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Sind die meisten alten Filme wirklich so schlecht ?

Begonnen von Bretzelburger, 18 Juli 2006, 23:35:42

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Eric

Zitat von: Chili Palmer am 20 Juli 2006, 13:35:10
Sei vorsichtig mit deinen Wünschen. Möchte nicht auch noch bei den Klassikern erleben, wie sich Reviews vom Inhalt "boah krass" wie Perlen an einer Kette aufreihen, wie es bei aktuellen Produktionen üblich ist.

Hallo,
dem könnte man ja entgegen wirken indem man die Rechte nur einer bestimmten Auswahl an Usern zugänglich macht, die eben Ahnung von diesen Epochen haben.
Denn, und da gebe ich dir mehr als nur Recht, bei zum Beispiel einer Besprechung wie BEN HUR wäre ein Satz wie "Booooh voll geiles Warenrennen!! Is fast so geil wie FAST AND THE FURIOUS"

MFG


ERIC
Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

Ich hasse Menschen, Tiere + Pflanzen. Steine sind ok.

Moonshade

Zitat von: Eric am 20 Juli 2006, 13:43:31

Aber wie wäre es denn mit einer Art Top 10 Liste (Jaja, vollkommen dämlicher Begriff) wirklich guter und sehenswerter Filme des entsprechenden Jahrzehnts?
Und nein, ich meine damit jetzt NICHT eine richtige Top 10 Liste, die eine Abstimmung nach sich ziehen würde welche Filme es verdient hätten, sondern eher eine jeweilige Liste mit Empfehlungen um eben auch der breiten Masse diese Filme erst einmal zugänglich zu machen.

Das man, ma auf Deutsch gesagt, einfach eine Art "Unterabteilung" in der OFDB einführt, die sich eben ausschließlich solchen Klassikern widmet.

@ OFDB-Admins:
Wie groß wäre da überhaupt der Aufwand so eine "Unterabteilung zu gründen?


Wer sich und sein Wissen mal zu den großen alten Filmjahrzehnten auf die Probe stellen will, kann ja schon mal durch diese Klassikerlisten stöbern.
http://forum.cinefacts.de/showthread.php?t=118084

Stichwort Unterabteilung: Wie soll so etwas aussehen?
Ein speziell abgetrennter Bereich ist so nicht möglich, da das Datenbankmaterial ja nicht aufgesplittet werden kann und nach welchen Gesichtspunkten würde man was auch jeweils wo zuordnen?
Dafür wäre ein Forenbereich schon besser geeignet.

Es ist doch letztendlich so: wer sich für Filmgeschichte interessiert, kommt früher oder später eh dazu, in diesen Jahrzehnten zu stöbern.
Das Interesse an sich muß jedoch erst mal vorhanden sein.
Vom Angebot im TV und Kino her wüßte ich bis heute relativ wenig, würde ich mir das Wissen nicht mit der Zeit angelesen haben, um dann ggf. zuzugreifen, wenn Filme mal zugänglich sind, die man nicht so oft sieht.
Andererseits könnte man hier von unsterblichen Klassikern schwärmen, die aber bei 99,999 Prozent nicht verfangen würden, denn Themen wie der Nachkriegsfilm, nouvelle vague, der Neorealismus in Italien, das new british cinema, der Stummfilm, Ingmar Bergman oder anderes sind schwerer Stoff und nicht jedermanns Sache, wie etwa film noir, die Universal-Monsterfilme oder selbst Chaney-Filme Teilen des Publikums ansatzweise bewußt sind.

Und, wie schon gesagt, für alte Filme muß man Geduld, Ruhe und Interesse mitbringen - ansonsten lohnt sich die Mühe kaum.
Deswegen halte ich den Interessentenkreis hier auch relativ überschaubar.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Mr. Hankey

20 Juli 2006, 14:04:17 #32 Letzte Bearbeitung: 20 Juli 2006, 14:13:33 von Mr. Hankey
@ Vincent Vega

Sorry Vega! Aber wenn ich mir Dein Posting so durchlese, dann frage ich mich langsam wieso du da überhaupt noch 3 mal pro Woche ins Kino rennst, wenn du anscheinend eh mit den heutigen Filmen größtenteils nichts anfangen kannst.

Ich meine man muss doch auch ein bisserle mit der Zeit gehen und sich an neueren Dingen erfreuen und da auch andere Maßstabe setzen, als bei den Filmen von damals. Was verlangst du denn von heutigen Filmemachern, wenn du mit der Einstellung rangehst, dass ihre Werke sowieso nie und nimmer besser sein können, als die Sachen vor 60-70 Jahren.

Außerdem muss man auch fair bleiben und sagen, dass es in der heutigen Zeit (trotz modernster Technik), nach über 100 Jahren Film, auch wesentlich schwerer ist noch etwas zu finden, was man wirklich als "NEU" in der Filmwelt bezeichnen kann. Einfach weil eben alles schon mal irgendwie, irgendwo vorhanden gewesen ist.

Zitatnicht aber Regisseure, die irgendetwas Maßgebliches für das Kino geleistet haben.
Vielleicht nicht aufs Gesamtbild der kompletten Filmära gesehen, denn das ist, wie schon erwähnt, heutzutage eigentlich nicht mehr möglich. Aber was die Perfektionierung und die Modernisierung, bestimmter Punkte, im Laufe der letzten Zeit angeht, ist Tarantino (um bei deinem Bsp. zu bleiben) sehr wohl jemand, der etwas Maßgebliches zur Filmwelt beigetragen hat.

Warum wird eigentlich von jedem Filmemacher verlangt, dass er jedesmal etwas 100% Neues, etwas 100% nie dagewesenes schafft, damit man seinen Film gut finden kann?

ZitatWeil die meisten Leute FIGHT CLUB, LEON oder ONCE UPTON A TIME IN AMERICA sehen wollen.
Und, was ist daran nun so schlimm? Gerade diese drei Filme sind doch ein Paradebeispiel dafür, das auch heutige Filme mitunter noch grandiose Meisterwerke sein können.

Manchmal habe ich leider echt das Gefühl, dass so mancher nicht wirklich mit der Zeit gehen kann oder will, sondern immer nur das ach so perfekte Kino von damals erwartet. Aber nach 100 Jahren Film, in denen, ich wiederhole mich erneut, eben wirklich schon alles irgendwo dagewesen ist, ist das eben kaum noch möglich. Die Stummfilme haben die Filmlandschaft, ohne Frage geprägt, schließlich waren sie auch zuerst da. Aber zu sagen, dass die Filme von damals einfach die besseren waren, weil heutzutage kaum noch etwas wirklich Neues oder gar Innovatives kommt, ist, aus meiner Sicht, schlicht und einfach unfair.

ZitatDa ich privat, also nicht im Kino, zu 75% Filme vor 1960 schaue, möchte ich dennoch behaupten wollen, dass wirkliche qualitative Ausfälle eine Seltenheit sind.
Ich würde aber mal behaupten wollen, wäre das Kino in den 80ern oder 90ern erst erfunden worden und würde somit heutzutage noch "in den Kinderschuhen" stecken, dann würde das heutzutage ähnlich aussehen. Eben weil in 20 oder 30 Jahren Film noch nicht so viel dagewesen ist, als in 100 Jahren Film. Aber wie schon (wieder) gesagt, 100 Jahre Film prägen die Zeit und heutzutage noch die gleichen Qualitäten und Ideen zu erwarten wie in den 10-40er Jahren, dass ist schlichtweg töricht!

Die guten Filme von damals haben einfach andere Qualitäten als die guten Filme von heute! Damals ging es darum etwas Neues zu schaffen, heutzutage eher darum, die vorhandenen Filmmerkmale noch zu verfeinern, zu modernisieren oder gar zu perfektionieren.

Alt und Neu zu vergleichen wäre in diesem Punkt einfach (mal etwas weit ausgeholt) ein Vergleich mit Äpfeln und Birnen!

