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Filmarchitektur

Begonnen von Cosmo, 19 April 2006, 16:38:05

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Cosmo

19 April 2006, 16:38:05 Letzte Bearbeitung: 19 April 2006, 16:41:27 von Cosmo
Oft ist sie nur "schmückendes Beiwerk", in anderen Filmen zentrales Gestaltungselement:

Filmarchitektur

Wie wichtig ist für Euch das Set-Design? Gibt es bemerkenswerte Filme in denen sich die Architektur nicht so in den Vordergrund kleistert wie in:


  • Batman
  • Metropolis
  • Blade Runner
  • Das fünfte Element

die aber dennoch eine subtile Wirkung aufgrund ihrer Ausstattung und Kulisse ausüben?

zaroff

Hi,
ein interessantes Thema!
Besonders beeindruckt haben mich folgende Filme:

Brazil
Fahrenheit 451
Shining
THX 1138
Tron
Time Bandits
Die Zeit der Wölfe
Wenn die Gondeln Trauer tragen
Gattaca

Gruß
zaroff

Neo

Bitte keine sinnlosen Aufzählungen, sonst werde ich den Thread umgehend schließen. Postet mit Begründung, Danke.

Neo

Cosmo

Natürlich würde es mich auch interessieren, warum gerade welche speziellen Filme mit "intelligentem" Set-Design Eurer Meinung nach besonderes Augenmerk verdienen.
@neo: hast im Grunde schon recht mit Deinem Hinweis, aber den Thread gleich nach dem ersten Beitrag, der nicht nach Deinem Geschmack war, zu schließen?
Nicht gleich nervös werden...  :icon_wink: :andy:

Aber zurück zum Thema:
Auch z.B. eher auf "Kammerspiel" ausgerichtete Produktionen sollten meiner Meinung nach nicht vernachlässigt werden. So finde ich, daß das Set in "Alles über Eva"
http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=11368
mit seinem eher bühnenartigen Charakter, dem Film eine ganz spezielle Atmosphäre verleiht, die seine Wirkung noch unterstreicht - zumal die Handlung im Theatermilieu angesiedelt ist, wie den Klassikerfans sicher bekannt.  :icon_cool:

Sich auf viele interessante Posts freuend  :icon_mrgreen:
Gruss
Cosmo

Neo

Zitat von: Cosmo am 19 April 2006, 19:52:38
Natürlich würde es mich auch interessieren, warum gerade welche speziellen Filme mit "intelligentem" Set-Design Eurer Meinung nach besonderes Augenmerk verdienen.
@neo: hast im Grunde schon recht mit Deinem Hinweis, aber den Thread gleich nach dem ersten Beitrag, der nicht nach Deinem Geschmack war, zu schließen?
Nicht gleich nervös werden...  :icon_wink: :andy:

Nichts für ungut, ich kenn das Spiel mit den Aufzählungen nur zu gut. Daher weise ich gleich zu Beginn darauf hin! Irgendwie landen in jedem Aufzählthread meist die gleichen Filme. Und sowas ist .... wie ich oben bereits schrieb ... einfach nur sinnlos! Aber nun: Back to Toppic.

Neo

666psheiko

jetzt bin ich durcheinander, sehr anstrenged geschriebenes thema :icon_rolleyes:


Bei der Fellatio kann das beim Orgasmus ejakulierte Sperma vom Partner im Mund aufgenommen und evtl. geschluckt werden.

Cosmo

Zitat von: 666psheiko am 19 April 2006, 20:22:02
jetzt bin ich durcheinander, sehr anstrenged geschriebenes thema :icon_rolleyes:

Still ruht der thread...  :icon_rolleyes: ...ich merk' das schon...
hm...  :doof: :denk:
Was tun?!

:idea: !!

Splitten wir den thread einfach:
Part One: Filmarchitektur in Splatterfilmen
Part Two: Filmarchitektur [aka: Set Design] ...eben...

Nein, mal im Ernst (bevor der thread am Ende wirklich noch in die Fun-Ecke verschoben wird...gottbewahre...):
Ist zugegeben nicht ganz easy das topic...interessiert mich aber einfach aus der thematischen Verquickung von Beruf und Hobby  :doof: und war, wie ich mal nachgeguckt hab, auch noch nie auf dem board
[es sei denn, es wurde wegen zu vieler sinnloser Aufzählungen geschlossen und gelöscht]  :icon_mrgreen:

Vielleicht muß das erst mal etwas sacken und es findet sich wer zu später Stunde  :andy: der sich berufen fühlt...
:soifz:
Ich denk' mal, da ist noch mehr drin als  :arrow: :question: ich sag' nur: "Set Design im Wandel der Zeit"  ;)
Eben das s/w "Bühnenbild" in "All about Eve" und computeranimierte Bauten in "Kingdom of heaven"...

