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Lost in Translation. Mikrofone im Bild!

Begonnen von 42, 2 Mai 2004, 03:09:05

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42

Hallo,
ich hatte diese Woche endlich die Gelegenheit mir " Lost in Translation" im anzuschauen. Ich war in einer alten Filmkneipe und habe eine Frage zu dem Film. Das Format war kein gewöhnliches Kinoformat, sondern das Bild war eher viereckig, wie im Fernseher. Und wie der Titel dieses Threads schon sagt, waren die ganze Zeit über die Mikrofone im Bild zu sehen. Ich meine jetzt nicht zufällig mal ein Schatten o. Ä., sonder teilweise die ganzen Mikrofone mit Halterung.
Ich frage mich jetzt ob das ein Stilmittel war, oder ob man der Kneipe einfach eine falsche Filmspule zugeschickt hat ( das Format war ja auch nicht normal).
Wem sind in dem Film noch alles Mikrofone aufgefallen?

Snake Plissken

Dir ist ja bereits aufgefallen, das daß Format nicht korrekt war.
Das Bild wird im Kino meistens "maskiert", sprich, es werden (doof gesagt) oben und unten Balken aufgesetzt, die auf der Leinwand natürlich nicht zu sehen sind. Durch diese Maskierung erhält der Film das korrekte Format von 1.85:1.

In der Kneipe wurde der Film offenbar ohne Maskierung gezeigt (open Matte), und dadurch wurden Mikros etc. sichtbar, die eigentlich verdeckt sein sollten.

Snake

Hunter

Leider waren auch im Kino (also im 1.85:1 Format) an mehreren Stellen (u.a. in der Badewanne) deutlich Mikrofone oben im Bild zu sehen!

PzychoOlli

Tz...und sowas ist dann allenernstes für den Regie-Oscar nominiert. Mag ja sein, dass es ein toller Film ist. Aber solche handwerklichen Mängel disqualifizieren imho für Ehrungen dieser Art. Bevor jetzt einige aufschreien, das sei Sache des Kameramannes: Ja, aber der Regisseur MACHT den Film - ER (bzw. SIE) hat auf ALLES zu achten.

Sollte der Film allerdings 2,35:1 sein und Hunters Kino ihn ebenfalls falsch gezeigt haben betrachte man diese Aussage als Gegenstandslos.

Moscher

Zitat von: PzychoOlliSollte der Film allerdings 2,35:1 sein und Hunters Kino ihn ebenfalls falsch gezeigt haben betrachte man diese Aussage als Gegenstandslos.

Nein, nein, nein.
Zu 99,9% hat der Filmvorführer geschlampt, weil er das Bild nicht richtig eingestellt hat. So einfach und doch so kompliziert. Denn man muss den Film nicht nur auf 1,85:1 maskieren, sondern auch noch an den richtigen Stellen maskieren.

Zardoz

Was Moscher sagt, kann ich unterschreiben. Schließlich werden am Ende eines Drehtages, spätestens am nächsten Morgen, die sogenannten "Dailys", also das ungeschnittene Rohmaterial eines Films, in einem Produktionskino begutachtet (oft im Kopierwerk). Dort wird exakt maskiert. Schlamperei könnten die sich dort nicht erlauben. In sehr seltenen Fällen kann es jedoch vorkommen, daß selbst bei exakter Maskierung Mikrofone zu sehen sind. Beispiel: Der Film "The Trip" von Corman. Dort kann man in einer Szene im Haus von P. Fonda das gesamte Ton-Team auf dem Treppenabsatz am unteren Bildrand bewundern - eben ein echter "Trip"! :)

golgothicon

@moscher
:???: kommen die forführkopien nicht fertig maskiert an? beim maskieren wird doch oft für jeden einstellung individuell der kasch gewählt, was ein forführer ja schlecht in echtzeit bewältigen könnte. und außerdem wären doch von kino zu kino die einstellungen unterschiedlich.
oder meintest du, dass der vorführer der "daylies" die maskierung nicht genau festhält, und sie dann eben später nicht so sitzt, wie sie sollte?

noch etwas: ich habe mir mal den spass gegönnt, und filme mit mikro im bild notiert, und das alles anhand von fernsehausstrahlungen. da kann doch auch nicht der vorführer dran schuld sein... :???:

asia

Aber was war den bei Corinna Corinna?Da hat man auch übelst oft das Mikro gesehen und des im Fernsehen.

