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the Sandman (Neil Gaiman / Netflix)

Begonnen von StS, 6 Juni 2022, 20:40:15

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StS


On the way from Netflix is a series adaptation of Neil Gaiman's "The Sandman" comic books, and the upcoming project was represented at Netflix's Geeked Week 2022 today.

Netflix debuted a brand new teaser for the highly anticipated adaptation of Gaiman's beloved comic series at a panel with the cast and producers hosted by Felicia Day. More importantly, the streaming service revealed that "The Sandman" is coming to Netflix on August 5.

The series is described as "A rich blend of modern myth and dark fantasy in which contemporary fiction, historical drama and legend are seamlessly interwoven, The Sandman follows the people and places affected by Morpheus, the Dream King, as he mends the cosmic — and human — mistakes he's made during his vast existence."

"The Sandman" is a new dark fantasy Netflix series based on The Sandman comic book series created for DC by Neil Gaiman (Good Omens, Coraline). Gaiman is also an Executive Producer and Co-Writer. The series is produced by Warner Bros. Television.
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Moonshade

Ab 5.8. nun endlich - das Ding ist ja schon ewig in der Vorankündigungsliste (ohne Datum) und sieht schon recht fein aus. Ich bin leider weder Gaiman- noch Sandman-Kenner und hab mit den Comics schon vor Ewigkeiten generell aufgehört, aber visuell könnte das schön werden, wenn auch die verwobenen Stories ggf. ein Problem beim Abholen des Publikums sein könnten, nicht zuletzt ein Grund, warum es nie einen Film gegeben hat - die sind mehrfach am Skript gescheitert.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Cobalt

Ich hab schon damals in den 90ern beim Lesen der Comics gedacht, daß sich eine Verfilmung der Reihe sehr schwierig gestalten könnte (wobei sich einzelne Bände bzw Teilgeschichten dagegen recht gut eignen würden!). Die Serie scheint nun ja den Segen von Gaiman zu haben. Wenn ich dann aber bspw lese, daß Luzifer jetzt weiblich ist und Death von Kirby Howell-Baptiste gespielt wird, dann passt das so gar nicht zur Vorlage und meinen Vorstellungen. Nix gegen künstlerische Freiheit oder Weiterentwicklung, aber gerade die Figur Death, der Gaiman ja auch noch einige Spin-Off-Alben gewidmet hat (die sich mMn zur Verfilmung durchaus eignen), ist vom Aussehen (sehr bleich, schlank, schwarze Haare / Kleidung) her ihrem Bruder / dem Titelhelden Dream ziemlich ähnlich, dem sie außerdem von der "Familie" der Endless am nächsten steht.

Ok, wenn das Endprodukt die Story gut rüberbringt, sind solche Details vielleicht Jammern auf hohem Niveau, aber Veränderungen bzgl Geschlecht oder Hautfarbe legen den Verdacht nahe, daß hier bis zu einem gewissen Grad zwanghafte Political Correctness, Gleichberechtigung und wohl auch "Kundenorientierung" eine Rolle gespielt haben. Vielleicht ja auch irgendwie zu Recht, aber ich weiß jetzt schon, daß mir das regelmäßig übel aufstoßen wird (ok, ist natürlich ein gängiges Problem, wenn man Comic- oder auch Computerspiel-Vorlagen gut kennt und sich die Verfilmungen dann in bestimmten Bereichen zu arg davon unterscheiden).

StS

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Moonshade

Schaut das schon jemand?
Ich hab seit gestern abend sechs (von 10) Folgen abgearbeitet/eingesogen (und die Frau ist nach Folge 2 abgesprungen), obwohl ich keinen Bezug zu den Comics hatte.

Ist natürlich ein visueller FX-Rausch, allerdings immer am besten, wenn eher auf der "kleinen" Skala gespielt wird. Die ersten beiden Episoden machen das Wordbuilding, ziehen sich aber ganz schön, vor allem weil Hauptfigur Dream sowohl beim Bewegen wie auch beim Artikulieren eher "bedächtig" vorgeht - eine emotionale Ebene findet sich da beim Start nicht so recht.