[nochimmeransguteimmenschenglaubundnettepostingserhoff]

greetz
Cos


kruchtenkaiser

also, ein Beispiel für gelungenes Set-Design ist für mich Lars von Triers "Dogville"; und das gerade weil hier alles so minimalistisch gehalten wurde wie nur irgend möglich, und mir so als Betrachter zwei Möglichkeiten offengelegt wurden: Entweder ich konzentrierer mich auf das Wesentliche - also die Handlung (wie es wohl auch primär von Triers Intention war), oder ich male mir die nicht (bzw. nur spärlich) vorhandene Kulisse in meiner eigenen Phantasie aus (was natürlich unter Umständen zu Lasten der Konzentration auf den Film und das Geschehene selbst gehen kann).

Mehr fällt mir leider gerade zu dem Thema nicht ein (bin etwas ausgelaugt). Werde diesen Thread aber auf jeden Fall weiter verfolgen, da mich dieses Thema auch interessiert, und mich ggf. noch einmal dazu äussern, wenn ich etwas fitter bin.  :icon_wink:

[in der Hoffnung, Cosmo ein wenig aus seiner Verzweiflung gezogen zu haben...  :icon_mrgreen:]

Cosmo

...und ob mich das aufbaut!!!
:icon_wink: :respekt: @kk

cos


Nibi

20 April 2006, 00:25:57 #9 Letzte Bearbeitung: 20 April 2006, 00:28:05 von Nibi
Cube fand ich recht beeindruckend. Obwohl er so "schlicht" gehalten ist macht einem die Atmosphäre angst. Den Film kennst du ja bestimmt, falls nicht anschauen.
-It's blood
-Son of a bitch

golgothicon

Ein Film bei dem mir das Setdesign so stark aufgefallen ist wie bei kaum einem anderen war "Tanz der Vampire". Diese permanente, barocke Enge, wirkte erstens wirklich märchenhaft (weltfremd und eigenartig) aber auch wirklich Bedrohlich (die erwähnte Enge und der wirklich alte, verbrauchte eindruck der bauten). Es war glaube ich wirklich das erste mal, dass mir ein Filmset, das eigentlich nur ein Zeitindikator (irgendwann im Viktorianischen Zeitalter) so aufgefallen ist. (Bei vielen der Erwähnten Filme (v.a. Cube und THX1138) waren die Sets in gewisser Weise auch Thema des Films.)

zaroff

Moin
@Neo: Es war mir nicht so bewußt, dass Aufzählungen unerwünscht sind - ich persönlich kann aber auch aus solchen Beiträgen viele Informationen gewinnen, indem ich mir die Titel rausschreibe und anschließend in der OFDB nachlese. Entscheidend ist doch ob man sich Gedanken zu einem Thema macht und nicht, wie so oft, die "üblichen Verdächtigen" wie Star Wars, Herr der Ringe oder Matrix aufzählt! Prinzipiell gebe ich Dir aber Recht und deshalb ...

Brazil: Eine besonders verstörende Welt und ein pessimistischer Blick in eine mögliche Zukunft. Viele satirische und teilweise groteske Details zeigen eine vom Wahnsinn und von Extrembürokratie zerfressene Gesellschaft. Eine Mischung aus Liebesgeschichte und negativer Utopie.

Fahrenheit 451: Wie alle Truffaut-Filme keine leichte Kost, aber interessant zu sehen wie ein SciFi-Film fast ohne alles erschlagende Effekte auskommen kann. Entscheidend für die Frage (Set-Design) ist die Integration ausgefallener Orte und Gebäude, die tatsächlich irgendwo stehen aber so in den Film eingebaut sind, dass es futuristisch wirkt. Die Thematik ist ebenso kritisch wie satirisch. Ach ja, Fahrenheit 451 ist die Zündtemperatur von Papier und die Feuerwehr, die in diesem Film eine zentrale Rolle spielt, löscht nur selten ein Feuer ...

