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Sind die meisten alten Filme wirklich so schlecht ?

Begonnen von Bretzelburger, 18 Juli 2006, 23:35:42

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Vince

Zitat von: Mr. Hankey am 22 Juli 2006, 14:43:22
Ok, ok, ok! Wie schon gesagt, den Film "Sullivan's Travels" kenne ich bis jetzt leider noch nicht, und ich danke dir erst einmal für die Aufklärung. Dann ist der Vergleich zwischen "Scream" und "Black Christmas" vielleicht wirklich etwas falsch. Dennoch bleibe ich dabei, dass ich auch ohne diesen Film zu kennen, zu "Oh Brother..." eine ausreichende Besprechung schreiben könnte, die jedem sagen kann, was er von diesem Film, aus meiner Sicht, zu erwarten hat. Nur eben, wie schon gesagt, vielleicht nicht ganz so tiefgängig und Detailreich wie jemand, der den Film doch schon gesehen hat.

Was hättest du denn getan, wenn du von dem Film "Sullivan's Travels", so wie ich, bis jetzt noch nie etwas gehört hättest, aber trotzdem schon eine Besprechung zu "O Brother..." geschrieben hättest. Würdest du die nun plötzlich für schlecht bzw. unzureichend halten, nur weil du plötzlich merkst, dass dir eigentlich ein Detail aus der Filmgeschichte gefehlt hat? Deshalb hast du doch trotzdem schon deine "Pflicht" als Filmrezesionist erfüllt, den Interessenten deine Meinung zum Film in geeigneter Form wiederzugeben. Es fehlt halt nur einfach eine Kleinigkeit, die deine Besprechung noch nen Tick aussagekräftiger gemacht hätte.
Richtig! Das mit Sullivan's Travels ist Quatsch. Ist es denn wirklich möglich, dass man auf Sullivan's Travels referieren muss, um eine Kritik zu "O Brother..." zu schreiben, die für den Leser einen gewissen Wert haben kann? Nein, definitiv nicht. Das ist keine Frage der persönlichen Meinung, das entspricht einfach nicht der Wahrheit. Denn es gibt so viele andere Wege, eine Kritik aufzuziehen, und wenn der Bezug zu Sullivan's Travels noch so dicht und noch so unverzichtbar ist. Von den ofdb-Rezensenten hat glaub ich bisher keiner (wenn doch, bitte ich zu entschuldigen  ;) ) ein Wort über Sullivan's Travels verloren, ja nicht einmal Ulrich Behrens bei filmbesprechungen, der ja wirklich gerne solche Querverweise bringt. Wo ich zustimme ist, dass solche Bezüge eine Kritik zu großer Wahrscheinlichkeit deutlich aufwerten, das entzieht allen anderen Kritiken aber noch längst nicht jegliche Qualitäten. Es wundert mich ehrlich gesagt ein bisschen, dass du (also du, Mr. VV  ;) ) den Film in dieser Hinsicht so eindimensional betrachtest...

ZitatDas hat LBS aus meiner Sicht auch gar nicht geschrieben. Er meinte eher das er es für Unfair erachtet, wenn jemand (um beim Bsp. von Vince zu bleiben) z. Bsp. einen Musical-Film bespricht, obwohl er mit diesem Genre überhaupt nichts anfangen kann. Denn das durch diese Asympathie zum Genre automatisch keine ausreichend objektive Betrachtungsweise erfolgen kann, versteht sich von selbst. Denn, da wirst du mir sicher recht geben, eine Filmbesprechung muss nun mal eine gesunde Mischung aus objektiver Sicht und subjektiver Sicht ergeben, ansonsten wird es nunmal schlicht und einfach unfair. Damit meinte LBS aber nicht, dass man Filme die man schlecht findet, nicht besprechen sollte. Er meinte halt nur, dass z. Bsp. generelle Musical-Hasser nicht unbedingt den Joel Schumachers "Phantom der Oper"-Film besprechen sollten.
Jupp, das dürfte ein Mißverständnis gewesen sein, denke ich auch.  ;)

ZitatAber es ist doch auch so, dass man dadurch, dass man sich nun so tiefgreifend mit dem Medium Film beschäftigt (und da geht es mir, Vince, Mooni etc. auch nicht viel anders) auch irgendwo nicht mehr so ausgelassen am Medium Film erfreuen kann als andere. Wir wollen einen Film ergründen, wir wollen seinen Kern ausfindig machen und besichtigen dabei soviele Details, wie es uns nur möglich ist, um unterm Strich dann unser Urteil zu finden. Für uns gibt es kein einfaches "Der ist gut" oder "Der ist schlecht", sondern für uns gibt es eine Skala von Eins - Zehn (und eigentlich noch eine viele längere) um einen Film zu beurteilen. Sprich, wir machen es uns eigentlich wesentlich schwieriger mit unseren Bewertungen, als der aller größte Teil der Gesellschaft, die einen Film nur als "gut" oder "schlecht" bezeichnen. Und genau hierdrin liegt der Hund begraben. Denn dadurch geht natürlich auch ein "gewisser Teil"(!) an Unterhaltung (und darin sehe ich nicht nur Spaß, sondern auch alle anderen Gefühlsregungen, die ein Film ausmachen soll) einfach verloren, weil wir eben unter die Oberfläche schauen wollen, obwohl es doch eigentlich viel leichter wäre, drauf stehen zu bleiben. Denn dann hätten wir vielleicht einfach wesentlich mehr Unterhaltung am Medium Film, als wie in unserer jetztigen Situation, wobei ich diese aber natürlich hiermit keinesfalls madig (Gott bewahre) machen will, sondern einfach nur den Unterschied aufzeigen will zwischen jemanden der sich stark für das Medium Film interessiert, und jemanden der halt nur oberflächlich einen Film schaut, so wie es nun mal die meisten Leute unserer Gesellschaft tun.

Oder um es ganz salopp zu sagen: Als unwissender, oberflächlicher Jugendlicher hätte ich die Matrix-Trilogie bestimmt durchgehend supergeil gefunden, heute sehe ich das schon ein wenig anders! ;)

So ist es. Ein Zeitungsredakteur sagte mir mal, er habe aufgehört, Opernkritiken zu schreiben, damit er sie wieder genießen kann.
Wobei ich es nicht ganz so eng sehen würde. Die Unbefangenheit geht verloren, der Genuß am Film aber nicht unbedingt. Er verteilt sich nur auf andere Kriterien. Für uns ist es jetzt eher ein Genuß, erzählerische Raffinesse oder technisch perfekte Kameraführung, grandiose Schauspielleistungen oder gewitzte Schnittmontage vorzufinden, anstatt einen Film zu gucken, um ihn nach dem Daumenschema tief fallen oder hoch leben zu lassen. Es ist einfach eine andere Art des Filmgenusses, die ich inzwischen dem "normalen" Seherlebnis auch vorziehe. Für Pauschalurteile hebe ich mir andere Dinge auf, zB. Musik (obwohl ich langsam auch die zu entschlüsseln beginne...) oder Literatur.

Mr. Hankey

ZitatDie Unbefangenheit geht verloren, der Genuß am Film aber nicht unbedingt. Er verteilt sich nur auf andere Kriterien. Für uns ist es jetzt eher ein Genuß, erzählerische Raffinesse oder technisch perfekte Kameraführung, grandiose Schauspielleistungen oder gewitzte Schnittmontage vorzufinden, anstatt einen Film zu gucken, um ihn nach dem Daumenschema tief fallen oder hoch leben zu lassen. Es ist einfach eine andere Art des Filmgenusses, die ich inzwischen dem "normalen" Seherlebnis auch vorziehe.
*dito* Genau das wollte ich damit zum Ausdruck bringen!
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Mr. Vincent Vega

22 Juli 2006, 15:43:14 #62 Letzte Bearbeitung: 22 Juli 2006, 15:46:12 von Mr. Vincent Vega
Ich beziehe mich jetzt mal nur auf Mr. Hankey, den Teil für Vince hebe ich mir noch auf. ;)

Zitat von: Mr. Hankey am 22 Juli 2006, 14:43:22
Ok, ok, ok! Wie schon gesagt, den Film "Sullivan's Travels" kenne ich bis jetzt leider noch nicht, und ich danke dir erst einmal für die Aufklärung. Dann ist der Vergleich zwischen "Scream" und "Black Christmas" vielleicht wirklich etwas falsch. Dennoch bleibe ich dabei, dass ich auch ohne diesen Film zu kennen, zu "Oh Brother..." eine ausreichende Besprechung schreiben könnte, die jedem sagen kann, was er von diesem Film, aus meiner Sicht, zu erwarten hat. Nur eben, wie schon gesagt, vielleicht nicht ganz so tiefgängig und Detailreich wie jemand, der den Film doch schon gesehen hat.

