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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



Howard Gordon. Gideon Davis ist ein sogenannter Peacemaker, ein Vermittler in Konflikten rund um den Globus. Seine Aufträge erhält er direkt vom amerikanischen Präsidenten, und seine neueste Mission besteht darin, einen gegnerischen Agenten, der sich stellen will, nach D.C. zu holen. Nur Gideon kommt für diese Aufgabe infrage, denn der feindliche Agent ist ihm kein Unbekannter: Es handelt sich um seinen eigenen Bruder Tillman. doch der Plan geht schief, und nun droht Tillman, einen Bohrturm im Südchinesischen Meer mitsamt Geiseln in die Luft zu sprengen, wenn seine Forderungen nicht erfüllt werden.

Gideon Davis erhält vor den Vereinten Nationen gerade von seinem Präsidenten eine Medaille und will sich seiner Dankesrede widmen, als ebendieser Präsident ihn wieder zu sich rufen lässt, um einen neuen Auftrag zu übernehmen. Gideon soll nach Mohan, einem Sultanat im Südchinesischen Meer, reisen, weil dort sein Burder Tillman angeblich die Dschihadisten unterstützt, die gerne die Macht über das westlich orientierte Land übernehmen wollen und dafür alle Mittel einsetzen. Kurz nach seiner Ankunft bekommt er schon zu spüren, wie hart es in Mohan zugeht, denn sein Konvoi wird überfallen und er kann als einziger Überlebender entkommen. Kate Murphy, die nach einer Anhörung im Senat wieder auf ihrer Bohrinsel vor Mohan ist, deren Leitung sie hat, muss mitansehen, wie ihr Lebenswerk von einer Gruppe Terroristen gekapert wird. Dass sich auch die Presse plus dem stellvertretenden Nationalen Sicherheitsberater und dem US-Botschfter in Mohan dort eingefunden hat, verschärft die Krise nur noch. Und der Anführer der Gangster gibt sich als Tillman Davis zu erkennen. Unterdessen schlägt sich Gideon unter schwerem Beschuss durch Dschungel und zerstörte Ortschaften zur Bohrinsel durch und versucht nun die Geiseln zu retten, bevor auch noch ein Taifun möglicherweise sie alle ins Meer pustet. Und die Zeit läuft.

Howard Gordon war Drehbuchautor und Executive Producer bei der TV-Serie "24" und das kann man erkennen, auch wenn er einige der traditionellen Pfade des Thrillers beschreitet. Die anfängliche Befürchtung, dass Gideon Davis versuchen würde als Verhandlungsführer die Terroristen zu Tode zu quatschen, erweist sich bald als falsch. Schon bald mutiert der beste Mann des Präsidenten für Krisensituationen zum "Auslands-"Jack Bauer, der aber bis dato auf Folter im Namen der Nation verzichtet. Ansonsten räumt er unter den Gegnern ordentlich auf. Während die Charaktere in Rückblenden nur flach beleuchtet werden, lässt Gordon seinen Protagonisten mit Booten, Bomben und schweren MGs durch den Dschungel hetzen und baut zum Kapitelende jeweils Cliffhanger im Stile der Serie ein. Lug, Trug und Politgeplänkel kennt man ebenfalls aus "24", aber Howard Gordon macht hier meines Erachtens den Fehler, dass er Motive und Schuldige nach dem ersten Drittel des Buches aufdeckt, da geht dann trotz Tempo und Cliffhangern ein Teil der Spannung flöten. Im Grunde folgt er der bekannten Rezeptur, die er mit einem unauffälligen Stil darbietet und sich voll und ganz auf die Actionsequenzen verlässt, die aber auch recht gelungen sind. Klar, dass auf dem Umschlagdeckel eine Lobeshymne von Kiefer Sutherland abgedruckt ist, die dann doch etwas zu ehrerbietig und gut gemeint erscheint. Viele Zufälle und eine etwas zu toughe Kate "Love interest" Murphy runden das Bild ab, ergeben aber insgesamt doch unterhaltsame Actionlektüre, von der die weiteren Teile gerne auch bei uns kommen dürfen. nichts Besonderes, aber ganz gut - und wer sich für "24" begeistern konnte, dürfte hier nicht viel falsch machen beim Erwerb, auch wenn es etwas anderes ist, das zu lesen, statt im TV gebannt zu sehen. 380 Seiten.

Jerry Garcia



Bryan Smith. Man nannte es das "Haus des Blutes". Wer es betrat, musste unvorstellbare Qualen erleiden. Aus dieser Hölle kehrte niemand zurück ins Licht der normalen Welt. Doch dann gelang es einigen. Sie entkamen - und sie glaubten, sie hätten das Haus für alle Zeit zerstört. Ach, wie sie sich irrten.

Nachdem sie erfolgreich aus dem Haus geflohen waren, heirateten Chad und Dream Weaver, doch die Ehe hielt nicht lange. Chad ist jetzt mit Allyson zusammen, während Dream sich verändert hat. Ihr Äußeres und auch ihr Verhalten. Alkohol, Drogen und Kerle abschleppen sind jetzt ihr Lebensinhalt. Dann begeht sie den Fehler, in der Toilette einfach aus einer Laune heraus, ein Mädchen zusammenzuschlagen. Die taucht später mit ihrer großen Schwester und einigen Freunden auf und sie schleppen Dream in ein abgelegenes Haus, um sie endgültig und gnadenlos fertigzumachen.
Doch in der größten Not, machen sich bei Dream Kräfte bemerkbar, von denen sie nicht einmal etwas ahnte. Sie tötet alle bis auf Ellen und Marcy - die Schwestern - und zieht mit ihnen als ihre Schülerinnen mordend durch die USA. Indes werden Allyson und Chad von Jim, auch Lazarus genannt, aufgesucht. Er will sie zu einem Ort bringen, an dem sie vor den Häschern in Sicherheit sind, die Jagd auf die Entflohenen von ehedem machen. Zum Ende hin werden sich die Wege aller Beteiligten in einer Orige der Gewalt kreuzen.

Trotz einer recht oberflächlichen Ausarbeitung der Hauptfiguren und deren Probleme mit der Verarbeitung der Vorfälle in "Haus des Blutes" ist "Herrin des Blutes" meines Erachtens gefälliger als der Vorgänger, den ich zwar nicht schlecht, aber auch nicht gerade zum Jubilieren fand. Ging mir die vopr lauter Selbstmitleid zerfließende Dream im Vorgänger noch deftig auf den Keks, wird sie hier zu einer knallharten Braut, die zwischendurch auch mal einen auf Stephen Kings "Firestarter" macht. Bryan Smith hat in allen Punkten einen draufgepackt. Sex in allen Variationen (naja, Tiere wie bei Edward Lee fehlen), Folter und Morde, Außerirdische und rasante Action. Einen echten Sympathieträger hat es in "Herrin des Blutes" nicht wirklich, alle schleppen ihre Defizite mit sich herum und auch Allyson sowie Chad kommen nicht immer gut weg. Dream hingegen wird mittlerweile ihrer neuen, und wahren Bestimmung zugeführt - und war kein Happy-End, wie es der Schluss von "Haus des Blutes" noch vermuten ließ. Das Finale aber wird bestimmt von einer fetzigen Action (zu Metallica-Musik) mit Explosionen, brutalen Kills und der Vernichtung der meisten Übeltäter - aber eben nicht von allen. Schneller, temporeicher, härter und damit besser. "Herrin des Blutes" ist eine sehr gelungene Fortsetzung, die ich nur empfehlen kann. 390 Seiten.

Jerry Garcia



Warren Ellis. Hinter einer mit High-Tech-Systemen gesicherten Tür in einem unscheinbaren Wohnkomplex an einer der ältesten Straßen Manhattans liegt mein Apartment, dessen Wände und Decken über und über mit Schusswaffen bedeckt sind. Mit jedem dieser Werkzeuge habe ich genau einen Mord begangen, und meine Sammlung ist noch lange nicht komplett. Ich bin der Jäger. Mein Revier ist Manhattan.

Tallow und sein Partner Rosato werden zu einer Adresse in Manhattan gerufen, weil dort ein nackter Mann mit einer Schrotflinte rumfuchtelt. Als sie dort ankommen, nietet der Nackte Rosato um, woraufhin ihn Tallow von seinem irdischen Elend erlöst. Doch er muss entdecken, dass der Mörder seines Partners vorher um sich geballert und dabei eine der dünnen Wände eines Apartments in Mitleidenschaft gezogen hat. Die Tür ist mit neuestem Sicherheitsmaterial verriegelt, doch durch das  Loch in der Wand kann Tallow massenweise Waffen an den Wänden sehen. Er ruft die Spurensicherung und die erweitert den neuen Zugang. Schon bald steht fest, dass die Waffen zu über zweihundert ungeklärten Morden in den letzten zwanzig Jahren gehören und die Vorgesetzten von Tallow sind wenig begeistert von der Aussicht, die Fälle nun wieder alle an der Backe zu haben. Statt dass er wie üblich nach einem Schusswechsel mit Todesfolge erst einmal beurlaubt wird, um die Sache zu untersuchen, wird er sofort auf die Fälle angesetzt. Mit zwei Kollegen vom CSU macht er sich an die Arbeit und stellt bald fest, dass manche der Waffen direkt aus der Asservatenkammer der Polizei stammen und jede Waffe eine gewisse Verbindung zur Tätigkeit oder Herkunft des Opfers hat. Der Jäger, dem nun seine Sammlung entwendet wurde, beobachtet die Ermittlungen und denkt bald darüber nach, wie er die lästigen Bullen loswerden kann. Doch er muss auch seinen Job erledigen, der weitere Morde fordert.

Hardboiled-Krimi trifft New Yorker Geschichte. In "Gun Machine" geht es nicht vordergründig um den Killer, sondern um Gier und Macht, um das, was sich Menschen antun, wie man bei jeder Autofahrt im ständig mitlaufenden Polizeifunk mithören kann. Warren Ellis skizziert schwarzhumorig ein New York, in dem schon die ersten Siedler aus Holland die Ureinwohner um Manhattan betrogen haben und zieht den Bogen zur heutigen Situation, nur dass die Holländer jetzt durch die Wall Street ersetzt wurden und die Ureinwohner sind jetzt der Rest der Welt. Die Polizei ist hier nicht der Freund und Helfer, der sich in den Bausatzkrimiserien wie "CSI" gemeinsam und erfolgreich an die Verbechensbekämpfung macht. Ja, selbst Tallow war bis zum Mord an seinem Partner ein sozial inkompetenter Faulenzer, der sich völlig desillusioniert von seinen Kollegen durchschleppen ließ. Und da er auf der Beliebtheitsskala ganz unten steht, muss er sich zur Hilfe auf zwei ebenfalls eher als Außenseiter zu titulierenden CSU-Kollegen verlassen wie den knurrigen und derbe Sprüche absondernden Bat und die lesbische Scarly. Geht es anfangs noch eher ruhig zu, steigert sich mit fortlaufender Handlung auch die Mordlust des Killers und tun sich Abgründe in der Gesellschaft auf, von denen keiner auch nur eine Ahnung hatte. Nebenbei wird auch die Privatisierung der Polizeidienste hart  hergenommen, denn wenn die Überwachungs- und Sicherheitsaufgaben in private Hände gelegt werden, um den Städten und Kommunen Geld zu sparen, werden sämtliche Informationen über die Bürger zum Allgemeingut, das windige Profiteure zu ihren Gunsten nutzen dürften. Zynisch und hart und seinem Debüt "Gott schütze Amerika" ebenbürtig. Und wer Warren Ellis noch nicht kennt, sollte dies schleunigst nachholen und wenn er sich nur den Film zu seiner Comic-Reihe "Red" mit Bruce Willis mal anschaut.  Rund 380 Seiten.   

Jerry Garcia



Nate Southard. Nach einem ausverkauften Konzert in Austin, Texas, chartert die Rockgruppe The Frequency Brothers ein Flugzeug. Sie wollen schnellstmöglich nach New York, um ein Promotionvideo zu drehen. Aber das Flugzeug stürzt ab und kracht in ein riesiges, einsames Waldgebiet. Die Musiker überleben, wenn auch verletzt. Doch schon bald schlägt ihre Erleichterung in nackte Panik um - denn sie sind nicht allein! Etwas Fremdes verbirgt sich im Dickicht. Sie hören es. Sie spüren sein Lauern. Und sie sind der Kreatur hilflos ausgeliefert.

Nach ihrem Auftritt macht sich die Band zusammen mit ihrem Manager Potter, der Journalistin Shannon und dem Gatten der Sängerin Dani, Kevin, per Flugzeug auf den Weg nach New York. Der Absturz fordert nicht nur das Leben des Drummers Curtis, sondern matscht auch die Piloten. Ohne Blessuren kommt keiner der restlichen vier Bandmitglieder und anderen an Bord davon. Nachdem sie angefangen haben, ihre Wunden zu versorgen und sich zu sammeln, taucht eine wilde Kreatur aus dem Wald auf und krallt sich die Leiche von Curtis. Danach sind die Piloten dran und die Furcht der restlichen Menschen steigert sich ins Unermessliche. Dani versucht mit Conner, dem drogensüchtigen Gitarristen, einen Weg aus dieser grünen Hölle zu finden, während die anderen sich gegen die Bestie zu verteidigen suchen. Dabei stellen sie in Person des Bassisten Greg fest, dass das Monster nicht die einzige Bedrohung ist, die ihr Leben bedroht.

Nate Southard steigt direkt in die Handlung ein und skizziert seine Figuren nur knapp und mit dem Nötigsten an Worten. Wie schon in "Red Sky" ist sein Stil schnörkellos und grob. Ein wenig klischeehaft ist es schon  manchmal, aber nicht übertrieben, wenn sich in den Beziehungen der Bandmitglieder untereinander einige ungeahnte Abgründe auftun. Das wird aber erfolgreich übertüncht von den Auftritten der Kreatur und den leichten Survival-Einflüssen und dem rasanten und nicht erwarteten Ende. Besonders auf den letzten ca, 60 Seiten legt der Autor einen Zahn zu, auch wenn die Action nicht an die aus dem Vorgänger heranreicht. Dafür bekommt das Buch noch einen leichten Mystery-Touch spendiert, der den Leser weg vom (möglichen) Bigfoot-Szenario in eine andere Richtung lotst. So bleibt auch die Spannung aufrecht erhalten, von der man sich nach dem frühen Auftauchen der Kreatur schon verabschieden zu müssen glaubte. Wieder ein kleines Highlight von Nate Southard, auch wenn es nicht ganz an "Red Sky" herankommt - und ein kleiner Fehler hat sich auch eingeschlichen: Die neben Warrant erwähnte Band heißt Dokken und nicht Docken. Abgesehen davon ist der Erwerb des Buches sicher keine Fehlinvestiton. Rund 250 Seiten inklusive Interview mit dem Autor

Jerry Garcia



Derek Haas. Er nennt sich Columbus und ist ein Meister seines Fachs. Ein eiskalter Mörder, der selbst die schwierigsten Aufträge präzise und zuverlässig ausführt. Er lebt für seine Arbeit. Für die minutiöse Vorbereitung und den tödlichen Schlag. Doch dieses Mal ist alles anders. Der nächste Mann, den Columbus töten soll, ist sein eigener Vater. Er übernimmt den Auftrag trotzdem - doch vom ersten Moment an läuft alles schief.

Columbus ist schon seit Jahren erfolgreich im Geschäft und er erledigt jeden seiner Aufträge nach Wunsch. Für die Vorbereitung eines Mordes lässt er sich bis zu acht Wochen Zeit. Dann tritt ein Mittelsmann an ihn heran und beauftragt ihn Abe Mann, den Präsidentschaftskandidaten, zu töten. 
Columbus nimmt an. Bald muss er feststellen, dass nicht nur er angeheuert wurde. Neben seiner Person sind noch zwei weitere Killer mit dem gleichen Auftrag unterwegs, doch nur einer wird für die Tat bezahlt werden. Also muss die Konkurrenz weg. Alles nicht so einfach, wie geplant. Besonders als sein Vorbereiter und einziger Freund Pooley in einem Hotelzimmer von einem der anderen Attentäter ermordet wird. Columbus kennt ihn und macht Jagd auf ihn. Danach widmet er sich seinem eigentlichen Ziel.