<Hankey, nun anscheinend doch ne größere Diskussion losbrechend, aber immer noch davon überzeugt, dass eine gesunde Mischung aus "Altem" und "Neuem" immer noch das Beste ist und deshalb die ach so schlechten neuen Filme mal ein wenig in Schutz nimmt.>
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Rollo Tomasi

Je mehr neue Filme ich sehe, desto mehr gefallen mir die alten, dich ich schon früher sehr gemocht habe.
Solche Filme werden leider heute kaum mehr gedreht, was wirklich schade ist.
Ich habe jetzt nicht länger nachgedacht, welchen Film ich persönlich jetzt als Beispiel brigen könnte, aber mir sind jetzt spontan "Ein Herz und eine Krone" oder "Über den Dächern von Nizza" in den Sinn gekommen, die ich beide einfach wunderschön finde und die ich mir noch 100 mal ansehen könnte, ohne dass sie langweilig werden.
Viele von euch werden das vielleicht nicht nachvollziehen können, was man an so "ollen Kamellen" so toll finden kann.
Diese Filme hatten irgendwie Seele.
Heute überbietet man sich in den Filmen mit coolen Onelinern, schnellen Schnitten usw. und das finde ich schade.
Die Technik nimmt überhand und die Gweschichte tritt dabei oft in den Hintergund.
Natürlich gibt es auch heute noch altmodisch gemachte Filme, die mir persönlich dann auch gleich sympatisch sind.
Lange Rede, kurzer Sinn:
Die alten Filme sind ganz und gar nicht schlecht!
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

Mr. Vincent Vega

Zitat von: Mr. Hankey am 20 Juli 2006, 14:04:17
@ Vincent Vega

Zur Stelle, Hankey.

Zitat von: Mr. Hankey am 20 Juli 2006, 14:04:17
Sorry Vega! Aber wenn ich mir Dein Posting so durchlese, dann frage ich mich langsam wieso du da überhaupt noch 3 mal pro Woche ins Kino rennst, wenn du anscheinend eh mit den heutigen Filmen größtenteils nichts anfangen kannst.

Du hast Recht, größtenteils finde ich aktuelle Filme schlecht. Warum ich sie mir dennoch ansehe? Ganz einfach: Wenn man sein Hobby zum Beruf macht (machen will), geht das nur so. Und ich habe vor jedem Film die neue (naive) Hoffnung, das es was wird, während viele ,,Kollegen" mir meist bereits vorher sagen, ich solle mir lieber keine großen Vorstellungen machen. Ich habe also, das unterstellst du mir ja etwas, die Hoffnung am Kino der Moderne nicht aufgegeben. Außerdem gibt es natülrich auch heute viele großartige Filme. Auch wenn ich den chauvinistischen "Once upon a time in America" nicht dazu zählen würde.

Zitat von: Mr. Hankey am 20 Juli 2006, 14:04:17
Ich meine man muss doch auch ein bisserle mit der Zeit gehen und sich an neueren Dingen erfreuen und da auch andere Maßstabe setzen, als bei den Filmen von damals. Was verlangst du denn von heutigen Filmemachern, wenn du mit der Einstellung rangehst, dass ihre Werke sowieso nie und nimmer besser sein können, als die Sachen vor 60-70 Jahren.

Wie gesagt, diese Einstellung habe ich nicht. Es ist nur meine bisherige Erfahrung (leider).

Zitat von: Mr. Hankey am 20 Juli 2006, 14:04:17
Außerdem muss man auch fair bleiben und sagen, dass es in der heutigen Zeit (trotz modernster Technik), nach über 100 Jahren Film, auch wesentlich schwerer ist noch etwas zu finden, was man wirklich als "NEU" in der Filmwelt bezeichnen kann. Einfach weil eben alles schon mal irgendwie, irgendwo vorhanden gewesen ist.
Vielleicht nicht aufs Gesamtbild der kompletten Filmära gesehen, denn das ist, wie schon erwähnt, heutzutage eigentlich nicht mehr möglich. Aber was die Perfektionierung und die Modernisierung, bestimmter Punkte, im Laufe der letzten Zeit angeht, ist Tarantino (um bei deinem Bsp. zu bleiben) sehr wohl jemand, der etwas Maßgebliches zur Filmwelt beigetragen hat.

Nun ja, das ist eine etwas faule Ausrede. Außerdem geht es nicht darum, immer etwas Neues zu machen, mir würde es ja schon reichen, wenn die Mehrzahl heutiger Filme einfach nur gut und einigermaßen originell kopieren würde.

Zitat von: Mr. Hankey am 20 Juli 2006, 14:04:17
Warum wird eigentlich von jedem Filmemacher verlangt, dass er jedesmal etwas 100% Neues, etwas 100% nie dagewesenes schafft, damit man seinen Film gut finden kann?
Und, was ist daran nun so schlimm? Gerade diese drei Filme sind doch ein Paradebeispiel dafür, das auch heutige Filme mitunter noch grandiose Meisterwerke sein können.

Das verlange ich wie erwähnt keinesfalls. Das Problem ist einfach, dass es heutzutage nicht mehr die fähigen Drehbuchautoren von einst gibt. Vieles wird nur noch aufgewärmt und ideenlos aufbereitet und dann – das ist ja z.B. mein Hauptvorwurf an all die Remakes – nicht ihrer Zeit angepasst, sondern oberflächlich modernisiert.

Zitat von: Mr. Hankey am 20 Juli 2006, 14:04:17
Manchmal habe ich leider echt das Gefühl, dass so mancher nicht wirklich mit der Zeit gehen kann oder will, sondern immer nur das ach so perfekte Kino von damals erwartet. Aber nach 100 Jahren Film, in denen, ich wiederhole mich erneut, eben wirklich schon alles irgendwo dagewesen ist, ist das eben kaum noch möglich. Die Stummfilme haben die Filmlandschaft, ohne Frage geprägt, schließlich waren sie auch zuerst da.

Na ja, erster, zweiter, dritter. Es ist eben nicht alles schon da gewesen (oder wie erklärst du dir neue Entwicklungen z.B. den Body-Horror). Außerdem wurden selbst in den 30ern, 40ern oder 50ern schon Ideen wieder und wieder verwertet, allerdings meist einfach wesentlich origineller. Außerdem bleibt es ja dabei: Dann gucke ich mir eben trotzdem lieber ältere Werke an, eben weil dein Argument, dass sich heute nur noch alles wiederholt, greift.

Zitat von: Mr. Hankey am 20 Juli 2006, 14:04:17
Aber zu sagen, dass die Filme von damals einfach die besseren waren, weil heutzutage kaum noch etwas wirklich Neues oder gar Innovatives kommt, ist, aus meiner Sicht, schlicht und einfach unfair.

Das habe ich nicht gesagt!

Zitat von: Mr. Hankey am 20 Juli 2006, 14:04:17
Die guten Filme von damals haben einfach andere Qualitäten als die guten Filme von heute! Damals ging es darum etwas Neues zu schaffen, heutzutage eher darum, die vorhandenen Filmmerkmale noch zu verfeinern, zu modernisieren oder gar zu perfektionieren.

Wenn es denn mal so wäre ...

Zitat von: Mr. Hankey am 20 Juli 2006, 14:04:17
Alt und Neu zu vergleichen wäre in diesem Punkt einfach (mal etwas weit ausgeholt) ein Vergleich mit Äpfeln und Birnen!

Sehr seltsam.

Zitat von: Mr. Hankey am 20 Juli 2006, 14:04:17
<Hankey, nun anscheinend doch ne größere Diskussion losbrechend, aber immer noch davon überzeugt, dass eine gesunde Mischung aus "Altem" und "Neuem" immer noch das Beste ist und deshalb die ach so schlechten neuen Filme mal ein wenig in Schutz nimmt.>

:love:

Kerry

Ich denke, der ganze Qualitätsverlust des Kinos während der letzten Jahre liegt auch am geänderten Zielpublikum.
Waren es "damals" noch eher Erwachsene die ins Kino gingen, so sind die heutigen Filme (zumindest mal die großen US-Produktionen) mehr und mehr auf Teenager zugeschnitten.
Und da geht die Priorität halt weg von guten und ausgefeilten Drehbüchern hin zu oberflächlichen Effeckten, Knall-Bumm und "coolen Sprüchen".
Fähige Drehbuchautoren gibt es wohl nach wie vor, nur dürfen diese sich eben nicht mehr so entfalten wie es früher einmal war.
Wer weiß, welche Filme ein Hitchcock heute drehen würde...

