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Bad Lieutenant: Port Of Call - New Orleans (W.Herzog, N.Cage)

Begonnen von Snake Plissken, 15 Mai 2008, 18:27:25

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lastboyscout

Also so ganz kann ich mich diesen Lobeshymnen nicht anschliessen.
Ja, Nicholas Cage spielt brilliant. Ja, Werner Herzog machte einen guten Job.
Aber so hervorragend wie viele Leute ihn finden ist er meiner Meinung nach nicht geworden.
Auch wenn immer wieder erwaehnt wurde, dass er kein richtiges Remake ist, so fand ich die Herangehensweise an den Stoff durch Abel Ferrara doch besser.
Erstens fand ich, dass viele der Subplots etwas zu ausgewalzt waren, und von Cage selber ablenkten.
Zweitens war mir die Darstellung ehrlich gesagt nicht dreckig genug, da war Keitel viel tiefer in der Drogenhoelle.
Drittens ist ein Teil des Films fuer mich fast zu einer Parodie ausgeartet.
Und zwar
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als sich auf einmal alle seine Probleme in Wohlgefallen aufloesen. Die Wettschulden, Xzibit wird geschnappt wegen der kreirten Beweismittel, der andere Typ laesst auf einmal die Anklage fallen wegen seinem toten Vater...

Das war meiner Meinung nach extrem seltsam und wirkte wie aus einer schlechten Komoedie, so recht wollte mir diese Entwicklung der Story nicht schmecken.
Vielleicht gehe ich mit dem Film wirklich zu hart ins Gericht, er will immerhin kein Remake sein, den Machern zufolge, jedoch selbst ohne Parallelen zum Ferrara-Teil zu ziehen, stoeren mich die von mir genannten Punkte.
So bleibt ein ueberdurchschnittlicher Thriller mit sehr guten Schauspielleistungen, jedoch wurde nicht das erwartete Meisterwerk daraus.
7/10 sind dennoch drin, wobei der Vorgaenger dann doch 10/10 Punkte hat.
I`m a tragic hero in this game called life,
my chances go to zero, but I always will survive.
( Funker Vogt - Tragic Hero )

What is your pleasure, sir? This is mine:
http://www.dvdprofiler.com/mycollection.asp?alias=lastboyscout

Klugscheisser

Meine neue Lieblingsfilmrezensentin, Katja Nicodemus (Die Zeit), meint übrigens "Herzog gelingt es, einen niederschmetternden Realismus mit der halluzinatorischen Wahrnehmung seines Helden zu verbinden". Jetzt muss ich diesen Streifen auch sehen...  :icon_lol:

Hitfield

Kürzlich auf DVD gesichtet und für sehr kurios befunden. Ich sehe trotz des Titels keinen Bezug zum Ferrara-Film (7,5 / 10) - zumal es drogenabhängige Cops auch in anderen Filmen gab - und würde Herzogs Werk daher weder als Sequel noch als Remake, Reboot oder was auch immer einstufen. Der Ferrara-Lieutenant ist viel düsterer, kaputter, depressiver, fieser und nihilistischer. Herzog hat dagegen fast schon eine schwarz-skurrile Komödie inszeniert, dies jedoch nicht immer sonderlich stilsicher (breakdancende Tote, Handykamera-Aufnahmen von Tieren usw.). Nicolas Cage, der einem selbst in Szenen, in denen er als Cop Sex erpresst, immer irgendwie ein wenig leidtut, reißt einiges raus. Das
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Friede, Freude, Eierkuchen
-Ende war richtig putzig. 5 / 10
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

Dracula

Also grade das mit diesem Ende wo sich alles wie von Zauberhand zum Guten auflöst..
Da hoffte ich bis zum Abspann eigentlich, dass es sich hier um eine Drogenhalluzination von Cage handelt  :icon_confused:
Wenn Steven Seagal ins Wasser springt wird er nicht nass, aber das Wasser wird Steven Seagal...

Into each generation, a slayer is born.   

THIS IS WHO WE ARE

Riddick

Zitat von: Dracula am  5 September 2010, 18:32:14
Da hoffte ich bis zum Abspann eigentlich, dass es sich hier um eine Drogenhalluzination von Cage handelt  :icon_confused:

Genau das dachte ich auch  ;) Im Nachhinein fand ich das Happy-End aber dann doch überraschend und zufriedenstellend. Man muss ja nicht immer auf "Teufel komm raus" ein negatives Ende bringen.

Fand den Film insgesamt sehr gut. Atmosphärisch, spannend und mit guten Darstellern. Zu dem alten "Bad Lieutenant" sollte man aber keinen Vergleich ziehen.
"Schnell rennt das kriminelle Element,wenn es Dieter Krause kennt." - Tom Gerhardt (Hausmeister Krause)

N-WoE

Der Film ist absolut genial und es macht einfach Spaß dem abgezockten Bullen McDonagh zu zugucken!  Cleverer Pechvogel!  :rofl:


PS: Wer meint Cage wär ne Flasche hatn' Rad ab!^^  :doof:
"Wenn man die Natur einer Sache durchschaut hat, werden die Dinge berechenbar."

"Es gibt doch immer wieder welche, die es ganz genau wissen wollen."

SutterCain

Gestern gesichtet. Ein eigenartiger Film. Der schwarzhumorigste Copthriller, den ich kenne. Zum Glück nicht so anstrengend wie der Ferrara, dafür sehr viel unterhaltsamer und voller skuriler Einfälle. Cage spielt grandios. 7/10.

PierrotLeFou

Ich war ja etwas enttäuscht... wird in meinen Augen weder der Vorlage gerecht (wovon ich aber auch gar nicht erst ausgegangen bin), noch ist es ein Film, in dem Herzog seine typischen Qualitäten hervorbringt, noch hat er mich übermäßig gut unterhalten...

was mich jedoch sehr begeistert hat, waren diese seltsamen, elend langen Tieraufnahmen, während Cage plötzlich ganz unbedeutend unscharf im Hintergrund versinkt... das war äußerst witzig und stand ein bisschen in der Tradition von Herzogs "Fata-Morgana"-Humor... aber sonst hat mir nur die tanzende Seele zugesagt (obgleich die Szene ja unglaublich albern wirkt), der Rest war mir durchgängig zu uninteressant und bisslos um meine Erwartungen an einen Regisseur wie Herzog oder an einen solchen Stoff zu erfüllen...
Wenn Herzog Cage einer alten Dame den Sauerstoff entziehen lässt, dann ist das mMn nicht wirklich sonderlich schwarzhumorig oder böse, sondern noch ein enttäuschendes Tickchen zahmer als eine vergleichbare Szene in John Waters "Cecil B. Demented", wo selbst ein John Waters schon unglaublich handzahm geworden ist...

Wäre der Film in seinen Witzen böser und in seiner Inszenierung irrsinniger geraten, hätte ich sicherlich meine Freude gehabt, aber so ist mir ein vielversprechender Stoff zur zahmen 08/15-Komödie verkommen, in der nur hier und da nochmal kurze Kuriositäten in der Inszenierung recht reizvoll, was den Gesamteindruck aber nur minimal anhebt... :icon_sad:

Mal schauen, ob mir "My Son..." besser gefallen wird... :D
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

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