Mindestens die Hälfte des Romans besteht aus Rückblenden, wie der große Columbus zum Profikiller wurde. Und was Wunder, hatte der arme Kerl doch eine harte Kindheit mit Prügeln bei Adoptiveltern und einem Vater, der in Washington Karriere machen wollte, sich aber zu oft mit Nutten einließ. Kurz nach der Geburt von Columbus lässt der Politiker seine Mutter töten. Drehbuchautor Derek Haas (Fast and the furious) hat sich da nichts wirklich Originelles  einfallen lassen. Und auch der ach so gefühlskalte Killer, wie er auf dem Klappentext geschildert wird, ist Columbus nicht. Nach einigen Fehlern in der "Lehrzeit" weiß er zwar, einen Job richtig zu erledigen, doch wie sehr er dann an seiner Freundin (Jake) hängt, bei Jobs sogar Mitleid hat (Monique), passt nicht richtig zu dem erwarteten gefühlskalten Typen. Im Laufe der Handlung bekommt man häppchenweise eine gewisse Sehnsucht nach einem normalen Leben, mit Frau oder Freunden, serviert, das sich der Protagonist aber in seinem Job niemals erlauben kann. Da ist Victor von Tom Wood ein anderes Kaliber. Ansonsten geht das Buch zügig voran, ist schnell geschrieben und keinesfalls langweilig. Die 250 Seiten sind vollgepackt mit Morden in der Laufbahn von Columbus. Die wirkliche Spannung bezieht das Buch eigentlich nur aus der Frage, wer der Auftraggeber ist und einem Ende, das denn doch etwas überzogen und eher unglaubwürdig daherkommt. 

Jerry Garcia



Derek Haas. Columbus ist ein Profikiller. Einer der besten. Denn er weiß: Jeder Fehler kann tödlich sein. Doch als er in Paris einen Geschäftsmann beseitigen soll, ist Columbus das erste Mal in seinem Leben unaufmerksam und wird plötzlich selbst zur Zeilscheibe. Mit einem Gegner wird Columbus spielend fertig. Aber es ist wie mit den Köpfen der Hydra: Sobald er einen Killer ausschaltet, heften sich zwei neue an seine Fersen. Möge die Jagd beginnen.

Einen ersten Auftrag in der Tschechei kann Columbus in bekannter Manier problemlos erledigen. Danach zieht er sich wieder zurück in sein neues Domizil in Italien, wohin er nach den Ereignissen in Amerika gegangen ist. Sein neuer Mittelsmann William Ryan hat sein Quartier ebenfalls nach Europa, aber nach Paris, verlegt und versorgt ihn von dort mit Arbeit. In Rom lernt Columbus Risina kennen und verliebt sich in sie. Prompt ist er abgelenkt und baut bei der nächsten Aktion Scheiße. Zwar kann er sein Ziel ausschalten, doch nicht ohne aufzufallen. Und bald spürt er Verfolger im Nacken. Sein Mittelsmann wird erledigt und auch auf ihn hat man es abgesehen. Um sich und Risina zu schützen, muss er zum Gegenangriff übergehen. Erste Option ist, dass er seinen früheren Mittelsmann Archie kontaktiert und ihn nun anheuert, fest für ihn die Fäden zu ziehen und Informationen zu beschaffen. Schon bald hat man erste Spuren und Columbus reagiert wieder gewohnt professionell. Er schaltet einen der Killer aus, beschafft sich weitere Hinweise von Handlangern des nächsten, die dann auch das Zeitliche segnen müssen und erfährt auch bald, wer hinter den Anschlägen auf ihn steckt. Doch als er den Auftraggeber erledigt, muss er feststellen, dass damit noch längst nicht alles vorbei ist. Das Kopfgeld bleibt weiterhin auf ihn ausgesetzt und jeder, dem danach ist, kann sich das Geld verdienen.

Lässt man mal außer acht, dass der sogenannte Profikiller erster Güte anscheinend nicht lernfähig ist und seine eigenen Regeln bricht, indem er sich verliebt und wieder eine Frau in Gefahr bringt, die auch für ihn zum Klotz am Bein werden kann, der ihn in die Tiefe ziehen könnte und dass er dadurch vermeidbare Fehler begeht, ist "Bluthund" straighter als der Vorgänger. Keine Rückblenden, keine Geplänkel mit der Frau, die jeweils nur kurze Auftritte hat, dafür aber temporeiche Action und Attentate. Kein bisschen Langeweile, aber auch wenig Anspruch, dafür aber spannender als "Killer". Wer hetzt ihm seine vermeintlichen Mörder auf den Hals und vor allem warum? Bis diese Frage beantwortet wird, vergehen einige Leichen, die den Weg von Columbus, dem Silbernen Bären (effektiver und einträglicher Auftragsmörder) pflastern. Was mich etwas gestört hat, gilt für beide Bücher: Da wird der Antiheld als mitleidloser, perfekter Superkiller angekündigt, der sich keine Gefühle leistet und dann verliebt er sich pro Buch einmal (für einen Killer nicht gerade günstig, da er damit nicht nur die Frau, sondern auch sichin Gefahr bringt, da er a) abgelenkt ist und b) über sie erpresst werden kann) und macht hirnrissige Fehler. Zudem wird in "Bluthund" - absichtlich oder nicht - der Eindruck erweckt, dass er nur Aufträge annimmt, die Gauner oder sonstigen Abschaum betreffen, den einer aus dem Weg haben will. Das war in "Killer" zumindest bei der Richterin anders. Schnell, fetzig und ohne Geplänkel im Drehbuchstil geschrieben und jederzeit verfilmbar. Leider dennoch nicht sonderlich originell und z. B. von Barry Eisler (noch nicht gelesen, daher auf Kritiken verlassend) oder Tom Wood (stark) schon entschieden besser durchexerziert. Gutes Mittelmaß, den dritten Teil würde ich mir demzufolge auch zu Gemüte führen, so er denn in deutschen Landen erscheint.   Rund 290 Seiten.

Jerry Garcia



In Cambridge wird ein Hochsicherheitslabor überfallen, in dem eine Waffentestreihe des Militärs stattfinden sollte. Eine der zehn Testpersonen ist Jack Hartman. Als der IT-Student mitansehen muss, wie die anderen Patienten brutal abgeschlachtet werden, rennt er um sein Leben. In sich trägt er einen zellbasierten Supercomputer: Die Waffe der Zukunft. Und genau diese bringt Jack in höchste Gefahr. Auf der Flucht vor skrupellosen Waffenhändlern, international agierenden Hightech-Sicherheitsfirmen und korrupten Regierungen weiß er bald nicht mehr, wem er noch trauen kann.

Jack erwacht in einem Krankenbett und hat keine Erinnerung mehr, wie er hierher kommt. Neben ihm liegen neun weitere Personen in ihren jeweiligen Betten. Als er ein menschliches Bedürfnis verspührt, rappelt er sich mühsam auf, um auf dem Flur eine Toilette zu suchen und stellt dabei fest, dass es kaum Personal zu geben scheint und auch alles andere nicht wie ein reguläres Krankenhaus aussieht. Irgendwann hört er Geräusche, die wie Schüsse klingen und versteckt sich in einem Wandschrank. Von dort beobachtet er, wie die anderen Patienten erschossen und dann aufgeschnitten werden, um  ihnen etwas aus dem Körper zu entfernen. Als die Killer weg sind, flüchtet er sich zu seiner Freundion Amanda. Als er zur Ruhe gekommen ist, fällt ihm nach und nach wieder ein, wie er in diese Situation gekommen ist. Um Geld für seine Spielschulden aufzutreiben hat er sich freiwillig gegen gute Bezahlung für ein Experiment zur Verfügung zu stehen. Doch noch während er von Amanda versorgt wird, kommen ihm die Hintermänner des Kommandos auf die Spur und schicken drei Männer, die ihn töten und das Material, das sie suchen, aus dem Körper schneiden sollen.  Er kann wieder flüchten, wird aber vom MI6 aufgegriffen und darüber informiert, dass er eine neue Waffentechnik im Körper trägt, die aber nur imn Zusammenarbeit mit den anderen neuen Komponenten funktioniert. Man beschließt, den Häschern eine Falle zu stellen. Doch dazu muss Jack in den Kongo.

Jack ist als Charakter nicht mehr als eine Blaupause, das betrifft ebenso die meisten anderen Figuren. Schnell noch den Love Interest dazu, ebenso tapfer, mutig, clever und gutaussehend, wie der Protagonist, und fertig ist der Lack. Die Story ist jetzt auch nicht gerade wundersam neu, aber sie funktioniert, da Simon Mockler von Beginn an auf hohes Tempo und rasante Handlung setzt. Verschiedene Locations wie Großbritannien, USA, Kongo und Frankreich wechseln sich mit den actionstarrenden Hetzjagden auf dem Studenten ab. Da sein Love Interest Amanda und auch sein vermeintlich versoffener Vater jeweils nur im ersten und letzten Viertel ihre Auftritte haben, bremst nichts den Lesefluss aus. Auf tiefgründige Behandlung diverser Bereiche, die eher familiärer oder vergangener Herkunft sind, wird größtenteils verzichtet. Dafür strotzt das nur rund 350 Seiten bei 87 Kapitlen lange Buch nur so vor Verrätern, Intrigen, Machtspielchen und Kommandoeinsätzen. Gemeinsam mit einer neuartigen Waffe erinnert das alles an die frühen Romane eines jungen Jon Land, der mit diesen perfekt unterhalten konnte. Es ist noch kein McCracken, aber es kommt nahe dran. Abzüge in der B-Note gibt es nur wegen den nicht gerade vielschichtigen Figuren und dem etwas zu gezuckerten Ende. Ansonsten eine feine Actionssause ohne höhere Ziele. Also fast rundum gelungen. Fortsetzungsmöglichkeit inklusive. Somit werde ich auch das zweite Buch von Simon Mockler - "Das Midas-Kartell" - garantiert einsacken, auch wenn die Inhaltsangabe KEINE Weiterführung der Geschichte um Jacj Hartman verspricht.

Jerry Garcia



Eric L. Harry. Als sich die Amerikaner in einen atomaren Konflikt zwischen China und Russland einmischen, beginnt der Dritte Weltkrieg. Unter der Führung des russischen Generals Zorin wird Amerika von russischen Atom-U-Booten attackiert. Der US-Präsident wird abgesetzt, und sein Nachfolger befiehlt im Gegenzug die Invasion Russlands. Die Situation gerät ausser Kontrolle.

Der Krieg zwischen Russland und China um Grenzgebiete schwelt schon länger, blieb aber bisher im Rahmen. Nun ereignen sich mehrere Dinge fast zeitgleich. Nordkorea greift den Süden an und die USA müssen reagieren. Ein verantwortungsbewusster russischer General informiert den US-Präsidenten, dass man China mit Atomraketen angreifen werde und dass keine davon auf Amerika gerichtet sei. Im Moskau übernimmt im Kreml ein Hardliner-General namens Zorin die Macht, indem er die bisherigen Vorsitzenden einfach in die Hölle bpmbt. Und der amerikanische Präsident hadert mit seinem Gewissen, ob er die Chinesen unvorbereitet auf den russischen Angriff lassen kann. Noch während die amerikanischen Würdenträger zur Vorsicht vor einem möglichen Atomangriff aus Nordkorea in ihre sicheren Bunker evakuiert werden, warnt er die Chinesen. Die reagieren prompt und feuern einige Raketen mit Atomsprengköpfen Richtung Moskau. Dort hat man die Evakuierungsbemühungen der Amis ebenfalls bemerkt ung glaubt, diese würden sie angreifen. Sofort werden Rakten mit atomaren Grüßen via USA gesandt. Sie sind hauptsächlich auf militärische Ziele gerichtet (Was den Menschen in deren Einzugsgebiet natürlich wenig nutzt.) und vernichten nicht nur etliche Militärbasen oder NORAD, sondern auch Millionen Menschenleben. Der noch zögerliche US-Präsident gibt seinen Beratern nach und antwortet mit derselben Intensität. Doch seine Minister und Generäle wollen es dabei nicht belassen, die Opposition will ihn gar absetzen. Und das Volk will Rache. Der amtierende Präsident wird des Amtes enthoben und sein Nachfolger wirft alles in die Schlacht. Wirklich alles, da er auch auf das bio-chemische Arsenal zugreift und einen seiner Generäle deutlich anweist:"Dann vergast sie"!

Ganz klar ein Kandidat für die Leser von Dale Brown oder Tom Clancy. Wer "Im Sturm" von Clancy genossen hat, ist bei Eric L. Harry und "Gegenschlag" genau richtig. Im Gegensatz zu den genannten Autoren nutzt Harry bei seinem Buch nicht nur die gesamten Waffenarsenale der Großmächte aus, er
widmet sich auch der menschlichen Seite eines solchen Krieges. Die Familien, die um ihre Männer bangen, die im Einsatz sind, die Verheerungen, die die atomaren Einschläge hinterlassen haben, die Auswirkungen auf die Bevölkerung und ja - auch auf die Produktion von Lebensmitteln sowie Nachschub für die Front. Sicher sind bei ihm bis auf wenige Ausnahmen die Amerikaner die Guten in dem bösen Spiel, aber anders als die Autorengilde,  bei denen immerdar nur das unübertreffliche Heldenlied der mutigen Männer an der Front gesungen wird, von deren moralischer Überlegenheit und der schier angstfreien Kämpfer für die freie Welt, bekommt man von Eric L. Harry auch Charaktere gezeichnet, die sich fürchten, die vor lauter Angst in Tränen ausbrechen (Soweit, dass Amis desertieren geht er aber dann auch  nicht.) und sich am lioebsten verstecken würden. Vieles von dem, was der Autor 1994 zu Papier brachte scheint eher unmöglich, aber was ist denn heute mit den Nordkoreanern und ihren Atomprogrammen, den neu erstarkenden Russen und Chinesen, dem immerwährenden Kampf um Ressourcen? So abwegig ist ein derartiger Ausbruch nicht, wenn wohl auch  nicht mit so vielen Zufallsgeschehnissen auf einen Schlag. Das Buch ist natürlich im Militärjargon mit Akronymen und Waffenbeschreibungen nur so gespickt, dazu kommen die politischen Händel, bei denen der US-Präsident und der eine oder andere Russe sicher zu einem schnellen Konsens kommen würden, wenn ihre Bemphungen nicht durch machtgeile Kriegstreiber in ihren jeweiligen Reihen nicht ständig behindert werden würden. So treiben ich die kriegerischen Handlungen ebenso wie die Spannung atemlos voran und der atmosphärisch dichten Story geht nur selten die Luft aus. Trotz seiner 730 Seiten will man das Buch kaum aus der Hand legen und trauert den Zeiten nach, als auch ein Tom Clancy zu so etwas noch fähig war. Und Eric L. Harry gelingt es zudem, viele Sympathiefiguren aufzubauen, mit denen man mitfiebern kann, doch - wieder ein Gegensatz zu Clancy - werden auch ebenso viele das ende der Geschichte nicht miterleben. Wer für auf Militär-Hightech-Thriller ein Faible hat und sich von Tom Clancy mittlerweile nur noch gelangweilt fühlt, sollte sich durchaus mal mit Eric L. Harry befassen. Leider hat er nur vier Romane geschrieben und sich dann wieder lukrativer und ernsthafter Arbei zugewandt. Mir jedenfalls liegen sämtliche vier Werke vor und die Begeisgterung darüber hat noch nicht nachgelassen.

Jerry Garcia



Brian Keene. Sommer 1984. Timmy und seine Freunde freuen sich auf die Schulferien. Aber statt Sonne und Comics erwartet sie der tödliche Kampf mit einer grauenhaften Kreatur. Der Ghoul hat ihr Blut gerochen und ist auf der Jagd nach den Kindern. Und niemand hilft ihnen, weil niemand glauben kann, dass ein solches Wesen überhaupt existiert.