Rain Jao

Also eine Unterabteilung find ich Quatsch. Denke auch nicht, dass es dem Threadstarter darum ging, sondern er einfach nur einmal die Ansichten dazu hören wollte; und auch Anregungen geben, sich mehr damit zu beschäftigen.
Aber kein Druck oder gar Zwang dahinter oder eine geschlossene Abteilung. Wer Interesse für die alten Filme hat und gerne darüber schreibt wird das von sich aus weiter ausführen und andere fühlen sich vielleicht ermuntert und motiviert. Deswegen muss man ja den Film der 30er, 40er und 50er nicht gleich unter Artenschutz stellen und andererseits auch nicht alles hochloben. Die grosse Mehrheit findet wahrscheinlich die 70er am besten, welcher ja nun erst eine Weile danach kamen.

Ausserdem gab es mit der Einführung der Klassiker - Reviews vor einer Weile m.M. nach schon den richtigen und auch ausreichenden Schritt.

Vince

@Chili: Keine Angst, auf mich hört eh keiner.  :icon_lol:

@Mr.VV ;) : Also soo Unrecht hat der Hankey da nicht, will ich mal behaupten. Deine Reviews sind ja wirklich stilsicher, kompetent, souverän und sehr lesenswert, aber deine Grundeinstellung zum heutigen Film ist imo sehr fragwürdig. Das Kino vergangener Jahrzehnte findet heute mit Sicherheit viel zu wenig Beachtung, keine Frage, aber daran alles Neue zu messen? Deine Outputs betreffend kann ich jedenfalls zweierlei sagen:
1. Ich lese sie immer mit sehr viel Interesse.
2. Sie sagen mir gar nichts darüber, ob ich mit dem Film was anfangen können werde oder nicht.
Was einfach daran liegt, dass der Bezug zu den zeitgemäßen Erwartungen fehlt. Die Zwanziger waren die Zwanziger, heute ist heute, und danach sollte man auch seinen Blick auf die Filmproduktionen ihrer jeweiligen Epoche richten.

Vince (der wenigstens bei Tim Burtons "Ed Wood" 1:1 mit dir übereinstimmt und sich den vielleicht schon mal für sein Review Nr. 1000 zurücklegt  ;) )

Moonshade

Womit wir wieder bei dem Punkt wären, daß die meisten User im Web gern realitätsnahe Kritiken lesen und weniger filmhistorisch-wissenschaftliche Abrisse und Analysen.
Die alte Frage: schreibe ich die Dinger für mich oder für ein Zielpublikum und wenn letzteres, welches will ich erreichen?
Daraus ergibt sich auch der Umgang mit Filmklassikerreviews.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Vince

Ich persönlich will einfach Reviews lesen, die mit dem Bezug zur Zeit ausgestattet sind und nicht die Erwartungen von heute auf einen Klassiker projizieren oder umgekehrt. Lese ich ein Review zu "Die wilden Zwanziger", will ich möglichst auch Zeitbezüge haben, alles im Idealfall so beschrieben, dass es für Laien verständlich und doch für Experten interessant ist. Unter keinen Umständen will ich aber sowas hören wie "Ich find den einfach nur langweilig, weil einfach nix passiert", eben diese typischen Phrasen, die verraten, dass jemand mit MTV-Erwartungen an den Film herangegangen ist.

Umgekehrt will ich mir bei dem neuesten SFX-Demo-Event nicht immer anhören müssen, wie toll doch früher alles war. Wenn da etwas kritisiert wird, dann bitte nach heutigen Maßstäben.

Kerry

Zitat von: Vince am 20 Juli 2006, 17:06:17
Umgekehrt will ich mir bei dem neuesten SFX-Demo-Event nicht immer anhören müssen, wie toll doch früher alles war. Wenn da etwas kritisiert wird, dann bitte nach heutigen Maßstäben.
Etwas überspitzt:
doch, es war früher besser...
... früher hat eben die Handlung im Vordergrund gestanden und nicht die SFX.
Was würde dagegeben sprechen, auch einen SFX-Film mit einem guten Drehbuch auszustatten?
Einen Film mit einer ausgefeilten Handlung schaue ich mir x-mal an und entdecke jedesmal wieder etwas neues. Einen Effeckfilm schaue ich mir 1mal an (eben wegen der Effeckte) und das wars dann, ein 2. mal wäre nur noch langweilig.

Vince

Also zunächst mal gibt es auch eine Klientel, die ja überhaupt keine intelligente Geschichte haben will, das sollte man, ohne die eigene Meinung natürlich zurückzudrängen, auch mal berücksichtigen. Viele 80er-Actionkracher haben heute Kultstatus... warum? Bestimmt nicht wegen raffinierter Handlungen. Sicher ist das Drehbuch mit das wichtigste Element eines Films, aber eben nicht notwendigerweise in jedem Genre und für jedes Publikum. Und Arthauspuristen sollen sich dann eben nicht an ein Review zu "Strib wie ein Schwein Teil 5: Metzel-Armageddon" setzen.

Ansonsten ist das hier

Zitatdoch, es war früher besser...
... früher hat eben die Handlung im Vordergrund gestanden und nicht die SFX.

für mich unbegründete Pauschalisierung. Natürlich mag es durch die verbesserten Effektemöglichkeiten heute mehr Filme geben, die auf die ihnen neu zur Verfügung stehenden Möglichkeiten setzen, aber es gibt eben auch heute noch Filme, die Wert auf gute Geschichten legen und ebenso gab es früher reine Effekt- und Kommerzfilme ohne cineastischen Wert.

Mr. Vincent Vega

Zitat von: Vince am 20 Juli 2006, 16:55:54
@Mr.VV ;) : Also soo Unrecht hat der Hankey da nicht, will ich mal behaupten. Deine Reviews sind ja wirklich stilsicher, kompetent, souverän und sehr lesenswert,

Danke! :icon_redface:

Bei der Gelegenheit  kann ich ja gleich mal erwähnen, dass mich dein Review zu GLEN OR GLENDA sehr entzückt hat. Ich plädiere deshalb für den Review-Klassiker. :icon_mrgreen:

Zitat von: Vince am 20 Juli 2006, 16:55:54
aber deine Grundeinstellung zum heutigen Film ist imo sehr fragwürdig.

Vince, es hätte so schön werden können mit uns beiden.

Zitat von: Vince am 20 Juli 2006, 16:55:54
Das Kino vergangener Jahrzehnte findet heute mit Sicherheit viel zu wenig Beachtung, keine Frage, aber daran alles Neue zu messen?

Aber ich messe neue Filme, sofern es keinen Grund gibt (z.B. Remake oder ähnliches), doch gar nicht unbedingt mit älteren Filmen. Wenn es sich aber ergibt (z.B. wenn ein Regisseur deutliche Anleihen bei einem Altmeister nimmt), dann tue ich das halt. Ich messe aber zwangsläufig einen aktuellen Film nicht an beliebigen anderen einer völlig kontextlosen alten Zeitepoche, das wäre sinnlos.

Zitat von: Vince am 20 Juli 2006, 16:55:54
Deine Outputs betreffend kann ich jedenfalls zweierlei sagen:
1. Ich lese sie immer mit sehr viel Interesse.
2. Sie sagen mir gar nichts darüber, ob ich mit dem Film was anfangen können werde oder nicht.

Hm, das verunsichert mich jetzt schon ein wenig. Weil Punkt 2 ja nicht gerade irrelevant ist. Trotzdem Danke für diese Kritik!

Zitat von: Vince am 20 Juli 2006, 16:55:54
Was einfach daran liegt, dass der Bezug zu den zeitgemäßen Erwartungen fehlt. Die Zwanziger waren die Zwanziger, heute ist heute, und danach sollte man auch seinen Blick auf die Filmproduktionen ihrer jeweiligen Epoche richten.