Shining: Dürfte wohl jedem bekannt sein. Das besondere ist das Hotel, das Hotel, das Hotel - Teppiche, Wohnräume, Grünanlagen, Arbeitszimmer - unfassbar. Nicht nur die Ausstattung, sondern auch die Art, wie Kubrick das alles ins rechte Licht rückt ist faszinierend. Auch die Musik und der teilweise etwas zu wahnsinnig grinsende Nicholson machen den Film zu einem Horrorfilm wie aus dem Lehrbuch. Mein besonderer Set-Design Tip: Der Waschraum! Da hat wohl jemand etwas zuviel LSD genommen - Kult!

Soviel erstmal - meine Eindrücke zu den restlichen Filmen kommen später ...

.sixer.

@zaroff
Es ist nur so, dass hier in erster Linie diskutiert werden soll. Und Diskussionen werden leider sehr oft durch Aufzählungen oder Themenfremde Postings gestört.

Zum Thema:
Ich denke, dass Filmarchitektur oder das jeweilige Set immens wichtig für das Wirken eines Films ist. Das bezieht sich nicht nur auf Gebäude oder Städte, sondern auch auf natürliche Umgebungen, die das Empfinden des Zuschauers maßgeblich beeinflussen. Wir haben in Apokalypse Now einen äußerst beklemmdenden Dschungel; in Rambo 2 ist das Dickicht eher Nebensache. Leider ist das Set in aktuellen Großproduktionen etwas nebensächlich geworden. In älteren Werken wie dem expressionistischen Das Cabinett des Dr. Caligari oder Sjöströms Fuhrmann des Todes geht der Schrecken eher von der Umgebung als von der tatsächlichen Handlung aus. Andererseits gibt es auch Schinken bei denen das Set sich etwas vom Geschehen abhebt. In den hammerschen Horrorfilmen gibt es zwar dunkle Schlösser und Verliese, Nebel und Kerzen aber wirklich bedrohlich wirkt nichts davon. Dazu ist die Umgebung einfach zu aalglatt und märchenhaft.
Ein passendes Set bzw. passende Filmarchitektur wirkt sich also maßgeblich auf das Wirken eines Films aus. Dazu bedarf es nichtmal architektonischer Meisterleistungen wie in Blade Runner. Auch der simple Tabakladen in Smoke, das berühmte Einkaufszentrum in Dawn of the dead oder der Raum in Der Totmacher bescheren den Filmen ein exorbitantes Flair.
"How do you know I'm mad?" said Alice
"you must be," said the cat, "or you wouldn't have come here."

Wir ham kein Strom,
wir ham kein Geld,
wir sind der geilste Club der Welt.

bsm123

Mein Favorit unter den Production Designern ist und bleibt Ken Adam. Großartige Sets, die viel zur Atmosphäre beitragen. Dies gilt insbesondere (natürlich) für DR. SELTSAM und die frühen Bond-Filme. Die neueren (ohne Adam) leiden etwas unter zu "schlichtem"/unspektakulären Design...
GATTACA fand ich übrigens auch ausgesprochen "stylish" (gilt übrigens auch für die Kostüme - ob das auch einen Thread wert wäre?)...

Chili Palmer

Zitat von: zaroff am 20 April 2006, 08:00:31
Entscheidend ist doch ob man sich Gedanken zu einem Thema macht und nicht, wie so oft, die "üblichen Verdächtigen" wie Star Wars, Herr der Ringe oder Matrix aufzählt!

Obwohl zu den "üblichen Verdächtigen" zählend, sollte "Matrix" dennoch gesondert erwähnt werden.
Die Wachowski-Brüder haben sich mit ihrem Film reichhaltig bei Dean Motters Comics "Mister X" und "Terminal City" bedient (die Fensterputzer-Szene zu Beginn von "Matrix" ist sogar ein 1:1-Zitat aus "Terminal City"), was die Ausgestaltung ihrer Filmstadt angeht.
Hierbei wurde besonderen Wert auf das Element der "Psychotektur" (ein von Motter geprägter Begriff) gelegt.
Erstens soll die Filmumgebung das Innenleben ihrer Protagonisten widerspiegeln (Neos Zweifel an der Realität, visualisiert durch die unzähligen Spiegelungen, die ihn immer wieder auf sich selbst zurückwerfen, aber keine klar definierte Umwelt bilden) oder sogar beeinflussen. Motter selbst schrieb dazu: Die Psychotektur ist "die Theorie, dass die Form und Grösse eines Raumes die Gemütsverfassung eines Menschen verändern und auch seine Neurosen beeinflussen" kann. Das hat sich "Matrix" wirklich zu Herzen genommen.
Zweitens findet dieser Begriff nicht nur in der Kunst Verwendung, sondern umschreibt auch die Denkweise echter Architekten, die sich mit dem Problem dicht besiedelter Städte herumplagen müssen. Um Klaustrophobie zu vermeiden, müssen Räume geschaffen werden, wo keine sind. Die Lösung heißt auch hier: Spiegelungen. Moderne Stadtbilder kommen ohne Stahl- und Glasbauten nicht mehr aus.
So erschafft "Matrix" mit seiner verglasten Umgebung nicht nur eine visuelle Reflektion seines Inhalts, sondern wird gleichzeitig auch zum Spiegel (haha) unserer Realität.
   