In Ordnung, ich würde mir auch nicht anmaßen, das als nicht legitim zu erachten, nur fänd' ich es ganz persönlich unzureichend (tausche ich gegen ,,schlecht" aus, das war nicht sehr passend, gebe ich zu). Ich gestehe auch ein, dass ich es immer ziemlich genau mit allem nehme. Ich bin halt ein Spinner. Aber ein friedliebender zumindest.

Zitat von: Mr. Hankey am 22 Juli 2006, 14:43:22
Was hättest du denn getan, wenn du von dem Film "Sullivan's Travels", so wie ich, bis jetzt noch nie etwas gehört hättest, aber trotzdem schon eine Besprechung zu "O Brother..." geschrieben hättest. Würdest du die nun plötzlich für schlecht bzw. unzureichend halten, nur weil du plötzlich merkst, dass dir eigentlich ein Detail aus der Filmgeschichte gefehlt hat?

Da ich es für relativ gravierend halten würde, nein. Ich würde es neu schreiben. Ich habe mich bislang bezeichnenderweise auch noch nicht an diesen Film gewagt (jetzt nicht in der ofdb, sondern bei den unzähligen Reviews, die hier auf meiner Platte rumschwirren), weil ich wusste, dass mir da das Hintergrundwissen fehlte (womit wir wieder beim Thema wären). Nun kenne ich zwar beide Filme, aber das ist ja nur die Grundlage (denn weiter geht es ja mit der Ebene der griechischen Mythologie).

Was ich zum Ausdruck bringen will: Sicher, Vince und Hankey, kann man auch so ein Review über den Film schreiben, dass eine Aussage über die Qualität trifft. Trotzdem widerspreche ich der Ansicht, es handele sich dabei nur um eine kleine Note, die diese Kritik aufwerten würde, denn ich denke schon, dass sich das ganze Funktionieren des Films (nicht nur in der Intention der Coens) darauf begründet. Aber gut, Sullivan-Thema Ende.  :icon_lol:

Zitat von: Mr. Hankey am 22 Juli 2006, 14:43:22
Deshalb hast du doch trotzdem schon deine "Pflicht" als Filmrezesionist erfüllt, den Interessenten deine Meinung zum Film in geeigneter Form wiederzugeben. Es fehlt halt nur einfach eine Kleinigkeit, die deine Besprechung noch nen Tick aussagekräftiger gemacht hätte.

Siehe oben.

Zitat von: Mr. Hankey am 22 Juli 2006, 14:43:22
Das hat LBS aus meiner Sicht auch gar nicht geschrieben. Er meinte eher das er es für Unfair erachtet, wenn jemand (um beim Bsp. von Vince zu bleiben) z. Bsp. einen Musical-Film bespricht, obwohl er mit diesem Genre überhaupt nichts anfangen kann. Denn das durch diese Asympathie zum Genre automatisch keine ausreichend objektive Betrachtungsweise erfolgen kann, versteht sich von selbst. Denn, da wirst du mir sicher recht geben, eine Filmbesprechung muss nun mal eine gesunde Mischung aus objektiver Sicht und subjektiver Sicht ergeben, ansonsten wird es nunmal schlicht und einfach unfair. Damit meinte LBS aber nicht, dass man Filme die man schlecht findet, nicht besprechen sollte. Er meinte halt nur, dass z. Bsp. generelle Musical-Hasser nicht unbedingt den Joel Schumachers "Phantom der Oper"-Film besprechen sollten.

In der Tat war das kein Missverständnis. Ich sehe das eben anders. Für mich wäre es als Musical-Hasser (der ich nicht bin) nicht unbedingt ein Grund, Schumachers Film nicht zu sehen. 1. Könnte er mich bestätigen. 2. Könnte er mich überraschen. 3. Vielleicht bin ich Schumacher-Fan und möchte sehen, was er daraus macht. Vielleicht bekomme ich dann sogar einen Zugang zum Genre. Kurz: Alles ist möglich. Deshalb unterwerfe ich mich derartigen Dogmen einfach nicht.

Zitat von: Mr. Hankey am 22 Juli 2006, 14:43:22
Aber nun gut, als angehender Filmjournalist sollte man natürlich wirklich in allen Genres bewandert sein, da gebe ich dir natürlich recht. Aber allzuleicht fallen dürfte einem das sicher dennoch nicht, wenn man als Spezialist für Actionfilme plötzlich dazu beauftragt wird den nächsten "Winnie Puhh"-Streifen fair zu begutachten. :icon_mrgreen:

Dass es nicht leicht ist denke ich auch. Ich finde es aber irgendwo notwendig.

Zitat von: Mr. Hankey am 22 Juli 2006, 14:43:22
Wollte hier auch keine Kategorisierung darstellen, wenn das so rübergekommen ist, dann tut mir das Leid. Natürlich ist mir klar, dass du (genauso wie sicher fast jeder hier) das Medium Film geradezu vergöttert und dich deshalb auch so sehr damit beschäftigst, ja es sogar zu deinem Beruf machen willst. Das würde jemand der nur gelegentlich mal ein Filmchen schaut, niemals tun.

In Ordnung (ist ja sowieso alles nicht böse gemeint).  :pidu:

Zitat von: Mr. Hankey am 22 Juli 2006, 14:43:22
Aber es ist doch auch so, dass man dadurch, dass man sich nun so tiefgreifend mit dem Medium Film beschäftigt (und da geht es mir, Vince, Mooni etc. auch nicht viel anders) auch irgendwo nicht mehr so ausgelassen am Medium Film erfreuen kann als andere, mal im direkten Vergleich mit den "anderen" gesehen. (Wir wollen einen Film ergründen, wir wollen seinen Kern ausfindig machen und besichtigen dabei soviele Details, wie es uns nur möglich ist, um unterm Strich dann unser Urteil zu finden. Für uns gibt es kein einfaches "Der ist gut" oder "Der ist schlecht", sondern für uns gibt es eine Skala von Eins - Zehn (und eigentlich noch eine viele längere) um einen Film zu beurteilen. Sprich, wir machen es uns eigentlich wesentlich schwieriger mit unseren Bewertungen, als der aller größte Teil der Gesellschaft, die einen Film nur als "gut" oder "schlecht" bezeichnen. Und genau hierdrin liegt der Hund begraben. Denn dadurch geht natürlich auch ein "gewisser Teil"(!) an Unterhaltung (und darin sehe ich nicht nur Spaß, sondern auch alle anderen Gefühlsregungen, die ein Film ausmachen soll) einfach verloren, weil wir eben unter die Oberfläche schauen wollen, obwohl es doch eigentlich viel leichter wäre, darauf stehen zu bleiben. Denn dann hätten wir vielleicht einfach wesentlich mehr Unterhaltung am Medium Film, als wie in unserer jetztigen Situation, wobei ich diese aber natürlich hiermit keinesfalls madig (Gott bewahre) machen will, sondern einfach nur den Unterschied aufzeigen will zwischen jemanden der sich stark für das Medium Film interessiert, und jemanden der halt nur oberflächlich einen Film schaut, so wie es nun mal die meisten Leute unserer Gesellschaft tun.

Da stimme ich soweit zu.

.sixer.

Ich habe den Thread bisher sehr interessiert verfolgt ohne meine Meinung zu äußern. Vieles was bisher geschrieben wurde ist sicherlich richtig aber einige Äußerungen sind schlichtweg falsch oder zumindest fragwürdig. Es ist bei einigen Filmen schlicht und ergreifend notwendig sich mit "Klassikern", ohnehin ein sehr schwammiger Begriff, zu befassen wenn man moderne Filme hinreichend besprechen möchte. In Disneys "König der Löwen" z.B. kann man unter anderem eine Parallele zu Riefenstahls "Triumpf des Willens" erkennen. In tausenden modernen Filmen gibt es natürliche Bezüge zu "Klassikern". Wenn man da die "Klassiker" nicht kennt, übersieht man die Bezüge zu diesen und der Versuch die Intention der Filmemacher zu erkennen bzw. zu interpretieren schlägt fehl.
Ob es wichtig ist sich mit der technischen, filmischen Geschichte auseinanderzusetzen, möchte ich nicht beurteilen. Es ist aber sicherlich hilfreich wenn man bei Begriffen wie Stop Motion nicht völlig im Regen steht. Eine Notwendigkeit sehe ich allerdings nicht.

Die Argumentation es gäbe nur wenige "Klassiker" auf DVD ist falsch. In meiner Sammlung befinden sich weit über 50% Filme, die vor oder in den 60er Jahren entstanden sind. Neue Filme interessieren mich bis auf wenige Ausnahmen eigentlich nicht.

Abschließend noch ein Zitat aus Ottis Schlachthof "Früher hat niemand klassische Musik gehört." (kann man natürlich auch auf Film übertragen).
"How do you know I'm mad?" said Alice
"you must be," said the cat, "or you wouldn't have come here."

Wir ham kein Strom,
wir ham kein Geld,
wir sind der geilste Club der Welt.

