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Videospiele als Film?! - Was soll das?

Begonnen von kenboka-teariyaki-ryu, 15 Dezember 2005, 22:33:45

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kenboka-teariyaki-ryu

15 Dezember 2005, 22:33:45 Letzte Bearbeitung: 15 Dezember 2005, 22:42:08 von kenboka-teariyaki-ryu
Eigentlich hat es mit "Resident Evil" ja ganz klein angefangen. Als Fan der Videospielserie habe ich damals, als Videospielverfilmung noch ein Fremdwort war, mit Spannung die ersten Trailer des Films abgewartet, um dann zu sehen, das der Film außer ein bißchen Action-Gedöns und der attraktiven Milla Jovovich nicht viel zu bieten hat, schon gar nicht die Spannung und gezielten Schockeffekte der Spieleserie.
Eigentlich hatte ich erwartet, das der Film floppen würde, doch folgte sogar ein zweiter Teil, was der Anfang eines mir unbegreiflichen Booms sein sollte.

Später sollte "House of the Dead" verfilmt werden, "Street Fighter" und "Mortal Kombat" sind Beispiele für absolut mißlungene Verfilmungen. Neuere Beispiele sind der unsägliche "Doom" ( der lobenswerterweise wenigstens am Ende versucht, dem Ego-Shooter-Vorbild gerecht zu werden ), die sich anscheinend in der Mache befindenden "Tekken" und "Dead or Alive".

Meiner Meinung nach sind Film und Videospiel zwei völlig unterschiedliche Medien, die nicht miteinander vereinbar sind, aus dem einfachen Grund, weil Spiele interaktiv sind und Filme nicht. Ein Film kann einem niemals die Stimmung und Atmosphäre vermitteln, wie z.B. wenn man bei "Resident Evil" eine Tür betritt und nicht weiß, was einen dahinter erwartet.

Mittlerweile habe ich mich ja schon damit abgefunden, das jeder x-beliebige Blockbuster-Flop zu einem lahmen Videospiel verwurstet wird, aber andersrum funktioniert das einfach nicht. Wenn es wenigstens Spiele wie "Prince of Persia" wären, die auch eine interessante Handlung aufweisen können, aber Spiele wie "Tekken" bieten gerade mal so viel Stoff für einen Film wie ein Pickel im Gesicht von Paris Hilton. Ich warte ja nur darauf, das irgendwann "Gran Tourismo" oder "Need for Speed" verfilmt werden, aus dem einfachen Grund, weil sich die gesamten Videospielfans die Filme reinziehen würden und Fans von Filmen wie "The Fast and the Furious".

Fazit: Einer von vielen traurigen Trends, die kurzlebige Machwerke hervorbringen, die mit wirklicher Filmkunst nicht das geringste zu tun haben.

StS

15 Dezember 2005, 22:38:09 #1 Letzte Bearbeitung: 15 Dezember 2005, 22:40:34 von StS
Vielleicht besser im Off-Topic ... ??? ... ja, ja, ich weiß, der "welches Speil hättet Ihr gerne..."-Thread ist ja auch hier - aber trotzdem.

Ach ja, um die Ausgangsfrage trotzdem zu beantworten:

It´s all about the Money!

(genauso wie Remakes, Fortsetzungen, Romanverfilmungen ... und, Mensch, so ziemlich überhaupt jeder andere Film auch, der gedreht wird)
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

CyberdyneSystems

Damit hast du absolut recht...

Nun ja es geht ja nicht um die interaktion, sondern viel mehr um das drumherum das man von Spielen "klaut" um so zu versuchen, einen Kassenknüller genauso wie das Game es war( bei den meisten jedenfalls) hinzukriegen.

Es wird immer so sein das Spielverfilmungen für Kenner der Spiele, eine Enttäuschung sein wird...völlig unabhängig welches Spiel.

Im Endeffekt gehts nur ums Geld, um so die Leute die das Game kennen sowie Leute die sich einfach mal den Film angucken wollen, anzulocken und abzukassieren.

Vince

Spiele und Filme zwei vollkommen unterschiedliche Medien? Lol, das mag mal so gewesen sein, aber der Trend zeigt gen Verschmelzung beider Medien. Inzwischen kann man kaum noch von zwei getrennten Medien sprechen. Guck dir mal alleine die Metal Gear Solid-Reihe an, was da für ein cineastisches Potenzial drinsteckt.