Pat und Karen weilen zum Schäferstündchen auf dem örtlichen Friedhof als sie überfallen werden. Pat wird dabei getötet. Timmy, Barry und Doug freuen sich derweil auf die Sommerferien, welche das befreundete Trio mit vielen Comics und einer Menge Spaß zu verbringen gedenkt. Doch sie haben die Rechnung ohne das Schicksal und die Erwachsenen gemacht. Timmys Opa stirbt und wird auf dem Friedhof, neben dessen Gelände sie sich einen Bunker gebaut haben, beerdigt. Barry muss seinem Vater ständig bei der Arbeit helfen und Timmy erst einmal den Tod des Großvaters verdauen. Doch dann legt sich die Trauer und sie treiben sich in ihrem Revier herum. Dabei stellen sie fest, dass immer mehr der Gräber einsinken, richtige Löcher darin sind. Und bald verschwinden außer Pat und Karen weitere Menschen, dafür hat plötzlich der Vater von Barry mehr Geld in den Taschen als er mit seinem Beruf als Friedhofwärter verdienen kann. Die Jungs vermuten einen Ghoul hinter der Sache und als Timmy mit seinem Vater darüber redet, zerreisst dieser ob der wilden Fantasie des Jungen dessen Comicsammlung und verpasst ihm Hausarrest. Doch dann verschwindet ihr Freund Doug. Jetzt wollen Barry und Timmy nicht mehr nur beweisen, dass es diesen Ghoul gibt, sondern auch ihren Freund retten.

"Der Leichenfresser" beginnt mit einem Prolog, der auf eine typische Horrorstory aus dem Hause Keene schließen lässt. Doch dieser Anfang täuscht. Eingerahmt von Hinweisen auf das Keene-Universum wie die Wurmgötter oder die Siqqusim und untermalt von Rocksongs von Def Leppard ("Die hard the hunter") oder - sehr passend Rush mit "Tom Sawyer" entwirft der Autor eine Coming-of-age-Story, die den Leser von Beginn an in ihren Bann zieht und ihn sich alles bildlich vor Augen führen lässt. Reines Kopfkino. Nach und nach und schon vor dem ersten Auftreten der Kreatur wird einem bewusst, dass die Monster und das Grauen in der Kleinstadt nicht allein unter dem Friedhof, sondern auch und besonders hinter den häuslichen Fassaden des Friedens lauert. Suff, Schläge, Inzest sind an der Tagesordnung. Oft tritt der titelgebende Leichenfresser in den Hintergrund und muss dem Schicksal der drei Rabauken weichen, die sich durch die Widrigkeiten des Erwachsenwerdens, dem ersten Interesse für Mädels und das Unverständnis der Eltern kämpfen müssen. Ein authentisches und emotionales Buch, das nicht auf vordergründigen und blutigen Horror setzt, was die vergleichsweise dezenten Attacken des Ghoul angeht, sondern sch mehr der Bestie Mensch widmet und auch dem Verständnis dafür, dass nicht immer das Offensichtliche das wahre Monster ist. Das kann sich auch hinter einer biederen Maske verbergen. Der Epilog ist dann irgendwie niederschmetternd. Rund 395 Seiten.

Jerry Garcia



A. J. Quinnell. Der ehemalige Fremdenlegionär Creasy wird als Leibwächter angeheuert - er soll Pinta Balletto, die elfjährige Tochter eines italienischen Industriellen, gegen Kidnapper schützen. Das Kind schafft es, mit Charme und Intelligenz die Freundschaft des introvertierten, einsamen Mannes zu gewinnen. Zum ersten Mal in seinem Leben empfindet Creasy eine tiefe Zuneigung zu einem Menschen. Als das Kind bei einer entführung ums Leben kommt, sinnt Creasy auf blutige Rache. Mit unerbittlichem Hass und eisernem Willen trifft er, unterstützt von seinem Freund Guido, die Vorbereitungen zu einem gigantischen Kampf gegen die Mafia - er ist von der Idee besessen, das organisierte Verbrechertum Italiens aus den Angeln zu heben.

Ettore Balletto hat eine schöne, aber auch extrem anspruchsvolle Gattin. Die ließ aus Sorge um das Wohlergehen ihrer Tochter nach der letzten Entführungswelle diese nur noch zu Hause unterrichten. Da aber alle ihrer wohlhabenden Bekannten ihre Kinder mit Leibwächtern umgeben, soll auch Pinta einen bekommen, sodass nicht nur das Kind sich wieder mit ihren Freunden in der Schule treffen kann, sondern auch der Status der Familie wieder gesteigert wird, denn nichts ist Rika Balletto wichtiger als ihr Ansehen. Da Balletto aber finanziell recht klamm dasteht, nimmt er nur einen Vorzeigeleibwächter, dessen Fähigkeiten nicht sonderlich bemerkenswert sein müssen  - er soll nur ein Prestigeobjekt darstellen; und billig sein. So kommt der ehemalige Legionär und Söldner Creasy an den Job. Er trinkt zuviel, ist mürrisch und abweisend, hat kein Lebensziel mehr, wird aber eingestellt. Auf Kontaktversuche des Kindes reagiert er barsch, doch nach und nach kann Pinta seine harte Schale durchdringen. Als sie eines Tages vom Klavierunterricht abgeholt werden sol, tauchen vier Entführer auf, von denen Creasy zwei töten kann, bevor er selbst schwer verletzt und Pinta entführt wird. Er muss lange im Krankenhaus behandelt werden und erfährt währenddessen, dass zwar ein Lösegeld bezahlt, aber Pinta dennoch nur tot aufgefunden wurde. Jetzt macht sich sein Lebenswille wieder bemerkbar. Er will gesund werden, sich fit trainieren und Rache für Pinta nehmen. Sein Freund Guido hat auf Korsika eine Pension und der schickt ihn nach Malta auf die Schwesterinsel Gozo, wo sich Creasy nicht nur bei seinen Gastgebern nützlich macht, sondern auch daran arbeitet, seine alten Qualitäten wieder zu erlangen. Nach Monaten harten Arbeitens ist es soweit: Creasy geht auf die Jagd. Gut ausgerüstet nimmt er sich nach und nach jeden vor, der auch nur im geringsten von der Entführung profitierte - und keiner überlebt die Begegnung mit dem Ex-Söldner. Dann ist der oberste Boss in seiner Trutzburg dran. Creasy hat einen Plan, wie er in das Gebäude hineinkommt, doch für die Flucht danach hat er keinen geschmiedet.

Der Großteil des Buches beschäftigt sich mit der Beziehung des Söldners zu dem Mädchen. ER ist desillusionert und hat das Leben an sich satt, seine bewegende und gewalttätiuge Vergangenheit wird nach und nach offengelegt und man kann verstehen, dass er sich unter Menschen nicht wohlfühlt. SIE ist munter, fidel, intelligent und wissbegierig, lässt sich auch von mürrischer Abweisung nicht unterkriegen und irgendwann hat sie dann das Herz von Creasy erweicht. Hier konnte ich bildlich den Übergang zu der neuen Filmversion ziehen, in der Dakota Fanning das Mädchen spielte, da passte alles perfekt inklusive Creasy-Bär (nur dass das Mädchen im Buch schwarhaarig ist) und der Abholung/Entführung nach dem Klavierunterricht. Ansonsten wäre für mich die frühere Verfilmung mit Scott Glenn als Creasy die passendere Wahl. Bis - außer der Entführung - wirklich Tempo ins Geschehen kommt, lässt Quinnell den Leser an der langsamen Veränderung des Mannes Creasy teilhaben, der sich durch das Pinta wieder ins Leben zurückgeholt fühlte, die ihm dazu verhalf, wieder am Leben seiner Mitmenschen teilzuhaben und die jetzt tot ist und er sich nie dafür revanchieren kann, dass er jetzt wieder eine Zukunft hat. Selbst seinen Freund Guido aus der Zeit als Fremdenlegionär in Vietnam (Franzosenzeit) überrascht er plötzlich mit Scherzen und Lächeln. Nach diesen teilweise emotionalen Abschnitten wird es ernst und hart. Creasy kennt keine Rücksicht und agiert kalt wie eh und je. Von Mailand über Rom bis nach Palermo mordet er sich durch die Organisation - von den Medien und den rechtschaffenen Menschen gefeiert, von der Polizei nur halbherzig verfolgt. Beide Filme basieren nur lose auf der Vorlage von A. J. Quinnell und man muss sich auch auf einen anderen Ablauf des Showdowns einstellen, sollte man die Filme gesehen haben. Guter Thriller, der von emotional berührend zu knallhart wechselt. Rund 320 Seiten.

Jerry Garcia



Simon Mockler. Als Markus Cartright ein rätselhaftes Paket von seinem alten Freund Daniel erhält, ahnt er nicht, in welche Gefahr er dadurch gerät. Denn schon wenige Tage später stehen skrupellose Auftragskiller vor seiner Tür, und nur um Haaresbreite gelingt dem Journalisten die Flucht. Markus versucht, Daniel zu erreichen - und muss feststellen, dass dieser spurlos verschwunden ist. Auf sich allein gestellt bemüht sich Markus, Daniels Unterlagen zu entschlüsseln. Dabei kommt er Machenschaften eines weltumspannenden Kartells auf die Spur, das nun auch ihn um jeden Preis aus dem Weg räumen will.

Daniel hat für seine Firma, eine angesehene Wirtschaftskanzlei, die private Wittgensteinbank als Kunden gewinnen können und überprüft in deren Aufgtrag die Konten der Bank. Bald fällt ihm ein ungewöhnlicher Geldfluss auf, der auf ausländischen Konten versickert. Er  macht den Boss der Bank darauf aufmerksam, wird aber vertröstet, dann mit einer Nutte in Verruf gebracht und bald von seiner Firma gekündigt. Dennoch gibt er nicht auf, sammelt Belege, recherchiert sogar in Banken in Guatemala City und Umgebung: und kann seine Unterlagen gerade noch rechtzeitig an Markus schicken, bevor ihn die Handlanger der Hintermänner einkassieren, um von ihm die Herausgabe seiner Beweise zu verlangen. Seine Häscher greifen dabei auf  Drogen und Desorientierung sowie Nahrungsverweigerung zurück, anstatt härtere Bandagen zu nutzen. Markus erhält indes das Paket und muss schon schnell feststellen, dass sein Leben von da an gefährlicher geworden ist. Eigentlich schon vorher, denn der erste Angriff erfolgt, bevor er überhaupt einen Blick in das Material geworfen hat. Dann versucht er Daniel zu erreichen, was aber nicht gelingt und da der Umschlag aus Guatemala kam, macht er sich auf den Weg dorthin - die Unterlagen immer bei sich. Dort wird er bald mit einer Frau konfrontiert, die schon Daniel in die Falle gelockt hat. Doch nach einer Auseinandersetzung mit einem der Gangster hilft sie nun Markus bei der Suche nach seinem Freund und dem verschwundenen Geld. Denn dass er es findet, ist unabdingbar, da man mittlerweile in London seine Frau und sein Kind entführt hat, um ihn zur Herausgabe der Milliarden zu bewegen.

"Das Midas-Kartell" hat zwei völlig unterschiedliche Charaktere als Hauptfiguren. Da ist zum einen der weichliche, etwas übergewichtige Schreibtischtäter Daniel, der sich eigentlich aus Ärger herauszuhalten gedenkt und nicht als mutiger Mann erscheint. Der zweite ist Markus, ein harter Kerl, der Daniel vor rund 18 Jahren mal im Internat vor Rowdys beschützt hat und der eine recht heftige Kindheit verbracht hat und auch aus dieser Zeit ein Geheimnis mit sich rumschleppt. Zudem ist er ein starker Trinker, der seine Kraft dann im Suff gerne mal an anderen auslässt. Wirklich tiefschürfend ist die Zeichnung des Innenlebens der Hauptfiguren nicht und alle anderen  - speziell die Kontrahenten - bleiben seicht und bestenfalls oberflächlich. Was dem Buch aber meiner Meinung nach auch nicht gerade zugute kam, ist, dass man mit keiner der Figuren mitfiebert oder Mitleid haben kann. Sie berühren einen emotional null, nada, niente - auch wenn wenigstens Daniel den Leser in zumindest einem Punkt positiv überrascht. Und von der rasanten Action aus "Dunkle Ernte" ist auch nicht viel geblieben. Im ersten Viertel etwas bei der Jagd nach Markus, dann viel Leerlauf mit Rückblenden hinsichtlich der Vorkommnisse in der Bank und Daniels Werdegang, ein paar Ermittlungen von Markus und die Angst der Gierbanker, die Geld abgezweigt haben, vor einem ihrer besten Kunden, dem Boss eines Drogenkartells, der seine Kohle wiederhaben will, bevor es gegen Schluss ein eher "Ruckzuck"-Finale gibt, in dem die bösen Wichtel ganz schnell den Löffel abgeben. Als Kniff bleibt nur noch die Enttarnung eines der Drahtzieher der gewalttätigen Verfolgungsjagd in London und Guatemala. Sonst ist ausser den flüssigen Stil und ein paar Cliffhangern, die die Story auch  nicht retten können, nichts mehr von der Klasse des Erstlings übriggebleiben. Und als Thriller im Finanzbereich habe ich schon entschieden bessere Werke gelesen wie z. B. "Das Nummernkonto" von Christopher Ride. Muss man nicht unbedingt gelesen haben. Schade, denn nach "Dunkle Ernte" hatte ich mehr erhofft.  350 Seiten.

Jerry Garcia



Jean-Christophe Grange. Olivier Passan, Pariser Mordkommissar mit einer Passion für die japanische Kultur, ist einem brutalen Serienkiller auf der Spur, der es auf schwangere Frauen abgesehen hat. Zugleich versucht er zu begreifen, warum die Ehe mit seiner Frau Naoko gescheitert ist. Als in seinem Haus bedrohliche Dinge geschehen, vermutet Passan zunächst Racheakte des Killers. Doch dann mehren sich die Anzeichen, dass die Anschläge in Zusammenhang mit einem offenbar wohlbehüteten Familiengeheimnis stehen.

Passan hat herausbekommen, wo der "Geburtshelfer", wie die Medien den Serienkiller nennen, der den Frauen den Fetus aus dem Leib schneidet und ihn dann zusammen mit der Frau und den möglichen Beweisen verbrennt, wo der Psychopath sein nächstes Opfer ermorden will. Doch Passan ist nicht offiziell unterwegs. Der Killer hat schon im Vorfeld wegen des Drängens des Kommissars eine Verfügung erwirkt, dass dieser ihm nicht mehr näher als auf zweihundert Meter kommen darf. Doch Passan stört das nicht und prompt geht alles schief. Der Killer entkommt, alle möglichen Indizien werden für ungültig erklärt und Passan erhält den nächsten Rüffel. Natürlich setzt er sich über alle Befehle hinweg und verfolgt besessen den Täter weiter. Nebenbei hat er auch noch private Probleme. Er und seine japanische Ehefrau stehen vor der Scheidung, haben sich aber geeinigt, dass es eine vernünftige Trennung mit nur einem Anwalt wird und dass man sich auch weiter gemeinsam um die Kinder kümmert. Doch schon bald kommt es zu unheimlichen Geschehnissen in der Villa der beiden. Einmal liegt sogar ein gehäuteter Affe im Kühlschrank. Passan verdächtigt zuerst den Serienkiller, sich an ihm rächen zu wollen, muss aber bald einsehen, dass an dieser These nichts dran ist. Die Bedrohung lauert in seinem direkten Umfeld.

"Die Wahrheit des Blutes" dreht sich um Wünsche und Hoffnungen, um ein Ehepaar, das sich nicht nur auseinandergelebt hat, sondern völlig gegensätzliche Vorstellungen hat. Während Passan wie besessen von der alten Kultur Japans ist, will sich seine Frau gerade von diesen Traditionen lösen und sich dem westlichen Lebensstil zuwenden. Ausserdem ist Passan ein knallharter Bulle geworden, der seinen Frust aus dem vermasselten Eheleben auf den Job überträgt und somit seine inneren Dämonen zu beschwichtigen sucht. Er hat seine eigenen Regeln aufgestellt. Er ist ebenso wie die meisten Figuren im Buch von Jean-Christophe Grange abweichend von der Norm geschildert (obwohl es an Bullen, die wider den Willen ihrer Vorgesetzten eigene Wege gehen ja auch schon genügend gibt), ob es nun der Punkerpolizist mit dem dezernatsinternen Drogenhandel oder seine Gattin Naoko sind - alle haben ihr Päckchen zu tragen und zeigen es nur durch Äußerlichkeiten, nicht durch Worte. Grange widmet sich auch ausführlich der japanischen Kultur, ihren Werten, ihren Mythen und sogar den Nachwirkungen des schrecklichen Bebens von Fukushima. "Die Wahrheit des Blutes" enthält durchaus auch die bizarren und düsteren Elemente, die man von Grange schon kennt und er lässt hin und wieder auch extreme und blutige Gewalt aufblitzen, doch leider kennt man den Täter schon früh, worunter die Spannung leidet und irgendwie kam es mir so vor, als habe er die beiden Handlungsstränge nicht richtig zusammenführen können, sie erscheinen wie zwei voneinander getrennte Geschichten. Und auch der Part mit seiner Familiengeheimnis und der Bedrohung seiner Lieben wird viel zu früh offengelegt und nähert sich dann einem zu erwartenden Showdown. Mir hat das Besondere an dem Buch gefehlt, das Grange sonst auszeichnet, alles irgendwie schon einmal dagewesen und ein viel zu schlichtes Ende, wie es von jedem anderen Autor hätte stammen können. So bleibt eigentlich viel Eheanalyse verpackt in einen handelsüblichen Thriller. nicht gerade die Bestleistung des Autors. 430 Seiten.