Wie gesagt, ich denke eigentlich nicht so, wenn es nicht notwendig ist. Einen Film wie O BROTHER WHERE ARE THOU? beispielsweise kann man natürlich nicht wirklich reviewen, ohne ihn im konstanten Zusammenhang von SULLIVAN'S TRAVELS zu betrachten. Wie gesagt, wenn es keine Legitimation gibt, dann mache ich das eigentlich auch nicht.

Zitat von: Vince am 20 Juli 2006, 16:55:54
Vince (der wenigstens bei Tim Burtons "Ed Wood" 1:1 mit dir übereinstimmt und sich den vielleicht schon mal für sein Review Nr. 1000 zurücklegt  ;) )

:respekt:

Zitat von: Moonshade am 20 Juli 2006, 13:56:21
Es ist doch letztendlich so: wer sich für Filmgeschichte interessiert, kommt früher oder später eh dazu, in diesen Jahrzehnten zu stöbern.
Das Interesse an sich muß jedoch erst mal vorhanden sein.
[...]
Und, wie schon gesagt, für alte Filme muß man Geduld, Ruhe und Interesse mitbringen - ansonsten lohnt sich die Mühe kaum.

Dem ist bezüglich der Threadthematik eigentlich nichts hinzuzufügen.

Kerry

Zitat von: Vince am 20 Juli 2006, 17:36:51
Viele 80er-Actionkracher haben heute Kultstatus... warum? Bestimmt nicht wegen raffinierter Handlungen.
Treffer, versenkt. Gebe Dir zu 100% Recht...
Die alten Stallones, Schwarzeneggers etc. sind wirklich etwas Besonderes, höchst unterhaltsam und haben alles, nur keinen Anspruch. Und trotzdem kann ich sie mir immer wieder ansehen...

Zitat von: Vince am 20 Juli 2006, 17:36:51
Sicher ist das Drehbuch mit das wichtigste Element eines Films, aber eben nicht notwendigerweise in jedem Genre und für jedes Publikum. Und Arthauspuristen sollen sich dann eben nicht an ein Review zu "Strib wie ein Schwein Teil 5: Metzel-Armageddon" setzen.

Ansonsten ist das hier

für mich unbegründete Pauschalisierung. Natürlich mag es durch die verbesserten Effektemöglichkeiten heute mehr Filme geben, die auf die ihnen neu zur Verfügung stehenden Möglichkeiten setzen, aber es gibt eben auch heute noch Filme, die Wert auf gute Geschichten legen und ebenso gab es früher reine Effekt- und Kommerzfilme ohne cineastischen Wert.
Klar, die Aussage "früher war es besser" ist (zu) pauschal; habe ja auch vorgesetzt "überspitzt ausgedrückt".
Rein tendentiell wirst Du jedoch nicht abstreiten können, dass das durchschnittliche Niveau der Produktionen während der letzten Jahre gewiss nicht gestiegen ist. Das Einzige, was immer besser wird/wurde sind halt die Effeckte, und die sind vergänglich. Um ein möglichst grosses (Teenie) Publikum anzusprechen wird das Drehbuch heute bei zahlreichen Produktionen vernachlässigt bzw. bewusst schlicht gehalten - dies war früher in diesem Umfang nicht der Fall.
Liegt wie bereits erwähnt wohl auch an der Hauptzielgruppe der Studios: früher vorzugsweise Erwachsene, heute vorzugsweise Teenies.
Des ungeachtet gibt es natürlich auch heute noch (zumeist kleine) Produktionen, die herausragendes leisten. Diese findet man jedoch meist nicht (mehr) in den großen Kinocentern, sondern eher in kleinen Programmkinos - man muss halt gezielt danach suchen, dann wird man auch fündig.

Vince

@Jared Kimberlain: Ich würde mir in der Tat von dir noch mehr Reviews wünschen! Also ran an den Speck! ;)

Zitat von: Stefan M am 20 Juli 2006, 12:37:59
Da behauptete doch tatsächlich eine höchstwahrscheinlich dritt- bis viertklassige Moderatorin, von der ich in meinem Leben bis dahin nichts gehört hatte (Mist, ich wollte mir ihren Namen merken, um sie zum Abschuß freizugeben), "Das Fenster zum Hof" (der immerhin in der Rangliste Platz 13 oder 14 erreichte - übrigens bei 70 Filmen Auswahl!) möge vielleicht zur Entstehungszeit aufregend gewesen sein, aber heutzutage wäre der ja nur noch "todlangweilig". :doof: Entschuldigung, aber solche Sprüche machen mich sowas von rasend, das glaubt man nicht. :anime:

Tschuldigung, das mußte ich mal loswerden, wird nicht wieder vorkommen. Weiter im Text.

Nein nein, ich kriege ebenfalls immer die Motten, wenn ich mir diese Sendung ansehe. AHHHHH! Die Kommentare, da ist Beckmann als Fußballkommentator ein Dreck gegen. Ich muss sogar sagen, dass ich mir den Schwachsinn inzwischen manchmal absichtlich angucke, um mich nochmal richtig über etwas aufregen zu können... ich glaube, ansonsten geht es mir zu gut.  :icon_lol:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 20 Juli 2006, 17:54:23
Bei der Gelegenheit kann ich ja gleich mal erwähnen, dass mich dein Review zu GLEN OR GLENDA sehr entzückt hat. Ich plädiere deshalb für den Review-Klassiker. :icon_mrgreen:
Der Dank geht selbstverständlich zurück!  :D

ZitatVince, es hätte so schön werden können mit uns beiden.
Bin leider schon vergeben.  ;)

ZitatAber ich messe neue Filme, sofern es keinen Grund gibt (z.B. Remake oder ähnliches), doch gar nicht unbedingt mit älteren Filmen. Wenn es sich aber ergibt (z.B. wenn ein Regisseur deutliche Anleihen bei einem Altmeister nimmt), dann tue ich das halt. Ich messe aber zwangsläufig einen aktuellen Film nicht an beliebigen anderen einer völlig kontextlosen alten Zeitepoche, das wäre sinnlos.
Es ist vielleicht auch weniger das direkte Messen an alten Filmen, sondern mehr eine unterschwellige Sache... es ist halt so, dass ich eine Note zwischen 3 und 4 zu einem neuen Film von dir schon erwarte, bevor ich die Kritik angeklickt habe, und siehe da, da steht ne 3 oder 4.  ;) Es ist halt so, dass ich es schwierig finde, das konstante Vergeben fast schon von Bodensatz-Noten an handwerklich ja nun nicht gerade armselige Werke wie "Silent Hill" (da war die Note glaub ich ursprünglich sogar 2/10?) oder mutmaßlich eben auch "Lady in the Water" anzuerkennen. Da fehlt mir ein bisschen die Einordnung in den Gesamtkontext... wo willst du dann die wirklich, WIRKLICH miesen Streifen ansiedeln?
Du darfst mich da allerdings auch nicht falsch verstehen, ich finde zumindest deine Konsequenz bewundernswert und sehe zB. bei mir selbst das Problem nach oben, das ich bei dir nach unten sehe: Ich bin zu nett, du halt zu böse, vereinfacht gesagt.  ;)

ZitatHm, das verunsichert mich jetzt schon ein wenig. Weil Punkt 2 ja nicht gerade irrelevant ist. Trotzdem Danke für diese Kritik!
Schön dass du siehst, dass das kein Angriff sein soll.  ;) Vielleicht stehe ich ja auch alleine mit der Sichtweise da.

@Kerry: Damit kann ich leben.  ;)

Mr. Vincent Vega

Zitat von: Vince am 20 Juli 2006, 18:12:20
es ist halt so, dass ich eine Note zwischen 3 und 4 zu einem neuen Film von dir schon erwarte, bevor ich die Kritik angeklickt habe, und siehe da, da steht ne 3 oder 4.  ;)

Ja, ist mir auch schon aufgefallen. Da steckt aber keine Strategie oder so hinter. :icon_lol: Das Kinojahr ist aber auch einfach so mau bis jetzt. Letztes Jahr zu der Zeit wusste ich mich kaum zu retten vor genialen Filmen (War of the Worlds, Episode III, Finding Neverland, Charlie and the Chocolate Factory etc.). Ich hoffe deshalb, dass Superman es jetzt reißen wird.