GhostShit

Zitat von: Vince am 16 Dezember 2005, 01:39:00
Spiele und Filme zwei vollkommen unterschiedliche Medien? Lol, das mag mal so gewesen sein, aber der Trend zeigt gen Verschmelzung beider Medien. Inzwischen kann man kaum noch von zwei getrennten Medien sprechen. Guck dir mal alleine die Metal Gear Solid-Reihe an, was da für ein cineastisches Potenzial drinsteckt.

Vollste Zustimmung! Auch die ganzen "Resident Evil"-Teile, vor allem "RE 4", gehen schon stark in die Richtung "interaktiver Filme"...
Und der Trend geht immer mehr in die Richtung!
:icon_twisted:
"Wenn du denkst du denkst, dann denkst du nur du denkst."   - Juliane Werding

kenboka-teariyaki-ryu

Zitat von: Vince am 16 Dezember 2005, 01:39:00
Spiele und Filme zwei vollkommen unterschiedliche Medien? Lol, das mag mal so gewesen sein, aber der Trend zeigt gen Verschmelzung beider Medien. Inzwischen kann man kaum noch von zwei getrennten Medien sprechen. Guck dir mal alleine die Metal Gear Solid-Reihe an, was da für ein cineastisches Potenzial drinsteckt.

Du redest von Verschmelzung beider Medien. Ich würde dir ja recht geben, aber diese Synthese kann in meinen Augen nur einseitig stattfinden. Durch die immer besseren Grafiken, KIs usw... der neuen Konsolengeneration werden natürlich die Spiele und Handlungen immer realistischer und "filmreifer" ( aktuelles Beispiel: Fahrenheit ). Doch der Punkt ist, das umgekehrt ein Kinofilm an sich niemals interaktiv ist und deswegen es wahrscheinlich niemals ( zumindest nicht in näherer Zukunft ) einen Film im Kino geben wird, bei dem der Zuschauer selber die Handlung bestimmen und vorantreiben kann wie bei einem Videospiel.

Doch in einem Punkt hast du völlig recht: In jedem Teil der "Metal Gear Solid"-Reihe steckt enormes cineastisches Potential ( Snake Eater als Film - geil!!! ) und ich würde mich freuen auf einen offiziellen Film, wenn die Umsetzung stimmt. Ich habe ja auch im Text oben geschrieben, das es auch Spiele gibt ( Prince of Persia ), die Stoff für eine Filmhandlung bieten würden. Z.B. könnte man aus GTA - Vice City oder San Andreas einen guten Film machen. Andere Beispiele sind da für mich noch: Rainbow Six, Syphon Filter oder Adventures wie Baphomets Fluch, Monkey Island.
   

Hana-Bi

Was würde es großartig bringen Spiele wie Vice City, Mafia oder San Andreas zu verfilmen die ihren Stoff von ettlichen Film Klassikern ``geklaut´´ haben. Im Spiel ist das zwar super aber für einen Film reicht das nicht, finde ich.

Roughale

Killer7 wär ein interessantes Experiment ;)

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

Vince

16 Dezember 2005, 16:39:34 #8 Letzte Bearbeitung: 16 Dezember 2005, 16:59:44 von Vince
Zitat von: kenboka-teariyaki-ryu am 16 Dezember 2005, 10:36:49
Du redest von Verschmelzung beider Medien. Ich würde dir ja recht geben, aber diese Synthese kann in meinen Augen nur einseitig stattfinden. Durch die immer besseren Grafiken, KIs usw... der neuen Konsolengeneration werden natürlich die Spiele und Handlungen immer realistischer und "filmreifer" ( aktuelles Beispiel: Fahrenheit ). Doch der Punkt ist, das umgekehrt ein Kinofilm an sich niemals interaktiv ist und deswegen es wahrscheinlich niemals ( zumindest nicht in näherer Zukunft ) einen Film im Kino geben wird, bei dem der Zuschauer selber die Handlung bestimmen und vorantreiben kann wie bei einem Videospiel.
Du darfst das nicht so eingeschränkt sehen. Wenn der Regisseur eines Kinofilms bereits penibel die Entwicklung eines dazugehörigen Videospiels überwacht, wenn zum Film nicht mehr einfach nur der Film gehört, sondern auch das vielfältige Bonusmaterial einer DVD (Vielleicht tritt Peter Jackson mit den vorab veröffentlichten Produktionstagebüchern einen neuen Trend los), dann ist das eine enorme Verlinkung des Films mit Interaktivität. Längst sieht man nicht mehr nur noch die Bilder auf der Leinwand, sondern man verfügt immer mehr über Hintergrundwissen, mit welchen Mitteln der Film entstand.
Und dann: Was ist mit Videospielen wie "Matrix"? Das sind längst keine autarken Spiele mehr, die greifen in den Film ein, stricken ihn weiter, das Spiel wird also zum Teil der Filmhandlung. Und das ist für mich durchaus die Verschmelzung zweier Medien.
Zumal selbst die cineastischen Stilmittel sich der Interaktivität annähern. Das geht hinein bis in den TV-Serien-Markt - wenn das Echtzeitkonzept und die damit verbundenen Splitscreens und Parallelschnitte von "24" nichts Interaktives an sich haben, dann weiß ich auch nicht.