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

eltopo

20 April 2006, 13:42:16 #15 Letzte Bearbeitung: 20 April 2006, 15:44:30 von eltopo
Ich denke da in erster Linie an Jacques Tatis ,,Play Time", wo die ganze Filmkulisse, Tativille genannt, bei Paris akribisch aufgebaut und errichtet wurde. Diese Kulisse, die im o.g. Film dann natürlich fast die Hauptrolle ,,spielte", sollte ursprünglich für die Filmschaffenden in Frankreich erhalten bleiben und für die Schulungszwecke weiterhin benutzt werden. Nach der finanziellen Krise des erschöpften Tati (wegen des angeblich überteuerten Werkes), mussten die gesamten architektonischen Bauten einer Autobahn weichen. Schade drum. Hier einige Bilder von den legendären Sets:

Eine interessante Dokumentation zu disem Thema:  http://www.ofdb.de/view.php?page=fassung&fid=99531&vid=165928


Zitat von: bsm123 am 20 April 2006, 11:25:28

GATTACA fand ich übrigens auch ausgesprochen "stylish" (gilt übrigens auch für die Kostüme - ob das auch einen Thread wert wäre?)...

Hier das Gattaca-Filmgebäude "CLA" (Classroom, Laboratory, Administration) California State Polytechnic University, mit seiner erstklassigen Architektur


zaroff

Hi,
das hat sich den Tag über ja wiklich zu einer interessanten Diskussion entwickelt. Deshalb noch ein paar Bemerkungen zu meiner bösen  :icon_wink: Aufzählung:

THX1138 (Erstling von George Lucas) kann ich jedem SciFi-Fan bedenkenlos empfehlen. Dieser Film ist ein Paradebeispiel für den Konflikt zwischen Innen- und Außenwelt der Protagonisten. Das Design und die Bauten sind einfach phänomenal. Die zugrunde liegende Romanvorlage von Ben Bova "Das Drogenparadies" hätte nicht treffender umgesetzt werden können, wobei die Drogen hier einmal eine extrem negative Komponente im Leben der Menschen ist. Viele Aspekte des Films bleiben selbst nach mehrmaligem Betrachten rätselhaft und auch das Ende wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet. Design-Highlight: Eine Art Gefängnis, das die übliche Vorstellung von Mauern und Gitter völlig ad absurdum führt.

Tron sollte jeder sehen, der sich schon immer gefragt hat, wie es im Inneren seines Computers aussieht. :icon_smile:

Time Bandits bietet viele verschiedene Locations und abstruse Situationen, die von beängstigend (Land der Legenden) bis völlig irrsinnig (Sherwood Forest) reichen. Der Ideenreichtum von Terry Gilliam ist auch hier wieder grenzenlos und wenn einer demnächst wo gegenstößt, ohne zu sehen was es ist, sollte er nicht mit Steinen darauf werfen. ;)

Die Zeit der Wölfe ist eigentlich ein Märchenfilm - Rotkäpchen - aber fernab von den üblichen Vorstellungen die man mit den üblichen Grimm-Ergüssen verbindet. Ein Zauberwald wie aus einem Albtraum (wörtlich nehmen!), eine Fülle verschiedener Tierarten, die fast in jeder Einstellung irgendwo rumkriechen und eine Märchenoma die man nur besuchen sollte, wenn man den Weg auch nicht verlässt. Die Handlung lässt vielerlei Deutungen zu und sollte man sich am besten von seiner Freundin erklären lassen.

Wenn die Gondeln Trauer tragen ist ein klassischer Venedig-Film - düster, traurig und sehr mysteriös.

Gattaca wurde ja schon besprochen - dem kann ich mich nur anschließen!