Jerry Garcia



Ken Bruen. In den 50-er Jahren wurden im Magdalenenstift in Galway Mädchen misshandelt, erst jetzt fliegt der Skandal auf. Nun soll Jack Taylor eine Frau finden, die den Maggiers damals zur Flucht verholfen hat.

Jack Taylor, derzeit so trocken wie die Sahara, steht bei Bill Cassell noch in der Schuld. Die soll er jetzt einlösen, indem er für den Mann eine Frau finden soll, die den Mädchen aus dem berüchtigten Magdalenenstift zur Flucht verholfen hat. Obwohl Jack aus Ehrgefühl sofort seine Zustimmung gibt, den Auftrag zu übernehmen, lässt Cassell seine Leute (einen simplen Schläger und den unbekannten Juicy Fruit-Killer) etwas Nachdruck ausüben. Während Jack sich im Hotel Bailey's einnistet, seiner Mutter und dem ihr ständig am Rockzipfel hängenden Prediger aus dem Weg geht und versucht, weiterhin Alkohol und sonstige Rauschmittel von sich fernzuhalten, wird er auf einen weiteren Job angesprochen. Für Terry soll er die Frau von dessen Vater überführen, dass sie diesen umgebracht habe. Daraus ergeben sich gleich mehrere Probleme: das Weib interessiert ihn und er hat inzwischen wieder mit Suff und Drogen angefangen und mogelt sich nur noch von Kater zu Kater, ohne etwas wirklich zustande zu bringen. Währenddessen werden in Galway innerhalb weniger Tage zwei junge Männer mit Kopfschüssen getötet, einer seiner wenigen verbliebenen Freunde hängt sich auf und eine junge Polizistin spricht ihn auf seine Fälle an.

"Jack Taylor fährt zur Hölle - Jack Taylor 3" könnte auch Jacks kleiner Leitfaden für Süchtige betitelt sein, denn Rückfälle, Auswirkungen des Konsums, schlechtes Gewissen und Halluzinationen nehmen eine großen Raum in dem Buch ein. Ansonsten nehmen knappe, lakonische Dialoge, schräge Figuren und Jacks eigene Sicht auf das Leben den ihnen zugestandenen Platz ein. Wieder beweist er sich neben seinen Fähigkeiten als Trinker und Ermittler als äußerst belesener Geselle, der sich zudem auch in den Sphären der Rockmusik bestens auskennt. Und in den wenigen lichten Momenten ackert er sich mühsam durch den Sumpf aus Verbrechen und Korruption, findet sogar die Gesuchte und klärt seine Fälle, bis er durch die eine oder andere Überraschung grad wieder von vorne beginnen kann. Für Freunde "Schwarzer Krimis" auf jeden Fall wieder ein Gewinn und diesmal sind die Lösungen nicht ganz so gradlinig serviert wie in den beiden vorherigen Werken. 300 Seiten.

Jerry Garcia

22 August 2013, 21:55:16 #373 Letzte Bearbeitung: 24 August 2013, 18:35:49 von Jerry Garcia


Martin Kay. Stell Dir vor:
Es ist Nacht: Du sitzt im Auto und fährst über eine einsame Landstraße. Während der Fahrt überlegst du, was du gestern getan hast und stellst fest, dass du es nicht weißt. Du denkst darüber nach, was überhaupt geschehen ist, und erkennst, dass du außer deinem Namen gar nichts mehr von dem weißt, was letzte Woche, gestern oder gerade eben geschehen ist.

So ergeht es Steven Caine. Noch während er darüber nachgrübelt, warum seine Erinnerungen verschwunden sind, fährt er in die Ortschaft Greepershire hinein. Die Menschen verhalten sich ihm gegenüber merkwürdig und zeigen spürbare Abneigung. Ein Gespräch mit dem örtlichen Sheriff verschafft zumindest etwas Klarheit: Will Caine erfahren, was mit seinem Gedächtnis geschehen ist, muss er das Geheimnis von Greeprshire lösen.

Das fängt schon damit an, dass er einen Unfall vor der Stadt meldet und der Sheriff dort keine kaputten Wagen oder gar Unfallopfer findet. Und in der gesamten Stadt gibt es keine Uhr, kein Internet, kein TV. Sie werden zwar mit Post beliefert und auch Lebensmittel kommen beim örtlichen Laden an, doch leiner kann den Ort verlassen. Erst als Caine die offensichtliche Frage nach
der Uhrzeit stellt, werden die Menschen plötzlich aufgeschlossener. Dennoch verhaftet ihn der Sheriff wegen Falschaussage bezüglich des Unfalls -aber nur um ihn daraufhin unter vier Augen um Hilfe zu bitten. Durch seine Zusage gerät Caine in ein Abenteuer, wie er es sich nie vorstellen konnte.

"Die Legende des dunklen Propheten" ist ein Roman um den  Auftragskiller Caine, von dem es schon mehrere zuvor gab, doch den man auch als "Uneingeweihter" lesen kann, ohne auf gewisse Vorkenntnisse zurückgreifen zu müssen. Nach dem mysteriösen Start geht es bald richtig in die Vollen und Martin Kay schildert temporeich den Kampf von Caine um das Weiterbestehen der Erde - oder was man so als Erde bezeichnet. Vom Dunkelelf bis hin zu Weltenwandlern, seinem älteren Ich und den Aganoi. Dazu das Amulett des PENUMBRA und fertig ist der Lack. Fantasy-Action auf rund 145 Seiten, die ohne Umschweife zum Punkt kommt und Tentakel für Tentakel den Fortbestand der Menschheit zu sichern versucht. Ziemlich unterhaltsamer Stoff, der den einen oder anderen Winkelzug und Überraschung für den Helden bietet und bei dem man lange nicht weiß, wo der Hase hinläuft. Es ist jetzt sicher kein Reißer wie "Kalte Spuren" aber das dürfte wohl auch nicht in der Absicht des Autors gelegen haben. Aber einigermaßen rasanter Lesestoff ist es allemal, wobei ich hin und wieder an Handyman Jack und seinen Kampf gegen die Andersheit denken musste.

Jerry Garcia



A. J. Quinnell. Seit Jahren hat niemand mehr von ihm gehört. Er gilt als tot. Aber Uomo Creasy, Ex-Fremdenlegionär, Söldner und Präzsionskiller, lebt. Und es steht für ihn bereits fest, dass er seine Deckung verlassen wird - um Rache zu nehmen an dem Mann, der seine Frau und seine Tochter auf dem Gewissen hat. Die Spur führt ins syrische Damaskus, eine der gefährlichsten Städte der Welt. Aber Gefahr kann eine Droge sein, und Creasys neues Credo lautet: Gnade ist reiner Luxus.

21. Dezember 1988. Unter den Opfern der über dem englischen Lockerbie explodierten Pan-Am-Maschine 103 befinden sich auch die Frau und die Tochter von Uomo Creasy. Creasy hatte sich nach den Ereignissen, die Italien in Aufruhr versetzten, auf einer Insel nahe Malta zur Ruhe gesetzt und galt als tot. Doch nach dem Anschlag nimmt er seine alte Profession wieder auf. Er sucht Spuren, die auf die Täter Hinweisen und findet auch einen Mann, der einen weiteren Hinterbliebenen der Opfer unter Creasys Namen schröpfen will. Creasy setzt sich mit dem gelinkten Senator in Verbindung, erhält die Daten des falschen Creasy und findet ihn in Europa. Er macht ihm seinen Standpunkt klar, lässt ihn aber am Leben. Danach schließt er sich mit dem Senator zusammen, um die Jagd zu beginnen. Doch der andere Gangster zeigt keine Dankbarkeit dafür, dass er verschont wurde: Er verrät Creasy an den wahren Täter. Diese Rechnung begleicht Creasy sofort, dann beginnt die Planung für die Attacke auf die Attentäter sowie den Schutz des Senators. Creasy holt einen siebzehnjährigen Jungen aus dem Waisenhaus und engagiert in England eine Frau, die seine Gattin spielen soll, damit er den Jungen adoptieren kann. Er bildet den Jungen aus, um ihn für seinen Rachefeldzug an seiner Seite zu haben.

Die Figur des Söldners setzt da an, wo seine Charakterisierung in "Der Söldner - Man on fire" aufgehört hat. Creasy ist milder geworden, mitteilsamer, aber wenn es darauf ankommt, wird er wieder zum eiskalten, distanzierten Profi. Das müssen auch der Junge und die Frau erfahren, die anfangs nur Mittel zum Zweck darstellen. Erst mit der Zeit wird Creasy vertrauter ihnen gegenüber, auch wenn er seine Gefühle nicht in Worte fassen kann, da er dies in seinem Leben nicht gelernt hat. "Die Spur des Söldners" besteht im Großteil aus der Planung des Rachefeldzuges und der Ausbildung des Jungen, wird zwar durch einige Actionsequenzen unterbrochen, aber die Melancholie des Söldners ist immer spürbar. Auch dieses Buch ist kein Actionreißer, in dem es von Seite zu Seite nur kracht, sondern ein ruhig aufgebauter Thriller, der die akribische Planung der Tat in den Vordergrund stellt. Während die eingestreuten Sprenkel der Auseinandersetzungen (besonders der versuchte Anschlag auf den Senator) schon einen gewissen Raum einnehmen, ist die eigentliche Aktion in Syrien nur kurz und knapp geschildert. Durchaus spannender Thriller, der aber auch Geduld fordert, da sich hin und wieder Längen einschleichen. Rund 315 Seiten.     

Jerry Garcia



Don Winslow. Manhattan 1958. Die künftige First Lady und ihr M;ann halten Hof in Big Apple, beglücken die Presse und beleben die Partylandschaft. Für ihre Sicherheit ist Ex-CIA-Mann Walter Withers verantwortlich, der sich bald im Zentrum einer tödlichen Verschwörung wiederfindet.

Walter Withers hat seinen Job bei der CIA in der Station Stockholm gründlich satt. Er will wieder nach Hause ins vertraute New York, in sein Manhattan. Also schmeißt er hin und geht in die Privatwirtschaft. Bei Forbes and Forbes (trotz des Namens gibt es nur einen Forbes) managt er die Abteilung für Personenüberprüfungen für Kunden, die einen Mitarbeiter in eine gehobenere Stellung befördern wollen, aber grundsätzlich Angst vor Wirtschaftsspionage haben. Doch eines schönen Tages im tiefsten Dezember wird er von seinem Chef als Bodyguard für die Gattin von Senator Joe Keneally beauftragt, welcher derzeit eine Party zum Weihnachstfest und nebenbei zur Wahlspendensammlung veranstaltet. Er ist von beiden schwer beeindruckt, macht aber auch selbst auf sich aufmerksam, als er eine unliebsame Situation ohne Aufsehen lösen kann. Nach der Feier tritt der Bruder des Senators an ihn heran und teilt ihm mit, dass man auf seinen Namen ein Zimmer im Hotel gemietet habe, um ungesehen eine geheime Besprechung abzuhalten. Später sieht Walter, wie der Senator einer blonden Schauspielerin den Schlüssel zu eben jenem Apartment überreicht. Er denkt sich seinen Teil und geht. Doch dann wird Marta Marlund, blonde Schaupsielerin mit Zimmer unter falschen Namen, tot aufgefunden und Walter ist der Hauptverdächtige. Und schon ist er verstrickt in eine Sammelsurium aus Poliziedienstten, FBI, CIA und Auslandsagenten, die alle etwas von ihm wollen.

"Manhattan" ist einer der frühen Winslows (erschien hierzulande auch 1997 schon einmal unter dem Titel "Manhattan Blues"), vor dem nur noch die Reihe um "Neal Carey" herauskam. Damals war sein Stil noch nicht so stakkatoartig mit kurzen Kapiteln und nur minimalistischen Sätzen, die das Tempo nur so vorantreiben. Dementsprechend ist sein Stil in "Manhattan" ruhig - aber dennoch nicht spaßbefreit - und die Handlung braucht Zeit, um sich nach und nach zu entwickeln. Bis der Fall dann endlich Fahrt aufnimmt, lässt Winslow den geneigten Leser am Ambiente des Manhattan der späten 50-er Jahre teilhaben, den Jazzclubs, den versteckten Homokneipen, den Mafiosi, die jene beherrschen teilhaben. Und man muss sich schon auf dem oft vorherrschenden heutigen Bildungsniveau bewegen, um nicht mitzubekommen, dass sein Senator plus Gattin eindeutige Parallelen zu den Kennedys aufweisen. Seine Familie hat das Geld durch Alkoholschmuggel und Geschäfte mit der Mafia während der Prohibitionszeit gemacht, ist irischer Herkunft, lässt nichts anbrennen, während sie aus altem Geldadel stammt. Don Winslow macht wie gewohnt kein Hehl aus seiner Abneigung gegen die herrschenden Zustände und äußerst seine - mittlerweile wie sehr aktuell gewordene - Kritik an den Machthabern, wenn er die Rede auf ein Land der Gerechtigkeit und dass ein Politiker das amt nicht um des Amtes willen anstreben soll. Guckt man sich hüben wie drüben heutzutage mal um, sieht das alles völlig anders aus und von hehren Zielen ist nichts geblieben, sondern eher mafiöser als die Mafiosi selbst. Erst bei knapp der Hälfte des Buches zieht das Tempo dann an, kommt Spannung ins geschehen und auch wenn er hier nicht mit Action protzt, hat der Autor einen spannenden Thriller geschaffen, dessen Figuren wirklich zum Leben erweckt und wirklich erst ganz zum Ende hin sämtliche Puzzleteile mehr oder weniger überraschend an ihren Platz gebracht. Selbst seine Schilderung der Geheimdienste ist mit ihrer ständigen Überwachung so realitätsnah geworden, weil in der Gegenwart so aktuell. Anders als von ihm gewohnt und dennoch ein extrem unterhaltsamer Spitzenthriller. 400 Seiten

Jerry Garcia



Ilkka Remes. Mehrere Geldtransporte werden ausgeraubt. Die Täter gehen brutal und mit äußerster Präzision vor. Drei Menschen sterben. Ein Fall für TERA, die international besetzte Anti-Terror-Einheit in Brüssel. TERA schickt ihren Spezialisten Timo Nortamo zunächst nach Finnland. Erste Ermittlungen führen ihn auf die Spur von Ralf Denk. Der ehemals erfolgreiche Molekularanthropologe verfolgt einen ebenso teuflischen wie größenwahnsinnigen Plan. Bei den Sicherheitsbehörden in Brüssel, Washington und im Vatikan schrillen die Alarmglocken. Und ihre schlimmsten Befürchtungen sind nichts im Vergleich zur Wirklichkeit, mit der Timo Nortamo sich schließlich konfrontiert sieht.