Hana-Bi

Zitat von: Roughale am 16 Dezember 2005, 16:03:27
Killer7 wär ein interessantes Experiment ;)

Das habe ich auch schon vorgeschlagen in dem anderen Game Thread. Wäre mal ein etwas anderer Film.

kenboka-teariyaki-ryu

Zitat von: Vince am 16 Dezember 2005, 16:39:34
Und dann: Was ist mit Videospielen wie "Matrix"? Das sind längst keine autarken Spiele mehr, die greifen in den Film ein, stricken ihn weiter, das Spiel wird also zum Teil der Filmhandlung. Und das ist für mich durchaus die Verschmelzung zweier Medien.
Zumal selbst die cineastischen Stilmittel sich der Interaktivität annähern. Das geht hinein bis in den TV-Serien-Markt - wenn das Echtzeitkonzept und die damit verbundenen Splitscreens und Parallelschnitte von "24" nichts Interaktives an sich haben, dann weiß ich auch nicht.

OK, Matrix ist eine Ausnahme. Die Entwicklung des Spiels lief parallel zur Entwicklung der Filmtrilogie und das Spiel sollte eine sinnvolle Ergänzung zum Film darstellen und offene Fragen und Handlungsstränge aus dem Film enthalten, so das Filme und Spiel ( und vielleicht noch die DVD "Animatrix" ) im Ganzen das Matrixuniversum vollständig ausleuchteten, hier könnte man also durchaus von einer Verschmelzung reden.

Aber der Punkt ist ja, das bei Matrix nicht das Videospiel zu erst war wie z. B. bei Tekken, sondern das Spiel auf dem Film basiert.

Und zu "24": Als absoluter Junkie der Serie ( des 24-stündigen Echtzeitfilms ) geb ich dir recht, das man beim Gucken ein wirkliches Gefühl von Interaktivität bekommt, doch basiert "24" wie "Matrix" nicht auf einem Videospiel, was ja eigentlich der Streitpunkt ist.

Vince

Zitat von: kenboka-teariyaki-ryu am 16 Dezember 2005, 18:20:54
OK, Matrix ist eine Ausnahme.
Eben nicht. Grundsätzlich immer, wenn der Filmregisseur das Videospiel überwacht, kann man davon ausgehen, dass Story und Charaktere grundsätzlich zum Filmuniversum passen sollen. "King Kong" wurde beispielsweise von Peter Jackson als Plattform dafür verstanden, Ideen einzubauen, die nicht mehr in den Film gepasst haben. Der Inhalt des Spiels orientiert sich also an den Inhalten des Kinofilms.
Und noch ein anderes Beispiel: die kommende Verfilmung von "Silent Hill". Konami hat sich entscheidende Rechte gesichert, was Story, Look, Sounddesign und Monsterdesign betrifft - das ist halt Verschmelzung. ;)

kenboka-teariyaki-ryu

Zitat von: Vince am 16 Dezember 2005, 19:37:15
Grundsätzlich immer, wenn der Filmregisseur das Videospiel überwacht, kann man davon ausgehen, dass Story und Charaktere grundsätzlich zum Filmuniversum passen sollen.

OK, dem "Silent-Hill"-Beispiel hab ich nicht viel entgegenzusetzen. Aber "Silent Hill" ist eines der (Ausnahme-)Spiele, die auch genügend Stoff für einen Film bieten, anders als bei "Doom" oder "Tekken", auch wenn ich glaube, dass sich Namco bei "Tekken" gewisse Rechte gesichert hat, was nichts an der Tatsache ändert, das "Tekken - Der Film" nichts weiter als ein verfilmtes Prügelspiel sein wird und Silent Hill eine neue, eigenständige Geschichte erzählen wird. Keine Ahnung, wie das mit den Rechten bei "Resident Evil" war, aber der Film ist einfach total verhunzt! Die gleiche Gefahr besteht in meinen Augen bei "Silent Hill" auch.