Das gleicht sich danach aber mit zunehmender Spielfreude langsam aus, incl. der sprechenden Krähe und einer Standalone-Episode, die entweder bitterernst oder zum Heulen schön sind.
Also Geduld mitbringen.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Moonshade

Ich bin jetzt durch und die Serie könnte sicher wieder eine Wegmarke für den holpernden Netflix-Dienst und Warner Brothers sein.

Es ist nicht alles perfekt in der Serie, doch während ich so nachlese, scheinen die Macher tatsächlich die beiden ersten Serien "Preludes and Nocturnes" und "The Doll's House" (also die Comics 1-16) mit dem substanziellen Plot und den meisten Figuren auf die TV-Leinwand gebracht zu haben, ohne die Vorlage komplett durch den Fleischwolf zu drehen.

Für Puristen gibt es sicher einiges zu meckern, weil man Geschlechter oder Hautfarben getauscht hat (gut, das ist mir jetzt als Nichtkenner nicht aufgefallen - aber ich kenne wirklich einen Fall, wo sich jemand der TV-Serie verweigert, weil man die Figur des "John Constanine" zugunsten Johanna Constantine aufgegeben hat, obwohl beide Figuren in den Comics so auftauchen, nur eben dort in unterschiedlichen Epochen), aber im Kern hat man sich wohl sehr an den Original-Plot gehalten, wenn auch teilweise mit untypischer Anordnung mancher Episoden.

Wie gesagt, es braucht etwas, bis die Story rund läuft, aber das Setting muss man auch erst mal etablieren, was aber eher spröde umgesetzt wird. Ab Folge 3 wird es dann beständig besser. Die Dolls House Episoden (im Kern die Folgen 7-10) waren dann für mich etwas traditionellerer TV-Stoff, zwar phantastisch eingekleidet, aber letztendlich eine längere emotionale Familienfindung in zweierlei Welten.
Nicht mehr so mit dem Sense of Wonder, aber dafür viel zugänglicher.

Charmant übrigens, sich für Gilbert nur für drei Folgen der Dienste Stephen Frys zu versichern.

Alles in allem visuell beeindruckend, erzählerisch vielschichtig, wenn auch nicht makellos. Das darf ruhig fortgesetzt werden. (7,5/10)
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Mr Creazil