Mr. Vincent Vega

22 Juli 2006, 16:12:23 #64 Letzte Bearbeitung: 22 Juli 2006, 16:14:38 von Mr. Vincent Vega
Zitat von: Dr. Schreck am 22 Juli 2006, 15:57:22
Ich habe den Thread bisher sehr interessiert verfolgt ohne meine Meinung zu äußern. Vieles was bisher geschrieben wurde ist sicherlich richtig aber einige Äußerungen sind schlichtweg falsch oder zumindest fragwürdig. Es ist bei einigen Filmen schlicht und ergreifend notwendig sich mit "Klassikern", ohnehin ein sehr schwammiger Begriff, zu befassen wenn man moderne Filme hinreichend besprechen möchte.

In Disneys "König der Löwen" z.B. kann man unter anderem eine Parallele zu Riefenstahls "Triumpf des Willens" erkennen. In tausenden modernen Filmen gibt es natürliche Bezüge zu "Klassikern". Wenn man da die "Klassiker" nicht kennt, übersieht man die Bezüge zu diesen und der Versuch die Intention der Filmemacher zu erkennen bzw. zu interpretieren schlägt fehl.

Das wäre ja ähnlich mit dem, was ich auch meine. Wobei ich ja denke, dass wenn es nur Bezüge sind, die man abwertend als Gimmicks bezeichnen könnte, es noch nicht so erheblich ist. Es gibt allerdings zahlreiche Filme (grad die von den Coens eben, ,,Man who wasn't there" wäre das nächste Bsp.), die man einfach meiner Meinung nach nur schwer oder eben gar nicht isoliert von ihrem Intentionskontext betrachten kann. Und dieser besteht eben aus Kenntnis und Auseinandersetzung mit den jeweiligen Filmen.

Zum Begriff ,,Klassiker" gebe ich dir Recht, ich habe diesen auch bewusst nicht/kaum verwendet, sondern spreche lieber von ,,älteren Filmen" oder eben den Werken aus der jeweiligen Epoche.

Zitat von: Dr. Schreck am 22 Juli 2006, 15:57:22
Ob es wichtig ist sich mit der technischen, filmischen Geschichte auseinanderzusetzen, möchte ich nicht beurteilen. Es ist aber sicherlich hilfreich wenn man bei Begriffen wie Stop Motion nicht völlig im Regen steht. Eine Notwendigkeit sehe ich allerdings nicht.

Bezieht sich der Punkt mit der Notwendigkeit auf obigen Teil mit der Intention der Filmemacher (also der Notwendigkeit, die Verweise und Bezüge zu kennen) oder nur auf eine filmtechnische Begriffssicherheit?

Zitat von: Dr. Schreck am 22 Juli 2006, 15:57:22
Die Argumentation es gäbe nur wenige "Klassiker" auf DVD ist falsch. In meiner Sammlung befinden sich weit über 50% Filme, die vor oder in den 60er Jahren entstanden sind. Neue Filme interessieren mich bis auf wenige Ausnahmen eigentlich nicht.

In den USA gibt es von Criterion fast alles in diese Richtung. Auch in UK sind bereits zahlreiche ,,Klassiker" erhältlich. Und auch hier gibt es wesentlich mehr auf DVD, als die Eingangstische von Media Markt und Co. vermuten lassen.

.sixer.

Zitat von: Mr. Vincent Vega
Das wäre ja ähnlich mit dem, was ich auch meine. Wobei ich ja denke, dass wenn es nur Bezüge sind, die man abwertend als Gimmicks bezeichnen könnte, es noch nicht so erheblich ist. Es gibt allerdings zahlreiche Filme (grad die von den Coens eben, ,,Man who wasn't there" wäre das nächste Bsp.), die man einfach meiner Meinung nach nur schwer oder eben gar nicht isoliert von ihrem Intentionskontext betrachten kann. Und dieser besteht eben aus Kenntnis und Auseinandersetzung mit den jeweiligen Filmen.

Natürlich muss man unterscheiden inwiefern d.h. wie stark ein Film sich auf einen anderen bezieht. "König der Löwen" ist sicherlich nicht vergleichbar mit "The man who wasn't there" aber in anbetracht dessen, dass "König der Löwen" und "Triumpf des Willens" unter den Benutzern hier weitaus bekannter sein dürfte als "The man who wasn't there" bzw. Film noir ist das Beispiel vielleicht besser.

Zitat von: Mr. Vincent Vega
Bezieht sich der Punkt mit der Notwendigkeit auf obigen Teil mit der Intention der Filmemacher (also der Notwendigkeit, die Verweise und Bezüge zu kennen) oder nur auf eine filmtechnische Begriffssicherheit?

Lediglich auf die Begriffssicherheit. Also dem Wissen über die technische Entwicklung von Filmen.
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"you must be," said the cat, "or you wouldn't have come here."

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wir ham kein Geld,
wir sind der geilste Club der Welt.

Vince

Grundsätzlich: Ja zu euch beiden. Allerdings: @Dr. Schreck: Zunächst mal steht natürlich zur Debatte, wer die Reviews verfasst. Bin ich Rezensent eines Magazins, so sollte ich, wenn ich ein guter sein will, über so viele Bezüge wie möglich Bescheid wissen; ausführliche Recherche gehört dann auch einfach dazu. Bin ich aber ein ofdb-Rezensent, unterliege ich nicht der Vorgabe, ein umfassendes Review zu schreiben, das den Standards eines Magazins oder eines sonstigen Mediums unterliegt. Ich kann mich dann auch auf spezielle Aspekte beschränken (wobei natürlich auch die ofdb ihre Reglementierungen hat, aber ihr wisst schon, wie ich das meine). Und insgesamt ist es einfach so, dass es bei JEDEM Film einhundertundeins Möglichkeiten gibt, wie man die Kritik aufzieht.

Und das Beispiel "König der Löwen" ist eigentlich eher eins, das zeigt, dass man solche Bezüge eben nicht kennen muss, um den Film angemessen zu besprechen - zur richtigen Deutung der Intention bedarf es in diesem Fall nämlich nicht des Bezugsfilms, weil die Intention der Macher auch isoliert zu erkennen ist. Und das sollte sie normalerweise immer. Ein Film darf nicht auf einen älteren Film angewiesen sein, um seine Intention darzulegen, er muss auch immer für sich selbst stehen können. Und genau aus diesem Grund bleiben Bezüge zu anderen Filmen in Reviews immer "nur" eine sinnvolle Dreingabe, die das Review verbessern können, sind aber eben nie ein unumstößlich notwendiges Kriterium.

Etwas anders sieht es wirklich aus, wenn der Film eben von Anfang an daraufhin konzipiert ist, seine Intention durch das Zusammenspiel mit anderen Filmen zu erlangen. Das betrifft Mr. VV's Beispiel "O Brother..:" ebenso wie zB. verschiedene (nicht alle!) Sequels aus einer Filmreihe, wo dann einfach Tatsachen in den Raum geworfen werden, die von den Machern als bekannt vorausgesetzt werden. In solchen Fällen sollte man im Normalfall tatsächlich das Original kennen bzw. das Werk, auf das alles in dem jeweiligen Film hindeutet. Aber: Auch da sehe ich eben keinen "Zwang" dazu. Es ist immer möglich (wenn eben auch nicht immer sinnvoll), einen Film isoliert zu besprechen. Sei es, weil man sich an ein unbedarftes Publikum wenden will, sei es, weil man den Film daraufhin prüfen will, ob er für sich selbst stehen kann oder was auch immer. Wie in der Natur gibt es IMMER noch einen anderen Weg, und deshalb ist dieser Dogmatismus, dass man bei bestimmten Filmen bestimmte andere Filme vorher gesehen haben MUSS, um sie besprechen zu können, in meinen Augen Quatsch.

Bretzelburger

Wenn ich mir so die letzten Beiträge durchlese, erkenne ich sowohl die Tendenz, alte mit neuen Filmen zu vergleichen als auch darüber zu sinnieren, welches Vorwissen nötig ist, um eine anständige Review zu schreiben.

So interessant das ist, beides hatte ich nicht angestrebt. Ich bin der Meinung, daß man sehr gut eine Review über einen alten Film schreiben kann ohne jegliches Spezialwissen. Eine Offenheit gegenüber einer anderen Bildsprache und Erzählstil sollte vorhanden sein, das hat aber im Grunde mehr mit einer inneren Einstellung zu tun - und das ist es, worum es mir geht.

Darüber hinaus sollte man natürlich bei einer solchen Review über seine Wissens-Voraussetzungen ehrlich Auskunft geben. Es kann auch sehr informativ für einen erfahrenen Cineasten (damit meine ich nicht mich (-:) sein, wie jemand einen Film empfindet, der ihn fast naiv erstmalig ansieht. Das ist nur dann hinfällig, wenn diese Situation mit einer vorurteilsbeladenen Haltung kombiniert ist.