Wenn es auch ein Tipp zum Thema natürliche Umgebung sein darf, kann ich "Stalker" von Andrej Tarkowski empfehlen. Ich gehe mal davon aus, dass ein Großteil der dargestellten Locations tatsächlich so existieren und sich irgendwo in Russland befinden - das zu arangieren halte ich für nahezu unmöglich. Allein das gedankliche Konstrukt der Zone (beruht auf einem Buch von Strugazki) ist schon unfassbar, was Tarkowski daraus macht ist schlichtweg ein Meisterwerk, eine philosophische Reise in die komplexe Gedankenwelt eines Physikers, eines Schriftstellers und natürlich des Stalkers. Der Film ist, zumindest teilweise, unglaublich grün und besticht durch langsame Kamerafahrten und ruhiger, sparsam eingesetzter Musik. Die fragmentarische Darstellung der Orte macht es unmöglich sich einen Gesamteindruck von der Gegend oder den Entfernungen zu machen. Highlight ist eine langsame Kamerafahrt über einen überfluteten Raum, wobei man allerlei interessante Gegenstände im Wasser betrachten kann, dazu Musik und Lyrik. Ein Film, der vom künstlerischen Anspruch und der Aussage fast mit 2001 mithalten kann - nur Raumschiffe und Spezialeffekte gibts keine!

So weit - so gut!

zaroff

Hedning

Ich denke an Fritz Langs Nibelungen-Film, dem man sogar vorgeworfen hat, Menschen (z. B. aufgereihte Soldaten) zu Ornamenten zu degradieren. Ob man jedoch diese Funktionalisierung als Ab- oder eher als ästhetische Aufwertung versteht, ist die Frage. Für Leni Riefenstahls "Triumph des Willens" mit seinen spektakulären Luftaufnahmen gilt das natürlich noch mehr. Auch fallen mir Dario Argentos "Suspiria" und "Inferno" bezüglich der Architektur der Hexenhäuser ein, die durch die starken Rot- und Blautöne hervorgehoben wird. Rot und Blau ersetzen in diesen Filmen, in Weiterführung der Bava-schen Optik, ja geradezu den deutsch-expressionistischen optischen Schwarz-weiß-Dualismus.

montag

1984 

Hatte das Buch Jahre vorher schon gelesen, ist halt flicht Lektüre, aber die Einfachheit des Set-Designs im Zusammenspiel mit der Story, über einen totalitären Überwachungsstaat, hat mich sehr beeindruckt. Da fallen einem auch schon so manche parallelen, zu real existierenden Ländern auf, denn auch heutzutage heißt es ja:
> Big Brother is watching you <     
und davor wollte George Orwell, mit seinem Werk, ja auch warnen.

mfg
montag

Cosmo

Chapeau und Vielen Dank für die vielen konstruktiven Beiträge zum Thema bis hier hin!!!  :icon_mrgreen:
Mich freut's außerordentlich, daß der thread durch die Mitwirkung vieler ambitionierter buddies langsam aber stetig wächst!  :icon_biggrin:
Selbstverständlich hab ich regelmäßig mitgelesen, komm' jedoch jetzt erst zum antworten [hin und wieder muß man ja auch noch knechten *g*]
Das Thema ist natürlich eins, das sich dem Betrachter eher in die "hintere Schädeldecke" einbrennt...nicht auf den ersten Blick ersichtlich, aber doch entscheidend für Wohl und Wehe eines Streifens, wenn man's sich recht überlegt und DVD-Player ausgeschaltet / Kino verlassen / 16mm-Streifen wieder aufgerollt hat.

Tatsächlich oute ich mich hier gern als "Halbgebildeter"  :icon_cool: , was das von mir angestossene Thema angeht  ;), gehe aber mal davon aus, daß es auch nicht vorausgesetzt wird, daß man zum topic promoviert hat, bevor man es aufs board schiesst.
Denn: Zum klugscheissen ist immer noch das nächste posting gut genug  :icon_mrgreen: (als guter Vorsatz immer parat) und ich hoffe, daß mir verziehen wird, daß ich aufgrund der doch fortgeschrittenen Stunde (was'n DAS für 'ne Ausrede??!) erstmal keine neue tiefschürfende Erkenntnis zum Thema beisteuere, sondern erstmal das von Euch zum Thema "Set-design" gepostete freudig in Richtung hintere Schädeldecke downloade  :icon_biggrin: und merke, daß es jenseits meiner bisherigen "Top 150" noch Filme gibt, die es lohnt gierig in sich aufzunehmen..!  :idea:

best greetz
Cos

ps: natürlich ohne alle übrigen Beiträge zu diskreditieren zu wollen (thx, thx, thx!!) gilt das "special thanks" zaroff für die ausführliche und (jenseits aller sinnlosen Aufzählung *g*) tiefschürfende Behandlung der Materie  :king:

zaroff

22 April 2006, 11:04:31 #20 Letzte Bearbeitung: 22 April 2006, 11:06:33 von zaroff
Hallo und Danke für die "special thanks"!
Ich hab nochmal kräftig meine mentale Festplatte durchforstet und mir sind noch ein paar Filme eingefallen, die zum Thema passen:
Splatterfilme sind bezüglich Set-Design ja relativ selten kreativ, aber Jean Rollin bildet da eine Ausnahme. Besonders der oft beschimpfte "Les Raisins de la Mort" baut durch die Wahl der Locations eine besondere Stimmung auf. Die von der modernen Zivilisation unberührte, französische Landschaft und die teilweise verfallenen Gehöfte geben dem Film eine wunderbare Atmosphäre. Unterstrichen wird das Ganze von einer minimalistischen Musik und glaubwürdigen Schauspielern. Der Film ist kein Splatterfest mit gigantischen Blutbädern aber aufgrund seines Designs einer der anspruchsvollsten 131er. Das Gesagte ist natürlich auf fast alle frühen Rollins erweiterbar z.B. "La Rose de Fer".
Ein weiterer 131er mit gelungenem Design (nicht die Effekte) ist meiner Meinung nach der berüchtigte "Man Eater".
Und allen die mir jetzt einen  :doof: schicken wollen sei gesagt, dass ich ohne zu zögern nen 1000er hinlegen würde um mal 2 Wochen Urlaub auf genau dieser Insel machen zu können (natürlich nur ohne Herrn Karamanlis).
Zwei völlig andersartige Ausstattungs-Meisterwerke sind "Persona" und "Das Schweigen" von Ingmar Bergman, beide in s/w. Nur ganz wenige Regisseure beherrschen die Verknüpfung von Handlung und Design so meisterhaft wie er. In vielen Szenen wirkt der Ort des Dargestellten wie eine Erweiterung der Charakterzeichnung, wobei die Kameraeinstellung dies noch potenziert. Meiner Meinung nach ist Film ein Medium für das Auge und genau das wird in vielen Bergman-Filmen bedient ohne die geniale Handlung und die perfekten schauspielerischen Leistungen schmälern zu wollen. Sicher keine leichte Kost aber zwei Leckerbissen unter den Kunstfilmen!
So, nun viel Spaß beim Konsumieren und schönes Wochenende!
zaroff

.sixer.

Mit Ingmar Bergman gebe ich zaroff uneingeschränkt recht. Einer der wenigen lebenden Regisseure, die sich scheinbar über jedes noch so kleine Detail Gedanken gemacht haben. Das ist nämlich genau was vielen aktuellen Regisseuren von hollywoodschen Großproduktionen fehlt. Sicherlich auch, weil kaum jemand noch beim Theater anfängt.
Bei dem angeführten Man Eater muss ich allerdings widersprechen. Einem Joe D'Amato designtechnische Kreativität zu attestieren halte ich doch für sehr, sehr gewagt. Er hat sicherlich nichts beachtenswertes gebracht, außer den Emanuelle-Teilen, und auch diese nur wegen der wunderbaren Laura Gemser^^ Jedenfalls halte ich die teilwesie recht atmosphärische Insel aus Man Eater für ein Zufallsprodukt.
"How do you know I'm mad?" said Alice
"you must be," said the cat, "or you wouldn't have come here."

Wir ham kein Strom,
wir ham kein Geld,
wir sind der geilste Club der Welt.

zaroff

Der Meinung bin ich auch - der Mann hat keinen richtig guten Film zustande gebracht!
Aber die Atmosphäre dieser Insel, besonders in den Nachtszenen und die Ruinen, haben etwas ...
Richtig begründen kann ich dieses Gefühl auch nicht, aber zumindest lag gerade dieser Film schon häufiger in meinem Player/Recorder als mancher Fulci/Lenzi/Deodato!
Den in gleichem Atemzug mit den Bergman-Meisterwerken zu nennen war natürlich ein überharter Kontrast.

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