Zardoz

Im TV werden ettliche Filme "Open Matte" gesendet, d.h. man sieht oben und unten mehr: 4:3 also, statt das maskierte Originalformat 1:1.85. Wurde nicht das "Shoot and Protect"-Verfahren, wie etwa bei BTTF angewandt, dann sieht man i.d.R. auch entsprechende Fehler im Bild. Beispiel: "Die Farbe des Geldes" lief bei den Ö.R. immer in 4:3 Open Matte, wurde aber im  Shoot to Protect-Verfahren hergestellt. Der objektive Fehler dieser falschen  Formatwahl läßt sich bei den Titeln am unteren Bildrand feststellen: dort sieht man den "Loop" also die Bildwiederholung, die gewählt wurde, um den Titel zu verlängern. In der richtigen Maskierung fällt dieser Fehler nicht auf.
Das bedeutet, der Kasch muß genau auf das Seitenverhältnis von 1:1.85 eingestellt sein, dann sieht man den Film so, wie er vom Kameramann für das Kino kadriert war. Außerhalb des Sicherheitskaschs befinden sich die Mikrofone. Dieser Kasch dient dem Kameramann zur Orientierung, damit er beim Schwenken nicht versehentlich das Mikrofon - oder andere störende Details - in den Kasch hineinschwenkt, was ja ein Fehler wäre.
Meines Wissens wird die Maskierung im Kino automatisch eingefahren. Das kann man am besten beobachten, wenn eine Formatumstellung, z.B. während der Trailershow zum Hauptfilm hin stattfindet, also z.B. von 1:2.35 auf 1:1.85. Dann sieht man, wie der Kasch oben und unten, sowie an den Seiten auf und zu fährt. Genaueres kann jedoch ein Vorführer berichten. Ich arbeite ja nur für's TV und bin heute zu faul zum googeln. ;)

Moscher

Ich durfte auch noch keinem Kinovorführer bei der Arbeit zu schauen, aber das mit den Mikrofonen im Bild hört man immer mal wieder und das liegt ganz eindeutig daran, dass bei der Vorführung was nicht gestimmt hat.
Das mit dem Open Mate kann ich auch nur noch mal wiederholen. Als ich damals Predator von Tape gesehen habe, dachte ich, ich traue meinen Augen nicht als während der Arm-ab-Szene mit Carl Weathers dessen auf dem Rücken gehaltener echter Arm zu sehen war.
Ähnlich auch in Very bad things. Wenn die dort durch den Baumarkt gehen, sieht man mehr als nur eindeutig den Dolly Wagen im unteren Viertel.

dj_amadeo

Zitat von: Snake PlisskenDas Bild wird im Kino meistens "maskiert", sprich, es werden (doof gesagt) oben und unten Balken aufgesetzt, die auf der Leinwand natürlich nicht zu sehen sind. Durch diese Maskierung erhält der Film das korrekte Format von 1.85:1.

Wird das bei JEDEM Film so gemacht? Also werden alle Filme in 4:3 gedreht und dann entsprechend die Balken draufgeklebt?
Dann wären 16:9 Fernseher noch überflüssiger, als ich bis jetzt angenommen habe...

Moscher

Zitat von: dj_amadeo
Zitat von: Snake PlisskenDas Bild wird im Kino meistens "maskiert", sprich, es werden (doof gesagt) oben und unten Balken aufgesetzt, die auf der Leinwand natürlich nicht zu sehen sind. Durch diese Maskierung erhält der Film das korrekte Format von 1.85:1.

Wird das bei JEDEM Film so gemacht? Also werden alle Filme in 4:3 gedreht und dann entsprechend die Balken draufgeklebt?
Dann wären 16:9 Fernseher noch überflüssiger, als ich bis jetzt angenommen habe...

Nein, wird nicht bei jedem so gemacht, allerdings bei den wohl meisten Filmen, die in 1,85:1 gedreht werden.
Aber beschütz Du ruhig Dein tolles 4:3 so lange es das noch gibt. Ist im Filmbereich definitiv tot, für HDTV ist es beispielsweise nicht mal mehr vorgesehen.