Alte mit neuen Filmen zu vergleichen ist meiner Meinung nach sowieso unsinnig und die persönlichen Vorlieben dürfen auch immer eine Rolle spielen. Auch ich bin absoluter Fan der Einzelkämpfer-80er Jahre Filme, die mir immer wieder viel Spaß machen.

Im Endeffekt wünsche ich mir für die alten Filme doch nur das selbe wie für die neuen Filme - Reviews auf ansprechendem Niveau. Und da kann man das gerne mit Ausdrücken wie "super geil" oder "totaler Schrott" kombinieren, wenn man nicht so tut als wenn das der Weisheit letzter Schluß ist.

Ich kann mich an einen Kritiker im Berliner Tip der 80er Jahre erinnern. Immer wenn der einen Film "Zwiespältig" nannte, wußte ich, für mich ist der klasse. Wichtig ist also garnicht, eine übereinstimmende Meinung zu haben, sondern den Kritiker auch einschätzen zu können. Dafür muß dieser aber auch eine Haltung haben und die stellt sich eben durch den Gebrauch von pauschalen "langweilig"-Bezeichnungen nicht ein.

Ich sehe allerdings ein und da liegt meiner Meinung nach auch ein Grundproblem : wenn man absolut keinen Zugang zu einem alten Film hat und sich zu Tode langweilt, hat man kaum das Bedürfnis eine fundierte Review zu schreiben ,um dann zum Schluß seine eigene gelangweilte Haltung dazu einzugestehen. Aber ich denke, es gibt hier eine Vielzahl von Filminteressierten, die grundsätzlich an diesem Medium interessiert sind und da könnte doch eine gewisse Veränderung in der Grundhaltung zu alten Filmen gelingen....

Ich habe in meiner Familie regelmäßig die Situation, daß ich mir einen alten Film ansehe und zufäliig ein Vertreter der Nachfolgegeneration (Mitte zwanzig) mitsieht. Es ist dabei mehrfach zu überraschenden Erkenntnissen gekommen, a la "den Film hätte ich mir nie angesehen, aber der ist ja wirklich super".







Vince

Zitat von: Bretzelburger am 22 Juli 2006, 17:29:17
Im Endeffekt wünsche ich mir für die alten Filme doch nur das selbe wie für die neuen Filme - Reviews auf ansprechendem Niveau. Und da kann man das gerne mit Ausdrücken wie "super geil" oder "totaler Schrott" kombinieren, wenn man nicht so tut als wenn das der Weisheit letzter Schluß ist.

Wobei die Durchschnittsquote der brauchbaren Reviews bei alten Filmen ganz klar höher liegt. Wer sich überhaupt die Mühe macht, zu einem alten Film was zu schreiben, der macht das oft auch ordentlich. Blockbuster sind verseuchter mit Kritiken, die keiner braucht, weil viele, kurz nachdem sie ins Kino gerannt sind, einfach mal schnell ihren Gefühlen freien Lauf lassen wollen. Mein Tipp an ambitionierte Neu-Schreiberlinge lautet jedenfalls: Haltet euch nicht mit Blockbusterreviews auf, sondern beweist euch erst mal bei Filmen mit wenig Reviews. Ich für meinen Teil lese bei großen Neuerscheinungen jedenfalls nur die Reviews der üblichen Verdächtigen, Reviews von mir unbekannten Schreibern durchforste ich grundsätzlich nur bei reviewarmen Filmen. Sollte mir da jemand positiv auffallen, werde ich den auch weiter verfolgen und dann eben auch mal seine Reviews bei größeren Filmen lesen.

.sixer.

Zitat von: Vince am 22 Juli 2006, 17:02:26
Grundsätzlich: Ja zu euch beiden. Allerdings: @Dr. Schreck: Zunächst mal steht natürlich zur Debatte, wer die Reviews verfasst. Bin ich Rezensent eines Magazins, so sollte ich, wenn ich ein guter sein will, über so viele Bezüge wie möglich Bescheid wissen; ausführliche Recherche gehört dann auch einfach dazu. Bin ich aber ein ofdb-Rezensent, unterliege ich nicht der Vorgabe, ein umfassendes Review zu schreiben, das den Standards eines Magazins oder eines sonstigen Mediums unterliegt. Ich kann mich dann auch auf spezielle Aspekte beschränken (wobei natürlich auch die ofdb ihre Reglementierungen hat, aber ihr wisst schon, wie ich das meine). Und insgesamt ist es einfach so, dass es bei JEDEM Film einhundertundeins Möglichkeiten gibt, wie man die Kritik aufzieht.

Das ist natürlich richtig. Man kann selbstverständlich nicht von jedem Hobby-Autor verlangen Bezüge zu anderen Titeln zu erkennen und in den filmischen Kontext zu bringen. Anders sieht das natürlich bei professionellen Autoren aus. Da erwarte ich ein gewisses Vorwissen. Dafür werden die Autoren schließlich bezahlt. Ich halte es dennoch für eine generelle Notwendigkeit Bezüge zu anderen Titeln zu erkennen um einen Film hundertprozentig zu durchleuchten, sofern dies überhaupt möglich ist. Filmfreaks gibt es genug aber jemand, der von sich behauptet wirklich Ahnung zu haben, sollte zumindest ansatzweise Bezüge erkennen können.

Zitat von: Vince am 22 Juli 2006, 17:02:26
Und das Beispiel "König der Löwen" ist eigentlich eher eins, das zeigt, dass man solche Bezüge eben nicht kennen muss, um den Film angemessen zu besprechen - zur richtigen Deutung der Intention bedarf es in diesem Fall nämlich nicht des Bezugsfilms, weil die Intention der Macher auch isoliert zu erkennen ist. Und das sollte sie normalerweise immer. Ein Film darf nicht auf einen älteren Film angewiesen sein, um seine Intention darzulegen, er muss auch immer für sich selbst stehen können. Und genau aus diesem Grund bleiben Bezüge zu anderen Filmen in Reviews immer "nur" eine sinnvolle Dreingabe, die das Review verbessern können, sind aber eben nie ein unumstößlich notwendiges Kriterium.

Das sehe ich etwas anders. Wobei es, und da gebe ich dir recht, natürlich vom jeweiligen Film abhängt. Ein Film steht erstmal für sich selbst und ist keine Sammlung von Hommages oder Bezügen zu anderen Titeln. Dennoch behaupte ich, dass es nicht immer "...nur eine sinnvolle Dreingabe..." ist wenn man Szenen anderen Filmen zuordnen bzw. in Bezug setzen kann. Es ist zugebenermaßen etwas müßig darüber zu diskutieren, da es sich hierbei um eine Grundsatzfrage handelt. Das muss jeder für sich entscheiden.

Zitat von: Vince am 22 Juli 2006, 17:02:26
Etwas anders sieht es wirklich aus, wenn der Film eben von Anfang an daraufhin konzipiert ist, seine Intention durch das Zusammenspiel mit anderen Filmen zu erlangen. Das betrifft Mr. VV's Beispiel "O Brother..:" ebenso wie zB. verschiedene (nicht alle!) Sequels aus einer Filmreihe, wo dann einfach Tatsachen in den Raum geworfen werden, die von den Machern als bekannt vorausgesetzt werden. In solchen Fällen sollte man im Normalfall tatsächlich das Original kennen bzw. das Werk, auf das alles in dem jeweiligen Film hindeutet. Aber: Auch da sehe ich eben keinen "Zwang" dazu. Es ist immer möglich (wenn eben auch nicht immer sinnvoll), einen Film isoliert zu besprechen. Sei es, weil man sich an ein unbedarftes Publikum wenden will, sei es, weil man den Film daraufhin prüfen will, ob er für sich selbst stehen kann oder was auch immer. Wie in der Natur gibt es IMMER noch einen anderen Weg, und deshalb ist dieser Dogmatismus, dass man bei bestimmten Filmen bestimmte andere Filme vorher gesehen haben MUSS, um sie besprechen zu können, in meinen Augen Quatsch.

Hier sind unsere Meinungen eigentlich konform. Allerdings von einem MUSS kann imho nur die Rede sein wenn ein Film wie oben beschrieben hundertprozentig durchleuchtet werden soll.

Ich selbst lese wenn überhaupt nur sehr, sehr selten OFDB Reviews, da mir der Stil der meisten Autoren nicht zusagt und weil eben für meinen Geschmack oftmals nicht hinreichend interpretiert wird. Und wenn ich Reviews lese - und das muss gesagt werden - dann immer nur wenn ich den Film schon kenne und nach anderen Interpretationsmöglichkeiten suche. Ich habe noch nie eine Rezension zu einem mir unbekannten Film gelesen.
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wir ham kein Geld,
wir sind der geilste Club der Welt.