Zitat von: Vince am 20 Juli 2006, 18:12:20
Es ist halt so, dass ich es schwierig finde, das konstante Vergeben fast schon von Bodensatz-Noten an handwerklich ja nun nicht gerade armselige Werke wie "Silent Hill" (da war die Note glaub ich ursprünglich sogar 2/10?) oder mutmaßlich eben auch "Lady in the Water" anzuerkennen. Da fehlt mir ein bisschen die Einordnung in den Gesamtkontext... wo willst du dann die wirklich, WIRKLICH miesen Streifen ansiedeln?

Mit 1 oder 2/10.  ;) Aber ich fand "Silent Hill" nun einmal wirklich schlecht, auch handwerklich. Ich bewerte Filme aber auch sehr schlecht, wenn sie beispielsweise nicht funktionieren, trotz etwaigen soliden Handwerks.

Zitat von: Vince am 20 Juli 2006, 18:12:20
Du darfst mich da allerdings auch nicht falsch verstehen, ich finde zumindest deine Konsequenz bewundernswert und sehe zB. bei mir selbst das Problem nach oben, das ich bei dir nach unten sehe: Ich bin zu nett, du halt zu böse, vereinfacht gesagt.  ;)

:king:

(Im Vergleich zum Blade beispielsweise habe ich aber eine relativ hohe Durchschnittsnote. Bin also gar nicht so böse.  :icon_cool:)

Vince

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 20 Juli 2006, 19:52:09
(Im Vergleich zum Blade beispielsweise habe ich aber eine relativ hohe Durchschnittsnote. Bin also gar nicht so böse. :icon_cool:)

Allerdings wäre da näher zu untersuchen, was er so alles bewertet hat und was du... bei dem ganzen Western- und Actiontrash, von dem unsereins vorher nie etwas gehört hat, ist natürlich auch viel Käse dabei, der so extrem stinkt, wie "Silent Hill" niemals stinken kann. ;)

Mr. Hankey

20 Juli 2006, 20:38:28 #47 Letzte Bearbeitung: 20 Juli 2006, 21:13:44 von Mr. Hankey
ZitatWie gesagt, diese Einstellung habe ich nicht. Es ist nur meine bisherige Erfahrung (leider).
Na ja, dann bin ich ja beruhigt. ;)

Ansonsten bin ich jetzt mal ein ganz feiger Sack und unterstreiche so ziemlich alles was Vince (auch was die Lobeshudeleien angeht ;)) dazu gesagt hat. (Weil ich heute Nachmittag arbeiten war, konnte ich das ja leider bisher nicht selber machen.) Das Gefühl, dass Du mit neueren Streifen wesentlich schärfer und unfairer ins Gericht geht, ist halt einfach irgendwie vorhanden. Ist aber natürlich schön, dass du mich da eines besseren belehren möchtest. ;)

Aus meiner Sicht ist das aktuelle Kinojahr z. Bsp. gar nicht sooo mau. Es fehlen zwar bis jetzt noch die wirklichen Highlights, aber zwischen sehr gut und durchschnittlich spielt sich doch das Meiste ab und das ist eigentlich kein allzu schlechtes Zeichen (wenn auch nicht unbedingt ein gutes). Da gab es doch schon Jahre, wo die Anzahl der wirklichen Flops (bei den Filmen, die ich dieses Jahr bis jetzt im Kino gesehen habe, komme ich zur Zeit auf 3 oder 4) im ersten Halbjahr schon wesentlich höher waren. (IMHO)

Zitatwusste ich mich kaum zu retten vor genialen Filmen (War of the Worlds, Episode III, Finding Neverland, Charlie and the Chocolate Factory etc.)
Also mal abgesehen von dem mäßigen "War of the Worlds" gebe ich dir hier dreimal absolut recht! :icon_mrgreen:

ZitatSehr seltsam.
Ja, ja zugegeben, der Vergleich Äpfel-Birnen hinkt wirklich etwas gewaltig. Aber ich denke mal es hat gut zum Ausdruck gebracht, was ich meinte.
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Suge Knight

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 20 Juli 2006, 14:43:03Außerdem gibt es natülrich auch heute viele großartige Filme. Auch wenn ich den chauvinistischen "Once upon a time in America" nicht dazu zählen würde.

Schon verwunderlich, wie man einem (objektivem!) Jahrhundertfilm wegen einer solchen Lappalie seinen Status abzusprechen versucht.
Das erinnert mich an irgendeine Review-Seite, auf der ich einmal (und nie wieder) gelandet bin, wo ein Noob-Autor seitenlang über das einzig Negative (Frauenfeindlichkeit) geweint hat und dafür über die 1000 anderen, positiven Dinge nur ein paar Worte verloren hat. Die berühmte Nadel im Heuhaufen eben...
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You come at the king, you best not miss

Mr. Vincent Vega

Zitat von: Suge Knight am 21 Juli 2006, 19:12:34
Schon verwunderlich, wie man einem (objektivem!) Jahrhundertfilm wegen einer solchen Lappalie seinen Status abzusprechen versucht.

Klar, objektiv...

Zitat von: Suge Knight am 21 Juli 2006, 19:12:34
Das erinnert mich an irgendeine Review-Seite, auf der ich einmal (und nie wieder) gelandet bin, wo ein Noob-Autor seitenlang über das einzig Negative (Frauenfeindlichkeit) geweint hat und dafür über die 1000 anderen, positiven Dinge nur ein paar Worte verloren hat. Die berühmte Nadel im Heuhaufen eben...

Für dich mag es eine Lappalie sein, für mich ist deine unglaublich sinnbildliche "Nadel" eben sehr bezeichnend für die Mentalität eines Leone. Von mir aus können sich die Leone-Jünger vor ihrem archaischen Vorbild verneigen, mir stößt die Frauenfeindlichkeit des Films übel auf. Ich finde ihn auch sonst keinesfalls herausragend, sondern eben gut. An was dich das erinnert, ist mir eigentlich ziemlich schnuppe.

lastboyscout

Eine Tatsache finde ich halt immer wieder befremdlich ( ist jetzt nicht direkt auf Mr. Vincent Vega gemünzt, eher allgemein gesagt ):

Und zwar, wenn Leute Reviews über Filme schreiben / am Radio machen / im Fernsehen bringen, obwohl sie ne komplett andere Schiene bevorzugen.
Eine Frau, die Liebesschnulzen liebt, wird nie in einem "House Of 1000 Corpses" das sehen, was ich darin sehe, sie wird mittendrin abschalten,
wenn überhaupt einschalten.
Und ein Mann, der strunzdumme ( was nicht negativ gemeint ist  :icon_mrgreen: ) Actionklopper liebt, wird sich nie mit der hervorragenden
Liebesgeschichte "Die fabelhafte Welt der Amelie" richtig auseinandersetzen können.

Also, ich bin dann schon so fair, und sage über den Film garnix, oder ich gebe vorher zu, daß mich diese Richtung garnicht juckt.
Und schon wird meine Kritik mit ganz anderen Augen gesehen.

Meine Meinung . . .
I`m a tragic hero in this game called life,
my chances go to zero, but I always will survive.
( Funker Vogt - Tragic Hero )

What is your pleasure, sir? This is mine:
http://www.dvdprofiler.com/mycollection.asp?alias=lastboyscout

Vince

Man sollte sich schon entweder spezialisieren oder eine gewisse Offenheit an den Tag legen, um nicht ein Genre schon per se zu verurteilen. Ein Opfer dessen ist ja oft der Horrorfilm... bei den Kurzkritiken unserer Tageszeitung wird "brutal" grundsätzlich als Äquivalent zu "schlecht" benutzt. Das ist lächerlich hoch drei und manchmal frage ich mich, wer da Kritiken schreiben darf.