Alles beginnt auf dem G8-Gipfel in Genua. Die Globalisierungsgegner werden von der Polizei brutal zurückgedrängt und manche tun sich zusammen, um gegen die Großkapitalisten des Westens etwas zu unternehmen. Es fängt zwei Jahre später mit einigen Überfällen auf Geldtransporter in Bremen und andernorts an. Bei manchen der Überfälle sind auch Tote zu beklagen. In Finnland geht der Plan mit einem weiteren Überfall auf einen Geldtransporter weiter. Der Beifahrer wird gefesselt zurückgelassen, der Fahrer muss seine gewohnte Route zu Kunden in Russland weiterfahren. doch dort kommen sie nicht an. In einem Wäldchen warten zwei Russen, die eine kleine Atombombe aus einem Lager entwendet haben, in dem Glauben, dass die Globalsierungsgegner, mit denen sie sympathisieren, nur Fotos als Beweise davon machen wollen. Diesen Irrglauben überleben weder sie noch der Fahrer. Mittlerweile wurde Timo Nortamo von der TERA in Brüssel auf die Sache angesetzt, der eigentlich mit seinem Sohn einen Angelausflug machen wollte. Stattdessen fährt er mit ihm zurück nach Brüssel. Auf der Fähre wird Timnos Sohn zu neugierig und beobachtet einen Transporter. Er wird entdeckt, doch um großes Aufsehen zu vermeiden, werden beide nur betäubt. Die Ökoterroristen machen sich mit ihrer Sore auf nach Afrika - in die ehemalige belgische Kolonie Kongo. Aber einen Zwischenstopp im Vatikan müssen sie noch ausführen. Bald darauf gehen die Sicherheitsbehörden davon aus, dass die Gruppe auch  noch über das Ebola-Virus verfügt - und zwar über eine veränderte Variante. Weltweit wird höchste Alarmstufe ausgerufen und Nortamo reist ebenfalls in den Kongo, um die vermeintliche Katastrophe zu verhindern.

Kapitalismus, Kolonialismus, Kirche, Ökoterror - das sind die vorherrschenden Themen in "Ewige Nacht" von Ilkka Remes. Sein Protagonist Timo Nortamo ist kein finnischer Bond, sondern ein Mann mit Familie, einem zu neugierigen Sohn und etwas zuviel Leibesfülle, ein Mann mit den üblichen Problemen neben dem Job. Die Story ist gespickt mit Informationen zu Belgiens übelster Zeit als Kolonialmacht sowie den Auswüchsen des Kapitalismus und der Überbevölkerung des Planeten sowie der Macht, den die Kirche nicht nur ausübt, sondern die sie sogar zu nicht wünschenswerten Zwecken nutzt. Der Plan der Attentäter erschließt sich dem Leser nicht von Anfang an, wird häppchenweise in die Fülle an Informationen eingeflochten, was anfangs auch recht spannend wirkt, mit der Zeit aber leider gerade die nötige Spannung und das Tempo ausbremst. Zum Ende hin zieht Ilkka Remes dann wieder alle Register für rasante Action und gibt der Sache auch noch zwei Wendungen mit auf den Weg, die man so nicht ganz vorhergesehen hat. Doch leider ist das nach dem etwas zähen Mittelteil zu wenig, um das Ruder endgültig herumzureißen. "Ewige Nacht" ist ein brauchbarer Thriller, aber vom Finnen hab ich da schon einige bessere gelesen. 418 Seiten.

Jerry Garcia



Tony Black. Edinburgh: Hinter den schicken Fassaden machen scheinheilige Politiker, skrupellose Spekulanten und Schlepperbanden aus Osteuropa schmutzige Geschäfte und schnelles Geld. Auch der zwanzigjährige Billy will sich seinen Teil sichern - und bezahlt dafür mit dem Leben. Der Vater sucht Hilfe bei seinem Freund gus dury, der den Fall aufklären soll. Niemand sonst wagt sich in den Sumpf von Korruption und Verbrechen. Gus selbst lebt auf Messers Schneide, nachdem er seinen Job als Journalist verloren und seine Frau ihn wegen seines Hangs zu Whiskey verlassenhat. Er ist ein Mann voller Widersprüche, ein Liebender und ein Kämpfer, den die Wut anfeuert. Er verbeißt sich in den Fall, kämpft sich durch die Unterwelt Edinburghs bis in die Höhle des Löwen - doch was ihn dort erwartet, ist nur des Schrecklichen Anfang.

Gus Dury ist gescheitert, unten angelangt. Dennoch wird er seinem Freund Col helfen, er hat ja auch bei ihm Unterkunft gefunden, als der ihn bittet, den Tod von Cols Sohn zu untersuchen. Er befragt dessen Ex, Nadja, und schon ist er sich sicher, dass er belogen wurde. Er hört sich in der Stadt bei seinen wenigen Freunden um und erfährt, dass Billy auf die schiefe Bahn geraten ist. Mit dem Geld, das ihm Col für die Ermittlungen vorgestreckt hat, mietet er sich in einem miesen Hotel ein, ohne zu ahnen, dass er gerade dort auf weitere Spuren stößt. Nachdem er die Bekanntschaft des alten Milo gemacht hat, stolpert er in eine Zimmer voller junger Mädchen, die anscheinend aus Lettland eingeschleust wurden. Während er weitere Nachforschungen in der Stadt anstellt, wird Milo in seinem Zimmer getötet. Jetzt hat er einen persönlichen Grund, die Sache zu klären. Was er n icht im Griff hat, ist seine Sauferei, die Russenmafia und korrupte Bullen, die ihn erst einmal einbuchten und ordentlich vertrimmen. Ihm geht auf, dass Billy vor seinem Tod etwas in Erfahrung gebracht haben muss, das die Gangster fürchten. Er sucht dessen Wohnung auf und findet eine Disc, die Beweise für die Verquickung von Politik und Russengangster Zalinaskas enthält, der in seinem Anwesen einen Wolf hinter einem Glaskäfig eingesperrt hat. Die endgültige Konfrontation der Parteien lässt nicht lange auf sich warten.

Irland hat seinen Ken Bruen mit Jack Taylor, Schottland hält mit Tony Black und Gus Dury gut dagegen. Black lotet die dunklen Ecken von Edinburgh aus, die miesen Hotels, die Penner, die schlecht beleuchteten Gassen und mittendrin sein geschlagener und gescheiterter Protagonist Dury. Nach einem Zwischenfall mit einem Politiker aus seinem Journalitenjob geflogen gibt er sich nur  noch mehr dem Suff hin und stürzt immer weiter ab, beweist aber dennoch eine gewisse Sensibilität bewahrt hat und seinem Freund helfen will. Dury hat zudem ein Päckchen aus seiner Vergangenheit mit einem schlagkräftigen Vater, der als Fußballer zu einem gewissen Ruhm  kam,den aber nicht verarbeiten konnte, zu tragen, das auch zu seinem Hang zu Hochprozentigem beigetragen hat. Die gesamte Story ist auf tiefste Abgründe getrimmt, die Sprache derb, rotzig und hart und wie bei Bruen kommt der Held recht belesen daher (Vachss oder Bruen und Joseph Roth werden ebenso erwähnt wie Ozzy, Nirwana oder Seagal) und weiß mit einigen humorigen Anekdoten aufzuwarten - alte Schabracken, die schon mehr Kämpfe hinter sich hätten als Chuck Norris, die Frau, der eine 40 kilo schwere Zyste rausoperiert wurde, so schwer wie dereinst Paris Hilton und wenn  man die rausoperieren könnte, würde sich Dury freuen oder der Dialog um Hannibal: Zitat:"Hältst du es für möglich, dass man irgendwas planen kann?" "Hannibal dachte das, ja." "Die Alpen überqueren?" "Die Folge muss ich verpasst haben." "Welche Folge?" "Als sie in den Alpen waren - das A-Team." Zitat Ende. Schnoddrig, voller Alki-Poesie und hin und wieder auch etwas emotional und mit einem skurril-gelungenen Finale. Einziger Wermutstropfen, der ihn auch von Bruen zu unterscheiden weiß, ist, dass Gus Dury mit dem Politiker abrechnen kann, der seine Karriere runiniert hat und sogar seine Frau wieder bei ihm landet - zu viel heile Welt. Der Rest ist hard-boiled mit hohem Unterhaltungswert, obwohl der Fall selbst eher traditionelle Krimiware ist. Den Unterschied macht die Sprache, der Humor, die teilweise echt düstere Stimmung. 380 Seiten.

Jerry Garcia



Robert A. Heinlein. Rod Walker, ein Oberschüler in ferner Zukunft, steht vor einer schwierigen Prüfung: Seine Aufgabe besteht darin, sich auf einem unbekannten Planeten zu behaupten, mit nichts anderem ausgerüstet als seiner Intelligenz und seinen Instinkten. Gegen den Willen seiner Eltern wagt er den Sprung durch das große Ausfalltor zu den Planeten. Und er landet inmitten eines undurchdringlichen Dschungels, wo auf Schritt und Tritt unbekannte Gefahren drohen, wo ihn nachts unheimliche Geschöpfe anfallen und ihn zwingen, auf Bäumen zu kamopieren und jeden seiner Schritte abzuwägen. Nach und nach trifft Rod auf Kameraden, die gleich ihm ums Überleben kämpfen. Und bald stellen sie mit Entsetzen fest, dass man auf der Erde offenbar vergessen hat, sie zurückzuholen aus den Weiten des Alls. Die jungen Leute, Mädchen und Jungen, gründen die Stadt Cowpertown, sie kultivieren und erobern ihren Planeten, so wie es ihre Vorfahren vor Jahrtausenden mit der Erde taten.

Gegen den Widerstand seiner Eltern wagt Rod das Abenteuer. Schon vor dem Start versucht er, Kampfgenossen zu gewinnen, damit sie in der neuen Umgebung eine Einheit bilden können, doch keiner will sich mit ihm zusammentun. Kaum auf dem neuen Planeten angekommen findet er einen Kameraden tot vor, die Ausrüstung verschwunden. Er wird vorsichtiger, schlägt sien Lager auf einem starken Ast eines hohen Baumes auf und beobachtet vor dort aus, wie sich unter ihm Tiere oder Lebewesen bewegen, die er anscheinend noch niemals zuvor gesehen hat, soweit er es in der Dunkelheit erkennen kann. Doch auch ihn überfällt man, aber er überlebt. Hilfe erhält er von Jack, die wie er auf dem Planeten ihre Prüfung macht und ebenso vor den gefährlichen Strobos gewarnt wurde. Gemeinsam schlagen sie ihr Lager in einer Höhle auf, teilen ihre Waffen (Messer) und die Ausrüstung sowie Nahrungsmittel und befestigen ihr Camp. Mit der Zeit finden sie immer mehr Mitstreiter, fangern an, die Höhle und das Umfeld zu einer kleinen Siedlung auszubauen.  Querulanten werden entfernt, man beginnt eine Hierarchie zu errichten,mit Regeln und Gesetzen. Dazu werden ausserdem Verteidigungsanlagen gegen wilde Tiere und mögliche Angreifer errichtet. Da aus den avisierten 10 Tagen mittlerweile Wochen geworden sind, mussman sich darauf einrichten, dass man nie wieder zur Erde zurückkehren kann und sich auf dem Planeten niederlassen muss. Familien werden gegründet, feste Unterkünfte gebaut und eines Tages kommt dann doch die Rückholaktion. Aber: soll man gehen oder in der neuen Heimat und der Siedlung bleiben?

Vorab: Wer oder was diese geheimnisvollen und gefährlichen Strobos sind, lasse ich hier offen. Die Geschichte selbst ist ein Bild, wie man sich in einer gefährlichen Umwelt nicht nur durchsetzen kann, sondern auch noch Mensch bleibt und  gesellschaftlichen Regeln unterwirft, eine wohlmeinende Gemeinschaft entwickelt und nicht selbst zum Tier wird. Obwohl die Story keinen großen Spannungsbogen entwickelt, ist der Kampf gegen die (fremde) Natur unterhaltsm zu lesen. Der Stil ist recht einprägsam, aber auch einfach zu lesen. Die eine oder andere Begegnung mit wilden Tieren sorgt für etwas Action, die Frage nach den "Strobos" und dem Grund, wieso sie nicht abgeholt werden oder ob sie es überhaupt jemals werden, für weiteres Interesse an der Lektüre, die im Mittelteil kleine Längen aufzuweisen hat. Ein bisserl Gruppen-"Robinson Crusoe" plus etwas "Herr der Fliegen" auf freiwilliger Basis und etwas Survival-Felling als Zutat machen einen guten SF-Jugend-Roman, der ohne überbordende Gewalt oder Raumschlachten auskommt und durchaus empfehlenswert ist. 220 Seiten. 

Jerry Garcia



James Herbert. London 1948. Trümmer, Ruinen, Leichen. Eine sogenannte Wunderwaffe hat den Bluttod über die Weltstadt gebracht. Von dem schleichenden Tod bleiben nur wenige Menschen verschont, die der Blutgruppe AB-negativ angehören. Fünf von ihnen suchen Zuflucht in den Ruinen des verlassenen Grand Hotels: Zwei junge Frauen, die über die Schranken unterschiedlicher gesellschaftlicher Herkunft eine tiefe Freundschaft verbindet. Ein Deutscher mit undurchsichtiger Vergangenheit und ein weltfremder Engländer vom Zivilschutz. Und Hoke, der Kriegsfreiwillige aus Kanada, der seit drei Jahren auf der Flucht vor jenen Menschen lebt, die wissen, dass sie sterben müssen.

Hoke, der sich im zerstörten London einige noch recht feudale Verstecke zurechtgebastelt und mit Vorräten aller Art bestückt hat, wird von den Schwarzhemden, die einer britischen Naziorganisation angehören und auf der Suchen nach Menschen mit Blutgruppe AB-negativ sind, weil sie glauben, deren Blut könne sie vor dem Tod durch die Viruswaffe bewahren, aufgestöbert und durch die Stadt gehetzt. Plötzlich bekommt Hoke Hilfe von unerwarteter Seite. Ein Wagen hält neben dem davonrennenden Hoke und er wird mitgenommen. Die drei Insassen sind zwei junge Frauen und ein Deutscher. Doch weit kommen sie mit dem Wagen in den von zerstörten Karosserien Straßen nicht. Sie müssen aussteigen und zu Fuß weiter und flüchten sich in einen U-Bahn-Tunnel, den die Schwarzhemden aus Angst vor verseuchten Leichen nicht betreten. Stattdessen werfen sie Molotow-Cocktails hinterher und der Brand treibt die Flüchtenden immer weiter, der Rauch raubt ihnen die Atemluft und durch die vertrockenten Knochen und vergammelt Kleiderrbündel nährt sich das Feuer immer mehr. Ein entkommen scheint nicht möglich. Doch dann werden sie von einem alten Briten vom Zivilschutz, der in einem Bunker die letzten Jahre überlebt hat, gerettet. Da auch der Bunker in Gefahr ist, von den Flammen vernichtet zu werden, rennen die nun fünf Leute zu einem der weiteren Verstecke von Hoke, in dem sie erst einmal zur Ruhe kommen. Dort hat er eine Menge Vorräte gehortet und es lässt sich leben. Nach und nach kommen die Animositäten zu Tage und besonders Hoke trachtet danach, den Deutschen kalt zu machen. Zu allem Überfluss ist auch noch ein einsamer deutscher Bomberpilot am Himmel unterwegs, der in unregelmäßigen Abständen immer noch die Stadt bombardiert, als hätte er in der mittlerweile ziemlich menschenleeren Welt keine anderen Probleme. So eine Bombe schlägt in ihrer Nähe ein und dazu kommt noch Verrat. Die Schwarzhemden tauchen auf und bemächtigen sich der Flüchtlinge. Hoke kann fliehen und sinnt dann auf Rache. Er schnappt sich aus seinem Waffenlager, was er brauchen kann und stellt die Bande in deren Hauptquartier, wo sie Menschenversuche zum Zwecke der eigenen Heilung vorantreiben, ohne Rücksicht auf die Versuchskaninchen.