Und zu King Kong:
Hier ist wie bei "Matrix" zuerst der Film da gewesen und dann das Spiel (OK, ich weiß, ich wiederhole mich ).

Spiele, deren Entwicklung vom Regisseur überwacht werden, sind mit Sicherheit besser als Spiele, die mal schnell während der Filmproduktion in Auftrag gegeben werden und sich alleine durch den Namen des Films verkaufen, egal wie schlecht das Gameplay, die Grafik und die Kritiken in Filmzeitschriften auch sein mögen, hauptsache es gibt im Spiel ein paar Filmschnipsel, die einen über alles vorher genannte hinwegtäuschen sollen!   

Vince

Zitat von: kenboka-teariyaki-ryu am 16 Dezember 2005, 20:15:13
Und zu King Kong:
Hier ist wie bei "Matrix" zuerst der Film da gewesen und dann das Spiel (OK, ich weiß, ich wiederhole mich ).

Ich weiß nicht, ob du so ganz verstehst, was ich meine; es ist doch eigentlich schnurz, was zuerst da war. Fakt ist, es gibt eine Verschmelzung. Wir haben eine zentrale Handlung, die entweder über ein Videospiel oder über eine Verfilmung (und das sind nicht mal alle Medien; es gibt ja auch noch Comics, Romane etc., aber das ist ein anderes Thema) realisiert wird - und die Grenzen zwischen diesen beiden Medien vermischen sich schon immer mehr.

ZitatSpiele, deren Entwicklung vom Regisseur überwacht werden, sind mit Sicherheit besser als Spiele, die mal schnell während der Filmproduktion in Auftrag gegeben werden und sich alleine durch den Namen des Films verkaufen, egal wie schlecht das Gameplay, die Grafik und die Kritiken in Filmzeitschriften auch sein mögen, hauptsache es gibt im Spiel ein paar Filmschnipsel, die einen über alles vorher genannte hinwegtäuschen sollen!
Richtig. ;)

Chili Palmer


Was ich gerade bei "Metal Gear Solid" so interessant finde, ist die Tatsache, dass Erfinder Kojima sich komplett zu seinem Medium bekennt.

In Interviews weist er immer wieder darauf hin, dass das Videospiel seine Art des Geschichtenerzählens ist. So "filmisch" die Spiele daherkommen, es gibt immer wieder Momente, die dem Spieler zeigen: Dies ist kein Film. Da erklärt einem das Hauptquartier über Funk plötzlich die Steuerung, fordert einen auf, die Konsole auszuschalten, bevor man sich die Augen verderbe oder kontrolliert die Speicherstände auf der Memory-Card. Das ist dann immer ein kleiner Klaps für den Spieler und ein verdammt guter Witz seitens des Spiels. Und gleichzeitig der Beweis, dass Kojima die Geschichte von Snake eben auf seine Art erzählen möchte - in Interaktion mit dem Spieler.

"Metal Gear" behandelt seiner Meinung nach die Frage, was einen zum Menschen macht: Erfahrungen, Wissen, Taten. Deshalb brechen die Spielcharaktere auch immer wieder in Monologe über Gott und die Welt aus - sie teilen ihre Erfahrungen mit dem Spieler und beurteilen gleichzeitig sein Vorgehen. So wird das Spiel zur persönlichen Erfahrung für den Spieler selbst. Ob eine Verfilmung diese Erfahrung vertiefen könnte? Sehr fraglich.

Die meisten Spiele neuerer Machart begeistern einen ja auch meistens nur deshalb, weil sie spielbare Klischees sind - endlich mal so ballernd durch die Gegend ziehen wie Pacino, ein fettes Strassenrennen machen wie Vin Diesel - Kunst imitiert hier Kunst. Soll eine Videospielverfilmung jetzt also als Kunst die kunstimitierende Kunst imitieren? Bringt uns das nicht immer vorhersehbarere Geschichten ein? Sollte ich aufhören, so einen Quatsch zu schreiben? Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß, ist, daß wir durch die immer filmischeren Spiele und die immer effektlastigeren Filme letzten Endes auf die eierlegende Wollmilchsau zutreiben, das alles vereinende Medium. Keine Ahnung, ob mir das gefällt. Aber das dauert ja auch noch ein wenig.
   