Ich halte mich grundsätzlich bei Musicals zurück (zu gerne hätte ich noch "Phantom der Oper" besprochen, aber dazu fühle ich mich einfach nicht in der Lage) und bei so Bollywoodkram et cetera, jetzt mal abgesehen von "Dhoom", den ich auf seine Eignung als Actionparodie hin unter die Lupe genommen habe. In diesen Bereichen halte ich lieber die Klappe, weil ich weiß, dass ich dem Film nicht gerecht werden kann.

McHolsten

Ich finde ich habe schon einen sehr eigenwilligen Filmgeschmack, bewege mich auch hauptsächlich in meinem Metier, nicht aber auch ab und an "über den Tellerrand" zu gucken. Natürlich kennt man Klassiker der Horrorfilmgeschichte wie "Freaks", aber - da stimme ich Vince zu - fehlt einem (noch) das hintergründige Wissen um den jeweiligen Filmen in einem Review wirklich gerecht zu werden. Und wenn sowieso schon jemand zu solch einem Film ein klasse Review geschrieben hat, mache ich mir auch (momentan) noch nich die Mühe meine Meinung zu "Papier" zu bringen. Da konzentriere ich mich lieber auf die moderneren Obskuritäten. Aber "Faust", "Caligari", etc. werde ich mir definitiv noch einmal in Ruhe anschauen.
Gore on!

Vince

Zustimmung auch dazu, wobei es mir in dem Fall jetzt nicht um fehlendes Hintergrundwissen ging, sondern einfach darum, dass ich Musicals nicht mag und die Ausdrucksweise des Genres mir einfach nix gibt. Das sind natürlich keine guten Voraussetzungen, wenn mir jedes Mal ne Gänsehaut kommt, wenn die anfangen zu singen, deswegen lasse ich es dann normalerweise ganz. Wen es interessiert: Die Universal Legacy Collection habe ich ursprünglich im Rahmen einer DVD-Besprechung unter die Lupe genommen. Der Vollständigkeit halber musste ich auch zum Phantom was schreiben, also habe ich mich entschlossen, ein Zeugnis meines Unwillens zu hinterlassen, etwas zu einer Filmform zu schreiben, die ich nicht mag.  ;)
http://www.dvdnarr.com/forum/viewtopic.php?p=153189#153189

Aber sonst ist es bei mir auch so wie McHolsten sagt: Vor Filmklassikern habe ich so viel Respekt, dass ich mich nur da rantraue, wenn ich mich einigermaßen bewandert fühle. Selbst vor der Besprechung der ja noch nicht soo alten "Stirb Langsam"- Trilogie hatte ich einen gewissen Bammel. Es geht ja schließlich auch immer darum, eine eigene Sichtweise darzulegen und nicht einfach was zu wiederholen, was schon in einer Million vorherigen Reviews durchgekaut wurde.

Eigentlich ist es aber natürlich auch legitim, seine Meinung kundzutun, wenn man noch wenig Hintergrundkenntnisse hat. Es gibt schließlich auch Leser, die sich selbst noch nicht so gut auskennen und vielleicht nach einer Sichtweise suchen, die ihrer am nächsten kommt. Man sollte aber dann auch zu Beginn reinen Tisch machen, auf welchem Wissensstand das Review basiert.

lastboyscout

Naja, es muß ja nicht mal wegen dem Hintergrundwissen sein.
Ich würde mich zum Beispiel hüten, was über ( in meinen Augen ) totalen Scheiß wie Center Stage, Honey oder ähnlichen Mist zu schreiben.
Wäre einfach nur unfair.
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( Funker Vogt - Tragic Hero )

What is your pleasure, sir? This is mine:
http://www.dvdprofiler.com/mycollection.asp?alias=lastboyscout

McHolsten

Zitat von: lastboyscout am 22 Juli 2006, 00:39:38
Ich würde mich zum Beispiel hüten, was über ( in meinen Augen ) totalen Scheiß wie Center Stage, Honey oder ähnlichen Mist zu schreiben.
Wäre einfach nur unfair.

Deswegen schaue ich mir auch nur das an was mich interessiert. Ich muss mich vor keinem Menschen beweisen, etwas zu schauen, was mir sonst so nicht zusagen würde. Gut, beim letzten Date "musste" ich mir "MatchPoint" anschauen, der auch ganz gut war. Sonst wäre ich aber niemals im Leben auf den Gedanken gekommen mir den (im Kino) anzuschauen. Auch "Schwer verliebt" habe ich nur geschaut, weil meine Behinderten sonst nichts dolles im Schrank haben und ich sonst TV (sucks) hätte schauen müssen. Da bin ich schon ehrlich, vertrete meine Meinung. Sicherlich verpasst man bei solch einer "eingefahrenen" Denkweise einiges, aber ich bin ja noch jung. Denke in 10-20 Jahren werde ich auch sicherlich den ein oder anderen "alten Klassiker" gesehen haben, aber momentan reizt mich das weniger. 
Gore on!

Mr. Vincent Vega

Zitat von: lastboyscout am 21 Juli 2006, 23:36:49
Und ein Mann, der strunzdumme ( was nicht negativ gemeint ist  :icon_mrgreen: ) Actionklopper liebt, wird sich nie mit der hervorragenden
Liebesgeschichte "Die fabelhafte Welt der Amelie" richtig auseinandersetzen können.

Ich bin alles andere als ein Fan von Actionkloppern und trotzdem geht mir Amelie auf die Klöten. Man kann also keinesfalls verallgemeinern. Außerdem ist das, was du da sagst ziemlich merkwürdig. Denn ein Filmjournalist mag ein Genre besonders bevorzugen (wobei ein wirklich guter das nicht tut!), aber es ist seine verdammte Pflicht, jeden Film gleichwertig und im Kontext seines Genres zu betrachten. Und wie gesagt, die Kritiker, die ich lese/auf die ich vertraue, tun das auch.

Außerdem stellt sich mir die Frage, wie es bei dir mit der Filmleidenschaft bestellt ist, wenn du an eine derartige Selektion appellierst.

Zudem werden hier in der Diskussion zwei Sachen etwas durcheinander gebracht: Einmal, dass Filmkritiker Genres unfair behandeln und qualitativ mit zweierlei Maß messen, zum anderen, dass, obwohl Hintergrundwissen fehle, sie Kritiken schreiben würden. Ersterer Punkt ist natürlich diskussionswürdig, wobei das, wie schon erwähnt, auf einen guten Kritiker einfach nicht zutrifft. Und die schlechten muss ja keiner lesen. Der zweite Punkt ist wiederum nicht diskussionswürdig, da jemand eben nicht etwas schreiben kann, wenn er kein Hintergrundwissen hat, da sind wir uns doch alle einig. Beispiel wäre wieder, dass man kein Review zu "O Brother where Art Thou?" schreiben kann, wenn man eben "Sullivan's Travels" nicht kennt. Und wenn das jemand tut, na ja, dann ist es eben kein gutes Review, sei's drum.

Gut, aber diese beiden Punkte wurden von Vince ja auch noch einmal deutlich separiert.

Zitat von: lastboyscout am 21 Juli 2006, 23:36:49
Naja, es muß ja nicht mal wegen dem Hintergrundwissen sein.
Ich würde mich zum Beispiel hüten, was über ( in meinen Augen ) totalen Scheiß wie Center Stage, Honey oder ähnlichen Mist zu schreiben.
Wäre einfach nur unfair.

Und wieder verstehe ich nicht, was du da sagst. Warum wäre es unfair, über einen Film zu schreiben, den man "total scheiße" findet? Wo ist das da der Sinn? Warum schreibst du dann über Filme, die du z.B. großartig findest? Ziel ist es doch, seiner Leserschaft Filme zu empfehlen oder eben nicht zu empfehlen. Und sich deshalb aber von vornherein keine Filme aus Genres, die man weniger mag, anzuschauen, finde ich ja noch irgendwo einigermaßen nachvollziehbar (wobei das bei mir nicht zutrifft), wenn das dann aber mal vorkommt (durch welche "Umstände" auch immer), dann brauch man trotzdem nicht auf ein Review verzichten, wenn der Film schlecht war. Warum auch? Und außerdem kann es ja sein, dass der Film dann doch gar nicht so schlecht ist (obwohl er aus dem Sujet stammt, das man eigentlich nicht zu mögen glaubte). Aus diesem letztgenanntem Grund übrigens schaue ich Filme aus (nahezu) allen Genres und würde mich einer derartigen Praxis nie unterwerfen.