12 August 2022, 11:36:32 #6 Letzte Bearbeitung: 12 August 2022, 11:42:59 von Mr Creazil
Großer Fan der Comics hier (anlässlich der Serie gerade wieder dabei sie zu lesen), habe gerade die zweite Folge beendet und muss sagen, dass beide meine Befürchtungen nicht nur besänftigt haben, ich bin beinahe moderat begeistert. Bislang trifft die Adaption für meinen Geschmack den richtigen Ton, ist angenehm vorlagentreu und die wenigen Veränderungen und Erweiterungen empfinde ich als größtenteils sinnvoll, stimmungsvoll und ins Bild passend,
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 die ausgebaute Rolle des Korinthers etwa (wobei sich der 'Nitpicker' in mir fragt, wie er es vor Dreams Gefangenschaft aus dem Träumen geschafft hat, da sollte sein Herr und Meister mächtig genug gewesen sein, um keinen Alptraum, schon gar keinen derart bedeutenden wie den Korinther, aus dem Träumen entkommen zu lassen) oder die ausgebaute Rolle von Ethel Cripps
. Das die Story zu Beginn vielleicht nicht ganz rundläuft, lässt sich an der Vorlage verorten, die brauchte selbst ein wenig Zeit, um zu sich zu finden, bemühte gerade in den frühen Episoden einige tendenziell überflüssige Vertigo/DC-Crossover (
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daher Constantine und John Dee
).
Ich sehe mich selbst nicht als Puristen, zumindest nicht solange Kern und Wesen der Vorlage intakt bleiben (drum mag ich del Toros 'Hellboys' und verabscheue Marshalls Ärgernis), und habe dem entsprechend keine argen Probleme mit den meisten Geschlechts- und Hautfarben-Wechseln, Lucian aka Lucienne beispielsweise hat für mich weniger mit Geschlecht und Hautfarbe als mit der Chemie zwischen der Figur und Dream zu tun (dazu kann ich indessen nach zwei Folgen keine Aussage treffen). Bei anderen Figuren muss ich gestehen, bereits im Vorfeld wenigstens ein bisschen irritiert gewesen zu sein, und ja: Johanna Constantine gehörte dazu, denn zum einen mag ich einfach John Constantine und hätte Matt Ryans Rückkehr durchaus gefeiert  :happy3: , zum anderen ist er nun mal der Charakter in den Comics,
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welcher in der Affäre rund um Dreams Beutel die ausschlaggebende Rolle spielt
. Ohne die Folge gesehen zu haben, macht es für mich von der Vorlage her nur bedingt Sinn, ihn durch Johanna zu ersetzen. Andererseits hat Gaiman sie explizit für seine 'Sandman'-Comics geschaffen, sie ist viel mehr Teil der 'Sandman'-Welt als John, der so gesehen in sein eigenes Universums gehört und für sich im Vertigo-Kanon steht, zumal die bereits erwähnten damaligen obligatorischen Crossover aus den ersten 'Sandman'-Bänden, zu denen das Morpheus-Constantine-Team-Up eben gezählt werden muss, eher semi-hilfreich für die Geschichten waren. So gesehen und während ich das schreibe muss ich dann doch eingestehen: Johanna könnte sogar die bessere Wahl darstellen...
Worauf ich noch gespannt bin, ist Kirby Howell-Baptistes Death, eine verehrte und ikonische Lieblings-Figur der Comics, auch für mich. Hier störte mich die Hautfarbe ein klein wenig, da alle Ewigen nun mal bleich wie der Tod (hö hö hö) sind, als ewige Aspekte und Manifestationen ihrer jeweiligen Domänen sollte die Hautfarbe hier gar nicht erst reinspielen, es sei denn, sie haben diese Gestalt selbst gewählt. Dessen ungeachtet bin ich wie gesagt nicht Purist genug, um mir davon die Suppe versalzen zu lassen und wenn Howell-Baptiste ihre Sache gut macht, wen interessiert's. Immerhin kann man argumentieren, dass die Ewigen im Comic nicht unbedingt eine fixe Erscheinungsform haben, von ein paar elementaren Attributen abgesehen, und sich die Wahrnehmung ihrer physischen Präsenz je nach Betrachter unterscheidet (
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im Comic ist es etwa so, dass der Martian Manhunter bei der Begegnung mit Morpheus etwas ganz anderes sieht als Constantine oder andere Menschen, eine 'marsianische' Spielart, wenn man so will, wenn Katzen Morpheus begegnen, erscheint er ihnen als großer schwarzer Traum-Kater usw.
. Wie die Ewigen in Erscheinung treten, ist folglich abhängig vom Betrachter und nicht in Stein gemeißelt. Warum Unity Kinkaid auf einmal schwarz sein muss, habe ich mich kurz gefragt, aber was soll's. Alles bisher Mücken, die nicht ansatzweise so gravierend ausfallen, wie manche Wokeness-Elefantenbeschwörer sie aufbauschen möchten. Gwendoline Christies und Mason Alexander Parks Besetzung gefallen mir schon seit der Ankündigung in der Theorie, gerade letztere(r) ergibt in der heutigen LGBQT-Welt durchaus Sinn, Tom Sturridge ist ein solider Dream, Boyd Holbrook ein fieser Korinther, dazu noch Joely Richardson und David Thewlis, Fry in der Rolle kann nur gut werden... birgt alles bis zum jetzigen Zeitpunkt großes Potenzial!
Aber wenn ich kurz den Puristen raushängen lassen darf: was mich gestört hat, war
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 Dreams Bestrafung von Alex Burgess. In der Serie bestraft er ihn mit ewigem Schlaf... oh nein, wie schlimm. Im Comic ist seine Bestrafung um ein VIELFACHES fieser und, wie gestehen muss, befriedigender: dort 'schenkt' ihm Dream nämlich ewiges Erwachen, er ist fürderhin in einem nicht enden wollenden Alptraum gefangen, bzw. immer, wenn er denkt, er wäre aus einem Alptraum erwacht, muss er feststellen, dass nur in den nächsten geschlittert ist und das setzt sich ins Unendliche gehend fort, ein Alptraum mise an abyme, jedes Mal aufs Neue mit der falschen Hoffnung gefüttert, endlich aus den Alpträumen erwacht zu sein)
. Die Änderung fand ich schwach, sehr schwach sogar.
Ansonsten: ich bin als Comic-Fan bisher vollauf zufrieden und freue mich auf den Rest der Staffel, hoffe, dass sie das Niveau hält, sich steigert und uns lange erhalten bleibt!  :happy2: 
"Nihilist und Christ: das reimt sich, das reimt sich nicht bloß ..."