Zardoz

Ich habe das 4:3-Problem in einem Thread über den Film "Ein einfacher Plan" erklärt:

ZitatDer Film wird in der Kamera nach dem "Shoot to protect"- Verfahren aufgenommen, d.h., das aufgenommene Bild hat auf dem Filmbild (35mm) oben und unten mehr Platz. Dieser freie Platz, der Im Sucher einer Kamera mittels Sicherheitscache zu erkennen ist, dient dem Kameramann, wie der Name eben sagt, zur Sicherheit.
Wenn z.B. ein Mikrofon in den Cache des Bildes hineinschwenkt, kann der Kameramann entsprechend reagieren und das Mikrofon herausschwenken. Hier ein Link mit genauer Erklaerung:
http://www.bet.de/lexikon/begriffe/ShootAndProtect.htm Wobei Shoot to protect (im Beispiel des LINKs ist es Shoot and protect!) der umgekehrte Fall beim Breitbildaufnahmeverfahren ist. Beispiele: Shoot to protect : "Die Augen der Laura Mars", aufgenommen im Breitwandformat, im Kino sieht man bei falscher Maskierung sehr, sehr viele Mikrofone am oberen und manchmal sogar unteren Bildrand. "Die Farbe des Geldes". Im Fernsehen immer 4:3 incl. Sicherheitscache gezeigt, daher sieht man bei den Anfangstiteln Bildfehler am unteren Rand (einen Bild-Loop um die Titelsequenz zu strecken) Shoot and protect: "Eyes wide shut" von Kubrick ist im Academy-Format, 1:1,33 aufgenommen, d.h. das DVD-Video-Release zeigt den Film im korrekten Aufnahmeformat, formatfuellend fuer 4:3-Fernseher, im Kino wurde er "gemattet", heisst maskiert, um die Illusion eines Breitwandfilmes zu erzeugen (jedoch im breiten Bild mit korrekter Bildkadrierung im Gegensatz zur Vollbildversion, die ueber den Koepfen zuviel "Luft" laesst).

Das war die Erklaerung, warum es sein kann, dass der Film "Ein einfacher Plan" durchaus "mehr" Bild im 4:3-Fernsehbild-Format zeigen kann, wie vielleicht eine "gemattete" Version im Original-Kinoformat. Einen eindeutigeren Beweis wuerde der direkte Vergleich der 16:9 mit der 4:3-Fassung bringen. Gute Filmdatenbanken differenzieren zwischen dem Aufnahmeformat (in der Kamera) und dem Format bei der Vorfuehrung.

So ist das...

Klaus Jr.

Hi,

hab den Film auch am Donnerstag in einem alternativen Kino gesehen und dort war er sicher Open Matte. Es waren nicht nur kurz Mikros, sondern über längere Zeit das gesamte Gestänge incl. Kabel zu sehen. Ein Freund von mir hat sich den Film gezogen (auf englisch) und dort sind waren KEINE Mirkos zu sehen. War wahrscheinlich ein Rip von der US-DVD.
Also kann man beruhigt auf die DVD von diesem feinen Film warten.


"Pisse vom Opa trinken geht gar nicht, damit ist der Film für mich durch. Schade um die Titten"

HiFidelity

Zitat von: PzychoOlliTz...und sowas ist dann allenernstes für den Regie-Oscar nominiert. Mag ja sein, dass es ein toller Film ist. Aber solche handwerklichen Mängel disqualifizieren imho für Ehrungen dieser Art. Bevor jetzt einige aufschreien, das sei Sache des Kameramannes: Ja, aber der Regisseur MACHT den Film - ER (bzw. SIE) hat auf ALLES zu achten.

Da spricht der große Regisseur.  :schwul:

HiFi
"One second one second, cut it out, I only get one chance at this!"

Meine Pornos.

HiFidelity

Zitat von: ZardozIch habe das 4:3-Problem in einem Thread über den Film "Ein einfacher Plan" erklärt:

ZitatDer Film wird in der Kamera nach dem "Shoot to protect"- Verfahren aufgenommen, d.h., das aufgenommene Bild hat auf dem Filmbild (35mm) oben und unten mehr Platz. Dieser freie Platz, der Im Sucher einer Kamera mittels Sicherheitscache zu erkennen ist, dient dem Kameramann, wie der Name eben sagt, zur Sicherheit.
Wenn z.B. ein Mikrofon in den Cache des Bildes hineinschwenkt, kann der Kameramann entsprechend reagieren und das Mikrofon herausschwenken. Hier ein Link mit genauer Erklaerung:
http://www.bet.de/lexikon/begriffe/ShootAndProtect.htm Wobei Shoot to protect (im Beispiel des LINKs ist es Shoot and protect!) der umgekehrte Fall beim Breitbildaufnahmeverfahren ist. Beispiele: Shoot to protect : "Die Augen der Laura Mars", aufgenommen im Breitwandformat, im Kino sieht man bei falscher Maskierung sehr, sehr viele Mikrofone am oberen und manchmal sogar unteren Bildrand. "Die Farbe des Geldes". Im Fernsehen immer 4:3 incl. Sicherheitscache gezeigt, daher sieht man bei den Anfangstiteln Bildfehler am unteren Rand (einen Bild-Loop um die Titelsequenz zu strecken) Shoot and protect: "Eyes wide shut" von Kubrick ist im Academy-Format, 1:1,33 aufgenommen, d.h. das DVD-Video-Release zeigt den Film im korrekten Aufnahmeformat, formatfuellend fuer 4:3-Fernseher, im Kino wurde er "gemattet", heisst maskiert, um die Illusion eines Breitwandfilmes zu erzeugen (jedoch im breiten Bild mit korrekter Bildkadrierung im Gegensatz zur Vollbildversion, die ueber den Koepfen zuviel "Luft" laesst).

Das war die Erklaerung, warum es sein kann, dass der Film "Ein einfacher Plan" durchaus "mehr" Bild im 4:3-Fernsehbild-Format zeigen kann, wie vielleicht eine "gemattete" Version im Original-Kinoformat. Einen eindeutigeren Beweis wuerde der direkte Vergleich der 16:9 mit der 4:3-Fassung bringen. Gute Filmdatenbanken differenzieren zwischen dem Aufnahmeformat (in der Kamera) und dem Format bei der Vorfuehrung.

So ist das...

*Klugscheißmodus an*

Anhand des Safetychaches (inneres Rechteck, knapp 80% des eigentlichen Bildes) kann der Editor sehen, ob Texte auf jeden Fall noch im Bild sind, da nicht alle Monitore den gleichgroßen Bildausschnitt zeigen. Texte und wichtige Informationen des Bildes sollten immer im Safety liegen.
Für alles andere reicht der Actioncache. Wie der Name schon sagt, soll mindestens noch dort drin die Bewegung stattfinden (knapp 90% des Bilde) bzw. nicht stattfinden.
Deiner Beschreibung nach meinst Du den Actioncache und nicht den Safety.

*Klugscheißmodus aus*

HiFi
"One second one second, cut it out, I only get one chance at this!"

Meine Pornos.

Zardoz

@HiFidelity: Nein, ich meine den Sicherheitskasch, in dem garantiert wird, dass mit Sicherheit kein Mikrofon in das richtig abgekaschte Projektionsbild hineinschaut. Ich rede hier nicht von der Nachbearbeitung (Editor) sondern von der Aufnahme. Auch dort heißt das Safetycache. Ein Actioncache ist mir dort nicht geläufig. Ich habe eben noch einmal im "American Cinematographer Manual" nachgeschaut und lediglich von der sogenannten TV Safe Zone gelesen. Aus meiner Erinnerung heraus, kann ich mich nur an den Sicherheitskasch erinnern. Wozu sollte ein zusätzlicher Kasch auf der Lens Plate des Viewfinders sein, wenn Du Dich in jedem Fall nach dem Sicherheitskasch richten mußt? Der Sicherheitskasch beim TV gibt übrigens die von Dir beschriebene Sicherheitszone an. Beim TV arbeitet man systembedingt ja mit Overscan bei den Viewfindern. Dort ist der Sicherheitskasch sinnvoll um alle bildwichtigen Elemente, wie eben Schrift, vollständig im Bild zu halten. Beim Film wird eine Lensplate mit einem Kasch für die korrekte Aspect Ratio (z.B. 1:1.85) eingelegt. Bei dieser Lensplate kann  natürlich noch der 4:3-Kasch eingezeichnet sein, falls im Shoot and Protect Format für anschließende TV-Ausstrahlung auf 4:3 gearbeitet wird. Was meines Wissens nach aber heute nicht mehr üblich ist. Gib mal eine Quelle an, damit ich mein eingemottetes Wissen diesbezüglich erweitern kann. Schließlich arbeite ich nur für TV und mein Wissen ist etwas angestaubt.

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