Mr. Hankey

22 Juli 2006, 13:16:07 #57 Letzte Bearbeitung: 22 Juli 2006, 13:27:37 von Mr. Hankey
ZitatBeispiel wäre wieder, dass man kein Review zu "O Brother where Art Thou?" schreiben kann, wenn man eben "Sullivan's Travels" nicht kennt. Und wenn das jemand tut, na ja, dann ist es eben kein gutes Review, sei's drum.
Aha, wenn ich mich jetzt also dazu hinreissen würde zu dem Film eine Besprechung zu schreiben, obwohl ich von diesem "Sullivan's Travels" (leider) wirklich noch nie etwas gehört habe, dann macht das die Besprechung gleich automatisch schlecht? Also das ist ja nun mal wirklich Bullshit! Ich denke mal die allermeisten Leute die "O Brother..." besprochen haben, haben "Sullivan's Travels" noch nicht gesehen und trotzdem eine recht saubere Arbeit hingelegt. Nur um einen Film gebührend zu besprechen, muss man doch nicht gleich alle möglichen Filme kennen, die vielleicht ne gewisse Ähnlichkeit zu dem besprochenen Streifen haben. Man muss doch hauptsächlich glaubwürdig ausdrücken können, was gerade diesen Film zu einen guten (oder schlechten) Film macht und was nicht. Da kannst du doch noch lange niemanden vorwerfen seine Besprechung ist schlecht, nur weil du darin keine Bezüge zu irgend einem bestimmten Film drin findest, den die Massen anscheinend sowieso nicht kennen.

Wenn sich Bezüge zu frühren Filmen, die den aktuell besprochenen Streifen vielleicht in gewisser Hinsicht geprägt haben, in einer Besprechung wiederfinden, dann macht das diese Besprechung vielleicht (aber auch nicht automatisch!) hochwertiger, aber wenn dem nicht so ist, dann ist sie nicht gleich automatisch schlecht! Ich denke, dass ist doch eine etwas engstirnige Sicht.

Das wäre ja das gleiche wenn du jemanden z. Bsp. den Vorwurf machen würdest seine Besprechung zu "Scream" würde automatisch schlecht sein, nur weil er anscheinend noch kein "Black Christmas" davor gesehen hat.

Und auch was lastboyscout von sich gibt ist nicht unbedingt sooo falsch! Eher im Gegenteil. In ihm sieht man jemanden, der am Medium Film hauptsächlich seinen Spaß haben will. Er will Unterhaltung darin finden, den Ausstieg aus dem Alltag und nicht unbedingt viel mehr. (@ LBS das ist jetzt nicht böse gemeint).

Du dagegen bist jemand, der sich mit dem Medium Film bis aufs kleinste Detail auseinandersetzen will, was ohne Frage sehr löblich ist, aber dadurch den eigentlichen Nutzen eines Films, nämlich die Unterhaltung und den Ausstieg aus dem Alltag, vielleicht schon ein wenig vergisst, wenn auch nur unterbewusst. Aber das Kino wurde nun einmal hauptsächlich dazu erfunden, (jetzt mal etwas einfach gemacht) um den Zuschauer zu unterhalten. Deshalb kann man lastboyscout seine Einstellung nunmal nicht verübeln, zumal er sicherlich auch kein Filmjournalist werden will. ;)

Er hat mit seiner Einstellung vielleicht wesentlich mehr Spaß am Medium Film, als Du je haben wirst (bitte nicht falsch verstehen ;))!
Ofdb-Filmsammlung
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Mr. Vincent Vega

Oh nö, was hab ich jetzt wieder losgetreten... ;)

Zitat von: Mr. Hankey am 22 Juli 2006, 13:16:07
Aha, wenn ich mich jetzt also dazu hinreissen würde zu dem Film eine Besprechung zu schreiben, obwohl ich von diesem "Sullivan's Travels" (leider) wirklich noch nie etwas gehört habe, dann macht das die Besprechung gleich automatisch schlecht? Also das ist ja nun mal wirklich Bullshit! Ich denke mal die allermeisten Leute die "O Brother..." besprochen haben, haben "Sullivan's Travels" noch nicht gesehen und trotzdem eine recht saubere Arbeit hingelegt. Nur um einen Film gebührend zu besprechen, muss man doch nicht gleich alle möglichen Filme kennen, die vielleicht ne gewisse Ähnlichkeit zu dem besprochenen Streifen haben. Man muss doch hauptsächlich glaubwürdig ausdrücken können, was gerade diesen Film zu einen guten (oder schlechten) Film macht und was nicht. Da kannst du doch noch lange niemanden vorwerfen seine Besprechung ist schlecht, nur weil du darin keine Bezüge zu irgend einem bestimmten Film drin findest, den die Massen anscheinend sowieso nicht kennen.

Wenn sich Bezüge zu frühren Filmen, die den aktuell besprochenen Streifen vielleicht in gewisser Hinsicht geprägt haben, in einer Besprechung wiederfinden, dann macht das diese Besprechung vielleicht (aber auch nicht automatisch!) hochwertiger, aber wenn dem nicht so ist, dann ist sie nicht gleich automatisch schlecht! Ich denke, dass ist doch eine etwas engstirnige Sicht.

Nimm das Wort ,,schlecht" doch nicht so wörtlich. Dann sage ich eben ,,unzureichend". Und das sollte schon gesagt sein: Der Coen-Film hat nicht nur ,,eine gewisse Ähnlichkeit" zu dem von Sturges, und es geht auch weit über gewisse Bezüge hinaus (der Vergleich mit ,,Scream" und ,,Black Christmas" hinkt aber mal ganz ganz dolle), sondern ,,O Brother Where Art Thou?" ist der Film, den der Regisseur Sullivan in eben ,,Sullivan's Travels" drehen will. Somit bilden diese beiden Filme ein Geflecht, das weit über lediglich Bezüge etc. hinausgeht. Und sorry, eine angemessene Besprechung jedweder Art dieses Films kann imho nur dann erfolgen, wenn dieser Aspekt im Vordergrund steht. Aber gut, das ist offtopic.

Zitat von: Mr. Hankey am 22 Juli 2006, 13:16:07
Das wäre ja das gleiche wenn du jemanden z. Bsp. den Vorwurf machen würdest seine Besprechung zu "Scream" würde automatisch schlecht sein, nur weil er anscheinend noch kein "Black Christmas" davor gesehen hat.

Dazu fällt mir nur ein:

Zitat von: Mr. Hankey am 22 Juli 2006, 13:16:07
Alt und Neu zu vergleichen wäre in diesem Punkt einfach (mal etwas weit ausgeholt) ein Vergleich mit Äpfeln und Birnen!

:icon_lol:

Zitat von: Mr. Hankey am 22 Juli 2006, 13:16:07
Und auch was lastboyscout von sich gibt ist nicht unbedingt sooo falsch! Eher im Gegenteil. In ihm sieht man jemanden, der am Medium Film hauptsächlich seinen Spaß haben will. Er will Unterhaltung darin finden, den Ausstieg aus dem Alltag und nicht unbedingt viel mehr. (@ LBS das ist jetzt nicht böse gemeint).

Ich verstehe den Bezug nicht. Mir ging es darum, dass ich nicht verstehen kann, warum jemand nichts über Filme schreiben will, die er nicht mag, weil es ,,unfair" sei. Da ist es jetzt völlig egal, ob jemand nur ,,aus Spaß" Filme guckt oder es ,,zwanghaft" (das wäre der Subtext deines Beitrags in Bezug auf mich) tut.