Loy

23 Juli 2006, 15:22:39 #70 Letzte Bearbeitung: 23 Juli 2006, 15:32:48 von Loy
Ich bewerte Filme aus heutiger Sicht und wenn alte Filme eine gute Note schaffen OHNE Rücksicht auf die Zeit zu nehmen, in der sie erschaffen wurden, dann ist das meiner Meinung nach ein Beweis für wirkliche Güte. Dazu zähle ich nicht die Filme, deren Schrottreife mit dem Wort Kult verschleiert oder entschuldigt werden.

Zudem wird eine Bewertung aus damaliger Sicht immer schwieriger, denn wer kann bei 50er oder 60er Jahre Filmen wirklich noch mitreden? Und wie sieht das in 20 Jahren aus?

Und ob ein aktueller Film zum Klassiker wird, kann man auch erst in 20 Jahren sagen. Dann wird sich zeigen, wievielen Herr der Ringe noch klar im Gedächtnis sind. Heute kann ich davon ausgehen, aber entscheiden werden das ganz allein die Jahre.

lastboyscout

Danke für die Leute, die für mich mitgeantwortet haben während meines Umzugs.  :icon_mrgreen:
Mir geht es wirklich darum, daß ich keine Genres bespreche / bewerte, die ich nicht mag.
Ich kucke zwar ab und zu auch über den Tellerrand, aber eher selten.

Noch dazu habe ich folgendes Problem:
Ich gehe nicht ins Kino, kucke kein TV ( wegen O-Ton usw usw ).
Wenn ich jetzt also nen Film haben wil, kaufe ich den.
Ich sehe aber nicht ein, mir ne DVD zu kaufen, wo ich mir nicht sicher bin, daß mir der Film gefällt.
Dafür kaufe ich einfach zu viel.
Ich verlasse mich halt viel auf Online-Kumpel, viel OFDB und GF, wenn ich nen Film haben will.
Und bis jetzt waren gute 75 Prozent meiner Sammlung ( > 1700 Stück ) reine Blindkäufe.
Und ich ,wurde noch nie enttäuscht.
Ich würde mich aber trotzdem als Filmliebhaber und leidenschaftlichen Sammler sehen, auch wenn ich nicht
jeden Film bis ins kleinste Detail zerpflücke.
Alles versteckte sieht man sowieso nicht immer, aber viele Sachen / Querverweise / Hinweise usw fallen einem
natürlich schon auf.
Aber nur weil ich nicht wirklich jedes Fitzelchen mitbekomme, bin ich deswegen ein schlechterer Filmekucker,
weniger an der Materie begeistert, nicht so bewandert in dem Medium wie du?

Du zerpflückst den Film in Reviews, ich gehe auf die Jagd nach der besten DVD weltweit, dem geilsten Ton,
dem schärfsten Bild, der längsten Fassung, der geilsten Limited Edition.
Aber dennoch lege ich viel wert bei einem Film darauf, daß er in meinen Augen GUT ist.
Wenn er mir gefällt, wandert er in mein Regal.
Auch wenn seine Aussage nicht so perfekt ist, seine anfängliche Intention nicht erreicht wird oder er in
meinen Augen etwas anders machen hätte sollen:
Wenn ich Lust auf dieses oder jenes Genre habe, und er die Bedingungen dafür in meinen Augen erfüllt,
dann ist er GUT.

Meine Meinung . . ,.

I`m a tragic hero in this game called life,
my chances go to zero, but I always will survive.
( Funker Vogt - Tragic Hero )

What is your pleasure, sir? This is mine:
http://www.dvdprofiler.com/mycollection.asp?alias=lastboyscout

Bretzelburger

Zitat von: Loy am 23 Juli 2006, 15:22:39
Ich bewerte Filme aus heutiger Sicht und wenn alte Filme eine gute Note schaffen OHNE Rücksicht auf die Zeit zu nehmen, in der sie erschaffen wurden, dann ist das meiner Meinung nach ein Beweis für wirkliche Güte.

Gratuliere zu diesem Selbstvertrauen oder soll ich lieber sagen Selbstüberschätzung. Eine Einschätzung ohne Rücksicht auf die Zeit in der der Film entstand, bedeutet bestenfalls eine ignorante Einstellung, denn diese geht davon aus, daß alles immer besser wird.

Unter diesem Gesichtspunkt bräuchte sich keiner Gedanken zu der Qualität von Höhlenmalerei machen, selbst Dürer wirkt in seinen perspektivischen Arbeiten noch etwas unbeholfen...aus heutiger Sicht hätte Dürer bei Anwendung deiner Kriterien kaum eine Chance auf die Zulassung an einer Uni !

Aber wir sprechen hier von einer Kunstform und da spreche ich dir (und mir übrigens auch) die Fähigkeit ab, das abschließend beurteilen zu können.

Allerdings bleibt eine Aussage wie deine "heutige Sicht" etwas vage, vielleicht tue ich dir da unrecht. Es ist völlig legitim seine "heutigen" Empfindungen anzuwenden, welche sollte man auch sonst nehmen ? - Nur was empfindet man heute? - ich nehme mal ein aktuelles Beispiel :

Anstatt in den neuesten Blockbuster oder den angesagten Independent-Horrorfilm zu gehen, gehe ich ins Off-Kino und sehe mir einen zeitgenössischen tschechischen Film an. Gehe ich da mit der selben Erwartungshaltung hinein ? - bestimmt nicht, denn dann wird's ne Katastrophe. Ich tune mich auf eine andere Bildsprache und Thematik ein und etwas anderes fordere ich für die alten Filme auch nicht.

Sollte aber die "heutige Sicht" eine ignorante Haltung a la "Schnitt, Bild,Ton,Sprache,Tempo wie heute üblich" sein, dann haben deine Reviews keinerlei inhaltlichen Nährwert.

tagchen

Ist diese ganze Diskussion nicht abgehoben ?

Man sieht sich einen Film an um sich zu unterhalten, sich abzulenken, nachzudenken etc.... Je nachdem wie es mehr oder weniger gelingt bewertet man einen Film - dazu kommt halt noch was der betreffende eventuell zu dieser Kategorie von film beizutragen hat an Vorwissen etc. Aber was hier alles gefordert bzw. angebracht wird ?

Reviewer x oder y hat statistisch nur 0,x % Filme vor 1961 besprochen ? Ja und ? Was soll er jetzt tun ? Wird er verurteilt die nächsten 100 Filme nur welche vor 1961 anzuschauen ?

User x darf Film y nicht als unzeitgemäss beurteilen weil dieser Film vor 50 Jahren gedreht wurde und der User die Filmgeschichtlichen zusammenhänge nicht kennt ? Unzeitgemäss bedeutet das der Film heute nicht mehr passen würde - und das kann man, auch ohne die damalige Zeit zu kennen, ganz gut auf die heutige Zeit bezogen sagen.

Filme erst besprechen wenn man die geschichtliche Entwicklung des Filmgenres kennt ? Tolle Idee, aber wenn man sich in diversen anderen Foren durchblättert was manche Leute so schon zur allgemeinen Geschichte absondern kann man kaum erwarten das dies bei so einem Thema wie Film gemacht wird.

Bretzelburger

Interessant finde ich bei der Diskussion nicht ihre vermeintliche Abgehobenheit, sondern das Drängen in die extreme Ecke.

Zitat von: tagchen am 24 Juli 2006, 05:45:45
Ist diese ganze Diskussion nicht abgehoben ?

Reviewer x oder y hat statistisch nur 0,x % Filme vor 1961 besprochen ? Ja und ? Was soll er jetzt tun ? Wird er verurteilt die nächsten 100 Filme nur welche vor 1961 anzuschauen ?

User x darf Film y nicht als unzeitgemäss beurteilen weil dieser Film vor 50 Jahren gedreht wurde und der User die Filmgeschichtlichen zusammenhänge nicht kennt ?

Dabei wollte ich mit diesem Thema nur auf ein bestehendes Extrem aufmerksam machen. Es geht doch nur um eine leicht erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber vielen sehr guten Filmen, die im übrigen äußerst gut unterhalten.

Also weder um ein Studiium, Selbstkasteiung oder ähnliches. Ich spreche auch niemanden an ,der sich nicht wirklich für Filme interessiert und einige Beiträge haben ja durchaus erkennen lassen, daß man sich tatsächlich etwas stärker mit dem "alten" Film beschäftigen möchte.

Ich war für Anregungen immer dankbar. Das pauschale "in die extreme Ecke der Abgehobenheit" rücken ,empfinde ich als eher zerstörerisch.

Aber vielleicht ist die Diskussion damit tatsächlich beendet.

Vince

Zitat von: Bretzelburger am 24 Juli 2006, 22:38:19
Aber vielleicht ist die Diskussion damit tatsächlich beendet.

