ihm mit seiner Geschlechtsidentität ging, die ihm ja, wie uns allen, von Geburt an von außen zugeschrieben wurde, weiß ich nicht.

Zitat von: Mr. Blonde am 13 Januar 2021, 23:08:13Der Verdacht liegt für mich nahe, dass Page sich schon sehr lange in dieser Entwicklung befand und das Outing zur Homosexualität eher der erste Schritt war auch weiteren Mut zu mobilisieren, den Rest zu kommunizieren.
Einen langen Prozess bestätigen sehr viele Trans*Personen. Dabei geht es nicht nur um das Kommunizieren oder den Mut, sondern es ist für viele Menschen selbst ein langer innerer Prozess, der ja auch mit Eigenwahrnehmung, sozial anerkannter/zugeschriebener Identität, eigener Identität (mit der man sich gut oder schlecht fühlen kann) und soooo vielem mehr zu tun hat. Die Wenigsten können sagen, dass sie zu diesem Zeitpunkt dies und zu jenem Zeitpunkt das waren oder sind. Es gibt kein abgrenzbares davor oder danach.
Und ganz genau:
Zitatman steckt nicht drin und ich weiß nicht, inwiefern da mal was eindeutiges von Page gesagt wurde.
Das weiß ich auch nicht und ich würde so etwas, wenn überhaupt, auch nur mit meinen engsten Freund:innen besprechen. Das geht doch die Öffentlichkeit überhaupt nichts an, wie und zu welchem Zeitpunkt sich meine Identität und Persönlichkeit in welcher Form und Ausprägung gebildet und entwickelt hat. Als ob das irgendeine heterosexuelle Cis-Person von sich sagen könnte oder wollte. Oder wann genau wusste random name, dass er:sie hetero ist, wie wurde das damals nach außen getragen (geoutet) und wurde man deswegen angefeindet? War man immer zufrieden mit dem eigenen Körper, mit dem eigenen Selbst(bild), der eigenen Identität, war man selbstbewusst oder schüchtern, hat frühe oder späte, schöne oder schlechte sexuelle Erfahrungen gesammelt und warum hat man diese so empfunden? Wann genau hast du dich dafür entschieden Mann/Frau zu sein? Und wann genau bist du zu der Person geworden, die du heute bist? Wirst du immer so bleiben oder in 10-50 Jahren womöglich Veränderungen durchmachen? Davon ist vieles doch gar nicht klar zu beantworten.
Und ich glaube hier trifft die Neugier auf das Persönlichkeitsrecht :happy3:

(sorry für die Textmassen)

Mr. Blonde

Danke für die Ausführungen.

Nur so viel kurz:

"Ist es nicht eher eine Art Richtigstellung, als Falschbehauptung?"

Das kommt auf den Kontext an. Für Page ist es eine Richtigstellung, den ich ihm so gönne. Wenn ich aber lese, Elliot Page hat eine Oscar-Nominierung als beste Darstellerin bekommen, dann ist das so falsch, wie es nur sein kann, wenn man der Logik der Sache folgt. Elliot Page hat noch nichts gewonnen dahingehend, aber Ellen Page, die es jetzt nicht mehr gibt bzw. geben soll, weil Elliot Page darum kämpft, dass er Elliot ist. Auch kann Elliot Page, der sich als trans bezeichnet, keine Auszeichnung als Darstellerin bekommen haben, weil Page sich nicht als Darstellerin betrachtet. Die einzige Möglichkeit, das Dilemma zu umgehen, wäre halt die Geschlechter komplett bei den Oscars abszuschaffen, wie du sagst. Problem dabei ist aber, dass sich viele Männer und Frauen ihre jeweiligen "Errungenschaften" die sie für ihr "Geschlecht" erarbeitet haben, nicht abgeben wollen. Eventuell fühlen sich dann Frauen und/oder Männer nicht oder weniger spezifisch wahrgenommen, wenn diese Kategorien getilgt werden. Man darf ja auch nicht vergessen, dass es selbst in den Gruppierungen ja noch unterschiedliche Strömungen gibt. So gibt es ja, sofern ich das mitbekommen haben, "TERFs", eine Unterart der Feministen, die Transfrauen nicht mit echten Frauen gleichsetzt. Die würden auch wieder auf die Barrikaden gehen, denke ich. Ganz heißes Eisen alles und eine Welt, in der alle gesehen und gleichermaßen glücklich und selbstbestimmt sein können, kann es mMn nicht geben. Heißt natürlich nicht, dass andere nicht aus ihrer Überzeugung dafür kämpfen sollen.

Aber gut, soviel erstmal von mir dazu.  :banana:


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