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Vince

Zitat von: Chili Palmer am 17 Dezember 2005, 19:38:36
Was ich gerade bei "Metal Gear Solid" so interessant finde, ist die Tatsache, dass Erfinder Kojima sich komplett zu seinem Medium bekennt.

In Interviews weist er immer wieder darauf hin, dass das Videospiel seine Art des Geschichtenerzählens ist. So "filmisch" die Spiele daherkommen, es gibt immer wieder Momente, die dem Spieler zeigen: Dies ist kein Film. Da erklärt einem das Hauptquartier über Funk plötzlich die Steuerung, fordert einen auf, die Konsole auszuschalten, bevor man sich die Augen verderbe oder kontrolliert die Speicherstände auf der Memory-Card. Das ist dann immer ein kleiner Klaps für den Spieler und ein verdammt guter Witz seitens des Spiels. Und gleichzeitig der Beweis, dass Kojima die Geschichte von Snake eben auf seine Art erzählen möchte - in Interaktion mit dem Spieler.

Ja, stimmt - das ist allerdings wirklich enorm ironisch, sprich: Das wird nicht eingesetzt, um sich wirklich von den cineastischen Kriterien abzunabeln, sondern einfach, um diesen Prozess der Verschmelzung ironisch zu kommentieren. Halt Satire, wenn man so will.

Zitat"Metal Gear" behandelt seiner Meinung nach die Frage, was einen zum Menschen macht: Erfahrungen, Wissen, Taten. Deshalb brechen die Spielcharaktere auch immer wieder in Monologe über Gott und die Welt aus - sie teilen ihre Erfahrungen mit dem Spieler und beurteilen gleichzeitig sein Vorgehen. So wird das Spiel zur persönlichen Erfahrung für den Spieler selbst. Ob eine Verfilmung diese Erfahrung vertiefen könnte? Sehr fraglich.

Die meisten Spiele neuerer Machart begeistern einen ja auch meistens nur deshalb, weil sie spielbare Klischees sind - endlich mal so ballernd durch die Gegend ziehen wie Pacino, ein fettes Strassenrennen machen wie Vin Diesel - Kunst imitiert hier Kunst. Soll eine Videospielverfilmung jetzt also als Kunst die kunstimitierende Kunst imitieren? Bringt uns das nicht immer vorhersehbarere Geschichten ein? Sollte ich aufhören, so einen Quatsch zu schreiben? Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß, ist, daß wir durch die immer filmischeren Spiele und die immer effektlastigeren Filme letzten Endes auf die eierlegende Wollmilchsau zutreiben, das alles vereinende Medium. Keine Ahnung, ob mir das gefällt. Aber das dauert ja auch noch ein wenig.

Das hätte Potenzial für ne Magisterarbeit. ;)

Chili Palmer


"Reflektionen über das Hier und Jetzt in meiner Playstation" - zack, schon ist man exmatrikuliert.  :icon_mrgreen:
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Kerry

Noch ein Grund warum Videospielumsetzungen nicht funktionieren (können):
Zumindest bei einem guten Film sollte die Handlung im Mittelpunkt stehen. Spezialeffekte, Action etc. sind zwar wichtig, jedoch nur wenn sie im Gesamtkontext der Handlung stehen. Ansonsten verkommt das ganze zum hirnlosen Knall-Bumm-Peng welches auf Dauer nur Langeweile auslöst.

Bei den meisten Videospielen geht es jedoch genau um dieses (interaktive) Knall-Bumm-Peng; eine begleitende Handlung ist zwar ganz nett jedoch nicht unbedingt und in diesem Umfang erforderlich wie bei einem Film. (Ausnahmen bestätigen wie so immer die Regel). Doom, Quake und wie die ganzen Ego-Shooter alle heissen haben zwar einen hohen Unterhaltungsfaktor; jedoch absolut keine Story welche sich zum verfilmen eignen würde. Wenn es dann doch zu eine Filmumsetzung kommt, wird halt irgendeine Alibihandlung gestrickt um die aus dem Spiel kommenden Actionszenen unterzubringen.

Reine Adventures, in denen die Handlung und nicht die Action im Mittelpunkt steht wie das bereits erwähnte Monkey Island oder die alten Lucas Art Adventures gibt es ja fast nicht mehr und wenn, stehen sie in den Verkaufslisten nicht an erster Stelle - also lohnen sich nicht zur Umsetzung.