Würde ich schade finden, weil das erstens endlich mal eine etwas substantiellere Diskussion war als gewöhnlich (ich will niemandem die Threads zu den einzelnen Filmen madig machen, aber mir persönlich sind die zu autark, weil alles, was zu Grundsatzdebatten führt, gleich off topic geht; und mit diesen ganzen Spekulationsdiskussionen zu Filmen, die noch gar nicht draußen sind, kann ich eh wenig anfangen) und dazu noch ist so trotz teilweise erheblicher Meinungsunterschiede immer schön sachlich geblieben. Danke soweit schon mal an dich, weil ich auch noch mal richtig Freude an einer Diskussion hatte. ;)

Loy

26 Juli 2006, 16:49:00 #76 Letzte Bearbeitung: 26 Juli 2006, 16:51:06 von Loy
Zitat von: Bretzelburger am 24 Juli 2006, 02:08:09
Gratuliere zu diesem Selbstvertrauen oder soll ich lieber sagen Selbstüberschätzung. Eine Einschätzung ohne Rücksicht auf die Zeit in der der Film entstand, bedeutet bestenfalls eine ignorante Einstellung, denn diese geht davon aus, daß alles immer besser wird.
(...)
Sollte aber die "heutige Sicht" eine ignorante Haltung a la "Schnitt, Bild,Ton,Sprache,Tempo wie heute üblich" sein, dann haben deine Reviews keinerlei inhaltlichen Nährwert.
Mann, geht´s noch was aggressiver?
Es dürfte wohl klar sein, daß ich nicht meine "Schnitt, Bild,Ton,Sprache,Tempo wie heute üblich", es sei denn man hat schlechte Laune und WILL sowas rauslesen.

Wenn ein Film damals wie heute Leute begeistern kann hat er theoretisch mehr "Wert" als ein Film, der nur einer Generation von Filmeguckern gefällt, oder? Das das nichts mit Anspruch zu tun haben muß sollte klar sein.

Bezüglich alter Filme kann man diese nur aus heutiger Sicht beurteilen, es sei denn man ist so alt, daß man damals dabei gewesen ist. Man kann noch so viel über Filmgeschichte gelesen haben, das macht einen im besten Fall zum Theoretiker.

Ich gehe auch nicht davon aus, daß alles immer besser wird, sondern daß alles immer ANDERS wird.

Wenn mir ein Film nicht gefällt, dann gefällt er mir nicht. PUNKT. Dann sage ich nicht, "doch der war toll", nur weil er aus den 70ern oder gar 50ern ist und zu der Zeit Erfolg hatte. In meinen Reviews zählt MEINE Meinung ganz alleine, oder? Und ich lebe heute ... das ist nicht ignorant sondern realistisch. Niemand kann sich in die alte Zeit versetzen oder sollte dafür pauschal Bonuspunkte vergeben.

Ich bewerte auch garnicht erst Filme vor den 80ern weil ich mir das eben nicht anmaße.

Ob Deine Reviews einen inhaltlichen Nährwert haben ist dann noch die Frage. Sie stellt zu mindest Deine Meinung dar. Mein Review MEINE, und die kannst Du weder mir noch anderen wegnehmen. Komm mal runter, Du stellst Deine Meinung scheinbar über andere.

Bretzelburger

Wenn ich meinen Beitrag korrekt lese, so habe ich die kritisierte Einstellung a la "Bild,Schnitt,Ton,Sprache,Tempo wie heute üblich" als Option gesehen und das dir keineswegs als Tatsache unterstellt.

Ich gebe aber zu ,daß ich aus deinen Worten "OHNE Rücksicht" eine Tendenz in diese Richtung heraus gelesen habe und das ,obwohl ich keine schlechte Laune hatte.

Unabhängig davon sollte auch aus meinen sonstigen Beiträgen herauszulesen sein, daß ich die "eigene Meinung" sehr wohl achte und respektiere, so natürlich auch deine. Das du z.B. die Konsequenz hast keine alten Filme zu rewidieren, finde ich einen wichtigen Gedanken, den ich aus deinem ersten Beitrag nicht herauslesen konnte.

Unabhängig davon möchte ich doch einmal auf den Begriff der "Abgehobenheit" eingehen.

Ob einem persönlich ein Film gefällt ist auch bei modernen Filmen kein wirkliches Qualitätskriterium, sondern einfach eine persönliche Meinung. Nur sollte dem Autor eines solch persönlichen Verrisses bzw. einer solchen Lobeshymne klar sein, daß er damit kaum jemanden wirklich informiert. Außer der Leser kennt zufällig den persönlichen Geschmack des Autors und kann dazu seine Erwartungshaltung in Beziehung setzen.

Ein Review, daß tatsächlich eine größere Menge an Lesern informieren kann, muß unabhängig von der persönlichen Meinung (ohne die es einfach langweilig wäre) in der Lage sein, objektive Kriterien miteinfliessen zu lassen.

Beispiel : Jemand kritisiert einen Film als gewalttätig, lobt aber die innere Logik der Story. Ein Anderer, der keine Probleme mit Gewalttätigkeiten hat, sieht sich den Film dann erst recht an, weil ihn sonst stört, daß die Story schwach ist....

Ich habe z.B. den Film "Serenity" weniger gut eingeordnet, weil mich Unlogiken in der Story gestört haben - trotzdem habe ich den vorhandenen Unterhaltungswert und die symphatischen Schauspieler gelobt. Wer mehr diese vergnüglichen Aspekte sucht, wird sich kaum durch meine 4 Punkte abschrecken lassen.

Gerade an diesen Beispielen erkennt man, worum es mir geht. Keine Doktorarbeit, kein Quellenstudium, nur ein offenes Ohr, Auge und Herz - dann kann man auch Filme vor 1960 kritisieren.

Wer das für "abgehoben" hält, bitte!

Vince

Da möchte ich mich dir anschließen. @Loy: Selbstverständlich hast du das Recht, bei Reviews so zu verfahren. Nur werde ich für meinen Teil an solchen Reviews nie Interesse finden, weil sie mir nichts über den Film sagen, sondern nur darüber, wie du persönlich ihn fandest. Das bringt aber doch mir als Leser nichts. Und im ursprünglichen Sinn sollte ein Review ja entweder Entscheidungshilfe bei der Auswahl eines Films geben (sofern man es vor dem Film liest) oder eine neue Sichtweise auf den Film präsentieren (wenn man es nach dem Film liest). Dazu braucht es aber objektive Kriterien, die bei der von dir beschriebenen Vorgehensweise nicht gegeben sind.
Und dann frage ich mich auch, wie du darauf kommst, dass man einen Film immer unbedingt gemessen an der Zeit bewerten muss, in der man lebt. Es gab schon vor fünfzig Jahren gute UND schlechte Filme, und welche Filme gut oder schlecht sind, erkennt man automatisch, wenn man sich für eine gewisse Periode interessiert. Da muss man keine Pauschalbonuspunkte dafür vergeben, dass der Film schon mehrere Jahrzehnte alt sind, und man muss ganz sicher nicht in der Zeit gelebt haben, um sich "anmaßen" zu dürfen, den Film zu bewerten oder womöglich eine Kritik dazu zu schreiben. Es macht oft durchaus Sinn, erst viel später eine Kritik zu einem alten Film zu schreiben. Würdest du es nicht auch interessant finden, wie man in einem halben Jahrhundert "Sin City" einschätzt? Es kann sogar vorteilhaft sein, erst später einen Film zu reviewen, weil man dann nicht mehr im Zeitgeist steckt, sondern diesen als objektives Kriterium in die Kritik einfließen lassen kann. Der Zeitpunkt des Erstellens einer Kritik ist also unabhängig von der Qualität der Kritik. Beides ist interessant, sowohl die Kritik eines Zeitgenossen als auch eine retrospektiv geschriebene. Aber auch letztere sollte eben die inzwischen vergangene Zeit berücksichtigen und den Entstehungszeitpunkt immer mit berücksichtigen. Alles andere wäre naiv.

ghorghor

Hallo,

das hier ist ja mal wieder ein Thread der mir so richtig gefällt. Ich bin mit meinen 26 Lenzen zwar kein Zeitzeuge der ,,alten Klassiker", wie sie hier so gern genannt werden, aber da wir zu Hause bis ich ca. 16 war nur ARD, ZDF und ORF hatten bin ich mit VHS und sogar Super-8 (meinem Vater sei Dank) aufgewachsen.

Ich selbst halte mich für einen ,,umfassend interessierten" Filmfan. Soll heißen, dass ich mich für so ziemlich jedes Genre und jeden Stil interessiere bzw. mich längere Zeit damit beschäftigt habe.

Der Film als Kunst ist einer ständigen Entwicklung unterworfen und wird sich auch in Zukunft verändern schon alleine um sich von alten Werken abzuheben und neue Ideen zu erschließen (soweit die Theorie). Die Sache mit dem Ideenklau oder Inspirationsquellen heutiger Kultregisseure wie Tarantino und Konsorten ist meiner Ansicht nach nicht so problematisch wie viele das sehen.
1.   lenken gerade solche Diskussionen die Aufmerksamkeit wieder auf die Klassiker (blödes Wort) die dadurch wieder ins Gespräch kommen
2.   muss ich das Rad nicht jedes Mal neu erfinden. Wenn stilistische Mittel funktionieren und erprobt sind warum dann nicht einfach einsetzten?
3.   so nun mal auch neue Sachen entstehen. Aus der Weiterentwicklung anderer Ideen.
4.   einige Geschichten es einfach wert sind noch mal anders erzählt zu werden.