Wer sich anhand der Inhaltsangabe auf einen Drama-Thriller auf engstem Raum gefasst gemacht hat, wird überrascht durch den absolut rasanten Start mit einer Verfolgungsjagd, die sich über rund 120 Seiten hin ausdehnt. Der eigentliche Dramaanteil sowie tiefergehenden Charakterzeichnungen und intensive Auseinandersetzungen mit den unterschiedlichen Ansichten der Protagonisten bleiben eher dem Mittelteil vorbehalten und sind auch nicht sonderlich ausführlich dargestellt. James Herbert nutzt sein Buch aber dazu, die Einstellung der Briten zum Faschismus zu beleuchten und siehe da - speziell die Aristokratie scheint eine recht positive Meinung zur deutschen Propaganda gehabt zu haben. Was sich mir beim Lesen ansonsten aufdrängte, ist, dass das Buch zwar im London 1948 spielt (in dieser Alternate History hat Hitler in einem letzten Rundumschlag statt den Krieg zu verlieren, lieber die gesamte Menschheit vernichtet und mit einigen V2 einen Virus entfacht, der alle außer den Menschen mit Blutgruppe AB-negativ getötet hat, auch die Mehrzahl der Tiere), aber außer der unterschiedlichen Location auch einer der B-Endzeitfilme aus den schönen 80-ern sein könnte. In einer zerstörten, lebensfeindlichen Umgebunggibt es Menschen, die etwas Neues aufbauen könnten und etwas in Besitz haben, das eine andere, größere Gruppe mit Gewalt an sich bringen will, um die Herrschaft über die Ödnis zu übernehmen. Und so entbrennt eine fast lupenreine Actionstory, die ordentlich Tempo aufweist, eine Menge Gefechte beinhaltet und ansonsten den Genreregeln folgt. Misstrauen, Verrat, ein bisserl sexuelles Gerangel und Gut gegen Böse, fein aufgeteilt in Schwarz und Weiß (selbst bei der Kleidung). Statt einem dialoglastigen Drama hat James Herbert einen schnellen Actioner, der sich aber auch mit dem Thema Vorurteile beschäftigt, zum Besten gegeben auf rund 390 Seiten gut und teilweise recht blutig unterhalten.

Jerry Garcia



Martin Cruz Smith. Der alte Abner, Medizinmann der Hopi-Indianer, sitzt vor seiner Hütte und sagt das Ende der Welt voraus. Am nächsten Tag wird er tot aufgefunden, und seine Prophezeiungen beginnen Wirklichkeit zu werden: Ein Schwarm riesiger Fledermäuse versetzt die Bewohner von Arizona in Angst und Schrecken.

In der Reservation der Navajo- und Hopi-Indianer herrscht nicht gerade Einigkeit. Der Anführer der Navajos, die den Hopis an der Zahl weit überlegen sind, hat sich als geschäftstüchtiger Interessenvertreter seines Volkes erwiesen und möchte auch die Hopis unter seine Fittiche nehmen, da er auf dem Grund, den diese bewohnen, ein Ölvorkommen vermutet, das er an die Weißen zwecks Ausbeutung verkaufen will. Mitten hinein in seine Geschäfte platzt die Nachricht von verstümmelten Toten, die  mit Wunden übersät sind, die sich keiner erklären kann. Zu allem Überfluss breitet sich auch noch die Pest im Reservat aus. Der junge Hilfssheriff Youngman Duran vermutet Vampirfledermäuse hinter den Todesfällen und wird darin auch noch von einem Wissenschaftler bestärkt, der den Zug der Fledermäuse von Südamerika bis nach Arizona dokumentiert hat. Sie sind auch der Überträger der Pest bzw. die Fledermausflöhe, die sich auf die Menschen übertragen. Nachdem weitere Menschen sterben mussten, darunter beinahe auch die Ärztin Anne, die Youngmans Freundin ist, macht er sich gegen alle Widerstände auf, um die böse Brut zu vernichten.

"Flügel der Nacht" wurde unter dem Titel "Schwingen der Angst" mit Nick Mancuso verfilmt und folgt den Genreregeln des Tierhorrorfilms ziemlich klar. Bedrohung taucht auf, wird von geldgierigen Geschäftsleuten erst verleugnet, dann vertuscht und erst ein gegen den Strom schwimmender Protagonist handelt unter Einsatz seines Lebens. Dazu bringt der Autor aber auch noch die Lebensumstände der Indianer in den Reservaten zur Sprache, deren Animositäten untereinander, lässt den Leser nicht nur an deren Riten teilhaben, sondern macht auch auf die überheblichen Touris aufmerksam, die glauben, sich über den indianischen glauben erheben zu dürfen und für die die Stammesmitglieder gegen geringes entgelt verfremdete Rituale wie den Schlangentanz vorführen, um überhaupt etwas zum Lebensunterhalt zu verdienen, da sie von der Regierung in ihren Reservaten, die sie von ebendieser Regierung gesteckt wurden, schlicht vergessen wurden und die nicht für sie sorgt. Die Story beginnt daher auch eher gemächlich, bevor sie sich immer mehr steigert, den Spannungsbogen erhöht, Tempo in die Sache kommt und die Jagd nach der Bedrohung aus dem Dunkeln und der Luft endgültig in Fahrt kommt. Wer sich mit Tierhorrorfilmen in den letzten Jahrzehnten beschäftigt hat, wird keine Überraschungen erleben, doch unterhaltsam ist "Flügel der Nacht" als Tierhorror-, Ethno- und Ökothriller allemal. 320 Seiten.

Jerry Garcia



John Sandford. Der Abriss eines Wohnhauses hält für die Polizei eine grausige Überraschung parat: die mumifizierten Leichen zweier Mädchen, in Plastikfolie verpackt. Sie sind offenbar schon eine Weile tot - und Lucas Davenport weiß auch genau, wie lange. Minneapolis 1985: Das Verschwinden der Jones-Zwillinge ist der erste große Fall für den jungen Polizisten. Verdächtigt wird ein verwirrter Obdachloser. Als der auf der Flucht erschossen wird, wird die Akte geschlossen. Doch Davenport glaubte nie an die Schuld des Mannes - und fast 30 Jahre später rollt er den Fall neu auf.

Nachdem Davenport zu der Fundstelle gerufen wird und die beiden Mädchen erkennt (ihre Kleider sind noch gut zu identifizieren), lässt er die Geschehnisse von damals Revue passieren. Er war als Anfänger und Streifenpolizist unterwegs, Als er in den Fall der vermissten Mädchen hineingezogen wird. er wird von den Uniformierten vorübergehend zu den Detectives ausgeliehen und macht sich forsch an die Arbeit mit dem unbändigen Willen, sich allen zu beweisen. Nach und nach verdichten sich die Hinweise, dass ein Obdachloser der Täter sein könnte. Dazu kommen noch zwei anonyme Anrufe innerhalb weniger Stunden, die Indizien liefern, die auf  Scrape - so der Name des Penners - deuten. Außerdem wurde in der näheren Umgebung der Tat auch noch ein Mann niedergestochen, sodass man vermutet, er wäre von dem Verdächtigen getötet worden, weil er zufällig die Entführung der Mädchen beobachtete. Befragungen führen dazu, dass man den vermeintlichen Täter in seinem Unterschlupf findet und als der verwirrte Mann flüchtet, wird er erschossen. Seine Opfer werden nie gefunden. In der Gegenwart nimmt Davenport die Ermittlungen wieder auf, da er nun davon ausgeht, dass der Täter noch lebt und mit ziemlicher Sicherheit weitere Taten innerhalb der letzten mehr als zwanzig Jahre begangen hat. Er durchforstet die alten Akten, befragt die noch lebenden Bürger, die er schon damals interviewt hatte, erneut und stößt bald auf neue Spuren. ein Phantombild, das schon damals in Umlauf gebracht wurde, wird erneut den Leuten gezeigt und eine Person meldet sich, die einem Angreifer damals einige Monate nach dem Verschwinden der Jones-Kinder entkommen konnte. Die Frau spricht mit Davenport, geht aber auch mit ihren Infomationen ins TV. Fatalerweise sieht dies auch der Täter und er fährt zu deren Haus und erschießt eine dort anwesende Polizistein und verwundet zwei weitere Menschen schwer, die Zeugin bleibt unverletzt. Aber für Davenport wird nach dem Polizistenmord - noch dazu kannte er die Frau gut - die Sache persönlich.

Lucas Davenport ist schon bekannt für seine unkonventionellen Methoden, seinen Sinn für Karriere und die eignen Wege, doch der Griff in die Vergangenheit zeigt ihn als zwar jungen und noch nicht profilierten Polizisten, aber auch als Emporkömmling mit einer karrieregeilen Attitüde, die ihn recht unsympathisch dastehen lässt. Oft behält er Informationen für sich, um sie ausschließlich für seine eigenen Zwecke und nicht zum Wohle des Falles zu nutzen. Auch der Rest des Romanes ist kein großer Wurf von John Sandford, was aber bei rund zwanzig Büchern um seinen Proptagonisten durchaus zu verschmerzen ist. Insgesamt bewegt sich "Zorn" auf dem Niveau einer einigermaßen brauchbaren Episode aus einer TV-Serie, der auch die eingebauten Wendungen nicht zu einem besseren Urteil verhelfen können. Irgendwie etwas zu konstruiert, um auf eine gewisse Seitenzahl zu kommen. Da waren die früheren Bücher doch gelungener. Einzig erwähnenswert ist, dass man hier etwas mehr über die frühen Jahre des Ermittlers erfährt, wie er erste Ideen entwickelt, mit denen er sein Vermögen verdient und dass er schon immer ein gewissen Hang für Kleidungsstil und schnellen Autos hatte. 380 Seiten.

Jerry Garcia



Jack DuBrul. Tief unter dem Meeresgrund löst eine Atombombe einen ungeheuren Vulkanausbruch aus. Bald wird klar, dass die scheinbare Katastrophe ein Segen für die Menschheit sein könnte:
Ein unbekanntes Material ist aufgetaucht, und mit ihm das Versprechen einer sauberen, unbegrenzten Energiequelle. Doch der neue Rohstoff weckt auch alte Großmachtgelüste überall auf der Welt. Mitten zwischen den Fronten: Philip Mercer, Geologe und Ex-Elitesoldat mit geheimen Verbindungen. Als er erfährt, dass die Tochter eines Freundes unter rätselhaften Umständen gefangen gehalten wird, verspricht er, sie zu retten. Er hat keine Ahnung, dass er in eine tödliche Falle gelockt werden soll.

Im Jahr 1954 haben die Kapitäne und Reedereien einen neuen Markt entdeckt: Versicherungsbetrug. Gut abgesicherte Schiffe werden mit Ladung von den Mannschaften versenkt und dann kassiert man die versicherten Betrag. Derart scheint es auch bei der Grandam Phoenix zu laufen. Als man einen bestimmten Ort auf See erreicht hat, wird das Schiff geflutet und die Mannschaft steigt in die Rettungsboote. Doch der Frachter, der sie absprachegemäß aufnehmen sollte, taucht zwar auf, doch von der Reling aus werden die Boote mit Maschinenpistolen beschossen und die Mannschaft getötet. 1998 muss sich der US-Präsident mit der Tatsache herumschlagen, dass ein Forschungschiff seiner Regierung vermisst wird, obwohl eine Warnung ausgesprochen war, dass dies passieren würde. Die NSA, CIA und das FBI werden mobilisiert. Derweil kommt Philip Mercer gerade von einem Auslandsjob nach Hause in die Hauptstadt und erfährt, dass die Tochter eines Freundes an Bord dieses Schiffes war. Unterdessen macht sich auf Hawaii, in der Nähe des Unglücksortes, ein japanischer Milliardär daran, seinen Tribalismus, der nur ein anderes Wort für Rassismus ist, gegenüber einer Pressevertreterin in einem strahlenden Licht dastehen zu lassen. In Wahrheit plant er jedoch, die Insel und den US-Bundesstaat Hawaii von der US-Nation abzuspalten und dem japanischen Reich unterzuordnen. Dafür lässt er auf der Insel Gewaltakte gegen Weiße verüben, bringt die Chefs der Presse sowie die Bürgermeister und Senatoren hinter sich. Doch das Spiel wandelt sich, als man die einzige Überlebende der Schiffskatastrophe findet und sie dann von Mercer beschützt wird, als man einen anschlag auf ihr Leben vornimmt. Doch der Japaner ist nicht der Einzige in dem Spiel um Hawaii und dessen Hoheitsgebiet. Mercer findet bald heraus, dass etwas ganz anderes hinter der ganzen Sache steckt und dass nicht nur Japan seine Interessen sichern will.

Jack DuBrul ist ja hierzulande hauptsächlich als Kontraktautor für Clive Cussler bekannt, von seinen Soloromanen wurde bisher nur bei Blanvalet "Havoc" veröffentlicht, der zudem auch noch der letzte der sieben Bände aus der Mercer-Reihe war. Jetzt kam bei Weltbild mit "Brennende Wellen" das erste Abenteuer von Mercer zu Ehren. Cover und deutscher Titel weisen eindeutig den Weg zu den bisher mit Clive Cussler erschienenen Romanen und auch manche Abschnitte des Inhalts wie z. B. der Prolog aus der Vergangenheit vor der eigentlichen Handlung und das maritime Thema passen  noch, aber dann wird "Brennende Wellen" zu einem Actioner mit Geheimdienstanleihen. Glaubt man zu Beginn noch an eine gradlinige Story, die im ersten Viertel auch ordentlich mit temporeichen Shootouts gespickt ist, werden die Fäden danach entschieden verworrener. Jeder benutzt jeden, um an sein Ziel zu kommen, es wird gerade im Mittelteil viel erklärt und ermittelt, aufgelockert durch die eine oder andere Gewaltszene. Charakterzeichnung wird nicht sonderlich groß geschrieben, die Figuren bleiben eher blass und wirken allbekannt und als dann im explosiven Finale alle gegen alle kämpfen und es ein richtiges Feuerwerk an Explosionen und Schießereien gibt, wirkt das dann doch etwas zu viel des Guten, wenn auf einmal vier unterschiedliche Parteien gegeneinander antreten, die sich zuvor nach Strich und Faden belogen hatten. Aus dem wilden Geballer gehen nur Mercer und ein SEAL unbeschadet hervor und Hawaii ist wieder befriedet. Gewürzt wird alles mit ein wenig Humor, coolen Sprüchen und schnuckeligen Weibern, von denen natürlich der Held seine auch bekommt und einer kleinen Überraschung zum durchaus offenen Ende. Als Debüt gut, aber dass er es noch besser kann, hat Jack DuBrul mit "Havoc" und den Werken für Cussler (meines Erachtens ist er der beste der Co-Schreiber von Cussler) bewiesen. Hoffentlich setzen sie die Reihe nun auch fort.  360 Seiten.

Jerry Garcia



Niklas Ekdal. Sie werden gerädert, enthauptet, geteert und gefedert. Eine Serie brutaler, fast mittelalterlich anmutender Morde sucht Schweden heim. Zugleich steuert ein atomar hoch gerüstetes Schiff auf die Schären vor Stockholm zu.

Die Polizei findet innerhalb kürzester Zeit zwei ehemalige Mitglieder des gesellschaftlichen Establishments bestialisch ermordet vor. Inspektorin JohannaTott wird mit den Ermittlungen betraut. Als auch der Lebenspartner von Felix, der nicht nur homosexuell, sondern auch noch zum Islam übergetreten ist, tot aufgefunden wird, gerät Felix in Verdacht, der Killer zu sein. Aufgrund seiner Lebensumstände ist er das ideale Ziel der Polizei, um den Fall schnell abschließen zu können. Doch Felix entzieht sich der Verhaftung und versucht auf eigenen Faust herauszufinden, wer seinen Partner ermordet hat. Dieser hat ihm vor seinem Tod noch eine E-Mail geschickt, die auf einen Maler namens David Klöcker Ehrenstrahl hinweist. Unterstützung findet er zudem bei seiner Nachbarin Sara. Unterdessen läuft von einem Hafen in Marokko das Schiff Ikaros Richtung Schweden aus. Mit einem fetten Bestechungsgeld wurde der Hafenmeister überzeugt, dass sich eine Überprüfung der Fracht nicht lohnt. Während das Schiff den Weg durch den Atlantik quert, werden in Schweden weitere Adlige bzw. Personen adliger Abstammung getötet und Johanna verstrickt sich neben ihren häuslichen Problemen immer mehr in den Fall, da sie mittlerweile von der Unschuld des Felix überzeugt auch noch vom Dienst suspendiert wurde. Sie forscht weiter nach und stößt immer wieder auf Hinweise, die in den Bildern des Malkers versteckt sind, doch das Trio aus Felix, Sara und Johanna kann sich nicht zusammenreimen, wohin diese führen.

