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We have always lived in the Castle

Begonnen von StS, 17 April 2019, 11:24:07

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StS



Von Stacie Passon ("Concussion") mit Crispin Glover, Sebastian Stan, Alexandra Daddario und Taissa Farmiga... nach dem Roman von Shirley Jackson("the Haunting of Hill House ").
 
The movie — an adaptation of Shirley Jackson's 1962 story of the same name — "centers on an isolated family, The Blackwoods, who use rituals and talismans to ward off hostile townspeople. The clan has already lost four members to poisoning when a distant cousin (Stan) arrives to maliciously secure the Blackwood fortune, at which point family secrets are unearthed."


Behalte ich mal im Auge.
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Moonshade

Eins meiner absoluten Lieblingsbücher, auch natürlich von Jackson (lese ich sogar lieber als "The Haunting of Hill House" von ihr).
Wunderte mich schon, dass sich da noch niemand an eine Adaption gemacht hat, denn das ist hervorragendes abgründiges Charaktermaterial in einer beinahe märchenhaften Atmosphäre, erzählt von einem der seltsamsten Charaktere überhaupt.
Die Protagonistin Merri oder Merricat weiß zwar genau wer sie ist und was alles in ihrer Familie passiert ist, aber sie lebt in einer magischen Traumwelt, in der ihren seltsamen Handlungen magischen Bedeutung zum Schutz der verhassten Familie vor dem Kleinstadtmob außerhalb des Besitzes zuschreibt.
Ihre große Kusine ist noch relativ normal und kümmert sich um den im Rollstuhl sitzenden, halb verrückten Onkel, der besessen davon ist, den Tag des Giftanschlags zu rekonstruieren und aufzuklären.

Ein außerordentlich dicht erzählter Kurzroman, der an allen Fronten von der dunklen Seite der Menschen handelt. Ist aber nichts Übernatürliches diesmal.

Bin ich echt heiß drauf.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Private Joker

19 Juli 2020, 13:44:43 #2 Letzte Bearbeitung: 20 Juli 2020, 14:15:24 von Private Joker
Wenn man so manchmal durch die Unterforen schaut, wundert man sich schon, wie lange es dauert, bis die vorgestellten Filme endlich mal hierzulande verfügbar sind - wenn überhaupt. Der zumindest hier ist jetzt - sauber synchronisiert, sollte man ja auch mal erwähnen - bei Amazon abrufbar und für Primer auch inklusive.

Klar, mal reingeschaut, wenn auch (Thread zu spät gelesen) mit etwas falscher Erwartungshaltung. Auch ohne mit Jacksons Werk sehr vertraut zu sein, hätte ich von Frau Hill House da zumindest etwas (gerne auch "angetäuschten", also später noch natürlich erklärten) Grusel erwartet. So wie der Film daherkommt, ein bisschen als sehrspätviktorianisches Melodram, wirkt der schon reichlich aus der Zeit gefallen, und zwar nicht nur aus der heutigen, sondern auch aus der Handlungszeit (anhand des Autos vermutlich die Sixties). Der wütende Dorfmob erinnert eher an die Jagd auf Frankensteins Monster & Braut aus den 1930igern, der ölige Cousin und die erotisch leicht unterversorgte Schwester lassen sich eher noch früher verorten, so irgendwo zwischen Jane Austen und Lady Chatterley.

Man kann an dem Film sicher auch einiges mögen, das schöne Setting, die Kostüme, zumindest teilweise auch die Schauspieler. Sebastian "Bucky" Stan gibt den geldgierigen Möchtegernverführer dermaßen überzeugend fies und ölig, das man dem innerhalb von 10 Filmminuten Tod, Pest und Cholera an den Hals wünscht. Und während Daddario eher nette Deko ist, gehört der Film natürlich und fast alleine Farmiga. Sie macht die kleine Schwester trotz der unverkennbaren Schattens im Lebenslauf zum puren Sympathiebolzen und etabliert sich endgültig als sine-qua-non des aktuellen Horror-Genrefilms (auch wenn es, wie erwähnt, natürlich keiner ist).

Die eigentliche Handlung ist dann wieder eher maßvoll spannend bis leicht strange; echte Überraschungen sind Fehlanzeige (
Spoiler: zeige
die Frage nach dem Tod der Eltern wird eher nebenher beantwortet und ist auch eigentlich von Anfang an klar
, wobei man sich zu dem Thema vielleicht noch etwas mehr gewünscht hätte -
Spoiler: zeige
in der einen "Visions-Szene", in der die beiden auftreten, wirken sie eher nett, warum ihre Ermordung durch ihre Bösartigkeit gerechtfertigt wäre, ist nicht erkennbar)
. Und das Finale ist in der Form auch eher unspektakulär, wenn auch einigermaßen befriedigend.

Insgesamt wäre ich in der Summe bei 5.5/10, vermute aber, dem einen oder anderen Jackson-Jünger wird es besser gefallen.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Moonshade

Hankey hatte den wohl gesehen und bei FB gepostet - er war aber auch nicht recht zufrieden.

Meine Besorgnis ist und war, dass das Buch eigentlich nur sehr schwer verfilmbar ist, weil es komplett aus der Introspektive von Merricat geschrieben ist, für die "psychologischer Sonderfall" schon sehr behutsam formuliert ist, da sie ja an ihre kindlichen Magie-Sicherungen glaubt und ansonsten eher ein leicht verzogenes Kind ist.

Der Roman dampft vor "southern gothic"-Schwüle und so einer Art sonnenzerglühter Märchenschloss-Atmo und das ist unheimlich schwer einzufangen, dass der Plot eher überschaubar ist, fällt da kaum auf, da Merricat sowieso nur Teile dessen, was um sie vorgeht, wirklich mit Interesse wahrnimmt.

Die Auflösung um die Familientragödie kommt im Buch auch total überraschend im Dialog während des Showdown ("Ja, wie schon einmal!"), so dass ich es beim ersten Mal fast überlesen hätte.

Spoiler: zeige
Tatsächlich ist auch im Buch kein Grund für den Giftanschlag zu finden, offenbar war es irgendein banales Missfallen oder eine Nichtigkeit, die das provoziert hat.

Das ist ja das Tolle an dem Buch: man ist auf der Seite der Protagonistin, die gleichzeitig schlecht behandelt und kindisch verzogen ist und akzeptiert damit total, dass man es mit einer pathologischen Soziopathin zu tun hat, die völlig unberechenbar, aber meistens relativ harmlos ist.


ich fürchte auch, dass ich vom Film enttäuscht sein werde, wenn ich ihn denn mal zu sehen bekomme, aber ich bin gewillt, einen kreativen Versuch zu honorieren.
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