"Die Zensur ist die jüngere von zwei schändlichen Schwestern, die ältere heißt Inquisition. "

"Who fights with a ladder - well, Jackie Chan does!"

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Moonshade

Mason Alexander Parks ist großartig in den viel zu kurzen Auftritten, pure mäandernde Androgynität.

Da ich die Comics nicht kannte, wusste ich anfangs auch nicht, wen Kirby-Howell-Baptiste darstellen sollte von den Ewigen und es war dann eine größere Überraschung mit einer gefühlvollen Komponente (die Abhol-Montage geht echt auf die Trändrüse!)

Bei Unity musste sie wohl dem Beispiel Rose folgen als Familie, ist Rose denn weiß in den Comics?

Thewlis war wie immer beeindruckend (bedrohlich) und Fry...dreimal hingesehen und dann unter diesem Schnurrbart erst erkannt... :mr.green:
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Mr Creazil

12 August 2022, 12:35:10 #8 Letzte Bearbeitung: 12 August 2022, 12:38:05 von Mr Creazil
Ja, Rose mitsamt Familie sind alle weißer als weiß in den Comics. Urbritisch halt. ^^
Naja, zumindest Unity ist urbritisch. ^^
Dafür haben sie viele der anderen Schlaf-Geschädigten aus den Comics gestrichen, unter anderem den Charakter aus Afrika. Wobei die wenigsten davon abgesehen von Unity und Rose eine wirkliche Rolle gespielt haben.

Auf Thewlis freue ich mich in der Rolle auch schon sehr. :)
Liest sich alles sehr vielversprechend. Ich freue mich auf den Rest. :)
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Dann viel Spaß, meine Hits waren die Folgen 5 (Diner) und 6 (Hob Gaulding/Death), das war für mich beides pure Meisterschaft.
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Mr Creazil

12 August 2022, 13:06:07 #10 Letzte Bearbeitung: 12 August 2022, 14:27:35 von Mr Creazil
Das Diner war für mich in der Comic-Version der Punkt, an dem 'Sandman' richtig durchgestartet ist. Ich bin gespannt! :)
Es gibt dazu auch einen gelungenen Fan-Film. Habe ich hier in der Datenbank eingetragen und gibt's meine ich auf YouTube.
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Mr Creazil

18 August 2022, 22:39:13 #11 Letzte Bearbeitung: 18 August 2022, 22:51:26 von Mr Creazil
Episode 6 abgeschlossen, bin somit sozusagen halb durch, 'The Sound of her Wings' kann man schließlich mit Fug und Recht als Zäsur bezeichnen (für Comic und Serie gleichermaßen), die wohlverdiente Pause, bevor es
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mit der Story rund um Rose Walker in die Vollen geht
.