Film und Videospiel sind in meinen Augen zwei eigenständige Medienarten. Es mag zwar in der grafischen Darstellung gewisse Überschneidungen geben, die Unterschiede sind jedoch weitaus größer:
Hauptbestandteil eines Filmes: Handlung
Hauptbestandteil der meisten Videospiele: interaktive Action

Zitat von Chile Palmer:
"daß wir durch die immer filmischeren Spiele und die immer effektlastigeren Filme letzten Endes auf die eierlegende Wollmilchsau zutreiben, das alles vereinende Medium. Keine Ahnung, ob mir das gefällt"

Also ich kann sagen, dass mir dies nicht gefällt. Meine Ansprüche an ein gutes Spiel sind anders als meine Ansprüche an einen guten Film. Eine "eierlegende Wollmichsau" kann es nicht geben.

Chili Palmer


Der größte Witz ist ja, dass die Entwickler von id Software immer erst nachträglich eine hanebüchene Geschichte zu ihrem bereits vorhandenen Spiel strickten.

Die wurde dann immer als Texttafel ins Startmenü gepappt. Stinkefinger an alle anderen, die großartige Zwischensequenzen entwarfen.

Daß nun ausgerechnet dieses sich jedem Inhalt verweigernde Spiel verfilmt wurde... es ist wirklich nur zum Lachen.

(Jaja, ich weiß, ab Teil 3 hat "Doom" schon ein wenig an Inhalt gewonnen... aber auch nur am Nötigsten).

@ Kerry: Deine Meinung bezüglich "Filmhandlung contra Gameplay" kann ich nur unterschreiben. Jegliche Verbindungen zwischen mir und der wunderschönen Republik Chile muss ich allerdings bestreiten...  ;) 
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kenboka-teariyaki-ryu

Zitat von: Chili Palmer am 17 Dezember 2005, 19:38:36
Was ich gerade bei "Metal Gear Solid" so interessant finde, ist die Tatsache, dass Erfinder Kojima sich komplett zu seinem Medium bekennt.

Kann mich auch an solche Interviews erinnern. Leider ist Kojima eine absolute Ausnahmefigur in der Videospielindustrie. Gewissermaßen ist Kojima ein Regisseur ( und ein verdammt guter ), bloß halt im Metier der Videospiele und nicht beim Film, da ist es nur konsequent, das er sich gegen eine überflüssige Filmumsetzung ausspricht. Trotzdem ist "Metal Gear Solid" das perfekte Beispiel für ein Spiel, das in puncto ausgefeilte Story, Spannung und außergewöhnlicher Charakterzeichnung für eine Verfilmung geradezu prädestiniert wäre.
Das Paradoxe an der ganzen Sache ist ( wie auch ganz oben beim Resident-Evil-Beispiel schon angedeutet ) aber, dass die wirklichen Snake-Fans, die jedes der Spiele in- und auswendig kennen, durch keine noch so gute Verfilmung zufrieden gestellt werden können, da sie viele der Dinge, die sie aus den Spielen liebgewonnen haben, vermissen werden und sich wahrscheinlich auch beim ersten Schusswechsel einen in den Kinosessel des Vordermanns eingebauten Controller in die Hand wünschen, um im Geschehen des Films mitzumischen.
Kinobesucher, die mit Videogames nicht viel am Hut haben, werden den gleichen Film aber möglicherweise schnell zum "Film des Jahres" küren.

Und zu deinem "Kunst imitiert Kunst, die wiederum Kunst imitiert"-Argument:
Das trifft den Kern der Sache ziemlich gut. ( Philosophiestudent? )

Die Metapher der "eierlegenden Wollmilchsau" ist mir allerdings nicht ganz verständlich!     

Chili Palmer

19 Dezember 2005, 16:11:17 #20 Letzte Bearbeitung: 19 Dezember 2005, 16:21:26 von Chili Palmer
@ kenboka-teariyaki-ryu (künftig Ryu, wenn es genehm ist...)

Nein, Philosophiestudent bin ich nicht, höchstens jemand, der MATRIX zu oft gesehen hat. Philosophieinteressiert, das schon, dank meines viel zu früh verstorbenen Philo-Lehrers. Ruhen Sie in Frieden, Herr Schmidt.