Ein Schwedenthriller, der sich ganz und gar nicht in die depressiv-düsteren Werke eines Henning Mankell einreihen möchte. Vielmehr entwickelt Niklas Ekdal eine Schnitzeljagd im Stile eines Dan Brown mit seinen vielen Hinweisen auf die schwedische Geschichte, über die der Leser hier einiges erfährt, um diese dann mit einer Verschwörungs- und Attentatshandlung in der Gegenwart zu verquicken. Zudem hält er sich nicht mit deutlicher Gesellschaftskritik zurück. Ob es nun der wilde Schlagzeilen fabrizierenden Presse oder dem Staat mit seiner Unterstützung der reichen Elite zu Lasten des einfachen Volkes an den Kragen geht, Homophobie angeprangert oder (schon 2008 vor Bekanntwerden des USA - Under Surveillance of America - Skandals) die Überwachungswut der Regierungen bloßgestellt werden - jeder bekommt sein Fett weg. Dazu etwas Familiengeschichte der Insopektorin mit ihrem ach so leidenden Gatten, der zu Hause in Elternzeit ist und sich jammernd über den Streß beklagt und fertig ist ein recht spannender Thriller, der aber zum großen Teil ohne Action auskommt, dennoch recht flott, aber mit teilweise sehr oberflächlichen Figuren ausgestattet ist und gegen Ende doch eine gewaltige Räuberpistole zu bieten hat, die ziemlich überzogen daherkommt. Besser als z. B. "Das verlorene Symbol" ist er aber allemal, auch wenn mir die weitreichende Verschwörung etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen wirkt. 450 Seiten.

Jerry Garcia



Malcolm Bannister, in seinem früheren Leben Anwalt in Winchester, Virginia, sitzt wegern Geldwäsche zu Unrecht im Gefängnis. Die Hälfte der zehnjährigen Strafe hat er abgesessen, als sich das Blatt wendet. Ein Bundesrichter und seine Geliebte wurden ermordet aufgefunden. Es gibt weder Zeugen noch Spuren, und das FBI steht vor einem Rätsel. - bis Bannister auf den Plan tritt. Als Anwalt mit Knasterfahrung kennt er viele Geheimnisse, darunter auch die Identität des Mörders. Dieses Wissen will er gegen seine Freiheit austauschen.

Malcolm Bannister hatte das Pech völlig ohne Schuld in einer umfassenden Ermittlung des FBI gegen einen Schmiergeldvermittler und Geldwäscher aus Washington zu geraten. Da die Justiz mal wieder ein Exempel statuieren wollte, wurden alle, die auch nur ansatzweise in den Dunstkreis des Falles gerieten, zu hohen Haftstrafen verurteilt. Unschuldig eingekerkert verlor Bannister alles - Job, Ehefrau, Kind und natürlich seine Freiheit sowie seine Zulassung als Anwalt. In einem Gefängnis der niedersten Sicherheitsstufe, auch Camp genannt, kann sich Bannister mit Gelegenheitshilfen in juristischen Angelegenheiten über Wasser halten und lernt viele der Mitinsassen kennen. Bei einer solchen Gelegneheit kommt ihm auch zu Ohr, wer den Richter und seine Geliebte, die in dessen kleinem Ferienhaus ermordert aufgefunden wurden, getötet hat. Er wendet sich über den Direktor an das FBI, das sonst absolut im Dunkeln tappt. Die kommen, hören sich seine Argumentation an und bald glauben sie ihm. Er stellt entsprechende Forderungen: sofortige Freiheit, Zeugenschutz, die ausgesetzte Belohnung und Veränderung seines Aussehens. Die ermittelnden Behörden gehen darauf ein. In der Folge jedoch entwickelt sich ein Spiel, bei dem keiner weiß, wo sie dieser plötzlich aufgetauchte Zeuge hinführen wird.

John Grishams neuer Roman widmet sich in der ersten Hälfte der Situation des Protagonisten und fährt zudem auf dem zweiten Gleis gleich einen Schwertransport auf, der seine Geschütze direkt auf sein Heimatland richtet. Man erinnere sich, dass die Verfilmung seines Romans "Die Akte" dem Hauptdarsteller Denzel Washington (schwarz) nicht erlaubte am Schluss des Films (im Gegensatz zum Buch) das Mädel (Julia Roberts, weiß) zu kriegen. Wer glaubte, dass in den vielen Jahren danach und unter dem farbigen Präsidenten Barack Obama viel geändert hätte, sieht sich angesichts der Beschreibungen von John Grisham getäuscht. Der Rassismus tritt in den USA immer noch offen zutage - und nicht nur im Hinterland, sondern auch in der Hauptstadt. Und wie es so kommen musste, bleiben die verschiedenen Rassen lieber unter ihresgleichen. Und die ermittelnden Behörden mit dem Buchstabensalat sind weder wirklich kompetent noch an der Wahrheitsfindung interessiert. Wer in ihre Fänge gerät, ist verloren. Dazu kommt ein korruptes Justizsystem, das Bestechlichkeit und dem Lobbyismus huldigt. Gesetze oder auch Richter lassen sich nach Belieben korrumpieren. Und wie es in dem Staat mit der Bildung aussieht, beweist er mit der anmerkung, dass das Land für einen Gefangenen 40.000 Dollar im Jahr, für die Bildung eines Kindes aber nur 8.000 im Jahr ausgibt. Kein Wunder, dass einer seiner Hinterlandgauner Jamaika noch nicht einmal auf der Karte zeigen könnte. Staatliche Überwachung, Allmacht der Behörden wie DEA und FBI werden angeprangert, bevor in der zweiten Hälfte des Buches die eigentliche Handlung erst so richtig beginnt. Bannister ist draußen und macht sich daran, seine eigenen Pläne zu verfolgen, die aber weder dem - eh dämlichen - FBI noch dem Leser sofort ersichtlich sind. Daraus bezieht das Buch seine Spannung und es entwickelt sich ein feines Gaunerstück, das die New York Times laut Zitat auf dem Buchdeckel als raffiniert und überraschend bezeichnete, was auch nicht zu leugnen ist. Dem Zusatz, dass es ein Grisham in Höchstform ist, stimme ich nicht zu (zu Zeiten von "Die Jury" - zu der er eine Fortsetzung schreiben will - und "Die Firma" war er besser), aber es ist sein bestes Buch seit Jahren. Stilitisch blieb er sich aber treu und hat alles schon drehbuchgerecht aufgearbeitet und vielleicht bei Bannister auch Denzel Washington im Auge gehabt. Liest sich flott uind entschieden interessanter als bisher. Ein lesenswerter John Grisham. 450 Seiten.

Jerry Garcia



Matthew Reilly. Eigentlich wollte die CIA Captain Shane Schofield, genannt Scarecrow, loswerden. Zu oft hat er sich mit seinen unkonventionellen Arbeitsmethoden Feinde gemacht. Doch jetzt droht die Vernichtung der gesamten nördlichen Halbkugel durch eine Superwaffe aus rotem Uran - noch viel schlimmer und gefährlicher als eine Atombombe. Nur Scarecrow kann die Katastrophe verhindern. Ihm bleiben ganze fünf Stunden, um in der eisigen Kälte der Arktis die Terroristen aufzuspüren und zu besiegen.

Nachdem sich eine Verbrecherorganisation, genannt The Army of Thieves und bestehend aus Hunderten von Straftätern und Ex-Militärs, einer ehemaligen russischen Forschungsstation in der Arktis auf Dragon Island bemächtigt hat und mit einer schrecklichen Massenvernichtungswaffe und einem äußerst perfiden Plan die gesamte Welt bedroht, wird der in Ungnade gefallene Shane Schofield wieder in den aktiven Dienst beordert. Er ist derzeit als Aufpasser einer Truppe von Materialtestern neuer Errungenschaften der DARPA weitab vom Schuß in der Arktis nahe der Station unterwegs. Als eine eilig zum Ort des Geschehens gerufene SEAL-Einheit niedergemetzelt wird, ist Schofield die letzte Hoffnung für die USA. Mit seinen drei Marines, darunter auch Mother, und vier Zivilisten sowie einem schon erprobten kleinen Roboter, macht er sich auf, den ungleichen Kampf mit der schieren Übermacht zu wagen. Mit kleinen Motorbooten nähern sie sich der Insel und werden schon bald entdeckt. Doch zuvor finden sie noch die abgestürzte Antonov, die ein russischer Professor vom Hauptquartier der feindlichen Truppe weggeflogen hat, als er hinter deren Plan kam. Er war es auch, der mit einem letzten Funkspruch erst die Aufmerksamkeit auf die Aktivitäten der Gruppe gerichtet hat. Sie bergen den Professor lebend, doch dann wird aus allen Rohren auf sie gschossen. Jeweils zwei Ospreys sowie AH-Cobra machen mit allem, was sie zur Verfügung haben, Jagd auf sie. Zu allem Überfluss taucht in der Fahrrinne, die sie genutzt haben, auch noch ein U-Boot auf: An Bord eine französische Truppe, die Schofield wegen vergangener Aktivitäten und auf Geheiß ihrer Regierung ausschalten wollen. Da die vier Kampfmaschinen das U-Boot als den gefährlicheren Gegner ausmachen, vernichten sie erst dieses, wobei aber drei der Menschen an Bord von Schofield gerettet werden können, von denen er denkt, dass sie ihm trotz deren Auftrags vielleicht gegen den nun gemeinsamen Gegner Hilfestellung geben könnten. Sie können sich auch den militärisch gut gerüsteten Angreifern erwehren, aber immer neue Gefahren wie z. B. aggressive Eisbären und Hundertschaften von Feinden stellen sich ihnen in den Weg: und die Zeit läuft ab.

"Scarecrow and the army of thieves" von Matthew Reilly wurde mit dem deutschen Titel "Arctic fire" versehen, wobei man aber auch "Die Bäreninsel in der Hölle der Arktis" hätte wählen können, da die Insel, um die es geht tatsächlich von fiesen, angriffslustigen eisbären bevölkert ist, die keine kleine Rolle in der Story spielen. Und Reilly bietet nach der Einleitung alles, was das geneigte Actionherz begehrt. Er knallt durch die Handlung wie dereinst der ICE durch Wolfsburg - ohne Halt. Explosive Action en masse hetzt den Leser atemlos über die Seiten und jagt die Protagonisten durch einen Bomben-, Säuregranaten- und Kugelhagel, dass es eine wahre Pracht ist. Cliffhanger und grandios-verrückte Ideen voller Elan vermitteln die reine Freude an actionreicher Übertreibung und zwischendurch bekommt der Leser noch kurz mitgeteilt, dass das Actionkino seine Blütezeit in den gesegneten 80-ern hatte und es heute nur noch ein Abklatsch mit CGI- und Schnittgewitter ohne echte Darsteller ist, die jenen Spaß von damals auch nur ansatzweise vermitteln können (Wie Recht Matthew Reilly damit hat!!!). Mr. Reilly fährt hier volles Geschütz mit experimentell noch verstärkt aggressiven Eisbären, Hunderten von Gegnern und wilden, schier unglaublichen Sequenzen fetziger Abenteuer auf. Pausen oder gar Längen gibt es nicht, dafür aber einen kurzen Rückblick, was Schofield in den Jahren gemacht hat, die wir nichts von ihm hörten aus der Zeit nach "Operation Elite". Für einen Erstleser ist "Arctic Fire" ein Wahnsinnserlebnis, das zwar keine literarischen Ruhmestaten zu bieten hat (was der Autor auch gar nicht beabsichtigte zu liefern), dafür aber bestens unterhält. Leser, die bereits mit Shane Schofield bekannt sind, werden immer wieder Hinweise auf vorangegangene Einsätze des Captains finden und auch sonst anhand einiger rasanter Szenarien wohlig an frühere Actioneinlagen erinnert werden. Insgesamt vertieft diese spektakuläre, absolut unterhaltsame Actionkurzweil wieder den Wunsch, dass sich doch bitte ein großes Studio Scarecrow annehmen und einen - gescheiten - Kinofilm daraus machen möge. So ein Actionbrett vor dem Herrn muss einfach auf die große Leinwand. Und außerdem nimmt uns der Autor auch nicht die Hoffnung, dass es weitere Abenteuer um Schofield und Mother geben könnte. Vielleicht sogar mit neuen Mitgliedern in seiner Truppe? Wer sich also an den bisherigen Büchern von Matthew Reilly und speziell Shane Schofield begeistern konnte, der sollte dieses hier nicht verpassen und auf die Einkaufsliste setzen. Eine Granate, ACTION pur. 460 Seiten.

Jerry Garcia



Tom Wood. Victor, brillanter Profikiller im Dienst der CIA, steht vor einem brisanten Einsatz: Er soll in die Rolle eines ermordeten Auftragsmörders schlüpfen, um herauszufinden, für welchen Job dieser angeheuert werden sollte. Nach Rom beordert, trifft Victor auf eine ganze Gruppe von Profis wie er selbst, die offensichtlich auf einen spektakulären Einsatz vorbereitet werden. Niemand aus dieser Elitetruppe darf erfahren, dass victor ffür die CIA arbeitet - doch das ist nicht sein einziges Problem. Als er herausfindet, was in Rom geplant wird, läuft es selbst ihm kalt den Rücken hinunter.

Victor ist in Algerien auf den Profi Kooi angesetzt, um diesen zu beseitigen. Nach einer Verfolgungsjagd über die Märkte der Stadt kann er ihn auch erledigen. Doch als Zugabe wird er dann später nach einem wenig netten Hasch.mich-Spielchen von der Agentin Muir, die im Auftrag von Procter handelt, mit einer neuen Mission bedacht. Er soll den Platz des von ihm getöteten Kooi einnehmen, der anscheinend für einen geheimen und mysteriösen Einsatz von einem Makler des Todes engagiert werden soll. Nach einer ersten Kontaktaufnahme, bei der er auf Herz und Nieren auf seine Verlässlichkeit geprüft wird, geht es erst nach Gibraltar, wo er dann von einer Frau aubgeholt wird, die er schon vom ersten Treffen her kennt. Sie bringt ihn mit dem Boot nach Italien, wo er mit seinem vermeintlichen Auftraggeber zusammen trifft. Zudem sind außer dem Auftraggeber Leeson noch drei weitere Männer sowie die Frau in die Sache verstrickt. Während die Kerle ihr Revier markieren und sich aufplustern, wird in Andorra eine Frau, die einen kleinen Sohn hat, aus einer gefährlichen Situation befreit, die sie das Leben hätte kosten können. Danach aber wird sie von ihrem Retter in einen Van eingesperrt und zusammen mit ihrem Sohn entführt. Victor hingegen soll seinen Auftraggeber nach Rom zum Essen in ein Restaurant begleiten. Doirt werden sie von einigen Georgiern angegriffen, die es nur auf Leeson abgesehen haben. Victor beweist seine Qualitäten und eliminiert die Ex-Russen. Doch noch immer wird er nicht in den Plan eingeweiht,für den er und die anderen Beteiligten gebraucht werden. Anscheinend warten alle noch auf eine Person, die dann das Startzeichen gibt.

Der absolut gelungene Schachzug, einen professionellen Killer als Sympathiefigur aufzubauen, bietet einen ähnlichen Ansatz wie die Bourne-Reihe (die drei Teile von Robert Ludlum), ist aber sogar dieser in einigen Punkten überlegen. Victor agiert eiskalt, wohlüberlegt und ohne Emotionen, wer sein Ziel ist, ist ihm dabei völlig egal. Dadurch, dass er aber in manchen Situationen dennoch menschlich bleibt und nicht zum abgestumpften Schlächter mutiert, kann der Leser ihn als Protagonisten akzeptieren und bei seinen Aufträgen mitfiebern. "Blood Target" beginnt direkt mit der spannenden und cleveren Verfolgungsjagd durch Algier, die mit dem Tod von Kooi endet. Danach wird ganz langsam erst die Auftragsvergabe durch die CIA und danach die Anwerbung durch den feindlichen Makler skizziert. Hier zeigt sich vor allem die Art des Handelns und das spezifische, auf eigenen Sicherheit ausgerichtete Denken des Profis Victor. Er ist ständig aufmerksam, analysiert alles, was er sieht oder hörtr bzw. ihm gesagt wird. Lange werden Leser wie auch Victor im Unklaren gelassen, um was es überhaupt geht, wer das Ziel ist. Der Spannungsbogen ist hoch, der Actionanteil nicht minder, obwohl die Zahl der Leichen auf seinem Weg diesmal etwas geringer ausfällt und er hin und wieder seine unter der rauen Schale vorhandene Menschlichkeit durchblitzen lässt. Doch gerade wenn man vermutet, dass Victor in "Blood Target" Schwäche zeigen würde, belehrt er einen das Gegenteil. Mit den Bösen zusammengearbeitet, ihn in die Falle gelockt - wird mit Genickbruch bestraft; unerwartet und fast aus heiterem Himmel. Hart, kompromisslos, actionreicher als ein Jason Bourne, der von Victor noch einiges lernen könnte und obwohl hier auch Platz für kleinere Sentimalitäten blieb, ist die Reihe um Victor von Tom Wood ein Fest für Thrillerfreunde. Nun heißt es wieder warten, bis es ein viertes (ohne das E-Book mitzuzählen) Abenteuer von Victor gibt. Klare Empfehlung.  440 Seiten.