Nach wie vor bewegen sie sich nah am Original, geringfügige Änderung waren freilich hie und da wohl nicht zu vermeiden gewesen, sie wirkten bislang allerdings nie willkürlich oder gar sabotierend. Die Vorlage erlaubt sich ein bisschen mehre Tiefe und Suhlen in mythologischen, religiösen und literarischen Verweisen, diesbezüglich ist definitiv Luft nach oben in der Serie, die nichtsdestotrotz stimmungstechnisch seinem Ursprung treu bleibt.
Grosso modo würde ich behaupten, dass der Comic besonders in den niederschmetternden Momenten deutlich mehr Schärfe und Bedrückendes aufweist. Ich will nicht sagen, dass die Adaption es dem Zuschauer grundsätzlich leichter macht, dennoch haben gerade die Geschichte rund um Constatines tragische Liebschaft und vor allem die Diner-Episode an Wirkung im direkten Vergleich an Kraft verloren. '24/7' sticht hervor (wo übrigens wiederum auffällig war, dass die Fletchers 'ethnisch gefixt' wurden, da wurde prompt aus einem weißen ein 'gemischtrassiges' (ich möchte betonen: ich mag den Begriff Rasse nicht...) Paar, nur so am Rande  :happy3: ), da sie John Dee vom DC-Villain zu einer tragischen Figur gewandelt haben, die für sich allein besteht, den Konnex kein bisschen nötig hat und von Thewlis ganz hervorragend gespielt wurde (wenn ich meine bessere Hälfte zur Sichtung überreden kann, muss wohl oder übel die deutsche Synchro her und da hege ich Zweifel, ob ich mich von Thewlis Stimme werde lösen können...).
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Seine Motivation weicht beträchtlich von der seines Comic-Pendants ab, aus dem schaurigen Bösewicht, der die Welt simpel brennen sehen möchte (und dem dies beinahe gelingt), wird in der Serie eine zutiefst traurige, mitleiderregende Kreatur, ein gebrochener, im Stich gelassener Mensch, dem viel Schaden zugefügt wurde, der letztlich Gutes im Sinn hat, die Welt nach bestem Gewissen verbessern möchte, letztlich an dieser Ambition krachend scheitert, scheitern muss, auch, weil er die Realität der Welt und Menschen nicht richtig einzuordnen weiß, und der letztlich Zurückweisung mit äußerster physischer und psychischer Brutalität vergilt (Comic John Dee lässt übrigens seine Mitfahrgelegenheit nicht am Leben, sondern erschießt sie eiskalt). Trotz aller Tragik ist der Comic gerade in diesem Abschnitt niederdrückender, brutaler, geradezu bleiern, der Seelen-Striptease der Figuren wirkt bedeutend schonungsloser, entblößender, schmerzhafter, Dee weitaus kaltschnäuziger und monströser. Das Ausbleiben eines Happy Ends verstärkt diesen Effekt, der Schaden ist angerichtet und irreparabel, die Welt mag sich erholen, doch gibt es kein Zurück, nur den schwachen Schatten einer Erlösung.

Um das klarzustellen: mir gefällt die Serien-Version. Weil mir Dee und Thewlis in dieser Interpretation des Charakters gefallen. Nur finde ich es auffällig, dass die Serie prinzipiell etwas gnädiger in seiner Charakterisierung ausfällt, damit zugleich eine merkliche Klitzekleinigkeit an Wirkung und emotionaler Wucht verspielt. Ich erinnere an
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die im Vergleich zum Comic milde Bestrafung von Alexander Burgess
.