Zur eierlegenden Wollmilchsau: Dieses arme Tierchen musste bei mir als Sinnbild für ein künftiges Super-Medium herhalten. Den interaktiven Spielfilm. Das Film-Spiel.
Was auch immer. Ich frage mich, ob die Konsequenz der derzeit betriebenen Medienvermischung nicht ebenjenes Medium ist, das wirklich jeden Konsumenten zufriedenstellen soll. Soll es darauf hinauslaufen: Man kann es als Film gucken, man kann die Handlung aber auch selbst als Videospiel in die Hand nehmen, es ohne Bild als Hörspiel laufen lassen... etc. Und dann stellt sich mir die Frage, ob die Aufhebung jeglicher Grenzen zwischen Film, Spiel oder Roman wirklich erstrebenswert ist.
Wenn alles möglich ist, wird die zu vermittelnde Geschichte dann nicht komplett uninteressant, weil nicht mehr ihr Autor die kreative Kraft ist, sondern der Zuschauer/Spieler/Leser? So wie man uns durch Online-Banking, Ticketautomaten und ähnliches komplette Freiheit verspricht (und hintenrum die Dienstleistung auf den Konsumenten selbst abwälzt), so würde dann in Zukunft durch die rundum interaktive Geschichte das Geschichtenerzählen selbst auf den Zuschauer abgewälzt. Jeder wäre sein eigener Künstler. Und ob das gut oder schlecht ist, weiß ich halt nicht. Aber das ist ja auch noch Zukunftsmusik...

Hm, das war jetzt mal eine Erklärung, die ich selbst kaum verstanden habe... hoffe, du weißt, was ich meine.

Mit Kojima hast du komplett recht. Ihn und eine Handvoll anderer Entwickler (wie Michel Ancel mit "Beyond Good & Evil" - eines der besten Spiele überhaupt!) kann man quasi als "Autorenfilmer" bezeichnen, die wirklich Seele in ihre Spiele stecken. Wenn dann ein Regisseur in diesen Geschichten etwas findet, das eine Verfilmung rechtfertigen würde, käme das dann schon einer Romanverfilmung gleich. Nur: Die momentan existierenden Verfilmungen sind allesamt inhaltlich dürftige Spektakel, die auf ohnehin schon inhaltlich dürftigen Vorlagen basieren. Und somit nur schädlich für den Ruf von Computerspielen sind. Nicht, Uwe?
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Indy

Also meine - ziemlich banale - Theorie ist folgende:

Die Filme die bisher gedreht wurden, basieren auf Spielen, die in den Verkaufslisten auf den oberen Plätzen rangieren. Das sind dummerweise meistens die Spiele, welche null Handlung sondern nur Geballere zu bieten haben. Resident Evil als Spiel ist 'ne Ausnahme, der Film hätte durchaus was werden können. Diese Ballerspiele haben durchaus ihre Daseinsberechtigung, nur nicht als Film, zumindest meiner Meinung nach nicht! Da sich aber die Spiele so gut verkaufen, gehen manche Regisseure/Produzenten wohl automatisch davon aus, dass der Film sich ebensogut verkaufen wird, weil sie damit rechnen, dass alle die das Game haben, sich auch den Film reinziehen werden. Ich erinnere nur mal an "Wing Commander". Die Spiele waren ein Hit und allesamt eigentlich schon kleine Filme - war "Wing Commander 3" nicht das erste Spiel mit richtigen Schauspielern? - der Film war der allerletzte Müll, obwohl er vom Erfinder der Spielereihe gedreht wurde (Schuster, bleib bei deinen Leisten).
Das blöde bei diesem Vorgehen der Verantwortlichen ist nur, dass Leute die das Game nicht kennen, sich den Film höchstwahrscheinlich nicht ansehen werden und die Gamer meistens enttäuscht von der schlechten Umsetzung des Games sind.

Meiner Meinung nach unterschätzen die Verantwortlichen einfach den Intellekt der Gamer. Sie denken sich, dass jemand der so ein "stumpfsinniges" Spiel, in dem nur geballert wird, spielt, automatisch auch stumpfsinnig ist und sich deswegen auch stumpfsinnige Filme ansieht. Ich reagier mich auch gerne mal bei 'nem Shooter ab, Tatsache ist, dass ich gerade mitten im Ingenieursstudium bin und da wären Stumpfsinn und mangelnder Intellekt eher nicht so gut.

Ich denke, dass man einige Spiele mit nicht allzu offener Handlung durchaus umsetzten könnte, mit dem nötigen Budget, der Perspektive eines Gamers/Gameentwicklers und vor allem dem Willen es ordentlich zu machen. Beispielsweise hielte ich es für gar nicht so unmöglich aus Max Payne einen anständigen Film zu machen. Auf der anderen Seite wäre eine Umsetzung von "Black & White" wahrscheinlich von vorneherein zum Scheitern verurteilt.