Die Technik hat sich verändert. Damit zum Teil auch die Geschichten die erzählt werden, aber eben nur zum Teil. Ich finde es absolut legitim mit den neuen mir zur Verfügung stehenden Mitteln alte Geschichten zu erzählen und nicht in jedem Fall ist es notwendig das Original zu kennen. Der Interessierte freut sich wenn er alt und neu vergleichen kann, das muss aber nicht zwangsläufig jeder machen.

Aufgrund der sich ändernden Technik hat sich auch die Erzählweise von Filmen geändert. Früher hatten Regisseure nicht die Möglichkeit auf solche Special Effects zurückzugreifen  und mussten sich anders behelfen: durch lange Standbilder, Kamerafahrten, Perspektiven, Schnitt, Stop Motion usw. Heute ist es ein gutes Stilmittel einfach keine Einspielung zu langen zu zeigen. Schneller Schnitt, CGI, Action, Krachbumm. Das soll jetzt keineswegs negativ klingen. Jede Zeit/Epoche hat eigene Werte und Normen und im Filmgeschäft halten sich diese eben nicht so lange wie z.B. in der Malerei.


Die Filme der Marx-Brothers, Harrold Lloyd, Charlie Chaplin, Buster Keaton, Errol Flynn, die alten Billy Wilder, Max Shrek, Peter Ustinov, Shaw Brothers, Celestial Pictures, Horrorfilme der späten 60er und 70er, die ganzen Musicals ab den 40ern die heute anstrengend wirken damals aber das Non-Plus-Ultra waren.
Das sind Inspirationsquellen für Geschichten die heute erzählt werden wollen!
Man kann sie auch vergleichen aber bitte ohne Wertung, da diese immer den persönlichen Geschmack wiedergibt und keinem der Werke gerecht werden kann. Sonst müsste ich auch die Märchen der Gebrüder Grimm (Rotkäppchen, usw.) auch mit Yu-Gi-Oh!, Pokemon usw. vergleichen. Die Zeiten ändern sich und es wird immer wiederkehrende Motive geben!

Ich finde es natürlich auch schade wenn heute wie selbstverständlich Bezug auf Originale genommen werd obwohl man sie nicht kennt oder wenn ältere Filme als langweilig und überflüssig dargestellt werden. Da muss der geneigte Kritiker innehalten und sich bewusst machen, dass der Film zu einer anderen Zeit entstanden ist, in einer anderen Gesellschaft die (was die Filmkultur angeht) auch noch völlig andere Werte hatte. Wenn man darüber nachdenkt stellt man fest, dass es schwierig ist aus heutiger Sicht ältere Werke zu beurteilen und diesen dann gerecht zu werden. Dann lieber bleiben lassen und anerkennen, dass ohne dieser Filme keines der heutigen Werke in der Form existieren würde!

Und jetzt stellt Euch vor in 40 bis 50 Jahren setzt Ihr Euch mit einem Jugendlichen zusammen und versucht Ihm die visionäre Kraft und Bedeutung von modernen Klassikern wie Herr der Ringe, Kill Bill, Once upon a time in china näherzubringen ... ob er wohl der gleichen Meinung sein wird?...

Gruß vom ghorghor

Roughale

Gibt es den goldenen Krekel aigentlich auch für Threads oder nur für Personen? ;)

Ob alt oder neu, man kann Filme generell eigentlich gar nicht vergleichen, man kann sagen, was einem selbst besser gefällt aber die Aussage, das einer besser IST als ein anderer ist absoluter Humbug...

Es gab hervorragende Filme damals und es gibt sie heute, ebnso steht es mit den absoluten Versagern - das ist definitiv nicht zeitabhängig...

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

Bretzelburger

Bei dem goldenen Krekel bin ich mir nicht sicher, aber als Anwärter auf die "Hohle Nuss" für die inhaltskräftigste Aussage hast du gute Chancen (-:.

Ach so! - es ging nie um einen Vergleich zwischen Alt und Neu, sondern um mehr Aufmerksamkeit gegenüber alt....

tagchen

29 Juli 2006, 07:03:09 #82 Letzte Bearbeitung: 29 Juli 2006, 07:05:21 von tagchen
Zitat von: Bretzelburger am 26 Juli 2006, 23:03:33
Ob einem persönlich ein Film gefällt ist auch bei modernen Filmen kein wirkliches Qualitätskriterium,

Klar  ne ? Scheissfilm ? Egal, ist ja wurst wie man es empfindet.



Schnarch - wenn ich das länger lese kommt mir ein gedanke:
Wieso wagen wir es überhaupt einen Film schlecht zu finden ? FRECHHEIT ! Alles ist relativ  !
Und so wird Scheisse zu Gold....

McHolsten

Zitat von: tagchen am 29 Juli 2006, 07:03:09
Wieso wagen wir es überhaupt einen Film schlecht zu finden ? FRECHHEIT ! Alles ist relativ !
Und so wird Scheisse zu Gold....

Steckt ja auch eine ganze Ähre Wahrheit dahinter - es IST eben alles relativ.
Man muss auch mal bedenken das es eine Menge Leute gibt die sogenannte Trashfilme lieben und denen auch 8/10 Punkte geben. Ich zähle mich beispielsweise dazu. Manch einem sträubt sich schon beim Titel "Nudist Colony of the Dead" das Nackenhaar, ich stehe total auf sowas und wenn ein beschissen gemachter Film trotzdem wo unterhält ist mir das allemal als zeitgenössische Hollywoodbombastspektal. Mit denen kann ICH z.B. nichts anfangen. Qualität liegt immer im Auge des Betrachters.
Gore on!

.sixer.

Scheinbar wird hier von einigen Geschmack mit Qualität verwechselt. Filme, die gefallen müssen nicht zwangsweise qualitativ hochwertig sein. Trashfilme würde ich hier mal außen vor lassen, da diese teilweise garkeinen Anspruch auf Qualität stellen. Ansonsten steht es doch jedem frei schlecht gemachte Filme gut zu finden.

Und ja, ich maße mir an Filme aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu bewerten. Warum auch nicht? Ich habe mich mit der Materie lang genug befasst um beurteilen zu können, ob ein Film für seine Zeit gut oder schlecht ist.

Wer sagt, dass alte Filme generell schlecht sind, hat schlichtweg keine Ahnung. Zu sagen, dass man alte Filme nicht mag steht doch jedem frei. Das ist Geschmack, Leute.
"How do you know I'm mad?" said Alice
"you must be," said the cat, "or you wouldn't have come here."

Wir ham kein Strom,
wir ham kein Geld,
wir sind der geilste Club der Welt.

Vince

Zitat von: McHolsten am 29 Juli 2006, 09:39:05
Zitat von: tagchen am 29 Juli 2006, 07:03:09
Wieso wagen wir es überhaupt einen Film schlecht zu finden ? FRECHHEIT ! Alles ist relativ !
Und so wird Scheisse zu Gold....

Steckt ja auch eine ganze Ähre Wahrheit dahinter - es IST eben alles relativ.
Man muss auch mal bedenken das es eine Menge Leute gibt die sogenannte Trashfilme lieben und denen auch 8/10 Punkte geben. Ich zähle mich beispielsweise dazu. Manch einem sträubt sich schon beim Titel "Nudist Colony of the Dead" das Nackenhaar, ich stehe total auf sowas und wenn ein beschissen gemachter Film trotzdem wo unterhält ist mir das allemal als zeitgenössische Hollywoodbombastspektal. Mit denen kann ICH z.B. nichts anfangen. Qualität liegt immer im Auge des Betrachters.

Natürlich! Das... PLUS objektive Kriterien, die einfach nun mal in eine gute Kritik gehören, egal wie man's dreht.
Und Trashfilme sind eh ne Sparte für sich, da sagt die Note imo auch seeehr wenig bis gar nichts aus, weil sie hier jeder anders definiert; da sollte man wenn möglich immer den Kritikteil vorziehen und besser gar nicht auf die Note achten. Ich selber baue zB. meistens eine Art Dämpfer ein, also Fun-Faktor plus Filmquali geteilt durch zwei, denn einem richtig beschissenen Film gebe ich keine 8/10, egal wieviel Spaß er macht. Und eine 10/10 wird keine Trashgranate der Welt jemals von mir bekommen. Die 10 ist mir heilig. ;)

Und nochmal @tagchen: Nehmt das doch nicht immer alles so wörtlich! Jeder darf seine Meinung haben. Man darf den Herrn der Ringe grundbeschissen finden, man darf Daniel ein cineastisches Meisterstück nennen (obwohl ich da für eine harte Strafe wäre...), man darf das auch alles, sofern man nicht gegen die ofdb-Reglementierungen verstößt, in einer Kritik verarbeiten. Nur muss man sich dann auch darüber im Klaren sein, dass diese Kritik kaum bis gar keinen Nährwert hat. Wenn ich eine Kritik lese, ist es mir ehrlich gesagt scheißegal, ob dem Rezensenten beim Film einer abgegangen ist, ich will in erster Linie wissen, WARUM ihm einer abgegangen ist. Und um das "warum" nachvollziehbar zu erläutern, bedarf es - tadaaa - objektiver Kriterien, die man in das subjektive Grundgerüst seiner Kritik einfließen lässt.