An Dreams Ausflug in
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die Hölle ist nicht viel auszusetzen, da durfte das FX-Team ein bisschen die Muskeln spielen lassen und hat die Chance gut zu nutzen gewusst. Leider haben sie das Triumvirat aus dem Comic gestrichen, wobei das der Story nicht groß schaden dürfte, es ihr sogar zu Gute kommen könnte, dass sie sich voll und ganz auf Lucifer konzentrieren und ihn wieder zum unumstrittenen Alleinherrscher (Alleinherrscherin?) gemacht haben. War er/sie so gesehen immer. Mazikeen, die mehr oder weniger den Platz von Azazel und Beelzebub eingenommen hat, ist andererseits entschärft, sie ist im Comic noch entstellter, artikuliert sich ihrem Aussehen entsprechend und kann nun wirklich nicht als große Nummer bezeichnet werden, zumindest nicht in dem Maße, wie hier angedeutet. ^^
Das Dream nun gegen Lucifer und nicht Choronzon antreten muss, war ein nette Einfall, wie der Zweikampf insgesamt schön dargestellt wurde, Erinnerungen an 'The Sword in the Stone' wach werden lässt  :happy3: . Im Vergleich zum Comic scheint Dream, der dort keinen Zweifel an seiner Überlegenheit gegenüber dem niederen Dämon lässt, hier tatsächlich in Gefahr zu sein, was angesichts des Gegners nicht verwundert und dramatischer wirkt.
Ebenfalls gelungen finde ich Matthew, der in der Serie deutlich früher eingeführt wurde und seinem Boss ordentlich Pep-Talks verpassen und ins Gewissen reden darf. Mit ihm wurde alles richtig gemacht. Alle Daumen hoch für Matthew!

Nun, 'The Sounds of her Wings'. Eine ganz, ganz wichtiger Episode in beiden Medien,
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nicht allein, weil Death das erste Mal auftritt, sondern auch, weil Dream das erste Mal eine Pause seit seiner Befreieung vergönnt ist, um zu sich zu finden.
Und zum Glück ist die Folge ein echtes Highlight, das mich stellenweise zu Tränen gerührt hat, gerade in der erste Hälfte.
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Kirby Howell-Baptiste und Ferdinand Kingsley sind zwei wunderbare emotionsreiche Gegenstücke zu der (der Figur entsprechenden) unterkühlten Darstellungsweise von Tom Sturridge, mit dessen Casting ich nach wie vor ab und an hadere (zu jung und sieht bisweilen aus wie der mäßig angefressene Student, der eine Schnute zieht, weil ihm die Sojamilch ausgegangen ist...), dies notabene nur geringfügig. Ich war überrascht, dass sie Gadling direkt auf den Death-Exkurs folgen ließen, das war indessen eine positive Überraschung und willkommene Verknüpfung.


Was ich im Allgemeinen anmerken muss: Sturridge hat Glück, dass ihm in der Regel starke Co-Stars gegenüberstehen. Auf sich gestellt, vermag er das nur so semi zu schultern. In dem Zusammenhang:
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Mason Alexander Park: das bisschen, was von they/them zu sehen war, finde ich bislang super! Das Ende in Desires Galerie setzte einer hervorragenden Episode noch das Sahnehäubchen auf und Bob Moses Desire passte wie Faust aufs Auge.  :happy2:
.

Was ich sonst in den Unweiten des Intermenets gelesen hatte, war, dass manch einer einen 'richtigen' Vorspann vermisst. Kann ich nachvollziehen, fände sowas wie 'The Ninth Gate' stimmungsvoll, ein traumhaftes Wandern durch die Tore des Träumens (bitte keine generische Fantasy-Schau von fantastischen Orten...), aber naja. ^^
Dafür sind die Abspänne jedes Mal eine Augenweide, erfreulich, dass Dave McKean dafür zurückgekehrt ist.  :happy2: Und die Musik finde ich sowieso toll.
Thema IMDB hatten wir andernorts ja schon gehabt, wollte bloß anmerken, dass sich da inzwischen einige eher hirnrissige, kleinkarierte Negativ-Reviews eingeschlichen haben, die ich nur schwer nachvollziehen kann.