So long



"Have no fear, Vlad is here!"

"Not A Problem!"

"Here was a generation...grown up to find all gods dead, all wars fought, all faith in man shaken."

Chili Palmer

ZitatDie Filme die bisher gedreht wurden, basieren auf Spielen, die in den Verkaufslisten auf den oberen Plätzen rangieren. Das sind dummerweise meistens die Spiele, welche null Handlung sondern nur Geballere zu bieten haben.

Letzten Endes bekommen wir also nur die Filme, die wir verdienen.
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

CityHai3000

Ja, Max Payne wär bestimmt gut geeignet als Film, würde mich auch sehr über einen dritten Teil freuen, leider scheint Remedy sich anderen Projekten zu widmen bzw. die Rechte schon verkauft zu haben.
Gab es nicht mal Gerüchte, das Spiel Max Payne 2 wurde schon allein deshalb mit professionellen Schauspielern (nicht wie Teil1 mit dem grandiosen Spieledesigner Sam Lake als Payne) ausgestattet, um sie als Option für eine geplante Kinoumsetzung nutzen zu können?
Schade, dass das wohl im Sand verlaufen ist.

Indy

Zitat von: Chili Palmer am 20 Dezember 2005, 15:48:14
Letzten Endes bekommen wir also nur die Filme, die wir verdienen.

Ich will's mal so sagen: letzten Endes bekommen wir - die Gesamtheit der Filmfans - die Filme, die die Mehrheit der Gamer verdienen.

Zitat von: CityHai3000 am 20 Dezember 2005, 17:00:29
Gab es nicht mal Gerüchte, das Spiel Max Payne 2 wurde schon allein deshalb mit professionellen Schauspielern (nicht wie Teil1 mit dem grandiosen Spieledesigner Sam Lake als Payne) ausgestattet, um sie als Option für eine geplante Kinoumsetzung nutzen zu können?

Jap, solche Gerüchte gab es. Angeblich wurde das Gesicht von Max im 2ten Teil verändert, damit in einer eventuellen Verfilmung Ted Danson die Hauptrolle spielen kann. Gott möge das verhüten. Eine mögliche Verfilmung steht angeblich immer noch zur Debatte, allerdings liegt die Diskussion darüber zur Zeit auf Eis.

Es soll übrigens einen dritten Teil des Spiels geben, die Rechte liegen jetzt Rockstar und die haben angeblich den dritten Teil schon in der Planung. Mal abwarten was da noch kommt.

So long


"Have no fear, Vlad is here!"

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Kerry

Das Verhältnis zwischen Film und Videospiel ist ähnlich wie das zwischen Film und Literatur.
Von der inhaltlichen Komplexität her steht das Buch im Allgemeinen an 1. Stelle, dann kommt der Film und zuletzt das Spiel.
Umsetzungen von oben nach unten (können) funktioniern; andersherum ist es schwierig.
Bücher, die auf Filmen basieren sind (meist) einfach nur schlecht.
Umgekehrt geht es zumindest etwas besser; Literaturverfilmungen gibt es schon einige gute und sehenswerte. Ganz selten kommt es zu Meisterwerken, welche das jeweilige Medium perfekt ausnutzen - hier fällt mir auf Anhieb (nur) der Pate ein. Wohingegen ich kein einziges gutes Buch kenne, welches auf einem Film basiert - verbessert mich, wenn Ihr hier etwas kennt.

Liegt wohl mit auch dadran, dass es leichter ist, in einer Geschichte die Komplexität zu vermindern als diese zusätzlich auszubauen.

Zusammengefasst:
Buch zu Film funktioniert
Film zu Videospiel funktioniert

umgekehrt jedoch nicht.

CityHai3000

Gute Punkte, Kerry.
Ohne jetzt übertreiben zu wollen, fand ich das gerade May Payne seine (zwar simple) Story auf grandiose Weise und mit tollen Stilmitteln (tolle Comics, Monologe, Flashbacks, zitatwürdige Dialoge, Musik, Athmosphäre der Umgebung, Bullet-Time, Realismus der Waffen und Szenarien...) erzählen konnte, was ich so bei keinem anderen Spiel erlebt habe. An Erzählweise und Tiefgang übertrifft es locker etliche Filme und kann es auch mit Büchern aufnehmen.

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