Und zur Klassikersache: Jeder, der Filme mag und nicht gerade eine Schwarzweißphobie hat, kann generellen Gefallen an alten Klassikern finden. Man muss dazu nur erstmal den inneren Schweinehund überwinden, der am liebsten nur Filme der letzten fünf bis zehn Jahre gucken würde. War bei mir ja nicht anders... noch vor sieben, acht Jahren hätte man mich mit Filmen, die älter als aus den 80ern sind, jagen können. Dann stieg der Film zu meinem Hobby Nr. 1 auf und ich habe mich richtig überwinden müssen, den Blick auch mal weiter zurück zu richten. Beginnend bei relativ simplen Bereichen. "Goldeneye" war zB. der erste Bond, den ich gesehen habe, bis ich dann irgendwann alles Bonds chronologisch hintereinander geguckt habe. Schon aufgrund dieser Reihe hab ich dann gemerkt, dass mir bei aktuellen Filmen haufenweise Referenzen einzig und alleine an James Bond bisher entgangen sind. Also weiter im Text: Der Pate, Citizen Kane, diverse Hitchcocks, etliche Kubricks, das musste alles aufgeholt werden, und je tiefer ich in die Filmgeschichte eintauchte, desto mehr Spaß machte es. Alleine schon, um die Anspielungen in neuen Filmen alle mitzubekommen.
Dann war irgendwann auch der Mief des Alten nicht mehr zu spüren und man sah nur noch den Film, nicht mehr seine Staubschicht. Man beginnt dann langsam zu begreifen, was für großartige Schätze auf dem Grund der Filmgeschichte verborgen liegen und will natürlich immer tiefer eintauchen, um noch größere Perlen zu finden. So manch neuere Hochglanzproduktion wirkt dann plötzlich uninteressant und plötzlich bevorzugt man im Free TV bei zwei parallel laufenden Filmen eher den Arte-Klassiker als den Pro7-Blockbuster.
Was ich damit sagen will, ist einfach nur, dass es wirklich eine tolle Erfahrung sein kann, sich mit der Filmgeschichte auseinanderzusetzen. Es ist anfangs schwer, wird aber, wenn man am Ball bleibt, immer leichter, und irgendwann mag man nicht mehr drauf verzichten.
Gestern übrigens mit der schwarzen Serie angefangen und mit Genuß "Der kleine Cäsar" angesehen (7/10)... sollte eigentlich für alle Fans von "Scarface" eine hochinteressante Erfahrung sein.

Mr. Vincent Vega

Zitat von: Vince am 29 Juli 2006, 13:39:30
Gestern übrigens mit der schwarzen Serie angefangen und mit Genuß "Der kleine Cäsar" angesehen (7/10)... sollte eigentlich für alle Fans von "Scarface" eine hochinteressante Erfahrung sein.

"Der kleine Cäsar" gehört aber eigentlich nicht zur schwarzen Serie.

Vince

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 29 Juli 2006, 13:45:33
Zitat von: Vince am 29 Juli 2006, 13:39:30
Gestern übrigens mit der schwarzen Serie angefangen und mit Genuß "Der kleine Cäsar" angesehen (7/10)... sollte eigentlich für alle Fans von "Scarface" eine hochinteressante Erfahrung sein.

"Der kleine Cäsar" gehört aber eigentlich nicht zur schwarzen Serie.

Hey... ich bin noch mitten im Lernprozess. ;)

Stefan M

29 Juli 2006, 14:20:23 #88 Letzte Bearbeitung: 29 Juli 2006, 14:22:44 von Stefan M
Zitat von: Vince am 29 Juli 2006, 13:39:30
Zitat von: McHolsten am 29 Juli 2006, 09:39:05
Zitat von: tagchen am 29 Juli 2006, 07:03:09
Wieso wagen wir es überhaupt einen Film schlecht zu finden ? FRECHHEIT ! Alles ist relativ !
Und so wird Scheisse zu Gold....

Steckt ja auch eine ganze Ähre Wahrheit dahinter - es IST eben alles relativ.
Man muss auch mal bedenken das es eine Menge Leute gibt die sogenannte Trashfilme lieben und denen auch 8/10 Punkte geben. Ich zähle mich beispielsweise dazu. Manch einem sträubt sich schon beim Titel "Nudist Colony of the Dead" das Nackenhaar, ich stehe total auf sowas und wenn ein beschissen gemachter Film trotzdem wo unterhält ist mir das allemal als zeitgenössische Hollywoodbombastspektal. Mit denen kann ICH z.B. nichts anfangen. Qualität liegt immer im Auge des Betrachters.

Natürlich! Das... PLUS objektive Kriterien, die einfach nun mal in eine gute Kritik gehören, egal wie man's dreht.
Und Trashfilme sind eh ne Sparte für sich, da sagt die Note imo auch seeehr wenig bis gar nichts aus, weil sie hier jeder anders definiert; da sollte man wenn möglich immer den Kritikteil vorziehen und besser gar nicht auf die Note achten. Ich selber baue zB. meistens eine Art Dämpfer ein, also Fun-Faktor plus Filmquali geteilt durch zwei, denn einem richtig beschissenen Film gebe ich keine 8/10, egal wieviel Spaß er macht. Und eine 10/10 wird keine Trashgranate der Welt jemals von mir bekommen. Die 10 ist mir heilig. ;)

Trashfilme sind für mich in der Tat gar nicht so einfach zu bewerten. Ich will gar nicht wissen, wie oft ich die Punktzahl bei dem Klassiker "Plan 9 from Outer Space" geändert habe (von 2 auf 5, auf 4, auf 3, auf 5 zurück, dann wieder 4 usw.), bis ich jetzt letzten Endes schon seit gut einem Jahr bei 4/10 stehen geblieben bin, und das ist wirklich das Höchste der Gefühle. Zweifellos ein gnadenlos unterhaltsamer Film zum Immer-und-immer-wieder-Ansehen, aber aus objektiver Sicht eine ziemliche Katastrophe, bei der die Inkompetenz aus allen Poren trieft (wenn es auch fürwahr viel, viel Schlimmeres gibt - bibber, "Voyeur.com", bibber). Den kann ich doch nicht auf eine Stufe mit Kubricks Genrekollegen "2001" stellen oder sogar darüber, der heute noch atemberaubende Spezialeffekte bietet und ohne Frage Maßstäbe gesetzt hat, mir persönlich aber aufgrund der Langatmigkeit auf Dauer weniger ein Staunen als lediglich ein Gähnen entlockt. Darum auch nur eine 5/10 von mir.

Inzwischen habe ich mit mir vereinbart, grenzenlos miesen, aber zum Lachen anregenden Machwerken (z.B. dem Slasher-Heuler "Todesparty 2" oder den Jess-Franco-Brüllern, allen voran "Der Teufel kam aus Akasava") maximal 2/10 zu geben. (Wobei ich natürlich alle die voll und ganz akzeptiere, die für Trash durchgehend hohe Punktzahlen verteilen, weil ich davon ausgehe, daß diejenigen ausschließlich den Spaßfaktor in ihre Bewertung einfließen lassen und nicht etwa dem Irrglauben verfallen sind, sie hätten es mit einem qualitativ hochwertigen Stück Filmgeschichte zu tun gehabt, wenn sie bei "Turkish Star Wars" bei 9/10 ihr Pünktchen machen.)
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Con Trai

Zitat von: Vince am 29 Juli 2006, 13:39:30Gestern übrigens mit der schwarzen Serie angefangen und mit Genuß "Der kleine Cäsar" angesehen (7/10)... sollte eigentlich für alle Fans von "Scarface" eine hochinteressante Erfahrung sein.

Machst es noch ausführlich oder lässt es bleiben ?

Zitat von: Dr. Schreck am 29 Juli 2006, 13:23:13
Und ja, ich maße mir an Filme aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu bewerten. Warum auch nicht? Ich habe mich mit der Materie lang genug befasst um beurteilen zu können, ob ein Film für seine Zeit gut oder schlecht ist.

Ich sehe aber auch nicht, dass du Reviews darüber verfasst.
Und das war hier einmal der Ausgangspunkt.
You don't get the dog you want, you get the dog you need.

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