Also: mir gefällt die Adaption als Fan der Comics immer noch sehr gut und ich freue mich auf die verbleibenden Folgen und hoffe inständig auf eine Verlängerung!  :happy2:

Edit:
Zum Thema Änderungen im Vergleich zum Comic in '24/7':
https://ew.com/tv/the-sandman-neil-gaiman-scariest-comic-24-hours-netflix/
Ich empfehle ungetrübt den Fan-Film.
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StS

Es gibt nun ne Bonus-Episode:

ZitatThere is now more of The Sandman to watch on Netflix! The streaming service has released a bonus episode of the show that is, as described by Variety, "a live-action/animated hybrid episode adapting two fan-favorite stories from Gaiman's The Sandman graphic novels from DC Comics: A Dream of a Thousand Cats and Calliope."

Directed by Hisko Hulsing, A Dream of a Thousand Cats is the animated portion and stars Tom Sturridge in his leading Sandman role as Dream, as well as a guest voice cast members including Sandra Oh as The Prophet, Rosie Day as The Tabby Kitten, David Gyasi as The Grey Cat, Joe Lycett as The Black Cat, Gaiman himself as Crow/Skull Bird, James McAvoy as Golden-Haired Man, David Tennant as Don, Georgia Tennant as Laura Lynn, Michael Sheen as Paul, Anna Lundberg as Marion, Nonso Anozie as Wyvern, Diane Morgan as Gryphon, and Tom Wu as Hippogriff.

The live-action story Calliope, directed by Louise Hooper, features Sturridge along with guest stars Melissanthi Mahut as Calliope, Arthur Darvill as Richard Madoc, Nina Wadia as Fate Mother, Souad Faress as Fate Crone, Dinita Gohil as Fate Maiden, Kevin Harvey as Larry, Amita Suman as Nora, and Derek Jacobi as Erasmus Fry.

Hulsing provided the following statement: We endeavored to make the animated version of A Dream of a Thousand Cats as mesmerizing and hypnotic as we could by utilizing the magic of real oil paintings on canvas. We combined the paintings with classically drawn 2D animation, based on realistic 3D animation of telepathic cats in order to create a trippy world that feels both grounded and dreamy at the same time. Untold Studios in London created the breathtaking 3D animation of the cats. The wonderful 2D animation, oil paintings and stylizing were all done at Submarine Studios in Amsterdam."

(joblo.com)
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Mr Creazil

Zwei traurige Geschichten, insbesondere Kalliope ist in Comic-Form schwer zu schlucken. Ich bin neugierig, habe allerdings aufgrund der bereits genannten leichten Entschärfung mancher schwererer Kost der Vorlage Bedenken, dass sie den Ton getroffen haben. Mal schauen.
Bei Schnittberichte sind mir wiederum die richtigen untergekommen...
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Moonshade

Ich habe die Zusatzfolge jetzt gestern auch nachgeholt und die ist wirklich gefühlvoll geworden.

"A Dream of a thousand Cats" ist optisch sehr ansprechend umgesetzt und hat auch ein paar Animationshighlights.

"Calliope" nimmt den Hauptteil der Episode und ist ziemlich bedrückend geraten, dass sich die
Spoiler: zeige
Inspiration nur "anvergewaltigt" einkassieren lässt
kommt allerdings ziemlich soft und indirekt rüber, ich hab das parallel nachgelesen. Ich kenn die Vorlage nicht, aber vielleicht war das den Machern zu heikel. Auf jeden Fall eine schöne Übergangsgeschichte.
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StS

Erhält nun offiziell eine 2. Staffel.
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Moonshade

Steht nah an der Grenze zu einer Flagshipserie - wäre enorm riskant gewesen, das fallen zu lassen.
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