Jerry Garcia



Carsten Stroud. Zwei Flugzeugabstürze lösen eine Kettenreaktion von brutalen Morden, tödlichen Geiselnahmen und Korruptionsskandalen aus. Niceville, die kleine Stadt im Süden der USA, ist im Alarmzustand, und der Ermittler Nick Kavanaugh aufs Äußerste gefordert. Damit nicht genug, denn er und seine Frau Kate haben gerade den grauenvoll verwaisten Rainey bei sich aufgenommen. aber irgendetwas stört Nick an dem Jungen - nicht nur, dass die Sekretärin aus Schule spurlos verschwunden ist. Überhaupt verschwinden immer wieder Menschen in Niceville. Liegt ein grausiger Fluch über der Stadt?

Kurz nachdem sich ein Mann mit seiner Cessna direkt in Tallulah's Wall gesteuert hat, rauscht ein Learjet mit einer Gruppe chinesischer Geschäftsleute in eine dichte Wolke von Krähen und sürzt durch den massiven Vogelschlag senkrecht auf einen Golfplatz und hinterlässt einen tiefen Krater. An Bord angeblich ein Teil, das von Byron Deitz und seiner Sicherheitsfirma stammen soll. Der wiederum wird von der Polizei in Gewahrsm genommen, weil er an einem brutalen Banküberfall in Gracie teilgenommen haben soll, bei dem nicht nur über zwei Millionen Dollar erbeutet, sondern auch vier Polizisten und zwei Presseleute (weniger schade drum) ermordet wurden. Als er vom FBI, das die Zuständigkeit übernommen hat, verlegt werden soll, gelingt ihm eine spektakuläte Flucht und er sichert sich danach die Hilfe des IT-Experten seiner Firma, den er wegen diverser Vorfälle in der jüngeren Vergangenheit in der Hand hat. Gemeinsam mit dem türmt er in ein Shopping-Center und verbarrikadiert sich dort in einem Laden für den geneigten Freizietjäger. Versorgt mit allem, was man so braucht. Munition, Waffen en masse und sogar Lebensmittel. Was er nicht weiß: Zwei Zivilisten verstecken sich auch noch in dem Laden. Währenddessen wird die gesamte Chose natürlich im TV übertragen und in Leavenworth verfolgen drei eingekerkerte Mafiosi alles extrem penibel. Sie wollen auch an das geraubte Geld. Also schicken sie einen Spezialisten, der es für sie finden soll nach Niceville. Aber Nick Kavanaugh ist nicht nur in den Strudel wilder Ereignisse mit mehrfacher Todesfolge involviert, sondern muss sich auch noch mit dem von ihm und Kate adoptierten Rainey Mercer rumplagen und mit unheimlichen Vorkommnissen, die allesamt irgendwie mit den Familien Mercer und Teague in Verbindung stehen. Menschen verschwinden, aber dafür gibt es unerklärliche Sichtungen von Personen, die längst tot sein müssten. Eine Wesenheit oder Andersheit scheint sich in Niceville auszubreiten und all das Leid zu verurtsachen.

Der phantastische Genremix aus Grusel und Thriller setzt nahtlos genau da an, wo "Niceville" geendet hat. Nachdem in Buch eins die Charaktere und die diverse Handlungsstränge eingeführt wurden, lässt Carsten Stroud die Handlung sehr zügig und mit einigem an deutlichem, aber auch unterschwelligen Humor fortfahren (Dialog nachdem die Cessna in den Berg geknallt ist: Zitat: "Was dem Piloten da durch den Kopf gegangen sein mag?" - "Die Frontscheibe." Zitat Ende) und macht "Niceville 2 - Die Rückkehr" direkt zu einem Page-Turner, den man kaum aus der Hand legen möchte. Das Timing stimmt, die Story geht flugs voran und weist trotz der knapp über 600 Seiten kaum Längen auf. In der ersten Hälfte des Buches ist das Böse noch nicht so präsent, doch wie auch schon bei Stephen King immer mal wieder gelesen (und vor dem braucht sich "Niceville" nicht zu verstecken, die Qualität stimmt), nimmt es nach und nach immer mehr Raum ein, will nach Niceville eindringen. Stroud lässt den Leser nach den Andeutungen im ersten Teil nun mehr erkennen, was das Böse umtreibt. Es scheint sich um einen Konflikt noch aus den Tagen der Sklaverei, schon begonnen noch auf  Hispaniola im 18. Jahrhundert und der bis in die Gegenwart andauert und wohl mit den Gründerfamilien des Städtchens einiges zu tun hat. Carsten Stroud schafft es, rasante Actionpassagen und Thrillerelemente erst in den Vordergrund zu stellen und sie dann zugunsten des Mysteriösen etwas zurückzufahren, ohne dabei an Tempo zu verlieren. Er bietet die eine oder andere Erklärung für bisherige Geschehnisse, baut aber gleichzeitig neue unheilvolle Kräfte auf, die ihr Ende dann wohl erst im finalen dritten Band finden werden. Denn trotz aller Andeutungen ist noch lange nicht klar, was das Böse mit dem Ort wirklich vor hat; man weiß nur, dass sämtliche blutigen und brutalen Ereignisse mit der Erscheinung zusammenhängen, mit dem Ding, das von Rainey Besitz ergriffen hat. Geister und Gespenster, Action und Humor und alles zusammen zu einem fetzigen Spektakel gemacht, das den Leser nicht mehr löslässt und ihn ungeduldig auf "Niceville 3 - Der Aufbruch" (August 2014) warten lässt. bis hierher hat Carsten Stroud auf jeden Fall alles richtig gemacht. Und hier wäre (obwohl ich den dritten Band natürlich noch nicht kenne) eine TV-Serie sehr wünschenswert - und die könnte man gar ohne große Veränderungen vorzunehmen über mehrere Staffel bringen. Das Buch war/ist jeden investierten Euro wert.

Jerry Garcia



Roger Hobbs. Sich unsichtbar zu machen, ist sein tägliches Geschäft. Beweise und Spuren verschwinden zu lassen, damit kennt er sich aus. Diesmal geht es um einen misslungenen Überfall auf ein Casino. Er soll aufräumen, die Spuren beseitigen. Eine Million Dollar in bar stehen auf den Spiel - 48 Stunden hat er Zeit. Und da draußen gibt es jemanden, der es auf seinen kopf abgfesehen hat. Aber auch der wird ihn zuerst einmal finden müssen. Sie nennen ihn schließlich nicht umsonst "Ghostman".

Jack Delton (nicht sein wirklicher Name), wird überraschend unter einer Adresse und einem Namen kontaktiert, die er schon längst abgelegt glaubte. Und nur wenige Personen kennen diese. Einer davon ist Marcus, ein Jugmarker, ein Planer von Coups. Vor rund fünf Jahren hat Jack einmal in Kuala Lumpur mit anderen einen solchen ausgetüftelten Plan zu einem Bankraub ausführen sollen. alles lief gut, bis Jack einen Fehler machte, der sie auffliegen ließ und einen Teil des Teams das Leben kostete. Marcus ist keiner, der Fehler wirklich verzeiht und da er noch am Leben ist, schuldet Jack ihm nun einen großen Gefallen. Den fordert Marcus nun ein. In Atlantic City ist eine von Marcus geplante Aktion völlig aus dem Ruder gelaufen. Der Überfall auf ein Casino und den Bares anliefernden Geldtransporter fordert mehrere Menschenleben, darunter auch einer der Gangster. Der zweite konnte sich schwer verletzt absetzen, hat sich aber bisher nicht bei Marcus gemeldet. Problem: Dem Geld sind Bundesbeiladungen zugefügt worden, die nach rund 48 Stunden das Geld, wenn es nicht rechtzeitig am Bundesbank und Casino vereinbarten Ort ist. Eine gewaltige Farbladung geht inmitten des Geldes hoch. Jack soll Gangster und Geld finden. Nicht so einfach wie gedacht. Der Ghostman wird nämlich, obwohl er doch so perfekt ist und sich in jeden verwandeln kann, der er sein will und selbst spurlos abtauchen kann, von einer FBI-Agentin in Atlantic City empfangen. Da sie nichts gegen ihn in der Hand hat, kann er sie abschütteln. Doch bald muss er feststellen, dass sie nicht die Einzige ist,die ihn verfolgt. Eine lokale Größe aus einem ansässigen Drogenkartell hat es auch auf seinen Kopf und das Geld abgesehen - das gehört nämlich seiner Organisation. Jetzt muss der Ghostman all sein Können und alle seine Tricks aufbieten, um aus dieser Sache wieder rauszukommen.

Inhaltsangabe und Titel hatten zwar mein Interesse geweckt, aber irgendwie war ich doch unschlüssig. Also hab ich zuvor einige Rezensionen mal angeschaut. Da ging es von himmelhochjauchzend bis übelste Grütze. Der eine Leser meinte, einen perfekten Thriller im Stile von "Ocean's eleven" gelesen zu haben, während sich andere über zuviel Brutalität (Die Mimose hat noch kein Buch aus der Festa-Werkstatt in der Hand gehalten. Was "Ghostman" bietet, wurde schon in Büchern vor 30 Jahren geliefert), der andere moniert die vielen Markennamen (Auch hier widerspreche ich, das, was bekannte und gutbezahlte, auflagenstarke Leute wie Dan Brown an Product Placement in ihre Bücher bringen und wie sie sich und ihre Werke zwecks Konotauffüllung an die Wirtschaft verkauft haben, übertrifft diesen hier um Längen) und wieder ein anderer hält es nur für einen aufgeblähten Heftroman (Hier stimme ich wenigstens teilweise zu - aufgebläht ist es wirklich. Paperback mit Großdruck und auf 383 Seiten gedehnt für 14,99 Euro, so kriegt man auch seine Umsätze gestärkt. Nix anderers wie das aufblähen von mehr oder weniger schwachen Filmen auf 3D, um den Eintrittspreis zu erhöhen.). Eigentlich ist die Idee, einen Verbrecher zur Hauptfigur zu machen, ja recht gut. Doch das konnte Tom Wood mit seinem Victor schon entschieden besser verkaufen. In einer einfachen Sprache erzählt Roger Hobbs eigentlich zwei Geschichten: Der eine Handlungsstrang, der ungefähr ein Viertel des Buches ausmacht, beschäftigt sich mit dem schiefgegangenen Coup, der den Ghostman in die Schuld von Marcus brachte. Wenig interessant, da man den Ausgang ja kennt und man eigentlch nur kurz wissen will, was überhaupt schief ging. Der zweite Handlungsstrang beschäftigt sich mit Atlantic City und hat schon etwas mehr an Spannung aufzubieten. Nicht alles ist so, wie es zu Beginn scheint, da gibt es Pläne, die der Ghostman nicht sofort durchschaut und die ihn in Lebensgefahr bringen. Was den einfachen Roman neben der fehlenden Charakterisierung und der eher überflüssigen FBI-Agentin leider bis ins schwache Mittelmaß absinken lässt, sind diverse Fehler in der Logik, angefangen bei den beiden Vollhonks, die für den Überfall engagiert wurden, bis hin zu Autotüren, die beim Rückwärtsfahren zufallen. Solides Buch mit einem brauchbaren Spannungsbogen, aber keine Pflichtanschaffung. Den zweiten Teil, an dem der Autor angeblich arbeiten soll, werde ich mir wohl sparen. Da gibt es in meinen Augen etliche hochklassigere Geschichten von seinen Kollegen. Man sollte dem Autor aber zugute halten, es war das Debüt eines 24-jährigen, vielleicht steigert er sich ja mit den Jahren. Einen totalen Verriss, wie von einigen Lesern, hat das Buch denn auch nicht verdient.

Jerry Garcia



Adrian McKinty. Belfast befindet sich im Ausnahmezustand. Detective Sergeant Sean Duffy ist neu in der Stadt, und gleich er bei seinem ersten Fall - der Suche  nach einem Serienkiller - muss er sich ins Zentrum des Terrors begeben.

Sean Duffy wollte eigentlich ins Zentrum des Geschehens und sich bei der Polizei profilieren. Irgendwie ist er enttäuscht, als er dann nach Carrickfergus kommt, einem Vorort von Belfast, in dem nichts Großes zu passieren scheint. Dennoch werden auch er und seine Kollegen mit dem Terror durch die IRA (katholisch) und deren protestantischen Gegnern gezogen. Im Jahr 1981 kann man sich nicht heraushalten. Dann kommen noch zwei Morde hinzu, die auf einen Schwulen hassenden Serienkiller hindeuten. Homosexuelle Aktivitäten sind in Irland zu der Zeit noch ein Straftatbestand; und die katholische IRA hasst die Schwulen erst recht. In seinem Bezirk ist Sean Duffy der einzige katholische Bulle - von den Protestanten verachtet und von den Katholiken als Verräter angesehen. Tag für Tag muss er seine Reputation beweisen. Die Chance kommt für ihn mit dem neuen Fall. Er ist durchaus ungewöhnlich: Da wird auf einem brachliegenden Grundstück eine Leiche gefunden - die rechte Hand abgehackt, einen zettel im Arsch. Kurze Zeit später findet man in einer Wohnung eine zweite Leiche - ohne Zettel, aber auch hier abgehackte Hand. Bald stellt man fest, dass die jeweiligen Hände, die man entfernt hat, dem jeweils anderen Opfer gehörten und vom Täter ausgetauscht und schön bei den Toten drapiert wurden. Die Ermittlungen kommen nicht voran, keiner will reden. Und dann findet man auch noch in einem Waldstück die erhängte Leiche einer jungen Frau, die erst vor kurzem entbunden hat. Sean Duffy ist überzeugt, dass alles zusammenhängt. Doch wie sehr, das ahnt auch er nicht.

1981. Schöne alte Zeit. Sie weckt Erinnerungen. Klobige Betamax-Videorekorder, Thin Lizzy, Phil Lynott und Gary Moore leben noch und die Hochzeit von Lady Di mit Prinz Charles steht noch bevor (da wurden bei uns in den Büros, die mit Kolleginnen besetzt waren, Fernseher aufgestellt und die Zeremonie gesichtet), aber auch grausame Zeit: Attentat auf den Papst und der brutale Nordirland-Konflikt. Jeden Tag mit der Furcht vor einem Anschlag leben, Auto nach Bomben überprüfen, Straße nach Heckenschützen absuchen. In diese Zeit schickt Adrian McKinty seinen Protagonisten Sean Duffy. Ohne groß die Hintergründe des Konfliktes zu erläutern oder eine Wertung abzugeben, schildert der Autor, der aus Carrickfergus kommt, das Leben in einer Zeit des Bürgerkrieges und der hohen Arbeitslosigkeit. "Der katholische Bulle" ist feinste Hard-Boiled-Literatur mit einem sturen Ermittler, der sich nicht von Widrigkeiten oder Vorgesetzten aus der Bahn schieben lässt und unbeugsam seinen Weg geht. Die Geschichte ist spannend und natürlich ist nichts so, wie es zu Anfang wirken mag und das in einem Krieg, der an religiösem Fanatismus den heutigen Ereignissen zwischen anderen Kulturen in nichts nachsteht. Ein großartiger Erzähler schreibt auf hohem Niveau über einen Konflikt, zu dem man vielleicht einige Vorkenntnisse brauchen könnte, da wie gesagt, wenig Hintergrund vom Autor kommt, der ein ganzes Land zerrissen hat und der Serienmord auf ein neues Level hebt: wenn man Lust zum Töten hat, schließt man sich einfach einer der beiden sich bekämpfenden Parteien an. Sean Duffy wird auch weitere Fälle in Nordirland lösen, da weitere Titel schon in Arbeit sind. 385 Seiten.

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