Zitat von: Mr. Hankey am 22 Juli 2006, 13:16:07
Du dagegen bist jemand, der sich mit dem Medium Film bis aufs kleinste Detail auseinandersetzen will, was ohne Frage sehr löblich ist, aber dadurch den eigentlichen Nutzen eines Films, nämlich die Unterhaltung und den Ausstieg aus dem Alltag, vielleicht schon ein wenig vergisst, wenn auch nur unterbewusst.

Bis aufs kleinste Detail? Das wäre ja zu schön, um wahr zu sein...  ;)

Und Hankey, du hast keine Ahnung, wie wichtig Filme für mich sind, gerade WEIL sie mich meines Alltags entreißen, was überhaupt nicht ausschließt, dass man sich trotzdem sehr tiefgreifend mit ihnen auseinandersetzt. Ich bin ehrlich gesagt kein Freund dieser Kategorisierungen, wie du sie hier darstellst.

Zitat von: Mr. Hankey am 22 Juli 2006, 13:16:07
Aber das Kino wurde nun einmal hauptsächlich dazu erfunden, (jetzt mal etwas einfach gemacht) um den Zuschauer zu unterhalten. Deshalb kann man lastboyscout seine Einstellung nunmal nicht verübeln, zumal er sicherlich auch kein Filmjournalist werden will. ;)

Die gute alte Diskussion, ob Kino nur Unterhaltung oder mehr ist. Verstehe immer noch nicht, warum du das jetzt aufführst, weil es im Moment lediglich darum ging/geht, ob man Filme aus Genres reviewen sollte, die man nicht mag, und ferner darum, wie es mit Hintergrundwissen bestellt ist.

Zitat von: Mr. Hankey am 22 Juli 2006, 13:16:07
Er hat mit seiner Einstellung vielleicht wesentlich mehr Spaß am Medium Film, als Du je haben wirst (bitte nicht falsch verstehen ;))!

Das tue ich aber, sorry. :icon_mad:

Mr. Hankey

22 Juli 2006, 14:43:22 #59 Letzte Bearbeitung: 22 Juli 2006, 14:50:59 von Mr. Hankey
Ok, ok, ok! Wie schon gesagt, den Film "Sullivan's Travels" kenne ich bis jetzt leider noch nicht, und ich danke dir erst einmal für die Aufklärung. Dann ist der Vergleich zwischen "Scream" und "Black Christmas" vielleicht wirklich etwas falsch. Dennoch bleibe ich dabei, dass ich auch ohne diesen Film zu kennen, zu "Oh Brother..." eine ausreichende Besprechung schreiben könnte, die jedem sagen kann, was er von diesem Film, aus meiner Sicht, zu erwarten hat. Nur eben, wie schon gesagt, vielleicht nicht ganz so tiefgängig und Detailreich wie jemand, der den Film doch schon gesehen hat.

Was hättest du denn getan, wenn du von dem Film "Sullivan's Travels", so wie ich, bis jetzt noch nie etwas gehört hättest, aber trotzdem schon eine Besprechung zu "O Brother..." geschrieben hättest. Würdest du die nun plötzlich für schlecht bzw. unzureichend halten, nur weil du plötzlich merkst, dass dir eigentlich ein Detail aus der Filmgeschichte gefehlt hat? Deshalb hast du doch trotzdem schon deine "Pflicht" als Filmrezesionist erfüllt, den Interessenten deine Meinung zum Film in geeigneter Form wiederzugeben. Es fehlt halt nur einfach eine Kleinigkeit, die deine Besprechung noch nen Tick aussagekräftiger gemacht hätte. Aber nun gut, in dem Punkt werden wir uns wohl ewig im Kreis drehen. ;)

ZitatMir ging es darum, dass ich nicht verstehen kann, warum jemand nichts über Filme schreiben will, die er nicht mag, weil es ,,unfair" sei.
Das hat LBS aus meiner Sicht auch gar nicht geschrieben. Er meinte eher das er es für Unfair erachtet, wenn jemand (um beim Bsp. von Vince zu bleiben) z. Bsp. einen Musical-Film bespricht, obwohl er mit diesem Genre überhaupt nichts anfangen kann. Denn das durch diese Asympathie zum Genre automatisch keine ausreichend objektive Betrachtungsweise erfolgen kann, versteht sich von selbst. Denn, da wirst du mir sicher recht geben, eine Filmbesprechung muss nun mal eine gesunde Mischung aus objektiver Sicht und subjektiver Sicht ergeben, ansonsten wird es nunmal schlicht und einfach unfair. Damit meinte LBS aber nicht, dass man Filme die man schlecht findet, nicht besprechen sollte. Er meinte halt nur, dass z. Bsp. generelle Musical-Hasser nicht unbedingt den Joel Schumachers "Phantom der Oper"-Film besprechen sollten.

Aber nun gut, als angehender Filmjournalist sollte man natürlich wirklich in allen Genres bewandert sein, da gebe ich dir natürlich recht. Aber allzuleicht fallen dürfte einem das sicher dennoch nicht, wenn man als Spezialist für Actionfilme plötzlich dazu beauftragt wird den nächsten "Winnie Puhh"-Streifen fair zu begutachten. :icon_mrgreen:

ZitatUnd Hankey, du hast keine Ahnung, wie wichtig Filme für mich sind, gerade WEIL sie mich meines Alltags entreißen, was überhaupt nicht ausschließt, dass man sich trotzdem sehr tiefgreifend mit ihnen auseinandersetzt. Ich bin ehrlich gesagt kein Freund dieser Kategorisierungen, wie du sie hier darstellst.
Wollte hier auch keine Kategorisierung darstellen, wenn das so rübergekommen ist, dann tut mir das Leid. Natürlich ist mir klar, dass du (genauso wie sicher fast jeder hier) das Medium Film geradezu vergöttert und dich deshalb auch so sehr damit beschäftigst, ja es sogar zu deinem Beruf machen willst. Das würde jemand der nur gelegentlich mal ein Filmchen schaut, niemals tun.

Aber es ist doch auch so, dass man dadurch, dass man sich nun so tiefgreifend mit dem Medium Film beschäftigt (und da geht es mir, Vince, Mooni etc. auch nicht viel anders) auch irgendwo nicht mehr so ausgelassen am Medium Film erfreuen kann als andere, mal im direkten Vergleich mit den "anderen" gesehen. (Wir wollen einen Film ergründen, wir wollen seinen Kern ausfindig machen und besichtigen dabei soviele Details, wie es uns nur möglich ist, um unterm Strich dann unser Urteil zu finden. Für uns gibt es kein einfaches "Der ist gut" oder "Der ist schlecht", sondern für uns gibt es eine Skala von Eins - Zehn (und eigentlich noch eine viele längere) um einen Film zu beurteilen. Sprich, wir machen es uns eigentlich wesentlich schwieriger mit unseren Bewertungen, als der aller größte Teil der Gesellschaft, die einen Film nur als "gut" oder "schlecht" bezeichnen. Und genau hierdrin liegt der Hund begraben. Denn dadurch geht natürlich auch ein "gewisser Teil"(!) an Unterhaltung (und darin sehe ich nicht nur Spaß, sondern auch alle anderen Gefühlsregungen, die ein Film ausmachen soll) einfach verloren, weil wir eben unter die Oberfläche schauen wollen, obwohl es doch eigentlich viel leichter wäre, darauf stehen zu bleiben. Denn dann hätten wir vielleicht einfach wesentlich mehr Unterhaltung am Medium Film, als wie in unserer jetztigen Situation, wobei ich diese aber natürlich hiermit keinesfalls madig (Gott bewahre) machen will, sondern einfach nur den Unterschied aufzeigen will zwischen jemanden der sich stark für das Medium Film interessiert, und jemanden der halt nur oberflächlich einen Film schaut, so wie es nun mal die meisten Leute unserer Gesellschaft tun.

Oder um es ganz salopp zu sagen: Als unwissender, oberflächlicher Jugendlicher hätte ich die Matrix-Trilogie bestimmt durchgehend supergeil gefunden, heute sehe ich das schon ein wenig anders! ;)

So, dass war nun allerdings heftigst Off-Topic, Sorry dafür! :icon_redface:
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